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Die Orgel<br />
Von den e<strong>in</strong>gereichten Wettbewerbsideen<br />
konnten die künstlerisch<br />
ungewöhnlichen und architektonisch<br />
e<strong>in</strong>fühlsamen, bisweilen provokanten<br />
Vorschläge von Claudius W<strong>in</strong>terhalter<br />
überzeugen. Auf schmalem Grundriss,<br />
teilweise frei über dem “Auge”des<br />
Treppenaufgangs gelagert, erhebt sich<br />
e<strong>in</strong> auf die Spitze gestellter Pyramidenstumpf.<br />
Er setzt sich zusammen<br />
aus zwei sich durchdr<strong>in</strong>genden Kuben,<br />
deren äußere Abwicklung durch e<strong>in</strong>en<br />
ausgewogenen Rapport aus Gehäuseflächen,<br />
gefächerten Prospektpfeifen<br />
und horizontalen Schwellerjalosien<br />
nachvollziehbar wird. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />
der geradw<strong>in</strong>kligen Raumschale<br />
sorgt die schräge L<strong>in</strong>ienführung der<br />
neuen Chororgel <strong>für</strong> angenehme Spannung.<br />
E<strong>in</strong>e elegante, weiße Farbfassung<br />
unterstützt die skulpturale Plastitizät,<br />
erzeugt Ruhe und vermittelt zwischen<br />
Raum und Objekt. Die freigestellte<br />
Spielanlage wird von e<strong>in</strong>er ausdrucksvollen<br />
Kettensägenarbeit des<br />
Bildhauers Arm<strong>in</strong> Göhr<strong>in</strong>ger akzentu-<br />
iert und vervollständigt das Gesamtbild.<br />
E<strong>in</strong> zusätzlicher Registerzug, der die<br />
rätselhafte Bezeichnung “Mysterium<br />
Eberhardi” trägt, bedarf noch der Erläuterung.<br />
Msgr. Erich Sommer, Dompfarrer<br />
von 1970–1986 “erfand”das<br />
“Eberhardswunder“. Es handelt sich<br />
um das Bild vom Heiligen Eberhard,<br />
dem Erzbischof von Salzburg, der se<strong>in</strong>e<br />
schützende Hand segenbr<strong>in</strong>gend<br />
über den Domchor und se<strong>in</strong>en Leiter<br />
bei den Pontifikalämtern gehalten habe,<br />
so daß nach gelungener Ausführung<br />
e<strong>in</strong>es vielleicht zu knapp geprobten<br />
Werkes von allen dankbar das<br />
“Eberhardswunder” wieder e<strong>in</strong>mal bestätigt<br />
werden konnte. Bis auf den heutigen<br />
Tag hält der Heilige Eberhard<br />
schützend se<strong>in</strong>e Hand über die Dommusik.<br />
Da lag es also nahe, der neuen<br />
Chororgel dieses “Wunder”zu <strong>in</strong>korporieren.<br />
Solche “Scherzregister” mit durchaus<br />
tieferer Bedeutung haben e<strong>in</strong>e lange<br />
Tradition im Orgelbau. An der Gabler-<br />
Orgel <strong>in</strong> Ochsenhausen ersche<strong>in</strong>t<br />
e<strong>in</strong> Ochse, der “Kuckuck” ruft, an den<br />
Orgeln <strong>in</strong> den Münstern zu Straßburg<br />
und Freiburg droht der “Rohraffe”, im<br />
Trierer Dom flötet gar Gott Pan, an der<br />
Tauberbischofsheimer Orgel grunzt die<br />
“Tauberkröte” und an der Langhausorgel<br />
des Kölner Doms ersche<strong>in</strong>t, w<strong>in</strong>kend<br />
mit Jeckenmütze, der Dompropst.<br />
In Stuttgart aber ersche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> der Domkirche<br />
St. Eberhard der Heilige Eberhard<br />
mit der Segenshand und gütig lächelnd,<br />
geschnitzt von Alfons Heimburger<br />
aus Niedereschach.<br />
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