Zukunft Heilbronn-Franken – Ergebnisse der neuen IHK ... - w.news
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Bild: Project Photos<br />
BURN-OUT <strong>–</strong> nicht nur ein immer weiter „boomendes“<br />
Krankheitsbild <strong>–</strong> auch ein Wirtschaftsfaktor,<br />
<strong>der</strong> Unternehmen und Gesellschaft belastet.<br />
Arbeiten bis <strong>der</strong> Arzt<br />
kommt<br />
Matthias<br />
Marquart<br />
Wo sind sie nur, die guten alten<br />
Zeiten? Zeiten, in denen deutsche<br />
Arbeitnehmer samstags noch arbeiteten,<br />
sich niemand über die 40-<br />
Stunden-Woche Gedanken machte<br />
und das ”Burn-out-Syndrom“ etwas<br />
war, das sich nach Science Fiction<br />
anhörte. Heute arbeitet <strong>der</strong> durchschnittliche<br />
Angestellte, laut Erhebungen<br />
des Statistischen Bundesamtes,<br />
nur noch 30 Stunden in<br />
<strong>der</strong> Woche, hat 31 Tage Urlaub<br />
und weitere Feiertage kommen<br />
noch dazu <strong>–</strong> toll, da kann man es<br />
sich doch recht gemütlich machen.<br />
Pustekuchen <strong>–</strong> mehr und mehr<br />
Menschen in Deutschland werden<br />
krank.<br />
Arbeit extrem verdichtet<br />
Doch auch die Statistik krankt. Hier<br />
Teilzeitarbeit, geringfügig Beschäftigte,<br />
Minijobs, dort Workaholics<br />
mit extremer Belastung <strong>–</strong> schon<br />
wird die ”tatsächliche“ Arbeitszeit<br />
im Durchschnitt reduziert. Hinzu<br />
kommt eine extreme Verdichtung<br />
<strong>der</strong> Arbeit. Wo früher fünf Briefe<br />
auf den Schreibtisch flatterten, gilt<br />
es heute nahezu täglich dutzende<br />
von E-Mails zu bearbeiten. Das<br />
raubt Zeit, Zeit die es aufzuholen<br />
gilt. So wird die Arbeit mit nach<br />
Hause genommen. Bis es nicht<br />
mehr geht. ”Burn-out“ <strong>–</strong> Ende.<br />
Immer noch ein Tabuthema<br />
Was aber ist Burn-out <strong>–</strong> ”erkrankt“<br />
man von heute auf morgen, was<br />
sind die Symptome, wie teuer ist<br />
die Krankheit, was kann man dagegen<br />
unternehmen? Viele Fragen,<br />
auf die Jürgen Loga, Burn-out<br />
Coach bei <strong>der</strong> Akademie des burnout-helpcenters<br />
Sali Med in Löwenstein,<br />
Antworten kennt: ”Burnout<br />
zählt zu den psychischen Erkrankungen.<br />
Anzeichen sind, dass<br />
die Betroffenen keine Energie, keine<br />
Kraft mehr haben. Oft kommen<br />
körperliche Beschwerden dazu.<br />
Tinnitus o<strong>der</strong> sehr häufig Rückenschmerzen.<br />
Die meisten Menschen<br />
können dabei nicht selbst erkennen,<br />
dass sie in einem Burn-out-<br />
Prozess stehen. Sie trösten sich<br />
selbst immer wie<strong>der</strong> mit Aussagen<br />
wie ’wird schon werden‘ o<strong>der</strong> ’ich<br />
bin einfach zu wehleidig‘. Das fatale<br />
daran: es än<strong>der</strong>t sich nichts.“<br />
Arbeitsunfähigkeit kostet Milliarden<br />
Nach Schätzungen <strong>der</strong> Bundesanstalt<br />
für Arbeitsschutz und Arbeits-<br />
medizin (BAuA) mit Sitz in Dortmund<br />
fielen 2008 insgesamt etwa<br />
1,3 Millionen Erwerbsjahre durch<br />
Arbeitsunfähigkeit aus. Dies verursachte<br />
nach Schätzungen anhand<br />
von Lohnkosten einen Produktionsausfall<br />
von etwa 43 Milliarden Euro.<br />
Zwar blieb <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Fehltage<br />
durch psychische und Verhaltensstörungen<br />
im Jahresvergleich bei<br />
neun Prozent konstant. Allerdings<br />
nehmen die Verrentungen aufgrund<br />
psychischer Erkrankungen seit<br />
mehreren Jahren zu. Mehr als ein<br />
Drittel geht aufgrund dieser Krankheiten<br />
in Frührente.<br />
Was tun?<br />
Doch Jürgen Loga berät nicht nur<br />
Patienten. Immer wie<strong>der</strong> hält er<br />
Vorträge, die sich gezielt an Führungspersonen<br />
richten. ”Zum einen<br />
sind in dieser Gruppe sehr viele<br />
Menschen Burn-out-gefährdet, zum<br />
an<strong>der</strong>en sind es auch sie, die erkennen<br />
sollten, wenn ein Mitarbeiter<br />
Symptome zeigt, um rechtzeitig<br />
gegenzusteuern.“ Einige Maßnahmen,<br />
die er dabei nennt sind, die<br />
Arbeitsorganisation o<strong>der</strong> das Arbeitsumfeld<br />
zu verän<strong>der</strong>n. Loga:<br />
”Loben, motivieren und belohnen<br />
sind dabei ebenso wichtig wie Karriere-Ziele<br />
gemeinsam zu besprechen.“<br />
Wenn all dies nichts nützt,<br />
rät Jürgen Loga zu einer ganzheitlichen<br />
Behandlung: So erzielt Loga<br />
im burnout-helpcenter beachtliche<br />
Erfolge. ”In nahezu 97 Prozent aller<br />
Fälle können wir helfen und die<br />
Weichen so stellen, dass die Betroffenen<br />
langfristig geheilt werden.“<br />
Und wenn alles nichts hilft? ”Da<br />
bleibt dann oft nur den Arbeitsplatz,<br />
eventuell sogar den Beruf zu<br />
wechseln <strong>–</strong> auch diese Fälle hatten<br />
wir lei<strong>der</strong> schon.“<br />
www.burnout-helpcenter.de<br />
Eine Lang-Version dieses Artikels<br />
sowie weitere Informationen zum<br />
Thema gibt es im Internet unter <strong>der</strong><br />
Dok.-Nr.: WMW002591<br />
www.ihk-w<strong>news</strong>.de<br />
NOVEMBER 2010 w.<strong>news</strong><br />
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