2 - Institut für Deutsche Sprache
2 - Institut für Deutsche Sprache
2 - Institut für Deutsche Sprache
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
2. Mitarbeiter und Abteilungen<br />
26<br />
Die Forschungsprojekte der Abteilung untersuchen<br />
die einzelsprachspezifischen, die<br />
areal und situativ variierenden sowie die im<br />
Zusammenhang mit Migration entstehenden<br />
Merkmale des gesprochenen Deutsch auf<br />
verschiedenen linguistischen Ebenen (insbesondere<br />
phonetisch, (morpho-)syntaktisch, lexikalisch,<br />
pragmatisch, interaktional, rhetorisch).<br />
Gesprochene <strong>Sprache</strong> und verbale Interaktion<br />
werden im komplexen praxeologischen<br />
Zusammenhang untersucht. Dies heißt insbesondere,<br />
dass sprachliche Konstruktionen<br />
funktional analysiert und verbale Interaktionen<br />
konsequent als multimodale Interaktion<br />
verstanden und in ihrer sozialstrukturellen<br />
Prägung und Relevanz betrachtet werden.<br />
Die Forschungsprojekte der Abteilung arbeiten<br />
ausschließlich empirisch korpusbasiert<br />
bzw. korpusgesteuert mit qualitativen (konversationsanalytischen,<br />
ethnographischen) und<br />
quantitativen (korpuslinguistischen) Methoden.<br />
Fragen der Methodenkombination undentwicklung<br />
sind ein zentrales Anliegen aller<br />
Forschungsprojekte der Abteilung.<br />
Die Forschungsprojekte der Abteilung haben<br />
die Aufgabe, Grundbegriffe ihrer Untersuchungsgegenstände<br />
korpusbasiert zu klären<br />
und damit zur fachwissenschaftlichen Theoriebildung<br />
beizutragen.<br />
Zum anderen stellt sich die Abteilung die Aufgabe,<br />
professioneller Dienstleister und zentrale<br />
Plattform <strong>für</strong> die wissenschaftliche Infrastruktur<br />
der Forschungsgebiete „Gesprochene <strong>Sprache</strong>“<br />
und „Gesprächsforschung“ im deutschen<br />
Sprachraum zu sein. Das „Archiv <strong>für</strong> gesprochenes<br />
Deutsch“ bietet die umfangreichsten wissenschaftsöffentlich<br />
zugänglichen Korpora von gesprächs-<br />
und varietätenlinguistischen Aufnahmen<br />
des <strong>Deutsche</strong>n, ständig aktualisierte umfassende<br />
fachwissenschaftliche Informationen und Services<br />
sowie korpustechnologisches Knowhow. Diese<br />
Angebote sind <strong>für</strong> die universitäre Lehre und<br />
die Erforschung von gesprochener <strong>Sprache</strong> und<br />
Gesprächen im deutschen Sprachraum unabdingbar<br />
und können nur von einer <strong>Institut</strong>ion wie dem<br />
IDS bereitgestellt werden.<br />
Im Jahr 2008 konzentrierten sich die Arbeiten auf<br />
folgende Projekte:<br />
Variation des gesprochenen Deutsch<br />
Ziel des Projekts ist die korpusbasierte Analyse<br />
und Dokumentation der arealen Variation des gesprochenen<br />
Deutsch. Untersuchungsgegenstand<br />
ist zum einen die standardnahe, regionale Variation<br />
des gesprochenen Deutsch im gesamten<br />
deutschen Sprachraum. Hier stellt sich die Frage,<br />
hinsichtlich welcher Parameter sich konsistente<br />
standardnahe, d.h. nicht-dialektale, regiolektale<br />
Räume identifizieren lassen und ob die in ihnen<br />
vorherrschenden Varianten zusammengenommen<br />
jeweils den Charakter von Varietäten annehmen.<br />
Zum anderen soll geprüft werden, ob sich allgemein<br />
sprechsprachliche Phänomene von regionalspezifischen<br />
abgrenzen lassen, sich also in<br />
Deutschland ein überregionaler sprechsprachlicher<br />
Gebrauchsstandard herausgebildet hat. Untersucht<br />
wird ein Kontinuum von formellen bis<br />
informellen Sprechsituationen. Sie reichen von<br />
der Aussprache des Schriftdeutschen (Vorlesesprache)<br />
über die spontan gesprochene <strong>Sprache</strong><br />
im offenen soziolinguistischen Interview bis hin<br />
zur informellen Situation der Aushandlung einer<br />
Wegbeschreibung (map-task) unter Mitgliedern<br />
einer Sprachgemeinschaft. Damit werden neben<br />
der diatopischen Variation auch die diaphasische<br />
bzw. diasituative Variation in ihren regionalen<br />
und überregionalen Ausprägungen erfasst. Die<br />
Untersuchung wird sich zunächst auf phonetische,<br />
wortphonologische und morphosyntaktische<br />
Phänomene der Variation der gesprochenen<br />
<strong>Sprache</strong> erstrecken. Zu letzteren gehören vor<br />
allem schwache Formen (weak forms), die vorwiegend<br />
in unbetonten Positionen vorkommen<br />
(z.B. Klitisierung: geht=s gut, Assimilation: das<br />
ham=mer auch). In diachroner Hinsicht werden<br />
Ausspracheunterschiede der jungen und älteren<br />
Generation verglichen.<br />
Im Jahr 2008 wurde die mit Hilfe von Mitteln der<br />
Leibniz-Gemeinschaft aus dem „Pakt <strong>für</strong> Forschung<br />
und Innovation“ finanzierte Erhebung des<br />
Korpus „Deutsch heute“ abgeschlossen. Es umfasst<br />
ca. 1.000 Stunden Aufnahmen von jüngeren<br />
Sprechern (je vier Gymnasiasten aus 160 Orten)<br />
und älteren Sprechern (je zwei ältere Informanten<br />
aus 80 Orten) im gesamten deutschsprachigen<br />
Raum (inkl. deutschsprachige Regionen in<br />
Österreich, Schweiz, Italien und Belgien). Die<br />
Vorleseaussprachedaten wurden transkribiert und<br />
wortweise aligniert und ein großer Teil der Inter-