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Zurück zur Mitte finden //<br />

Auf der Suche nach Verständnis von Heilung und nicht nur oberflächlicher<br />

Reparatur kann die alte Medizin-Tradition helfen. Das Wort Medizin zeigt<br />

mit demselben Wortstamm wie Meditation, dass es auch hier einmal darum<br />

ging, Patienten, die durch den Wind und aus der Mitte gefallen waren,<br />

in diese zurückzuführen. Heilmittel hieß früher folgerichtig re-medium<br />

(»re« = »zurück« zur »medium« = Mitte) und heute noch im Englischen<br />

re-medy. Auch im deutschen Heilmittel schwingt noch die Mitte mit. Wie<br />

notwendig wäre heute eine Medizin, bei der der Mensch wieder im Mittel-punkt<br />

steht (statt Pharma- und Geräteindustrie) und die den Anspruch<br />

hat, Menschen zurück in ihre Mitte zu bringen.<br />

Als meditierender Arzt waren mir Medizin und Meditation immer gleichermaßen<br />

nah <strong>zum</strong> Segen der Patienten. Inzwischen belegen Studien der<br />

Psychoneuroimmunologie wie Meditation die Abwehrkraft stärkt, hohen<br />

Blutdruck und Blutzucker senkt und obendrein noch die Gehirnleistung<br />

harmonisiert.<br />

In Medizin schwingt obendrein das rechte Maß mit, von lat. »medere«<br />

ermessen. In früheren Zeiten ging es Ärzten folglich auch darum, ihren Patient(inn)en<br />

zu helfen, das rechte, nämlich ihr persönliches Maß, zu finden.<br />

Aus der Placebo-Forschung und der Forderung nach Doppelblindstudien<br />

könnten wir heute die Macht der Seele und die Kraft von Ritualen<br />

wissenschaftlich ableiten. Auch wenn eine industriehörige Medizin suggeriert,<br />

Heilung käme aus Tuben, Schachteln und Geräten, weiß sie es doch<br />

selbst besser. Bei Doppelblind-Studien soll die Heilkraft des Arztes und<br />

die Selbstheilungskraft der Patient(inn)en ausgeschlossen werden. Warwie<br />

funktioniert<br />

HEILUNG<br />

?<br />

DER KÖRPER ALS<br />

BÜHNE FÜR<br />

GEISTIG-SEELISCHE<br />

THEMEN<br />

——<br />

RÜDIGER DAHLKE<br />

Foto: iStock<br />

Heilung steht zusammen mit Vorbeugung im Zentrum der Medizin<br />

als deren großer Anspruch. Leider ahnen wir nur, wie sie funktioniert.<br />

Die alte Medizin-Tradition wusste noch: Der Arzt pflegt und die<br />

Natur heilt, entsprechend dem Spruch »medicus curat, natura sanat«.<br />

Hildegard von Bingen wie auch Paracelsus glaubten, dass es immer der<br />

»Archeus« oder innere Arzt der Patienten sei, der allein Heilung bewirken<br />

könne. Solche Demut lassen heute Mediziner als zunehmend auch<br />

Naturheilkundler vermissen.<br />

Natürlich wüssten wir Ärzte immer gern, was biochemisch und physiologisch<br />

bei einer Heilung geschieht. Aber dazu müssten wir die Seele und<br />

letztlich den ganzen Menschen verstehen und erfassen, wie es das Anliegen<br />

der deutenden Medizin von »Krankheit als Symbol« ist.<br />

Bei vielen (Psycho-)Pharmaka weiß keiner so recht, wie sie was bewirken.<br />

Werden sie trotzdem verabreicht, ist das Erfahrungsmedizin. In der<br />

Naturheilkunde gehört das meiste hierher, in der Psychotherapie fast alles.<br />

Wer weiß denn, auf welchen biochemischen Wegen Worte heilen?<br />

Aber dass sie es können, steht wohl außer Zweifel wie auch ihre Fähigkeit<br />

zu verletzen, oft tiefer als Messerstiche. Hier erscheint der Schritt von Psychotherapie<br />

zu Geistheilung klein.<br />

In meinen nun 40 Arztjahren durfte ich viele Heilungen erleben, ohne<br />

sie wissenschaftlich verstehen zu können. Die Philosophie der »Schicksalsgesetze«,<br />

der Spielregeln des Lebens, hat mir geholfen, sie wenigstens<br />

einzuordnen.<br />

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