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FINE Das Weinmagazin, 1. Ausgabe - 01/2008

Lesen Sie in der erste Ausgabe von FINE Das Weinmagazin über das Weingut Robert Weil - Ein König im Reich des Rieslings. Was macht FINE Das Weinmagazin aus? Jede Ausgabe ist reich an passionierten Reportagen, exklusiven Hintergrundgeschichten und aktuellen Degustationen. Mit außergewöhnlicher Fotografie und anspruchsvollem Design erschließt das Magazin die Welt der feinsten, seltensten Weine. Weitere Themen: Steinheuers Restaurant Kapitalanlage Wein Barossa Valley, Die Seppelt-Collection Yquem 1811 - 2011 Château Pétrus

Lesen Sie in der erste Ausgabe von FINE Das Weinmagazin über das Weingut Robert Weil - Ein König im Reich des Rieslings.
Was macht FINE Das Weinmagazin aus? Jede Ausgabe ist reich an passionierten Reportagen, exklusiven Hintergrundgeschichten und aktuellen Degustationen. Mit außergewöhnlicher Fotografie und anspruchsvollem Design erschließt das Magazin die Welt der feinsten, seltensten Weine.

Weitere Themen:
Steinheuers Restaurant
Kapitalanlage Wein
Barossa Valley, Die Seppelt-Collection
Yquem 1811 - 2011
Château Pétrus

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Dezentes Brixener Grün: Im historischen Probenraum des Weinguts<br />

Den Weingut-Gründer Robert Kiedrich in einem nach englischem<br />

Weil verschlägt es im Vorfeld des Vorbild erbauten Landhaus niedergelassen.<br />

Sir Sutton stirbt 1873, und<br />

deutsch-französischen Krieges von<br />

1870/71 von seiner Pariser Professur als nun 1879 das Haus Sutton zum<br />

an der Sorbonne zurück in die Heimat.<br />

Zunächst in Wiesbaden ansäs-<br />

Weil das Anwesen. Im Laufe der Zeit<br />

Verkauf steht, erwirbt Dr. Robert<br />

sig zieht es ihn bald nach Kiedrich. hatte er schon einige Weinberge erstanden,<br />

sein Weingut 1875 gegrün-<br />

Dort an der Sankt-Valentinus-Kirche<br />

ist sein Bruder August Chorregent; det und später dem Landhaus einen<br />

man pflegt hier und nur hier nachweislich<br />

seit 1333 einen »germani-<br />

schiefer gedecktem Dach und Türm-<br />

historistischen Fachwerkanbau mit<br />

schen Dialekt« der Gregorianik mit chen angefügt.<br />

ihrer vierzeiligen Neumen notation.<br />

Die Schönheit dieser Gesänge in ihrer<br />

musikalischen Ein malig keit fas-<br />

Die Ausstattung des gründerzeit-<br />

Kaiserliches Diner<br />

zinierte den Engländer Sir John lichen Annex ist original, Wände<br />

Sutton derart, dass er 1865 den und Decke sind mit zarten floralen<br />

fortwährenden Gebrauch dieses Motiven in Gold-, Rot- und Grautönen<br />

bemalt, Wandverkleidungen,<br />

Gotteslobes in Kiedrich durch eine<br />

Stiftung würdigte und damit sicherte.<br />

Er hatte schon zuvor auf eige-<br />

Brixener Grün gehalten. Nichts<br />

Fenster und Türen in angenehmem<br />

ne Kosten die Renovierung der ruinösen<br />

Kirche begonnen und sich in Raum von musealer Qualität<br />

wirkt schwer, nichts verstaubt. Ein<br />

und<br />

Weingut Robert Weil<br />

wie selbstverständlich in täglicher<br />

Nutzung als Verkostungsraum des<br />

Weinguts. Wenn im oberen Stockwerk<br />

Bewegung ist, knarren die<br />

Dielen. An den Wänden dezente<br />

Gouachen aus Venedig und zwei<br />

Faksimile-Speisekarten.<br />

Eine trägt das Datum des heutigen,<br />

meines Besuchstages, 1<strong>1.</strong> Februar,<br />

allerdings 1909. Sie dokumentiert<br />

das Menü der Kaiser lichen Abendtafel<br />

zu Berlin vor 99 Jahren. Zum<br />

Kalbsnierenstück wurde eine 1893er<br />

Kiedricher Auslese gereicht, ein legendärer<br />

Jahrgang, damals der beste<br />

und auch teuerste Weißwein der<br />

Welt. Auf dem benachbarten Kaminsims<br />

thront eine ebensolche Flasche.<br />

Ihr zur Seite gesellt sich eine<br />

kleine Flasche Cabinet von 1963, ein<br />

superschwieriger Weinjahrgang in<br />

ganz Europa – in ganz Europa? Nein,<br />

der Portwein war gut. Besucher und<br />

Hausherr sagen es fast gleichzeitig<br />

und müssen lächeln. Denn die Flasche<br />

steht natürlich nicht zufällig<br />

neben dem legendären 1893er: Es<br />

ist der Geburtsjahrgang, wie es der<br />

Zufall dann doch will, beider Betrachter.<br />

Ein schönes, mehrdeutiges Bild:<br />

der kleine »Cabinet« neben der großen<br />

Legende. Fast ein Gleichnis für<br />

die Aufgabe, die Wilhelm Weil sich<br />

selbst stellte. Oder sollte doch besser<br />

formuliert werden: vor die er gestellt<br />

wurde? Denn als ihm 1987 die<br />

Geisenheimer Diplomurkunde verliehen<br />

wird, trifft ihn zugleich die<br />

Nachricht von der schweren Erkrankung<br />

des Vaters. Dem gelingt es als<br />

Juristen, in einer letzten Meisterleistung<br />

ein Vertragswerk zu entwerfen,<br />

das das Gut für seine Frau und<br />

die vier Kinder als familiengeführtes<br />

Unternehmen sichert. Auf den<br />

jungen Ingenieur für Weinbau und<br />

Önologie Wilhelm Weil kommen die<br />

vielfältigen Aufgaben eines Gutsleiters<br />

zu. In der Geschichte des Weinguts<br />

Robert Weil ist er der erste gelernte<br />

Winzer; Vater und Großvater<br />

waren beide Juristen.<br />

Vision vom Riesling<br />

Im Rückblick wirkt vieles von dem,<br />

was Wilhelm Weil in den kommenden<br />

zwei Dekaden innerhalb und<br />

außerhalb des Weinguts entwerfen,<br />

anstoßen, diskutieren und realisieren<br />

wird, ungewöhnlich konsistent.<br />

Immer wird man sich vor Augen<br />

halten müssen, dass sich alles im<br />

agrarischen und damit zyklischen<br />

Umfeld eines Weinguts abspielt.<br />

Lernen heißt hier, den jahreszeitlichen<br />

Rhythmus und die natürlichen<br />

Gegebenheiten ernst zu nehmen.<br />

Fortschritt unter diesen Bedingungen<br />

ist handwerklich bedingt und<br />

kann nicht intellektuell erzwungen<br />

werden.<br />

Die Leitidee steht glasklar im<br />

Raum: Der Riesling von Rhein und<br />

Mosel mit ihren Nebenflüssen bildet<br />

gemeinsam mit den Rotweinen aus<br />

dem Bordelais sowie den roten und<br />

weißen Burgundern den Kern und<br />

den qualitativen Kristallisationspunkt<br />

der europäischen, eigentlich<br />

sogar der weltweiten Weinkultur.<br />

<strong>Das</strong> ist das einhellige, unwidersprochene<br />

Wissen im letzten Drittel des<br />

19. Jahrhunderts, das für den Riesling<br />

bis zum ersten Weltkrieg galt.<br />

Der deutsche Riesling erfuhr einen<br />

Niedergang in Wellen: Die Weltkriege,<br />

das Wegbrechen alter Vertriebskanäle,<br />

problematische Akzentsetzungen<br />

im Weinbau in der<br />

Nachkriegszeit. Viele Faktoren diskreditierten<br />

das hohe Renommé<br />

des Rieslings. Dieses Wissen zurückzugewinnen,<br />

eine angemes-<br />

sene Stellung des Rieslings in der<br />

Weinwelt zurückzuerobern, das ist<br />

die – trotz aller Erfolge in den letzten<br />

zwei Jahrzehnten – noch immer<br />

nicht ganz eingelöste Aufgabe. Sie<br />

verdankt sich im Übrigen nicht einer<br />

rückwärts ausgerichteten Nostalgie:<br />

Wie schön war es einmal, wie gut<br />

ging es uns damals … Wilhelm Weils<br />

Vision vom deutschen Riesling hat<br />

ihr Fundament in greifbaren, wissenschaftlich<br />

und auch geschmacklich<br />

nachvollziehbaren Fakten.<br />

Glaube ans Erste Gewächs<br />

Dem kann sich ein Weingut, das in<br />

seiner Geschichte die hohe Wertschätzung<br />

des Rieslings allgemein,<br />

aber auch mit den eigenen Weinen<br />

erfahren hat, kaum entziehen. Und<br />

so sind alle Aktivitäten des Weinguts<br />

Robert Weil als Maßnahmen<br />

dieser Zielsetzung zu interpretieren.<br />

Deutlicher Ausdruck des Engagements<br />

ist der Vorsitz im VDP Rheingau,<br />

den Wilhelm Weil seit 1999 innehat,<br />

gewissermaßen zwangsläufig<br />

hervorgegangen aus der intensiven<br />

Mitarbeit in der Vereinigung der<br />

Charta-Weingüter; auch dort war er<br />

lange Jahre stellvertretender Vorsitzender,<br />

bevor die Charta im VDP<br />

aufging. Die Charta-Weingüter hatten<br />

unter Bernhard Breuer die Arbeit<br />

an einem rigiden System zur<br />

Qualitätsanhebung im Rheingau begonnen.<br />

Neben einer Auswahl der<br />

Lagen besonderer Qualität gehören<br />

hierzu Ertragsbeschränkungen und<br />

Produktionsanforderungen.<br />

Den Ritterschlag bekamen<br />

die Akteure jedoch erst durch die<br />

weinrechtliche Legitimierung, für<br />

die eine Ausweitung des Anforderungskatalogs<br />

auf den gesamten<br />

Rheingauer Weinbauverband notwendig<br />

wurde. Zusammen mit der<br />

Forschungsanstalt Geisenheim wurde<br />

eine Gütekarte für den Rheingau<br />

erstellt, die nach festgelegten wissenschaftlichen<br />

Parametern, Boden<br />

und Klima betreffend, Weinberge<br />

parzellenscharf klassifizierte.<br />

Etwa ein Drittel der Rheingauer Lagen<br />

ist demnach für die Erzeugung<br />

des Ersten Gewächses geeignet, ein<br />

stolzes Qualitätspotenzial in diesem<br />

kleinen Gebiet. Hinzu treten die genannten<br />

Anbau- und Erzeugungskriterien<br />

und als dritte, nur für die<br />

Besten zu nehmende Hürde, eine<br />

anspruchsvolle sensorische Prüfung.<br />

Kompromisslos für Qualität: Wilhelm Weil vor der Lage Wasseros<br />

Sie reduziert den Anteil der Ersten<br />

Gewächse im Rheingau auf unter<br />

ein Prozent der Gesamterntemenge.<br />

Von den derzeit 150.000 Flaschen<br />

entfallen rund 25.000 auf das Weingut<br />

Robert Weil.<br />

Die Zukunft gehört dem Riesling<br />

20<br />

F I N E 1 / <strong>2008</strong><br />

F I N E<br />

R H E I N G A U<br />

21

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