Berliner Zeitung 10.09.2018
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Gregor Gysi über Honeckers letzte Ruhestätte – Berlin Seite 11<br />
Heute mit<br />
Stadt-<br />
Geschichte<br />
Seite 10<br />
15°/25°<br />
Wolkig,teils sonnig<br />
Wetter,Seite 2<br />
Daniel Küblböck geht bei<br />
Kreuzfahrt über Bord<br />
Panorama Seite 28<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Wasfür ein Fest: 140 000<br />
kamen zum Lollapalooza<br />
Berlin Seite 9<br />
Montag,10. September 2018 Nr.211 HA -74. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />
2:1 –DFB-Auswahl<br />
gewinnt gegen Peru<br />
Sport Seite 20<br />
Schlager<br />
Frieden,<br />
Glück<br />
und Hass<br />
VonFlorian Thalmann<br />
Wer Schlager hört, begibt sich in<br />
eine Welt voller Frieden, Liebe<br />
und Glück, doch Veränderungen in<br />
der Gesellschaft machen vorder heilen<br />
Welt nicht Halt. Nurwenige dürften<br />
das so spüren wie sie: Helene Fischer,34Jahrealt,<br />
seit dem Erfolg des<br />
Hits „Atemlos“ Superstar der Volksmusik.<br />
Am Freitag stand sie in der<br />
Mercedes-Benz-Arena auf der Bühne,<br />
Tagdrei des Berlin-Gastspiels.<br />
Während drinnen<br />
alles tanzte,<br />
kam es am Rand<br />
zu einem hässlichen<br />
Zwischenfall:<br />
Polizisten<br />
setzten ein Hausverbot<br />
gegen<br />
Helene Fischer<br />
bekennt sich zum zwei Männer, 25<br />
Kampf gegenHass. und 41 Jahre alt,<br />
durch. Draußen<br />
schlug der 41-Jährige die Hacken zusammen,<br />
zeigte den Hitlergruß, rief<br />
„Sieg Heil“, entblößte sein Gesäß.<br />
Wie passen solche Menschen in<br />
die heile Fischer-Welt? Die Antwort<br />
hatte die Sängerin Tage zuvor gegeben:<br />
gar nicht. Beim Konzert am<br />
Dienstag hatte sie ihren Song „Wir<br />
brechen das Schweigen“ dem Kampf<br />
gegen rechts gewidmet. „Erhebt gemeinsam<br />
mit mir die Stimme.Gegen<br />
Gewalt. Gegen Fremdenfeindlichkeit.<br />
Wir brechen das Schweigen,<br />
hier in Berlin“, sagte sie. Jubel brandete<br />
auf –und nur wenige blieben<br />
sitzen an jenem Abend.<br />
Es wurde Zeit: Die Rufe nach einem<br />
Statement waren immer lauter<br />
geworden. Die Street-Art-Künstlerin<br />
„Barbara“ etwa bat um ein „Konzert<br />
gegen Rechtsextremismus und<br />
Fremdenfeindlichkeit in Chemnitz“.<br />
Die Botschaft: Wer so viele Menschen<br />
vereint wie Fischer,wer in fünf<br />
Tagen vor 60000 Menschen spielt<br />
und auf Facebook 1,6 Millionen Fans<br />
hat, wer 17Echos, drei Bambis und<br />
zwei Goldene Kameras einsammelte,<br />
hat auch eine gesellschaftliche<br />
Aufgabe.<br />
In „Wir brechen das Schweigen“<br />
heißt es:„Wir sind auf der Flucht und<br />
die Welt bricht ein. Doch wenn du<br />
mit mir glaubst, dann kann es anders<br />
sein.“ Glauben –das wollen nun aber<br />
nicht alle. „Ab sofort sind Sie für<br />
mich gestorben. Ich werde alles von<br />
Ihnen entsorgen“, schreibt einer von<br />
Fischers Anhängern auf Facebook.<br />
„Dem größten Teil der Fans sind Sie<br />
in den Rücken gefallen.“ Fischer darf<br />
das anders sehen, denn sie bekommt<br />
auch massiven Zuspruch. „Ich war<br />
noch nie ein Fan“, schreibt einer.<br />
„Vielleicht werdeich es jetzt.“<br />
Wasnoch wichtiger ist: DerSchlager-Star<br />
löst eine Welle aus –unter<br />
Kollegen. „Wir müssen aufhören vor<br />
allem, was fremd ist, Angst zu haben“,<br />
sagt Stefanie Hertel. „Auch wir<br />
Schlagersänger sollten Flagge zeigen“,<br />
sagt Mickie Krause.„Fremdenhass<br />
und Gewalt dürfen in unserer<br />
Gesellschaft keinen Platz haben“,<br />
sagt Bernhard Brink. In der heilen<br />
Schlager-Welt scheint sie nun vorbei<br />
zu sein, die Zeit der heilen Welt.<br />
Kampf am Checkpoint Charlie<br />
Lobbyisten machen Druck auf <strong>Berliner</strong> Politiker –wegen der umstrittenen<br />
Baupläne am ehemaligen Grenzübergang. Parlamentarier fühlen sich genötigt<br />
Ein Investor will an der Friedrichstraße Wohnungen, Büros, Läden und ein „Hard Rock Hotel“ bauen. Auch ein Museum über den Kalten Krieg ist geplant.<br />
VonGabriela Keller<br />
Im Streit um die Bebauung des<br />
Checkpoint Charlie mischen<br />
nun Lobbyisten mit: Mehrere<br />
Mitglieder des <strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhauses<br />
bestätigten der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>, dass sie Post vonBeraternerhalten<br />
haben, die offenbar im<br />
Dienst der Investorenfirma Trockland<br />
agieren. „Was wir seit ein paar<br />
Tagen merken, ist, dass hinter den<br />
Kulissen versucht wird, den Druck zu<br />
erhöhen“, sagt Daniel Wesener, parlamentarischer<br />
Sprecher der Grünen-Fraktion.<br />
„Man hat es jetzt mit<br />
Leuten zu tun, bei denen klar ist,<br />
dass sie lobbyieren.“<br />
Trockland will auf den beiden<br />
Brachen an der Friedrichstraße<br />
Wohnungen, Büros, Läden und ein<br />
„Hard Rock Hotel“ bauen. Außerdem<br />
ist ein Museum geplant, das das<br />
Land mieten soll. Zuletzt aber geriet<br />
das Vorhaben wegen des intransparenten<br />
Bauverfahrens und geheimer<br />
Absprachen zwischen dem Land<br />
und dem Investor heftig in die Kritik,<br />
Politiker von Grünen, Linker, CDU<br />
und FDP fordernNachbesserungen.<br />
Nun treten Akteure auf, die die<br />
Debatte offenbar in eine neue Richtung<br />
lenken sollen. Daniel Wesener<br />
spricht von „klassischem Baulobbyismus<br />
mit Parteibuch-Hintergrund“.<br />
Zu den Beratern, die den Kontakt suchen,<br />
gehören Gabriele Thöne, Ex-<br />
Staatssekretärin im Finanzressort<br />
(SPD), und der frühereSED-Bezirksbürgermeister<br />
von Treptow Günter<br />
Polauke, der später in die SPD eintrat.<br />
In einigen Fällen führen sie die<br />
Gespräche, in anderen bahnen sie<br />
Treffen mit dem Investor an.<br />
Auch Stefan Förster, Bauexperte<br />
der FDP, erhielt eine Nachricht. Der<br />
Politiker, der sich gegen eine zu<br />
dichte Bebauung ausgesprochen<br />
hat, sagt, er sei von Günter Polauke<br />
angeschrieben worden, seine Parteikollegin,<br />
die Haushaltsexpertin Sibylle<br />
Meister, von Gabriele Thöne.<br />
Die habe über „Grundstücksfragen“<br />
sprechen wollen, sagt Förster:„Auch<br />
von anderen Fraktionen weiß ich,<br />
dass es Kontaktversuche gab.“<br />
Am vergangenen Donnerstag berichtete<br />
der „Checkpoint“-Newsletter<br />
des Tagesspiegels von einem<br />
Schreiben an Abgeordnete: Darin<br />
hieß es,Trockland werdedie Grundstücke<br />
zwangsversteigernlassen, sofernesnicht<br />
bis 31.12.2018 eine Einigung<br />
gebe. Indiesem Fall könne das<br />
Land auch sein Vorkaufsrecht nicht<br />
nutzen; die Flächen würden an den<br />
höchsten Bieter gehen.<br />
DieAbgeordneten, mit denen die<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> sprach, haben kein<br />
solches Schreiben erhalten, aber von<br />
dem Ultimatum gehört. Parallel zu<br />
den Gesprächsofferten werde ein<br />
Drohszenario aufgebaut, sagt Daniel<br />
Wesener von den Grünen. „Es wird<br />
nun so dargestellt wird, als sei dies<br />
die letzte Gelegenheit, das Areal am<br />
Checkpoint Charlie zu gestalten.“ Er<br />
selbst sei mehrfach auf seine kritische<br />
Haltung angesprochen worden.<br />
„Da sind Profis am Werk. Das wird<br />
gesteuert. Die haben die richtigen<br />
Kontakte,und die haben das Geld.“<br />
Gabriele Thöne, Staatssekretärin<br />
a.D., führt eine Kanzlei für Consulting.<br />
Worin ihr Auftrag besteht, will<br />
sie nicht sagen. Kritik daran, dass sie<br />
die Kontakte aus ihrer Amtszeit wirtschaftlich<br />
nutze, weist sie zurück: Sie<br />
sei seit zwölf Jahren nicht mehr in einem<br />
öffentlichen Amt tätig: „Für<br />
eine positive Entwicklung unserer<br />
Stadt Berlin werde ich mich aber<br />
weiterhin mit aller Kraft einsetzen.“<br />
Die Firma Trockland bestreitet<br />
nicht, dass sie Berater einsetzt, darunter<br />
Thöne.Diese unterstützten sie<br />
„Wir werden uns voneinem Investor,dem die<br />
Grundstücke nicht einmal gehören und der<br />
diesen Ort als ein Disneyland in Szene setzen<br />
will, nicht unter Druck setzen lassen.“<br />
Katalin Gennburg,<br />
Sprecherin der Linken für Stadtentwicklung<br />
dabei, „mit den unterschiedlichen<br />
Anspruchsgruppen einen transparenten<br />
und zielführenden Dialog zu<br />
führen“. DerBegriff „Ultimatum“ sei<br />
„irreführend“.<br />
Allerdings sehe der Vertrag von<br />
Trockland und dem Insolvenzverwalter<br />
eine Frist vor: Sollten bis zum<br />
Ablauf „die beurkundete Vereinbarung<br />
und Zustimmungen der zuständigen<br />
Gremien des Abgeordnetenhauses<br />
nicht vorliegen, wird<br />
Trockland sich gezwungen sehen,<br />
die Zwangsversteigerung“ zu veranlassen.<br />
Auch andere Stimmen drängen<br />
zur Eile.Rainer Klemke,früherer Gedenkstättenreferent<br />
des <strong>Berliner</strong> Senats,<br />
kämpft seit Jahren für ein Museum<br />
am Checkpoint Charlie. „Was<br />
GETTY IMAGES/KAVEH KAZEMI<br />
soll bei immer neuen Verhandlungen<br />
herauskommen?“, fragt er, „das<br />
Entgegenkommen des Investors ist<br />
ausgereizt.“ Er hat jüngst einen offenen<br />
Brief unterschrieben, in dem<br />
zwei Dutzend Experten eine„baldige<br />
Entscheidung“ fordern. Würde<br />
Trockland „zum Ausstieg gezwungen“,<br />
warnen sie, bliebe das Areal<br />
„für mindestens weitere zehn Jahre<br />
ein touristischer Rummelplatz“.<br />
Indes haben sich die Fraktionen<br />
Die Linke und die Grünen auf einen<br />
gemeinsamen Standpunkt geeinigt;<br />
beide plädieren dafür, die Absprachen<br />
zu überprüfen.<br />
„Wir werden uns von einem Investor,<br />
dem die Grundstücke nicht<br />
einmal gehören, und der diesen Ort<br />
als ein Disneyland in Szene setzen<br />
will, nicht unter Druck setzen lassen“,<br />
sagt Katalin Gennburg, Sprecherin<br />
der Linken für für Stadtentwicklung.<br />
„Diese Erpressungsversuche<br />
sind unerträglich.“<br />
Damit üben ausgerechnet zwei<br />
Fraktionen scharfe Kritik, die an der<br />
Regierungskoalition beteiligt sind.<br />
„Wir staunen darüber,dass die Fraktionen<br />
eine ganz andereHaltung haben<br />
als der Senat“, sagt Daniel Buchholz,<br />
Sprecher für Stadtentwicklung<br />
der SPD.Zwar seien Nachfragen verständlich.<br />
„Allerdings ist die Sache<br />
wegen der hohen Grundschulden<br />
und des Insolvenzverfahrens rechtlich<br />
sehr schwierig und diese Komplexität<br />
wirdsehr oft ausgeblendet.“<br />
Der Checkpoint Charlie wird in<br />
den kommenden Wochen Thema in<br />
den Ausschüssen sein; die Bauverwaltung<br />
ist dabei, einen Bebauungsplan<br />
auszuarbeiten und einen Architektur-Wettbewerb<br />
vorzubereiten,<br />
allerdings nur für das Westgrundstück.<br />
Aufder Ostseite soll das „Hard<br />
Rock Hotel“ entstehen, und wie dies<br />
Tödlicher<br />
Streit<br />
in Köthen<br />
Afghanen festgenommen –<br />
Aufrufe zur Besonnenheit<br />
Nach einem Streit zwischen zwei<br />
Männergruppen in Köthen ist<br />
ein 22-Jähriger gestorben. Zu den<br />
Hintergründen des Geschehens und<br />
zu den Abläufen während des Streits<br />
am späten Sonnabendabend nannten<br />
die Ermittler keine Details und<br />
verwiesen auf die andauernden Befragungen.<br />
Nach Informationen der<br />
Mitteldeutschen <strong>Zeitung</strong> soll es eine<br />
körperliche Auseinandersetzung<br />
zwischen Markus B. und seinem<br />
Bruder auf der einen und zwei Afghanen<br />
auf der anderen Seite gegeben<br />
haben. Dabei soll der 22-jährige<br />
Deutsche zu Fall gekommen und mit<br />
dem Kopf aufgeschlagen sein. Nach<br />
Angaben der Polizei starb Markus B.<br />
aber an akutem Herzversagen. Dieses<br />
stehe nicht„im direkten kausalen<br />
Zusammenhang mit den erlittenen<br />
Verletzungen“, teilte die Polizeidirektion<br />
mit Blick auf das vorläufige<br />
Obduktionsergebnis mit.<br />
Wie die Mitteldeutsche <strong>Zeitung</strong><br />
weiter schreibt, sollen zunächst drei<br />
Afghanen mit einer schwangeren<br />
deutschen Frau auf einem Platz darüber<br />
gestritten haben, wer der Vater<br />
des Kindes sei. Später seien der 22-<br />
Jährige und sein Bruder hinzugekommen.<br />
Der dritte Afghane soll<br />
sich an der körperlichen Auseinandersetzung<br />
nicht beteiligt haben. Die<br />
beiden anderen Afghanen – der<br />
Hauptverdächtige ist 20, der zweite<br />
18 Jahre alt –sollen polizeibekannt<br />
sein. Der eine soll eine Aufenthaltserlaubnis<br />
haben, der zweite sollte eigentlich<br />
bereits abgeschoben werden.<br />
Dassei bisher nicht geschehen,<br />
weil gegen ihn wegen gefährlicher<br />
Körperverletzung ermittelt wurde.<br />
Ein Schreiben vom Donnerstag, in<br />
dem die Staatsanwaltschaft grünes<br />
Licht gibt, habe den Kreis aber noch<br />
nicht erreicht. Die beiden Männer<br />
sitzen jetzt in Untersuchungshaft.<br />
Sachsen-Anhalts Innenminister<br />
Holger Stahlknecht (CDU) rief zur<br />
Besonnenheit auf. „Der tragische<br />
Tod des jungen Mannes geht mir<br />
sehr nahe, und ich bedaure das Geschehene<br />
zutiefst“, sagte er. Am<br />
Abend nahmen nach Polizei-Angaben<br />
rund 2500 Menschen an einem<br />
Trauermarsch und einer Kundgebung<br />
teil. Rechte Gruppierungen<br />
hatten dazu aufgerufen. Zuvor hatten<br />
rund 200 Menschen gegen rechte<br />
Hetzedemonstriert. (BLZ/dpa)<br />
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Entgelt bezahlt<br />
aussehen soll, steht wohl bereits fest. 4 194050 501504<br />
11037
2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Sie habe Angst um ihre<br />
Chance auf eine neue Niere,<br />
schreibt sie, Angst um ihr<br />
Leben. Deshalb möchte sie<br />
ihren Namen nicht in der <strong>Zeitung</strong> lesen.<br />
Anna K., so nennen wir sie, ist<br />
Dialysepatientin und wartet dringend<br />
auf ein Spenderorgan. Es wäre<br />
die zweite Transplantation für sie –<br />
die erste Niere wurde nach einigen<br />
Jahren abgestoßen. Weil Anna K.s<br />
Körper viele Antikörper gegen fremdes<br />
Gewebe gebildet hat (was bei<br />
Transplantierten normal ist), sind<br />
ihre Chancen sehr gering, über Eurotransplant<br />
eine passende Niere zu<br />
bekommen. Erwachsene warten in<br />
Deutschland inzwischen im Durchschnitt<br />
zehn Jahreauf eine Niere, für<br />
Patienten wie Anna K. können es einige<br />
mehr sein. Es geht ihr nicht<br />
mehr gut. Je länger das Warten dauert,<br />
desto mehr verfällt der Körper.<br />
Herzrhythmusstörungen, Blutdruck-<br />
und Skelettprobleme, fortschreitende<br />
Schwäche sind häufige<br />
Begleiterscheinungen. Nicht wenige<br />
sterben.<br />
Anna K. will aber leben und ist<br />
deshalb nach Spanien ausgewandert,<br />
in das Land mit den europaweit<br />
höchsten Organspendezahlen. Sie<br />
hat dort eine kleine Wohnung gesucht,<br />
sich polizeilich gemeldet und<br />
die spanische Sozialversicherungskarte<br />
beantragt. Die war das Ticket<br />
für die Aufnahme auf die spanische<br />
Warteliste. Jetzt hat Anna K. wieder<br />
Hoffnung. Andererseits wolle sie<br />
aber keinen „Krankentourismus von<br />
Deutschland nach Spanien auslösen“.<br />
Dengibt es allerdings schon.<br />
Transplantation im Ausland<br />
Andere, die es sich leisten können,<br />
wählen den legalen Wegindie USA<br />
oder nach Österreich, wo die Wartezeiten<br />
auch viel kürzer sind als in<br />
Deutschland. Sie zahlen dafür hohe<br />
fünf- bis sechsstellige Beträge. Eine<br />
unbekannte Zahl schreckt auch vor<br />
illegalem Organhandel nicht zurück.<br />
Die übergroße Mehrheit aber kann<br />
sich Transplantationstourismus<br />
schlicht nicht leisten. Der in<br />
Deutschland extreme Organmangel<br />
Viele Krankewarten jahrelang auf diese Operation: Nierentransplantation in der Klinik für Urologie in Jena.<br />
schafft diese Zweiklassengesellschaft.<br />
Er stärkt den Organhandel<br />
und ist auch Nährboden für Korruption:<br />
Ohne den Mangel hätte es den<br />
Skandal um manipulierte Wartelisten<br />
kaum gegeben. Auch deshalb ist<br />
es inzwischen Konsens, dass<br />
Deutschland mehr Spender braucht.<br />
Diskutiert wird über Organspenden<br />
und deren rechtliche Regelung<br />
schon seit Jahrzehnten: Der Gesetzentwurf<br />
trägt die Drucksachennummer<br />
8/2681 und das Datum vom 16.<br />
März 1979. Auf dem Vorblatt bittet<br />
Organspende<br />
Gesundheitsminister Jens Spahn schlägt eine Neuregelung des Gesetzes vor. Wegen<br />
der ethischen Bedeutung soll der Entwurf von allen Fraktionen erarbeitet werden<br />
DieStunde des Parlaments<br />
VonUrsula Rüssmann und Timot Szent-Ivanyi<br />
der damalige Bundeskanzler Helmut<br />
Schmidt (SPD) den Bundestagspräsidenten,<br />
einen Beschluss des Parlamentes<br />
über das „Gesetz über Eingriffe<br />
an Verstorbenen zu Transplantationszwecken“<br />
herbeizuführen.<br />
Doch dazu kommt es nie. Die von<br />
der SPD/FDP-Koalition angestrebte<br />
Widerspruchslösung bei der Organspende<br />
scheitert.<br />
Seitdem gab es immer wieder hitzige<br />
Debatten über eine derartige<br />
Reform, die aber nie zu konkreten<br />
Parlamentsanträgen führten. Erst<br />
DPA/JAN-PETER KASPER<br />
seit dem Vorstoß von Bundesgesundheitsminister<br />
Jens Spahn<br />
(CDU) sieht es so aus, als könnte es<br />
in absehbarer Zeit im Bundestag einen<br />
Beschluss über die Änderung<br />
der Rechtslage geben.<br />
Der Weg dorthin ist aber noch<br />
lang. Es ist zumindest unstrittig, dass<br />
es sich bei der Entscheidung, unter<br />
welchen Bedingungen Menschen<br />
Organe entnommen werden dürfen,<br />
um eine schwierige ethische Frage<br />
handelt, bei der es eine freie Abstimmung<br />
ohne Fraktionszwang im Parlament<br />
geben muss. Wie bei ethischen<br />
Fragen üblich, soll es deshalb<br />
keinen Gesetzentwurfder Regierung<br />
geben, sonderneinen Vorschlag, der<br />
vomParlament erarbeitet wird.<br />
Dafür tun sich mehrere Abgeordnete<br />
zusammen und laden die anderenParlamentarier<br />
ein, sich zu beteiligen.<br />
Gut möglich, dass es wie bei<br />
früheren ethischen Debatten mehrere<br />
Gruppen geben wird. Denn zum<br />
einen gibt es auch bei einer Widerspruchslösung<br />
einige denkbareVarianten.<br />
Zumanderen existieren Alternativen,<br />
etwa die „verpflichtende Erklärungslösung“,<br />
die jeden Bürger<br />
zwingt, sich einmal im Leben für<br />
oder gegen eine Organspende zu<br />
entscheiden. Auch die bloße Beibehaltung<br />
der Rechtslage ist eine mögliche<br />
Variante.<br />
Doch wollen Politiker vonUnion,<br />
SPD, FDP, Grünen und Linkspartei<br />
gemeinsam mit AfD-Politikern für<br />
ihre jeweiligen Positionen kämpfen?<br />
Eher nicht. Im Zweifel sind die Gruppen<br />
aber auf die Stimmen der AfD<br />
angewiesen, um Mehrheiten zu erreichen.<br />
Es könnte gut sein, dass es<br />
am Ende doch nur einen einzigen<br />
Gesetzentwurf geben wird, um die<br />
AfD nicht zu stark einbinden zu<br />
müssen.<br />
Die Fraktionen sind uneins<br />
Die wichtigsten Protagonisten einer<br />
Widerspruchslösung sind bereits bekannt:<br />
Das sind neben Spahn die<br />
Vize-Fraktionschefs von SPD und<br />
Union, Karl Lauterbach und Georg<br />
Nüßlein (CSU). Über die wahren<br />
Mehrheitsverhältnisse im Bundestag<br />
sagt das aber nichts. Sodürfte<br />
Nüßlein in der CSU in der Minderheit<br />
sein. Auch in der CDU regt sich<br />
Widerstand, obwohl sich auch Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel zu<br />
Spahns Vorstoß bekannt hat.<br />
Auch die FDP ist uneinig: Parteichef<br />
Christian Lindner und große<br />
Teile der Partei betrachten die Widerspruchslösung<br />
als unzulässigen<br />
Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht.<br />
Die<strong>Berliner</strong> FDP ist dafür.<br />
Eine wichtige Rolle wird auch die<br />
Herkunft spielen: In der DDR galt die<br />
Widerspruchslösung, was –jenach<br />
Sozialisation – auch eine heutige<br />
Entscheidung beeinflussen dürfte.<br />
Wie die tatsächlichen Stimmenverhältnisse<br />
sind, wirdsich wahrscheinlich<br />
erst bei einer Abstimmung im<br />
Bundestag zeigen. Zu unterschiedlich<br />
sind die persönlichen Befindlichkeiten<br />
der Abgeordneten. Nicht<br />
ausgeschlossen ist, dass ein Gesetzentwurf<br />
zur Widerspruchslösung<br />
dort endet, wo auch Drucksache<br />
8/2681 landete: Im parlamentarischen<br />
Mülleimer.<br />
Erst wenn Ärzte den Hirntod eindeutig<br />
festgestellt haben, dürfen<br />
einem Patienten Organe entnommen<br />
werden. Doch was bedeutet<br />
dieser Begriff genau? Facharzt Martin<br />
Söhle gibt Antworten.<br />
Herr Söhle, welchen Zustand beschreibt<br />
der Begriff Hirntod?<br />
Hirntod bedeutet, dass ein „irreversibler<br />
Hirnfunktionsausfall“ vorliegt,<br />
dass also keine Chance auf ein<br />
Wiedereinsetzen der Hirnfunktionen<br />
besteht. Hirntod ist ein Phänomen,<br />
das nur im Krankenhaus auftritt<br />
und erst mit der modernen Intensivmedizin<br />
aufgekommen ist. Ein<br />
Beispiel: Wenn ein Patient eine<br />
schwere Kopfverletzung erlitten hat,<br />
kommt er ins Krankenhaus, woer<br />
beatmet und sein Kreislauf künstlich<br />
aufrechterhalten wird. Jetzt kann ein<br />
Zustand eintreten, der außerhalb der<br />
Klinik gar nicht möglich wäre: dass<br />
Organe wie das Herz noch funktionieren,<br />
das Gehirn aber nicht mehr,<br />
es also bereits tot ist.<br />
Außerhalb des Krankenhauses kann<br />
man nicht an einem Hirntod sterben?<br />
So ist es, zuHause oder auf der<br />
Straße ist ja niemand, der Organfunktionen<br />
aufrechterhält. Im Krankenhaus<br />
geht das beim Herz,bei der<br />
Lunge, den Nieren –aber beim Gehirneben<br />
nur sehr eingeschränkt.<br />
Wielange könnte ein Körper ohne das<br />
Gehirn überleben?<br />
Theoretisch ein, zwei Wochen –<br />
aber nur mit maximalem Aufwand.<br />
Es gibt ja Berichte von Schwangeren,<br />
die im hirntoten Zustand noch ihr<br />
„Zeitdruck spielt keine Rolle“<br />
Kind ausgetragen haben.<br />
Das sind absolute Ausnahmesituationen.<br />
Häufig sind diese Patientinnen<br />
auch nicht hirntot, sondern<br />
liegen im Wachkoma. Das wird<br />
gerne verwechselt. Dabei ist das Gehirnzwar<br />
auch schwer geschädigt,<br />
aber der Hirnstamm,<br />
wo Atmung und<br />
Kreislauf gesteuert werden,<br />
funktioniert noch.<br />
Da gibt es eine Chance,irgendwann<br />
wieder aufzuwachen<br />
–auch wenn sie<br />
sehr gering ist. Beim Hirntod<br />
sind alle Gehirnbereiche<br />
abgestorben.<br />
Wie wird denn der Hirntod sicher<br />
festgestellt?<br />
Es gibt keine andere Art der Todesfeststellung,<br />
die so sicher ist wie<br />
Feststellung des Hirntodes<br />
UNI BONN<br />
Manfred Söhle,<br />
Anästhesist an der<br />
Universität Bonn<br />
die Hirntoddiagnostik. Für diese gibt<br />
es genaue Vorgaben der Bundesärztekammer,<br />
an die sich Mediziner<br />
halten müssen. Die erste Besonderheit<br />
ist, dass nicht wie sonst nur ein<br />
Arzt den Todfeststellen muss, sondern<br />
es müssen mindestens<br />
zwei sein –und zwar<br />
aus verschiedenen Fachrichtungen.<br />
Einer von ihnen<br />
muss zwingend ein<br />
Facharzt für Neurologie<br />
oder Neurochirurgie sein,<br />
der zweite ist häufig ein<br />
Anästhesist oder Internist.<br />
Außerdem müssen diese<br />
Mediziner erfahren sein,<br />
nicht nur in der Behandlung<br />
vonPatienten auf der Intensivstation,<br />
sondernauch in der vonPatienten<br />
mit einer schweren Hirnschädigung.<br />
Wie wird in der Praxis untersucht,<br />
dass der Hirntod vorliegt?<br />
Erst einmal müssen bestimmte<br />
Umstände ausgeschlossen werden,<br />
etwa, dass ein Patient unterkühlt ist<br />
oder unter dem Einfluss von Medikamenten<br />
steht, die ihn künstlich<br />
am Schlafen halten. Wenn das klar<br />
ist, muss festgestellt werden, dass<br />
das Hirn abgestorben ist. Ein funktionierendes<br />
Gehirn hat typischerweise<br />
Reflexe, die aus dem Hirnstamm<br />
kommen. Für den Hirntod<br />
müssen wir zudem feststellen, dass<br />
ein Patient keinen Atemantrieb<br />
mehr hat. Je höher der CO 2 -Spiegel<br />
im Blut, desto stärker ist dieser Antrieb.<br />
Diese Situation stellen wir<br />
künstlich her und schalten testweise<br />
das Beatmungsgerät aus. Holt jemand<br />
dann keine Luft, kann man sicher<br />
sein, dass ein Atemstillstand<br />
vorliegt. Dasdritte Kriterium ist, dass<br />
der Patient in einem tiefen Koma<br />
liegt, dafür setzt man einen<br />
Schmerzreiz, auf den ein lebender<br />
Patient reagieren würde.<br />
Wenn es um Organentnahme geht, ist<br />
es wichtig, dass nicht so viel Zeit verstreicht<br />
…<br />
Beiinstabilen Patienten lässt sich<br />
die Organfunktion nicht endlos aufrechterhalten.<br />
Zeitdruck spielt für<br />
die Feststellung des Hirntods aber<br />
keine Rolle. Vielmehr wird hier sehr<br />
ruhig, besonnen und sorgfältig vorgegangen.<br />
Außerdem werden die<br />
Hirntoddiagnostik und die Organentnahme<br />
von getrennten Teams<br />
durchgeführt.<br />
DasGespräch führte<br />
Pamela Dörhöfer.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute scheint bei wolkigem bis stark bewölktem Himmel teilweise die<br />
Sonne. Es ist mit Höchsttemperaturen von 24 bis 26 Grad zurechnen,<br />
und der Wind weht schwach aus Südwest. In der Nacht kühlt sich die Luft<br />
auf 14 bis 12Grad ab. Dazu ist esgebietsweise aufgelockert bewölkt,<br />
doch an wenigen Stellen treten Schauer auf.<br />
Biowetter: Die Wetterlage verursacht<br />
kaum Beschwerden. In den<br />
Morgenstunden kann es bei Rheumatikern<br />
zuBeeinträchtigungen<br />
Wittenberge<br />
ihres Wohlbefindens kommen. Tagsüber<br />
klingen die Schmerzen<br />
14°/25°<br />
ab.<br />
Pollenflug: Die Konzentration von<br />
Ambrosiapollen ist mäßig.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 25Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus Südwest.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
12°/26° 15°/25°<br />
Luckenwalde<br />
14°/26°<br />
Cottbus<br />
13°/25°<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
stark bewölkt sonnig Regen<br />
16°/24° 16°/27° 14°/18°<br />
Prenzlau<br />
14°/24°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
13°/25°<br />
Unter dem Einfluss von Hoch Perryman scheint zwischen dem Südwesten des<br />
Kontinents und Polen nach lokalem Nebel verbreitet die Sonne. Der hohe Luftdruck<br />
wird imNorden von einem ausgedehnten Tief bei Island eingerahmt. Dadurch<br />
gibt es von Irland über Schottland bis nach Südskandinavien viele<br />
Regengüsse und teilweise auch Gewitter.<br />
Sylt<br />
14°/18°<br />
Hannover<br />
14°/23°<br />
Köln<br />
13°/23°<br />
Saarbrücken<br />
13°/26°<br />
Konstanz<br />
14°/26°<br />
Hamburg<br />
14°/22°<br />
Erfurt<br />
11°/25°<br />
Frankfurt/Main<br />
14°/26°<br />
Stuttgart<br />
13°/27°<br />
Rügen<br />
14°/20°<br />
Rostock<br />
14°/22°<br />
Magdeburg<br />
14°/27°<br />
Nürnberg<br />
12°/25°<br />
München<br />
15°/26°<br />
Dresden<br />
14°/24°<br />
Deutschland: Heute setzt sich der<br />
Sonnenschein oftmals länger anhaltend<br />
gegen die Wolkenfelder durch.<br />
Dabei werden im Tagesverlauf 18 bis<br />
27 Grad erreicht, nachts kühlt es<br />
dann auf 16bis 11 Grad ab. Der<br />
Wind weht schwach aus Südwest.<br />
Morgen gibt es stellenweise Sonnenschein.<br />
Viele Wolken und zeitweiliger<br />
Regen sind eher die Ausnahme, und<br />
es sind 18 bis 27Grad zu erwarten.<br />
Der Wind weht schwach bis mäßig<br />
aus West.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 17°-21°<br />
Nordsee: 17°-20°<br />
Mittelmeer: 23°-31°<br />
Ost-Atlantik: 18°-22°<br />
Mondphasen: 17.09. 25.09. 02.10. 09.10.<br />
Sonnenaufgang: 06:31 Uhr Sonnenuntergang: 19:34 Uhr Mondaufgang: 07:02 Uhr Monduntergang: 20:16 Uhr<br />
Lissabon<br />
31°<br />
Las Palmas<br />
27°<br />
Madrid<br />
29°<br />
Reykjavik<br />
11°<br />
Dublin<br />
16°<br />
London<br />
22°<br />
Paris<br />
25°<br />
Bordeaux<br />
30°<br />
Palma<br />
28°<br />
Algier<br />
35°<br />
Nizza<br />
28°<br />
Trondheim<br />
17°<br />
Oslo<br />
18°<br />
Stockholm<br />
19°<br />
Kopenhagen<br />
21°<br />
Berlin<br />
25°<br />
Mailand<br />
30°<br />
Tunis<br />
33°<br />
Rom<br />
29°<br />
Warschau<br />
24°<br />
Wien<br />
27° Budapest<br />
27°<br />
Palermo<br />
31°<br />
Kiruna<br />
14°<br />
Oulu<br />
22°<br />
Dubrovnik<br />
29°<br />
Athen<br />
32°<br />
St. Petersburg<br />
19°<br />
Wilna<br />
23°<br />
Kiew<br />
19°<br />
Odessa<br />
21°<br />
Varna<br />
27°<br />
Istanbul<br />
27°<br />
Iraklio<br />
29°<br />
Archangelsk<br />
17°<br />
Moskau<br />
18°<br />
Ankara<br />
24°<br />
Antalya<br />
33°<br />
Acapulco 34° wolkig<br />
Bali 37° heiter<br />
Bangkok 34° Gewitter<br />
Barbados 30° heiter<br />
Buenos Aires 19° sonnig<br />
Casablanca 26° sonnig<br />
Chicago 24° heiter<br />
Dakar 28° wolkig<br />
Dubai 40° sonnig<br />
Hongkong 33° wolkig<br />
Jerusalem 27° sonnig<br />
Johannesburg 19° sonnig<br />
Kairo 34° heiter<br />
Kapstadt 22° sonnig<br />
Los Angeles 27° sonnig<br />
Manila 32° wolkig<br />
Miami 33° wolkig<br />
Nairobi 30° wolkig<br />
Neu Delhi 33° wolkig<br />
New York 25° Schauer<br />
Peking 27° sonnig<br />
Perth 20° Schauer<br />
Phuket 31° wolkig<br />
Rio de Janeiro 26° wolkig<br />
San Francisco 24° sonnig<br />
Santo Domingo 32° wolkig<br />
Seychellen 27° heiter<br />
Singapur 31° wolkig<br />
Sydney 20° sonnig<br />
Tokio 31° wolkig<br />
Toronto 21° Regen
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 3 *<br />
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Seite 3<br />
Esist mittags gegen 13 Uhr, an einem<br />
heißen Augusttag, als Nadim Sarrouh<br />
sagen soll, welcher Herkunft<br />
sein Blut ist. Sarrouh, 34 Jahre alt,<br />
Spieleentwickler aus Berlin, kommt gerade<br />
mit seiner Frau, ihren Geschwistern und Eltern<br />
aus einem Kurzurlaub in Jordanien zurück.<br />
Die Mutter hatte Geburtstag, sie haben<br />
in einem Strandhotel gefeiertund wollen zurück<br />
zum Haus der Familie in Gisch, einem<br />
Ort im Norden Israels. Am Grenzübergang<br />
Yitzhak Rabin in Eilat schieben sie ihre Pässe<br />
durch den Schalter, sechs israelische Pässe,<br />
ein deutscher.Die israelischen werden gleich<br />
wieder zurückgeschoben, der deutsche nicht.<br />
Nadim Sarrouh wartet eine Dreiviertelstunde,dann<br />
wirderineinen Raum gebeten<br />
und zehn Minuten lang von einer Grenzbeamtin<br />
befragt, die üblichen Fragen, die üblichen<br />
Antworten: Was Nadim für ein Name<br />
sei, ob er christlich oder muslimisch sei, wo<br />
sein Vater herkomme,was er in Israel wolle.<br />
Sarrouh antwortet freundlich und gefasst.<br />
Er kennt das Prozedere. Kaum ein anderes<br />
Land hat so komplizierte Einreisebestimmungen<br />
wie Israel, das ständig mit der Angst<br />
vor Kriegen und Terror leben muss. Auf der<br />
Website des Auswärtigen Amtes sind seitenlange<br />
Warnungen aufgelistet. Einreiseverbote,<br />
Einreisebestimmungen, verschiedene<br />
Hinweise für verschiedene Bevölkerungsgruppen<br />
und Grenzübergänge.Über den jordanisch-israelischen<br />
erfährt man, dass „mit<br />
mehrstündigen Sicherheitsbefragungen, bis<br />
hin zur Verweigerung der Einreise zu rechnen<br />
ist“. Über „deutsche Staatsangehörige<br />
mit auch nur vermuteter arabischer Abstammung<br />
oder islamischer Religionszugehörigkeit“,<br />
dass sie „mit einer Sicherheitsbefragung<br />
rechnen müssen“.<br />
Nadim Sarrouh weiß, was das heißt. Jedesmal,<br />
wenn er nach Israel einreisen will,<br />
wirderineinen Raum geführtund muss auf<br />
seine Befragung warten, manchmal eine<br />
Stunde,manchmal vier,einmal waren es sogar<br />
sieben, sagt er. Sein arabischer Name<br />
macht ihn verdächtig, dabei erzählt der nur<br />
einen Teil seiner Familiengeschichte.<br />
Sein Vater, ein Christ, wurde in Haifa geboren,<br />
wuchs in einem Dorf inGaliläa auf,<br />
floh als Achtjähriger während des ersten<br />
Nahostkrieges 1948 mit seiner Familie nach<br />
Libanon, nahm die libanesische Staatsbürgerschaft<br />
an, ging in den Sechzigern zum<br />
Studium nach Nürnbergund lernte dorteine<br />
Politikstudentin aus einer polnischen Familie<br />
kennen, deren Vater im Widerstand gegen<br />
die Nazis kämpfte und in Dachau interniert<br />
war. Das Paar zog nach Berlin, heiratete, bekam<br />
Kinder.<br />
Nadim wurde in Zehlendorf geboren,<br />
wuchs in Charlottenburg auf, mit seinem<br />
Großvater sprach er Polnisch, mit dem Vater<br />
Arabisch, mit der Mutter Deutsch. Er machte<br />
Abitur,studierte Informatik, promovierte,arbeitet<br />
heute als Projektmanager für die Online-Spiele-Firma<br />
Game Duell und ist mit einer<br />
Israelin verheiratet. Eine deutsche Einwanderergeschichte,<br />
ein Musterbeispiel für<br />
Integration, könnte man sagen. Aber hier,an<br />
der GrenzezuIsrael, zählt nur sein Name.<br />
Wie ein Verhör<br />
Er ist in Berlin geboren, sein Vater kommt aus Palästina, sein polnischer<br />
Großvater kämpfte gegen die Nazis. Aber wenn Nadim Sarrouh nach<br />
Israel einreist, zählt nur der Klang seines Namens.<br />
Und der missfällt den Grenzbeamten.<br />
Eine Geschichte darüber,wie jemand zum Außenseiter gemacht wird<br />
Nach der Grenzkontrolleurin übernimmt<br />
eine Frau in Zivil die Befragung, sie stellt sich<br />
nicht vor, der Deutsche vermutet, dass sie<br />
vom israelischen Inlandsgeheimdienst<br />
Schin Bet ist. Das ist neu für ihn, auch der<br />
Tonist anders diesmal, aggressiver, feindlicher.<br />
Wie die Frau ihn auffordert, seine Tasche<br />
abzulegen. „Put your bag down! Sitover<br />
here!“ Wie sie ihn fragt, ob seine Frau<br />
schwanger ist und, als er mit Nein antwortet,<br />
lächelt und sagt, dann mache es ihr ja sicher<br />
nichts aus,inder Hitzezuwarten.Wiesie ihn<br />
beobachtet, wie sie sich nach seiner Herkunft<br />
erkundigt, immer wieder. Woerherkomme,<br />
woerwirklich herkomme, obsein<br />
Blut deutsch oder palästinensisch sei?<br />
Nadim Sarrouh erinnert sich noch genau<br />
an alles.Unmittelbar nach seiner Freilassung<br />
hat er seine Erlebnisse aufgeschrieben, jeden<br />
Satz, an den er sich erinnerte, jeden Dialog.<br />
Sechs Seiten Gedächtnisprotokoll einer Befragung,<br />
die ihm wie ein Verhör vorkam.<br />
Ob er Flüchtling sei, will die Frau wissen.<br />
Nein, sagt er. Ersei Deutscher. Obernicht<br />
wisse, dass alle Araber, deren Familien von<br />
hier kämen, von der Unoals Flüchtlinge betrachtet<br />
werden? Das stimme so nicht, sagt<br />
er. Und auf seine Familie, palästinensische<br />
Christen, treffe es ohnehin nicht zu. Sein Vater<br />
habe nach der Flucht die libanesische<br />
Staatsbürgerschaft angenommen und sei nie<br />
als Flüchtling registriertworden.<br />
Dann fragt die Geheimdienstmitarbeiterin<br />
nach seinen politischen Ansichten, was<br />
er zur Situation im Gazastreifen sage. Sarrouh<br />
sagt, Gaza sei völlig isoliert und werde<br />
seit Jahrzehnten vonIsrael, der Supermacht,<br />
besetzt und unterdrückt. DieFrauantwortet,<br />
Israel unterdrücke niemanden. Die Hamas<br />
sei es,die „seine“, Sarrouhs Leute,unterdrücke.<br />
Irgendwann weist Nadim Sarrouh darauf<br />
hin, dass seine politischen Ansichten hier<br />
keine Rolle spielen sollten. Es fällt ihm<br />
schwer, ruhig zu bleiben, er hat das Gefühl,<br />
dass es nur darum geht, ihn zu demütigen.<br />
Die Frau sagt, sie könne fragen, was sie<br />
wolle.Sie zeigt auf eine israelische Fahne im<br />
Raum und sagt: „Sehen Sie die Fahne? Das<br />
heißt, dass sie nicht in Israel sind. Das ist<br />
nicht Ihr Land! Sie gehören hier nicht her!<br />
Wirsind nicht Deutschland. Wirlassen nicht<br />
einfach so Millionen Flüchtlinge ins Land<br />
wie eureMerkel.“<br />
Er wird rausgeschickt, wieder reingeholt,<br />
weiter befragt, jetzt von einer anderen Frau.<br />
Siestellt sich mit den Worten vor: „Mich ruft<br />
man, wenn etwas Schlimmes passiert ist“,<br />
durchsucht Sarrouhs Handy, fragt ihn nach<br />
Namen von Palästinensern, unterstellt ihm,<br />
im Westjordanland Kampfsport zu unterrichtenund<br />
in Syrien gekämpft zu haben.<br />
Sarrouh ist Martial-Arts-Trainer in Berlin,<br />
das wird jetzt gegen ihn verwendet. Seine<br />
Der<br />
Staatsfeind<br />
Nadim Sarrouh, 34 Jahre alt, <strong>Berliner</strong>.Fünf Stunden wurde er an der israelischen Grenze festgehalten.<br />
VonAnja Reich, Jerusalem<br />
Geschichte ist auch ein Beispiel dafür, wie<br />
man jemanden zum Außenseiter abstempelt,<br />
zum Staatsfeind. Sarrouh kritisiert Israel<br />
als Besatzungsmacht, postet Artikel über<br />
die Schüsse des Militärs auf Demonstranten<br />
in Gaza auf Facebook und nahm 2014 an einer<br />
Demonstration in Berlin gegen die Bombardierung<br />
im Gazastreifen teil.<br />
Aber er versteht auch das Sicherheitsinteresse<br />
der Israelis, sagt er, der Kampf seines<br />
polnischen Großvaters gegen die Nazis hat<br />
ihn genauso geprägt wie das Schicksal seines<br />
Vaters.Als Nadim ein Kind war,hat der Vater<br />
manchmal von Galiläa erzählt, von den Feigen-<br />
und Olivenbäumen, den Feldern, dem<br />
Haus. Mit 16 war er selbst das erste Mal da,<br />
zur Hochzeit eines Cousins,der im Nachbarort<br />
wohnt. Zehn Jahre später kam er wieder,<br />
da lernte er Venus kennen, eine junge Architekturstudentin,<br />
sie verliebten sich und heirateten<br />
ein paar Jahre später in der Kirche<br />
von Kfar Bir’m, dem einzigen Gebäude, das<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
noch vomDorfdes Vaters übrig ist. Heuteleben<br />
sie zusammen in Berlin.Venus macht ihren<br />
Master an der Technischen Universität,<br />
zweimal im Jahr fahren sie zu ihren Eltern.<br />
Die warten immer noch in der Hitze, außer<br />
sich, dass der deutsche Schwiegersohn<br />
wie ein Terrorist behandelt wird, fragen immer<br />
wieder, wann er endlich freikommt, die<br />
Grenzer antworten nicht, der Schwiegervater<br />
fragt, was sie denn eigentlich noch von<br />
den Nazis unterscheide. Das macht die Situation<br />
nicht besser und wirdjetzt vonder Israelischen<br />
Sicherheitsagentur gegen Sarrouh<br />
verwendet. Auf die Bitte nach einer<br />
Stellungnahme zu seinen Vorwürfen gibt es<br />
keine Antwort, aber der <strong>Zeitung</strong> Haaretz<br />
sagte ein Schin-Bet-Sprecher, eshabe verschiedene<br />
Hinweise darauf gegeben, dass<br />
der Deutsche mit palästinensischenWurzeln<br />
in feindliche Aktivitäten verwickelt sei. Die<br />
Befragung sei professionell durchgeführt<br />
worden. Sabine Haddad, Sprecherin der<br />
Grenzkontrollbehörde im israelischen Innenministerium,<br />
weist darauf hin, „dass die<br />
Familie des Israel-Reisenden begann, sich<br />
ordnungswidrig zu verhalten, seine Frau<br />
habe die Grenzbeamten angeschrien, der<br />
Schwiegervater sie als Nazi beschimpft. Der<br />
Grenzkontroll-Manager habe einschreiten<br />
und mit der Polizei drohen müssen.<br />
Nadim Sarrouh sagt, für seine Familie sei<br />
es sehr anstrengend gewesen, in der Hitzezu<br />
warten und nicht zu wissen, was passiert.<br />
Seine Frau sagt, die Nazi-Frage sei übertrieben<br />
und unnötig gewesen, natürlich wüssten<br />
sie,was für Verbrechen im Holocaust geschehen<br />
seien und dass man das nicht vergleichen<br />
können. IhrVater sei in diesem Moment<br />
einfach völlig frustriertgewesen.<br />
Fünf Stunden wurde Nadim Sarrouh an<br />
der Grenze festgehalten. Bis heute weiß er<br />
nicht warum, hat keine Erklärung bekommen,<br />
keine Entschuldigung. Stattdessen hat<br />
er Berichte von anderen gelesen, die in diesem<br />
Sommer ähnliche Erfahrungen gemacht<br />
haben: Peter Beinart, amerikanischjüdischer<br />
Journalist, Kritiker vonIsraels Siedlungspolitik,<br />
war auf dem Wegzueiner Bar-<br />
Mizwa-Feier, als er am Flughafen von seiner<br />
Frau und den Kindern getrennt und gefragt<br />
wurde,obersich an politischen Aktionen beteilige,<br />
die Israels Demokratie gefährden<br />
könnten. MeyerG.Koplow, Kuratoriumsvorsitzender<br />
der Brandeis-Universität in Massachusetts,<br />
traf esauf der Rückreise nach New<br />
York,nachdem Kontrolleureeine Werbebroschüre<br />
über Palästina gefunden hatten, die<br />
er bei seinem Besuch in den besetzten Gebieten<br />
geschenkt bekommen hatte. Der<br />
Schriftsteller Moriel Rothman-Zecher sollte<br />
über sein Engagement in der Organisation<br />
Breaking the Silence berichten und Namen<br />
vonpolitischen Aktivisten nennen. Deramerikanische<br />
Schriftsteller Reza Aslan, in Iran<br />
geboren, wurde voneiner Geheimdienstmitarbeiterin<br />
in politische Diskussionen über<br />
Trump und Netanjahu verwickelt, wenn er<br />
nicht die Wahrheit sage, werde er seine Kinder<br />
für sehr lange Zeit nicht mehr sehen.<br />
Kommt es zum Prozess?<br />
Nadim Sarrouhs Geschichte fällt in eine Zeit,<br />
in der in Israel das umstrittene Nationalitäten-Gesetz<br />
verabschiedet wurde,das den jüdischen<br />
Charakter des Staates festschreibt<br />
und der arabischen Bevölkerung –mit 20<br />
Prozent die größte Minderheit im Land –nur<br />
noch einen Sonderstatus zusteht. Es gab Demonstrationen<br />
gegen das Gesetz undKlagen<br />
vordem OberstenGericht, auch dieBerichte<br />
über die Grenzkontrollen haben in Israel<br />
hohe Wellen geschlagen. Premierminister<br />
Netanjahu hat sich bei Peter Beinart entschuldigt,<br />
dieStaatsanwaltschaft will prüfen,<br />
ob der Geheimdienst seine Kompetenzen<br />
überschritten hat.<br />
Sarrouhist wieder zu HauseinBerlin, aber<br />
auch für ihnist dieSache nichtzuEnde. Er hat<br />
einenAnruf ausJerusalem bekommen.Eitan<br />
Peleg, ein israelischer Anwalt, war am Apparat.<br />
Er hatte inder <strong>Zeitung</strong> Haaretz Sarrouhs<br />
Geschichte gelesen und konnte nicht glauben,<br />
dass ein Deutscher bei der Einreisekontrolle<br />
über den Gazakonflikt diskutieren sollte<br />
und nach seinem Blut gefragt wurde.„Wenn<br />
der Mann die Wahrheit sagt, und davon gehe<br />
ich aus,können wir uns das nicht gefallen lassen,<br />
dann müssen wir etwas tun“, sagt Peleg.<br />
An einem Freitagmorgen sitzt er in seinem<br />
BüroinJerusalem, ein Mann mit Bauch,<br />
Glatzeund Brille,anderWand hängt ein Foto<br />
von ihm als Marathonläufer, auf dem<br />
Schreibtisch liegen Ordner mit Gerichtsakten.<br />
Peleg hat früher selbst für den Schin Bet<br />
gearbeitet hat, er weiß, was der Geheimdienst<br />
darf und was nicht. Sarrouh hätte<br />
keine der Fragen beantworten müssen, sagt<br />
er.Politische Ansichten hätten nichts mit der<br />
Sicherheit Israels zu tun, das dürfe nicht vermischt<br />
werden. DerAnwalt hat sich vondem<br />
Deutschen seine Aufzeichnungen schicken<br />
lassen und denkt darüber nach, noch einmal<br />
gegen den Schin Bet vor Gericht zuziehen.<br />
„Es geht mir nicht darum, Nadim Sarrouh einen<br />
Gefallen zu tun“, sagt er, „es geht um<br />
mein Land, um unsereDemokratie.“<br />
Eine Klage gegen den israelischen Geheimdienst?<br />
Nadim Sarrouh weiß nicht so richtig,<br />
waserdavon halten soll. Er fürchtet, dass ihm<br />
die Einreise beim nächsten Malnochschwerer<br />
gemacht wird. Weihnachten will er wieder zur<br />
Familie seiner Frau fahren, diesmal mit seinem<br />
Vater.Erist 78, ein alter Mann.<br />
Peleg aber gibt keine Ruhe. Vor ein paar<br />
Tagen hat der Mann, der Israels Demokratie<br />
retten will, noch einmal angerufen und gefragt,<br />
oberals Zeuge vor einem israelischen<br />
Gerichtaussagen würde.Nadim Sarrouh will<br />
es sich überlegen. Denletzten Prozessgegen<br />
denSchin Bethat der Anwalt gewonnen.<br />
Anja Reich<br />
hatte selbst noch nie Probleme bei der<br />
Einreise nach Israel.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018<br />
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Politik<br />
In der St.-Jacob-Kirche in Köthen versammelten sich Gläubige am Sonntagnachmittag zu einer Trauerandacht.<br />
DPA/SEBASTIAN WILLNOW<br />
Bitte um Besonnenheit<br />
Politiker und Kirchenvertreter warnen vor falschen Schlussfolgerungen nach dem TodeinesjungenMannes, dersichinKöthen mit Asylbewerberngestrittenhatte<br />
VonKai Gauselmann<br />
In der Nacht zu Sonntag ist der<br />
22-jährige Markus B. in Köthen<br />
nach einer Auseinandersetzung<br />
mit zwei Afghanen gestorben.<br />
Das Opfer kam offensichtlich<br />
nicht durch Gewalteinwirkung<br />
zu Tode. Nach Informationen der<br />
Mitteldeutschen <strong>Zeitung</strong> soll der<br />
junge Mann an einem Herzinfarkt<br />
verstorben sein. Dasist das Ergebnis<br />
einer Obduktion vom Sonntag. Der<br />
junge Mann soll eine kardiologische<br />
Vorerkrankung gehabt haben. Bei<br />
dem Toten handelt es sich um einen<br />
deutschen Staatsbürger. Die Behörden<br />
ermitteln wegen gefährlicher<br />
Körperverletzung mit Todesfolge.<br />
Waswir wissen –und was nicht:<br />
Wie starb der 22-Jährige?<br />
Es soll eine körperliche Auseinandersetzung<br />
zwischen Markus B. und<br />
seinem Bruder auf der einen und<br />
zwei Afghanen auf der anderen Seite<br />
gegeben habe.Dabei soll der 22-Jährige<br />
zu Fall gekommen und mit dem<br />
Kopf aufgeschlagen sein. Laut Zeugenaussagen<br />
soll Markus B. von einem<br />
oder mehreren Afghanen gegen<br />
den Kopf getreten worden sein. Markus<br />
B. soll eine ernste kardiologische<br />
Vorerkrankung gehabt haben. Augenzeugen<br />
berichteten, dass Markus<br />
B. nach dem Sturz gelebt und nicht<br />
geblutet haben soll, dann aber blau<br />
angelaufen und kollabiert sei. Er ist<br />
später im Krankenhaus gestorben.<br />
Wie kam es zum Streit?<br />
Nach Informationen der Mitteldeutschen<br />
<strong>Zeitung</strong> sollen zunächst drei<br />
Afghanen mit einer schwangeren<br />
deutschen Frau in einer Wohnung<br />
und dann weiter auf dem Köthener<br />
Karlsplatz, einem bei Jugendlichen<br />
des Viertels beliebten Treffpunkt,<br />
darüber gestritten haben, wer der<br />
Vater ihres noch ungeborenen Kindes<br />
sei. Unklar ist, ob sich die beiden<br />
Deutschen dort ungefragt in eine<br />
nicht-körperliche Auseinandersetzung<br />
eingemischt haben –oder der<br />
Frau beistanden, weil sie um Hilfe<br />
rief.<br />
Wasweiß man über die Beteiligten?<br />
Die beiden hauptverdächtigen<br />
Afghanen sind 20 und 18 Jahre alt –<br />
sie sollen polizeibekannt sein. Der<br />
eine soll eine Aufenthaltserlaubnis<br />
haben, der zweite sollte bereits abgeschoben<br />
worden sein. Das wurde<br />
Rund 2500 Rechtsextreme nahmen am Trauermarsch teil.<br />
angeblich bisher verhindert, weil<br />
die Staatsanwaltschaft gegen ihn<br />
wegen gefährlicher Körperverletzung<br />
in einem anderen Fall ermittelt<br />
hatte. Im Prinzip hätte der<br />
Mann aber mittlerweile abgeschoben<br />
werden können, weil die Ausländerbehörde<br />
des Kreises Anhalt-<br />
Bitterfeld am vergangenen Donnerstag<br />
grünes Licht für die Abschiebung<br />
gegeben hatte – das<br />
entsprechende Schreiben hatte die<br />
Kreisverwaltung aber noch nicht erreicht.<br />
Der dritte Afghane soll sich<br />
an der körperlichen Auseinandersetzung<br />
nicht beteiligt haben.<br />
DPA/WILLNOW<br />
Hat die Tateinen politischen Hintergrund?<br />
Derzeit gibt es keine Hinweise<br />
darauf. Gegen den 18 JahrealtenVerdächtigen<br />
wird wegen des Verdachts<br />
der gefährlichen Körperverletzung<br />
ermittelt, gegen den 20-Jährigen wegen<br />
des Anfangsverdachts der Körperverletzung<br />
mit Todesfolge. Ein<br />
Richter erließ am Sonntagabend<br />
Haftbefehl. Beide Verdächtige sitzen<br />
in Untersuchungshaft.<br />
Wie geht es jetzt weiter?<br />
Ministerpräsident Reiner Haseloff<br />
(CDU) versicherte, dass der<br />
„schreckliche Vorfall“ von Polizei<br />
und Staatsanwaltschaft „mit größtem<br />
Nachdruck aufgeklärt wird“.<br />
Den Angehörigen des Toten gelte<br />
sein volles Mitgefühl.„ImNamen der<br />
Landesregierung spreche ich ihnen<br />
unser tief empfundenes Beileid aus“,<br />
sagte der Regierungschef. DiePolitik<br />
solle diesen traurigen Anlass nicht<br />
instrumentalisieren, so Haseloff. Bei<br />
aller Emotionalität sei jeder Versuch<br />
zurückzuweisen, aus Köthen „ein<br />
zweites Chemnitz machen zu wollen“.<br />
Innenminister Holger Stahlknecht<br />
(CDU) sagte dazu: „Der tragische<br />
Toddes jungen Mannes geht<br />
mir sehr nahe und ich bedauere das<br />
Geschehene zutiefst. Mein aufrichtig<br />
empfundenes Mitleid gilt den Hinterbliebenen.“<br />
Er habe vollstes Verständnis<br />
für die Betroffenheit der<br />
Bürger. „Dennoch bitte ich um Besonnenheit.<br />
Wir werden alle Mittel<br />
des Staates konsequent einsetzen“,<br />
so der Minister.<br />
Die Evangelische Landeskirche<br />
Anhalts will in Köthen Spenden für<br />
die Bestattung des Opfers sammeln.<br />
Die Sammlung begann mit einer<br />
Trauerandacht am Sonntagnachmittag<br />
und soll einige Tage dauern. Zu<br />
der Andacht kamen etwa 300 Menschen,<br />
darunter auch mehrerePolitiker.„DerTod<br />
eines Menschen ist der<br />
schlechteste Anlass für eine Eskalation“,<br />
sagte Kirchenpräsident Joachim<br />
Liebig. Rechtsextreme versuchten<br />
wegen der Parallele zu<br />
Chemnitz, wo ein Deutscher mutmaßlich<br />
vonzweiAsylbewerbernerstochen<br />
wurde,amAbend in Köthen<br />
mit einem Trauermarsch Aufmerksamkeit<br />
zu erregen. Außerdem soll<br />
der Bruder von Markus B. den Behörden<br />
als Rechtsextremist aufgefallen<br />
sein. Bei der späteren Kundgebung<br />
wurde die Stimmung am<br />
Abend nach stillem Beginn aggressiver.<br />
„Dies ist ein Tagder Trauer.Aber<br />
wir werden die Trauer in Wut verwandeln“,<br />
sagte ein Redner.<br />
Zuvor hatten Menschen gegen<br />
rechte Hetze demonstriert. Sie waren<br />
dem Aufruf der Linken-PolitikerinHenriette<br />
Quade gefolgt und hatten<br />
sich am Bahnhof der Stadt versammelt.„Wosich<br />
der Mobformiert,<br />
funken wir dazwischen“, war auf<br />
Spruchbändernzulesen. Angesichts<br />
der Erfahrungen vonChemnitz hatte<br />
sich die Polizei auf Proteste eingestellt<br />
und Verstärkung unter anderem<br />
aus Niedersachsen und Berlin<br />
erhalten. (mit dpa)<br />
Die Kritik am Verfassungsschutz-Chef verschärft sich<br />
Politiker von SPD und Grünen fordern den Rücktritt von Hans-Georg Maaßen. Auch in der CDU gibt es Absetzbewegungen. Er selbst beharrt auf seiner Sicht<br />
VonSteven Geyer<br />
Die Debatte um Verfassungsschutzpräsident<br />
Hans-Georg<br />
Maaßen weitet sich aus: Nach Grünen<br />
und Linken verlangen nun auch<br />
Politiker der Regierungspartei SPD<br />
seinen Rücktritt. Die Grünen fordernangesichts<br />
der „wiederkehrenden<br />
eklatanten Missstände“ sogar<br />
eine Auflösung des Bundesamtes<br />
für Verfassungsschutz, wofür die<br />
Linkspartei sich schon länger einsetzt.<br />
Bundesinnenminister Horst<br />
Seehofer sagte am Sonntagabend,<br />
dass er bis zu diesem Montag Erklärungen<br />
von Maaßen erwarte. „Ich<br />
erwarte eine Begründung, auf die er<br />
seine These stützt“, erklärte der<br />
CSU-Chef in der ARD-Sendung„Bericht<br />
aus Berlin“.<br />
Einflussreiche Sozialdemokraten<br />
legen dem Verfassungsschutzchef<br />
den Rücktritt nahe. „Er muss jetzt<br />
entweder sehr schnell Beweise vorlegen<br />
oder die Konsequenzen ziehen“,<br />
sagte etwa der Regierende<br />
Bürgermeister von Berlin, Michael<br />
Müller, dieser <strong>Zeitung</strong>. Mit seinen<br />
Äußerungen untergrabe man das<br />
Vertrauen in Institutionen wie den<br />
Verfassungsschutz. DieRegierungschefin<br />
von Rheinland-Pfalz, SPD-<br />
BundesvizeMalu Dreyer,wirft Maaßen<br />
vor, „die Glaubwürdigkeit von<br />
Politik, Medien und den vielen Augenzeugen“<br />
infrage zu stellen und<br />
so Vertrauen in den Staat zu zerstören.<br />
„Ich glaube nicht, dass er noch<br />
der richtige Mann an dieser Stelle<br />
ist.“ Niedersachsens SPD-Ministerpräsident<br />
Stephan Weil sprach von<br />
einem „unsäglichen Vorgang“,<br />
wenn Maaßen keine Belege nachreiche.<br />
Dann wäre er„an der Spitze<br />
des Verfassungsschutzes auch nicht<br />
mehr tragbar“.<br />
Maaßen hatte Zweifel an der<br />
Echtheit eines Videos geäußert, das<br />
einen Übergriff auf Ausländer in<br />
Chemnitz zeigt und sprach voneiner<br />
möglichen „gezielten Falschinformation“.<br />
Zudem widersprach er<br />
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und<br />
ihrem Sprecher Steffen Seibert, die<br />
von „Hetzjagden“ in Chemnitz gesprochen<br />
hatten.<br />
Seehofer billigte im „Bericht aus<br />
Berlin“ das Vorgehen des Verfassungsschutz-Chefs.<br />
„Wenn Zweifel<br />
JÜDISCHES RESTAURANT IN CHEMNITZ ATTACKIERT<br />
Anzeige: Während der Unruhen<br />
in Chemnitz Ende August<br />
hat es auch einen Angriff auf<br />
ein jüdisches Restaurant gegeben.<br />
Das wurde am Wochenende<br />
bekannt. Der Wirt<br />
hatte den Vorfall erst später<br />
angezeigt.<br />
Angriff: Am Abend des 27.<br />
August hätten vermummte<br />
Personen Steine auf sein<br />
Restaurant geworfen, schildertder<br />
Wirt.Erselbst sei<br />
dabei verletzt worden. Einer<br />
habe „Judensau, hau ab aus<br />
Deutschland“ gerufen.<br />
Kanzlerin Merkel. Mit ihr hatte Seehofer<br />
lange über die Migrationspolitik<br />
gestritten. „Die Mutter aller Lösungen<br />
ist der Zusammenhalt in unserem<br />
Land“, so Nahles.<br />
Am Freitag hatte das Bundesamt<br />
für Verfassungsschutz (BfV)<br />
Maaßens Äußerung nicht erläutern<br />
wollen. Übers Wochenende sickerten<br />
nun Einschätzungen aus Geheimdienst-<br />
und Ministeriumskreisen<br />
durch, was er gemeint und was<br />
ihn getrieben habe.Soerwägen BfVvorhanden<br />
sind, darfman diese Meinung<br />
als Minister nicht unterdrücken“,<br />
sagte er. Der Behauptung, es<br />
habe eine Weisungslage aus dem<br />
übergeordneten Innenministerium<br />
an das Amt für Verfassungsschutz<br />
gegeben, widersprach Seehofer.<br />
SPD-Chefin Andrea Nahles kommentierte<br />
Seehofers Politik im Tagesspiegel<br />
so: „Er regt ständig alle<br />
auf, ist aber in der Praxis ein Ausfall.“<br />
Wenn er von der Mutter aller Probleme<br />
spreche,meine er in Wahrheit<br />
Anklage: Der Präsident des<br />
Zentralrats der Juden, Josef<br />
Schuster,warnte Politiker<br />
und Sicherheitsbehörden<br />
davor, die LageinChemnitz<br />
schönzureden. Die Probleme<br />
müssten deutlich beim Namen<br />
genannt werden.<br />
Mitarbeiter laut Focus Online, dass<br />
das auf Twitter veröffentlichte Video<br />
nicht aus der vergangenen Woche<br />
stammt. Vielmehr könnten Linke<br />
versucht haben, die Stimmung anzuheizen<br />
und Medien zu täuschen,<br />
spekulieren sie.<br />
Zudem sollen sich Maaßen und<br />
Seehofer über die Sicht auf Chemnitz<br />
ausgetauscht haben, berichten Focus<br />
und FAS. Seehofer habe Maaßen grünes<br />
Licht für seine umstrittene Äußerung<br />
gegeben. Focus Online spricht<br />
gar voneiner Weisung Seehofers.Tatsächlich<br />
räumte eine Sprecherin Seehofers<br />
ein, ihr Haus habe von den<br />
Zweifeln Maaßens gewusst – während<br />
das Kanzleramt das verneint.<br />
Das stützt die Erklärung, die die<br />
Süddeutsche <strong>Zeitung</strong> aus der Behörde<br />
zitiert: Maaßen habe für die<br />
Beamten im Bund wie in Sachsen<br />
sprechen wollen, die nicht zum ersten<br />
Mal verärgert gewesen seien,<br />
dass sich die Kanzlerin auf eine Beurteilung<br />
festgelegt hatte, ohne die<br />
Einschätzung ihrer Sicherheitsbehörden<br />
abzuwarten. Dass Maaßen<br />
die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin<br />
von 2015 ebenso kritisch sieht wie<br />
Seehofer, ist bekannt. So spaltet sich<br />
die politische Landschaft nun auch in<br />
der Beurteilung Maaßens entlang der<br />
Fronten im Asylstreit. Kanzleramtssprecher<br />
Seibert antwortete jedenfalls<br />
ausweichend auf die Frage, ob<br />
Merkel dem Verfassungsschutzchef<br />
noch vertraue. Die CDU-Generalsekretärin<br />
und Merkel-Vertraute Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer wurde am<br />
Wochenende deutlich: Wenn Maaßen<br />
nicht bald Belege für seine Behauptung<br />
vorlege, könne man ihm<br />
vorwerfen, eine eigene politische<br />
Agenda zu verfolgen und „zur politischen<br />
Aufheizung beizutragen“.<br />
Die Grünen fordern eine Auflösung<br />
des Bundesamtes. Der Verfassungsschutz<br />
sei unter Maaßen „vor<br />
die Wand gefahren“, erklärten die<br />
Parteichefs Annalena Baerbock und<br />
Robert Habeck. Nötig sei ein neues<br />
„Bundesamt zur Gefahrenerkennung<br />
und Spionageabwehr“ sowie<br />
ein getrenntes, unabhängiges Institut<br />
zur Beobachtung von Extremisten<br />
und Islamisten. Nur so ließen<br />
sich die „eklatanten Missstände im<br />
alten Verfassungsschutz beseitigen.“<br />
(mit cd.)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 5 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
Deutschstunde<br />
Der Bundespräsident würdigt am 70. Jahrestag die berühmte Freiheitsrede von Ernst Reuter.DessenSohn Edzard Reuter bringt aktuelle Probleme zur Sprache<br />
VonChristine Dankbar<br />
Mitunter macht der Einzelne<br />
den Unterschied.“<br />
Diesen Satz<br />
des verstorbenen Alt-<br />
Bundeskanzlers Helmut Schmidt hat<br />
Bundespräsident Frank-Walter<br />
Steinmeier seiner Rede, inder er die<br />
berühmte Freiheitsrede von Ernst<br />
Reuter am Sonntag würdigte, vorangestellt.<br />
Doch so nüchtern, wie es der<br />
Hamburger ausdrückte, will es der<br />
Bundespräsident vordem Festpublikum<br />
im Allianz Forum am Pariser<br />
Platz nicht stehenlassen. Steinmeier<br />
übersetzt die WorteSchmidts in eine<br />
„weniger unterkühlte <strong>Berliner</strong> Diktion“,<br />
wie er es nennt, und sagt es<br />
dann so: „Manchmal schreibt ein<br />
einzelner Mensch, Mann oder Frau,<br />
Geschichte.“<br />
Zuflucht aus der Türkei<br />
Dies ist Ernst Reuter unbestreitbar<br />
gelungen, auf den Taggenau 70 Jahre<br />
zuvor. Auf den Stufen des zerstörten<br />
Reichstags stehend, beschwört der<br />
damalige <strong>Berliner</strong> Oberbürgermeister<br />
die Völker der Welt, dass sie auf<br />
diese Stadt schauen mögen. Es ging<br />
ihm damals nicht nur um die Hilfe<br />
der Alliierten, die mit der Luftbrücke<br />
dieVersorgung des blockiertenWest-<br />
Berlin aufrechterhalten mögen, sondernauch<br />
um die Ideale der Freiheit.<br />
„Ich glaube, dass ich heute sagen<br />
darf: Seine Lektionen sind unserem<br />
Land in Fleisch und Blut übergegangen“,<br />
sagt Steinmeier und setzt<br />
hinzu: „Jedenfalls der großen Mehrheit<br />
in diesem Land.“ Es ist eine der<br />
wenigen Stellen, an denen er vom<br />
Manuskripttext seiner Rede abweicht.<br />
„Aus einem Deutschland, von<br />
dem zu Reuters Lebzeiten Verfolgung<br />
und Gewalt ausgegangen war, ist ein<br />
Land geworden, das für viele politisch<br />
verfolgte Menschen ein Ortder Hoffnung<br />
ist“, so Steinmeier weiter. Reuter<br />
habe seinerzeit auf der Flucht vor<br />
den Nazis Zuflucht in der Türkei gefunden.<br />
„Heute sind es nicht wenige,<br />
die vor politischen Repressalien in<br />
der Türkei Schutz in Deutschland finden.“<br />
Drei Millionen türkischstämmige<br />
Menschen hätten mittlerweile<br />
in Deutschland ein Zuhause gefunden<br />
„und vor allem ein Land mit<br />
Rechtsstaat und Freiheit. Ich glaube,<br />
Ernst Reuter wärefrohdarüber.“<br />
Der Regierende Bürgermeister<br />
von Berlin, Michael Müller (SPD),<br />
bewundert seinen Vorgänger auch<br />
für dessen Redetalent. Aufvorab verteilten<br />
Redemanuskripten von Politikernfände<br />
sich immer der Hinweis<br />
„es gilt das gesprochene Wort“, erklärt<br />
Müller in seiner Ansprache.<br />
Ernst Reuter habe vorgemacht, dass<br />
es wirklich darauf ankomme: auf das<br />
gesprochene Wort,auf die Eindrücklichkeit<br />
des Gesagten. „Wie ein großer<br />
Tragöde deklamiert er seine<br />
Worteund man merkt, dass die <strong>Berliner</strong><br />
förmlich an seinen Lippen kleben.“<br />
Er habe damals nicht nur vor<br />
Ein Ortder Hoffnung sei Deutschland geworden, sagt Frank-Walter Steinmeier.<br />
DPA<br />
den <strong>Berliner</strong>n gesprochen, sondern<br />
für sie alle, die sich in höchster Not<br />
befunden hätten. „So entsteht ein<br />
weltgeschichtlicher Moment“, sagt<br />
Müller. Reuter sei davon überzeugt<br />
gewesen, dass Europa eines Tages<br />
frei und vereint sein werde, so Müller.„Für<br />
uns ist der Gedanke an seine<br />
Rede eine Ermunterung.Wirmüssen<br />
um unsereWerte kämpfen.“ Politiker<br />
und Bürger müssten um ihreFreiheit<br />
kämpfen, gerade in diesen Zeiten, in<br />
denen der Populismus immer mehr<br />
Anhänger bekommt.<br />
Die Verantwortung jedes Einzelnen<br />
Dabei sei Reuter Zeit seines Lebens<br />
ein Kommunalpolitiker gewesen,<br />
der sich vorallem mit konkreten Problemen<br />
vorOrt befasst habe,erzählt<br />
Müller. Als Stadtrat sei er schon in<br />
den 20er-Jahren für den Nahverkehr<br />
zuständig gewesen und habe die<br />
Grundlagen geschaffen, auf denen<br />
man sehr viel später die <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />
gründete.<br />
Es ist auch seinem Sohn Edzard<br />
Reuter wichtig zu betonen, dass sein<br />
Vater alles andere als ein abgehobener<br />
Visionär gewesen sei. „Es ging<br />
ihm immer darum, konkrete, greifbare<br />
Dinge durchzusetzen, das war<br />
für ihn Freiheit“, erklärterinder anschließenden<br />
Diskussionsrunde. Es<br />
geht um die Rede vor 70Jahren und<br />
um Freiheit als Basis der Demokratie.Mit<br />
Reuter sitzen die Professoren<br />
Hélène Miard-Delacroix von der Pariser<br />
Sorbonne und Manfred Görtemaker<br />
von der Universität Potsdam<br />
sowie die CDU-Politikerin SerapGüler<br />
auf dem Podium. Güler ist Staatssekretärin<br />
für Integration in Nordrhein-Westfalen.<br />
Doch es ist der 90-jährige Edzard<br />
Reuter,der die Debatte schnell in die<br />
Gegenwart holt. Während man sich<br />
noch fragt, ob es das Familienerbe<br />
ist, lieber konkret auf Missstände<br />
hinzuweisen, statt abstrakt zu philosophieren,<br />
hat er schon diverse aktuelle<br />
Probleme benannt, zu denen die<br />
Integration von Migranten gehört.<br />
Aber nicht nur. Erwird grundsätzlich.<br />
„Was ist mit unserer Gesellschaft<br />
los und was ist mit den Parteien,<br />
die unsere Gesellschaft repräsentieren,<br />
los?“ fragt er.„Wirerleben<br />
den Zerfall des Gefühls, dass jeder<br />
von uns Teil einer Gesellschaft ist<br />
und damit auch eine Verantwortung<br />
für die Allgemeinheit hat.“<br />
Deutliche Kritik übt er auch an<br />
den Parteien. „Wir haben in den Parteien<br />
niemanden mehr, der eindeutig<br />
klar und unmissverständlich zu<br />
Werten steht“, sagt Edzard Reuter.<br />
Das Publikum applaudiert. Im Hintergrund<br />
ist das Bild der Menschenmenge<br />
vordem Reichstag vor70Jahren<br />
zusehen. Der Himmel ist wolkenlos<br />
wie heute.<br />
Christine Dankbar<br />
staunt, wie jung ein<br />
90-Jähriger sein kann.<br />
Brandstiftungen in Plauen<br />
Waresein Streit mit Bekannten oder Fremdenhass?<br />
VonAndreas Förster<br />
Wegen Brandstiftung in einem<br />
Plauener Wohnhaus steht von<br />
Mittwoch an ein 27-jähriger Arbeitsloser<br />
aus Dresden vordem Zwickauer<br />
Landgericht. Ein Streit mit Mietern<br />
des Hauses soll der Grund für die Tat<br />
gewesen sein. Allerdings gibt es eine<br />
rätselhafteVerbindung zu einem weiteren,<br />
vermutlich politisch motivierten<br />
Brandanschlag wenige Wochen<br />
zuvor auf ein von Roma bewohntes<br />
Haus in Plauen.<br />
Roma-Familien betroffen<br />
Der27-Jährige hatte Anfang Februar<br />
Freunde besucht, die eine Wohnung<br />
in der Plauener Dürerstraße bewohnten.<br />
Nach einigen Tagen soll es<br />
Streit gegeben haben, berichten<br />
Zeugen. Angeblich sei es um Drogen<br />
gegangen. Am Morgen des 5. Februar<br />
soll der Besucher laut Anklage<br />
im Untergeschoss der Wohnung einen<br />
Wäschekorb angezündet haben<br />
und dann gegangen sein. Kurz darauf<br />
stand das Dachgeschoss in Flammen.<br />
Ein 26-Jähriger und eine 21-<br />
jährige Frau kamen in dem Feuer<br />
um, der jüngere Bruder des Toten<br />
überlebte knapp. Drei Tage später<br />
nahm die Polizei den Tatverdächtigen<br />
in Dresden fest, der gestand, das<br />
Feuer gelegt zu haben. In Zwickau<br />
muss er sich wegen schwerer Brandstiftung<br />
in Tateinheit mit zweifachem<br />
Mord verantworten.<br />
Für Aufsehen hatte der Brand in<br />
Plauen auch deshalb gesorgt, weil<br />
erst kurzzuvor mehrereRoma-Familien<br />
in das Haus in der Dürerstraße<br />
gezogen waren. Sie hatten vorher in<br />
einem nur wenige Gehminuten entfernten<br />
Haus in der Trockentalstraße<br />
gelebt, in dem Ende Dezember im<br />
Keller Feuer gelegt worden war. Polizeiund<br />
Feuerwehr gelang es mit Hilfe<br />
vonPassanten, alle 40 Bewohner –die<br />
meisten vonihnen Roma –zuretten.<br />
Allerdings erlitten 19 Menschen teils<br />
schwere Verletzungen. Der Brand<br />
sorgte für Schlagzeilen, weil die Rettungskräfte<br />
beschimpft und behindert<br />
wurden. Zwei Personen sollen<br />
gerufen haben: „Lasst die Leute doch<br />
verbrennen.“ Gegen sie wird wegen<br />
Volksverhetzung ermittelt.<br />
Kurz nach dem Feuer nahm die<br />
Polizei einen Tatverdächtigen fest,<br />
einen ehemaligen Mieter. Sie ermittelte<br />
gegen ihn wegen Mordversuchs,<br />
schloss aber sehr früh einen<br />
rassistischen Tathintergrund aus,<br />
obwohl er der rechten Szene zugerechnet<br />
wird. Angeblich habe der<br />
Mann aus Verärgerung über den Vermieter,der<br />
ihm die Wohnung gekündigt<br />
hatte,das Feuer gelegt, so die Ermittler.Der<br />
Festgenommene gab an,<br />
sich zur Tatzeit bei Bekannten aufgehalten<br />
zu haben –und zwar in der<br />
Wohnung in der Dürerstraße,die Anfang<br />
Februar ausbrannte.<br />
Im Zuge der Ermittlungen hatte jedoch<br />
ein Zeuge –und zwar der bei<br />
dem Feuer im Februar getötete Mieter<br />
–das Alibi des Tatverdächtigen bestritten.<br />
Der Beschuldigte habe sich<br />
zur Tatzeit nicht in der Wohnung aufgehalten,<br />
sagte er aus. Außerdem<br />
habe der Verdächtige sich rassistisch<br />
über die in seinem Haus lebenden<br />
Roma geäußert und damit gedroht,<br />
sie dortzuvertreiben. Diemüssten da<br />
raus, sonst würde was Schlimmes<br />
passieren, soll er gesagt haben. Wenige<br />
Tage vor dem Brand im Dezember<br />
–soerinnerte sich der Zeuge weiter<br />
–habe er dann gesagt: „Das Ding<br />
muss brennen, das zünde ich an.“<br />
Die Staatsanwaltschaft Zwickau<br />
stellte das Verfahren im Juli jedoch<br />
ein. Zwar hätten sich aus den Zeugenaussagen<br />
Indizien für eine Täterschaft<br />
des Mannes beim Brand des<br />
Roma-Hauses in der Trockentalstraße<br />
ergeben, heißt es in einem<br />
Schreiben vom Mai 2018. „Diese reichen<br />
jedoch nicht aus, umihn der<br />
Tatzuüberführen.“<br />
Nebenklage sucht Zusammenhang<br />
Schon vor der Einstellungsverfügung<br />
im Maihatte das sächsische Innenministerium<br />
in der Antwort auf<br />
eine parlamentarische Anfrage der<br />
Grünen im Landtag festgestellt, dass<br />
im Falle des Feuers im Dezember<br />
2017 „keine Erkenntnisse zu einem<br />
politisch motivierten Tathintergrund“<br />
vorliegen würden. In dem<br />
nun anstehenden Prozess wegen des<br />
Brandes vomFebruar wollen Nebenkläger<br />
diesen möglichen Zusammenhang<br />
thematisieren.<br />
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Experten: Künstlichem Zahnschmelz<br />
ehrt ie Znt in er Zahnpee<br />
London.Auf der weltgrößten Fachtagung<br />
für zahnmedizinische Forschung<br />
haben Wissenschaftler<br />
gerade bestätigt, was deutsche<br />
Zahnschmelz-Experten in den vergangenen<br />
zehn Jahren erforscht<br />
haben: Künstlichem Zahnschmelz<br />
gehört die Zukunft, wenn es darum<br />
geht, den Zahn vor den Gefahren<br />
des Alltags zu schützen.<br />
Milch ist gesund, Zahn-Milch ist gesund für<br />
die Zähne. Milchmachtden Körperfitfür das<br />
Leben. Zahn-Milch ist eines der wohl modernsten<br />
und innovativsten Konzepte, umdie<br />
Zähnefitund gesundzuhalten. Dietäglichen<br />
Gefahren lauern hinter freiliegenden Zahnhälsen,<br />
schmerzempfindlichen Zähnen,gelblichen<br />
Verfärbungen, aber auch hinter Karies<br />
undbakteriellenAnlagerungen. Auslösersind<br />
oftmals Zahnschmelzdefekte. Genau hier<br />
setzt dasBiorepair-Prinzip an.Wie derName<br />
sagt, repariert die Biorepair Zahn-Milch angegriffenen<br />
Zahnschmelzund umhülltihn mit<br />
einem biomimetischen Schutzmantel.<br />
Zahnschmelz besteht zu 97 Prozent aus<br />
Hydroxylapatit –genau diese Substanz wurde<br />
in Biorepair nachgebildet. So schützt die<br />
Zahn-Milch den empfindlichen Zahnschmelz<br />
vor natürlicher Abnutzung und bakteriellen<br />
Anlagerungen*.<br />
Nach der erfolgreichen Entwicklung der<br />
Zahncreme Biorepair istesden Forschern gelungen,<br />
das Wirkprinzip auf eine Mundspülung<br />
zu übertragen. Was sich mit der Biorepair<br />
Zahncreme millionenfach bewährt hat,<br />
Biorepair Zahn-Milch imVergleich zu einer herkömmlichen Mundspülung.<br />
Abb.: Zahnoberfläche (10.000-fach<br />
vergrößert). Bereits nach der ersten<br />
Anwendung lagern sich Hydroxylapatit-Partikel<br />
anund schützen<br />
den Zahnschmelz.<br />
bietet mit der Zahn-Milch einen additiven<br />
Schutz. Wissenschaftler von der Universität<br />
Texas/USA haben inLondon gerade erst bestätigt,<br />
dass Hydroxylapatit ein vielversprechender<br />
Wirkstoff ist. Hydroxylapatit, jenem<br />
Wirkstoff aus derZahn-Milch von Biorepair.<br />
Biorepair verrät sein Wirkprinzip übrigens<br />
schon im Namen: Biomimetik ist der Natur<br />
nachempfunden. Biorepair schützt und repariertmit<br />
einemzahnverwandten Wirkstoffund<br />
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bietet viele Vorteile für die vorbeugende<br />
Mundgesundheit. DieZahn-Milcherhalten Sie<br />
in der Apotheke und in ausgewählten Drogeriemärkten<br />
und-abteilungen.<br />
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*<br />
Clin. Oral Investig. 17, 805-814 (2013), Pediatr. Dent. J.26, 89-94 (2016)
6*** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018<br />
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Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
Sozialdemokraten verlieren<br />
weniger als erwartet<br />
Dierechtsextremen Schwedendemokraten<br />
haben bei der Parlamentswahl<br />
weniger gut abgeschnitten als<br />
erwartet. Prognosen sahen die SD<br />
vonParteichef Jimmie Akesson am<br />
Sonntagabend bei knapp 18 Prozent<br />
der Stimmen. DieSozialdemokraten<br />
vonMinisterpräsident Stefan Löfven<br />
kommen demnach auf rund 28 Prozent.<br />
SieerlittenVerluste,bleiben<br />
aber stärkste Kraft.Schweden war zuletzt<br />
einer vonnur noch sechs EU-<br />
Staaten mit klassischer Mitte-links-<br />
Regierung. Noch etwas mehr als die<br />
Sozialdemokraten verloren die konservativen<br />
Moderaten, die bei 19,7<br />
Prozent lagen. (dpa)<br />
Italien protestiertgegen<br />
Österreichs Südtirolpläne<br />
Dieeigentlich längst beigelegte Südtirolfrage<br />
sorgt für neuen Zwist zwischen<br />
Wien und Rom. Dieitalienische<br />
Regierung protestierte am Wochenende<br />
gegen österreichische<br />
Pläne,BürgernSüdtirols die Staatsbürgerschaft<br />
anzubieten. Manhabe<br />
erfahren, dass in Wien an einem Gesetzestext<br />
gearbeitet werde, wonach<br />
alle deutsch- und ladinischsprachigen<br />
Bewohner der Provinz die österreichische<br />
Staatsbürgerschaft erhalten<br />
könnten, teilte das Außenministerium<br />
in Rommit. „Die Initiativeist<br />
unangebracht wegen ihrer potenziell<br />
Unruhe stiftenden Wirkung“,<br />
schrieb das Ministerium. (dpa)<br />
Union will Rechte von<br />
Flugpassagieren stärken<br />
Airlines sollen künftig auflisten, wie viele<br />
Flugverspätungen es gab.<br />
IMAGO<br />
In der Unionsfraktion gibt es Bestrebungen,<br />
die Stellung vonFlugpassagieren<br />
zu stärken. Dassieht ein Papier<br />
desVerbraucherexperten Stephan<br />
Harbart(CDU) vor. Airlines sollen<br />
verpflichtet werden, bei Überbuchungen,<br />
Annullierungen undVerspätungen<br />
die Passagiereschriftlich<br />
über ihreRechte zu informieren und<br />
ihnen ein Entschädigungsformular<br />
auszuhändigen. DieAirlines sollen<br />
zudem die Zahl der Flugverspätungen<br />
veröffentlich müssen. (dpa)<br />
Benkosoll fast 300 Millionen<br />
Euro in Kaufhof investieren<br />
Nach der Fusion vonKarstadt und<br />
Kaufhof soll laut Bild am Sonntag ein<br />
dreistelliger Millionenbetrag in die<br />
Kaufhof-Kette investiertwerden.<br />
Karstadt-Eigner René Benko wolle<br />
250 bis 300 Millionen Euro für die Sanierung<br />
vonKaufhof und für Abfindungen<br />
einsetzen, berichtete die<br />
<strong>Zeitung</strong>. Im Zuge der Fusion könnten<br />
zwischen 4500 und 5000 der<br />
noch 20 000 Arbeitsplätzebei Kaufhof<br />
gestrichen werden. (dpa)<br />
Schwere Bombenangriffe auf<br />
syrische Provinz Idlib<br />
Nach dem Scheiterndiplomatischer<br />
Bemühungen haben Russland und<br />
die syrische Regierung ihreLuftangriffe<br />
auf die Hochburgislamistischer<br />
Kämpfer in Idlib verschärft.<br />
Weit über 150 Bombardements trafen<br />
nach Angaben der Beobachtungsstelle<br />
für Menschenrechte den<br />
Süden der Provinz sowie den Norden<br />
der Region Hama. Syriens Luftwaffe<br />
warfFässer mit Sprengstoff ab. (dpa)<br />
Harte Nuss für Einbrecher<br />
Der Bund fördert verstärkte Sicherheitsvorkehrungen in Wohnungen mit bis zu 1600 Euro<br />
VonAnnika Leister<br />
Bei einem Wohnungseinbruch<br />
stehen die Täter unter<br />
enormem Zeitdruck.<br />
Kommen sie nicht in wenigen<br />
Minuten ins Haus, geben sie<br />
meist auf. DiePolizei schätzt, dass im<br />
vergangenen Jahr rund 45 Prozent aller<br />
Einbruchsversuche erfolglos endeten<br />
–und empfiehlt wenig aufwendige<br />
Maßnahmen, die es den Tätern<br />
schwer machen. Die große Koalition<br />
verabschiedete bereits 2015 Subventionen,<br />
die den Anteil gescheiterter<br />
Einbruchsversuche weiter erhöhen<br />
sollen: Hausbesitzer und Mieter können<br />
die Zuschüsse bei der staatlichen<br />
Kfw-Bank beantragen, wenn sie zum<br />
Beispiel Fenster verstärken, Türen<br />
mit Riegeln versehen oder Kameras<br />
installieren. In diesem August beschloss<br />
die Regierung außerdem, den<br />
Etat von 50Millionen auf 65 Millionen<br />
Euro aufzustocken. Wirerklären,<br />
wofür genau das Geld fließt und wer<br />
es wie beantragen kann.<br />
Wie viel Geld gibt es?<br />
Die Zuschüsse sind an die Höhe<br />
der Investitionskosten gebunden:<br />
Werbis zu 1000 Euro für Maßnahmen<br />
zum Einbruchsschutz ausgibt,<br />
erhält 20 Prozent Zuschuss. Jeder<br />
Euro, der darüber hinausgeht, wird<br />
mit weiteren zehn Prozent gefördert.<br />
Mindestens müssen 500 Euro ausgegeben<br />
werden, die Obergrenze liegt<br />
bei 15 000 Euro. Bei dieser Summe<br />
würden Antragsteller 1600 Euro bekommen.<br />
In der Regel geben die<br />
Menschen aber weniger Geld aus:<br />
550 Euro erhalten sie im Schnitt von<br />
der Kfw dazu, teilt die Bank der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> mit. Viel sei bei den<br />
meisten Häusern nämlich gar nicht<br />
nötig, um sie sicherer zu machen.<br />
Können nur Hausbesitzer Zuschüsse<br />
beantragen?<br />
Nein, das Angebot gilt auch für<br />
Mieter. Ihnen empfiehlt die Kfw allerdings,<br />
sich vorher mit dem Vermieter<br />
abzustimmen –und die Abmachung<br />
am besten schriftlich festzuhalten,<br />
damit es beim Auszug<br />
keine Probleme gibt und kein Rückbau<br />
gefordert wird. Besitzer können<br />
auch die Kosten für mehrere Häuser<br />
zur Förderung einreichen.<br />
Und wenn ich umziehe?<br />
DieFörderung ist an die Wohnung<br />
gebunden, nicht an den Antragsteller.<br />
Bedeutet: Werbereits Zuschüsse erhalten<br />
hat und umzieht, kann sie für<br />
die neue Wohnung noch einmal beantragen.<br />
Dann wird der Förderbetrag<br />
allerdings mit dem zuvor beantragten<br />
Betrag addiert–weiterhin gilt<br />
die Höchstsumme von15000 Euro.<br />
Genügt der Topf?<br />
Im vergangenen Jahr vergab die<br />
Kfw die 50 Millionen Euro komplett.<br />
Rund 65 000 Zusagen für Zuschüsse<br />
gab die Bank nach eigener Angabe –<br />
und förderte so die Aufrüstung von<br />
rund 80 000 Wohneinheiten. Für<br />
2018 hat die Bundesregierung den<br />
Etat aber noch einmal um 15 Millionen<br />
Euro erhöht.<br />
Beim chinesischen Online-Riesen<br />
Alibaba bahnt sich eine Zeitenwende<br />
an: Gründer Jack Ma stellt die<br />
Weichen für seinen Rückzug. Ma,der<br />
an diesem Montag seinen 54. Geburtstag<br />
feiert, gilt als das allgegenwärtige<br />
Gesicht und Vordenker der<br />
Handelsplattform. Er ist einer der<br />
reichsten Männer Chinas.<br />
Darüber, wann Ma seinen Vorsitzenden-Posten<br />
bei der Alibaba<br />
Group aufgibt, gab es am Wochenende<br />
allerdings unterschiedliche Angaben.<br />
Seine eigene <strong>Zeitung</strong> South<br />
China Morning Post berichtete am<br />
Abschließen: Werdie Tür mit einem Riegel<br />
oder anderen Sicherungen ausstattet, sie<br />
aber ständig offen stehen lässt, hat wenig<br />
vonseinem Einbruchschutz. Entscheidend,<br />
das sagen auch die Berater der polizeilichen<br />
Kriminalprävention, ist also auch das eigene<br />
Verhalten.<br />
WAS HILFT NOCH?<br />
Fenster sollten selbst bei kurzer Abwesenheit<br />
nicht gekippt bleiben, Türen immer zweifach<br />
verriegelt werden –und nicht bloß ins<br />
Schloss gezogen werden. Rollläden sollten<br />
bei Dunkelheit heruntergelassen, aber tagsüber<br />
geöffnet bleiben, um nicht zu verraten,<br />
ob jemand zu Hause ist oder nicht.<br />
Jack Ma bereitet Rückzug bei Alibaba vor<br />
Mit dem Online-Giganten hat der Milliardär den Handel in China revolutioniert<br />
Sonnabend, Ma werde an diesem<br />
Montag einen Plan für die Regelung<br />
seiner Nachfolge verkünden, aber<br />
zunächst weiterhin im Amt bleiben.<br />
Die New York Times hatte dagegen<br />
zuvor berichtet, Ma werde sich<br />
bereits am Montag zurückziehen<br />
und sich künftig Bildungsprojekten<br />
widmen. Den bevorstehenden<br />
Wechsel an der Spitzedes Unternehmens<br />
bezeichnete er demnach<br />
„nicht als Ende, sondern als Beginn<br />
einer Ära“, schrieb die US-<strong>Zeitung</strong>.<br />
Die South China Morning Post zitierte<br />
jedoch einen Sprecher vonAli-<br />
baba, die Angaben der New York<br />
Times seien aus dem Kontext gerissen<br />
worden und „faktisch falsch“.<br />
Ma war schon in den vergangenen<br />
Jahren als Philanthrop in Erscheinung<br />
getreten. Er kündigte an,<br />
mit großzügigen Spenden seiner Nation<br />
etwas zurückgeben zu wollen.<br />
Vorallem im Umweltschutz ist Ma<br />
aktiv. Er könnte in die Fußstapfen<br />
von Microsoft-Gründer Bill Gates<br />
treten, der nach seinem Rückzug<br />
beim Windows-Konzern einen Teil<br />
seines Milliardenvermögens für den<br />
Kampf gegen Krankheiten ausgibt.<br />
SASCHA AJECK<br />
Wasist beim Antrag zu beachten?<br />
Der Antrag muss unbedingt gestellt<br />
werden, bevor man sich an den<br />
Umbau macht. Die Zusage erhalte<br />
man in der Regel noch am selben<br />
Tag, versichertdie Kfw.Danach müssen<br />
die Rechnungen eingereicht<br />
werden. Gefördertwirdnicht jede Sicherheitstechnik<br />
–die Bank orientiert<br />
sich hier an Vorgaben der Polizei.<br />
Auf der Homepage der Kfw sind<br />
die nötigen Mindeststandards für<br />
Türen, Garagentore und Nachrüstsysteme<br />
mit DIN-Nummern aufgelistet.<br />
DerAntrag kann nur online gestellt<br />
werden. Werkein Internet hat<br />
oder sich im Umgang damit nicht sicher<br />
fühlt, kann ihn auch von einer<br />
anderen Person stellen lassen.<br />
Gibt es noch andere Förderangebote?<br />
Die Kfw bietet auch einen Kredit<br />
zum Einbruchsschutz an. Bis zu<br />
50 000 Euro Kredit pro Wohnung<br />
kann man hier erhalten. Der Antrag<br />
wirddann über die Hausbank gestellt<br />
und steht zum Beispiel auch Genossenschaften<br />
offen. Bei einer Laufzeit<br />
von zehn Jahren beträgt der effektive<br />
Jahreszins 0,75 Prozent. Menschen,<br />
die ihr Haus auch gleich altersgerecht<br />
umbauen wollen, können den Antrag<br />
mit einem Kredit zur Barrierenreduzierung,<br />
die vonder Kfw ebenfalls gefördertwird,<br />
kombinieren.<br />
Wasempfiehlt die Polizei?<br />
Haupteinfallstor für Einbrecher<br />
sind in den meisten Fällen leicht erreichbare<br />
Fenster und Türen, für derenAufhebeln<br />
Einbrecher oft nur einfaches<br />
Werkzeug benötigen. Aufrüsten<br />
kann man leicht und effektiv mit<br />
abschließbaren Fenstergriffen und<br />
einbruchhemmenden Beschlägen<br />
mit spezieller Verriegelung. Bei Fenstern,<br />
die häufig gekippt sind, wie zum<br />
Beispiel bei Bad-Zimmern imErdgeschoss,<br />
sind auch Gitter eine gute<br />
Idee.Für viele Außentüren benötigen<br />
Einbrecher nicht einmal Werkzeug,<br />
um sie zu überwinden –etwas Gewalt<br />
genüge, warnt die Polizei. Schlösser<br />
mit Mehrfachverriegelung, Sperrbügel<br />
und Querriegel können das aber<br />
ändern. Wichtig ist dabei auch der<br />
fachgerechte Einbau. Die Polizei<br />
empfiehlt Unternehmen mit einem<br />
roten „Keinbruch“-Siegel. Auch die<br />
Kriminalpolizeilichen Beratungsstellen<br />
können Betriebe in der Region<br />
weiterempfehlen. Generell ist eine<br />
Beratung durch die Polizei kostenfrei<br />
möglich, für die Förderung aber nicht<br />
zwingend notwendig.<br />
Wie groß ist die Gefahr in Deutschland?<br />
Laut Kriminalstatistik ist die Zahl<br />
der registrierten Wohnungseinbrüche<br />
in Deutschland seit 2015 zurückgegangen.<br />
Seither gibt es auch die<br />
Zuschüsse der Kfw, 2017 beschloss<br />
die Bundesregierung außerdem eine<br />
Verschärfung der Strafen: Beim Einbruch<br />
in eine Privatwohnung ist jetzt<br />
eine Mindeststrafe von einem Jahr<br />
Haft (statt wie zuvor von sechs Monaten)<br />
fällig. DieZahl der Einbrüche<br />
sank 2017 um 23 Prozent auf 116 540<br />
Fälle –und war damit so niedrig wie<br />
seit 2009/2010 nicht mehr.<br />
Dass Ma einmal das größte börsennotierte<br />
Unternehmen des<br />
Landes schmieden würde und es mit<br />
einem geschätzten Vermögen von<br />
mehr als 40 Milliarden Dollar (rund<br />
34,3 Milliarden Euro) zueinem der<br />
reichsten Männer des Landes bringen<br />
würde, war noch vor zwei Jahrzehnten<br />
nicht einmal zu erahnen.<br />
Inzwischen hat Alibaba 576 Millionen<br />
aktiveNutzer in seinen chinesischen<br />
Handelsplattformen, allein<br />
im zweiten Quartal kamen 24 Millionen<br />
hinzu. An der Börse ist Alibaba<br />
fast 420 Milliarden Dollar wert. (dpa)<br />
VW-Anleger<br />
klagen auf<br />
Milliarden<br />
Aktionäre fordern<br />
Schadenersatz für Dieselgate<br />
Dieselgate lässt Volkswagen noch<br />
immer nicht los.Allein in Nordamerika<br />
haben Vergleiche den Konzern<br />
mehr als 25 Milliarden Euro gekostet<br />
–und jetzt steht in Deutschland<br />
ein Showdown im Rechtsstreit<br />
mit Anlegern bevor. Die mündliche<br />
Verhandlung am Oberlandesgericht<br />
Braunschweig beginnt an diesem<br />
Montag –AktionärefordernimMusterverfahren<br />
Schadenersatz in Milliardenhöhe<br />
für erlittene Kursverluste.<br />
Dieentscheidende Frage ist: HatVW<br />
die Märkte zu spät informiert?<br />
In dem Rechtsstreit geht es aber<br />
immer auch um die wohl spannendste<br />
Frage zum Abgas-Skandal:<br />
Werwusste wann was im VW-Konzern?<br />
Dabei geht es laut Klägeranwalt<br />
Andreas Tilp weniger darum, ob<br />
der frühere Konzernlenker Martin<br />
Winterkorn Bescheid wusste. Auch<br />
wenn Manager der Ebene darunter<br />
Mitwisser waren, werde dies dem<br />
Konzernzugerechnet.<br />
Mit der Klageerwiderung stellt<br />
VW vor allem klar: Esgab aus Sicht<br />
des Konzerns keine konkreten Anhaltspunkte<br />
für eine Kursrelevanz<br />
der Affäre, bis die US-Umweltbehörden<br />
am 18. September 2015 mit ihren<br />
Anschuldigungen an die Öffentlichkeit<br />
gingen. Demnach ging der<br />
heutige Volkswagen-Aufsichtsratschef<br />
und frühere Finanzvorstand<br />
Hans Dieter Pötsch noch kurz vor<br />
Bekanntwerden des Abgasskandals<br />
in den USA von Risiken von höchstens<br />
150 Millionen Euro aus. In<br />
Braunschweig soll jetzt geklärt werden,<br />
ob VW seinen Pflichten gegenüber<br />
Investoren nachgekommen ist.<br />
Pötsch soll auch bereit sein, in dem<br />
Verfahren auszusagen.<br />
Tilp betont, spätestens im Juni<br />
2008 hätte Volkswagen zum Thema<br />
Diesel-Abgasreinigung und geltenden<br />
US-Stickoxidnormen sinngemäß<br />
veröffentlichen müssen: „Wir<br />
haben es nicht geschafft.“ Danach<br />
habe VW betrogen –und weil die Anleger<br />
das nicht wussten, hätten sie<br />
Aktien zu teuer gekauft.<br />
Biszum Bundesgerichtshof<br />
Die Richter müssen beurteilen, ob<br />
VW die eigenen Investoren rechtzeitig<br />
über die Affäre informiert hat.<br />
Unmittelbar nach Aufdeckung des<br />
Skandals durch die US-Behörden<br />
Ende September 2015 brach nämlich<br />
der Kurs der VW-Aktie ein.<br />
Nun meinen Großinvestoren wie<br />
die Sparkassentochter Deka, die als<br />
Musterklägerin auftritt, dass VW den<br />
Kapitalmarkt zu spät informiert hat.<br />
Laut Gesetz müssen Nachrichten,<br />
die den Firmenwert beeinflussen<br />
können, umgehend veröffentlicht<br />
werden. Das habe VW versäumt, ist<br />
Tilp sicher. Inder Klageerwiderung<br />
heißt es dagegen, die Ad-hoc-Pflicht<br />
setze „ein erhebliches Kursbeeinflussungspotenzial<br />
der betreffenden<br />
Information voraus“.<br />
Für den Konzerngeht es um Milliarden.<br />
In 1645 Schadenersatzklagen<br />
werden Forderungen von vier Milliarden<br />
Euro geltend gemacht. Insgesamt<br />
liegen 1668 Klagen über fast<br />
neun Milliarden Euro vor. Wieimmer<br />
es ausgeht –„es geht zum Bundesgerichtshof,<br />
egal wergewinnt oder verliert“,<br />
meint Tilp. (dpa)<br />
Bisher kam VW mit Änderungen der Software<br />
bei Dieselautos davon.<br />
DPA
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
Mietenstopp statt Bremse<br />
Vorden Landtagswahlen in Bayern und Hessen startet die SPD eine neue Initiative für bezahlbaren Wohnraum<br />
VonThorsten Knuf<br />
Horrende Mieten, fingierte<br />
Abstandszahlungen,<br />
lange Schlangen bei<br />
Besichtigungsterminen:<br />
In den meisten deutschen Groß- und<br />
Universitätsstädten fehlt es an bezahlbaremWohnraum.<br />
Grund ist der<br />
anhaltende Zuzug in die Städte.<br />
Schätzungen zufolge fehlen in<br />
Deutschland eine Million Wohnungen,<br />
manche Experten halten den<br />
Bedarf sogar für doppelt so hoch.<br />
Nicht nur Geringverdiener, auch<br />
viele Angehörige der Mittelschicht<br />
können sich keine angemessene<br />
Wohnung mehr leisten.<br />
DieSPD nimmt angesichts dieser<br />
Zustände einen neuen Anlauf, um<br />
sich als Mieterpartei zu profilieren.<br />
Parteichefin Andrea Nahles und ihr<br />
Stellvertreter Thorsten Schäfer-<br />
Gümbel veröffentlichten am Wochenende<br />
ein fünfseitiges Papier mit<br />
dem Titel „Mietenwende jetzt“. Es<br />
nimmt für sich in Anspruch, eine<br />
„Antwortauf die soziale Frage des 21.<br />
Jahrhunderts“ zu geben.<br />
Aufdie Inflationsrate beschränkt<br />
DieSozialdemokraten stellen drastische<br />
Maßnahmen für den Wohnungsmarkt<br />
in Aussicht. Diese sollen<br />
noch weit über die Beschlüsse des<br />
Bundeskabinetts zum Mietrecht aus<br />
der vergangenen Woche hinausgehen.<br />
Mieter sollen noch mehr Schutz<br />
erhalten, der Neubau bezahlbarer<br />
Wohnungen noch stärker angekurbelt<br />
werden. DieSPD agiertauch mit<br />
Blick auf die anstehenden Landtagswahlen<br />
in Bayern und Hessen im Oktober.<br />
InHessen ist Schäfer-Gümbel<br />
ihr Spitzenkandidat. Für ihre Pläne<br />
erntet die Partei bereits viel Kritik.<br />
Die drastischste Idee der Sozialdemokraten:<br />
Sie wollen einen generellen<br />
Mietenstopp durchsetzen.<br />
„Das bedeutet, dass Bestandsmieten<br />
und Mieten bei Neuvermietungen in<br />
Gebieten mit angespannten Wohnungsmärkten<br />
für fünf Jahre nur in<br />
Höhe der Inflation steigen dürfen“,<br />
heißt es im Papier.Die Inflationsrate<br />
liegt derzeit bei rund zwei Prozent.<br />
Bislang dürfen Eigentümer in bestehenden<br />
Mietverhältnissen den<br />
Mietzins innerhalb von drei Jahren<br />
höchstens um 15 Prozent anheben.<br />
Beim Abschluss neuer Verträge sollte<br />
gegenwärtig vielerorts die Mietpreisbremse<br />
greifen. Siesieht vor, dass der<br />
neue Mietzins maximal zehn Prozent<br />
über der ortsüblichen Vergleichsmiete<br />
liegen darf. Bezahlte<br />
aber der vorherige Mieter mehr,darf<br />
der Eigentümer diesen Betrag weiter<br />
verlangen. DieBundesregierung will<br />
Vermieter jetzt verpflichten, bei<br />
Neuvermietungen den alten Mietzins<br />
anzugeben. „Modernisierungen<br />
bleiben im Rahmen der nun abgesenkten<br />
Modernisierungsumlage<br />
weiterhin möglich“, ist im SPD-Papier<br />
zu lesen. Bislang können die<br />
Vermieter pro Jahr elf Prozent der<br />
Kosten aufdie Mieter umlegen. Nach<br />
denVorstellungen der Regierung sollen<br />
es künftig acht Prozent sein.<br />
Erst am Mittwoch hatte die Bundesregierung die Mietpreisbremse verschärft.<br />
DPA<br />
WeitereIdeen der SPD: Beiöffentlich<br />
geförderten Wohnungen sollen<br />
günstige Mieten länger garantiert<br />
werden. Private Investoren, die bezahlbare<br />
Wohnungen errichten, sollen<br />
ihrerseits gefördertwerden –etwa<br />
durch Steuervorteile oder die vorrangige<br />
Vergabe von günstigem öffentlichen<br />
Bauland. Um die Spekulation<br />
mit Immobilien zu erschweren, will<br />
die SPD Kommunen ermächtigen,<br />
ungenutzte Grundstücke mit höheren<br />
Abgaben zu belegen. Ein neues<br />
Register soll zeigen, welche freien Flächen<br />
nicht bebaut werden.<br />
Der Umgehung der Grunderwerbsteuer<br />
durch „Share Deals“ will<br />
die SPD einen Riegel vorschieben.<br />
Die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen<br />
soll erschwert<br />
werden, ebenso Eigenbedarfskündigungen.<br />
So wie beim Abschluss von<br />
Mietverträgensollauch beim Eigentumskauf<br />
diejenige Partei den Makler<br />
bezahlen, die ihn beauftragt hat.<br />
Für soziale und kulturelle Projekte<br />
soll es mehr Mieterschutz geben.<br />
Der Immobilienexperte des Instituts<br />
der deutschen Wirtschaft, Michael<br />
Voigtländer, sagte der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>, er halte insbesondere einen<br />
Mietenstopp für problematisch –insbesondere<br />
mit Blick auf Neuvermietungen.<br />
Angesichts der hohen Nachfrage<br />
könnten viele Vermieter geneigt<br />
sein, dieWohnung an Selbstnutzer zu<br />
verkaufen. „Alternativ könnte der<br />
Mietenstoppdazu führen, dass weniger<br />
Mittel in die Instandhaltung fließen<br />
oder Vermieter beispielsweise<br />
über hohe Abstandszahlungen für<br />
Küchen und Einbauschränke versuchen,<br />
dies zu kompensieren.“<br />
Im Ausland habe man mit vergleichbaren<br />
Maßnahmen derartige<br />
Erfahrungen gemacht, sagte Voigtländer.<br />
InSpanien und Großbritannien<br />
etwa seien etliche Kleinvermieter<br />
aus dem Marktgedrängt worden,<br />
gleichzeitig sei die Eigentumsquote<br />
gestiegen. „Für Haushalte mit geringem<br />
Vermögen wird damit dieWohnungssuche<br />
noch schwieriger.“<br />
Kritik vomKoalitionspartner<br />
Kritik kamauchvon derCDU. Deren<br />
Mietrechtsexperte Jan-Marco Luczak<br />
sagte, der von der SPD vorgeschlagene<br />
Mietenstopp werde am<br />
Ende zu einem Investitionsstopp<br />
führen. FDP-Fraktionsvize Michael<br />
Theurer sprach von einem „sozialistischen<br />
Irrweg“.<br />
Dergrüne Bauexperte ChrisKühn<br />
forderte dieSPD auf, sich in der Bundesregierung<br />
jetzt energischer für<br />
dasThema faireMieten einzusetzen.<br />
Der Deutsche Mieterbund begrüßte<br />
dagegen die Überlegungen: „Ich<br />
finde es positiv,dassjetzt eine Regierungspartei<br />
Ernst macht bei der<br />
Frage,wie ein sozialesMietrechtaussehen<br />
kann“, sagte Geschäftsführer<br />
Ulrich Ropertz.<br />
Thorsten Knuf hält es für<br />
falsch, den Markt vollkommen<br />
kaputtzuregulieren.<br />
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Mediziner sprechen von<br />
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(Nervenschmerzen).<br />
Diese können durch<br />
Stoffwechselstörungen<br />
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Sogar hinter muskelkaterartigen<br />
Schmerzen können<br />
geschädigte Nerven<br />
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Wiederkehrende Rückenschmerzen<br />
knnen rh<br />
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ent en e Foe: ene<br />
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der Deutschen Gesellschaft<br />
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1 Der Grund: Viele<br />
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vonNervenschmerzen sind.<br />
Brennende Schmerzen in<br />
den Füßen e h h n<br />
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Meinung<br />
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Jochen Arntz<br />
erkennt eine klare Haltung des<br />
Bundespräsidenten zur Türkei.<br />
Manchmal lässt sich mit einem Verweis<br />
auf die Geschichte einiges zur<br />
Gegenwart sagen. Das macht sich besonders<br />
gut, wenn man die Dingenicht so unangenehm<br />
direkt ansprechen möchte. In<br />
einer diplomatischen Art und Weise, wie<br />
man sie zum Beispiel voneinem Bundespräsidenten<br />
erwartet. Von einem Präsidenten<br />
wie Frank-Walter Steinmeier, der<br />
andererseits von sich auch immer Haltung<br />
erwartet, wenn man seine Reden<br />
bislang richtig verstanden hat.<br />
In diesem Monat September wird der<br />
türkische Staatspräsident Recep Tayyip<br />
Erdogan Deutschland besuchen. Und da<br />
ist wieder Haltung gefragt. Steinmeier hat<br />
nun schon ein wenig davon gezeigt: Mit<br />
wenigen Sätzen nur,fast ein wenig nebensächlich<br />
aber sicherlich sehr bewusst genauso<br />
eingestreut in eine Rede über Ernst<br />
Reuter, den legendären Bürgermeister<br />
Berlins. Reuter war einst vor den Nazis in<br />
die Türkei geflohen, hatte dortSchutz gefunden.<br />
Daran erinnerte Steinmeier am<br />
Sonntag mit seiner Rede.<br />
Undsprang dann gleich in die Gegenwart.<br />
So wie Reuter Schutz vorVerfolgung<br />
in der Türkei fand, gehe es nun vielen Türken<br />
in Deutschland. „Heute sind es nicht<br />
wenige, die vor politischen Repressalien<br />
in der Türkei Schutz in Deutschland finden“,<br />
sagte Steinmeier wörtlich. Das ist<br />
eine vergleichsweise klare Aussage eines<br />
Bundespräsidenten über die politischen<br />
Zustände in der Türkei.„Heute sind es fast<br />
drei Millionen türkischstämmige Menschen,<br />
die hier in Deutschland ein Zuhause,und<br />
vorallem ein Land mit Rechtsstaat<br />
und Freiheit haben.“ Rechtsstaat<br />
und Freiheit, wo es das nicht gibt, ist damit<br />
ja auch gesagt. Nicht direkt, aber eben<br />
doch. Steinmeier hat den Tonfür diesen<br />
September auf jeden Fall schon gesetzt.<br />
Seehofer &Maaßen<br />
Die Mutter aller<br />
Regierungsprobleme<br />
Steven Geyer<br />
meint, dass es im vorliegenden Fall<br />
höchste Zeit für Konsequenzen ist.<br />
Als wir zuletzt nachsahen, waren die<br />
Verfassungsschützer nicht dafür zuständig,<br />
über die Stimmung im Volke zu<br />
mutmaßen und ihreeigene Agenda abzuleiten.<br />
Es gibt aber eine Fraktion unter ihnen,<br />
die sich so äußert wie ihr Kollege in<br />
Mecklenburg-Vorpommern: „Die Mehrheit<br />
der Menschen ist asylkritisch. Es<br />
muss möglich sein, das zu äußern.“<br />
Es ist ein offenes Geheimnis,dass auch<br />
der Chef des Bundesverfassungsschutzes,<br />
Maaßen, die Unterstellung dahinter teilt:<br />
Dass es eine Art Gutmenschenverschwörung<br />
gibt, die jeden in die rechte Ecke<br />
stellt, der Kritik an Merkels Flüchtlingspolitik<br />
äußert, oder –wie Maaßen jetzt nahelegte<br />
–empört ist, wenn Ausländer einen<br />
Deutschen umbringen. Nursolässt sich ja<br />
seine Idee erklären, es habe Ablenkungsversuche<br />
vomChemnitzer Mord gegeben.<br />
Doch solche Sätze sind nicht nur<br />
falsch, weil man ja sowohl über das Verbrechen<br />
wie über die rechten Aufmärsche<br />
empörtsein kann –sie stehen auch einem<br />
Beamten nicht zu, der kühl und objektiv<br />
Sicherheit und Demokratie schützen soll.<br />
Frühere Innenminister hätten einen<br />
Behördenleiter nach so vielen Fehltritten<br />
entlassen. Horst Seehofer dagegen freut<br />
sich, weil Maaßen auf CSU-Linie liegt,<br />
über dessen Affront gegen Merkel. Die<br />
Kanzlerin kann Maaßen nur ermahnen,<br />
nicht entlassen, weil er Seehofer unterstellt<br />
ist. Deraber ermutigt ihn sogar.<br />
Daszeigt erneut, dass die Mutter vieler<br />
aktueller Regierungsprobleme der unlösbare<br />
Asylstreit zwischen Merkel und Seehofer<br />
ist. Einer von beiden sollte endlich<br />
Konsequenzen ziehen –und dafür sorgen,<br />
dass jemand das Innenministerium führt,<br />
der darin regieren und es nicht als Bühne<br />
für Wahlkampf und Egonutzen will.<br />
Richtig, da war ja noch was.Bei den<br />
ganzen Debatten der vergangenen<br />
Wochen über Chemnitz, Flüchtlinge,<br />
Trump und das Elend des<br />
deutschen Fußballs ist ein wenig in Vergessenheit<br />
geraten, dass es auch noch andere<br />
Themen gibt, die für die Zukunft des Landes<br />
vonBedeutung sein könnten.<br />
Erinnerthat daran Mitte vergangenerWoche<br />
ein eher bescheidener Mann aus Niederbayern.<br />
Er heißt Manfred Weber, wobei die<br />
Mehrzahl der Menschen in Deutschland und<br />
Europa mit dem Namen vermutlich nicht<br />
viel anfangen kann. Herr Weber ist CSU-Vizechef<br />
und Fraktionsvorsitzender der Bürgerlich-Konservativen<br />
im Europäischen Parlament.<br />
Er gab bekannt, dass er seine Parteienfamilie<br />
als Spitzenkandidat in die Europawahl<br />
2019 führen will. Ziel ist es, Chef der<br />
mächtigen EU-Kommission zu werden. Entschieden<br />
ist noch nichts,Weber ist bisher nur<br />
Kandidat für die Spitzenkandidatur. Erhat<br />
sich als Erster aus der Deckung gewagt. Weitere<br />
Interessenten werden folgen, auch in<br />
den anderen Parteien. Wie das alles ausgehen<br />
wird, kann niemand seriös vorhersagen.<br />
Aber der Wahlkampf ist eröffnet. ZumGlück.<br />
Die Europawahl soll Ende Mai stattfinden,<br />
in dann nur noch 27 EU-Staaten. Mehr<br />
als acht Monate sind bis dahin noch Zeit. Es<br />
gilt, sie ab sofort für konstruktiven Streit zu<br />
nutzen. Dabei darf esruhig ums Grundsätzliche<br />
gehen. Europa befindet sich in einer<br />
kritischen Phase.Ein Scheiternist nicht ausgeschlossen.<br />
Der Brexit kann fürchterlich<br />
schiefgehen. In immer mehr EU-Staaten<br />
übernehmen Europa-Hasser Regierungsverantwortung.<br />
Dort, wo das nicht der Fall ist,<br />
treiben sie die Regierenden vorsich her.<br />
Es ist an der Zeit, dass die Europapolitik<br />
ins Zentrum der öffentlichen Debatte rückt.<br />
Wenn der Sommer vorbei ist und die<br />
Tage dunkler und kürzer werden, beginnt<br />
für mich ein neues Jahr.ImHerbst startet<br />
das Schuljahr, das neue Semester in der<br />
Uni, im Betrieb nach der Urlaubszeit fängt<br />
auch ein neues Kapitel an. Undfür die Juden<br />
findet in dieser Zeit das Neujahrfest Rosch ha<br />
Schana statt. Dieser Feiertag ist keine Party<br />
mit Countdown wie zu Silvester.AnRosch ha<br />
Schana beginnt die Zeit, über das vergangene<br />
Jahr nachzudenken und wie man selbst<br />
darin gehandelt hat. Das ist die Voraussetzung<br />
dafür,esimkommenden Jahr besser zu<br />
machen. Umkehr,Teschuva, heißt diese Reflexion.<br />
Sie ist kein Bekenntnis, sondern gilt<br />
nur, wenn sie wirklich praktiziert wird. Ich<br />
blättere dann immer in meinem Kalender<br />
vom vergangenen Jahr und versuche, mich<br />
zu erinnern.<br />
Es war ein schwieriges Jahr. Seit der Bundestagswahl<br />
hat sich die Atmosphäreenorm<br />
aufgeheizt. Noch nie war so viel Hass unterwegs,noch<br />
nie erlebte ich so viele ernsthafte<br />
Drohungen. Vielen Menschen ging es so.<br />
Dass die Politik sich bis heute in der Situation<br />
oft unreif und unsicher verhält, dass viele Politiker<br />
ohne Notauf der rechtspopulistischen<br />
Welle mitreiten wollten, empfinde ich jeden<br />
Tagals besonders schmerzhaft. DieDiskursverschiebung<br />
nach rechts kam nicht langsam,<br />
sondern innerhalb weniger Monate.<br />
Was neulich noch eine selbstverständliche<br />
ethische Norm war, wie zum Beispiel die<br />
Seenotrettung ertrinkender Menschen, geriet<br />
zu einer Ausnahmeansicht verirrter<br />
Europa<br />
Sag mir,wo<br />
du stehst<br />
Thorsten Knuf<br />
sieht auch Chancen in der Polarisierung<br />
vorder Europawahl im nächsten Jahr.<br />
KOLUMNE<br />
Schana<br />
Tova<br />
allerseits!<br />
Anetta Kahane<br />
Amadeu-Antonio-Stiftung<br />
„Gutmenschen“ –ummal eine der harmloseren<br />
Bezeichnungen zu nennen. Die Perspektive<br />
derer, die von Hass und Gewalt getroffen<br />
waren, wurde nicht mehr nur ignoriertwie<br />
sonst meistens,sondernschlimmer:<br />
Siewirdnun mit Hohn und Verachtung quittiert.<br />
Heiße Kälte in der Eskalation, das grobe<br />
Lachen der Täter, die süffisanten Mundwinkel<br />
der Brandstifter, der Rausch des Erfolges<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
Nicht nur in Deutschland, sondern überall.<br />
Schluss mit der nationalen Nabelschau und<br />
der Unsitte, bei europäischen Wahlen nur<br />
nationale Themen in den Vordergrund zu<br />
stellen! Schluss auch mit der Merkel’schen<br />
Routine, mit Rücksicht auf innerparteiliche<br />
Befindlichkeiten Europapolitik mit angezogener<br />
Handbremse zu betreiben! Es gibt<br />
Themen, die gehen alle Europäer an: die Zukunft<br />
der gemeinsamen Währung, Migration,<br />
die Verteidigung der Freiheit und des<br />
Rechts,die Sicherung des Wohlstands,Europas<br />
Stellung in der Welt.<br />
Undweil diese Themen alle Bürger angehen,<br />
sollten hier auch alle im Rahmen ihrer<br />
Möglichkeiten das Wort ergreifen. Vorallem<br />
sollten die Bürger im Mai auch zur Wahl gehen.<br />
Dasist nicht selbstverständlich: Beiden<br />
Europawahlen 2014 lag die Wahlbeteiligung<br />
bei lächerlichen 43 Prozent. Dabei ist das<br />
Parlament längst eine mächtige Institution.<br />
Die politische Stimmung in etlichen Mitgliedstaaten<br />
ist aufgeheizt. Das hat viel mit<br />
der Flüchtlingspolitik zu tun und mit den<br />
Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise. Es<br />
spricht einiges dafür, dass die Europawahl<br />
2019 eine Art Referendum wird. Dabei geht<br />
es dann womöglich gar nicht mehr so sehr<br />
um Parteien, ihre Bündnisse und Spitzenkandidaten.<br />
Sondern umdie Frage, obdie<br />
EU eine liberale, weltoffene Gemeinschaft<br />
demokratischer Staaten bleibt, die gemeinsam<br />
durch dick und dünn gehen. Oder ob<br />
das Projekt Schritt für Schritt rückabgewickelt<br />
wirdund die Nationen wieder verstärkt<br />
ihr Heil in Alleingängen suchen.<br />
Sag mir, wodustehst: Dem wird sich vor<br />
der Europawahl kein Kandidat und keine<br />
Partei entziehen können. Auch die Bürgerlich-Konservativen<br />
nicht, zu denen neben<br />
Webers CSU auch Angela Merkels CDU gehört.<br />
Seit Jahren umgarnen sie die rechtsnationale<br />
ungarische Fidesz-Partei um Premier<br />
Viktor Orban. In der öffentlichen Rede die<br />
großen Europäer geben, aus machtstrategischen<br />
Gründen aber Autokraten stützen:<br />
Dasist nicht nur inkonsequent, sondernunanständig.Werden<br />
Anspruch erhebt, Europa<br />
politisch und moralisch zu führen, muss sein<br />
Verhältnis zu den düsteren Figuren klären.<br />
Vielleicht ist es gar nicht so schlecht,<br />
wenn die Europawahlen ein Wettbewerb<br />
zwischen Befürworternund Gegnerndes europäischen<br />
Projekts werden. Politik und Parteien<br />
brauchen manchmal Polarisierung. Je<br />
eher die Auseinandersetzung beginnt, desto<br />
größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass daraus<br />
etwas Gutes entsteht.<br />
gegen die Vernunft und simple Menschlichkeit<br />
und das Erstarren derer,die damit nicht<br />
gerechnet haben. Am Ende mündete dieses<br />
Jahr in den Ereignissen von Chemnitz. Hier<br />
wurde sichtbar, was ich lange befürchtet<br />
hatte.Der für Westeuropa typische,bürgerliche<br />
Rechtspopulismus verband sich mit<br />
dem in Osteuropa verbreiteten und vollkommen<br />
antibürgerlichen und brutalen, nationalrevolutionären<br />
Rechtsextremismus. Das<br />
ist wirklich beängstigend.<br />
Wenn ich über das Jahr nachdenke,dann<br />
ärgern mich vor allem jene Zweifel, die unnütz<br />
sind und nur Kraft kosten. Mich ärgert<br />
die Atemlosigkeit, mit der ich den Ereignissen<br />
begegnete und die gelegentlichen Anfälle<br />
von Pessimismus. Stattdessen wünsche<br />
ich mir für das Neue Jahr genügend Kraft,<br />
weiter daran zu arbeiten, dass die Welt ein<br />
menschlicher Ortsein möge.<br />
Zedakah bedeutet, einen Unterschied zu<br />
machen, und sei es im Detail. Es ist nicht<br />
egal, ob wir Initiativen in Sachsen oder sonst<br />
wo unterstützen. Für sie macht es einen großen<br />
Unterschied. Das gleiche gilt für Opfer<br />
rassistischer oder antisemitischer Gewalt.<br />
Für sie ist es nicht egal, ob wir ihnen helfen<br />
oder nicht. Man muss es nur tun. Es liegt allein<br />
in der Verantwortung jedes Einzelnen.<br />
Dafür und für alles andere wünsche ich<br />
allen ein lebendiges, süßes und mutiges<br />
neues Jahr mit viel Erfolg und Energie, für<br />
den Unterschied, für den niemand anderes<br />
sorgen kann, als wir selbst. Schana Tova allerseits!<br />
„Es war eine der heftigsten<br />
Selbstverstümmelungsaktionen<br />
der Union in<br />
ihrer langen gemeinsamen<br />
Geschichte.“<br />
Norbert Lammert,<br />
früherer Bundestagspräsident und Vorsitzender<br />
der Konrad-Adenauer-Stiftung, kritisiert im<br />
Spiegel-Interview den Streit von<br />
CDU und CSU zur Flüchtlingspolitik.<br />
AUSLESE<br />
Assad wird<br />
bleiben<br />
Die Regierungschefs Russlands, der<br />
Türkei und des Iran haben sich am<br />
Freitag zum Syrien-Gipfel getroffen. Die<br />
Hoffnungen für die Region sind dadurch<br />
aber nicht größer geworden. „Syrien stehen<br />
in jedem Fall keine leichten Zeiten<br />
bevor …Die Aussicht, dass Präsident Baschar<br />
al-Assad seine Macht behält ... ist<br />
außerordentlich groß“, schreibt die bulgarische<br />
<strong>Zeitung</strong> Trud.„Sicherer ist allerdings<br />
etwas anderes: In Syrien besteht<br />
wohl kein Risiko mehr,ins Chaos gestürzt<br />
zu werden, wie Libyenund Irak es durchgemacht<br />
hatten.“<br />
„Niemand wird Assad aufhalten“,<br />
kommentiert auch der Tagesspiegel.„Weder<br />
Donald Trumps Amerika noch die<br />
ohnmächtigen Vereinten Nationen oder<br />
das hilflose Europa. Ja,sie alle werden sich<br />
empören ... Doch das kann nicht darüber<br />
hinwegtäuschen, dass sich die Regierenden<br />
vonWashington bis Berlin mit Assads<br />
Verbleib im Präsidentenamt arrangiert<br />
haben. Ebenso wie mit der kommenden<br />
Friedhofsruhe.“<br />
Die Neue Osnabrücker <strong>Zeitung</strong> rechnet<br />
ebenfalls nicht mit einem Sturz des syrischen<br />
Machthabers. „Das mag den Europäern<br />
passen oder nicht. Seine Wiederaufbauhilfe<br />
freilich sollte der Westen<br />
durchaus an Bedingungen knüpfen. Dazu<br />
gehören: Garantien für zurückkehrende<br />
Flüchtlinge, Einbeziehung der Opposition<br />
in eine politische Zukunft sowie die<br />
Aufarbeitung von Kriegsverbrechen. Eine<br />
Illusion?“ Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 – S eite 9 **<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Prominente Gäste:<br />
Artur Brauner feiert<br />
seinen 100.<br />
Seite 14<br />
Stadtgeschichte –Der Ursprung der Mietpreisbremse Seite 10<br />
Stadtquartier –Die Mercedes-Benz-Arena wird zehn Seite 12<br />
Stadtbild<br />
Fassen Sie mich<br />
nicht an!<br />
BarbaraWeitzel<br />
kennt ein sehr mutiges<br />
Mädchen.<br />
Esist meistens nicht der Mann,<br />
der einem nachts folgt, auf leerer<br />
Straße. Oder der im Park plötzlich<br />
aus dem Gebüsch springt. Im Falle<br />
der Tochter einer Freundin passiert<br />
es am Nachmittag. Sie, ich nenne sie<br />
hier Laura, denn so heißen viele<br />
Mädchen und vielen, viel zu vielen<br />
passiert so etwas, Laura fährt U-<br />
Bahn. Die Bahn ist nicht überfüllt,<br />
aber auch nicht gerade leer. Laura<br />
setzt sich in einen Vierer ans Fenster,<br />
streckt die Beine aus und vertieft sich<br />
in ihre WhatsApp-Nachrichten.<br />
Plötzlich spürt sie etwas an ihrem<br />
Bein. Es ist der Fuß des Mannes, der<br />
ihr schräg gegenüber sitzt. Mittelalt,<br />
„so wie Mama“, sagt Laura später.<br />
„Graue Haare“. Da müssen wir beide<br />
lachen. Da kann sie wieder lachen.<br />
Verstört zieht Laura die Beine an<br />
und drückt sich an die Wand. Der<br />
Mann zieht seinen Fuß zurück.<br />
Kurze Zeit später beugt er sich vor<br />
und legt die Hand an Lauras Bein,<br />
oberhalb des Knies, andie Innenseite<br />
ihres Oberschenkels. Laura<br />
springt hoch, baut sich vor ihm auf<br />
und schreit: „Fassen Sie mich nicht<br />
an, ich bin 13 Jahrealt!“ Siehabe gar<br />
nicht nachgedacht, das kam aus<br />
dem Bauch, sagt Lauraspäter.<br />
Hier könnte die Geschichte fast<br />
zu Ende sein, denn der Rest ist<br />
schnell erzählt. Andere Fahrgäste<br />
werden aufmerksam, zwei treten<br />
gleich hinzu. Zwei Mitarbeiter der<br />
BVG befinden sich zufällig in der<br />
Bahn. Sie nehmen den Mann zwischen<br />
sich, legen ihn auf den Boden<br />
und halten ihn fest bis zur nächsten<br />
Station. Dort steigen alle aus, die<br />
BVG-Leute mit dem Mann, der eine<br />
13-Jährige angefasst hat, ich nenne<br />
ihn hier Widerling, denn das ist er.In<br />
Gedanken gebe ich ihm und allen<br />
anderen, die 13-Jährige anfassen,<br />
schlimmereNamen.<br />
Am Bahnsteig wartet man auf die<br />
Polizei, die bald eintrifft. Laura und<br />
die Zeugen berichten, was geschehen<br />
ist, dann bringen zwei Beamte<br />
Lauranach Hause.ImAuto muss sie<br />
weinen. Obwohl alles gut ausgegangen<br />
sei, sagt sie.Der eine Zeuge habe<br />
sogar zu ihr gesagt: „Wenn die Sicherheitsbeamten<br />
nicht gekommen<br />
wären, hätte ich den Typaus dem<br />
Fenster geworfen.“ Das, und dass<br />
alle so schnell reagiert hätten, habe<br />
sie sehr getröstet. Ihr Sicherheit gegeben,<br />
Mut gemacht. Trotzdem<br />
musste sie weinen, und da habe sie<br />
sich schon geschämt. Sagt Laura.<br />
Deswegen ist die Geschichte hier<br />
nicht zu Ende. Laura haben mittlerweile<br />
so viele Menschen, auch ich,<br />
gesagt, dass es keinen Grund gibt,<br />
sich zu schämen, dass sie das weiß.<br />
Dass sie,imGegenteil, sehr stolz auf<br />
sich sein kann. Weil sie alles richtig<br />
gemacht hat. Und sehr mutig war.<br />
Dass ihr Verhalten anderen Mutmachen<br />
wird. Dass sie ein Vorbild ist.<br />
Weil viel zu viele Mädchen und<br />
Frauen nicht aufstehen und<br />
schreien. Sondernsich schon vorher<br />
schämen. Und später schweigen.<br />
Aus Angst, verständlicher aber fataler<br />
Angst, vor den Widerlingen da<br />
draußen. Aus Angst, alleingelassen<br />
zu werden, weil man ihnen nicht<br />
glaubt. Viele Widerlinge können deshalb<br />
einfach so weitermachen. Und<br />
keiner merkt es. Bei diesem war es<br />
anders.Dank Laura.<br />
Mit einer spektakulären 3D-Multimediashow der Gruppe Kraftwerkendete das Lollapalooza am späten Sonntagabend im Olympiapark.<br />
Es gibt nichts, was dagegen<br />
spricht – im Gegenteil:<br />
Nach zwei Tagen, an denen<br />
jeweils 70 000 Festivalbesucher<br />
bei mehr als 70 Konzerten<br />
unter freiem Himmel im Olympiapark<br />
verbracht haben, deutet vieles<br />
daraufhin, das Lollapalooza-Festival<br />
dauerhaft im Olympiastadion und<br />
im Olympiapark anzusiedeln. Die<br />
wichtigste Voraussetzung wäre, dass<br />
der Fußballclub Hertha BSC am<br />
zweiten Septemberwochenende der<br />
kommenden Jahre kein Heimspiel<br />
im Olympiastadion hat, es also frei<br />
wäre. „Wir sind mit Hertha in sehr<br />
guten Gesprächen darüber“, sagte<br />
Festivaldirektorin Fruzsina Szep am<br />
Sonntag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. „Es<br />
wäre toll, wenn das Lollapalooza<br />
sehr lange hier spielen darf.“ Sie zitierte<br />
dabei einen Hit der Band Wir<br />
sind Helden: „Gekommen, um zu<br />
bleiben“. Für 2019 gibt es bereits<br />
eine feste Zusage. Was die Jahre danach<br />
betrifft, so hieß es am Sonntag<br />
aus Senatskreisen, könnten die Veranstalter<br />
auf die Unterstützung des<br />
Senats hoffen. Sogar der Deutsche<br />
Fußballbund ist in diese Gespräche<br />
eingebunden.<br />
Verkehrschaos blieb aus<br />
DasOlympiastadion sowie Olympiapark<br />
sind der nunmehr vierte Ort,<br />
den das Musikfestival in Berlin<br />
(Tempelhofer Feld, Treptower Park)<br />
und Brandenburg(Hoppegarten) für<br />
sein zweitägiges Programm nutzt.<br />
Immer gab es Ärger und Probleme.<br />
Viel Platz für Kunst: Akrobatische Vorführungen<br />
gab es auf dem Gelände. DPA<br />
Ein Heimspiel für Lolla<br />
Zum vierten Mal fand<br />
am Wochenende dasMusikfestival<br />
Lollapalooza statt, diesmal im Olympiapark.<br />
Zehntausende Besucher kamen, die Veranstalter<br />
sind zufrieden –und hoffen,<br />
das Fest dauerhaft an diesem<br />
Doch die Veranstalter haben aus den<br />
Fehlern der vergangenen Jahre gelernt:<br />
EinVerkehrschaos wie in Hoppegarten<br />
blieb aus, die S-Bahn fuhr<br />
an den Konzertabenden im Drei-Minuten-Takt.<br />
Die Polizei meldete nur<br />
kleinereZwischenfälle.Auf dem Festivalgelände<br />
gab es mehr Toiletten<br />
und Imbissstände. Alle Toiletten des<br />
Olympiastadions wurden mitbenutzt.<br />
Zusätzlich standen auf dem<br />
Festivalgelände 650 Dixi-Klos. Auf<br />
einem Street-Food-Markt gab es etliche<br />
Imbissangebote.<br />
Lange mussten die Besucher hingegen<br />
am Sonnabend warten, um<br />
ihre Elektro-Chips am Armband<br />
zum bargeldlosen Bezahlen aufzuladen.<br />
Zwar hatten die Festival-Organisatoren<br />
vor der Veranstaltung<br />
Ort zu etablieren<br />
VonMaikeSchultz und Stefan Strauß<br />
mehrfach darauf hingewiesen, aber<br />
offenbar bekamen viele Besucher<br />
doch erst vor Ort mit, dass sie hier<br />
nur elektronisch bezahlen konnten.<br />
Viele Besucher hatten sich verkleidet<br />
und geschminkt. Ständig<br />
machten sie Selfies, dafür gab es einen<br />
Bereich mit großen Spiegeln.<br />
Auf dem gesamten Gelände wurde<br />
getanzt und gefeiert. Aufden Rasenflächen<br />
war viel Platz zum Sitzen und<br />
Liegen. Es war die größte Veranstaltung<br />
dieser Art, die es jemals an diesem<br />
geschichtlich bedeutsamen Ort<br />
gegeben hat.<br />
Zu den Highlights des Festivals<br />
gehörten die Auftritte vonThe National,<br />
The Weeknd, Casper und Materia,<br />
K.I.Z, Freundeskreis, Imagine<br />
Dragons und Kraftwerk. Für Frust<br />
Der Musiker David Guetta beim Musikfestival Lollapalooza auf dem Gelände des Olympiaparks.<br />
Nicht alle Fans konnten ihn sehen.<br />
DPA/JENS KALAENE<br />
DPA/GREGOR FISCHER<br />
sorgte das Konzertvon David Guetta<br />
am Sonnabend im Olympiastadion.<br />
Weil die Kapazitätsgrenzevon 25 000<br />
Zuschauern imInnenraum erreicht<br />
war, legten die Veranstalter einen<br />
Einlasstopp fest. Etliche Fans durften<br />
deswegen nicht mehr ins Stadion.<br />
„Die Sicherheit der Besucher<br />
hat oberste Priorität“, erklärte Festivalleiterin<br />
Szep und gestand:„Es gibt<br />
noch sehr viel, was wir verbessern<br />
können.“<br />
Die Besucher konnten nicht nur<br />
Konzerte und Musik erleben, es gab<br />
auch Bereiche für Kunst, Kinder,<br />
Mode und Politik. Akrobaten und<br />
Straßenkünstler zeigten Shows, im<br />
Oympiabad tanzten Schwimmer.<br />
Auf großen Plakaten wiesen die Veranstalter<br />
darauf hin, dass sie keinerlei<br />
rassistische und diffamierende<br />
Äußerungen dulden. Auch etliche<br />
Künstler wie Casper, Marteria, Imagine<br />
Dragons undVonwegen Lisbeth<br />
nutzten ihre Auftritte, um sich für<br />
mehr Menschlichkeit sowie gegen<br />
Ausgrenzung und rechte Gewalt auszusprechen.<br />
Siebekamen viel Beifall.<br />
MaikeSchultz geht privat<br />
lieber auf Festivals mit weniger<br />
Chartsmusik.<br />
Stefan Strauß<br />
schaut sich Konzerte heute<br />
lieber vonweiter hinten an.<br />
Vonoben herab: Stelzenläufer zeigen ihr<br />
Können.<br />
DPA<br />
Clan-Mitglied<br />
in Neukölln<br />
erschossen<br />
Nidal R. als<br />
Intensivstraftäter verrufen<br />
VonAndreas Kopietz<br />
InNeukölln ist am Sonntagabend<br />
ein Mann erschossen worden. Die<br />
Polizei wurde nach Angaben eines<br />
Sprechers gegen 17.40 Uhr „wegen<br />
einer Schussabgabe“ in die Oderstraße<br />
nahe dem Tempelhofer Feld<br />
gerufen. Nach Informationen der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> handelt es sich bei<br />
dem Opfer um den 34-jährigen Intensivtäter<br />
Nidal R. Das Mitglied eines<br />
arabischen Clans wurde durch<br />
zwei Schüsse in den Armund einem<br />
in die Brust getroffen. Anschließend<br />
flüchteten mehrerePersonen mit einem<br />
Auto vom Tatort. Die Tat soll<br />
sich vor den Augen der Kinder des<br />
Opfers eignet haben. Der Mann<br />
wurde unter Reanimationsbedingungen<br />
ins Benjamin-Franklin-<br />
Krankenhaus gebracht. Dorterlag er<br />
seinen Verletzungen. „Die Mordkommission<br />
ermittelt“, erklärte ein<br />
Polizeisprecher.<br />
DieKlinik wurde voneinem massiven<br />
Polizeiaufgebot bewacht. Ermittler<br />
gehen davon aus, dass die<br />
Schüsse mit den in letzter Zeit offen<br />
zu Tage getretenen Konflikten innerhalb<br />
arabischer Großfamilie zu tun<br />
haben. Nach dem Todvon Nidal R.<br />
werden weitereRacheakte im Milieu<br />
befürchtet. DiePolizei korrigierte inzwischen<br />
ihre Darstellung, nach der<br />
ein Tatverdächtiger festgenommen<br />
worden sei. „Es gab keine Festnahme“,<br />
sagte eine PolizeisprecherinamAbend.<br />
Die Rettungsstelle des Benjamin-<br />
Franklin-Krankenhauses konnte am<br />
Abend nicht angefahren werden. Die<br />
Leitstelle der Feuerwehr sprach von<br />
einer „angespannten Polizeilage“.<br />
Mehrere Personen blockierten die<br />
Zufahrtzum Krankenhaus.<br />
Am gesperrten Bereich an einem Zugang<br />
zum Tempelhofer Feld<br />
DPA/PAUL ZINKEN<br />
Nidal R. galt seit zwei Wochen als<br />
massiv gefährdet, da er in eine Auseinandersetzung<br />
mit einem anderen<br />
„Geschäftsmann“ involviert gewesen<br />
sein soll, heißt es aus dem arabischen<br />
Clan-Milieu. Zu früheren Zeiten<br />
war Nidal R. als Berlins bekanntester<br />
Intensivstraftäter verrufen.<br />
AufFacebook ist ein sechsminütiges<br />
Video aufgetaucht, in dem mutmaßlich<br />
die Situation kurznach dem<br />
Schuss zu sehen sein soll. Zu sehen<br />
ist ein verletzter Mann, der auf dem<br />
Boden liegt und von zahlreichen<br />
Menschen, die ihm helfen wollen,<br />
umringt wird. Zeugen vorOrt sagen,<br />
dass es sich bei dem Opfer um einen<br />
Eismann handelt. Sein Verkaufswagen<br />
ist ebenfalls auf demVideo zu sehen.<br />
Viele Menschen sind geschockt,<br />
einige weinen. DerMann, der dasVideo<br />
aufnimmt, sagt mehrmals, er<br />
habe mehrere Männer, die die Tat<br />
begangen haben sollen, weglaufen<br />
sehen. (mit fir.)
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Stadtgeschichte<br />
Die Mutter der Mietpreisbremse<br />
Wasdie Weimarer Republik probierte, setzten die Nationalsozialisten im Mietenstoppgesetz 1936 um –imSinne der gleichmachenden Volksgemeinschaft<br />
VonMaritta Tkalec<br />
Wer hat die Mietpreisbremse<br />
erfunden? Die<br />
Nahles-SPD oder die<br />
rot-rot-grüne Stadtregierung,<br />
die sie als Mittel gegen massive<br />
Wohnkostensteigerungen sehen,<br />
war es jedenfalls nicht. Immer<br />
wieder sannen in den vergangenen<br />
hundertJahren Politiker darauf, Mieter<br />
durch staatliches Eingreifen vor<br />
den Hausbesitzernzuschützen. Das<br />
geschah immer dann, wenn zwei<br />
Faktoren zusammenkamen: Mangel<br />
an Wohnraum und wenig Neubau.<br />
Am konsequentesten handelten<br />
die Nationalsozialisten als Mietpreisbremser:<br />
Im November 1936<br />
verhängten sie den vollständigen<br />
Mietpreisstopp. Mit wenigen Änderungen<br />
galten diese gesetzlichen Regelungen<br />
bis 1990 in der DDR. Der<br />
Bundestag verabschiedete 1960 das<br />
„Gesetz über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft<br />
und über<br />
ein soziales Miet- und Wohnrecht“.<br />
DasDauerproblemWohnraummangel<br />
sollte fortan über stärkereFörderung,<br />
vor allem für den sozialen<br />
Wohnungsbau, gelöst werden.<br />
Regulieren statt bauen<br />
Am Ende des ErstenWeltkriegs tauchten<br />
vermehrt Anordnungen auf, die<br />
das Verfügungsrecht des Hausbesitzers<br />
über seine vermietetenWohnungen<br />
einschränkten, teils ganz beseitigten.<br />
DerStaat erschwerte die Auflösung<br />
von Mietverträgen, regulierte<br />
die Mietpreisbildung und übernahm<br />
die Vergabe frei werdender Wohnungen.<br />
Nach Kriegsende wuchs der<br />
Druck weiter: Die Bauwirtschaft lag<br />
darnieder, Baumaterial und Arbeitskräfte<br />
waren knapp.Obendrein heirateten<br />
die Leute nach dem Krieg wieder<br />
und wollten ein eigenes Zuhause.<br />
1925 fehlten in Deutschland eine MillionWohnungen.<br />
Die Weimarer Republik erkannte<br />
schnell, dass mit Wohnungspolitik<br />
die Volksstimmung zu beeinflussen<br />
war;sorückte diese in den 20er-Jahren<br />
ins Zentrum staatlichen Handelns.<br />
Zwangsmaßnahmen gegen<br />
Vermieter stellte man Wohnungsbauförderung<br />
zur Seite. Eine moderne<br />
Architektur mit sozialem Anspruch,<br />
die zudem gut aussah,<br />
blühte auf; die Siedlungen der Moderne<br />
boten mit Licht und Luft den<br />
Gegenentwurfzur düsteren Mietskaserne<br />
–schön für ein paar Tausend<br />
Leute,nicht für die Masse.Erst störte<br />
die Inflation, dann die Weltwirtschaftskrise.<br />
Imgesamten Zeitraum<br />
(Weimar, Friedensjahre des Dritten<br />
Reiches und 50er-Jahre) sei zu wenig<br />
gebaut worden, „um den vomWohnungsmangel<br />
verursachten Schwierigkeiten<br />
wirkungsvoll entgegenzuwirken“,<br />
lautet die Bilanz des Historikers<br />
Karl Christian Führer, der in<br />
seinem Buch „Mieter, Hausbesitzer,<br />
Staat und Wohnungsmarkt –Wohnungsmangel<br />
und Wohnungszwangswirtschaft<br />
in Deutschland<br />
1914–1960“ das Thema aufarbeitete.<br />
Investoren lenkten ihr Kapital lieber<br />
in die Industrie, wo keine<br />
Zwangswirtschaft die Initiative<br />
VOLKSWOHNUNGEN – NS-ARCHITEKTUR IN BERLIN<br />
Die Wohnungsbauzahlen<br />
der nationalsozialistischen<br />
Zeit reichten nicht an das<br />
Bauvolumen der Weimarer<br />
Republik heran: Zwischen<br />
1925 und 1932 wurden in<br />
Berlin rund 170 000 Wohnungen<br />
neu errichtet, in den<br />
zwölf Jahren zwischen 1933<br />
und 1945 102 000.<br />
bremste und mehr Rendite winkte<br />
als im Wohnungsbau. Andererseits<br />
wagte es in der Weimarer Republik<br />
keine der vielen Regierungen, Mieterschutz<br />
und Marktkontrolle anzutasten<br />
–alle fürchteten die Reaktion<br />
der Wähler auf eine Mietenexplosion.<br />
Aus Angst vor Stimmverlusten<br />
bevorzugten auch die bürgerlichen<br />
Parteien das Bremsen vor dem<br />
Bauen. Man schob das Problem vor<br />
sich her,und es wuchs.<br />
Dann trieb die Weltwirtschaftskrise<br />
die Notauf die Spitze–ab1930<br />
erodierte zudem der Mieterschutz.<br />
So kam es zum Knall: Im August 1932<br />
wehrten sich in Berlin vonSchulden,<br />
Gerichtsvollziehernund Zwangsräumungen<br />
Bedrängte mit einem Mietboykott.<br />
Ganze Straßenzüge verweigerten<br />
geschlossen die Zahlung. Am<br />
18. August traten 120 Familien im<br />
umgebauten Gefängnis am Molkenmarkt<br />
in den Streik (siehe Foto). Zum<br />
ersten Mal hatte eine solche Aktion<br />
Erfolg: Die Mieten wurden um 40<br />
Prozent herabgesetzt.<br />
Vielerorts führten Frauen die Rebellion<br />
an. Über den Kampf der Köpenicker<br />
Straße 34/35 berichtete die<br />
Rote Fahne am 21. Oktober 1932: Delegationen<br />
„proletarischer Mieter“<br />
aus der Arndt-, der Bergmann- und<br />
der Willibald-Alexis-Straße seien angerückt,<br />
um „Methoden des Mieterkampfes“<br />
zu lernen. Manzeigte Gläser<br />
voller Küchenschaben zum Beweis<br />
des Elends vor. Am 17. Januar<br />
1933, zwei Wochen vor Hitlers<br />
Machtantritt, berichtete die Rote<br />
Fahne vom Mieterstreik in Meyer’s<br />
Hof (Ackerstraße). Wiesenstraße 60<br />
und Gipsstraße 11 überbrachten solidarische<br />
Grüße.<br />
Damit war bald nach dem 30. Januar<br />
1933 Schluss. Die neue Richtung<br />
verkündeten Völkischer Beobachter<br />
wie die Deutsche Mieter-<br />
<strong>Zeitung</strong>: „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“<br />
und führten so den im<br />
klassenübergreifenden Kampf gegen<br />
Volkswohnungen,anfangs<br />
mit 34 Quadratmeternfür<br />
Familien mit zwei Kindern<br />
konzipiert, wurden auch in<br />
NS als zu klein kritisiert. Als<br />
Entsprechung zum Volkswagenmüssten<br />
es 59 Quadratmeter<br />
sein. Kleineres verdiene<br />
den Namen Volkswohnung<br />
nicht.<br />
Großsiedlungen waren geplant,<br />
aber nicht ausgeführt,<br />
so die „Oststadt“ auf den<br />
Rieselfeldernbei Biesdorf,<br />
Marzahn und Hellersdorf für<br />
445 000 Einwohner.Kleinsiedlungen<br />
stehen u.a am<br />
Grazer Damm, am Roedeliusplatz<br />
oder in der „Grünen<br />
Stadt“ (Prenzlauer Berg).<br />
„Mietwucher und unsoziale Kündigung“<br />
sowie„liberalistisch-kapitalistische<br />
Auswüchse der unsozialen<br />
Elemente unter den Haus- und<br />
Grundbesitzern“. Die Volksgemeinschaft<br />
als Hausgemeinschaft zwischen<br />
Mieter und Vermieter war zu<br />
schmieden. Das Gesetz über Räumungsfristen<br />
vom März 1933 und<br />
das Mieterschutzgesetz vom 27.<br />
April 1933 machten den Anfang. Ein<br />
Gericht hatte zudem Mietstreiks für<br />
illegal erklärt. Herrmann Göring, NS-<br />
Multifunktionspolitiker, gab die<br />
Richtung vor: „Der Hauseigentümer,<br />
der unbarmherzig und skrupellos<br />
Wanzenburg hieß das<br />
Elendsquartier in der alten<br />
Stadtvogtei am Molkenmarkt<br />
2. Als in Berlin 1932<br />
der große Mieterstreik ausbrach,<br />
verweigerten auch<br />
hier die Bewohner die Mietzahlung.Sie<br />
waren, wie die<br />
Beflaggung mit Hakenkreuz<br />
und Hammer-Sichel<br />
zeigt, Nazis oder Kommunisten.<br />
Einig waren sie im<br />
Mietboykott. In metergroßen<br />
Buchstaben stand an<br />
der Brandmauer:„Erst Essen!<br />
dann Miete“. Über einem<br />
Kellerfenster stand:<br />
„Hier verkommen unsere<br />
Kinder“. Vonden 30 KindernimBlock<br />
litten zwölf<br />
an Tuberkulose.<br />
BPK<br />
arme Volksgenossen um Nichtigkeiten<br />
willen obdachlos macht, hat den<br />
Schutz des Staates in diesem seinem<br />
Treiben verwirkt.“<br />
DierealeWohnungsnot aber blieb.<br />
Bis1936 legte die NS-Regierung einen<br />
wirtschaftlich furiosen Start hin und<br />
förderte Familien –wieder stieg die<br />
Zahl der Eheschließungen beträchtlich,<br />
wieder verlangten die Paarenach<br />
Wohnraum.Weil die Realeinkommen<br />
auf dem Tiefstand von 1932 verharrten,<br />
suchten die Leute vor allem<br />
Kleinwohnungen.<br />
DasReichkommissariat für Preisüberwachung,<br />
eine neu geschaffene<br />
nationalsozialistische Sonderbehörde,reagierte<br />
sensibel auf die Klagen<br />
über steigende Mieten und ließ<br />
lokale Mietenkontrolle zu. Vorallem<br />
aber ging es um die Stabilität der<br />
Löhne –vor allem dort, wo der Ausbau<br />
der Rüstungsindustrie Zuzug erzeugte.Das<br />
Verhältnis zwischen Einkommen<br />
und Miete konstant zu halten,<br />
wurde zum zentralen Ziel der<br />
Mietpolitik. Für Wohnungsbau gab<br />
es nur wenige Mittel, schon gar nicht<br />
für Mietshäuser in Großstädten.<br />
Statt Massenquartieren sollten niedliche<br />
Volksheim-Siedlungen als<br />
Kleinstbesitz mit Gärten zur Eigenversorgung<br />
die kinderzeugenden<br />
deutschen Familien beglücken. Privatleute<br />
sahen sich durch niedrige<br />
Zinsen zum Bau ermutigt. Wohnungsteilung<br />
hieß die Losung der<br />
Stunde –aus einer großen Wohnung<br />
mach mehrerekleine.Soließ sich die<br />
Arbeitslosigkeit in der Bauwirtschaft<br />
mildern, aber nicht der Wohnungsmangel.<br />
Ab 1936 machte sich die<br />
Deutsche Arbeitsfront (DAF) für<br />
neue „gesunde Stockwerkswohnungen“<br />
stark. Doch die großen Ressourcen<br />
–Arbeitskräfte und Material<br />
–flossen in die Rüstung.<br />
Im Herbst 1936 entschlossen sich<br />
die NS-Machthaber dann für die radikale<br />
Lösung – den allgemeinen<br />
Mietenstopp.Das Gesetz verfolgte so<br />
wie seine zaghafteren Vorläufer das<br />
Ziel, die Löhne unter allen Umständen<br />
stabil zu halten, wie auch eine<br />
einfache politische Logik: Ein Lohnstopp<br />
wäreextrem unpopulär gewesen,<br />
ein Mietenstopp hingegen kam<br />
bei den Mieterngarantiertgut an.<br />
Am 26. November 1936 ging die<br />
NS-Regierung noch weiter:Sie erließ<br />
einen Preisstopp für Güter und<br />
Dienstleistungen aller Art –mit minimalen<br />
Ausnahmen im Mietrecht.<br />
Nunhatte der NS-Staat die Kontrolle<br />
über die Mieten ergriffen und ging<br />
über zwangswirtschaftliche Regulierungen<br />
der Weimarer Zeit hinaus.<br />
Mit seiner sozial gemeinten und<br />
auf die deutsche Familie fokussierten<br />
Forderung nach einer Mietsenkung<br />
auf das Niveau vomMärz1934 lief der<br />
Reichskommissar für Preise dann<br />
aber doch gegen die Mauer der klassischen<br />
Ministerien. Solch eineWohltat<br />
hätte die allgemeine Kaufkraft gesteigert<br />
–sehr unerwünscht, da es nicht<br />
genügend Waren zu kaufen gab.<br />
Gleichwohl eröffnete im Dezember<br />
1937 eine Verordnung zumindest die<br />
Möglichkeit von Mietsenkungen. Sie<br />
wurde als Großtat zur „Erhaltung des<br />
Lebensstandards der breiten Bevölkerungsschichten“<br />
gefeiert, bewirkte<br />
aber so gut wie nichts.<br />
Böser Vermieter<br />
DieBeliebtheit der Mietpreisbremse<br />
führte die NS-Politiker zu immer<br />
neuer einschlägiger Propaganda. Im<br />
April 1939 tönte Herrmann Lampe,<br />
Referent für Mietenpolitik in der<br />
Preisbehörde, vor Mietervertretern:<br />
„Der NS-Staat wird für alle Zeit die<br />
Wirtschaft führen und deshalb auch<br />
Anspruch auf Festsetzung der Mieten<br />
erheben. Eine Mieterhöhung<br />
ohne Gegenleistung des Vermieters<br />
kann es in einem nationalsozialistischen<br />
Staat nicht geben.“ DieWohnkosten<br />
waren vollends vonder allgemeinen<br />
Preisentwicklung abgekoppelt.<br />
DieFolgen zeigten sich langfristig.<br />
Die Einnahmen von Vermietern<br />
lagen 1949 nur 2,0 bis 5,6 Prozent<br />
über dem Niveau von 1936. Trotzdem<br />
boten auf dem Grau- und<br />
Schwarzmarkt Wohnungssuchende<br />
jeden Mietpreis; Gauleitungen klagten,<br />
Preisvorschriften würden „in<br />
raffinierter Weise“ umgangen.<br />
Bei Kriegsausbruch endete die<br />
aktive Mietpolitik im Wesentlichen,<br />
man blieb beim Status quo.Die DDR<br />
setzte die NS-Mietpolitik fort, das<br />
Gesetz von1936 galt mit unwesentlichen<br />
Veränderungen bis 1990. Wie<br />
sich das auswirkte,lesen Sienächste<br />
Woche an dieser Stelle.<br />
DAS IST<br />
DAS WAR<br />
DAS KOMMT<br />
Friedrichsgracht<br />
Domänen –Eigentum des Staates<br />
Leben in der Mitte<br />
Der Name der Uferstraße auf der Spreeinsel zwischen<br />
Sperlingsgasse und Gertraudenbrücke bürgerte sich in<br />
der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein, als der Große<br />
Kurfürst den Seitenarm der Spree durch holländische<br />
Spezialisten kanalisieren ließ. DieBebauung begann um<br />
1700 –esentstand eine repräsentativeHäuserzeile.Hofbeamte<br />
und Patrizier wohnten dort. Ein Teil wurde im<br />
ZweitenWeltkrieg zerstört, der Rest 1968 abgerissen. Studenten<br />
haben jetzt in einem Wettbewerb Vorschläge zur<br />
„Neugestaltung der Friedrichsgracht-Berlin“ vorgelegt.<br />
Die Gesellschaft Historisches Berlin verleiht den Preis am 19. September.Infos:<br />
www.ghb-online.de/projekte/wettbewerb-friedrichsgracht.html<br />
Preußen entwickelte seine staatliche Gestalt nur langsam.<br />
Das betraf auch den Landbesitz. Staats- und königlicher<br />
Hausbesitz waren lange Zeit miteinander verbunden,<br />
denn aus den Einnahmen der königlichen Besitztümer,<br />
den Domänen, wurden zum Beispiel die Kosten der Hofhaltung<br />
und der Staatsverwaltung bestritten. Deshalb war<br />
es schwierig, die Besitztümer, später auch die Einkünfte<br />
des Monarchen, von denen des Staates zu trennen. In<br />
Preußen wurde die Trennung durch einen Erlass Friedrich<br />
Wilhelms I. im Jahr 1713 vollzogen. DieDomänen gehörten<br />
fortan in den Staatsbesitz, die Einkünfte aber standen<br />
dem König zu, der im Gegenzug die Kosten der Staatsverwaltung<br />
trug. Zugleich sicherte sich der Monarch einen<br />
Teil der Einnahmen zur privaten Verfügung.<br />
Nachdem 1806 einige Domänen verkauft wurden<br />
und 1820 die Domänen als Sicherheit für die<br />
König<br />
Staatsschulden gestellt wurden, sah der Staatshaushalt<br />
2,5 Millionen Taler jährlich als Unter-<br />
Friedrich<br />
Wilhelm I.<br />
halt für die königliche Familie und den Hofstaat<br />
WIKIMEDIA<br />
vor. DerBetrag stieg im Laufe der Jahrzehnte.Zu<br />
den zahlreichen preußischen Domänen zählten<br />
auch Weingüter im Rheinland. Nach 1918 verfügte der<br />
Staat vollständig über die Domänen. In Berlin kennt man<br />
vorallem die Domäne Dahlem –seit 1841 Staatsdomäne.<br />
Große Teile des früheren Rittergutes sind heute bebaut,<br />
ein Rest überdauerte als Freilichtmuseum. (mtk.)<br />
Städte sind der Lebensraum der Zukunft, denn<br />
mehr als 50 Prozent der Menschen leben dort. Die<br />
Ausstellung „Molkenmarkt und Klosterviertel –ein<br />
lebenswerter Ort?“ zeigt auf mehr als 20 Tafeln und<br />
zahlreichen Accessoires wie Modellen, Malereien<br />
und Grafiken in der räumlich großartigen Dimension<br />
der Parochialkirche,wie die heutige „Brache“,<br />
ein ehemals städtischer Ort, neu gestaltet werden<br />
kann. Auf der Seite www.molkenmarkt-berlin.de/ informiertForum<br />
Stadtbild Berlin e.V.<br />
Ausstellung mit umfangreichem Vortragsprogramm in der Parochialkirche,<br />
Eröffnung am 10. Oktober,14Uhr –nur vier Tage bis 10. Oktober
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 11<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Friedrichsfelde oder nicht?<br />
Gregor Gysi, Hans Modrow und Burkard Dregger äußern sich zu dem Wunsch des Honecker-Enkels, seine Großeltern in Berlin beisetzen zu lassen<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Gregor Gysi ist dagegen. Der<br />
Linke-Politiker hat sich gegen<br />
eine Beisetzung von Erich Honecker<br />
und dessen Frau Margot auf dem<br />
Friedhof der Sozialisten in Friedrichsfelde<br />
ausgesprochen. Gysi reagiert<br />
damit auf den jüngst geäußerten<br />
Wunsch des Enkels der Honeckers,RobertoYáñez.Wieberichtet,<br />
hat dieser in seinem neuen Buch<br />
„Ich war der letzte Bürger der DDR“<br />
erklärt, er wolle die Urnen seiner<br />
Großeltern, die seit Jahren bei einem<br />
Bekannten der<br />
Familie in Chile<br />
stünden, in der<br />
deutschen<br />
Hauptstadt beisetzen<br />
lassen.<br />
Er sehe zwar<br />
als Politiker und<br />
Rechtsanwalt<br />
Honecker-Enkel<br />
Roberto Yáñez<br />
XDPA<br />
keine juristischen<br />
Probleme,<br />
wenn das einstige<br />
DDR-Herrscherpaar in der Bundesrepublik<br />
begraben werden<br />
würde, sagt Gysi der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
„Als deutsche Staatsbürger,die<br />
die Honeckers ja waren, haben sie<br />
auch ein Recht darauf, in Deutschland<br />
beigesetzt zu werden“, sagt er.<br />
„Allerdings ist die Gedenkstätte der<br />
Sozialisten dafür ungeeignet.“ Gysi<br />
rät dem Enkel der Honeckers,seinen<br />
Plan noch einmal zu überdenken.<br />
Der einstige DDR-Partei- und<br />
Staatschef Erich Honecker starb<br />
1994, die einstige DDR-Volksbildungsministerin<br />
Margot Honecker<br />
2016 –beide in ihrem chilenischen<br />
Exil. Enkel Roberto Yáñez fände es<br />
Eine Aufnahme des EhepaarsHonecker vom Januar 1993 in Chile. Ein gutes Jahr später starb Erich Honecker.<br />
jetzt an der Zeit, dass die Großeltern<br />
als Personen der deutschen Zeitgeschichte<br />
auch in Deutschland ihre<br />
letzte Ruhestätte haben sollten.<br />
„Die Honeckers in Berlin auf dem<br />
Friedhof der Sozialisten oder woanders<br />
in Deutschland beizusetzen,<br />
halte ich für nicht ratsam“, sagt der<br />
einstige DDR-Ministerpräsident der<br />
Wendezeit und heutige Linke-Politiker<br />
Hans Modrow der <strong>Berliner</strong> Zei-<br />
tung. „Die Gräber würden zu einem<br />
Ortwerden, an dem Leute nochmals<br />
ihren Hass auf die DDR ausleben<br />
könnten. Im Zweifel würden die<br />
Grabstätten sogar geschändet werden.“<br />
Modrow schlägt vor, die Honeckers<br />
in Chile beizusetzen. „Ich war<br />
in der Hauptstadt Santiago.Auf dem<br />
dortigen Zentralfriedhof liegen viele<br />
chilenische Kommunisten und Sozialisten<br />
wie Salvador Allende. Das<br />
wäreein geeigneterer Ort“, sagte er.<br />
DerCDU-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus,<br />
Burkard Dregger, erklärte<br />
gegenüber dieser <strong>Zeitung</strong>,<br />
man könne den Wunsch des Enkels<br />
zwar respektieren. „Aber ich sehe<br />
keine Veranlassung für ein ehrendes<br />
Gedenken an Erich Honecker, der<br />
mit dafür verantwortlich war, dass<br />
Berlin und Deutschland 28 Jahre ge-<br />
DPA<br />
teilt waren, und dass an dieser<br />
Grenzeviele Menschen starben oder<br />
verwundet wurden“, sagte Dregger.<br />
Honecker-Enkel Roberto Yáñez<br />
hätte schon formelle Probleme, um<br />
seine Großeltern auf dem Friedhof<br />
der Sozialisten beizusetzen. Nach<br />
Angaben des Bezirksamtes Lichtenberg<br />
werden auf der Gedenkstätte<br />
seit 1990 keine neuen Gräber vergeben.<br />
Eine Alternative wäre, die Honeckers<br />
neben der Gedenkstätte auf<br />
dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde<br />
beizusetzen. Es müsse nur ein Antrag<br />
gestellt werden. Das hätte Roberto<br />
Yáñez sogar persönlich erledigen<br />
können. Denn zur Premiere seines<br />
Buches sollte er nach Berlin<br />
kommen. Doch vor wenigen Tagen<br />
sagte Yáñez die Reise aus Krankheitsgründen<br />
ab, wie der Verlag mitteilte.<br />
So erscheint an diesem Montag<br />
das Buch mit den Erinnerungen des<br />
Honecker-Enkels ohne ihn. Es sind<br />
255 Seiten, auf denenYáñezauch beschreibt,<br />
wie herrschsüchtig Großmutter<br />
Margot Honecker gegenüber<br />
der Familie gewesen sein soll. „Oma<br />
war eine große Bevormunderin. Sie<br />
erklärte meiner Mutter,was man mit<br />
mir machen sollte. Meine Eltern<br />
mussten zusehen, wie der Machtapparat<br />
der Großeltern nachhalf, dass<br />
ich praktisch deren Kind wurde. Sie<br />
hatten die Vorstellung, dass ich ein<br />
wichtiger Politiker in der SED-<br />
Hierarchie werden sollte“, schreibt<br />
Yáñez.<br />
Er lebte in Chile bei seiner Großmutter,bis<br />
diese 2016 starb.Oft habe<br />
er gegen seinen Willen ihr „Hohelied<br />
auf den DDR-Sozialismus mit anstimmen<br />
müssen“, schreibt er.Yáñez<br />
fühlte sich wie der letzte Bürger der<br />
DDR: „Der Todmeiner Großmutter<br />
war für mich der Fall<br />
der Mauer. Am6.Mai<br />
2016 habe ich die DDR<br />
verlassen.“<br />
R. Yáñez, Th. Grimm: „Ich war<br />
der letzte Bürger der DDR“. InselVerlag,255<br />
S.,20Euro<br />
Die Gefahr lauert<br />
in der Fahrbahn<br />
Radfahrer starb, nachdem er in eine Schiene geraten war<br />
VonPeter Neumann<br />
Gleise können für Radfahrer ein<br />
tödliches Risiko sein. Das hat<br />
sich am Sonnabend wieder gezeigt –<br />
diesmal in der Kastanienallee in<br />
Prenzlauer Berg. Wie die Polizei berichtete,kam<br />
dortein Mann ums Leben,<br />
nachdem er mit seinem Fahrrad<br />
in eine Schiene geraten war.Der Allgemeine<br />
Deutsche Fahrrad-Club<br />
(ADFC) bekräftigte am Sonntag<br />
seine Forderung, Straßenbahngleise<br />
an neuralgischen Stellen mithilfe<br />
von Gummifüllungen sicherer zu<br />
machen. Doch die <strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe<br />
(BVG)sind skeptisch.<br />
Für Radfahrer in Berlin ist es eine<br />
Standardsituation: Oft müssen sie<br />
parallel zu Tramgleisen fahren oder<br />
sie im spitzenWinkel kreuzen –etwa,<br />
wenn sie Autos ausweichen. „Das<br />
kann gefährlich werden“, sagt Heinrich<br />
Strößenreuther vonder Agentur<br />
für Clevere Städte. Schmale Reifen<br />
geraten besonders leicht in die Rille.<br />
Dann ist ein Sturzunvermeidlich.<br />
Bringt Gummi mehr Sicherheit?<br />
Ein Schwerpunkt für diese Art von<br />
Unfällen ist die Invalidenstraße in<br />
Mitte,woein solches Unglück im Juli<br />
2016 für den Radler tödlich ausging.<br />
Der Unfall in der Kastanienallee<br />
ereignete sich laut Polizei am Sonnabend<br />
gegen 20.15 Uhr. Der Radler<br />
war Richtung Schönhauser Allee unterwegs,als<br />
er in ein Gleis geriet. Das<br />
geschah kurz vor der Straßenbahn-<br />
Haltestelle U-Bahnhof Eberswalder<br />
Straße.Inderen Bereich ist die Kastanienallee<br />
eine Einbahnstraße, die<br />
nur in die andereRichtung befahren<br />
werden darf. „Bei dem Sturz soll der<br />
Mann mit dem Kopf gegen das Hinterrad<br />
eines entgegenkommenden<br />
Lasters, der von einem 52-Jährigen<br />
gefahren wurde, geraten und anschließend<br />
überrollt worden sein“, so<br />
die Polizei. Der Mann starb noch an<br />
der Unfallstelle an seinen schweren<br />
Verletzungen – in Berlin ist es der<br />
neunte tote Radfahrer in diesem Jahr.<br />
DieBVG,die voneinem Unfall mit einem<br />
Pkw sprach, unterbrach die M1<br />
und 12 bis kurzvor Mitternacht.<br />
2014 hatte der Senat angekündigt,<br />
dass er in der Alten Schönhauser<br />
Straße in Mitte untersuchen will,<br />
ob Gummifüllungen in Gleisen die<br />
Sturzgefahr verringern. Zu dem Test<br />
kam es jedoch nicht. Ein ähnlicher<br />
Versuch in Zürich 2013 hatte kein befriedigendes<br />
Ergebnis gebracht, erklärte<br />
BVG-Sprecherin PetraReetz.<br />
Autos zwingen zum Ausweichen<br />
Zwar sank das Unfallrisiko.Doch für<br />
den 100 Meter langen Testabschnitt<br />
schlugen die Zusatzaufwendungen<br />
für die neuartige Schienenkonstruktion<br />
mit 415 000 Franken zu Buche,<br />
damals umgerechnet 340 000 Euro.<br />
Auch zeigte sich, dass die Füllstücke<br />
der Belastung durch die Stahlräder<br />
nicht standhielten, das Gleis musste<br />
ständig überwacht werden. Im westfälischen<br />
Herdecke wurde ein 150<br />
Meter langer Gleisabschnitt 2013 mit<br />
Gummi gefüllt. Kosten: 11 000 Euro.<br />
Aber dabei handelte es sich um eine<br />
nur selten befahrene Güterstrecke.<br />
Dieeigentliche Gefahr in der Kastanienallee<br />
bestehe darin, dass an<br />
ihren Rändernneben schmalen Radfahrstreifen<br />
Autos parken, sagten Susanne<br />
Grittner vomADFC und Heinrich<br />
Strößenreuther. Wenn Autos in<br />
die Radlerspur ragen oder Türen geöffnet<br />
werden, müssen Radfahrer<br />
links ausweichen –wodie Gleise liegen.<br />
Beim Umbau der Straße vor einigen<br />
Jahren sollten die meisten<br />
Parkplätze verschwinden, so Grittner.<br />
„Doch Anwohner lehnten die<br />
Pläne ab.“ Strößenreuther: „Wenn<br />
der Senat sein Ziel ernst meint, die<br />
Zahl der Verkehrstoten auf null zu<br />
senken, darferinder Kastanienallee<br />
kein Autoparken mehr erlauben.“<br />
Die besten Hits aller Zeiten<br />
Berlin 1985: „Daddy Cool“<br />
RADIO<br />
AN!
12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018<br />
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Berlin<br />
Auf<br />
zu neuen<br />
Ufern<br />
Heute vor zehn Jahren wurde die<br />
Mercedes-Benz-Arena eröffnet,<br />
damals noch als O2-World.<br />
Drumherum ist ein Quartier<br />
gewachsen aus Büros und<br />
schicken Wohnungen. Bald gibt es<br />
eine Vergnügungsmeile. Sie muss<br />
vor allem eins bringen: Leben<br />
VonSilvia Perdoni<br />
Ostbahnhof<br />
Mühlenstr.<br />
Str.der Pariser Kommune<br />
Living Levels<br />
Am<br />
Postbahnhof<br />
Hotelriegel<br />
Zalando Campus<br />
Kino und Gastronomie<br />
Wohntürme<br />
Max &Moritz<br />
East Side Gallery<br />
Music Hall<br />
Mercedes-<br />
Vertriebszentrale<br />
Bauen am Spreeufer<br />
Mercedes-Benz<br />
Arena<br />
Mercedes-<br />
Platz<br />
Mühlenstr.<br />
Spree<br />
Mercedes-Benz<br />
Arena geplante Mercedes-<br />
Hochhäuser<br />
St<br />
ntrale<br />
Hedwig-Wachenheim-Str.<br />
Bauen am Spreeufer<br />
Stream<br />
Tower<br />
Zalando Büros<br />
geplante Hochhäuser<br />
BSR Gelände<br />
im Bau<br />
Warschauer<br />
East Side Mall<br />
Str.<br />
East Side Tower<br />
Helen-Ernst-Str.<br />
im Bau<br />
Warschauer Str.<br />
BLZ/ISABELLA GALANTY;<br />
QUELLE: ANSCHUTZ<br />
ENTERTAINMENTGROUP<br />
Als Sandra Zilliges ihrem<br />
Großvater vor eineinhalb<br />
Jahren erzählte, wo sie<br />
künftig arbeiten würde,<br />
stutzte er: Dort stehen mittlerweile<br />
Häuser? Der alte Mann, der Berlin<br />
schon als Kriegsstadt kannte, hatte<br />
nichts mitbekommen von der Bebauung<br />
der bekannten Bahnbrache<br />
zwischen Warschauer Brücke und<br />
Ostbahnhof. Hier, wo vor genau<br />
zehn Jahren, am 10. September 2008,<br />
eine Veranstaltungshalle auf einer<br />
grünen Wiese eröffnete, umringen<br />
heute Neubauten die Mercedes-<br />
Benz-Arena. Ein Quartier ist gewachsen<br />
aus Büros und schicken<br />
Wohnungen, aus viel Glas und Stein.<br />
Weitere Hochhäuser sind im Bau<br />
oder in Planung. Leben allerdings<br />
herrscht hier bisher kaum.<br />
„Wir verlieren die Stadt“ –mit diesen<br />
Worten habe ihr Opa ihren<br />
neuen Arbeitsplatz kommentiert, erzählt<br />
Sandra Zilliges. Die 30-Jährige<br />
ist beim Modehändler Zalando beschäftigt,<br />
aus den großen Bürofenstern<br />
ander Mühlenstraße guckt sie<br />
direkt auf die Spree. Siearbeitet gern<br />
hier, die Verkehrsanbindung ist gut,<br />
und zum Mittagessen überquert sie<br />
nur die Oberbaumbrücke nach<br />
Kreuzberg. Dennoch versteht sie ihrenGroßvater.„Zu<br />
seiner Zeit gab es<br />
in Berlin noch keine Büroviertel.“<br />
Gerade macht SandraZilliges mit<br />
zwei Kolleginnen Pause im Hof. Alles<br />
ist mit glatten Klinkersteinen gepflastert.<br />
Diegrünen Zweige auf den<br />
Sitzinseln haben keine Chance gegen<br />
das allgegenwärtige Hellbeigegrau.<br />
Zwei Basketballkörbe hat die<br />
Firmaaufgestellt, Mitarbeiter werfen<br />
sich darunter in wechselnder Besetzung<br />
den Ball zu. EinkleinesVergnügen<br />
inmitten der eingemauerten Geschäftigkeit.<br />
„Früher habe ich in einem<br />
Industriegebiet gearbeitet“,<br />
sagt Sandra Zilliges Kollegin aus der<br />
Slowakei. „Dagegen ist dieses Viertel<br />
das blühende Leben.“<br />
Die Frauen sind gespannt, wie<br />
sich die Gegend verändert, wenn am<br />
13. Oktober vorder Arena der Mercedes-Platz<br />
eröffnet. Durch den Bauzaun<br />
sind dortschon das Kinocenter,<br />
die Bowlinganlage, einige Bars, Restaurants<br />
und Hotels zu erkennen.<br />
Auch eine zweite, kleinere Konzerthalle<br />
ist Teil der Vergnügungsmeile<br />
nach amerikanischem Vorbild: Die<br />
Verti Music Hall fasst 4350 Zuschauer<br />
und lädt am 12. Oktober<br />
zum ersten Konzert von Sänger Jack<br />
White. Rund fünf Millionen Besucher<br />
im Jahr verspricht sich der US-<br />
Bauherr, die Anschutz Entertainment<br />
Gruppe, künftig in der Arena<br />
und auf dem Platz.<br />
Bisher laufen durch die Hedwig-<br />
Wachenheim-Straße, die zwischen<br />
der Music Hall und dem Basketball-<br />
Hof verläuft, aber bloß Bauarbeiter<br />
und ein paar verirrte Touristen. Sie<br />
sehen die Spiegelfassaden, die Kräne<br />
und noch mehr Klinkerbüros,hinter<br />
deren Fenstern keine Mitarbeiter zu<br />
erkennen sind. Im Norden schiebt<br />
sich wie ein Ufo das neue Einkaufszentrum<br />
ins Bild, mit zackigen Querlinien<br />
und glänzenden Oberflächen.<br />
„Auch mit großem persönlichen Engagement<br />
kann man nichts erreichen gegen Menschen,<br />
die die Taschen voll Geld haben.“<br />
Arno Paulus Aktivist der Initiative Media Spree versenken<br />
Hier entsteht bis Ende des Jahres<br />
Berlins 69. Mall, ein weiterer Tempel<br />
der Shopping-Monokultur.<br />
Arno Paulus und Johannes Riedner<br />
schütteln die Köpfe.„Man hätte<br />
hier einen Lebensraum schaffen<br />
können“, sagt Riedner. Verbitterung<br />
klingt mit, wenn der 63-Jährige über<br />
die Bürotürme rund um die Mehrzweckhalle<br />
spricht. Arno Paulus und<br />
Johannes Riedner wollten verhindern,<br />
dass sie entstehen. Siegehören<br />
zur InitiativeMediaspree versenken,<br />
die vor zehn Jahren den Bürgerentscheid<br />
gegen die Bebauung des<br />
Spreeufers organisierthat.<br />
Obwohl im Frühjahr 2008, wenige<br />
Monate vor Eröffnung der Mehrzweckhalle,<br />
87 Prozent der Friedrichshainer<br />
und Kreuzberger gegen<br />
die Baupläne zwischen Elsen- und<br />
Michaelbrücke stimmten, ließen<br />
sich viele Projekte nicht mehr verhindern.<br />
Denn ihnen war vorher<br />
Baurecht eingeräumt worden.<br />
Die Pläne für das Gebiet entstanden<br />
um die Jahrtausendwende, „in<br />
einer Zeit, als der Senat dachte, wir<br />
machen auf Glitzergroßstadt“, beschreibt<br />
es Johannes Riedner, „als<br />
die große Koalition unter Eberhard<br />
Im Bau: Rechts entsteht das neue Einkaufszentrum.<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
Im Plan: Eine Simulation zeigt den 135 Meter hohen East Side Tower.<br />
SENSTADT<br />
In der Opposition: Arno Paulus (l.) und Johannes Riedner BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
Diepgen die Stadt verramscht hat.“<br />
Ende der Neunziger verrotteten auf<br />
der Brache des ehemaligen Ostgüterbahnhofs<br />
Lagerschuppen, Gleise<br />
und eine Betonfabrik. Die Anschutz<br />
Entertainment Gruppe erwarb das<br />
etwa 35 Fußballfelder große Areal<br />
2001, drei Jahre später stimmte die<br />
Bezirksverordnetenversammlung<br />
dem Bebauungsplan mit Multifunktionshalle<br />
und Hochhausviertel zu.<br />
DieWürfel waren gefallen: DieLücke<br />
zwischen dem Friedrichshainer Altbauviertel,<br />
dem Wildwuchs auf dem<br />
RAW-Gelände und dem multikulturellen<br />
Wrangelkiez würde ein Business-Distrikt<br />
füllen.<br />
Arno Paulus erinnert sich nur<br />
noch schwammig an den 10. September<br />
2008 –anden Tag, als drinnen<br />
500 Künstler mit MusikundTanz<br />
die neue Mehrzweckhalle eröffneten,<br />
während vor der Tür Hunderte<br />
schwarz gekleidete Sicherheitsleute<br />
die Demonstranten abhielten. Paulus<br />
war an diesem Tag nicht zur<br />
Arena gefahren, die damals unter<br />
dem Namen O2-World aufmachte.<br />
Er hatte nicht wie andere Hallen-<br />
Gegner Konfetti auf den blauen Teppich<br />
geworfen oder seinen Hintern<br />
vor den Kameras entblößt. Er hatte<br />
seine Schlacht an diesem Tagschon<br />
geschlagen, auf den Demos und in<br />
den Bezirksausschüssen in den Monaten<br />
zuvor. Während Klaus Wowereit<br />
im schwarzen Nadelstreifenanzug<br />
die Halle als „Schlüsselinvestition“<br />
lobte,ummehr Großveranstaltungen<br />
in die Stadt zu ziehen,<br />
verbrachte Arno Paulus den Abend<br />
in seiner Erinnerung auf der Couch.<br />
Heute hat sich der 67-Jährige etwas<br />
aus der Initiative zurückgezogen.<br />
Er streitet nicht mehr an vorderster<br />
Front, ist nach 40 Jahren aus<br />
Kreuzberg weggezogen. Es scheint,<br />
als hätte ihm jedes fertiggestellte<br />
Bauprojekt der vergangenen zehn<br />
Jahreetwas Aktivistengeist geraubt –<br />
vom Wohnturm Living Levels bis<br />
zum Einzug der 1200 Mitarbeiter in<br />
die neue Vertriebszentrale von Mercedes-Benz.<br />
„Heute ist da keine Wut<br />
mehr“, sagt Paulus.„Sonderndie Erkenntnis,dass<br />
man auch mit großem<br />
persönlichen Engagement nichts erreichen<br />
kann gegen Menschen, die<br />
die Taschen voll Geld haben.“<br />
Wahrscheinlich würde Arno Paulus<br />
auch die 26-jährige Valentina für<br />
so einen Menschen halten. Sie will<br />
nur ihren Vornamen nennen, vielleicht<br />
weil sie weiß, dass das Haus,in<br />
dem sie lebt, einigen ein Dorn im<br />
Auge ist. Die Fassade ist weiß verputzt,<br />
darankleben viele kleine Glasbalkone<br />
in Reih und Glied. Der Siebengeschosser<br />
steht am westlichen<br />
Rand des Anschutz-Areals, nebenan<br />
sind die ersten Rohbaugeschosse der<br />
Hochhäuser Max und Moritz zu sehen.<br />
„Mir war beim Einzug klar, dass<br />
ich mich für einen Neubau und gegen<br />
ein Kiezgefühl entscheide“, sagt<br />
die junge Frau. Siegenießt den schönen<br />
Spreeblick und die Ruhe am<br />
Abend, fühlt sich wohl in der modernen<br />
Einbauküche und an kalten Tagen<br />
mit der Fußbodenheizung.<br />
„Carefree Living“, nennt Valentina<br />
das,„Leben ohne Sorgen“. Auch die<br />
Hausgemeinschaft sei nett, „fast nur<br />
junge Leute,die viel unterwegs sind,<br />
sich beruflich auch oft verändern<br />
und wieder umziehen. Deswegen<br />
haben wir eine Facebook-Gruppe,<br />
wo wir uns austauschen, uns auch<br />
mal Werkzeug oder Salz leihen.“<br />
Valentina arbeitet in der Start-up-<br />
Branche, „im Fitness- und Health-<br />
Bereich“. Knapp 900 Euro warm<br />
zahlt sie monatlich für ihre Zwei-<br />
Zimmer-Wohnung, das entspricht<br />
15 Euro proQuadratmeter. In Zeiten,<br />
in denen Menschen beim Neubezug<br />
einer Wohnung im Schnitt mit Mieten<br />
vonzehn Euro kalt rechnen müssen,<br />
erscheint das zwar viel –aber<br />
auch nicht absurdviel. „Ich habe gehört,<br />
in den anderen Häusernhier ist<br />
das Leben noch viel teurer.“ Im Living-Levels-Turm<br />
gegenüber an der<br />
Spree soll die teuerste Eigentumswohnung<br />
beim Erstbezug vor drei<br />
Jahren für 15000 Euro pro Quadratmeter<br />
angeboten worden sein.<br />
Einige hundert Meter weiter, auf<br />
dem Platz vor der Mercedes-Benz-<br />
Arena, ist es Nachmittag geworden.<br />
Menschen sitzen auf dem Fußboden<br />
mit dem Rücken gegen die Hallenwand<br />
gelehnt. Es sind Fans. Sie warten<br />
seit Stunden, um einen Platz in<br />
der ersten Reihe im Kontert von Helene<br />
Fischerzuergattern. Ein29-Jähriger<br />
in einem „Atemlos“-Shirt erzählt,<br />
er sei mit zwei Kumpels aus<br />
Schwäbisch Hall angereist. Die<br />
Arena und die Hochhäuser findet er<br />
schön. „Modern und interessant“,<br />
sagt er. „Wer aus Süddeutschland<br />
kommt, demerscheinen andere<strong>Berliner</strong><br />
Viertel immer etwas heruntergekommen.“<br />
Er spricht von Vierteln, die die<br />
<strong>Berliner</strong>,die dort wohnen, ihren Kiez<br />
nennen. Ob das hier jemals der Fall<br />
sein wird, ist fraglich.<br />
Silvia Perdoni<br />
begutachtet ein Retortenviertel.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 13<br />
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Berlin<br />
In Reih und Glied: Bis vor zehn Jahren lag das Gelände hinter dem Hotelschiff brach. Jetzt stehen hier Bürogebäude dicht an dicht. Unter anderem sitzt der Modehändler Zalando in den Klinkerbauten rechts im Bild.<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
Ein Verein für die ganze Stadt<br />
Mit dem Umzug von Hohenschönhausen in die Arena hat sich die Wahrnehmung der Eisbären verwandelt. Eishockey ist zu einem Event für die Masse geworden<br />
VonBenedikt Paetzholdt<br />
Als die Eisbären Berlin am<br />
vorvergangenen Wochenende<br />
für die Champions<br />
Hockey League in den<br />
Wellblechpalast in Hohenschönhausen<br />
zurückkehrten, spürten die eingefleischten<br />
Fans wieder diese Atmosphäre,<br />
die sie bis zum Ende der<br />
Saison 2007/2008 so genossen haben:<br />
Die Zuschauer heizten ihrem<br />
Team ein, bis die Ohrenschmerzten.<br />
Es roch es nach Bratwurst. „Das Familiäre<br />
ist ein bisschen weniger geworden“,<br />
weiß Fan Ralf Czygan, der<br />
seit über einem Vierteljahrhundert<br />
die Mannschaft begleitet.<br />
Das ändert nichts daran, dass er<br />
am kommenden Freitag wieder mit<br />
seiner Trommel in die Arena pilgert,<br />
um die Eisbären beim Saisonstart<br />
der Deutschen Eishockey Liga (DEL)<br />
gegen Meister München zu unterstützen.<br />
Sein Platz ist in der Fankurve,wodie<br />
meisten stehen, die vor<br />
zehn Jahren auch schon den Klub<br />
angefeuert haben. Unter den Zuschauern<br />
werden sich aber auch<br />
viele finden, die in der Arena einen<br />
unterhaltsamen Abend erleben wollen.<br />
Ein Event, das sich von anderen<br />
Veranstaltungen in der Stadt abhebt.<br />
Für die Verantwortlichen des Vereins,<br />
der von der Anschutz Entertainment<br />
Group (AEG) aus Los Angeles<br />
gesteuert wird, war das ein ganz<br />
wesentlicher Grund für den Umzug.<br />
„Wir wollten mehr Zuschauer zum<br />
Eishockey bringen und als Verein<br />
wachsen“, sagt Geschäftsführer Peter<br />
John Lee,der im Jahr 2000 bei den<br />
Eisbären als Manager anheuerte und<br />
die Erfolgsgeschichte mit sieben Titeln<br />
in neun Jahren verantwortet. In<br />
den vergangenen Jahren hat sich die<br />
Zahl der Mitarbeiter mehr als verdoppelt.<br />
Derzeit arbeiten in der Geschäftsstelle<br />
schräg gegenüber der<br />
Halle knapp 30 Leute.<br />
Schon fast ein Teenager:Die Arena am Ostbahnhof<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
Dasbeste Marketing machten damals<br />
die Spieler selbst. Am 14. September<br />
2008 fertigten die Eisbären<br />
die Augsburger Panther im Spitzenspiel<br />
11:0 ab. „Der sportliche Erfolg<br />
ist bei einem solchen Neustart ganz<br />
entscheidend“, sagt Lee. Von insgesamt<br />
13,1 Millionen Besuchern in<br />
der Arena machten 4,3 Millionen<br />
Eishockeyzuschauer rund ein Drittel<br />
aus.<br />
Selbst Fans wie Czygan, die beim<br />
Abschied aus Hohenschönhausen<br />
Tränen in den Augen hatten, waren<br />
beeindruckt, „wie gut das Eishockey<br />
angenommen wurde“. Im Jahr des<br />
Umzugs ergab eine Umfrage, dass<br />
die Eisbären der bekannteste deutsche<br />
Verein abseits des Fußballs<br />
sind. Noch immer ist der Wellblechpalast<br />
als Trainingshalle die sportliche<br />
Heimat. „Mit dem Umzug ist es<br />
aber einfacher geworden, zu unseren<br />
Spielen zu kommen“, sagt Geschäftsführer<br />
Lee.<br />
Natürlich hat sich über die Jahre<br />
auch die Preispolitik geändert. „Im<br />
Welli haben wir uns auch geärgert,<br />
wenn es mal teurer geworden ist. Es<br />
beschwert sich ja niemand, wenn<br />
das im Rahmen bleibt, das gehört ja<br />
dazu“, sagt FanCzygan. „Inder Halle<br />
sind die Preise für Eintritt, Essen und<br />
Trinken aber explodiert.“ 2013 gingen<br />
die Fans in der entscheidenden<br />
Saisonphase sogar in den Streik, weil<br />
sie die Dauerkartenpreise für überzogen<br />
hielten.<br />
In jenem Jahr gewannen die <strong>Berliner</strong><br />
ihren letzten Titel, es folgten teils<br />
sehr durchwachsene Jahre. Auch<br />
wenn die Zuschauer in dieser Zeit<br />
nicht mehr wie automatisch in die<br />
Halle strömten, kamen selbst bei<br />
Partien gegen weniger attraktive<br />
Gegner selten unter 10 000 Besucher.<br />
Inder vergangenen Saison lag<br />
der Schnitt bei 11 300. Die Eishockeyfamilie<br />
hat sich in zehn Jahren<br />
also mehr als verdoppelt.<br />
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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018<br />
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Berlin<br />
Mit Flaschen,<br />
Gürteln und<br />
Messern<br />
Polizei war wegen mehrerer<br />
Schlägereien im Einsatz<br />
Immer wieder war die Polizei wegen<br />
Schlägereien im Einsatz. Am Sonnabend,<br />
gegen 18.50 Uhr, griff in Reinickendorfein<br />
37-Jähriger im U-Bahnhof<br />
Franz-Neumann-Platz drei Männer<br />
im Alter von18, 29 und 40 Jahren<br />
sowie eine 15-jährige Jugendliche unvermittelt<br />
mit Schlägen und Tritten<br />
an. Auch mit einer Glasflasche schlug<br />
er zu. Dann fuhr er mit der U8 zur Residenzstraße<br />
und stieß dort eine 22-<br />
Jährige ins Gleisbett. Er wurde festgenommen.<br />
In Fennpfuhl gerieten gegen<br />
19 Uhr zwei Gruppen aneinander.<br />
Rund 40 Personen hielten sich auf einem<br />
Grillplatz in der Paul-Junius-<br />
Straße auf, viele von ihnen Turkmenen.<br />
Plötzlich kamen rund 50 junge<br />
Männer und forderten die anderen<br />
auf, zu gehen. Siewarfen volle Bierflaschen<br />
auf die kleinere Gruppe, wodurch<br />
mehrere Personen verletzt<br />
wurden. Eine 30- und eine 36-jährige<br />
Frau kamen in Kliniken. DieAngreifer<br />
flüchteten. Polizisten nahmen zwei<br />
vietnamesische Tatverdächtige – 21<br />
und 35 Jahrealt –fest.<br />
Gegen 21.20 Uhr gab es dann am<br />
Fernsehturmeine Prügelei. Laut Polizeisaßen<br />
eine 42-Jährige und ein 38-<br />
Jähriger auf einer Bank, als zwei 39<br />
Jahreund 34 Jahrealte Männer auf die<br />
Frau zukamen und sie umarmten.<br />
Das Paar forderte die beiden auf, sie<br />
in Ruhe zu lassen. Der aus Russland<br />
stammende Begleiter der Frau drohte<br />
mit einem Gürtel, worauf die beiden<br />
anderen auf ihn losgingen. Er bekam<br />
einen Messerstich in den Armab. Die<br />
beiden Angreifer aus Pakistan wurden<br />
festgenommen. Der 34-Jährige<br />
sollte am Sonntag einem Haftrichter<br />
vorgeführtwerden.<br />
Kurz darauf gerieten, wieder am<br />
Alexanderplatz, 15 bis 20 Angehörige<br />
zweier moldauischer Familien aneinander.Als<br />
Polizisten eintrafen, hatten<br />
sich, bis auf zwei Männer, alle entfernt.<br />
Der35-Jährige und sein 36-jähriger<br />
Kontrahent schlugen weiter aufeinander<br />
ein.<br />
Um 2.45 war in Westend eine 53-<br />
jährige Frau mit Bekannten auf dem<br />
Rückweg von einem Fest in einer<br />
Kleingartenanlage am Spandauer<br />
Damm. Plötzlich ging ein 40-Jähriger<br />
auf die Frau los und biss ihr einen Teil<br />
der Daumenkuppe ab.Bei der folgenden<br />
Schlägerei wurde ein 54-jähriger<br />
Begleiter der Frau geschlagen und<br />
schwer verletzt. (kop.)<br />
Hielt eine Lobrede: Monika Grütters<br />
ARTUR BRAUNER<br />
hatte sicherheitshalber einen Gruß<br />
an die Gäste in eine Kamera gesprochen.<br />
Für den Fall, dass er einen dieser<br />
gesundheitlich schwierigen Tage<br />
erwischt, an denen es für den Hundertjährigen<br />
nicht ratsam ist, das<br />
Haus zu verlassen. Dieser Kurzfilm<br />
mit dem Jubilar wurde am Sonnabend<br />
bei der Feier zu seinem 100. –<br />
der eigentliche Geburtstag war am 1.<br />
August, aber man wich der Hitzeund<br />
den Ferien aus – nicht gebraucht.<br />
Der Filmproduzent saß in Saal 1des<br />
Zoo-Palastes und hörte sich die Lobreden<br />
an. Für seine Bemerkung, dies<br />
werde wohl seine letzte Feier sein,<br />
handelte er sich eine Ermahnung<br />
vonEnkelin Lauraein: „Opa!“<br />
BEN &DAVID<br />
machten sich keine Illusionen darüber,<br />
aus welchen Gründen sie die<br />
Feier für ihren Großvater moderieren<br />
durften. Als Zwillinge von Brauner-Tochter<br />
Alice gehören sie zur Familie<br />
und kosteten deshalb kein Honorar.<br />
Dafür konnten sie allerdings<br />
viel frecher als jeder Moderator sein,<br />
der sein Honorar noch nicht überwiesen<br />
bekommen hat. So vermuteten<br />
sie als Grund für die Abwesenheit<br />
von Politikern –nur Kulturstaatsministerin<br />
Monika Grütters und der<br />
frühere Regierende Bürgermeister<br />
Walter Momper waren gekommen –<br />
lachend: „Wahrscheinlich ist unser<br />
Spendenaufkommen nicht mehr<br />
groß genug.“ Außerdem begrüßten<br />
sie ausdrücklich „alle Finanzbeamten“<br />
im Saal und spielten so auf den<br />
viele Jahre dauernden Streit Artur<br />
Brauners um Millionenzahlungen<br />
an das Finanzamt an. Die Zwillinge<br />
hießen besonders jene Regisseure<br />
und Schauspieler im Saal Willkommen,<br />
die trotz „jahrelanger Gerichtsprozesse<br />
und ausstehender Zahlun-<br />
Jubilar Artur Brauner (als Pappdouble) mit Tochter Alice (l.) und deren Mann Michael<br />
Zechbauer,Enkelin Laura und den Zwillingen David (l. außen) und Ben CHRISTIAN SCHULZ (3)<br />
Seit 30 Jahren eingeladen<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Im Zoo-Palast wurde mit viel<br />
Prominenz der 100. Geburtstag von<br />
Artur Brauner gefeiert<br />
Würdigung Artur Brauners, der das deutsche Nachkriegskino prägte.<br />
gen“ zur Feier für ihren Opa gekommen<br />
waren.<br />
DPA/JÖRG CARSTENSEN<br />
MONIKA GRÜTTERS<br />
hielt eine der beiden Lobreden auf<br />
den Jubilar: „Man sagt dir nach, du<br />
verstündest nicht, wie man auf einem<br />
Stuhl sitzt, ohne zu arbeiten.“<br />
Sie erinnerte an ein Brauner-Zitat,<br />
das erklärt, warum er immer wieder<br />
Filme gegen das Vergessen des Holocausts<br />
gedreht hat: „Ich habe mein<br />
Leben retten dürfen, damit ich etwas<br />
bewege.“<br />
Mathias Döpfner durfte als<br />
Freund der Brauners in seiner Rede<br />
auf den Jubilar Formulierungen benutzen,<br />
die man anderen übelgenommen<br />
hätte. Sosprach der Vorstandsvorsitzende<br />
vonAxel Springer<br />
von Brauners „Ruchlosigkeit und<br />
Durchtriebenheit“ in geschäftlichen<br />
Klaus Maria Brandauer (l.) und Mario Adorf<br />
Dingen, um schließlich darauf zu<br />
kommen: „Der Kern ist der liebende<br />
Blick.“<br />
CAROLIN REIBER<br />
wich dem Hundertjährigen nicht<br />
von der Seite: „Ich kümmere mich<br />
heute um Artur, habe deshalb auch<br />
niemanden aus meiner Familie dabei.“<br />
DieModeratorin erfreut sich einer<br />
jahrzehntealten Freundschaft zu<br />
den Brauners:„Wir stammen aus unterschiedlichen<br />
Bereichen, Artur ist<br />
ein Mann des Films,ich komme vom<br />
Fernsehen.“ Noch enger wurde die<br />
Verbindung, als Tochter Alice Brauner<br />
und der Münchner Unternehmer<br />
Michael Zechbauer ein Paar<br />
wurden: „Erist der Sohn meiner besten<br />
Freundin.“<br />
ALFRED HOLIGHAUS<br />
war mit dem Haupt-Präsent zu Brauners<br />
100. spät dran. Der Präsident<br />
der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft<br />
brachte die SPIO-Ehrenmedaille<br />
für Brauner: „Die hätte er<br />
schon vor 30Jahren zu seinem 70.<br />
verdient gehabt.“ Und damals auch<br />
noch selbst auf der Bühne abholen<br />
können, zum 100. musste Holighaus<br />
sie zu Brauners Kinosessel tragen.<br />
MARIO ADORF<br />
erlebte beim Fest zu Brauners 100.<br />
eine besonders preiswerte Party zu<br />
seinem eigenen 88. Geburtstag. Den<br />
Schauspieler würde es freuen, wenn<br />
der zwölf Jahreälterenocheine gute<br />
Zeit vor sich hätte: „Ich wünsche<br />
ihm, dass er sein Leben noch lange<br />
lebenswert gestalten kann.“ Adorfs<br />
Kollege Klaus Maria Brandauer<br />
fühlte sich schon seit 30 Jahren zur<br />
Feier eingeladen: „Auf meiner Einladung<br />
zum 70. Geburtstag von Artur<br />
Brauner stand: Gilt auch für den 80.,<br />
90. und 100.“<br />
Hausbesetzer<br />
werden<br />
geduldet<br />
Aktion richtet sich gegen<br />
leer stehende Wohnungen<br />
In einem Kreuzberger Haus sind<br />
mehrereleer stehendeWohnungen<br />
besetzt worden. Mitglieder einer<br />
„Hausprojektgruppe Großbeerenstraße“<br />
waren am Sonnabendnachmittag<br />
in das Haus eingedrungen.<br />
Nach eigenen Angaben halten sie sich<br />
in zweiWohnungen auf.<br />
Die Polizei räumte die Wohnungen<br />
nicht, weil der Eigentümer des<br />
Hauses Großbeerenstraße 17a die Besetzer<br />
vorläufig duldet. Andernfalls<br />
hätte die Polizei die „<strong>Berliner</strong> Linie“<br />
angewandt, wonach besetzte Häuser<br />
innerhalb von 24Stunden geräumt<br />
werden, wenn die Hauseigentümer<br />
keine Duldung aussprechen.<br />
Vordem Haus versammelten sich<br />
Demonstrantenmit Plakaten, auf denen<br />
stand: „Wohnraum ist keine<br />
Ware“, „Wohnungen für alle“ oder<br />
„Spekulation stoppen, Leerstand besetzen“.<br />
In einerRedeaus einem offenen<br />
Fenster heraus verlangten die Besetzer,<br />
der Wohnraum müsse an sie<br />
übertragen werden. Sie forderten:<br />
„Schluss mit der <strong>Berliner</strong> Linie!“<br />
Eigentümer des Haues ist die Aachener<br />
Siedlungs- undWohnungsgesellschaft<br />
mbH. Gesellschafter sind<br />
die katholischen Erzbistümer und<br />
BistümerAachen, Essen, Köln, Münster,Paderbornund<br />
Trier.Die Besetzer<br />
erklärten, sie hätten die Eigentümerin<br />
inder Vergangenheit mehrmals<br />
um ein Gespräch über die Nutzung<br />
des leer stehenden Wohn- und Gewerberaumes<br />
ersucht. Nach anfänglicher<br />
Gesprächsbereitschaft sei der<br />
Kontakt abgebrochen worden. Der<br />
Bezirk hatte den Leerstand zeitweise<br />
genehmigt, weil der Eigentümer erklärte,erwolle<br />
das Haus sanieren.<br />
Erst am Freitag hatten linke Gruppen<br />
an der Reichenberger Straße in<br />
Kreuzbergein ehemaliges Umspannwerk<br />
besetzt. Dortwill Google seinen<br />
Campus errichten und unter anderem<br />
junge Start-ups ansiedeln. Mit<br />
der Aktion wollten die Besetzer „gegen<br />
die explodierenden Mieten“ vorgehen<br />
und den Ort„für etwas Besseres“<br />
öffnen. Die Aktion dauerte nicht<br />
lange. Denn mit dem Einverständnis<br />
des Eigentümers wurde das besetzte<br />
Gebäude von der Polizei umgehend<br />
geräumt. Mehrere Besetzer wurden<br />
festgenommen.<br />
Die Besetzungen sind Teil einer<br />
von der linken Szene organisierten<br />
Kampagne unter dem Motto„Herbst<br />
der Besetzungen“. (kop.)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 15 *<br />
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Berlin /Brandenburg<br />
VomPflegefall<br />
zum<br />
Weltumrunder<br />
Sven Marx vollendet seine<br />
Tour der Hoffnung<br />
VonKerstin Hense<br />
Sie klatschten, jubelten oder weinten<br />
vor Freude. Etwa 200 Menschen,<br />
darunter seine Ehefrau Annett<br />
und viele Freunde, feierten am<br />
Sonnabend den 50-jährigen Sven<br />
Marx.Erwar ein Pflegefall und wollte<br />
sich damit nicht abfinden. Der<strong>Berliner</strong><br />
ist in 17 Monaten 32 000 Kilometer<br />
durch 41 Länder geradelt. Am<br />
Sonnabend endete seine Weltreise<br />
dort, wo sie begann, am Brandenburger<br />
Tor.<br />
Marx wollte mit seiner Reise auch<br />
ein Zeichen setzen: für die Gleichstellung<br />
von Behinderten. Unterwegs<br />
war er mit der Inklusionsfackel<br />
eines Netzwerks vonVereinen –Symbol<br />
seines Kampfes, für den er mit<br />
der Tour Spenden sammelte.Die Fackel<br />
war bereits in Rio und auf dem<br />
Kilimandscharo, am Nordkap und<br />
beim Papst. Derhatte sie gesegnet.<br />
„Es war cool“, sagte Sven Marx<br />
nur,als er am BrandenburgerTorvon<br />
seinem Radstieg. Schweiß rann über<br />
sein Gesicht –oder waren es auch ein<br />
paar Tränen? „Zuletzt habe ich bei<br />
meiner Hochzeit vorneun Jahren geweint,<br />
weil ich so gerührtwar.Heute<br />
bin ich es wieder“, sagte er.<br />
Er ist unversehrtvon seiner Weltreise<br />
zurückgekehrt. „Er musste sich<br />
unterwegs nur einer Wurzelbehandlung<br />
unterziehen, weil ein Zahn<br />
schmerzte“, erzählte seine Frau.<br />
Im Jahr 2009 hatten Ärzte bei ihm<br />
einen Hirntumor diagnostiziert. Er<br />
wurde operiert, wobei nur ein Teil<br />
des Tumors entfernt werden konnte.<br />
Dreimal mussten die Ärzte ihn wiederbeleben.<br />
Es traten Komplikationen<br />
auf, es kam zu einer Einblutung<br />
ins Gehirn. Er war halbseitig gelähmt,<br />
er zog sich auch noch eine<br />
Lungenentzündung zu. DieÄrzte auf<br />
der Intensivstation erklärten ihn<br />
zum Pflegefall.<br />
„Ich werdewieder aufstehen“<br />
Niemand glaubte damals, dass ihm<br />
gelingen könnte, was er sich vorgenommen<br />
hatte. Noch am Krankenbett<br />
sagte Sven Marx:„Ichwerde wieder<br />
aufstehen und die Erde mit dem<br />
Fahrrad umreisen.“ Nie wieder<br />
würde er ein normales Leben führen<br />
können, hieß es stattdessen. Doch<br />
der ehemalige Tauchlehrer, der viele<br />
Jahre inÄgypten gelebt hatte, mobilisierte<br />
alle Kräfte. „Glaube niemals<br />
an Prognosen anderer“, war seine<br />
Devise.<br />
Marx kämpfte sich mühsam ins<br />
Leben zurück. Ein halbes Jahr später<br />
fuhr er trotz der Lähmungen wieder<br />
7,4 Kilometer mit dem Rad. Der<br />
nächste Rückschlag, Hautkrebs im<br />
Gesicht, nahm ihm fast die Hoffnung.<br />
Nach hartem Training startete er am<br />
23. April2017 die große Reise.Erfuhr<br />
durch Polen, die Mongolei, durch Vietnam<br />
und Neuseeland. Seine Eindrücke<br />
teilte er auf seinem Blog öffentlich<br />
mit. Mit der Familie telefonierte<br />
er regelmäßig. „Manchmal<br />
hatte er kein Netz. Dann habe ich mir<br />
Sorgen gemacht“, sagte seine Frau.<br />
Sven Marx plant bereits das<br />
nächste Abenteuer. „2020 werde ich<br />
zu den Paralympics fahren. Mit einem<br />
Tandem“, sagte er. Auf dem<br />
hinteren Sitz soll dann ein blinder<br />
Freund vonihm sitzen.<br />
Sven Marx mit seiner Frau Annett<br />
nach der Heimkehr am Brandenburger<br />
Tor<br />
BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />
Die Hochzeit vor 70 Jahren warein großes Fest.<br />
VonKristina Auer<br />
Sie kuscheln immer noch<br />
gerne – nach fast einem<br />
Dreivierteljahrhundert zu<br />
zweit. Elga (90) und Ulrich<br />
(91) Jahnke feiernandiesem Montag<br />
ihren 70. Hochzeitstag, die sogenannte<br />
Gnadenhochzeit.<br />
Sie sitzen auf ihrem Marzahner<br />
Balkon im neunten Stock, Tomaten<br />
haben sie dort gepflanzt, im Hintergrund<br />
ist die IGA-Seilbahn zu sehen.<br />
Eine Probefahrt hätten sie gleich<br />
nach der Fertigstellung im vergangenen<br />
Frühjahr gemacht, erzählen sie.<br />
Als die Jahnkes 1980 in den nagelneuen<br />
Plattenbau einzogen, befand<br />
sich dort, wo heute die Gärten der<br />
Welt Touristen anziehen, ein Rosenkohlfeld.<br />
Unddie Aussicht war noch<br />
frei: „Wir konnten bis zu den Müggelbergen<br />
sehen“, sagt Ulrich<br />
Jahnke. Heute schauen sie auf Gebäuderiegel.<br />
Beruhigend ist der Ausblick<br />
noch immer.<br />
EssbareGeschenke<br />
70 Jahre Liebe<br />
Elga und Ulrich Jahnke aus Marzahn feiern am Montag Gnadenhochzeit<br />
Ulrich und Elga Jahnkeinihrer Wohnung in Marzahn<br />
Kennengelernt haben sich Elga und<br />
Ulrich Jahnke 1946 in ihrer Heimatstadt<br />
Pasewalk, „natürlich auf dem<br />
Tanzboden“. Ulrich Jahnke, 19Jahre<br />
alt, war gerade aus der amerikanischen<br />
Kriegsgefangenschaft zurückgekehrtund<br />
trug zum Ausgehen eine<br />
schwarzgefärbte US-Uniform–Kleidung<br />
war rar. „Er hat mich auf dem<br />
Parkett einfach abgeklatscht“, sagt<br />
Elga Jahnke.<br />
Die Hochzeit in Pasewalk am 10.<br />
September 1948 war für die Verhältnisse<br />
im Nachkriegsdeutschland<br />
eine Großveranstaltung: 33 Gäste<br />
zählte die Hochzeitsgesellschaft.<br />
Eine Bekannte überließ Elga Jahnke<br />
ihr Brautkleid, der Schleier war geliehen<br />
und musste nach der Feier zurückgegeben<br />
werden. Für Hochzeitsgeschenke<br />
gab es im Jahr 1948<br />
eine Bedingung: Sie mussten essbar<br />
sein. Die frisch vermählten Jahnkes<br />
bekamen Schinken, eine Gans, ein<br />
Kaninchen und einen Hecht von einem<br />
befreundeten Fischermeister.<br />
„Die Nachbarskinder kamen mit<br />
Blumensträußen zum Gratulieren,<br />
um ein Stück Pflaumenkuchen abzubekommen“,<br />
erzählt Elga Jahnke.<br />
Ihrem Mann Ulrich ist besonders<br />
das Hochzeitsauto im Gedächtnis<br />
geblieben. Elga arbeitete damals als<br />
Schreibkraft in einer Autowerkstatt.<br />
Die Kollegen polierten einen Wagen<br />
der Marke DKW F7 auf, der gerade<br />
zur Wartung in der Werkstatt war,<br />
und liehen ihn dem Hochzeitspaar<br />
aus. „Für damalige Verhältnisse war<br />
das eine richtige Nobelkutsche“, sagt<br />
Ulrich Jahnke.<br />
DenHochzeitstag und andereErlebnisse<br />
aus seinem Leben hat<br />
Jahnke fein säuberlich in Schönschrift<br />
in einem Album dokumentiert.„Weil<br />
die Enkel ständig nachfragen.“<br />
Der Umzug nach Berlin im Jahr<br />
1952 geschah eher unfreiwillig. Die<br />
gemeinsame Tochter war schon auf<br />
der Welt, aber in Pasewalk gab es<br />
keine Stelle für den Maschinenbauingenieur,<br />
bei den Kodak-Werken in<br />
Köpenick hingegen gab es sie. Obwohl<br />
Elga Jahnke zunächst keine Zu-<br />
BERLINER ZEITUNG/GERD ENGELSMANN<br />
zugsgenehmigung bekam, entschied<br />
sie sich fürs Mitkommen. Einen<br />
Herbst lang lebte das Paar in einer<br />
Gartenlaube an der Bornholmer<br />
Straße,ohne Heizung und fließendes<br />
Wasser. Mitte der Fünfzigerjahre bezogen<br />
die Jahnkes ihre erste eigene<br />
Wohnung in der Winsstraße in<br />
Prenzlauer Berg. Die heute luxuriösen<br />
Gründerzeithäuser waren vom<br />
Krieg noch schwer beschädigt, aber<br />
die Familie war froh über ihr Zuhause.Der<br />
gemeinsame Sohn wurde<br />
1959 geboren.<br />
Wie schafft man es, solange zusammenzubleiben?<br />
Gemeinsame<br />
Reißzwecken im Buddelsand<br />
PRIVAT<br />
Hobbys schweißten die Jahnkes zusammen,<br />
besonders das Reisen. Zu<br />
DDR-Zeiten fuhr die Familie in den<br />
Ferien mit dem Trabi nach Ungarn;<br />
nach der Wende zog es sie in die<br />
Ferne: Elga und Ulrich Jahnke reisten<br />
vom Nordkap bis ans Kap der<br />
Guten Hoffnung in Südafrika. Zur<br />
Goldenen Hochzeit 1998 erfüllten sie<br />
sich einen Traum und holten die Flitterwochen<br />
nach: 6000 Kilometer<br />
fuhren sie mit dem Auto die USamerikanische<br />
Westküste entlang.<br />
Natürlich habe es in 70 Jahren<br />
Ehe auch schwierige Phasen gegeben,<br />
erzählen sie. Ulrich Jahnke zitiert<br />
dagern den Schriftsteller Alexander<br />
Otto Weber:„EinEhepaar hat<br />
meist vier Beine. Und außerdem<br />
zwei Köpfe immer – und das ist<br />
schlimmer.“ Wenn die Ansichten zu<br />
weit auseinandergehen, müsse man<br />
eben mal alleine spazieren gehen,<br />
sagt Elga Jahnke. Oder einfach so<br />
tun, als wäre der andere nicht da.<br />
„Einfach mal den Mund halten“, lautet<br />
in dieser Hinsicht die Devise von<br />
Ulrich Jahnke.Was die beiden anderen<br />
Paaren in einer Krise raten würden?<br />
„Nicht gleich weglaufen –aber<br />
da gehören nun mal zwei dazu.“<br />
Vier Urenkel<br />
Für Elga und Ulrich Jahnke hat sich<br />
das Zusammenbleiben jedenfalls<br />
ausgezahlt: Fünf Enkel und vier Urenkel<br />
haben sie. Sie sind Jahnkes<br />
ganzer Stolz, in einem Zimmer hängt<br />
die Fotogalerie der Nachkommen an<br />
der Wand. DerJüngste,Lukas,ist gerade<br />
zweieinhalb Jahrealt geworden.<br />
Bei der großen Feier zum 70.<br />
Hochzeitstag sind Kinder,Enkel und<br />
Urenkel selbstverständlich mit dabei.<br />
AndereVerwandte und Freunde<br />
auch. Dann wird ineinem Hotel an<br />
der Schorfheide auf die Gnadenhochzeit<br />
angestoßen.<br />
Auf einem Spielplatz in Prenzlauer Berg werden gefährliche Gegenstände gefunden. Ist dort ein Serientäter unterwegs?<br />
VonAndreas Rabenstein<br />
Ist es ein Kinderhasser? Ein geistig<br />
Verwirrter? Oder ein Gentrifizierungsgegner?<br />
In Prenzlauer Berg<br />
wird über einen Täter gerätselt, der<br />
es offenbar auf Kinder abgesehen<br />
hat. Immer wieder fanden sich in<br />
diesem Sommer gefährliche Gegenstände<br />
auf einem Spielplatz auf dem<br />
Arnimplatz oder in dessen Umgebung.<br />
Der Arnimplatz liegt ein ganzes<br />
Stück im Norden von Prenzlauer<br />
Berg, jenseits der bekannten Kneipenszene<br />
rund um Kollwitzplatz und<br />
Mauerpark. Aber die gut verdienende<br />
Mittelschicht ist längst auch<br />
dort angekommen. Es gibt inzwischen<br />
vegane Restaurants<br />
und einen Supermarkt<br />
mit umfangreicher<br />
Fischabteilung.<br />
Im Buddelsand des<br />
dortigen Spielplatzes<br />
wurden Anfang August<br />
eine Handvoll<br />
Reißzwecken entdeckt.<br />
Zwei Wochen<br />
später zog ein 40-jähriger<br />
Vater, der mit seinem Sohn<br />
spielte, drei Rasierklingen aus dem<br />
Sand. Ende August waren es dann<br />
Nähnadeln, die im Buddelkasten lagen.<br />
Die alarmierte Polizei sicherte<br />
Spuren, das Grünflächenamt ließ<br />
den Sand durchsieben.<br />
Gefährlich ist es, wenn Im<br />
Buddelsand Nadeln liegen.<br />
Nächster Alarm<br />
am 29. August: Voreiner<br />
Kita nahe des<br />
Spielplatzes fand ein<br />
Hausmeister rund 100<br />
Reißzwecken auf dem<br />
Gehweg. Letzter Polizeieinsatz<br />
am vergangenen<br />
Mittwoch: Eine<br />
29-jährige Mutter<br />
spielte mit ihren Kindern<br />
im Sandkasten<br />
auf dem Arnimplatz und trat in eine<br />
Nadel. Erneute Absperrungen.<br />
Die Polizei teilt mit: „Die Ermittlungen<br />
dauern an.“ Es gehe um versuchte<br />
gefährliche Körperverletzung.<br />
In Prenzlauer Berg entsteht der<br />
Eindruck eines Serientäters.Eshabe<br />
DPA/ZINKEN<br />
tatsächlich inzwischen mehrereVorfälle<br />
gegeben, mehr wisse man bisher<br />
aber nicht, sagt ein Polizeisprecher.<br />
Bezirksstadtrat Daniel Krüger<br />
(AfD), verantwortlich für das Ordnungsamt,<br />
will nicht über einen<br />
möglichen Kinderhasser spekulieren.<br />
„Über die Motivation des Täters<br />
kann ich nichts sagen. Wir sind jetzt<br />
erstmal gefordert, dort wachsam zu<br />
sein.“ Das Ordnungsamt werde mit<br />
seinen Kontrolleuren präsenter sein,<br />
verspricht er.„Wir gehen davon aus,<br />
dass sich dieses Unwesen abends<br />
oder nachts abspielt. Wichtig ist daher,<br />
dass wir verstärkt ein Auge darauf<br />
werfen und auch mal in Uniform<br />
über den Platz laufen.“ (dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
Polizei plant in Brandenburg<br />
jährlich 400 Einstellungen<br />
Diebrandenburgische Polizei will<br />
nach bisherigen Planungen bis 2021<br />
jedes Jahr 400 neue Polizei-Anwärter<br />
für den mittleren und gehobenen<br />
Dienst ausbilden, um schlagkräftig<br />
zu bleiben. „Das sind so viele wie<br />
noch nie zuvor.Brandenburgbildet<br />
damit auf Rekordniveau aus.Das ist<br />
auch notwendig“, sagte der Sprecher<br />
der Polizeifachhochschule in Oranienburg(Oberhavel),<br />
RobertBechmann.<br />
Derzeit sei man in der Lage,<br />
den Einstellungsbedarfzuerfüllen.<br />
Allerdings werdedies künftig angesichts<br />
der geburtenschwachen Jahrgänge<br />
eine zunehmende Herausforderung.<br />
(dpa)<br />
Organspenden: Die<br />
Zahl nimmt zu<br />
In Brandenburgist die Zahl der Organspenden<br />
in diesem Jahr bislang<br />
deutlich gestiegen. Dasgeht aus Daten<br />
der Deutschen Stiftung Organtransplantation<br />
(DSO) hervor. Von<br />
Januar bis Juli wurden demnach 75<br />
Organe in Brandenburgentnommen.<br />
Im Vergleichszeitraum 2017<br />
waren es 33. „Die Zahlen deuten<br />
endlich wieder auf einen Anstieg<br />
hin“, sagte Dirk Pappert, Transplantationsbeauftragter<br />
und Chefarzt am<br />
Potsdamer Klinikum Ernst vonBergmann.<br />
Laut der europäischen Vermittlungsstelle<br />
Eurotransplant warteten<br />
zum Stichtag 1. Juni dieses Jahres395<br />
Brandenburger auf eine<br />
Spende.Besonders Nierentransplantationen<br />
würden dringend benötigt,<br />
sagt Chefarzt Pappert. Sechs<br />
bis sieben Jahremüssten Patienten<br />
auf das Organ warten. (dpa)<br />
Woidke: Bahn muss<br />
Strecken ausbauen<br />
Brandenburgs Ministerpräsident<br />
Dietmar Woidke (SPD) sieht die<br />
Bahn in der Pflicht für den stärkeren<br />
Ausbau der Strecken zwischen Berlin<br />
und dem Umland. DieBahn müsse<br />
besser werden und in Bezug auf die<br />
Pendlerströme stärker nach vorn<br />
denken, sagte Woidke der „<strong>Berliner</strong><br />
Morgenpost“. „Daläuft vieles zu<br />
langsam.“ Er forderte eine bessere<br />
Anbindung für Brandenburger<br />
Städte nach Berlin. Dringend werde<br />
beispielsweise ein zweites Gleis nach<br />
Cottbus benötigt. Nach dem Pendleratlas<br />
der Arbeitsagentur pendeln<br />
180 000 Menschen aus Berlin heraus<br />
und rund 310 000 in die Stadt hinein.<br />
(dpa)<br />
GEWINNZAHLEN<br />
Lottozahlen: 6-23-27-29-30-44<br />
Superzahl: 2<br />
Spiel 77: 2674527<br />
Landeslotterie Super 6: 394624<br />
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Prämienziehung (nur für Mega-Lose):<br />
0230 258 gewinnt 1000 000 Euro<br />
095 449 gewinnt 100 000 Euro<br />
46 916 gewinnt 10 000 Euro<br />
3235 gewinnt 1000 Euro<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 17 *<br />
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Sport<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
<strong>Berliner</strong> Landespokal, 1. Runde<br />
Askania Coepenick -Eintracht Mahlsdorf 0:5<br />
FK Srbija -Tennis Borussia 1:5<br />
TSV Rudow-Blau-Weiß 90 1:2<br />
Eiche Köpenick -Fortuna Pankow 1:2<br />
Blau-Weiß Mahlsdorf -Makkabi 2:7<br />
Adlershof -BFC Preussen 0:4<br />
Blau-Weiß Friedrichshain -Wacker 21 abg.<br />
Köpenick-Oberspree -SVBuchholz 1:2<br />
VSG Rahnsdorf -Hilalspor 2:12<br />
JFC Berlin -Eichkamp-Rupenhorn 0:4<br />
RFC Liberta -Füchse 0:7<br />
RBC Berlin -Grünauer BC 5:4<br />
SC Bosna -BWSpandau 0:5<br />
BSV 1892 -Türkspor 2:4<br />
Borussia Pankow -SFC Veritas 2:0<br />
Marienfelde -Al-Dersim 3:0<br />
Viktoria Mitte -Fortuna Biesdorf 2:9<br />
Spandau 06 -Frohnauer SC 2:0<br />
SV Adler -SCLankwitz 4:3<br />
FC Nordost -Köpenicker SC 0:5<br />
FC Polonia -Hohen Neuendorf 4:3<br />
SV Treptow-FCAmed<br />
abg.<br />
Pfeffersport-FCLiria 1:2<br />
Johannisthal -FCInter 2:1<br />
Sperber Neukölln -Stralau 2:8<br />
Meteor 0:6 -Spandauer Kickers 0:1<br />
TurAbdin -Türkiyemspor 2:4<br />
Grün-Weiss Baumschulenweg -BSV Oranke 3:4<br />
Marathon 02 -Lübars 1:0<br />
Sport-Union -Normannia 08 6:1<br />
FFV Spandau -Nordberliner SC 1:6<br />
Wilmersdorf -Lichtenberg 47 0:10<br />
1. Traber FCM -United SC 0:9<br />
Union 06 -Tasmania 0:7<br />
BFC Südring −Empor 1:5<br />
CSV Olympia -Tiergarten 3:7<br />
Heinersdorf -Wittenauer SC 3:5<br />
Kickers 1900 -Hürtürkel 2:3<br />
Rehberge-NoviPazar 0:4<br />
Berolina -Stern1900 1:10<br />
Polar Pinguin -SSC Teutonia 1:0<br />
Kaulsdorf -<strong>Berliner</strong> AK 0:7<br />
SC Borsigwalde -CFC Hertha 06 1:0<br />
FC Hertha 03 -SCStaaken 0:3<br />
Gatow-Brandenburg 2:1<br />
<strong>Berliner</strong> Amateure -TSV 1897 1:4<br />
Wartenberg -Schöneberg 3:0<br />
SFC Friedrichshain -SCCharlottenburg 1:2<br />
Hansa 07 -Schwarz-Weiss Spandau 4:2<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf -BFC Dynamo 0:10<br />
SV Karow-SSC Südwest<br />
abg.<br />
Tegel-Altglienicke 0:14<br />
Schmöckwitz -FCViktoria 0:5<br />
SD Croatia -SVSparta 3:5<br />
Eintracht Südring -Hermsdorf 2:4<br />
Lichtenrade -Weißensee 0:1<br />
Friedenau -Schwarz-Weiss Neukölln 4:2<br />
Rotation PB -SternBritz 3:1<br />
Trabzonspor -FVWannsee 1:2<br />
GW Neukölln -<strong>Berliner</strong> SC 1:3<br />
<strong>Berliner</strong> TSC -TSV Lichtenberg 2:5<br />
Hellersdorf -Blankenburg 0:6<br />
Hürriyet -Türkspor FK 7:4<br />
Anadoluspor -Concordia Britz<br />
abg.<br />
Hockey<br />
Frauen-Bundesliga, 3. und 4. Spieltag<br />
Mannheimer HC -Harvestehuder THC 1:1 (0:0)<br />
Uhlenhorst Mülheim -Bremer HC 3:2 (1:0)<br />
Düsseldorfer HC -<strong>Berliner</strong> HC 1:0 (1:0)<br />
Münchner SC -Uhlenhorster HC 0:2 (0:1)<br />
Club an der Alster -TSV Mannheim 8:0 (3:0)<br />
Rot-Weiß Köln -Zehlendorfer Wespen 3:0 (2:0)<br />
Mannheimer HC -Uhlenhorster HC 3:2 (1:0)<br />
Düsseldorfer HC -Zehlendorfer Wespen 1:1 (1:1)<br />
Rot-Weiß Köln -<strong>Berliner</strong> HC 1:0 (0:0)<br />
Münchner SC -Harvestehuder THC 2:1 (0:1)<br />
Bremer HC -TSV Mannheim 1:1 (0:0)<br />
Club an der Alster -Uhlenhorst Mülheim 6:1 (3:0)<br />
1. Club an der Alster 4 23: 3 12<br />
2. Rot-Weiß Köln 4 9: 1 12<br />
3. Mannheimer HC 4 12: 4 10<br />
4. Düsseldorfer HC 4 10: 3 10<br />
5. Uhlenhorster HC 4 12: 8 6<br />
6. Münchner SC 4 4: 6 6<br />
7. Harvestehuder THC 4 5:10 4<br />
8. <strong>Berliner</strong> HC 4 4: 4 3<br />
9. Uhlenhorst Mülheim 4 6:13 3<br />
10. Bremer HC 4 6:13 1<br />
11. Zehlendorfer Wespen 4 1:12 1<br />
12. TSV Mannheim 4 2:17 1<br />
Männer-Bundesliga, 3. und 4. Spieltag<br />
Nürnberger HTC -<strong>Berliner</strong> HC 1:1 (1:1)<br />
Hamburger PC -Harvestehud. THC 3:1 (1:1)<br />
Mannheimer HC -Blau-Weiß Berlin 6:1 (4:0)<br />
Uhlenhorst Mülheim -Rot-Weiß Köln 4:6 (2:3)<br />
Club an der Alster -Uhlenhorster HC 1:1 (0:0)<br />
Düsseldorfer HC -Crefelder HTC 1:0 (0:0)<br />
Nürnberger HTC -Blau-Weiß Berlin 3:1 (2:0)<br />
Club an der Alster -Harvestehuder THC 2:3 (1:1)<br />
Crefelder HTC -Rot-Weiß Köln 0:2 (0:1)<br />
Mannheimer HC -<strong>Berliner</strong> HC 2:2 (0:1)<br />
Düsseldorfer HC -Uhlenhorst Mülheim 1:2 (1:1)<br />
Uhlenhorster HC -Hamburger Polo Club<br />
1. Rot-Weiß Köln 5 20: 9 15<br />
2. Mannheimer HC 5 15: 5 13<br />
3. Hamburger Polo Club 4 16:10 9<br />
4. Harvestehuder THC 5 11:11 9<br />
5. Uhlenhorster HC 3 9: 5 7<br />
6. Club an der Alster 5 12:10 7<br />
7. Uhlenhorst Mülheim 5 15:15 6<br />
8. Nürnberger HTC 4 6:12 4<br />
9. Crefelder HTC 5 7: 9 3<br />
10. Düsseldorfer HC 4 3:12 3<br />
11. <strong>Berliner</strong> HC 4 7:10 2<br />
12. Blau-Weiß Berlin 5 6:19 0<br />
Die Veteranen des DDR-Fußballs posieren vor dem Freundschaftsspiel: Ullrich Göhr,Armin Romstedt, Bernd Brillat, Hans-Jürgen Dörner,Jürgen Böhle, Eckhard Düwiger (stehend<br />
v. l.) sowie Lothar Kurbjuweit, MiroslavJovic, DetlevZimmer,Wolfgang Seguin und Thomas Töpfer (kniend v. l.). SEBASTIAN WELLS (3)<br />
Wenn die Knochen knirschen<br />
Eine Auswahl der DDR-Oberliga tritt noch einmal an, weil der VfB Einheit zu Pankow 125. Geburtstag feiert<br />
VonMichael Jahn<br />
Wolfgang„Paule“ Seguin<br />
hockte in der engen<br />
Kabine und meckerte.<br />
Der Mann, der einst<br />
380 Oberligaspiele für den 1. FC<br />
Magdeburg bestritt, zog und zerrte<br />
an seinem Trikot. Das aber wollte<br />
partout nicht größer werden. „Ist das<br />
eingelaufen oder bin ich zu dick?“,<br />
fragte er in die Runde seiner Teamkameraden.<br />
Diegrinsten.<br />
Seguin, 72, war der älteste Spieler<br />
der DDR-Oberligaauswahl, die am<br />
Wochenende in einem Traditionsspiel<br />
gegen die Oldies desVfB Einheit<br />
zu Pankow antrat und mehr als 600<br />
Zuschauer anlockte. Lothar Kurbjuweit,<br />
67, hatte die prominenten Spieler<br />
herbeigetrommelt. Siealle brachten<br />
zusammen die Erfahrung von<br />
188 Länderspielen für die DDR auf<br />
den Rasen.<br />
Kurbjuweit, wie der auch angereiste<br />
Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner,<br />
mit der DDR-Mannschaft Olympiasieger<br />
von 1976 in Montreal und<br />
einst einer der Stars beim FC Carl<br />
Zeiss Jena, wohnt seit zwei Jahren in<br />
Pankow. Er spielte noch für die Ü60<br />
des VfB Einheit zu Pankow und<br />
coachte nun seine ehemaligen Mitspieler<br />
oder Gegner. Das Duell auf<br />
dem äußerst gepflegten Rasen der<br />
Paul-Zobel-Sportanlage bildete den<br />
Abschluss der Feierlichkeiten zum<br />
125. Geburtstag des VfB.<br />
Bewegte Geschichte<br />
Am Beispiel diesesVereins kann man<br />
gut die Irrungen und Wirrungen der<br />
deutsch-deutschen Geschichte erläutern.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
wurde er zunächst durch die<br />
Alliierten aufgelöst, durfte von 1948<br />
an aber als VfB Pankow weitermachen.<br />
Als Westberlin 1950 das Vertragsspielersystem<br />
einführte, verließen<br />
einige Kicker den Verein gen<br />
Westen. Dort gründeten sie im Juli<br />
1951 denVfB PankowinTegel. Im Osten<br />
hielt sich die BSG Einheit Pankow<br />
zwei Spielzeiten in der DDR-<br />
Oberliga und stieg 1952 ab. Am14.<br />
Mai 1991 folgte die Wiedervereinigung<br />
der beiden Vereine.<br />
„Wir sind längst wie eine große<br />
Familie“, sagt Clubchef Dirk Weißbach,<br />
„viele unserer über 560 Mitglieder<br />
halten uns seit Jahrzehnten<br />
die Treue.“ Das wurde nun belohnt.<br />
Denn für Pankow liefen am Sonnabend<br />
nur Spieler auf, die mindestens<br />
30 JahreimVerein aktiv waren.<br />
Jörg Milack, einst Präsident und<br />
auch Trainer, coachte die Gastgeber.<br />
Milack, in den 60er Jahren einer der<br />
besten Stabhochspringer der DDR,<br />
Bestleistung 5,10 Meter, konnte<br />
munter auswechseln, weil er mehr<br />
Die Dreierkette steht: Die Aufstellung des VfB ist an einem Baum für jeden einsehbar.<br />
Wareswirklich ein Foul im Strafraum? Die Fans halten den Atem an.<br />
als 20 Kicker zur Verfügung hatte.<br />
„Wir haben 900 JahreVfB Einheit zu<br />
Pankow auf dem Platz“, rief der Stadionsprecher<br />
ins Mikrofon.<br />
Altstars mit Hüftproblemen<br />
Spielertrainer Lothar Kurbjuweit<br />
vom prominenten Gegner plagten<br />
dagegen arge Besetzungssorgen. Einige<br />
Altstars hatten wegen Problemen<br />
an Knien, Hüfte oder anderswo<br />
ihr Kommen kurzfristig abgesagt.<br />
„Haltet ihr alle durch? Wir können<br />
nicht auswechseln!“, rief Kurbjuweit<br />
seinen zehn verbliebenen Männern<br />
zu. Die nickten. Schiedsrichter Fritz<br />
Wutke, in Berlin bekannt wie ein<br />
bunter Hund, meinte spöttisch:<br />
„Wenn ihr nicht mehr könnt, pfeife<br />
ich einfach ab!“<br />
Wutke kannte die Eigenheiten der<br />
ehemaligen Auswahlspieler ganz genau.<br />
Bei 89Länderspielen der DDR-<br />
Nationalmannschaft war er als<br />
Zeugwart und „Mädchen für alles“<br />
dabei. „Ich habe Aufgaben erledigt,<br />
für die heute Jogi Löw vier oder fünf<br />
Leute zur Verfügung hat“, sagte<br />
Wutke süffisant.<br />
Als er das Duell anpfiff, war auch<br />
die „Edgar-Külow-Kurve“ in der<br />
Arena gut gefüllt. Dieerinnertanden<br />
größten FandesVereins,den populärenDDR-Schauspieler,Satiriker<br />
und<br />
Kabarettisten Edgar Külow, der 2012<br />
im Alter von 87 Jahren verstorben<br />
war. Külow besuchte viele Heimspiele,<br />
meckerte und kommentierte<br />
unablässig das Geschehen.<br />
Elfmeter in Panenka-Manier<br />
Dörner, mit 100 Länderspielen für<br />
die DDR der berühmteste Kicker auf<br />
dem Platz, führte die Oberliga-Auswahl<br />
als Kapitän an. Wegen seiner<br />
eleganten Spielweise trug er den Beinamen<br />
„Beckenbauer des Ostens“.<br />
Dörner ist noch immer schlank und<br />
rank, auch wenn er meinte:„Ach, das<br />
täuscht. Meine Knochen tun mir<br />
auch weh.“ Er sitzt heute noch im<br />
Aufsichtsrat von Dynamo Dresden,<br />
dem Klub, indem er seine gesamte<br />
Karriereverbrachte.<br />
Der dreimalige „Fußballer des<br />
Jahres“ hielt im Duell gegen die ehrgeizigen<br />
Pankowerseine Abwehr zusammen<br />
und narrte bei einem Foulelfmeter<br />
den VfB-Torhüter beinahe<br />
in Panenka-Manier mit einem Lupfer.<br />
Den Strafstoß hatte Referee<br />
Wutke nach „Videobeweis“ gegeben,<br />
wie er unter dem Jubel der Zuschauer<br />
mit der berühmt-berüchtigten<br />
Armbewegung angezeigt hatte.<br />
Das muntere Spiel endete 3:2 für<br />
die Oberliga-Auswahl, die sich trotz<br />
zahlreicher Wehwehchen ihrer Akteure<br />
und zu straffem Trikot bei Seguin<br />
nach der Pause gesteigerthatte.<br />
Seguin benötigte nach dem Abpfiff<br />
mehr Erholungszeit als nach dem<br />
Triumph mit dem 1. FC Magdeburg<br />
im Finale des Europacups der Pokalsieger<br />
1974. Damals siegte MagdeburginRotterdam<br />
gegen den großen<br />
AC Mailand 2:0. Seguin hatte das<br />
zweite Torgeschossen und genießt<br />
seitdem Kultstatus in Magdeburg.<br />
Jena gegen gestylte Römer<br />
In der „dritten Halbzeit“ bei Bier und<br />
Bratwurst gab es viele Anekdoten zu<br />
hören. Dörner etwa kam zu seinem<br />
ersten Länderspiel noch bevor er<br />
sein erstes Oberligaspiel für Dresden<br />
absolviert hatte! Oder: Lothar Kurbjuweit<br />
stand 1970 als Jenaer Profi in<br />
einer DDR-Nationalmannschaft, die<br />
gegen den Irak 5:0 gewann. Auswahltrainer<br />
Georg Buschner, der in den<br />
Jenaer Kernbergen lebte, hatte elf (!)<br />
Spieler vom FCCarl Zeiss im Aufgebot<br />
und allein acht davon in der<br />
Startelf. Dazu Asse wie den Dresdner<br />
Hansi Kreische, den Zwickauer Torhüter<br />
Jürgen Croy und den Magdeburger<br />
Jürgen Sparwasser.Kurios!<br />
Thomas Töpfer,60, einst Stürmer<br />
in Jena, erzählte vonseinem größten<br />
Spiel. „Im Europacup 1980 hatten<br />
wir gegen den AS Rom auswärts 0:3<br />
verloren. Die Römer kamen dann<br />
nach Jena, liefen überheblich, gestylt<br />
und mit gegelten Haaren auf. Am<br />
liebsten hätten die wohl mit Sonnenbrillen<br />
gespielt. Wir aber fegten sie<br />
mit 4:0 vom Platz. Bei Rom spielten<br />
Carlo Ancelotti und der Brasilianer<br />
Falcao.“ Es gab noch viel zu erzählen<br />
im Vereinsheim vonPankow.<br />
Dort zieht nach der Aufregung<br />
der letztenTage wieder der Alltag ein.<br />
Die erste Männermannschaft des<br />
VfB Einheit zu Pankow spielt in der<br />
<strong>Berliner</strong> Kreisliga A, 2. Abteilung,<br />
und liegt auf Platz 6. Am Sonntag im<br />
Lokalderby heißt der Gegner Concordia<br />
Wilhelmsruh.<br />
Pokal-Aus<br />
vor leerer<br />
Nordkurve<br />
Vorjahresfinalist Babelsberg<br />
unterliegt Fürstenwalde<br />
Die Enttäuschung ist Almedin<br />
Civa, dem Trainer des Fußball-<br />
Regionalligisten SV Babelsberg 03,<br />
anzusehen gewesen: „Wir haben dafür<br />
gekämpft, im Pokal spielen zu<br />
dürfen. Jetzt sind wir ausgeschieden“,<br />
resümierte der 46-Jährige nach<br />
der 2:3-Niederlage im Karl-Liebknecht-Stadion<br />
gegen den FSV<br />
Union Fürstenwalde. Der Regionalliga-Letzte<br />
kickte den Finalisten der<br />
Vorsaison in Runde zwei des Brandenburg-Pokals<br />
einfach raus.<br />
Sie wussten beim SVB ja, dass<br />
diese Partie unter besonderen Vorzeichen<br />
stand: Nachdem Babelsberger<br />
Chaoten nach dem verlorenen<br />
Pokalfinale gegen Energie Cottbus<br />
im Mai Böller und Rauchbomben<br />
auf den Rasen geschleudert und so<br />
die Siegerehrung verhindert hatten,<br />
wurde Babelsberg 03vom Sportgericht<br />
des Fußball-Landesverbandes<br />
Brandenburg aus dem aktuellen Pokalwettbewerb<br />
ausgeschlossen. Der<br />
Verein ging in Berufung –und erstritt<br />
sich die Teilnahme unter Auflagen.<br />
Eine davon: Block Minder Nordkurve<br />
des Karl-Liebknecht-Stadions<br />
musste beim Heimspiel leer bleiben.<br />
Unter der Woche hatten nun zwei<br />
Fangruppen verkündet, das Spiel zu<br />
boykottieren. Die Anhänger von<br />
„Filmstadt Inferno“ und „Scortesi“<br />
verstanden die Sperre ihres Blocks<br />
als Kollektivstrafe und forderten alle<br />
Fans auf, vordem Stadion zu protestieren.<br />
DerSVB,umDeeskalation bemüht,<br />
rief zum friedlichen Protest<br />
vor dem Stadion auf. „Wir haben<br />
durchaus Verständnis, dass diejenigen<br />
Fans, deren ’Wohnzimmer’ die<br />
Nordkurve ist und die in überragender<br />
Anzahl nicht an den Vorkommnissen<br />
beim Pokalfinale beteiligt waren,<br />
diesen wenn auch nur einmaligen<br />
Ausschluss als ungerecht empfinden.“<br />
Andererseits habe der Klub<br />
die Teilnahme unter Auflagen ja erstritten<br />
und akzeptiert.<br />
Vor nur 1361 Zuschauern ging<br />
Babelsbergdurch ein Fürstenwalder<br />
Eigentor in Führung. Dann trafen die<br />
Gäste dreimal. Dass Manuel Hoffmann<br />
per Strafstoß der Anschluss<br />
gelang, half dem SVB nicht mehr.Ob<br />
die fehlenden Fans der Grund fürs<br />
Pokal-Aus waren?„Die,die da waren,<br />
haben ordentlich Stimmung gemacht“,<br />
verneinte SVB-Stürmer Tom<br />
Nattermann gegenüber dem RBB,<br />
„das darfkeine Ausrede sein.“ (kah.)<br />
NACHRICHTEN<br />
Zweite Goldmedaille für<br />
Unruh bei der WM<br />
BOGENSCHIESSEN.Nach der Goldmedaille<br />
im Team hat die <strong>Berliner</strong>in<br />
Lisa UnruhamSonntag bei derWeltmeisterschaft<br />
in Cortina d’ Ampezzo,<br />
Italien, auch im Einzel den Titel gewonnen.<br />
DieOlympiazweite vonRio<br />
de Janeirobesiegte im Finale mit<br />
dem olympischen Recurve-Bogen<br />
die Britin Naomi Folkard54:40.<br />
Staffel-Medaille für<br />
<strong>Berliner</strong>innen bei WM<br />
MODERNER FÜNFKAMPF. Die<br />
Frauen-Staffel Annika Schleu und<br />
Ronja Steinbornvom TSVSpandau<br />
hat zum Auftakt der WM im Modernen<br />
Fünfkampf die erste Medaille für<br />
das deutsche Team geholt. DasDuo<br />
wurde am Sonnabend in Mexiko-<br />
City Zweite hinter den Weißrussinnen<br />
Anastasija Prokopenko und<br />
Irina Prasiantsowa. „Silber ist ein toller<br />
Erfolg und für uns als Team ein<br />
gelungener Startindie WM“, sagte<br />
die <strong>Berliner</strong> Bundestrainerin Kim<br />
Raisner.Die Titelkämpfe in Mexiko<br />
dauernnoch bis 13. September an.
18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018<br />
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Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
Alba kritisiertLänderspiele<br />
während der Vorbereitung<br />
BASKETBALL. Alba Berlin hat bei einem<br />
Vorbereitungs-Turnier in Vilagarcia<br />
de Arousa/Spanien den dritten<br />
Platz belegt. Beim 96:94-Erfolg<br />
am Sonnabend gegen Gran Canaria<br />
bezwangen die <strong>Berliner</strong> den Europaligisten<br />
Gran Canaria. „Wir spielen<br />
schon ganz ordentlich“, sagte Albas<br />
Geschäftsführer MarcoBaldi, der zugleich<br />
die Länderspielpause kritisierte.Die<br />
deutschen Nationalspieler<br />
Niels Giffey und Johannes Thiemann<br />
fehlten in Spanien. Martin<br />
Hermannsson (Island) und Rokas<br />
Giedraitis (Litauen) reisen zu ihren<br />
Nationalteams.„Es ist praktisch so,<br />
dass man bestraft wird, Nationalspieler<br />
zu haben. Siesind weg, aber<br />
die Vereine bezahlen sie weiter“,<br />
sagte Baldi. „Wir müssen eine Lösung<br />
finden.“<br />
Eisbären scheiden aus der<br />
Champions League aus<br />
EISHOCKEY. DieEisbären Berlin haben<br />
ihreletzte Chance auf das Erreichen<br />
der Play-offs in der Champions<br />
Hockey League (CHL) verspielt. Die<br />
Hauptstädter verloren beim tschechischen<br />
Meister Kometa Brno mit<br />
3:4 (2:2, 1:1, 0:1). In einer vonvielen<br />
Strafzeiten geprägten Begegnung<br />
reichten Tore vonSean Backman,<br />
James Sheppardund Jamie Mac-<br />
Queen nicht, um die vierte Niederlage<br />
im vierten Spiel abzuwenden.<br />
Volleyballer gewinnen gegen<br />
Olympiasieger Brasilien<br />
VOLLEYBALL. Im letzten Länderspiel<br />
des Jahres haben die deutschen<br />
Volleyballer einen beeindruckenden<br />
Prestigeerfolg gegen Brasilien gefeiert.<br />
DieEM-Zweiten besiegten die<br />
Olympiasieger am Sonntag in Dresden<br />
mit 3:1. Daserste Testspiel hatten<br />
die Deutschen am Freitag in<br />
Leipzig noch 0:3 verloren. Aufdem<br />
Feld standen mehrerejunge Spieler<br />
des VCOBerlin sowie die Volleys-Zugänge<br />
Moritz Reichertund JanZimmermann,<br />
die zu Wochenbeginn die<br />
Bundesliga-Saisonvorbereitung bei<br />
den BR Volleys aufnehmen.<br />
Rast schiebt sich in der DTM<br />
auf Platz drei vor<br />
MOTORSPORT. Titelverteidiger<br />
Rene Rast (Minden) hat mit seinem<br />
perfekten Wochenende am Nürburgring<br />
für eine Premiereinder<br />
DTM gesorgt und steht nun auf Rang<br />
drei der Gesamtwertung. DerAudi-<br />
Pilot gewann bei seinem Sieg beide<br />
Läufe.Diese Ausbeute hatte seitWiedereinführung<br />
des Formats mit zwei<br />
Rennen proWochenende im Jahr<br />
2015 kein Fahrer geschafft. An der<br />
Spitzeder Gesamtwertung verkürzte<br />
der Brite Paul di Resta mit Platz zwei<br />
den Rückstand auf Gary Paffett<br />
(beide Mercedes) auf zwei Punkte.<br />
Schumacher nimmt Kurs<br />
auf den Gesamtsieg<br />
MOTORSPORT. Mick Schumacher,<br />
19, nährtmit seinem Siegeszug in<br />
der Formel 3die Hoffnungen auf<br />
eine große Rennfahrer-Zukunft. Der<br />
Sohn vonFormel-1-Rekordweltmeister<br />
Michael Schumacher holte<br />
sich am Nürburgring am Sonnabend<br />
und Sonntag seine Saisonerfolge vier<br />
und fünf und greift nach dem Titel.<br />
Oberhof richtet WM 2023<br />
im Biathlon aus<br />
BIATHLON. Oberhof richtet die<br />
Weltmeisterschaft 2023 aus.Das entschieden<br />
die Delegierten des Weltverbandes<br />
IBUimRahmen des Kongresses<br />
im kroatischen Porec. Der<br />
thüringische Wintersportortsetzte<br />
sich bei der Wahl mit 28 zu 21 Stimmen<br />
gegen den tschechischen Mitbewerber<br />
NoveMesto durch.<br />
Sätze, die Tränen wert sind<br />
Naomi Osaka gewinnt gegen die tobende Serena Williams den Titel bei den US Open<br />
VonDoris Henkel, New York<br />
Trotzt dem Sturm: Naomi Osaka.<br />
„Danke, dass Du ganz Japan<br />
Deine Energie und<br />
Inspiration geschenkt hast.“<br />
Japans Premier Shinzo Abe gratuliert bei<br />
Twitter der neuen Volksheldin Naomi Osaka.<br />
Die Unflätige<br />
AP/GREG ALLEN<br />
Es hätte ein Moment der tiefen<br />
Freude sein sollen, aber<br />
Naomi Osaka stand auf dem<br />
Podium und musste sich<br />
Mühe geben, die Fassung nicht ganz<br />
zu verlieren. Das Volk buhte, weil es<br />
fand, Serena Williams sei Unrecht widerfahren.<br />
Aber wenn es an diesem<br />
denkwürdigen Nachmittag im Arthur<br />
Ashe Stadion einen Dieb gab,wieWilliams<br />
während des Spiels behauptet<br />
hatte,dann war es das Publikum, das<br />
die Siegerin um ein einzigartiges Gefühl<br />
betrog. Eine Träne rollte über<br />
Osakas rechte Wange,und es tat weh,<br />
das zu sehen.<br />
Es gab nichts,was sie hätte besser<br />
machen können an diesem Tag, der<br />
aus einer Sammlung komplizierter<br />
Momente bestand. Schon als Williams<br />
auf den Videowänden beim<br />
Gang durch die Katakomben zu sehen<br />
war, flippte das Publikum aus.<br />
Standing Ovations, Lärm, der unter<br />
dem geschlossenen Dach der Arena<br />
noch massiver wirkte. Kann man auf<br />
solche Momente vorbereitet sein,<br />
wenn man 20 Jahrealt ist und so was<br />
zum ersten Malerlebt?<br />
Am Anfang, das gab sie später zu,<br />
sei sie sehr nervös gewesen, aber das<br />
habe sich bald gelegt. „Sie hatte ja einen<br />
Lauf auf dem Wegins Finale“,<br />
sagte ihr deutscher Coach Sascha Bajin,<br />
„aber wie du dann reagieren wirst<br />
als Spielerin, darauf kannst du nie<br />
komplett vorbereitet sein.“ Er sah<br />
bald, dass sie damit umging, als habe<br />
sie nie etwas anderes getan, als im<br />
größtenTennisstadion derWelt gegen<br />
die erfolgreichste und schillerndste<br />
Spielerin der Geschichte um einen<br />
der wichtigsten Titel zu spielen.<br />
Vom ersten Ballwechsel an war<br />
Osaka mit allen Sinnen bei der Sache,<br />
strahlte Stärke und Selbstbewusstsein<br />
aus, während sich Serena Williams’<br />
Nervosität so schnell nicht<br />
legte. Immer wieder hatte sie in den<br />
beiden Wochen des Turniers wissen<br />
lassen, eigentlich habe sie schon gewonnen,<br />
ein Jahr nach der Geburtihrer<br />
Tochter und nach den lebensbedrohlichen<br />
Komplikationen, gegen<br />
die sie danach kämpfen musste.Aber<br />
es war auch kein Geheimnis,dass sie<br />
diesen 24. Titel bei einem Grand-<br />
Slam-Turnier haben wollte.<br />
Souverän gewann Naomi Osaka<br />
den ersten Satz. Doch dann braute<br />
sich ein Sturm zusammen. Im zweiten<br />
Spiel des zweiten Satzes sprach<br />
Schiedsrichter Carlos Ramos eine<br />
Verwarnung wegen Coachings gegen<br />
Williams aus.Erhatte die Zeichen gesehen,<br />
die deren Coach Patrick Mouratoglou<br />
gegeben hatte. Und zehn<br />
Minuten später,nach einem Doppelfehler,<br />
mit dem sie wieder ein Aufschlagspiel<br />
verlor,knallteWilliams ihren<br />
Schläger auf den Boden, der war<br />
danach nicht mehr zu gebrauchen.<br />
Auch dafür sieht das Regelwerk eine<br />
Verwarnung vor, Ramos sprach sie<br />
aus und zogeinen Punkt ab.Williams<br />
sah aus wie ein Vulkan kurz vor der<br />
Eruption.<br />
Minutenlange Diskussionen<br />
Naomi Osaka spielte ungerührt weiter.<br />
Nachdem sie ein weiteres Break<br />
kassierthatte,flippteWilliams aus.Sie<br />
habe in ihrem Leben nie betrogen,<br />
polterte sie und ließ den Mann auf<br />
dem Stuhl mit ausgestrecktem Zeigefinger<br />
wissen, er solle sich entschuldigen.<br />
DerOberschiedsrichter und eine<br />
Vertreterin der WTA eilten herbei, sie<br />
diskutierten mit Ramos undWilliams,<br />
das Volk buhte, und es gab nicht wenige,die<br />
wie bei Gladiatorenkämpfen<br />
den Daumen nach unten reckten.<br />
Nieder mit ihm. Williams polterte<br />
weiter, nannte Ramos einen Dieb,<br />
weil er ihr einen Punkt gestohlen<br />
hatte. Das ging solange, bis es dem<br />
Portugiesen zu viel wurde und er eine<br />
weitere Verwarnung aussprach, die<br />
zu einem Spielverlust führte.<br />
Minutenlang wurde diskutiert,<br />
Naomi Osaka stand derweil auf ihrer<br />
Seite des Platzes mit dem Gesicht zur<br />
Wand. Sie habe nichts mitbekommen,<br />
sagte sie. Ineinem Fernsehinterview<br />
verriet sie allerdings,sie habe<br />
sich Sorgen gemacht um Serena; da<br />
sei wohl der Faninihr wieder rausgekommen.<br />
Unglaublich, die eine spielt<br />
verrückt, die andere macht sich Sorgen.<br />
Miteinem erstklassigen Aufschlag,<br />
den Williams nicht returnieren<br />
konnte, endete dieses denkwürdige<br />
Spiel, in dem Naomi Osaka den ersten<br />
Grand-Slam-Titel ihrer Karriere gewann.<br />
Aus Respekt vor Williams<br />
gönnte sie sich keinen Jubel. Als die<br />
lange,innige Umarmung der Siegerin<br />
und ihrer Mutter auf der Videowand<br />
gezeigt wurde, wurde es einen Moment<br />
lang tatsächlich still. Doch als<br />
die Siegerehrung beginnen sollte,<br />
stieg der Pegel wieder.<br />
Williams hatte nach dem Theater<br />
immerhin die Größe, dem Publikum<br />
Einhalt zu gebieten und zu sagen:<br />
„Hörtauf mit den Buhs.“ Aber es wird<br />
vor allem ein Satz in der Erinnerung<br />
an den großen Sieg vonNaomi Osaka<br />
bei diesen US Open übrig bleiben. Als<br />
sie gefragt wurde,obdas,was an diesem<br />
Tagpassiertsei, irgendwas an ihremBild<br />
vonSerena Williams ändere,<br />
da sagte sie: „Ich weiß ja gar nicht genau,<br />
was auf dem Platz passiert ist.<br />
Ichwerde mich immer an die Serena<br />
erinnern, die ich liebe.“ Auch diese<br />
Sätzewären eine Träne wert gewesen.<br />
Serena Williams wirft dem Schiedsrichter Carlos Ramos Sexismus vor –und schießt damit mal wieder weit übers Ziel hinaus<br />
VonDoris Henkel, New York<br />
Kurz vordem Ende der Pressekonferenz<br />
packte SerenaWilliams die<br />
große Keule aus. Sie kämpfe für die<br />
Rechte der Frauen und allerlei andere<br />
Dinge, ließ sie mit bebender Stimme<br />
wissen. Einen Mann hätte der<br />
Schiedsrichter niemals so bestraft,<br />
wenn er vonihm als Dieb bezeichnet<br />
worden wäre, das sei also ein Fall von<br />
Sexismus. Das sei einfach unfassbar,<br />
doch sie sehe sich nach wie vor als<br />
Beispiel für alle Frauen, die starksein<br />
und sich ausdrücken wollten.<br />
Es ist sicher so, dass Serena Williams<br />
in ihrem Leben mit diversen<br />
Formen vonSexismus und Rassismus<br />
konfrontiert wurde, das kann niemand<br />
bestreiten und schon gar nicht<br />
tolerieren. Aber an diesem Nachmittag<br />
schoss sie weit übers Ziel hinaus.<br />
Jede einzelne der drei Strafen, die<br />
Schiedsrichter Carlos Ramos gegen<br />
sie verhängte, entsprach den Regeln.<br />
Natürlich kann man darüber diskutieren,<br />
dass es längst Zeit ist, die Coaching-Regel<br />
abzuschaffen. Alle Coaches<br />
geben Zeichen, und jeder weiß<br />
es,aber das ändertnichts am aktuellen<br />
Fall. Fürs Demolieren des Schlägers<br />
steht ebenfalls eine Strafe im Regelbuch,<br />
es war auch nicht überzogen<br />
von Ramos, nach den drohenden<br />
Gesten von Williams ihm gegenüber<br />
die dritte Verwarnung auszusprechen,<br />
die zum<br />
Punktabzug führte.<br />
Hochemotionale Frau<br />
Von ehemaligen Spielern<br />
wie der Amerikanerin Chris<br />
Evertkam Kritik an Ramos,<br />
der habe es versäumt, Williams<br />
über die Beleidigungs-Regel<br />
aufzuklären.<br />
Aktuelle Kolleginnen wie<br />
Viktoria Asarenka unterstützten Williams’Meinung,<br />
ein Mann wärefür so<br />
ein Verhalten nicht bestraft worden.<br />
Die meisten neutralen Beobachter<br />
fanden aber, der Schiedsrichter habe<br />
das Richtige getan und Williams habe<br />
sich die Strafen selbst zuzuschreiben.<br />
Ziemlich sauer:<br />
Serena Williams<br />
Ja, sie ist eine hochemotionale<br />
Frau, und keiner sollte daran etwas<br />
ändern wollen, aber ebenso klar ist,<br />
dass sie in diesem Fall eine Grenze<br />
überschritten hat. Und das ja nicht<br />
zum ersten Mal. Ähnliche Fälle hatte<br />
es bei den US Open 2009 gegeben, als<br />
sie im Halbfinale gegen Kim Clijsters<br />
eine Linienrichterin auf<br />
unflätigste Artbeschimpfte<br />
und bedrohte, und zwei<br />
Jahre später im Finale gegen<br />
die Australierin Sam<br />
Stosur, als sie sich mit der<br />
DPA<br />
griechischen Schiedsrichterin<br />
Eva Asderaki anlegte<br />
und die Frau auf dem Stuhl<br />
wissen ließ: „Ich verachte<br />
dich. Wenn du mir das<br />
nächste Mal begegnest,<br />
dann schaust du besser auf die andere<br />
Seite. Und gib mir bloß keine<br />
Verwarnung, weil ich hier meine Meinung<br />
sage. Wir sind in Amerika, soweit<br />
ich weiß.“<br />
Eine drastische Strafe bekam sie<br />
dafür nicht; die Frauentennis-Orga-<br />
nisation ließ damals wissen, Williams<br />
werde aus den Vorfällen hoffentlich<br />
lernen. Diesmal reagierte dieWTAmit<br />
ähnlicher Konsequenz und verbreitete<br />
ein Statement mit folgendem Inhalt:Während<br />
des Matches gab es Angelegenheiten,<br />
die untersucht werden<br />
müssen. Aber heute Nacht ist es<br />
an der Zeit, diese beiden unglaublichen<br />
Spielerinnen zu feiern, die beide<br />
von großer Integrität sind. Am Sonntag<br />
verdonnerte das Schiedsrichterbüroder<br />
US OpenWilliams dann aber<br />
zu einer Strafe von umgerechnet<br />
knapp 15 000 Euro.<br />
Eine unglückliche Rolle spielte<br />
Katrina Adams, die Präsidentin des<br />
amerikanischen Tennisverbandes,<br />
die in ihrer Rede sogar explizit das Publikum<br />
lobte und offenbar nicht den<br />
Hauch eines Gedankens daran verschwendete,<br />
wie sehr die Buhs und<br />
Pfiffe dieses Publikums die an dem<br />
ganzen Durcheinander völlig unschuldige<br />
Naomi Osaka in den Momenten<br />
ihres größten Sieges treffen<br />
mussten.<br />
Anteilnahme<br />
aus<br />
aller Welt<br />
Kristina Vogels Diagnose<br />
bewegt die Sport-Familie<br />
AmFreitag hat Kristina Vogel ihre<br />
Querschnittslähmung öffentlich<br />
gemacht, seitdem erreicht die Bahnrad-Olympiasiegerin<br />
eine Welle der<br />
Anteilnahme. „Mein Telefon stand<br />
seit dem Unfall nicht mehr still“, berichtete<br />
Bundestrainer Detlef Uibel<br />
der Welt am Sonntag. Es sei kein Tag<br />
vergangen, an dem nicht jemand aus<br />
dem Ausland anrief, um sich zu erkundigen,<br />
wie es Kristina geht, wie<br />
schlimm ihre Verletzungen sind.<br />
„Kristina wird international ohne<br />
Ausnahme unheimlich geschätzt.“<br />
Vogel wird „frühestens zu Weihnachten“<br />
das Unfall- Krankenhaus<br />
Berlin-Marzahn verlassen können,<br />
sagte ihr Manager Jörg Werner am<br />
Sonntag. DieReha-Möglichkeiten in<br />
der Klinik, in der sie seit fast drei Monaten<br />
behandelt wird, seien optimal.<br />
Sie müsse nun alles neu lernen. Ihr<br />
Haus in Erfurt werde erst noch behindertengerecht<br />
umgebaut.<br />
Vogels britische Rivalin Anna<br />
Meares, Sprint-Olympiasiegerin<br />
2012 in London, twitterte:<br />
„Schlimme Nachrichten von Kristinas<br />
schweren Verletzungen, doch<br />
ihre Einstellung und Stärke werden<br />
alles überstrahlen. Meine ganze<br />
Liebe für Dich.“ Und Großbritanniens<br />
Mr. Bahnradsport Sir Chris Hoy<br />
schrieb: „Es ist unglaublich traurig.“<br />
Auch hierzulande bewegt der Fall<br />
der 27-Jährigen, die am 26. Juni beim<br />
Training auf der Betonpiste in Cottbus<br />
mit einem niederländischen<br />
Nachwuchsfahrer zusammengekracht<br />
war und seitdem unterhalb<br />
des siebten Brustwirbels gelähmt ist.<br />
Der frühere Verteidigungsminister<br />
Rudolf Scharping sagte als Präsident<br />
des Bundes Deutscher Radfahrer:<br />
„Wir werden sie uneingeschränkt<br />
und mit ganzer Kraft unterstützen.“<br />
Alfons Hörmann sprach Kristina<br />
Vogel Mut zu. „Das Team D, Sport-<br />
Noch immer eine Powerfrau: Kristina Vogel<br />
nach dem WM-Titel im März AFP/DUNAND<br />
deutschland und wir alle stehen seit<br />
dem schweren Trainingssturz hinter<br />
Kristina und ihrer Familie“, sagte der<br />
Präsident des Deutschen Olympischen<br />
Sportbundes (DOSB), „ihre<br />
Worte beweisen, welche Energie in<br />
ihr steckt“, sagte Hörmann.<br />
Der oberste deutsche Olympier<br />
betonte die mentale Stärke der in Leninskoje,<br />
Kirgisistan, geborenen Vogel:<br />
„Ich bin voller Hoffnung und Zuversicht,<br />
dass sie die Kraft aufbringt,<br />
gemeinsam mit ihren Verwandten<br />
und Freunden und mit der großen<br />
Familie des Sports die Folgen dieses<br />
Unfalls zu bewältigen.“<br />
Davonist auch Detlef Uibel überzeugt:<br />
„Es ist der Wahnsinn, was sie<br />
schon wieder an Stärke, anLebensgefühl,<br />
an Lebensfreude vermittelt.<br />
Das beweist, dass Kristina nicht nur<br />
eine Powerfrau war, sondern nach<br />
wie vor ist.“ Er werde die elfmalige<br />
Weltmeisterin, die zweimal Olympiagold<br />
gewann, unverändertunterstützen,<br />
würde sie als paralympische<br />
Athletin trainieren, wenn sie es<br />
wollte. „Kristina war für uns ein<br />
Glücksfall und das soll auch so bleiben“,<br />
sagte Uibel. Finanzielle Unterstützung<br />
wurde Kristina Vogel zuteil.<br />
Durch eine von ihren Teamkollegen<br />
Max Dörnbach und Max Levy initiierten<br />
Spendenaktion kamen<br />
120 000 Euro zusammen. (sid, dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 19 *<br />
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Sport<br />
ZAHLEN<br />
FUSSBALL<br />
Gruppe A2<br />
Fußball<br />
Nations League, 1. Spieltag<br />
Schweiz -Island 6:0 (2:0)<br />
Gruppe A4<br />
England -Spanien 1:2 (1:2)<br />
Gruppe B3<br />
Nordirland -Bosnien-Herzegowina 1:2 (0:1)<br />
Gruppe C2<br />
Finnland -Ungarn 1:0 (1:0)<br />
Estland -Griechenland 0:1 (0:1)<br />
Gruppe D2<br />
Weißrussland -San Marino 5:0 (2:0)<br />
Luxemburg -Moldau 4:0 (1:0)<br />
Gruppe A1<br />
2. Spieltag<br />
Frankreich -Niederlande 2:1 (1:0)<br />
Gruppe B1<br />
Ukraine -Slowakei 1:0 (0:0)<br />
Gruppe B4<br />
Dänemark -Wales 2:0 (1:0)<br />
Gruppe C3<br />
Bulgarien -Norwegen 1:0 (0:0)<br />
Zypern-Slowenien 2:1 (0:0)<br />
Gruppe D1<br />
Georgien -Lettland 1:0 (0:0)<br />
Gruppe D4<br />
Mazedonien -Armenien 2:0 (1:0)<br />
Liechtenstein -Gibraltar 2:0 (1:0)<br />
Gruppe A3<br />
Portugal -Italien Mo., 20.45<br />
Gruppe B2<br />
Schweden -Türkei Mo., 20.45<br />
Gruppe C1<br />
Schottland -Albanien Mo., 20.45<br />
Gruppe C4<br />
Serbien -Rumänien Mo., 20.45<br />
Montenegro -Litauen Mo., 20.45<br />
Gruppe D1<br />
Andorra -Kasachstan Mo., 20.45<br />
Gruppe D3<br />
Malta -Aserbaidschan Mo., 20.45<br />
Kosovo -Färöer Mo., 20.45<br />
Gruppe A2<br />
Island -Belgien Di., 20.45<br />
Spanien -Kroatien Di., 20.45<br />
Gruppe B3<br />
Bosnien-Herzegowina -Österreich Di., 20.45<br />
Gruppe C2<br />
Finnland -Estland Di., 20.45<br />
Ungarn-Griechenland Di., 20.45<br />
Gruppe D2<br />
Moldau -Weißrussland Di., 20.45<br />
San Marino -Luxemburg Di., 20.45<br />
Handball<br />
Bundesliga, 4. Spieltag<br />
TSV Hannover-Burgdorf -Minden 30:25 (14:12)<br />
SC Magdeburg -Bergischer HC 32:27 (15:11)<br />
MT Melsungen -DHfK Leipzig 35:27 (14:14)<br />
Bietigheim -Rhein-Neckar Löwen 21:36 (11:20)<br />
Gummersbach -Stuttgart 31:28 (14:12)<br />
Motorradsport<br />
WM-Lauf in Misano Adriatico<br />
Moto3: 1. Lorenzo Dalla Porta(Italien) Honda<br />
39:38,684 Minuten, 2. JorgeMartin (Spanien)<br />
Honda 0,058 Sekunden zurück, 3. Fabio Di Giannantonio<br />
(Italien) Honda 0,122 -wegen einer Gehirnerschütterung<br />
nicht am Start: Philipp Öttl (Ainring)<br />
KTM<br />
WM-Stand nach 13 von18Läufen: 1. Martin 166<br />
Punkte, 2. Marco Bezzecchi (Italien) KTM 158, 3.<br />
Di Giannantonio 137<br />
Moto2: 1. Francesco Bagnaia (Italien) Kalex<br />
41:02,106 Minuten, 2. Miguel Oliveira (Portugal)<br />
KTM 3,108 Sekunden zurück, 3. Marcel Schrötter<br />
(Vilgertshofen) Kalex 4,094<br />
WM-Stand nach 13 von18Läufen: 1. Bagnaia<br />
214 Punkte, 2. Oliveira 206, 3. Binder 119 …7.<br />
Schrötter 107<br />
MotoGP: 1. Andrea Dovizioso (Italien) Ducati<br />
42:05,426 Minuten, 2. Marc Marquez (Spanien)<br />
Honda 2,822 Sekunden zurück, 3. Cal Crutchlow<br />
(Großbritannien) Honda 7,269 …7.Valentino<br />
Rossi (Italien) Yamaha 19,086<br />
WM-Stand nach 13 von18Läufen: 1. Marquez<br />
221 Punkte, 2. Dovizioso 154, 3. Rossi 151<br />
Tennis<br />
US Open<br />
Frauen, Einzel, Finale: Naomi Osaka (Japan/Nr.<br />
20) -Serena Williams (USA/Nr.17) 6:2, 6:4<br />
Männer,Einzel, Finale: NovakDjokovic (Serbien/Nr.6)-Juan<br />
Martin del Potro (Argentinien/Nr.3)-nach<br />
Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />
beendet<br />
Mixed, Finale: Bethanie Mattek-Sands/Jamie<br />
Murray(USA/Großbritannien) -Alicja Rosolska/Nikola<br />
Mektic (Polen/Frankreich) 2:6, 6:3,<br />
11:9<br />
Sträflich frei: Rodrigo Moreno erzielt das 2:1 für Spanien.<br />
Ernüchtert<br />
Beim 1:2 gegen Spanien zeigt sich, dass bei Englands Nationalteam noch jede Menge Lernbedarf besteht<br />
Die Fans im Wembley-Stadion<br />
applaudierten nach<br />
dem Abpfiff höflich.<br />
Doch Englands Ausnahmestürmer<br />
Harry Kane ärgerte sich<br />
über das Ergebnis.„Wir hätten mindestens<br />
ein Unentschieden verdient“,<br />
fand er nach der 1:2 (1:2)-<br />
Niederlage gegen Spanien, bei der<br />
ein Torvon Danny Welbeck in der<br />
Nachspielzeit aberkannt wurde.<br />
Nach dem ersten Auftritt seit dem<br />
überraschend guten Abschneiden<br />
bei der Fußball-WM sind sich britische<br />
Medien und Fans indes einig:<br />
DieThree Lions sind zurück auf dem<br />
Boden der Tatsachen.<br />
„England wird aufgezeigt, dass es<br />
immer noch weit hinter den Topteams<br />
steht, Spanien dominiert<br />
beim Uefa-Nations-League-Auftakt“,<br />
schrieb die britische <strong>Zeitung</strong><br />
Telegraph am Sonntag. Das war „ein<br />
brutaler Realitäts-Check“ hieß es auf<br />
der Website der BBC.<br />
So sah es auch Nationaltrainer<br />
Gareth Southgate, der schon vor<br />
dem Spiel vor zuhohen Erwartungen<br />
gewarnt hatte.„Wirmachen uns<br />
nichts vor“, stellte er klar. „Wir stehen<br />
immer noch am Anfang von<br />
dem, was wir erreichen wollen. Das<br />
war ein harter Test in Sachen Pressing.<br />
Gegen ein Team, das sehr gut<br />
im Ballbesitz ist.“ England war durch<br />
Marcus Rashford nach elf Minuten<br />
in Führung gegangen. Die hielt nur<br />
zwei Minuten bis zu Saúl Niguez' Tor<br />
für Spanien. Die Vorlage kam von<br />
Rodrigo Moreno, der nach einer guten<br />
halben Stunde zum 2:1 traf.<br />
Die zweite Halbzeit begann mit<br />
einem Schock. Abwehrspieler Luke<br />
Shaw musste nach einem Zusammenstoß<br />
mit Dani Carvajal vom<br />
Platz getragen werden. Shaw,der mit<br />
der Vorlage zum 1:0 nach anderthalb<br />
Jahren ein starkes Comeback im<br />
England-Trikot gegeben hatte, gab<br />
später Entwarnung. „Mir geht es gut<br />
und ich bin in den besten Händen“,<br />
Aufschwung der Jugend<br />
U21-Coach Kuntz lobt Herthas Maier in höchsten Tönen<br />
schrieb er bei Twitter. „Ich bin ein<br />
Kämpfer, also werde ich bald wieder<br />
da sein.“<br />
Spanien verwaltete das 2:1 bis in<br />
die achte Minute der Nachspielzeit.<br />
Dann schob Welbeck den Ball ins<br />
Netz. Doch weil der spanische Keeper<br />
David De Geazuvor zu Boden gegangen<br />
war, zählte das Tornicht –<br />
„Wir stehen immer noch am Anfang vondem,<br />
was wir erreichen wollen.“<br />
Stolz posierte das Trio von Hertha<br />
BSC und dem 1. FC Union bei der<br />
deutschen U21-Nationalmannschaft<br />
für ein gemeinsames Foto in<br />
den sozialen Netzwerken. „<strong>Berliner</strong><br />
dikka“, betitelte Jordan Torunarigha<br />
bei Instagram das Bild mit seinem<br />
Hertha-Teamkollegen Arne Maier<br />
und dem Unioner Marcel Hartel<br />
beim 3:0-Testspielsieg gegen Mexiko<br />
in Fürth.<br />
Am Dienstag steht für die Junioren-Nationalmannschaft<br />
mit den<br />
drei Spielern von den Hauptstadtklubs<br />
das wichtige EM-Qualifikationsspiel<br />
in Dublin (19 Uhr) gegen Irland<br />
an. Aufdem Wegdorthin erhielt<br />
Maier ein Lob von Trainer Stefan<br />
Kuntz für seinen souveränen Auftritt<br />
beim Debüt. „Arne hat sich hier in<br />
den ersten Tagen auf und neben dem<br />
Platz super in die Mannschaft integriert“,<br />
sagte Kuntz über den jüngsten<br />
Spieler seines aktuellen Kaders.<br />
Auch gegen Mexiko habe der defensive<br />
Mittelfeldspieler „gezeigt,<br />
warum er sehr wertvoll für uns sein<br />
kann und warum er bei Hertha bereits<br />
so oft zum Einsatz kommt“.<br />
Maier war wie Torunarigha und<br />
Hartel, der sich für seinen engagierten<br />
Auftritt nicht mit einem Torbelohnen<br />
konnte,zur zweiten Halbzeit<br />
eingewechselt worden. Im Alter von<br />
19 Jahren könnte Maier eigentlich<br />
auch noch für die U20 spielen,<br />
wurde aber von Kuntz bereits frühzeitig<br />
in den Kader der ältesten<br />
Nachwuchsmannschaft berufen.<br />
Gelungenes Debüt<br />
„Es ist eine Ehre, für Deutschland zu<br />
spielen“, sagte Maier zu seiner Premiere.<br />
„Das war ein gelungenes Debüt,<br />
so kann es weitergehen.“ Eigentlich<br />
wäre auch Maximilian Mittelstädt<br />
erstmals bei der U21 dabei<br />
gewesen, der Linksaußen musste jedoch<br />
verletzt absagen.<br />
Und auch in den jüngeren Jahrgängen<br />
macht sich der Hertha-Jugendaufschwung<br />
bemerkbar. Aus<br />
dem Team des <strong>Berliner</strong> Fußball-<br />
Bundesligisten von Trainer Pal Dardai<br />
waren noch drei weitere Profis<br />
erstmals in ihren jeweiligen Nationalteams<br />
aktiv. Florian Baak und<br />
Dardais Sohn Palko standen beim<br />
3:2 der deutschen U20 gegen die<br />
Tschechische Republik in der Startelf.<br />
Dennis Jastrzembski wurde beim<br />
2:2 gegen die Schweiz zum ersten<br />
Mal für die U19-Junioren eingewechselt.<br />
(dpa)<br />
Gareth Southgate dämpft die Erwartungen<br />
der englischen Fußball-Fans.<br />
eine umstrittene Entscheidung, die<br />
besonders Kane ärgerte. „In diesen<br />
wichtigen Szenen brauchst du einen<br />
Schiedsrichter, der stark bleibt“,<br />
sagte er, „aber leider hat er sich gedrückt.“<br />
Spanien bejubelte unterdessen<br />
das erfolgreiche Debüt von Trainer<br />
Luis Enrique mit der Selección. Besonderes<br />
Lob galt De Gea, der nach<br />
GETTY IMAGES/IVILL<br />
der verpatzten WM einiges wieder<br />
gut machen konnte. „Er hat uns gerettet“,<br />
sagte TorschützeRodrigo mit<br />
Blick auf die zahlreichen guten Paraden<br />
des 27-Jährigen. Verteidiger<br />
Nacho fügte hinzu: „Erist eine Nummer<br />
eins und wir haben totales<br />
Glück, dass wir ihn haben.“ Nach<br />
dem WM-Chaos –Trainer Julen Lopetegui<br />
war vorm Turnierstartgefeuert<br />
und durch den unerfahrenen<br />
Sportdirektor Fernando Hierro ersetzt<br />
worden –kann Spaniens Nationalelf<br />
für den Moment wieder mit<br />
Optimismus in die Zukunft schauen.<br />
In England hofft man unterdessen,<br />
dass Southgates Mannschaft bei<br />
der ersten Pflichtspielniederlage in<br />
Wembley seit 2007 (2:3 gegen Kroatien<br />
in der EM-Qualifikation) nicht<br />
nur eine Lektion erteilt bekommen<br />
hat, sondern daraus lernt, selbst<br />
wenn das wohl noch ein bisschen<br />
Geduld erfordert. „Wir müssen besser<br />
werden in dem, was wir machen“,<br />
stellte auch Southgate am<br />
Sonnabendabend klar, „aber das<br />
wird keine leichte Aufgabe.“ Am<br />
Dienstag in Leicester folgt am zweiten<br />
Spieltag der Nations League gegen<br />
die Schweiz der nächste Test für<br />
sein Team. (dpa)<br />
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Hamrens Einstand gerät zum<br />
Debakel für Island<br />
REYKJAVIK. Erik Hamren war zerknirscht.„Ich<br />
möchte mich bei unserenFans<br />
entschuldigen“, sagte der<br />
neue schwedische Trainer der isländischen<br />
Nationalmannschaft. Aus<br />
Hamrens Einstand wurde in St.Gallen<br />
ein 0:6-Debakel gegen die<br />
Schweiz. Das„Huh“ blieb Islands<br />
Fans bei der höchsten Niederlage<br />
seit 17 Jahren im Halse stecken. In<br />
der Nations League steht Island am<br />
Dienstag (20.45 Uhr) gegen denWM-<br />
Dritten Belgien in Reykjavik vorder<br />
nächsten großen Herausforderung.<br />
Mbappé führtFrankreich<br />
zum Sieg gegen Oranje<br />
PARIS. Weltmeister Frankreich<br />
bleibt nach dem Titelgewinn von<br />
Russland ungeschlagen und ist nach<br />
einem verdienten Heimsieg gegen<br />
die Niederlande Spitzenreiter in der<br />
deutschen Nations-League-Gruppe.<br />
DieEquipe Tricolorebesiegte Oranje<br />
im Stade de France vorallem dank<br />
des starken Kylian Mbappé 2:1 (1:0)<br />
und führtdie Gruppe 1nun mit vier<br />
Punkten vorDeutschland (1) und<br />
den Niederlanden (0) an. Mbappé<br />
(15.) und Olivier Giroud (75.) trafen<br />
für die Franzosen, bei denen Abwehrspieler<br />
Benjamin Pavard vom<br />
VfB Stuttgartinder Startelf stand.<br />
DerfrühereHoffenheimer Ryan Babel<br />
(67.) glich zwischenzeitlich aus.“<br />
HSV reagiertgelassen auf<br />
Kühne-Ankündigung<br />
HAMBURG.Die erneute Ankündigung<br />
vonInvestor Klaus-Michael<br />
Kühne,seine Anteile am Hamburger<br />
SV verkaufen zu wollen, hat beim<br />
Zweitligisten keine Unruhe ausgelöst.<br />
„Wir sind in regelmäßigen und<br />
guten Gesprächen mit HerrnKühne,<br />
und es gibt keine Absicht, sich zu<br />
trennen“, sagte Vorstandsvorsitzender<br />
BerndHoffmann am Sonntag.<br />
Turbine fertigt Meppen im<br />
Pokal mit 6:0 ab<br />
POTSDAM. Turbine Potsdam hat<br />
seine erste Pflichtaufgabe im DFB-<br />
Pokal gemeistert. BeiZweitligist SV<br />
Meppen gewannen die dreifachen<br />
Pokalsiegerinnen am Sonntag mühelos<br />
6:0 (5:0) und zogen ins Achtelfinale<br />
ein.<br />
Morgen<br />
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im Kurier<br />
Der von hier
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 – S eite 20 *<br />
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Sport<br />
Zarte Anzeichen der Besserung<br />
Die deutsche Nationalmannschaft zeigt gegen Peru Licht und Schatten ihrer Neuausrichtung, gewinnt aber dank Nico Schulz nicht unverdient mit 2:1<br />
Auch wenn die Situation unübersichtlich aussieht: Deutschland trifft hier zum ersten Mal seit dem 2:1 gegen Schweden bei der WM das Tor. Torschütze ist Julian Brandt, Timo Werner geht auf Nummer sicher.<br />
DPA/ARNE DEDERT<br />
VonFrank Hellmann, Sinsheim<br />
Der freie Blick aufs Spielfeld<br />
war für Joachim Löw<br />
anfangs irgendwie verstellt.<br />
Eine große Menschentraube<br />
an Fotografen scharte<br />
sich zunächst in der Rhein-Neckar-<br />
Arena von Sinsheim um den Bundestrainer,<br />
der mit seinem 167. Einsatz<br />
als Chefcoach eine uralte Rekordmarke<br />
vonSepp Herberger egalisierte.<br />
Dass zur Feier des Tages im<br />
Freundschaftsspiel gegen Peru (2:1)<br />
sein 109. Sieg heraussprang, dürfte<br />
den Südbadener nach den langen<br />
Grundsatzdebatten infolge des WM-<br />
Desasters freuen und in seiner<br />
neuen Ausrichtung bestärken.<br />
Die deutsche Nationalmannschaft<br />
hat auch mit dem zweiten<br />
Auftritt zarte Anzeichen der Besserung<br />
ausgesandt. Zum Siegbringer<br />
avancierte ausgerechnet Lokalmatador<br />
Nico Schulz, der sein Debüt mit<br />
dem Siegtreffer krönte, allerdings<br />
von einem krassen Torwartfehler<br />
profitierte –Keeper PedroDavid Gallese<br />
ließ den Ball einfach durchrutschen<br />
(85.). Insgesamt bot die deutsche<br />
Elfindes wieder eine engagierte<br />
Leistung und glich den Rückstand<br />
durch Luis Advincula (22.) durch Julian<br />
Brandt (25.) aus. Lange war an<br />
diesem milden Sommerabend die<br />
mangelhafte Chancenverwertung<br />
das Manko des ansonsten teilweise<br />
ansehnlich kombinierenden Löw-<br />
Ensembles.<br />
An der A6 gegenüber desTechnikmuseums<br />
ging es ferner um den<br />
Nachweis, dass die DFB-Auswahl<br />
nach fünf Veränderungen die Spannung<br />
hält. Marc-André ter Stegen<br />
hütete für Manuel Neuer das Tor,<br />
Niklas Süle verteidigte für Klubkollege<br />
Mats Hummels, Schulz debütierte<br />
für Antonio Rüdiger, Ilkay<br />
Gündogan spielte für Leon Goretzka<br />
und Julian Brandt stürmte für Thomas<br />
Müller.<br />
Schulz überrumpelt<br />
Gleich nach zwei Minuten hätte<br />
Werner nach Zuspiel von Gündogan<br />
schon die deutsche Führung erzielen<br />
können, scheiterte aber am anfangs<br />
tadellosen Gallese,der auch einen<br />
Kopfball vonMatthias Ginter irgendwie<br />
zu fassen bekam (13.).<br />
Nachdem Marco Reus ein Zuspiel<br />
vonWerner ungenutzt ließ (20.), passierte<br />
auf der Gegenseite das, was<br />
passieren musste: Beim ersten<br />
Gäste-Konter ließ sich Debütant<br />
Schulz auf seiner Stammposition<br />
viel zu leicht überrumpeln und Advincula<br />
überraschte ter Stegen mit<br />
einem Schuss ins kurze Eck. DieDebatten,<br />
wer denn als Alternative zu<br />
Jonas Hector als linker Verteidiger<br />
taugt, werden unverändertweiterge-<br />
DEUTSCHLAND − PERU 2:1<br />
Deutschland: ter Stegen -Ginter (ab 72. Kehrer), Boateng (ab 46. Rüdiger), Süle, Schulz -<br />
Kimmich -Gündogan (ab 84. Müller), Kroos -Brandt (ab 70. Petersen), Werner (ab 88. Havertz)<br />
-Reus (ab 46. Draxler)<br />
Peru: Gallese -Advincula, Araujo, Santamaria, Trauco -Aquino -Farfan, Cueva,Yotun (ab 76.<br />
Calcaterra), Flores (ab 67. Lopez) -Ruidiaz (ab 86. Pena)<br />
Tore: 0:1 Advincula (22.), 1:1 Brandt (25.), 2:1 Schulz (85.)<br />
Zuschauer: 25 494 (ausverkauft)<br />
hen, auch wenn sich der 25 Jahrealte<br />
Lokalmatador der TSG Hoffenheim<br />
im Spielverlauf defensiv zu steigern<br />
wusste –und offensiv schließlich aus<br />
der Distanz die Entscheidung besorgte.<br />
Doch der deutsche Schock über<br />
das durch das schlechte Abwehrverhalten<br />
begünstigte 0:1 währte nur<br />
kurz: Nach einer Pressingsituation<br />
passte Toni Kroos auf Brandt, der mit<br />
einem überlegten Lupfer zum 1:1<br />
viel Übersicht bewies. Vor allem die<br />
Offensive kam in dem 4-3-3-System<br />
besser als gegen Frankreich zu Geltung,<br />
was neben dem erneut umsichtigen<br />
Ballverteiler Joshua Kimmich<br />
und den fleißigen Kroos auch<br />
am spielfreudigen Gündogan lag,<br />
der mit seinem Steckpass auf Werner<br />
eine weitereChance vorbereite (33.),<br />
ehe der 27-Jährige selbst an Gallese<br />
scheiterte (38.). Dass der Mittelfeldmann<br />
von Manchester City den Ballast<br />
der Erdogan-Affäre abgeschüttelt<br />
hat, war offenkundig. Ihm kam<br />
vor Anpfiff auch die Nationalhymne<br />
locker über die Lippen –und bei seiner<br />
Auswechslung setzte es Beifall.<br />
Zurzweiten Halbzeit brachte Löw<br />
zugleich Antonio Rüdiger für Jérôme<br />
Boateng und Julian Draxler für Reus.<br />
Die 25494 Besucher in der ausverkauften<br />
Arena – darunter mindestens<br />
2500 peruanische Anhänger –<br />
mussten sich allerdings ein bisschen<br />
gedulden, ehe sich die nächsten<br />
Möglichkeiten boten. Erst wehrte ter<br />
Stegen einen Kopfball von Pedro<br />
Aquino bravourös ab (54.), dann vergab<br />
Werner nach einem von Brandt<br />
initiierten Gegenzug die deutsche<br />
Führung (55.).<br />
Nun glich die Begegnung zeitweise<br />
einem offenen Schlagabtausch:<br />
Der starke ehemalige Schalker<br />
Jefferson Farfán hatte das 1:2 auf<br />
dem Fuß, hob die Kunststoffkugel jedoch<br />
über die Latte (58.). Insgesamt<br />
unterstrichen die technisch veranlagten<br />
Südamerikaner, warum sie in<br />
der Fifa-Weltrangliste auf Platz 20<br />
geführt werden und vor Italien, USA<br />
und Österreich stehen. Die Schlussphase<br />
geriet eingedenk weiterer<br />
Wechsel nicht mehr ganz so spektakulär.<br />
Immerhin durften auch noch<br />
Thilo Kehrer (Paris St.Germain) und<br />
Kai Havertz (Bayer Leverkusen) als<br />
die Neulinge Nummer 98 und 99 der<br />
Löw-Ärahineinschnuppern.<br />
Die nächsten Länderspiele werden<br />
kommenden Monat wieder im<br />
halben Wettkampfmodus geführt: In<br />
der Nations League spielt die deutsche<br />
Mannschaft auswärts in Amsterdam<br />
gegen die Niederlande (13.<br />
Oktober) und anschließend in Paris<br />
beim Weltmeister Frankreich (16.<br />
Oktober). Ein weiterer Lackmustest<br />
für Widerstands- und Lernfähigkeit<br />
des Löw-Ensembles.<br />
Realitätsferne Panik<br />
DFB-Präsident Grindel lässt offenbar das Testspiel gegen Peru von Frankfurt am Main nach Sinsheim verlegen. Eine mehr als fragwürdige Entscheidung<br />
VonFrank Hellmann, Sinsheim<br />
Der Slogan prangt in<br />
Frankfurt an Bushaltestellen<br />
und Plakatwänden,<br />
das Motto grüßt in<br />
U-Bahn-Schächten am Willy-<br />
Brandt-Platz genauso wie an der<br />
DFB-Zentrale in der Otto-Fleck-<br />
Schneise: „United by Football. Vereint<br />
im Herzen Europas“. Ein Wortlaut,<br />
mit dem die Integrationskraft<br />
der Bewerbung für die Euro 2024<br />
hervorgehoben werden soll.<br />
Am 27. September entscheidet<br />
das Uefa-Exekutivkomitee über den<br />
Zuschlag. Einziger Mitbewerber ist<br />
die Türkei, die sich politisch und<br />
wirtschaftlich in einer schweren<br />
Krise befindet –von den fußballerischen<br />
Problemen der erneut nicht<br />
für ein Turnier qualifizierten Nationalmannschaft<br />
ganz zu schweigen.<br />
Doch Deutschland betrachtet es<br />
nicht als Selbstläufer,das zweite Mal<br />
nach 1988 eine Europameisterschaft<br />
auszurichten. So hatte der DFB zuletzt<br />
internationale Journalisten<br />
nach München eingeladen, die<br />
gleichwohl wenig zu den EM-Ambitionen,<br />
dafür umso mehr zum WM-<br />
Desaster wissen wollten; vor allem,<br />
warum Mesut Özil unter Rassismusklagen<br />
zurückgetreten ist. Bundestrainer<br />
Joachim Löw hat dabei DFB-<br />
Präsident Reinhard Grindel den Rücken<br />
gestärkt.<br />
DasMagazin DerSpiegel hat nun<br />
allerdings enthüllt, dass das Freundschaftsspiel<br />
gegen Peru am Sonntag<br />
gar nicht in Sinsheim hätte stattfinden<br />
sollen, sondern eigentlich zunächst<br />
in Frankfurt. Dagegen hätte<br />
Grindel Bedenken angemeldet, die<br />
der 56-Jährige seinem Vizepräsidenten<br />
Rainer Koch überbrachte: „Ich<br />
halte das Risiko, dass wir bei dem<br />
Länderspiel ein Desaster erleben<br />
und dies kurz vor der Euro-Vergabe<br />
negative Auswirkungen hat, einfach<br />
lige CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
damit ins nächste Fettnäpfchen betreten.<br />
Denn seine sehr pauschale Argumentation<br />
forderte am Sonntag Widerspruch<br />
vieler Fanvertreter<br />
heraus. Den Nordwestkurve-Rat<br />
erreichten<br />
so viele Anfragen, dass die<br />
Frankfurter Ultra-Vereinigung<br />
entgegen ihren Gepflogenheiten<br />
sogar eine<br />
Stellungnahme versandte:<br />
„Die Aussagen von Herrn<br />
Grindel zeigen einmal<br />
mehr seine Ahnungslosigkeit<br />
und Hilflosigkeit beim<br />
Umstritten:<br />
Reinhard Grindel<br />
AFP<br />
Thema Fankultur. Diese diffuse, völlig<br />
realitätsferne Panik des Präsidenten<br />
lässt tief blicken.“ Nach den abgebrochenen<br />
Fangesprächen sei<br />
eine Verständigung unmöglich:<br />
„Kein ernstzunehmender Fanvertreter<br />
kann mit einem Verband unter<br />
diesem Präsidenten auch nur ein<br />
für zu hoch, weil für mich die Frankfurter<br />
Ultraszene viel zu unberechenbar<br />
ist.“ Diese E-Mail soll nach<br />
den heftigen Protesten bei der Montagspartie<br />
Eintracht Frankfurt gegen<br />
RB Leipzig im Februar verfasst<br />
worden sein, berichtete<br />
der Spiegel.<br />
Grindel glaubte, dass<br />
mögliche Bilder von Bengalo-Zündeleien<br />
eine zu<br />
große Gefahr seien. Er<br />
wolle sich auf das klassische<br />
Argument, „die Ultras<br />
besuchen keine Länderspiele,<br />
nicht so gerne verlassen“.<br />
Er hege Befürchtungen,<br />
„dass die ja keineswegs<br />
dummen Ultras uns das Projekt Euro<br />
2024 gerade kaputtmachen wollen,<br />
indem sie dortein Inferno veranstalten“.<br />
DFB-Generalsekretär Friedrich<br />
Curtius und Koch waren zwar andererMeinung,<br />
aber Grindel setzte sich<br />
durch. Im Nachhinein ist der ehemaweiteres<br />
Wort wechseln! .... Dieser<br />
Mann war und ist untragbar!“<br />
Der gebürtige Hamburger Grindel<br />
verkennt, für welche Wertespeziell<br />
die Frankfurter Fanszene steht.<br />
Nämlich dieselben, mit der seine Bewerbung<br />
2024 angeschoben wird:<br />
Vielfalt, Toleranz und Offenheit.<br />
„United Colors of Frankfurt“ lautete<br />
das Motto beim Heimspiel der Eintracht<br />
gegen die TSG Hoffenheim.<br />
Klub und Anhängerschaft setzten im<br />
Kampf gegen Ausgrenzung, Diskriminierung<br />
und Rassismus ein Zeichen<br />
und hatten mit Kevin-Prince<br />
Boateng ein Gesicht der von der<br />
Deutschen Fußball Liga initiierten<br />
Kampagne in ihren Reihen.<br />
Der Verband stellte über seine<br />
Kommunikation den Sachverhalt<br />
anders dar, umseinen auch hausintern<br />
argwöhnisch beäugten Präsidenten<br />
zu schützen. Koch sagte am<br />
Sonntagnachmittag: „Das Länderspiel<br />
ist nie verlegt worden.“ Er verwies<br />
auf eine „grundsätzliche Reihenfolge,<br />
inder in etwa die großen<br />
Stadien in Deutschland zum Einsatz<br />
kommen“. Zuvor hatte es geheißen,<br />
dass man sich für die Rhein-Neckar-<br />
Arena entschieden habe, weil diese<br />
mit ihren 25 494 Sitzplätzen leichter<br />
zu füllen sei als die fast doppelt so<br />
große Spielstätte in Frankfurt. „Zwei<br />
Wochen vorderVergabe der EM 2024<br />
wollten wir ein volles Stadion garantieren“,<br />
sagte Koch.<br />
Der Spiegel wich von seiner Darstellung<br />
nicht ab und machte den E-<br />
Mail-Verkehr zwischen Grindel und<br />
Koch öffentlich. Demnach warnte<br />
der Amateurvertreter sogar davor,<br />
dass eine negative Stimmungslage<br />
aufkomme, „wenn herauskommt,<br />
dass wir Frankfurt abgelehnt haben“.<br />
Der DFB-Stammsitz soll wieder<br />
an die Reihe kommen, wenn<br />
nach der Auslosung der EM-Qualifikation<br />
2020 die Spielorte für die<br />
Heimspiele 2019 vergeben werden.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 – S eite 21<br />
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Feuilleton<br />
Beginn der Spielzeit<br />
am Gorki und am<br />
Deutschen Theater<br />
Seite 23<br />
„Ein Gewinner des Goldenen Löwen gehört auf die Leinwand.“<br />
Frank Olbert über die Preise beim Filmfestival in Venedig Seite 22<br />
Kino<br />
Die Nachfrage<br />
schwindet<br />
Thomas Klein<br />
vermisst die Freude<br />
an filmischen Entdeckungen<br />
NachVenedig geht es für das Kino<br />
jetzt weiter beim Festival von<br />
Toronto.Gute Filme,doofe Filme,Erfolge<br />
und Reinfälle, esist ja eigentlich<br />
immer irgendwie alles dabei.<br />
Doch die schiere Menge an Produktionen<br />
wirft eher hässliche Fragen<br />
auf: Wersoll all die Filme nach den<br />
Festivals eigentlich gucken?<br />
Dort wie im Kino-Alltag werden<br />
immer mehr Filme gezeigt, doch es<br />
macht sich Monokultur breit. Immer<br />
schneller rauschen die Produktionen<br />
in und aus den Filmtheatern<br />
und Multiplexen, atemlos befeuert<br />
von aufwendigem Marketing. Und<br />
immer mehr geht unter:Umdie Hollywood-Spektakel<br />
und umfassend<br />
beworbenen und besprochenen Arthouse-Lieblinge<br />
braucht man sich<br />
keine Sorgen zu machen. Jenseits<br />
wirdesaber schwer,Filme ohne Namen<br />
oder thematischen, medialen<br />
Aufhänger finden eigentlich nicht<br />
mehr statt. Nach wenigen Wochen<br />
verschwindet das meiste aus den Kinos,<br />
eine (Wieder-) Entdeckung daheim,<br />
auf Disc oder als Stream, wird<br />
immer unwahrscheinlicher. In der<br />
Flut des Angebots bestimmen nur<br />
noch Zufall und Algorithmen, was<br />
man sieht.<br />
Unddas Publikum hat sich damit<br />
offenbar abgefunden. Mansieht sich<br />
satt an Blockbustern, ausgewähltem<br />
Anspruch, an Internet-Videos und<br />
Serien-Streams,aus der audiovisuellen<br />
Komfort-Zone traut sich kaum<br />
noch wer. Das war nicht immer so:<br />
Früher bedienten Programm-Kinos<br />
auch Außenseiterfilme, wer was<br />
Neues wollte, ging ins Kreuzberger<br />
Videodrom.<br />
Doch heute steckt dieser Verleih<br />
in der Krise: Das Argument, das<br />
„Drom“ halte Raritäten parat, die es<br />
nirgendwo sonst gäbe, fast vergessene<br />
oder hierzulande nie gezeigte<br />
Kunst wie auch abseitigsten Underground,<br />
zieht kaum noch. DasAngebot<br />
ist da, die fachkundige, meinungsstarke<br />
Beratung auch, aber die<br />
Nachfrage schwindet eben. Man<br />
fragt sich: Ist ein Film, den niemand<br />
sehen kann oder will, wirklich da?<br />
Radikale Kunst<br />
Das neue Staatsballett startet in der Komischen Oper fulminant mit Stücken von Sharon Eyal und Stijn Celis<br />
VonMichaela Schlagenwerth<br />
Sie hat begonnen, die neue<br />
Zeit beim <strong>Berliner</strong> Staatsballett.<br />
Daran besteht nach der<br />
ersten Premiere unter der<br />
Intendanz von Johannes Öhman<br />
kein Zweifel mehr. Es ist nicht so,<br />
dass es in den vergangenen Jahren<br />
unter der Leitung von Nacho Duato<br />
nicht schon das eine oder andereradikal<br />
zeitgenössische Stück beim<br />
Staatsballett gegeben hätte –aber so<br />
etwas wie „Half Life“ von der israelischen<br />
Choreografin Sharon Eyal und<br />
ihrem Co-Choreografen Gai Behar<br />
hat man in Berlin beim Ballett noch<br />
nicht gesehen.<br />
Beklemmend und elektrisierend<br />
ist dieses Stück, monoton und<br />
gleichzeitig hochkomplex. Ori Lichtik,<br />
Sharon Eyals Komponist, hat einen<br />
auf der Stelle tretenden Techno-<br />
Sound entwickelt, der einen vom<br />
ersten Moment an hypnotisch in den<br />
Bann schlägt. Er macht die nur mit<br />
hautfarbenen Leibchen bekleideten<br />
dreizehn Tänzer auf der Bühne der<br />
Komischen Oper und die Zuschauer<br />
im Saal für die Dauer von gut 40 Minuten<br />
zu Komplizen.<br />
Als konforme Fleischmasse, als<br />
geklonte Wesen mit immer gleichen<br />
Bewegungen, die sich abrupt zu anderen<br />
Abläufen formen, zwingen die<br />
Tänzer die Zuschauer in einen bedrohlichen<br />
und unheimlichen<br />
Gleichklang. Jede Abweichung aus<br />
der Gruppe hat etwas Glitschiges,<br />
Abstoßendes. Nur eine, Ilenia Montagnoli,<br />
gibt mit ihren sich in unerbittlicher<br />
Gleichförmigkeit drehenden<br />
Schultern scheinbar den Takt<br />
vor. Aber auch sie ist nur eine Marionette.Genauso<br />
wie der für einen Balletttänzer<br />
ungewöhnlich hochgewachsene<br />
Daniel Norgren-Jensen,<br />
der mit verzerrtem Gesicht wie ein<br />
Frankenstein-Monster aus der homogenen<br />
Masse hervorragt. Ein eigens<br />
für dieses Stückgecasteter Gast,<br />
glaubt man zunächst. Bis Norgren-<br />
Jensen mit einer ganzen Serie von<br />
fulminanten Sprüngen überrascht.<br />
Sharon Eyal setzesich in ihren Arbeiten<br />
mit den Spannungen zwischen<br />
Individuum und Masse auseinander,<br />
hieß es im Vorfeld. Das<br />
klingt beliebig und auch ziemlich<br />
banal. Jetzt aber weiß man, dass dabei<br />
vomgenauen Gegenteil die Rede<br />
ist. Eyal, die vor drei Jahren bei den<br />
Potsdamer Tanztagen und auch<br />
schon einmal in Berlin, 2012 beim<br />
Tanz im August zu sehen war,ist so radikal<br />
und extrem in ihrer Haltung, wie<br />
es derzeit nur wenige andere zeitgenössische<br />
Choreografen sein dürfin<br />
„Half Life“ inszeniertSharon Eyal die Tänzer als Masse.<br />
JUBAL BATTISTI/STAATSBALLETT<br />
ten, die für große Bühnen arbeiten.<br />
„Half Life“ wirkt wie eine postapokalyptischeVision<br />
vongleichgeschalteten<br />
Menschen, irgendwo zwischen<br />
einer aktualisierten Version der expressionistischen<br />
„Metropolis“-Maschinenmenschen,<br />
„Twin Peaks“<br />
und militarisierter Techno-Ekstase<br />
angesiedelt. Eine getanzte Version<br />
zur Serie „Black Mirror“. Hallo,<br />
scheinen uns die Tänzer in ihrer Unerbittlichkeit<br />
zu suggerieren, in dieser<br />
Zukunft sind wir doch längst angekommen.<br />
Gerade erst vorwenigen Wochen,<br />
beim Tanz im August, konnte man<br />
beim Gastspiel der Compagnie des<br />
Choreografen-Stars Wayne McGregor<br />
sehen, wie aufregend und vibrierend<br />
der Zusammenschluss von<br />
klassisch geschulten Tänzern und<br />
zeitgenössischen Choreografen sein<br />
kann. Jetzt, endlich, gibt es das auch<br />
in Berlin.<br />
Denn an diesem „Celis /Eyal“ betitelten<br />
Abend gab es nicht nur mit<br />
„Half Life“ ein herausragendes Stück<br />
von Sharon Eyal und mit „Your passion<br />
is pure joy to me“ ein eher mittelmäßiges,<br />
aber akzeptables Stück<br />
vonStijn Celis zu sehen, die letztlich<br />
viel wichtigereBotschaft war:Dieses<br />
Staatsballett will und kann zeitgenössisch<br />
tanzen – und zwar mit<br />
Wucht und Entschiedenheit. In den<br />
nächsten Monaten steht vor allem<br />
Klassik auf dem Programm des<br />
Staatsballetts. Aber mit dieser Premierezum<br />
Auftakt haben der 51-jährige<br />
Schwede Öhman und die künftige<br />
Co-Intendantin Sasha Waltz, die<br />
in diesem ersten Jahr nur im Hintergrund<br />
mitwirkt, deutlich klargemacht,<br />
dass sie sich nicht vorradikaler<br />
Kunst fürchten.<br />
Bei der Premiere wurde das mit<br />
stehenden Ovationen für Sharin Eyal<br />
und mit viel freundlichem Beifall für<br />
Stijn Celis belohnt. Celis’ Hommage<br />
an Nick Cave, „Your Passion is pure<br />
joy to me“, hat einige starke Momente,<br />
die sich aber nicht verdichten,<br />
nirgendwo hinzuführen scheinen.<br />
Nichtsdestotrotz gibt es einen<br />
starken Schluss. Die langjährige<br />
Gruppentänzerin Xenia Wiest füllt<br />
allein die Bühne der Komischen<br />
Oper mit einer Spannung aus, als<br />
wolle sie die ganze Welt nach dem<br />
Sinn des Lebens befragen. Auch das<br />
dürfte in Zukunft geschehen: Die<br />
Tänzer des Staatsballetts können<br />
sich in ihren Möglichkeiten neu entdecken<br />
und neu entdeckt werden.<br />
Weitere Aufführungen 14.,16., 22.,29. September,2.,<br />
5. und 10. Oktober,Komische Oper,<br />
Karten Tel.:206092630<br />
NACHRICHTEN<br />
Fotograf gibt zu, Bilder für<br />
Trump bearbeitet zu haben<br />
Einvom Weißen Haus beauftragter<br />
Fotograf hat zugegeben, die offiziellen<br />
Bilder vonder Zuschauermenge<br />
bei der Amtseinführung vonUS-Präsisdent<br />
Donald Trump bearbeitet zu<br />
haben. Dasberichtete der Sender<br />
CNN am Sonnabend. Luftbilder der<br />
Zeremonie zeigten erhebliche Lücken<br />
im Zuschauerbereich auf der<br />
Washingtoner Mall. Dieoffiziellen<br />
Bilder des Weißen Hauses waren so<br />
bearbeitet worden, dass die Menge<br />
geschlossener aussieht als in der<br />
Realität. Unterlagen des US-Innenministeriums<br />
zufolge hatte eine Mitarbeiterin<br />
der Kommunikationsabteilung<br />
den Auftrag bekommen, Bilder<br />
zu besorgen. Siehabe nicht den<br />
Auftrag erhalten, die Menge größer<br />
wirken zu lassen. Aber es sei ihr Eindruck<br />
gewesen, dass Trump eine<br />
möglichst große Menge sehen wolle.<br />
Ähnlich äußerte sich der Fotograf,<br />
der letztlich Hand anlegte. (dpa)<br />
Trauer um US-Rapper<br />
Mac Miller<br />
MitBestürzung haben Freunde und<br />
Kollegen auf den überraschenden<br />
Toddes US-Rappers MacMiller reagiert.<br />
Seine Ex-Freundin, die Musikerin<br />
Ariana Grande,erinnerte am<br />
Sonnabend auf Instagram mit einem<br />
Schwarz-Weiß-Foto des Musikers an<br />
ihn. DieRapper G-Eazy und Macklemoresowie<br />
der Sänger John Mayer<br />
gedachten seiner.Millers Familie<br />
hatte am Freitag bekannt gegeben,<br />
dass der 26-Jährige „tragisch gestorben“<br />
sei. MacMiller sprach in seinen<br />
Songs und in Interviews häufig<br />
Suchtprobleme an. (dpa)<br />
Frankreich: Initiative zur<br />
Urheberrechtsreform<br />
AufInitiativevon Frankreichs Kulturministerin<br />
Françoise Nyssen haben<br />
mehr als 200 Persönlichkeiten<br />
aus Politik, Kunst und Medien einen<br />
Appell an das Europaparlament für<br />
eine Reformdes Urheberrechts gestartet.<br />
Internetkonzerne wie Google<br />
und Facebook sollen sich stärker an<br />
den Kosten der vonihnen verbreiteten<br />
Inhalte beteiligen. DasEU-Parlament<br />
verhandelt am 12. September<br />
die Urheberrechtsreform. (AFP)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Internationales Literaturfestival<br />
Warum Krähen<br />
Schlitten fahren<br />
VonPetraKohse<br />
Gartenbühne“ klingt hübsch und scheint<br />
zu Raoul Schrotts Veranstaltungsreihe<br />
zur Evolution der menschlichen Kultur zu<br />
passen. Tatsächlich ist mit diesem Ort aber<br />
die Hinterbühne des Hauses der <strong>Berliner</strong><br />
Festspiele gemeint, die man vom Platz vor<br />
dem Parkhaus aus durch eine –immerhin<br />
das! –scheunentorgroße Tür betritt. Insgesamt<br />
zehn Wissenschaftler wirdder österreichische<br />
Schriftsteller am Ende des Festivals<br />
in diesem schmucklosen Raum zwanglos begrüßt<br />
haben, er wirdjedes Malzehn Minuten<br />
aus einem seiner eigenen Texte eine zum<br />
Thema passende Stelle vorgelesen und dann<br />
dem Gast das Feld überlassen haben.<br />
Dass die Forscher mit ihm hier öffentlich<br />
diskutieren würden, weist Schrott schon bei<br />
der ersten Veranstaltung als Irrtum der Programmheftmacher<br />
bescheiden zurück und<br />
wendet sich den Eingeladenen an diesem und<br />
auch am übernächsten Tagwährend deren<br />
45-minütigen Vorträgen stattdessen hochzufrieden<br />
lauschend zu, als erster, vielleicht etwas<br />
dicht platzierter Zuhörer unter vielen.<br />
Dabei dürfte Raoul Schrott, der mit „Erste<br />
Erde“ vorzweiJahren ein Epos vorgelegt hat,<br />
in dem er etliche Welterforschungsfäden zu<br />
einem beeindruckend vielfältigen Netz von<br />
Geschichten verwob,jedes ihrerWorteschon<br />
kennen. Tatsächlich waren zumindest die<br />
Vorträge der Osnabrücker Kognitionswissenschaftlerin<br />
Simone Pika und des weltbekannten<br />
amerikanischen Linguisten Daniel<br />
L. Everett eher basal angelegt: Simone Pika<br />
kommentierte lustige und auch auf Youtube<br />
kursierende Videos von Schlitten fahrenden<br />
Krähen oder zählenden Papageien, die die<br />
verschieden geartete Intelligenz von Tieren<br />
belegten. Denn es gibt ja nicht den geringsten<br />
biologischen Grund, warum eine Krähe<br />
sich auf einem schneebedeckten Dach wieder<br />
und wieder auf einen Plastikring<br />
schwingt und abwärts saust. Sie tut es nur,<br />
weil sie es kann und es ihr Spaß macht.<br />
Und Everett, dessen Beweis, dass es am<br />
Amazonas eine menschliche Sprache ohne<br />
rekursive (also Relativsätze bildende) Grammatik<br />
gibt, die Linguistenwelt vor einigen<br />
Jahren erschüttert hat, erklärte, dass schon<br />
Homo erectus, der gemeinsame Urahn von<br />
Neandertalern und uns, Symbole benutzte<br />
und daher womöglich bereits vor 1,9 Millionen<br />
Jahren Spracheinunserem Sinne entwickelte.Was<br />
beides, ebenso wie die Beobachtung,<br />
dass äffische Primaten Traditionen<br />
pflegen und Symbole entwickeln, mithin<br />
Kultur haben (worum es am zweiten Tagmit<br />
dem Primatologen Tobias Deschner ging),<br />
den uneingeschränkten Herrschaftsanspruch<br />
unserer Spezies zweifellos unterminiert.<br />
Aber um die ethischen Konsequenzen<br />
einer diesbezüglich vorurteilsfreien Evolutionsforschung<br />
kann es in täglich nur 75 Minuten<br />
natürlich nicht auch noch gehen.<br />
An Raoul Schrott sieht man, dass Forschungsrezeption<br />
durchaus als Lebensaufgabe<br />
taugt, und auch der nicht schriftstellernde<br />
interessierte Laie kann auf dem<br />
Heimweg durch den Festspiele-Garten (den<br />
es tatsächlich gibt, nur ohne Bühne) am Büchertisch<br />
im Foyer täglich aufs Neue seinen<br />
Beutel füllen, in der Hoffnung, alles irgendwann<br />
selbst nachzulesen. Auch das Immermehr<br />
und die Hoffnung sind ja eine Triebfeder<br />
der menschlichen Kultur.<br />
Weiters (wie wir Österreicherinnen sagen)<br />
werden in dieser Woche bei Raoul<br />
Schrott noch die Anfänge der Menschheit,<br />
die Felsmalerei, die Erfindung der Schrift<br />
und das kritische Bewusstsein gestreift.
22 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018<br />
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Feuilleton<br />
Der mexikanische Regisseur Alfonos Cuarón Auge in Auge mit dem ersten Goldenen Löwen für eine Netflix-Produktion.<br />
KIRSTY WIGGLESWORT/AP<br />
Ein Löwe für die Schmuddelkinder<br />
Der Netflix-Film „Roma“ des mexikanischen Regisseurs Alfonso Cuarón gewinnt in Venedig. Florian Henckel von Donnersmarck geht leer aus<br />
VonFrank Olbert<br />
Diese 75. Filmfestspiele von Venedig<br />
werden weniger durch<br />
spektakuläre ästhetische Glanzlichter<br />
als durch filmpolitischeWeichenstellungen<br />
in die Festivalgeschichte<br />
eingehen. Mit Alfonso Cuaróns<br />
„Roma“ triumphiert nämlich nicht<br />
allein das fast schon stille, autobiografisch<br />
geprägte Werk eines Kinoverrückten,<br />
der mitWundertaten wie<br />
„Gravity“ nach der PremiereamLido<br />
in Hollywood bereits Oscars gewann<br />
–„Roma“ wird darüber hinaus von<br />
Netflix vertrieben, von jenem Streamingdienst<br />
aus Kalifornien also, in<br />
dem eingefleischte Cineasten den<br />
leibhaftigen Gottseibeiuns erblicken:<br />
Netflix, so lautet das gängige<br />
Argument, will mit dem Kino nichts<br />
zu tun haben, sondern seine Produkte<br />
exklusiv über seine Online-<br />
Plattform verkaufen. In Cannes hat<br />
man die Schmuddelkinder aus dem<br />
Internet deswegen vomWettbewerb<br />
ausgeschlossen.<br />
Alberto Barbera, Direktor der<br />
Mostra d’Arte Cinematografica, hat<br />
sie alle zur Biennale eingeladen:<br />
Nicht nur Cuarón, sondern auch<br />
Paul Greengrass,den schauspielernden<br />
Regiedebütanten Bradley Cooper<br />
und sogar die beiden Kino-Ikonen<br />
Ethan und Joel Coen. Deren<br />
„Ballad of Buster Scruggs“, ein Episodenfilm<br />
aus dem Wilden Westen,<br />
konnte man ehesten mit Netflix assoziieren,<br />
dessen Markenzeichen<br />
ebenfalls die Serie ist – wie etwa<br />
„Fargo“ nach dem Kinofilm der<br />
Coens.<br />
Indem die Jury unter dem Vorsitz<br />
von Cuaróns Landsmann, des Vorjahres-Gewinners<br />
in Venedig Guillermo<br />
del Toro („Shape of Water“),<br />
gleich zwei Netflix-Produktionen<br />
prämiert, gewinnt Barbera prominente<br />
Unterstützung für seine Politik.<br />
Diese lässt sich so interpretieren,<br />
dass sich die Biennale im Unterschied<br />
zu Cannes dem Dialog mit<br />
den Neulingen nicht verschließen<br />
möchte –was ein grundvernünftiger<br />
Ansatz ist, und obendrein einer, der<br />
gerade auch im Sinne des altehrwürdigen<br />
Kinos verstanden werden<br />
kann.<br />
Ein Gewinner des Goldenen Löwen<br />
gehört zwingend auf die Leinwand.<br />
Dass diese sein angemessenes<br />
Medium ist, müsste und würde<br />
Netflix vermutlich auch ohne diese<br />
Auszeichnung einsehen, denn der<br />
in lyrischem Schwarzweiß gedrehte<br />
„Roma“ bietet Kinobilder,<br />
wie sie von Alfonso Cuarón nicht<br />
anders zu erwarten sind: Panoramen<br />
der mexikanischen Gesellschaft<br />
Anfang der 70er Jahre zwischen<br />
Gewaltherrschaft und Studentenprotesten,<br />
einer äußerst<br />
Die 75. Internationalen Filmfestspiele<br />
Venedig sind am Samstagabend mit der<br />
Preisverleihung zu Ende gegangen. Der<br />
Präsident der Jurywar der mexikanische Regisseur<br />
Guillermo del Toro, dessen Film<br />
„Shape of Water“ den Löwen im vergangenen<br />
Jahr gewann. Hier die wichtigsten Auszeichnungen<br />
im Überblick:<br />
Goldener Löwe für den besten Film:<br />
„Roma“ vonAlfonso Cuarón (Mexiko)<br />
Großer Preis der Jury: „The Favourite“ von<br />
Yorgos Lanthimos (Großbritannien, Irland,<br />
USA)<br />
Silberner Löwe für die beste Regie: Jacques<br />
Audiard für „The Sisters Brothers“ (Frankreich,<br />
Belgien u.a.)<br />
starren sozialen Hierarchie und einer<br />
ebenso rigiden Familienstruktur.<br />
Seinen warmen, ja zärtlichen<br />
Tonerhält der Film durch Cuaróns<br />
Erinnerung ans eigene Aufwachsen,<br />
über das ein mütterliches Kindermädchen<br />
wachte. Diesen<br />
Frauen, den „Mixteca“, die in den<br />
DIE WICHTIGSTEN PREISTRÄGER<br />
Preis für das beste Drehbuch: Ethan und<br />
Joel Coen für „The Ballad of Buster Scruggs“<br />
vonEthan und Joel Coen(USA)<br />
Preis für die beste Schauspielerin:<br />
Olivia Colman für „The Favourite“ von<br />
Yorgos Lanthimos (Großbritannien, Irland,<br />
USA)<br />
Preis für den besten Schauspieler:<br />
Willem Dafoe für „At Eternity's Gate“ von<br />
Julian Schnabel (USA, Frankreich)<br />
Spezialpreis der Jury: „The Nightingale“ von<br />
Jennifer Kent (Australien)<br />
Marcello-Mastroianni-Preis für den besten<br />
Jungdarsteller: Baykali Ganambarrfür „The<br />
Nightingale“ vonJennifer Kent (Australien)<br />
weißen Mittelklassefamilien eine<br />
seltsame Existenz zwischen Zugehörigkeit<br />
und Versklavung führten,<br />
setzt „Roma“ ein Denkmal.<br />
Leider traf Cuarón nicht auf allzu<br />
viele ernsthafte Konkurrenten im<br />
diesjährigen Wettbewerb von Venedig.<br />
Zwar spricht die Jury den Coens<br />
ebenfalls einen Preis zu –„The Ballad<br />
of Buster Scruggs“ zählt aber bei weitem<br />
nicht zu ihren stärksten Filmen,<br />
schon weil die erzählerische Kraft<br />
der einzelnen Wildwest-Episoden<br />
um Revolverhelden, Goldgräber und<br />
Kopfgeldjäger deutlich variiert.<br />
Jacques Audiard für seine Regieleistung<br />
zu rühmen, ist wie der Hauptpreis<br />
für„Roma“ hingegen eine goldrichtige<br />
Entscheidung. „The Sisters<br />
Brothers“ ist ebenfalls ein Western,<br />
aber einer, indem sich die amerikanische<br />
Gesellschaft bereits dem 20.<br />
Jahrhundert zuwendet: Neben die<br />
beiden Haudegen des Films, eben<br />
jene Gebrüder Sisters,treten hier politische<br />
Visionäre, die voneiner Massendemokratie<br />
und wissenschaftlichem<br />
Fortschritt träumen. Wie<br />
Cuarón versteht es auch Audiard,<br />
eine kluge Gesellschaftsanalyse im<br />
Rahmen einer emotional berührenden<br />
Geschichte zu präsentieren.<br />
Was aber haben Bradey Corbets<br />
„Vox Lux“ mit Natalie Portman als<br />
peinlich hysterischem Popstar oder<br />
Luca Guadagninos unfreiwillig komischer<br />
Horrorfilm „Suspiria“ im<br />
Wettbewerb vonVenedig zu suchen?<br />
Tatsächlich hat die Jury -– zu der neben<br />
del Toro unter anderen die<br />
Schauspieler Trine Dyrholm, Naomi<br />
Watts und Christoph Waltz gehörten<br />
– gute Entscheidungen getroffen,<br />
aber viel mehr als die ausgezeichneten<br />
Filme gab es auch nicht zu prämieren,<br />
sieht man von Greengrass’<br />
„22 July“ und dem deutschen Beitrag<br />
„Werkohne Autor“ vonFlorian Henckel<br />
von Donnersmarck ab, die<br />
durchaus zu den diskussionswürdigen<br />
Beiträgen zählten, die aber leer<br />
ausgingen.<br />
Vor allem wird dieser Jahrgang<br />
vonVenedig aber auch durch schauspielerische<br />
Großtaten in Erinnerung<br />
bleiben, und oft wurden sie im<br />
Ensemble erbracht –von dem Männerquartett<br />
aus John C. Reilly, Joaquin<br />
Phoenix, Jake Gyllenhaal und<br />
Riz Ahmed in „The Sisters Brothers“,<br />
von dem weiblichen Trio aus<br />
Emma Stone, Rachel Weisz und Olivia<br />
Colman in Yorge Lanthimos’<br />
„The Favourite“. Dass nur Coleman<br />
für ihre königliche Verkörperung<br />
der zerquälten Queen Anne gewann<br />
sowie der gegerbte Willem Dafoe für<br />
seinen Vincent Van Gogh in Julian<br />
Schnabels „At Eternity’s Gate“ als<br />
Sieger unter den männlichen Darstellern<br />
hervorging, spiegelt ebenfalls<br />
das Gespür der Jury für die herausragenden<br />
Wettbewerbsbeiträge<br />
wider. Die Auszeichnung für Jennifer<br />
Kent („The Nightingale“) verdeckt<br />
nur ungenügend ein Skandalon,<br />
für das del Toros Gremium<br />
freilich nicht verantwortlich ist –<br />
dass Kent die einzige Regisseurin im<br />
Wettbewerb war.<br />
Das Justizopfer als Jedermann<br />
Das ZDF-Drama „Gefangen –Der Fall K“ spielt den Fall des bayerischen Automechanikers Gustl Mollath nach<br />
VonTorsten Wahl<br />
Der Stacheldrahtzaun in der<br />
Wüste scheint aus einem amerikanischen<br />
Knastfilm zu stammen,<br />
im Zaun hängt ein toter Vogel. Ein<br />
grauhaariger Mann schlurft, gefesselt<br />
an Händen und Füßen, zwischen<br />
den Zäunen entlang. Der<br />
Filmtitel „Der Fall K“ assoziiert den<br />
berühmten Herrn K. aus Kafkas<br />
„Prozess“, in der Ouvertüre stellt er<br />
sich dann als Sebastian Kronach vor:<br />
„Ich bin in eine absolut unglaubliche<br />
Geschichte geraten.“<br />
Die echte Geschichte ging 2013<br />
durch alle Medien: Das ZDF-Drama<br />
spielt die Story des Gustl Mollath<br />
nach. Der Automechaniker war sieben<br />
Jahre lang in psychiatrischen<br />
Kliniken gefangen und kam erst frei,<br />
nachdem Medien und die Opposition<br />
in Bayern eineWiederaufnahme<br />
des Verfahrens erzwungen hatten.<br />
Sebastian (Jan Josef Liefers) und seine Frau Elke(Julia Koschitz)<br />
ZDF<br />
Besondere Aufmerksamkeit fand,<br />
dass sich Behauptungen, die ihm vor<br />
Gericht als „Wahn“ ausgelegt worden<br />
waren, als wahr entpuppten:<br />
Seine Ex-Frau, eine Bankmanagerin,<br />
mit der er vorGericht stritt, hatte tatsächlich<br />
illegal Geld in die Schweiz<br />
transferiert. So bediente der Fall<br />
Mollath sogar Verschwörungstheorien:<br />
Ob Banker, reiche Kunden,<br />
Richter oder Psychiater –sie stecken<br />
in Bayern doch alle unter einer Decke.<br />
Mehrfach liefen TV-Dokus über<br />
den Fall, 2015 kam ein Mixaus Doku<br />
und Spielfilm ins Kino.<br />
Der Regisseur Hans Steinbichler<br />
sieht seinen Film als „Erzählung von<br />
behördlicher und institutioneller<br />
Willkür“ –und als Geschichte einer<br />
Liebe,die sich in Hass verwandelt. So<br />
rast das Paar anfangs in einem Sportwagen<br />
noch glücklich durch die Alpen:<br />
Bastl (Jan Josef Liefers) wird angehimmelt<br />
von seiner Elke (Julia Kowürfe<br />
nicht ernst nimmt, sich Untersuchungen<br />
verweigert und auf<br />
einen Anwalt verzichtet, setzt sich<br />
ein Mechanismus in Gang, der ihn<br />
immer fester ergreift.<br />
Francis Fulton-Smith verkörpert<br />
den typisch bayerischen Amigo: Der<br />
schitz). Doch als der Autonarr von<br />
den anrüchigen Bankaktionen seiner<br />
Frau erfährt, zerstreiten sie sich.<br />
Siewirft ihm Gewalt vorund regt einen<br />
befreundeten Psychiater an,<br />
den Geisteszustand ihres Ex zu begutachten.<br />
Während Bastl die Vorfeiste<br />
Richter unterbindet Zigarre<br />
qualmend die Ermittlungen der<br />
Staatsanwaltschaft wegen der<br />
Schwarzgeld-Vorwürfe. Immer wieder<br />
spielt der Film die Melodie von<br />
„Über sieben Brücken“ an. Dabei<br />
ging hier keiner über Brücken: Mollath<br />
verweigerte sich hartnäckig Begutachtungen<br />
und weder Banker,<br />
Gutachter noch Richter wollten öffentlich<br />
Fehler eingestehen.<br />
Zwangsläufig muss das Drehbuch<br />
die Story vereinfachen, die tatsächlich<br />
weitaus verzwickter war. Wer<br />
sich im Netz in die reale Geschichte<br />
einliest, kann Stunden damit zubringen,<br />
den jahrelangen Auseinandersetzungen<br />
zwischen Gutachtern,<br />
Rechtsexperten und Medien zu folgen.<br />
Denn während das ARD-Magazin<br />
„Report“ und die Süddeutsche<br />
<strong>Zeitung</strong> sich hartnäckig für Mollath<br />
einsetzten, tat der Spiegel den Justiz-<br />
Skandal zunächst als „heiße Luft“ ab,<br />
die Zeit schrieb über einen „Kranken“<br />
als falschen Helden.<br />
Während das Original Mollath<br />
eine widersprüchliche, schwierige<br />
Person ist, zeigt der ZDF-Film seinen<br />
Helden als unbeugsamen Gerechtigkeitsfanatiker,<br />
erzählt ganz aus der<br />
Perspektive Bastls und lässt keinerlei<br />
Zweifel an seiner Unschuld aufkommen.<br />
Jan Josef Liefers, mit auffällig<br />
angeklebtem Schäuzer, spielt einen<br />
sympathischen Jedermann, dessen<br />
Schicksal die Konsequenz nahelegt:<br />
Das hätte jedem passieren können.<br />
Im Abspann werden juristische Folgen<br />
eingeblendet: Straftäter müssen<br />
inzwischen häufiger psychiatrisch<br />
untersucht werden. Der echte Gustl<br />
Mollath streitet heute noch mit dem<br />
Freistaat Bayern um die Höhe seiner<br />
Entschädigung, seine Ex-Frau starb<br />
im letzten Jahr mit 56 Jahren an Krebs.<br />
Gefangen –Der Fall K. –Mo, 10.9., 20.15, ZDF
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 23<br />
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Feuilleton<br />
Er wimmert,<br />
singt, schluchzt<br />
und schreit<br />
Das Musikfest zeigt Extreme<br />
in neuen Kompositionen<br />
VonClemens Haustein<br />
Nimmt man die sogenannte<br />
Neue Musik als ein Phänomen,<br />
in dessen Verlauf sich extreme Positionen<br />
herausgebildet haben, dann<br />
betrifft das auch den Emotionsgehalt.<br />
Musik, die so schockiert, dass<br />
man sich am liebsten vonihr abkehren<br />
möchte, steht Musik gegenüber,<br />
die kaum an das Gefühl appelliert<br />
und den Zuhörer streng auf die<br />
Ebene ihrer Konstruktion verweist.<br />
Beide Extreme wurden nun beim<br />
Musikfest vorgeführt. DieMünchner<br />
Philharmoniker machten am Freitagabend<br />
in der Philharmonie den<br />
Anfang.Winrich Hopp,der künstlerische<br />
Leiter des Musikfestes,hatteValery<br />
Gergiev, den Chefdirigenten der<br />
Münchner, für Bernd Alois Zimmermanns<br />
„ekklesiastische Aktion“ mit<br />
dem Titel: „Ich wandte mich und sah<br />
an alles Unrecht, das geschah unter<br />
der Sonne“ begeisternkönnen.<br />
VomWeltkrieg gezeichnet<br />
Den russischen Dirigenten dürfte<br />
unter anderem gereizt haben, dass<br />
Zimmermann nicht nur Texte aus<br />
dem Prediger-Buch des Alten Testaments<br />
verwendet, sondern auch<br />
Passagen aus Dostojewskis „Brüder<br />
Karamasow“. Es sind Texte der tiefen<br />
Enttäuschung über das Leid der<br />
Welt, und Zimmermann, der vonseinen<br />
Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg<br />
tief gezeichnete, greift zu drastischen<br />
Mitteln: Zwischen geisterhafter<br />
Blässe und wütendem Lärm<br />
bewegt sich die Musik, zwei Sprecher<br />
rezitieren dramatisch, ein Gesangssolist<br />
singt, wimmert, schluchzt und<br />
schreit. Der Bariton Georg Nigl verleiht<br />
dem hemmungslosen Ausdruck<br />
–aufgerissenen Auges und wie<br />
unter Qualen sich windend. Josef<br />
Bierbichler, der an diesem Abend<br />
fleißig seine Rolle als großer Verweigerer<br />
pflegt, nur finster auf die<br />
Bühne stapft und kaum ein Kopfnicken<br />
sich abringen kann als Dank für<br />
den Applaus,spricht den Großinquisitor<br />
aus Dostojewskis Roman mit<br />
leiser Gefährlichkeit, bayerisch grantelnd,<br />
mit Bierzorn polternd.<br />
Das alles hat auch seine peinlichen<br />
Seiten. Siehaben nicht nur mit<br />
der Darstellung an diesem Abend zu<br />
tun, sondern mit Zimmermanns<br />
Stück, das nichts ist als hoffnungslose<br />
Anklage: Die Welt ist schlecht!<br />
Und ich hätte eine viel bessere verdient<br />
gehabt!<br />
So tragisch Zimmermanns<br />
Schicksal war (am Tagnach der Vollendung<br />
des Stückes nahm er sich das<br />
Leben), diese„Aktion“ als sein letztes<br />
Werk spricht auch von einer Selbstbezogenheit,<br />
der man nicht so gerne<br />
zustimmen möchte.Dazu gehörtbei<br />
Zimmermann auch pathetischer<br />
Kitsch wie das feierlich dargebotene<br />
Zitat von Bachs Choral „Es ist genug“,<br />
mit dem das Werk (und damit<br />
also auch Zimmermanns gesamtes<br />
Werk)zuEnde geht.<br />
Debüt mit der linken Hand<br />
Solchermaßen in emotionale Geiselhaft<br />
genommen, versprach das Konzert<br />
der <strong>Berliner</strong> Philharmoniker am<br />
Sonnabend eigentlich Erholung. Sir<br />
George Benjamin stellte sich dortals<br />
diesjähriger „composer in residence“<br />
der Philharmoniker vor und<br />
präsentierte sich dabei –auch dirigierend<br />
–als Künstler des anderen<br />
Extrems. Nur schwer nachzufühlen<br />
ist die Musik seiner „Palimpsests“,<br />
äußerst elaborierterscheint sie in ihrer<br />
Machart und in der komplexen<br />
Ordnung schon wieder dem Chaos<br />
verwandt. Abseits davon gab Cédric<br />
Tiberghien ein glänzendes Philharmoniker-Debüt<br />
mit Maurice Ravels<br />
Klavierkonzert für die linke Hand:<br />
poetisch, ohne sentimental zu sein,<br />
kraftvoll, ohne dadurch die Transparenz<br />
des Spiels zu stören. Auf sein<br />
beidhändiges Debüt beim Orchester<br />
darfman sich also freuen.<br />
Das Bett ist voll: Sophie Rois im weißen Nachthemd in der ersten René-Pollesch-Uraufführung „Crybaby“ am Deutschen Theater.<br />
Die Tücken der Harmonie<br />
Postdramatische Utopien am Gorki und am Deutschen –wokommen wir denn da hin?<br />
VonUlrich Seidler<br />
Die Spielzeit begann am<br />
Wochenende am Maxim-Gorki-Theater<br />
und<br />
dem Deutschen Theater<br />
mit drei gut einstündigen Stückentwicklungen,<br />
die da einsetzen, wo<br />
die Konventionen des bürgerlichen<br />
Dramas aufhören. Wenn das so weitergeht,<br />
wirdesmöglicherweise bald<br />
sehr ruhig auf deutschen Bühnen<br />
sein, denn was zuerst und gründlich<br />
überwunden werden soll, ist der<br />
Konflikt.<br />
Bei der heiß ersehnten ersten<br />
René-Pollesch-Uraufführung „Cry<br />
baby“ mit Sophie Rois am Deutschen<br />
Theater (mit der nach derWiederkehr<br />
von Frank Castorf und Herbert<br />
Fritsch an <strong>Berliner</strong> Ensemble<br />
und Schaubühne nun die Verpflanzung<br />
und Verkupplung der lebensfähigen<br />
Volksbühnen-Familienreste<br />
mit anderen innerstädtischen Ensembles<br />
vollzogen ist) gibt der alles<br />
gleichmachende und versöhnende<br />
Schlaf den Grundakkord vor. Sophie<br />
Rois ist schon beim Auftritt im weißen<br />
Nachthemd hundemüde. So<br />
müde, wie eine Diva nur sein kann,<br />
also mit Grandezza und unter Einbezug<br />
der ganzen, aus tiefem Herzen<br />
Anteil nehmenden Welt.<br />
EinStapel vonKonkurrentinnen<br />
Sie tappt auf ein fahrbares Bett zu,<br />
das allerdings mit jedem Schritt belegter<br />
ist. Schließlich kuschelt sich<br />
ein ganzer Chor von zwölf in spielzeugbunte<br />
Seidenpyjamas gesteckten<br />
jungen Frauen auf der Matratze,<br />
und für die Diva inWeiß ist kein Platz<br />
mehr. Wer würde angesichts eines<br />
solchen zu bewältigenden Stapels<br />
von eifrigen Konkurrentinnen nicht<br />
noch müder werden? Und als dann<br />
auch noch Christine Große als ihr<br />
Lebensgefährte auftritt und das<br />
Thema Sexmangel besprechen<br />
möchte,ahnen wir,dass es kein Entrinnen<br />
aus dem Drama gibt. Dass es<br />
keine Flucht gibt, weder auf die Metaebene<br />
(das Bühnenbild verdoppelt<br />
das Portal des Deutschen Theaters)<br />
noch in Tiefschlaf oder Ohnmacht.<br />
„Ich zeige Ihnen jetzt acht Stunden<br />
über den Schlaf, die Sie unbedingt<br />
gesehen haben müssen!“, ruft Sophie<br />
Rois in ihrer Bedrängnis und<br />
quetscht sich aufs Bett.<br />
Die Drohung bleibt leer. Der<br />
Abend versucht in 65 Minuten alle<br />
möglichen Arten vontheater-und kapitalismusimmanenten<br />
Ordnungen<br />
zu unterwandern, manövriert sich<br />
mit fröhlicher Unbekümmertheit in<br />
Repräsentanzsackgassen hinein und<br />
wechselt, wenn es nicht mehr weitergeht,<br />
nach einer choreografischen<br />
Einlage zu schönster Musik die Platte.<br />
Rasender Stillstand und gute Laune<br />
müssen sich keinesfalls ausschließen.<br />
Auch im Gorki ging es am Freitag<br />
in einer Doppelpremiere um eine<br />
Grundkritik des mithilfe vonKonflikten<br />
und Hierarchien eingerichteten<br />
Theaters. ImStudio, bei „You are not<br />
Im Bademantel lässt es sich gut über sexuelle Erlebnisse reden: „Yes but no“.<br />
Auf schiefer Ebene: Szene aus „You are not the hero of this story“<br />
the hero of this story“ von Lucien<br />
Haug und Suna Gürler, ist das vor allem<br />
ein sportlich-grammatikalisches<br />
Experiment. Vier Schauspielerinnen<br />
und ein Schauspieler, alle mit Businessanzug,<br />
weißen Sneakernund angeklebten<br />
Oberlippenbärten, turnen<br />
auf einer schiefen Ebene marschierende<br />
und rutschende Gruppenchoreografien<br />
vor, bei denen immer wieder<br />
ein Protagonist abgesondertwird.<br />
Nach einem kurzen Machtrausch<br />
geht es ihm an den Kragen, weil es ungerecht<br />
ist, wenn jemand mehr Aufmerksamkeit<br />
bekommt, seine Figur<br />
individualisieren darf, zum Subjekt<br />
der Erzählung erhoben wird, was die<br />
anderen herabsetzt.<br />
Da diese Objektgruppe nun aber<br />
die Mehrheit bildet, dauert esnicht<br />
lang, bis der Augenblicksprotagonist<br />
geschluckt ist und der nächste ausgespuckt<br />
wird, weil sich ohne Subjekt<br />
nun einmal nichts erzählen lässt.<br />
Auch dieser,allerdings nach Erschöpfung<br />
strebende Metakampf tritt auf<br />
der Stelle. Zur Auflockerung werden<br />
Zitate von Männern über das Mannsein,<br />
Metoo und Macht eingespielt,<br />
die es dem Zuschauer leicht machen,<br />
MAIFOTO<br />
UTE LANGKAFEL/MAIFOTO<br />
durch Abgrenzung ein Gefühl der<br />
moralisch intellektuellen Überlegenheit<br />
zu gewinnen. Auch wieder ungerecht!<br />
Das eigentliche Ich-wir-die-<br />
Problem aber,die kategorische Organisation<br />
des Miteinanders als ein Gegeneinander,<br />
lässt sich einfach nicht<br />
anders erzählen –und mithin auch<br />
nicht anders leben. DerKampf ist erst<br />
vorbei, als alle ausgepowert sind.<br />
In „Yes but no“, dem neuen, von<br />
Yael Ronen und ihrem Ensemble zusammengestellten<br />
Programm wird<br />
es expliziter. Hier wird das Metoo-<br />
Thema konkret und (pseudo?)-biografisch<br />
unterfüttert. Fünf Schauspieler<br />
erzählen vonsexuellen Erlebnissen,<br />
von ersten unschuldigen<br />
Entdeckungen, skurrilen Selbstbefriedigungsmethoden<br />
und zwischenmenschlichen<br />
Missverständnissen,<br />
bei denen man nicht ganz sicher<br />
sein kann, ab wann sie verletzend<br />
sind. Auf einmal hört man von<br />
Nötigung, Missbrauch und Vergewaltigung,<br />
von seelischen Wunden,<br />
ohne dass man den Moment, an<br />
dem es gekippt ist, bemerkt hätte.Bis<br />
wann ist es lustig, ab wann ist es<br />
falsch? Funktioniert zwischenmenschlicher<br />
Sex überhaupt ohne<br />
Macht, Schuld und Scham, ohne<br />
Überwindung und Unterwerfung –<br />
also ohne Konflikt? Denn auch die<br />
Suche nach dem Einklang nimmt<br />
sich Ronen zur Zielscheibe für ihren<br />
Humor, der in den Songs von Yaniv<br />
Fridel und Shlomi Shaban seine<br />
handfeste ironische Entsprechung<br />
findet.<br />
Besonders hübsch ist ein Duett,<br />
das die Steigerung der Lust durch<br />
eine detaillierte Vertragsaufsetzung<br />
vor dem einvernehmlichen Geschlechtsverkehrs<br />
besingt, und das<br />
sich unvermeidlich zum Quartett<br />
(mit Anwälten) auswächst. Und der<br />
Männlichkeit, die sich einerseits von<br />
ihrer traditionellen Rolle, andererseits<br />
vondemWunsch alles richtig zu<br />
machen unter Druck gesetzt sieht,<br />
wird schmissig und schwungvoll geraten,<br />
sich mindestens einmal im Leben<br />
penetrieren zu lassen. Diemagische<br />
Hintertür werde aufgestoßen,<br />
ein Weg ins Innere gefunden und<br />
mithin das Herz geöffnet. Eine Erfahrung,<br />
die solche weltverändernden<br />
Leute wie Trump, Hitler, Freud<br />
und Justin Bieber verpasst hätten. Ist<br />
das die Lösung?<br />
Hermit dem Konsens<br />
ARNO DECLAIR<br />
Auf die Auslebung von Lust der Einfachheit<br />
halber zu verzichten, dazu<br />
sind die in Bademänteln auftretenden<br />
Spieler jedenfalls nicht bereit.<br />
Die erotisch aufgeladenen Gesangsstimmen<br />
von Lindy Larsson und<br />
Riah May Knight oder die begehrlichen<br />
Fleischfresserblicke von Orit<br />
Nahmias müssen irgendwie kontrolliert<br />
und zivilisiert abgefangen werden.<br />
Eine Utopie muss her, und die<br />
Losung heißt: Schluss mit der Dominanz,<br />
her mit dem Konsens! Alle sollen<br />
mit allem einverstanden sein.<br />
Gute Idee, die aber den Toddes<br />
Theaters bedeutet. Zumal in diesem<br />
Fall auch noch die Hierarchie zwischen<br />
Publikum und Bühne aufgegeben<br />
wirdund man sich nach einer<br />
Pause in einer von fünf Gruppen<br />
wiederfindet, die sich zu therapeutischen<br />
Workshops versammeln. Ein<br />
dicker Meta-Joke oder praktische<br />
Weltverbesserung?<br />
Es gibt Nähe-Distanz-Spiele zu<br />
Wohlfühlmusik, man ist eingeladen,<br />
ein Gegenüber zu finden, zu konversieren,<br />
symbolische Masken lästiger<br />
Konventionen abzustreifen, einander<br />
in die Augen zu blicken und sich<br />
vielleicht, nach angezeigter Übereinkunft,<br />
fünf Sekunden lang zu umarmen.<br />
Der Theaterkritiker hat sich in<br />
einem sicheren Winkel positioniert<br />
und zur Tarnung das Aussehen eines<br />
Bühnentechnikers angenommen.<br />
Youare not thehero of thisstory 13., 14.9.,<br />
20.30 Uhr,Gorki-Studio<br />
Yesbut no 13., 28.9., 19.30 Uhr,Gorki-Theater,<br />
Karten unterTel.: 20221115 oder:gorki.de<br />
Crybaby 13.,21.9., DeutschesTheater,<br />
Tel.: 28441225 oder:deutschestheater.de<br />
Boykottaufruf<br />
für Eurovision<br />
Song Contest<br />
Kulturschaffende gegen<br />
Ausrichtung in Israel<br />
Dutzende Kulturschaffende haben<br />
sich gegen die Ausrichtung<br />
des Eurovision Song Contest (ESC) in<br />
Israel ausgesprochen. Als Grund für<br />
den Boykottaufruf werden Menschenrechtsverletzungen<br />
des<br />
Landes gegen Palästinenser genannt.<br />
Zu den Unterzeichnern des<br />
Schreibens,das auf der Webseite der<br />
britischen <strong>Zeitung</strong> The Guardian<br />
veröffentlicht wurde, zählen der<br />
Pink-Floyd-Mitbegründer RogerWaters<br />
und der britische Filmemacher<br />
KenLoach –beide sind als pro-palästinensische<br />
Aktivisten bekannt.<br />
Auch die Regisseure Aki Kaurismäki<br />
und Mike Leigh, die Schauspielerin<br />
Julie Christie, der Sänger Helmut<br />
Lotti und der Musiker Brian Enostehen<br />
unter dem offenen Brief auf der<br />
Liste –ebenso wie sechs israelische<br />
Künstler.<br />
Die israelische Sängerin Netta<br />
hatte im Mai mit ihrem Song „Toy“<br />
den ESC in Portugal gewonnen. Dadurch<br />
findet der Wettbewerb im Mai<br />
2019 regulär in dem Land statt. Boykottaufrufe<br />
gegen Israel gibt es immer<br />
wieder.Sie sind umstritten, weil<br />
Kritiker darin die Grenze zum Antisemitismus<br />
überschritten sehen.<br />
In dem Brief vomFreitag wirddie<br />
Europäische Rundfunkunion (EBU)<br />
dazu aufgerufen, den Event an ein<br />
anderes Land zu vergeben. „Bis Palästinenser<br />
Freiheit, Gerechtigkeit<br />
und gleiche Rechte genießen, sollte<br />
es keine Normalität mit einem Staat<br />
geben, der ihnen ihre Grundrechte<br />
verwehrt“, so die Forderung. Die<br />
EBU äußerte sich auf Anfrage der<br />
Deutschen Presse-Agentur zunächst<br />
nicht dazu.<br />
Ähnliche Boykottaufrufe hatte es<br />
zuletzt auch in Deutschland gegeben.<br />
Dahinter steckt oft die pro-palästinensische<br />
und anti-israelische<br />
Initiative BDS (Boykott, Desinvestitionen<br />
und Sanktionen). Der Rockmusiker<br />
Roger Waters gilt als prominentester<br />
Fürsprecher vonBDS. Ihm<br />
wird vorgeworfen, mit seiner harschen<br />
Kritik an Israels Regierung in<br />
Antisemitismus abzugleiten –erbestreitet<br />
den Vorwurf der antisemitischen<br />
Stimmungsmache. Mehrere<br />
ARD-Anstalten verzichteten darauf,<br />
Waters' Deutschland-Konzerte im<br />
Juni zu präsentieren.<br />
EinSprecher vonIsraels Ministerpräsident<br />
Benjamin Netanjahu äußerte<br />
sich zunächst nicht zu dem<br />
Aufruf, ebenso wenig das Außenministerium.<br />
Eine Sprecherin des für<br />
die Ausstrahlung zuständigen Fernsehsenders<br />
Kan sagte, esgebe keine<br />
Stellungnahme dazu. Internationale<br />
Künstler haben in der Vergangenheit<br />
immer wieder wegen Boykott-Aufrufen<br />
Auftritte in Israel abgesagt. Ende<br />
August hatte die US-Sängerin Lana<br />
del ReyihreZusage für einen Auftritt<br />
bei einem Festival im Norden Israels<br />
zurückgezogen. Ebenfalls im August<br />
hatten sechs Bands ihre Teilnahme<br />
am <strong>Berliner</strong> Festival Pop-Kultur abgesagt,<br />
weil sich die israelische Botschaft<br />
an den Reisekosten für israelische<br />
Künstler, die bei dem Festival<br />
auftraten, beteiligt hatte.(dpa/BLZ)<br />
TOP 10<br />
Sonnabend, 8.September<br />
1 Wilsberg ZDF 6,54 26 %<br />
2 Ich weiß alles! ARD 4,21 18 %<br />
3 Tagesschau ARD 4,09 19 %<br />
4 Der Kriminalist ZDF 3,52 15 %<br />
5 heute ZDF 3,03 19 %<br />
6 Die Bergretter ZDF 2,70 14 %<br />
7 Tagesthemen ARD 2,34 14 %<br />
8 RTL Aktuell RTL 2,27 15 %<br />
9 heute journal ZDF 2,01 10 %<br />
10 SokoWien ZDF 1,70 13 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Die Therapie<br />
Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />
19.30: Roméo und Juliette<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Die Zofen<br />
GarnTheater (✆ 78 95 13 46)<br />
20.30: Das verräterische Herz<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
19.30: Die Letzten<br />
Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />
20.00: Wolfskinder<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
20.00 Saal B: Fräulein Julie<br />
Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Der Stellvertreter<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />
20.00: Nutten, Koks und frische Erdbeeren –Die<br />
Geschichte des deutschen Schlagers (MaryRoos und<br />
Wolfgang Trepper)<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: TheatersportBerlin: Das Match<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
20.00: Zirkus Angela –Schicksalsjahre einer Kanzlerin<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: Best of (Fil)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Der Kanzlerchauffeur... bremst für<br />
Deutschland! (Michael Frowin)<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Ver(f)logene Gesellschaft<br />
KLASSIK<br />
Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche (✆ 218 50 23)<br />
19.30: Christina Roterberg (Sopran), Amelie Baier<br />
(Alt), Volker Arndt (Tenor), Jörg Gottschick (Bass),<br />
Bach-Chor,Bach-Collegium, Ltg.Achim Zimmermann,<br />
J.S. Bach: Magnificat; J. Brahms: Trio für Klavier,Cello<br />
und Klarinette,J.Rheinberger:Abendlied–Benefizkonzertaus<br />
Anlass des Welttages der Suizidprävention<br />
19.30: Bach-Chor,Bach-Collegium, Solisten des Carl<br />
Philipp Emaniel Bach-Gymnasiums, Benefizkonzert<br />
aus Anlass des Welttages der Suizidprävention<br />
Martin-Luther-Kirche Neukölln (✆ 623 30 58)<br />
19.30: Tenöre4You –Toni Di Napoli &Pietro Pato,<br />
Klassik &Pop<br />
Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />
19.30: Ensembleintercontemporain, Ltg. Matthias<br />
Pintscher,Salomé Haller (Mezzosopran), Dimitri<br />
Vassilakis (Klavier), Musikfest Berlin, AlbanBerg: Vier<br />
Stückefür Klarinette und Klavier op. 5; Gérard Grisey:<br />
„Vortex temporum I-III“,für Klavier und fünf Instrumente;<br />
Pierre Boulez: „Le Marteau sans maître“<br />
KINDER<br />
AquaDom &Sea Life Berlin (✆ 99 28 00)<br />
10.00: Saurier der Meere<br />
Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Klax-Kinderkunstgalerie (✆ 34 74 53 46)<br />
10.00: Farbenfroher Zwergenzauber,Kita Zwergenland<br />
aus Rathenow, Aquarellbildern, Collagen, Acrylbildern,<br />
Kreidearbeiten, Werken mit Temperafarben und Aquatinta,<br />
Tonarbeiten und zahlreichen Gemeinschaftsarbeiten<br />
aus der Krippe.<br />
Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem Vielfalter,Lernvielspaß<br />
für Mitmachkinder (ab 3bis 11 J.)<br />
Theater an derParkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Lunaris. Ein Weltraummärchen, United Puppets<br />
(ab 4bis 9J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Begine (✆ 215 14 14)<br />
19.00: Literaturrunde: Der Klang derFremde, Kim<br />
Thúy,anschl. Diskussion<br />
Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (✆ 25 48 91 00)<br />
19.30 Seitenbühne:Internationales Literaturfestival:<br />
Gun Love,Jennifer Clement, mit Regina Gisbertz,<br />
Lesung und Gespräch, Mod.: Daniel Schreiber,in<br />
engl. u. dt. Sprache<br />
19.30 Mittelbühne: Internationales Literaturfestival:<br />
Herbstkind, Laksmi Pamuntjak, mit Julia Malik, Lesung<br />
und Gespräch, Mod. Bernhard Robben, in engl. Sprache<br />
21.00 Bühne am Garten: Internationales Literaturfestival:<br />
Der Trost des Nachthimmels, DževadKarahasan,<br />
Lesung und Gespräch, Mod. Jörg Plath<br />
21.00 Mittelbühne: Internationales Literaturfestival:<br />
The President’sGardens, Muhsin al-Ramli, mit Tim<br />
Forssmann, Lesung &Gespräch, Mod. Stefan Weidner,inarab.u.dt.<br />
Sprache<br />
Institut Francais Berlin –Maison de France<br />
(Kurfürstendamm 211) 19.00: Internationales<br />
Literaturfestival: The Baghdad Clock, Shahad al-Rawi,<br />
Lesung &Gespräch, in arab.u.dt. Sprache<br />
21.00: Internationales Literaturfestival: The Lizard<br />
Cage, Karen Konnelly,Lesung &Gespräch, Mod.:<br />
Bernhard Robben, in engl. Sprache<br />
Literaturhaus Berlin (✆ 88 72 86 -0)<br />
18.00 Gr.Saal: Internationales Literaturfestival:<br />
The Poet’sCollection, Christiane Collorio, Michalel<br />
Krüger,UlrikeDraesner,MirkoBonné, AlissaWalser,<br />
Hörbuchpremiere &Gespräch, Mod.: SilkeBehl, in<br />
engl. u. dt. Sprache<br />
21.00: Wortservierung: Vondieser Welt, vonJames<br />
Baldwin mit Richard Burger<br />
21.00 Gr.Saal: Internationales Literaturfestival: Once<br />
we were there, Bernice Chauly,Lesung &Gespräch,<br />
Mod.: Zara Rahman, in engl. Sprache<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
20.00 Kl. Salon: Autorenforum: Lesen –Zuhören –<br />
Diskutieren, Vorlesen unveröffentlichter Texte<br />
Silent Green Kulturquartier (✆ 46 06 73 24)<br />
19.30: Bungalow, Helene Hegemann<br />
SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />
19.00: Lesedüne, Marc-UweKling,Julius Fischer,<br />
SebastianLehmann, Maik Martschinkowsky u. a., mit<br />
Musik vonBoris the Beast<br />
Tucholsky-Buchhandlung (✆ 27 57 76 63)<br />
19.00: Nachbarschaftstreffen: Literaturtips aus der<br />
Nachbarschaft<br />
Vaganten Bühne (✆ 312 45 29)<br />
20.00: Montagslesung: Walter Benjamin –Streifzügedurch<br />
das literarische Berlin, mit Reinhard<br />
Scheunemann<br />
FÜHRUNG<br />
Alter Fritz (✆ 017 59 50 74 36)<br />
14.00: Erlebnistour mit Friedrichdem Großen: Vom<br />
Schloss in den Reichstag,Treff: <strong>Berliner</strong> Schloss, vor<br />
Eing.Humboldt-Box. Anm. erf.<br />
<strong>Berliner</strong> Unterwelten (✆ 49 91 05 17)<br />
12.00, 14.00, 16.00: Dunkle Welten, Treff: südlicher<br />
Zugang zum U-Bhf. Gesundbrunnen<br />
Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />
14.00: Kuratorenführung in den aktuellenAusstellungen<br />
14.00: Kuratorenführung in den aktuellen Ausstellungen<br />
Bärentouren (✆ 46 06 37 88)<br />
14.00: Bunker und Botanik im Humboldthain –<br />
Geschichts- und Biologieführung im Stadtbiotop vom<br />
2. Weltkrieg bis heute, Treff: Eing.S-Bhf. Humboldthain,<br />
Hochstr.. Anm. erf.<br />
16.00: Berlin zur Zeit der Romantik –Literaturführung<br />
vonE.T.A. Hoffmann über die Brüder Grimm bis<br />
AdalbertChamisso, Treff: Schillerdenkmal, Gendarmenmarkt.<br />
Anm. erf.<br />
20.00: Fledermaustour –Alt-<strong>Berliner</strong> Sagen und<br />
Anekdoten: Romantiktour zwischen Hackeschem<br />
Markt und Klosterviertel, Treff: Hackescher Markt vor<br />
Restaurant „Ossena“. Anm. erf.<br />
Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />
12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí–Die Ausstellung<br />
am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />
Diskussion<br />
Die neuen<br />
politischen<br />
Führer<br />
Der Soziologe Heinz Bude,<br />
Jahrgang 1954, ist einer<br />
der wichtigsten Deuter deutscher<br />
Gegenwart. An vier<br />
Abenden, von September bis<br />
Dezember, wird er an der<br />
Schaubühne mit Gästen über<br />
das Thema „Demokratie ohne<br />
Mehrheit“ diskutieren. DerTitel<br />
spielt darauf an, dass weder<br />
die Parteien im bürgerlichkonservativen<br />
noch die im sozialdemokratischen<br />
Lager<br />
mehr regierungsfähige Mehrheiten<br />
zustande bekommen.<br />
Stattdessen scheinen die westlichen<br />
Demokratien wieder in<br />
einer Zeit der charismatischen<br />
Herrschaft angekommen zu<br />
sein, insofernals es die Führer<br />
von Bewegungen sind, die<br />
Mehrheiten schaffen. Emmanuel<br />
Macron, Victor Orban,<br />
Donald Trump oder Sebastian<br />
Kurz, beispielsweise. Wie<br />
kommt das?Waskann man davonhalten?<br />
Waswirddaraus?<br />
Susanne Lenz<br />
Streitums Politische 19.30 Uhr,<br />
Schaubühne am LehninerPlatz, Kurfürstendamm<br />
153, Tel.: 890023<br />
„Wir haben eine neue Autorin“, schrieb der Kritiker dieser <strong>Zeitung</strong> über Irene Moessingers„Berlin liegt am Meer“. Tatsächlich gelang der heu<br />
Sie sei eine „unmögliche Ermöglicherin“<br />
gewesen,<br />
schreibt der Kabarettist<br />
Arnulf Rating in seinem Epilog<br />
zu Irene Moessingers Memoiren:<br />
„eine, die für unmöglich Gehaltenes<br />
auf sehr ungewöhnliche Weise möglich<br />
machen konnte“. DerMann weiß<br />
natürlich, wovon erspricht: Als jugendliche<br />
Spaß-Guerilleros gehörten<br />
er und seine„3Tornados“ in Moessingers<br />
grünem Zelt am PotsdamerPlatz<br />
zu den Attraktionen der ersten<br />
Stunde. Bei der Eröffnungsshow im<br />
Jahr 1980 rollte die Truppe in einem<br />
Heuwagen in die Manege, eine leibhaftige<br />
Kuhwar hinten angebunden,<br />
und zu Quetschkommodenklängen<br />
wurde die „Freie Freakrepublik“<br />
Westberlin ausgerufen.<br />
Es war die Geburtsstunde des<br />
Tempodrom, Brutstätte der Westberliner<br />
Off-Kultur,die es bis dahin nicht<br />
gab,mitten in der Staubwüste an der<br />
Mauer,„exterritoriales Gelände, eine<br />
utopische Zwischenwelt zwischen<br />
West und Ost, nicht Bundesrepublik,<br />
nicht DDR, sonderneine Alternative,<br />
als sei Anarchie doch machbar“, wie<br />
ein anderer der vielen Weggefährten<br />
erzählt, die Irene Moessinger für<br />
Das Zelt ist<br />
nicht genug<br />
Stadtguerilla, Rauch-Haus,<br />
Tempodrom:IreneMoessinger erzählt ihr<br />
Leben als bundesrepublikanischen<br />
Entwicklungsroman<br />
Christian Seidl<br />
freut sich bei der Buchpremiere<br />
vonHelene Hegemann<br />
fast noch mehr auf die Moderatorin als<br />
auf die Autorin: Durch den Abend<br />
führtdie große Marion Brasch.<br />
„Berlin liegt am Meer“ aufgesucht<br />
hat, um die alten Tage noch einmal<br />
Revuepassieren zu lassen.<br />
Die unmögliche Ermöglicherin<br />
zeigtsich bei alldem aber nicht allein<br />
in ihrem Lebenswerk–sondernauch<br />
in demUmstand,dass dasBuchkeine<br />
reine nostalgietrunkene Chronik des<br />
versunkenen Westberlin geworden<br />
ist, sondernein StückLiteratur.Moessinger<br />
rekapituliert und reflektiert<br />
weitgehend im Präsens in der dritten<br />
Person –und dieses „sie“ erscheint<br />
wie durch einen Sepia-Filter,sonderbar<br />
surreal. Etwa, wenn sie von dem<br />
Moment erzählt, als ihr im Internat in<br />
Salem die Trennung ihrer Eltern gewahr<br />
wird und sie unvermittelt losschreit:„Der<br />
Direktor wirdgerufen. Er<br />
spricht sie mehrmals an. Da holt er<br />
aus und gibt ihr zwei schallende Ohrfeigen.<br />
Sie verstummt. Vorihren Augen<br />
verblasst das Verlorene, der<br />
Strand, die Sonne,das Meer.Die Freiheit<br />
des Spielens, die Nacktheit der<br />
Haut, die Elternvereint.“<br />
Das bewahrt Irene Moessingers<br />
Lebensgeschichte vor der latenten<br />
Gefahr,inaschenbrödelhaften Kitsch<br />
abzudriften. Denn das Ganzeist ja im<br />
Grunde ein Märchen: vom kleinen<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Mamma<br />
Mia! Here We Go Again 15.00, 20.15; Grüner<br />
wirdís nicht 17.35<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Kindeswohl<br />
14.30, 17.00; Preview: Glücklich wie Lazzaro<br />
19.30<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Gundermann<br />
14.30, 17.30, 20.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Das schönste<br />
Mädchen der Welt 15.30, 18.00, 20.30; Das<br />
Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-Lernen<br />
15.30, 18.10; BlacKkKlansman (OF) 18.00,<br />
21.00; BlacKkKlansman 14.00, 17.00, 20.00;<br />
Crazy Rich – Crazy Rich Asians (OF) 15.45,<br />
18.30, 21.15; Lebenszeichen – Jüdischsein<br />
in Berlin 14.00; Familie Brasch 16.00, 20.30;<br />
Matinee: Kindeswohl –The Children Act (OmU)<br />
15.00, 17.30, 20.00; Geniale Göttin: Die Geschichte<br />
von Hedy Lamarr –Bombshell: The<br />
Hedy Lamarr Story (OmU) 14.30; Sauerkrautkoma<br />
16.30; Mr Gay Syria 18.45; 303 20.50<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 1753) Menashe (OmU)<br />
20.15; Menashe (OmU) 17.00; Itzhak Perlman<br />
–Ein Leben für die Musik (OmU) 18.30; Grüner<br />
wirdís nicht 20.15<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 15.20; BlacKkKlansman<br />
17.30, 20.30; Crazy Rich15.00, 17.15, 20.00;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 16.15; Die brillante<br />
Mademoiselle Neila 18.45; Don‘t worry,<br />
weglaufen geht nicht 20.50; Papst Franziskus:<br />
Ein Mann seines Wortes 15.00, 17.45, 20.00;<br />
Käpt‘n Sharky 16.00; Grüner wirdís nicht<br />
17.45, 20.30<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: Alpha<br />
13.40, 16.00; Asphaltgorillas 23.15; Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 13.30;<br />
Safari –Match MeIfYou Can 15.45; 3D: Alpha<br />
18.30; Bad Spies 20.50; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 13.40, 16.05; The Equalizer<br />
II 18.30; The Nun 21.15; Christopher Robin<br />
13.50; The Nun 16.15; Asphaltgorillas 18.30;<br />
BlacKkKlansman 21.00; Crazy Rich 13.30,<br />
16.00; Bad Spies 18.30; Mission: Impossible–<br />
Fallout 21.00; Mamma Mia! Here We Go Again<br />
15.30; Das schönste Mädchen der Welt 18.30;<br />
Asphaltgorillas 21.10<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Elias,<br />
das kleine Rettungsboot 11.00; Donbass<br />
(OmU) 12.15; Nico, 1988 (OmU) 14.15; Hotel<br />
Transsilvanien 3:Ein Monster Urlaub 15.50;<br />
Hamburger Gitter –Der G20-Gipfel als „Schaufenster<br />
moderner Polizeiarbeit“ 17.30; Alpha<br />
18.45; Don‘t worry, weglaufen geht nicht –<br />
Don‘t Worry, HeWon‘t Get Far On Foot (OmU)<br />
20.30; Gute Manieren – As boas maneiras<br />
(OmU) 22.30; System Error 11.00; Warten<br />
auf Schwalben –Enattendant les hirondelles<br />
(OmU)12.40; Flying Revolution 14.30; Embryo<br />
–AJourney ofMusic and Peace (OmU) 16.00;<br />
Lady Bird (OmU) 17.45; Nach dem Urteil<br />
19.20; So was von da(OmU) 21.00; Night Out<br />
(OmU) 22.35; Ant-Man and the Wasp 11.00;<br />
The Rider (OmU) 13.00; Isle of Dogs –Ataris<br />
Reise (OmU) 14.45; Christopher Robin (OmU)<br />
16.25; Deine Juliet –The GuernseyLiteraryand<br />
Potato Peel Pie Society (OmU) 18.10;303 (DFmenglU)<br />
20.15; Hereditary –Das Vermächtnis<br />
(OmU) 22.40<br />
Intimes (✆ 29 77 76 40) Vollblüter 16.45;<br />
Gundermann 19.00; So was von da21.15;<br />
Herr Lehmann (DFmenglU) 23.30<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Gundermann<br />
16.40, 19.30; Das schönste Mädchen der Welt<br />
16.50, 20.10; Hotel Transsilvanien3:Ein Monster<br />
Urlaub 17.00; Asphaltgorillas 17.00; 3D:<br />
Alpha 17.10, 19.50; The Nun 17.15, 20.00;<br />
Christopher Robin 17.20; Mamma Mia! Here<br />
We Go Again 19.40; The Equalizer II 19.50; 3D:<br />
The Meg 20.10<br />
Kino Kiste (✆ 998 74 81) Deine Juliet 13.50;<br />
Fridas Sommer 16.05; Gundermann 18.00;<br />
303 20.15<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Ant-Man<br />
and the Wasp 14.20; Käpt‘n Sharky 14.30,<br />
16.30; Gans im Glück 14.30; 3D: Alpha 14.40,<br />
20.00; The Darkest Minds –Die Überlebenden<br />
14.45; Christopher Robin 14.45, 17.20;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 14.50, 17.30,<br />
19.40; Das schönste Mädchen der Welt 15.00,<br />
17.40, 20.15;<br />
Hotel Transsilvanien 3 15.10; Mission: Impossible<br />
16.30, 19.50; Safari 17.00; The Nun<br />
17.10, 20.20; The Equalizer II 17.10, 20.00;<br />
Alpha 17.40; Breaking In 18.20; 3D: The Meg<br />
19.30; Bad Spies 19.40; Asphaltgorillas 20.10<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A BlacKkKlansman<br />
(OmU) 17.00, 20.00, 22.00; B Don‘t worry,<br />
weglaufen geht nicht –Don‘t Worry, He Won‘t<br />
Get Far OnFoot (OmU) 17.00, 19.30<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Nach<br />
dem Urteil (OmU) 18.00; Menashe (OmU)<br />
18.00, 20.00; Warten auf Schwalben (OmU)<br />
19.45; Don‘t worry, weglaufen geht nicht (OmU)<br />
21.45; Christiane F. –Wir Kinder vom Bahnhof<br />
Zoo 22.00<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) Liliane Susewind<br />
–Ein tierisches Abenteuer 14.00; Gans<br />
im Glück 16.15; Das Prinzip Montessori: Die<br />
Lust am Selber-Lernen –Lemaitre est l‘enfant<br />
(OmU) 18.15, 20.30, 22.45; Gundermann<br />
11.00; Luis und die Aliens 13.45; Das Prinzip<br />
Montessori: Die Lust am Selber-Lernen –Le<br />
maitre est l‘enfant (OmU) 15.45; 303 18.00,<br />
21.00<br />
Regenbogen Kino (✆ 69 57 95 17) Fellinis<br />
Die Stimme des Mondes 20.30<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Der Doktor aus Indien<br />
–The Doctor from India (OmU) 17.45; 303<br />
(OmenglU) 19.15; Isle of Dogs –Ataris Reise<br />
(OmU) 21.45; Embryo –AJourneyofMusic and<br />
Peace 17.30; Menashe (OmU) 19.30; Ocean‘s<br />
Eight (OmU) 21.00; Kinobar im Sputnik Following<br />
Habeck 20.00; Phantomschmerz 22.00<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Gundermann 17.20,<br />
20.15; New Das Prinzip Montessori: Die Lust<br />
am Selber-Lernen 15.50; BlacKkKlansman<br />
18.10, 21.00<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Das schönste<br />
Mädchen der Welt 15.15, 17.30, 20.00;<br />
Christopher Robin 15.15, 17.45; Käpt‘n Sharky<br />
15.30; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
15.30; 3D: Alpha 15.45, 18.00, 20.15;<br />
Gundermann 17.15, 20.00; Asphaltgorillas<br />
17.45; Familie Brasch 20.15; The Equalizer II<br />
20.30<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Mord<br />
im Orient-Express 13.00; Kindeswohl 13.00,<br />
18.15; Grüner wirdís nicht 13.00, 17.45,<br />
20.15; Gundermann 15.20; Safari –Match Me<br />
If You Can 15.30, 20.15; 3D: Ant-Man and the<br />
Wasp 15.30, 20.30; Das Prinzip Montessori:<br />
Die Lust amSelber-Lernen 18.00<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60)<br />
Käpt‘n Sharky 13.50, 15.50; Mission: Impossible<br />
–Fallout 14.00, 19.45; The Meg 14.15;<br />
Mamma Mia! HereWeGoAgain 14.15, 17.00;<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.30; Christopher Robin 14.30; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 14.45, 17.30, 20.15; Alpha<br />
14.45, 17.30; The Equalizer II 17.00, 20.00;<br />
The Nun 17.15, 20.15; 3D: Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 17.15; Bad Spies17.15,<br />
20.00; Asphaltgorillas 17.50; Slender Man<br />
19.45; 3D: Alpha 20.15; 3D: The Meg 20.20<br />
MITTE<br />
Babylon (✆ 242 59 69) Love, Simon (OmU)<br />
17.15; It Must Schwing –The Blue Note Story<br />
(OmU) 17.30; Foxtrot (OmU) 17.30; Africa,<br />
Africa!: Iamnot aWitch (OmenglU; m. Vorfilm)<br />
19.30; Africa, Africa!: District 9(OmU) 19.45;<br />
Phantomschmerz (DFmenglU) 19.45; Die Wunderübung<br />
21.45; Die Frau, die vorausgeht –Woman<br />
Walks Ahead (OmU) 21.45; Africa, Africa!:<br />
Silas (OmU) 22.00<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 599973)<br />
Menashe (OmU) 13.30, 15.15, 17.00, 19.00,<br />
21.00; Hereditary –Das Vermächtnis (OmU)<br />
23.00; Gans im Glück 10.45, 14.30; So was<br />
von da12.30; Luis und die Aliens 16.15; Vollblüter<br />
–Thoroughbreds (OmU) 18.15; Call Me<br />
By Your Name (OmU) 20.30; Menashe (OmU)<br />
23.15<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Käpt‘n<br />
Sharky 11.00, 15.30; The Darkest Minds –<br />
Die Überlebenden 11.10; Catch Me! 11.15;<br />
Ocean‘s Eight 11.20; Safari –Match Me If You<br />
Can 11.30, 17.00; Das schönste Mädchen der<br />
Welt 11.40, 14.00, 17.00, 19.45; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 11.50, 14.30,<br />
17.15; Gans im Glück 12.00, 14.15; Christopher<br />
Robin 12.10, 14.50; 3D:<br />
Hotel Transsilvanien 3 13.10; Grüner wirdís<br />
nicht 13.50, 16.40; Ant-Man and the Wasp<br />
14.10; Mamma Mia! 14.15, 17.10; Crazy Rich<br />
14.20, 20.15; Asphaltgorillas 16.30, 23.15;<br />
Mission: Impossible 16.50; 3D: Alpha 17.30,<br />
20.20, 23.00; The Nun 17.40, 20.20, 23.00;<br />
3D: Mission: Impossible 19.30; Slender Man<br />
19.40, 23.10; Bad Spies 19.50, 22.40; Sneak<br />
Preview 20.00; The Equalizer II 20.10, 23.10;<br />
3D: Jurassic World: Das gefallene Königreich<br />
22.30; 3D: The Meg 22.45; The First Purge<br />
23.15<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Zentralflughafen<br />
THF (OmU) 14.30; BlacKkKlansman (OmU)<br />
16.45, 19.30, 22.15; Grenzenlos –Submergence<br />
(OmU) 15.15; Draußen (DFmenglU)<br />
17.45; Das Geheimnis von Neapel –Napoli velata<br />
(OmU) 19.45, 22.15; Ein Dorf zieht blank<br />
–Normandie nue (OmU) 15.30; Palmyra (teilw.<br />
OmU) 18.00; Asphaltgorillas 20.00, 22.15;<br />
303 (DFmenglU) 14.30, 22.00; Kindeswohl –<br />
The Children Act (OmU) 17.30, 19.45; Mamma<br />
Mia! Here We Go Again (OmU) 14.30, 22.30;<br />
Gundermann 17.00, 19.45<br />
International (✆ 24 75 60 11) Familie Brasch<br />
13.50; Gundermann 16.10, 19.00; Siegessäule<br />
und Teddy präs. MonGay: Preview: Al Berto<br />
(OmU) 22.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.10, 17.00; Meine teuflisch gute Freundin<br />
14.15; Gürbüz: Hadi Allah‘a Emanet 14.30,<br />
17.00, 20.15; Christopher Robin 14.30;<br />
Ant-Man and the Wasp 14.35; Käpt‘n Sharky<br />
14.45; Das schönste Mädchen der Welt 14.45,<br />
17.30, 19.30; Gans im Glück 14.50; 3D: Alpha<br />
15.00, 17.15, 19.30; The Meg 16.40; Asphaltgorillas<br />
16.50, 19.30; Bad Spies 17.00;<br />
Safari –Match Me If You Can 17.20; The Nun<br />
17.30, 20.15; The Equalizer II 19.45; The Nun<br />
(OF) 20.00; Sneak Preview (OF) 20.00; Sneak<br />
Preview 20.00<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) Silvana (OmU)<br />
15.15; Das Geheimnis von Neapel –Napoli velata<br />
(OmenglU) 17.00; Don‘t worry, weglaufen<br />
geht nicht –Don‘t Worry, He Won‘t Get Far On<br />
Foot (OmU) 19.15; 303 (OmenglU) 21.15<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) BlacKkKlansman<br />
(OmU) 18.30, 21.30<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Gundermann<br />
15.00, 17.50, 20.45; Kindeswohl 15.50,<br />
18.10, 20.30; Das schönste Mädchen der Welt<br />
15.00, 17.30, 20.00; In den Gängen 16.00,<br />
21.15; Grüner wirdís nicht 18.40<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) BlacKkKlansman<br />
(OF) 17.30, 20.30, 22.00; Kindeswohl –The<br />
Children Act (OmU) 17.20, 19.40; Crazy Rich<br />
–Crazy Rich Asians (OF) 16.00, 18.45, 21.30;<br />
Geniale Göttin: Die Geschichte von Hedy Lamarr<br />
– Bombshell: The Hedy Lamarr Story<br />
(OmU)17.00; Isle of Dogs –Ataris Reise (OmU)<br />
19.00; Call Me By Your Name (OmU) 21.15;<br />
Mission: Impossible – Fallout (OF) 16.45,<br />
20.00<br />
UCI Kinowelt Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.45, 17.20; Käpt‘n Sharky 15.00; The Equalizer<br />
II17.05, 20.00; Sneak Preview 20.15<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) Gundermann 12.00,<br />
21.00; Welcome to Sodom –Dein Smartphone<br />
ist schon hier (OmU) 12.30; Don‘t worry,<br />
weglaufen geht nicht –Don‘t Worry, He Won‘t<br />
Get Far OnFoot (OmU) 14.20, 21.10; Donbass<br />
(OmU) 14.30, 19.00; KUKI ab 4(OF) 16.40;<br />
Silvana (OmenglU) 17.10; Wolf und andere<br />
Tiere: Kinder-Kurzfilmprogramm (OF) 17.30;<br />
Draußen 19.20<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Das<br />
Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-Lernen<br />
15.30; Käpt‘n Sharky 15.30; Gundermann<br />
17.30, 20.30; Kindeswohl 17.45, 20.10<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Gundermann<br />
15.15, 17.30, 20.30; Käpt‘n Sharky<br />
15.45; Sneak Preview 22.00; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 18.00, 21.00; Familie Brasch 18.00;<br />
BlacKkKlansman 20.15; Kindeswohl 15.40,<br />
19.00; Das Prinzip Montessori: Die Lust am<br />
Selber-Lernen 16.40; Crazy Rich –Crazy Rich<br />
Asians (OF) 21.20; Das schönste Mädchen der<br />
Welt 15.00, 17.30, 20.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
te 68-Jährigen <strong>Berliner</strong> Off-Kultur-Ikone mit ihrer Autobiografie ein Stück Literatur.<br />
Mädchen, das unbeschwert mit seinen<br />
Pferden in Andalusien aufwächst,<br />
dann durch die Trennung der<br />
Eltern, den Umzug nach Deutschland<br />
jäh aus ihren Träumen gerissen wird.<br />
Das die körperlichen und emotionalen<br />
Misshandlungen im Internat<br />
durchsteht, nach Berlin geht, um<br />
Krankenschwester zu werden, mit<br />
Freunden ein Haus besetzt, das nach<br />
einem von der Polizei erschossenen<br />
Kumpanen „Rauch-Haus“ genannt<br />
wird. Undschließlich eine Erbschaft<br />
macht, die sie erst gar nicht will –ehe<br />
sie sich an ihren altenTraum erinnert:<br />
„Sie sieht einen Zirkus. Zelte,Wagen,<br />
Tiere und viele Menschen.<br />
Rock’n’Roll begleitet die Darbietungen.<br />
Ein Kabarettist führt durch den<br />
Abend. Artisten schwingen sich<br />
durch die Zirkuskuppel, Fools bringen<br />
die Menschen zum Lachen, noch<br />
nie gesehene Tierdressuren erstaunen,<br />
und am Schluss tanzen alle, das<br />
Publikum gemeinsam mit den Akteuren,<br />
bis die Beine müde werden.“<br />
Eine irre Geschichte. Irene Moessinger,<br />
die Deutschaufsätze immer<br />
hasste und die Deutsche Journalistenschule<br />
in München schmiss, weil<br />
sie an der allmorgendlichen Übung<br />
LESUNGEN<br />
Helene Hegemann: Bungalow. Buchpremiere,<br />
10.9., 19.30 Uhr,Silent Green<br />
Kulturquartier,Gerichtstr.35. 10 Euro<br />
Irene Moessinger:Berlin liegt am<br />
Meer. Buchpremiere, 12.9., 20 Uhr,<br />
Pfefferberg-Theater,Schönhauser Allee<br />
176. Vorverkauf 11 Euro, Abendkasse<br />
12,50 Euro<br />
DPA<br />
scheiterte, den Leitartikel der Süddeutschen<br />
<strong>Zeitung</strong> in fünf Sätze zu<br />
fassen –Irene Moessinger hat daraus<br />
einen bundesrepublikanischen Entwicklungsroman<br />
gemacht. „Berlin<br />
am Meer“ schreit nach einer Verfilmung.<br />
Zunächst nähernwir uns dem<br />
Ganzen aber lesend und zuhörend –<br />
zum Beispiel am kommenden Mittwoch<br />
zur großen Buchpremiere im<br />
Pfefferberg-Theater.<br />
Eine Art Entwicklungsroman ist<br />
auch „Bungalow“ von Helene Hegemann.<br />
Der einstige Teenie-Star des<br />
<strong>Berliner</strong> Kulturbetriebs ist inzwischen<br />
26, hat sich im vergangenen<br />
Jahr mit „Axolotl Overkill“, der famosen<br />
Film-Adaption ihres umstrittenen<br />
Debüt-Romans, sogar in Amerika<br />
Respekt verschafft und ist nun<br />
auf der Longlist für den Deutschen<br />
Buchpreis.<br />
Ihre waghalsig inszenierte, pechschwarze<br />
und sprachlich gewohnt<br />
aus der Hüfte geschossene Geschichte<br />
um das Mädchen Charlie ist<br />
natürlich alles andere als Easy Reading.<br />
Aber extrem klug und von irritierender<br />
Sogkraft. DieBuchpremiere<br />
am heutigen Montag steigt stilecht im<br />
Krematorium BerlinWedding.<br />
Artisten<br />
Die Zukunft<br />
beginnt<br />
heute Abend<br />
Sie können hoch springen,<br />
sich dabei um die eigene<br />
Achse drehen und gleichzeitig<br />
etwas fangen. Sie jonglieren<br />
mit allem, was ihnen zwischen<br />
die Finger kommt. Sie<br />
laufen kopfüber so sicher auf<br />
den Händen wie unsereins im<br />
Turnschuh. Und sie wollen<br />
damit Geld verdienen, sich<br />
ein Leben aufbauen. Die Absolventen<br />
der Staatlichen Artistenschule<br />
Berlin präsentieren<br />
ihre Vielseitigkeit in einer<br />
Art Leistungsshow imWintergarten.<br />
„Zoophobia“ nennen<br />
sie das Programm, das Hochleistungsartistik<br />
in absurde<br />
Bilder und komische Choreografien<br />
setzt. So ist es versprochen:<br />
„Dabei halten uns ausgerechnet<br />
die Tiereeinen Spiegel<br />
vor und streifen wieder<br />
Themen wie Anonymität, Individualität,<br />
die Angst vor der<br />
Veränderung und dem Fremden“,<br />
denn rechnen müsse<br />
man stets mit der nächsten<br />
Phobie! CorneliaGeißler<br />
Absolventenshow 20 Uhr,Wintergarten,<br />
Potsdamer Str.96, ab 16,30 Euro<br />
Olympiastadion (✆ 30 68 86 18)<br />
10.00, 11.00, 12.00, 13.00, 14.00, 15.00, 16.00,<br />
17.00: Tour durchs Olympiastadion<br />
10.30, 11.30, 12.30, 13.30, 14.30, 15.30, 16.30,<br />
17.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />
Stadt im Ohr (✆ 20 07 88 41)<br />
9.00:Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />
15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />
Süßkramdealer,Varziner Str.4<br />
10.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />
über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />
im ohr,Treff: Concierge,Platz der Vereinten Nationen 1<br />
11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir leben<br />
wollen, stadt im ohr,Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />
Fontanestr.32<br />
12.00: Audiotour Mitte-Schritte–Hörspaziergang<br />
durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />
ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />
16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, stadt im ohr,<br />
Treff: Cocktailian, Karl-Marx-Allee 78<br />
KONZERT<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: Simon BelowQuartett<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str. 70)<br />
20.00: Tiny Ruins<br />
Café Engels (Herrfurthstr.21)<br />
20.00: Blue MoondayJazzsession hosted by Charlotte<br />
Joerges<br />
Columbiahalle (✆ 69 81 28 14)<br />
20.00: Tash Sultana<br />
Lido (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Why?<br />
Madame CLAUDE (✆ 84 11 08 59)<br />
21.30: Conure, SkuV,Experimontag<br />
Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />
22.00: Ben Miller Band<br />
Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: MondayNight Pro Jam Session mitJürgen<br />
Bailey<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
21.00: Slow Loris Quartet<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: Werl +James Welburn, Thirsty &miserable<br />
ufaFabrik (✆ 75 50 30)<br />
20.00 Theatersaal: Schalala –Das Mitsingdingmit<br />
Stefanie Bonse (Gitarre) und Marie-Elsa Drelon<br />
(Klavier)<br />
CLUB<br />
Acud Macht Neu (✆ 98 35 26 13)<br />
20.00: RBMF pres. A/V–AMB,Anna vs June,<br />
Atariame, Camille Mandoki, CargaAérea, Fakethias,<br />
Maqueta, Ramsha, Robogeisha, Yakamoto Kotzuga<br />
Club der Visionaere (Am Flutgraben)<br />
15.00: Assemble Music showcase, Aubrey, Reedale<br />
Rise (live), Onirik, Joao Maria<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Nice One, Mislaw, Johan<br />
KitKat/Sage-Club (Köpenicker Str.76)<br />
23.00: Electric Monday, Manhooker,Manjana, Frankie<br />
Flowerz<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />
22.00: Hungry Monday<br />
Matrix (✆ 293 69 9- 90)<br />
22.00: Scandal!, DK, MC Caramel (live)<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(✆ 89 75 13 27) 22.00: Multisexual Boxhopping<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
21.00: StrangeTunes on Monday!<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Stereo 33 (✆ 89 20 93 09)<br />
19.00: Zeigt her eure Platten!<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59 Globus: House of Waxx –Rawax, Funk E, OHM,<br />
Dasco<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Salsa, Flori, Wilbert, Naudy<br />
Strandbar Mitte (Monbijoustr.3)<br />
20.00: Montagsswing,Strandbar SwingNight DJ<br />
Team<br />
MUSEEN<br />
Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />
10.00: KunstinBerlin 1880–1980, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />
10.00: Loredana Nemes, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />
10.00: The ArtShow, Edward und NandyReddin<br />
Kienholz, Mi-Mo 10-18 Uhr<br />
Botanischer Garten Berlin (✆ 83 85 01 00)<br />
9.00, 10.00: StändigeAusstellung im Botanischen<br />
Garten, tgl. 9-20 Uhr<br />
Brücke-Museum (✆ 831 20 29)<br />
11.00: 1913: Die Brückeund Berlin, Mi-Mo 11-17<br />
Uhr<br />
Centrum Judaicum (✆ 880 28 -3 16)<br />
10.00: Tuet auf die Pforten, Apr.-Sept: Mo-Fr 10-18, So<br />
10-19 Uhr;Okt.-März:So-Do 10-18 Uhr,Fr10-15 Uhr<br />
10.00: Ausgewiesen! Berlin, 28.10.1938, Apr.-Sept:<br />
Mo-Fr 10-18, So 10-19 Uhr;Okt.-März: So-Do 10-18<br />
Uhr,Fr10-15 Uhr<br />
Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />
12.00, 12.00: Dalí –Die Ausstellung am Potsdamer<br />
Platz, tgl. 12-20 Uhr,Juli/Aug.tgl. 10-20 Uhr<br />
Deutsches Historisches Museum (✆ 20 30 40)<br />
10.00: Sparen –Geschichteeiner deutschen Tugend,<br />
tgl. 10-18 Uhr<br />
10.00: Europa unddas Meer,tgl. 10-18 Uhr<br />
Deutsches Spionagemuseum (✆ 398 20 04 51)<br />
10.00: Hauptstadt der Spione, tgl. 10-20 Uhr<br />
Jüdisches Museum (✆ 25 99 33 00)<br />
10.00: StändigeAusstellungdes Jüdischen Museums<br />
(bis 2019 wg Umbau geschl.), Mo 10-22, Di-So<br />
10-20 Uhr<br />
10.00: res onant,Mischa Kuball, tgl. 10-20 Uhr<br />
10.00: Ganzfeld „Aural“, James Turrell, tgl. 10-20 Uhr<br />
Käthe-Kollwitz-Museum (✆ 882 52 10)<br />
11.00: Mehr als ein Leben. Dauerausstellung des<br />
Käthe-Kollwitz-Museums Berlin, Käthe Kollwitz, tgl.<br />
11-18 Uhr<br />
Liebermann-Villa am Wannsee (✆ 80 58 59 00)<br />
10.00: Max Liebermann und Paul Klee, Mi-Mo/Feiert.<br />
10-18 Uhr<br />
Mori-Ôgai-Gedenkstätte (✆ 282 60 97)<br />
10.00: Zwischen den Kulturen. Mori Ôgai 1862-<br />
1922,Mo-Fr 10-14 Uhr<br />
10.00: F.W.Höhn –als preußischerPolizeihauptmann in<br />
Japan 1885-91. Eine Spurensuche, Mo-Fr 10-14 Uhr<br />
Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt<br />
(✆ 28 59 94 07) 10.00: Blindes Vertrauen –<br />
versteckt am Hackeschen Markt 1941-1943, tgl.<br />
10-20 Uhr<br />
10.00: „... und immer wieder bewundernwir Eure<br />
mit aufopfernder Liebe primagepackten Pakete“, tgl.<br />
10-20 Uhr<br />
Pergamonmuseum (✆ 266 42 42 42)<br />
10.00: Mit Augenmaß. Meisterwerkeder Architektur in<br />
Jemen, tgl./Feiert. 10-18, Do 10-20 Uhr<br />
Ramones Museum Berlin (✆ 75 52 88 90)<br />
10.00: Ausstellung zur US-Punkrockband „The<br />
Ramones“, tgl. 10-22 Uhr<br />
Schwules Museum (✆ 69 59 90 50)<br />
14.00: 12 Monde, Mi-Mo 14-18, Do 14-20, Sa<br />
14-19 Uhr<br />
14.00: Radikal –Lesbisch –Feministisch, Mi-Mo 14-<br />
18, Do 14-20, Sa 14-19 Uhr<br />
14.00: Proudly Perverted. Ein Blick in die FrauenLesbenTrans*Inter*<br />
BDSMCommunity,Mi-Mo 14-18, Do<br />
14-20, Sa 14-19 Uhr<br />
14.00: Morepixx: International GayFetish Fotowettbewerb,Fr15Uhr,Sa14-19,<br />
So/Mo 14-18 Uhr<br />
Werkbundarchiv –Museum der Dinge<br />
(✆ 92 10 63 11) 12.00: Erotika. Sammlungen zur<br />
Geschichte derSexualität, Do-Mo12-19 Uhr<br />
KINO<br />
Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Gundermann 13.30, 16.30, 19.30, 22.30;<br />
Käpt‘n Sharky 13.45, 15.45; Safari –Match<br />
Me If You Can 14.00; Deine Juliet –The Guernsey<br />
Literary and Potato Peel Pie Society (OmU)<br />
14.00; Das schönste Mädchen der Welt 14.15,<br />
17.00, 19.40; ChristopherRobin (OmU) 14.15,<br />
17.00; BlacKkKlansman (OmU) 14.20, 16.45,<br />
20.00, 22.40; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 14.30; Mamma Mia! Here We<br />
Go Again (OmU) 16.50, 19.30, 22.30; Kindeswohl<br />
–The Children Act (OmU) 17.00, 19.50,<br />
22.20; Grüner wirdís nicht 17.20, 20.00;<br />
Asphaltgorillas 17.45, 20.15, 22.45; Sneak<br />
Preview 20.00; Mission: Impossible –Fallout<br />
22.15; Ocean‘s Eight (OmU) 23.00; Don‘t worry,weglaufen<br />
geht nicht –Don‘t Worry, He Won‘t<br />
Get Far OnFoot (OmU) 23.00<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Familie Brasch<br />
19.00; Donbass (OmU) 20.45<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00)<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.15; 3D: Ant-Man and the Wasp 14.20; The<br />
Darkest Minds – Die Überlebenden 14.25;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 14.25, 17.15;<br />
The Meg 14.30; Käpt‘n Sharky 14.30; Gans<br />
im Glück 14.35; Christopher Robin 14.35,<br />
17.05; Das schönste Mädchen der Welt 14.45,<br />
17.15, 19.45, 22.30; Alpha 14.45, 17.10;<br />
BlacKkKlansman 16.35, 19.40, 22.45; The<br />
Equalizer II 16.40, 19.35, 22.35; The Nun<br />
16.45, 19.45, 22.30; Ant-Man and the Wasp<br />
16.55; 3D: Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 17.05; Asphaltgorillas 17.10, 22.35;<br />
3D: Mission: Impossible –Fallout 19.30; Bad<br />
Spies 19.35, 22.45; 3D: The Meg 19.40;<br />
Die Farbe des Horizonts 19.55; The Nun (OF)<br />
20.00; 3D: Alpha 20.00; The First Purge22.30;<br />
Mission: Impossible –Fallout 22.30; Slender<br />
Man 22.35<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Mamma<br />
Mia! Here We Go Again 13.40, 19.20; 3D: Jurassic<br />
World: Das gefallene Königreich 13.40;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 14.00, 16.50,<br />
19.40; ChristopherRobin 14.15, 17.00; Käpt‘n<br />
Sharky 14.30; Ant-Man and the Wasp 14.30;<br />
Gans im Glück 14.40;<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.45, 16.45; 3D: Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 15.10; Asphaltgorillas 16.45;<br />
The Equalizer II 16.50, 20.00; Safari –Match<br />
Me If You Can 17.10; The Nun 17.30, 20.15;<br />
3D: The Meg 17.40; 3D: Alpha 17.45, 20.20;<br />
3D: Mission: Impossible –Fallout 19.30; Sneak<br />
Preview 20.00; Bad Spies 20.10; Slender Man<br />
20.30<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema am Walther-Schreiber-Platz (✆ 8523004)<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 14.45, 17.40,<br />
20.30<br />
Cosima (✆ 85 075802) Maria by Callas<br />
18.00; Deine Juliet 20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) BlacKkKlansman<br />
(OmU) 17.30, 20.30<br />
Xenon (✆ 78 001530) Geniale Göttin: Die<br />
Geschichte von Hedy Lamarr –Bombshell: The<br />
Hedy Lamarr Story (OmU) 18.15; Mr Gay Syria<br />
(OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11)<br />
Käpt‘n Sharky 10.00, 12.15, 14.30; Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 10.00,<br />
12.30, 14.50, 17.30; Gans im Glück 10.00;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 10.00, 12.05,<br />
14.30, 17.10, 19.45; Christopher Robin 10.00,<br />
12.20, 15.00; Ant-Man and the Wasp 11.55;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 14.40; Bad<br />
Spies 17.00, 20.00; The Nun 17.15, 20.15;<br />
Safari–Match Me If YouCan 17.20; Sneak Preview<br />
20.00; The Equalizer II 20.05<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 10.30, 18.00;<br />
Papst Franziskus: Ein Mann seines Wortes<br />
14.00; Swimming with Men 16.00; 303 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Grüner wirdís<br />
nicht 14.30,17.20, 20.15<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 0180/505 05 20)<br />
Teen Titans GO! to the Movies 10.00; Meine<br />
teuflisch gute Freundin 10.00, 14.30; Käpt‘n<br />
Sharky 10.00, 11.55, 14.35; Jim Knopf und<br />
Lukas der Lokomotivführer 10.00, 12.10;<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
10.00, 12.10, 14.40, 17.05; Gans im Glück<br />
10.00, 12.20; Das schönste Mädchen der Welt<br />
10.00, 12.00, 14.35, 17.10, 19.45, 22.30;<br />
Christopher Robin 11.55, 14.20; 3D: Alpha<br />
12.15, 17.10, 22.50; Ant-Man and the Wasp<br />
14.05; The Meg 14.35; Mission: Impossible<br />
–Fallout 16.45; Safari –Match Me If You<br />
Can 16.50; The Nun 17.10, 20.20, 22.50;<br />
BlacKkKlansman 17.15, 19.40, 22.50; The<br />
Equalizer II 19.40, 23.00; 3D: Mission: Impossible<br />
–Fallout 19.40; Bad Spies 19.40; 3D:<br />
The Meg 20.05; Sneak Preview (OF) 23.00;<br />
Sneak Preview 23.00<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 15.45;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 15.45, 18.00,<br />
20.30; Christopher Robin 15.45; 3D: Alpha<br />
15.45, 18.00, 20.30; 303 17.30; Jurassic<br />
World: Das gefallene Königreich 17.45; The<br />
Nun 20.30; Bad Spies 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Blacklist: Gefährliche<br />
Leidenschaft – Gun Crazy (OF) 19.30;<br />
FilmDokument: Maya. Ein Film vom deutschen<br />
Filmnachwuchs (m. Einführung) 19.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
Sauerkrautkoma 12.30, 18.30; Mamma Mia!<br />
Here We Go Again 12.30, 17.30, 20.20, 23.10;<br />
Käpt‘n Sharky 12.30, 14.40; Grüner wirdís<br />
nicht 12.30, 15.45; Alpha 12.30, 15.00,<br />
23.10; Das schönste Mädchen der Welt 12.35,<br />
14.10, 17.00, 19.50; Solo –AStar Wars Story<br />
12.40, 22.40; Destination Wedding 12.40;<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
12.50, 14.40; Mission: Impossible –Fallout<br />
13.00, 13.30, 19.20, 22.20; BlacKkKlansman<br />
13.20, 17.00, 20.30, 22.40; The Equalizer II<br />
13.30, 16.45, 20.00, 23.00; 3D: Hotel Transsilvanien<br />
3:Ein Monster Urlaub 13.40, 17.20;<br />
Asphaltgorillas 13.45, 16.50, 20.00, 22.50;<br />
The Darkest Minds –Die Überlebenden 14.10;<br />
Bad Spies 14.10, 20.10, 23.00; Slender Man<br />
14.50, 17.20, 19.50, 23.10; Love, Simon<br />
14.50; Christopher Robin 15.15, 17.45; Gans<br />
im Glück 15.20; 3D: Mission: Impossible –<br />
Fallout 15.40; The Meg 16.20, 22.50; Ocean‘s<br />
Eight 16.30, 19.30;<br />
Ant-Man and the Wasp 16.40, 20.15; The Nun<br />
17.00, 19.40, 22.55; Crazy Rich 17.10, 19.40;<br />
Kindeswohl 17.20, 20.00; Safari –Match Me If<br />
You Can 17.30; 3D: Alpha 17.40, 20.15; 3D:<br />
The Meg 19.20; Sneak Preview 20.00; Sicario<br />
II 20.10; Breaking In 20.50<br />
CineStar im SonyCenter (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Mission: Impossible –Fallout (OF) 13.30; 3D:<br />
Ant-Man and the Wasp (OF) 13.30, 19.30;<br />
Crazy Rich – Crazy Rich Asians (OF) 13.45,<br />
16.50, 20.00; 3D: The Meg (OF) 14.00; Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub –Hotel<br />
Transylvania 3 (OF) 14.00; BlacKkKlansman<br />
(OF) 14.15, 16.20, 19.40; Christopher Robin<br />
(OF) 14.20, 17.00; Fantasy Filmfest 2018:<br />
Dementia Part II (OV; m. Vorfilm) 15.00; 3D:<br />
Alpha (OF) 16.40, 19.30; Kindeswohl –The<br />
Children Act (OF) 17.00; Fantasy Filmfest<br />
2018: Murder Me, Monster –Muere, Monstruo,<br />
Muere (OmenglU) 17.00; Bad Spies –The Spy<br />
Who Dumped Me (OF) 17.20, 19.40; Fantasy<br />
Filmfest 2018: Keep An Eye Out –Auposte!<br />
(OmenglU; m.Vorfilm) 19.15; 3D: Mission: Impossible<br />
–Fallout (OF) 19.40; Mamma Mia!<br />
Here We Go Again (OF) 20.15; Fantasy Filmfest<br />
2018: Bomb City (OF) 21.00<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: A<br />
Beautiful Planet 12.15; The Nun 13.45; The<br />
Nun (OF) 16.30, 19.30<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Donbass<br />
(OmU) 17.45; Dragonball Z: Resurrection<br />
F (OmU) 20.00; Vollblüter – Thoroughbreds<br />
(OmU) 22.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50)Käpt‘n Sharky 14.00;Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 14.00,<br />
16.00; Gans im Glück 14.00, 16.00; Safari –<br />
Match Me If YouCan 14.30; Mamma Mia! Here<br />
We Go Again 15.00; Das schönste Mädchen<br />
der Welt 15.45, 18.00, 20.15, 22.30; Mission:<br />
Impossible –Fallout 17.00; The Meg 17.30;<br />
The Nun 18.00, 20.15, 22.30; Asphaltgorillas<br />
18.00, 22.30; 3D: The Meg 20.00, 22.30; The<br />
Equalizer II 20.00, 22.30; Bad Spies 20.00<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) 303 17.45; Familie<br />
Brasch 20.30<br />
CineStar –TreptowerPark (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Hotel Transsilvanien 3 14.00, 17.10; Käpt‘n<br />
Sharky 14.15; Das schönste Mädchen der Welt<br />
14.15, 17.00, 19.50; Safari 14.30, 17.30;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 14.30; 3D:<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.30; Gans im Glück 14.40; Christopher Robin<br />
14.45; Gundermann 16.30, 19.30; 3D: The<br />
Meg 16.45; 3D: Jurassic World: Das gefallene<br />
Königreich 16.55, 19.40; 3D: Alpha 17.10,<br />
20.15; Ant-Man and the Wasp 17.20; The Nun<br />
17.30, 20.00; 3D: Mission: Impossible –Fallout<br />
19.40; Sneak Preview 20.00; Slender Man<br />
20.00; The Equalizer II 20.15<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11)<br />
The Meg 14.25; Gürbüz: Hadi Allah‘a Emanet<br />
14.25, 17.25, 19.50; ChristopherRobin 14.25,<br />
16.45; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.30, 17.30; Das schönste Mädchen<br />
der Welt 14.35, 17.10, 19.45; Gans im Glück<br />
14.45; Käpt‘n Sharky 15.15; The Nun 17.00,<br />
19.45; Asphaltgorillas 17.00; 3D: Alpha 17.00,<br />
20.00; The Equalizer II 19.45; Sneak Preview<br />
20.00; Sneak Preview (OF) 20.10<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76)<br />
CFB präsentiert: Transformativ: Filmprogramm<br />
17.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Berlin-Film-<br />
Katalog #77: Das Blaue vom Himmel 18.00;<br />
Cinesthesia Screen Concert 007: Chappaqua<br />
(m. Live-Musikbegleitung) 21.00<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Gans im Glück<br />
13.15; Familie Brasch 15.15; Berlin Alexanderplatz<br />
18.00; Das Prinzip Montessori: Die<br />
Lust am Selber-Lernen –Lemaitre est l‘enfant<br />
(OmU) 21.00; Liliane Susewind –Ein tierisches<br />
Abenteuer 10.15; Das Prinzip Montessori: Die<br />
Lust am Selber-Lernen –Lemaitre est l‘enfant<br />
(OmU) 12.30, 17.30; Gundermann 14.45,<br />
19.45<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Maria by<br />
Callas 15.30; Familie Brasch 18.00; Nach dem<br />
Urteil 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Geniale<br />
Göttin: Die Geschichte von Hedy Lamarr<br />
–Bombshell: The Hedy Lamarr Story (OmU)<br />
15.15; Das Prinzip Montessori: Die Lust am<br />
Selber-Lernen 17.00; Grüner wirdís nicht<br />
18.45; Menashe (OmU) 21.00<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78)Obywatel –The Citizen: Der<br />
Staatsbürger (OmenglU) 18.00; Ryuichi Sakamoto:<br />
Coda 20.30<br />
Capitol (✆ 831 64 17) Kindeswohl 15.15;<br />
Gundermann 17.40, 20.30<br />
FREILUFTKINOS<br />
Freiluftkino Friedrichshagen (✆ 65 01 31 41)<br />
The Beatles: Eight Days aWeek –The Touring<br />
Years 19.45<br />
Freiluftkino Insel im Cassiopeia<br />
(✆ 35 12 24 49) Hamburger Gitter –Der G20-<br />
Gipfel als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“<br />
(OmenglU) 19.45<br />
Open Air Kino Mitte (✆ 28 59 99 73) Baby<br />
Driver (OmU) 20.00<br />
POTSDAM<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Gundermann<br />
10.09, 15.30, 18.00, 20.45; Deine<br />
Juliet 10.09; Welcome to Sodom –Dein Smartphone<br />
ist schon hier 13.30; Grüner wirdís nicht<br />
13.30, 16.00, 18.15; Familie Brasch 14.00,<br />
20.45; Das Prinzip Montessori: Die Lust am<br />
Selber-Lernen 14.15, 18.45; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 16.15, 18.30, 20.45;<br />
Kindeswohl –The Children Act (OmU) 16.30,<br />
20.45<br />
UCI Kinowelt Potsdam Center<br />
(✆ 03 31/233 72 33) Das schönste Mädchen<br />
der Welt 13.50, 17.00, 19.45; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 14.00, 16.45;<br />
Käpt‘n Sharky 14.15; Mamma Mia! Here We<br />
Go Again 16.30; Bad Spies 16.40; Mission:<br />
Impossible – Fallout 19.15; The Equalizer II<br />
19.35; The Nun 20.00
26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Spreewild<br />
Klartext<br />
Was soll das<br />
heißen?<br />
von Laura Krüger, 23Jahre<br />
Appler,einwrapen, Gymkie, Lituation,verbuggt.Duhast<br />
keine Ahnung,<br />
was diese Wörter bedeuten?<br />
Ichauch nicht!Und ich sollte es wissen,<br />
denn das sind einige der Wörter,<br />
die für das Jugendwort 2018 des Langenscheidt-Verlags<br />
nominiert sind.<br />
Eigentlich sollten die Jugendwörter<br />
jedes Jahr dazu dienen, eine Verbindung<br />
zu schaffen zwischen den Erwachsenen<br />
und<br />
uns Jugendlichen,<br />
mit unserer<br />
manchmal verwirrenden<br />
Art,<br />
miteinander zu<br />
kommunizieren.<br />
Aber wenn jetzt<br />
nicht mal die Jugendlichen<br />
die<br />
Laura Krüger Wörter kennen<br />
versteht die Jugendwörter<br />
nicht. die nominiert<br />
oder verstehen,<br />
sind, welchen<br />
Sinn hat dann noch dieses Wort?<br />
Es ist ja nicht so,dassmir alleWorte<br />
unbekannt sind. Aber die, die ich<br />
kenne, vielleicht auch selbst benutzt<br />
habe,sind schon so alt,dassich nicht<br />
nachvollziehen kann, weshalb sie<br />
dieses Jahr nominiert werden. Igers<br />
ist zum Beispielsoalt wie Instagram.<br />
Leute Ü-30, die um Follower haschen,<br />
verwenden schon seit Jahren<br />
Hashtags wie #igersBerlin oder #igersParis.<br />
Sheesh ist ebenfalls so ein<br />
Wort,das schon bei uns in der Mittelstufe<br />
inflationär verwendet wurde, es<br />
hätte also im ersten Durchgang der<br />
Jugendwortwahl unter den Nominierten<br />
sein können. Besti, Boyfriend-Material<br />
– meine Oma würde<br />
Heiratsmaterial sagen –oder Lauch<br />
reihen sich da ein.<br />
Auch die Gewinnerwörter der<br />
letzten Jahresind mir teilweise völlig<br />
unbekannt und auf der Straße oder<br />
im Freundeskreis habe ich die auch<br />
noch nie gehört. Gammelfleischparty,<br />
Niveaulimbo, Smombie. Wer<br />
schlägt denn das vor?! Oder hat sich<br />
da vielleicht jemand beim Einreichen<br />
der Vorschläge einen Scherz<br />
erlaubt? Denn es ist ja so:Wörter einreichen<br />
darfjeder Internetnutzende.<br />
Danach folgt eine redaktionelleVorauswahl,<br />
daraufhin eine Online-Abstimmung,<br />
bei der viele bestimmt<br />
auch klicken, was am witzigsten<br />
klingt. Das letzte Wort gehört der<br />
Jury.Dennoch setzen sich da teilweiseWörter<br />
durch, die im schlimmsten<br />
Fall danach von unseren Eltern verwendet<br />
werden und so eher noch die<br />
Kluft zwischen Jugendlichen und Erwachsenen<br />
vergrößern, weil das einfach<br />
zu peinlich wird.<br />
RAUFELD<br />
MELDUNG<br />
Theaterfestival bietet Grund,<br />
nach Spandau zu fahren<br />
In einer globalisierten Welt, in der<br />
neue Technologien den Alltag<br />
prägen, funktioniertGesellschaft<br />
anders.Das ist das Thema des Festivals<br />
Verlorene Illusionen in Spandau.<br />
Vom15. bis 30. September<br />
präsentieren größtenteils junge<br />
Künstlerinnen und Künstler der<br />
Jugendtheaterwerkstatt Spandau<br />
ihreStücke.Der Eintritt ist frei. Den<br />
Wegvon einem Veranstaltungsort<br />
zum anderen verkürzenLeihräder.<br />
Alle Infos zum Programm gibt es<br />
unter www.jtw-spandau.de<br />
Beeindruckend: 65 000 Menschen kamen, um friedlich zu deutschsprachiger Musik für Vielfalt zu demonstrieren.<br />
von Janine Kusatz, 18 Jahre<br />
Das Konzert #Wirsindmehr<br />
in Chemnitz, das von<br />
Künstlern wie Kraftklub,<br />
K.I.Z, Nura,Die Toten Hosen,<br />
Trettmann, Feine Sahne Fischfilet,<br />
Marteria und Casper auf die Beine<br />
gestellt wurde, zog mehr als<br />
65 000 Menschen an. Anwesend war<br />
ein breit gefächertes Publikum, da<br />
besonders DieToten Hosen auch ältereZuhörer<br />
anzogen, die Stimmung<br />
war fröhlich und solidarisch.<br />
Alles begann mit einer Schweigeminute<br />
für das Opfer der tödlichen<br />
Attacke auf dem Chemnitzer Stadtfest,<br />
um den Kritikern zu zeigen,<br />
dass es nicht darum gehe,„auf Gräbern“<br />
zu tanzen, wie es Beatrix von<br />
Storch am 3. September auf Twitter<br />
unterstellte. Der allgemeine Zweck<br />
wareine Reaktion auf die Ausschreitungen<br />
in Chemnitz, die vonrechten<br />
Gruppen kamen.<br />
Im Laufe des Konzerts gaben die<br />
Künstler immer wieder Statements<br />
gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit<br />
und für Solidarität und<br />
Wardas wirklich mehr?<br />
Nach dem Konzert #Wirsindmehr fragt man sich, ob die Leute für die Botschaft oder die Musik kamen<br />
von Julia Sauer, 22Jahre<br />
Kanake! Darf man das sagen?<br />
Schließlich nennen sich junge<br />
Migranten auch selbst so! Und<br />
Schwarzer? Ist das okay? Und andersrum:<br />
Darf man jemanden Nazi<br />
nennen, der eine rechte politische<br />
Meinung hat? Wieso werden eigentlich<br />
Flüchtlinge dafür verantwortlich<br />
gemacht, dass Wohnungen preiswerter<br />
werden (durch den Mietverfall<br />
vonWohnungen in der Nähe von<br />
Flüchtlingsunterkünften, so die Argumentation)<br />
und gleichzeitig teurer<br />
(Flüchtlinge würden Wohnraum<br />
wegnehmen, wodurch die Preise für<br />
übrigen Wohnraum steigen)?<br />
„Das wird man doch sagen dürfen!“,<br />
ein neues Theaterstück des<br />
Theaters Strahl in Berlin, liefert keine<br />
vorgefertigten Lösungen. Antworten<br />
kommen vom Publikum<br />
durch Ja-Nein-Abstimmungskarten.<br />
Deswegen bringt jede Vorführung<br />
neue Resultate.Und die Zeit vergeht<br />
wie im Flug.<br />
Toleranz ab.Auchlinke Parolen wurden<br />
gerufen: „Alerta Alerta Antifascista“,<br />
„Say it loud, say it clear,Refugees<br />
are welcome here“ oder „Nazis<br />
raus“.<br />
Ein Bewusstsein der Veranstaltung<br />
schafft Felix Brummer,der Sänger<br />
der Band Kraftklub: „Wir sind<br />
nicht naiv. Wir geben uns nicht der<br />
Illusion hin, dass man ein Konzert<br />
macht und dann ist die Welt gerettet,<br />
aber manchmal ist es wichtig, zu zeigen,<br />
das wir nicht alleine sind.“<br />
Ein Konzert rettet nicht die Welt<br />
DieWelt ist damit wirklich nicht gerettet:<br />
Chemnitz ist immer noch ein<br />
Ort, an dem Menschen, die nicht<br />
dem Weltbild einiger Fremdenfeindlicher<br />
entsprechen, Angst haben<br />
müssen. Es gehen immer noch regelmäßig<br />
rechte Gruppierungen auf die<br />
Straße.Ein einziges Konzert, an dem<br />
65 000 Menschen teilgenommen haben,<br />
ändert nichts an der Tatsache,<br />
dass es morgen wieder andersherum<br />
laufen könnte. Chemnitz bräuchte<br />
jeden TagUnterstützung. Wo waren<br />
die 65000, als Rassisten Menschen<br />
Darf man das?<br />
durch die Stadt gehetzt haben? Wo<br />
waren sie, als bei der Montagsdemo<br />
der letzten Woche 8000 Menschen<br />
„Wir sind das Volk“ riefen, aber nur<br />
1 000 Demonstranten die Stimme<br />
dagegen erhoben? Wo ist die prominente<br />
Unterstützung, wenn gerade<br />
nicht die Nachrichten voll mit<br />
Schlagzeilen vonHetzjagden sind?<br />
DasKonzert hat vielleicht erneute<br />
Ausschreitungen verhindert, aber<br />
das Interesse,etwas dagegen zu tun,<br />
stieg erst mit der Präsenz der Künstler.<br />
Felix Brummer ist mit Kraftklub<br />
die einzige Band, die „noch da ist,<br />
wenn die Kameras aus sind“, wie er<br />
auf dem Konzert sagte. Auch, weil<br />
die Bandmitglieder aus Chemnitz<br />
kommen. Es gab sicherlich Leute,<br />
die da waren, weil es ein Konzert für<br />
lau gab. Esist schon anderen aufgefallen,<br />
dass Casper und Marteria hier<br />
ihr erstes großes gemeinsames und<br />
lang erwartetes Konzertgaben.<br />
Das politische Engagement dieser<br />
Leute wirddas Konzertwohl eher<br />
weniger angeregt haben, und noch<br />
weniger wahrscheinlich ist, dass<br />
auch nur ein kleiner Teil der begeisterten<br />
Zuschauer in Chemnitz in<br />
den kommendenWochen als Gegendemonstrant<br />
auf die Straße gehen<br />
wird –essei denn, er hat es vorher<br />
auch schon getan.<br />
Trotzdem war es gut<br />
Das heißt aber nicht, dass dieses<br />
Konzertnicht gut war:Die Gegendemonstration<br />
von Thügida, die sich<br />
unter dem Motto „Gegen antideutsche<br />
Kommerzhetze“ versammelte,<br />
wurde wegen Platzmangels untersagt.<br />
Ein Tag also ohne öffentliche<br />
Hetze, ein angstfreier Tag. Es wurden<br />
Spenden gesammelt, eine Hälfte<br />
ging an Organisationen, die sich gegen<br />
Rassismus einsetzen, und die<br />
andereHälfte war für die Familie des<br />
verstorbenen Daniel H.<br />
Ob das Konzert nur Promotion<br />
für die Bands war, weiß ich nicht.<br />
Fakt ist, dass sie sich gegen Rassismus<br />
und Rechtsextremismus positionierten<br />
– und das auch schon<br />
mehrmals vor den Ausschreitungen<br />
in Chemnitz. Die Frage, obdas als<br />
Zeichen auch die Fremdenfeinde erreicht<br />
hat,bleibt offen.<br />
„Das wird man doch sagen dürfen!“ ist ein Theaterstück über die richtige Wortwahl und ein bisschen Liebe<br />
Doch nicht nur Mitdenken steht<br />
auf der Agenda, sondern auch Mitmachen.<br />
Zueiner Party bei Mogli,<br />
einem Mitschüler der vier Hauptfiguren,<br />
sind Schauspieler und Zuschauer<br />
eingeladen. Mogli heißt übrigens<br />
so, weil er dunkle Haare hat<br />
und unter Wölfen aufgewachsen ist.<br />
Er kommt aus Brandenburg! So<br />
mancher Lacher ist auch dabei.<br />
Widersprüche gesucht<br />
Das Schauspielern übernehmen<br />
Mila, Paul, Hakan und Kappi, angeleitet<br />
von der Zuschauer-Regisseur-<br />
Gemeinschaft, die übrigens sehr<br />
jung ist. Was auch gewollt ist. „Wir<br />
wollen den Jugendlichen keine Meinung<br />
vorgeben. DasTheater soll ein<br />
Ort sein, wo sie die Meinungen<br />
durch die Rollen austesten können“,<br />
erklärt Lisa Brinckmann alias Mila.<br />
Selten seien dann auch Jugendliche<br />
dabei, die rechte Positionen haben.<br />
Kontroverse Debatten in und um<br />
die Theaterbühne sind ausdrücklich<br />
gewollt. „Wir haben probiert, nach<br />
Der Zeigefinger dient nur der Verdeutlichung,<br />
nie der Belehrung.<br />
JOERG METZNER<br />
Widersprüchen zu suchen. Ich glaube,<br />
das Klischee vom dummen<br />
Rechtsradikalen mit einem IQ von70<br />
macht es einfach zu sagen, das sind<br />
ja eh die Deppen. Es ist überholt und<br />
zu einfach“, sagt Max Radestock. Er<br />
spielt die schwierige Rolle des Kappi:<br />
DPA<br />
einen 15-jährigen Klassenbesten mit<br />
rechtsradikalen Gedanken. Wie findet<br />
man ineine solche Rolle rein?<br />
„Wir haben uns mit verschiedenen<br />
rechten Bewegungen beschäftigt,<br />
zum Beispiel mit den Identitären, die<br />
sehr studentisch und gebildetdaherkommen,<br />
aber auch extrem rechts<br />
und national sind. Bei deren Sprech<br />
haben wir uns bedient“, erklärt Radestock.<br />
Das kommt bei den meisten Jugendlichen<br />
nicht besonders gut an,<br />
was Radestock aber nicht schlimm<br />
findet: „Coolerweise erfährt man<br />
von den Jugendlichen große Ablehnung<br />
als Kappi. Einmal wurde ich<br />
sogar rausgeschickt.“<br />
DasStückregt dazu an, gefestigte<br />
Positionen immer wieder zu hinterfragen<br />
und nach Fakten und Argumenten<br />
zu suchen. Denn die Grenze<br />
zwischen Argument und Meinung<br />
ist oft fließend. Einbisschen Liebe ist<br />
übrigens auch dabei. Mila und Paul<br />
fühlen sich zueinander hingezogen.<br />
Hach, wie schön.<br />
Rapper, die<br />
man gut hören<br />
kann<br />
Trotz aller Kritik, es gibt<br />
noch guten Rap<br />
von Hannes Beyer, 16 Jahre<br />
Aylien<br />
Selten war Rap auch somusikalisch.<br />
Ein Newcomer ist er längst nicht<br />
mehr, der Mainstreamerfolg blieb<br />
aber bisher aus. Seine erst vor Kurzemveröffentlichte<br />
EP„Camouflage“<br />
ging fürseine Verhältnissestarkviral.<br />
Sein Markenzeichen bilden mit hoher<br />
Stimme gesungene Hooks und<br />
aggressiveStartmelodien.Ein durchaus<br />
gelungenes Konzept.<br />
Neo Unleashed<br />
Jemand, der den Großteil seiner<br />
Beats selbst baut, teilweise selbst<br />
mischt, textet und rappt, der ist an<br />
sich schon selten. Wenn sich diese<br />
Aspekte noch mit Qualität mischen,<br />
dann ist der Kreis noch sehr viel enger.Neo<br />
Unleashed aber,der vordrei<br />
Jahren in den Fokus des Deutschraps<br />
getreten ist, ist ein wahrer Tausendsassa.<br />
Der Bass seiner 808 sucht seinesgleichen,<br />
seine Texte haben Tiefgang.<br />
Und zuallem Überfluss glänzen<br />
seine Texte mit gutem Deutsch<br />
und ausformuliertem Satzbau. Qualität<br />
trägt also offenbar Maske.<br />
Punch Arogunz<br />
Er verpackt Tiefgang in exzellente<br />
Flows und Techniken. Auch wenn<br />
die Themenvielfalt etwas auf der<br />
Strecke bleibt (Sucht, eine zweite<br />
emotionale Pubertät und der ewige<br />
Weg zum Erfolg), schafft es Punch,<br />
immer neue Aspekte zutage zu fördern.<br />
Ein musikalischer Underdog,<br />
der Horizonte erweitert. Neben seinem<br />
Attitude Movement und der<br />
Karriere als Solokünstler fasst er seit<br />
Kurzem auch in der <strong>Berliner</strong> und<br />
deutschlandweiten Tattooszene<br />
Fuß.<br />
Auch erwähnenswert<br />
RAUFELD<br />
Ruffiction: Die Jungs um Crystal F<br />
produzieren an der Grenze zur<br />
Schamlosigkeit. Die Texte höchstgradig<br />
militant, mit wortspieltechnischer<br />
Extraklasse und stimmlicher<br />
Abstimmung auf höchstmöglichem<br />
Niveau. Ein bisschen Radikalität<br />
schadet nicht, so wirddas Motto des<br />
Rapperkollektivs vermutlich lauten.<br />
Mehrfach schon kamen sie mit dem<br />
Jugendmedienschutz ins Gehege.<br />
Sie sind die brutalere kleine<br />
Schwester vonRammstein.<br />
Swiss und DieAndern: Seit mehr<br />
als zehn Jahren im Geschäft, seit einer<br />
Handvoll Jahre erst in Subkulturen<br />
bekannt, seit zwei Jahren im<br />
Mainstream. Swiss und seine Band,<br />
DieAndern, fallen politisch auf, nehmen<br />
sich getrost selbst auf die Schippe<br />
und haben so ihr Konzept gefunden.<br />
Egal ob Buddy Ögun in frühen<br />
Zeiten oder Slime und die Atzen vor<br />
Kurzem: die Featuregäste sind Hochkaräter.<br />
Die Jungs um Swiss lassen<br />
keine Möglichkeit aus, politisch Position<br />
zu beziehen, eine Leuchtfackel<br />
im Demodschungel.<br />
„Spreewild“ ist ein Projekt der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
mit Unterstützung der IHK Berlin –dem Partner zum<br />
Thema berufliche Ausbildung:<br />
Das Projekt „Spreewild“<br />
im Internet unter:<br />
Die Beiträge dieser Seite werden von<br />
Jugendlichen geschrieben.<br />
KONTAKT<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Jugendredaktion<br />
10171 Berlin<br />
Telefon: 030/695 66 50<br />
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twitter.com/Spreewild
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 27<br />
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Medien<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />
9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />
Meister des Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –<br />
Gejagt 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />
HG)ARD-Buffet 13.00 (für HG)ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für<br />
HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />
15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für HG)<br />
Tagesschau 16.10 (für HG) Stadt, Land, Haus<br />
17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant<br />
18.00 (für HG) Gefragt –Gejagt 18.50 (für<br />
HG) Morden im Norden. Bernsteinfieber 19.45<br />
(für HG)Wissen vor acht –Zukunft 19.55 (für<br />
HG) Börse vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Der beste Deal<br />
Magazin<br />
Mit Mit Annabell Neuhof, Yared Dibaba<br />
21.00 (für HG) Hart aber fair<br />
Schulverweis fürs Handy -wie<br />
gefährlich sind Smartphones?<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Der Deutschtürken-Report<br />
Von Ilyas Meç, Emel Korkmaz<br />
23.30 (für HG) Friedensgespräche –Die<br />
Oslo-Tagebücher<br />
Dokumentation<br />
0.15 (für HG) Nachtmagazin<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten,schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Hebammen<br />
im Einsatz 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Meine<br />
Geschichte –Mein Leben 16.00 Meine Geschichte<br />
–Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 17.30 Unter<br />
uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />
18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin<br />
18.45 aktuell 19.05 (für HG) Alles was zählt.<br />
Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte<br />
Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Wer wird Millionär?<br />
Das große Zocker-Special<br />
Quiz-Show. Moderation: Günther Jauch<br />
Diesmal spielen Kandidaten, die das<br />
Risiko lieben! Im Bann der Millionen<br />
können Zocker zwei Mio. Euro gewinnen.<br />
22.15 Extra –Das RTL Magazin<br />
23.25 SpiegelTVDie Zukunft des Wohnens<br />
-wie Minihäuser undWohncontainer<br />
dieWohnungsnot lindern könnten<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 Die Alltagskämpfer –ÜberLeben in<br />
Deutschland Reportagereihe<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
MDR WDR Lederkordel(biszu1mLänge)<br />
russischen Länge) Präsidentschaftskandidaten an Arte<br />
15.15 (für HG)Wer weiß denn sowas? 16.00<br />
(für HG) MDR um vier 17.45 (für HG) Aktuell<br />
18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />
19.00 (für HG) MDR Regional 19.30<br />
(für HG)Aktuell 19.50 (für HG) Mach dich ran!<br />
20.15 (für HG) Polizeiruf 110. Heißkalte Liebe.<br />
TV-Kriminalfilm, D1997 21.45 (für HG) Aktuell<br />
22.05 (für HG) Fakt ist! 23.05 (für HG) Bis<br />
dass der Todeuch scheidet. Drama, DDR 1979<br />
0.40 (für HG) Von Hunden und Pferden. Drama,<br />
D2012 1.10 (für HG) Realitäten –von<br />
jeder ein bisschen 1.35 MDR Kultur<br />
Bayern<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir<br />
in Bayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Unkraut 19.30 (für HG) Dahoam is<br />
Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Das perfekte Herrchen 21.00 (für HG)<br />
Bayern erleben 21.45 (für HG) Rundschau<br />
Magazin 22.00 Lebenslinien 22.45 (für HG)<br />
Das Verschwinden Janine. TV-Kriminalfilm, D/<br />
CZ 2017 0.15 Rundschau Nacht 0.25 Vereinsheim<br />
Schwabing 1.10 (für HG) Dahoam is<br />
Dahoam 1.40 (für HG) Wir inBayern<br />
Vox<br />
14.00 Mein Kind, dein Kind–Wieerziehst du<br />
denn? 15.00 ShoppingQueen 16.00 4Hochzeiten<br />
und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und<br />
Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei<br />
19.00 Die deutsche Dinner-Meisterschaft 20.00<br />
Prominent! 20.15 Unsere Schule 21.15 Eine<br />
Nacht mit demEx.Patrick &Roberto und Nidhi &<br />
Johannes 22.15 Goodbye Deutschland!Die Auswanderer<br />
0.35 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. Maskierte Verbrechen<br />
1.30 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisseder<br />
Gerichtsmedizin. Dunkle Schatten<br />
Super RTL<br />
14.50 Der gestiefelte Kater –Abenteuer in San<br />
Lorenzo 15.15 Die Tomund Jerry Show 15.50<br />
Camp Sumpfgrund 16.15 Die Nektons –Abenteurer<br />
der Tiefe 16.45 Coop gegen Kat 17.15<br />
Ninjago –Luftpiraten 17.45 Zak Storm –Super<br />
Pirat 18.10 Die Tomund Jerry Show 18.45<br />
Woozle Goozle 19.15 ALVINNN!!! und die Chipmunks<br />
19.45 Dennis &Fletscher –Blämtastisch!<br />
20.15 Cold Justice –Verdeckte Spuren<br />
21.10 Cold Justice –Verdeckte Spuren 22.00<br />
Cold Justice –Verdeckte Spuren 22.55 Cold<br />
Justice –Verdeckte Spuren 23.50 Comedy total<br />
Sport1<br />
14.30 Storage Wars –Die Geschäftemacher.<br />
Zwei Engel für Barry 15.30 Massive Moves –<br />
Gefährliche Schwertransporte. Ein Haus auf<br />
Hawaii 16.30 Container Wars. Krumme Geschäfte<br />
17.30 Storage Wars –Die Geschäftemacher.<br />
Verschwesterung 18.30 Bundesliga<br />
aktuell. Die tägliche News-Sendung für Fußballfans<br />
19.00 Futeboool! –Das brasilianische<br />
Fußball-Magazin 19.30 Storage Hunters.<br />
Aliens und Anfänger 20.30 Storage Hunters.<br />
Schießerei in Vegas 22.00 Sport-Quiz<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Riskante<br />
Entscheidung.Actionserie 11.15 (für HG)<br />
SOKO Stuttgart. Herbstzeitlose 12.00 heute<br />
12.10 drehscheibe 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland<br />
14.15 Die Küchenschlacht 15.00 (für HG)<br />
heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für Rares<br />
16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10 (für<br />
HG) Die Rosenheim-Cops. Die sündige Sennerin<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG) hallo<br />
deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />
18.00 (für HG) SOKO 5113. Die schwarze Acht<br />
19.00 (für HG) heute 19.25 (für HG) WISO<br />
20.15 (für HG) Gefangen –Der Fall K.<br />
TV-Drama, D2018<br />
Mit Julia Koschitz, Jan Josef Liefers,<br />
Hans-Maria Darnov, Lilly Forgach u.a.<br />
Regie: Hans Steinbichler<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 (für HG) November Man<br />
Actionthriller,USA/GB 2014<br />
Mit Pierce Brosnan, Luke Bracey, Olga<br />
Kurylenko, Bill Smitrovich u.a.<br />
23.55 heute+<br />
0.10 (für HG) Marry Me! –Aber bitte auf<br />
Indisch Komödie,D2015<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Matthias<br />
Killing,Christian Wackert, Marlene Lufen,<br />
Alina Merkau 10.00 Total gesund! Mit Britt<br />
Hagedorn, Dr.Thomas Kurscheid 10.30 Klinik<br />
am Südring 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />
–Wir kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im<br />
Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf<br />
Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />
Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />
Südring 17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />
17.30 Schicksale –und plötzlich ist<br />
alles anders 18.00 Endlich Feierabend! Moderation:<br />
Annett Möller,Daniel Boschmann<br />
19.00 Genial daneben –Das Quiz. Show<br />
19.55 Nachrichten<br />
20.15 MacGyver<br />
Angriff in der Luft. Actionserie<br />
Mit LucasTill, George Eads, Tristin<br />
Mays, Justin Hires u.a.<br />
21.15 MacGyver<br />
Fälschungen und Lügner.Actionserie<br />
22.15 SEAL Team<br />
Die Frau des Generals. Actionserie<br />
23.15 SEAL Team<br />
Glaubhafte Bedrohung. Actionserie<br />
0.05 Hawaii Five-0<br />
Schuldig oder nicht? Krimiserie<br />
1.00 MacGyver Angriff in der Luft<br />
14.55 (für HG) Verrückt nach Meer 15.45 Erlebnisreisen<br />
16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier<br />
und heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit<br />
18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 Aktuelle<br />
Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Lecker an Bord –Eine<br />
kulinarische Sommerreise 21.00 (für HG) Viel<br />
für wenig 21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für<br />
HG) Warum macht Camping uns so glücklich?<br />
22.40 (für HG) Westart 23.20 (für HG) Neruda.<br />
Drama, CHI/ARG/F/E/USA 2016 1.05 (für<br />
HG) Auszeit im Westen 1.35 Erlebnisreisen<br />
NDR<br />
14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />
Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG) aktuell<br />
16.20 (für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für<br />
HG) Panda, Gorilla &Co. 18.00 Ländermagazine<br />
18.15 (für HG) Die Nordreportage 18.45<br />
(für HG) DAS! 19.30 Ländermagazine 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Markt<br />
21.00 (für HG) Die Tricks der Krankenhäuser<br />
21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG) 45 Min<br />
22.45 (für HG) Kulturjournal 23.15 (für HG)<br />
Mandela: Der langeWeg zur Freiheit. Biografie,<br />
GB/SA 2013 1.35 (für HG) AnneWill<br />
Kabel eins<br />
6.40 Ghost Whisperer 7.35 Ghost Whisperer<br />
8.35 Beauty and the Beast 9.30 Navy CIS<br />
10.20 Navy CIS 11.10 Without aTrace 12.10<br />
Numb3rs 13.05 Castle 14.00 The Mentalist<br />
14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News 16.00 Navy<br />
CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55<br />
Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt<br />
18.55 Gekauft, gekocht, gewonnen 20.15 X-<br />
Men 2. Sci-Fi-Film, CDN/USA 2003 23.00<br />
Predator. Actionfilm, USA 1987 0.55 Watch<br />
Me –das Kinomagazin 1.00 Mercenary. Actionfilm,<br />
ARU/USA/SA 2006 2.40 Late News<br />
RTL 2<br />
13.00 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt ...<br />
14.00 Köln 50667 15.00 Berlin –Tag &Nacht<br />
16.00 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt ...<br />
17.00 News 17.10 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt<br />
... 18.05 Köln 50667 19.00 Love Island<br />
Flash 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15<br />
Love Island –Heiße Flirts und wahre Liebe<br />
21.15 UNdressed –Das Date im Bett 22.15<br />
UNdressed –Das Date im Bett 23.10 exklusiv<br />
–Die Reportage 0.10 Love Island –Heiße<br />
Flirts und wahre Liebe 1.05 exklusiv –Die Reportage<br />
2.00 exklusiv –Die Reportage<br />
Eurosport 1<br />
17.00 Radsport: Vuelta aEspaña 17.30 Olympische<br />
Spiele. Lands of Legends 18.00 Olympische<br />
Spiele. Hall of Fame 18.55 Eurosport<br />
News 19.00 Springreiten: Rolex Grand Slam<br />
20.05 Radsport: Vuelta aEspaña 20.45 Tennis:<br />
US Open 21.45 WATTS 22.00 Sportklettern:<br />
Weltmeisterschaften 22.30 Skispringen:<br />
Sommer Grand Prix 23.25 Eurosport News<br />
23.30 Sportklettern: Weltmeisterschaften 0.00<br />
Radsport:Vuelta aEspaña. 15. Etappe: Ribera<br />
de Arriba –Lagos de Covadonga<br />
ZDF, 20.15 UHR TV-DRAMA<br />
Gefangen –Der Fall K.<br />
Lange warendie Vermögensberaterin Elke (Julia Koschitz) undder Automechaniker<br />
Wastl (Jan JosefLiefers)glücklich miteinander.Dochauchdie<br />
schönste Ehefindeteinmal ein Ende: Nachdem Wastl vonden fragwürdigen<br />
Finanzgeschäften seiner Frau Wind bekommen hat und ihr Einhaltgebieten<br />
will,reicht Elke die Scheidungein. Doch damitnicht genug,behauptet Elke,von<br />
Wastlmisshandelt worden zu sein. Als dann noch passendeGutachten auftauchen,<br />
wird Wastl als psychisch krank eingestuft und landet in der Psychiatrie.<br />
Gefangenineinem Kreislauf ausWillkürund Ohnmacht will Wastl nichtaufgebenund<br />
versucht, einen Auswegaus diesem Albtraumzufinden. Hans Steinbichlerinszenierte<br />
das Justizdramanach demwahren Fall desGustl Mollath,<br />
der im Jahr 2006 fürsiebenJahrezwangseingewiesen wurde.<br />
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6 8 3 9 1 5 7 2 4<br />
5 4 9 7 6 2 1 8 3<br />
3 2 6 1 8 4 9 7 5<br />
8 1 7 3 5 9 4 6 2<br />
9 3 8 2 7 1 5 4 6<br />
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3 8 2 6 7 1 9 4 5<br />
6 7 1 5 9 4 2 3 8<br />
5 4 9 8 2 3 7 1 6<br />
1 3 7 9 4 6 8 5 2<br />
9 6 5 2 1 8 3 7 4<br />
4 2 8 7 3 5 6 9 1<br />
7.10 Sturm der Liebe 8.00 Brandenburg aktuell<br />
/Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 9.00 In aller Freundschaft 9.45<br />
In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 10.35<br />
Giraffe, Erdmännchen &Co. 11.25 Panda, Gorilla<br />
&Co. 12.15 Die Bergwelt Mallorcas –<br />
WandererlebnisTramuntana 13.00 rbb24<br />
13.10 Verrückt nach Meer 14.00 ARD-Mittagsmagazin<br />
15.00 Planet Wissen 16.00 rbb24<br />
16.15 Wer weiß denn sowas? 17.00 rbb24<br />
17.05 Giraffe, Erdmännchen &Co. 17.55<br />
Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />
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19.30 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />
20.00 (für HG)Tagesschau<br />
20.15 Super.Markt –Neues für Verbraucher<br />
Moderation: Janna Falkenstein<br />
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22.00 Tatort Summ, Summ, Summ<br />
TV-Kriminalfilm, D2013<br />
Mit Jan Josef Liefers,Axel Prahl,<br />
Friederike Kempter u.a.<br />
23.30 Polizeiruf 110 In einer Sekunde<br />
TV-Kriminalfilm, DDR 1980<br />
Mit Jürgen Frohriep, Dietrich Körner u.a.<br />
ProSieben<br />
6.35 Last Man Standing 7.55 Scrubs –Die<br />
Anfänger 9.40 The Middle 10.30 Mike &Molly<br />
10.55 How IMet Your Mother 11.45 2Broke<br />
Girls. Johnny und Cash/Elfenterror.Comedyserie<br />
12.40 Mom. Jill zieht andere Saiten auf/Die<br />
Macht der Miranda. Comedyserie 13.30 Two<br />
and aHalf Men. Austern mit Erdbeeren/Die<br />
Standuhr/Das wird kein gutes Ende nehmen.<br />
Comedyserie 14.45 The Middle. Das Leben<br />
ohne Axl/Die Kartoffel. Comedyserie 15.40 The<br />
Big Bang Theory. Die Nowitzki-Provokation/Penny<br />
und die Physiker/Chaos-Theorie. Comedyserie<br />
17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons.<br />
Simpsons und Gomorrha/Jailhouse<br />
Blues. Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />
20.15 The Big Bang Theory<br />
Die Professor-Proton-Personalie<br />
20.45 Young Sheldon Niesen, nachsitzen und<br />
ein echter Texaner.Comedyserie<br />
21.15 The Middle Der faule Zauber<br />
21.45 The Big Bang Theory Für immer zu dritt<br />
22.15 The Big Bang Theory<br />
Ein Abend mit Darth Vader /<br />
Eisenbahnromantik. Comedyserie<br />
23.10 Mom Rückschritt in Reno /Verspielt<br />
und verloren. Comedyserie<br />
0.05 The Big Bang Theory<br />
Die Professor-Proton-Personalie<br />
10.40 360° Geo Reportage 11.35 Das Meer<br />
der Anden 12.15 Re: 12.50 Arte Journal<br />
13.00 Stadt Land Kunst 14.00 Banklady. Kriminalfilm,<br />
D2013 15.50 Unbekanntes Arabien<br />
16.45 (für HG) X:enius 17.10 Stippvisite<br />
Seidenstraße 17.40 Stadt der Läufer: Bekoji,<br />
Äthiopien 18.35 (für HG) Extreme der Tiefsee<br />
19.20 Arte Journal 19.40 (für HG) Re: 20.15<br />
(für HG) Das süße Leben. Drama, I/F 1960<br />
23.00 Musketier mit Hieb und Stich. Abenteuerfilm,<br />
F/I/RUM 1971 0.40 Almost there. Dokumentarfilm,<br />
CH/J/USA/E/GB 2016<br />
3Sat<br />
12.25 (für HG) sonntags 13.00 (für HG) ZIB<br />
13.20 ZDF-History 14.05 ZDF-History 14.50<br />
ZDF-History 15.35 ZDF-History 16.15 (für HG)<br />
Terra X17.00 (für HG) Terra X17.45 (für HG)<br />
Terra X18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />
19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Wildes Deutschland 21.00 (für<br />
HG) Kühle Schönheiten 21.45 Schätze der<br />
Welt 22.00 (für HG) ZIB 222.25 Fighter. Dokumentarfilm,<br />
D2016 0.05 (für HG) Eltern<br />
verzweifelt gesucht 0.35 10vor10 1.05 (für<br />
HG) Was gibt esNeues? –Classics<br />
Phoenix<br />
12.45 phoenix plus 14.00 phoenix vor ort<br />
14.45 phoenix plus 16.00 AnneWill 17.00<br />
Blauer Brief für die Schule –Was im System<br />
schiefläuft 17.30 phoenix der tag 18.00 planet<br />
e. 18.30 Das Café am Island-Fjord 19.15<br />
mein ausland 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Der Flieger von Feuerland –Auf den<br />
Spuren eines deutschen Pioniers 21.00 In der<br />
Hängematte auf dem Amazonas 21.45 (für<br />
HG) heute-journal 22.15 unter den linden<br />
23.00 phoenix der tag 0.00 unter den linden<br />
1.30 In der Hängematte auf dem Amazonas<br />
Kika<br />
11.35 Der kleine Ritter Trenk 12.00 Tom<br />
12.25 (für HG) Die Maus 12.55 Marcus Level<br />
13.20 (für HG) 4½Freunde 13.40 Die Pfefferkörner<br />
14.10 Schloss Einstein 15.00 (für<br />
HG) Annedroids 15.45 Mirette ermittelt 16.05<br />
Kein Keks für Kobolde 16.50 Hexe Lilli 17.35<br />
(für HG) 4½Freunde 18.00 Der kleine Nick<br />
18.15 (für HG) Ritter Rost 18.40 Zoés Zauberschrank<br />
18.50 Sandmann 19.00 (für HG) Das<br />
Dschungelbuch 19.25 Digiclash: Der Generationen-Contest<br />
19.50 (für HG) logo! 20.00 (für<br />
HG) Ki.Ka Live 20.10 Du bist STYLE!<br />
Dmax<br />
17.45 Hardcore Pawn: Das härteste Pfandhaus<br />
Detroits 18.15 Fang des Lebens –Der<br />
gefährlichste JobAlaskas 19.15 Fang des Lebens<br />
–Der gefährlichste JobAlaskas 20.15<br />
Die Gebrauchtwagen-Profis 21.15 Speed Is<br />
the New Black –Hauptsache schnell! 22.15<br />
Goblin Works Garage –Das Tuner-Trio 23.15<br />
Garage Rehab –Die Werkstatt-Retter 0.15 Die<br />
Gebrauchtwagen-Profis 1.15 Speed Is the New<br />
Black –Hauptsache schnell! 2.00 Die Gebrauchtwagen-Profis:<br />
Die fünf Besten<br />
5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.30 Re: 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
10.30 Europamagazin 11.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 13.00 ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.20 Weltspiegel<br />
20.00 Tagesschau 20.15 Anne Will 21.17<br />
Extra 21.30 Westpol 22.00 Markt 22.45 Tagesschau<br />
–Vor 20 Jahren 23.00 Tagesthemen 23.30<br />
Die Nordreportage 0.00 sportinside 0.30 Europamagazin<br />
1.00 Nachtmagazin 1.20 Kowalski &<br />
Schmidt 1.50 Brandenburg aktuell 2.20 Thüringen-<br />
Journal 2.50 Extra 3.02 SWR Landesschau Baden-<br />
Württemberg 3.47 Extra 4.02 Abendschau 4.30<br />
Aktueller Bericht<br />
ONE<br />
6.45 Startrampe 7.15 Erbin mitHerz. TV-Drama,<br />
D/A 2004 8.45 Alfredissimo! 9.15 Markt 10.00<br />
PartyofFive 10.45 Lindenstraße 11.15 Geld.<br />
Macht.Liebe 12.00 Sturmder Liebe 12.45 Sturm<br />
der Liebe 13.35 Verrücktnach Meer 14.25 Ein<br />
Luftikuszum Verlieben. TV-Liebeskomödie, D2005<br />
15.55 Geld.Macht.Liebe 16.40 PartyofFive<br />
17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich<br />
18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />
20.15 The HeartGuy 21.00 TheHeartGuy 21.45<br />
extra322.30 Cucumber 23.15 Cucumber 0.00<br />
Banana 0.25 Banana 0.50 Wolfsland –Tief im<br />
Wald. TV-Kriminalfilm, D20162.20 Cucumber<br />
3.05 Cucumber 3.50 Hartaber herzlich<br />
ZDF NEO<br />
10.55 Viel zu bieten 11.40 Die Rettungsflieger<br />
12.20 Die Rettungsflieger 13.05 Columbo. Des<br />
Teufels Corporal. TV-Kriminalfilm, USA 1974 14.40<br />
Heldt 15.25 Die Rettungsflieger 16.55 Columbo.<br />
Des TeufelsCorporal. TV-Kriminalfilm,USA 1974<br />
18.30 Bares für Rares 19.20 Bares für Rares<br />
20.15 (für HG) Inspector Barnaby. Blut am Sattel.<br />
TV-Kriminalfilm, GB 1997 21.45 (für HG)Inspector<br />
Barnaby. Barnabymussreisen. TV-Kriminalfilm, GB<br />
2013 23.15 (für HG)Vera–Einganzspezieller<br />
Fall. Heiliger Boden. TV-Kriminalfilm,GB2011<br />
0.45 Spooks –ImVisier des MI5 1.35 Gätjens<br />
großes Kino 1.45 heute-show 2.15 Neo Magazin<br />
Royale 3.00 TerraX3.50 TerraX4.35 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
9.00 The Wanted –AufVerbrecherjagd 9.45 Auf<br />
Verbrecherjagd 10.30 Unschuldig hingerichtet<br />
11.15 Dr.Shipman –Der Ladykiller 12.45 Despoten<br />
14.15 ZDF-History 15.00 Madame Mao –Aufstieg<br />
und Fall der Jiang Qing 15.45 Despot<br />
Housewives –Die Frauen der Diktatoren 17.15<br />
Rätselhafte Geschichte 18.00 Despoten 18.45<br />
Eva Braun –Die Braut des Bösen 20.15 Geheimnisse<br />
des „Dritten Reichs” 21.00 Geheimnisse<br />
des „Dritten Reichs” 21.45 Geheimnisse des<br />
„Dritten Reichs” 22.30 (für HG) Geheimnisse des<br />
„Dritten Reichs” 23.15 Geheimnisse des „Dritten<br />
Reichs” 0.00 Geheimnisse des „Dritten Reichs”<br />
0.45 (für HG) heute-journal 1.15 Die SS<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Resound Beethoven –Sinfonien<br />
und Konzerte auf historischen Instrumenten,<br />
ca. 56 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Schöne Stimmen Joyce DiDonato. Als eine der<br />
bedeutendsten Sängerdarstellerinnen der Gegenwart<br />
hat sie sich nie in die geschützte Atmosphäre<br />
des Elfenbeinturmes der Kunst<br />
zurückgezogen. Seit Jahren treibt sie die Frage<br />
um, auf welche Art Musik helfen kann,inunserer<br />
konfliktgezeichneten Welt Trost zu spenden<br />
und Hilfe zu leisten, was sich auch in ihrem<br />
abendfüllenden Programm „In War and Peace”<br />
ausdrückt, mit dem sie in den letzten Jahren<br />
rund um die Welt gereist ist., ca. 56 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Tage Alter Musik Regensburg 2018 Musik als<br />
Heilmittel gegen die Pest in Venedig, Aufnahme<br />
vom 19.05.2018 aus der St.-Oswald-Kirche<br />
Regensburg, ca. 105 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Neue Musik Gemalte Partituren und musikfremde<br />
Schichten. Die litauische Komponistin<br />
Rûta Vitkauskaite, ca. 55 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Nino Haratischwili: „Die Katze und der<br />
General” (39/39). Mit Peter Kaempfe, Torben<br />
Kessler,ValeryTscheplanowa, Luana Velis, ca.<br />
30 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Festvortrag von Norbert Miller –<br />
„Utopien des Widerstands”, ca. 26 Minuten<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Zur Diskussion Der Ankläger und der Anwalt.<br />
RAF-Rechtsgeschichte im Dialog. Mit Klaus<br />
Pflieger (Jurist), Hans-Christian Ströbele<br />
(Rechtsanwalt). Moderation: Stephan Detjen,<br />
ca. 45 Minuten<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Kreuzeder und der Dschihad” Mit Sigi Zimmerschied,<br />
Maria Peschek,Luise Kinseher,Karim<br />
Cherif, Ferdinand Dörfler,Harry Täschner,<br />
Robert Frank, Andreas Tobias. Regie: Jörg Graser,ca.<br />
60 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Brownie McGhee. Mit Lothar Jänichen,<br />
ca. 30 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
In Concert 15. Möllner Folksfest: Phonix feat.<br />
SangKa. Danish Folk meets Guzheng.Moderation:<br />
Holger Beythien, ca.87Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 211 · M ontag, 10. September 2018 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
KarlLagerfeld wirdheute 85 Jahrealt.<br />
Dasist amtlich bestätigt. Am 10. September<br />
1933 ist der Modeschöpfer in<br />
Hamburggeboren, doch er will davoneigentlich<br />
gar nichts wissen. Im<br />
Gegenteil: DerDesigner mit den<br />
weißgepuderten Haaren, der Sonnenbrille<br />
und dem Vatermörderkragen<br />
kokettiertdamit, noch gar nicht<br />
85 zu werden. So gab er lange 1938<br />
als sein Geburtsjahr an, schwenkte<br />
dann aber auf das Jahr 1935 um. Die<br />
gespielte Ungewissheit seines Alters<br />
ist eines seiner Markenzeichen. Wir<br />
gratulieren trotzdem. Pass sticht Mythos.<br />
Wolfgang Joop (73) kann ebenfalls<br />
auf eine lange Karriereals Designer<br />
zurückschauen. Kürzlich wurde er in<br />
Österreich bei den „Vienna Awards<br />
für Fashion &Lifestyle“ als „Stilikone“<br />
ausgezeichnet. Soziale Medien<br />
habe er dafür aber nicht gebraucht.<br />
„Ich habe weder Facebook<br />
noch Instagram“, sagte er kürzlich in<br />
einem Interview.Erkönne dem<br />
„Austausch an Banalitäten“ nichts<br />
abgewinnen. Daslassen wir mal einfach<br />
so stehen.<br />
Guido Maria Kretschmer (53) hat am<br />
Wochenende vorallem an seinem<br />
Privatleben herumgeschneidert. Am<br />
Sonnabend heiratete der Modedesigner<br />
und TV-Moderator in der St.Severin-Kirche<br />
in Keitum auf Sylt seinen<br />
langjährigen Lebensgefährten<br />
Frank Mutters (63), sie sind seit 30<br />
Jahren ein Paar.Gefeiertwurde mit<br />
einer illuster zusammengestellten<br />
Gesellschaft<br />
im Kultlokal<br />
Sansibar.<br />
Kretschmer<br />
sagte vorab,<br />
er wolle seinen<br />
Partner<br />
heiraten,<br />
weil<br />
„Liebe das<br />
Größte ist“<br />
und die beiden<br />
ein Zeichen<br />
im Sinne<br />
der „Ehe für<br />
alle“ setzen<br />
wollen. Schön.<br />
(dma./mit dpa)<br />
Die frisch Vermählten:<br />
Guido Maria<br />
Kretschmer (l.) und Frank Mutters.<br />
TIERE<br />
Dieser Balanceakt ist für die Ewigkeit<br />
gedacht.<br />
DPA<br />
DPA<br />
Still und starrsteht er da. Einfast<br />
zwölf Meter hoher Dalmatiner balanciertvor<br />
einem Kinderkrankenhaus<br />
in Manhattan ein Taxi. Ganz ruhig<br />
sitzt er da. Seine Augen sind hell,<br />
der Schwanz glücklich zusammengerollt.<br />
Er scheint bereit, diesen<br />
Gleichgewichtsakt für immer zu halten.<br />
„Spot“ hat Künstler Donald Lipski<br />
sein Werk genannt. DasTaxi gehörte<br />
einst zur Flotte auf den Straßen<br />
NewYorks.Die verspielt wirkende<br />
Statue ist bereits ein beliebtes Fotomotiv<br />
und hat einen versteckten<br />
Clou: BeiRegen gehen die Scheibenwischer<br />
an. (dma.)<br />
Ich liebe es, alleine zu leben<br />
Die Hollywood-Legende Jane Fonda verzichtet auf Dates –und warnt vor den Tyrannen dieser Welt<br />
Superstars gibt es in Hollywood<br />
viele, doch den Status<br />
einer lebenden Legende<br />
verdienen selbst in der<br />
Traumfabrik wenige so eindeutig wie<br />
Jane Fonda. Bereits in den 60er-Jahren<br />
wurde die Tochter von Henry<br />
Fonda selbst zur gefeierten Schauspielerin,<br />
später wurde sie zweimal<br />
mit dem Oscar ausgezeichnet (für<br />
„Klute“ und „Coming Home“), außerdem<br />
sorgte sie als politische Aktivistin<br />
genauso für Furore wie mit Aerobic-Videos.<br />
Ineinem Alter, indem<br />
andere längst dem Ruhestand frönen,<br />
ist sie fleißiger denn je: Seit 2015<br />
läuft auf Netflix erfolgreich ihreSerie<br />
„Grace and Frankie“ und nun spielt<br />
sie in der Komödie „Book Club“ (ab<br />
13. September im Kino) auch wieder<br />
eine Kino-Hauptrolle.Wir trafen die<br />
80-jährige zu einem gut gelaunten<br />
Interview in Los Angeles.<br />
Ms. Fonda, das Buch, das SieIhrer Lesegruppe<br />
in Ihrem neuen Film „Book<br />
Club“ vorschlagen, ist „50 Shades of<br />
Grey“. Haben Sieselbst den Roman je<br />
gelesen?<br />
Selbstverständlich. Und nicht<br />
erst als Vorbereitung auf den Film,<br />
sondern gleich, als er damals zum<br />
Bestseller wurde. Ich wollte wissen,<br />
was es mit diesem Buch auf sich hat,<br />
um das alle so viel Getue machen<br />
(lacht). Und ich bin wirklich froh,<br />
dass es geschrieben wurde, denn<br />
meiner Meinung nach hat es viele<br />
amerikanische Frauen wachgerüttelt.<br />
In Europa ist das natürlich etwas<br />
anderes. Ich habe ja selbst mal<br />
zehn Jahre in Frankreich gelebt<br />
und „Die Geschichte der O“ mehr<br />
als einmal gelesen.<br />
Würden Sie sagen, dass Sex jenseits<br />
einer gewissen Altersgrenze<br />
noch immer ein Tabu ist?<br />
Ich würde sogar sagen, dass<br />
zumindest hier in den USA das<br />
Thema Sex allgemein noch immer<br />
ein Tabu ist. Verrückterweise, denn<br />
gleichzeitig findet man ja Pornografie<br />
an jeder Ecke. Und die Altersdiskriminierung<br />
kommt noch hinzu!<br />
Der Jugendwahn ist so ausgeprägt,<br />
dass viele Leute geradezu einen Ekel<br />
empfinden scheinen bei der Vorstellung,<br />
ältereMenschen könnten noch<br />
sexuell aktiv sein. Nicht zuletzt deswegen<br />
war ich ja so begeistert von<br />
„Book Club“, in dem bei diesen nicht<br />
mehr ganz jungen Ladys noch einiges<br />
los ist.<br />
Das war der Grund, die Rolle anzunehmen?<br />
Auch. Ichfand das Drehbuch einfach<br />
witzig. Und mir gefiel, dass es<br />
hier um Frauenfreundschaften geht.<br />
Denn nichts im Leben ist so wichtig<br />
wie die Freundschaft zwischen<br />
Frauen. Nicht einmal Sex(lacht).<br />
Der frühere TV-Star Daniel Küblböck<br />
ist nach Angaben vonAida<br />
Cruises bei einer Kreuzfahrt nach<br />
Neufundland (Kanada) über Bord<br />
gegangen und wird seither vermisst.<br />
Es gebe Grund zur Annahme, dass<br />
der inzwischen als Daniel Kaiser-<br />
Küblböck auftretende Sänger am<br />
frühen Sonntagmorgen gesprungen<br />
sei. „Das ist unsere Vermutung“,<br />
sagte Aida-Sprecher HansjörgKunze<br />
der Deutschen Presse-Agentur.<br />
Nach Durchsagen und einem Kabinencheck<br />
sei festgestellt worden,<br />
dass Kaiser-Küblböck verschwunden<br />
sei. Er sei privat an Bord des<br />
Kreuzfahrtschiffes gewesen. Beim<br />
Jane Fonda im Mai bei den Filmfestspielen in Cannes.<br />
Leben: Jane Seymour<br />
Fondawurde 1937 in New<br />
York geboren. Die zweifache<br />
Oscar-Preisträgerin(1972<br />
und 1979)entwickelte sichin<br />
den 60er-und 70er-Jahren<br />
vomSexsymbolzur ernsthaftenCharakterdarstellerin.<br />
ZUR PERSON<br />
Werk: Fonda engagierte<br />
sich vehement gegenden<br />
Vietnamkrieg.Politisch waren<br />
auch ihre Filme: Einer ihrer<br />
größten Erfolgewar der<br />
1979 erschienene Kernkraft-kritische<br />
Thriller „Das<br />
China-Syndrom“.<br />
Fitness: Zwar gehörtFonda<br />
seit den 70er-Jahrenzuden<br />
Protagonistinnen einer Fitness-Welle<br />
–mit Aerobic und<br />
Yoga.Aber sie weiß auch um<br />
die Gefahren zu harten Trainingsund<br />
vertritt heuteeine<br />
gemäßigte Linie.<br />
Gehen Sienoch auf Dates?<br />
Bis letztes Jahr habe ich es noch<br />
getan. Jetzt lasse ich es sein.<br />
Warum?<br />
Ach, ich liebe es einfach, alleine<br />
zu leben. Voreinigen Jahren, mit 72<br />
oder 73, habe ich noch einmal eine<br />
neue Beziehung begonnen. DerZeitpunkt<br />
damals war gut. Ich hatte gerade<br />
ein neues Kniegelenk verpasst<br />
bekommen, und in einer neuen Beziehung<br />
ist es ja wichtig, dass man<br />
auf die Knie gehen kann (lacht). Aber<br />
dann wurde er sehr krank, obwohl er<br />
jünger war als ich. Und ich bin einfach<br />
niemand, der sonderlich gut<br />
darin ist, sich um andere zukümmern.<br />
Heute kann ich mir eigentlich<br />
nicht vorstellen, noch einmal mit einem<br />
Mann zusammenzuleben.<br />
Ist dies das erste Mal inIhrem Leben,<br />
dass Siealleine leben?<br />
Im Grunde ja. Ichlebe zum ersten<br />
Mal ineinem Zuhause, indem alles<br />
meins und von mir ausgesucht ist.<br />
Ichhätte manchmal gar nichts dagegen,<br />
einfach zu Hause zu bleiben<br />
und in meinem gemütlichen Bett zu<br />
liegen. Dasvibriertnämlich!<br />
Nun, lassen Sie uns noch einmal<br />
„Book Club“ zurückkommen: Lesen<br />
Sieauch so gern wie in dem Film?<br />
Sogar mehr.Bücher sind mein Leben.<br />
Ich lese im Durchschnitt zwei<br />
oder drei die Woche. Zuletzt zum<br />
Beispiel „When they call youaterrorist“<br />
vonPatrisse Khan-Cullors,einer<br />
der Gründerinnen der Bewegung<br />
Black Lives Matter.Und „Make Trouble“<br />
von Cecile Richards, die lange<br />
die Organisation Planned Parenthood<br />
geleitet hat. Ich lese am liebsten<br />
Sachbücher, einfach weil ich so<br />
wissbegierig bin und lernen will.<br />
Sind Sie denn, wo Sie gerade die Bücher<br />
solcher politischer Aktivisten erwähnten,<br />
optimistisch, was die Zukunft<br />
angeht?<br />
Waswir gerade erleben, sind „the<br />
best of times and the worst of times“,<br />
um mal Dickens und sein „Eine Geschichte<br />
aus zwei Städten“ zu zitieren.<br />
Manmuss sich entscheiden, welche<br />
Perspektive man einnimmt. Was<br />
aktuell passiert, ist sehr gefährlich,<br />
nicht nur in den USA, sondernauf der<br />
ganzen Welt. Überall steigen sogenannte<br />
starke Männer an die Macht<br />
auf. Das ist ja immer so: Sobald auf<br />
der Welt Chaos herrscht, stärkt das<br />
solche Tyrannen. Gleichzeitig rüttelt<br />
das allerdings auch alle anderen auf,<br />
und dieser Tage sind die Menschen so<br />
wachsam und engagiert wie lange<br />
nicht. Deswegen ist das der Aspekt<br />
unserer gegenwärtigen Situation, auf<br />
den ich mich konzentriere.<br />
Interview: Patrick Heidmann.<br />
Daniel Küblböck bei Kreuzfahrt vermisst<br />
Der Sänger soll auf dem Wegnach Neufundland über Bord gegangen sein<br />
Management des Künstlers war zunächst<br />
niemand erreichbar.<br />
DieKüstenwache suche mit Flugzeugen<br />
und Hubschraubern nach<br />
dem 33-Jährigen. Das Kreuzfahrtschiff<br />
Aidaluna mit rund 2200 Gästen<br />
und etwa 600 Crewmitgliedernsei an<br />
die mutmaßliche Unglücksstelle zurückgekehrt<br />
und versuche ebenfalls,<br />
den aus der RTL-Castingshow bekannt<br />
gewordenen Sänger zu finden.<br />
„Der Kapitän und die Crew von<br />
Aidaluna haben umgehend und in<br />
enger Abstimmung mit den örtlichen<br />
zuständigen Behörden alle erforderlichen<br />
Rettungsmaßnahmen<br />
eingeleitet“, erklärte Aida Cruises.<br />
So kennt man ihn: Küblböck war2003 in<br />
der ersten Staffel von „DSDS“ dabei. DPA<br />
Sprecher Kunze betonte: „Es läuft<br />
eine intensiveSuche.“<br />
Kaiser-Küblböck, geboren im<br />
bayerischen Hutthurm, wurde 2003<br />
bekannt, als er an der ersten Staffel<br />
der RTL-Show „Deutschland sucht<br />
den Superstar“ („DSDS“) teilnahm.<br />
2014 bewarb er sich vergeblich mit<br />
dem Lied „Be AMan“ um die Teilnahme<br />
am Eurovision Song Contest.<br />
Zuletzt nahm er 2015 als Kandidat an<br />
der achten Staffel der RTL-Show<br />
„Let’s Dance“ teil. Er machte eine<br />
Schauspielausbildung am Europäischen<br />
Theaterinstitut in Berlin. Zuletzt<br />
lebte Kaiser-Küblböck in Berlin<br />
und Palma de Mallorca. (dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
17-Jährige in Hinterhalt<br />
gelockt: vier Festnahmen<br />
Nach einem Überfall auf ein 17-jähriges<br />
Mädchen in Duisburgsind am<br />
Freitag vier Jugendliche im Alter von<br />
15 bis 17 Jahren festgenommen worden.<br />
Gegen sie wirdwegen versuchten<br />
Mordes ermittelt. DasMädchen<br />
hatte sich am Donnerstag mit ihrem<br />
Ex-Freund getroffen, um über die<br />
Beziehung zu sprechen, als drei Maskierte<br />
auftauchten und gemeinsam<br />
mit dem Ex auf das Mädchen einschlugen.<br />
DasMädchen wurde auch<br />
mit Messernverletzt. (dpa)<br />
Goldschatz bei Abriss von<br />
Theater in Italien entdeckt<br />
Beim Abriss eines Gebäudes im<br />
norditalienischen Como wurde ein<br />
Goldschatz aus der späten Römerzeit<br />
entdeckt. DieGoldmünzen aus<br />
dem fünften Jahrhundertbefanden<br />
sich in einer steinernen Amphore<br />
unter dem 1870 eröffneten Theater.<br />
Siekönnten mehrereMillionen Euro<br />
wert sein. DasTheater sollte abgerissen<br />
werden, um Platz für Luxuswohnungen<br />
zu machen, jetzt wirdder<br />
Baugestoppt, um weitereGrabungen<br />
zu ermöglichen. (AFP)<br />
Frau verwechselt Kerze<br />
mit Dynamitstange<br />
Um trotz eines Stromausfalls am<br />
Freitag Licht zu haben, suchte eine<br />
30-Jährige aus dem US-Bundesstaat<br />
Connecticut im Keller ihres Hauses<br />
eine Kerze. Dortlagerten aber vorallem<br />
Dynamitstangen, die der Vorbesitzer<br />
dortgelagerthatte.Als sie eine<br />
vonihnen, im Glauben eine Kerzein<br />
der Hand zu halten, anzündete,gab<br />
es eine Explosion. DieFrauerlitt Gesichtsverletzungen<br />
und dürfte mehrere<br />
Finger verlieren. (dpa)<br />
Am WorldTrade Center<br />
fährtwieder die U-Bahn<br />
Wird wieder angesteuert: die U-Bahn-Station<br />
am WorldTrade Center.<br />
DPA<br />
Knapp 17 Jahrenach den Terroranschlägen<br />
auf das World Trade Center<br />
in NewYorkwurde die damals unter<br />
den einstürzenden Zwillingstürmen<br />
zerstörte U-Bahn-Station wiedereröffnet.<br />
Seit Sonnabend halten<br />
Züge der Linie 1wieder an der Station,<br />
die einst„Cortlandt Street“ hieß<br />
und nun in „WTC Cortlandt“ umbenannt<br />
wurde.Der 182 Millionen Dollar<br />
teureWiederaufbau konnte erst<br />
2015 beginnen, nachdem zahlreiche<br />
andereBauprojekte in der Gegend<br />
abgeschlossen waren. (dpa)<br />
Wespen greifen Kinder an:<br />
15 Verletzte in Sachsen<br />
In Quersa in Sachsen wurden am<br />
Freitagabend 15 Kinder voneinem<br />
SchwarmErdwespen verletzt. Während<br />
eines Dorffestes spielten sie auf<br />
einem Hügel, nicht wissend, dass<br />
sich dortein Nest vonErdwespen befand.<br />
DieTierefanden sich offenbar<br />
gestörtund griffen die Kinder an, die<br />
sich ins Festzelt flüchteten. Vier der<br />
verletzten Kinder und ein gestochener<br />
Erwachsener kamen zur Sicherheit<br />
ins Krankenhaus. (AFP)