05.02.2020 Aufrufe

Berliner Zeitung 04.02.2020

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Filmriss: Harry Nutt über die Berlinale und die deutsche Geschichte – Feuilleton Seite 13<br />

Heute mit<br />

Götz Alys<br />

Kolumne<br />

Seite 6<br />

3°/6°<br />

Einige Regenschauer<br />

Wetter Seite 2<br />

Rummelsburger Bucht:<br />

Ein Elendsviertel in Berlin<br />

Berlin Seite 7<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Parteilos, aber für die AfD:<br />

Ramelows Gegenkandidat<br />

Politik Seite 4<br />

Dienstag,4.Februar 2020 Nr.29HA-76. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Zehn verlorene Jahre:<br />

Haiti nach dem Erdbeben<br />

Panorama Seite 24<br />

Hotel Adlon<br />

Zurück<br />

am Pariser<br />

Platz<br />

VonAndreas Kurtz<br />

Michael Sorgenfrey,<br />

der neue Chef<br />

des Hotels Adlon<br />

Mehr als den Chefposten im Hotel<br />

Adlon kann man in<br />

Deutschland als Hotelmanager wohl<br />

nicht erreichen. Das Luxushotel in<br />

bester Lage am Pariser Platz in der<br />

Mitte Berlins gilt als inoffizielles Gästehaus<br />

der Bundesregierung, in dem<br />

Präsidenten und Könige auf Staatsbesuch<br />

ihr Haupt betten. Und sowerden<br />

Veränderungen auf der Position<br />

des geschäftsführenden<br />

Direktors<br />

aufmerksamer<br />

als bei anderen<br />

Hotels beobachtet.<br />

Michael Sorgenfrey,der<br />

neue<br />

Mann an der<br />

Spitze des Hauses,<br />

ist in Berlin<br />

ein alter Bekannter.<br />

Der gelernte<br />

Koch kommt nun schon zum dritten<br />

Malindie Stadt, um in der Adlon-Hirarchie<br />

einen jeweils höheren Posten<br />

einzunehmen. An der Neueröffnung<br />

des 1907 gebauten und durch einen<br />

Brand wenige Tage nach Kriegsende<br />

zerstörten Hauses war er als Food &<br />

Beverage Operations Manager an der<br />

Seite seines Mentors beteiligt, des Eröffnungsdirektors<br />

Jean K. vanDaalen.<br />

Im Mandarin Oriental Bangkok,<br />

der Mutter aller Luxushotels, nahm<br />

ihn dann der legendäreDirektor Kurt<br />

Wachtveitl, der das Haus 42 Jahreleitete,unter<br />

seine Fittiche.BessereReferenzen<br />

kann man in der Branche<br />

nicht haben. Sorgenfrey kehrte 2002<br />

für drei Jahre als Hotel-Manager ins<br />

Adlon zurück und bewährte sich<br />

dann bei Hoteleröffnungen in Bodrum<br />

und auf der Halbinsel Istria. Es<br />

folgten Chefposten in Abu Dhabi<br />

und Dubai. Die Führung von 15Hotels<br />

einer Kette in Deutschland<br />

machte ihn dann wieder für die Abwerber<br />

von Kempinski interessant,<br />

die ihn im Herbst 2019 zum Vice President<br />

Operations für den Mittleren<br />

Osten und Afrika machten.<br />

Wie man jetzt sieht, war das nur<br />

ein Zwischenschritt. Sorgenfrey folgt<br />

im Adlon auf Matthias Al-Amiry, der<br />

vomKempinski-Vorstand nach Asien<br />

entsandt wird, wo das Geschäft in den<br />

nächsten Monaten sicher nicht einfacher<br />

wird, wenn die Fluggesellschaften<br />

wegen der Coronavirus-Epidemie<br />

weiter Flüge streichen.<br />

Ob es Michael Sorgenfrey in Berlin<br />

viel einfacher haben wird, ist<br />

noch die Frage. Iminternationalen<br />

Vergleich sind die Zimmerpreise in<br />

der deutschen Hauptstadt ruinös<br />

niedrig. Der gebürtige Hamburger<br />

freut sich, wieder näher an seiner alten<br />

Heimat zu arbeiten. Sorgenfreys<br />

Credo lautet: „Wenn wir zufriedene<br />

Mitarbeiter haben, dann haben wir<br />

auch zufriedene Gäste.“ Er findet ein<br />

gut bestelltes Haus vor: „Ich übernehme<br />

ein starkes, eingespieltes<br />

Team.“ Seine Vorgänger waren jeweils<br />

drei Jahre imAmt. Der 52-Jährige<br />

hätte wohl nichts gegen einen<br />

längeren Aufenthalt: „Ich denke,<br />

dass ein Haus wie das Adlon eine gewisse<br />

Stabilität braucht.“<br />

Hilft das<br />

wirklich?<br />

Können Masken vor dem<br />

Coronavirus schützen? Und wie<br />

beeinflusst die Epidemie die<br />

Weltwirtschaft? Antworten auf<br />

diese Fragen lesen Sie auf den<br />

Seiten 5und 23<br />

Es geht um die Wurst<br />

Kanzlerin und Landwirtschaftsministerin schwören den Lebensmittelhandel auf mehr Fairness ein<br />

VonChristine Dankbar<br />

Man könnte sagen,<br />

dass es nicht zuletzt<br />

auch die jüngste<br />

Werbekampagne<br />

war, die den Verantwortlichen von<br />

Edeka eine Vorladung ins Kanzleramt<br />

eingetragen hat. „Essen hat einen<br />

Preis verdient: den niedrigsten“,<br />

stand voreiniger Zeit auf Plakaten<br />

in Niedersachsen zu lesen.<br />

Und obwohl dazu noch Otto Waalkes<br />

abgebildet war und Edeka<br />

meinte, das Ganze sei ein Missverständnis,fanden<br />

die dortigen Bauern<br />

das alles gar nicht lustig und<br />

blockierten mit ihren Traktoren<br />

kurzerhand ein Edeka-Auslieferungslager<br />

in Oldenburg.<br />

Am Montag ging es nun im Gespräch<br />

mit Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel und Landwirtschaftsministerin<br />

Julia Klöckner (beide CDU) um<br />

„Fragen der fairen Ausgestaltung der<br />

Wertschöpfungskette für landwirtschaftliche<br />

Erzeugnisse“.<br />

Rewe-Chef Lionel Souque, der<br />

ebenfalls eingeladen war, hatte vor<br />

dem Gespräch die Praxis der Preisgestaltung<br />

verteidigt. Mansei auch den<br />

Millionen Menschen in Deutschland<br />

verpflichtet, die in Armut oder an der<br />

Armutsgrenze leben, erklärte er vor<br />

dem Treffen, das für anderthalb<br />

Stunden angesetzt war. Er fand es<br />

aber richtig, über mehr Wertschätzung<br />

von Lebensmitteln zu reden.<br />

„Dagibt es in Deutschland sicherlich<br />

Nachholbedarf.“<br />

Das sahen offenbar auch die anderen<br />

Gesprächsteilnehmer so,<br />

denn nun soll es eine „Kommunikationsallianz“<br />

von Landwirten und<br />

Handel zur Wertschätzung von Lebensmitteln<br />

geben. Das teilte Julia<br />

Klöckner nach dem Termin mit. Sie<br />

werde nun den Handel und die<br />

Landwirtschaft zu einem gemeinsamen<br />

Treffen einladen, sagte sie und<br />

kündigte zudem an, eine europäische<br />

Richtlinie zu unfairen Handelspraktiken<br />

schnell umzusetzen. Wer<br />

diese nicht einhalte,müsse mit Bußgeldern<br />

rechnen: „Wir stehen an der<br />

Seite derer, die gute Lebensmittel<br />

produzieren.“ Es müsse aber gerecht<br />

zugehen. Es gebe eine große Liste<br />

vonunfairen Handelspraktiken.<br />

Kanzlerin Angela Merkel hatte zuvor<br />

betont, dass die Politik nicht auf<br />

staatlich diktierte Mindestpreise hinarbeite,<br />

esmüsse aber „faire Beziehungen“<br />

der Akteure amMarkt geben.<br />

Dabei sei der Handel allerdings<br />

selten direkt mit den Landwirten verbunden.<br />

Dazwischen lägen Ernährungswirtschaft,<br />

Großabnehmer,<br />

Molkereien oder Fleischverarbeiter,<br />

mit denen ebenfalls ein weiterer Dialog<br />

nötig sei. „Wir haben ein gemeinsames<br />

Interesse an einer starken regionalenVersorgung.“<br />

Es gehe um die<br />

Frage,wie diejenigen, die Lebensmittel<br />

erzeugen, überleben könnten angesichts<br />

der gestiegenen Sensibilität<br />

für Qualität und Umweltauflagen.<br />

Eine Mehrheit der Verbraucher<br />

gibt bei Umfragen regelmäßig an,<br />

dass man bereit wäre, für ökologische<br />

oder tierwohlfreundliche Lebensmittel<br />

auch mehr Geld zu bezahlen.<br />

Die meisten greifen imSupermarkt<br />

dann aber doch zum Billig-<br />

„Aktuell können Verbraucher<br />

die Qualität<br />

eines Produktes kaum erkennen,<br />

schon gar nicht am Preis.“<br />

Klaus Müller,<br />

Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands<br />

fleisch das lässt sich klar aus den<br />

Absatzstatistiken herauslesen.<br />

Für Anne Markwardt, Leiterin des<br />

Teams Lebensmittel beim Bundesverband<br />

der Verbraucherzentralen,<br />

ist das nur auf den ersten Blick ein<br />

Widerspruch. „Wir leben in einem<br />

Markt, in dem die Verbraucher Qualität<br />

wegen mangelnder Kennzeichnung<br />

kaum verlässlich erkennen<br />

können“, sagte sie der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Sie bedauerte es, dass die Verbraucherverbände<br />

nicht zum Gespräch<br />

ins Kanzleramt eingeladen<br />

waren. Dabei werde den Verbrauchern<br />

oft einseitig der schwarze Peter<br />

zugeschoben, weil es immer<br />

heiße,dass sie es seien, die keine höheren<br />

Preise zahlen wollten. „Viele<br />

fragen sich aber zu recht, ob der höhere<br />

Preis eines Lebensmittel vor allem<br />

an seinem Marketing liegt“,<br />

sagte sie.<br />

Scharfe Kritik übte Markwardt an<br />

der Landwirtschaftspolitik, die Fördermittel<br />

nicht ans Tierwohl koppelt.<br />

Für einige Tierarten in Deutschland<br />

gebe überhaupt keine gesetzlichen<br />

Standardfür die Haltung, so die<br />

Verbraucherexpertin.<br />

DerBundfür Umwelt und Naturschutz<br />

Deutschland (BUND) nannte<br />

die „Einbestellung“ der Branche bei<br />

Merkel ein wichtiges Zeichen. Wer<br />

Marktmacht ausnutzeund sich beim<br />

Verbraucher mit Billigangeboten anbiedere,<br />

stehe einer Agrarwende im<br />

Weg. SPD-Fraktionsvize Matthias<br />

Miersch forderte eine neue EU-<br />

Agrarpolitik, die Qualität und nicht<br />

Massefördere.<br />

Grünen-Agrarexperte Friedrich<br />

Ostendorff kritisierte, zur Umsetzung<br />

der EU-Richtlinie sei die Bundesregierung<br />

ohnehin verpflichtet.<br />

Sienutze Spielräume nicht, sondern<br />

setze weiter auf freiwillige Selbstverpflichtungen.<br />

DerFDP-Fachpolitiker<br />

Gero Hocker warb dafür, Zusammenschlüsse<br />

von Landwirten zu<br />

stärken, um ein Gegengewicht zum<br />

Handel zu bilden. AfD-Fraktionschefin<br />

Alice Weidel wandte sich gegen<br />

staatliche Eingriffe, bei denen<br />

die Verbraucher vom Schnitzel über<br />

Käse bis zurWurst tiefer in die Tasche<br />

greifen müssten. (mit dpa) Tagesthema<br />

Seite2,Kommentar Seite8<br />

GETTY IMAGES<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

Liebe<br />

Leserinnen,<br />

liebe Leser,<br />

AmWochenende haben wir Ihnen<br />

unsere Neuzugänge in der Redaktion<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorgestellt:<br />

Matthias Thieme als Digital-<br />

Chefredakteur, Kai-Hinrich Renner<br />

als Medien-Redakteur, Eva Corino<br />

als Familien-Redakteurin und Margarethe<br />

Gallersdörfer als Bildungs-<br />

Redakteurin.Wirfreuen uns über die<br />

Verstärkung der Redaktion.<br />

Ab dem heutigen Dienstag werden<br />

wir Ihnen die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

auch noch besser geordnet präsentieren.<br />

Die <strong>Zeitung</strong> erscheint jetzt<br />

wieder täglich in vier Teilen, so haben<br />

auch der Berlin-Teil, das Feuilleton<br />

und der Sport jeweils wieder ein<br />

eigenes„Buch“, wie wir die <strong>Zeitung</strong>slagen<br />

nennen. Sie können die Inhalte<br />

also deutlich besser sortieren.<br />

Neue Seiten, neue Inhalte<br />

Hinzu kommen neue Seiten und Inhalte<br />

wie die Familien-Seite von Eva<br />

Corino am Donnerstag, die jungen<br />

<strong>Berliner</strong> Familien Lesestoff bietet.<br />

Die beiden <strong>Berliner</strong> Seiten „Hauptstadt“<br />

und „Made in Berlin“ finden<br />

Siezukünftig am Mittwoch und Freitag<br />

im Berlin-Teil. Das„Schöne Wochenende“<br />

rückt am Sonnabend in<br />

den Berlin-Teil. So bündeln wir die<br />

Berlin-Kompetenz weiter.<br />

Dazu gehört auch, dass wir Ihre<br />

Meinung, Ihre Briefe und Mails an<br />

zwei festen Tagen, am Montag und<br />

am Donnerstag, im Berlin-Teil abdrucken.<br />

Das Thema des Tages und die<br />

großen Reportagen der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

finden Sieweiterhin auf den Seiten<br />

2und 3. Aufdiesen Seiten werden<br />

wir auch unsere Vermessung der<br />

Amtszeit Angela Merkels mit der datenjournalistischen<br />

Seriefortsetzen.<br />

Das Magazin am Wochenende<br />

bietet Ihnen am 15. Februar auf zehn<br />

Seiten eine Spezial-Ausgabe zum Berlinale-Start.<br />

Ab MitteFebruar wirdIhnen<br />

auch Margit J. MayerjedeWoche<br />

eine neue Stil-Seite präsentieren, eine<br />

Seite über den Stil und die Mode Berlins<br />

und der Welt. Auf der Meinungsseite<br />

werden Sie die bekannten Kolumnen<br />

etwa von Götz Aly und Sabine<br />

Rennefanz lesen, Siefinden dort<br />

aber auch neue Stimmen –wie heute<br />

Kai-Hinrich Renner,der sich im Leitartikel<br />

mit den Medien und dem Coronavirus<br />

beschäftigt. Jeden Freitag<br />

wirdRennernun auch seine Medienkolumne<br />

im Feuilleton schreiben. Besonders<br />

lesenswert, so wie die ganze<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Herzlich, IhreRedaktion<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />

Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />

(Mo-Fr13-14 Uhr), Fax-499;<br />

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2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Lebensmittelpreise<br />

Die Preisentwicklung ist dramatisch,<br />

teilweise aber auch selbstverschuldet,<br />

sagt Biobauer Klaus Engemann<br />

„Die Bauern sind<br />

Täter und Opfer“<br />

VonChristine Dankbar<br />

Knackig sollen Obst und Gemüse sein, aber auch schön billig.Für die Erzeuger geht diese Rechnung oft nicht auf.<br />

ISTOCKPHOTO; PRIVAT<br />

Klaus Engemann ist Biolandwirt<br />

in Ostwestfalen-<br />

Lippe. Im Gespräch mit<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erläutert<br />

er, warum die Landwirte in<br />

Deutschland Opfer und Täter zugleich<br />

sind und wie man mit Discountern<br />

wie Lidl auf Augenhöhe<br />

verhandeln kann.<br />

Herr Engemann, die Bundeskanzlerin<br />

hat die Chefs von Handelsunternehmen<br />

zum Preisgipfel eingeladen.<br />

Wassagen Siedazu?<br />

Ich finde es gut, dass sich Frau<br />

Merkel dieses Themas annimmt.<br />

Und ich bin sehr gespannt, was dabei<br />

herauskommt. DiePreissituation<br />

bei den Lebensmitteln ist wirklich<br />

dramatisch.<br />

Wiemeinen Siedas?<br />

Die konventionell erzeugten<br />

Lebensmittel sind viel zu billig.<br />

Zumal Folgekosten der Landwirtschaft<br />

wie zum Beispiel die Aufbereitung<br />

des Trinkwassers wegen zu<br />

hoher Nitratbelastung da noch gar<br />

nicht mit einberechnet sind.<br />

Würde man das mit einberechnen,<br />

wären konventionell erzeugte Lebensmittel<br />

nicht billiger als Bioprodukte.<br />

Die Landwirte beklagen sich, dass<br />

sie vom Diktat der Handelsketten<br />

abhängen, dass die Preise drückt.<br />

Was denken Sie, wie konnte es zu<br />

dieser Abwärtsspirale überhaupt<br />

kommen?<br />

Meiner Meinung liegt das am<br />

Konzentrationsdruck bei den Betrieben<br />

selbst. Vor40, 50 Jahren waren<br />

die meisten landwirtschaftlichen<br />

Betriebe Mischbetriebe. Die<br />

Bauern betrieben Viehzucht, bauten<br />

aber auch Getreide und Obst an.<br />

Das hat sich geändert. Die Unternehmer<br />

spezialisierten sich, wurden<br />

größer, aber auch einseitiger.<br />

Hatte man damals 60 Mastschweine,dann<br />

waren es vor30Jahren<br />

schon 150. Und heute muss<br />

man 3000 bis 5000 Schweine haben,<br />

um sein Betriebsergebnis zu<br />

halten. Das aber macht abhängiger<br />

von demjenigen, der mir die Ware<br />

abnimmt.<br />

Siesind die Sache vonAnfang an anders<br />

angegangen?<br />

Ja. Als mein Bruder und ich den<br />

Betrieb 1988 von unseren Eltern<br />

übernahmen, war für uns von Anfang<br />

an klar,dass wir auf Vielfalt setzen<br />

wollten. Wir wollten ökologischen<br />

Landbau betreiben.<br />

Sind Sie dainIhrem Ort nicht misstrauisch<br />

beäugt worden?<br />

Eigentlich nicht. Unsere Familie<br />

ist alteingesessen in der Region. Wir<br />

betreiben seit Generationen Landwirtschaft.<br />

Als wir auf ökologischen<br />

Landbau umstellten, gehörten wir<br />

zu den Ersten in unserer Gegend und<br />

stießen natürlich auf Skepsis. Aber<br />

auch auf viel Wohlwollen. Wirhaben<br />

eine breite Palette von Gemüse und<br />

Obst: Möhren, Rote Bete, Pastinaken,<br />

Blumenkohl, Erdbeeren, aber<br />

auch Getreide wie Weizen, Gerste<br />

ZUR PERSON<br />

Klaus Engemann ist Bio-Landwirtaus Überzeugung.Vor 32 Jahren übernahm er mit seinem<br />

Bruder den Hof der Elternund stellte vomkonventionellen auf den ökologischen Landbau um.<br />

Ihm geht es um Artenvielfalt und faire Produktionsbedingungen. Er ist Vorstandsmitglied im<br />

Verein FairBio. Dieser setzt sich dafür ein, dass die Produzenten nachhaltiger Lebensmittel<br />

auch angemessen bezahlt werden.<br />

Roggen, Dinkel. Und Spezialsorten<br />

wie Einkorn, das zu den ältesten Getreidearten<br />

überhaupt zählt.<br />

Wie erleben Sie die Preisentwicklung<br />

bei Lebensmitteln?<br />

Wir haben vor zehn Jahren den<br />

FairBio-Verein gegründet, um Fairness<br />

bei der Bezahlung von Bioprodukten<br />

zu erzielen. Wir bemühen<br />

uns um ein partnerschaftliches Verhältnis<br />

vonErzeugernund Kunden –<br />

und das über die ganze Wertschöpfungskette.<br />

Dennoch sind wir nicht<br />

abgekoppelt vom Markt. Aber die<br />

Verbraucher sind bereit, mehr für<br />

Bio-Qualität zu bezahlen. Deshalb<br />

ist es absolut wichtig, dass man Qualität<br />

auch kenntlich macht. Die<br />

Kennzeichnung von Hühnereiern<br />

etwa –das ist ein totaler Erfolg. Jeder<br />

kann auf den ersten Blick erkennen,<br />

ob er Ökostandardkauft oder nicht.<br />

Haben Sie denn selbst Erfahrung mit<br />

den klassischen Handelsketten?<br />

Ich bin für meine Region Delegierter<br />

bei Bioland. Das ist ein Anbauverband<br />

für Öko-Landwirte. Als<br />

uns unser Präsident vorschlug, einen<br />

Handelsvertrag mit Lidl auszuhandeln,<br />

gab es erst mal Aufruhr. Historisch<br />

ist der Discounter ja nicht der<br />

Freundder Bio-Landwirtschaft. Aber<br />

wenn man davon ausgeht, dass sich<br />

der Anteil der Bio-Lebensmittel erhöhen<br />

soll, macht es durchaus Sinn,<br />

auch dort gelistet zu sein. Bioland<br />

hat mit Lidl jetzt Fairplay-Regeln<br />

aufgestellt, etwa, dass keine Frischwarewillkürlich<br />

storniertwird.<br />

Das hat Ministerin Julia Klöckner<br />

den Händlern jüngst beim Handel<br />

mit den Bauern vorgeworfen. Sind<br />

die konventionellen Landwirte die<br />

Verliererder letzten Jahrzehnte?<br />

Sagen wir mal so. Sie sind Opfer<br />

und Täter zugleich. Man trifft als<br />

Landwirtselbst die Entscheidungen<br />

für seinen Betrieb. Und da kann es<br />

auch Spaß machen, einen größeren<br />

Trecker zu fahren als der Nachbar.<br />

Aber wenn man immer größer werden<br />

muss,dann müssen Kredite abgezahlt<br />

werden. Die Abhängigkeiten<br />

machen ein Umlenken dann<br />

schwer.<br />

Aber es gibt Kollegen,die umsteuern?<br />

Wirhaben in den letzten drei Jahren<br />

einen erfreulichen Zuwachs von<br />

über 40 Prozent an Biobetrieben verzeichnet.<br />

Das ist ein bundesweiter<br />

Trend, der sich auch in unserer Region<br />

so abbildet.<br />

Wollen Ihre Kinder den Hofmal übernehmen?<br />

Ja, und das mit Begeisterung. Ich<br />

führe den Betrieb mit meinem Bruder.<br />

Wir haben zusammen sieben<br />

Kinder und vier davon sind bereits<br />

im Unternehmen tätig. Vonden fünf<br />

Biobauernhöfen in unserem Ort<br />

wollen alle in der nächsten Generation<br />

weitermachen.<br />

DasGespräch führte<br />

Christine Dankbar.<br />

Die führenden Händler –Edeka,<br />

Rewe, Aldi und die Schwarz-<br />

Gruppe mit Kaufland und Lidl –kontrollieren<br />

nach Angaben des Bundeskartellamts<br />

zusammen mehr als 85<br />

Prozent des Lebensmittelmarktes in<br />

Deutschland. Das gibt den „großen<br />

Vier“ eine gewaltige Einkaufsmacht.<br />

Werbei ihnen nicht gelistet ist, hat es<br />

schwer. Agrarministerin Julia Klöckner<br />

(CDU) sprach voneinem Verhältnis<br />

wie bei David gegen Goliath: „So<br />

fühlen sich aktuell Erzeuger,wenn sie<br />

mit dem Handel verhandeln –Augenhöhe<br />

ist nicht gegeben.“ Das schlage<br />

sich auch in den Preisen nieder.Allerdings<br />

wies Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel (CDU) auch darauf hin, dass<br />

Supermärkte meist nicht direkt mit<br />

den BauerninKontakt stünden. Auch<br />

Verarbeiter für Fleisch oder Milch<br />

seien angesprochen.<br />

Bei Preisverhandlungen wird oft<br />

mit harten Bandagen gekämpft. Das<br />

kann bis zum vorübergehenden Boykott<br />

bestimmter Produkte gehen, um<br />

Lieferanten unter Druck zu setzen. In<br />

den vergangenen Jahren bekamen<br />

David gegen Goliath<br />

Handel<br />

das auch große Markenhersteller wie<br />

Nestlé oder Coca-Cola zu spüren. Dabei<br />

sind ihreProdukte für den Handel<br />

deutlich schwerer zu ersetzen als Angebote<br />

vonBauernund anderen kleineren<br />

Anbietern.<br />

Die Branche selbst jedoch fühlt<br />

sich zu Unrecht an den Pranger gestellt.<br />

DerHandelsverband Deutschland<br />

(HDE) betonte bereits vor dem<br />

Treffen mit Kanzlerin Merkel: „Lebensmittel<br />

werden hier nicht verschleudert.“<br />

Deutschland liege bei<br />

Lebensmittelpreisen rund zwei Prozentpunkte<br />

über dem Schnitt der<br />

einst 28 EU-Staaten. Außerdem<br />

würde es den BauerninDeutschland<br />

nicht helfen, wenn die Preise hierzulande<br />

erhöht würden: „Wir sehen,<br />

dass man über Jahrzehnte die Landwirtschaft<br />

auf Export getrimmt hat<br />

und immer mehr Mengen produziert<br />

wurden“, sagte Genth dem Inforadio<br />

vonRBB am Montag. Dassei<br />

auch eine Riesenleistung. Aber da sei<br />

man natürlich abhängig von Weltmarktpreisen,<br />

die man gar nicht<br />

hierzulande beeinflussen könne.<br />

Rewe-Chef Lionel Souque<br />

machte zudem darauf aufmerksam,<br />

dass in Deutschland rund 13 Millionen<br />

Menschen in Armut oder an der<br />

Armutsgrenze lebten. „Günstige Lebensmittelpreise<br />

ermöglichen diesen<br />

Menschen eine gesunde und sichereErnährung“,<br />

so Souque.<br />

Tatsächlich sind für fast zwei Drittel<br />

(65 Prozent) der Bundesbürger<br />

Sonderangebote beim Einkaufen<br />

wichtig, wie das Marktforschungsunternehmen<br />

Nielsen in seiner Studie„Consumers<br />

2019“ berichtete.Im<br />

harten Wettbewerb kann sich somit<br />

kaum ein Händler leisten, diese Erwartungen<br />

zu enttäuschen und sein<br />

„Preis-Image“ zu gefährden.<br />

Wie empfindlich viele Verbraucher<br />

beim Preis sind, erlebte voreinigen<br />

Monaten Lidl. Der Discounter<br />

wollte nur noch Bananen mit Fairtrade-Siegel<br />

verkaufen, das sollte 10<br />

bis 20 Cent pro Kilo mehr kosten.<br />

Doch die Verbraucher spielten nicht<br />

mit und kauften bei der Konkurrenz.<br />

Am Ende musste Lidl zurückrudern.<br />

(dpa/BLZ)<br />

Biowetter:<br />

Bluthochdruck<br />

Kopfschmerzen<br />

Schlafstörungen<br />

Rheumaschmerzen<br />

Atemwegsbeschwerden<br />

Pollenflug:<br />

Hasel<br />

Erle<br />

Pappel<br />

Weide<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute haben Wolken die Oberhand. Sie lassen mitunter Schauer zurück.<br />

Dabei erreichen die Temperaturen 7Grad, und der Wind weht mäßig aus<br />

westlichen Richtungen. Inder Nacht macht sich größtenteils Schnee oder<br />

Schneeregen breit. Die Tiefstwerte fallen auf 1bis minus 1Grad.<br />

Belastung<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

mäßig<br />

schwach<br />

schwach<br />

keine<br />

keine<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 2Grad.<br />

Wind: mäßig aus West.<br />

Wittenberge<br />

3°/6°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

2°/6° 3°/6°<br />

Luckenwalde<br />

2°/6°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

wolkig bedeckt bedeckt<br />

2°/6° 2°/4° 3°/5°<br />

Prenzlau<br />

1°/7°<br />

Cottbus<br />

3°/6°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

2°/6°<br />

Mit stark böigen Nordwestwinden dringt auch in höheren Luftschichten Polarluft<br />

über Mitteleuropa in Richtung zentrales Mittelmeer vor. Dadurch bilden sich bis<br />

ins Flachland teils kräftige Schneeregen- und Graupelschauer, anden Alpen<br />

schneit es teils ergiebig. Warm und sonnig ist esüber Spanien.<br />

Köln<br />

2°/8°<br />

Sylt<br />

3°/6°<br />

Saarbrücken<br />

2°/9°<br />

Hannover<br />

3°/6°<br />

Konstanz<br />

3°/12°<br />

Hamburg<br />

3°/7°<br />

Erfurt<br />

1°/5°<br />

Frankfurt/Main<br />

2°/8°<br />

Stuttgart<br />

2°/12°<br />

Rostock<br />

2°/6°<br />

Magdeburg<br />

3°/7°<br />

Nürnberg<br />

0°/9°<br />

München<br />

1°/10°<br />

Rügen<br />

2°/7°<br />

Dresden<br />

3°/6°<br />

Deutschland: Heute ist es meist<br />

dicht bewölkt, esfällt immer wieder<br />

Schneeregen, und die Temperaturen<br />

klettern amTage auf 5bis 12 Grad.<br />

Nachts gehen die Wertedann auf<br />

1bis minus 4Grad zurück. Der Wind<br />

weht in Böen regional mit Sturmstärke<br />

aus westlichen Richtungen.<br />

Morgen erwärmt essich auf 2bis<br />

7Grad. Dazu ist der Himmel vielerorts<br />

wechselnd bis stark bewölkt,<br />

und selten rieseln auch Schneeflocken.<br />

Der Wind weht stellenweise in<br />

Böen stürmisch aus Nordwest.<br />

Schneehöhen:<br />

Thüringer Wald bis 30 cm<br />

Harz bis 25 cm<br />

Erzgebirge bis 30 cm<br />

Bayerische Alpen bis 220 cm<br />

Mondphasen: 09.02. 15.02. 23.02. 02.03.<br />

Sonnenaufgang: 07:44 Uhr Sonnenuntergang: 16:57 Uhr Mondaufgang: 12:02 Uhr Monduntergang: 03:23 Uhr<br />

Lissabon<br />

20°<br />

Las Palmas<br />

25°<br />

Madrid<br />

20°<br />

Reykjavik<br />

7°<br />

Dublin<br />

9°<br />

London<br />

10°<br />

Paris<br />

8°<br />

Bordeaux<br />

14°<br />

Palma<br />

23°<br />

Algier<br />

25°<br />

Nizza<br />

18°<br />

Trondheim<br />

4°<br />

Oslo<br />

0°<br />

Stockholm<br />

2°<br />

Kopenhagen<br />

5°<br />

Berlin<br />

6°<br />

Mailand<br />

15°<br />

Tunis<br />

22°<br />

Rom<br />

18°<br />

Warschau<br />

6°<br />

Wien<br />

10° Budapest<br />

10°<br />

Palermo<br />

22°<br />

Kiruna<br />

-15°<br />

Oulu<br />

-10°<br />

Dubrovnik<br />

16°<br />

Athen<br />

18°<br />

St. Petersburg<br />

-3°<br />

Wilna<br />

2°<br />

Kiew<br />

4°<br />

Odessa<br />

9°<br />

Varna<br />

13°<br />

Istanbul<br />

14°<br />

Iraklio<br />

16°<br />

Archangelsk<br />

-4°<br />

Moskau<br />

-1°<br />

Ankara<br />

8°<br />

Antalya<br />

16°<br />

Acapulco 35° heiter<br />

Bali 25° Gewitter<br />

Bangkok 32° heiter<br />

Barbados 27° Schauer<br />

Buenos Aires 35° sonnig<br />

Casablanca 22° sonnig<br />

Chicago 3° bedeckt<br />

Dakar 30° wolkig<br />

Dubai 20° sonnig<br />

Hongkong 21° bewölkt<br />

Jerusalem 12° sonnig<br />

Johannesburg 32° heiter<br />

Kairo 20° heiter<br />

Kapstadt 30° heiter<br />

Los Angeles 13° sonnig<br />

Manila 30° heiter<br />

Miami 25° wolkig<br />

Nairobi 26° Schauer<br />

Neu Delhi 20° sonnig<br />

New York 11° Regen<br />

Peking -2° sonnig<br />

Perth 37° Schauer<br />

Phuket 34° heiter<br />

Rio de Janeiro 30° Schauer<br />

San Francisco 11° heiter<br />

Santo Domingo 27° Schauer<br />

Seychellen 29° wolkig<br />

Singapur 33° heiter<br />

Sydney 22° wolkig<br />

Tokio 11° bewölkt<br />

Toronto 3° Schnee


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 3 *<br />

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Seite 3<br />

Stadt der Kinder<br />

Frühstück im Hause Uemoto: Haruta, Mutta und Konoe lassen es sich schmecken. Dass Kinder mit mehreren Geschwisternaufwachsen, ist in Japan eine Seltenheit. In der Kleinstadt Nagi nicht.<br />

Haruta ahnt natürlich nicht, dass<br />

er der winzige Teil einer Erfolgsgeschichte<br />

ist. Dass so viele<br />

Menschen Hoffnung mit ihm<br />

verbinden. Und selbst wenn er es ahnen<br />

würde, ihm wäre esindiesem Moment vermutlich<br />

egal. Verschlafen blinzelt der Zweijährige<br />

auf dem Schoß seiner Mutter und<br />

schmiegt sich an ihre Schulter. Mit seinen<br />

Zöpfchen, die nicht mehr sind als drei Büschel<br />

pechschwarzesHaar,erinnerteraneinen<br />

kleinen Samurai.<br />

Mama Hiromi Uemoto steckt ihrem<br />

Jüngsten mit den Essstäbchen Reis in den<br />

Mund, schiebt ein wenig Spinat hinterher.<br />

Bruder Mutta, fünf Jahre alt, stolpert imPyjama<br />

an den Frühstückstisch. Der Älteste,<br />

der sieben Jahre alte Kanta, erledigt noch<br />

schnell die letzten Hausaufgaben. Er übt<br />

Schriftzeichen, während seine sechsjährige<br />

Schwester Konoe, ein zierliches Mädchen<br />

mit Rattenzöpfen, in ihre Schuluniform<br />

schlüpft. DieWände hängen voll mit krakeligen<br />

Zeichnungen und Fotos der Geschwister,mal<br />

stolz, mal scheu lächelnd.„Meine Familie<br />

ist alles für mich“, sagt Hiromi mit zärtlicher<br />

Stimme.„Mein wichtigster Schatz.“<br />

Als sie Mutter wurde, wusste sie: Nirgendwo<br />

würde ihre Familie bessere Bedingungen<br />

finden als in ihrer Heimat Nagi.<br />

Denn hier spielt die Erfolgsgeschichte, hier<br />

besteht die Hoffnung, das Schrumpfen der<br />

Bevölkerung, das Alternder japanischen Gesellschaft<br />

etwas aufhalten zu können. Derzeit<br />

gibt es 127 Millionen Japaner.Und sollte<br />

die Geburtenrate nicht steigen, werden es<br />

Berechnungen zufolge im Jahr 2060 nur<br />

noch 87 Millionen sein. Nagi ist die Stadt der<br />

Kinder.Ein Model für die Zukunft Japans,das<br />

anders als die USA oder Deutschland kein<br />

Einwanderungsland sein will, um die demografische<br />

Entwicklung zu drehen.<br />

Jugend ist eine Ressource<br />

Zuvorlebte Hiromi mit ihrem Mann Taishira<br />

eine halbe Autostunde entfernt in der Großstadt<br />

Tsuyama. Vier Kinder hätte sich das<br />

Paar dort niemals leisten können. Darum<br />

entschieden sie sich, zurück zu Hiromis<br />

Wurzeln zu ziehen. Umrahmt von sanften<br />

Hügeln, vondichtem Wald, durch den Bären<br />

streifen, liegt die Kleinstadt im Südwesten<br />

des Landes,mitten in der Einöde.Reisterrassen<br />

ziehen sich wie Stufen den Hügel hinauf,<br />

Bauern pflanzen Setzlinge in die überfluteten<br />

Felder.<br />

Es gibt ein Café, einen riesigen Supermarkt,<br />

ein winziges Polizeirevier, das fast<br />

überflüssig wirkt an diesem friedlichen Ort–<br />

und es gibt nagelneue Spielplätze. Hiromi<br />

wundert sich nicht mehr darüber, dass sich<br />

so viele Menschen mittlerweile für das verschlafene<br />

Städtchen interessieren: Dasjapanische<br />

Fernsehen war da, es folgten Delegationen<br />

aus allen Ecken des Landes und ganz<br />

Japan hat eine der geringsten Geburtenraten der Welt.<br />

Die Bevölkerung schrumpft und altert dramatisch. Die Kleinstadt Nagi<br />

kämpft dagegen an –und gilt als Vorbild für das ganze Land<br />

VonIsabell Stettin (Text) und Sascha Montag (Fotos), Nagi<br />

Asien, die sehen wollten, was ausgerechnet<br />

Nagi zum Vorbild macht.<br />

Als Hiromi vor 32Jahren geboren wurde,<br />

zählte die Stadt 8000 Einwohner. Umein<br />

Viertel ist die Zahl seitdem geschrumpft. Im<br />

ganzen Land ist die Bevölkerungskurve im<br />

Sinkflug. Während in den Megametropolen<br />

wie Tokio die Menschen dicht an dicht leben,<br />

oft in Wohnungen klein wie Besenkammern,<br />

sterben ganze Dörfer aus. Doch die Menschen<br />

in Nagi haben einen Weg gefunden,<br />

den Abwärtstrend zumindest aufzuhalten,<br />

einen Weg, der die Menschen zurückholt<br />

und anzieht, ihnen Hoffnung gibt.<br />

Die Hoffnung lacht und hat Zahnlücken.<br />

Auf dem Hof vor ihrem Wohnblock warten<br />

Kanta und Konoe auf die Nachbarskinder.<br />

Hiromi zählt durch und winkt dem kleinen<br />

Tross nach, der sich zur Schule bewegt. Dann<br />

bringt sie ihreKleinen weg: Mutta in den Kindergarten,<br />

Haruta in die Kita. Beim Abschied<br />

verdrückt der kleine Samurai Tränen.<br />

Es ist der einzigeWeg, um die Stadt am Leben<br />

zu erhalten, glaubt Oku Chocho. Der<br />

Bürgermeister residiertimRathaus,vor dem<br />

eine Skulptur mit Kindern steht und wo sie<br />

2012 eine Erklärung unterschrieben haben:<br />

Nagi solle eine Stadt voll mit Kinderstimmen<br />

werden, „wo Elterndas Glück erleben, das es<br />

bedeutet, Kinder großzuziehen“. Für den<br />

Bürgermeister ist die Jugend eine Ressource.<br />

In manchen japanischen Gemeinden mussten<br />

längst die Schulen schließen, Häuser stehen<br />

leer, Krankenhäuser machen dicht.<br />

„6 000 Einwohner sind für uns die magische<br />

Grenze, die wir halten wollen.“<br />

In Nagi haben sie verstanden: Wollen sie<br />

weiter bestehen, müssen sie alles daransetzen,<br />

dass die Familien unbeschwert leben<br />

können. Durch die ganze Stadt spannt sich<br />

ein Netz, das Paare auffängt, Eltern unterstützt,<br />

Kinder versorgt. Für das erste Kind<br />

gibt es einmalig 100 000 Yen, etwa 830 Euro,<br />

für das fünfte 400 000, rund 3300 Euro. Die<br />

Schule ist umsonst. Keiner muss auf einen<br />

Kitaplatz warten. Ist ein Kind krank, bekommt<br />

es kostenlos Medizin. Wollen die Eltern<br />

ausgehen, können sie einen Babysitterservice<br />

in Anspruch nehmen.<br />

Grundstücke gibt es besonders günstig<br />

für Familien. Die Stadt hat Wohnblöcke aufgekauft,<br />

um sie billiger zu vermieten. Rund<br />

eine Million Euro im Jahr kostet diese Maßnahme.<br />

Angestellte der Stadt haben zeitweise<br />

geringere Löhne akzeptiert. Die Zukunft<br />

der Stadt ist eine gemeinsame Anstrengung.<br />

Undder Plan scheint aufzugehen.<br />

In der Provinz funktioniert imKleinen,<br />

wofür Länder wie Japan oder Deutschland<br />

seit langem kämpfen: Die Frauen bekommen<br />

mehr Kinder.Die Geburtenrate erreicht<br />

Spitzenwerte. Familien mit drei, vier, sogar<br />

fünf Kindern sind keine Seltenheit. Im<br />

Schnitt bekommen japanische Frauen nur<br />

Hiromi Uemoto mit Sohn Haruta auf einem von Nagis<br />

nagelneuen Spielplätzen.<br />

1,4 Kinder.InNagi waren es 2014 doppelt so<br />

viele. Inzwischen hat sich die Rate bei 2,3<br />

eingependelt. Ein Spitzenplatz und Erfolg in<br />

einem Land, das nicht nur die höchste Lebenserwartung<br />

weltweit hat, sondern zugleich<br />

eines mit der niedrigsten Geburtenrate<br />

ist. Junge Japanerinnen und Japaner heiraten<br />

immer später und schieben die Geburt<br />

des ersten Kindes hinaus.Der Bürgermeister<br />

vonNagi ist kein Träumer,erweiß: „Wir werden<br />

dennoch schrumpfen.“ Aber langsamer<br />

als anderswo.<br />

Hiromi fährt zum Hotel ihres Vaters, wo<br />

sie arbeitet. Sie kümmert sich um Buchungen,<br />

bereitet Essen vor, während nur wenige<br />

Kilometer entfernt Haruta seine Abschiedstränen<br />

verschmerzt hat. Im Gänsemarsch<br />

stolperndie Kita-Kinder aus der „Häschen“-<br />

Gruppe durch Nagi, sie singen, nehmen sich<br />

an den Händen, pflücken Pusteblumen. Haruta<br />

lässt sich vonder Erzieherin tragen.<br />

Überhaupt sind es die Frauen, die die<br />

Stadt gestalten und die Last schultern. Fast<br />

drei Viertel der Mütter sind berufstätig, fast<br />

alle arbeiten vor Ort. Frauen müssen sich in<br />

Japan oft entscheiden für Karriere oder Kinder.<br />

60Prozent verlassen ihren Arbeitsplatz<br />

nach der Geburt eines Kindes und widmen<br />

sich ausschließlich Haushalt und Familie.In<br />

Nagi lässt sich beides vereinbaren.<br />

Hiromi bedeutet ihre Arbeit viel. Sie gehört<br />

zu jener Generation japanischer<br />

Frauen, die gut ausgebildet ist wie noch nie.<br />

Sie hat Ernährungswissenschaften studiert,<br />

früher in der Schulmensa als Beraterin gearbeitet.<br />

Allein vom Gehalt ihres Mannes<br />

könnten sie kaum leben. Als Bauarbeiter ist<br />

er viel unterwegs, andiesen Tagen ist er auf<br />

Geschäftsreise. Meist verlässt er um sechs<br />

das Haus und kehrt nicht vor sieben am<br />

Abend zurück. So bleibt die Kinderversorgung<br />

Hiromis Sache.<br />

Mütter,die nur einige Stunden in der Woche<br />

arbeiten können oder wollen, gehen zu<br />

einer stillgelegten Tankstelle,woeine Jobvermittlung<br />

untergebracht ist. DieFrauenregistrieren<br />

sich für Hilfstätigkeiten, sie pflegen<br />

Datenbanken, unterstützen Bauern bei der<br />

Ernte, verpacken Gemüse, während ihre<br />

Kleinen in einer betreuten Spielecke toben.<br />

Miku Yonezawa, 29, kommt mit ihrem<br />

Sohn auf dem Arm. Aki ist neun Monate alt<br />

und klammert sich an sie. Die vierjährige<br />

Shiori rast mit einem anderen Mädchen<br />

durch den Raum.Für dieGrafikdesignerin ist<br />

es eine perfekte Lösung. „Immer, wenn ich<br />

Zeit habe,komme ichvorbei, verdiene Geld –<br />

und treffe dabei oft noch Freundinnen.“<br />

Doch das Herz der Stadt, das heimliche<br />

Wohnzimmer für die Mütter vonNagi, ist das<br />

„Kinderheim“, ein Flachbau mit großem<br />

Garten, mit Beeten und Spielgeräten. Um die<br />

Mittagszeit sitzen mehrereFrauen mit ihrem<br />

Nachwuchs am Tisch. Großeltern kommen<br />

hierher, auch Eltern aus umliegenden Gemeinden,<br />

weil es immer Spielkameraden<br />

gibt, unzählige Bücher und Kuscheltiere.<br />

Mütter haben Babykleidung für einen Basar<br />

mitgebracht, die Kinder haben einen kleinen<br />

Kaufladen aufgebaut.<br />

Lokalpolitiker aus Südkorea streifen<br />

durch die Gänge, umsich etwas von dem<br />

Konzept abzuschauen. Im Spielzimmer<br />

krabbelt Baby Miyu, acht Monate alt, und<br />

schnappt nach einem Teddy. Shoko Ishiodori,<br />

75 Jahre alt, sitzt wachsam daneben.<br />

Früher war sie Kindergärtnerin. Jetzt ist sie<br />

eine von vielen Ehrenamtlichen, die auf die<br />

Kleinen aufpassen. „Mich macht es glücklich,<br />

dass sie hier einfach Kind sein dürfen.<br />

Alles ist entspannter,nicht so streng wie früher.“<br />

Ihr Lächeln ist verborgen hinter einem<br />

Mundschutz, die Augen leuchten. Als Stadtoma<br />

fühlt sie sich gebraucht. Ihre sechseigenen<br />

Enkel sieht Shoko Ishiodori selten, ihre<br />

Kinder sind vor Jahren nach Schweden und<br />

Bali ausgewandert. Im „Kinderheim“ kümmertsie<br />

sich um die vielen Ersatzenkel.<br />

Zu sechst in einem Bett<br />

Einbisschen erinnertdie Stadt an eine große<br />

Familie. „Das macht diesen Platz so besonders<br />

für uns“, sagt Hiromi am Abend, als ihre<br />

Kinder und sie wieder am Tisch zusammenkommen.<br />

Geht es nach ihr, werden sie in<br />

Nagi groß. Nur ihreWohnung wird langsam<br />

zu eng. IhrMann und sie träumen davon, ein<br />

Häuschen zu bauen. Noch schlafen sie zu<br />

sechst eng aneinander gekuschelt auf Reisstrohmatten<br />

im kleinen Schlafzimmer. Jede<br />

Ecke ist genutzt. Auf Regalbrettern über der<br />

Eingangstür stapeln sich Schuhe, aus denen<br />

die Kinder immer schneller herauswachsen.<br />

Müde stochernsie nach dem Fußballtraining<br />

im Abendessen herum. Die Augen kleben<br />

am Fernsehbildschirm, über den ihr<br />

Mangaheld hüpft: Anpanman ist der Star der<br />

Kinder von Nagi, eine gutmütige Figur aus<br />

Brotteig, gefüllt mit Bohnen. Erverteilt sich<br />

an die Hungrigen, nährt und stärkt sie.Viele<br />

in Japan sagen, er soll den Kleinen alsVorbild<br />

dienen, zeigen, wie wichtig es ist, für die Gemeinschaft<br />

Opfer zu bringen. Es geht um das<br />

große Ganze, um Zusammenhalt, nicht nur<br />

den Einzelnen. Jeder trägt seinen Teil zum<br />

Gelingen bei. DieEinwohner vonNagi haben<br />

das bereits verinnerlicht.<br />

Isabel Stettin wurde vomersten Tag<br />

an wie ein Familienmitglied aufgenommen<br />

–offen und herzlich.


4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

BKA fordertStrafe für<br />

Feindlisten-Urheber<br />

DerChef des Bundeskriminalamts,<br />

Holger Münch, forderteine Strafverschärfung<br />

für die Veröffentlichung<br />

sogenannter Feindeslisten. „Wer Listen<br />

vermeintlicher „politischer Gegner“<br />

veröffentlicht –verbunden mit<br />

Drohungen wie „Wir kriegen Euch<br />

alle“ –der tut dies mit dem Ziel,<br />

Menschen einzuschüchternund<br />

Angst zu verbreiten“, sagte Münch in<br />

Berlin. „Wir glauben deshalb,dass<br />

das Verfassen solcher Listen nicht<br />

nur ein datenschutzrechtlicher Verstoß<br />

sein, sondernunter Strafe gestellt<br />

werden sollte.“ (dpa)<br />

Gering- und Normalverdiener<br />

besondersbelastet<br />

Geringverdiener und Mittelschicht<br />

tragen aktuellen Zahlen zufolge<br />

überproportional viel zur Finanzierung<br />

des deutschen Sozialstaats bei.<br />

Arbeitnehmer mit einem zu versteuernden<br />

Jahreseinkommen bis zu<br />

70 000 Euro tragen 81 Prozent der<br />

Sozialabgaben –obwohl sie nur 65<br />

Prozent des Gesamteinkommens<br />

verdienen. Dasgeht aus der Antwort<br />

des Arbeitsministeriums auf eine<br />

Linken-Anfrage hervor, die der Deutschen<br />

Presse-Agentur vorliegt und<br />

über die auch die „Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>“<br />

berichtete.Arbeitnehmer mit<br />

mehr als 110 000 Euro Jahreseinkommen<br />

tragen demnach nur rund<br />

fünf Prozent der Sozialabgaben, obwohl<br />

sie über 22 Prozent des Einkommens<br />

verfügen. (dpa)<br />

Sofortprogramm für bessere<br />

Ausrüstung der Bundeswehr<br />

Miteinem Sofortprogramm für die<br />

vereinfachte Beschaffung vonMaterial<br />

und Ausrüstung will Verteidigungsministerin<br />

Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer Dauerprobleme der<br />

Bundeswehr angehen. „Ja, die Einsatzbereitschaft<br />

muss besser werden“,<br />

sagte die CDU-Vorsitzende am<br />

Montag zum Auftakt einer zweitägigen<br />

Konferenz der militärischen<br />

Führung in Berlin. (dpa)<br />

Bundesregierung kritisiert<br />

Trumps Minenentscheidung<br />

DieBundesregierung hat die Entscheidung<br />

vonUS-Präsident Donald<br />

Trump zur Rücknahme des Landminen-Banns<br />

als„Rückschlag“ im weltweiten<br />

Vorgehen gegen diese Waffen<br />

kritisiert. „Die Bundesregierung bedauertdiese<br />

Entscheidung des amerikanischen<br />

Präsidenten“, sagte Regierungssprecher<br />

Steffen Seibertam<br />

Montag in Berlin. „Wir sehen darin<br />

einen Rückschlag für die internationalen<br />

Bemühungen, einen weltweiten<br />

Bann vonLandminen zu erreichen.“<br />

(AFP)<br />

London kündigt Änderungen<br />

im Strafvollzug an<br />

Polizisten untersuchen nach dem Terroranschlag<br />

einen Bus im Süden Londons. AP<br />

Verurteilte Terroristen sollen künftig<br />

nicht automatisch vorzeitig aus britischen<br />

Gefängnissen entlassen<br />

werden. Seine Geduld sei am Ende,<br />

sagte Premierminister BorisJohnson<br />

am Montag, einen Tagnach der<br />

Terrorattacke im Süden Londons.<br />

„Es ist an der Zeit zu handeln.“ Die<br />

Regierung werdeneue Gesetzevorlegen.<br />

(dpa)<br />

Zuspruch für Seehofer<br />

SPD und Mieterbund stützen Forderungen nach stärkerem Mieterschutz –und wollen jetzt Taten sehen<br />

VonUlrich Paul<br />

Die Antworten ließen nicht<br />

lange auf sich warten.<br />

Nachdem sich Bundesbauminister<br />

Horst Seehofer<br />

(CSU) am Sonntag dafür ausgesprochen<br />

hat, Mieter besser vorMietwucher<br />

zu schützen und die Umwandlung<br />

von Miet- in<br />

Eigentumswohnungen zu begrenzen,<br />

hat er am Montag Zustimmung<br />

von SPD und Mieterbund erhalten –<br />

verbunden allerdings mit der Forderung,<br />

den besseren Mieterschutz in<br />

der Koalition durchzusetzen.<br />

„Der Mietwucher-Straftatbestand<br />

muss dringend verschärft werden“,<br />

erklärte der rechtspolitische Sprecher<br />

der SPD-Bundestagsfraktion, Johannes<br />

Fechner. „Der Staat darf Mieter<br />

beiWuchermieten nicht allein lassen,<br />

deshalb braucht es einen tauglichen<br />

Straftatbestand gegen Mietwucher.“<br />

Erst vordreiWochen habe die SPD die<br />

jetzt von Seehofer erhobene Forderung<br />

in ein laufendes Gesetzgebungsverfahren<br />

einbringen wollen – die<br />

Union habe dies jedoch abgelehnt.<br />

„Seehofer muss sich jetzt mit dieser<br />

überfälligen Verschärfung des Wucherparagrafen<br />

in der Union durchsetzen,<br />

damit wir rasch diese wichtige<br />

Gesetzesänderung zum Schutz der<br />

Mieterinnen und Mieter beschließen<br />

können“, fordertFechner.<br />

Bisherige Regelung zu lasch<br />

Ähnlich äußert sich der Deutsche<br />

Mieterbund (DMB). „Wir unterstützendie<br />

Vorhaben vonBundesbauminister<br />

Horst Seehofer,Wuchermieten<br />

zu verhindern und Umwandlungen<br />

von Miet- in Eigentumswohnungen<br />

zu erschweren“, so DMB-Präsident<br />

Lukas Siebenkotten. Jetzt müsse der<br />

Minister seinenWorten aber auch Tatenfolgen<br />

lassen.<br />

Nach dem bestehenden Mietwucher-Paragrafen<br />

begehen Vermieter,<br />

die eine Miete von mehr als 20Prozent<br />

über der ortsüblichen Vergleichsmiete<br />

verlangen, zwar eine<br />

Ordnungswidrigkeit, die mit einer<br />

Geldbuße zu ahnden ist. Das Problem<br />

ist nur, dass der Paragraf in der<br />

Praxis kaum anwendbar ist, weil eine<br />

weitere Voraussetzung ist, dass der<br />

Vermieter eine Zwangslage des Mieters<br />

ausnutzt. Unddas kann Vermieterninder<br />

Regel nicht nachgewiesen<br />

werden.Der Bundesrat hat auf Initiative<br />

Bayerns inzwischen vorgeschlagen,<br />

die Ausnutzung einer Zwangslage<br />

aus dem Gesetz zu streichen.<br />

„Der partei- und länderübergreifende<br />

Gesetzentwurf des Bundesrats<br />

liegt jetzt im Bundestag“, sagt der<br />

Werdarf durch die Tür? Vermieter bestimmen derzeit am Wohnungsmarkt.<br />

Profitables Modell: Die Umwandlung<br />

vonMiet- in Eigentumswohnungen<br />

ist ein lukratives<br />

Geschäft. In Städten<br />

wie Berlin werden besonders<br />

in den beliebten Gründerzeitvierteln<br />

häufig Mehrfamilienhäuser<br />

vonGeschäftemachernerworben,<br />

um die<br />

Wohnungen dann einzeln<br />

sehr viel teurer weiterzuverkaufen.<br />

UMWANDLUNGEN<br />

Gesetzliche Grenzen: Um<br />

Mieter in Milieuschutzgebieten<br />

besser zu schützen, gibt<br />

es in Berlin seit 2015 eine<br />

Verordnung,nach der Umwandlungen<br />

nur eingeschränkt<br />

möglich sind. Erlaubt<br />

werden müssen sie<br />

aber,wenn Eigentümer erklären,<br />

dass sie die Wohnungen7Jahre<br />

lang nur den<br />

Mieternzum Kauf anbieten.<br />

Weit geöffnete Hintertür:<br />

Die 7-Jahre-Ausnahme wird<br />

vonvielen Umwandlerngenutzt.<br />

So lagen in Berlin im<br />

Jahr 2018 rund 5200 von<br />

12 800 umgewandelten<br />

Wohnungen in einem Milieuschutzgebiet.<br />

Der Anteil der<br />

Wohnungen, die aufgrund<br />

der7-Jahre-Ausnahme umgewandelt<br />

wurden, lag dabei<br />

laut Senat bei 98 Prozent.<br />

Gefühlt unverwundbar<br />

GETTY /DAZELEY<br />

DMB-Präsident. Wenn die Bundesregierung<br />

mitziehe, könne die Große<br />

Koalition kurzfristig eine Regelung<br />

gegen Mietwucher schaffen.<br />

Auch bei Umwandlungen von<br />

Miet-inEigentumswohnungen, sieht<br />

der Mieterbund Handlungsbedarf.<br />

Die Umwandlungen führen oftmals<br />

dazu, dass Mieter nach Ablauf der gesetzlichen<br />

Schutzfristen von Eigenbedarfskündigungen<br />

bedroht sind<br />

oder dass die Mieten stärker steigen.<br />

In Berlin sind Umwandlungen in Milieuschutzgebieten<br />

zwar seit März<br />

2015 genehmigungspflichtig, jedoch<br />

nicht ausgeschlossen. So müssen die<br />

Ämter eine Umwandlung gestatten,<br />

wenn die Eigentümer erklären, dass<br />

sie die Wohnung sieben Jahre lang<br />

nur den Mietern zum Kauf anbieten.<br />

Diese HintertürimGesetzführt dazu,<br />

dass in Milieuschutzgebieten Mietwohnungen<br />

weiter tausendfach in Eigentumswohnungen<br />

umgewandelt<br />

werden. Die Mieter indes kaufen in<br />

den wenigsten Fällen ihreWohnung.<br />

Widerstand aus der CDU<br />

Das Problem: Nach Ablauf der Sieben-Jahres-Frist<br />

kann der Eigentümer<br />

eine umgewandelte Wohnung<br />

im Milieuschutzgebiet normal verkaufen.<br />

Dann gilt dortsogar nurnoch<br />

ein fünfjähriger Kündigungsschutz,<br />

während die Mieter in den anderen<br />

Gebieten der Stadt zehn Jahre geschützt<br />

sind. Ein Referentenentwurf<br />

vonJustizministerin Christine Lambrecht(SPD)<br />

zur Begrenzung vonUmwandlungen<br />

liege vor, sagt DMB-Präsident<br />

Siebenkotten.Wenn auch Bauminister<br />

Seehofer für die Begrenzung<br />

der Umwandlungen sei, könne ein<br />

Gesetz kurzfristig in den Bundestag<br />

eingebracht werden.<br />

Das dürfte jedoch schwierig werden.<br />

Denn aus der CDU werden Bedenken<br />

gegen ein verschärftes Mietrecht<br />

angemeldet. DerCDU-Bundestagsabgeordnete<br />

Jan-Marco Luczak<br />

sagt, er halte es für richtig, die Eigentumsbildung<br />

zu fördern. „Die Einschränkung<br />

der Umwandlung von<br />

Miet- inEigentumswohnungen sehe<br />

ich daher sehr kritisch“, so Luczak. Einem<br />

verschärften Vorgehen gegen<br />

Mietwucher steht Luczak ebenfalls<br />

ablehnend gegenüber. Auch er wolle<br />

nicht, dass Menschen verdrängt werden,<br />

sagt er,aber die Bundesratsinitiative<br />

schieße über das Ziel hinaus.<br />

„Damit werden nicht nur viele private<br />

Kleinvermieter kriminalisiert“, so Luzak.<br />

DerVorstoß sei auch auf die Regelungen<br />

der Mietpreisbremse nicht<br />

abgestimmt und schaffe folglich eine<br />

große Rechtsunsicherheit.„Das lehne<br />

ich ab“, sagt Luczak.<br />

Donald Trump nutzt den Super Bowl, um die Demokraten zu attackieren. Eigentlich ist das ein Tabu<br />

VonThomas Spang,Washington<br />

Eigentlich hätte es sich der Präsident<br />

bei seiner jährlichen Super-<br />

Bowl-Party an seinem Wintersitz von<br />

Mar-a-Lago gut gehen lassen können.<br />

„Wir haben die besten Umfrage-<br />

Ergebnisse die wir jemals hatten“,<br />

raunte Donald Trump einer Gruppe<br />

von Gästen im Speisezimmer zu, das<br />

er zu den Klängen von„GodBless the<br />

U.S.A“ betrat.<br />

Tatsächlich wird Trump das Impeachment<br />

unversehrt überstehen.<br />

Dank der republikanischen Mehrheit<br />

im Senat ist an diesem Mittwoch mit<br />

einem Freispruch zu rechnen. Die<br />

Amerikaner halten Trump laut einer<br />

Erhebung des Wall Street Journals<br />

zwar mit großer Mehrheit für schuldig,<br />

seine Macht missbraucht und<br />

den Kongress behindert zu haben,<br />

bleiben aber gespalten, ob er aus dem<br />

Amt entfernt werden sollte. 46Prozent<br />

sind dafür, 49Prozent dagegen.<br />

Damit wirdTrump bei seiner„State of<br />

the Union“-Rede am Dienstag kaum<br />

behaupten können, die Amerikaner<br />

seien ein vereintesVolk.<br />

Trump dürfte sich nun unverwundbar<br />

fühlen und bestätigt in seinem<br />

Credo,das er auf den durchgesickerten<br />

„Hollywood-Access“-Videos<br />

verkündet hatte. „Wenn Du ein Star<br />

bist, lassen sie dich alles machen“, erklärte<br />

er damals,warum er ungestraft<br />

Frauen sexuell angreifen dürfe. „Du<br />

kannstalles machen.“<br />

Kansas liegt nicht in Kansas<br />

Seine Fans im Kongress und Mar-a-<br />

Lago bestätigen das.„Wie immer hat<br />

unser Präsident einen weiteren Sieg<br />

errungen“, jubilierte Toni Kramer,der<br />

in diesem Jahr die Footballparty für<br />

Trump ausgerichtet hat. „Er hat den<br />

Super-Bowl von Washington gewonnen“,<br />

sagt der Trump-Sponsor einem<br />

Reporter vorOrt.<br />

Doch Feierlaune wollte sich beim<br />

Präsidenten nicht so recht einstellen.<br />

Trump musste auch während des<br />

Footballfests an seine demokratischen<br />

Widersacher denken. In einem<br />

vorab aufgezeichneten Interview mit<br />

seinem Lieblingsstichwortgeber auf<br />

Fox, Sean Hannity, zog er über seine<br />

potenziellen Herausforderer her. Der<br />

„schläfrige“ Joe Biden bekam sein<br />

Fett ebenso ab wie Elizabeth Warren.<br />

UndBernie Sanders stempelteTrump<br />

als„Kommunisten“ ab und erweckte<br />

den falschen Eindruck, er habe in<br />

Moskau geheiratet. Er selber präsentierte<br />

sich als Opfer einer Hexenjagd.<br />

„Das war sehr unfair.“<br />

Ganz besonders ging Trump sein<br />

alter Gegenspieler Michael Bloombergunter<br />

die Haut,der versprochen<br />

hat, dafür zu sorgen, dass Trump<br />

nicht wiedergewählt wird. Egal, ob er<br />

selber Kandidat wirdoder ein anderer<br />

Demokrat. Bloomberg gab bereits<br />

170 Millionen Dollar im Wahlkampf<br />

aus und schaltete für zehn Millionen<br />

Dollar Werbezeit beim Super-Bowl.<br />

Darin ging es allerdings nicht um<br />

Trump,sondernsein Engagement gegen<br />

die Massenschießereien im Land.<br />

Der Präsident wollte dem nicht<br />

nachstehen und schaltete für die gleiche<br />

Summe ebenfalls zwei Spots, in<br />

denen er schamlos Wahlwerbung betrieb.Eigentlich<br />

ein Tabu bei dem nationalen<br />

Sportfest, das rund 100 Millionen<br />

Menschen verfolgen. Dass Fox<br />

vor der exklusiven Liveübertragung<br />

das Gefälligkeitsinterview mit Hannity<br />

ausstrahlte, zeigt nach Ansicht<br />

von Analysten wie sehr das Weiße<br />

Haus und der Sender inzwischen verschmolzen<br />

sind.<br />

Trump behauptete der körperlich<br />

kleine Bloomberg habe für seine Debatte<br />

bei den Demokraten eine Kiste<br />

verlangt, auf der er stehen kann. Eine<br />

Sprecherin des Bloomberg-Teams<br />

feuerte zurück. „Er ist ein pathologischer<br />

Lügner, der über alles lügt:<br />

seine falschen Haare, seine Fettleibigkeit,<br />

seine aufgesprühte Bräune.“<br />

Statt seine Super-Bowl-Party zu<br />

genießen, verwechselte Trump in seiner<br />

Rage amEnde den Bundesstaat,<br />

aus dem die siegreichen Kansas<br />

Chiefs kommen. „Sie repräsentieren<br />

den großartigen Staat von Kansas“.<br />

Tatsächlich kommt das Team aus<br />

Missouri. Zehn Minuten später war<br />

der Tweet gelöscht.<br />

Thomas Spang<br />

erkennt bei DonaldTrump<br />

wenig Gelassenheit.<br />

Ein<br />

Konkurrent für<br />

Ramelow<br />

AfD schickt Parteilosen zur<br />

Wahl des Regierungschefs<br />

Die AfD hat einen Dorfbürgermeister<br />

als Gegenkandidaten<br />

von Bodo Ramelow (Linke) bei der<br />

Wahl des Ministerpräsidenten in<br />

Thüringen aufgestellt. DieAfD-Landtagsfraktion<br />

nominierte am Montag<br />

den parteilosen Kommunalpolitiker<br />

Christoph Kindervater. „Ich möchte<br />

Rot-Rot-Grün verhindern“, sagte der<br />

42-Jährige.Kindervaterist ehrenamtlicher<br />

Bürgermeister der 350-Einwohner-Gemeinde<br />

Sundhausen im<br />

Nordwesten Thüringens und gehört<br />

nach eigenen Angaben keiner Partei<br />

an. Erbezeichnete sich aber als Unterstützer<br />

der Werteunion – einer<br />

Gruppe sehr konservativerCDU-Mitglieder.<br />

Kindervater ist der bundesweit<br />

erste Ministerpräsidentenkandidat,<br />

der auf einem AfD-Ticket antritt.<br />

In Thüringen soll an diesem Mittwoch<br />

ein neuer Regierungschef gewählt<br />

werden.Der bisherige Amtsinhaber<br />

Ramelow stellt sich zur Wiederwahl.<br />

Der 63-Jährige bastelt seit<br />

Monaten an einer Minderheitsregierung<br />

aus Linker,SPD und Grünen.<br />

Mitihrem Wahlvorschlag wolle die<br />

AfD zeigen, wie man eine Neuauflage<br />

eines rot-rot-grünen Regierungsbündnisses<br />

in dem Bundesland verhindere,<br />

sagte AfD-Landessprecher<br />

Stefan Möller.Kindervatersolle bereits<br />

ab dem ersten Wahlgang antreten. Allerdings<br />

wirdder 42-Jährige nach eigenen<br />

Angaben am Mittwoch nicht<br />

selbst im Landtag erscheinen. Er habe<br />

eine Dienstreise in Hessen, die er nicht<br />

verschieben könne, sagte er. Sowohl<br />

CDU als auch FDP in Thüringen hatten<br />

stets ausgeschlossen, einen AfD-<br />

Kandidaten mittragen zu wollen.<br />

Christoph Kindervater ist ehrenamtlicher<br />

Bürgermeister in Sundhausen.<br />

DPA<br />

Nachdem SPD und Grüne auf<br />

Parteitagen bereits grünes Licht für<br />

eine Minderheitsregierung gegeben<br />

hatten, machten nun auch die Linken-Mitglieder<br />

endgültig den Weg<br />

frei. Mehr als 95 Prozent stimmten in<br />

einer Befragung dem ausgehandelten<br />

Regierungsvertrag zu.<br />

Ramelowfehlen mit seinem angepeilten<br />

Bündnis im Parlament vier<br />

Stimmen für eine Mehrheit. Linke,<br />

SPD und Grüne kommen nur auf 42<br />

der 90 Sitze. Während Ramelow in<br />

den ersten beiden Wahlgängen eine<br />

absolute Mehrheit bräuchte, umals<br />

Ministerpräsident gewählt zu werden,<br />

reicht im dritten Wahlgang laut<br />

Verfassung eine relative Mehrheit. In<br />

diesemWahlgang sind nach Angaben<br />

eines Landtagssprechers auch spontane<br />

Kandidaturen möglich. Auch das<br />

Zurückziehen eines Bewerbers sei<br />

denkbar.<br />

DieCDU will in den ersten beiden<br />

Wahlgängen keinen eigenen Kandidaten<br />

ins Rennen schicken und sich<br />

danach mit der FDP abstimmen. Aus<br />

der FDP hieß es, dass Landesparteiund<br />

Fraktionschef Thomas Kemmerich<br />

im drittenWahlgang kandidieren<br />

solle,sofernneben Ramelowauchein<br />

Bewerber der AfD zurWahlsteht.Für<br />

Ramelow könnte ein Gegenkandidat<br />

auch Vorteile bringen: Derzeit gilt es<br />

als juristisch umstritten, ob ein Einzelkandidat<br />

in Thüringen mit mehr<br />

Nein- als Ja-Stimmen gewählt werden<br />

kann. Im Fall von mindestens zwei<br />

Kandidaten gilt die Verfassung aber<br />

als eindeutig: Gewählt ist dann, wer<br />

diemeisten Stimmen erhält. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 5· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

4.11.19<br />

BÖRSE<br />

▲ 13048,90 (+0,52 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

4.11.19<br />

Euro in US-Dollar<br />

4.11.19<br />

Stand der Daten: 03.02.2020 (16:45 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

3.2.20<br />

▼ 55,72 (–1,66 %)<br />

3.2.20<br />

▲ 1,1066 (+0,13 %)<br />

Quelle<br />

aus DAX und MDAX vom 03.02. zum Vortag<br />

3.2.20<br />

Sartorius Vz. 218,60 +3,80 WWWWWWWWW<br />

Bechtle 134,50 +2,91 WWWWWWW<br />

Nemetschek 63,25 +2,76 WWWWWWW<br />

DeliveryHero 71,34 +2,47 WWWWWW<br />

SAP 120,04 +1,88 WWWWW<br />

Qiagen 30,71 +1,82 WWWWW<br />

Verlierer<br />

aus DAX und MDAX vom 03.02. zum Vortag<br />

Healthineers 40,42 WWWWWWWWWWW –4,86<br />

Dialog Semic. NA 38,06 WWWWWWWWWW –4,54<br />

thyssenkrupp 10,69 WWWWWWWWWW –4,30<br />

Varta 74,00 WWWWWWWWW –3,77<br />

Siltronic NA 94,52 WWWWWWWW –3,24<br />

Metro St. 12,31 WWWWWW –2,30<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 03.02. ±% z. 31.01.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) +0,66<br />

3814/3125 3665,01<br />

CAC 40(FR) +0,62<br />

6110/4946 5842,39<br />

S&P UK (UK) +0,79<br />

1562/1415 1481,57<br />

RTS (RU) +0,43<br />

1652/1152 1523,65<br />

IBEX (ES) +0,45<br />

9710/8409 9409,80<br />

Dow Jones (US) +1,11<br />

29374/24681 28570,02<br />

Bovespa (BR) +0,38<br />

119593/89409 114002,70<br />

Nikkei (JP) –1,01<br />

24116/20111 22971,94<br />

Hang Seng (HK) +0,08<br />

30280/24900 26370,59<br />

Stx Singap. 20 (SG) –1,19<br />

1674/1492 1573,23<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,45 0,45 0,45<br />

Advanzia **<br />

advanzia.com - 0,30 0,30<br />

NIBC Direct **<br />

nibcdirect.de 0,25 0,25 0,25<br />

PSA Direktbank **<br />

psa-direktbank.de 0,25 0,25 0,25<br />

RaboDirect **<br />

rabodirect.de 0,25 0,25 0,25<br />

ING *<br />

ing.de 0,25 0,25 0,25<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Santander<br />

santander.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

069/98660966 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda-Bank Berlin<br />

030/42080420 - 0,001 0,001<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />

030/86986969 0,00 0,00 0,00<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,07 0,08 0,07<br />

*Neukunden /Neuanlagen<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />

Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Die Ausbreitung des Virushat den Börsen vor allem im ostasiatischen Raum in den vergangenen Tagen gehörig zugesetzt.<br />

Coronavirus greift die Märkte an<br />

Chinas Börse verzeichnet Verluste von 600 Milliarden Euro. Auch das Reisen in der Region wird schwieriger<br />

VonAndreas Landwehr und Carsten Hoefer<br />

Die Furcht vorder Ausbreitung<br />

des neuartigen Coronavirus<br />

hat Chinas Aktienmärkten<br />

die größten<br />

Verluste seit Jahren beschert. Die<br />

Shanghaier Börse meldete am Montag<br />

einen Kursrutsch um 7,72 Prozent<br />

und verlor damit innerhalb eines<br />

Handelstages 2,8 Billionen Yuan an<br />

Wert, umgerechnet etwa 360 Milliarden<br />

Euro.Der zweite Aktienmarkt des<br />

Landes im südchinesischen Shenzhen<br />

brach um 8,45 Prozent ein, was<br />

einen Verlust vonzweiBillionen Yuan<br />

(260 Milliarden Euro) bedeutete. Es<br />

war der erste Handelstag nach den<br />

wegen der Lungenkrankheit verlängerten<br />

Ferien zum chinesischen Neujahrsfest,<br />

die schon am 23. Januar begonnen<br />

hatten.<br />

Zuvor hatte die chinesische Gesundheitskommission<br />

in Peking den<br />

bisher höchsten Anstieg der Todesfälle<br />

und neu nachgewiesenen Infektionen<br />

innerhalb eines Tages gemeldet.<br />

Die Gesamtzahl der Toten stieg<br />

auf 361 –mehr als beim Ausbruch<br />

des Schweren Akuten Atemwegssyndrom<br />

(Sars) vor 17Jahren in China.<br />

Die Zahl der bestätigten Infektionen<br />

kletterte wieder sprunghaft um 2829<br />

auf 17 205 Fälle.<br />

Die Verluste waren so groß wie<br />

seit der Börsenkrise 2015 in China<br />

Shanghai Composite Index<br />

Aktienkurs in Punkten<br />

3100<br />

3050<br />

3000<br />

2950<br />

6.1.2020<br />

nicht mehr.Viele Aktien fielen gleich<br />

zu Beginn um die zehn Prozent, die<br />

als Handelslimit festgelegt sind.<br />

DerDax bleibt stabil<br />

Um Panik zu verhindern, hatte Chinas<br />

Regierung vorher noch demonstrativ<br />

versucht, das Finanzsystem zu<br />

stärken und die Auswirkungen der<br />

Epidemie abzufedern –unter anderem<br />

mit einer ungewöhnlich hohen<br />

Geldspritze. Die Zentralbank stellte<br />

den Geschäftsbanken 1,2 Billionen<br />

Yuan (rund 156 Milliarden Euro) Liquidität<br />

zurVerfügung. Es fielen aber<br />

nicht nur die Aktienkurse, sondern<br />

auch die chinesische Währung: Der<br />

Yuan-Kurs sank gegenüber dem Dollar<br />

um 1,5 Prozent.<br />

Zwar hat die Ausbreitung des Virusauch<br />

den Börsen weltweit in den<br />

2976,53<br />

3.2.2020<br />

BLZ/GALANTY<br />

vergangenen Tagen gehörig zugesetzt.<br />

Die Furcht an den ostasiatischen<br />

Börsen griff aber nicht auf<br />

Europa über. Der deutsche Aktienindex<br />

Dax meldete sich nach der<br />

sehr schwachen Vorwoche sogar<br />

mit einem leichten Plus zurück und<br />

übersprang zunächst die Markevon<br />

13 000 Punkten. DieAnleger hoffen,<br />

dass die chinesische Regierung die<br />

negativen Folgen der Epidemie mit<br />

einem Konjunkturprogramm lindernwird.<br />

DieVirusepidemie wirdindiesem<br />

Jahr auch das –gemessen an den Rekorden<br />

früherer Jahre – ohnehin<br />

schwächelnde Wirtschaftswachstum<br />

in China dämpfen. Dierealwirtschaftlichen<br />

Verluste lassen sich jedoch<br />

noch nicht beziffern. Derzeit<br />

stehtdie zweitgrößte Volkswirtschaft<br />

Nach dem Brexit ist vor dem Streit<br />

der Welt weitgehend still, da die<br />

meisten Fabriken und Büros wegen<br />

der Epidemie auch diese Woche geschlossen<br />

bleiben.<br />

Auch das Reisen –einschließlich<br />

des Geschäftsreiseverkehrs von und<br />

nach China – wird zunehmend<br />

schwierig. Die Regierung von Hongkong<br />

schloss am Montag weitere<br />

Grenzübergänge nach China. Wie<br />

Regierungschefin Carrie Lam mitteilte,<br />

bleiben nur noch ein Übergang<br />

nach Shenzhen unddie Brücke<br />

nach Zhuhai und Macao sowie eine<br />

begrenzte Zahl von Flugverbindungen<br />

in die Volksrepublik offen. Alle<br />

Fähr- und Zugverbindungen sind<br />

hingegen ausgesetzt.<br />

Auch die Lufthansa-Gruppe<br />

streicht wegen des Coronavirus weitere<br />

Flüge nach China. Die Maßnahme<br />

umfasst auch die Töchter<br />

Swiss und Austrian, wie der Dax-<br />

Konzern am Montag in Frankfurt<br />

mitteilte. Peking und Shanghai werden<br />

bis zum 29. Februar nicht mehr<br />

angeflogen, die übrigen Ziele Nanjing,<br />

Shenyang und Qingdao sogar<br />

bis zum Ende des Winterflugplans<br />

am 28. März. Die 19wöchentlichen<br />

Verbindungen nach Hongkong werden<br />

hingegen weiterhin unverändert<br />

angeboten.<br />

Weltweit haben viele Unternehmen<br />

Geschäftsreisen von und nach<br />

China abgesagt. (dpa, AFP)<br />

Die Europäische Union und Großbritannien stellen sich auf harte Verhandlungen für ihre künftige Partnerschaft ein<br />

Vor den Gesprächen über die<br />

künftigen Beziehungen zwischen<br />

der EU und Großbritannien<br />

scheint die Kluft zwischen beiden<br />

Seiten größer zu werden. Der britische<br />

Premierminister Boris Johnson<br />

drohte am Montag in London mit einem<br />

harten Bruch nach der Brexit-<br />

Übergangsphase Ende dieses Jahres.<br />

Auch EU-Chefunterhändler Michel<br />

Barnier schloss ein solches Szenario<br />

nicht aus. Doch sagte er auch, ein<br />

ehrgeiziges Freihandelsabkommen<br />

beider Seiten sei in der kurzen Frist<br />

sehr wohl möglich.<br />

Großbritannien hatte die EU am<br />

31. Januar um Mitternacht (MEZ)<br />

verlassen. Nun geht es darum, eine<br />

künftige Partnerschaft beim Handel,<br />

aber auch beim Fischfang, in der Sicherheitspolitik,<br />

beim Datenschutz<br />

und vielen anderen Feldern zu<br />

schmieden. Die Ansagen beider Seiten<br />

am Montag waren jedoch kühl<br />

oder sogar kampfeslustig.<br />

Johnson sagte,erwolle einen umfassenden<br />

Freihandelsvertrag ähnlich<br />

dem der EU mit Kanada schließen.<br />

Großbritannien werde sich bei<br />

Die Fischfangzonen müssen zwischen der EU und Großbritannien neu geregelt werden. AFP<br />

dersherum, sagte Johnson. „Großbritannien<br />

wird die höchsten Standards<br />

in diesen Bereichen beibehalten,<br />

besser in vielerlei Hinsicht als<br />

die der EU –ohne den Zwang eines<br />

Vertrags, und es ist elementar, das<br />

jetzt zu betonen.“<br />

Außerdem werde sein Land die<br />

Kontrolle über die eigenen Fischereigewässer<br />

übernehmen. Ein Abkom-<br />

den anstehenden Gesprächen mit<br />

Brüssel aber auf keinen Fall vertraglich<br />

auf die Einhaltung vonEU-Standards<br />

bei Umweltschutz, Arbeitnehmerrechten<br />

und staatlichen Beihilfen<br />

festlegen lassen.<br />

Es gebe für Großbritannien genauso<br />

wenig Grund, wegen eines<br />

Freihandelsabkommens die Regeln<br />

der EU in Kauf zu nehmen wie anmen<br />

darüber müsse sicherstellen,<br />

dass britische Gewässer „zuvorderst“<br />

britischen Booten vorbehalten<br />

seien. DerZugang für EU-Fischer<br />

werde jährlich auf Basis wissenschaftlicher<br />

Daten ausgehandelt.<br />

Genau die beiden von Johnson<br />

genannten Punkte –gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />

und die Fischerei–sind<br />

auch für die EU vonzentraler<br />

Bedeutung, wie Unterhändler<br />

Barnier unterstrich. Britische Zusagen<br />

in beiden Punkten seien Voraussetzung<br />

für das gewünschte sehr<br />

ehrgeizige Freihandelsabkommen.<br />

Der Zugang für britische Waren und<br />

Dienstleistungen zum EU-Binnenmarkt<br />

werde davon abhängen, wie<br />

eng sich Großbritannien künftig an<br />

EU-Regeln und Standards halte.<br />

Barnier forderte die Wirtschaft<br />

auf, sich schon jetzt auf die unausweichlichen<br />

Änderungen zum Jahreswechsel<br />

einzustellen. Auch das<br />

beste Freihandelsabkommen sei<br />

nicht mit den bisherigen Wirtschaftsbeziehungen<br />

im gemeinsamen<br />

Markt vergleichbar. Es gebe<br />

kein „Business as usual“. (dpa)<br />

AP<br />

Auf<br />

dem Boden<br />

der Tatsachen<br />

Ryanair leidet unter<br />

Flugverbot der 737 Max<br />

Das Flugverbot für Boeings Mittelstreckenjet<br />

737 Maxwirft Europas<br />

größten Billigflieger Ryanair<br />

bei seinen Wachstumsplänen weit<br />

zurück. Die Gesellschaft werde die<br />

Schwelle von jährlich 200 Millionen<br />

Passagieren ein bis zwei Jahrespäter<br />

erreichen als bisher geplant, teilte<br />

die irische Gesellschaft am Montag<br />

in Dublin mit. Statt im Geschäftsjahr<br />

bis Ende März2024 werdedieses Ziel<br />

erst 2025 oder 2026 erreicht.<br />

Mit der Auslieferung der ersten<br />

Boeing 737 Max rechnet Ryanair-<br />

Chef Michael O’Leary inzwischen<br />

nicht mehr vor September oder Oktober<br />

2020. Ursprünglich wollte er<br />

im Sommer 58 Maschinen des Typs<br />

in der Luft haben. Vonden Einsparungen,<br />

die sich die Airline durch<br />

den geringeren Kerosinverbrauch<br />

des Modells verspricht, dürfte wegen<br />

der verspäteten Auslieferungen erst<br />

in etwa einem Jahr etwas zu sehen<br />

sein. Für das laufende Geschäftsjahr<br />

peilt O’Learyaber weiter einen Milliardengewinn<br />

an.<br />

Der Ryanair-Konzern betreibt<br />

mehr als 470 Mittelstreckenjets. Dabei<br />

handelt es sich fast durchweg um<br />

die herkömmliche Boeing 737, nur<br />

der österreichische Ryanair-Ableger<br />

Lauda ist mit dem Konkurrenzmodell<br />

Airbus A320 unterwegs.Von der<br />

spritsparenden Neuauflage 737 Max<br />

haben die Iren 135 Exemplare bestellt,<br />

aber wegen des Flugverbots<br />

noch keine einzige Maschine erhalten.<br />

Nach dem Absturz zweier Maschinen<br />

des Typs mit insgesamt 346<br />

Toten gilt seit März2019 ein weltweites<br />

Startverbot für die „Max“. Boeing<br />

Der irische Billigflieger Ryanair wurde im<br />

Jahr 1984 von Tony Ryan gegründet. AP<br />

rechnet inzwischen damit, dass das<br />

Verbot erst Mitte 2020 aufgehoben<br />

wird.<br />

Im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal<br />

bis Ende Dezember<br />

flog Ryanair dank einer ungewöhnlich<br />

starken Nachfrage und gestiegener<br />

Ticketpreise schwarze Zahlen<br />

ein. Unter dem Strich stand ein Gewinn<br />

von88Millionen Euro nach einem<br />

Verlust von 66 Millionen ein<br />

Jahr zuvor. Imreiseschwachen Winterhalbjahr<br />

schreiben Airlines in der<br />

Regel rote Zahlen oder kratzen allenfalls<br />

an der Gewinnschwelle. Ihre<br />

Gewinne erwirtschaften sie vor allem<br />

in der Hauptreisezeit im Sommer.<br />

Gestiegene Ticketpreise<br />

Während die Zahl der Fluggäste um<br />

sechs Prozent auf 35,9 Millionen<br />

stieg, sprang der Umsatz um 21 Prozent<br />

auf 1,9 Milliarden Euro nach<br />

oben. Allein die Ticketpreise stiegen<br />

um neun Prozent, die Zusatzerlöse<br />

etwa für bevorzugtes An-Bord-Gehen<br />

und die Auswahlvon Sitzplätzen<br />

legten um 28 Prozent zu.<br />

Dank des unerwartet guten Geschäftsverlaufs<br />

hatte die Ryanair-<br />

Führung Anfang Januar ihre Gewinnprognose<br />

angehoben. Im Ende<br />

März endenden Geschäftsjahr soll<br />

der Gewinn seither 950 Millionen<br />

bis 1,05 Milliarden Euro erreichen.<br />

Zuvorhatte O’Leary800 bis 900 Millionen<br />

Euro in Aussicht gestellt,<br />

nachdem das Ergebnis im Vorjahr<br />

auf 885 Millionen Euro eingebrochen<br />

war. (dpa)


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

Mobilitätsgesetz<br />

ZITAT<br />

Eher schädlich<br />

als nützlich<br />

Peter Neumann<br />

meint, dass Versprechungen auch<br />

zur Belastung werden können.<br />

Das <strong>Berliner</strong> Mobilitätsgesetz verheißt<br />

das Paradies auf Erden –zumindest<br />

für Fahrradfahrer. Was sich die Hauptstadt-Radler<br />

wünschen, hier wird esversprochen:<br />

breite Radfahrstreifen an jeder<br />

Hauptverkehrsstraße, 100 000 neue Stellplätze,<br />

100 Kilometer Radschnellverbindungen<br />

in den kommenden Jahren –das<br />

sind nur einige Beispiele. Kein Wunder,<br />

dass die Radlerlobby begeistert war, als<br />

das Gesetz 2018 vom Abgeordnetenhaus<br />

verabschiedet wurde. Sie hat den Riesen-<br />

Wunschzettel schließlich mitverfasst.<br />

Sicher ist es strategisch richtig, Ziele zu<br />

definieren, um Politik und Verwaltung auf<br />

Trab zu bringen. „Druck auf den Kessel“<br />

lautet eine beliebte Formulierung, die<br />

kernigen Aktivismus demonstrieren soll.<br />

Doch immer wieder wird deutlich, dass<br />

das Mobilitätsgesetz zu viel verspricht.<br />

Die schöne neue Verkehrswelt, die es in<br />

den schönsten Farben und mit Jan van<br />

Eyckscher Detailliebe ausmalt, passt leider<br />

nicht zum Zustand der Verwaltung.<br />

Ausgemergelt und demotiviert nach rotroten<br />

Sparrunden, gefangen in einem Regeldickicht,<br />

das eigenständiges, zügiges<br />

Handeln hemmt, bleibt sie hinter den Ansprüchen<br />

hoffnungslos zurück.<br />

Das zeigt sich jetzt erneut. Bereits ein<br />

Jahr nach der Verabschiedung des Gesetzessollte<br />

das Vorrangnetz für den Radverkehr<br />

fertig sein, zu dem auch Grüne Wellen<br />

für den Radverkehr gehören, heißt es<br />

in einem Paragrafen. Doch im Senat gibt<br />

es keinen Zeitplan, wann das Grundkonzept<br />

für die besonders wichtigen Verbindungen<br />

vorgelegt werden kann. Wenig<br />

verwunderlich, dass Radfahrer verärgert<br />

sind. Wieder einmal zeigt sich, dass das<br />

Mobilitätsgesetz toxischen Charakter hat.<br />

Bislang jedenfalls war es der rot-rot-grünen<br />

Koalition eher schädlich als nützlich.<br />

Lebensmittel<br />

Verschwendung<br />

macht arm<br />

Maritta Tkalec<br />

sieht etliche Gründe, warum die<br />

Lebensmittelpreise steigen müssen.<br />

Als ich 1962 eingeschult wurde, gaben<br />

meine Eltern rund 40 Prozent ihres<br />

Einkommens für Lebensmittel aus.Heute<br />

wendet ein Haushalt für das – neben<br />

Wohnung und Kleidung –Wichtigste im<br />

Leben noch vierzehn Prozent auf. Da<br />

stimmt etwas nicht, ganz grundsätzlich.<br />

Essen kaufen läuft für die Mehrheit finanziell<br />

quasi am Rande.Über den Skiurlaub<br />

macht sich eine Mittelstandsfamilie<br />

mutmaßlich mehr Gedanken. Wieanders<br />

als mit dem Rang von Lebensmitteln als<br />

Ramschware lässt sich erklären, dass die<br />

ach so preissensiblen Haushalte sieben<br />

Millionen Tonnen –von ihnen bezahlte! –<br />

Lebensmittel in den Müll werfen? Zwei<br />

vollgepackte Einkaufswagen mit einem<br />

Wert von 234 Euro –pro Person! Das ist<br />

irre. Schon deshalb müssen die Preise<br />

rauf. Aber auch, weil erstens die regional<br />

und sorgsam produzierenden Bauern für<br />

ihre Arbeit bezahlt werden müssen, weil<br />

zweitens die Tierhaltung weg muss von<br />

den schändlichenVerhältnissen, weil drittens<br />

Essen lecker sein soll und nicht auf<br />

Turbo gedrehter Pseudofraß, der Geschmack<br />

chemisch vortäuscht, weil fünftens,<br />

sechsten, siebtens …Aber was ist<br />

mit den Leuten mit wenig Geld, die beim<br />

Essenkaufen jeden Cent umdrehen? Die<br />

brauchen mehr Information und mehr<br />

Geld: HartzIV, Mindestlohn, Kindergeld.<br />

Der Agrargipfel im Kanzleramt mahnt<br />

den Handel zu Fairness, zuVerzicht auf<br />

Preisdumping, zu mehr regionalen Angeboten,<br />

zu Abnahmegarantien, zu Zahlungsmoral.<br />

Das mag Entgleisungen erschweren.<br />

Doch das aus der Balance geratene<br />

System bleibt wie es ist, solange zu<br />

viele Verbraucher sich Verschwendung locker<br />

leisten. Denn die Wahrheit ist: Verschwendung<br />

macht arm. Alle.<br />

Denken Spiegel-Redakteure an<br />

China, sehen sie nicht rot –sie<br />

sehen gelb. Bereits 1957 brachte<br />

das Nachrichtenmagazin ein<br />

Stück über MaoTse-tung mit der Schlagzeile<br />

„Die gelbe Gefahr“. 1978 widmete das Blatt<br />

sich gar auf dem Titel jener ominösen „gelben<br />

Gefahr“ aus Fernost. Diesmal ging es um<br />

Geo-Politik, um einen Pakt zwischen Japan<br />

und China, durch den sich die damalige Sowjetunion<br />

„eingekreist“ gefühlt haben soll.<br />

Und 2007 warnte der Spiegel, ebenfalls auf<br />

dem Titel, vor „gelben Spionen“, die „deutsche<br />

Technologie“ ausspähten.<br />

Undnun das: In seiner aktuellen Ausgabe<br />

konstatiertdas Nachrichtenmagazin in Bezug<br />

auf das Coronavirus: „Made in China“. Die<br />

dreiWorteprangen –wie sollte es auch anders<br />

sein? –inknalligem Gelb auf dem Titelbild.<br />

Der Titel kann so verstanden werden, als<br />

hätten die Chinesen das gefährliche Virus<br />

hergestellt. Und tatsächlich kursieren in sozialen<br />

Netzwerken Verschwörungstheorien,<br />

die genau das insinuieren: Das Virus, das<br />

eine gefährliche Lungenkrankheit verursacht,<br />

an der weltweit mehr als 17 000 Menschen<br />

erkrankt und der rund 360 von ihnen<br />

zum Opfer gefallen sind, sei in Labors gezüchtet<br />

worden, heißt es dort.<br />

Dass dies Unsinn ist, weiß man natürlich<br />

auch beim Spiegel. Vondaher sind Beteuerungen<br />

von Spiegel-Redakteuren glaubhaft,<br />

man habe das Siegel „Made in China“ verwendet,<br />

um aufzuzeigen, welche Auswirkungen<br />

das Coronavirus auf die boomendeWirtschaft<br />

des Landes habe.Und so geht es in der<br />

dazugehörigen Titelgeschichte vorallem um<br />

Ökonomie. Rassistische Untertöne findet<br />

man in dem Text an keiner Stelle.<br />

Dennoch: Darf man in Zeiten, da Rassismus<br />

in Deutschland in immer mehr Milieus<br />

Vor kurzem wurden in Berlin Paul von<br />

Hindenburg aus der Ehrenbürgerliste<br />

und Christian Peter Beuth als Namensgeber<br />

der <strong>Berliner</strong> Fachhochschule für Technik<br />

ausradiert. Bei beiden handelt es sich um<br />

historisch ambivalente Persönlichkeiten –<br />

eine Eigenschaft, die sie mit Tausenden Namensgebernöffentlicher<br />

Straßen, Plätzeund<br />

Gebäude teilen. Beuth (1781–1853) wurde<br />

wegen antijüdischer Äußerungen getilgt –<br />

ein Kriterium, nach dem auch RichardWagner,<br />

Caroline von Humboldt, Friedrich List,<br />

Franz Mehring und zig andere inden Orkus<br />

getreten werden müssten. Der von der SPD<br />

1932 in der Reichspräsidentenwahl gegen<br />

Thälmann und Hitler unterstützte Hindenburgbüßte<br />

seine Ehrenbürgerschaft ein, weil<br />

er 1933 Hitler zum Kanzler ernannt hatte,<br />

den zuvor Millionen Wählerinnen und Wähler<br />

hochgejubelt hatten. Aber das Volk bleibt<br />

für linke Geschichtssäuberer stets ein Unschuldslamm.<br />

Deshalb darf auch Paul Lincke<br />

(„Das ist die <strong>Berliner</strong> Luft, Luft, Luft …“),<br />

seine 1941 auf Goebbels’Wunsch verliehene<br />

Ehrenbürgerwürde und sein Kreuzberger<br />

Paul-Lincke-Ufer behalten.<br />

Wir belassen auch Zar Nikolaus I. in der<br />

Ehrenbürgerliste –einen Autokraten, der zu<br />

Lebzeiten Beuths besonders hart gegen die<br />

russischen und polnischen Juden vorging,<br />

weshalb sich diese nach den in Preußen seit<br />

1812 garantierten Freiheiten sehnten. Bismarck<br />

und zig weitere Demokratieverächter<br />

zieren die Liste, desgleichen Ex-Nazis wie<br />

Herbert von Karajan und der spätere Bun-<br />

Spiegel<br />

Ein Blatt<br />

sieht gelb<br />

Kai-Hinrich Renner<br />

über Rassismus und Einfallslosigkeit<br />

in Zeiten des Coronavirus<br />

KOLUMNE<br />

Der neulinke<br />

totalitäre<br />

Namenssturm<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

despräsident Karl Carstens. Aber Hindenburgmusste<br />

weichen. Ichverteidige ihn, und<br />

zwar wegen seiner humanen Haltung, die er<br />

1914 nach dem Sieg in der Schlacht vonTannenberg<br />

gegenüber den 95 000 gefangenen<br />

russischen Soldaten zeigte und seinen Soldaten<br />

sofort befahl, im „gewesenen Feind<br />

den Kameraden zu sehen“. Selbstverständlich<br />

war das im 20. Jahrhundertnicht.<br />

Ehrenbürger werden in Berlin seit 1813<br />

ernannt. Dieser bürgerliche Brauch gehört<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

wieder salonfähig wird, mit einer so zweideutigen<br />

Titelzeile um Leser buhlen? Erst vergangenen<br />

Freitag wurde in Berlin-Moabit eine<br />

Chinesin von zwei Frauen rassistisch beleidigt,<br />

bespuckt, an den Haaren zu Boden gerissen,<br />

geschlagen und getreten. In der chinesischen<br />

Community Berlins wirdderVorfall mit<br />

dem Spiegel-Artikel in Verbindung gebracht.<br />

Das jedoch ist ein Ding der Unmöglichkeit:<br />

Die aktuelle Ausgabe des Nachrichtenmagazins<br />

mit dem„Made in China“-Cover erschien<br />

erst vergangenen Sonnabend.<br />

So oder so: Die chinesische Botschaft<br />

schreibt auf ihrer Website, der Titel sei ein<br />

Dokument „radikaler Diskriminierung“.<br />

Man „verachte“ ihn. Ein indeutscher Sprache<br />

verfasster Tweet ist diplomatischer formuliert.<br />

Dort heißt es, „Panikmache und<br />

Schuldzuweisung“ nütze keinem. Den Adressaten<br />

dieser Mahnung findet man erst am<br />

Ende der Textnachricht. Dort steht dieTwitter-Adresse<br />

@derspiegel.<br />

Wahr ist aber auch, dass das deutsche<br />

Nachrichtenmagazin im internationalen<br />

Vergleich noch ziemlich zurückhaltend getitelt<br />

hat: Die dänische <strong>Zeitung</strong> Jyllands-Posten<br />

hielt es für eine gute Idee, die gelben<br />

Sterne in der chinesischen Nationalflagge<br />

durch stilisierte gelbe Coronaviren zu ersetzen.<br />

Undder französische Courier picardrief<br />

auf seinem Titel einen „gelben Alarm“ aus<br />

und schrieb an anderer Stelle von einer<br />

„neuen gelben Gefahr“. Dafür hat sich das<br />

Blatt mittlerweile entschuldigt.<br />

DerBegriff „Gelbe Gefahr“ kam Ende des<br />

19. Jahrhunderts auf. Er sollte Ressentiments<br />

gegen ostasiatische Völker schüren, insbesonderegegen<br />

China. Dass er mit Rassismus<br />

eine ganze Menge, mit gutem Journalismus<br />

aber eher nichts zu tun hat, liegt auf der<br />

Hand. Aber gilt das im Zusammenhang mit<br />

dem Coronavirus auch für die in gelben Letterngedruckte<br />

Schlagzeile „Made in China“?<br />

DerTitel ist zumindest ebenso geschmacklos<br />

wie die Idee derBild-<strong>Zeitung</strong>, im Kontext mit<br />

der Pandemie allen Ernstes die Frage aufzuwerfen,<br />

obman jetzt„noch Glückskekse essen“<br />

dürfe.<br />

Der Vorwurf des Rassismus ist in Bezug<br />

auf den Spiegel-Titel aber doch überzogen.<br />

Er ist eher ein Dokument der Einfallslosigkeit.<br />

Denn gelb sehen die Redakteure des<br />

Nachrichtenmagazins nicht nur, wenn es<br />

um China geht. Dastun sie auch, wenn sie an<br />

die FDP denken: 2005, 2006 und 2015 zierten<br />

Spiegel-Geschichten über die Liberalen die<br />

wenig originelle Schlagzeile: „Die gelbe Gefahr“.<br />

zu den Errungenschaften der preußischen<br />

Reform um Hardenberg, Humboldt und<br />

eben auch Beuth, der auf dem Gebiet der gewerblichen<br />

und industriellen Entwicklung<br />

Großartiges geleistet hat. Davon abgesehen<br />

dauerte es 144 Jahre, bis in (West-) Berlin mit<br />

der Sozialdemokratin Louise Schröder 1957<br />

die erste Ehrenbürgerin ernannt wurde –<br />

1947/48 Oberbürgermeisterin von Gesamtberlin.<br />

Ostberlin brauchte noch bis 1975, bis<br />

auch dortdie erste Frau in die Ehrenliste aufgenommen<br />

wurde –die bedeutende Schriftstellerin<br />

und Stalinpreisträgerin Anna<br />

Seghers.<br />

Straßennamen und Ehrenbürgerlisten<br />

sind Denkmäler unserer Geschichte. Sie<br />

künden von Hell, Dunkel und viel Grau.<br />

Gerne erkläre ich meinen französischen Enkeln<br />

die Siegessäule, sowie ich den <strong>Berliner</strong><br />

Enkeln die Weidendammer Brücke und<br />

Preußens Adler erkläre. Aus Respekt vor der<br />

Geschichte bin ich dafür, das Thälmann-<br />

Denkmal an der Greifswalder Straße zu sanieren<br />

–deswegen ehreich nicht Ernst Thälmann<br />

als Vasallen Stalins und Mitzerstörer<br />

der Weimarer Republik. Aber von einer derart<br />

liberalen Grundhaltung sind die <strong>Berliner</strong><br />

grünen, linken und sozialdemokratischen<br />

Namensstürmer weit entfernt. Sie empfinden<br />

sich als bessere Menschen, befördern<br />

kollektivistischen Gruppenzwang, totalitäresund<br />

überhebliches Denken und Handeln<br />

– angeführt von nicht unsympathischen,<br />

aber vom Reinigungsdünkel besessenen<br />

Leuten wie Kultursenator Klaus Lederer.<br />

„Ich will, dass<br />

die SPD nach<br />

der nächsten Wahl<br />

eine Bundesregierung<br />

anführen kann.“<br />

Hubertus Heil,<br />

Bundesarbeitsminister und SPD-Politiker,zeigt sich im<br />

Interviewmit dem Spiegel zuversichtlich, dass die SPD<br />

wieder erfolgreich sein kann<br />

AUSLESE<br />

Die USA sind nun<br />

im Wahlkampf<br />

Donald Trump wirdUS-Präsident bleiben.<br />

Die konservative Pariser <strong>Zeitung</strong><br />

Le Figaro kommentiertdas erwartete<br />

Ende des Amtsenthebungsverfahrens so:<br />

„Die Demokraten dachten, sie hätten mit<br />

dem ‚Impeachment‘ eine wirksame Waffe<br />

im Wahlkampf gegen Donald Trump.<br />

Stattdessen kann der amerikanische Präsident<br />

hoffen. Aller Wahrscheinlichkeit<br />

nach wirddas Amtsenthebungsverfahren<br />

gegen ihn am Mittwoch im Senat beendet.“<br />

Die Konsequenz daraus könne für<br />

die Demokraten nur diese sein: „Sie müssen<br />

für die Wahl am 3. November einen<br />

Kandidaten aufstellen, der Trump schlagen<br />

kann.“<br />

Die sozialdemokratische schwedische<br />

Tageszeitung Aftonbladet würdigt zwei republikanische<br />

Politiker:Mitt Romney und<br />

Susan Collins wagten es, sich gegen<br />

Trump zu erheben und dafür zu stimmen,<br />

neue Zeugen zuzulassen. Eslohnt sich,<br />

sich diese beiden Namen als Repräsentanten<br />

einer anständigen Rechten zunotieren.<br />

Es erfordertenormen Mut, sich gegen<br />

einen Führer zu erheben, der sich eines<br />

Vorgehens bedient, das als Mafiamethoden<br />

beschrieben wird.“<br />

Für die Neue Zürcher <strong>Zeitung</strong> sind die<br />

politischen Folgen des Impeachment-Verfahrens<br />

noch unklar. „Welche Folgen das<br />

im November bei der Präsidentenwahl hat,<br />

bleibt abzuwarten. Die Umfragen zeichnen<br />

ein durchzogenes Bild, aus dem jede<br />

Partei lichte oder düsterePrognosen erstellen<br />

kann.“ Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

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Seite 3/Report:Bettina Cosack.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 – S eite 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Estrel-Betreiber<br />

bauen den höchsten<br />

Hotelturm<br />

Seite 10<br />

Verlorenes Refugium: Wiesich die Kreuzberger Bockbrauerei verändert Seiten 8und 9<br />

Gewonnene Zeit: Warum Grüne Wellen den Rad- und Autofahrern nutzen Seite 10<br />

Stadtbild<br />

Auf der Matte<br />

im Museum<br />

Susanne Dübber<br />

sah Ausstellungsstücke<br />

aus yogischer Prespektive.<br />

Wer glaubt, dass Sport treiben<br />

und Museen besuchen, zwei<br />

verschiedene Dinge sind, der irrt.<br />

Warich doch neulich in der Bauhaus<br />

-Ausstellung der Berlinischen Galerieund<br />

betrieb dortechtes Yoga. Die<br />

Kombination liegt im Trend.<br />

Als ich den Termin auf der Internetseite<br />

des Museums entdeckte,<br />

war ich überrascht –und inspiriert.<br />

Also rein in die Leggins und abends<br />

um 18 Uhr los mit der Matte ins<br />

Kreuzberger Museum. Dort fand<br />

nach Schließung die einstündige<br />

Sonderführung mit Kuratorin Nina<br />

Wiedemeyer nur für uns Yogis statt.<br />

Wie bei der Körpertechnik gab es<br />

auch im Bauhaus Schüler (etwa<br />

1200) und Lehrer (300 bis 400), erzählt<br />

sie. Der Morgengruß war beim<br />

Vorkurs, der obligatorischen einjährigen<br />

Vorbereitung für die Bauhaus-<br />

Studierenden, ebenso obligatorisch<br />

wie Atemübungen und Gymnastik.<br />

Yoga-Lehrerin Christiane Friedrich<br />

stimmt uns auf die Asanas mit<br />

Erinnerungen ein: „Auf dem Dach<br />

des Bauhauses in Dessau praktizierten<br />

Schülerinnen und Schüler vor<br />

hundert Jahren morgens vor dem<br />

Unterricht gemeinsam, begaben<br />

sich in den Schulterstand.“ So körperlich<br />

gekräftigt waren sie bestens<br />

vorbereitet und im Kopf geöffnet für<br />

neue Abenteuer, anderes Erleben,<br />

künstlerische Arbeit. Nina Wiedemeyer<br />

erklärt, dass der Vorkurs wie<br />

Yoga sehr auf Wiederholung und Erfahrung<br />

aufbaut. „Das eröffnet einen<br />

großen Spielraum.“<br />

Bauhaus-Lehrer Johannes Itten<br />

forderte, den eigenen Atem aufzuzeichnen.<br />

Solch ein zierlich in runden<br />

Bleistiftlinien gezogenes „Gefühlsstenogramm“<br />

mit wolkenartiger<br />

Ballung betrachtete ich fasziniert<br />

an den Museumswand. 14 Tage vorher,<br />

beim ersten Besuch, stand ich<br />

dort bereits, damals aber nicht in so<br />

beschwingter Stimmung. Die Dinge<br />

lassen sich auch anders betrachten!<br />

Nach der Führung breiteten wir<br />

im Nebensaal die Matten aus. Bei<br />

90 Minuten Konzentrations- und<br />

Atemübungen kräftigte uns die neue<br />

Kunsterfahrung intensiv.<br />

Auch zu der Ausstellung mit Fotos<br />

des Fotografen Umbo, die ab 21. Februar<br />

zu sehen ist, finden wieder<br />

Führungen mit anschließendem<br />

Yoga statt –nämlich am 19. Märzund<br />

14. Mai, die Teilnahme kostet<br />

16 Euro.ImMuseum Barberini Potsdam<br />

gibt es ebenso Yoga-Sessions,<br />

die nächsten im Rahmen der Ausstellung<br />

„Monet. Orte“ am 1. und am<br />

29. Märzsowie am 3. Mai.<br />

Das Obdachlosen-Camp an der Rummelsburger Bucht befindet sich in der Nähe des Bahnhofes Ostkreuz. Etwa60Menschen leben dortinZelten und Hütten. CAMCOP MEDIA/ANREAS KLUG<br />

Elend in der Bucht<br />

Etwa 60 Obdachlose leben in Rummelsburg unterunwürdigen Bedingungen–bald wird auf demAreal gebaut<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

Berlin zieht Menschen aus<br />

aller Welt an, die in diese<br />

Stadt kommen, um zu arbeiten<br />

oder um „Party zu<br />

machen“. Berlin ist eine Metropole<br />

des Wohlstandes und des Feierns –<br />

doch auch im 21. Jahrhundert ist es<br />

eine Stadt großer Armut. Für alle<br />

sichtbar leben mitten im Stadtgebiet<br />

viele Männer und Frauen unter teilweise<br />

menschenunwürdigen Bedingungen.<br />

Ein Beispiel dafür ist ein<br />

Camp an der Rummelsburger Bucht.<br />

Die Brache ist Anziehungspunkt<br />

der Gestrandeten dieser Gesellschaft.<br />

Obdachlose aus ganz<br />

Deutschlands findet man dort, aber<br />

auch Polen, Rumänen und Bulgaren.<br />

In Zelten oder in notdürftig gezimmerten<br />

Hütten leben sie zwischen<br />

Schutt und Müll. Es liegen Holzpaletten,<br />

Matratzen und Essensreste<br />

herum. Die hygienischen Zustände<br />

seien katastrophal, es gab Rattenplagen,<br />

berichtet Lutz Müller-Bohlen,<br />

Sozialarbeiter vom Verein Karuna,<br />

der sich um die Camp-Bewohner<br />

kümmert. „Seit einem Jahr ist nichts<br />

mehr passiert, um die Situation hier<br />

wirklich zu verbessern“, sagt er.<br />

Das Camp gleicht Elendsvierteln,<br />

die man sonst nur aus Berichten aus<br />

den ärmsten Ländern dieser Welt<br />

kennt. Strom und fließend Wasser<br />

fehlen an kaum einem OrtinBerlin –<br />

in dem Rummelsburger Camp scheinen<br />

sie wie ein ferner Traum.<br />

Als die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> am Sonntag<br />

vor Ort war, herrschte Ruhe auf<br />

dem Areal. NurJogger drehten in der<br />

Nähe ihreRunde.Sie ignorierten die<br />

Zelte,liefen teilnahmslos weiter.<br />

Dabei kann man das Elend auf<br />

dem Gelände nicht nur sehen, sondern<br />

bis weit in die benachbarten<br />

Wohngegenden riechen – den Geruch<br />

von verbranntem nassen Holz.<br />

Man sieht Ofenrohre anHütten und<br />

Zelten, aus denen Rauch steigt.<br />

Beim Thema Obdachlosigkeit<br />

sehe man nicht weg, auch nicht bei<br />

dem Camp in Rummelsburg, heißt<br />

es im Bezirksamt Lichtenberg und<br />

bei derVerwaltung vonSozialsenatorin<br />

Elke Breitenbach (Linke). Seit<br />

Jahren würden sich Sozialarbeiter<br />

um die Betroffenen kümmern, sie<br />

bei Ämtergängen oder bei der Suche<br />

nach einer Notunterkunft unterstützen.<br />

„Es gibt genug Hilfsangebote“,<br />

wird erklärt. „Nur werden diese von<br />

den Betroffenen oft nicht angenommen.“<br />

Etwa, weil in den Unterkünften<br />

kein Alkohol erlaubt sei.<br />

„Die hygienischen Zustände sind katastrophal.<br />

Seit einem Jahr ist nichts mehr passiert,<br />

um die Situation imCamp zu verbessern.“<br />

Lutz Müller-Bohlen Sozialarbeiter im Obdachlosen-Camp an der Rummelsburger Bucht<br />

1519 tätliche Angriffe auf Polizisten<br />

Bisher vermieden Lichtenbergs<br />

Bürgermeister Michael Grunst und<br />

Sozialsenatorin Elke Breitenbach<br />

(beide Linke) eine Räumung. Sie<br />

würde wohl auch nur dafür führen,<br />

dass die Bewohner anderswo ein Lager<br />

aufbauen. Man setzte deshalb<br />

auf Sozialarbeiter vor Ort, die auch<br />

den Zuzug neuer Bewohner verhindern.<br />

Als aber im Winter 2018/19 der<br />

Senat im Rahmen der Kältehilfe im<br />

Camp ein Wärmezelt und Toiletten<br />

aufstellte, kamen noch mehr Menschen.<br />

Biszu160 Obdachlose lebten<br />

vergangenen Sommer in dem Camp.<br />

In diesem Winter blieb die Hilfe<br />

aus. Esgab kein Fördergeld. Denn<br />

das Areal, auf dem das Camp steht,<br />

ist Bauland. Ab Frühjahr soll der Bau<br />

vonWohnungen und der Touristen-<br />

Attraktion „Coral World“ beginnen.<br />

Viele Obdachlose verließen das<br />

Camp bereits. Derzeit sind aber<br />

noch immer etwa 60 Menschen dort.<br />

Für sie stellen Bezirk und Senat<br />

nun eine Notunterkunft in einem<br />

einstigen Telekom-Gebäude in<br />

Karlshorst zur Verfügung. Sozialstadträtin<br />

Birgit Monteiro (SPD)<br />

spricht von einer „geglückten Verbesserung<br />

der Lebenssituation für<br />

die Obdachlosen“. Senatorin Breitenbach<br />

hofft, dass „die Betroffenen<br />

mit Hilfe der Sozialarbeiter eine Perspektive<br />

ohne Obdachlosigkeit entwickeln<br />

können“.<br />

Diese Wochesoll mit den Bewohnern<br />

über den Umzug geredet werden.<br />

„Wir wissen, dass nicht alle das<br />

wollen“, sagt MichaelElias vomSozialprojekt<br />

Tentaja. „Aber jeder zählt,<br />

den wir gewinnen können, einen<br />

neuen Weg einzuschlagen.“ Er bemängelt,<br />

dass man dafür nur wenig<br />

Zeit habe. Denn in der Unterkunft<br />

können die Obdachlosen nur bis<br />

Ende April bleiben. Danach entstehen<br />

in dem Gebäude Wohnungen.<br />

Der Alltag auf Berlins Straßen ist für die Beamten härter geworden –sie nutzen bei Attacken zugleich das neue Strafrecht<br />

NACHRICHTEN<br />

Radfahrer von Polizeiwagen<br />

erfasst und schwer verletzt<br />

EinPolizeiauto ist am Montagmorgen<br />

in Adlershof mit einem Fahrradfahrer<br />

zusammengestoßen. EinPolizist<br />

war in einem Opel auf dem<br />

Ernst-Ruska-Ufer in Richtung Adlergestell<br />

unterwegs.Der Beamte habe<br />

sich auf einer Kurierfahrtbefunden<br />

und sei ohne Blaulicht gefahren,<br />

teilte die Polizei mit. DieAmpel der<br />

Ecke Ernst-Ruska-Ufer/Köpenicker<br />

Straße war außer Betrieb.Der 75-<br />

jährige Radfahrer überquerte das<br />

Ernst-Ruska Ufer,als das Polizeiauto<br />

mit ihm zusammenprallte. (kop.)<br />

Prozess um Beleidigung von<br />

Staatssekretärin angesetzt<br />

Weil er die <strong>Berliner</strong> Staatssekretärin<br />

Sawsan Chebli (SPD) im Internet beleidigt<br />

haben soll, kommt es zu einem<br />

Prozess gegen einen 46-Jährigen.<br />

DerMann habe Einspruch gegen<br />

einen erlassenen Strafbefehl eingelegt,<br />

teilten die <strong>Berliner</strong><br />

Strafgerichte mit. In dem Strafbefehl<br />

habe das Amtsgericht Tiergarten<br />

eine Strafe von1500 Euro verhängt.<br />

DieVerhandlung sei für den 27. Februar<br />

anberaumt worden. (dpa)<br />

Straße nach Fund von<br />

Phosphorgranate gesperrt<br />

In Pankowsind Bauarbeiter am<br />

Montagmorgen auf eine Phosphorgranate<br />

aus dem Zweiten Weltkrieg<br />

gestoßen. Siefing Feuer und brannte<br />

ab,wie ein Polizeisprecher sagte.Kriminaltechniker<br />

des Landeskriminalamtes<br />

gaben demnach schon am<br />

Vormittag wieder Entwarnung. WeitereMunition<br />

hätten die Experten<br />

auf der Baustelle in der <strong>Berliner</strong><br />

Straße nicht gefunden. Es habe keine<br />

Verletzten gegeben. Vorsichtshalber<br />

habe die Feuerwehr ein angrenzendes<br />

Gebäude evakuiert. Für rund<br />

eine Stunde war die <strong>Berliner</strong> Straße<br />

zwischen Breiter Straße und Schulstraße<br />

gesperrt. (dpa)<br />

Zuschüsse für Schulen nur<br />

schleppend beantragt<br />

DiemilliardenschwereSchulbauoffensivekommt<br />

nur schleppend<br />

voran. 2018 und 2019 gaben die Bezirke<br />

ein Drittel der bewilligten Gelder<br />

für Sanierung und Neubau von<br />

Schulen gar nicht aus.Das geht aus<br />

einer Antwortder Bildungsverwaltung<br />

auf eine parlamentarische Anfrage<br />

der CDU hervor, über die derTagesspiegel<br />

zuerst berichtete.2018<br />

blieben demnach 120 Millionen Euro<br />

liegen, im Jahr darauf Geldinähnlicher<br />

Größenordnung. Betroffenseien<br />

etwa 600 Baumaßnahmen an etwa<br />

400 Schulen. Als Gründe nennen die<br />

Bezirke vorallem fehlende Planungsund<br />

Baukapazitäten. (dpa)<br />

Anstrengender „Hund“, aber er ändert<br />

den Blick aufs Ganze. IMAGO/CAVAN IMAGESX<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Nimmt man es mit der polizeilichen<br />

Statistik ganz genau, dann<br />

werden jeden Tag18,23 Polizisten in<br />

Berlin Opfer von Gewalt. Die Senatsinnenverwaltung<br />

zählte im vergangenen<br />

Jahr insgesamt 6656 Polizeivollzugskräfte,<br />

die Opfer eines Widerstandes,<br />

eines tätlichen Angriffs, einer<br />

Körperverletzung, Bedrohung,<br />

Nötigung oder sonstigen Gewalttat<br />

geworden seien. Das geht aus einer<br />

noch unveröffentlichten Antwort auf<br />

eine Anfrage des CDU-Abgeordneten<br />

Peter Trapp hervor. Demnach registrierte<br />

die Verwaltung im vergangenen<br />

Jahr 1519 tätliche Angriffe auf Polizisten<br />

–mehr als doppelt so viele wie<br />

imVorjahr.736 Beamte wurden Opfer<br />

einer Körperverletzung, 244 zeigten<br />

an, dass sie bedroht und 118, dass sie<br />

genötigt wurden. 45 Beamte wurden<br />

laut Innenverwaltung Opfer sonstiger<br />

Gewaltdelikte.<br />

Den größten Anteil bei den „geschädigten<br />

Polizeivollzugskräften“<br />

hat allerdings das Delikt „Widerstand<br />

gegen Vollstreckungsbeamte“,<br />

das mit Geld- oder Freiheitsstrafe bis<br />

zu drei Jahren geahndet werden<br />

kann: 3994 Polizisten waren nach<br />

Angaben der Innenverwaltung davon<br />

2019 betroffen. 379 Personen<br />

wurden im Jahr 2018 wegen dieser<br />

Straftat verurteilt.<br />

Widerstand liegt vor, wenn gegen<br />

den Vollstreckenden körperliche<br />

Kraft angewandt wird, die die „Vollstreckungshandlung“<br />

erschwert<br />

oder verhindert. Darunter fallen heftige<br />

Bewegungen oder Losreißen aus<br />

dem Polizeigriff, Festhalten an Gegenständen<br />

oder das Stemmen gegen<br />

die Tür eines Polizeiautos –dies<br />

alles wird unter „Übergriff“ gegen<br />

Polizisten subsumiert. Gleichwohl,<br />

so heißt es im Polizeipräsidium,<br />

werde, wenn mehrereVorwürfe in einem<br />

Fall zusammenkommen –etwa<br />

Widerstand und tätlicher Angriff –<br />

das schwerwiegendste Delikt in der<br />

Statistik gezählt.<br />

Seit 2017 der strafverschärfende<br />

Paragraf „tätlicher Angriff gegen Vollstreckungsbeamte“<br />

eingeführt<br />

wurde, machen Polizisten in ihren<br />

Anzeigen davon öfter Gebrauch. So<br />

hatte die Polizei im Jahr 2018 nur<br />

709 tätliche Angriffe registriert.<br />

Eine der Baustellen: ein Schulneubau in<br />

Mahlsdorf.<br />

IMAGO IMAGES


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />

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Berlin<br />

Am Tempelhofer Berg<br />

Kopischstr.<br />

Fidicinstr.<br />

Richtung Bergmannkiez<br />

Kloedenstr.<br />

DAS AREAL<br />

Das Gelände ist ganz in der Nähe<br />

des ehemaligen Flughafens<br />

Tempelhof. Rot gekennzeichnet<br />

sind die vorhandenen Gebäude.<br />

Haus A<br />

Haus B<br />

Mehringdamm<br />

Haus C<br />

Bockbrauerei<br />

Haus H<br />

Haus D<br />

Schwiebusser Str.<br />

Haus G<br />

Haus F<br />

Haus E<br />

Platz der Luftbrücke<br />

Richtung Flughafen Tempelhof<br />

Hauptzollamt Berlin<br />

BLZ/GALANTY<br />

Die Schwiebusser Straße<br />

ist ein kurzes Sträßchen<br />

im Süden vonKreuzberg<br />

–zwischen dem monumentalen<br />

Zollamt und einem alten<br />

Brauereigelände. Im rostigen Zaun<br />

vor der ehemaligen Bockbrauerei<br />

mit ihrem Schornstein und dem historischen<br />

Schankhaus hängen seit<br />

Wochen weiße und rosafarbene<br />

Schleifen, die Nachbarn zuWorten<br />

eingeflochten haben, zu Worten wie<br />

Wut! Trauer! Zorn!<br />

Das Gelände, auf dem die Bauwert<br />

AG etwa 240 Wohnungen<br />

bauen möchte, ist weiträumig abgeriegelt.<br />

Und damit auch der Tatort.<br />

Das Opfer liegt mit zerbrochenen<br />

Gliedernimhistorischen Schankgarten.<br />

Seit dem 9. November. Esdarf<br />

nicht entfernt werden. „Wegen der<br />

laufenden Ermittlungen“ bestätigt<br />

das Amt auf Nachfrage.Eine Anwohnerin<br />

aus der Fidicinstraße habe die<br />

Polizei alarmiert. Es sei bereits ein<br />

Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.<br />

Es dürfe nichts verändert<br />

werden, bis die Untersuchungen abgeschlossen<br />

sind.<br />

Undsoliegt er da, ein Symbol für<br />

den uralten Kampf zwischen<br />

Mensch und Natur: der Ahorn.<br />

Stammumfang: 2,60 Meter; geschätzte<br />

Höhe: 15 Meter;geschätztes<br />

Alter: 180 Jahre. Eine Genehmigung<br />

zur Fällung ist nie erteilt worden.<br />

Auch die Baumfäller hatten keinen<br />

Auftrag vom Bauherrn erhalten, der<br />

Baum sei„versehentlich“ gefallen.<br />

DerTat verdächtigt wird naturgemäß<br />

der Bauherr: Jürgen Leibfried<br />

und seine Bauwert AG. Sie kämpfen<br />

schon lange um die Baugenehmigung<br />

auf dem Grund zwischen<br />

Schwiebusser-und Fidicinstraße.<br />

Nun, nach fünf Jahren, nach vielen<br />

öffentlichen Sitzungen im Kreuzberger<br />

Rathaus und vielen hinter<br />

verschlossenen Türen, stehen die<br />

Verhandlungen vor dem Abschluss.<br />

Die Entscheidung über den Bauvorbescheid<br />

wird bald erwartet. Details<br />

sind nur wenige bekannt, aber sicher<br />

ist: Am Ende dieser Geschichte steht<br />

ein neues Wohnviertel.<br />

Die Leute zogen in Massen hinaus<br />

Am Anfang dieser Geschichte steht<br />

der Ahorn, gepflanzt zu einer Zeit, als<br />

die Stadt noch weit unten an der<br />

Spree lag und hier oben zwischen<br />

Feldern Windmühlen standen. 1820<br />

betritt Georg Leonard Hopf aus der<br />

Pfalz die Szene; ein Mann, der, ähnlich<br />

wie 150 Jahre später Bauunternehmer<br />

Jürgen Leibfried aus München,<br />

nach Berlin kommt, um sein<br />

Glück zu machen.<br />

Hopf arbeitet in der Habelschen<br />

Weinhandlung an der Leipziger<br />

Das Gelände der früheren Bockbrauerei war lange Zeit eines der letzten<br />

Rückzugsgebiete für die Kreuzberger Kreativen. Doch ein Investor will dort<br />

Eigentumswohnungen errichten. Zwar rebellieren Anwohner seit Jahren gegen<br />

das Bauvorhaben –doch nun werden Fakten geschaffen.<br />

Bockbier: Bis 1839 wurde in Berlin nur<br />

obergäriges Bier hergestellt. Bis der Brauer<br />

Georg Leonhard Hopf in der heutigen Fidicinstraße<br />

eine Brauerei baute und ab<br />

1840 erstmals eine Bocksaison eröffnete.<br />

1861 lag die Produktion dortbei 20000<br />

Hektoliternpro Jahr,1913 waren es<br />

200000 Hektoliter.1917 fusionierte die<br />

Kreuzberger Bockbrauerei mit der Patzenhofer<br />

Brauerei, die 1920 mit Schultheiss<br />

zusammenfand. Kurz danach schloss die<br />

Brauerei. Aber der Biergarten und Veranstaltungssäle<br />

blieben, dortgab es nun<br />

Tanz, Vereinsfeste und Theateraufführungen.<br />

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Keller<br />

für Rüstungsproduktion genutzt.<br />

Das verlorene<br />

Refugium<br />

VonHans Korfmann<br />

Das denkmalgeschützte Schankhaus der ehemaligen Bockbrauerei<br />

Großbrauerei: Heute hat Berlin nur noch<br />

eine Großbrauerei namens <strong>Berliner</strong>-Kindl-<br />

Schultheiss-Brauerei GmbH. Sie produziert<br />

in Hohenschönhausen die Marken <strong>Berliner</strong><br />

Pilsner,Kindl, Engelhardt, Schultheiss und<br />

Bürgerbräu. Der Standortgehörte in der<br />

DDR zum VEB Getränkekombinat und kam<br />

nach 1990 zum Unternehmen Brau &<br />

Brunnen –bis weit in die 90er-Jahre der<br />

größte Brauer bundesweit. Doch der Umsatz<br />

sank, der Konzernkaufteweitere Markenwie<br />

Jever, rutscht aber in die roten Zahlen.<br />

Die Sanierung misslang.2004 übernahm<br />

die Radeberger Gruppe des Oetker-<br />

Konzerns. Die Gruppe steht auf Platz 20<br />

der 40 weltweit größten Brauer.<br />

BIER UND BRAUEREIEN<br />

Brauereigelände: Früher gabesinBerlin<br />

Dutzende Brauereien, deren oft riesige<br />

Areale mit ihrer Ziegelarchitektur durchaus<br />

stadtbildprägend sind und als Namen<br />

noch immer präsent sind: So stellte in<br />

Prenzlauer Berg die alte Brauerei an der<br />

Schönhauser Allee bereits 1967 die Produktion<br />

ein, wurde zum Möbelgroßmarkt<br />

und nach dem Ende der DDR zur allseits<br />

bekannten Kulturbrauerei. Ausder Schultheiss-Brauerei<br />

in Moabit wurde 2018 die<br />

Shoppingmall namens Schultheiss-Quartier.Die<br />

Bürgerbräu-Brauerei direkt an der<br />

Spree in Friedrichshagen ist seit 2010<br />

dicht. Dortsollen vorallem Wohnungen<br />

undein wenigGewerbe entstehen.<br />

GERD ENGELSMANN<br />

Craftbeer: Die deutschen Brauer produzierten<br />

2018 etwa 93000 Hektoliter Bier.<br />

Nach der Produktionsmengestehen die<br />

heimischen Brauereien damit an fünfter<br />

Stelle hinter China, den USA, Brasilien und<br />

Mexiko. Jeder Bürger der Bundesrepublik<br />

trinkt noch immer 102 Liter Bier pro Jahr.<br />

Der Absatz ist seit Jahrzehnten stark rückläufig.Immer<br />

mehr große Brauereien fusionieren.<br />

Gleichzeitig wächst die Zahl der<br />

kleinen handwerklich geprägten Brauereien,<br />

die das derzeit angesagte Craftbeer<br />

brauen. So wuchs die Gesamtzahl der<br />

Brauereien bundesweit von1333 im Jahr<br />

2010 auf zuletzt 1539. In Berlin sind offiziell<br />

70 Craftbeer-Brauereien gemeldet.<br />

Straße als Fassbinder, steigt schnell<br />

zum Kellermeister auf, heiratet nach<br />

dem frühen Tod des Meisters die<br />

traurige Witwe und übernimmt den<br />

Betrieb. Als das Gespräch in der<br />

Schankstube auf das bayerische Bier<br />

kommt, vondem man erzählt, es sei<br />

um vieles besser als das säuerliche<br />

Weißbier Berlins, behauptet Hopf:<br />

Das kann ich auch! Und braut in einem<br />

alten Waschkessel das erste<br />

Bockbier Berlins.<br />

Wenig später kauft er Land und<br />

zwei Mühlen auf den Tempelhofer<br />

Bergen und eröffnet eine Brauerei<br />

mit Schanklokal. Als er im Mai 1840<br />

das erste Bockbier ausschenkt, strömen<br />

die <strong>Berliner</strong> „in Massen hinaus<br />

zum Halleschen Torauf den kahlen<br />

Tempelhofer Berg,umdas neue,unbekannte,köstliche<br />

Naß“ zu trinken.<br />

Der Schriftsteller Willibald Alexis<br />

(1798 –1871) schwärmt im Morgenblatt<br />

für gebildete Leser: „Es gefiel<br />

denLeuten so gut, dass sie nicht wieder<br />

aus dem Hause fortzubringen<br />

waren. Andere sah man den Heimweg<br />

anstatt nach dem Halleschen<br />

Thore ingerade umgekehrter Richtung“<br />

antreten, wieder andere soll<br />

man„am Morgen in den Gräben gefunden<br />

haben“.<br />

Die sandige Gegend war nichts wert<br />

Der Biergarten allerdings gleicht einem<br />

„wüsten Stück Ödland mit ein<br />

paar Bretterbuden“, wie eine ausländische<br />

<strong>Zeitung</strong> spottet. Also pflanzen<br />

die Hopfschen Erben Bäume am<br />

Rand des Feldweges, der heute<br />

Schwiebusser Straße heißt. Unter ihnen<br />

einen Ahorn und einige Eiben.<br />

Fünf dieser Eiben standen vor kurzem<br />

noch. Sie wurden gefällt. Trotz<br />

eines Antrages auf Anerkennung als<br />

Naturdenkmal, der bereits 2017<br />

beim Senat eingereicht wurde –wo<br />

er liegen blieb.Unbearbeitet. 33 Monate<br />

lang. Nun ist keine Spur mehr<br />

von den Eiben zu sehen, sie verschwanden<br />

samt Wurzeln. Der<br />

Ahornliegt noch. EinMahnmal.<br />

Als der Brauunternehmer Georg<br />

Leonard Hopf auf den Berg zog, war<br />

die sandige Gegend nichts wert, die<br />

Straßen im Hobrechtschen Bebauungsplan<br />

waren noch namenlos.<br />

Heute ist die Scholle –imHobrechtplan<br />

mit seinen durchnummerierten<br />

Straßen zwischen der 22. und der<br />

23. Straße gelegen – Gold wert.<br />

40 Millionen Euro, so munkelt die<br />

Nachbarschaft, habe die BauwertAG<br />

für die 13 000 Quadratmeter bezahlt.<br />

An die Öffentlichkeit drang von<br />

dem Verkauf zunächst nichts. Man<br />

fürchtete den Protest der Kreuzberger,<br />

die sich auf dem Brauereigelände<br />

eingerichtet hatten mit Theatern,<br />

Werkstätten, Trommelgruppen


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 9· ·<br />

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Berlin<br />

So solllte der Pocketparksamt angrenzender Neubauten aussehen.<br />

BAUWERT AG<br />

Das Baujahr am Seitengebäude des<br />

Schankhauses.<br />

ENGELSMANN<br />

Das Archiv der Jugendkulturen soll vor<br />

Orteinziehen.<br />

ENGELSMANN<br />

Etwa50Prozent der Fläche sind laut BauwertAGvermietet.<br />

GERD ENGELSMANN<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts gepflanzt, im Herbst 2019 gefällt: der Ahorn.<br />

DIETER PETERS<br />

Historische Ansicht: der alte Biergarten.<br />

FHXB FRIEDRICHSHAIN-KREUZBERG MUSEUM<br />

und Tanzschulen. Weinhändler füllten<br />

die alten Bierkeller mit Beaujolais<br />

und Merlot, sogar eine Segelschule<br />

war auf dem Berg gestrandet.<br />

Hopfs Brauerei war eines der letzten<br />

Rückzugsgebiete für Kreuzberger<br />

Kreativeund Kleingewerbe.<br />

Kaum wurde die Nachricht vom<br />

Verkauf der Brauerei publik, hängte<br />

man Flugblätter an Wände und<br />

Haustüren und lud zu einem „Informationsabend<br />

im Wasserturm“ ein.<br />

Am 25. April 2016 war der Turm<br />

so voll wie lange nicht, vielleicht<br />

auch wegen des stadtbekannten Investors,<br />

der durch den Kauf des<br />

Freudenberg-Areals in Friedrichshain<br />

die <strong>Berliner</strong> Presse nachhaltig<br />

beschäftigt hatte, und der es später<br />

sogar in die internationalen Schlagzeilen<br />

schaffte, als sein Neubau in<br />

Mitte beinahe die Friedrichswerdersche<br />

Kirche zum Einsturz<br />

brachte. Als der Moderator des Informationsabends<br />

gleich zu Beginn<br />

der Veranstaltung fragte, ob „jemand<br />

vom Freudenberg-Areal anwesend“<br />

sei, erhob sich ein Mann<br />

mit Goldbrille und Halbglatze.<br />

Die Irritation war groß, als klar<br />

wurde, dass kein Mitglied der Bürgerinitiative<br />

die Bühne betrat, sondernder<br />

Investor persönlich.<br />

Man wollte ihn des Turmes verweisen,<br />

schließlich habe die Einladung<br />

den Mietern, nicht den Investorengegolten.<br />

Doch mit 45 zu 42 Stimmen<br />

wurde entschieden: Der Mann<br />

erhält zehn Minuten Redezeit.<br />

Leibfried behauptete damals,<br />

„nur das Beste für Alle“ zu wollen.<br />

Alle dürften bleiben, sämtliche Verträge<br />

würden erneuert. „Nur da, wo<br />

die flachen Betonbauten sind, werden<br />

wir Wohnungen bauen. Berlin<br />

braucht Wohnungen. So einfach ist<br />

das.“<br />

„Dann baue ich eben Gewerbe“<br />

Doch so einfach war das nicht.<br />

„Wenn Sie die Betongebäude abreißen,<br />

betrifft das ja auch die Trommelschulen.<br />

Die sind da seit 25 Jahren.<br />

Und die haben jetzt die Kündigung!“,<br />

ließen Anwesende verlauten.<br />

In den hinteren Reihen standen die<br />

ersten auf und gingen: „Ich habe dieses<br />

Geschwafel jedes Mal gehört,<br />

wenn einer von denen hier was<br />

kaufte.AmEnde machen sie,was sie<br />

wollen. Und am Ende sind alle<br />

Kreuzberger verschwunden. So einfach<br />

ist das.“<br />

Aber Leibfried war dadurch nicht<br />

zu erschüttern. Nur einmal geriet er<br />

aus der Fassung, als gefragt wurde,<br />

woher er eigentlich seinen Optimismus<br />

nehme. Ermüsse doch wissen,<br />

dass sich der Bezirk gegen den massiven<br />

Wohnungsbau aussprechen<br />

werde. „Wie können Siedasoselbstbewusst<br />

von 250 Eigentumswohnungen<br />

sprechen?“, fragte der Anwohner.<br />

„Aber am 28. Januar wurde<br />

doch beschlossen, eine Flächenplannutzungsänderung<br />

zugunsten<br />

eines Wohnungsbaus durchzusetzen“,<br />

sagte Leibfried. Als dieVersammelten<br />

dies in Zweifel zogen, stotterte<br />

er: „Ich habe das schwarz auf<br />

weiß“ und durchwühlte seine Herrenhandtasche.<br />

Doch seine Zeit war<br />

inzwischen vorbei, man verwies ihn<br />

des Saales. Grußlos ist der Investor<br />

dann gegangen.<br />

Ein Jahr später, anlässlich einer<br />

öffentlichen Versammlung im November<br />

2017, reicht er edle Holztäfelchen<br />

durch die Zuschauerränge<br />

im großen Saal des Rathauses an der<br />

Yorckstraße, kleine Kunstwerke, auf<br />

denen Innenansichten hübscher<br />

Wohnungen zu sehen sind.„6,50 den<br />

Quadratmeter, das ist doch was“,<br />

warb er.Aber die Kreuzberger auf ihren<br />

billigen Rängen sind unerbittlich:<br />

„So viel Geld hab ick nich, Herr<br />

Leibfried, det is mir zu ville.“<br />

Auch beim Baustadtrat hat der Investor<br />

wenig Erfolg. DieGrünen sind<br />

sich einig, die Brauerei als Gewerbestandort<br />

zu erhalten. Sie sind für<br />

eine Umwidmung des Mischgebiets<br />

in ein reines Gewerbegebiet. Doch<br />

Leibfried ist nicht zu erschüttern.<br />

Später, auf dem Flur des Rathauses,<br />

zeigt er sich trotzig: „Dann baue ich<br />

eben Gewerbe. Ich habe genug Anfragen,<br />

zum Beispiel vonder Allianz.<br />

Wasmeinen Sie, was dann in Kreuzberg<br />

los ist, wenn die da ihreTürme<br />

hinsetzen.“ Doch stattdessen plant<br />

er in den folgenden Monaten weiter<br />

Eigentumswohnungen und legt<br />

neue Pläne vor, die ungeachtet der<br />

Einwände seitens Politik oder Denkmalschutz<br />

auf dichten Wohnungsbau<br />

zielen.<br />

Einer der Denkmalschützer soll<br />

seinem Ärger über dasVerhalten des<br />

Investors in kleiner Runde mit den<br />

Worten Ausdruck verliehen haben:<br />

„Herr Dr.Leibfried, was glauben Sie<br />

eigentlich, werSie sind?“ DerInvestor<br />

bleibt unbeeindruckt: „Ich bestehe<br />

auf die Einhaltung der vonmir<br />

geplanten Baumasse.“ Zumdamaligen<br />

Zeitpunkt waren das knapp<br />

30 000 Quadratmeter Wohn- und<br />

Gewerbefläche.<br />

Da sich der Bauherr hartnäckig<br />

über die Gebote der Politik hinwegsetzte,verbot<br />

der BezirkimJahr 2017<br />

bis auf weiteres jegliche bauliche Veränderung<br />

des Geländes.Eine trügerische<br />

Stille breitete sich aus. Denn<br />

während draußen alles stillstand,<br />

wurde drinnen, hinter verschlossenen<br />

Türen, womöglich eifrig verhandelt,<br />

kamen Bauherr und Politik, Investor<br />

Jürgen Leibfried und BaustadtratFlorian<br />

Schmidt, einander näher.<br />

„Wir machen Bauwerke zu Bauwerten.<br />

Neugier und Bereitschaft zur Anpassung –<br />

das hat uns schon immer<br />

besonders ausgezeichnet.“<br />

Aus einer Jubiläumsschrift der Bauwert AG<br />

„Über 330 Gebäude mit mehr<br />

als 2000 000 Quadratmeter Nutzfläche<br />

und einem Investitionsvolumen von<br />

über fünf Milliarden Euro bilden<br />

die Grundlage unserer Erfahrung.“<br />

Jürgen Leibfried, Gründer und Vorstand der Bauwert AG<br />

„Hier war auf 3835 Quadratmetern eine<br />

der größten geheimen Waffenschmieden<br />

der Nazis in Berlin. Eine unterirdische<br />

Produktionsstätte, inder Menschen aus<br />

ganz Europa Zwangsarbeit leisten mussten.“<br />

Karin Dittmar von der Initiative Denkmalschutz Bockbrauerei<br />

Monatelang drangen keine Nachrichten<br />

über dieVerhandlungen nach<br />

außen, Anfragen der Bürgerinitiativen<br />

blieben unbeantwortet, obwohl<br />

Schmidt öffentlich gerade noch erklärthatte,essei„wichtig,<br />

neue Strukturen<br />

der Mitgestaltung zu schaffen,<br />

statt der vorherrschenden Scheinbeteiligung“.<br />

Trotz dieser Bekundungen wirkte<br />

es so,als wollte man die Sache unter<br />

sich ausmachen. Ohne die Kreuzberger.<br />

Auch das zunächst geforderte<br />

Bebauungsplanverfahren, das eine<br />

Bürgerbeteiligung vorschreibt, war<br />

vom Verhandlungstisch. Lediglich<br />

der Forderung einiger Kreuzberger<br />

nach mehr Denkmalschutz hatte<br />

man nachgegeben. Denn das Areal<br />

zeugt auch von den Verbrechen der<br />

Nationalsozialisten.<br />

„Hier unten war auf 3835 Quadratmetern<br />

eine der größten geheimen<br />

Waffenschmieden der Nazis in<br />

Berlin. Eine unterirdische Produktionsstätte,inder<br />

Menschen aus ganz<br />

Europa Zwangsarbeit leisten mussten“,<br />

sagt Karin Dittmar von der Initiative<br />

Denkmalschutz Bockbrauerei.<br />

IhrerForschung und Hartnäckigkeit<br />

ist es zu verdanken, dass 70 Prozent<br />

der denkmalgeschützten<br />

Nazikeller erhalten bleiben. Leibfried<br />

habe so viel wie möglich abreißen<br />

wollen, um Platz für Tiefgaragen<br />

und Wohnungen zu gewinnen.<br />

Die Keller sind gerettet, aber die<br />

Bäume sind verloren. Obwohl der<br />

Ahorn wegen seines Alters und seiner<br />

Größe geschützt war und obwohl<br />

beim Senat schon seit langem ein<br />

Antrag zum Schutz der Eiben vorlag.<br />

Anders als der Senat, der hartnäckig<br />

schwieg, reagierte Leibfried prompt<br />

auf die Bedenken der Naturschützer<br />

und präsentierte in einem Bauplan<br />

vomHerbst 2017 dort, wo der Ahorn<br />

stand, den sogenannten Pocket-<br />

Park.Imnächsten Entwurfallerdings<br />

fehlte dieser Miniparkschon wieder,<br />

und im Oktober 2019 verkündete<br />

dann auch der grüne Baustadtrat<br />

Florian Schmidt: „Die Fällung der<br />

Bäume muss hingenommen werden.“<br />

Wenige Tage danach wurden<br />

die Motorsägen angeworfen.„Was ist<br />

das nur für ein grüner Baustadtrat?“,<br />

fragt Karin Dittmar von der Denkmalschutz-Initiative.<br />

„Sieht tatenlos<br />

zu, wie 180 Jahre alte Bäume gefällt<br />

werden, und bestellt die Fotografen,<br />

wenn er in der Bergmannstraße drei<br />

Primeln pflanzt.“<br />

Während der Park aus dem Plan<br />

verschwunden ist, ist die Baumasse<br />

weiter gewachsen. Auf eine Anfrage<br />

der Linkspartei an Schmidt, wie viele<br />

Wohnungen denn nun entstehen<br />

würden, antwortete dieser im März<br />

2018, die Baumasse wurde „gegenüber<br />

dem Ursprungsentwurf(…) auf<br />

ca. 40 000 Quadratmeter Brutto-Geschossfläche<br />

erhöht“. Schmidt zufolge<br />

wies bereits der letzte Vorbescheid<br />

eine Brutto-Geschossfläche<br />

von 36000 Quadratmetern aus. Auf<br />

die Frage,wie das Verhältnis vonGewerbe<br />

zu Wohnraum aussehe,<br />

wusste der Baustadtrat keine Antwort:<br />

„Die Nutzungsverteilung sowie<br />

die Anzahl an Wohnungen ist aus<br />

dem Konzept nicht genau ablesbar.“<br />

Sicher ist nur,dass eine Mischung<br />

aus Gewerbe und Wohnungen sowie<br />

eine Kita entstehen werden, dass<br />

aber ein Großteil der Baumasse aus<br />

Eigentumswohnungen besteht. Der<br />

Anteil an günstigen Mietwohnungen<br />

ist nicht mehr als ein „soziales Feigenblatt“,<br />

wie Heinz Kleemann vom<br />

<strong>Berliner</strong> Mieterverein es formuliert.<br />

Bislang ist von 30preisgebundenen<br />

Kleinwohnungen die Rede und<br />

von 50Studentenwohnungen ohne<br />

Preisbindung. Das sind –die aktuellen<br />

Zahlen zugrunde gelegt –etwa<br />

fünf Prozent der Baumasse. „Eine<br />

Frechheit“, sagt der Vertreter des<br />

<strong>Berliner</strong> Mietervereins.<br />

Enttäuscht werden auch die Initiatoren<br />

der Gesprächsrunde im<br />

Wasserturm sein, die seit Jahren die<br />

Gretchenfrage stellen: Wem gehört<br />

Kreuzberg? Die Trommeln sind verstummt,<br />

die Weinhändler haben die<br />

Lager geräumt, die Segelschule die<br />

Segel gestrichen. Von 30 Mietern<br />

sind bereits 20 verschwunden.<br />

Baubeginn vermutlich im Jahr 2021<br />

Am Ende dieser Geschichte wird irgendwann<br />

der Ahorn aus dem Weg<br />

geräumt werden. Ende des Jahres<br />

soll der endgültige Bauantrag eingereicht<br />

werden. Dann rollen die Maschinen<br />

an.<br />

Und irgendwann wird dort, wo<br />

einst im Schatten eines Baumes ein<br />

Biergarten war, ein großer Betonblock<br />

stehen. Daneben wird das<br />

historische Schankhaus mit seinen<br />

Zinnen und Giebeln zu einem<br />

Zwerg schrumpfen, selbst der<br />

Schornstein wird plötzlich klein<br />

wirken neben der knapp 200 Meter<br />

langen und 27 Meter hohen Front<br />

an der Schwiebusser Straße, die<br />

mit fünf und sechs Stockwerken<br />

noch über das Zollamt –einen Monumentalbau<br />

der Nazis –hinausragen<br />

wird.<br />

DieBäumchen in den Computerzeichnungen<br />

der Architekten wirken<br />

wie Fremdkörper zwischen den<br />

Quadern aus Glas und Beton, die<br />

dicht aneinandergedrängt um jeden<br />

Zentimeter und um jeden Cent<br />

kämpfen. Für den Ahornaber ist dieses<br />

Ende der Geschichte vielleicht<br />

nicht das Schlechteste: Er hätte sich<br />

in der Gegend ohnehin nicht mehr<br />

wohl gefühlt.


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Estrel baut<br />

höchsten<br />

Hotelturm<br />

Arbeiten sollen im Herbst<br />

dieses Jahres beginnen<br />

Vor sechs Jahren wurde der Entwurf<br />

vorgestellt, jetzt steht der<br />

Termin für den Baubeginn fest. Das<br />

Hotel Estrel will im Herbst 2020 die<br />

Bauarbeiten für seinen neuen Hotelturm<br />

an der Sonnenallee starten.<br />

Das teilte das Estrel am Montag mit.<br />

Mit 175 Metern soll der Estrel Tower<br />

Deutschlands höchstes Hotel und<br />

zugleich das höchste nicht-technische<br />

Gebäude in Berlin werden. Die<br />

Fertigstellung ist für 2024 geplant.<br />

Der Estrel Tower entsteht nach<br />

Plänen des Architekturbüros Barkow<br />

Leibinger, das sich vor sechs Jahren<br />

in einem Wettbewerb gegen fünf<br />

weitere Bewerber durchgesetzt<br />

hatte. Der Hotelturm mit 750 Zimmernund<br />

Suiten soll gegenüber dem<br />

bestehenden Estrel auf der südlichen<br />

Seite der Sonnenallee errichtet<br />

werden. Im Dachbereich ist eine Sky<br />

Lounge mit Außenterrasse geplant.<br />

Direkt angegliedert an den Tower<br />

sind Veranstaltungsflächen, die sich<br />

zum Neuköllner Schifffahrtskanal<br />

und einer öffentlich zugänglichen<br />

Promenade hin öffnen. Außerdem<br />

ist ein Parkhaus mit 500 Stellplätzen<br />

geplant. Senatsbaudirektorin Regula<br />

Lüscher sieht das Projekt positiv.<br />

„Bei Hochhäusernist nicht die reine<br />

Höhe allein das entscheidende Kriterium,<br />

sondern die Frage, wie es in<br />

den jeweiligen städtebaulichen Kontext<br />

passt“, sagt sie. „Das Estrel in<br />

Neukölln steht in einem sehr großstädtischen<br />

Kontext auf einer früheren<br />

Industriefläche“, so Lüscher.<br />

„Dort fügt sich die geplante Höhe<br />

von175 Meterngut ein.“ (ulp.)<br />

Der Turm soll mit 175 Meterndas höchste<br />

Hotel Deutschlands werden. BARKOW LEIBINGER<br />

Zügig unterwegs: Je schneller Radfahrer vorankommen, desto attraktiver wird das Radfahren in Berlin. Doch immer wieder drohen Stopps an Ampeln.<br />

Ohne Stopp durch die Stadt<br />

IMAGO IMAGES/ FLORIAN GÄRTNER<br />

2017 empfahlen Forscher mehr Grüne Wellen für Radfahrer in Berlin –doch getan hat sich nichts<br />

VonPeter Neumann<br />

Nicht nur Autofahrer kennen<br />

das Problem: Gerade<br />

hat man an einer<br />

Kreuzung auf Grün gewartet,<br />

da zwingt bald darauf das<br />

nächste rote Ampellicht zum Halten.<br />

Grüne Wellen könnten den Radverkehr<br />

beschleunigen, ohne Autos zu<br />

bremsen –das hat ein Modellprojekt<br />

in Berlin gezeigt. Forscher von der<br />

Technischen Universität (TU) raten,<br />

auf weiteren Straßenzügen grüne<br />

Wellen für Fahrradfahrer zu schalten.<br />

Doch mehr als zwei Jahre nach<br />

dem Ende des Modellprojekts sind<br />

keine konkreten Vorhaben in Sicht.<br />

Grüne Wellen sind einer von vielen<br />

Bausteinen, um das Radfahren in<br />

der Stadt attraktiv zu machen –und<br />

so die Straßen zu entlasten. Solche<br />

Ampelschaltungen sind sinnvoll,<br />

sagt Frank Masurat vom Allgemeinen<br />

Deutschen Fahrrad-Club<br />

(ADFC) Berlin. „Doch es geht viel zu<br />

langsam voran“, bilanzierter.<br />

Wobei das eine Untertreibung ist,<br />

denn die Zahl der Grünen Wellen für<br />

Radfahrer in Berlin ist seit langem<br />

unverändert:Weiterhin verfügen nur<br />

zwei Straßenzüge darüber. In der<br />

Belziger Straße und am benachbarten<br />

Rathaus Schöneberg sind seit<br />

2014 je zwei Ampelanlagen so koordiniert,<br />

dass sie sich bei Tempo 18 bis<br />

20, der typischen Radlergeschwindigkeit,<br />

ohne Stopp passieren lassen.<br />

Autos werden nicht ausgebremst<br />

Im April 2017 wurde auch auf der<br />

Uhlandstraße in Charlottenburg-<br />

Wilmersdorf eine Grüne Welle für<br />

Radfahrer geschaltet –genauer gesagt<br />

auf den anderthalb Kilometern<br />

zwischen der Pariser und der Fechnerstraße,<br />

woesfünf Ampelanlagen<br />

gibt. Teilweise wurde der Beginn der<br />

Grünphasen zeitlich versetzt, damit<br />

dort mehr Radfahrer als bislang<br />

ohne Stopp durchkommen. 74 000<br />

Euro kostete das Modellprojekt im<br />

Auftrag des Bundes, das vom TU-<br />

Fachgebiet Straßenplanung und<br />

Straßenbetrieb durchgeführt wurde<br />

und bis November 2017 dauerte.Die<br />

Grüne Welle,die damals eingerichtet<br />

wurde,blieb bis heute bestehen.<br />

Vonihr profitieren die Radfahrer<br />

mehrfach, so die TU-Wissenschaftler.<br />

Sokommt es „an fast allen Knotenpunkten<br />

zu einer geringen Anzahl<br />

von Haltevorgängen“, stellten<br />

sie fest. Über den gesamten Testbereich<br />

hinweg konnte die „Anzahl an<br />

Fahrten mit nur einem Haltevorgang<br />

und die Anzahl an Fahrten ohne Unterbrechung<br />

erhöht werden“, hieß<br />

es.Und wenn trotzdem Ampeln Radfahrer<br />

stoppen, fällt die Wartezeit in<br />

der Regel nun kürzeraus als vorden<br />

Ampelumschaltungen, so die Bilanz.<br />

Folge ist, dass die Radfahrer auf<br />

dem Abschnitt zügiger vorankommen<br />

als früher. Das zeigt die gemessene<br />

durchschnittliche Fahrtgeschwindigkeit,<br />

in die alle Stopps eingerechnet<br />

werden: Vorder Umschaltung<br />

betrug sie in Richtung Süden<br />

15,1 Kilometer pro Stunde, danach<br />

18,8. In der Gegenrichtung stieg das<br />

Tempo vonimSchnitt 16,1 auf 20,3.<br />

Und die Autos? Werden sie nun<br />

auf der Uhlandstraße ausgebremst?<br />

Nein, so die Forscher. InNordrichtung<br />

hat sich die Situation kaum geändert,<br />

in der Südrichtung verbesserte<br />

sie sich sogar leicht, weil auch<br />

Autofahrer seltener und weniger<br />

lang gestoppt wurden. Wasdie Wirkungen<br />

auf den Nahverkehr anbelangt,<br />

sind dieVeränderungen für die<br />

BVG-Buslinie 249 „minimal“, hieß<br />

es.Sofiel die Bilanz unmissverständlich<br />

aus: „Es ist zu befürworten, weitere<br />

Radverkehrsrouten zu optimieren.“<br />

Schon vorJahren wurden mögliche<br />

Bereiche untersucht. Auf der<br />

Bernauer, Hardenberg-, Mühlen-,<br />

Müller- und Wilhelmstraße sowie<br />

auf dem Hohenzollerndamm gebe<br />

es „teilweises großes Potenzial“.<br />

Vorrangnetz lässt auf sich warten<br />

Doch der Senat kann „zu konkreten<br />

Örtlichkeiten und einem Zeitplan<br />

noch keine Aussage treffen“, bedauerte<br />

Dorothee Winden, Sprecherin<br />

von Verkehrssenatorin Regine Günther<br />

(Grüne). „Bei der Erstellung des<br />

Vorrangnetzes für den Radverkehr<br />

wird auch geprüft, wo eine Grüne<br />

Welle für Radfahrer vorgesehen werden<br />

kann“, sagte sie.Das Vorrangnetz<br />

werde aber derzeit noch erarbeitet.<br />

„Eigentlich hätte es schon im Sommer<br />

letzten Jahres fertiggestellt sein<br />

müssen“, sagte Frank Masurat vom<br />

ADFC. Das Mobilitätsgesetz schreibe<br />

dies vor. Leider gebe es weiterhin keinen<br />

Zeitplan für dieses wichtige Vorhaben.<br />

„Mehrmals haben wir dieses<br />

nachhaltige strukturelle Problem angesprochen“<br />

–ohne Ergebnis.<br />

Portal bietet<br />

Rechner zum<br />

Mietendeckel<br />

<strong>Berliner</strong> können prüfen,<br />

ob sie zuviel bezahlen<br />

Der Mietendeckel soll zwar erst<br />

noch in Kraft treten, doch schon<br />

jetzt können <strong>Berliner</strong> Mieter im Internet<br />

überprüfen, ob sie zuviel<br />

Miete bezahlen. Das Onlineportal<br />

wenigermiete.de bietet dazu auf seiner<br />

Internetseite einen Rechner an.<br />

Mieter können dort mit ein paar<br />

Klicks herausfinden, welche Miete<br />

korrekt ist.<br />

„Uns haben in den letzten Wochen<br />

und Monaten unzählige Anfragen<br />

von verunsicherten <strong>Berliner</strong><br />

Mieternerreicht, die wissen wollten,<br />

wie sie den Mietendeckel nutzen<br />

können“, sagt Daniel Halmer,<br />

Rechtsanwalt und Gründer des Portals<br />

wenigermiete.de. „Nachdem in<br />

letzter Minute bekannt wurde, dass<br />

nicht wie ursprünglich geplant, die<br />

Behörden den Mietendeckel durchsetzen<br />

wollen, sondern dieser von<br />

Mietern selbst rechtlich geltend gemacht<br />

werden muss, haben wir uns<br />

entschieden, den <strong>Berliner</strong>n ein Angebot<br />

zu machen, um sie auch beim<br />

Mietendeckel zu unterstützen“, sagt<br />

Halmer. Zuvor war wenigermiete.de<br />

dafür bekannt geworden, dass das<br />

Unternehmen Ansprüche von Mietern<br />

bei Verstößen gegen die Mietpreisbremse<br />

durchsetzt. Auf der<br />

Website des Portals können die Mieter<br />

nicht nur berechnen, wie viel<br />

Miete sie zu viel zahlen. Sie können<br />

wenigermiete.de zudem mit der<br />

Durchsetzung ihrer Rechte beauftragen.<br />

Wer dies lieber selbst in die<br />

Hand nehmen möchte,kann ein formelles<br />

Auskunfts- und Anspruchsschreiben<br />

kostenlos erhalten und<br />

dieses an den Vermieter versenden.<br />

Mitder Veröffentlichung des Mietendeckel-Gesetzes,<br />

die noch im Februar<br />

erwartet wird, werden die Mieten<br />

auf den Stand vom 18. Juni 2019<br />

eingefroren. Außerdem werden<br />

Mietobergrenzen eingeführt. Liegt<br />

eine Miete mehr als 20 Prozent über<br />

der Obergrenze, gilt sie als überhöht.<br />

Eine Mietsenkung kann aber erst<br />

neun Monate nach Inkrafttreten des<br />

Gesetzes durchgesetzt werden. Neben<br />

wenigermiete.de bieten auch<br />

andere Mieterorganisationen, etwa<br />

Mieterverein oder Mietergemeinschaft,<br />

Informationen und Beratungen<br />

zum Mietendeckel an. (ulp.)<br />

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NUMMER 29 •4.FEBRUAR 2020 SEITE 11<br />

Dank des Bologna-Prozesses lassen sich Lehrveranstaltungen auch an anderen Universitäten leichter anerkennen.<br />

GETTYIMAGES/WAVEBREAKMEDIA<br />

MEHR ALS 20 JAHRE NACH DEM START DES BOLOGNA-PROZESSES IST DAS STUDIUM FLEXIBLER GEWORDEN<br />

Mehr Möglichkeiten für Studierende<br />

An einem Sommertag vor mehr<br />

als 20 Jahren unterzeichnen Bildungspolitiker<br />

aus ganz Europa<br />

in der italienischen Stadt Bologna ein<br />

Dokument, dass das Bildungswesen<br />

des Kontinents grundsätzlich verändern<br />

soll –und wird: Die so genannte Bologna-Erklärung.<br />

Die Ziele des dadurch bekräftigten<br />

Prozesses sind mannigfaltig:<br />

Durch ein Punktesystem („ECTS“) soll<br />

eine bessere Vergleichbarkeit erreicht<br />

werden –und dadurch eine verbesserte<br />

Mobilität von Studierenden, die ihre Abschlüsse<br />

nun leichter auch an anderen<br />

Hochschulen anerkennen lassen können.<br />

Die ECTS-Punkte fügen sich in das<br />

grundsätzliche Ziel eines europäischen<br />

Hochschulraums ein. Und durch die<br />

Unterteilung des Studiums in ein grundlegendes,<br />

berufsqualifizierendes Bachelor-Studium<br />

und das darauf aufbauende<br />

Master-Studium sollte ein beschleunigter<br />

Berufseinstieg und die Absenkung<br />

der Abbrecherquote erreicht werden.<br />

Bis heute sind die Reformen nicht<br />

unumstritten. Ein zu verschultes Studium,<br />

das kaum Zeit lässt für Studieren<br />

im eigentlichen Sinn und geistige<br />

Entwicklung, monieren manche Kritiker.<br />

Im gerafften Zeitplan des auf drei Jahre<br />

angelegten Bachelor-Studiums bleibe<br />

beispielsweise kaum Zeit für Praktika,<br />

Auslandsjahre und andere Erfahrungsmöglichkeiten.<br />

Demgegenüber stehen positive Bewertungen<br />

aus den Hochschulen. „Unsere<br />

Bilanz ist sehr zufriedenstellend“,<br />

heißt es etwa an der Humboldt-Universität<br />

Berlin. Und auch bei der deutschen<br />

Hochschulrektorenkonferenz(HRK)blickt<br />

man zufrieden auf den Bologna-Prozess.<br />

„In den vergangenen Jahren wurde viel<br />

erreicht“, resümiert HRK-Präsident André<br />

Alt.<br />

Start ins Berufsleben<br />

Tatsächlich gab es gerade zu Beginn<br />

der Reform viele Baustellen –aber eben<br />

auch Lerneffekte. Gleichwohl wurde<br />

manches Vorhaben nur bedingt erreicht.<br />

Zum Beispiel beim schnellen Start ins<br />

Berufsleben: Der Master, einst als<br />

i-Tüpfelchen nach dem berufsqualifizierenden<br />

Bachelorabschluss gedacht, ist<br />

heute eher der Standardfall: 82 Prozent<br />

der Studierenden setzen ihr Studium<br />

Ortsunabhängigkeit: Bei aller Flexibilität durch<br />

den Bologna-Prozess: Die physische Anwesenheit<br />

bei Lehrveranstaltungen gehört meist zum Pflichtprogramm<br />

für Studierende. Doch es gibt eine Alternative:<br />

Ein Fernstudium. Das „eignet sich für<br />

alle, die das Studium mit anderen Lebensinhalten<br />

kombinieren möchten und daher keine Möglichkeit<br />

haben, an Präsenzveranstaltungen teilzunehmen“,<br />

FLEXIBEL ZU HAUSE STUDIEREN<br />

erläutert Stephan Düppe, Sprecher der Fernuniversität<br />

Hagen.<br />

Digitalisierung: Nicht zuletzt dank digitaler<br />

Technik ist das Fernstudium heute vielseitiger denn<br />

je: Podcasts und Videokonferenzen sorgen für adäquate<br />

Wissensvermittlung –auch in den eigenen<br />

vier Wänden.<br />

nach dem Bachelor fort. In der Regel<br />

ist das eine lohnende Investition. Zwar<br />

sei die Erwerbsquote ähnlich hoch, erläutert<br />

HRK-Präsident André Alt: „Arbeitslosigkeit<br />

kommt bei beiden kaum<br />

vor.“ Bei Bachelorabsolventen ohne<br />

anschließendes Masterstudium würden<br />

sich fünf Jahre nach Studienabschluss<br />

allerdings Unterschiede in der beruflichen<br />

Stellung, der Adäquanz sowie beim<br />

Einkommen zeigen –„wie es die kürzere<br />

Studiendauer und die Hierarchisierung<br />

der Abschlüsse erwarten lassen.“ In<br />

vielen Fächern sei ohnehin ein Masterabschluss<br />

zwingende Voraussetzung<br />

für einen Berufsabschluss, etwa in der<br />

Psychotherapie oder im Lehramt. Dennoch<br />

– je nach individueller Situation<br />

bietet die Trennung Bachelor/Master<br />

zuvor nicht existierende Möglichkeiten.<br />

„Generell sollte man spätestens während<br />

des Bachelorstudiums eine klare<br />

Vorstellung davon entwickeln, wo die eigenen<br />

Interessen und Neigungen liegen<br />

und welche Qualifikationen schlussendlich<br />

für den Wunschberuf vorzuweisen<br />

sind“, empfiehlt Alt. Daran schließe sich<br />

die Frage an, ob man diese Fähigkeiten<br />

schon im Bachelorstudium erworben<br />

habe –oder zusätzliche Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten nötig sind. „Auf jeden Fall ist<br />

es nicht sinnvoll, allein aus Verlegenheit<br />

nach dem Bachelor nahtlos ein Masterstudium<br />

anzuschließen“, meint Alt.<br />

Während der schnelle Start ins Berufsleben<br />

für die meisten Studierenden<br />

also eher eine theoretische Möglichkeit<br />

ist, hat die Reform aber jedenfalls die individuelle<br />

Flexibilität gestärkt. Das zeigt<br />

sich noch deutlicher bei einem anderen<br />

Ziel des Bologna-Prozesses: Der verbesserten<br />

internationalen Anerkennung von<br />

Hochschulabschlüssen.<br />

Europäischer Hochschulraum<br />

Im Europäischen Hochschulraum gebe<br />

es nun eine Verständigung darüber, was<br />

zu einem Bachelor- oder zu einem Masterstudium<br />

gehört, stellt André Alt fest –<br />

der Lernaufwand der Studierenden und<br />

die von ihnen erworbenen Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten würden übersichtlich in<br />

Zeugnissen und dem Diploma Supplement<br />

dargestellt. „Das erleichtert die<br />

Anerkennung ananderen Hochschulen<br />

oder Studiengängen imIn- und vor allem<br />

im Ausland und informiert potenzielle<br />

Arbeitgeber über Studieninhalte<br />

und erlernte Kompetenzen besser als<br />

zuvor“, führt Alt aus. In der Kritik seien<br />

Aspekte der Bologna-Reform oft mit<br />

anderen hochschulpolitischen Themen<br />

vermischt worden –etwa der Hochschulfinanzierung,<br />

der Differenzierung der<br />

Hochschullandschaft oder die wachsende<br />

Diversität der Studierenden. Handlungsbedarf<br />

bestehe zudem bei der<br />

„Lernerzentrierung“ –„also dem selbstbestimmten,<br />

anwendungsorientierten<br />

Lernen, bei dem sich die Lehrkräfte sich<br />

nicht mehr als reine Wissensvermittler,<br />

sondern als Lernbegleiter der Studierenden<br />

verstehen.“ Angesichts der hohen<br />

Auslastung der Hochschulen stelle<br />

dieses veränderte Rollenverständnis<br />

eine große Herausforderung dar, meint<br />

Alt: Projekte, Teamarbeiten, neue und<br />

auch digitale Lernformen benötigten<br />

eine bessere Betreuung als traditionelle<br />

Lehrveranstaltungen.<br />

Zwanzig Jahre nach dem Beginn des<br />

Bologna-Prozesses gibt also noch viel<br />

zu tun –aber es wurde eben auch viel<br />

erreicht. (pha)<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Falsche Polizisten festgenommen.<br />

Polizisten haben in der Nacht zu<br />

Montag in Frohnau drei mutmaßliche<br />

Betrüger gefasst. Eine Frau hatte<br />

gegen 22.30 Uhrbei einem 67-jährigen<br />

Mann und dessen 63-jähriger<br />

Frau angerufen und sich als Polizeibeamtin<br />

ausgegeben. Sieerzählte,<br />

eine Einbrecherbande werdedemnächst<br />

das Zuhause des Ehepaares<br />

aufsuchen. Diefalsche Polizistin forderte<br />

zur Sicherheit die Herausgabe<br />

vonGeld. DasEhepaar wurde misstrauisch<br />

und rief die echte Polizei. In<br />

der Folge wurde eine fingierte Geldübergabe<br />

vereinbart, zu der drei<br />

Geldabholer mit einem Auto erschienen<br />

und einen vom67-Jährigen<br />

abgelegten Umschlag mitnahmen.<br />

Polizisten stoppten denWagen in der<br />

Kreuzritterstraße und nahmen die<br />

Insassen im Alter von17, 23 und 26<br />

Jahren fest.<br />

Betrunkener verursacht Unfälle.<br />

EinBetrunkener hat in CharlottenburgmehrereVerkehrsunfälle<br />

verursacht.<br />

Am Sonntagnachmittag fuhr<br />

der 39-jährige VW-Fahrer in der Masurenallee<br />

auf einen an einer Ampel<br />

wartenden Opel auf. Ungeachtet<br />

dessen fuhr er weiter und streifte<br />

nochmals den Pkw des mittlerweile<br />

ausgestiegenen Fahrers.Inder Kantstraße<br />

fuhr der 39-Jährige ebenfalls<br />

auf einen an einer Ampel wartenden<br />

Citroën auf. Auch hier blieb der Fahrernicht<br />

stehen, sondernfuhr über<br />

den Gehweg, wo er zwei Verkehrsschilder<br />

rammte,davon. Er flüchtete<br />

über den Kudamm und bog bei Rot<br />

entgegen der Fahrtrichtung in die als<br />

Einbahnstraße gekennzeichnete Fasanenstraße<br />

ein. Polizisten blockierten<br />

mit ihrem Fahrzeug die Fahrbahn,<br />

woraufhin der Mann rückwärts<br />

auf den Gehweg fuhr und dort<br />

zwei Fußgänger im Alter von56und<br />

61 Jahren leicht verletzte.Der Fahrer<br />

stieg aus,ließ sein Auto stehen und<br />

rannte davon. In der Fasanenstraße<br />

endete seine Flucht. Polizisten nahmen<br />

den sich gegen seine Festnahme<br />

wehrenden Mann fest. Sein<br />

Fahrzeug stellten die Beamten sicher<br />

und brachten den alkoholisierten<br />

39-Jährigen zu einer Blutentnahme.<br />

Radler bei Sturz getötet.<br />

Beieinem Sturzhat ein Radfahrer in<br />

der Nacht zum Montag in Friedrichshagen<br />

tödlicheVerletzungen erlitten.<br />

Der53-Jährige befuhr mit dem<br />

Radden Gehweg der Drachholzstraße.Aus<br />

noch unbekanntem<br />

Grund stürzte er und zogsich<br />

schwereKopfverletzungen zu. Ein<br />

Passant fand ihn gegen 22.43 Uhr<br />

und rief die Polizei. Trotz Reanimationsversuchen<br />

eines Notarztes starb<br />

der Radfahrer noch am Ort. (kop.)<br />

Rettungskräfte bemühen sich um den<br />

schwerverletzten Radler. MORRIS PUDWELL<br />

LOTTO-QUOTEN<br />

Lotto:<br />

7-8-12-32-42-47, Sz. 6<br />

QUOTEN<br />

Klasse 1: unbesetzt x11416 029,80 Euro<br />

Klasse 2: 1x2547 685,60 Euro<br />

Klasse 3: 82 x10238,00 Euro<br />

Klasse 4: 690 x3650,00 Euro<br />

Klasse 5: 4745 x176,90 Euro<br />

Klasse 6: 39 972 x42,00 Euro<br />

Klasse 7: 94 100 x17,80 Euro<br />

Klasse 8: 774 600 x9,70 Euro<br />

Klasse 9: 718 678 x5,00 Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

Herr Gysi, wie viel geben Sie monatlich<br />

für Lebensmittel aus?<br />

Das ist schwer abzuschätzen, da<br />

ich abends häufig in Restaurants essen<br />

gehen muss,wenn ich im Lande<br />

unterwegs bin. Unddas Frühstück –<br />

eine Mahlzeit, die ich sehr schätze –<br />

genieße ich so ebenfalls häufig im<br />

Hotel. Insofernkann ich gar nicht sagen,<br />

wieviel mich die Lebensmittel<br />

kosten, die ich in einem Monat esse.<br />

Aber meine Lebensweise trägt Ausnahmecharakter.<br />

Wo kaufen Sie ein –Markt, Bioladen<br />

oder Supermarkt?<br />

Wochenmärkte mag ich, die<br />

schaue ich mir im Urlaub gern an<br />

und kaufe auch etwas.Aber im Alltag<br />

komme ich nicht dazu. Deshalb bleiben<br />

mir Bioläden und Supermärkte,<br />

deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

sich auch bemühen, ihren<br />

Kunden ein gutes, gesundes und frisches<br />

Lebensmittelangebot zu präsentieren.<br />

Regional, saisonal oder eher egal –<br />

wie wichtig ist Ihnen die Herkunft der<br />

Lebensmittel?<br />

Natürlich ist es wünschenswert,<br />

dass Lebensmittel keine langen<br />

Transportwege haben. Aber Bananen<br />

oder Orangen wachsen nun einmal<br />

nicht bei uns und ich hielte es<br />

für falsch, deshalb auf ihr Angebot zu<br />

verzichten. Entscheidend ist, dass<br />

die Lebensmittel unter vernünftigen<br />

umweltschonenden Bedingungen<br />

erzeugt werden und die Erzeugerinnen<br />

und Erzeuger auch davon leben<br />

können. Fair trade wäre ein Stichwort<br />

dazu. Richtig ist, dass nicht jedes<br />

Obst und Gemüse das ganzeJahr<br />

über vorrätig sein muss, man als<br />

Kunde nicht aus dem Blick verliert,<br />

was saisonal überhaupt erzeugt werden<br />

kann. Zum Bespiel schmecken<br />

Kirschen und Erdbeeren nur in ihrer<br />

Zeit. Nurdann kaufe ich sie auch. Bei<br />

Spargel wird die Saison einigermaßen<br />

beachtet, warum sonst nicht?<br />

Wundern Sie sich auch manchmal,<br />

wie günstig es zuweilen im Supermarkt<br />

ist?<br />

Wenn 10 Eier für einen Euro zu<br />

Schwelender Konflikt<br />

Linke blockiert Lederer-Untersuchungsausschuss<br />

VonElmar Schütze<br />

Was einmal „der kürzeste Untersuchungsausschuss<br />

aller Zeiten“<br />

werden sollte,wächst sich zu einer<br />

schier endlosen Geschichte aus.<br />

Der Untersuchungsausschuss, der<br />

die Hintergründe der Entlassung von<br />

Hubertus Knabe als Chef der Stasi-<br />

Gedenkstätte Hohenschönhausen<br />

im Herbst 2018 aufklären soll, kann<br />

noch nicht beginnen. Grund ist ein<br />

schwelender Konflikt zwischen Linken<br />

und der CDU.<br />

Wie berichtet, will die CDU im<br />

Untersuchungsausschuss<br />

die Rolle von Kultursenator<br />

Klaus Lederer (Linke)<br />

bei der Abberufung Knabes<br />

zur Sprache bringen.<br />

Lederer war –und ist –qua<br />

Senatorenamt Vorsitzender<br />

des Stiftungsrats der<br />

Gedenkstätte. In dieser<br />

Funktion machte er sich<br />

im Spätsommer 2018 für<br />

eine Ablösung Knabes als<br />

Gedenkstättenleiter stark. Dieser<br />

habe nicht genug unternommen gegen<br />

eine Kultur des Sexismus’ –vor<br />

allem jungen Frauen gegenüber, die<br />

in der Gedenkstätte arbeiteten.<br />

Knabe, als Antikommunist ein<br />

Held der CDU, musste gehen. Diese<br />

witterte eine ideologische Intrige.<br />

Also sollte Lederers Wirken zum Ermittlungsgegenstand<br />

werden. Die<br />

CDU sprach vom Lederer-Ausschuss.<br />

Und der sollte kurz sein.<br />

Etwa ein halbes Dutzend Sitzungen<br />

werdeman brauchen, mehr nicht.<br />

Am Mittwoch kam die Retourkutsche<br />

der Linken. Siewollen den Auftrag<br />

erweitern und auch die Rolle<br />

von Monika Grütters untersuchen –<br />

gleichberechtigt mit der vonSenator<br />

Lederer. Auch die CDU-Politikerin<br />

Monika<br />

Grütters<br />

IMAGO<br />

sitzt als Kulturstaatsministerin im<br />

Stiftungsrat. Damals stimmte Grütters<br />

zusammen mit Lederer für die<br />

Abberufung Knabes. Auch sie war<br />

derMeinung,dass ein Kulturwandel<br />

in Hohenschönhausen nur ohne<br />

Knabe denkbar sei.<br />

Die CDU ihrerseits will auf gar<br />

keinen Fall einen Lederer/Grütters-<br />

Ausschuss akzeptieren. Natürlich<br />

könne man Grütters als Zeugin hören,<br />

keinesfalls jedoch könne man<br />

ihr Wirken und das ihrer Bundesbehörde<br />

zum Untersuchungsgegenstand<br />

eines Untersuchungsausschusses<br />

auf Landesebene<br />

machen, heißt es.<br />

Zur Wahrheit gehört<br />

aber auch, dass die Personalie<br />

Monika Grütters für<br />

die CDU besonders heikel<br />

ist. Schließlich war sie damals<br />

auch <strong>Berliner</strong> Landesvorsitzende.<br />

Das ist sie<br />

zwar längst nicht mehr,<br />

dennoch will die Fraktion<br />

vom Wissenschaftlichen<br />

Parlamentsdienst (WPD) per Gutachten<br />

klären lassen, ob dieser Fall<br />

von, na ja, Erweiterung eines Untersuchungsgegenstandes<br />

zulässig ist.<br />

CDU-Generalsekretär Stefan<br />

Evers hofft auf ein Umdenken bei der<br />

Regierungskoalition, wie er der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> sagte.Sollte dies ausfallen,<br />

wolle man vor den Landesverfassungsgerichtshof<br />

ziehen.<br />

Steffen Zillich, parlamentarischer<br />

Geschäftsführer der Linken, gibt sich<br />

gelassen. Im Gespräch mit der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> entwirft er einen Zeitplan.<br />

Frühestens Ende des Jahres<br />

könnte ein Abschlussbericht des<br />

Ausschusses vorliegen, das Plenum<br />

sich erst im Januar 2021 damit befassen.<br />

„Und selbst das ist sportlich“,<br />

sagte Zillich. Kurz klingt anders.<br />

Die Interview-Kolumne<br />

Eine Curry<br />

mit Gysi<br />

Die Chefredakteure Jochen Arntz und<br />

Elmar Jehn reden jede Wochemit Gregor Gysi –<br />

über das, was die Stadt, das Land und<br />

die Welt bewegt. Ein paar Minuten nur,solange<br />

man eben zusammensteht für<br />

eine Curry am Mittag.<br />

Unser Thema in dieser Woche:<br />

die Preise der Lebensmittel<br />

haben sind, kann man sich vorstellen,<br />

was das für die Tierhaltung und<br />

die Beschäftigten bedeutet. Darunter<br />

leidet letztlich auch die Qualität<br />

der Produkte. Der Preisdruck der<br />

großen Supermarkt-Ketten sorgt<br />

zwar für billige, aber am Ende eben<br />

auch geschmacklich minderwertige<br />

Lebensmittel. Er erhöht den Zwang<br />

zu großen Produktionsmengen mit<br />

dem entsprechenden Ressourcenverbrauch.<br />

Diese Spirale sollten wir<br />

nicht weiterdrehen.<br />

Viele Experten beklagen, dass die<br />

Deutschen zu wenig für Lebensmittel<br />

ausgeben und die Qualität darunter<br />

leidet. Andererseits: Viele Menschen<br />

müssen einfach den Cent zweimal<br />

umdrehen. Ist Ernährung auch eine<br />

soziale Frage?<br />

Selbstverständlich, deshalb muss<br />

die Forderung, dass die Menschen<br />

mehr Geld für ihreLebensmittel ausgeben<br />

müssten, zur gleichzeitigen<br />

Forderung führen, sie auch in die<br />

Lage dazu zu versetzen.Wersich also<br />

zum Schutzheiligen der Nackensteakesser<br />

erklärt und gleichzeitig<br />

will, dass die Bauern vonihrer Arbeit<br />

leben können, ohne dass die Umwelt<br />

leidet, muss zum Beispiel den Mindestlohn<br />

und andereLöhne deutlich<br />

anheben, insgesamt den Niedriglohnsektor<br />

zurückdrängen, eine angemessene<br />

Mindestrente einführen<br />

und auch Harz IV erhöhen.<br />

Landwirtschaftsministerin Julia<br />

Klöckner will das Preisdumping bei<br />

Lebensmitteln stoppen. Ein richtiger<br />

Schritt?<br />

Dafür müsste sie sich sowohl mit<br />

den Supermarktketten als auch den<br />

großen Lebensmittelkonzernen anlegen,<br />

was bisher – zurückhaltend<br />

ausgedrückt – nicht unbedingt als<br />

Stärke der Regierung bekannt ist.<br />

Malabgesehenvon der Currywurst:<br />

Mitwelchem preiswerten Essenkann<br />

man Sieglücklich machen?<br />

Eine mit gut gewürztem Hackfleisch<br />

gefüllte Paprikaschote ist etwas<br />

Leckeres und bleibt preislich<br />

auch im Rahmen.Und noch besser ist<br />

–das kann ich sogar selbst kochen.<br />

Wieineinem Horrorfilm<br />

Staatsanwalt fordert lebenslange Haft<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Als MarcoF.andiesem Montag<br />

am Landgericht Potsdam<br />

das letzte Wort erhält,<br />

das jedem Angeklagten zusteht,<br />

rinnen ihm Tränen übers Gesicht.<br />

Er wisse, dass es für seine Tat<br />

keine Entschuldigung gebe, aber er<br />

bitte seine Lebensgefährtin und<br />

Mutter der beiden gemeinsamen<br />

Kinder um Vergebung. Undhoffentlich<br />

gelinge es auch seiner neun<br />

Jahre alten Tochter, mit der Tatklarzukommen.<br />

Zuvor hatte Staatsanwalt Gerd<br />

Heininger für den Industriemechaniker<br />

und passionierten Wasserballer<br />

wegen versuchten Mordes eine<br />

lebenslange Haft gefordert. Er habe<br />

heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen<br />

gehandelt, als er Henriette<br />

W. fast umgebracht habe.Grund<br />

war die Trennungsabsicht der Frau.<br />

„Geständig und reuevoll“<br />

In der Nacht zum 10. April des vergangenen<br />

Jahres gegen 2Uhr schlich<br />

sich Marco F. in der Doppelhaushälfte<br />

in Brandenburg/Havel zu der<br />

schlafenden Henriette W. Mit einem<br />

ersten Messer stach erder 33-jährigen<br />

Lehrerin so kraftvoll in den Rücken,<br />

dass die Klinge abbrach und<br />

steckenblieb. Auch das zweite Messer<br />

ging zu Bruch. Schließlich holte<br />

Marco F.ein Brotmesser, mit dem er<br />

seiner sich heftig wehrenden Lebensgefährtin<br />

die Handgelenke und<br />

den Hals aufschnitt. Dann versuchte<br />

er,sich selbst umzubringen.<br />

Die neunjährige Tochter wurde<br />

durch die Schreie der Mutter wach.<br />

Sie versuchte, ihren Vater von der<br />

Mutter wegzuziehen. Als das nicht<br />

gelang, alarmierte das Kind über den<br />

Notruf die Polizei und rettete seiner<br />

Mutter das Leben. MarcoF.sagte aus,<br />

sich nicht an das Tatgeschehen erinnernzukönnen.<br />

DerAngeklagte habe es durch die<br />

beabsichtigte Trennung nicht ertragen<br />

können, dass „seine bisher nach<br />

außen perfekte heile Welt zusammenbricht“,<br />

sagte Heininger. Marco<br />

F. habe sein bisheriges Leben mit<br />

Haus,Frauund KinderninScherben<br />

gesehen. Er habe es als nicht mehr<br />

„lebenswert“ empfunden. Zunächst<br />

aber habe er die Schuldige bestrafen,<br />

sie töten wollen –aus purem Hass,<br />

wie der Staatsanwalt sagte.<br />

Henriette W. kam mit einem Blutungsschock<br />

ins Krankenhaus. Die<br />

Not-OP dauerte mehr als zehn Stunden.<br />

Sie habe nur dank ihrer guten<br />

Kondition überlebt, wie es der<br />

Staatsanwalt sagt. Henriette W.<br />

werde jedoch ihre Hände nie wieder<br />

richtig bewegen können. Sie sei auf<br />

die Hilfe Dritter angewiesen.<br />

Matthias Schöneburg, der Verteidiger<br />

vonMarco F.,plädierte auf eine<br />

zeitig begrenzte Haftstrafe. Zwar<br />

gehe auch er „natürlich“ von einem<br />

versuchten Mord aus.Dochmüsse in<br />

einem Urteil auch die Persönlichkeit<br />

des Angeklagten gewürdigt werden.<br />

Marco F.sei sozial integriert, nicht<br />

vorbestraft, geständig und reuevoll<br />

gewesen. Zudem habe ersich in jener<br />

Nacht selbst umbringen wollen.<br />

Schöneburgfordertedas Gerichtauf,<br />

eine Affekthandlung zu prüfen. Die<br />

fehlende Erinnerung an die Tat<br />

deute auf eine erhebliche Bewusstseinsstörung<br />

hin.<br />

Marco F.bittet in seinem letzten<br />

Wort die Richter um eine gerechte<br />

Strafe. Erkönne sich nicht erklären,<br />

wie er zu so einer Tathabe fähig sein<br />

können. Er fühle sich wie in einem<br />

schlimmen Horrorfilm, in dem er die<br />

Hauptrolle spiele.<br />

Das Schulessen ist in Berlin inzwischen<br />

kostenlos.<br />

DPA/JENS KALEANE<br />

Schulcatering:<br />

Panne bei der<br />

Ausschreibung<br />

Senat untergräbt eigenen<br />

Vergabemindestlohn<br />

Bei der Ausschreibung für das<br />

Schulcatering ist es zu einer<br />

schweren Panne gekommen.Wieberichtet<br />

hatte die Schulsenatsverwaltung<br />

zwei große Neuerungen angekündigt:<br />

Ab August soll das Schulmittagessen<br />

für Grundschüler einen<br />

höheren Bio-Anteil beinhalten. Und<br />

die Cateringmitarbeiter sollen den<br />

neuen Vergabemindestlohn des<br />

Landes erhalten: 12,50 Euro pro<br />

Stunde statt 9,35 Euro.<br />

DasProblem: DieNovelle desVergabegesetzes,<br />

die den Mindestlohn<br />

erhöht, ist noch nicht gültig. Bei der<br />

Ausschreibung eines der größten<br />

Aufträge, die das Land vergibt, war<br />

dieser Umstand offenbar niemandem<br />

in der Bildungsverwaltung oder<br />

im Hause der Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona Pop (Grüne) aufgefallen.<br />

Wie die <strong>Berliner</strong> Morgenpost zuerst<br />

berichtete, müssen sich die Caterer<br />

in einem Formblatt zur neuen Ausschreibung,<br />

die seit 17. Januar online<br />

ist, lediglich zur Zahlung des bisherigen<br />

Landesmindestlohns von9Euro<br />

verpflichten.<br />

Da Bundesrecht Landesrecht<br />

bricht, erhält sowieso jeder, der für<br />

<strong>Berliner</strong> Grundschulkinder Essen<br />

kocht, ausliefert oder ausgibt, den<br />

gesetzlichen Mindestlohn von<br />

9,35 Euro. Doch so, wie die Ausschreibung<br />

aktuell formuliertist,wären<br />

Caterer nicht verpflichtet, die<br />

von SPD-Schulsenatorin Sandra<br />

Scheeres angekündigten 12,50 Euro<br />

zu bezahlen. Dassieht auch der Verband<br />

Deutscher Schul- und Kitacaterer<br />

so. „Von 12,50 Euro weiß ich<br />

nichts“, sagte ein Vorstandsmitglied.<br />

Nach Schätzung des Verbands sind<br />

in Berlin etwa 2000 Arbeitnehmer<br />

betroffen.<br />

Brisant ist, dass der neue Vergabemindestlohn<br />

vonder Bildungsverwaltung<br />

in die Essenspreise der<br />

neuen Ausschreibungen einkalkuliert<br />

worden ist. Imaktuellen Doppelhaushalt<br />

sind dafür fast 30 Millionen<br />

Euro zusätzlich veranschlagt<br />

worden. DieSenatsverwaltungen für<br />

Bildung und Wirtschaft müssen nun<br />

dafür sorgen, dass dieses Geld auch<br />

tatsächlich bei den Angestellten der<br />

Caterer ankommt. „Diese Sache<br />

muss in Ordnung gebracht werden,<br />

und zwar schnell“, sagte Christian<br />

Hoßbach, der Landesvorsitzende<br />

des Deutschen Gewerkschaftsbunds.<br />

„Es kann einfach nicht sein,<br />

dass der Senat einen über vier Jahre<br />

laufenden Vertragzuveralteten Konditionen<br />

herausgibt.“<br />

Für die Panne schieben sich die<br />

beiden Häuser gegenseitig die Verantwortung<br />

zu. Eine Sprecherin der<br />

Wirtschaftsverwaltung teilte mit, es<br />

wäre Aufgabe der Bildungsverwaltung<br />

gewesen, in der Ausschreibung<br />

eine „Gleitklausel“ anzukündigen,<br />

um sicherzustellen, dass die Caterer<br />

die Löhne erhöhen, sobald die Novelle<br />

gilt. Aus dem Hause Scheeres<br />

hieß es hingegen, für die vergaberechtlichen<br />

Vorkehrungen sei die<br />

Wirtschaftsverwaltung zuständig. In<br />

den Abstimmungen habe man von<br />

dieser nie einen Hinweis erhalten.<br />

Nun suche man gemeinsam eine<br />

„pragmatische Lösung“, die „juristisch<br />

einwandfrei“ sei. „Da werden<br />

sicher noch die Gerichte bemüht“,<br />

hieß es am Montag aus dem Verband<br />

deutscher Schulcaterer. (mrg.)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 – S eite 13<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Markus Schneider<br />

erwartet einiges in<br />

den Popkonzerten<br />

der Woche.<br />

Seiten 16 und 17<br />

„Wunderschön ist die Musik, die Kirill Petrenko zaubert. “<br />

Peter Uehling besuchte das neue Bildungsprojekt der Philharmoniker Seite 15<br />

Filmpreise<br />

Wir sind Teil<br />

des Problems<br />

Cornelia Geißler<br />

hat Joaquin Phoenix<br />

zugehört<br />

Das war eine klare Ansage: Joaquin<br />

Phoenix geht auf die<br />

Bühne, man erwartet seine Dankesrede,<br />

weil er als bester Schauspieler<br />

ausgezeichnet wird, doch er wählt<br />

nicht die üblichen Worte. „Wir senden<br />

eine deutliche Botschaft an<br />

nichtweiße Menschen, dass sie hier<br />

nicht willkommen sind“, sagt er.Die<br />

Wendung „People of color“, die<br />

Phoenix benutzte, setzt sich auch<br />

hierzulande langsam durch, um Alltagsrassismus<br />

entgegenzuwirken.<br />

Es wird still in der Royal Albert<br />

Hall in London, das zeigen die Videomitschnitte.<br />

Die kurze Rede bewegt<br />

sich zwischen den zwei Polen,<br />

die das Thema im Bereich der Kultur<br />

ausmachen. Phoenix bezeichnet<br />

sich einerseits selbst als „Teil des<br />

Problems“ – als Teil einer Gesellschaft,<br />

die keine Chancengleichheit<br />

hinbekommt – und lenkt andererseits<br />

den Blick auf die, deren Arbeit<br />

nicht ausreichend Beachtung findet,<br />

„Menschen, die so viel Anteil an den<br />

Erfolgen unseres Mediums und unserer<br />

Industrie haben, vondenen wir<br />

auch profitieren“.<br />

Geehrt wird Joaquin Phoenix für<br />

seine Darstellung des „Joker“ in dem<br />

Film von Todd Philipps. Esist nicht<br />

irgendeine Auszeichnung. DieBafta-<br />

Awards,vergeben vonder Britischen<br />

Akademie der Film- und Fernsehkunst,<br />

gelten wie die Golden Globes<br />

als Vorboten der Oscars.<br />

In der vergangenen Sonntagnacht<br />

in London hat der Schauspielern<br />

gewonnen, von dem die meisten<br />

Auskenner erwarten, dass er am<br />

Sonntag drauf auch die Ehrung in<br />

Los Angeles entgegennimmt. Alle<br />

vier Kollegen, die mit Phoenix nominiert<br />

waren, sind weiß, ebenso die<br />

Hauptdarstellerinnen, dasselbe trifft<br />

auf die Nebendarsteller beiderlei Geschlechts<br />

zu. Erst beim Nachwuchs<br />

sah die Auswahl bunter aus.<br />

Es ist schwierig, etwas zu kritisieren,<br />

von dem man selbst profitiert.<br />

Hätte Joaquin Phoenix bereits die<br />

Nominierung ablehnen sollen? Wäre<br />

das bemerkt worden? Ein paar Medien<br />

hätten berichtet, der Schauspieler<br />

möchte seine Zurückhaltung<br />

als Signal verstanden werden, sicher.<br />

So aber hat er die Ehrung der eigenen<br />

Leistung erhalten und die große<br />

Öffentlichkeit genutzt. Die saß nicht<br />

nur still im Saal. Sogar Prinz William<br />

sagte dann: „Schon wieder sprechen<br />

wir darüber,dass wir mehr tun müssen,<br />

um in diesem Sektor und bei der<br />

Preisvergabe Diversität zu gewährleisten.“<br />

Der Thron-Nachfolger hat<br />

erkannt: „Das kann heutzutage einfach<br />

nicht mehr richtig sein.“<br />

Joaquin Phoenix mit seiner Trophäe und in<br />

kämpferischer Pose.<br />

IMAGAO IMAGES<br />

Dämonen der Geschichte<br />

Die Berlinale-Affäre um ihren ersten Leiter Alfred Bauer wirft auch ein Licht auf die späte Bundesrepublik<br />

VonHarry Nutt<br />

Indem Jahr 1986, in dem Alfred<br />

Bauer, der langjährige Leiter<br />

der <strong>Berliner</strong> Filmfestspiele,<br />

starb, erhielt Reinhard Hauffs<br />

„Stammheim“ den Goldenen Bären<br />

als bester Film. „Stammheim“ ist<br />

eine beklemmende, indokumentarischer<br />

Dichte erzählte Rekonstruktion<br />

des 1975 bis 1977 in der zum<br />

Hochsicherheitsgefängnis ausgebauten<br />

Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim<br />

stattfindenden<br />

Prozesses gegen die Führungsriege<br />

der sogenannten Baader-Meinhof-<br />

Gruppe.<br />

Nach dem Buch „Der Baader-<br />

Meinhof-Komplex“ von Stefan Aust<br />

schildertHauff in seinem Film in penibler<br />

Kleinteiligkeit den Ablauf des<br />

Gerichtsgeschehens gegen die als<br />

Terroristen angeklagten Andreas<br />

Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun<br />

Ensslin und Jan-Carl Raspe. Das<br />

Werk spaltete nicht nur das Publikum,<br />

sondern auch die Jury,<br />

schließlich wurde der Berlinale-<br />

Preis gegen das ausdrückliche Votum<br />

der Jury-Vorsitzenden Gina<br />

Lollobrigida vergeben.<br />

Das widersprüchliche Urteil über<br />

den Film ist auf die sich nicht auflösenden<br />

Ambivalenzen und Deutungsmöglichkeiten<br />

zurückzuführen.<br />

Ohne sich festzulegen, zeigt<br />

Hauff, wie die Angeklagten, deren<br />

mörderischer Polit-Aktivismus die<br />

westdeutsche Gesellschaft mehr<br />

als ein Jahrzehnt lang in Atem hielt,<br />

ihren verbissenen Kampf gegen<br />

den deutschen Staat in den Gerichtssaal<br />

trugen.<br />

Die Erinnerung an die zeitliche<br />

Koinzidenz von Reinhard Hauffs<br />

Film und dem Tod Alfred Bauers,<br />

dessen lange vernachlässigteVerstrickung<br />

in den nationalsozialistischen<br />

Machtapparat nun erneut erforscht<br />

werden soll und muss, macht zumindest<br />

deutlich, dass die Generation<br />

der 68er, zuder Hauff gehört<br />

und der bis heute das historische<br />

Verdienst zugeschrieben wird, das<br />

Fortleben von NS-Ideologie und<br />

-Karrieren in der westdeutschen<br />

Nachkriegsgesellschaft kompromisslos<br />

zum Thema gemacht zu haben,<br />

Mitte der 80er-Jahre mit ihren<br />

eigenen Dämonen befasst war. Die<br />

politische Auseinandersetzung mit<br />

den Tätern von gestern hatte auf fatale<br />

Weise neue Täter hervorgebracht<br />

und das Generationenprojekt<br />

ad absurdum geführt.<br />

Was heute an der Affäre Alfred<br />

Bauer verblüfft, ist die zeitgenössische<br />

Arglosigkeit, in der man um<br />

Bauers maßgebliche Mitarbeit in Joseph<br />

Goebbels Reichsfilmintendanz<br />

durchaus wusste oder doch hätte<br />

wissen können, und ihm gleichzeitig<br />

als geschätzten Filmfunktionär huldigte.<br />

Länger als jeder seiner Nachfolger<br />

hat Alfred Bauer die Leitlinien<br />

der Berlinale von 1951 bis 1976 bestimmt,<br />

ohne dass sein Wirken jemals<br />

kritisch mit seiner fragwürdigen<br />

Biografie in Verbindung gebracht<br />

worden wäre.<br />

Während BauersichimGlanz von<br />

Stars wie Sophia Loren, Claudia Cardinale<br />

und Shirley MacLaine auf<br />

dem roten Teppich und vor den Kameras<br />

sonnte, tauchte seine politische<br />

Vergangenheit allenfalls in den<br />

Fußnoten von Filmhistorikern auf.<br />

Die nun als Entdeckung zitierte Einschätzung<br />

aus einem NS-Dokument,<br />

das Bauer als „eifrigen SA-<br />

Mann“ ausweist, war bereits 1973 in<br />

Wolfgang Beckers Buch „Film und<br />

Herrschaft“ aufgeführt, ohne dass<br />

Alfred Bauer,1964 beim Tanz mit der französischen Schauspielerin Magali Noël<br />

dies weitere Nachforschungen ausgelöst<br />

hätte.<br />

Als Rainer Rother, der künstlerische<br />

Direktor der Deutschen Kinemathek,<br />

am vergangenen Wochenende<br />

in einem Rundfunk-Interview<br />

den Vorschlag unterbreitete,den Fall<br />

Alfred Bauers im erweiterten Kontext<br />

deutscher Karrieren der Nachkriegszeit<br />

zu betrachten, wurde ihm sogleich<br />

unterstellt, damit vondenVersäumnissen<br />

auch von der Kinemathek<br />

beschäftigter Filmhistoriker abzulenken.<br />

Undtatsächlich vermag man sich<br />

eines gesteigerten Unbehagens bei<br />

der Vorstellung kaum zu erwehren,<br />

DPA<br />

dass etwa der Filmproduzent Arthur<br />

Brauner, der sich als jüdischer Verfolgter<br />

des NS-Regimes geschworen<br />

hatte, die Verbrechen der Nazis in<br />

seinen Filmen zum Thema zu machen,<br />

bei Berlinale-Empfängen auf<br />

„Müssen wir nicht die Person Alfred Bauer in<br />

den Kontext der Karrieristen stellen, die nach<br />

dem Nationalsozialismus auch in anderen Bereichen<br />

ihre Karriere fortsetzten?“<br />

Rainer Rother, künstlerischer Leiter der Stiftung Deutsche Kinemathek<br />

einen emsigen Adjutanten der NS-<br />

Filmpolitik traf, der sich nun als moderner<br />

Schöngeist gerierte.<br />

Es mag viel mit Bauers Geschick<br />

und Raffinesse zu tun haben, dass<br />

seine Lebenslüge und Camouflage<br />

zahlreiche Abnehmer fand, darunter<br />

eben auch viele 68er, die einiges auf<br />

ihr unbestechliches Geschichtsverständnis<br />

hielten. In der Chronik zur<br />

50. Berlinale im Jahr 2000 ist ein Foto<br />

abgebildet, das, Ende der 70er-Jahre<br />

aufgenommen, einen längst beruhigten<br />

Generationenkonflikt auf anschauliche<br />

Weise zelebriert. In fröhlicher<br />

Runde ist Alfred Bauer dortmit<br />

den Berlinale-Granden vereint, darunter<br />

Wolf Donner, der 1977 auf<br />

Bauer folgte, gemeinsam mit Moritz<br />

de Hadeln und Ulrich Gregor,der das<br />

Forum des Internationalen jungen<br />

Films zu Beginn der 70er-Jahre ganz<br />

ausdrücklich als ambitioniertes Gegenfestival<br />

zum Hauptgramm der<br />

Filmfestspiele aufgefasst hatte und<br />

es später darin als eigene Sektion<br />

aufgehen ließ. Man gefiel sich sichtlich<br />

darin, sich ganz hübsch mit der<br />

Berlinale, die ihren Charakter im<br />

Verlauf der Jahrzehnte gerade auch<br />

in politischer Hinsicht mehrfach gewandelt<br />

hatte, eingerichtet zu haben.<br />

Zweifellos kam der beachtlichen<br />

Anpassungsleistung eines Alfred<br />

Bauerseitden 80er-Jahren auch eine<br />

Atmosphäre der historischen Entspannung<br />

zu Gute,inder es nicht zuletzt<br />

einer jüngeren Generation von<br />

Filmexperten opportun erschien,<br />

sich anerkennend mit der Filmästhetik<br />

von Hitlers Regisseurin Leni<br />

Riefenstahl zu befassen, ohne deren<br />

intrigante Macht- und Karrierepolitik<br />

während der NS-Zeit deswegen<br />

außer Acht zu lassen. Souveränes<br />

Darüberstehen schien die angemessene<br />

Haltung eines kühlen zweiten<br />

Blicks zu sein, der für sich in Anspruch<br />

nahm, ein nüchtern-unideologisches<br />

Gesamtbild zu präsentieren.<br />

DieMörder waren ja nicht mehr,<br />

wieWolfgang Staudtes Film von1946<br />

es ins kollektiveBewusstsein gehämmerthatte,„unter<br />

uns“.<br />

Wie die Affäre umdie Person Alfred<br />

Bauers nun zeigt, ging diese Einschätzung<br />

auch mit Selbsttäuschungen<br />

einher. Als Bauer 1986 im Alter<br />

von75Jahren starb,galt er ja keinesfalls<br />

als Übriggebliebener seiner Zeit,<br />

sondern als einer mit Gründergeist.<br />

Als Besucher der Berlinale seit den<br />

frühen 80er-Jahren und vorübergehend<br />

als Mitarbeiter in der Katalogredaktion<br />

der Berlinale räume ich<br />

ein, mich wie vermutlich viele Kollegen<br />

nie hinreichend mit deren Vorgeschichte<br />

befasst zu haben, obwohl<br />

institutionelle Verstrickungsgeschichten<br />

und deren quälend lange<br />

Verschleierung in fast allen gesellschaftlichen<br />

Bereichen zum Vorschein<br />

kamen. Als Beispiele mögen<br />

hier die Lebensgeschichten des Fußballnationaltrainers<br />

Sepp Herberger,<br />

des Literaturwissenschaftlers Hans<br />

RobertJauß oder auch des Künstlers<br />

Emil Nolde genügen, die trotz der<br />

vermeintlichen Gewissheit, das<br />

meiste bereits aufgearbeitet zu haben,<br />

immer wieder neue Irritationen<br />

auszulösen vermochten.<br />

Wie sehr der Fall Alfred Bauer<br />

auch das Ergebnis einer institutionellen<br />

Selbstgefälligkeit war,werden<br />

nun die weiteren Forschungen zu<br />

Tage fördern. Aber bereits jetzt geht<br />

ganz deutlich daraus hervor, dass die<br />

nationalsozialistische Schuld nicht<br />

allein die Angelegenheit derer ist, die<br />

sie als Zeitzeugen erlebt haben. Wir<br />

habennochimmer nur ein sehr grobes<br />

Bild vomÜbergang der vomNationalsozialismus<br />

durchdrungenen<br />

Gesellschaft in die beiden deutschen<br />

Nachfolgestaaten. Verfeinerungen<br />

sind dringend geboten.<br />

HarryNutt<br />

ist seit 1981 Besucher der<br />

Berlinale.<br />

NACHRICHTEN<br />

Die <strong>Berliner</strong> Bach-Familie<br />

in einer Ausstellung<br />

DasBachhaus Eisenach präsentiert<br />

in diesem Jahr neue Erwerbungen in<br />

Eisenach und in Berlin. In Eisenach<br />

wirddie erste Violinstimme zum<br />

Choral „Wer hat dich so geschlagen“<br />

aus der vonMendelssohn 1841 in<br />

Leipzig dirigierten Matthäuspassion<br />

zu sehen sein. In Berlin sind zwei<br />

Werkevon Bachs letztem lebzeitigen<br />

Enkel zu sehen –Johann Sebastian<br />

Bach der Jüngerewar Maler und<br />

Zeichner.Die zwei Werke, die das<br />

Bachhaus Eisenach jüngst ersteigern<br />

konnte,werden ab dem 12. März<br />

2020 in der Ausstellung „Die <strong>Berliner</strong><br />

Bach-Familie“ im <strong>Berliner</strong> Dom gezeigt.<br />

(BLZ)<br />

Sam Mendes’ Film „1917“<br />

bleibt Oscar-Favorit<br />

DasAnti-Kriegsepos „1917“ vonRegisseur<br />

SamMendes ist in diesem<br />

Jahr der große Gewinner bei den als<br />

Baftas bekannten britischen Filmpreisen.<br />

Beider glamourösen Preisverleihung<br />

in London wurde das<br />

neunmal nominierte Drama am<br />

Sonntag insgesamt siebenmal ausgezeichnet,<br />

unter anderem als Bester<br />

Film und als Herausragender Britischer<br />

Film. Joaquin Phoenix bekam<br />

den Preis als Bester Hauptdarsteller<br />

für das Comic-Drama „Joker“. Als<br />

Beste Hauptdarstellerin wurde<br />

Renée Zellweger für ihreDarstellung<br />

vonJudy Garland in dem biografischen<br />

Drama „Judy“ geehrt. Wie<br />

Phoenix hatte Zellweger schon einen<br />

Golden Globe dafür bekommen und<br />

darfinLos Angeles auf den Oscar<br />

hoffen. DieTragikömodie „Parasite“<br />

wurde für das Beste Originaldrehbuch<br />

sowie als Bester nicht-englischsprachiger<br />

Film geehrt. (dpa)<br />

Gitarrist und Komponist<br />

Ivan Kral gestorben<br />

Dertschechisch-amerikanische<br />

Rockgitarrist Ivan Kral ist tot. Er erlag<br />

am Sonntag im Alter von71Jahren<br />

einem Krebsleiden, wie die Agentur<br />

CTK am Montag unter Berufung auf<br />

seine Lebensgefährtin berichtete.<br />

Kral spielte an der Seite vonStars wie<br />

Patti Smith, Iggy Popund David Bowie.Gemeinsam<br />

mit Smith schrieb<br />

er unter anderem den Hit„Dancing<br />

Barefoot“. Geboren wurde Kral am<br />

12. Mai1948 in Prag. Mitseinen Eltern–sein<br />

Vater war Übersetzer bei<br />

den Vereinten Nationen –ging er<br />

1966 in die USA, wo die Familie dauerhaft<br />

blieb.Inden 70er-Jahren<br />

tauchte Kral in die NewYorker Punkszene<br />

ein. Später komponierte er<br />

Filmmusik und gründete mit der<br />

Band Nativeein eigenes Trio.Nach<br />

1989 kehrte Kral oft nach Prag zurück,<br />

um als Produzent die Rockmusikszene<br />

zu unterstützen. (dpa)<br />

Der tschechisch-amerikanische Rockgitarrist<br />

Ivan Kral (1948–2020).<br />

CTK


14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />

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Feuilleton<br />

Raus aus dem Parkdeck, rein in die Institution<br />

Ein Rundgang zum Abschluss des diesjährigen CTM-Festivals<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

„A Letter to Europe“ hieß eines der Stücke, das die polnische Polit-Noise-Formation BNNT im Heimathafen Neukölln spielte. ROLAND OWSNITZKI<br />

Unter dem Titel „Liminal“<br />

ging am Wochenende<br />

das 21. CTM-Festival zu<br />

Ende; bekanntlich bezeichnet<br />

der diesjährige Themenbegriff<br />

des Elektronik-Festivals den<br />

Schwellenmoment sozialer Gruppen<br />

beim Übergang von einem Zustand<br />

in den nächsten: So waren<br />

zahlreiche Künstlerinnen und<br />

Künstler zu begutachten, deren<br />

mehr oder weniger cluborientierte<br />

Musik als Botschafterin für Politisches<br />

intendiertist.<br />

Etwa konnte man, so man sich<br />

von der langen Freitagnacht im<br />

Berghain mit den aufreibenden Miniloops<br />

des Uganders Don Zilla sowie<br />

dem Auftritt des altmeisterlichen<br />

Drum-and-Bass-Zersplitterers<br />

Squarepusher erholt hatte, am<br />

Samstag im Neuköllner Schwuz das<br />

brasilianische Ensemble Teto Preto<br />

ansehen, das einiges an<br />

Flamboyance aufbot, um gegen die<br />

Repression queerer Szenen unter<br />

der rechtsextremen Regierung ihres<br />

Heimatlandes zu protestieren. Vielleicht<br />

lag es am Sound des für Live-<br />

Instrumente eher ungünstigen<br />

Schwuz, aber es mangelte hier ein<br />

wenig an viszeralem Druck, so dass<br />

die Performance eher wie eine niedliche<br />

Global-Fusion-Pop-Huldigung<br />

von Frankie Goes To Hollywood<br />

anmutete.<br />

Unter ähnlichen Soundproblemen<br />

litt der Auftritt des <strong>Berliner</strong> Produzenten<br />

Debmaster mit der in<br />

Uganda lebenden kenianischen<br />

Rapperin MC Yallah. Dazwischen<br />

kam die aus Tennessee stammende<br />

Künstlerin Bbymutha mit ihren entschleunigten<br />

Raps über Sex und<br />

Mutterschaft erstaunlich transparent<br />

rüber, und die Verbindung aus<br />

Gesellschaftskritik und unbekümmerter<br />

Frechheit gelang.<br />

Viel Lobendes, aber auch Kritisches<br />

ist anlässlich des CTM über die<br />

Polit-Behaftung der Clubmusik gesagt<br />

worden, auch im Zusammenhang<br />

mit der Institutionalisierung<br />

der Clubmusik, die mit einem stark<br />

an Kulturförderung geknüpften Festival<br />

einhergeht. Eine Gefahr der Sterilisierung<br />

besteht hier gewiss, und<br />

natürlich wird nicht mehr in stillgelegten<br />

Parkgaragen auf geklauten<br />

Anlagen aufgelegt, sonderninlängst<br />

ins Stadtmarketing integrierten<br />

Clubs, die allen Sicherheitsauflagen<br />

streng genügen. Aber dem Publikum<br />

schien das nichts auszumachen. Es<br />

tanzte in der Samstagnacht auch<br />

nach über einer Woche Festivalprogramm<br />

recht ausgelassen.<br />

Nirgends mehr als beim Auftritt<br />

des syrischen Keyboardzauberers<br />

Rizan Said, den manche vielleicht als<br />

Seitenmann des ehemaligen Hochzeitssängers<br />

und mittlerweile internationalen<br />

Popstars Omar Souleyman<br />

kennen. Im kleineren Raum des<br />

Schwuz wirbelte Said gelassen auf einem<br />

Achtziger-Jahre-Keyboard mit<br />

typisch phasigem E-Klarinetten-<br />

Sound zu Dabke-Rhythmen auf und<br />

ab und bediente einen scheppernden<br />

Drum-Computer von Hand. All<br />

dies,während er mit seinem Mitmusiker<br />

plauderte,der wiederum, ein T-<br />

Shirt mit „Levi’s“-Aufdruck tragend,<br />

den Großteil des Auftritts damit verbrachte,<br />

das Publikum mit seinem<br />

Smartphone zu filmen. Ganz am<br />

Schluss sang er aber noch!<br />

Wenig gelassen hingegen der Beginn<br />

des CTM-Abschlusskonzerts,<br />

das am Sonntagabend im Neuköllner<br />

Heimathafen stattfand. Hier trat<br />

zunächst die polnische Polit-Noise-<br />

Formation BNNT auf und brachte<br />

eine Vertonung des Gedichts „A letter<br />

to Europe“ der iranisch-schwedischen<br />

Dichterin Athena Farrokzhad<br />

zu Gehör –sowie zu Auge und zu Geruch,<br />

denn nicht nur trommelten<br />

hier zwei maskierte Männer performativ<br />

überhöht auf Schlagwerk umher,<br />

während die Gastvokalistin Jasmina<br />

Polak, hauptberuflich Schauspielerin,<br />

im schwarzen Hoodie<br />

hüpfte. Auch wurde am vorderen<br />

Bühnenrand Weihrauch entzündet,<br />

der damit die Atemwege unseres unmittelbar<br />

davorstehenden Konzertfotografen<br />

Roland Owsnitzki schwer<br />

belastete,als seien dessen Arbeitsbedingungen<br />

nicht schon hartgenug!<br />

Eine druckvolle Performance,<br />

doch geriet sie bei aller berechtigten<br />

Kritik an der Flüchtlingspolitik Europas,<br />

die das Gedicht beinhaltet, ein<br />

wenig zu pathetisch. Man vermutete,<br />

hier sei zu viel Leidenschaft im<br />

Spiel. Paradoxerweise haben Protestperformances<br />

in der Regel die<br />

größteWirkung, wenn sie sich die zynische<br />

Kälte der von ihr kritisierten<br />

Instanz zu eigen machen.<br />

Das Gemeinschaftsstiftende von<br />

Kennlernspielen bei Fortbildungsseminaren<br />

hingegen macht sich bereits<br />

seit gut anderthalb Dekaden der<br />

in Baltimore ansässige Musikunterhalter<br />

Dan Deacon zu eigen. Zum<br />

Abschluss des Festivals teilte er,während<br />

er seine stolz und billig scheppernde<br />

Videospielmusik abspielte,<br />

das Publikum regelmäßig in zwei<br />

Gruppen auf und ließ diese von<br />

spontan gewählten Vortänzerinnen<br />

und- tänzern nachtanzen, am Ende<br />

gab es gar eine Tunnelpolonaise aus<br />

dem Konzertsaal heraus in den Hof<br />

des Heimathafens, dabei den<br />

Schwellenzustand des Festivalmottos<br />

abbildend. Man wollte die Leute<br />

wohl bei aller politischen Beanspruchung<br />

nicht allzu niedergeschlagen<br />

in die Welt entlassen. Immerhin<br />

hatte auch Deacon angeordnet, wer<br />

fühle, dass er/sie besser vortanzen<br />

könne als der aktuelle Vortänzer,<br />

möge diesen einfach ablösen, wie<br />

man es ja mit den Anführern inder<br />

Welt auch halten solle.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

LESERREISEN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 15<br />

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Feuilleton<br />

Wütende<br />

Frau<br />

in freiem Fall<br />

Dagmar Leupolds<br />

böser Roman „Lavinia“<br />

VonMarlies Müller<br />

Der neue Roman von Dagmar<br />

Leupold ist eine radikale Geschmacklosigkeit<br />

in Form und Inhalt.<br />

Das ist unangenehm und fesselnd<br />

und dem unmöglichen Vorgang,<br />

den er schildert, irgendwie angemessen.<br />

Sofern essich beurteilen<br />

lässt. Lässt es sich nicht.<br />

Kalauernd, räsonierend, bramarbasierend<br />

und zuweilen melancholisch<br />

fällt eine Frau in 25 Kapiteln<br />

an den 25 Stockwerken eines<br />

New Yorker Hochhauses vorbei.<br />

Das ist die Titelheldin Lavinia, die<br />

sich das Leben nimmt, das sie im<br />

Sturz noch bedenkt, demontiert,<br />

eliminiert. Sieheißt Lavinia wie die<br />

Frau des Trojaners Aeneas, die im<br />

Epos des mittelalterlichen Dichters<br />

Heinrich vonVeldeke weit mehr zu<br />

Wort kommt als bei Vergil.<br />

Diese Bedeutung wird Lavinia<br />

(Loveinia, kann man in Amerika<br />

auch zu ihr sagen) bewusst sein, einer<br />

Akademikerin, die nicht nur<br />

mittelhochdeutsche Zitate zur<br />

Hand hat –sondern überhaupt das<br />

sprachliche Rüstzeug zu einer zynischen<br />

Tirade. Die Sprache befindet<br />

sich in diesem Roman im absichtsvoll<br />

freien Fall wie die Protagonistin.<br />

Wenn es dabei ein Problem<br />

gibt, liegt es darin, dass Lavinia sogar<br />

zu sehr aufgerüstet ist. Alles will<br />

sie zermahlen, und sie weiß, wie<br />

das geht, penetrant zu sein.<br />

Der freie Fall selbst ist natürlich<br />

eine furchtbare Behauptung, ein<br />

Kunstprodukt, aber am Ende doch<br />

tödlich. Während sie unterwegs ist –<br />

„verti-radi-kal“ statt horizontal –,<br />

denkt Lavinia an ihre Kindheit zurück,<br />

unter vertriebenen Ostpreußen<br />

und mit dem Omale, an den<br />

Muff der fünfziger Jahre und die<br />

Freundschaft mit zwei Holocaust-<br />

Überlebenden –wie Omale ein echter<br />

froher Haltepunkt –, an die Aufbruchstimmung<br />

in den Sechzigern.<br />

Aufbruch, auch ein brutales Wort, in<br />

das sich die stürzende Lavinia verhakt.<br />

Dann das Studium in Marburg<br />

und Tübingen –wie Lavinia in manchem<br />

an Leupold erinnert. Diese<br />

Rückblenden sind in ihrer nostalgiefreien<br />

Intensität die stärkste Seite des<br />

Romans.<br />

Lavinia muss jedoch weiter, der<br />

Sturz ist unaufhaltbar, aber beim<br />

durchaus atemlosen Lesen wird einem<br />

womöglich klar,dass man nicht<br />

wirklich versteht, warum das so<br />

kommen musste. Eine Wut, ein Rachedurst<br />

wendet sich schließlich gegen<br />

Männer,Sprache ist ein scharfes<br />

Instrument. „Männer von Welt!<br />

Männer fürs Grobe! Feingeister! Vorgesetzte,<br />

Untersetzte, Langatmige<br />

und Kurzweilige! Ich schreibe euch<br />

auf ... Ihr Betatscher, ihr Zurauner,<br />

ihr Übergreifer. Ich suche euch<br />

heim.“ So tut sie es dann in diesem<br />

unerwarteten, aber nicht vom Himmel<br />

gefallenen Dreh.<br />

DagmarLeupold: Lavinia. Roman. Jung und<br />

Jung, Salzburg2019. 208 S.,21Euro.<br />

Dagmar Leupold schreibt von einer klugen<br />

Frau mit spitzer Zunge. IMAGO IMAGES/SIMON<br />

Nathalie Djurberg &Hans Berg: aus dem Video „It Will End in Stars“, 2018, Virtual Reality<br />

Inselflucht und Hüttenzauber<br />

In der Julia-Stoschek-Collection schicken uns zwei Video-Ausstellungen auf Zeitreisen der besonderen Art<br />

VonIrmgard Berner<br />

Für neue Erzählkunst durch<br />

frische Werke aus der Welt<br />

der zeitbasierten Medienkunst<br />

ist die Julia-Stoschek-<br />

Collection ein zuverlässiger Hort im<br />

<strong>Berliner</strong> Ausstellungsbetrieb.Aktuell<br />

sind es zwei ganz unterschiedliche<br />

Arbeiten: Im Genre der großräumig<br />

durchinszenierten Videoinstallation<br />

bewegt sich „Party on the Caps“ der<br />

jungen Künstlerin Meriem Bennani.<br />

Diegebürtige Marokkanerin hat eine<br />

Art Lichtspieltheater entworfen und<br />

beamt uns auf einer fiktiven Reise in<br />

ein fernes Inselreich. Die Tribünenbänke<br />

sind gepolstertund mit silbernem<br />

Croco-Kunstleder bezogen.Wie<br />

in einem Raumschiff wölbt sich die<br />

Leinwand hin zum Publikum.<br />

Anfangs leuchten nur die Umrisse<br />

der Kontinente,Radarekreisen,<br />

Blitzezischen hin und her.Und Zahlen<br />

blinken: Der Countdown läuft.<br />

Zero. Knall. Ein Feuerwerk sprüht<br />

Funken. Zügig nähert sich die Kamera<br />

einem nächtlichen Lichtermeer<br />

irgendwo auf einer Atlantikinsel,<br />

taucht ein in eine Megacity und<br />

beamt uns in eine spekulative Zukunft.<br />

Über die Geschichte informiertsogleich<br />

ein giftgrünes Comic-<br />

Krokodil namens Fiona. Die Insel<br />

heiße „Caps“, von Capsule (Kapsel).<br />

Sie wurde als Gefängnis für unerwünschte<br />

Einwanderer eingerichtet.<br />

Wen es hierher verschlägt, der<br />

komme nicht als Reisender,sondern<br />

per Teleportation. Das erleichtert<br />

das Überqueren von Grenzen, Mauernund<br />

Meeren auf dem Wegineine<br />

kontrafaktische Zeit. Bewohnt wird<br />

die Insel von merkwürdig fragmentierten<br />

Figuren, von cyborgartigen,<br />

oft verletzten Wesen, illegalen Immigranten,<br />

die sich an die repressive<br />

Umgebung und die Folgen der Teleportation<br />

erst anpassen. Ein Magnetfeld<br />

umgibt das Eiland. „Wir halten<br />

hier nichts für selbstverständlich<br />

–nicht einmal Körper!“, sagt das Erzähler-Krokodil,<br />

während zwei<br />

Schuhe durchs Bild stapsen.<br />

Das ist ein vielversprechender<br />

Einstieg. Der halbstündige Film hat<br />

sich inzwischen zu einem kaleidoskopischen<br />

Szenario ausgedehnt und<br />

lockt mit sphärischer Musik in den<br />

Raum. Aufnahmen einer rauschhaften<br />

Partywechseln da mit verzerrten<br />

Werbeformaten und intimen Interviews.Esist<br />

eine so klinisch-technoide<br />

wie trashig-dystopische Szenerie,<br />

die Bennani hier aufreißt. Aus<br />

Youtube-Material, Animationen und<br />

Szenen einer echten Partymit Familie<br />

und Freunden hat sie die Achtkanal-Videoinstallation<br />

montiert. 1988<br />

in Rabat, Marokko, geboren, studierte<br />

sie in New York, wo sie heute<br />

lebt und arbeitet. DieIdee für „Caps“<br />

Weneshierher verschlägt, der komme nicht<br />

als Reisender, sondern per Teleportation.<br />

Das erleichtert das Überqueren von Grenzen,<br />

Mauern und Meeren.<br />

Frauen auf spirituellem Trip<br />

kam ihr,als sie sich 2018 mit subatomarer<br />

Teleportation beschäftigte,<br />

und Donald Trump ein US-Einreiseverbot<br />

für Menschen aus muslimischen<br />

Ländern verhängte.„Party on<br />

the Caps“ ist ein scharfsinniger politischer<br />

Kommentar zur westlichen<br />

Einwanderungspolitik und Totalüberwachung,<br />

der Bennani mit Augenzwinkernzubegegnen<br />

weiß.<br />

In eine skurrile Märchenwelt<br />

lockt hingegen das schwedische<br />

Künstler-Duo Natalie Djuberg und<br />

Hans Berg (Komponist). Djuberg, 42,<br />

begeisterte bisher mit ihren großartig<br />

suggestiven Knetfigur-Animationsfilmen<br />

über Leben, Tod, Gewalt<br />

und Erotik, Liebe, Monstrosität und<br />

Verletzlichkeit. 2009 wurde sie als<br />

beste Nachwuchskünstlerin auf der<br />

Biennale Venedig ausgezeichnet.<br />

Mit der neuen Arbeit „It will End<br />

in Stars“ zaubert das Duo erstmals<br />

eine seiner archetypischen Umgebungen<br />

als Virtual Reality. Mithin ist<br />

der Kunstgenuss nur in der Hermetik<br />

einer VR-Brille zu erleben. Das führt<br />

–von außen betrachtet –zuziemlich<br />

komischen Bewegungen. Plötzlich<br />

streckt er oder sie die Fäuste in den<br />

Raum, springt jäh auf, verdreht den<br />

Kopf wie ferngesteuert. Steckt man<br />

dann selbst in dem Apparat, fuchtelt<br />

man genauso herum, das Stück<br />

funktioniertinteraktiv.<br />

Wie ineinem Computerspiel beginnt<br />

die Reise vor einer Holzhütte,<br />

tief im Wald und in angestaubtem<br />

Schwarzweiß. Dann steht man mittendrin<br />

in Djubergs wie mit Kohle<br />

gezeichnetem Figurenkabinett, ist<br />

Eindringling und Voyeur im wattigvirtuellen<br />

Hüttenzauber. Digitale<br />

Technologie trifft auf Stummfilm-<br />

Ästhetik, wo sich ein Schädel den<br />

Weg in mysteriöse Säulenhallen<br />

bahnt, als wär’s der entkernte Petersdom.<br />

Die Traumvision endet in<br />

sternefunkelnder Unendlichkeit<br />

ohne Boden. Zwei Zeitreisen, die es<br />

in sich haben.<br />

Julia-Stoschek-Collection, Leipziger St. 60,bis<br />

3. Mai, Sa +So12–18 Uhr.www.jsc.art<br />

Kirill Petrenko setzt das Education-Programm der Philharmoniker fort, macht es aber zur Studenten-Aufführung<br />

VonPeter Uehling<br />

Die Idee der Education-Projekte<br />

hatte Simon Rattle zu den <strong>Berliner</strong><br />

Philharmonikern gebracht. Ihr<br />

Beitrag zur musikalischen Jugendbildung<br />

verschwindet hinter der nun<br />

erst recht verstetigten Misere des oft<br />

genug nicht erteilten Musikunterrichts<br />

an den staatlichen Schulen:<br />

Nurein weiterer Fall, in dem die private<br />

Wirtschaft – die Finanzierung<br />

lief hauptsächlich über die Deutsche<br />

Bank – öffentliche Aufgaben übernimmt,<br />

mit den bekannten Fragwürdigkeiten.<br />

DerHauptnutznießer warenauch<br />

hier nie die Kinder,sondern<br />

das Orchester und seine Bank, die<br />

nun als Wohltäter dastehen und versuchen,<br />

eine frühe Bindung des<br />

künftigen Konsumenten an die<br />

Markeherzustellen.<br />

Wenn Kirill Petrenko in seinem<br />

ersten Education-Projekt vor allem<br />

mit jungen Sängerinnen und Karajan-Akademisten<br />

arbeitet und lediglich<br />

den aus sogenannten „Problembezirken“<br />

rekrutierten Kinderchor<br />

der Philharmoniker, die „Vokalhelden“,<br />

als klassische Education-Zielgruppe<br />

einbezieht, erteilt er den Verschlagenheiten<br />

kapitalistischer<br />

Menschenliebe immerhin eine Absage.<br />

Jetzt ist es eine Studenten-Aufführung,<br />

während Rattles Produktionen<br />

üblichen philharmonischen<br />

Hochglanz verbreiteten, gegen den<br />

sich die auf ihre Orff-Instrumente<br />

einschlagenden Kinder auf die<br />

Plätzeverwiesen sahen.<br />

Aufdem Programm stand nun die<br />

Nonnen-Oper „Suor Angelica“ von<br />

Giacomo Puccini, ein Kinder nicht<br />

übermäßig ansprechendes Stück.<br />

Zumal in der Inszenierung von Nicola<br />

Hümpel und ihren Navigators.<br />

Hier treten keine Nonnen auf, sondern<br />

Frauen mit Verhaltensstörungen,<br />

die sie in einem Prolog mit Gezappel<br />

und Gestöhne darstellen.<br />

Dazu begleitet sie der in Berlin lebende<br />

Pianist Matan Porat mit einer<br />

an Stummfilm-Musik gemahnenden<br />

Improvisation über Motive aus der<br />

Oper.Sie tragen klinischesWeiß, und<br />

das Bühnenbild besteht aus einem<br />

flachgelegten Spind, in dessen<br />

Schubfächern sie ihre Wechselwäsche<br />

oder sonstiges Spielzeug aufbewahren.<br />

Hümpel aktualisiert die<br />

Nonnen als Frauen auf spirituellem<br />

Selbsterfahrungs-Trip. Angelica<br />

wäredemnach keine Adlige,die man<br />

ins Kloster steckt, weil man die<br />

Schande ihres unehelichen Kindes<br />

kaschieren möchte,sonderneinfach<br />

eine Egoistin, die sich um ihr Kind<br />

nicht kümmern mag? Identifizieren<br />

möchte man sich mit so einer Person<br />

nicht, und entsprechend zögerlich<br />

fällt die Empathie mit ihr aus.<br />

Ann Toomey singt sie indes mit<br />

großartiger Emphase, einer geradezu<br />

widerstandslos ansprechenden<br />

Höhe, deren Neigung zum Schrillen<br />

sie gewiss noch zu beherrschen<br />

lernt, dass man ihr das Mitgefühl<br />

schwer versagen kann.<br />

Katarina Dalayman, die einzige<br />

lang erfahrene Sängerin des Ensembles,<br />

überbringt als ihre eiskalte<br />

Tante die Nachricht vom Tod ihres<br />

Kindes routiniert, aber in wirkungsvollem<br />

Kontrast. In dem durchweg<br />

JSC/COURTESY OF THE ARTIST AND ACUTE ART<br />

sehr guten Ensemble fiel noch Sarah<br />

Laulan mit bemerkenswertsubstanzieller<br />

Alt-Stimme auf.<br />

Weil die Produktion auf Zeitgemäßheit<br />

wert legt, ist auch eine Tänzerin<br />

dabei, denn das hat dann immer<br />

etwas mit Körperdiskurs im allgemeinen<br />

und Weiblichkeit im besonderen<br />

zu tun. Yui Kawaguchi<br />

verdoppelt oder konterkariertdie Gefühle<br />

der Figuren in mal eindrucksvoller,<br />

mal rätselhafter Weise. Wunderschön<br />

ist die Musik, die Kirill Petrenko<br />

mit den Karajan-Akademisten<br />

und Gästen zaubert. Gleich die ersten<br />

Klänge einer milden Glockenmusik<br />

bestricken, grandios die melodischen<br />

Steigerungen und Erfüllungen, die<br />

auch aus der orchestral reduzierten<br />

Fassung erwachsen können, und berückend<br />

auch das von den Vokalhelden<br />

gesungene Entschweben. Petrenko<br />

zeigt die emotionale Wahrhaftigkeit,<br />

die an der Schwelle zum<br />

Kitsch geborgen werden kann. Dafür<br />

lohnt sich die enorme Präzision der<br />

Lektüre, die in der Regie durch Absicht<br />

zur Botschaft ersetzt wurde.<br />

NACHRICHTEN<br />

Nach Relotius: Spiegel legt<br />

neue Standards vor<br />

Gutein Jahr nach dem Relotius-Fälschungsskandal<br />

hat das Nachrichtenmagazin<br />

DerSpiegel neue redaktionelle<br />

Standards vorgelegt. Dasam<br />

Montag auf der Webseite veröffentlichte<br />

mehr als 70 Seiten umfassende<br />

Werk sei „eine zeitgemäße Rückbesinnung<br />

auf die Grundsätze, nach<br />

denen die Spiegel-Redaktion arbeitet“,<br />

heißt es in der Einleitung. In den<br />

Standards geht es unter anderem um<br />

Umgang mit Quellen, Fehlerkultur<br />

und Sprache.Die Einhaltung sei für<br />

alle Mitarbeiter der Redaktion und<br />

Dokumentation verbindlich. Im Dezember<br />

2018 hatte das Hamburger<br />

Nachrichtenmagazin den Skandal<br />

um seinen damaligen Autoren Claas<br />

Relotius bekannt gemacht. Dieser<br />

hatte in Artikeln immer wieder Szenen,<br />

Gespräche und Ereignisse erfunden.<br />

Eine Aufklärungskommission<br />

arbeitete den Fall akribisch auf.<br />

Auch eine Ombudsstelle schob der<br />

Verlag an, die künftig Hinweisen auf<br />

Ungereimtheiten in journalistischen<br />

Beiträgen nachgehen soll. DieRelotius-Affärehatte<br />

zudem zu personellen<br />

Konsequenzen in der Redaktion<br />

geführt. (dpa)<br />

Fast zwei Millionen<br />

Zuschauer beim Super Bowl<br />

DerSuper Bowl hat ProSieben einen<br />

Rekordbeschert. DasFootball-Finale<br />

haben bis zum Ende des Messzeitraums<br />

um 3Uhr am Montagmorgen<br />

im Durchschnitt 1,9 Millionen<br />

Menschen verfolgt. Daswar nach<br />

Senderangaben ein Bestwertund<br />

sorgte für einen Marktanteil von29,3<br />

Prozent. Im Vorjahr hatten durchschnittlich<br />

1,42 Millionen Menschen<br />

die gesamte Super-Bowl-Übertragung<br />

im Fernsehen gesehen. Tennis<br />

bleibt im Vergleich dazu nur eine Nischen-Sportart.<br />

DasFinale der Australian<br />

Open sahen am Sonntag zu einer<br />

deutlich besseren Sendezeit über<br />

Mittag durchschnittlich 650 000 Zuschauer.Unterdessen<br />

hat der Dortmunder<br />

„Tatort“ am Sonntagabend<br />

die meisten Zuschauer angelockt.<br />

8,27 Millionen (23,2 Prozent) waren<br />

ab 20.15 Uhrbei der Episode „Monster“<br />

dabei. (dpa)<br />

Shakira (li.) und Jennifer Lopez traten in<br />

der Halbzeit des Super Bowl auf. AFP<br />

„heute journal“ zeigt falsche<br />

Karte und entschuldigt sich<br />

Im„heute journal“ des ZDF ist auf einer<br />

eingeblendeten Landkarte der<br />

US-Bundesstadt Colorado als Iowa<br />

bezeichnet worden. Mitder Karte<br />

moderierte Claus Kleber am Sonntagabend<br />

einen Beitrag zum Auftakt<br />

der US-Vorwahlen aus Iowaan. Zum<br />

Ende der Sendung korrigierte er den<br />

Fehler und sagte: „Wir haben einen<br />

Riesenklops gelandet vorhin.Wirhaben<br />

den Bundesstaat Iowadortgezeigt,<br />

wo der Bundesstaat Colorado<br />

tatsächlich ist.“ AufTwitter schrieb<br />

Kleber:„Iowagesagt /Colorado gezeigt.<br />

Undnix gemerkt. DasBild wird<br />

mal mein Grabstein :-(“ Dazu war<br />

ein Ausschnitt der Sendung zu sehen,<br />

der zeigte,wie er den Fehler<br />

nicht bemerkte.Die Twitter-Nutzer<br />

reagierten am Sonntagabend unterschiedlich:<br />

„Die ehrliche Erklärung<br />

am Ende der Sendung war prima.<br />

Fehler sind menschlich und offensichtlich<br />

(und glücklicherweise) sind<br />

Sieein Mensch“, schrieb eine Userin.<br />

Einanderer schrieb: „Trump hätte<br />

weiter danebengelegen“. (dpa)


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

19.30: Linie 1<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(& 88 59 11 88) 20.00: Ab jetzt<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

19.30: Yesbut No<br />

Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />

20.00: Spatz und Engel –Die Geschichte der Freundschaft<br />

zwischen Edith Piaf und Marlene Dietrich<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

19.30 Studio: Der kaukasische Kreidekreis<br />

20.30: Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs<br />

Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Ichbin nicht Mercury<br />

Theater im Delphi (& 70 12 80 20)<br />

20.00: Odyssey: Dead Men Die (Opera Lab Berlin)<br />

Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />

20.00: Afzals Tochter (The Who and the What)<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

19.30: Lulu<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Irmgard Knef: Barrierefrei<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

20.00: Skandal im Spreebezirk<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

20.00: Der Spielekönig (Improtheater Paternoster)<br />

Kulturbrauerei/Soda (& 44 31 51 55)<br />

18.00, 20.00 Salon: close-up-club: Zauberkunst,<br />

erstaunlich, anders. Anm. erf.<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />

StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />

19.30: Mamma Mia! –Das Musical mit den Hits<br />

vonABBA<br />

TanzTangente (& 43 77 78 64)<br />

19.30: Dance Festival 2020 –All Generations: 2<br />

<strong>Berliner</strong> gegenden Rest der Welt<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Wandelmut (Bodo Wartke)<br />

KLASSIK<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Buddhistisches TorBerlin (Grimmstr.11c)<br />

19.15: Klavierabend mit Darya Dadykina, Beethoven:<br />

Sonate Es-Durop. 7, Beethoven: 32 Variationen<br />

c-Moll; Schubert: Sonate c-Moll op. posth. 958<br />

Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />

20.00 Foyer: Lieder und Dichter:Schöne Wiege<br />

meiner Leiden: Philipp Jekal, Meechot Marero, Gideon<br />

Poppe und John Parr,Lesung: MichaelKrüger,Lieder<br />

vonRobertSchumann<br />

Passionskirche (& 69 40 12 41)<br />

19.00: The 8th International YouthArtsFestival<br />

2020, Tanz, Chor- und Orchestermusik mit jungen<br />

Künstler*innen<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Lunchkonzert, –--<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />

19.15: Einführung (Beatrice Rana)<br />

20.00: Beatrice Rana (Klavier), Debüt, Bach:<br />

Italienisches KonzertF-Dur; Schumann: Concert<br />

sans orchestre f-Moll op. 14; Albéniz: Iberia, Band 3;<br />

Strawinsky:Trois Mouvements de Pétrouchka<br />

KINDER<br />

Alte Dorfschule Rudow (& 66 06 83 10)<br />

15.00: Kinderferienprogramm: Gummibärchendruck,<br />

Workshop mit Christiane Boese (ab6J.)<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (& 902 26 -0)<br />

9.45 Kinderbibliothek: Bücherbabys –Spielen, singen<br />

und natürlich Bücher anschauen, Workshop (bis 3<br />

J.). Anm. erf.<br />

17.00 Jugendbibliothek: Kinderbuchklassiker in der<br />

Jurte (in englischerSprache), Vorlesestunde mit Alan<br />

Doan Minh (ab 8J.). Anm. erf.<br />

Archenhold-Sternwarte (& 536 06 37 19)<br />

12.00: Stups, die kleine Sternschnuppe<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Des Kaisers neue Kleider (ab5J.)<br />

10.30: Ferdi unddie Feuerwehr (ab 4bis 8J.)<br />

Berlin mit Kindern (& 33 02 98 70)<br />

11.00: Familienführung: Berlingeschichte in<br />

Geschichten –Die Entstehungsgeschichte Berlins:<br />

Das Nikolaiviertel (ab 6bis 11 J.). Anm. erf.<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00, 10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele<br />

in unser Leben traten, Videogames<br />

Das weite Theater (& 991 79 27)<br />

10.00: Pettersson und Findus –Eine Geburtstagstorte<br />

für die Katze (ab 4bis 10 J.)<br />

Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />

14.00: Familienführung: Forscherdrang und Wissensdurst.<br />

Zwei Brüder vermessen die Welt –Wilhelm und<br />

Alexander vonHumboldt<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (& 53 07 12 50)<br />

11.00: DieReise zum Mittelpunkt der Welt (ab 6J.)<br />

FEZ Berlin (& 530 71 -0)<br />

10.00: FEZ –Kinder und Familien: Das Zauberschloss<br />

–Wissen schafft Magie. Berlins beste Ferien!<br />

Figurentheater Grashüpfer (& 53 69 51 50)<br />

10.00: HerrEichhornund der erste Schnee, puppen<br />

etc., Puppentheater (ab 3J.)<br />

Gemäldegalerie (& 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reichinder Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

11.00 Information: Verwandlung,dreitägiger Workshop.<br />

Anm. erf.<br />

Hamburger Bahnhof /Museum für GegenwartBerlin<br />

(& 39 78 34 11) 10.00: Hergehört!,dreitägiger<br />

Workshop. Anm. erf.<br />

Jaro Theater (& 341 04 42)<br />

10.30: Sei mutig,kleiner Pfeil, Puppen- und Schauspiel<br />

(ab 3bis 8J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />

9.00:Natürlich heute!, Umweltausstellung für Kinder<br />

MACHmit! Museum für Kinder (& 74 77 82 00)<br />

10.00: Aufdem Holzweg,Ausstellung über Holz<br />

10.00: Willkommen im Tischlerschuppen<br />

14.00: Glühwürmchen im Glas, Bezahlwerkstatt: 3€<br />

Museum Europäischer Kulturen (& 266 42 42 42)<br />

11.00Foyer MEK: Kleider machen Leute!, dreitägiger<br />

Workshop. Anm. erf.<br />

Museum für Film und Fernsehen (& 300 90 30)<br />

11.00: Winterferienprogramm: Der Schatzaus dem<br />

Bergwerk!. Anm. erf.<br />

Planetarium am Insulaner (& 790 09 30)<br />

12.00: Das kleine 1x1 der Sterne<br />

Puppentheater Felicio (& 44 67 35 30)<br />

10.00: Wettlauf zwischen Hase undIgel(ab 4J.)<br />

Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />

16.00: Das tapfere Schneiderlein, Märchen-Puppentheater<br />

(ab 4J.)<br />

Schloss Charlottenburg (& 32 09 14 40)<br />

10.00 Gruppenkasse im Ehrenhof: Zu Gast beim<br />

König,Ferienworkshop (ab 7bis 12 J.)<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

10.30: Däumelinchens Reise, Maria Mägdefrau (ab<br />

4bis 9J.)<br />

Buchvorstellung<br />

Klassenfoto<br />

mit<br />

Massenmörder<br />

Der Journalist Jürgen Gückel<br />

wurde als Kind von<br />

Herrn Wilke unterrichtet, einem<br />

Endvierziger mit tief liegenden<br />

Augen, hoher Stirnund<br />

gepflegtem Äußeren. Herr<br />

Wilke lächelt uns von einem<br />

Klassenfoto um 1960 an. Gückel<br />

könnte eins der Kinder<br />

sein, das nichts davon ahnt,<br />

dass der studierte Archäologe<br />

und Theologe Wilke sich als<br />

dessen gefallener Bruder ausgegeben<br />

hat, um nicht für seine<br />

Verbrechen als Partisanenjäger<br />

in Weißrussland belangt zu<br />

werden. Als Angehöriger der Sicherheitspolizei<br />

war er für den<br />

Tod tausender Juden verantwortlich,<br />

die in Massenerschießungen<br />

ermordet wurden.<br />

1963 wurde er im „Heuser-Prozess“<br />

zu zehn Jahren Zuchthaus<br />

wegen Mordes an mindestens<br />

6600 Menschen verurteilt<br />

und 1968 vorzeitig entlassen.<br />

Ulrich Seidler<br />

Klassenfoto mitMassenmörder.Das<br />

Doppelleben des Artur Wilke. Buchpräsentation<br />

Topographie des Terrors, Auditorium,<br />

Niederkirchnerstr.8,Eintritt frei<br />

Hoffnung ist<br />

der letzte<br />

Reichtum<br />

In dieser Woche: Stimmen<br />

aus dem Abstellraum,<br />

unter weinenden Himmeln<br />

und von dunklen Straßen<br />

voller harter Nasen.<br />

Die Felice Brothersbei einem Auftritt in den USA.<br />

Unter den mittleren<br />

Bands, die sich in den<br />

USA mit der Americana-<br />

Tradition beschäftigen,<br />

gehören die Felice Brothers zu den<br />

sympathischsten. Lange Jahreschienen<br />

sie sich bequem in einer Abstellkammer<br />

des Basements eingerichtet<br />

zu haben, in dem BobDylan und The<br />

Band die allseits geschätzten „Basement<br />

Tapes“ aufgenommen hatten.<br />

Ein naheliegender Einfluss vermutlich,<br />

wenn man aus den Catskill<br />

Mountains im Großraum New York<br />

stammt, um die Ecke des Fleckens,<br />

wo The Band ihr Big-Pink-Studio<br />

eingerichtet hatten. Sie haben zwischendurch<br />

auf einem Album namens<br />

„Celebration, Florida“ ein paar<br />

unvorteilhafte Erweiterungen ihres<br />

Sound vorgenommen, die sie womöglich<br />

für modern hielten oder<br />

auch nur an den späten TomWaits<br />

angelehnt fanden. Aber man muss<br />

sagen, sie sind nicht für avantgardistische<br />

oder exotische Ideen gemacht.<br />

Muss ja auch nicht sein. Sie<br />

sind am besten, wenn sie schluffig<br />

durch Folkrockstücke rumpeln,<br />

wenn hier die Gitarre schlägt und<br />

dort der Bass ein bisschen bumpert<br />

und die Drums Vierviertel oder einen<br />

Countrywalzer spielen, vielleicht<br />

gibt es eine Orgel oder ein Akkordeon,<br />

ein Banjo vonmir aus,aber<br />

die Melodie scheint wie aus alten<br />

Zeiten erinnert und der Gesang Ian<br />

Felices kommt vom gleichen Ort<br />

zwischen Nase und Gaumen, wo er<br />

auch bei Dylan sitzt.<br />

Sie haben zuletzt, im letzten Jahr<br />

auf „Undress“, das Kryptische ihrer<br />

Texte ein wenig verklart, weil sie Donald<br />

Trump nicht mögen. Sieträumten<br />

etwa davon, Geld für eine Präsidentschaftskandidatur<br />

zu sparen,<br />

wobei sie eher klangen, als müssten<br />

sie gegen Richard „I’m not acrook“<br />

Nixon antreten. Ich glaube nicht,<br />

dass es beabsichtigt war,aber als historischer<br />

Hinweis ist das gar nicht<br />

schlecht.<br />

„Wir leben in einer Welt, die wir<br />

nicht verstehen“, singt IanFelice auf<br />

einem Stück, in dem er uns als „Poor<br />

Blind Birds“ sieht. Ich sehe das ein<br />

wenig anders, aber der Impuls<br />

scheint von Herzen zukommen –es<br />

ist ein hübsches Countrygospelsauflied,<br />

wenn auch nicht so fein, wie das<br />

ornithologisch metaphorisierte<br />

„Bird OnBroken Wings“, mein Lieb-<br />

Markus Schneider<br />

bricht eine Lanze für die<br />

Folktraditionalisten Felice Brothers<br />

vomRand der Appalachen,<br />

für StuartStaples Balladen voll<br />

britischem Wetter und für Young M.A.s<br />

NewYorker<br />

Straßenweisheit.<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Little Women<br />

14.30,17.20,20.15<br />

Cinema Paris (& 881 31 19) Les miserables<br />

15.00, 20.30; Les miserables (OmU) 17.45<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Little Women<br />

14.00, 17.00, 20.00<br />

Delphi LUX (& 322 93 10 40) Jojo Rabbit (OmU)<br />

16.00, 21.00; Jojo Rabbit (OF) 13.30, 18.30;<br />

1917 –Der Film (OmU) 20.30; Das geheime Leben<br />

der Bäume 15.20; Parasite 17.40; Ein verborgenes<br />

Leben 14.20, 20.00; Sorry We Missed You (OmU)<br />

17.40; 1917 –Der Film 14.40, 20.00; Judy 13.30,<br />

16.00, 18.40; Judy (OmU) 21.15; Knives Out<br />

(OmU) 20.50; Knives Out (OF) 18.00; Vom Gießen<br />

des Zitronenbaums 15.20; Einsam zweisam 16.30;<br />

Freies Land13.40; The Peanut Butter Falcon (OmU)<br />

19.00; Queen &Slim (OmU) 21.15<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) Das Vorspiel 17.45,<br />

20.15;Crescendo#makemusicnotwar 20.00;Pavarotti<br />

(OmU) 17.30<br />

Kant Kino (& 319 9866) Die fantastische Reise<br />

des Dr. Dolittle 13.20,15.40,18.20,20.45; Knives<br />

Out20.30;Das Vorspiel 18.00; DieHeinzels 14.00,<br />

15.20; Sorry We Missed You 15.50, 18.10, 20.30;<br />

ARainy Day In NewYork 16.15; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.00; Latte Igel und der<br />

magische Wasserstein 13.30; Lindenberg! 17.10,<br />

20.00; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 20.00;<br />

Knives Out 17.10; DasVorspiel 15.00<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) Premiere: Nightlife<br />

20.00; Bad Boys for Life 21.00; 3D: Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 15.30, 18.00; In<br />

Zeiten des abnehmenden Lichts 20.30; Jojo Rabbit<br />

17.50; Jumanji 14.50; Die Hochzeit 18.00, 21.00;<br />

Lindenberg! 14.45; Die Hochzeit 15.00; Als Hitler<br />

dasrosaKaninchen stahl 15.00;JojoRabbit 21.15;<br />

Lindenberg! 18.00; Bad Boys for Life 18.00; Die<br />

fantastische Reise des Dr. Dolittle 21.00; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 15.30<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) 2040 –Wir<br />

retten die Welt! (OmU) 12.45; The Farewell (OmU)<br />

16.50; Die Kunst der Nächstenliebe 11.00; Der<br />

Leuchtturm (OmU) 22.30; Lindenberg! 18.30; Die<br />

Sehnsucht der Schwestern Gusmao 14.30; Les<br />

miserables (OmU) 20.45; 2020 Oscar Nominated<br />

Short Films (OmU) 14.15; ARainy Day In New York<br />

16.00; Die Eiskönigin II 11.00; Land des Honigs<br />

(OmenglU) 12.45; Midsommar – Director‘s Cut<br />

(OmU) 22.00; Queen &Slim (OmU) 19.40; Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 17.40;<br />

Die Eiskönigin II16.45; Freies Land (DFmenglU)<br />

11.00; Die Kunst der Nächstenliebe (OmU) 18.30;<br />

Miles Davis: Birth of the Cool (OmU) 13.10; Parasite<br />

20.15; Das Vorspiel (OmU) 15.05; WhyDon‘t You<br />

Just Die! 22.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 16.00; Das geheime Leben<br />

der Bäume 14.00, 18.15; Joker (OmU) 22.45;<br />

Lindenberg! 20.15; Alkohol 14.00; Aretha Franklin<br />

(OmU) 22.00; Der geheime Roman des Monsieur<br />

Pick –Lemystere Henri Pick (OmU) 20.00;<br />

Schönheit&Vergänglichkeit 18.20; Systemsprenger<br />

16.00<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz 1917 –Der Film<br />

(OF) 20.10; IMAX: 1917 –Der Film 14.00, 17.00,<br />

20.00; Bad Boys for Life 14.40, 16.50, 17.30,<br />

19.30, 19.50; Countdown 18.15, 20.40; Die Eiskönigin<br />

II 14.30; 3D: Die fantastische Reise des<br />

Dr. Dolittle 14.45, 17.45, 20.30; Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 14.10, 16.45, 20.45; Das<br />

geheime Leben der Bäume 17.10; Die Heinzels<br />

13.50, 16.00; Die Hochzeit 14.30, 17.20, 20.15;<br />

Jojo Rabbit 17.10, 19.50; Jumanji 13.50, 17.45,<br />

21.00; Kartoffelsalat 3 – Das Musical 15.10,<br />

17.30; Knives Out 14.10, 19.40; Latte Igel und der<br />

magische Wasserstein 15.00; Lindenberg! 17.15,<br />

20.30; Little Women 14.20, 17.30, 20.45; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.45; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.40, 21.00; Die<br />

Wolf-Gäng 15.00<br />

Zukunft (& 01 76/57 861079) Das geheime Leben<br />

der Bäume 18.00; Knives Out (OmU) 20.00;<br />

Parasite –Gisaengchung (OmU) 22.30; Darkroom<br />

–Tödliche Tropfen (DFmenglU) 22.15; Porträt einer<br />

jungen Frau in Flammen (OmU) 18.00;Vom Gießen<br />

des Zitronenbaums (OmU) 20.20<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (& 04 51/703 02 00) Bad Boys for<br />

Life 16.20, 20.00; Die Eiskönigin II 11.20, 14.15,<br />

16.50; 3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

11.00, 13.50, 16.30, 19.20; Die Heinzels 11.15,<br />

13.40, 16.50; Die Hochzeit 13.50, 17.00, 19.30;<br />

Jumanji 16.45, 19.30; Knives Out 19.45; Lindenberg!<br />

19.50; Das perfekte Geheimnis 11.00; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 11.15,<br />

14.00; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

19.40; Vier zauberhafte Schwestern 11.30, 14.00;<br />

DieWolf-Gäng 11.40, 14.15, 17.10<br />

Kino Kiste (& 998 7481) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 20.20; Cats 14.30; 3D: Die Eiskönigin<br />

II 16.25; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

13.00; Die schönste Zeit unseres Lebens<br />

18.15<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 4109) 1917 –Der<br />

Film 17.15, 20.00; Die Addams Family 12.40;<br />

Bad Boys for Life 17.00, 20.00; Countdown 17.45,<br />

20.10; Die Eiskönigin II 10.20, 12.10, 14.20;<br />

3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 15.10,<br />

17.40,20.15; Die fantastische Reise des Dr.Dolittle<br />

12.00, 14.30, 19.50; Die Heinzels 10.30, 12.15,<br />

14.40, 16.50; Die Hochzeit 15.00, 17.10, 19.45;<br />

Jumanji 16.50; Der kleine Rabe Socke 10.40; Der<br />

König der Löwen 12.20; Latte Igel und der magische<br />

Wasserstein 12.45, 14.45; Lindenberg! 19.40; Das<br />

perfekte Geheimnis 19.30; Pettersson und Findus<br />

10.50; 3D: Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

12.40; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 14.45; 3D: Star Wars IX 16.45; Star<br />

Wars IX 19.50; Thomas und seine Freunde 10.20;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 12.30, 14.50; Die<br />

Wolf-Gäng 12.30, 14.50, 17.20<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (& 61 60 96 93) A Jojo Rabbit (OmU)<br />

16.50, 21.40; Sorry We Missed You (OmU) 19.20;<br />

B Mystify (OmU) 16.10; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 18.30; Sorry We Missed You (OmU) 21.20<br />

fsk amOranienplatz (& 614 2464) Sorry We<br />

Missed You (OmU) 17.45, 19.45, 21.45; Das Vorspiel<br />

18.00; Les miserables (OmU) 20.00, 22.15<br />

Moviemento (& 692 4785) Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.15; Darkroom –Tödliche Tropfen<br />

21.15; Darkroom –Tödliche Tropfen (OmenglU)<br />

23.15; Die Kunst der Nächstenliebe (OmU) 19.00;<br />

Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU) 16.45; Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 22.30; Jojo Rabbit<br />

(OmU) 10.00, 12.30, 15.00, 17.30, 20.00; Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 17.00; Der blaue<br />

Tiger 10.30; Die Kunst der Nächstenliebe 14.45;<br />

Mystify –Michael Hutchence (OmU) 21.45;Thomas<br />

und seine Freunde: Große Welt! Große Abenteuer!<br />

12.45; Vom Gießen des Zitronenbaums (OmU)<br />

19.30<br />

Sputnik (& 694 11 47) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl (OmenglU) 20.00; Judy (OmU) 16.00;<br />

Miles Davis: Birth of theCool(OF)18.00; Parasite –<br />

Gisaengchung (OmU) 22.00; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 14.30; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 14.00; The Farewell (OmU) 22.15; Human<br />

Nature: Die CRISPR Revolution (OmU) 16.00;<br />

Little Joe –Glück ist einGeschäft (OmU) 20.30; Die<br />

Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida invisivel<br />

deEuridice Gusmao (OmU) 18.00; Kinobar im<br />

Sputnik Filmclub (OmU) 20.30; Schönheit &Vergänglichkeit<br />

18.00<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Das geheime Leben der<br />

Bäume 15.00; Little Women 17.20, 20.15; New<br />

Ein verborgenes Leben 16.00; Die Heinzels 14.15;<br />

Parasite 19.40<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (& 5389590) DieAddamsFamily<br />

10.00; Bad Boys for Life 20.30; Die Eiskönigin II<br />

10.00, 13.00, 15.00; 3D: Die fantastische Reise<br />

des Dr. Dolittle 17.30, 20.00; Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 12.30, 15.00; Die Heinzels<br />

12.00, 14.00; Die Hochzeit 17.30, 20.00; Kartoffelsalat<br />

3–Das Musical 16.00, 18.15; Knives Out<br />

17.15, 20.15; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

10.00; Lindenberg! 20.15; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 10.00, 12.45; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 10.00, 12.30, 15.15; Die<br />

Wolf-Gäng 15.30, 17.45<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Crescendo<br />

#makemusicnotwar 13.00; Das geheime Leben der<br />

Bäume 17.45; Lindenberg! 13.00, 20.30; Little<br />

Women 13.00, 17.45, 20.30; Romys Salon 15.45;<br />

Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 15.30;<br />

Systemsprenger 18.00; DasVorspiel 15.45, 20.00<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60)<br />

1917 –Der Film 17.10, 20.30; Bad Boys for Life<br />

17.00, 20.10; Die Eiskönigin II 11.45, 14.20;<br />

3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 15.00,<br />

17.30, 20.00; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

12.30; Die Heinzels 11.45, 14.15, 16.45; Die<br />

Hochzeit 14.00, 17.05, 19.55; Holop – Servant<br />

(OF) 11.30; Jumanji 14.10,20.00; Kartoffelsalat 3<br />

11.35, 14.30, 16.55; Knives Out 19.45; Latte Igel<br />

und der magische Wasserstein 11.50; Lindenberg!<br />

17.15; Little Women 16.30, 19.45; Sneak Preview<br />

20.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10;<br />

Die Wolf-Gäng 11.40,14.05<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Lara (OmenglU) 18.45;<br />

Parasite 20.45; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />

Alarm 17.00; Bunuel im Labyrinth der Schildkröten<br />

–Bunuel enellaberinto delas tortugas (OmU)<br />

21.45; But Beautiful –Nichts existiert unabhängig<br />

(OmU) 19.45; Der marktgerechte Mensch (OmU)<br />

17.45<br />

Babylon (& 242 5969) ARainy Day In New York<br />

(OmU) 18.00; Lubitschs Geliebte: ÄrgerimParadies<br />

–Trouble in Paradise (OmU) 20.00; Lubitschs Geliebte:<br />

Engel –Angel (OF) 21.45; Fellini 100!: Fellinis<br />

81/2 –Otto emezzo (OmenglU) 19.30; Fellini<br />

100!: Fellinis Casanova (OmenglU) 22.30;<br />

Fellini 100!: Fellinis I vitelloni – Die Müßiggänger<br />

(OmenglU) 18.00; Fellini 100!: Fellinis Roma<br />

(OmenglU) 20.00; Fellini 100!: Fellinis Satyricon<br />

(OmenglU) 22.15; The Peanut Butter Falcon (OmU)<br />

17.30<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Die<br />

Kunst der Nächstenliebe (OmU) 14.30, 19.15;<br />

Queen &Slim (OmU) 16.30, 21.30; Thilda &die<br />

beste Band der Welt 11.30; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

15.00; Joker (OmU) 19.00; Der<br />

Leuchtturm(OmU) 21.45; Thomas und seine Freunde:<br />

GroßeWelt! Große Abenteuer! 13.15;Vom Gießen<br />

des Zitronenbaums (OmU) 16.45<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) 1917 –Der<br />

Film 19.15, 23.00; 1917 –Der Film (OF) 17.20,<br />

20.00; 3Engel für Charlie –Charlie‘s Angels (OF)<br />

23.15; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 11.30;<br />

Bad Boys for Life 16.40, 20.10, 22.50; Bad Boys<br />

for Life (OF) 19.40, 22.20; Die Eiskönigin II 11.15,<br />

13.50, 16.45; Die Eiskönigin II –Frozen 2(OF)<br />

15.00; 3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

12.20, 14.15, 17.30, 20.10, 23.00; Die Heinzels<br />

11.00, 13.15, 15.30; Die Hochzeit 13.50, 17.10,<br />

20.00; Joker (OF) 23.00; 3D: Jumanji 17.50; Jumanji<br />

11.45; Kartoffelsalat 3–Das Musical 11.20,<br />

14.40; Knives Out 19.20; Knives Out (OF) 16.50,<br />

20.45; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

11.10;Lindenberg! 16.10; Dasperfekte Geheimnis<br />

18.15; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

13.40; 3D: StarWars: DerAufstieg Skywalkers<br />

22.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15;<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers – Star Wars:<br />

The Rise ofSkywalker (OF) 21.15;Vier zauberhafte<br />

Schwestern 11.15; DieWolf-Gäng 13.20,15.50<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) 1917 –Der Film<br />

(OmU) 16.30, 19.00; Ein verborgenes Leben –A<br />

Hidden Life (OmU) 21.15; DasVorspiel (teilw.OmU)<br />

14.45; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.30;<br />

Lindenberg! 21.15; Miles Davis: Birth of the Cool<br />

(OmU) 14.00; Das Vorspiel (teilw.OmU) 19.00; Ein<br />

verborgenes Leben –AHidden Life (OmU) 14.00;<br />

Jojo Rabbit (OmU) 17.15, 19.30; Little Joe –Glück<br />

ist ein Geschäft (OmU) 21.45; Sorry We Missed You<br />

(OmU) 14.30, 19.00; Les miserables (OmU)16.45,<br />

21.15; Jojo Rabbit (OmU) 22.15; Little Women<br />

(OmU) 14.00, 16.45, 19.30<br />

International (& 24 75 60 11) Jojo Rabbit (OmU)<br />

21.00; Lindenberg! 15.00; Little Women (OmU)<br />

18.00<br />

Z-inema (& 28 38 91 21) Santa Sangre (EnglF)<br />

20.00<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Jeder junge Mann<br />

–Kazdy mlady muz (OmenglU) 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

1917 –Der Film 16.50, 19.30; Baba Parasi (OmU)<br />

19.45; Bad Boys for Life 16.30, 19.40; Countdown<br />

20.30; Die Eiskönigin II12.00, 14.20, 17.15; Eltilerin<br />

Savasi (OmU) 20.15; 3D: Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 12.00, 14.20, 16.45, 19.30,<br />

19.55; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

15.00, 18.10; Die Heinzels 12.00, 14.00, 16.05;<br />

Die Hochzeit 17.00, 19.55; Jumanji 12.00, 14.10,<br />

17.20; Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach<br />

dem verlorenen Schatz 12.00; Rafadan Tayfa 2:<br />

Göbeklitepe (OmU) 12.30, 14.45, 17.10; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 12.00, 14.15;<br />

Türkler Geliyor –Adelatin Kilici (OmU) 19.45; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 12.00, 14.45; Die Wolf-<br />

Gäng 12.00,14.00, 17.00<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl (DFmenglU) 15.00; The Farewell<br />

(OmenglU) 22.50; Land des Honigs (OmU) 17.15;<br />

Parasite – Gisaengchung (OmenglU) 12.30; Die<br />

Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida invisivel<br />

deEuridice Gusmao (OmU) 10.00; Vom Gießen<br />

des Zitronenbaums (OmU) 21.00; Les miserables<br />

(OmU) 19.00<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Der Leuchtturm (OF)<br />

22.30; Queen &Slim (OmU) 16.30, 19.30<br />

Passage (& 68 23 70 18) Little Women (OmU)<br />

14.40, 17.30, 20.30; Sneak Preview 22.30; 1917<br />

–Der Film (OmU) 15.00, 17.45, 20.30; Knives Out<br />

21.00; Lindenberg! 15.20, 18.10; Joker (OmU)<br />

17.30,20.00; Judy (OmU) 15.00<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Little Women(OF)14.45,<br />

17.45, 20.45; Parasite –Gisaengchung (OmenglU)<br />

17.20,20.15; 1917 –Der Film (OF) 17.00, 19.45,<br />

22.30; Les miserables (OmenglU) 17.00, 19.30,<br />

22.00; Jojo Rabbit (OF) 16.30,19.00, 21.30<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

1917 –Der Film 17.30, 20.15; Bad Boys for Life<br />

16.40, 19.50; Die Eiskönigin II 11.50, 14.20;<br />

3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.50,<br />

17.20, 20.10; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

12.20; Die Heinzels 12.30, 15.05, 17.10;<br />

Die Hochzeit 17.15, 20.15; Jumanji 11.45, 17.00;<br />

Kartoffelsalat 3–Das Musical 15.10; Der kleine<br />

Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />

13.15; Knives Out 19.30; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 20.00; Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.30; Die Wolf-Gäng 12.00, 14.40<br />

Wolf (& 921 03 93 33)Flussfahrtmit Huhn16.30;<br />

Little Joe(OmU) 18.50; SorryWe MissedYou (OmU)<br />

11.00, 16.40, 21.00; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

(OmU) 19.00; Les miserables (OmU) 21.10


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 17<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

POP<br />

Tindersticks 4.2., Philharmonie. 20 Uhr<br />

Felice Brothers 6.2., Lido. 20 Uhr<br />

Young M.A. 7.2., Bi Nuu. 20 Uhr<br />

IMAGAO IMAGES<br />

lingsstück voneinem Album, das mit<br />

„Favorite Waitress“ betitelt ein wichtiges<br />

Thema anspricht, aber nicht<br />

verfolgt. DenText mit den gebrochenen<br />

Flügeln verstehe ich nicht, aber<br />

er klingt gut. Und wie sich die Band<br />

mit einem leichten Humpeln zu einer<br />

melancholisch-optimistischen<br />

Sehnsucht aufrafft, ist wirklich sehr<br />

gelungen.<br />

In dieser Arthaben sie seit fast anderthalb<br />

Jahrzehnten, seit sie die<br />

Brooklyner U-Bahnstationen gegen<br />

einen Plattenvertrag eingetauscht<br />

haben, eine ganz Menge Alben veröffentlicht,<br />

keins für die Geschichtsbücher,<br />

alle okay. Es spricht also<br />

nichts gegen einen Konzertbesuch.<br />

Anders als die Felice Brothers haben<br />

es StuartA.Staples’Tindersticks<br />

in den vergangenen dreißig Jahren<br />

geschafft, ihren wehmütig bis depressiven<br />

Folkrock sehr eigen über<br />

Genregrenzen hinweg zu etablieren.<br />

Auch auf ihrem Album „NoTreasure<br />

But Hope“ geht es schmerzlich zu,<br />

die Himmel vibraphonverhangen<br />

bis streicherverheult, selbst ein lässiger<br />

Schuffelbeat oder Bläsersatz hilft<br />

da nicht. Und im Zweifel singt ja<br />

noch Staples mit seiner unverwechselbar<br />

zittrigen Stimme.Feine Arrangements,<br />

feine Melodien, feine<br />

Schwermut.<br />

Eine andere Art, mit schweren<br />

Zeiten umzugehen, hat Katorah<br />

Marreiro alias Young M.A. Sie rappt<br />

ziemlich harte Raps darüber. Trotz<br />

einiger Singleerfolge veröffentlicht<br />

sie immer noch independent und erzählt<br />

dabei mit straffem Flow über<br />

leiernd abgespeckte Beats von der<br />

„Kold World“, vom Mord anihrem<br />

Bruder,von der schwierigen Jugend,<br />

von der sexuellen Orientierung. Gerade<br />

tauchte sie prominent auf Eminems<br />

neuem Album auf, wo er technisch<br />

virtuos mal wieder Geschmacksgrenzen<br />

testet. Wie ineinem<br />

Stück, in dem er eine bisexuelle<br />

Bekannte „bekehrt“, dem er wie als<br />

bauernschlaues Gegengewicht ein<br />

Stück mit der offen lesbischen Young<br />

M.A. entgegenstellt und mit ihr<br />

„plum crazy“ geht – sie lässt sich<br />

hardcoremäßig nichts vormachen<br />

und kennt dieselben schlimmen<br />

Wörter wie die Männer.Dafür wurde<br />

sie schon vorein paar Jahren vonden<br />

Hartnasen-Veteranen Mobb Deep<br />

als „one of the dopest MCs right<br />

now“ bezeichnet. So klingt sie auch.<br />

Buchvorstellung<br />

Falten<br />

und<br />

Entfaltung<br />

Mit Veränderungen kennt<br />

die Mimi Fiedler sich<br />

aus. Das ist zunächst einmal<br />

wörtlich zu nehmen, denn um<br />

ihrer Karriere den angemessenen<br />

Schwung zu verleihen, hat<br />

die 1975 in Split (Kroatien) geborene<br />

Schauspielerin gleich<br />

mehrfach ihren Namen gewechselt.<br />

Miranda Condic-<br />

Kadmenovic wurde Miranda<br />

Toma (der Vorname des Großvaters).<br />

In weiteren Metamorphosen<br />

kam es über Miranda<br />

Leonhardt schließlich zu Mimi<br />

Fiedler, deren Bekanntheitsgrad<br />

sprungartig anstieg, seit<br />

sie im Stuttgarter „Tatort“ von<br />

2008 bis 2018 in die Rolle der<br />

Kriminaltechnikerin Nika Banovic<br />

schlüpfte. Dabei blieb<br />

ihr Witz und ihre Schlagfertigkeit<br />

nicht verborgen, die sie<br />

wiederholt auch in Buchform<br />

gegossen hat. Aufeine Balkantherapie<br />

für Liebe, Leib und<br />

Leben folgt nun Wissenswertes<br />

über das Älterwerden einer<br />

jungen Frau. HarryNutt<br />

Mimi Fiedler,19.30 Uhr,Maschinenhausinder<br />

Kulturbrauerei<br />

TanzTangente (& 43 77 78 64)<br />

10.00: Dance Festival 2020 –All Generations: Undo<br />

III +Aller Anfang,2Tanzstücke(ab 4J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (& /42 18 45 10)<br />

12.00: Mit Raketen zu Planeten<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

EWA Frauenzentrum (& 442 55 42)<br />

19.00: EWAs Gesundheit: Überleben mit und nach<br />

Krebs, Lesung &Talk mit Petra-Alexandra Buhl und<br />

Katrin Fährmann u.v.m.<br />

.Anm. erf.<br />

exploratorium berlin (& 84 72 10 52)<br />

18.00: Lesezirkel Improvisationsliteratur, Lesung und<br />

Diskussion mit Reinhard Gagel. Anm. erf.<br />

Kulturbrauerei/Maschinenhaus (& 44 31 51 00)<br />

19.30: Eigentlich wollte ich mich selbst entfalten,<br />

Mimi Fiedler<br />

Lido (& 69 56 68 40)<br />

20.00: Kreuzberg Slam<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (& 282 20 03)<br />

20.00: Wieland Förster zum 90. Geburtstag,mit<br />

Christian Brückner,Lesung und Würdigung mit<br />

Beiträgen vonCarola Opitz-Wiemers, Roland Berbig<br />

und Michael Opitz Texte vonWieland Förster liest:<br />

Christian Brückner<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

19.00: LSD –Liebe Statt Drogen<br />

Urania (& 218 90 91)<br />

20.00: DLF Nova Podcastfestival Berlin: Chips &<br />

Kaviar /Lakonisch Elegant<br />

Zionskirche (& 44 04 36 44)<br />

19.00: Demokratie verteidigen –Lesung am<br />

Geburtstag vonDietrich Bonhoeffer,mit Gregorij von<br />

Leïtis, Literarische Collagemit Texten vonDietrich<br />

Bonhoeffer,VaclavHavel, Robert F. Kennedy, Hermynia<br />

zur Mühlen, Erich Mühsam, u. a.<br />

FÜHRUNG<br />

Alte Münze Berlin (Molkenmarkt 2)<br />

18.00: Historische Führung<br />

Bärentouren (& 015 20 -5 22 67)<br />

14.00: Architekturführung zu den berühmtesten Bauten<br />

Preußens und Berlins: Die Hohenzollernund ihre<br />

Baumeister,Treff: Granitschale, Lustgarten. Anm. erf.<br />

16.00: Geschichte der <strong>Berliner</strong> Mauer –Ab„Checkpoint<br />

Charlie“ entlang der bekanntesten Mauerrelikte,<br />

Treff: Wachhäuschen „Checkpoint Charlie“, Friedrichstr..<br />

Anm. erf.<br />

20.00: Kriminaltour:Verbrechen, Gerichtsfälle und<br />

Richtstätten im alten Berlin, Treff: Heiliggeistkapelle,<br />

Spandauer Str.1.Anm. erf.<br />

22.00: Nachtwächtertour –Auf denSpuren vonSagenund<br />

GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />

Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm. erf.<br />

Hamburger Bahnhof /Museum für Gegenwart<br />

Berlin (& 39 78 34 11) 12.00, 16.00: Materialität<br />

in derKunst, Treff: Foyer<br />

Museum für Naturkunde (& 889140-8591)<br />

12.30, 14.00: Ferienführungen zu den Ausstellungshighlights<br />

Olympiastadion (& 30 68 86 18)<br />

11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />

11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />

Stadt im Ohr (& 20 07 88 41)<br />

9.00: HörspaziergangFriedenau –Eine Reise durch<br />

15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,<br />

Treff und Ausgabe des Audioguides: Süßkramdealer,<br />

Varziner Str.4<br />

10.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Treff und<br />

Ausgabe des Audioguides: Cafe Sibylle, Karl-Marx-<br />

Allee 72<br />

11.00: Werkstatt Wedding.Hörspaziergang durchdie<br />

Bilder einer Stadt, stadt im ohr,Treff und Ausgabe<br />

der Audioguides: Baobab Café, Soldiner Straße 41,<br />

13359 Berlin<br />

11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir leben<br />

wollen, Treff und Ausgabe des Audioguides: Café<br />

Blume an der Hasenheide, Fontanestr.32<br />

11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />

über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />

im ohr,Treff und Ausgabe des Audioguides:Concierge,<br />

Platz der Vereinten Nationen 1<br />

12.00: Audiotour Mitte-Schritte –Hörspaziergang<br />

durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff<br />

und Ausgabe des Audioguides: ausberlin –Kaufhaus<br />

für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

16.30: Theaterführung,Achim Busch,Treff: Kassenhalle<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: Uschi Brüning Duo +Zur schönen Aussicht,<br />

JAB105 –Jazz aus Berlin<br />

AstraKulturhaus (& 69 56 68 40)<br />

20.30: Altin Gün<br />

Aufsturz (& 28 04 74 07)<br />

20.00: Aufsturz Jam –Freebop /NoStandards, Ltg.<br />

Willi Kellers, Jazzkeller 69<br />

20.00: Aufsturz-Jam Freebop /NoStandards, Ltg.<br />

Willi Kellers<br />

Auster Club (& 611 33 02)<br />

20.00: John Craigie<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Kjetil Mulelid Trio<br />

Cafe Tasso (& 48 62 47 08)<br />

20.00: TalArditi (g)<br />

Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />

20.00: HerbertPixner&The Italo Connection<br />

Donau115 (Donaustr.115)<br />

19.00: Two-Song Tuesday–open mic<br />

Gretchen (& 25 92 27 02)<br />

20.30: Seba Kaapstad<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.Piano Series: Declan Forde<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

20.00: Tindersticks, No Treasure But Hope<br />

PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />

20.00: BrunoMajor,Eloise<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

Yorckschlösschen (& 215 80 70)<br />

19.30: Jazzschule Berlin Semesterabschlusskonzert<br />

Part II<br />

CLUB<br />

Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />

23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Bellmeria, Jana Falcon, GeorgeEarnest<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(& 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />

Suicide Club (Revaler Str.99)<br />

23.55: Encore.Une.Fois –Techno Edition, Alexander<br />

Kowalski, Kaltès, Ina Kacz, Michael Placke<br />

MUSEEN<br />

Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />

12.00, 12.00: Dalí–Die Ausstellung am Potsdamer<br />

Platz, tgl. 12-20 Uhr<br />

Keramik-Museum Berlin (& 321 23 22)<br />

:Max Roesler,Fr-Mo 13-17 Uhr<br />

Museum für Kommunikation (& 20 29 40)<br />

9.00: Likeyou! Freundschaft digital und analog,Di<br />

9-20, Mi-Fr 9-17, Sa/So/Feiert. 10-18 Uhr<br />

Musikinstrumenten-Museum (& 25 48 11 78)<br />

9.00: 800 europäische Musikinstrumente aus vier<br />

Jahrhunderten, Di-Fr 9-17, Do 9-20, Sa/So/Feiert.<br />

10-17 Uhr<br />

Trabi-Museum Berlin (& 30 20 10 30)<br />

10.00: Die Welt der Trabis, tgl. 10-18 Uhr<br />

Urban Nation –Museum for Urban Contemporary<br />

Art (Bülowstr.7)10.00: UNique. UNited. UNstoppable,<br />

Di-So 10-18 Uhr<br />

KINO<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98)Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 13.30, 15.50, 18.10,<br />

20.15; Little Women 20.30; Die Heinzels 13.40,<br />

15.30; Lindenberg! 17.20<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Little Women<br />

14.30, 17.20, 20.15; Das geheime Leben der<br />

Bäume 17.40; Die Heinzels 14.00, 15.50; Parasite<br />

20.00; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

13.40, 16.00, 18.20, 21.15; 1917 –Der Film<br />

(OmU) 20.40; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

14.40; Sorry WeMissed You 16.40, 19.00;<br />

Ein verborgenes Leben 19.45; Knives Out 17.00;<br />

Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 14.45<br />

Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

1917 –Der Film (OmU) 16.45, 20.00, 22.45; Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.45; Ein verborgenes<br />

Leben 21.45; Die Eiskönigin II 14.15; Das<br />

geheime Leben der Bäume 18.45; Die Heinzels<br />

14.15, 16.30; Jojo Rabbit (OmU) 14.00, 19.30;<br />

Jojo Rabbit (OF) 16.45; Joker (OmU) 22.45; Judy<br />

17.00; Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem<br />

verlorenen Schatz 14.15; Knives Out (OmU) 21.45;<br />

Lindenberg! 19.30; Little Women 13.45; Little Women<br />

(OmU) 19.30; Little Women (OF) 16.45; Parasite<br />

22.30;The Peanut Butter Falcon 16.30; Queen<br />

&Slim (OmU) 22.45; Sneak Preview (OF) 20.00;<br />

Sorry We Missed You 19.15; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers –StarWars:The Rise of Skywalker<br />

(OmU) 22.45; Vier zauberhafte Schwestern 14.30;<br />

VomGießen desZitronenbaums16.15;Das Vorspiel<br />

19.00;Die Wolf-Gäng13.45;Les miserables21.45<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Darkroom –<br />

Tödliche Tropfen 20.15; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 18.00; Die Sehnsucht der Schwestern<br />

Gusmao – A vida invisivel de Euridice Gusmao<br />

(OmU) 21.45<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) 1917<br />

–Der Film 17.05, 19.40, 22.30; 3Engel für Charlie<br />

22.40; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 19.55;<br />

Bad Boys for Life 17.00,19.55, 22.40; Countdown<br />

19.55, 22.30; Die Eiskönigin II 12.10, 14.40,<br />

17.20; 3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

12.00, 14.20, 17.00, 19.45, 22.45; Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 14.30; Das geheime<br />

Leben der Bäume 17.05; The Grudge 22.40; Die<br />

Heinzels 12.15, 14.30, 16.50; Die Hochzeit 12.00,<br />

16.45, 19.50; 3D: Jumanji 17.00; Jumanji 14.15;<br />

Kartoffelsalat 3–Das Musical14.40, 17.00; Knives<br />

Out 19.50, 22.45;<br />

LatteIgelund der magischeWasserstein 14.30;Lindenberg!<br />

19.40; Little Women 16.50, 19.45; Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 12.10;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 12.10;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 12.15;<br />

3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers 22.45; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15, 19.40; Thomas<br />

und seine Freunde: Große Welt! Große Abenteuer!<br />

12.10; Underwater –Esist erwacht 22.45;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 14.45; Die Wolf-Gäng<br />

12.00,14.35<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) 1917 –Der<br />

Film 16.35, 19.40, 22.45; Bad Boys for Life 17.05,<br />

20.10,23.00;Countdown 20.25,23.15; DieEiskönigin<br />

II 11.30, 14.10, 16.55; 3D: Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 11.40, 14.20, 17.10, 19.50,<br />

22.35; The Grudge 23.20; Die Heinzels 11.20,<br />

13.30, 15.40; Die Hochzeit 11.15, 14.10, 16.45,<br />

19.35, 22.35; Jojo Rabbit 20.00; Joker 23.00;<br />

3D: Jumanji 22.50; Jumanji 13.55, 17.15; Kartoffelsalat<br />

3–Das Musical 14.10, 18.00; Der kleine<br />

Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />

11.45; Knives Out 16.55, 19.45; Latte Igel und der<br />

magische Wasserstein 11.55; Lindenberg! 16.25;<br />

Das perfekte Geheimnis 20.15; Spione Undercover:<br />

Eine wildeVerwandlung 11.05,13.45; 3D: Star<br />

Wars: DerAufstieg Skywalkers 19.30; StarWars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 13.40,22.55;Vier zauberhafte<br />

Schwestern 11.00; Die Wolf-Gäng 12.05,14.40<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.00, 20.00;<br />

Lindenberg! 17.00<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Judy 18.00, 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Jojo Rabbit (OmU) 18.00;<br />

Little Women (OmU) 15.00, 20.30<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Cunningham (OmU)<br />

18.00; Jonathan Agassi Saved My Life (OmU)<br />

20.15; Spatzenkino 10.00<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) 1917<br />

–Der Film 16.35, 19.50; Bad Boys for Life 16.50,<br />

19.40; Die Eiskönigin II 10.00, 12.20, 14.05;<br />

3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 17.00,<br />

20.15; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

10.00, 12.00, 14.25; Die Heinzels 10.00, 12.15,<br />

14.30; Die Hochzeit 16.40,19.30; Jumanji 17.15;<br />

Knives Out 19.45; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 14.45; Vier zauberhafte Schwestern<br />

10.00,12.15; Die Wolf-Gäng 10.00, 12.10,14.25<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81) Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 13.45, 18.00; Der<br />

geheime Roman des Monsieur Pick 16.00; Judy<br />

20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Little Women 14.00,<br />

17.00,20.00<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 0520)<br />

1917 –Der Film 17.50, 20.00, 22.55; Bad Boys for<br />

Life 16.50, 20.00, 23.00; Die Eiskönigin II10.00,<br />

12.15, 14.25; 3D: Die fantastische Reise des Dr.<br />

Dolittle 10.00, 12.20, 14.45, 17.20, 19.50, 22.35;<br />

Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.15,<br />

16.50; Das geheime Leben der Bäume 16.50; Die<br />

Heinzels 10.00, 11.50, 13.45, 15.45; Die Hochzeit<br />

17.05, 19.45, 22.40; Jojo Rabbit 20.00, 22.45;<br />

Knives Out 17.00, 19.30, 22.35; Latte Igel und<br />

der magische Wasserstein 10.00, 12.15; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 10.00, 12.00,<br />

14.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 20.45;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 10.00, 12.15, 14.30;<br />

Die Wolf-Gäng 10.00,12.10,14.25<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Bad Boys for<br />

Life 20.30; Die Eiskönigin II10.00, 14.00; 3D: Die<br />

fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.00, 18.15,<br />

20.30; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

10.00, 14.00, 16.00; Die Heinzels 12.00, 14.00,<br />

16.00; Die Hochzeit 18.00, 20.30; Jumanji 18.00,<br />

20.30; Lindenberg! 17.45; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 10.00, 14.00; Thomas<br />

und seine Freunde: Große Welt! Große Abenteuer!<br />

12.00; Vier zauberhafte Schwestern 10.00, 15.45;<br />

Die Wolf-Gäng 12.00,16.00<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Gaumont: Le petit prince<br />

adit –Der Flug des Schmetterlings (OmU; m. Einführung)<br />

20.00; Welt-Spiegel: Duvidha –Zwei Gesichter<br />

(OmU; m. Einführung) 19.00<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 806969)<br />

1917 – Der Film 13.10, 16.20, 19.30, 19.50,<br />

22.40, 22.45, 23.00; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 16.00,16.45; Bad Boys for Life16.50, 19.30,<br />

22.15, 22.50; Countdown 17.30, 20.10, 23.00;<br />

Die Eiskönigin II 13.00; 3D: Die fantastische Reise<br />

des Dr.Dolittle13.30,14.00,17.00,20.15,23.00;<br />

Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.00,<br />

16.30; Das geheime Leben der Bäume 17.10;<br />

The Grudge 22.45; Die Heinzels 14.10, 16.15; Die<br />

Hochzeit 14.15, 17.05, 20.00, 22.30; Jojo Rabbit<br />

16.40, 19.10, 19.50, 22.20; Joker 20.00; Judy<br />

16.10; Jumanji 17.20, 20.00, 23.00; Kartoffelsalat<br />

3–Das Musical 14.15,17.15;<br />

Knives Out 16.45, 20.30, 22.45, 22.50; Lindenberg!<br />

13.30, 16.40, 19.00; Little Women 13.30,<br />

16.15, 19.40, 19.45, 22.30; Parasite 19.15; Das<br />

perfekte Geheimnis 19.45; Queen &Slim 19.00;<br />

Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 13.20;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.00,<br />

20.20; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 13.50,<br />

19.20, 22.30; Underwater –Esist erwacht 23.00;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 14.40; Die Wolf-Gäng<br />

14.10<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 1650) Bad Boys for Life 17.15,<br />

20.00, 22.30; Die Eiskönigin II 12.30; 3D: Die<br />

fantastische Reise des Dr. Dolittle 17.30, 20.00,<br />

22.30; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

10.00, 12.30, 15.00; Das geheime Leben der<br />

Bäume 15.00, 18.00, 20.15, 22.30; Die Heinzels<br />

10.00, 12.00, 14.00, 16.00; Die Hochzeit 17.30,<br />

20.00, 22.30; Jumanji 18.00; Lindenberg! 20.30;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 10.00,<br />

15.00; Vier zauberhafte Schwestern 10.00, 12.15,<br />

14.00; Die Wolf-Gäng 10.00, 12.00, 16.00<br />

Casablanca (& 677 57 52) Der geheime Roman<br />

des Monsieur Pick 16.30; Judy 20.30; The Peanut<br />

Butter Falcon 18.30<br />

CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />

1917 –Der Film 17.00, 20.10, 22.50; 3Engel für<br />

Charlie 23.00; Bad Boys for Life 17.00, 20.00,<br />

22.45; Countdown 20.20, 22.55; Die Eiskönigin II<br />

11.40, 14.20; 3D: Die fantastische Reise des Dr.<br />

Dolittle 11.30, 14.10, 17.10, 20.00, 22.45; The<br />

Grudge 23.05; Die Heinzels 11.50, 14.15, 16.30;<br />

Die Hochzeit 14.10, 17.00, 19.55; Joker 22.55;<br />

3D: Jumanji 20.00; Jumanji 14.05, 17.15, 22.40;<br />

Kartoffelsalat 3–Das Musical 14.40, 17.20; Der<br />

kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />

Schatz 12.00; Knives Out 19.30; Latte Igel und der<br />

magische Wasserstein 11.55; Lindenberg! 17.10;<br />

Das perfekte Geheimnis 19.45; 3D: Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 11.30; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.20; 3D: Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 11.30; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 19.30; Thomas und seine<br />

Freunde: Große Welt! Große Abenteuer! 11.45;<br />

Underwater 23.00; Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.15,16.50; Die Wolf-Gäng 12.00,14.45<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) 1917<br />

–Der Film 16.40, 19.45; Bad Boys for Life 16.50,<br />

20.00; Die Eiskönigin II 12.00, 14.15; Eltilerin Savasi<br />

(OmU) 20.15; 3D: Die fantastische Reise des<br />

Dr.Dolittle 12.00,14.20,16.45,19.30;<br />

Die Hochzeit 16.50, 19.45; Jumanji 14.10; Rafadan<br />

Tayfa 2: Göbeklitepe (OmU) 12.00, 14.00,<br />

16.00,18.10; Spione Undercover 12.00; Star Wars<br />

IX 17.00; Türkler Geliyor –Adelatin Kilici (OmU)<br />

20.10; Vier zauberhafte Schwestern 12.00, 14.15;<br />

Die Wolf-Gäng 12.00, 14.15<br />

CityKino Wedding (& 01 77/270 19 76) TheFarewell<br />

19.00; Sneak Preview (OF) 21.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 4714001) An der Bruchkante –<br />

Imker in Mecklenburg 19.30; Klavierstunden –Making<br />

the Grade (OmU) 18.00; Swans (OmU) 21.45<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 15.30, 17.45, 20.00; Lindenberg!<br />

17.00, 19.45; Romys Salon 14.45<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85)Alles außergewöhnlich<br />

15.30; Porträt einer jungen Frau inFlammen<br />

20.30; DasVorspiel 18.00<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Crescendo #makemusicnotwar<br />

15.30;Das geheimeLebender Bäume<br />

18.00; Latte Igel und der magischeWasserstein<br />

13.15;The Peanut Butter Falcon 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) But Beautiful 20.30; Ein Licht<br />

zwischen den Wolken 18.00<br />

Capitol (& 831 6417) Das geheime Leben der<br />

Bäume 15.00; LittleWomen 17.20, 20.15<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12)<br />

Die Addams Family 10.00; Gott existiert, ihr Name<br />

ist Petrunya –Gospod postoi, imeto i‘ ePetrunija<br />

(OmU) 17.00;Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />

19.00<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 16.00; Crescendo<br />

#makemusicnotwar 15.45; Ein verborgenes Leben<br />

20.30; Die Eiskönigin II13.30; Das geheime Leben<br />

der Bäume 10.30, 18.30; Die Heinzels 14.00,<br />

16.00;Jojo Rabbit 18.15,20.30; Latte Igel undder<br />

magische Wasserstein 13.45; Lindenberg! 18.00,<br />

20.45; Sorry We Missed You 13.45, 20.45; Vom<br />

Gießen des Zitronenbaums 15.45; Das Vorspiel<br />

18.15<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70)<br />

1917 –Der Film 17.10, 20.15; Bad Boys for Life<br />

16.50, 20.00; Die Eiskönigin II 11.00, 13.50;<br />

3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.00,<br />

17.00, 20.00; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

11.00; Die Heinzels 11.10, 13.40, 15.45;<br />

Die Hochzeit 11.00, 14.10, 16.40, 19.50; Jumanji<br />

16.50;Kartoffelsalat3–Das Musical11.15, 14.20,<br />

17.45; Knives Out 19.50; Lindenberg! 19.40; Little<br />

Women 16.30, 19.40; Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 11.15; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

20.00; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

13.45; Vier zauberhafte Schwestern 11.15, 14.15;<br />

DieWolf-Gäng 11.00, 14.00, 17.10<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 03322/279 88 77)Die fantastische<br />

Reise des Dr. Dolittle 14.30, 17.00, 20.00<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 17.00; Marianne<br />

&Leonard –Words ofLove 20.00<br />

CineStar Wildau (& 04 51/7030200) 1917 –Der<br />

Film 17.20, 20.15; Bad Boys for Life 16.45, 20.15;<br />

Countdown 20.20; Die Eiskönigin II 12.20, 15.00;<br />

3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.30,<br />

15.00, 17.30, 20.10; Die Heinzels 12.30, 14.40,<br />

17.40; Die Hochzeit 14.30, 17.20, 20.00; Jumanji<br />

12.00, 17.10, 20.00; Kartoffelsalat 3–Das Musical<br />

12.10, 14.50, 17.15; Der kleine Rabe Socke 3<br />

–Suche nach dem verlorenen Schatz 12.15; Knives<br />

Out 19.45; Latte Igel undder magische Wasserstein<br />

14.40; Lindenberg! 17.10, 20.00; Little Women<br />

14.30, 19.55; Das perfekte Geheimnis 12.00,<br />

20.15; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

12.10, 14.40; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

16.50; Vier zauberhafte Schwestern 12.15,<br />

14.40; Die Wolf-Gäng 12.00, 14.30, 17.35<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) 3D: Die<br />

fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.00, 18.00,<br />

20.30; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

10.00, 14.00, 16.00; Die Heinzels 10.00, 14.15;<br />

Die Hochzeit 14.45, 20.30; Jumanji 12.00, 18.00;<br />

Lindenberg! 17.30; Pavarotti20.30; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 12.00; Die Wolf-Gäng 16.00<br />

Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />

Bad Boys for Life 18.00, 20.30; Die Eiskönigin II<br />

14.15; 3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

17.30, 19.45; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />

12.30, 15.00; Die Hochzeit 17.45, 20.15;<br />

Jumanji 15.15; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />

nach dem verlorenen Schatz 10.45; Latte Igel und<br />

der magische Wasserstein 10.15; Lindenberg!<br />

17.00, 20.00; Pettersson und Findus 10.30; Spione<br />

Undercover 11.45; Vier zauberhafte Schwestern<br />

13.00; DieWolf-Gäng 12.00, 14.00, 16.00<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 20.45; Bad Boys for Life<br />

18.00; Die Hochzeit 17.15, 20.00; Der kleine Rabe<br />

Socke 316.15; Spione Undercover 15.00


18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />

(für HG) Sturmder Liebe. Telenovela 10.45 (für<br />

HG) Meister des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß<br />

denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15<br />

(für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für<br />

HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />

15.10 (für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Meer<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

18.50 (für HG) WaPo Berlin 19.45 (für HG)<br />

Wissen voracht –Natur 19.50 (für HG) Wetter<br />

19.55 (für HG) Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Sportschau<br />

DFB-Pokal. Achtelfinale: SV Werder<br />

Bremen –Borussia Dortmund, live.<br />

Anschl. Zsfg.: 1. FC Kaiserslautern–Fortuna<br />

Düsseldorf /Eintracht Frankfurt–<br />

RB Leipzig /FCSchalke04–Hertha BSC<br />

23.30 (für HG) Sportschau<br />

Karten, Pfiffe, fette Bässe: Schiedsrichter<br />

Deniz Aytekin<br />

0.00 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.20 (für HG) Mord in bester Gesellschaft:<br />

Der süße Duft des Bösen<br />

Krimireihe, D/A 2009. Mit Fritz Wepper<br />

RTL<br />

5.05 Der Blaulicht Report 5.25 Exclusiv –Das<br />

Starmagazin 5.35 Explosiv –Das Magazin 6.00<br />

Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Unter uns 9.30 (für<br />

HG) Alles was zählt 10.00 Der Blaulicht Report<br />

11.00 Der Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –<br />

Das RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Superhändler<br />

–4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –4<br />

Räume, 1Deal 16.00 Die Superhändler:<br />

Lieblingsdeals 17.00 Herz über Kopf. Telenovela<br />

17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –<br />

Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Starmagazin<br />

18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell –Das Wetter<br />

19.05 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 19.40<br />

(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Deutschland sucht den Superstar<br />

Castingshow. Diese Folgeliefert<br />

Stimmungskanonen, „den nächsten<br />

Bushido“, ein Marie Wegener-“Double“,<br />

Dieter und Pietro im Rollentausch, sowie<br />

die Rubrik „What The Fuck?“.<br />

22.30 Absolut Oana Nechiti<br />

0.00 RTL Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.30 Deutschland sucht den Superstar<br />

Castingshow. Die Castings<br />

2.20 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

Das Recht und die Befangenheit<br />

MDR<br />

15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG)<br />

MDR um 4 17.45 (für HG) MDR aktuell 18.05<br />

(für HG) Wetter für 3 18.10 (für HG) Brisant<br />

18.54 (für HG) Unser Sandmännchen 19.00<br />

Regionales 19.30 (für HG) MDR aktuell 19.50<br />

(für HG) Einfach genial 20.15 (für HG) Umschau<br />

21.00 (für HG) Drama, Macht und Rausch 21.45<br />

(für HG) MDR aktuell 22.05 (für HG) 1945 –Unsere<br />

Städte 22.48 MDR aktuell 22.50 (für HG)<br />

Polizeiruf 110: Der Teufel hat den Schnaps<br />

gemacht. Krimireihe, DDR 1981 0.10 (für HG)<br />

Klemperer –Ein Leben in Deutschland<br />

Bayern<br />

14.00 Polettos Kochschule 14.45 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 15.30 (für HG) Schnittgut 16.00<br />

(für HG) Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern<br />

17.30 Regionales 18.00 (für HG) Abendschau<br />

18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG)<br />

Gesundheit! 19.30 Dahoam is Dahoam 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Tatort:<br />

Schneetreiben. Krimireihe, D2005 21.45 (für<br />

HG) Rundschau Magazin 22.00 Capriccio 22.30<br />

Unsere Kindheit in Bayern:daheim 23.15<br />

nachtlinie 23.45 Cristian Macelaruund Leonidas<br />

Kavakos 1.00 Rundschau Nacht<br />

Vox<br />

5.20 CSI: NY 6.00 Bones –Die Knochenjägerin<br />

6.55 CSI: Vegas 7.50 CSI: Vegas 8.50 Verklag<br />

mich doch! 9.50 Verklag mich doch! 10.50 Vox<br />

Nachrichten 10.55 Mein Kind, dein Kind 12.00<br />

Shopping Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />

14.00 Mein Kind, dein Kind 15.00 Shopping<br />

Queen 16.00 Salonfähig –Wer macht schöner?<br />

17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />

Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />

Dinner 20.15 Hot oder Schrott 22.15 Hot oder<br />

Schrott 23.15 Hot oder Schrott 0.15 Vox<br />

Nachrichten 0.35 (für HG) Medical Detectives<br />

Super RTL<br />

9.40 Thomas &seine Freunde 10.05 PawPatrol<br />

10.30 Sammy 11.00 Die Dschungelhelden<br />

11.25 Grizzy &die Lemminge 11.50 Go Wild!<br />

12.15 Trolls 12.45 Friends 13.10 Sally<br />

Bollywood 13.35 Angelo! 14.00 Die Tomund<br />

JerryShow 14.25 Voll zu spät! 14.45 Dragons<br />

15.15 Scooby-Doo! 15.40 Alvinnn!!! 16.15 Mr.<br />

Magoo 16.40 Dennis &Fletscher 17.10 Go<br />

Wild! 17.35 Voll zu spät! 18.00 Die Tomund<br />

JerryShow 18.30 Woozle Goozle 19.00<br />

Alvinnn!!! 19.30 Angelo! 20.15 Snapped 0.00<br />

Böse Mädchen 0.25 Infomercials<br />

Sport1<br />

5.45 SportClips 6.00 Teleshopping 15.30<br />

Fußball. DFB-Pokal Klassiker 17.30 Fußball.<br />

DFB-Pokal Countdown 18.30 Fußball. DFB-Pokal,<br />

Achtelfinale: Eintracht Frankfurt–RBLeipzig,live<br />

20.30 Fußball. DFB-Pokal Highlights 21.00<br />

Eishockey.Champions Hockey League, Finale:<br />

Mountfield Hradec Králové –Frölunda Indians<br />

Göteborg,Highlights 21.30 Container Wars<br />

22.00 Container Wars 22.30 Container Wars<br />

23.00 Die Trödel-Checker –Krimskrams-Jäger auf<br />

Schatzsuche 0.00 SportClips<br />

ZDF<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />

täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15<br />

(für HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Krimiserie. Im Banne der Koi 17.00<br />

(für HG) heute 17.10 (für HG) hallo deutschland<br />

17.45 (für HG) Leute heute 18.00 (für HG) Soko<br />

Köln. Krimiserie. Showdown 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für HG) Die<br />

Rosenheim-Cops. Krimiserie. Der neue Mann<br />

20.15 (für HG) ZDFzeit<br />

Ärger im Buckingham Palast –Die Queen<br />

und die liebe Familie. 2019 war ein<br />

Schreckensjahrfür die Queen: EngeFamilienmitglieder<br />

der Windsors haben für<br />

teils handfeste Skandale gesorgt.<br />

21.00 (für HG) Frontal 21<br />

21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 (für HG) 37°: Nie auf Augenhöhe<br />

Vonkleinen und großen Menschen<br />

22.45 Mann, Sieber!<br />

23.15 (für HG) Markus Lanz<br />

0.30 heute+<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />

13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />

am Südring.Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />

–Die Familienhelfer.Doku-Soap. Ein Fünfjähriger<br />

unternimmt waghalsigeAktionen, bei denen er<br />

offensichtlich sein Elternhaus beschädigen will.<br />

Sobald er bei seinen Manövernunterbrochen<br />

wird, reagierteraggressiv. 17.30 Klinik am<br />

Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00<br />

AufStreife –Die Spezialisten 19.00 Genial<br />

daneben –das Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 (für HG) Navy CIS<br />

Krimiserie.Schlaflos. Gibbs steht vor<br />

einem Dilemma: Marine-Corporal Laney<br />

Alimonte steht unter Verdacht, ein<br />

Verbrechen begangen zu haben. In ihrem<br />

Kühlschrank lag eine Mordwaffe.<br />

21.15 Navy CIS: L.A.<br />

Krimiserie.Der Kubus<br />

22.15 Hawaii Five-0<br />

Krimiserie.Auf Biegen und Brechen<br />

23.10 SpiegelTV–Reportage<br />

Atemlos durch die Provinz<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

WDR<br />

9.40 Aktuelle Stunde 10.25 Regionales 10.55<br />

Planet Wissen 11.55 Nashorn, Zebra &Co.<br />

12.45 WDR aktuell 13.05 Elefant, Tiger&Co.<br />

13.55 Aufgepasst, der Profi kommt! 14.25 Um<br />

Himmels Willen 16.00 WDR aktuell 16.15 Hier<br />

und heute 18.00 WDR aktuell /Lokalzeit 18.15<br />

Servicezeit 18.45 Aktuelle Stunde 19.30<br />

Regionales 20.00 Tagesschau 20.15 Abenteuer<br />

Erde 21.45 WDR aktuell 22.10 Das Verschwinden<br />

(1/4): Janine. Krimireihe, D/CZ 2017 23.35<br />

Das Verschwinden (2/4): Weil wir euch lieben.<br />

Krimireihe, D/CZ 2017 1.05 (für HG) Ilove Trump<br />

NDR<br />

14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) NDR Info 16.20<br />

(für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für HG)<br />

Leopard, Seebär &Co. 18.00 Regionales 18.15<br />

(für HG) NaturNah 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />

Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Visite 21.15 (für HG) Panorama –die<br />

Reporter 21.45 (für HG)NDR Info 22.00 (für HG)<br />

Tatort: Feuerkämpfer.Krimireihe, D2006 23.25<br />

(für HG) Weltbilder 23.55 (für HG) Alles gut –Ankommen<br />

in Deutschland. Dokumentarfilm, D<br />

2017 1.30 Spiekeroog ... mit Judith Rakers<br />

Kabel eins<br />

6.00 (für HG) Castle 6.45 (für HG) The Mentalist<br />

7.40 (für HG) Navy CIS: L.A. 8.35 Navy CIS 9.35<br />

Blue Bloods 11.20 Numb3rs 12.15 (für HG)<br />

Castle 13.05 (für HG) Castle 14.00 (für HG) The<br />

Mentalist 14.55 (für HG) Navy CIS: L.A. 15.50<br />

Kabel Eins News 16.00 Navy CIS 16.55<br />

Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />

Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung<br />

Kontrolle! Wirkümmernuns drum 20.15 (für HG)<br />

Get Smart. Actionkomödie, USA 2008 22.35 (für<br />

HG) Speed. Actionfilm, USA 1994 0.50 (für HG)<br />

Speed 2: Cruise Control. Actionfilm, USA 1997<br />

RTLZWEI<br />

6.00 PrivatdetektiveimEinsatz 7.00 Die<br />

Straßencops Süd –Jugend im Visier 8.00 Frauentausch<br />

10.00 Frauentausch 12.00 Frauentausch<br />

14.00 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />

Leben 15.00 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />

Leben 16.00 Hartz und herzlich –Tag für Tag<br />

Rostock 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &<br />

Nacht 20.15 Armes Deutschland –Stempeln<br />

oder abrackern? 22.15 Hartz und herzlich 0.15<br />

Autopsie –Mysteriöse Todesfälle 1.10 Autopsie<br />

–Mysteriöse Todesfälle 1.55 Autopsie –Mysteriöse<br />

Todesfälle 2.40 Crime Town USA<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Skispringen. Einzelspringen (HS137) 9.30<br />

Tischtennis. German Open in Magdeburg:<br />

Highlights 10.30 Tennis. Australian Open: Das<br />

Finale der Männer 12.00 Rad-Querfeldein 13.00<br />

Snooker.World Grand Prix in Cheltenham: 1.<br />

Runde 13.55 Snooker.World Grand Prix in<br />

Cheltenham:1.Runde. Live 18.00 Tennis 18.50<br />

Nachrichten 19.00 Leichtathletik. PSD Bank<br />

Meeting 2020 in Düsseldorf, live 21.00 Snooker.<br />

WorldGrand Prix in Cheltenham: 1. Runde, live<br />

0.00 Nachrichten 0.05 Rad-Querfeldein<br />

TV-Tipps<br />

ARTE, 20.15 UHR DOKUMENTARFILM<br />

Abschied von der Mittelschicht<br />

Nicht nur in Deutschland oder Frankreich wächst die Kluft zwischen Arm<br />

und Reich. Selbst in Schweden, das vielen noch als „Sozialparadies“<br />

gilt, wird die soziale Schereimmer größer.Jeder fünfte Rentner lebt dort<br />

unter der Armutsgrenze, Frauen sind besonders betroffen. In Spanien sind<br />

mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen prekär beschäftigt. „Das Prekariat<br />

lebt immer hartamRandder Verschuldung. EinFehler,eine Krankheit zum<br />

falschen Zeitpunkt, ein Unfall oder einem Familienmitglied passiertirgendwas,das<br />

kann das Ende bedeuten“, schildertder britische Wirtschaftswissenschaftler<br />

Guy Standing. Welche Explosivität steckt in der neuen Klasse des<br />

Prekariats? Wiesteht es um Europas sozialen Frieden? Welche Herausforderungen<br />

gehen mit der Idee eines Grundeinkommens einher?<br />

(D/2019)<br />

Foto: RBB<br />

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Flusskreuzfahrten 2020<br />

Die schönsten Flussreisen<br />

auf Donau, Rhein, Mosel,<br />

Saar, Elbe, Wolga u. v. m.<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE mittel<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL<br />

6 5 9<br />

4 7<br />

1 3<br />

8 7<br />

2 4 7 1<br />

6 3 2<br />

5 8 7<br />

9<br />

2 8<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />

2<br />

7<br />

5 1<br />

9<br />

6 8 4<br />

9 2<br />

6 7<br />

1 9 6<br />

5<br />

LESERREISEN<br />

INFO-MATERIALANFORDERN<br />

030–23 27 66 33<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

/leserreisen<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

vom VOM 3.2.2020<br />

2020<br />

MITTEL mittel<br />

6 9 1 4 2 3 8 7 5<br />

4 8 5 1 7 6 3 9 2<br />

7 2 3 9 5 8 1 6 4<br />

1 7 6 2 4 9 5 8 3<br />

9 5 8 3 6 1 4 2 7<br />

2 3 4 7 8 5 9 1 6<br />

8 6 9 5 3 7 2 4 1<br />

3 4 7 8 1 2 6 5 9<br />

5 1 2 6 9 4 7 3 8<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom<br />

VOM 3.<br />

3.2.2020<br />

2. 2020<br />

SCHWER schwer<br />

5 1 7 3 2 9 6 8 4<br />

8 3 6 4 1 7 5 9 2<br />

9 4 2 8 6 5 3 7 1<br />

7 2 4 9 3 6 1 5 8<br />

1 9 5 2 7 8 4 6 3<br />

3 6 8 5 4 1 7 2 9<br />

4 7 1 6 9 2 8 3 5<br />

6 8 9 1 5 3 2 4 7<br />

2 5 3 7 8 4 9 1 6<br />

RBB<br />

5.00 (für HG) Berlin erwacht –Winter 5.30<br />

Eisbär,Affe &Co. 6.20 zibb 7.20 (für HG) Brisant<br />

8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30 (für HG)<br />

Abendschau 9.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

10.30 (für HG) Rote Rosen 11.20 (für HG) Sturm<br />

der Liebe 12.10 (für HG) Hauptstadtrevier 13.00<br />

rbb24 13.10 (für HG) Verrückt nach Meer 14.00<br />

(für HG) Tiere bis unters Dach. Familienserie.<br />

Streuner 14.30 (für HG) Just Married –Hochzeiten<br />

zwei. Komödie, D2013 16.00 (für HG) rbb24<br />

16.15 (für HG) Gefragt–Gejagt 17.00 (für HG)<br />

rbb24 17.05 Eisbär,Affe &Co. 17.55 (für HG)<br />

Unser Sandmännchen 18.02 rbb UM6 18.27<br />

zibb 19.30 (für HG) Abendschau /Brandenburg<br />

aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Flussauf, flussab<br />

Die kalte Jahreszeit im Spreewald gilt<br />

unter Wassersportlernals Geheimtipp.<br />

Abseits vomTrubel der Sommermonate<br />

lassen sich Natur und Landschaft<br />

besonders gut vomBoot aus erleben.<br />

21.00 (für HG) Die rbb Reporter<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) Nuhr im Ersten<br />

Kabarettshow<br />

22.45 (für HG) Olaf macht Mut<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 (für HG) Abendshow<br />

ProSieben<br />

5.00 Mom. Sitcom 5.40 The Middle. Comedyserie<br />

6.20 (für HG) Twoand aHalf Men. Sitcom<br />

7.45 (für HG) The Big Bang Theory. Sitcom 9.10<br />

(für HG) HowIMet Your Mother.Sitcom 10.55<br />

Mike&Molly.Sitcom. Ein Paar ist kein Paar<br />

11.20 Fresh Off the Boat. Sitcom. Echte Action<br />

11.45 Last Man Standing. Comedyserie. Mein<br />

neuer Panzer 12.10 2BrokeGirls. Sitcom.<br />

Vatertag 12.40 Mom. Sitcom 13.30 (für HG) Two<br />

and aHalf Men. Sitcom 14.45 The Middle.<br />

Comedyserie 15.40 (für HG) The Big Bang Theory.<br />

Das Jerusalem-Projekt /Super Bowl für Physiker<br />

/Die Zeitmaschine 17.00 taff 18.00 Newstime<br />

18.10 (für HG) Die Simpsons. Homer,hol den<br />

Hammer raus /Krieg der Welten 19.05 Galileo<br />

20.15 Schlag den Besten<br />

Spielshow. In der neuen Folgetrifft „Mr.<br />

Unschlagbar“ Robin auf Hendrik aus<br />

Köln. Der sportbegeisterte26-Jährigeist<br />

Mitarbeiter in einerWirtschaftskanzlei und<br />

will Robins Siegesserie beenden.<br />

23.00 Joko gegen Klaas –Das Duell um die<br />

Welt<br />

1.55 ProSieben Spätnachrichten<br />

2.00 Schlag den Besten<br />

3.55 2Broke Girls<br />

4.15 Mike &Molly<br />

4.35 Last Man Standing<br />

Arte<br />

9.30 Der große Fluss vomHimalaya 11.45<br />

Rituale der Welt 12.15 Re: 12.50 Arte Journal<br />

13.05 Stadt Land Kunst 13.45 (für HG)<br />

Treibsand. Roadmovie, F2013 15.20 Das Gesetz<br />

der Löwen 16.05 (für HG) Der unsichtbare Puma<br />

16.50 (für HG) Xenius 17.20 Rituale der Welt<br />

17.50 (für HG) Stromaufwärts! 19.20 Arte<br />

Journal 19.40 Re: 20.15 Abschiedvon der<br />

Mittelschicht. Doku-Film, D2019 21.45 (für HG)<br />

Push. Doku-Film, S/CDN/GB 2019 23.15<br />

Gesprächsrunde 23.35 Wirsind die Roboter.<br />

Doku-Film, D/F/NL 2015 1.00 Arte Reportage<br />

3Sat<br />

12.10 (für HG) Gekaufter Mist 13.00 (für HG)<br />

ZIB 13.15 (für HG) Der Flug des Seeadlers<br />

14.00 (für HG) Waldrapp 14.45 (für HG) Die<br />

Rückkehr des Wiedehopfs 15.30 (für HG)<br />

Menschen im Karst 16.15 Das Salzkammergut<br />

17.00 Wilde Wasser,steile Gipfel 17.45 (für HG)<br />

Zurück zum Urwald 18.30 nano 19.00 (für HG)<br />

heute 19.20 Kulturzeit 20.00 Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Schnellermittelt: Erinnern. Kriminalfilm,<br />

A2014 21.45 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2<br />

22.25 Viva la Vulva 23.15 (für HG) Die Lust der<br />

Frauen 0.15 Der Tod–das letzte Tabu<br />

Phoenix<br />

10.45 USA-Iran Chronik einer Feindschaft 11.15<br />

Pulverfass Libyen 12.00 phoenix vorort 12.45<br />

Angst vorChina? 13.30 Handelskriege 14.00<br />

phoenix vorort 14.45 Unsere Welt in Zukunft<br />

15.15 Viren –die unsichtbare Gefahr 16.00<br />

Gegen den Hass 16.45 Das Atomwaffen-Kartell<br />

17.30 phoenix der tag 18.00 Schmerz-los 18.30<br />

(für HG) Peking –Metropole der Macht 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Peking –Metropole<br />

der Macht 21.00 Immer an der Mauer lang<br />

21.45 heute journal 22.15 Phoenix Runde<br />

23.00 phoenix der tag 0.00 Phoenix Runde<br />

Kika<br />

12.55 Mirette ermittelt 13.15 (für HG) 41/2<br />

Freunde 13.40 (für HG) Die Pfefferkörner 14.10<br />

Schloss Einstein –Erfurt 15.00 Du bist Style!<br />

15.25 Max &Maestro 16.00 Die Abenteuerdes<br />

jungen Marco Polo 16.50 Peter Pan–Neue<br />

Abenteuer 17.35 (für HG) Der kleine Prinz 18.00<br />

Shaun das Schaf 18.15 Marinette 18.40<br />

Wolkenkinder 18.47 Baumhaus 18.50 Unser<br />

Sandmännchen 19.00 (für HG) Wickie und die<br />

starken Männer 19.25 (für HG) Pur+ 19.50 (für<br />

HG) logo! 20.00 (für HG) Kika Live 20.10 Die<br />

Jungs-WG 20.35 Die Mädchen-WG<br />

Dmax<br />

6.00 Die Schatzsucher –Goldtaucher der<br />

Beringsee 6.50 Infomercial 8.50 Hardcore Pawn<br />

9.20 BaggageBattles 9.50 Infomercial 10.15<br />

House Hunters 10.45 Haus gesucht in Alaska<br />

11.15 Border Control 12.15 Steel Buddies<br />

13.15 Railroad Alaska 14.15 Die Schatzsucher<br />

–Goldrausch in Alaska 16.15 Border Control<br />

17.15 Steel Buddies 18.15 Asphalt-Cowboys<br />

19.15 A2 –Abenteuer Autobahn 20.15 Steel<br />

Buddies 22.15 Cash für Chrom 23.10 DMAX<br />

News 23.15 Outback Inferno 0.10 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrich<br />

ten 9.15 Milch –Superfood oder Gift? 10.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 10.15 Super.Markt<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />

ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.15 Die Zins-Tricks der Sparkassen<br />

20.00 Tagesschau 20.15 Hartaber fair 21.30<br />

Einsatz gegenEinsamkeit 22.00 Tagesthemen<br />

22.07 Marktcheck 22.52 Extra 23.00<br />

Tagesthemen 23.07 Tagesschau vor20Jahren<br />

23.23 Dopen bis das Herz versagt? Gefährliche<br />

Spritzen im Fußball 0.07 Umschau 0.52 Extra<br />

1.00 Nachtmagazin 1.20 7Tage... 1.50 Extra<br />

ONE<br />

6.50 Brisant 7.30 Liebe am Fjord –Abschied vo<br />

Hannah. Liebesmelodram, D2012 9.00 Brisant<br />

9.40 Bezaubernde Jeannie 10.05 Bezaubernde<br />

Jeannie 10.30 Lindenstraße 11.00 Familie Dr.<br />

Kleist 11.50 Sturmder Liebe 12.35 Sturmder<br />

Liebe 13.25 Um Himmels Willen 14.10 Frauche<br />

und die Deiwelsmilch. Krimikomödie, D2014<br />

15.40 Familie Dr.Kleist 16.30 Bezaubernde<br />

Jeannie 16.55 Bezaubernde Jeannie 17.20<br />

Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich 18.40<br />

Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15<br />

Doctor Who Classics 21.20 Doctor Who 22.05<br />

Doctor Who 22.50 Doctor Who 23.35 My Mad<br />

FatDiary 0.20 Doctor Who Classics<br />

ZDF NEO<br />

6.30 (für HG) Mit 80 Jahren um die Welt 7.15<br />

(für HG) Mit 80 Jahren um die Welt 8.00<br />

Topfgeldjäger 8.55 (für HG) Stadt, Land, Lecker<br />

9.40 (für HG) Bares für Rares 10.30 (für HG)<br />

Bares für Rares 11.25 Dinner Date 12.10 (für<br />

HG) Monk 12.50 (für HG) Monk 13.35 Psych<br />

14.15 Psych 14.55 (für HG) Monk 15.35 (für<br />

HG) Monk 16.20 Psych 17.00 Psych 17.45 (für<br />

HG) Bares für Rares 18.35 Dinner Date 19.20<br />

(für HG) Bares für Rares 20.15 (für HG) Münche<br />

Mord: Kein Mensch, kein Problem. Krimireihe,D<br />

2016 21.45 (für HG) München Mord: Wo bist Du<br />

Feigling.Krimireihe, D2016 23.15 (für HG) Die<br />

Mütter-Mafia. Komödie, D2014 0.45 Springflut<br />

ZDF INFO<br />

8.15 Damals nach der DDR 9.00 Damals nach<br />

der DDR 9.45 Damals nach der DDR 10.30<br />

Damals nach der DDR 11.15 Damals nach der<br />

DDR 12.00 Momente der Geschichte 12.45 Wa<br />

of Thrones 13.30 WarofThrones 14.15 Warof<br />

Thrones 15.00 WarofThrones 15.45 Burgen –<br />

Mythos und Wahrheit 16.30 Burgen –Mythos<br />

und Wahrheit 17.15 Burgen –Mythosund<br />

Wahrheit 18.00 Burgen –Mythosund Wahrheit<br />

18.45 ZDF-History 19.30 Das unterirdische<br />

Reich 20.15 Festungen für den Sonnenkönig<br />

21.00 Das unsichtbare Kairo 21.45 Das<br />

unsichtbare Rom 22.30 Das unsichtbare Venedi<br />

23.15 (für HG) ZDF-History 0.00 ZDF-History<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Konzert Christoph Graupner,Kantatenmit<br />

obligatem Fagott: „Jauchzet ihr Himmel,freue<br />

dich Erde“ /„Jesu mein Herrund Gott allein“ /<br />

„Kehre wieder, du abtrünnigeIsrael“ /„Ach bleib<br />

bei uns, HerrJesu Christ“ /„Wirwerden ihn<br />

sehen“, ca. 117 Min.<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musikstadt Berlin Streifzügedurch das<br />

klassische Musikleben der Hauptstadt. Mit Kai<br />

Luehrs-Kaiser,ca. 56 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Rohstoff (12/20). VonJörg Fauser /<br />

Gelesenvon Lars Eidinger,ca. 30 Min.<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Dekolonialisierteuch (1/4):<br />

Passagen der Erinnerung.Das koloniale Erbe<br />

Dänemarks in der Karibik. VonJane Tversted und<br />

Martin Zähringer,ca. 45 Min.<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Hörspiel Monsieur Bougran in Pension. Von<br />

Joris-KarlHuysmans. Ausdem Französischen von<br />

Gernot Krämer /Bearbeitung und Regie:<br />

Elisabeth Panknin, ca. 50 Min.<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Feature Nicht mit uns! Mittelamerikanische<br />

Musikerinnenwehren sich gegenden Machismo.<br />

VonErika Harzer,ca. 57 Min.<br />

MAGAZIN<br />

18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Weltzeit Goldabbau in Kolumbien: Erfolgreicher<br />

Widerstand für Wasser.Von Thomas Kruchem.<br />

Moderation: Andre Zantow, ca. 30 Min.<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Die „Neue Frau“ zwischen Flapper<br />

und kunstseidenem Mädchen: Frauen in der<br />

Zwischenkriegszeit, ca. 26 Min.<br />

19.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Zeitfragen. Wirtschaft und Umwelt Most<br />

wanted: Handwerker.Mit neuen Ideen aus der<br />

Fachkräftefalle. VonRichard A. Fuchs, ca. 55 Min<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Die französische Opernsängerin<br />

Natalie Dessay. mit Lothar Jänichen, ca. 30 Min.<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente Klezmer aus Krakau:<br />

Kroke. Mit Peter Rixen, ca. 56 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz Live Arne Jansen Trio und Orchestra Baobab<br />

Aufnahme vom23.6.2019 bei JazzBaltica,<br />

Timmendorfer Strand, ca. 55 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 – S eite 19<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Werder<br />

Union als<br />

Wegweiser<br />

Frank Hellmann<br />

sieht den Abstieg der<br />

Bremer näher rücken.<br />

Werder Bremen träumt immer<br />

mal wieder vonder Fahrtnach<br />

Berlin, die im deutschen Vereinsfußball<br />

das Finale des DFB-Pokals bedeutet.<br />

Zuletzt im Frühjahr 2019.<br />

Werder holte im Halbfinale einen<br />

0:2-Rückstand gegen den FC Bayern<br />

(2:3) auf, als eine krasse Fehlentscheidung<br />

alle Träume beendete.<br />

Zuvor hatte das Team von Florian<br />

Kohfeldt im Viertelfinale beim FC<br />

Schalke 04 (2:0) und im Achtelfinale<br />

bei Borussia Dortmund (7:5 nach<br />

Elfmeterschießen) gesiegt.<br />

Doch nun spricht vordem Achtelfinale<br />

wieder gegen Dortmund am<br />

Dienstag (20.45 Uhr/ARD) nichts<br />

mehr für Wiederholung eines solchen<br />

Coups. Im56. Bundesligajahr<br />

ist der Klassenerhalt so akut gefährdet<br />

wie im einzigen Abstiegsjahr<br />

1979/80. Jeder Schritt scheint gerade<br />

schwer zu fallen. Spötter sehen in<br />

Kohfeldts Kickern Bleifiguren, die<br />

mit dem erforderlichen Tempo überfordert<br />

sind. Das erschreckendste<br />

Beispiel gibt ein ehemaliger Dortmunder<br />

ab: Nuri Sahin ist im defensiven<br />

Mittelfeld zu einem zentralen<br />

Problem geworden. Der vom BVB-<br />

Anhang noch immer verehrte 31-<br />

Jährige gewinnt kaum mehr einen<br />

Zweikampf, kein Laufduell.<br />

Wie imWeserstadion nun Sprinter<br />

Jadon Sancho oder Urgewalt Erling<br />

Haaland aufgehalten werden<br />

sollen, ist ein Rätsel. Siewüssten, wie<br />

dramatisch die Situation in der Bundesliga<br />

sei, beteuertKohfeldt, aber er<br />

sei sicher, dass die Chancen, die das<br />

Duell mit Dortmund biete, die Risiken<br />

überwiege. Das sprichwörtliche<br />

Pfeifen im finsteren Walde. Eine<br />

blutleere Darbietung wie zuletzt<br />

würde nicht nur das Schlüsselduell<br />

gegen den 1. FC Union am Sonnabend<br />

(15.30 Uhr), sondern auch<br />

Kohfeldt belasten. Dem 37-Jährigen<br />

ist zeitweise anzumerken, wie sehr<br />

die Krise auch ihn betrifft. Aus dem<br />

Trainer des Jahres 2018 ist nach einer<br />

Umfrage im Fachmagazin Kicker der<br />

Absteiger des Jahres 2019 geworden.<br />

Kohfeldt macht sich angreifbar<br />

Dass der Fußballlehrer grundsätzlich<br />

fachliche Fähigkeiten mitbringt,<br />

bezweifelt auch abseits der Hansestadt<br />

kaum jemand, aber auch der<br />

sehr auf seine Außendarstellung bedachte<br />

und bis 2023 gebundene<br />

Coach hat sich angreifbar gemacht.<br />

Die Hansestadt spaltet sich allmählich<br />

ob dieser Causa in zwei konträre<br />

Lager. Seit Wochen funktioniert es<br />

bei Werder hinten und vorne nicht<br />

mehr. Zuletzt beim FC Augsburg<br />

(1:2) probierte der vonBaumann immer<br />

noch beharrlich geschützte<br />

Kohfeldt drei verschiedene Systeme.<br />

Vergebens.<br />

Insgesamt wirkt vieles von Seiten<br />

der sportlichen Leitung nicht mehr<br />

schlüssig: Der aus Hoffenheim geholte<br />

Hoffnungsträger Vogt ist nur in<br />

einer Dreierkette zu gebrauchen,<br />

aber für dieses System fehlen dynamische<br />

Außenbahnspieler. Und im<br />

neuen System gibt es vornezuwenig<br />

Anspielstationen.<br />

Kohfeldts Plädoyer ineigener Sache<br />

wird irgendwann nichts mehr<br />

nützen. Inzwischen hat der Trainer<br />

einen Rückzug aus freien Stücken<br />

nicht mehr völlig ausgeschlossen.<br />

Wenn er das Gefühl habe, dass die<br />

Mannschaft einen neuen Impuls<br />

brauche, sagt Kohfeldt, dann würde<br />

der Werder-Fan in ihm gewinnen.<br />

Für den Coach gilt: Zu Chancen und<br />

Risiken bewerten sie den Pokalkick<br />

oder schauen die Partie gegen die<br />

Gäste des 1. FC Union Berlin.<br />

Neues Spiel,<br />

neues Glück<br />

Esist nicht einfach, ein 0:5 zu<br />

verknusen, geschweige<br />

denn danach die Balance<br />

wiederzufinden. Egal, ob<br />

jetzt ein Pokalspiel beieinem Viertligisten<br />

folgt, zumal dort alles andere<br />

als ein möglichst unfallfreies Weiterkommen<br />

die viel größere Blamage<br />

wäre. Die Spiele um den Pott sind<br />

zwar schön, und inVerl ist die Prämie<br />

von1,4 Millionen Euro<br />

für das Erreichen des<br />

Viertelfinales wahrscheinlich<br />

leichter<br />

einzusacken als anderswo,<br />

aber wichtig<br />

in dieser Saison ist und<br />

bleibt für den 1. FC<br />

Union die Liga.<br />

Was also tun nach<br />

solch einer Vorführung<br />

wie in Dortmund?<br />

Zusammen ein<br />

Bier trinken und ein<br />

paar Bratwürste auf<br />

den Grill legen, um<br />

Zusammenhalt und<br />

Kollektivität zu demonstrieren?<br />

Dafür ist<br />

in einer Woche mit einem<br />

Pokalspiel in der<br />

Mitte keine Muße,und<br />

so etwas ist in Zeiten gesunder Ernährung<br />

der Profis zweitens wahrscheinlich<br />

längst nicht mehr zeitgemäß.<br />

Oder man stelle sich nur vor,<br />

Christopher Trimmel und seine Mitspieler<br />

würden barfuß über glühende<br />

Kohlen laufen, um sich dann<br />

schreiend auf die Brust zu schlagen,<br />

was man doch für echte Kerle und<br />

kraftstrotzende Mannsbilder in seinen<br />

Reihen habe und der Gegner<br />

fortan die Punkte bitte unaufgefordert<br />

in die Alte Försterei schicken<br />

möge.Dafür sind die Eisernen, allen<br />

voranTrainer UrsFischer,zugeerdet.<br />

Wie also umgehen mit dieser<br />

Handvoll? Schließlich ist diese Klatsche<br />

die höchste,die die Eisernen in<br />

ihrer noch ultrakurzen Bundesligahistorie<br />

übergebraten bekamen.<br />

Fünf Gegentore haben sie mindestens<br />

alle mal bekommen, die meisten<br />

deutlich mehr und auch des Öfteren.<br />

Schalke hat es mal mit 0:11 erwischt<br />

und Dortmund mit 0:12, nur<br />

gilt deren Dutzend einst in Mön-<br />

„Erstrebenswert<br />

ist es<br />

nicht, aber<br />

man kann<br />

gegen solche<br />

Stars durchaus<br />

mal<br />

untergehen.“<br />

chengladbach noch immer als so etwas<br />

wie ein abgekartetes Spiel, weil<br />

die Fohlen noch hätten Meister werden<br />

können, es dann aber doch nicht<br />

wurden. Na gut, sie alle sind viele<br />

Jahre länger in der Bundesliga und<br />

hatten somit ausreichend Gelegenheit,<br />

für das eine oder andere Spiel<br />

eine Schießbude zu sein. Die Zauberworte<br />

heißen: neues Spiel, neues<br />

Glück. Also: zur Jagd<br />

blasen auf den nächsten<br />

Sieg. Habt Bock auf<br />

einen Dreier schon im<br />

kommenden Spiel!<br />

Wieoft habe ich im<br />

Training erlebt, dass<br />

eine Mannschaft im<br />

Abschlussspielchen<br />

überlegen war und die<br />

andere keinen Schimmer<br />

sah. Als hier alles<br />

und dort nichts mehr<br />

ging und der Ausgang<br />

zweistellig zu werden<br />

drohte oder schon<br />

war, pfiff der Trainer<br />

ab, rief „Es steht 0:0!“<br />

und pfiff ein neues<br />

Spiel an. Nicht selten<br />

purzelten die Tore auf<br />

der anderen Seite.<br />

Natürlich sprechen wir in der<br />

Bundesliga nicht vom Training und<br />

nicht voneinem Freizeitkick, spielen<br />

bei den Gegnern der Eisernen in<br />

manchen Partien doch französische<br />

Welt- und/oder deutsche Ex-Weltmeister<br />

mit. In Dortmund zum Beispiel<br />

standen mit Mats Hummels ein<br />

Rio-Triumphator,mit Raphael Guerreiro<br />

ein portugiesischer Europameister,<br />

mit Axel Witsel ein belgischer<br />

WM-Dritter und mit Erling<br />

Braut Haaland aus Norwegen der<br />

vielleicht interessanteste Jung-<br />

Spund Europas auf dem Platz. Man<br />

kann gegen solche Stars durchaus<br />

mal untergehen.<br />

Selbst wenn die Eisernen morgen<br />

–bei allem Klassenunterschied, aber<br />

Respekt muss vorjedem Gegner sein<br />

–Verl vor der Brust haben, für mich<br />

zählt vor allem der Trip am Sonnabend<br />

an die Weser. Dort, gegen<br />

Werder Bremen zählen nur die Zauberworte<br />

vom neuen Spiel und dem<br />

neuen Glück.<br />

Der Weisheit letzter Schuss<br />

VonMichael Jahn<br />

In den vergangenen Tagen<br />

musste ich an Trainer Lucien<br />

Favre denken. Das klingt erst<br />

einmal seltsam, hat aber seinen<br />

triftigen Grund. Jürgen Klinsmann<br />

dreht gerade Hertha BSC auf<br />

links und verantwortet die heftigste<br />

personelle Rochade,<br />

seitdem ich über Hertha<br />

berichte, also seit<br />

30 Jahren! Als der<br />

Schweizer Favre 2007<br />

nach Berlin kam, sagte<br />

er mir, dass sich kein<br />

Profi sicher sein kann,<br />

seinen Stammplatz zu<br />

behalten. Er werde alles<br />

hinterfragen. Klinsmann<br />

lässt grüßen!<br />

UndFavreerzählte damals,<br />

dass er einst<br />

beim Schweizer Erstligisten<br />

Yverdon Sports<br />

14 von18Spielernausgetauscht<br />

habe. Mir<br />

schwante, was auch<br />

auf Hertha zukommen<br />

könnte.<br />

Die Struktur der<br />

Zwei <strong>Berliner</strong> Teams in der Bundesliga,<br />

zwei Kenner des <strong>Berliner</strong> Fußballs:<br />

Michael Jahn und Andreas Baingogeben jede<br />

Woche ihre Expertise ab.<br />

Andreas Baingofür den 1. FC Union, seine<br />

Eisernen, für die er selbst früher am Ball war.<br />

UndMichael Jahn für Hertha BSC, seine<br />

Hertha, die er seit mehr als zwei Jahrzehnten<br />

als Reporter begleitet. In dieser Woche setzt<br />

sich der eine mit der Verarbeitung einer<br />

herben Niederlage, der andere mit einem<br />

Talent und dem Glück eines Kaufrauschs<br />

Neuer Druck,<br />

neue Chance<br />

„Arne Maier<br />

muss sich der<br />

Konkurrenz<br />

stellen. Klinsmann<br />

wird<br />

ihm Gelegenheit<br />

dafür<br />

geben.“<br />

auseinander.<br />

ISTOCKPHOTO<br />

Mannschaft änderte<br />

sich, Manager Michael Preetz zahlte<br />

2007/08 rund 17 Millionen Euro insgesamt<br />

an Ablöse.Das sind aber Peanuts<br />

gegenüber dem Geld, dass<br />

Preetz vorige Woche bewegte. Für<br />

das Trio Lucas Tousart, Krzysztof Piatek<br />

und Matheus Cunha überweist<br />

Hertha rund 65 Millionen Euro.<br />

Ob es die Wucht der Summen ist<br />

oder die Vita der Zugänge oder beides<br />

–auf jeden Fall versetzte die Konkurrenz<br />

einige Hertha-Profis in Aufregung,<br />

die plötzlich aus Berlin fliehen<br />

wollten. Dortlebten sie lange in<br />

einer Komfortzone, ineinem Mittelklasseverein<br />

der Liga, in dem die interne<br />

Konkurrenz überschaubar war.<br />

Dass Davie Selke nach Bremen<br />

ging, kann ich nachvollziehen angesichts<br />

der Aufrüstung der Offensive,<br />

aber wie sich Arne Maier, 21, als<br />

größtes Hertha-Talent der letzten<br />

Jahre gepriesen, verhalten hat, hat<br />

mich verwundert und geärgert. Er<br />

setzte Manager Preetz die Pistole auf<br />

die Brust, sprach auch vonmangelnder<br />

Wertschätzung und wollte sofort<br />

den Verein verlassen. Er sah keine<br />

Perspektivemehr im Mittelfeld. Dass<br />

er oder vielleicht sein Berater seine<br />

Forderungen sehr drastisch öffentlich<br />

machte, stieß auch beim Gros<br />

der Fans auf Kritik.<br />

Maier ist im Profibereich ein großes<br />

Versprechen geblieben. Wegen<br />

vieler Verletzungen<br />

brachte er es seit Mai<br />

2017 nur auf 44 Erstligaspiele.<br />

Seine Bilanz:<br />

0Tore und ein Assist.<br />

Maier wird offenbar<br />

schlecht beraten.<br />

Seine Chance, eine<br />

gute Rolle zu spielen,<br />

ist groß. Im Mittelfeld<br />

wird sich im Sommer<br />

viel ändern. Musterprofi<br />

Per Skjelbred<br />

dürfte nach Norwegen<br />

zurückkehren, die<br />

Leihe von Marko Grujic<br />

vom FC Liverpool<br />

endet,Vladimir Darida<br />

gilt als Wechselkandidat.<br />

Bleibt der Franzose<br />

Tousart, der 24-<br />

Millionen-Mann, der<br />

aus Lyon kommen<br />

wird und Santiago Ascacibar, der<br />

schon jetzt eine giftige Nummer<br />

Sechsabgibt. UndMaier! ZumGlück<br />

hat Michael Preetz den Mann aus<br />

Ludwigsfelde nicht ziehen lassen.<br />

Der muss sich nun der Konkurrenz<br />

stellen. Klinsmann wird ihm Gelegenheit<br />

dafür geben. Beim 0:0 gegen<br />

Schalke durfte er 30 Minuten ran.<br />

Viele Hertha-Spieler,geradeauch<br />

die Jüngeren, müssen die radikale<br />

Wende in der Personalpolitik nach<br />

den Millionen von Investor Lars<br />

Windhorst erst verinnerlichen. Keiner<br />

kann sich seines Platzes sicher<br />

sein. Pal Dardai, der sich als Trainer<br />

einst so viel Geld für Transfers gewünscht<br />

hätte, sprach stets von seiner<br />

„kleinen, aber fleißigen Mannschaft“.<br />

Nun denkt Hertha größer<br />

und hat die Vision, schnell ein internationales<br />

Fußball-Schwergewicht<br />

zu werden. Die Krux ist: Noch steht<br />

man mitten im Abstiegskampf und<br />

sollte die aggressive Einkaufspolitik<br />

schiefgehen, ist die Fallhöhe enorm.<br />

Hoffen<br />

auf den<br />

Effekt<br />

Hertha-Stürmer Piatek soll<br />

Team gegenSchalke anführen<br />

VonSebastian Schmitt<br />

Krzysztof Piatek saß auf dem Podium<br />

und lauschte mit weit aufgerissen<br />

Augen den Ausführungen<br />

von Jürgen Klinsmann und Michael<br />

Preetz. Dabei bewies Herthas neuer<br />

Hoffnungsträger Humor. Auf die<br />

Frage, was seinem neuen Cheftrainer<br />

und seinem neuen Manager an<br />

seiner Spielweise besonders gefällt,<br />

grätschte der Pole dazwischen und<br />

sagte: „Alles“.<br />

Dabei hätte er das Wort nicht ergreifen<br />

müssen. Klinsmann und<br />

Preetz gaben sich keine Mühe, mit<br />

den immensen Hoffnungen, die sie<br />

mit dem für 23 Millionen Euro vom<br />

AC Mailand verpflichteten Stürmer<br />

verbinden, hinter dem Berg zu halten.<br />

Häufig habe Hertha in der Vergangenheit<br />

Spieler „mit größerem<br />

Entwicklungspotenzial als vielleicht<br />

schon aktueller Qualität verpflichtet“,<br />

erklärte Preetz. „Bei Kris ist das<br />

anders.Erist ein Spieler,der ein klassischer<br />

Torjäger ist, lebt und arbeitet,<br />

um Tore zu schießen. Er wird die<br />

Bundesliga beleben“, kündigte der<br />

Manager an. Klinsmann stand dem<br />

in Nichts nach, forderte,„dass es sein<br />

Ziel sein muss,einer der besten Stürmer<br />

der Welt zu werden“.<br />

DenGegner grillen<br />

KeinWunder also,dass Piatek für das<br />

Pokal-Achtelfinale am Dienstagabend<br />

auf Schalke (20.45 Uhr) eine<br />

Startelfgarantie und einen klaren<br />

Auftrag bekommt. „Ich will, dass er<br />

die jüngeren Spieler anführt, ihnen<br />

vormacht, wie man den Gegner<br />

grillt“, erklärte Klinsmann. Piateks<br />

Einstellung stimme bereits, erlebe<br />

jeden Tagvor,„wie hartman arbeiten<br />

muss,umein Spieler seiner Klasse zu<br />

werden. Warum ist ein Messi ein<br />

Messi, warumist ein Ronaldo ein Ronaldo?<br />

Weil sie mehr arbeiten“, sagte<br />

Klinsmann.<br />

Piatek, der sich an seinem Nationalmannschaftskollegen<br />

Robert Lewandowski<br />

orientiert und in 55 Serie-A-Spielen<br />

26 Tore schoss, schien<br />

sich durch die Vorschusslorbeeren<br />

weder geschmeichelt noch unter<br />

Druck gesetzt. Er sei gut in Form,<br />

habe in Mailand bis zuletzt Spielpraxis<br />

gesammelt und sei zur Hertha gewechselt<br />

„um hier Champions<br />

League zu spielen“.<br />

Bevor die Königsklasse ruft, soll<br />

Piatek nach seiner vielversprechenden,<br />

aber torlosen 30-minütigen<br />

Premiere beim ersten Duell mit<br />

Schalke (0:0) vor vier Tagen, nun im<br />

Pokal Herthas harmloses Angriffsspiel<br />

beleben. „Für uns ist es wichtig,<br />

ihn ins Spiel zu bringen, um mehr<br />

Druck zu entwickeln und mehr<br />

Chancen herauszuspielen“, erklärte<br />

Klinsmann, der mehr Offensivdrang<br />

in Aussicht stellte, aber von „einem<br />

Fight“ sprach, der „gerne ein bisschen<br />

eklig werden kann“. Vielleicht<br />

ließ er auch deswegen am Montag<br />

noch Elfmeterschießen üben.<br />

Übt den Torjubel für das Pokalspiel auf<br />

Schalke: Krzysztof Piatek.<br />

CITY-PRESS


20 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Bötticher<br />

hat<br />

Bock<br />

Der Chemnitzer will bei der<br />

Bahnrad-WM überzeugen<br />

VonPeter Kirnich<br />

Stefan Bötticher betrachtet Stefan<br />

Bötticher. Der eine trägt lange<br />

Hose und Hemd, der andereist in Arbeitskluft<br />

auf einem Foto zu sehen:<br />

im schwarz-rot-goldenen Trikot und<br />

Seite an Seite radelnd mit dem Australier<br />

Matthew Glaetzer, seines Zeichens<br />

Weltmeister im Bahnradsprint<br />

von2018.<br />

Ende Februar werden sich beide<br />

möglicherweise erneut duellieren.<br />

Dann im <strong>Berliner</strong> Velodrom. Denn<br />

vom 26. Februar bis 1. März wird<br />

zum ersten Malseit 21 Jahren wieder<br />

eine Weltmeisterschaft im Bahnradsportinder<br />

Hauptstadt ausgetragen,<br />

für die jenes Plakat mit Bötticher und<br />

Glaetzer wirbt. Nach der Europameisterschaft<br />

2017, dem Weltcup<br />

2018 und der Deutschen Meisterschaft<br />

im Vorjahr ist die WM das<br />

vierte Radsport-Highlight im <strong>Berliner</strong><br />

Velodrom in den vergangenen<br />

Jahren, lobt der Präsident des Bundes<br />

deutscher Radfahrer (BDR), Rudolf<br />

Scharping. Zur WMindiesem<br />

Jahr werden Radsportler aus 40 Ländernerwartet.<br />

Die letzte Chance<br />

Die Chancen der deutschen Bahnradsport-Elite<br />

sind schwer einzuschätzen.<br />

Zu groß war die Dominanz<br />

vor allem der Niederländer in den<br />

vergangenen Jahren. Doch zu dem<br />

erweiterten WM-Kader,den der BDR<br />

am Montag präsentierte, gehören<br />

mit Theo Reinhard und Roger Kluge<br />

die amtierenden Weltmeister im<br />

Zweiermannschaftsfahren (Madison),<br />

ebenso medaillendekorierte<br />

Athleten wie der olympische Bronzemedaillengewinner<br />

Maximilian Levy<br />

und die vierfache Weltmeisterin Lisa<br />

Brennauer sowie die aufstrebende<br />

Jugendfraktion im Frauensprint mit<br />

Lea Sophie Friedrich, Pauline Grabosch<br />

und Emma Hinze. Auch Stefan<br />

Bötticher schaffte den Sprung in<br />

das erweiterte Aufgebot. Er könnte<br />

im Velodrom gleich in drei Disziplinen<br />

an den Startgehen, im Sprint, im<br />

Teamsprint und im Keirin.<br />

Peilt die Qualifikation für Olympia an:<br />

Stefan Bötticher.<br />

IMAGO IMAGES/HILSE<br />

Der 28-Jährige war 2013 Weltmeister<br />

im Sprint und Teamsprint<br />

sowie 2018 Dritter der Europameisterschaft<br />

geworden. Dazwischen<br />

aber lagen schwierige Jahre mit gesundheitlichen<br />

Problemen. „Das ist<br />

zum Glück längst vorbei, ich fühle<br />

mich wieder sehr gut in Form und<br />

möchte mit um die Medaillen sprinten“,<br />

sagt er.Ein bisschen sei es sogar<br />

so wie 2013, „aber damals war ich<br />

viel unbekümmerter als heute“.<br />

In diesem Jahr geht es in Berlin<br />

nicht nur um WM-Medaillen, sondernauch<br />

darum, die letzten wichtigen<br />

Qualifikationspunkte für einen<br />

Startplatz bei den Olympischen<br />

Spielen in Tokio zu holen. „Ich bin<br />

jetzt 28 und es ist vielleicht die letzte<br />

Chance für mich, bei Olympia dabei<br />

zu sein“, sagt er. Das erhöhe den<br />

Druck. Der Fokus in Berlin liege auf<br />

dem Teamsprint. Die deutschen<br />

Sprinter wollen mit einem guten Abschneiden<br />

möglichst viele Startplätzefür<br />

Tokio sichern. Da ist es von<br />

Vorteil, wenn man die Bahn besser<br />

kennt als die Konkurrenz.<br />

Der Wertvollste<br />

Indem er Kansas zum Super Bowl führt, beweist Quarterback Patrick Mahomes seine Abgebrühtheit<br />

VonSebastian Moll<br />

Wenn ein junger Sportler<br />

im wichtigsten Augenblick<br />

seiner bisherigen<br />

Karriere unter<br />

Druck gerät, dann gibt es zwei mögliche<br />

Rektionen: Er zerbricht daran<br />

oder er wächst über sich hinaus.Für<br />

Patrick Mahomes gelten jedoch<br />

keine herkömmlichen Gesetze des<br />

Sports.Der erst 24 Jahrealte Quarterback<br />

der Kansas City Chiefs braucht<br />

den Druck, um überhaupt erst auf<br />

Touren zu kommen.<br />

So wartete Mahomes im Finale<br />

um den Super Bowl am Sonntagabend,<br />

bis sein Team im letzten Viertel<br />

mit zehn Punkten zurücklag, um<br />

sein überragendes Talent aufblitzen<br />

zu lassen. Erst dann feuerte er eine<br />

Serieseiner berüchtigten Präzisionspässe<br />

ab,umletztlich souverän seine<br />

Mannschaft zu einem 31:20-Sieg<br />

über die SanFrancisco 49ers zu führenund<br />

den erste Super Bowl seit 50<br />

Jahren nach Kansas City zu holen.<br />

Es war eine Demonstration beinahe<br />

unheimlicher Abgebrühtheit<br />

durch Mahomes, die ein Spieler in<br />

seiner dritten Profi-Saison auf so<br />

großer Bühne eigentlich nicht besitzen<br />

dürfte. So nahm er am Ende<br />

nicht nur verdient den Pokal und die<br />

Auszeichnung als wertvollster Spieler<br />

des Super Bowl mit in die Hauptstadt<br />

von Missouri, sondern auch<br />

den Rekord, als jüngster Spieler aller<br />

Zeiten beide erstritten zu haben.<br />

Comebacks in Serie<br />

Nur noch sieben Minuten waren im<br />

Hard Rock Stadium von Miami zu<br />

spielen, als Mahomes, nachdem die<br />

Verteidigung von San Francisco ihn<br />

über lange Strecken in Bedrängnis<br />

gebracht hatte, aus der Hüfte einen<br />

Traumpass über 44 Yards anseinen<br />

Wide Receiver Tyreek Hill abschoss.<br />

Es war, wie Mahomes nach dem<br />

Spiel selbst zugab, der Wendepunkt<br />

einer Partie,inder es für Kansas City<br />

lange nicht besonders gut aussah.<br />

Doch plötzlich fanden die Chiefs<br />

ihren Rhythmus, plötzlich konnte<br />

nichts mehr misslingen. Jeder Pass<br />

saß, jeder Run gelang. Drei Drives<br />

hintereinander führten zum Touchdown,<br />

San Francisco kam nicht<br />

mehr in die Endzone der Chiefs.<br />

Derartige Comebacks können<br />

nach demTitelgewinn als der Stil von<br />

Mahomes und seiner Chiefs bezeichnet<br />

werden. Im ersten Play-off-<br />

Spiel gegen Houston lag Kansas City<br />

0:23 zurück, um dann mit 51:31 zu<br />

gewinnen. Im Finale um die AFC-<br />

Patrick Mahomes<br />

hatte nach demSuper<br />

Bowl jede Menge<br />

Grund zu feiern.Dank<br />

einer brillantenTaktik<br />

überrumpelteerdie<br />

49ers. GETTY<br />

Werners Warnung<br />

Meisterschaft war Kansas City mit<br />

7:17 im Hintertreffen, bevor Mahomes<br />

aufdrehte und seine Mannschaft<br />

zum 35:21-Sieg führte. Eine<br />

wirkliche Erklärung für diese Spielweise<br />

hat Mahomes nicht. „Wir hörenniemals<br />

auf, an uns zu glauben“,<br />

war das einzige, was ihm nach seinem<br />

Super-Bowl-Sieg dazu einfiel.<br />

Das ist gewiss nicht verkehrt.<br />

Aber es hat sicher auch mit jener ungewöhnlichen<br />

Abgeklärtheit zu tun,<br />

die der junge Quarterback, der nun<br />

als neuer Superstar der Liga gilt, mitbringt.<br />

Mit stoischer Ruhe analysierte<br />

er im Endspiel, wie ihm die Abwehr<br />

von San Francisco zu Leibe<br />

rückte.Und als er seine Strategie dagegen<br />

entwickelt hatte, exekutierte<br />

er sie eiskalt und gnadenlos.<br />

In Kansas City wurde in der Nacht<br />

zum Montag umso heißblütiger der<br />

Erfolg gefeiert, welchen der gebürtige<br />

Texaner Mahomes der Stadt beschert<br />

hat. Seit 1970 hatte Kansas<br />

City keinen Titel mehr gewonnen –<br />

eine der längsten Durststrecken im<br />

amerikanischen Sport nach dem<br />

Fluch des Bambino, der die Boston<br />

Red Sox 86 Jahre aneinem Baseball-<br />

Titel gehindert hatte, und dem<br />

Fluch, der Chicago 75 Jahre von der<br />

World Series ferngehalten hatte.<br />

Eine neue Ära<br />

Doch Mahomesläutete nicht nur für<br />

Kansas City eine neue Äraein. Schon<br />

vor dem Finale der Super Bowl<br />

wurde Mahomes’ Aufstieg als Beginn<br />

der Ärader dunkelhäutigen Quarterbacks<br />

in der NFL gefeiert. Es gab sicher<br />

auf der wichtigsten Position im<br />

Football-Sport schon vorher afroamerikanische<br />

Spieler. Doch die<br />

Lichtgestalten in dieser Rolle, Männer<br />

wie Tom Brady und Peyton<br />

Manning, waren stets hellhäutig.<br />

Mahomes hingegen ist der Anführer<br />

einer ganzen Generation dunkelhäutiger<br />

Quarterbacks. Mit DashaunWatson,<br />

Kyler Murray, Russell<br />

Wilson und Dak Prescott drängte in<br />

diesem Jahr eine ganze Riege in das<br />

Rampenlicht. Für den tendenziell reaktionären<br />

Football mit einem überwiegend<br />

weißen Publikum eine geradezu<br />

revolutionäreEntwicklung.<br />

Mahomes hat jedoch spätestens<br />

mit seinem Super-Bowl-Auftritt<br />

auch den letzten Skeptikern gezeigt,<br />

dass afroamerikanischen Spielern<br />

die Führungsrolle auf dem Platz<br />

ebenso zuzutrauen ist wie allen anderen<br />

Kollegen. Nureine Bitte hätten<br />

sein Trainer und seine Fans in der<br />

Zukunft: Es vielleicht nicht jedes Mal<br />

ganz so eng werden zu lassen.<br />

Für RB Leipzig startet mit dem Pokal-Achtelfinale bei Eintracht Frankfurt eine wegweisende Woche<br />

Auf einen erneuten Besuch beim<br />

Star-Barbier werden die Spieler<br />

vonRBLeipzig verzichten. Derletzte<br />

Termin zum Haareschneiden liegt<br />

nur etwas mehr als eine Woche zurück,<br />

außerdem kann beim Herbstmeister<br />

derzeit niemand weiteren<br />

Ärger gebrauchen. Die „Friseur-Affäre“<br />

vonFrankfurt, der zwei sieglose<br />

Spiele und der Verlust der Tabellenführung<br />

in der Bundesliga folgten,<br />

hat für ungewohnte Unruhe gesorgt.<br />

Wenn Leipzig im Achtelfinale des<br />

DFB-Pokals am Dienstag (18.30<br />

Uhr/Sky und Sport1) wieder bei der<br />

Frankfurter Eintracht zu Gast ist,<br />

wollen es die Sachsen besser machen<br />

als beim 0:2 im Aufeinandertreffen<br />

Ende Januar −und die sportliche<br />

Lage auch mit Blick auf das Titelrennen<br />

der Bundesliga entspannen.<br />

„Der Friseur kommt, glaube ich,<br />

nicht“, sagte Trainer Julian Nagelsmann<br />

am Montag scherzend. Auch<br />

auf dem Rasen soll sein Team anders<br />

auftreten als zuletzt. Seit der Winterpause<br />

leistete sich RB in jedem Spiel<br />

eine schwache Halbzeit, immer geriet<br />

Leipzig in Rückstand. „Das Ziel<br />

ist es, die bessere Mannschaft zu<br />

IMAGES/LYONS<br />

„Der da muss ins Tor“: Leipzig-Stürmer Timo Werner weiß, worauf es ankommt. DPA/WOITAS<br />

sein“, sagte Nagelsmann: „Das Ergebnis,<br />

aber auch die Art und Weise<br />

ist wichtig.“<br />

EinAnspornist der Erfolg derVorsaison.<br />

Im Mai2019, rund zehn Jahre<br />

nach der Vereinsgründung, stand RB<br />

erstmals im Pokalfinale. „Die Jungs<br />

und der ganze Klub hatten ein tolles<br />

Erlebnis in Berlin“, sagte Nagelsmann:<br />

„Wir würden da gerne wieder<br />

hin.“<br />

Dennoch kommt das Duell in<br />

Frankfurt eigentlich zur Unzeit. Am<br />

Wochenende steht inder Liga das<br />

Gipfeltreffen beim neuen Spitzenreiter<br />

Bayern München an. Verliert RB,<br />

wächst der Rückstand auf den Rekordmeister<br />

auf vier Punkte. Ganz<br />

isoliert, sagte Nagelsmann, könne<br />

man das Spiel bei der Eintracht nicht<br />

betrachten. Nur ein Punkt aus zwei<br />

Spielen in der Liga, dazu vier Gegen-<br />

tore: Leipzig reist mit Druck zu den<br />

formstarken Münchnern. „Wir wärenlieber<br />

zu den Bayern gefahren im<br />

Bewusstsein, dass wir uns einen<br />

möglichen Punktverlust erlauben<br />

können. Doch um den Luxus haben<br />

wir uns mit der schwachen Leistung<br />

gegen Frankfurt gebracht“, sagte<br />

Stürmer Timo Werner dem kicker.<br />

Die Kräfteverhältnisse sind für<br />

ihn vordem Top-Spiel in der Liga dabei<br />

klar verteilt.„Wir sollten nicht die<br />

Arroganz besitzen, uns als Favorit<br />

einzustufen und zu glauben, dass die<br />

Bayern voruns Angst haben.Wirwissen<br />

uns im Vergleich zu Bayern und<br />

Dortmund schon ganz gut einzuschätzen“,<br />

sagte Werner.<br />

Einer, der die mögliche Meisterschaft<br />

mit RB verpassen würde,aber<br />

auch am Dienstag nur Zuschauen<br />

darf, ist Stefan Ilsanker. Der Frankfurter<br />

Zugang ist gegen seinen ehemaligen<br />

Klub nicht spielberechtigt.<br />

Der Eintracht kann der Österreicher<br />

nur als Informant helfen. „Ilse darf<br />

gerne etwas erzählen. Ich sehe aber<br />

keine extrem große Gefahr, dass er<br />

alles verraten kann“, sagte Nagelsmann.<br />

(sid)<br />

NACHRICHTEN<br />

HSV gewinnt in Bochum,<br />

Würzburg mit Kantersieg<br />

FUSSBALL. Im Montagsspiel der<br />

Zweiten Liga gewann der Hamburger<br />

SV 3:1 (0:0) beim VfL Bochum,<br />

verbesserte sich auf Tabellenplatz<br />

zwei. DerVfL belegt weiterhin Relegationsrang<br />

16. Zoller (65.) brachte<br />

Bochum in Führung, Leibold (68.,<br />

Pohjanpalo (73.) und Kittel (87.)<br />

drehten für den HSV das Spiel.<br />

3. Liga: DerTabellen-Vorletzte SG<br />

Sonnenhof Großaspach unterlag<br />

den zuvor auf Rang 15 platzierten<br />

Würzburger Kickers 0:6 (0:2).<br />

Bericht rückt Fuglsang in<br />

Nähe von Dopingarzt<br />

RADSPORT. Lance Armstrongs skandalumwitterter<br />

früherer Arzt Michele<br />

Ferrariist angeblich weiter aktiv.Der<br />

Italiener,Spitzname„Dottore<br />

Epo“, soll Beziehungen zum Astana-<br />

Team unterhalten und 2019 Top-<br />

Fahrer Jakob Fuglsang (Dänemark)<br />

betreut haben. Dassoll ein vertraulicher,24Seiten<br />

umfassender Bericht<br />

der unabhängigen Anti-Doping-<br />

Kommission CADF belegen.<br />

China stoppt wegen Virus<br />

Anti-Doping-Kontrollen<br />

ALLGEMEIN. Wegen des Coronavirus’<br />

setzte Chinas Anti-Doping-<br />

Agentur sechs Monate vorOlympia<br />

in Tokio ihreKontrollen bis auf Weiteres<br />

aus.Darüber informierte die<br />

Internationale Kontrollagentur ITA<br />

in Lausanne.Essei „eine Vorsichtsmaßnahme,umSportler<br />

und Kontrolleurenicht<br />

zu gefährden“.<br />

Kölner Haie trennen sich<br />

von Sportchef Mahon<br />

EISHOCKEY. Nach dem Vereins-Negativrekordvon<br />

13 verlorenen DEL-<br />

Spielen in Serietrennten sich die<br />

Kölner Haie vonSportchef Mark Mahon.<br />

Coach Mike Stewartdarfbleiben.<br />

Haie-Geschäftsführer Philipp<br />

Walter:„Er ist der richtige Trainer für<br />

uns.“ Demachtmaligen deutschen<br />

Meister Köln droht erstmals seit fünf<br />

Jahren das Verpassen der Play-offs.<br />

Karlsruher SC entlässt<br />

Trainer Schwartz<br />

FUSSBALL. Nach vier Niederlagen in<br />

Folge trennte sich der Zweitliga-Vorletzte<br />

Karlsruher SC vonTrainer Alois<br />

Schwartz. Auch Assistenztrainer Dimitrios<br />

Moutas muss gehen. „Bis auf<br />

Weiteres“ übernimmt Christian<br />

Eichner,der ebenfalls bereits zum<br />

Stab des KSC gehörte,den Posten.<br />

Lewandowski ist schon<br />

wieder Polens Bester<br />

FUSSBALL. RobertLewandowski arbeitet<br />

in seiner polnischen Heimat<br />

weiter an seinem Legenden-Status.<br />

DerTorjäger vonBayernMünchen<br />

gewann zum achten Malbei der<br />

Wahl zum Fußballer des Jahres.<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

DFB-Pokal, Achtelfinale<br />

Eintracht Frankfurt-RBLeipzig Di., 18.30 Uhr<br />

1. FC K’lautern-Fort. Düsseldorf Di., 18.30 Uhr<br />

FC Schalke04-Hertha BSC Di., 20.45 Uhr<br />

Werder Bremen -Bor.Dortmund Di., 20.45 Uhr<br />

BayerLeverkusen -VfB Stuttgart Mi., 18.30 Uhr<br />

SC Verl -1.FCUnion<br />

Mi., 18.30 Uhr<br />

FC Bayern -TSG Hoffenheim Mi., 20.45 Uhr<br />

1. FC Saarbrücken -Karlsruher SC Mi., 20.45 Uhr<br />

Tennis<br />

ATP-Turnier in Pune/Indien<br />

1. Runde: Cedrik-Marcel Stebe (Vaihingen) -Ivo<br />

Karlovic (Kroatien) 6:3, 6:4; Yuichi Sugita (Japan/5)<br />

-Thomas Fabbiano (Italien) 6:3, 6:0; ViktorTroicki<br />

(Serbien) -Sumit Nagal (Indien) 6:2, 6:7<br />

(4:7), 6:1


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 21<br />

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Sport<br />

Zurückgehen, um weit nach vorn zu kommen<br />

Alba spielt diese WocheinMailand und gegen Madrid, gegen europäische Topteams.Für die <strong>Berliner</strong> geht es zunächst darum, dauerhaft zur Euroleague zu gehören<br />

VonChristian Kattner<br />

Bei Alba Berlins Spielplan in<br />

dieser Woche könnte<br />

durchaus Andreas Möller<br />

seine Finger im Spiel gehabt<br />

haben. „Mailand oder Madrid −<br />

Hauptsache Italien“, soll der Fußball-Weltmeister<br />

von 1990 einst auf<br />

die Frage, wo er denn in Zukunft<br />

spiele, geantwortet haben. Für die<br />

<strong>Berliner</strong> jedenfalls heißt es in dieser<br />

Mailand und Madrid, wenn es um<br />

die Namen der Gegner geht. Am<br />

Montag ging es für den Basketball-<br />

Bundesligisten aus Hamburg nach<br />

Mailand, wo am Dienstag (20.45<br />

Uhr) gespielt wird. Eine Reise nach<br />

Madrid hingegen wird esnicht geben.<br />

Das Team aus der spanischen<br />

Hauptstadt wirdamDonnerstag um<br />

20 Uhr inder Arena am Ostbahnhof<br />

erwartet. Und sobleibt es in dieser<br />

Woche bei Italien, was auch Marco<br />

Baldi begrüßt. „Es ist ja nicht so,dass<br />

Spanien nicht auch schön ist, aber<br />

ich habe natürlich eine richtige Beziehung<br />

zu Italien“, sagt Albas Geschäftsführer.<br />

Im schnellen Takt<br />

Draufsicht: Albas Center LandryNnokokämpft gegen den Mailänder Arturas Gudaitis untermKorb.<br />

Schließlich liegen seine familiären<br />

Wurzeln in Italien. Dortallerdings in<br />

der Toskana, weshalb er Mailand<br />

auch gar nicht so gut kenne.Viel Zeit<br />

für Sightseeing wird aber auch diesmal<br />

nicht bleiben. Montag Anreise,<br />

Dienstag Spiel, Mittwoch Abreise,<br />

Donnerstag Spiel. Noch bis zum 10.<br />

Aprilund dem letzten von34Saisonspielen<br />

in der Euroleague wird sich<br />

an dieser engen Taktung und der hohen<br />

Belastung für die Spieler von<br />

Alba Berlin nichts ändern. Es sei<br />

denn, sie erreichen noch die Playoffs.<br />

Das ist theoretisch machbar, entspricht<br />

aber weder der Zielsetzung<br />

des Klubs, noch der bisherigen Leistungsfähigkeit<br />

des Teams gegenüber<br />

der starken Konkurrenz. „Wenn es<br />

ideal gelaufen wäre, könnten wir<br />

schon weiter sein, als wir sind“, sagt<br />

Baldi mit Blick auf sieben Siege aus<br />

22 Spielen, „an den Punkten, wo wir<br />

bestimmte Entwicklungsstadien<br />

hätten durchlaufen können, haben<br />

wir nur improvisiert.“<br />

VieleVerletzungen vonLeistungsträgern<br />

oder denen, die als solche<br />

aufgebaut werden sollten, warfen<br />

das Team immer wieder zurück.<br />

„Was die reine Entwicklung hinsichtlich<br />

Erfahrung, Abgebrühtheit und<br />

den Umgang mit bestimmten Situationen<br />

angeht, sind wir eine lange<br />

Zeit nicht hingekommen, weil die<br />

Trainer immer Löcher stopfen mussten“,<br />

sagt Baldi. DerGeschäftsführer<br />

meint damit Spiele wie etwa die Ein-<br />

Punkt-Niederlage nach doppelter<br />

Verlängerung bei Panathinaikos<br />

Athen, das ebenfalls mit einem Zähler<br />

verlorene Spiel nach Verlängerung<br />

bei Anadolu Efes Istanbul oder<br />

das unnötig verlorene Hinspiel gegen<br />

Mailand.<br />

„Wie die drei freien Plätze inder Euroleague<br />

verteilt werden, wird spannend. Unser Ziel ist<br />

eine ständige Präsenz in der Euroleague.<br />

Ob wir dann ein Jahr Eurocup spielen oder<br />

nicht, ist nicht so entscheidend.“<br />

Marco Baldi über Alba Berlins Pläne für den internationalen Wettbewerb.<br />

IMAGO IMAGES/TILO WIEDENSOHLER<br />

Gerade in diesen engen Partien<br />

bekommen die in der Euroleague<br />

noch unerfahrenen <strong>Berliner</strong> mit, wie<br />

man in den entscheidenden Momenten<br />

zu spielen hat, welche Fehler<br />

man vermeiden muss. Ineinem<br />

Stil, welcher auf Spielfluss, Spielwitz<br />

und Rhythmus angelegt ist und welcher<br />

auch eine gewisse Fehlerzahl<br />

beinhaltet und erlaubt, „muss man<br />

lernen, welche Fehler zu unserem<br />

Spiel gehören und welche Fehler mit<br />

mangelndem Fokus, mit der Qualität,<br />

der Schnelligkeit, der Abgebrühtheit<br />

und Erfahrung des Gegners zu<br />

tun haben“, sagt MarcoBaldi.<br />

Gerade die elf dauerhaften Teilnehmer<br />

der Euroleague sind den<br />

<strong>Berliner</strong>n inpuncto Abgebrühtheit<br />

und Erfahrung noch einen Schritt<br />

voraus.Und dennoch ist es dem unerfahrenen<br />

und in weiten Teilen jungen<br />

Alba-Team gelungen, die Höhe<br />

der bislang 15 Niederlagen in Grenzenzuhalten.<br />

Lediglich bei den Partien<br />

in TelAviv und Kaunas warendie<br />

<strong>Berliner</strong> chancenlos, aber solche<br />

Ausrutscher unterlaufen nahezu jedem<br />

Team im Laufe einer solch langen<br />

Saison. Den Respekt der Gegner<br />

konnte man sich damit schnell erarbeiten,<br />

bei den Schiedsrichtern ist<br />

der nach vierjähriger Abstinenz in<br />

der stärksten europäischen Spielklasse<br />

nicht immer zu spüren.<br />

Den kleinen Vorteil des Pfiffes,<br />

den nicht jeder Spieler bekommt,<br />

muss man sich erst über viele Jahre<br />

erarbeiten. Genau da will Alba Berlin<br />

hin. Die A-Lizenz, also eine dauerhafte<br />

Zugehörigkeit zur Euroleague,<br />

wurde vor wenigen Wochen im<br />

Rahmen einer Pressekonferenz in<br />

Berlin von Seiten der Ligaverantwortlichen<br />

in Aussicht gestellt. Allein<br />

am Zeitpunkt wird noch beidseitig<br />

gearbeitet. Bis dahin herrscht<br />

Ungewissheit darüber, obAlba Berlin<br />

auch in der kommenden Saison<br />

Euroleague spielen wird. Planungssicherheit<br />

herrscht lediglich bei den<br />

elf A-Lizenzinhabern, den beiden<br />

Eurocup-Finalisten sowie Bayern<br />

München und Villeurbanne, die<br />

eine Wildcard besitzen. Der Deutsche<br />

Meister erhält nicht automatisch<br />

einen Startplatz für einen der<br />

drei freien Plätze. „Wie die verteilt<br />

werden, wird spannend“, sagt<br />

Marco Baldi, „unser Ziel ist eine<br />

ständige Präsenz in der Euroleague.<br />

Ob wir dann ein Jahr Eurocup spielen<br />

oder nicht, ist nicht so entscheidend.“<br />

Ein kleiner Schritt zurück, für einen<br />

großen Schritt in die Zukunft.<br />

Doch mit jedem weiteren Erfolg in<br />

dieser Saison macht Alba BerlinWerbung<br />

dafür, einen der drei freien<br />

Plätze zu ergattern. Mailand oder<br />

Madrid –Hauptsache Euroleague.<br />

Christian Kattner<br />

entdeckt Marco Baldis Vorliebe<br />

für Italien.<br />

Freiheit im Kopf<br />

Die Eisbären gehen mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause, weil sie erhebliche Fortschritte in Richtung Play-offs offenbaren<br />

VonBenedikt Paetzholdt<br />

Ingolstadts Trainer Doug Shedden<br />

wirkte nach dem 2:6 seiner Mannschaft<br />

am Sonntag in Berlin reichlich<br />

frustriert. „Vor 16 Tagen waren wir<br />

zum letzten Mal hier und hatten ein<br />

aufregendes Spiel nach 2:4-Rückstand<br />

noch gewonnen“, dozierte er,<br />

„wir haben damals einen guten<br />

Kampf abgeliefert.“ Kurzfristig hatten<br />

die Oberbayern die Eisbären sogar<br />

vonPlatz vier verdrängt. Seit diesem<br />

Freitagabend im Januar „sind<br />

wir aber nicht mehr das gleiche<br />

Team“, sagte Shedden. „Die Jungs<br />

haben hier vor der Heimreise noch<br />

ein paar Burger gegessen, und ich<br />

weiß nicht, was da drin war.Aber wir<br />

haben unseren Willen und unser<br />

Zweikampfniveau verloren.“ Die<br />

Länderspielpause komme nun genau<br />

richtig, um sich neu zu besinnen.<br />

DieEisbären freuen sich ebenfalls<br />

auf die Auszeit, die Kai Wissmann<br />

und Sebastian Streubei einem Nachwuchslehrgang<br />

der Nationalmannschaft<br />

in der Schweiz verbringen<br />

werden. Am kommenden Sonntag<br />

wird auf der Alten Eisbahn in Lankwitz<br />

dann das Training wieder aufgenommen.<br />

Maxim Lapierre, der gegen<br />

Ingolstadt zwei Tore erzielt und<br />

ein weiteres vorbereitet hatte, sagte<br />

nach dem Spiel: „Wir hatten viele<br />

Verletzungen in den letzten Monaten,<br />

einige Jungs mussten entsprechend<br />

viel Eiszeit nehmen. Die<br />

Pause jetzt ist wichtig, um den Kopf<br />

etwas freizubekommen und mal ein<br />

paar Tage nicht aufs Eis zugehen.“<br />

Dennoch bestätigte er die Grundstimmung<br />

der Eisbären nach 42 Partien:<br />

„Wir sind auf einem guten<br />

Weg.“ Mit 74Punkten stehen sie auf<br />

Rang vier und damit bei einem Spiel<br />

weniger neun Zähler und drei Ränge<br />

vor Ingolstadt. Die Stimmung der<br />

beiden Mannschaften vor dem<br />

Schlussakkord der Hauptrunde<br />

könnte gegenteiliger also nicht sein.<br />

Straubinger Lehren<br />

Am Freitag wirkten auch die <strong>Berliner</strong><br />

angefressen. Im Duell mit den Straubing<br />

Tigers wollten sie den Rückstand<br />

auf Platz drei verkürzen, was<br />

misslang, 1:2 lautete das Ergebnis<br />

aus ihrer Sicht. „Ich wollte nach diesem<br />

Spiel eine Reaktion sehen, die<br />

Jungs haben diese Herausforderung<br />

angenommen“, lobte Eisbären-<br />

Headcoach SergeAubin. DieEnttäuschung<br />

war zwar nicht vergessen,<br />

aber in dieser intensiven Form zu<br />

antworten, war ein wichtiges Signal<br />

vor den Play-offs. Auch in der K.-o.-<br />

Maxim Lapierre zählt zu den Anführernbei den Eisbären.<br />

DPA/ANDREAS GORA<br />

findliche Niederlagen gegen die Topteams<br />

München und Mannheim sowie<br />

beim Kellerkind Iserlohn kassierten.<br />

Was sich aber damit erklären<br />

lässt, dass nach dem Neustart unter<br />

Aubin und der Integration zahlreicher<br />

Spieler die Feinabstimmung<br />

fehlte. Die zweite Episode, inder es<br />

drei Niederlagen am Stück gab,<br />

folgte Ende November/Anfang Dezember<br />

mit insgesamt 16 Gegentoren<br />

gegen Wolfsburg, Köln und<br />

Schwenningen. Hier reifte das Gefühl<br />

bei den Verantwortlichen, dass<br />

es auf der Torwartposition eine Ver-<br />

Runde wird es darauf ankommen,<br />

Rückschläge innerhalb kürzester<br />

Zeit wegzustecken und binnen weniger<br />

Stunden Lösungen zu finden, ein<br />

anderes Gesicht anzubieten. „Die<br />

Jungs haben einen herausragenden<br />

Job gemacht, was das Zweikampfniveau<br />

angeht“, sagte Aubin.<br />

Die Eigenschaft, aus negativen<br />

Erlebnissen positive Energie zu ziehen,<br />

zeichnet die Eisbären über die<br />

ganze Saison hinweg aus. Insgesamt<br />

gab es nur zwei kritische Phasen.<br />

Gleich zu Beginn, als sie an den<br />

Spieltagen vier bis sechs drei empänderung<br />

braucht, die es dann kurz<br />

vor dem Jahreswechsel mit der Verpflichtung<br />

Justin Pogges gab.Zudem<br />

schwor sich die Mannschaft auf ein<br />

anderes Defensivverhalten ein. Krisenszenarien,<br />

die mit Ausnahme der<br />

Saison 2017/2018 jede Spielzeit seit<br />

dem letzten Meistertitel 2013 prägten,<br />

entwickelten sich nicht im Ansatz.<br />

Wasfür das Fundament dieses<br />

Kaders spricht.<br />

Wechselhafte Special Teams<br />

Die Ausgeglichenheit des Kaders<br />

stellte auch Cheftrainer Aubin bei<br />

seiner letzten Pressekonferenz vor<br />

dem Kurzurlaub heraus.„Alle Reihen<br />

haben einen richtig guten Job gemacht“,<br />

lobte er. Natürlich ragte Lapierre<br />

mit drei Scorerpunkten heraus.Jeder<br />

weiß, dass Marcel Noebels,<br />

der nach 42 Spielen 21 Tore und<br />

ebenso viele Vorlagen vorweisen<br />

kann, den Unterschied machen<br />

kann. Aber auch die vierte Reihe ist<br />

ein wichtiger Faktor. Dennoch<br />

mahnt Aubin. „Es gibt noch jede<br />

Menge Raum für Verbesserungen.“<br />

Trotz der beiden Überzahltore<br />

und des wegweisenden Treffers in<br />

Unterzahl gegen Ingolstadt zielte er<br />

vor allem auf die Verbesserung der<br />

Special Teams ab.„Heute haben wir<br />

gesehen, dass du Spiele gewinnen<br />

kannst, wenn die Special Teams<br />

funktionieren. In den Play-offs gibt<br />

es nur wenige Fünf-gegen-fünf-<br />

Tore.“ Statistisch sind die <strong>Berliner</strong><br />

hier von den Werten eines Spitzenteams<br />

noch weit entfernt. Beider Powerplay-Quote<br />

rangieren sie auf<br />

dem zwölften Platz (15,98 Prozent),<br />

unmittelbar vor Iserlohn und den<br />

seit Wochen sieglosen Kölnern. In<br />

Unterzahl sieht es besser aus. 83,71<br />

Prozent aller Unterzahlen überstehen<br />

sie unbeschadet, das ist ligaweit<br />

Platz fünf. Allerdings liegen sie damit<br />

hinter den Mannschaften, die wahrscheinliche<br />

Gegner in den Play-offs<br />

werden: Straubing, Bremerhaven,<br />

München und Mannheim.<br />

Einweiterer Punkt, an dem es laut<br />

dem Bandenchef zu arbeiten gilt, ist<br />

die Konstanz innerhalb eines Spiels.<br />

„Wir werden besser und wir haben<br />

viele gute Momente, aber wir können<br />

uns steigern“, sagt Aubin, „wir<br />

müssen 60 Minuten konzentriert<br />

spielen.“ Selbst gegen Ingolstadt gab<br />

es trotz früher Führung kritische<br />

Phasen. Center Lapierre, der bereits<br />

in seiner ersten Saison zu den Anführern<br />

im Team gehört, bringt es auf<br />

den Punkt. „Wir müssen versuchen,<br />

in der letzten Saisonphase perfekt zu<br />

sein.“ Undimbesten Fall auf Burger<br />

verzichten.


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />

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Netzwerk<br />

DOKU<br />

Die Macht<br />

der<br />

Maschinen<br />

VonTorsten Wahl<br />

Wer versteht schon alle Zusammenhänge<br />

der vernetzten<br />

Welt?Werkennt sich wirklich aus mit<br />

den technischen Veränderungen?<br />

Und was bringt die digitale Zukunft<br />

für die Menschheit? Der amerikanische<br />

Filmemacher Tommy Pallotta<br />

wagte einen Selbstversuch.<br />

„Wir sind die Roboter“: Schon früh<br />

haben Roboter die Fantasie von Filmemachern<br />

gereizt –seit fast hundert<br />

Jahren erscheinen sie auf der<br />

Leinwand, beflügeln die Pop-Kultur.<br />

Filmemacher Tommy Pallotta<br />

spannt den Bogen von den ersten<br />

Maschinenmenschen bis zu Figuren<br />

wie „Blade Runner“, die ihn als Kind<br />

begeisterten.<br />

Pallotta hat als Filmproduzent<br />

selbst mit computeranimiertem Material<br />

experimentiertund zeigt in seinem<br />

Dokumentarfilm „Wir sind die<br />

Roboter“, wie stark die Wissenschaft<br />

inzwischen die Science-Fiction-Vorstellungen<br />

von einst eingeholt oder<br />

sogar überholt hat. So wird hier der<br />

humanoide Schauspielroboter Robo-<br />

Thespian vorgeführt. Entwickler David<br />

Hanson zeigt seine weltweit bestaunte<br />

Sophia, vereinsamte Seniorinnen<br />

in Holland freunden sich mit<br />

der puppenähnlichen Alice an. Doch<br />

KI muss ja nicht menschliche Gestalt<br />

haben: Eine Mutter erklärt, wie stark<br />

Apples Spracherkennungssystem Siri<br />

ihrem autistischen Sohn helfe. Eine<br />

junge Frau berichtet, dass sie von ihrem<br />

verstorbenen Freund weiterhin<br />

Nachrichten erhält, kreiertaus früherenChats.<br />

„RoboThespian“ nennt sich der humanoide<br />

Schauspielerroboter.<br />

ZDF<br />

Zu den interviewten Experten gehörtEx-Schachweltmeister<br />

GarriKasparow,<br />

der in einem spektakulären<br />

Wettkampf schon 1996 gegen einen<br />

Schachcomputer unterlag.<br />

Darüber hinaus wagte das Team<br />

in Pittsburgh einen Selbstversuch,<br />

versuchte zu testen, ob Roboter<br />

schon selbstständig TV-Interviews<br />

führen können. Die Kameraführung<br />

der Maschine ist sehr speziell, das<br />

Ergebnis ernüchternd: Statt eines Interview-Roboters<br />

hätten sie eineVerhörmaschine<br />

konstruiert, muss Pallotta<br />

eingestehen. DieFragen hatten<br />

keinen Zusammenhang und gingen<br />

auch nicht auf den Gesprächspartner<br />

ein. Dieser anregende, oft überraschende<br />

Film, der im Original<br />

„More Human Than Human“ heißt,<br />

zeigt sich aber optimistisch, dass die<br />

Menschen die Macht besitzen werden,<br />

humanoide Maschinen für humanistische<br />

Ziele zu erfinden und<br />

einzusetzen.<br />

Zu sehen ist „Wir sind die Roboter“ am heutigen<br />

Dienstagum23.30 Uhr auf Arte, danach ist die<br />

Dokumentation 30 Tage langinder Arte-Mediathekverfügbar.<br />

Torsten Wahl<br />

führtlieber selbst<br />

Interviews.<br />

Spielerisch Geschichte lernen –darum geht es bei der „Assassin’sCreed DiscoveryTour“.<br />

Geschichte statt Gewalt<br />

Mit der „Assassin’sCreed Discovery Tour“kann der Spieler ganz entspannt in das antike Griechenland reisen<br />

VonThomas Lindemann<br />

Eine Dame in violettem Kostüm<br />

und elegant gelocktem<br />

Haar wartet schon, um uns<br />

durch die Anlage zu führen.<br />

Sie ist bildschön wie alle Männer<br />

und Frauen in dieser Welt –soviel<br />

Antike-Klischee musste wohl sein.<br />

Aspasia sei ihr Name,sostellt die virtuelle<br />

Dame sich vor. Sie ist die<br />

zweite Frau des Perikles, der die<br />

Akropolis erbauen ließ. Sie erklärt<br />

ein paar Dinge über das Ensemble<br />

vonGebäuden und schickt uns dann<br />

auf einen Spaziergang. Alles könne<br />

man sich ansehen, sagt sie,die Kunst<br />

sei besonders großartig.<br />

Wissenschaftliche Begleitung<br />

Bewegt man seine Spielfigur nun in<br />

die Anlage, beginnt eine Art belebte<br />

Tour mit Audioguide. Hin und wieder<br />

wird der Spaziergang durch die<br />

Spielewelt unterbrochen, dann erläuterteine<br />

Stimme historische Hintergründe<br />

–und dazu sind bezaubernde<br />

Luftaufnahmen Athens zu<br />

sehen. Natürlich eines imaginierten<br />

Athens.Denn, und das ist das Beste –<br />

die berühmte Stadtanlage ist intakt<br />

und unzerstört, und sogar auch belebt.<br />

Passanten stehen in Grüppchen<br />

und plaudern, Boten und Händler<br />

gehen ihrer Wege, Kinder spielen,<br />

Kälber und Ziegen huschen hin und<br />

her. Dieser Besuch führt nicht nur<br />

nach Athen, sondernins Athen des 7.<br />

Jahrhunderts vorChristus.<br />

Alle kriegerischen Anteile des Original-Spiels<br />

„Assassin’s Creed Odyssey“<br />

sind abgeschaltet, die Spielfigur<br />

wird nicht angegriffen, trägt auch<br />

keine Waffen und muss sich nicht<br />

um den Gesundheitswert sorgen.<br />

Das Spiel: Assassin's Creed<br />

ist eine Computerspielserie<br />

des französischen Publishers<br />

Ubisoft. Sie besteht<br />

seit 2007. Ausdem Thema<br />

des Spiels entstand ein Kinofilm<br />

(„Assassin's Creed“)<br />

mit Michael Faßbender in<br />

der Hauptrolle.<br />

Hier soll man nur schauen und staunen.<br />

„Assassin’s Creed Odyssey“ ist bereits<br />

vor einem Jahr erschienen, als<br />

der neue, elfte Teil der erfolgreichen<br />

Action-Reihe. Das Spiel war keine<br />

Revolution, es hatte ein wenig mehr<br />

Rollenspielelemente als die Vorgänger,war<br />

aber ansonsten doch nur etwas<br />

mehr vom Altbekannten –allerdings<br />

in einem neuen Setting, dem<br />

antiken Griechenland. Während der<br />

Zeit des Peloponnesischen Kriegs<br />

spielt man einen Söldner,der in den<br />

Kriegswirren bei einer der Parteien<br />

bis zum Feldherrn aufsteigen soll.<br />

DasSpiel hat recht brutale Moment –<br />

in Deutschland ist es in die Kategorie<br />

„ab 16 Jahren“ eingestuft. Immerhin,<br />

es gab ein wenig über die Geschichte<br />

zu lernen. Allerdings nur nebenbei.<br />

Dass dieser Nebeneffekt auch<br />

eine Hauptsache sein könnte,haben<br />

die Entwickler des Herstellers Ubisoft<br />

offenbar schon lange gespürt.<br />

Siehaben nun den„DiscoveryTour“-<br />

Modus angefügt. Werdas Hauptspiel<br />

FRIEDLICHER SPIELMODUS<br />

Die Grundidee: Die Macher<br />

wollten vonAnfang an modernes<br />

Computer-Gaming<br />

und Zeitgeschichte zusammenzubringen.<br />

So treffen die<br />

Spieler im Laufe der Missionen<br />

auf Persönlichkeiten wie<br />

Leonardo da Vinci oder<br />

GeorgeWashington.<br />

Die Variation: Der „DiscoveryTour“-Modus<br />

ist für alle<br />

Besitzer des Spiels „Assassin’sCreed<br />

Odyssey“ auf<br />

PS4 und Xbox verfügbar.Für<br />

denPCkann man den friedlichen<br />

Spielmodus auch via<br />

Uplayfür 20 Euro einzeln<br />

kaufen.<br />

gekauft hat, kann ihn einfach dazu<br />

downloaden, ohne Extrakosten.<br />

Nun ist „Assassin’s Creed Discovery<br />

Tour“ nicht das erste Spiel, bei<br />

dem Wissen vermittelt wird. Natürlich<br />

gibt es längst „Educational Games“<br />

und auch das in jüngster Zeit<br />

viel strapazierte Schlagwort„Gamification“.<br />

Beides meint letztlich nur<br />

etwas ganz Simples: Man kann auch<br />

Spaß haben, wenn man etwas lernt.<br />

Zum Beispiel mithilfe eines Videospiels.<br />

Sogibt es Games, indenen<br />

man das mathematische Koordinatensystem<br />

wie nebenbei verstehen<br />

lernt, oder Aliens nur besiegen kann,<br />

wenn man Wörter schnell und richtig<br />

buchstabiert. Es gibt Spiele, bei<br />

denen man die Namen verschiedener<br />

Fische lernt, chemische Formeln<br />

oder einen Blinddarm operieren<br />

darf. Allerdings: Die großen Hersteller,<br />

die den Weltmarkt beherrschen,<br />

haben zu dieser Richtung bisher wenig<br />

beigetragen.<br />

Ubisoft ist nun eine erste große<br />

Ausnahme. Offenbar haben, hört<br />

Neuer Chef bei Wework<br />

Amerikanisches Coworking-Unternehmen setzt auf einen Immobilien-Experten<br />

Oft in besten Lagen –wie hier in NewYork–bietet WeWork seine Büroflächen an.<br />

Unternehmen mit hohen Zielen für<br />

kooperatives Arbeiten aufzubauen,<br />

abweicht. In Zukunft geht es wohl<br />

vor allem darum, die angemieteten<br />

Büroflächen erffektiver zu nutzen.<br />

Im vergangenen Jahr wollte We-<br />

Work eigentlich an die Börse gehen,<br />

AFP<br />

man aus dem Entwicklerstudio, die<br />

Programmierer und Designer selbst<br />

das Potenzial gesehen und immer<br />

wieder gefragt, ob man nicht eine<br />

Art Museumsmodus zusätzlich anbieten<br />

könnte. Irgendwann<br />

stimmte der Konzern zu. „Wir hatten<br />

keine Vorbilder für dieses Projekt,<br />

es ist das erste dieser Art“, sagte<br />

der Historiker Maxime Durand<br />

kürzlich bei der Vorstellung des<br />

Spiels in Berlin. DerFranzose ist der<br />

verantwortliche Redakteur bei Ubisoft<br />

Montreal, wo das Spiel entstand.<br />

Seine Idee: „Geschichte soll<br />

ein Spielplatz werden.“<br />

Direkt neben Sokrates stehen<br />

UBISOFT<br />

Es gibt 30 virtuelle, mit einem Sprecher<br />

vertonte Führungen durch das<br />

simulierte Athen der Jahreab431 vor<br />

Christus. Dakann man dann erfahren,<br />

wie die ersten Philosophen sich<br />

getroffen haben –imGarten nämlich,<br />

zu kleinen Diskussionsrunden.<br />

Undman sieht sie auch in ihren langen<br />

Gewändern ins Gespräch vertieft.<br />

Dasist aufregend –esmag eine<br />

Simulation sein, dass man direkt neben<br />

Sokrates stehen kann, aber es<br />

hat eine bleibende Wirkung. Ganz<br />

anders,als Bücher es vermitteln können.<br />

Und dann hebt die Kamera sich<br />

immer wieder wie eine Drohne über<br />

die Szenerie. Der Spieler sieht das<br />

historische Athen von oben. Es gibt<br />

keine Ruinen, sondern ein blühendes<br />

Leben. Einherrlicher Anblick. In<br />

einem Online-Forum schrieb schon<br />

jemand: „Ich kann mir vorstellen<br />

dass bei so einem Spiel mehr<br />

hängenbleibt als im Unterricht, wo<br />

ein Lehrer einfach vorn irgendwelches<br />

Zeugserzählt.“<br />

Esist noch nicht lange her,dagalten<br />

Coworking-Spaces als die Arbeitsplätzeder<br />

Zukunft. DieKunden<br />

können dort einen Schreibtisch für<br />

Stunden, Tage oder Monate mieten.<br />

Und wenn sie wollen einen Besprechungsraum<br />

dazu. In einer flexiblen<br />

Arbeitswelt, in der kaum mehr als ein<br />

Schreibtisch, ein Laptop und ein guter<br />

Espresso benötigt werden, galt<br />

das als Ideallösung.<br />

Doch ganz so einfach lässt sich<br />

die Arbeitswelt doch nicht revolutionieren.<br />

Jedenfalls hatte der größte<br />

Anbieter, WeWork, im vergangenen<br />

Jahr große finanzielle Schwierigkeiten.<br />

Jetzt wurde ein neuer Geschäftsführer<br />

intalliert. Das amerikanische<br />

Unternehmen teilte mit, dass Sandeep<br />

Mathrani die Aufgabe übernehmen<br />

wird. Mathrani war zuvor in<br />

der Immobilienbranche tätig.<br />

Die New York Times wertete den<br />

Wechsel auf dem Chefsessel als klaresIndiz<br />

dafür,dass WeWork vonder<br />

Strategie des Gründers Adam Neumann,<br />

ein weitläufiges Technologiedoch<br />

das Vorhaben wurde im September<br />

abgeblasen. Der japanische<br />

Technologie-Konzern Softbank<br />

übernahm bald die Kontrolle über<br />

das Unternehmen. Berichten zufolge<br />

wäreWeworkbis Ende des vergangenen<br />

Jahres das Geld ausgegangen,<br />

eine Insolvenz wäre nicht mehr<br />

abzuwenden gewesen.<br />

Die Softbank hatte bis dahin<br />

schon ein Drittel derWework-Anteile<br />

gehalten. Das Unternehmen hat danach<br />

Sparprogramme aufgesetzt.<br />

Die Zielvogabe der neuen Besitzer<br />

lautete, dass WeWork sich aus bestimmten<br />

Märkten zurückzuziehen,<br />

nicht zum Kerngeschäft gehörende<br />

Geschäfte verkaufen und neue Wege<br />

zur Finanzierung seiner Geschäftstätigkeit<br />

finden sollte. (jöh.)<br />

Zahlreiche<br />

Beschwerden<br />

gegen Händler<br />

Netzagentur ermittelt<br />

wegen Geoblockings<br />

Weil manche Händler nicht allen<br />

EU-Kunden die gleichen Angebote<br />

machen, geht die Bundesnetzagentur<br />

gegen sogenanntes<br />

Geoblocking vor. Damit ist unter anderem<br />

gemeint, dass Händler unerlaubterweise<br />

ihre Internetseiten für<br />

Kunden in anderen Ländern sperren,<br />

so dass diese nicht zu gleichen<br />

Bedingungen wie inländische Kunden<br />

einkaufen können. Seit Dezember<br />

2018 seien rund 100 Beschwerden<br />

und Anfragen zu Fällen von Geoblocking<br />

eingegangen, teilte die<br />

Bonner Behörde am Montag mit. Ein<br />

Vergleich zum Vorjahr ist nicht möglich,<br />

da erst seit Ende 2018 Verstöße<br />

dieser Artgemeldet werden können.<br />

„Viele Beschwerden über Geoblocking<br />

konnten wir bereits im Anhörungsverfahren<br />

ausräumen“, sagte<br />

Präsident Jochen Homann dazu.<br />

Prinzipiell kann die Bundesnetzagentur<br />

gegen Händler Bußgelder<br />

von bis zu 300 000 Euro verhängen.<br />

In den meisten Fällen habe man sich<br />

aber mit den Anbieterneinigen können,<br />

ohne dass weitereMaßnahmen<br />

nötig gewesen seien, hieß es vonder<br />

Behörde. Die meisten erfassten Verstößetraten<br />

bei Elektrogeräten, Kleidung<br />

oder E-Books auf. Aber auch<br />

Autos,Sportgeräte,Tabakwaren oder<br />

Lebensmittel waren betroffen.<br />

Gut die Hälfte der Beschwerden<br />

stammte vondeutschen Kunden, der<br />

Rest aus dem Ausland. Händler dürfen<br />

allerdings weiterhin Liefergebiet<br />

für ihreWaren selbst bestimmen.Versendet<br />

also ein Anbieter grundsätzlich<br />

nur innerhalb seines Landes,liegt<br />

keine Diskriminierung vor, wenn er<br />

nicht in ein bestimmtes ausländisches<br />

Gebiet liefernwill. (dpa)<br />

Saskia Esken (SPD) wünscht kein Ministerium<br />

für die Digitalisierung. IMAGO IMAGES<br />

SPD-Chefin<br />

will kein<br />

Digitalministerium<br />

Esken: Innovationsthemen<br />

gehören in alle Ministerien<br />

D<br />

ie SPD-Chefin Saskia Esken<br />

hält die Forderung der Union<br />

nach einem eigenständigen Digitalministerium<br />

für eine Idee aus den<br />

80er-Jahren. „Statt immer wieder<br />

diese aus den 80er Jahren gefallene<br />

Idee eines Digitalministeriums aufzuwärmen,<br />

sollten die Verantwortlichen<br />

im Kanzleramt dafür sorgen,<br />

dass die digitalpolitischen Vorhaben<br />

der Ministerien und weiterer<br />

Gremien besser gesteuertund koordiniert<br />

werden“, sagte Esken dem<br />

Handelsblatt vom Montag. Sie<br />

lehne ein eigenständiges Digitalministerium<br />

ab, sagte Esken. „Digital<br />

ist das neue Normal.“ Digitalpolitik<br />

betreffe alle Ressorts und sei insofernlängst<br />

kein Thema mehr für die<br />

Nische. Inder Vergangenheit hatte<br />

sich vor allem die CSU stark gemacht<br />

für ein solches Ministerium.<br />

Als aussichtsreichste Kandidatin für<br />

die Aufgabe wurde Dorothee Baer<br />

genannt, die zurzeit die Beauftragte<br />

der Bundesregierung für Digitalisierung<br />

ist. (AFP)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 23<br />

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Wissenschaft<br />

Eine Stoffbarriere<br />

gegen die Gefahr<br />

Professionelle Atemschutzmasken können tatsächlich<br />

vor dem Coronavirus schützen.<br />

Für den Alltag sind sie allerdings nur bedingt geeignet<br />

Eigentlich eine Maskefür Profis in Krankenhäusern. Aber solche Masken tragen viele Asiaten auch im Alltag auf der Straße –selbst wenn gerade keine gefährliche Krankheit droht.<br />

BALLYSCANLON<br />

VonMichael Brendler<br />

Eswar sicherlich keine gute<br />

Wahl für einen Ausflug<br />

über die Neujahrstage: Zu<br />

siebt hatte die chinesische<br />

Familie den Abstecher ins 900 Kilometer<br />

entfernte Wuhan gemacht.<br />

Zurück in Shenzhen, in Hongkongs<br />

Nachbarschaft, fanden sich fünf<br />

Familienmitglieder bald mit einer<br />

Lungenentzündung im Krankenhaus<br />

wieder –sowar es gerade in<br />

der Fachzeitung Lancet zu lesen.<br />

Auch bei einem augenscheinlich<br />

gesunden Reisenden wurde<br />

das neue Corona-Virus entdeckt.<br />

Nicht angesteckt hatte sich nur ein<br />

siebenjähriges Kind, denn es hatte<br />

unterwegs fast immer eine Atemschutzmaske<br />

getragen.<br />

Ohne einen solchen Mundschutz<br />

– wie ihn auch Ärzte im<br />

Operationssaal tragen –darf man<br />

in der Epidemieregion keine Restaurants,<br />

Einkaufszentren oder<br />

Parks mehr betreten. Ausverkauft<br />

sind solche chirurgische Masken<br />

inzwischen auch in vielen Apotheken<br />

in Berlin und anderen deutschen<br />

Städten. Großhändler haben<br />

Probleme, für Nachschub zu sorgen.<br />

In den USA macht man sich<br />

bereits Sorgen, ob es genügend<br />

Masken gibt für Ärzte und Krankenschwestern.<br />

Aber sind ein paar dünne<br />

Schichten Papier und Vlies tatsächlich<br />

in der Lage, den sich schnell<br />

ausbreitenden Erreger aufzuhalten?<br />

Coronaviren sind unvorstellbar<br />

winzig. Sie messen nur 60 bis<br />

140 millionstel Millimeter. Damit<br />

sind sie nur mit dem Elektronenmikroskop<br />

zu erkennen. Die Atemschutzmasken,<br />

die die Profis tragen,<br />

dichten das Gesicht zwar gegen<br />

Geruchsmoleküle ab, aber<br />

nicht gegen einzelne Coronaviren.<br />

Mit einem Durchmesser von bis zu<br />

einem tausendstel Millimeter sind<br />

ihrePoren zu groß dafür.<br />

Dass man sich trotzdem einigermaßen<br />

auf sie verlassen kann, verdankt<br />

der Mensch vor allem der<br />

Tatsache, dass die Viren selten allein<br />

unterwegs sind. Sie backen<br />

sich mit Artgenossen und Sekret zu<br />

Tröpfchen zusammen –und für die<br />

sind die Gitter mit ihren elektrostatischen<br />

Kräften ein fast undurchdringliches<br />

Hindernis. Dies gilt<br />

selbst, wenn sie besonders klein<br />

und fein sind und sich als sogenannte<br />

Aerosole verbreiten, also in<br />

Form von Schwebeteilchen in einem<br />

Gas.<br />

Hauptgefahr sind die Hände<br />

Atemschutzmasken: Professionelle<br />

Masken gibt es in<br />

drei Schutzklassen: FFP1,<br />

FFP2und FFP3. Das Kürzel<br />

FFP steht für „Filtering Face<br />

Piece“. Die Maskeder niedrigste<br />

Klasse FFP1schützt<br />

vorallem vorungiftigen und<br />

nicht-fibrogenen Stäuben.<br />

Asbest hält sie also nicht<br />

auf.<br />

SCHUTZ IN DREI KLASSEN<br />

Höherer Schutz: DieMaske<br />

der Klasse FFP2ist geeignet<br />

zum Schutzvor gesundheitsschädlichen<br />

Stäuben,<br />

Rauchund Aerosolen. Die<br />

Maskeder Klasse FFP3<br />

wird für den Umgang mit<br />

krebserregenden Stoffen<br />

und Krankheitserregernwie<br />

Viren, Bakterien und Pilzsporen<br />

empfohlen.<br />

Maßnahmen: Das Robert-<br />

Koch-Institut (RKI) empfiehlt<br />

Atemschutzmasken vorallem<br />

für medizinisches Personal<br />

und Pflegende sowie für<br />

als Verdachtsfälle eingestufte<br />

Patienten. Ansonsten<br />

wird „gute Händehygiene,<br />

Husten- und Nies-Etikette<br />

sowie Abstand zu Erkrankten“<br />

empfohlen.<br />

Außerdem hat der Mensch auch<br />

noch in anderer Hinsicht Glück:<br />

Einzeln kann ihm der neue Erreger<br />

wenig anhaben. Bei Sars –immerhin<br />

ein enger Verwandter des jetzigen<br />

Corona-Virus 2019-nCoV –<br />

müssen einhundert Viren auf einmal<br />

in die Lunge eindringen, um<br />

ihm ernsthaft gefährlich zu werden.<br />

Vor sieben Jahren hat<br />

Raina MacIntyre, Professorin für<br />

Globale Biosicherheit an der australischen<br />

University of New South<br />

Wales, die Probe aufs Exempel gemacht.<br />

Sie ließ 94 Eltern ihre erkälteten<br />

oder grippekranken Kinder<br />

mit einem chirurgischen Mundschutz<br />

betreuen. Im Vergleich zu<br />

ungeschütztenVäternund Müttern<br />

steckten sie sich um 60 bis 80 Prozent<br />

seltener an.<br />

Ein Grund für diese beeindruckenden<br />

Erfolgsraten ist wahrscheinlich,<br />

dass zumindest Grippeviren<br />

auch in größeren Sekrettropfen<br />

von einem Menschen zum anderen<br />

fliegen, wie sie sich beim<br />

Niesen oder Husten bilden. Und<br />

die wiederum werden selbst voneinem<br />

einfachen Mundschutz oft<br />

aufgefangen.<br />

Das neue Coronavirus wurde allerdings<br />

sehr tief in der Lunge der<br />

Erkrankten entdeckt. Das spricht<br />

dafür, dass es in erster Linie wohl<br />

nicht als eine solche Tröpfcheninfektion,<br />

sondern per Aerosol übertragen<br />

wird.<br />

Dennoch geht Raina MacIntyre,<br />

die ihr Forscherleben solchen Fragen<br />

widmet, davon aus, dass eine<br />

OP-Maske auch dieses Mal selbst<br />

bei einem Infizierten im eigenen<br />

Haushalt jede zweite Übertragung<br />

verhindern kann. Vorausgesetzt,<br />

sie wird nicht wiederverwendet<br />

oder länger als zwei Stunden getragen<br />

–denn dann könnten Schutzmasken<br />

das Infektionsrisiko womöglich<br />

sogar steigern.<br />

Mut machen der Forscherin die<br />

Erfahrungen mit der Sars-Epidemie,<br />

die in den Jahren 2002 und<br />

2003 wütete. Drei von vier Bewohnernvon<br />

Hong Kong hatten damals<br />

solch ein Vlies vordem Mund. „Das<br />

hat die Ansteckungsraten nachweisbar<br />

deutlich gesenkt“, sagt die<br />

Professorin für Globale Biosicherheit.<br />

Vor allem habe die Vermummung<br />

verhindert, dass Kranke anderen<br />

ihre Viren übertrugen. Ein<br />

Grund: Die Ausatemluft wird meist<br />

durch den Stoff hindurchgeblasen,<br />

beim Einatmen fließt ein großer<br />

Teil der Luft um ihn herum.<br />

Deshalb profitieren die gesunden<br />

Träger womöglich maßgeblich<br />

voneinem indirekten Effekt. Miteiner<br />

Maske vor Mund und Nase fällt<br />

es schwer, Viren mit den Händen<br />

auf die eigenen Schleimhäute zu<br />

übertragen. Etwa 200 Mal amTag<br />

fasst sich der Mensch ins Gesicht,<br />

das macht ihn zum wichtigsten<br />

Komplizen der Erreger. Regelmäßiges<br />

Händewaschen sei deshalb<br />

eine viel wichtigere Schutzmaßnahme<br />

als das Tragen einer Maske,<br />

sagt Kathrin Summermatter, die<br />

Leiterin des Biosicherheitszentrums<br />

des Instituts für Infektionskrankheiten<br />

der Universität Bern.<br />

Professionelle Atemschutzmasken<br />

wiederum, darin ist sie sich mit<br />

Raina MacIntyre einig, sollten dem<br />

Gesundheitspersonal vorbehalten<br />

bleiben. Dieses ist in Krankenhäusern<br />

und Praxen viel höheren Virendosen<br />

ausgesetzt, und Nachschub<br />

ist nur sehr begrenzt zu haben.<br />

Die Masken gibt es in drei<br />

FFP-Schutzklassen (siehe Kasten).<br />

Eine Maske in der höchsten<br />

Schutzklasse FFP 3 kann tatsächlich<br />

99 Prozent der Erreger abfangen.<br />

Das hat bei Sars und Ebola einigen<br />

Ärzten und Schwestern das<br />

Leben gerettet.<br />

Für den Alltag sind sie dagegen<br />

eher eine schlechte Wahl: „Wir tragen<br />

diese Masken jeden Tag“, sagt<br />

die Schweizerin Kathrin Summermatter.<br />

„Länger als drei Stunden<br />

möchte die niemand im Gesicht<br />

haben“. Es juckt, man schwitzt, bei<br />

jedem Luftzug kämpft man gegen<br />

den Atemwiderstand der Maske an,<br />

das sei auf Dauer ziemlich unangenehm.<br />

Hinzu kommt: DerLaie kann bei<br />

der Anwendung einiges falsch machen.<br />

Die Maske muss absolut<br />

dicht und fest sitzen. Unrasiert<br />

oder mit Gesichtsschmuck darf<br />

man sie ohnehin nicht tragen.<br />

Beim Mundschutz gilt es nur zu<br />

beachten, dass die Nase ebenfalls<br />

bedeckt und alle Schnüre imNacken<br />

verknotet sind. Aber selbst für<br />

diese Light-Variante ergab die Studie<br />

von Raina MacIntyre: Mehr als<br />

die Hälfte der Erwachsenen wollte<br />

sie nur sehr unregelmäßig tragen.<br />

Keine Empfehlungen für Masken<br />

Was sagen andere Experten? Bernd<br />

Salzberger, Vorsitzender der Deutschen<br />

Gesellschaft für Infektiologie,<br />

sieht das Tragen eines Mundschutzes<br />

derzeit nicht geboten, wie<br />

er vor einigen Tagen gegenüber der<br />

Deutschen Presseagentur erklärte.<br />

„Persönlicher Schutz ist im Augenblick<br />

vollkommen unsinnig“, sagte<br />

der Fachmann.<br />

Auch das Robert-Koch-Institut<br />

(RKI) und die Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) gaben keine<br />

Empfehlungen für das Tragen eines<br />

Mundschutzes gegen das Coronavirus.<br />

Patienten, die als Verdachtsfälle<br />

eingestuft sind, sollten laut<br />

RKI jedoch eine mehrlagige Mund-<br />

Nasen-Maske tragen. Experten zufolge<br />

helfen Masken vor allem gegen<br />

Schmierinfektionen. Diese<br />

werden durch den häufigen Griff<br />

an Nase und Mund gefördert.<br />

In Berlin werden die Masken knapp<br />

Und am Flughafen Schönefeld konnte ein Flieger nicht starten, weil sich die Putzkräfte nach einem Corona-Verdachtsfall weigerten, das Flugzeug zu reinigen<br />

VonMikeWilms<br />

Die Angst ist ansteckender als das<br />

Virusselbst. Manche Menschen<br />

denken nun bereits beim ersten<br />

Niesen, könnte es auch das Coronavirus<br />

sein? So mag es auch jenem<br />

Mann gegangen sein, der am Sonnabend<br />

um 10.15 Uhrmit einem Flieger<br />

der Airline Freebird (FH 455) in<br />

Schönefeld bei Berlin landete.Nachdem<br />

der Antalya-Rückkehrer der<br />

Crew mitgeteilt hatte, dass er sich<br />

krank fühlt, wurde der Flieger abgeriegelt.<br />

Feuerwehrleute in Schutzanzügen<br />

rückten an, und die Reisegruppe<br />

des Mannes wurde isoliert.<br />

Er selbst und seine Ehefrau kamen in<br />

Kliniken in Brandenburg.<br />

Nach dem Einsatz sollte das Flugzeug<br />

planmäßig wieder nach Antalya<br />

fliegen. Doch dann verweigerte das<br />

Putz-Personal, das die Maschine vor<br />

dem Neustart routinemäßig reinigt,<br />

die Arbeit –angeblich aus Corona-<br />

Angst. Das Flugzeug konnte nicht<br />

starten, musste auf eine Warteposition<br />

geschleppt werden. Die bereits<br />

eingecheckten Passagiere bekamen<br />

ihreKoffer zunächst zurück.<br />

Wardie Aufregung berechtigt? Offenbar<br />

nicht. Im Brandenburger Gesundheitsministerium<br />

hieß es: Der<br />

kranke Reisende und seine Frau warendemnach<br />

in Zypern, wo sie Kontakte<br />

zu Chinesen hatten. Ministeriumssprecher<br />

Tobias Arbinger: „Der<br />

Ehemann wies Krankheitssymptome<br />

auf. Das Paar wurde daraufhin<br />

isoliert stationär untergebracht<br />

und auf den Coronavirus getestet.<br />

Der Test fiel negativ aus.“ Die Frau<br />

habe das Krankenhaus inzwischen<br />

verlassen. Der Mann werde wegen<br />

seiner Symptome weiter behandelt.<br />

Die Sorge vor einer Einschleppung<br />

des Virus macht sich auch in<br />

Apotheken bemerkbar. Die Nachfrage<br />

nach Schutzmasken geht steil<br />

nach oben, bestätigt die Bundesvereinigung<br />

Deutscher Apothekerverbände.<br />

InBerlin werden die Vorräte<br />

sogar schon knapp. Das betrifft herkömmliche<br />

Mundschutz-Masken,<br />

aber auch sogenannte FFP-Masken<br />

mit eingebautem Filter.<br />

Kerstin Erbe, Geschäftsführerin<br />

der Drogeriekette DM sagte: „Wir<br />

bieten den Mundschutz unserer<br />

DM-Marke Mivolis an. Wirbeobach-<br />

ten, dass die Nachfrage stark steigt.<br />

So ist der Mundschutz derzeit nahezu<br />

nicht mehr verfügbar.“ Der<br />

Pharma-Großhändler Gehe, der<br />

mehrere tausend Apotheken beliefert,<br />

bestätigt Engpässe.<br />

In China ist das Tragen eines<br />

Mundschutzes oberstes Gebot. Bewohner<br />

von betroffenen Gebieten<br />

werden angeblich sogar von Flugdrohnen<br />

auf die Einhaltung der Vorschrift<br />

kontrolliert. Die Fluggeräte<br />

patrouillieren laut chinesischen<br />

Staatsmedien über den Straßen und<br />

können einzelnen Personen hinterherfliegen.<br />

Wird ein Passant ohne<br />

Mundschutz erwischt, gibt es eine<br />

Standpauke über Lautsprecher.<br />

Der Ausbruch des Coronavirus<br />

hat in China inzwischen mehr Menschenleben<br />

gefordert als die Sars-<br />

Epidemie vor17Jahren. DieGesundheitskommission<br />

meldete am Montag<br />

den bisher stärksten Anstieg innerhalb<br />

eines Tages. Andem Virus<br />

starben erneut 57 Menschen. Damit<br />

stieg die Gesamtzahl in China auf<br />

361 Tote.Die Zahl der bestätigten Infektionen<br />

kletterte um 2829 auf<br />

17 205 Fälle.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 – S eite 24<br />

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Panorama<br />

LEUTE<br />

Pamela Anderson (52) hatte es offenbar<br />

sehr eilig.Vorzwölf Tagen freuten<br />

wir uns noch inständig für die amerikanische<br />

Schauspielerin, dass sie<br />

zum bereits fünften Malinden heiligen<br />

Bund der Ehe eingetreten war<br />

und wünschten ihr sowie dem Auserwählten<br />

–dem Filmproduzenten Jon<br />

Peters (74) –alles erdenklich Gute.<br />

Nunfolgt die jähe Ernüchterung:<br />

Manmöchte sich getrennt voneinander„Zeit<br />

für Überlegungen“ nehmen,<br />

was man„vom Leben und voneinander“<br />

wolle,erklärte Anderson in<br />

wohlgesetztenWorten dem Hollywoodreporter.Und<br />

führte das nicht<br />

weniger wohlgesetzt, geradezu hypervernünftig<br />

etwas weiter aus:„Das<br />

Leben ist eine Reise und die Liebe ist<br />

ein Prozess.Mit dieser universellen<br />

Wahrheit im Kopf haben wir uns gemeinsam<br />

entschieden, dem Prozess<br />

zu vertrauen und die Anerkennung<br />

unserer Eheurkunde aufzuschieben.“<br />

Istaufgeschoben denn nicht auch<br />

schon aufgehoben?<br />

HenryHübchen (72) holt uns wieder<br />

auf den Boden der Tatsachen zurück.<br />

Über seinen, ach so,erhabenen,<br />

hochkultur-und abendlandsatten<br />

Berufsagte der großartige Schauspieler<br />

der Süddeutschen <strong>Zeitung</strong>, er<br />

sei auch nur ein einfacher Dienstleister<br />

des Regisseurs:„Ich bin Handwerker.Wenn<br />

der Bauherr sagt: Das<br />

Becken möchte ich aber gerne so haben.<br />

Dann sage ich: Na gut, dann<br />

baue ich Ihnen das so.“ So ein koketter<br />

Lümmel. Danke Henry!<br />

Können Walzer tanzen: Sophie<br />

Grau (l.) und Iris Klopfer.<br />

DPA<br />

Sophie Grau (21) und Iris Klopfer (22)<br />

werden beimWiener Opernball als<br />

Debütantepaar den Eröffnungswalzermittanzen.<br />

So kündigt es dieWiener<br />

Staatsoper an und lässt uns hoffen,<br />

die betagte,nicht zuletzt durch<br />

ihren Spiritus Rector Richard„Mörtel“<br />

Lugner (87) argstaubigeVeranstaltung<br />

erneueresich: Diebeiden<br />

Freundinnen sehen sich nämlich als<br />

Teil der LSBTQ-Gemeinschaft (Lesbisch,<br />

Schwul, Bisexuell, Transgender,Queer)<br />

und möchten mit ihrer<br />

Teilnahme für eine Chancengleichheit<br />

vongleichgeschlechtlichen Paarenwerben.<br />

(schl.)<br />

TIERE<br />

Eine räuberische Pavianmutter und<br />

ihr Baby–ein Löwenjunges. DPA<br />

Crossover im Krüger-Nationalpark:<br />

Dorthat, wie unser Bild zeigt, ein Pavianweibchen<br />

sich ein Löwenbaby<br />

geschnappt und auf einen Baum verschleppt.<br />

Offenbar nicht das erste<br />

Mal, berichten dieWildhüter:Immer<br />

wieder versuchten Paviane,kleine<br />

Löwen wie ihren eigenen Nachwuchs<br />

aufzuziehen und gingen demonstrativ<br />

liebevoll mit ihm um –ausgiebiges<br />

Flöhen des Fells einbegriffen. Unddie<br />

armen Löweneltern? (schl.)<br />

Die Zeltlager der Hilfsorganisationen sind weitgehend verschwunden. Dafür breiten sich wieder die Slums aus.<br />

„Man hat uns aufgegeben“<br />

Zehn verlorene Jahre. Haiti hat aus dem verheerenden Erdbeben von 2010 nichts gelernt<br />

Klaus Ehringfeld, Port-au-Prince<br />

Arnold Antonin lässt den<br />

Blick über Port-au-Prince<br />

schweifen. Mit ausgestrecktem<br />

Arm zeigt er auf<br />

kaum erkennbare Wellblechdächer,<br />

enge kleine Ansiedlungen, atemberaubend<br />

am Hang klebende Hütten.<br />

„Da, da und da“, sagt er und seine<br />

Miene verfinstert sich. „Überall sind<br />

die Slums wieder entstanden“.<br />

Vonhier oben, hoch über der haitianischen<br />

Hauptstadt, erschließt<br />

sich dem ungeübten Auge der bauliche<br />

Wahnsinn nicht sofort. Aber Antonin,<br />

77 Jahre alt und Aktivist für<br />

eine verantwortliche Architektur,<br />

blickt täglich vonder Terrasse seines<br />

Hauses auf seine Stadt herunter.Und<br />

was er sieht, was er in den vergangenen<br />

zehn Jahren mit ansehen<br />

musste,lässt ihn fast verzweifeln.<br />

Die Slums sind wieder da<br />

„Wir hatten die Chance, Port-au-<br />

Prince klug und nachhaltig neu zu erschaffen“,<br />

sagt der agile Mann mit<br />

Brille und Bart „Und? Wasist daraus<br />

geworden?“ Er lässt die Frage einen<br />

Moment in der karibischen Schwüle<br />

stehen. „Bidonvilisation“, sagt er<br />

dann. „Verslumung.“ Es ist ein Wort,<br />

das man in fast jedem Gespräch mit<br />

den Menschen hört, mit denen man<br />

über die Jahrhundertkatastrophe vor<br />

zehn Jahren spricht.<br />

Antonin, im Hauptberuf Filmemacher<br />

und nebenbei Vertreter der<br />

kleinen haitianischen Zivilgesellschaft,<br />

hat schon vor 2010 vor dem<br />

gewarnt, was am Nachmittag des 12.<br />

Januar tatsächlich passierte: ein<br />

massiver Erdstoß von 37Sekunden,<br />

vertikal und horizontal, der die Dreimillionenstadt<br />

pulverisierte. Erhat<br />

sogar einen Film darüber gedreht:<br />

„Haïti Apocalypse Now –Chronik einer<br />

angekündigten Katastrophe.“<br />

Schließlich sitzt die Stadt auf einer<br />

Nahtstelle der Erdplatten.<br />

Die apokalyptische Zerstörung<br />

löste damals in kurzer Zeit große<br />

weltweite Solidarität aus. Helfer fluteten<br />

die kleine Karibikrepublik, Milliarden<br />

flossen. Vorsätze wurden gefasst,<br />

Versprechen gemacht. Aber<br />

zehn Jahre später ist von alldem<br />

nichts mehr zu sehen. Port-au-<br />

Prince, die geschundene, zerklüftete<br />

und überfüllte Hauptstadt, sieht fast<br />

wieder so aus wie am Vorabend der<br />

Naturkatastrophe, die 220 000 Menschen<br />

in den Todriss und 2,3 Millionen<br />

Haitianer obdachlos machte.<br />

Nur ist die Stadt noch voller als damals,<br />

alles ist noch enger, der Verkehr<br />

noch dichter, die Bidonvilles<br />

sind noch größer.<br />

Das Jahrhundertbeben scheint<br />

nach zehn Jahren aus dem Bewusstsein<br />

der Haitianer verschwunden.<br />

Zu sehr sind die Menschen damit beschäftigt,<br />

das tägliche Überleben zu<br />

sichern. Die überwiegende Mehrzahl<br />

der Bevölkerung hat keinen Job,<br />

kann sich bestenfalls zwei Mahlzeiten<br />

am Tagleisten. Heute wie damals<br />

ist Haiti, das sich mit der Dominikanischen<br />

Republik die Insel Hispaniola<br />

teilt, eines der ärmsten Länder<br />

derWelt. Aufdem UN-Entwicklungsindex<br />

belegt die Karibikrepublik<br />

Platz 169 von174 Staaten, noch hinter<br />

dem Sudan.<br />

Immerhin, die Zeltstädte für die<br />

Obdachlosen, die über Jahredas Bild<br />

von Port-au-Prince dominierten,<br />

sind nicht mehr da. Dafür sieht man<br />

wieder die gleichen Slums wie vor<br />

USA<br />

Golf von<br />

Mexiko<br />

500 km<br />

Florida<br />

Familie Charlestin in Canaan. BLZ/EHRINGFELD BLZ/GALANTY<br />

Täglicher Überlebenskampf: Straßenszene in Port-au-Prince.<br />

KUBA<br />

Porte-au-Prince<br />

Karibisches<br />

Meer<br />

Haiti<br />

Atlantik<br />

DOM.<br />

REP.<br />

PUERTO<br />

RICO<br />

VENEZUELA<br />

AFP/CHANDAN KHANNA<br />

dem Beben, die waghalsig an die Hügel<br />

gebauten Wellblech- und Holzhütten.<br />

Siekrallen sich in die entwaldeten<br />

Hänge und sehen aus, als<br />

könnte der nächste Platzregen sie in<br />

den Abgrund spülen. Viele dieser<br />

neuen Orte sind entstanden, nachdem<br />

die Regierung die Zeltlager räumen<br />

ließ und den Menschen 500 Dollar<br />

in die Hand drückte,damit sie sich<br />

was Neues suchten.<br />

Canaan zum Beispiel: In dem Ort,<br />

30 Kilometer außerhalb vonPort-au-<br />

Prince,bündeln sich alle Fehler nach<br />

dem Beben wie unter dem Brennglas.Canaan<br />

wurde als Auffanglager.<br />

Daraus ist eine wild wuchernde<br />

Stadt entstanden, die sich mittlerweile<br />

bis in die kahlen Hügel am<br />

Rande von Port-au-Prince entlang<br />

der Nationalstraße 1frisst.<br />

Canaan hat keinen Anfang und<br />

kein Ende, kein Zentrum und keine<br />

Peripherie. Es hat einen Gesundheitsposten<br />

ohne Ärzte,eine Polizeistation<br />

ohne Polizisten und Straßen<br />

ohne Asphalt. Es ist eine Ansamm-<br />

AFP/CHANDAN KHANNA<br />

lung von Hütten, Häusern und Verschlägen,<br />

aber vorallem vonevangelikalen<br />

Kirchen und Lottobuden. Der<br />

Ort, der so gar nichts mit seinem biblischen<br />

Namensgeber gemein hat,<br />

ist mit seinen geschätzt 300 000 Einwohnern<br />

vielleicht der größte Slum<br />

Haitis. Während im biblischen Kanaan<br />

Milch und Honig flossen, fließt<br />

im haitianischen Canaan nicht einmal<br />

Wasser.<br />

LeereVersprechen<br />

Auch nicht bei Familie Charlestin, die<br />

irgendwo in diesem Labyrinth des<br />

Elends eine kleine grüne Hütte bewohnt.<br />

Vater Frantz ist Automechaniker,<br />

seine Frau Marie-Fleur hütet die<br />

Hütte und die drei kleinen Töchter.In<br />

der Unterkunft, kleiner als ein Kiosk,<br />

stehen Motorteile, ein Koffer, der als<br />

Kleiderschrank dient, ein großes Bett,<br />

in dem die Familie schläft. Aufeinem<br />

kleinen Holzkohle-Kocher in einer<br />

Ecke köcheln Erbsen.<br />

„Der Staat hat uns vergessen“,<br />

sagt Vater Frantz schüchtern. „Und<br />

die internationalen Hilfsorganisationen<br />

sind auch schon seit Jahren<br />

weg“, schiebt er leise nach. Als Gelegenheits-Schrauber<br />

verdient er umgerechnet<br />

200 Dollar im Monat. Zu<br />

wenig Geld für eine fünfköpfige Familie,wennman<br />

davon zum Beispiel<br />

noch das Trinkwasser bezahlen<br />

muss,das in großen Kanisterngeliefert<br />

wird.<br />

Wiefür fast alle Menschen hier ist<br />

das Provisorium auch für die<br />

Charlestins längst eine Dauerlösung<br />

geworden, aber keine Heimat. Seit<br />

April2010 lebt die Familie in Canaan,<br />

alle drei Kinder sind hier geboren.<br />

Aber sie möchten lieber heute als<br />

morgen weg. Es gebe keine Arbeit,<br />

die Stadt sei weit, der Transport<br />

teuer. „Man hat uns aufgegeben“,<br />

sagt VaterFrantz.<br />

Das war vor zehn Jahren noch<br />

ganz anders. Hunderte Hilfsorganisationen<br />

brachten Zelte,Essen, Chirurgen,<br />

Architekten, Trost und Missionare.<br />

Zeitweise übernahmen die<br />

NGOsdas Land. Dieinternationalen<br />

Helfer und die Zivilgesellschaft waren<br />

sich einig, dass in der Tragödie<br />

auch eine Chance liege, dass man<br />

Haiti nicht nur neu, sondern auch<br />

ganz anders wieder aufbauen<br />

müsse. Mit Struktur, Konzept und<br />

erdbebensicher, aber nicht wild,<br />

anarchisch, ungezügelt, vom Staat<br />

verlassen –eben so wie in Canaan.<br />

Prostitution,<br />

Mobbing,<br />

Belästigung<br />

Vorwürfe gegen den<br />

Besitzer von Victoria’sSecret<br />

Die NewYorkTimes erhebt in einem<br />

Bericht schwere Vorwürfe<br />

gegen den Besitzer des amerikanischen<br />

Dessous-Labels „Victoria’s Secret“<br />

(VS) und belegt diese mit zahlreichen<br />

Interviews ehemaliger Angestellter<br />

und Models. Demnach soll<br />

Les Wexner (82) sein Unternehmen<br />

mit einer „Kultur von Frauenfeindlichkeit,<br />

Mobbing und Belästigung“<br />

geführt haben. Drahtzieher sei Wexners<br />

langjährige rechte Hand, Ed Razek(71),<br />

gewesen.<br />

In der New York Times berichtet<br />

unter anderem das Supermodel<br />

Bella Hadid (23), vonRazek belästigt<br />

worden zu sein. Bei eine Modenschau<br />

2018 habe er sie, während sie<br />

sich umzog, aufgefordert: „Lass den<br />

Schlüpfer weg!“ Um dann laut die<br />

Frage in den Raum zu werfen, ob es<br />

die TV-Sender wohl erlauben werden,<br />

dass Hadid „den Laufsteg mit<br />

diesen perfekten Titten runterläuft“.<br />

Ein anderes Model, Andi Muise (33),<br />

behauptet, Razek habe sie vor die<br />

Wahl gestellt: Entweder ein intimes<br />

Treffen mit ihm oder das Ende der<br />

Karriere! Als Muise ablehnte, soll sie<br />

2005 ihren letzten Auftritt alsVS-Model<br />

gehabt haben.<br />

Laut New York Times hatte Les<br />

Wexner jahrzehntelang Beschwerden<br />

vonMitarbeiterinnen und Models gegen<br />

Razekignoriert. Undals wäredieser<br />

Skandal nicht schon schlimm genug,<br />

soll Wexner über Jahre tatenlos<br />

dabei zugesehen haben, wie der verurteilte<br />

Pädophile und Sexualstraftäter<br />

Jeffrey Epstein versuchte,VS-Models<br />

als Sexsklavinnen zu rekrutieren.<br />

EinModel, das vonEpstein angesprochen<br />

wurde, wird in der New York<br />

Times so zitiert: „Es war ein Casting<br />

für Prostituierte.Ich hatte das Gefühl,<br />

in der Hölle zu sein.“<br />

Zudem soll Wexner mit Epstein<br />

eine lange Geschäftsbeziehung verbunden<br />

haben –erhatte ihm unter<br />

anderen die NewYorkerVilla verkauft,<br />

in der der Hedgefond-Manager Sexpartys<br />

mit Minderjährigen feierte.<br />

Laut drei ehemaligen, hochrangingen<br />

VS-Mitarbeitern inder NewYork<br />

Times sei Wexner bereits Mitte der<br />

90er-Jahregewarnt worden sein, dass<br />

Epstein mit dem Namen „Victoria’s<br />

Secret“ Jungmodels anlockte.Esgebe<br />

keinen Beleg dafür, dass Wexner jemals<br />

etwas gegen Epstein unternommen<br />

hat.<br />

Razekhatte als Marketingchef 27<br />

Jahre die „Victoria’s Secret Angels“<br />

ausgewählt. Er trat nach einem öffentlichen<br />

Shitstorm imvergangenen<br />

Sommer zurück, weil er keine<br />

Übergrößen- oder transsexuelle<br />

Models für die jährliche Fashion<br />

Show anheuern wollte. Zuden Vorwürfen<br />

der New York Times wollte<br />

er sich den Angaben zufolge nicht<br />

äußern, sondern soll stattdessen<br />

nur erklärt haben: „Die Behauptungen<br />

in dieser Meldung sind kategorisch<br />

unwahr, falsch ausgelegt<br />

oder aus dem Zusammenhang gerissen.“<br />

(BLZ)<br />

Les Wexner (l.), Chef von Victoria’sSecret,<br />

und Ed Razek.<br />

GETTY IMAGES

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