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Filmriss: Harry Nutt über die Berlinale und die deutsche Geschichte – Feuilleton Seite 13<br />
Heute mit<br />
Götz Alys<br />
Kolumne<br />
Seite 6<br />
3°/6°<br />
Einige Regenschauer<br />
Wetter Seite 2<br />
Rummelsburger Bucht:<br />
Ein Elendsviertel in Berlin<br />
Berlin Seite 7<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Parteilos, aber für die AfD:<br />
Ramelows Gegenkandidat<br />
Politik Seite 4<br />
Dienstag,4.Februar 2020 Nr.29HA-76. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Zehn verlorene Jahre:<br />
Haiti nach dem Erdbeben<br />
Panorama Seite 24<br />
Hotel Adlon<br />
Zurück<br />
am Pariser<br />
Platz<br />
VonAndreas Kurtz<br />
Michael Sorgenfrey,<br />
der neue Chef<br />
des Hotels Adlon<br />
Mehr als den Chefposten im Hotel<br />
Adlon kann man in<br />
Deutschland als Hotelmanager wohl<br />
nicht erreichen. Das Luxushotel in<br />
bester Lage am Pariser Platz in der<br />
Mitte Berlins gilt als inoffizielles Gästehaus<br />
der Bundesregierung, in dem<br />
Präsidenten und Könige auf Staatsbesuch<br />
ihr Haupt betten. Und sowerden<br />
Veränderungen auf der Position<br />
des geschäftsführenden<br />
Direktors<br />
aufmerksamer<br />
als bei anderen<br />
Hotels beobachtet.<br />
Michael Sorgenfrey,der<br />
neue<br />
Mann an der<br />
Spitze des Hauses,<br />
ist in Berlin<br />
ein alter Bekannter.<br />
Der gelernte<br />
Koch kommt nun schon zum dritten<br />
Malindie Stadt, um in der Adlon-Hirarchie<br />
einen jeweils höheren Posten<br />
einzunehmen. An der Neueröffnung<br />
des 1907 gebauten und durch einen<br />
Brand wenige Tage nach Kriegsende<br />
zerstörten Hauses war er als Food &<br />
Beverage Operations Manager an der<br />
Seite seines Mentors beteiligt, des Eröffnungsdirektors<br />
Jean K. vanDaalen.<br />
Im Mandarin Oriental Bangkok,<br />
der Mutter aller Luxushotels, nahm<br />
ihn dann der legendäreDirektor Kurt<br />
Wachtveitl, der das Haus 42 Jahreleitete,unter<br />
seine Fittiche.BessereReferenzen<br />
kann man in der Branche<br />
nicht haben. Sorgenfrey kehrte 2002<br />
für drei Jahre als Hotel-Manager ins<br />
Adlon zurück und bewährte sich<br />
dann bei Hoteleröffnungen in Bodrum<br />
und auf der Halbinsel Istria. Es<br />
folgten Chefposten in Abu Dhabi<br />
und Dubai. Die Führung von 15Hotels<br />
einer Kette in Deutschland<br />
machte ihn dann wieder für die Abwerber<br />
von Kempinski interessant,<br />
die ihn im Herbst 2019 zum Vice President<br />
Operations für den Mittleren<br />
Osten und Afrika machten.<br />
Wie man jetzt sieht, war das nur<br />
ein Zwischenschritt. Sorgenfrey folgt<br />
im Adlon auf Matthias Al-Amiry, der<br />
vomKempinski-Vorstand nach Asien<br />
entsandt wird, wo das Geschäft in den<br />
nächsten Monaten sicher nicht einfacher<br />
wird, wenn die Fluggesellschaften<br />
wegen der Coronavirus-Epidemie<br />
weiter Flüge streichen.<br />
Ob es Michael Sorgenfrey in Berlin<br />
viel einfacher haben wird, ist<br />
noch die Frage. Iminternationalen<br />
Vergleich sind die Zimmerpreise in<br />
der deutschen Hauptstadt ruinös<br />
niedrig. Der gebürtige Hamburger<br />
freut sich, wieder näher an seiner alten<br />
Heimat zu arbeiten. Sorgenfreys<br />
Credo lautet: „Wenn wir zufriedene<br />
Mitarbeiter haben, dann haben wir<br />
auch zufriedene Gäste.“ Er findet ein<br />
gut bestelltes Haus vor: „Ich übernehme<br />
ein starkes, eingespieltes<br />
Team.“ Seine Vorgänger waren jeweils<br />
drei Jahre imAmt. Der 52-Jährige<br />
hätte wohl nichts gegen einen<br />
längeren Aufenthalt: „Ich denke,<br />
dass ein Haus wie das Adlon eine gewisse<br />
Stabilität braucht.“<br />
Hilft das<br />
wirklich?<br />
Können Masken vor dem<br />
Coronavirus schützen? Und wie<br />
beeinflusst die Epidemie die<br />
Weltwirtschaft? Antworten auf<br />
diese Fragen lesen Sie auf den<br />
Seiten 5und 23<br />
Es geht um die Wurst<br />
Kanzlerin und Landwirtschaftsministerin schwören den Lebensmittelhandel auf mehr Fairness ein<br />
VonChristine Dankbar<br />
Man könnte sagen,<br />
dass es nicht zuletzt<br />
auch die jüngste<br />
Werbekampagne<br />
war, die den Verantwortlichen von<br />
Edeka eine Vorladung ins Kanzleramt<br />
eingetragen hat. „Essen hat einen<br />
Preis verdient: den niedrigsten“,<br />
stand voreiniger Zeit auf Plakaten<br />
in Niedersachsen zu lesen.<br />
Und obwohl dazu noch Otto Waalkes<br />
abgebildet war und Edeka<br />
meinte, das Ganze sei ein Missverständnis,fanden<br />
die dortigen Bauern<br />
das alles gar nicht lustig und<br />
blockierten mit ihren Traktoren<br />
kurzerhand ein Edeka-Auslieferungslager<br />
in Oldenburg.<br />
Am Montag ging es nun im Gespräch<br />
mit Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel und Landwirtschaftsministerin<br />
Julia Klöckner (beide CDU) um<br />
„Fragen der fairen Ausgestaltung der<br />
Wertschöpfungskette für landwirtschaftliche<br />
Erzeugnisse“.<br />
Rewe-Chef Lionel Souque, der<br />
ebenfalls eingeladen war, hatte vor<br />
dem Gespräch die Praxis der Preisgestaltung<br />
verteidigt. Mansei auch den<br />
Millionen Menschen in Deutschland<br />
verpflichtet, die in Armut oder an der<br />
Armutsgrenze leben, erklärte er vor<br />
dem Treffen, das für anderthalb<br />
Stunden angesetzt war. Er fand es<br />
aber richtig, über mehr Wertschätzung<br />
von Lebensmitteln zu reden.<br />
„Dagibt es in Deutschland sicherlich<br />
Nachholbedarf.“<br />
Das sahen offenbar auch die anderen<br />
Gesprächsteilnehmer so,<br />
denn nun soll es eine „Kommunikationsallianz“<br />
von Landwirten und<br />
Handel zur Wertschätzung von Lebensmitteln<br />
geben. Das teilte Julia<br />
Klöckner nach dem Termin mit. Sie<br />
werde nun den Handel und die<br />
Landwirtschaft zu einem gemeinsamen<br />
Treffen einladen, sagte sie und<br />
kündigte zudem an, eine europäische<br />
Richtlinie zu unfairen Handelspraktiken<br />
schnell umzusetzen. Wer<br />
diese nicht einhalte,müsse mit Bußgeldern<br />
rechnen: „Wir stehen an der<br />
Seite derer, die gute Lebensmittel<br />
produzieren.“ Es müsse aber gerecht<br />
zugehen. Es gebe eine große Liste<br />
vonunfairen Handelspraktiken.<br />
Kanzlerin Angela Merkel hatte zuvor<br />
betont, dass die Politik nicht auf<br />
staatlich diktierte Mindestpreise hinarbeite,<br />
esmüsse aber „faire Beziehungen“<br />
der Akteure amMarkt geben.<br />
Dabei sei der Handel allerdings<br />
selten direkt mit den Landwirten verbunden.<br />
Dazwischen lägen Ernährungswirtschaft,<br />
Großabnehmer,<br />
Molkereien oder Fleischverarbeiter,<br />
mit denen ebenfalls ein weiterer Dialog<br />
nötig sei. „Wir haben ein gemeinsames<br />
Interesse an einer starken regionalenVersorgung.“<br />
Es gehe um die<br />
Frage,wie diejenigen, die Lebensmittel<br />
erzeugen, überleben könnten angesichts<br />
der gestiegenen Sensibilität<br />
für Qualität und Umweltauflagen.<br />
Eine Mehrheit der Verbraucher<br />
gibt bei Umfragen regelmäßig an,<br />
dass man bereit wäre, für ökologische<br />
oder tierwohlfreundliche Lebensmittel<br />
auch mehr Geld zu bezahlen.<br />
Die meisten greifen imSupermarkt<br />
dann aber doch zum Billig-<br />
„Aktuell können Verbraucher<br />
die Qualität<br />
eines Produktes kaum erkennen,<br />
schon gar nicht am Preis.“<br />
Klaus Müller,<br />
Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands<br />
fleisch das lässt sich klar aus den<br />
Absatzstatistiken herauslesen.<br />
Für Anne Markwardt, Leiterin des<br />
Teams Lebensmittel beim Bundesverband<br />
der Verbraucherzentralen,<br />
ist das nur auf den ersten Blick ein<br />
Widerspruch. „Wir leben in einem<br />
Markt, in dem die Verbraucher Qualität<br />
wegen mangelnder Kennzeichnung<br />
kaum verlässlich erkennen<br />
können“, sagte sie der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Sie bedauerte es, dass die Verbraucherverbände<br />
nicht zum Gespräch<br />
ins Kanzleramt eingeladen<br />
waren. Dabei werde den Verbrauchern<br />
oft einseitig der schwarze Peter<br />
zugeschoben, weil es immer<br />
heiße,dass sie es seien, die keine höheren<br />
Preise zahlen wollten. „Viele<br />
fragen sich aber zu recht, ob der höhere<br />
Preis eines Lebensmittel vor allem<br />
an seinem Marketing liegt“,<br />
sagte sie.<br />
Scharfe Kritik übte Markwardt an<br />
der Landwirtschaftspolitik, die Fördermittel<br />
nicht ans Tierwohl koppelt.<br />
Für einige Tierarten in Deutschland<br />
gebe überhaupt keine gesetzlichen<br />
Standardfür die Haltung, so die<br />
Verbraucherexpertin.<br />
DerBundfür Umwelt und Naturschutz<br />
Deutschland (BUND) nannte<br />
die „Einbestellung“ der Branche bei<br />
Merkel ein wichtiges Zeichen. Wer<br />
Marktmacht ausnutzeund sich beim<br />
Verbraucher mit Billigangeboten anbiedere,<br />
stehe einer Agrarwende im<br />
Weg. SPD-Fraktionsvize Matthias<br />
Miersch forderte eine neue EU-<br />
Agrarpolitik, die Qualität und nicht<br />
Massefördere.<br />
Grünen-Agrarexperte Friedrich<br />
Ostendorff kritisierte, zur Umsetzung<br />
der EU-Richtlinie sei die Bundesregierung<br />
ohnehin verpflichtet.<br />
Sienutze Spielräume nicht, sondern<br />
setze weiter auf freiwillige Selbstverpflichtungen.<br />
DerFDP-Fachpolitiker<br />
Gero Hocker warb dafür, Zusammenschlüsse<br />
von Landwirten zu<br />
stärken, um ein Gegengewicht zum<br />
Handel zu bilden. AfD-Fraktionschefin<br />
Alice Weidel wandte sich gegen<br />
staatliche Eingriffe, bei denen<br />
die Verbraucher vom Schnitzel über<br />
Käse bis zurWurst tiefer in die Tasche<br />
greifen müssten. (mit dpa) Tagesthema<br />
Seite2,Kommentar Seite8<br />
GETTY IMAGES<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Liebe<br />
Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
AmWochenende haben wir Ihnen<br />
unsere Neuzugänge in der Redaktion<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorgestellt:<br />
Matthias Thieme als Digital-<br />
Chefredakteur, Kai-Hinrich Renner<br />
als Medien-Redakteur, Eva Corino<br />
als Familien-Redakteurin und Margarethe<br />
Gallersdörfer als Bildungs-<br />
Redakteurin.Wirfreuen uns über die<br />
Verstärkung der Redaktion.<br />
Ab dem heutigen Dienstag werden<br />
wir Ihnen die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
auch noch besser geordnet präsentieren.<br />
Die <strong>Zeitung</strong> erscheint jetzt<br />
wieder täglich in vier Teilen, so haben<br />
auch der Berlin-Teil, das Feuilleton<br />
und der Sport jeweils wieder ein<br />
eigenes„Buch“, wie wir die <strong>Zeitung</strong>slagen<br />
nennen. Sie können die Inhalte<br />
also deutlich besser sortieren.<br />
Neue Seiten, neue Inhalte<br />
Hinzu kommen neue Seiten und Inhalte<br />
wie die Familien-Seite von Eva<br />
Corino am Donnerstag, die jungen<br />
<strong>Berliner</strong> Familien Lesestoff bietet.<br />
Die beiden <strong>Berliner</strong> Seiten „Hauptstadt“<br />
und „Made in Berlin“ finden<br />
Siezukünftig am Mittwoch und Freitag<br />
im Berlin-Teil. Das„Schöne Wochenende“<br />
rückt am Sonnabend in<br />
den Berlin-Teil. So bündeln wir die<br />
Berlin-Kompetenz weiter.<br />
Dazu gehört auch, dass wir Ihre<br />
Meinung, Ihre Briefe und Mails an<br />
zwei festen Tagen, am Montag und<br />
am Donnerstag, im Berlin-Teil abdrucken.<br />
Das Thema des Tages und die<br />
großen Reportagen der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
finden Sieweiterhin auf den Seiten<br />
2und 3. Aufdiesen Seiten werden<br />
wir auch unsere Vermessung der<br />
Amtszeit Angela Merkels mit der datenjournalistischen<br />
Seriefortsetzen.<br />
Das Magazin am Wochenende<br />
bietet Ihnen am 15. Februar auf zehn<br />
Seiten eine Spezial-Ausgabe zum Berlinale-Start.<br />
Ab MitteFebruar wirdIhnen<br />
auch Margit J. MayerjedeWoche<br />
eine neue Stil-Seite präsentieren, eine<br />
Seite über den Stil und die Mode Berlins<br />
und der Welt. Auf der Meinungsseite<br />
werden Sie die bekannten Kolumnen<br />
etwa von Götz Aly und Sabine<br />
Rennefanz lesen, Siefinden dort<br />
aber auch neue Stimmen –wie heute<br />
Kai-Hinrich Renner,der sich im Leitartikel<br />
mit den Medien und dem Coronavirus<br />
beschäftigt. Jeden Freitag<br />
wirdRennernun auch seine Medienkolumne<br />
im Feuilleton schreiben. Besonders<br />
lesenswert, so wie die ganze<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Herzlich, IhreRedaktion<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />
Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />
(Mo-Fr13-14 Uhr), Fax-499;<br />
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4<br />
194050<br />
501603<br />
21006
2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Lebensmittelpreise<br />
Die Preisentwicklung ist dramatisch,<br />
teilweise aber auch selbstverschuldet,<br />
sagt Biobauer Klaus Engemann<br />
„Die Bauern sind<br />
Täter und Opfer“<br />
VonChristine Dankbar<br />
Knackig sollen Obst und Gemüse sein, aber auch schön billig.Für die Erzeuger geht diese Rechnung oft nicht auf.<br />
ISTOCKPHOTO; PRIVAT<br />
Klaus Engemann ist Biolandwirt<br />
in Ostwestfalen-<br />
Lippe. Im Gespräch mit<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erläutert<br />
er, warum die Landwirte in<br />
Deutschland Opfer und Täter zugleich<br />
sind und wie man mit Discountern<br />
wie Lidl auf Augenhöhe<br />
verhandeln kann.<br />
Herr Engemann, die Bundeskanzlerin<br />
hat die Chefs von Handelsunternehmen<br />
zum Preisgipfel eingeladen.<br />
Wassagen Siedazu?<br />
Ich finde es gut, dass sich Frau<br />
Merkel dieses Themas annimmt.<br />
Und ich bin sehr gespannt, was dabei<br />
herauskommt. DiePreissituation<br />
bei den Lebensmitteln ist wirklich<br />
dramatisch.<br />
Wiemeinen Siedas?<br />
Die konventionell erzeugten<br />
Lebensmittel sind viel zu billig.<br />
Zumal Folgekosten der Landwirtschaft<br />
wie zum Beispiel die Aufbereitung<br />
des Trinkwassers wegen zu<br />
hoher Nitratbelastung da noch gar<br />
nicht mit einberechnet sind.<br />
Würde man das mit einberechnen,<br />
wären konventionell erzeugte Lebensmittel<br />
nicht billiger als Bioprodukte.<br />
Die Landwirte beklagen sich, dass<br />
sie vom Diktat der Handelsketten<br />
abhängen, dass die Preise drückt.<br />
Was denken Sie, wie konnte es zu<br />
dieser Abwärtsspirale überhaupt<br />
kommen?<br />
Meiner Meinung liegt das am<br />
Konzentrationsdruck bei den Betrieben<br />
selbst. Vor40, 50 Jahren waren<br />
die meisten landwirtschaftlichen<br />
Betriebe Mischbetriebe. Die<br />
Bauern betrieben Viehzucht, bauten<br />
aber auch Getreide und Obst an.<br />
Das hat sich geändert. Die Unternehmer<br />
spezialisierten sich, wurden<br />
größer, aber auch einseitiger.<br />
Hatte man damals 60 Mastschweine,dann<br />
waren es vor30Jahren<br />
schon 150. Und heute muss<br />
man 3000 bis 5000 Schweine haben,<br />
um sein Betriebsergebnis zu<br />
halten. Das aber macht abhängiger<br />
von demjenigen, der mir die Ware<br />
abnimmt.<br />
Siesind die Sache vonAnfang an anders<br />
angegangen?<br />
Ja. Als mein Bruder und ich den<br />
Betrieb 1988 von unseren Eltern<br />
übernahmen, war für uns von Anfang<br />
an klar,dass wir auf Vielfalt setzen<br />
wollten. Wir wollten ökologischen<br />
Landbau betreiben.<br />
Sind Sie dainIhrem Ort nicht misstrauisch<br />
beäugt worden?<br />
Eigentlich nicht. Unsere Familie<br />
ist alteingesessen in der Region. Wir<br />
betreiben seit Generationen Landwirtschaft.<br />
Als wir auf ökologischen<br />
Landbau umstellten, gehörten wir<br />
zu den Ersten in unserer Gegend und<br />
stießen natürlich auf Skepsis. Aber<br />
auch auf viel Wohlwollen. Wirhaben<br />
eine breite Palette von Gemüse und<br />
Obst: Möhren, Rote Bete, Pastinaken,<br />
Blumenkohl, Erdbeeren, aber<br />
auch Getreide wie Weizen, Gerste<br />
ZUR PERSON<br />
Klaus Engemann ist Bio-Landwirtaus Überzeugung.Vor 32 Jahren übernahm er mit seinem<br />
Bruder den Hof der Elternund stellte vomkonventionellen auf den ökologischen Landbau um.<br />
Ihm geht es um Artenvielfalt und faire Produktionsbedingungen. Er ist Vorstandsmitglied im<br />
Verein FairBio. Dieser setzt sich dafür ein, dass die Produzenten nachhaltiger Lebensmittel<br />
auch angemessen bezahlt werden.<br />
Roggen, Dinkel. Und Spezialsorten<br />
wie Einkorn, das zu den ältesten Getreidearten<br />
überhaupt zählt.<br />
Wie erleben Sie die Preisentwicklung<br />
bei Lebensmitteln?<br />
Wir haben vor zehn Jahren den<br />
FairBio-Verein gegründet, um Fairness<br />
bei der Bezahlung von Bioprodukten<br />
zu erzielen. Wir bemühen<br />
uns um ein partnerschaftliches Verhältnis<br />
vonErzeugernund Kunden –<br />
und das über die ganze Wertschöpfungskette.<br />
Dennoch sind wir nicht<br />
abgekoppelt vom Markt. Aber die<br />
Verbraucher sind bereit, mehr für<br />
Bio-Qualität zu bezahlen. Deshalb<br />
ist es absolut wichtig, dass man Qualität<br />
auch kenntlich macht. Die<br />
Kennzeichnung von Hühnereiern<br />
etwa –das ist ein totaler Erfolg. Jeder<br />
kann auf den ersten Blick erkennen,<br />
ob er Ökostandardkauft oder nicht.<br />
Haben Sie denn selbst Erfahrung mit<br />
den klassischen Handelsketten?<br />
Ich bin für meine Region Delegierter<br />
bei Bioland. Das ist ein Anbauverband<br />
für Öko-Landwirte. Als<br />
uns unser Präsident vorschlug, einen<br />
Handelsvertrag mit Lidl auszuhandeln,<br />
gab es erst mal Aufruhr. Historisch<br />
ist der Discounter ja nicht der<br />
Freundder Bio-Landwirtschaft. Aber<br />
wenn man davon ausgeht, dass sich<br />
der Anteil der Bio-Lebensmittel erhöhen<br />
soll, macht es durchaus Sinn,<br />
auch dort gelistet zu sein. Bioland<br />
hat mit Lidl jetzt Fairplay-Regeln<br />
aufgestellt, etwa, dass keine Frischwarewillkürlich<br />
storniertwird.<br />
Das hat Ministerin Julia Klöckner<br />
den Händlern jüngst beim Handel<br />
mit den Bauern vorgeworfen. Sind<br />
die konventionellen Landwirte die<br />
Verliererder letzten Jahrzehnte?<br />
Sagen wir mal so. Sie sind Opfer<br />
und Täter zugleich. Man trifft als<br />
Landwirtselbst die Entscheidungen<br />
für seinen Betrieb. Und da kann es<br />
auch Spaß machen, einen größeren<br />
Trecker zu fahren als der Nachbar.<br />
Aber wenn man immer größer werden<br />
muss,dann müssen Kredite abgezahlt<br />
werden. Die Abhängigkeiten<br />
machen ein Umlenken dann<br />
schwer.<br />
Aber es gibt Kollegen,die umsteuern?<br />
Wirhaben in den letzten drei Jahren<br />
einen erfreulichen Zuwachs von<br />
über 40 Prozent an Biobetrieben verzeichnet.<br />
Das ist ein bundesweiter<br />
Trend, der sich auch in unserer Region<br />
so abbildet.<br />
Wollen Ihre Kinder den Hofmal übernehmen?<br />
Ja, und das mit Begeisterung. Ich<br />
führe den Betrieb mit meinem Bruder.<br />
Wir haben zusammen sieben<br />
Kinder und vier davon sind bereits<br />
im Unternehmen tätig. Vonden fünf<br />
Biobauernhöfen in unserem Ort<br />
wollen alle in der nächsten Generation<br />
weitermachen.<br />
DasGespräch führte<br />
Christine Dankbar.<br />
Die führenden Händler –Edeka,<br />
Rewe, Aldi und die Schwarz-<br />
Gruppe mit Kaufland und Lidl –kontrollieren<br />
nach Angaben des Bundeskartellamts<br />
zusammen mehr als 85<br />
Prozent des Lebensmittelmarktes in<br />
Deutschland. Das gibt den „großen<br />
Vier“ eine gewaltige Einkaufsmacht.<br />
Werbei ihnen nicht gelistet ist, hat es<br />
schwer. Agrarministerin Julia Klöckner<br />
(CDU) sprach voneinem Verhältnis<br />
wie bei David gegen Goliath: „So<br />
fühlen sich aktuell Erzeuger,wenn sie<br />
mit dem Handel verhandeln –Augenhöhe<br />
ist nicht gegeben.“ Das schlage<br />
sich auch in den Preisen nieder.Allerdings<br />
wies Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel (CDU) auch darauf hin, dass<br />
Supermärkte meist nicht direkt mit<br />
den BauerninKontakt stünden. Auch<br />
Verarbeiter für Fleisch oder Milch<br />
seien angesprochen.<br />
Bei Preisverhandlungen wird oft<br />
mit harten Bandagen gekämpft. Das<br />
kann bis zum vorübergehenden Boykott<br />
bestimmter Produkte gehen, um<br />
Lieferanten unter Druck zu setzen. In<br />
den vergangenen Jahren bekamen<br />
David gegen Goliath<br />
Handel<br />
das auch große Markenhersteller wie<br />
Nestlé oder Coca-Cola zu spüren. Dabei<br />
sind ihreProdukte für den Handel<br />
deutlich schwerer zu ersetzen als Angebote<br />
vonBauernund anderen kleineren<br />
Anbietern.<br />
Die Branche selbst jedoch fühlt<br />
sich zu Unrecht an den Pranger gestellt.<br />
DerHandelsverband Deutschland<br />
(HDE) betonte bereits vor dem<br />
Treffen mit Kanzlerin Merkel: „Lebensmittel<br />
werden hier nicht verschleudert.“<br />
Deutschland liege bei<br />
Lebensmittelpreisen rund zwei Prozentpunkte<br />
über dem Schnitt der<br />
einst 28 EU-Staaten. Außerdem<br />
würde es den BauerninDeutschland<br />
nicht helfen, wenn die Preise hierzulande<br />
erhöht würden: „Wir sehen,<br />
dass man über Jahrzehnte die Landwirtschaft<br />
auf Export getrimmt hat<br />
und immer mehr Mengen produziert<br />
wurden“, sagte Genth dem Inforadio<br />
vonRBB am Montag. Dassei<br />
auch eine Riesenleistung. Aber da sei<br />
man natürlich abhängig von Weltmarktpreisen,<br />
die man gar nicht<br />
hierzulande beeinflussen könne.<br />
Rewe-Chef Lionel Souque<br />
machte zudem darauf aufmerksam,<br />
dass in Deutschland rund 13 Millionen<br />
Menschen in Armut oder an der<br />
Armutsgrenze lebten. „Günstige Lebensmittelpreise<br />
ermöglichen diesen<br />
Menschen eine gesunde und sichereErnährung“,<br />
so Souque.<br />
Tatsächlich sind für fast zwei Drittel<br />
(65 Prozent) der Bundesbürger<br />
Sonderangebote beim Einkaufen<br />
wichtig, wie das Marktforschungsunternehmen<br />
Nielsen in seiner Studie„Consumers<br />
2019“ berichtete.Im<br />
harten Wettbewerb kann sich somit<br />
kaum ein Händler leisten, diese Erwartungen<br />
zu enttäuschen und sein<br />
„Preis-Image“ zu gefährden.<br />
Wie empfindlich viele Verbraucher<br />
beim Preis sind, erlebte voreinigen<br />
Monaten Lidl. Der Discounter<br />
wollte nur noch Bananen mit Fairtrade-Siegel<br />
verkaufen, das sollte 10<br />
bis 20 Cent pro Kilo mehr kosten.<br />
Doch die Verbraucher spielten nicht<br />
mit und kauften bei der Konkurrenz.<br />
Am Ende musste Lidl zurückrudern.<br />
(dpa/BLZ)<br />
Biowetter:<br />
Bluthochdruck<br />
Kopfschmerzen<br />
Schlafstörungen<br />
Rheumaschmerzen<br />
Atemwegsbeschwerden<br />
Pollenflug:<br />
Hasel<br />
Erle<br />
Pappel<br />
Weide<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute haben Wolken die Oberhand. Sie lassen mitunter Schauer zurück.<br />
Dabei erreichen die Temperaturen 7Grad, und der Wind weht mäßig aus<br />
westlichen Richtungen. Inder Nacht macht sich größtenteils Schnee oder<br />
Schneeregen breit. Die Tiefstwerte fallen auf 1bis minus 1Grad.<br />
Belastung<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
mäßig<br />
schwach<br />
schwach<br />
keine<br />
keine<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 2Grad.<br />
Wind: mäßig aus West.<br />
Wittenberge<br />
3°/6°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
2°/6° 3°/6°<br />
Luckenwalde<br />
2°/6°<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
wolkig bedeckt bedeckt<br />
2°/6° 2°/4° 3°/5°<br />
Prenzlau<br />
1°/7°<br />
Cottbus<br />
3°/6°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
2°/6°<br />
Mit stark böigen Nordwestwinden dringt auch in höheren Luftschichten Polarluft<br />
über Mitteleuropa in Richtung zentrales Mittelmeer vor. Dadurch bilden sich bis<br />
ins Flachland teils kräftige Schneeregen- und Graupelschauer, anden Alpen<br />
schneit es teils ergiebig. Warm und sonnig ist esüber Spanien.<br />
Köln<br />
2°/8°<br />
Sylt<br />
3°/6°<br />
Saarbrücken<br />
2°/9°<br />
Hannover<br />
3°/6°<br />
Konstanz<br />
3°/12°<br />
Hamburg<br />
3°/7°<br />
Erfurt<br />
1°/5°<br />
Frankfurt/Main<br />
2°/8°<br />
Stuttgart<br />
2°/12°<br />
Rostock<br />
2°/6°<br />
Magdeburg<br />
3°/7°<br />
Nürnberg<br />
0°/9°<br />
München<br />
1°/10°<br />
Rügen<br />
2°/7°<br />
Dresden<br />
3°/6°<br />
Deutschland: Heute ist es meist<br />
dicht bewölkt, esfällt immer wieder<br />
Schneeregen, und die Temperaturen<br />
klettern amTage auf 5bis 12 Grad.<br />
Nachts gehen die Wertedann auf<br />
1bis minus 4Grad zurück. Der Wind<br />
weht in Böen regional mit Sturmstärke<br />
aus westlichen Richtungen.<br />
Morgen erwärmt essich auf 2bis<br />
7Grad. Dazu ist der Himmel vielerorts<br />
wechselnd bis stark bewölkt,<br />
und selten rieseln auch Schneeflocken.<br />
Der Wind weht stellenweise in<br />
Böen stürmisch aus Nordwest.<br />
Schneehöhen:<br />
Thüringer Wald bis 30 cm<br />
Harz bis 25 cm<br />
Erzgebirge bis 30 cm<br />
Bayerische Alpen bis 220 cm<br />
Mondphasen: 09.02. 15.02. 23.02. 02.03.<br />
Sonnenaufgang: 07:44 Uhr Sonnenuntergang: 16:57 Uhr Mondaufgang: 12:02 Uhr Monduntergang: 03:23 Uhr<br />
Lissabon<br />
20°<br />
Las Palmas<br />
25°<br />
Madrid<br />
20°<br />
Reykjavik<br />
7°<br />
Dublin<br />
9°<br />
London<br />
10°<br />
Paris<br />
8°<br />
Bordeaux<br />
14°<br />
Palma<br />
23°<br />
Algier<br />
25°<br />
Nizza<br />
18°<br />
Trondheim<br />
4°<br />
Oslo<br />
0°<br />
Stockholm<br />
2°<br />
Kopenhagen<br />
5°<br />
Berlin<br />
6°<br />
Mailand<br />
15°<br />
Tunis<br />
22°<br />
Rom<br />
18°<br />
Warschau<br />
6°<br />
Wien<br />
10° Budapest<br />
10°<br />
Palermo<br />
22°<br />
Kiruna<br />
-15°<br />
Oulu<br />
-10°<br />
Dubrovnik<br />
16°<br />
Athen<br />
18°<br />
St. Petersburg<br />
-3°<br />
Wilna<br />
2°<br />
Kiew<br />
4°<br />
Odessa<br />
9°<br />
Varna<br />
13°<br />
Istanbul<br />
14°<br />
Iraklio<br />
16°<br />
Archangelsk<br />
-4°<br />
Moskau<br />
-1°<br />
Ankara<br />
8°<br />
Antalya<br />
16°<br />
Acapulco 35° heiter<br />
Bali 25° Gewitter<br />
Bangkok 32° heiter<br />
Barbados 27° Schauer<br />
Buenos Aires 35° sonnig<br />
Casablanca 22° sonnig<br />
Chicago 3° bedeckt<br />
Dakar 30° wolkig<br />
Dubai 20° sonnig<br />
Hongkong 21° bewölkt<br />
Jerusalem 12° sonnig<br />
Johannesburg 32° heiter<br />
Kairo 20° heiter<br />
Kapstadt 30° heiter<br />
Los Angeles 13° sonnig<br />
Manila 30° heiter<br />
Miami 25° wolkig<br />
Nairobi 26° Schauer<br />
Neu Delhi 20° sonnig<br />
New York 11° Regen<br />
Peking -2° sonnig<br />
Perth 37° Schauer<br />
Phuket 34° heiter<br />
Rio de Janeiro 30° Schauer<br />
San Francisco 11° heiter<br />
Santo Domingo 27° Schauer<br />
Seychellen 29° wolkig<br />
Singapur 33° heiter<br />
Sydney 22° wolkig<br />
Tokio 11° bewölkt<br />
Toronto 3° Schnee
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 3 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Seite 3<br />
Stadt der Kinder<br />
Frühstück im Hause Uemoto: Haruta, Mutta und Konoe lassen es sich schmecken. Dass Kinder mit mehreren Geschwisternaufwachsen, ist in Japan eine Seltenheit. In der Kleinstadt Nagi nicht.<br />
Haruta ahnt natürlich nicht, dass<br />
er der winzige Teil einer Erfolgsgeschichte<br />
ist. Dass so viele<br />
Menschen Hoffnung mit ihm<br />
verbinden. Und selbst wenn er es ahnen<br />
würde, ihm wäre esindiesem Moment vermutlich<br />
egal. Verschlafen blinzelt der Zweijährige<br />
auf dem Schoß seiner Mutter und<br />
schmiegt sich an ihre Schulter. Mit seinen<br />
Zöpfchen, die nicht mehr sind als drei Büschel<br />
pechschwarzesHaar,erinnerteraneinen<br />
kleinen Samurai.<br />
Mama Hiromi Uemoto steckt ihrem<br />
Jüngsten mit den Essstäbchen Reis in den<br />
Mund, schiebt ein wenig Spinat hinterher.<br />
Bruder Mutta, fünf Jahre alt, stolpert imPyjama<br />
an den Frühstückstisch. Der Älteste,<br />
der sieben Jahre alte Kanta, erledigt noch<br />
schnell die letzten Hausaufgaben. Er übt<br />
Schriftzeichen, während seine sechsjährige<br />
Schwester Konoe, ein zierliches Mädchen<br />
mit Rattenzöpfen, in ihre Schuluniform<br />
schlüpft. DieWände hängen voll mit krakeligen<br />
Zeichnungen und Fotos der Geschwister,mal<br />
stolz, mal scheu lächelnd.„Meine Familie<br />
ist alles für mich“, sagt Hiromi mit zärtlicher<br />
Stimme.„Mein wichtigster Schatz.“<br />
Als sie Mutter wurde, wusste sie: Nirgendwo<br />
würde ihre Familie bessere Bedingungen<br />
finden als in ihrer Heimat Nagi.<br />
Denn hier spielt die Erfolgsgeschichte, hier<br />
besteht die Hoffnung, das Schrumpfen der<br />
Bevölkerung, das Alternder japanischen Gesellschaft<br />
etwas aufhalten zu können. Derzeit<br />
gibt es 127 Millionen Japaner.Und sollte<br />
die Geburtenrate nicht steigen, werden es<br />
Berechnungen zufolge im Jahr 2060 nur<br />
noch 87 Millionen sein. Nagi ist die Stadt der<br />
Kinder.Ein Model für die Zukunft Japans,das<br />
anders als die USA oder Deutschland kein<br />
Einwanderungsland sein will, um die demografische<br />
Entwicklung zu drehen.<br />
Jugend ist eine Ressource<br />
Zuvorlebte Hiromi mit ihrem Mann Taishira<br />
eine halbe Autostunde entfernt in der Großstadt<br />
Tsuyama. Vier Kinder hätte sich das<br />
Paar dort niemals leisten können. Darum<br />
entschieden sie sich, zurück zu Hiromis<br />
Wurzeln zu ziehen. Umrahmt von sanften<br />
Hügeln, vondichtem Wald, durch den Bären<br />
streifen, liegt die Kleinstadt im Südwesten<br />
des Landes,mitten in der Einöde.Reisterrassen<br />
ziehen sich wie Stufen den Hügel hinauf,<br />
Bauern pflanzen Setzlinge in die überfluteten<br />
Felder.<br />
Es gibt ein Café, einen riesigen Supermarkt,<br />
ein winziges Polizeirevier, das fast<br />
überflüssig wirkt an diesem friedlichen Ort–<br />
und es gibt nagelneue Spielplätze. Hiromi<br />
wundert sich nicht mehr darüber, dass sich<br />
so viele Menschen mittlerweile für das verschlafene<br />
Städtchen interessieren: Dasjapanische<br />
Fernsehen war da, es folgten Delegationen<br />
aus allen Ecken des Landes und ganz<br />
Japan hat eine der geringsten Geburtenraten der Welt.<br />
Die Bevölkerung schrumpft und altert dramatisch. Die Kleinstadt Nagi<br />
kämpft dagegen an –und gilt als Vorbild für das ganze Land<br />
VonIsabell Stettin (Text) und Sascha Montag (Fotos), Nagi<br />
Asien, die sehen wollten, was ausgerechnet<br />
Nagi zum Vorbild macht.<br />
Als Hiromi vor 32Jahren geboren wurde,<br />
zählte die Stadt 8000 Einwohner. Umein<br />
Viertel ist die Zahl seitdem geschrumpft. Im<br />
ganzen Land ist die Bevölkerungskurve im<br />
Sinkflug. Während in den Megametropolen<br />
wie Tokio die Menschen dicht an dicht leben,<br />
oft in Wohnungen klein wie Besenkammern,<br />
sterben ganze Dörfer aus. Doch die Menschen<br />
in Nagi haben einen Weg gefunden,<br />
den Abwärtstrend zumindest aufzuhalten,<br />
einen Weg, der die Menschen zurückholt<br />
und anzieht, ihnen Hoffnung gibt.<br />
Die Hoffnung lacht und hat Zahnlücken.<br />
Auf dem Hof vor ihrem Wohnblock warten<br />
Kanta und Konoe auf die Nachbarskinder.<br />
Hiromi zählt durch und winkt dem kleinen<br />
Tross nach, der sich zur Schule bewegt. Dann<br />
bringt sie ihreKleinen weg: Mutta in den Kindergarten,<br />
Haruta in die Kita. Beim Abschied<br />
verdrückt der kleine Samurai Tränen.<br />
Es ist der einzigeWeg, um die Stadt am Leben<br />
zu erhalten, glaubt Oku Chocho. Der<br />
Bürgermeister residiertimRathaus,vor dem<br />
eine Skulptur mit Kindern steht und wo sie<br />
2012 eine Erklärung unterschrieben haben:<br />
Nagi solle eine Stadt voll mit Kinderstimmen<br />
werden, „wo Elterndas Glück erleben, das es<br />
bedeutet, Kinder großzuziehen“. Für den<br />
Bürgermeister ist die Jugend eine Ressource.<br />
In manchen japanischen Gemeinden mussten<br />
längst die Schulen schließen, Häuser stehen<br />
leer, Krankenhäuser machen dicht.<br />
„6 000 Einwohner sind für uns die magische<br />
Grenze, die wir halten wollen.“<br />
In Nagi haben sie verstanden: Wollen sie<br />
weiter bestehen, müssen sie alles daransetzen,<br />
dass die Familien unbeschwert leben<br />
können. Durch die ganze Stadt spannt sich<br />
ein Netz, das Paare auffängt, Eltern unterstützt,<br />
Kinder versorgt. Für das erste Kind<br />
gibt es einmalig 100 000 Yen, etwa 830 Euro,<br />
für das fünfte 400 000, rund 3300 Euro. Die<br />
Schule ist umsonst. Keiner muss auf einen<br />
Kitaplatz warten. Ist ein Kind krank, bekommt<br />
es kostenlos Medizin. Wollen die Eltern<br />
ausgehen, können sie einen Babysitterservice<br />
in Anspruch nehmen.<br />
Grundstücke gibt es besonders günstig<br />
für Familien. Die Stadt hat Wohnblöcke aufgekauft,<br />
um sie billiger zu vermieten. Rund<br />
eine Million Euro im Jahr kostet diese Maßnahme.<br />
Angestellte der Stadt haben zeitweise<br />
geringere Löhne akzeptiert. Die Zukunft<br />
der Stadt ist eine gemeinsame Anstrengung.<br />
Undder Plan scheint aufzugehen.<br />
In der Provinz funktioniert imKleinen,<br />
wofür Länder wie Japan oder Deutschland<br />
seit langem kämpfen: Die Frauen bekommen<br />
mehr Kinder.Die Geburtenrate erreicht<br />
Spitzenwerte. Familien mit drei, vier, sogar<br />
fünf Kindern sind keine Seltenheit. Im<br />
Schnitt bekommen japanische Frauen nur<br />
Hiromi Uemoto mit Sohn Haruta auf einem von Nagis<br />
nagelneuen Spielplätzen.<br />
1,4 Kinder.InNagi waren es 2014 doppelt so<br />
viele. Inzwischen hat sich die Rate bei 2,3<br />
eingependelt. Ein Spitzenplatz und Erfolg in<br />
einem Land, das nicht nur die höchste Lebenserwartung<br />
weltweit hat, sondern zugleich<br />
eines mit der niedrigsten Geburtenrate<br />
ist. Junge Japanerinnen und Japaner heiraten<br />
immer später und schieben die Geburt<br />
des ersten Kindes hinaus.Der Bürgermeister<br />
vonNagi ist kein Träumer,erweiß: „Wir werden<br />
dennoch schrumpfen.“ Aber langsamer<br />
als anderswo.<br />
Hiromi fährt zum Hotel ihres Vaters, wo<br />
sie arbeitet. Sie kümmert sich um Buchungen,<br />
bereitet Essen vor, während nur wenige<br />
Kilometer entfernt Haruta seine Abschiedstränen<br />
verschmerzt hat. Im Gänsemarsch<br />
stolperndie Kita-Kinder aus der „Häschen“-<br />
Gruppe durch Nagi, sie singen, nehmen sich<br />
an den Händen, pflücken Pusteblumen. Haruta<br />
lässt sich vonder Erzieherin tragen.<br />
Überhaupt sind es die Frauen, die die<br />
Stadt gestalten und die Last schultern. Fast<br />
drei Viertel der Mütter sind berufstätig, fast<br />
alle arbeiten vor Ort. Frauen müssen sich in<br />
Japan oft entscheiden für Karriere oder Kinder.<br />
60Prozent verlassen ihren Arbeitsplatz<br />
nach der Geburt eines Kindes und widmen<br />
sich ausschließlich Haushalt und Familie.In<br />
Nagi lässt sich beides vereinbaren.<br />
Hiromi bedeutet ihre Arbeit viel. Sie gehört<br />
zu jener Generation japanischer<br />
Frauen, die gut ausgebildet ist wie noch nie.<br />
Sie hat Ernährungswissenschaften studiert,<br />
früher in der Schulmensa als Beraterin gearbeitet.<br />
Allein vom Gehalt ihres Mannes<br />
könnten sie kaum leben. Als Bauarbeiter ist<br />
er viel unterwegs, andiesen Tagen ist er auf<br />
Geschäftsreise. Meist verlässt er um sechs<br />
das Haus und kehrt nicht vor sieben am<br />
Abend zurück. So bleibt die Kinderversorgung<br />
Hiromis Sache.<br />
Mütter,die nur einige Stunden in der Woche<br />
arbeiten können oder wollen, gehen zu<br />
einer stillgelegten Tankstelle,woeine Jobvermittlung<br />
untergebracht ist. DieFrauenregistrieren<br />
sich für Hilfstätigkeiten, sie pflegen<br />
Datenbanken, unterstützen Bauern bei der<br />
Ernte, verpacken Gemüse, während ihre<br />
Kleinen in einer betreuten Spielecke toben.<br />
Miku Yonezawa, 29, kommt mit ihrem<br />
Sohn auf dem Arm. Aki ist neun Monate alt<br />
und klammert sich an sie. Die vierjährige<br />
Shiori rast mit einem anderen Mädchen<br />
durch den Raum.Für dieGrafikdesignerin ist<br />
es eine perfekte Lösung. „Immer, wenn ich<br />
Zeit habe,komme ichvorbei, verdiene Geld –<br />
und treffe dabei oft noch Freundinnen.“<br />
Doch das Herz der Stadt, das heimliche<br />
Wohnzimmer für die Mütter vonNagi, ist das<br />
„Kinderheim“, ein Flachbau mit großem<br />
Garten, mit Beeten und Spielgeräten. Um die<br />
Mittagszeit sitzen mehrereFrauen mit ihrem<br />
Nachwuchs am Tisch. Großeltern kommen<br />
hierher, auch Eltern aus umliegenden Gemeinden,<br />
weil es immer Spielkameraden<br />
gibt, unzählige Bücher und Kuscheltiere.<br />
Mütter haben Babykleidung für einen Basar<br />
mitgebracht, die Kinder haben einen kleinen<br />
Kaufladen aufgebaut.<br />
Lokalpolitiker aus Südkorea streifen<br />
durch die Gänge, umsich etwas von dem<br />
Konzept abzuschauen. Im Spielzimmer<br />
krabbelt Baby Miyu, acht Monate alt, und<br />
schnappt nach einem Teddy. Shoko Ishiodori,<br />
75 Jahre alt, sitzt wachsam daneben.<br />
Früher war sie Kindergärtnerin. Jetzt ist sie<br />
eine von vielen Ehrenamtlichen, die auf die<br />
Kleinen aufpassen. „Mich macht es glücklich,<br />
dass sie hier einfach Kind sein dürfen.<br />
Alles ist entspannter,nicht so streng wie früher.“<br />
Ihr Lächeln ist verborgen hinter einem<br />
Mundschutz, die Augen leuchten. Als Stadtoma<br />
fühlt sie sich gebraucht. Ihre sechseigenen<br />
Enkel sieht Shoko Ishiodori selten, ihre<br />
Kinder sind vor Jahren nach Schweden und<br />
Bali ausgewandert. Im „Kinderheim“ kümmertsie<br />
sich um die vielen Ersatzenkel.<br />
Zu sechst in einem Bett<br />
Einbisschen erinnertdie Stadt an eine große<br />
Familie. „Das macht diesen Platz so besonders<br />
für uns“, sagt Hiromi am Abend, als ihre<br />
Kinder und sie wieder am Tisch zusammenkommen.<br />
Geht es nach ihr, werden sie in<br />
Nagi groß. Nur ihreWohnung wird langsam<br />
zu eng. IhrMann und sie träumen davon, ein<br />
Häuschen zu bauen. Noch schlafen sie zu<br />
sechst eng aneinander gekuschelt auf Reisstrohmatten<br />
im kleinen Schlafzimmer. Jede<br />
Ecke ist genutzt. Auf Regalbrettern über der<br />
Eingangstür stapeln sich Schuhe, aus denen<br />
die Kinder immer schneller herauswachsen.<br />
Müde stochernsie nach dem Fußballtraining<br />
im Abendessen herum. Die Augen kleben<br />
am Fernsehbildschirm, über den ihr<br />
Mangaheld hüpft: Anpanman ist der Star der<br />
Kinder von Nagi, eine gutmütige Figur aus<br />
Brotteig, gefüllt mit Bohnen. Erverteilt sich<br />
an die Hungrigen, nährt und stärkt sie.Viele<br />
in Japan sagen, er soll den Kleinen alsVorbild<br />
dienen, zeigen, wie wichtig es ist, für die Gemeinschaft<br />
Opfer zu bringen. Es geht um das<br />
große Ganze, um Zusammenhalt, nicht nur<br />
den Einzelnen. Jeder trägt seinen Teil zum<br />
Gelingen bei. DieEinwohner vonNagi haben<br />
das bereits verinnerlicht.<br />
Isabel Stettin wurde vomersten Tag<br />
an wie ein Familienmitglied aufgenommen<br />
–offen und herzlich.
4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
BKA fordertStrafe für<br />
Feindlisten-Urheber<br />
DerChef des Bundeskriminalamts,<br />
Holger Münch, forderteine Strafverschärfung<br />
für die Veröffentlichung<br />
sogenannter Feindeslisten. „Wer Listen<br />
vermeintlicher „politischer Gegner“<br />
veröffentlicht –verbunden mit<br />
Drohungen wie „Wir kriegen Euch<br />
alle“ –der tut dies mit dem Ziel,<br />
Menschen einzuschüchternund<br />
Angst zu verbreiten“, sagte Münch in<br />
Berlin. „Wir glauben deshalb,dass<br />
das Verfassen solcher Listen nicht<br />
nur ein datenschutzrechtlicher Verstoß<br />
sein, sondernunter Strafe gestellt<br />
werden sollte.“ (dpa)<br />
Gering- und Normalverdiener<br />
besondersbelastet<br />
Geringverdiener und Mittelschicht<br />
tragen aktuellen Zahlen zufolge<br />
überproportional viel zur Finanzierung<br />
des deutschen Sozialstaats bei.<br />
Arbeitnehmer mit einem zu versteuernden<br />
Jahreseinkommen bis zu<br />
70 000 Euro tragen 81 Prozent der<br />
Sozialabgaben –obwohl sie nur 65<br />
Prozent des Gesamteinkommens<br />
verdienen. Dasgeht aus der Antwort<br />
des Arbeitsministeriums auf eine<br />
Linken-Anfrage hervor, die der Deutschen<br />
Presse-Agentur vorliegt und<br />
über die auch die „Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>“<br />
berichtete.Arbeitnehmer mit<br />
mehr als 110 000 Euro Jahreseinkommen<br />
tragen demnach nur rund<br />
fünf Prozent der Sozialabgaben, obwohl<br />
sie über 22 Prozent des Einkommens<br />
verfügen. (dpa)<br />
Sofortprogramm für bessere<br />
Ausrüstung der Bundeswehr<br />
Miteinem Sofortprogramm für die<br />
vereinfachte Beschaffung vonMaterial<br />
und Ausrüstung will Verteidigungsministerin<br />
Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer Dauerprobleme der<br />
Bundeswehr angehen. „Ja, die Einsatzbereitschaft<br />
muss besser werden“,<br />
sagte die CDU-Vorsitzende am<br />
Montag zum Auftakt einer zweitägigen<br />
Konferenz der militärischen<br />
Führung in Berlin. (dpa)<br />
Bundesregierung kritisiert<br />
Trumps Minenentscheidung<br />
DieBundesregierung hat die Entscheidung<br />
vonUS-Präsident Donald<br />
Trump zur Rücknahme des Landminen-Banns<br />
als„Rückschlag“ im weltweiten<br />
Vorgehen gegen diese Waffen<br />
kritisiert. „Die Bundesregierung bedauertdiese<br />
Entscheidung des amerikanischen<br />
Präsidenten“, sagte Regierungssprecher<br />
Steffen Seibertam<br />
Montag in Berlin. „Wir sehen darin<br />
einen Rückschlag für die internationalen<br />
Bemühungen, einen weltweiten<br />
Bann vonLandminen zu erreichen.“<br />
(AFP)<br />
London kündigt Änderungen<br />
im Strafvollzug an<br />
Polizisten untersuchen nach dem Terroranschlag<br />
einen Bus im Süden Londons. AP<br />
Verurteilte Terroristen sollen künftig<br />
nicht automatisch vorzeitig aus britischen<br />
Gefängnissen entlassen<br />
werden. Seine Geduld sei am Ende,<br />
sagte Premierminister BorisJohnson<br />
am Montag, einen Tagnach der<br />
Terrorattacke im Süden Londons.<br />
„Es ist an der Zeit zu handeln.“ Die<br />
Regierung werdeneue Gesetzevorlegen.<br />
(dpa)<br />
Zuspruch für Seehofer<br />
SPD und Mieterbund stützen Forderungen nach stärkerem Mieterschutz –und wollen jetzt Taten sehen<br />
VonUlrich Paul<br />
Die Antworten ließen nicht<br />
lange auf sich warten.<br />
Nachdem sich Bundesbauminister<br />
Horst Seehofer<br />
(CSU) am Sonntag dafür ausgesprochen<br />
hat, Mieter besser vorMietwucher<br />
zu schützen und die Umwandlung<br />
von Miet- in<br />
Eigentumswohnungen zu begrenzen,<br />
hat er am Montag Zustimmung<br />
von SPD und Mieterbund erhalten –<br />
verbunden allerdings mit der Forderung,<br />
den besseren Mieterschutz in<br />
der Koalition durchzusetzen.<br />
„Der Mietwucher-Straftatbestand<br />
muss dringend verschärft werden“,<br />
erklärte der rechtspolitische Sprecher<br />
der SPD-Bundestagsfraktion, Johannes<br />
Fechner. „Der Staat darf Mieter<br />
beiWuchermieten nicht allein lassen,<br />
deshalb braucht es einen tauglichen<br />
Straftatbestand gegen Mietwucher.“<br />
Erst vordreiWochen habe die SPD die<br />
jetzt von Seehofer erhobene Forderung<br />
in ein laufendes Gesetzgebungsverfahren<br />
einbringen wollen – die<br />
Union habe dies jedoch abgelehnt.<br />
„Seehofer muss sich jetzt mit dieser<br />
überfälligen Verschärfung des Wucherparagrafen<br />
in der Union durchsetzen,<br />
damit wir rasch diese wichtige<br />
Gesetzesänderung zum Schutz der<br />
Mieterinnen und Mieter beschließen<br />
können“, fordertFechner.<br />
Bisherige Regelung zu lasch<br />
Ähnlich äußert sich der Deutsche<br />
Mieterbund (DMB). „Wir unterstützendie<br />
Vorhaben vonBundesbauminister<br />
Horst Seehofer,Wuchermieten<br />
zu verhindern und Umwandlungen<br />
von Miet- in Eigentumswohnungen<br />
zu erschweren“, so DMB-Präsident<br />
Lukas Siebenkotten. Jetzt müsse der<br />
Minister seinenWorten aber auch Tatenfolgen<br />
lassen.<br />
Nach dem bestehenden Mietwucher-Paragrafen<br />
begehen Vermieter,<br />
die eine Miete von mehr als 20Prozent<br />
über der ortsüblichen Vergleichsmiete<br />
verlangen, zwar eine<br />
Ordnungswidrigkeit, die mit einer<br />
Geldbuße zu ahnden ist. Das Problem<br />
ist nur, dass der Paragraf in der<br />
Praxis kaum anwendbar ist, weil eine<br />
weitere Voraussetzung ist, dass der<br />
Vermieter eine Zwangslage des Mieters<br />
ausnutzt. Unddas kann Vermieterninder<br />
Regel nicht nachgewiesen<br />
werden.Der Bundesrat hat auf Initiative<br />
Bayerns inzwischen vorgeschlagen,<br />
die Ausnutzung einer Zwangslage<br />
aus dem Gesetz zu streichen.<br />
„Der partei- und länderübergreifende<br />
Gesetzentwurf des Bundesrats<br />
liegt jetzt im Bundestag“, sagt der<br />
Werdarf durch die Tür? Vermieter bestimmen derzeit am Wohnungsmarkt.<br />
Profitables Modell: Die Umwandlung<br />
vonMiet- in Eigentumswohnungen<br />
ist ein lukratives<br />
Geschäft. In Städten<br />
wie Berlin werden besonders<br />
in den beliebten Gründerzeitvierteln<br />
häufig Mehrfamilienhäuser<br />
vonGeschäftemachernerworben,<br />
um die<br />
Wohnungen dann einzeln<br />
sehr viel teurer weiterzuverkaufen.<br />
UMWANDLUNGEN<br />
Gesetzliche Grenzen: Um<br />
Mieter in Milieuschutzgebieten<br />
besser zu schützen, gibt<br />
es in Berlin seit 2015 eine<br />
Verordnung,nach der Umwandlungen<br />
nur eingeschränkt<br />
möglich sind. Erlaubt<br />
werden müssen sie<br />
aber,wenn Eigentümer erklären,<br />
dass sie die Wohnungen7Jahre<br />
lang nur den<br />
Mieternzum Kauf anbieten.<br />
Weit geöffnete Hintertür:<br />
Die 7-Jahre-Ausnahme wird<br />
vonvielen Umwandlerngenutzt.<br />
So lagen in Berlin im<br />
Jahr 2018 rund 5200 von<br />
12 800 umgewandelten<br />
Wohnungen in einem Milieuschutzgebiet.<br />
Der Anteil der<br />
Wohnungen, die aufgrund<br />
der7-Jahre-Ausnahme umgewandelt<br />
wurden, lag dabei<br />
laut Senat bei 98 Prozent.<br />
Gefühlt unverwundbar<br />
GETTY /DAZELEY<br />
DMB-Präsident. Wenn die Bundesregierung<br />
mitziehe, könne die Große<br />
Koalition kurzfristig eine Regelung<br />
gegen Mietwucher schaffen.<br />
Auch bei Umwandlungen von<br />
Miet-inEigentumswohnungen, sieht<br />
der Mieterbund Handlungsbedarf.<br />
Die Umwandlungen führen oftmals<br />
dazu, dass Mieter nach Ablauf der gesetzlichen<br />
Schutzfristen von Eigenbedarfskündigungen<br />
bedroht sind<br />
oder dass die Mieten stärker steigen.<br />
In Berlin sind Umwandlungen in Milieuschutzgebieten<br />
zwar seit März<br />
2015 genehmigungspflichtig, jedoch<br />
nicht ausgeschlossen. So müssen die<br />
Ämter eine Umwandlung gestatten,<br />
wenn die Eigentümer erklären, dass<br />
sie die Wohnung sieben Jahre lang<br />
nur den Mietern zum Kauf anbieten.<br />
Diese HintertürimGesetzführt dazu,<br />
dass in Milieuschutzgebieten Mietwohnungen<br />
weiter tausendfach in Eigentumswohnungen<br />
umgewandelt<br />
werden. Die Mieter indes kaufen in<br />
den wenigsten Fällen ihreWohnung.<br />
Widerstand aus der CDU<br />
Das Problem: Nach Ablauf der Sieben-Jahres-Frist<br />
kann der Eigentümer<br />
eine umgewandelte Wohnung<br />
im Milieuschutzgebiet normal verkaufen.<br />
Dann gilt dortsogar nurnoch<br />
ein fünfjähriger Kündigungsschutz,<br />
während die Mieter in den anderen<br />
Gebieten der Stadt zehn Jahre geschützt<br />
sind. Ein Referentenentwurf<br />
vonJustizministerin Christine Lambrecht(SPD)<br />
zur Begrenzung vonUmwandlungen<br />
liege vor, sagt DMB-Präsident<br />
Siebenkotten.Wenn auch Bauminister<br />
Seehofer für die Begrenzung<br />
der Umwandlungen sei, könne ein<br />
Gesetz kurzfristig in den Bundestag<br />
eingebracht werden.<br />
Das dürfte jedoch schwierig werden.<br />
Denn aus der CDU werden Bedenken<br />
gegen ein verschärftes Mietrecht<br />
angemeldet. DerCDU-Bundestagsabgeordnete<br />
Jan-Marco Luczak<br />
sagt, er halte es für richtig, die Eigentumsbildung<br />
zu fördern. „Die Einschränkung<br />
der Umwandlung von<br />
Miet- inEigentumswohnungen sehe<br />
ich daher sehr kritisch“, so Luczak. Einem<br />
verschärften Vorgehen gegen<br />
Mietwucher steht Luczak ebenfalls<br />
ablehnend gegenüber. Auch er wolle<br />
nicht, dass Menschen verdrängt werden,<br />
sagt er,aber die Bundesratsinitiative<br />
schieße über das Ziel hinaus.<br />
„Damit werden nicht nur viele private<br />
Kleinvermieter kriminalisiert“, so Luzak.<br />
DerVorstoß sei auch auf die Regelungen<br />
der Mietpreisbremse nicht<br />
abgestimmt und schaffe folglich eine<br />
große Rechtsunsicherheit.„Das lehne<br />
ich ab“, sagt Luczak.<br />
Donald Trump nutzt den Super Bowl, um die Demokraten zu attackieren. Eigentlich ist das ein Tabu<br />
VonThomas Spang,Washington<br />
Eigentlich hätte es sich der Präsident<br />
bei seiner jährlichen Super-<br />
Bowl-Party an seinem Wintersitz von<br />
Mar-a-Lago gut gehen lassen können.<br />
„Wir haben die besten Umfrage-<br />
Ergebnisse die wir jemals hatten“,<br />
raunte Donald Trump einer Gruppe<br />
von Gästen im Speisezimmer zu, das<br />
er zu den Klängen von„GodBless the<br />
U.S.A“ betrat.<br />
Tatsächlich wird Trump das Impeachment<br />
unversehrt überstehen.<br />
Dank der republikanischen Mehrheit<br />
im Senat ist an diesem Mittwoch mit<br />
einem Freispruch zu rechnen. Die<br />
Amerikaner halten Trump laut einer<br />
Erhebung des Wall Street Journals<br />
zwar mit großer Mehrheit für schuldig,<br />
seine Macht missbraucht und<br />
den Kongress behindert zu haben,<br />
bleiben aber gespalten, ob er aus dem<br />
Amt entfernt werden sollte. 46Prozent<br />
sind dafür, 49Prozent dagegen.<br />
Damit wirdTrump bei seiner„State of<br />
the Union“-Rede am Dienstag kaum<br />
behaupten können, die Amerikaner<br />
seien ein vereintesVolk.<br />
Trump dürfte sich nun unverwundbar<br />
fühlen und bestätigt in seinem<br />
Credo,das er auf den durchgesickerten<br />
„Hollywood-Access“-Videos<br />
verkündet hatte. „Wenn Du ein Star<br />
bist, lassen sie dich alles machen“, erklärte<br />
er damals,warum er ungestraft<br />
Frauen sexuell angreifen dürfe. „Du<br />
kannstalles machen.“<br />
Kansas liegt nicht in Kansas<br />
Seine Fans im Kongress und Mar-a-<br />
Lago bestätigen das.„Wie immer hat<br />
unser Präsident einen weiteren Sieg<br />
errungen“, jubilierte Toni Kramer,der<br />
in diesem Jahr die Footballparty für<br />
Trump ausgerichtet hat. „Er hat den<br />
Super-Bowl von Washington gewonnen“,<br />
sagt der Trump-Sponsor einem<br />
Reporter vorOrt.<br />
Doch Feierlaune wollte sich beim<br />
Präsidenten nicht so recht einstellen.<br />
Trump musste auch während des<br />
Footballfests an seine demokratischen<br />
Widersacher denken. In einem<br />
vorab aufgezeichneten Interview mit<br />
seinem Lieblingsstichwortgeber auf<br />
Fox, Sean Hannity, zog er über seine<br />
potenziellen Herausforderer her. Der<br />
„schläfrige“ Joe Biden bekam sein<br />
Fett ebenso ab wie Elizabeth Warren.<br />
UndBernie Sanders stempelteTrump<br />
als„Kommunisten“ ab und erweckte<br />
den falschen Eindruck, er habe in<br />
Moskau geheiratet. Er selber präsentierte<br />
sich als Opfer einer Hexenjagd.<br />
„Das war sehr unfair.“<br />
Ganz besonders ging Trump sein<br />
alter Gegenspieler Michael Bloombergunter<br />
die Haut,der versprochen<br />
hat, dafür zu sorgen, dass Trump<br />
nicht wiedergewählt wird. Egal, ob er<br />
selber Kandidat wirdoder ein anderer<br />
Demokrat. Bloomberg gab bereits<br />
170 Millionen Dollar im Wahlkampf<br />
aus und schaltete für zehn Millionen<br />
Dollar Werbezeit beim Super-Bowl.<br />
Darin ging es allerdings nicht um<br />
Trump,sondernsein Engagement gegen<br />
die Massenschießereien im Land.<br />
Der Präsident wollte dem nicht<br />
nachstehen und schaltete für die gleiche<br />
Summe ebenfalls zwei Spots, in<br />
denen er schamlos Wahlwerbung betrieb.Eigentlich<br />
ein Tabu bei dem nationalen<br />
Sportfest, das rund 100 Millionen<br />
Menschen verfolgen. Dass Fox<br />
vor der exklusiven Liveübertragung<br />
das Gefälligkeitsinterview mit Hannity<br />
ausstrahlte, zeigt nach Ansicht<br />
von Analysten wie sehr das Weiße<br />
Haus und der Sender inzwischen verschmolzen<br />
sind.<br />
Trump behauptete der körperlich<br />
kleine Bloomberg habe für seine Debatte<br />
bei den Demokraten eine Kiste<br />
verlangt, auf der er stehen kann. Eine<br />
Sprecherin des Bloomberg-Teams<br />
feuerte zurück. „Er ist ein pathologischer<br />
Lügner, der über alles lügt:<br />
seine falschen Haare, seine Fettleibigkeit,<br />
seine aufgesprühte Bräune.“<br />
Statt seine Super-Bowl-Party zu<br />
genießen, verwechselte Trump in seiner<br />
Rage amEnde den Bundesstaat,<br />
aus dem die siegreichen Kansas<br />
Chiefs kommen. „Sie repräsentieren<br />
den großartigen Staat von Kansas“.<br />
Tatsächlich kommt das Team aus<br />
Missouri. Zehn Minuten später war<br />
der Tweet gelöscht.<br />
Thomas Spang<br />
erkennt bei DonaldTrump<br />
wenig Gelassenheit.<br />
Ein<br />
Konkurrent für<br />
Ramelow<br />
AfD schickt Parteilosen zur<br />
Wahl des Regierungschefs<br />
Die AfD hat einen Dorfbürgermeister<br />
als Gegenkandidaten<br />
von Bodo Ramelow (Linke) bei der<br />
Wahl des Ministerpräsidenten in<br />
Thüringen aufgestellt. DieAfD-Landtagsfraktion<br />
nominierte am Montag<br />
den parteilosen Kommunalpolitiker<br />
Christoph Kindervater. „Ich möchte<br />
Rot-Rot-Grün verhindern“, sagte der<br />
42-Jährige.Kindervaterist ehrenamtlicher<br />
Bürgermeister der 350-Einwohner-Gemeinde<br />
Sundhausen im<br />
Nordwesten Thüringens und gehört<br />
nach eigenen Angaben keiner Partei<br />
an. Erbezeichnete sich aber als Unterstützer<br />
der Werteunion – einer<br />
Gruppe sehr konservativerCDU-Mitglieder.<br />
Kindervater ist der bundesweit<br />
erste Ministerpräsidentenkandidat,<br />
der auf einem AfD-Ticket antritt.<br />
In Thüringen soll an diesem Mittwoch<br />
ein neuer Regierungschef gewählt<br />
werden.Der bisherige Amtsinhaber<br />
Ramelow stellt sich zur Wiederwahl.<br />
Der 63-Jährige bastelt seit<br />
Monaten an einer Minderheitsregierung<br />
aus Linker,SPD und Grünen.<br />
Mitihrem Wahlvorschlag wolle die<br />
AfD zeigen, wie man eine Neuauflage<br />
eines rot-rot-grünen Regierungsbündnisses<br />
in dem Bundesland verhindere,<br />
sagte AfD-Landessprecher<br />
Stefan Möller.Kindervatersolle bereits<br />
ab dem ersten Wahlgang antreten. Allerdings<br />
wirdder 42-Jährige nach eigenen<br />
Angaben am Mittwoch nicht<br />
selbst im Landtag erscheinen. Er habe<br />
eine Dienstreise in Hessen, die er nicht<br />
verschieben könne, sagte er. Sowohl<br />
CDU als auch FDP in Thüringen hatten<br />
stets ausgeschlossen, einen AfD-<br />
Kandidaten mittragen zu wollen.<br />
Christoph Kindervater ist ehrenamtlicher<br />
Bürgermeister in Sundhausen.<br />
DPA<br />
Nachdem SPD und Grüne auf<br />
Parteitagen bereits grünes Licht für<br />
eine Minderheitsregierung gegeben<br />
hatten, machten nun auch die Linken-Mitglieder<br />
endgültig den Weg<br />
frei. Mehr als 95 Prozent stimmten in<br />
einer Befragung dem ausgehandelten<br />
Regierungsvertrag zu.<br />
Ramelowfehlen mit seinem angepeilten<br />
Bündnis im Parlament vier<br />
Stimmen für eine Mehrheit. Linke,<br />
SPD und Grüne kommen nur auf 42<br />
der 90 Sitze. Während Ramelow in<br />
den ersten beiden Wahlgängen eine<br />
absolute Mehrheit bräuchte, umals<br />
Ministerpräsident gewählt zu werden,<br />
reicht im dritten Wahlgang laut<br />
Verfassung eine relative Mehrheit. In<br />
diesemWahlgang sind nach Angaben<br />
eines Landtagssprechers auch spontane<br />
Kandidaturen möglich. Auch das<br />
Zurückziehen eines Bewerbers sei<br />
denkbar.<br />
DieCDU will in den ersten beiden<br />
Wahlgängen keinen eigenen Kandidaten<br />
ins Rennen schicken und sich<br />
danach mit der FDP abstimmen. Aus<br />
der FDP hieß es, dass Landesparteiund<br />
Fraktionschef Thomas Kemmerich<br />
im drittenWahlgang kandidieren<br />
solle,sofernneben Ramelowauchein<br />
Bewerber der AfD zurWahlsteht.Für<br />
Ramelow könnte ein Gegenkandidat<br />
auch Vorteile bringen: Derzeit gilt es<br />
als juristisch umstritten, ob ein Einzelkandidat<br />
in Thüringen mit mehr<br />
Nein- als Ja-Stimmen gewählt werden<br />
kann. Im Fall von mindestens zwei<br />
Kandidaten gilt die Verfassung aber<br />
als eindeutig: Gewählt ist dann, wer<br />
diemeisten Stimmen erhält. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 5· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
4.11.19<br />
BÖRSE<br />
▲ 13048,90 (+0,52 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
4.11.19<br />
Euro in US-Dollar<br />
4.11.19<br />
Stand der Daten: 03.02.2020 (16:45 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
3.2.20<br />
▼ 55,72 (–1,66 %)<br />
3.2.20<br />
▲ 1,1066 (+0,13 %)<br />
Quelle<br />
aus DAX und MDAX vom 03.02. zum Vortag<br />
3.2.20<br />
Sartorius Vz. 218,60 +3,80 WWWWWWWWW<br />
Bechtle 134,50 +2,91 WWWWWWW<br />
Nemetschek 63,25 +2,76 WWWWWWW<br />
DeliveryHero 71,34 +2,47 WWWWWW<br />
SAP 120,04 +1,88 WWWWW<br />
Qiagen 30,71 +1,82 WWWWW<br />
Verlierer<br />
aus DAX und MDAX vom 03.02. zum Vortag<br />
Healthineers 40,42 WWWWWWWWWWW –4,86<br />
Dialog Semic. NA 38,06 WWWWWWWWWW –4,54<br />
thyssenkrupp 10,69 WWWWWWWWWW –4,30<br />
Varta 74,00 WWWWWWWWW –3,77<br />
Siltronic NA 94,52 WWWWWWWW –3,24<br />
Metro St. 12,31 WWWWWW –2,30<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 03.02. ±% z. 31.01.<br />
Euro Stoxx 50 (EU) +0,66<br />
3814/3125 3665,01<br />
CAC 40(FR) +0,62<br />
6110/4946 5842,39<br />
S&P UK (UK) +0,79<br />
1562/1415 1481,57<br />
RTS (RU) +0,43<br />
1652/1152 1523,65<br />
IBEX (ES) +0,45<br />
9710/8409 9409,80<br />
Dow Jones (US) +1,11<br />
29374/24681 28570,02<br />
Bovespa (BR) +0,38<br />
119593/89409 114002,70<br />
Nikkei (JP) –1,01<br />
24116/20111 22971,94<br />
Hang Seng (HK) +0,08<br />
30280/24900 26370,59<br />
Stx Singap. 20 (SG) –1,19<br />
1674/1492 1573,23<br />
Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />
Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />
Renault Bank direkt */**<br />
renault-bank-direkt.de 0,45 0,45 0,45<br />
Advanzia **<br />
advanzia.com - 0,30 0,30<br />
NIBC Direct **<br />
nibcdirect.de 0,25 0,25 0,25<br />
PSA Direktbank **<br />
psa-direktbank.de 0,25 0,25 0,25<br />
RaboDirect **<br />
rabodirect.de 0,25 0,25 0,25<br />
ING *<br />
ing.de 0,25 0,25 0,25<br />
Postbank<br />
postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Santander<br />
santander.de 0,01 0,01 0,01<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Commerzbank<br />
069/98660966 0,00 0,00 0,00<br />
<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />
030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />
mbsdirekt.de 0,001 0,001 0,001<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
030/42080420 - 0,001 0,001<br />
BBBank<br />
bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />
030/86986969 0,00 0,00 0,00<br />
Mittelwert von 85 Banken 0,07 0,08 0,07<br />
*Neukunden /Neuanlagen<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />
Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
Die Ausbreitung des Virushat den Börsen vor allem im ostasiatischen Raum in den vergangenen Tagen gehörig zugesetzt.<br />
Coronavirus greift die Märkte an<br />
Chinas Börse verzeichnet Verluste von 600 Milliarden Euro. Auch das Reisen in der Region wird schwieriger<br />
VonAndreas Landwehr und Carsten Hoefer<br />
Die Furcht vorder Ausbreitung<br />
des neuartigen Coronavirus<br />
hat Chinas Aktienmärkten<br />
die größten<br />
Verluste seit Jahren beschert. Die<br />
Shanghaier Börse meldete am Montag<br />
einen Kursrutsch um 7,72 Prozent<br />
und verlor damit innerhalb eines<br />
Handelstages 2,8 Billionen Yuan an<br />
Wert, umgerechnet etwa 360 Milliarden<br />
Euro.Der zweite Aktienmarkt des<br />
Landes im südchinesischen Shenzhen<br />
brach um 8,45 Prozent ein, was<br />
einen Verlust vonzweiBillionen Yuan<br />
(260 Milliarden Euro) bedeutete. Es<br />
war der erste Handelstag nach den<br />
wegen der Lungenkrankheit verlängerten<br />
Ferien zum chinesischen Neujahrsfest,<br />
die schon am 23. Januar begonnen<br />
hatten.<br />
Zuvor hatte die chinesische Gesundheitskommission<br />
in Peking den<br />
bisher höchsten Anstieg der Todesfälle<br />
und neu nachgewiesenen Infektionen<br />
innerhalb eines Tages gemeldet.<br />
Die Gesamtzahl der Toten stieg<br />
auf 361 –mehr als beim Ausbruch<br />
des Schweren Akuten Atemwegssyndrom<br />
(Sars) vor 17Jahren in China.<br />
Die Zahl der bestätigten Infektionen<br />
kletterte wieder sprunghaft um 2829<br />
auf 17 205 Fälle.<br />
Die Verluste waren so groß wie<br />
seit der Börsenkrise 2015 in China<br />
Shanghai Composite Index<br />
Aktienkurs in Punkten<br />
3100<br />
3050<br />
3000<br />
2950<br />
6.1.2020<br />
nicht mehr.Viele Aktien fielen gleich<br />
zu Beginn um die zehn Prozent, die<br />
als Handelslimit festgelegt sind.<br />
DerDax bleibt stabil<br />
Um Panik zu verhindern, hatte Chinas<br />
Regierung vorher noch demonstrativ<br />
versucht, das Finanzsystem zu<br />
stärken und die Auswirkungen der<br />
Epidemie abzufedern –unter anderem<br />
mit einer ungewöhnlich hohen<br />
Geldspritze. Die Zentralbank stellte<br />
den Geschäftsbanken 1,2 Billionen<br />
Yuan (rund 156 Milliarden Euro) Liquidität<br />
zurVerfügung. Es fielen aber<br />
nicht nur die Aktienkurse, sondern<br />
auch die chinesische Währung: Der<br />
Yuan-Kurs sank gegenüber dem Dollar<br />
um 1,5 Prozent.<br />
Zwar hat die Ausbreitung des Virusauch<br />
den Börsen weltweit in den<br />
2976,53<br />
3.2.2020<br />
BLZ/GALANTY<br />
vergangenen Tagen gehörig zugesetzt.<br />
Die Furcht an den ostasiatischen<br />
Börsen griff aber nicht auf<br />
Europa über. Der deutsche Aktienindex<br />
Dax meldete sich nach der<br />
sehr schwachen Vorwoche sogar<br />
mit einem leichten Plus zurück und<br />
übersprang zunächst die Markevon<br />
13 000 Punkten. DieAnleger hoffen,<br />
dass die chinesische Regierung die<br />
negativen Folgen der Epidemie mit<br />
einem Konjunkturprogramm lindernwird.<br />
DieVirusepidemie wirdindiesem<br />
Jahr auch das –gemessen an den Rekorden<br />
früherer Jahre – ohnehin<br />
schwächelnde Wirtschaftswachstum<br />
in China dämpfen. Dierealwirtschaftlichen<br />
Verluste lassen sich jedoch<br />
noch nicht beziffern. Derzeit<br />
stehtdie zweitgrößte Volkswirtschaft<br />
Nach dem Brexit ist vor dem Streit<br />
der Welt weitgehend still, da die<br />
meisten Fabriken und Büros wegen<br />
der Epidemie auch diese Woche geschlossen<br />
bleiben.<br />
Auch das Reisen –einschließlich<br />
des Geschäftsreiseverkehrs von und<br />
nach China – wird zunehmend<br />
schwierig. Die Regierung von Hongkong<br />
schloss am Montag weitere<br />
Grenzübergänge nach China. Wie<br />
Regierungschefin Carrie Lam mitteilte,<br />
bleiben nur noch ein Übergang<br />
nach Shenzhen unddie Brücke<br />
nach Zhuhai und Macao sowie eine<br />
begrenzte Zahl von Flugverbindungen<br />
in die Volksrepublik offen. Alle<br />
Fähr- und Zugverbindungen sind<br />
hingegen ausgesetzt.<br />
Auch die Lufthansa-Gruppe<br />
streicht wegen des Coronavirus weitere<br />
Flüge nach China. Die Maßnahme<br />
umfasst auch die Töchter<br />
Swiss und Austrian, wie der Dax-<br />
Konzern am Montag in Frankfurt<br />
mitteilte. Peking und Shanghai werden<br />
bis zum 29. Februar nicht mehr<br />
angeflogen, die übrigen Ziele Nanjing,<br />
Shenyang und Qingdao sogar<br />
bis zum Ende des Winterflugplans<br />
am 28. März. Die 19wöchentlichen<br />
Verbindungen nach Hongkong werden<br />
hingegen weiterhin unverändert<br />
angeboten.<br />
Weltweit haben viele Unternehmen<br />
Geschäftsreisen von und nach<br />
China abgesagt. (dpa, AFP)<br />
Die Europäische Union und Großbritannien stellen sich auf harte Verhandlungen für ihre künftige Partnerschaft ein<br />
Vor den Gesprächen über die<br />
künftigen Beziehungen zwischen<br />
der EU und Großbritannien<br />
scheint die Kluft zwischen beiden<br />
Seiten größer zu werden. Der britische<br />
Premierminister Boris Johnson<br />
drohte am Montag in London mit einem<br />
harten Bruch nach der Brexit-<br />
Übergangsphase Ende dieses Jahres.<br />
Auch EU-Chefunterhändler Michel<br />
Barnier schloss ein solches Szenario<br />
nicht aus. Doch sagte er auch, ein<br />
ehrgeiziges Freihandelsabkommen<br />
beider Seiten sei in der kurzen Frist<br />
sehr wohl möglich.<br />
Großbritannien hatte die EU am<br />
31. Januar um Mitternacht (MEZ)<br />
verlassen. Nun geht es darum, eine<br />
künftige Partnerschaft beim Handel,<br />
aber auch beim Fischfang, in der Sicherheitspolitik,<br />
beim Datenschutz<br />
und vielen anderen Feldern zu<br />
schmieden. Die Ansagen beider Seiten<br />
am Montag waren jedoch kühl<br />
oder sogar kampfeslustig.<br />
Johnson sagte,erwolle einen umfassenden<br />
Freihandelsvertrag ähnlich<br />
dem der EU mit Kanada schließen.<br />
Großbritannien werde sich bei<br />
Die Fischfangzonen müssen zwischen der EU und Großbritannien neu geregelt werden. AFP<br />
dersherum, sagte Johnson. „Großbritannien<br />
wird die höchsten Standards<br />
in diesen Bereichen beibehalten,<br />
besser in vielerlei Hinsicht als<br />
die der EU –ohne den Zwang eines<br />
Vertrags, und es ist elementar, das<br />
jetzt zu betonen.“<br />
Außerdem werde sein Land die<br />
Kontrolle über die eigenen Fischereigewässer<br />
übernehmen. Ein Abkom-<br />
den anstehenden Gesprächen mit<br />
Brüssel aber auf keinen Fall vertraglich<br />
auf die Einhaltung vonEU-Standards<br />
bei Umweltschutz, Arbeitnehmerrechten<br />
und staatlichen Beihilfen<br />
festlegen lassen.<br />
Es gebe für Großbritannien genauso<br />
wenig Grund, wegen eines<br />
Freihandelsabkommens die Regeln<br />
der EU in Kauf zu nehmen wie anmen<br />
darüber müsse sicherstellen,<br />
dass britische Gewässer „zuvorderst“<br />
britischen Booten vorbehalten<br />
seien. DerZugang für EU-Fischer<br />
werde jährlich auf Basis wissenschaftlicher<br />
Daten ausgehandelt.<br />
Genau die beiden von Johnson<br />
genannten Punkte –gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />
und die Fischerei–sind<br />
auch für die EU vonzentraler<br />
Bedeutung, wie Unterhändler<br />
Barnier unterstrich. Britische Zusagen<br />
in beiden Punkten seien Voraussetzung<br />
für das gewünschte sehr<br />
ehrgeizige Freihandelsabkommen.<br />
Der Zugang für britische Waren und<br />
Dienstleistungen zum EU-Binnenmarkt<br />
werde davon abhängen, wie<br />
eng sich Großbritannien künftig an<br />
EU-Regeln und Standards halte.<br />
Barnier forderte die Wirtschaft<br />
auf, sich schon jetzt auf die unausweichlichen<br />
Änderungen zum Jahreswechsel<br />
einzustellen. Auch das<br />
beste Freihandelsabkommen sei<br />
nicht mit den bisherigen Wirtschaftsbeziehungen<br />
im gemeinsamen<br />
Markt vergleichbar. Es gebe<br />
kein „Business as usual“. (dpa)<br />
AP<br />
Auf<br />
dem Boden<br />
der Tatsachen<br />
Ryanair leidet unter<br />
Flugverbot der 737 Max<br />
Das Flugverbot für Boeings Mittelstreckenjet<br />
737 Maxwirft Europas<br />
größten Billigflieger Ryanair<br />
bei seinen Wachstumsplänen weit<br />
zurück. Die Gesellschaft werde die<br />
Schwelle von jährlich 200 Millionen<br />
Passagieren ein bis zwei Jahrespäter<br />
erreichen als bisher geplant, teilte<br />
die irische Gesellschaft am Montag<br />
in Dublin mit. Statt im Geschäftsjahr<br />
bis Ende März2024 werdedieses Ziel<br />
erst 2025 oder 2026 erreicht.<br />
Mit der Auslieferung der ersten<br />
Boeing 737 Max rechnet Ryanair-<br />
Chef Michael O’Leary inzwischen<br />
nicht mehr vor September oder Oktober<br />
2020. Ursprünglich wollte er<br />
im Sommer 58 Maschinen des Typs<br />
in der Luft haben. Vonden Einsparungen,<br />
die sich die Airline durch<br />
den geringeren Kerosinverbrauch<br />
des Modells verspricht, dürfte wegen<br />
der verspäteten Auslieferungen erst<br />
in etwa einem Jahr etwas zu sehen<br />
sein. Für das laufende Geschäftsjahr<br />
peilt O’Learyaber weiter einen Milliardengewinn<br />
an.<br />
Der Ryanair-Konzern betreibt<br />
mehr als 470 Mittelstreckenjets. Dabei<br />
handelt es sich fast durchweg um<br />
die herkömmliche Boeing 737, nur<br />
der österreichische Ryanair-Ableger<br />
Lauda ist mit dem Konkurrenzmodell<br />
Airbus A320 unterwegs.Von der<br />
spritsparenden Neuauflage 737 Max<br />
haben die Iren 135 Exemplare bestellt,<br />
aber wegen des Flugverbots<br />
noch keine einzige Maschine erhalten.<br />
Nach dem Absturz zweier Maschinen<br />
des Typs mit insgesamt 346<br />
Toten gilt seit März2019 ein weltweites<br />
Startverbot für die „Max“. Boeing<br />
Der irische Billigflieger Ryanair wurde im<br />
Jahr 1984 von Tony Ryan gegründet. AP<br />
rechnet inzwischen damit, dass das<br />
Verbot erst Mitte 2020 aufgehoben<br />
wird.<br />
Im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal<br />
bis Ende Dezember<br />
flog Ryanair dank einer ungewöhnlich<br />
starken Nachfrage und gestiegener<br />
Ticketpreise schwarze Zahlen<br />
ein. Unter dem Strich stand ein Gewinn<br />
von88Millionen Euro nach einem<br />
Verlust von 66 Millionen ein<br />
Jahr zuvor. Imreiseschwachen Winterhalbjahr<br />
schreiben Airlines in der<br />
Regel rote Zahlen oder kratzen allenfalls<br />
an der Gewinnschwelle. Ihre<br />
Gewinne erwirtschaften sie vor allem<br />
in der Hauptreisezeit im Sommer.<br />
Gestiegene Ticketpreise<br />
Während die Zahl der Fluggäste um<br />
sechs Prozent auf 35,9 Millionen<br />
stieg, sprang der Umsatz um 21 Prozent<br />
auf 1,9 Milliarden Euro nach<br />
oben. Allein die Ticketpreise stiegen<br />
um neun Prozent, die Zusatzerlöse<br />
etwa für bevorzugtes An-Bord-Gehen<br />
und die Auswahlvon Sitzplätzen<br />
legten um 28 Prozent zu.<br />
Dank des unerwartet guten Geschäftsverlaufs<br />
hatte die Ryanair-<br />
Führung Anfang Januar ihre Gewinnprognose<br />
angehoben. Im Ende<br />
März endenden Geschäftsjahr soll<br />
der Gewinn seither 950 Millionen<br />
bis 1,05 Milliarden Euro erreichen.<br />
Zuvorhatte O’Leary800 bis 900 Millionen<br />
Euro in Aussicht gestellt,<br />
nachdem das Ergebnis im Vorjahr<br />
auf 885 Millionen Euro eingebrochen<br />
war. (dpa)
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Mobilitätsgesetz<br />
ZITAT<br />
Eher schädlich<br />
als nützlich<br />
Peter Neumann<br />
meint, dass Versprechungen auch<br />
zur Belastung werden können.<br />
Das <strong>Berliner</strong> Mobilitätsgesetz verheißt<br />
das Paradies auf Erden –zumindest<br />
für Fahrradfahrer. Was sich die Hauptstadt-Radler<br />
wünschen, hier wird esversprochen:<br />
breite Radfahrstreifen an jeder<br />
Hauptverkehrsstraße, 100 000 neue Stellplätze,<br />
100 Kilometer Radschnellverbindungen<br />
in den kommenden Jahren –das<br />
sind nur einige Beispiele. Kein Wunder,<br />
dass die Radlerlobby begeistert war, als<br />
das Gesetz 2018 vom Abgeordnetenhaus<br />
verabschiedet wurde. Sie hat den Riesen-<br />
Wunschzettel schließlich mitverfasst.<br />
Sicher ist es strategisch richtig, Ziele zu<br />
definieren, um Politik und Verwaltung auf<br />
Trab zu bringen. „Druck auf den Kessel“<br />
lautet eine beliebte Formulierung, die<br />
kernigen Aktivismus demonstrieren soll.<br />
Doch immer wieder wird deutlich, dass<br />
das Mobilitätsgesetz zu viel verspricht.<br />
Die schöne neue Verkehrswelt, die es in<br />
den schönsten Farben und mit Jan van<br />
Eyckscher Detailliebe ausmalt, passt leider<br />
nicht zum Zustand der Verwaltung.<br />
Ausgemergelt und demotiviert nach rotroten<br />
Sparrunden, gefangen in einem Regeldickicht,<br />
das eigenständiges, zügiges<br />
Handeln hemmt, bleibt sie hinter den Ansprüchen<br />
hoffnungslos zurück.<br />
Das zeigt sich jetzt erneut. Bereits ein<br />
Jahr nach der Verabschiedung des Gesetzessollte<br />
das Vorrangnetz für den Radverkehr<br />
fertig sein, zu dem auch Grüne Wellen<br />
für den Radverkehr gehören, heißt es<br />
in einem Paragrafen. Doch im Senat gibt<br />
es keinen Zeitplan, wann das Grundkonzept<br />
für die besonders wichtigen Verbindungen<br />
vorgelegt werden kann. Wenig<br />
verwunderlich, dass Radfahrer verärgert<br />
sind. Wieder einmal zeigt sich, dass das<br />
Mobilitätsgesetz toxischen Charakter hat.<br />
Bislang jedenfalls war es der rot-rot-grünen<br />
Koalition eher schädlich als nützlich.<br />
Lebensmittel<br />
Verschwendung<br />
macht arm<br />
Maritta Tkalec<br />
sieht etliche Gründe, warum die<br />
Lebensmittelpreise steigen müssen.<br />
Als ich 1962 eingeschult wurde, gaben<br />
meine Eltern rund 40 Prozent ihres<br />
Einkommens für Lebensmittel aus.Heute<br />
wendet ein Haushalt für das – neben<br />
Wohnung und Kleidung –Wichtigste im<br />
Leben noch vierzehn Prozent auf. Da<br />
stimmt etwas nicht, ganz grundsätzlich.<br />
Essen kaufen läuft für die Mehrheit finanziell<br />
quasi am Rande.Über den Skiurlaub<br />
macht sich eine Mittelstandsfamilie<br />
mutmaßlich mehr Gedanken. Wieanders<br />
als mit dem Rang von Lebensmitteln als<br />
Ramschware lässt sich erklären, dass die<br />
ach so preissensiblen Haushalte sieben<br />
Millionen Tonnen –von ihnen bezahlte! –<br />
Lebensmittel in den Müll werfen? Zwei<br />
vollgepackte Einkaufswagen mit einem<br />
Wert von 234 Euro –pro Person! Das ist<br />
irre. Schon deshalb müssen die Preise<br />
rauf. Aber auch, weil erstens die regional<br />
und sorgsam produzierenden Bauern für<br />
ihre Arbeit bezahlt werden müssen, weil<br />
zweitens die Tierhaltung weg muss von<br />
den schändlichenVerhältnissen, weil drittens<br />
Essen lecker sein soll und nicht auf<br />
Turbo gedrehter Pseudofraß, der Geschmack<br />
chemisch vortäuscht, weil fünftens,<br />
sechsten, siebtens …Aber was ist<br />
mit den Leuten mit wenig Geld, die beim<br />
Essenkaufen jeden Cent umdrehen? Die<br />
brauchen mehr Information und mehr<br />
Geld: HartzIV, Mindestlohn, Kindergeld.<br />
Der Agrargipfel im Kanzleramt mahnt<br />
den Handel zu Fairness, zuVerzicht auf<br />
Preisdumping, zu mehr regionalen Angeboten,<br />
zu Abnahmegarantien, zu Zahlungsmoral.<br />
Das mag Entgleisungen erschweren.<br />
Doch das aus der Balance geratene<br />
System bleibt wie es ist, solange zu<br />
viele Verbraucher sich Verschwendung locker<br />
leisten. Denn die Wahrheit ist: Verschwendung<br />
macht arm. Alle.<br />
Denken Spiegel-Redakteure an<br />
China, sehen sie nicht rot –sie<br />
sehen gelb. Bereits 1957 brachte<br />
das Nachrichtenmagazin ein<br />
Stück über MaoTse-tung mit der Schlagzeile<br />
„Die gelbe Gefahr“. 1978 widmete das Blatt<br />
sich gar auf dem Titel jener ominösen „gelben<br />
Gefahr“ aus Fernost. Diesmal ging es um<br />
Geo-Politik, um einen Pakt zwischen Japan<br />
und China, durch den sich die damalige Sowjetunion<br />
„eingekreist“ gefühlt haben soll.<br />
Und 2007 warnte der Spiegel, ebenfalls auf<br />
dem Titel, vor „gelben Spionen“, die „deutsche<br />
Technologie“ ausspähten.<br />
Undnun das: In seiner aktuellen Ausgabe<br />
konstatiertdas Nachrichtenmagazin in Bezug<br />
auf das Coronavirus: „Made in China“. Die<br />
dreiWorteprangen –wie sollte es auch anders<br />
sein? –inknalligem Gelb auf dem Titelbild.<br />
Der Titel kann so verstanden werden, als<br />
hätten die Chinesen das gefährliche Virus<br />
hergestellt. Und tatsächlich kursieren in sozialen<br />
Netzwerken Verschwörungstheorien,<br />
die genau das insinuieren: Das Virus, das<br />
eine gefährliche Lungenkrankheit verursacht,<br />
an der weltweit mehr als 17 000 Menschen<br />
erkrankt und der rund 360 von ihnen<br />
zum Opfer gefallen sind, sei in Labors gezüchtet<br />
worden, heißt es dort.<br />
Dass dies Unsinn ist, weiß man natürlich<br />
auch beim Spiegel. Vondaher sind Beteuerungen<br />
von Spiegel-Redakteuren glaubhaft,<br />
man habe das Siegel „Made in China“ verwendet,<br />
um aufzuzeigen, welche Auswirkungen<br />
das Coronavirus auf die boomendeWirtschaft<br />
des Landes habe.Und so geht es in der<br />
dazugehörigen Titelgeschichte vorallem um<br />
Ökonomie. Rassistische Untertöne findet<br />
man in dem Text an keiner Stelle.<br />
Dennoch: Darf man in Zeiten, da Rassismus<br />
in Deutschland in immer mehr Milieus<br />
Vor kurzem wurden in Berlin Paul von<br />
Hindenburg aus der Ehrenbürgerliste<br />
und Christian Peter Beuth als Namensgeber<br />
der <strong>Berliner</strong> Fachhochschule für Technik<br />
ausradiert. Bei beiden handelt es sich um<br />
historisch ambivalente Persönlichkeiten –<br />
eine Eigenschaft, die sie mit Tausenden Namensgebernöffentlicher<br />
Straßen, Plätzeund<br />
Gebäude teilen. Beuth (1781–1853) wurde<br />
wegen antijüdischer Äußerungen getilgt –<br />
ein Kriterium, nach dem auch RichardWagner,<br />
Caroline von Humboldt, Friedrich List,<br />
Franz Mehring und zig andere inden Orkus<br />
getreten werden müssten. Der von der SPD<br />
1932 in der Reichspräsidentenwahl gegen<br />
Thälmann und Hitler unterstützte Hindenburgbüßte<br />
seine Ehrenbürgerschaft ein, weil<br />
er 1933 Hitler zum Kanzler ernannt hatte,<br />
den zuvor Millionen Wählerinnen und Wähler<br />
hochgejubelt hatten. Aber das Volk bleibt<br />
für linke Geschichtssäuberer stets ein Unschuldslamm.<br />
Deshalb darf auch Paul Lincke<br />
(„Das ist die <strong>Berliner</strong> Luft, Luft, Luft …“),<br />
seine 1941 auf Goebbels’Wunsch verliehene<br />
Ehrenbürgerwürde und sein Kreuzberger<br />
Paul-Lincke-Ufer behalten.<br />
Wir belassen auch Zar Nikolaus I. in der<br />
Ehrenbürgerliste –einen Autokraten, der zu<br />
Lebzeiten Beuths besonders hart gegen die<br />
russischen und polnischen Juden vorging,<br />
weshalb sich diese nach den in Preußen seit<br />
1812 garantierten Freiheiten sehnten. Bismarck<br />
und zig weitere Demokratieverächter<br />
zieren die Liste, desgleichen Ex-Nazis wie<br />
Herbert von Karajan und der spätere Bun-<br />
Spiegel<br />
Ein Blatt<br />
sieht gelb<br />
Kai-Hinrich Renner<br />
über Rassismus und Einfallslosigkeit<br />
in Zeiten des Coronavirus<br />
KOLUMNE<br />
Der neulinke<br />
totalitäre<br />
Namenssturm<br />
Götz Aly<br />
Historiker<br />
despräsident Karl Carstens. Aber Hindenburgmusste<br />
weichen. Ichverteidige ihn, und<br />
zwar wegen seiner humanen Haltung, die er<br />
1914 nach dem Sieg in der Schlacht vonTannenberg<br />
gegenüber den 95 000 gefangenen<br />
russischen Soldaten zeigte und seinen Soldaten<br />
sofort befahl, im „gewesenen Feind<br />
den Kameraden zu sehen“. Selbstverständlich<br />
war das im 20. Jahrhundertnicht.<br />
Ehrenbürger werden in Berlin seit 1813<br />
ernannt. Dieser bürgerliche Brauch gehört<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
wieder salonfähig wird, mit einer so zweideutigen<br />
Titelzeile um Leser buhlen? Erst vergangenen<br />
Freitag wurde in Berlin-Moabit eine<br />
Chinesin von zwei Frauen rassistisch beleidigt,<br />
bespuckt, an den Haaren zu Boden gerissen,<br />
geschlagen und getreten. In der chinesischen<br />
Community Berlins wirdderVorfall mit<br />
dem Spiegel-Artikel in Verbindung gebracht.<br />
Das jedoch ist ein Ding der Unmöglichkeit:<br />
Die aktuelle Ausgabe des Nachrichtenmagazins<br />
mit dem„Made in China“-Cover erschien<br />
erst vergangenen Sonnabend.<br />
So oder so: Die chinesische Botschaft<br />
schreibt auf ihrer Website, der Titel sei ein<br />
Dokument „radikaler Diskriminierung“.<br />
Man „verachte“ ihn. Ein indeutscher Sprache<br />
verfasster Tweet ist diplomatischer formuliert.<br />
Dort heißt es, „Panikmache und<br />
Schuldzuweisung“ nütze keinem. Den Adressaten<br />
dieser Mahnung findet man erst am<br />
Ende der Textnachricht. Dort steht dieTwitter-Adresse<br />
@derspiegel.<br />
Wahr ist aber auch, dass das deutsche<br />
Nachrichtenmagazin im internationalen<br />
Vergleich noch ziemlich zurückhaltend getitelt<br />
hat: Die dänische <strong>Zeitung</strong> Jyllands-Posten<br />
hielt es für eine gute Idee, die gelben<br />
Sterne in der chinesischen Nationalflagge<br />
durch stilisierte gelbe Coronaviren zu ersetzen.<br />
Undder französische Courier picardrief<br />
auf seinem Titel einen „gelben Alarm“ aus<br />
und schrieb an anderer Stelle von einer<br />
„neuen gelben Gefahr“. Dafür hat sich das<br />
Blatt mittlerweile entschuldigt.<br />
DerBegriff „Gelbe Gefahr“ kam Ende des<br />
19. Jahrhunderts auf. Er sollte Ressentiments<br />
gegen ostasiatische Völker schüren, insbesonderegegen<br />
China. Dass er mit Rassismus<br />
eine ganze Menge, mit gutem Journalismus<br />
aber eher nichts zu tun hat, liegt auf der<br />
Hand. Aber gilt das im Zusammenhang mit<br />
dem Coronavirus auch für die in gelben Letterngedruckte<br />
Schlagzeile „Made in China“?<br />
DerTitel ist zumindest ebenso geschmacklos<br />
wie die Idee derBild-<strong>Zeitung</strong>, im Kontext mit<br />
der Pandemie allen Ernstes die Frage aufzuwerfen,<br />
obman jetzt„noch Glückskekse essen“<br />
dürfe.<br />
Der Vorwurf des Rassismus ist in Bezug<br />
auf den Spiegel-Titel aber doch überzogen.<br />
Er ist eher ein Dokument der Einfallslosigkeit.<br />
Denn gelb sehen die Redakteure des<br />
Nachrichtenmagazins nicht nur, wenn es<br />
um China geht. Dastun sie auch, wenn sie an<br />
die FDP denken: 2005, 2006 und 2015 zierten<br />
Spiegel-Geschichten über die Liberalen die<br />
wenig originelle Schlagzeile: „Die gelbe Gefahr“.<br />
zu den Errungenschaften der preußischen<br />
Reform um Hardenberg, Humboldt und<br />
eben auch Beuth, der auf dem Gebiet der gewerblichen<br />
und industriellen Entwicklung<br />
Großartiges geleistet hat. Davon abgesehen<br />
dauerte es 144 Jahre, bis in (West-) Berlin mit<br />
der Sozialdemokratin Louise Schröder 1957<br />
die erste Ehrenbürgerin ernannt wurde –<br />
1947/48 Oberbürgermeisterin von Gesamtberlin.<br />
Ostberlin brauchte noch bis 1975, bis<br />
auch dortdie erste Frau in die Ehrenliste aufgenommen<br />
wurde –die bedeutende Schriftstellerin<br />
und Stalinpreisträgerin Anna<br />
Seghers.<br />
Straßennamen und Ehrenbürgerlisten<br />
sind Denkmäler unserer Geschichte. Sie<br />
künden von Hell, Dunkel und viel Grau.<br />
Gerne erkläre ich meinen französischen Enkeln<br />
die Siegessäule, sowie ich den <strong>Berliner</strong><br />
Enkeln die Weidendammer Brücke und<br />
Preußens Adler erkläre. Aus Respekt vor der<br />
Geschichte bin ich dafür, das Thälmann-<br />
Denkmal an der Greifswalder Straße zu sanieren<br />
–deswegen ehreich nicht Ernst Thälmann<br />
als Vasallen Stalins und Mitzerstörer<br />
der Weimarer Republik. Aber von einer derart<br />
liberalen Grundhaltung sind die <strong>Berliner</strong><br />
grünen, linken und sozialdemokratischen<br />
Namensstürmer weit entfernt. Sie empfinden<br />
sich als bessere Menschen, befördern<br />
kollektivistischen Gruppenzwang, totalitäresund<br />
überhebliches Denken und Handeln<br />
– angeführt von nicht unsympathischen,<br />
aber vom Reinigungsdünkel besessenen<br />
Leuten wie Kultursenator Klaus Lederer.<br />
„Ich will, dass<br />
die SPD nach<br />
der nächsten Wahl<br />
eine Bundesregierung<br />
anführen kann.“<br />
Hubertus Heil,<br />
Bundesarbeitsminister und SPD-Politiker,zeigt sich im<br />
Interviewmit dem Spiegel zuversichtlich, dass die SPD<br />
wieder erfolgreich sein kann<br />
AUSLESE<br />
Die USA sind nun<br />
im Wahlkampf<br />
Donald Trump wirdUS-Präsident bleiben.<br />
Die konservative Pariser <strong>Zeitung</strong><br />
Le Figaro kommentiertdas erwartete<br />
Ende des Amtsenthebungsverfahrens so:<br />
„Die Demokraten dachten, sie hätten mit<br />
dem ‚Impeachment‘ eine wirksame Waffe<br />
im Wahlkampf gegen Donald Trump.<br />
Stattdessen kann der amerikanische Präsident<br />
hoffen. Aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach wirddas Amtsenthebungsverfahren<br />
gegen ihn am Mittwoch im Senat beendet.“<br />
Die Konsequenz daraus könne für<br />
die Demokraten nur diese sein: „Sie müssen<br />
für die Wahl am 3. November einen<br />
Kandidaten aufstellen, der Trump schlagen<br />
kann.“<br />
Die sozialdemokratische schwedische<br />
Tageszeitung Aftonbladet würdigt zwei republikanische<br />
Politiker:Mitt Romney und<br />
Susan Collins wagten es, sich gegen<br />
Trump zu erheben und dafür zu stimmen,<br />
neue Zeugen zuzulassen. Eslohnt sich,<br />
sich diese beiden Namen als Repräsentanten<br />
einer anständigen Rechten zunotieren.<br />
Es erfordertenormen Mut, sich gegen<br />
einen Führer zu erheben, der sich eines<br />
Vorgehens bedient, das als Mafiamethoden<br />
beschrieben wird.“<br />
Für die Neue Zürcher <strong>Zeitung</strong> sind die<br />
politischen Folgen des Impeachment-Verfahrens<br />
noch unklar. „Welche Folgen das<br />
im November bei der Präsidentenwahl hat,<br />
bleibt abzuwarten. Die Umfragen zeichnen<br />
ein durchzogenes Bild, aus dem jede<br />
Partei lichte oder düsterePrognosen erstellen<br />
kann.“ Christine Dankbar<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 – S eite 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Estrel-Betreiber<br />
bauen den höchsten<br />
Hotelturm<br />
Seite 10<br />
Verlorenes Refugium: Wiesich die Kreuzberger Bockbrauerei verändert Seiten 8und 9<br />
Gewonnene Zeit: Warum Grüne Wellen den Rad- und Autofahrern nutzen Seite 10<br />
Stadtbild<br />
Auf der Matte<br />
im Museum<br />
Susanne Dübber<br />
sah Ausstellungsstücke<br />
aus yogischer Prespektive.<br />
Wer glaubt, dass Sport treiben<br />
und Museen besuchen, zwei<br />
verschiedene Dinge sind, der irrt.<br />
Warich doch neulich in der Bauhaus<br />
-Ausstellung der Berlinischen Galerieund<br />
betrieb dortechtes Yoga. Die<br />
Kombination liegt im Trend.<br />
Als ich den Termin auf der Internetseite<br />
des Museums entdeckte,<br />
war ich überrascht –und inspiriert.<br />
Also rein in die Leggins und abends<br />
um 18 Uhr los mit der Matte ins<br />
Kreuzberger Museum. Dort fand<br />
nach Schließung die einstündige<br />
Sonderführung mit Kuratorin Nina<br />
Wiedemeyer nur für uns Yogis statt.<br />
Wie bei der Körpertechnik gab es<br />
auch im Bauhaus Schüler (etwa<br />
1200) und Lehrer (300 bis 400), erzählt<br />
sie. Der Morgengruß war beim<br />
Vorkurs, der obligatorischen einjährigen<br />
Vorbereitung für die Bauhaus-<br />
Studierenden, ebenso obligatorisch<br />
wie Atemübungen und Gymnastik.<br />
Yoga-Lehrerin Christiane Friedrich<br />
stimmt uns auf die Asanas mit<br />
Erinnerungen ein: „Auf dem Dach<br />
des Bauhauses in Dessau praktizierten<br />
Schülerinnen und Schüler vor<br />
hundert Jahren morgens vor dem<br />
Unterricht gemeinsam, begaben<br />
sich in den Schulterstand.“ So körperlich<br />
gekräftigt waren sie bestens<br />
vorbereitet und im Kopf geöffnet für<br />
neue Abenteuer, anderes Erleben,<br />
künstlerische Arbeit. Nina Wiedemeyer<br />
erklärt, dass der Vorkurs wie<br />
Yoga sehr auf Wiederholung und Erfahrung<br />
aufbaut. „Das eröffnet einen<br />
großen Spielraum.“<br />
Bauhaus-Lehrer Johannes Itten<br />
forderte, den eigenen Atem aufzuzeichnen.<br />
Solch ein zierlich in runden<br />
Bleistiftlinien gezogenes „Gefühlsstenogramm“<br />
mit wolkenartiger<br />
Ballung betrachtete ich fasziniert<br />
an den Museumswand. 14 Tage vorher,<br />
beim ersten Besuch, stand ich<br />
dort bereits, damals aber nicht in so<br />
beschwingter Stimmung. Die Dinge<br />
lassen sich auch anders betrachten!<br />
Nach der Führung breiteten wir<br />
im Nebensaal die Matten aus. Bei<br />
90 Minuten Konzentrations- und<br />
Atemübungen kräftigte uns die neue<br />
Kunsterfahrung intensiv.<br />
Auch zu der Ausstellung mit Fotos<br />
des Fotografen Umbo, die ab 21. Februar<br />
zu sehen ist, finden wieder<br />
Führungen mit anschließendem<br />
Yoga statt –nämlich am 19. Märzund<br />
14. Mai, die Teilnahme kostet<br />
16 Euro.ImMuseum Barberini Potsdam<br />
gibt es ebenso Yoga-Sessions,<br />
die nächsten im Rahmen der Ausstellung<br />
„Monet. Orte“ am 1. und am<br />
29. Märzsowie am 3. Mai.<br />
Das Obdachlosen-Camp an der Rummelsburger Bucht befindet sich in der Nähe des Bahnhofes Ostkreuz. Etwa60Menschen leben dortinZelten und Hütten. CAMCOP MEDIA/ANREAS KLUG<br />
Elend in der Bucht<br />
Etwa 60 Obdachlose leben in Rummelsburg unterunwürdigen Bedingungen–bald wird auf demAreal gebaut<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Berlin zieht Menschen aus<br />
aller Welt an, die in diese<br />
Stadt kommen, um zu arbeiten<br />
oder um „Party zu<br />
machen“. Berlin ist eine Metropole<br />
des Wohlstandes und des Feierns –<br />
doch auch im 21. Jahrhundert ist es<br />
eine Stadt großer Armut. Für alle<br />
sichtbar leben mitten im Stadtgebiet<br />
viele Männer und Frauen unter teilweise<br />
menschenunwürdigen Bedingungen.<br />
Ein Beispiel dafür ist ein<br />
Camp an der Rummelsburger Bucht.<br />
Die Brache ist Anziehungspunkt<br />
der Gestrandeten dieser Gesellschaft.<br />
Obdachlose aus ganz<br />
Deutschlands findet man dort, aber<br />
auch Polen, Rumänen und Bulgaren.<br />
In Zelten oder in notdürftig gezimmerten<br />
Hütten leben sie zwischen<br />
Schutt und Müll. Es liegen Holzpaletten,<br />
Matratzen und Essensreste<br />
herum. Die hygienischen Zustände<br />
seien katastrophal, es gab Rattenplagen,<br />
berichtet Lutz Müller-Bohlen,<br />
Sozialarbeiter vom Verein Karuna,<br />
der sich um die Camp-Bewohner<br />
kümmert. „Seit einem Jahr ist nichts<br />
mehr passiert, um die Situation hier<br />
wirklich zu verbessern“, sagt er.<br />
Das Camp gleicht Elendsvierteln,<br />
die man sonst nur aus Berichten aus<br />
den ärmsten Ländern dieser Welt<br />
kennt. Strom und fließend Wasser<br />
fehlen an kaum einem OrtinBerlin –<br />
in dem Rummelsburger Camp scheinen<br />
sie wie ein ferner Traum.<br />
Als die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> am Sonntag<br />
vor Ort war, herrschte Ruhe auf<br />
dem Areal. NurJogger drehten in der<br />
Nähe ihreRunde.Sie ignorierten die<br />
Zelte,liefen teilnahmslos weiter.<br />
Dabei kann man das Elend auf<br />
dem Gelände nicht nur sehen, sondern<br />
bis weit in die benachbarten<br />
Wohngegenden riechen – den Geruch<br />
von verbranntem nassen Holz.<br />
Man sieht Ofenrohre anHütten und<br />
Zelten, aus denen Rauch steigt.<br />
Beim Thema Obdachlosigkeit<br />
sehe man nicht weg, auch nicht bei<br />
dem Camp in Rummelsburg, heißt<br />
es im Bezirksamt Lichtenberg und<br />
bei derVerwaltung vonSozialsenatorin<br />
Elke Breitenbach (Linke). Seit<br />
Jahren würden sich Sozialarbeiter<br />
um die Betroffenen kümmern, sie<br />
bei Ämtergängen oder bei der Suche<br />
nach einer Notunterkunft unterstützen.<br />
„Es gibt genug Hilfsangebote“,<br />
wird erklärt. „Nur werden diese von<br />
den Betroffenen oft nicht angenommen.“<br />
Etwa, weil in den Unterkünften<br />
kein Alkohol erlaubt sei.<br />
„Die hygienischen Zustände sind katastrophal.<br />
Seit einem Jahr ist nichts mehr passiert,<br />
um die Situation imCamp zu verbessern.“<br />
Lutz Müller-Bohlen Sozialarbeiter im Obdachlosen-Camp an der Rummelsburger Bucht<br />
1519 tätliche Angriffe auf Polizisten<br />
Bisher vermieden Lichtenbergs<br />
Bürgermeister Michael Grunst und<br />
Sozialsenatorin Elke Breitenbach<br />
(beide Linke) eine Räumung. Sie<br />
würde wohl auch nur dafür führen,<br />
dass die Bewohner anderswo ein Lager<br />
aufbauen. Man setzte deshalb<br />
auf Sozialarbeiter vor Ort, die auch<br />
den Zuzug neuer Bewohner verhindern.<br />
Als aber im Winter 2018/19 der<br />
Senat im Rahmen der Kältehilfe im<br />
Camp ein Wärmezelt und Toiletten<br />
aufstellte, kamen noch mehr Menschen.<br />
Biszu160 Obdachlose lebten<br />
vergangenen Sommer in dem Camp.<br />
In diesem Winter blieb die Hilfe<br />
aus. Esgab kein Fördergeld. Denn<br />
das Areal, auf dem das Camp steht,<br />
ist Bauland. Ab Frühjahr soll der Bau<br />
vonWohnungen und der Touristen-<br />
Attraktion „Coral World“ beginnen.<br />
Viele Obdachlose verließen das<br />
Camp bereits. Derzeit sind aber<br />
noch immer etwa 60 Menschen dort.<br />
Für sie stellen Bezirk und Senat<br />
nun eine Notunterkunft in einem<br />
einstigen Telekom-Gebäude in<br />
Karlshorst zur Verfügung. Sozialstadträtin<br />
Birgit Monteiro (SPD)<br />
spricht von einer „geglückten Verbesserung<br />
der Lebenssituation für<br />
die Obdachlosen“. Senatorin Breitenbach<br />
hofft, dass „die Betroffenen<br />
mit Hilfe der Sozialarbeiter eine Perspektive<br />
ohne Obdachlosigkeit entwickeln<br />
können“.<br />
Diese Wochesoll mit den Bewohnern<br />
über den Umzug geredet werden.<br />
„Wir wissen, dass nicht alle das<br />
wollen“, sagt MichaelElias vomSozialprojekt<br />
Tentaja. „Aber jeder zählt,<br />
den wir gewinnen können, einen<br />
neuen Weg einzuschlagen.“ Er bemängelt,<br />
dass man dafür nur wenig<br />
Zeit habe. Denn in der Unterkunft<br />
können die Obdachlosen nur bis<br />
Ende April bleiben. Danach entstehen<br />
in dem Gebäude Wohnungen.<br />
Der Alltag auf Berlins Straßen ist für die Beamten härter geworden –sie nutzen bei Attacken zugleich das neue Strafrecht<br />
NACHRICHTEN<br />
Radfahrer von Polizeiwagen<br />
erfasst und schwer verletzt<br />
EinPolizeiauto ist am Montagmorgen<br />
in Adlershof mit einem Fahrradfahrer<br />
zusammengestoßen. EinPolizist<br />
war in einem Opel auf dem<br />
Ernst-Ruska-Ufer in Richtung Adlergestell<br />
unterwegs.Der Beamte habe<br />
sich auf einer Kurierfahrtbefunden<br />
und sei ohne Blaulicht gefahren,<br />
teilte die Polizei mit. DieAmpel der<br />
Ecke Ernst-Ruska-Ufer/Köpenicker<br />
Straße war außer Betrieb.Der 75-<br />
jährige Radfahrer überquerte das<br />
Ernst-Ruska Ufer,als das Polizeiauto<br />
mit ihm zusammenprallte. (kop.)<br />
Prozess um Beleidigung von<br />
Staatssekretärin angesetzt<br />
Weil er die <strong>Berliner</strong> Staatssekretärin<br />
Sawsan Chebli (SPD) im Internet beleidigt<br />
haben soll, kommt es zu einem<br />
Prozess gegen einen 46-Jährigen.<br />
DerMann habe Einspruch gegen<br />
einen erlassenen Strafbefehl eingelegt,<br />
teilten die <strong>Berliner</strong><br />
Strafgerichte mit. In dem Strafbefehl<br />
habe das Amtsgericht Tiergarten<br />
eine Strafe von1500 Euro verhängt.<br />
DieVerhandlung sei für den 27. Februar<br />
anberaumt worden. (dpa)<br />
Straße nach Fund von<br />
Phosphorgranate gesperrt<br />
In Pankowsind Bauarbeiter am<br />
Montagmorgen auf eine Phosphorgranate<br />
aus dem Zweiten Weltkrieg<br />
gestoßen. Siefing Feuer und brannte<br />
ab,wie ein Polizeisprecher sagte.Kriminaltechniker<br />
des Landeskriminalamtes<br />
gaben demnach schon am<br />
Vormittag wieder Entwarnung. WeitereMunition<br />
hätten die Experten<br />
auf der Baustelle in der <strong>Berliner</strong><br />
Straße nicht gefunden. Es habe keine<br />
Verletzten gegeben. Vorsichtshalber<br />
habe die Feuerwehr ein angrenzendes<br />
Gebäude evakuiert. Für rund<br />
eine Stunde war die <strong>Berliner</strong> Straße<br />
zwischen Breiter Straße und Schulstraße<br />
gesperrt. (dpa)<br />
Zuschüsse für Schulen nur<br />
schleppend beantragt<br />
DiemilliardenschwereSchulbauoffensivekommt<br />
nur schleppend<br />
voran. 2018 und 2019 gaben die Bezirke<br />
ein Drittel der bewilligten Gelder<br />
für Sanierung und Neubau von<br />
Schulen gar nicht aus.Das geht aus<br />
einer Antwortder Bildungsverwaltung<br />
auf eine parlamentarische Anfrage<br />
der CDU hervor, über die derTagesspiegel<br />
zuerst berichtete.2018<br />
blieben demnach 120 Millionen Euro<br />
liegen, im Jahr darauf Geldinähnlicher<br />
Größenordnung. Betroffenseien<br />
etwa 600 Baumaßnahmen an etwa<br />
400 Schulen. Als Gründe nennen die<br />
Bezirke vorallem fehlende Planungsund<br />
Baukapazitäten. (dpa)<br />
Anstrengender „Hund“, aber er ändert<br />
den Blick aufs Ganze. IMAGO/CAVAN IMAGESX<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Nimmt man es mit der polizeilichen<br />
Statistik ganz genau, dann<br />
werden jeden Tag18,23 Polizisten in<br />
Berlin Opfer von Gewalt. Die Senatsinnenverwaltung<br />
zählte im vergangenen<br />
Jahr insgesamt 6656 Polizeivollzugskräfte,<br />
die Opfer eines Widerstandes,<br />
eines tätlichen Angriffs, einer<br />
Körperverletzung, Bedrohung,<br />
Nötigung oder sonstigen Gewalttat<br />
geworden seien. Das geht aus einer<br />
noch unveröffentlichten Antwort auf<br />
eine Anfrage des CDU-Abgeordneten<br />
Peter Trapp hervor. Demnach registrierte<br />
die Verwaltung im vergangenen<br />
Jahr 1519 tätliche Angriffe auf Polizisten<br />
–mehr als doppelt so viele wie<br />
imVorjahr.736 Beamte wurden Opfer<br />
einer Körperverletzung, 244 zeigten<br />
an, dass sie bedroht und 118, dass sie<br />
genötigt wurden. 45 Beamte wurden<br />
laut Innenverwaltung Opfer sonstiger<br />
Gewaltdelikte.<br />
Den größten Anteil bei den „geschädigten<br />
Polizeivollzugskräften“<br />
hat allerdings das Delikt „Widerstand<br />
gegen Vollstreckungsbeamte“,<br />
das mit Geld- oder Freiheitsstrafe bis<br />
zu drei Jahren geahndet werden<br />
kann: 3994 Polizisten waren nach<br />
Angaben der Innenverwaltung davon<br />
2019 betroffen. 379 Personen<br />
wurden im Jahr 2018 wegen dieser<br />
Straftat verurteilt.<br />
Widerstand liegt vor, wenn gegen<br />
den Vollstreckenden körperliche<br />
Kraft angewandt wird, die die „Vollstreckungshandlung“<br />
erschwert<br />
oder verhindert. Darunter fallen heftige<br />
Bewegungen oder Losreißen aus<br />
dem Polizeigriff, Festhalten an Gegenständen<br />
oder das Stemmen gegen<br />
die Tür eines Polizeiautos –dies<br />
alles wird unter „Übergriff“ gegen<br />
Polizisten subsumiert. Gleichwohl,<br />
so heißt es im Polizeipräsidium,<br />
werde, wenn mehrereVorwürfe in einem<br />
Fall zusammenkommen –etwa<br />
Widerstand und tätlicher Angriff –<br />
das schwerwiegendste Delikt in der<br />
Statistik gezählt.<br />
Seit 2017 der strafverschärfende<br />
Paragraf „tätlicher Angriff gegen Vollstreckungsbeamte“<br />
eingeführt<br />
wurde, machen Polizisten in ihren<br />
Anzeigen davon öfter Gebrauch. So<br />
hatte die Polizei im Jahr 2018 nur<br />
709 tätliche Angriffe registriert.<br />
Eine der Baustellen: ein Schulneubau in<br />
Mahlsdorf.<br />
IMAGO IMAGES
8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />
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Berlin<br />
Am Tempelhofer Berg<br />
Kopischstr.<br />
Fidicinstr.<br />
Richtung Bergmannkiez<br />
Kloedenstr.<br />
DAS AREAL<br />
Das Gelände ist ganz in der Nähe<br />
des ehemaligen Flughafens<br />
Tempelhof. Rot gekennzeichnet<br />
sind die vorhandenen Gebäude.<br />
Haus A<br />
Haus B<br />
Mehringdamm<br />
Haus C<br />
Bockbrauerei<br />
Haus H<br />
Haus D<br />
Schwiebusser Str.<br />
Haus G<br />
Haus F<br />
Haus E<br />
Platz der Luftbrücke<br />
Richtung Flughafen Tempelhof<br />
Hauptzollamt Berlin<br />
BLZ/GALANTY<br />
Die Schwiebusser Straße<br />
ist ein kurzes Sträßchen<br />
im Süden vonKreuzberg<br />
–zwischen dem monumentalen<br />
Zollamt und einem alten<br />
Brauereigelände. Im rostigen Zaun<br />
vor der ehemaligen Bockbrauerei<br />
mit ihrem Schornstein und dem historischen<br />
Schankhaus hängen seit<br />
Wochen weiße und rosafarbene<br />
Schleifen, die Nachbarn zuWorten<br />
eingeflochten haben, zu Worten wie<br />
Wut! Trauer! Zorn!<br />
Das Gelände, auf dem die Bauwert<br />
AG etwa 240 Wohnungen<br />
bauen möchte, ist weiträumig abgeriegelt.<br />
Und damit auch der Tatort.<br />
Das Opfer liegt mit zerbrochenen<br />
Gliedernimhistorischen Schankgarten.<br />
Seit dem 9. November. Esdarf<br />
nicht entfernt werden. „Wegen der<br />
laufenden Ermittlungen“ bestätigt<br />
das Amt auf Nachfrage.Eine Anwohnerin<br />
aus der Fidicinstraße habe die<br />
Polizei alarmiert. Es sei bereits ein<br />
Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.<br />
Es dürfe nichts verändert<br />
werden, bis die Untersuchungen abgeschlossen<br />
sind.<br />
Undsoliegt er da, ein Symbol für<br />
den uralten Kampf zwischen<br />
Mensch und Natur: der Ahorn.<br />
Stammumfang: 2,60 Meter; geschätzte<br />
Höhe: 15 Meter;geschätztes<br />
Alter: 180 Jahre. Eine Genehmigung<br />
zur Fällung ist nie erteilt worden.<br />
Auch die Baumfäller hatten keinen<br />
Auftrag vom Bauherrn erhalten, der<br />
Baum sei„versehentlich“ gefallen.<br />
DerTat verdächtigt wird naturgemäß<br />
der Bauherr: Jürgen Leibfried<br />
und seine Bauwert AG. Sie kämpfen<br />
schon lange um die Baugenehmigung<br />
auf dem Grund zwischen<br />
Schwiebusser-und Fidicinstraße.<br />
Nun, nach fünf Jahren, nach vielen<br />
öffentlichen Sitzungen im Kreuzberger<br />
Rathaus und vielen hinter<br />
verschlossenen Türen, stehen die<br />
Verhandlungen vor dem Abschluss.<br />
Die Entscheidung über den Bauvorbescheid<br />
wird bald erwartet. Details<br />
sind nur wenige bekannt, aber sicher<br />
ist: Am Ende dieser Geschichte steht<br />
ein neues Wohnviertel.<br />
Die Leute zogen in Massen hinaus<br />
Am Anfang dieser Geschichte steht<br />
der Ahorn, gepflanzt zu einer Zeit, als<br />
die Stadt noch weit unten an der<br />
Spree lag und hier oben zwischen<br />
Feldern Windmühlen standen. 1820<br />
betritt Georg Leonard Hopf aus der<br />
Pfalz die Szene; ein Mann, der, ähnlich<br />
wie 150 Jahre später Bauunternehmer<br />
Jürgen Leibfried aus München,<br />
nach Berlin kommt, um sein<br />
Glück zu machen.<br />
Hopf arbeitet in der Habelschen<br />
Weinhandlung an der Leipziger<br />
Das Gelände der früheren Bockbrauerei war lange Zeit eines der letzten<br />
Rückzugsgebiete für die Kreuzberger Kreativen. Doch ein Investor will dort<br />
Eigentumswohnungen errichten. Zwar rebellieren Anwohner seit Jahren gegen<br />
das Bauvorhaben –doch nun werden Fakten geschaffen.<br />
Bockbier: Bis 1839 wurde in Berlin nur<br />
obergäriges Bier hergestellt. Bis der Brauer<br />
Georg Leonhard Hopf in der heutigen Fidicinstraße<br />
eine Brauerei baute und ab<br />
1840 erstmals eine Bocksaison eröffnete.<br />
1861 lag die Produktion dortbei 20000<br />
Hektoliternpro Jahr,1913 waren es<br />
200000 Hektoliter.1917 fusionierte die<br />
Kreuzberger Bockbrauerei mit der Patzenhofer<br />
Brauerei, die 1920 mit Schultheiss<br />
zusammenfand. Kurz danach schloss die<br />
Brauerei. Aber der Biergarten und Veranstaltungssäle<br />
blieben, dortgab es nun<br />
Tanz, Vereinsfeste und Theateraufführungen.<br />
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Keller<br />
für Rüstungsproduktion genutzt.<br />
Das verlorene<br />
Refugium<br />
VonHans Korfmann<br />
Das denkmalgeschützte Schankhaus der ehemaligen Bockbrauerei<br />
Großbrauerei: Heute hat Berlin nur noch<br />
eine Großbrauerei namens <strong>Berliner</strong>-Kindl-<br />
Schultheiss-Brauerei GmbH. Sie produziert<br />
in Hohenschönhausen die Marken <strong>Berliner</strong><br />
Pilsner,Kindl, Engelhardt, Schultheiss und<br />
Bürgerbräu. Der Standortgehörte in der<br />
DDR zum VEB Getränkekombinat und kam<br />
nach 1990 zum Unternehmen Brau &<br />
Brunnen –bis weit in die 90er-Jahre der<br />
größte Brauer bundesweit. Doch der Umsatz<br />
sank, der Konzernkaufteweitere Markenwie<br />
Jever, rutscht aber in die roten Zahlen.<br />
Die Sanierung misslang.2004 übernahm<br />
die Radeberger Gruppe des Oetker-<br />
Konzerns. Die Gruppe steht auf Platz 20<br />
der 40 weltweit größten Brauer.<br />
BIER UND BRAUEREIEN<br />
Brauereigelände: Früher gabesinBerlin<br />
Dutzende Brauereien, deren oft riesige<br />
Areale mit ihrer Ziegelarchitektur durchaus<br />
stadtbildprägend sind und als Namen<br />
noch immer präsent sind: So stellte in<br />
Prenzlauer Berg die alte Brauerei an der<br />
Schönhauser Allee bereits 1967 die Produktion<br />
ein, wurde zum Möbelgroßmarkt<br />
und nach dem Ende der DDR zur allseits<br />
bekannten Kulturbrauerei. Ausder Schultheiss-Brauerei<br />
in Moabit wurde 2018 die<br />
Shoppingmall namens Schultheiss-Quartier.Die<br />
Bürgerbräu-Brauerei direkt an der<br />
Spree in Friedrichshagen ist seit 2010<br />
dicht. Dortsollen vorallem Wohnungen<br />
undein wenigGewerbe entstehen.<br />
GERD ENGELSMANN<br />
Craftbeer: Die deutschen Brauer produzierten<br />
2018 etwa 93000 Hektoliter Bier.<br />
Nach der Produktionsmengestehen die<br />
heimischen Brauereien damit an fünfter<br />
Stelle hinter China, den USA, Brasilien und<br />
Mexiko. Jeder Bürger der Bundesrepublik<br />
trinkt noch immer 102 Liter Bier pro Jahr.<br />
Der Absatz ist seit Jahrzehnten stark rückläufig.Immer<br />
mehr große Brauereien fusionieren.<br />
Gleichzeitig wächst die Zahl der<br />
kleinen handwerklich geprägten Brauereien,<br />
die das derzeit angesagte Craftbeer<br />
brauen. So wuchs die Gesamtzahl der<br />
Brauereien bundesweit von1333 im Jahr<br />
2010 auf zuletzt 1539. In Berlin sind offiziell<br />
70 Craftbeer-Brauereien gemeldet.<br />
Straße als Fassbinder, steigt schnell<br />
zum Kellermeister auf, heiratet nach<br />
dem frühen Tod des Meisters die<br />
traurige Witwe und übernimmt den<br />
Betrieb. Als das Gespräch in der<br />
Schankstube auf das bayerische Bier<br />
kommt, vondem man erzählt, es sei<br />
um vieles besser als das säuerliche<br />
Weißbier Berlins, behauptet Hopf:<br />
Das kann ich auch! Und braut in einem<br />
alten Waschkessel das erste<br />
Bockbier Berlins.<br />
Wenig später kauft er Land und<br />
zwei Mühlen auf den Tempelhofer<br />
Bergen und eröffnet eine Brauerei<br />
mit Schanklokal. Als er im Mai 1840<br />
das erste Bockbier ausschenkt, strömen<br />
die <strong>Berliner</strong> „in Massen hinaus<br />
zum Halleschen Torauf den kahlen<br />
Tempelhofer Berg,umdas neue,unbekannte,köstliche<br />
Naß“ zu trinken.<br />
Der Schriftsteller Willibald Alexis<br />
(1798 –1871) schwärmt im Morgenblatt<br />
für gebildete Leser: „Es gefiel<br />
denLeuten so gut, dass sie nicht wieder<br />
aus dem Hause fortzubringen<br />
waren. Andere sah man den Heimweg<br />
anstatt nach dem Halleschen<br />
Thore ingerade umgekehrter Richtung“<br />
antreten, wieder andere soll<br />
man„am Morgen in den Gräben gefunden<br />
haben“.<br />
Die sandige Gegend war nichts wert<br />
Der Biergarten allerdings gleicht einem<br />
„wüsten Stück Ödland mit ein<br />
paar Bretterbuden“, wie eine ausländische<br />
<strong>Zeitung</strong> spottet. Also pflanzen<br />
die Hopfschen Erben Bäume am<br />
Rand des Feldweges, der heute<br />
Schwiebusser Straße heißt. Unter ihnen<br />
einen Ahorn und einige Eiben.<br />
Fünf dieser Eiben standen vor kurzem<br />
noch. Sie wurden gefällt. Trotz<br />
eines Antrages auf Anerkennung als<br />
Naturdenkmal, der bereits 2017<br />
beim Senat eingereicht wurde –wo<br />
er liegen blieb.Unbearbeitet. 33 Monate<br />
lang. Nun ist keine Spur mehr<br />
von den Eiben zu sehen, sie verschwanden<br />
samt Wurzeln. Der<br />
Ahornliegt noch. EinMahnmal.<br />
Als der Brauunternehmer Georg<br />
Leonard Hopf auf den Berg zog, war<br />
die sandige Gegend nichts wert, die<br />
Straßen im Hobrechtschen Bebauungsplan<br />
waren noch namenlos.<br />
Heute ist die Scholle –imHobrechtplan<br />
mit seinen durchnummerierten<br />
Straßen zwischen der 22. und der<br />
23. Straße gelegen – Gold wert.<br />
40 Millionen Euro, so munkelt die<br />
Nachbarschaft, habe die BauwertAG<br />
für die 13 000 Quadratmeter bezahlt.<br />
An die Öffentlichkeit drang von<br />
dem Verkauf zunächst nichts. Man<br />
fürchtete den Protest der Kreuzberger,<br />
die sich auf dem Brauereigelände<br />
eingerichtet hatten mit Theatern,<br />
Werkstätten, Trommelgruppen
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 9· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
So solllte der Pocketparksamt angrenzender Neubauten aussehen.<br />
BAUWERT AG<br />
Das Baujahr am Seitengebäude des<br />
Schankhauses.<br />
ENGELSMANN<br />
Das Archiv der Jugendkulturen soll vor<br />
Orteinziehen.<br />
ENGELSMANN<br />
Etwa50Prozent der Fläche sind laut BauwertAGvermietet.<br />
GERD ENGELSMANN<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts gepflanzt, im Herbst 2019 gefällt: der Ahorn.<br />
DIETER PETERS<br />
Historische Ansicht: der alte Biergarten.<br />
FHXB FRIEDRICHSHAIN-KREUZBERG MUSEUM<br />
und Tanzschulen. Weinhändler füllten<br />
die alten Bierkeller mit Beaujolais<br />
und Merlot, sogar eine Segelschule<br />
war auf dem Berg gestrandet.<br />
Hopfs Brauerei war eines der letzten<br />
Rückzugsgebiete für Kreuzberger<br />
Kreativeund Kleingewerbe.<br />
Kaum wurde die Nachricht vom<br />
Verkauf der Brauerei publik, hängte<br />
man Flugblätter an Wände und<br />
Haustüren und lud zu einem „Informationsabend<br />
im Wasserturm“ ein.<br />
Am 25. April 2016 war der Turm<br />
so voll wie lange nicht, vielleicht<br />
auch wegen des stadtbekannten Investors,<br />
der durch den Kauf des<br />
Freudenberg-Areals in Friedrichshain<br />
die <strong>Berliner</strong> Presse nachhaltig<br />
beschäftigt hatte, und der es später<br />
sogar in die internationalen Schlagzeilen<br />
schaffte, als sein Neubau in<br />
Mitte beinahe die Friedrichswerdersche<br />
Kirche zum Einsturz<br />
brachte. Als der Moderator des Informationsabends<br />
gleich zu Beginn<br />
der Veranstaltung fragte, ob „jemand<br />
vom Freudenberg-Areal anwesend“<br />
sei, erhob sich ein Mann<br />
mit Goldbrille und Halbglatze.<br />
Die Irritation war groß, als klar<br />
wurde, dass kein Mitglied der Bürgerinitiative<br />
die Bühne betrat, sondernder<br />
Investor persönlich.<br />
Man wollte ihn des Turmes verweisen,<br />
schließlich habe die Einladung<br />
den Mietern, nicht den Investorengegolten.<br />
Doch mit 45 zu 42 Stimmen<br />
wurde entschieden: Der Mann<br />
erhält zehn Minuten Redezeit.<br />
Leibfried behauptete damals,<br />
„nur das Beste für Alle“ zu wollen.<br />
Alle dürften bleiben, sämtliche Verträge<br />
würden erneuert. „Nur da, wo<br />
die flachen Betonbauten sind, werden<br />
wir Wohnungen bauen. Berlin<br />
braucht Wohnungen. So einfach ist<br />
das.“<br />
„Dann baue ich eben Gewerbe“<br />
Doch so einfach war das nicht.<br />
„Wenn Sie die Betongebäude abreißen,<br />
betrifft das ja auch die Trommelschulen.<br />
Die sind da seit 25 Jahren.<br />
Und die haben jetzt die Kündigung!“,<br />
ließen Anwesende verlauten.<br />
In den hinteren Reihen standen die<br />
ersten auf und gingen: „Ich habe dieses<br />
Geschwafel jedes Mal gehört,<br />
wenn einer von denen hier was<br />
kaufte.AmEnde machen sie,was sie<br />
wollen. Und am Ende sind alle<br />
Kreuzberger verschwunden. So einfach<br />
ist das.“<br />
Aber Leibfried war dadurch nicht<br />
zu erschüttern. Nur einmal geriet er<br />
aus der Fassung, als gefragt wurde,<br />
woher er eigentlich seinen Optimismus<br />
nehme. Ermüsse doch wissen,<br />
dass sich der Bezirk gegen den massiven<br />
Wohnungsbau aussprechen<br />
werde. „Wie können Siedasoselbstbewusst<br />
von 250 Eigentumswohnungen<br />
sprechen?“, fragte der Anwohner.<br />
„Aber am 28. Januar wurde<br />
doch beschlossen, eine Flächenplannutzungsänderung<br />
zugunsten<br />
eines Wohnungsbaus durchzusetzen“,<br />
sagte Leibfried. Als dieVersammelten<br />
dies in Zweifel zogen, stotterte<br />
er: „Ich habe das schwarz auf<br />
weiß“ und durchwühlte seine Herrenhandtasche.<br />
Doch seine Zeit war<br />
inzwischen vorbei, man verwies ihn<br />
des Saales. Grußlos ist der Investor<br />
dann gegangen.<br />
Ein Jahr später, anlässlich einer<br />
öffentlichen Versammlung im November<br />
2017, reicht er edle Holztäfelchen<br />
durch die Zuschauerränge<br />
im großen Saal des Rathauses an der<br />
Yorckstraße, kleine Kunstwerke, auf<br />
denen Innenansichten hübscher<br />
Wohnungen zu sehen sind.„6,50 den<br />
Quadratmeter, das ist doch was“,<br />
warb er.Aber die Kreuzberger auf ihren<br />
billigen Rängen sind unerbittlich:<br />
„So viel Geld hab ick nich, Herr<br />
Leibfried, det is mir zu ville.“<br />
Auch beim Baustadtrat hat der Investor<br />
wenig Erfolg. DieGrünen sind<br />
sich einig, die Brauerei als Gewerbestandort<br />
zu erhalten. Sie sind für<br />
eine Umwidmung des Mischgebiets<br />
in ein reines Gewerbegebiet. Doch<br />
Leibfried ist nicht zu erschüttern.<br />
Später, auf dem Flur des Rathauses,<br />
zeigt er sich trotzig: „Dann baue ich<br />
eben Gewerbe. Ich habe genug Anfragen,<br />
zum Beispiel vonder Allianz.<br />
Wasmeinen Sie, was dann in Kreuzberg<br />
los ist, wenn die da ihreTürme<br />
hinsetzen.“ Doch stattdessen plant<br />
er in den folgenden Monaten weiter<br />
Eigentumswohnungen und legt<br />
neue Pläne vor, die ungeachtet der<br />
Einwände seitens Politik oder Denkmalschutz<br />
auf dichten Wohnungsbau<br />
zielen.<br />
Einer der Denkmalschützer soll<br />
seinem Ärger über dasVerhalten des<br />
Investors in kleiner Runde mit den<br />
Worten Ausdruck verliehen haben:<br />
„Herr Dr.Leibfried, was glauben Sie<br />
eigentlich, werSie sind?“ DerInvestor<br />
bleibt unbeeindruckt: „Ich bestehe<br />
auf die Einhaltung der vonmir<br />
geplanten Baumasse.“ Zumdamaligen<br />
Zeitpunkt waren das knapp<br />
30 000 Quadratmeter Wohn- und<br />
Gewerbefläche.<br />
Da sich der Bauherr hartnäckig<br />
über die Gebote der Politik hinwegsetzte,verbot<br />
der BezirkimJahr 2017<br />
bis auf weiteres jegliche bauliche Veränderung<br />
des Geländes.Eine trügerische<br />
Stille breitete sich aus. Denn<br />
während draußen alles stillstand,<br />
wurde drinnen, hinter verschlossenen<br />
Türen, womöglich eifrig verhandelt,<br />
kamen Bauherr und Politik, Investor<br />
Jürgen Leibfried und BaustadtratFlorian<br />
Schmidt, einander näher.<br />
„Wir machen Bauwerke zu Bauwerten.<br />
Neugier und Bereitschaft zur Anpassung –<br />
das hat uns schon immer<br />
besonders ausgezeichnet.“<br />
Aus einer Jubiläumsschrift der Bauwert AG<br />
„Über 330 Gebäude mit mehr<br />
als 2000 000 Quadratmeter Nutzfläche<br />
und einem Investitionsvolumen von<br />
über fünf Milliarden Euro bilden<br />
die Grundlage unserer Erfahrung.“<br />
Jürgen Leibfried, Gründer und Vorstand der Bauwert AG<br />
„Hier war auf 3835 Quadratmetern eine<br />
der größten geheimen Waffenschmieden<br />
der Nazis in Berlin. Eine unterirdische<br />
Produktionsstätte, inder Menschen aus<br />
ganz Europa Zwangsarbeit leisten mussten.“<br />
Karin Dittmar von der Initiative Denkmalschutz Bockbrauerei<br />
Monatelang drangen keine Nachrichten<br />
über dieVerhandlungen nach<br />
außen, Anfragen der Bürgerinitiativen<br />
blieben unbeantwortet, obwohl<br />
Schmidt öffentlich gerade noch erklärthatte,essei„wichtig,<br />
neue Strukturen<br />
der Mitgestaltung zu schaffen,<br />
statt der vorherrschenden Scheinbeteiligung“.<br />
Trotz dieser Bekundungen wirkte<br />
es so,als wollte man die Sache unter<br />
sich ausmachen. Ohne die Kreuzberger.<br />
Auch das zunächst geforderte<br />
Bebauungsplanverfahren, das eine<br />
Bürgerbeteiligung vorschreibt, war<br />
vom Verhandlungstisch. Lediglich<br />
der Forderung einiger Kreuzberger<br />
nach mehr Denkmalschutz hatte<br />
man nachgegeben. Denn das Areal<br />
zeugt auch von den Verbrechen der<br />
Nationalsozialisten.<br />
„Hier unten war auf 3835 Quadratmetern<br />
eine der größten geheimen<br />
Waffenschmieden der Nazis in<br />
Berlin. Eine unterirdische Produktionsstätte,inder<br />
Menschen aus ganz<br />
Europa Zwangsarbeit leisten mussten“,<br />
sagt Karin Dittmar von der Initiative<br />
Denkmalschutz Bockbrauerei.<br />
IhrerForschung und Hartnäckigkeit<br />
ist es zu verdanken, dass 70 Prozent<br />
der denkmalgeschützten<br />
Nazikeller erhalten bleiben. Leibfried<br />
habe so viel wie möglich abreißen<br />
wollen, um Platz für Tiefgaragen<br />
und Wohnungen zu gewinnen.<br />
Die Keller sind gerettet, aber die<br />
Bäume sind verloren. Obwohl der<br />
Ahorn wegen seines Alters und seiner<br />
Größe geschützt war und obwohl<br />
beim Senat schon seit langem ein<br />
Antrag zum Schutz der Eiben vorlag.<br />
Anders als der Senat, der hartnäckig<br />
schwieg, reagierte Leibfried prompt<br />
auf die Bedenken der Naturschützer<br />
und präsentierte in einem Bauplan<br />
vomHerbst 2017 dort, wo der Ahorn<br />
stand, den sogenannten Pocket-<br />
Park.Imnächsten Entwurfallerdings<br />
fehlte dieser Miniparkschon wieder,<br />
und im Oktober 2019 verkündete<br />
dann auch der grüne Baustadtrat<br />
Florian Schmidt: „Die Fällung der<br />
Bäume muss hingenommen werden.“<br />
Wenige Tage danach wurden<br />
die Motorsägen angeworfen.„Was ist<br />
das nur für ein grüner Baustadtrat?“,<br />
fragt Karin Dittmar von der Denkmalschutz-Initiative.<br />
„Sieht tatenlos<br />
zu, wie 180 Jahre alte Bäume gefällt<br />
werden, und bestellt die Fotografen,<br />
wenn er in der Bergmannstraße drei<br />
Primeln pflanzt.“<br />
Während der Park aus dem Plan<br />
verschwunden ist, ist die Baumasse<br />
weiter gewachsen. Auf eine Anfrage<br />
der Linkspartei an Schmidt, wie viele<br />
Wohnungen denn nun entstehen<br />
würden, antwortete dieser im März<br />
2018, die Baumasse wurde „gegenüber<br />
dem Ursprungsentwurf(…) auf<br />
ca. 40 000 Quadratmeter Brutto-Geschossfläche<br />
erhöht“. Schmidt zufolge<br />
wies bereits der letzte Vorbescheid<br />
eine Brutto-Geschossfläche<br />
von 36000 Quadratmetern aus. Auf<br />
die Frage,wie das Verhältnis vonGewerbe<br />
zu Wohnraum aussehe,<br />
wusste der Baustadtrat keine Antwort:<br />
„Die Nutzungsverteilung sowie<br />
die Anzahl an Wohnungen ist aus<br />
dem Konzept nicht genau ablesbar.“<br />
Sicher ist nur,dass eine Mischung<br />
aus Gewerbe und Wohnungen sowie<br />
eine Kita entstehen werden, dass<br />
aber ein Großteil der Baumasse aus<br />
Eigentumswohnungen besteht. Der<br />
Anteil an günstigen Mietwohnungen<br />
ist nicht mehr als ein „soziales Feigenblatt“,<br />
wie Heinz Kleemann vom<br />
<strong>Berliner</strong> Mieterverein es formuliert.<br />
Bislang ist von 30preisgebundenen<br />
Kleinwohnungen die Rede und<br />
von 50Studentenwohnungen ohne<br />
Preisbindung. Das sind –die aktuellen<br />
Zahlen zugrunde gelegt –etwa<br />
fünf Prozent der Baumasse. „Eine<br />
Frechheit“, sagt der Vertreter des<br />
<strong>Berliner</strong> Mietervereins.<br />
Enttäuscht werden auch die Initiatoren<br />
der Gesprächsrunde im<br />
Wasserturm sein, die seit Jahren die<br />
Gretchenfrage stellen: Wem gehört<br />
Kreuzberg? Die Trommeln sind verstummt,<br />
die Weinhändler haben die<br />
Lager geräumt, die Segelschule die<br />
Segel gestrichen. Von 30 Mietern<br />
sind bereits 20 verschwunden.<br />
Baubeginn vermutlich im Jahr 2021<br />
Am Ende dieser Geschichte wird irgendwann<br />
der Ahorn aus dem Weg<br />
geräumt werden. Ende des Jahres<br />
soll der endgültige Bauantrag eingereicht<br />
werden. Dann rollen die Maschinen<br />
an.<br />
Und irgendwann wird dort, wo<br />
einst im Schatten eines Baumes ein<br />
Biergarten war, ein großer Betonblock<br />
stehen. Daneben wird das<br />
historische Schankhaus mit seinen<br />
Zinnen und Giebeln zu einem<br />
Zwerg schrumpfen, selbst der<br />
Schornstein wird plötzlich klein<br />
wirken neben der knapp 200 Meter<br />
langen und 27 Meter hohen Front<br />
an der Schwiebusser Straße, die<br />
mit fünf und sechs Stockwerken<br />
noch über das Zollamt –einen Monumentalbau<br />
der Nazis –hinausragen<br />
wird.<br />
DieBäumchen in den Computerzeichnungen<br />
der Architekten wirken<br />
wie Fremdkörper zwischen den<br />
Quadern aus Glas und Beton, die<br />
dicht aneinandergedrängt um jeden<br />
Zentimeter und um jeden Cent<br />
kämpfen. Für den Ahornaber ist dieses<br />
Ende der Geschichte vielleicht<br />
nicht das Schlechteste: Er hätte sich<br />
in der Gegend ohnehin nicht mehr<br />
wohl gefühlt.
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Estrel baut<br />
höchsten<br />
Hotelturm<br />
Arbeiten sollen im Herbst<br />
dieses Jahres beginnen<br />
Vor sechs Jahren wurde der Entwurf<br />
vorgestellt, jetzt steht der<br />
Termin für den Baubeginn fest. Das<br />
Hotel Estrel will im Herbst 2020 die<br />
Bauarbeiten für seinen neuen Hotelturm<br />
an der Sonnenallee starten.<br />
Das teilte das Estrel am Montag mit.<br />
Mit 175 Metern soll der Estrel Tower<br />
Deutschlands höchstes Hotel und<br />
zugleich das höchste nicht-technische<br />
Gebäude in Berlin werden. Die<br />
Fertigstellung ist für 2024 geplant.<br />
Der Estrel Tower entsteht nach<br />
Plänen des Architekturbüros Barkow<br />
Leibinger, das sich vor sechs Jahren<br />
in einem Wettbewerb gegen fünf<br />
weitere Bewerber durchgesetzt<br />
hatte. Der Hotelturm mit 750 Zimmernund<br />
Suiten soll gegenüber dem<br />
bestehenden Estrel auf der südlichen<br />
Seite der Sonnenallee errichtet<br />
werden. Im Dachbereich ist eine Sky<br />
Lounge mit Außenterrasse geplant.<br />
Direkt angegliedert an den Tower<br />
sind Veranstaltungsflächen, die sich<br />
zum Neuköllner Schifffahrtskanal<br />
und einer öffentlich zugänglichen<br />
Promenade hin öffnen. Außerdem<br />
ist ein Parkhaus mit 500 Stellplätzen<br />
geplant. Senatsbaudirektorin Regula<br />
Lüscher sieht das Projekt positiv.<br />
„Bei Hochhäusernist nicht die reine<br />
Höhe allein das entscheidende Kriterium,<br />
sondern die Frage, wie es in<br />
den jeweiligen städtebaulichen Kontext<br />
passt“, sagt sie. „Das Estrel in<br />
Neukölln steht in einem sehr großstädtischen<br />
Kontext auf einer früheren<br />
Industriefläche“, so Lüscher.<br />
„Dort fügt sich die geplante Höhe<br />
von175 Meterngut ein.“ (ulp.)<br />
Der Turm soll mit 175 Meterndas höchste<br />
Hotel Deutschlands werden. BARKOW LEIBINGER<br />
Zügig unterwegs: Je schneller Radfahrer vorankommen, desto attraktiver wird das Radfahren in Berlin. Doch immer wieder drohen Stopps an Ampeln.<br />
Ohne Stopp durch die Stadt<br />
IMAGO IMAGES/ FLORIAN GÄRTNER<br />
2017 empfahlen Forscher mehr Grüne Wellen für Radfahrer in Berlin –doch getan hat sich nichts<br />
VonPeter Neumann<br />
Nicht nur Autofahrer kennen<br />
das Problem: Gerade<br />
hat man an einer<br />
Kreuzung auf Grün gewartet,<br />
da zwingt bald darauf das<br />
nächste rote Ampellicht zum Halten.<br />
Grüne Wellen könnten den Radverkehr<br />
beschleunigen, ohne Autos zu<br />
bremsen –das hat ein Modellprojekt<br />
in Berlin gezeigt. Forscher von der<br />
Technischen Universität (TU) raten,<br />
auf weiteren Straßenzügen grüne<br />
Wellen für Fahrradfahrer zu schalten.<br />
Doch mehr als zwei Jahre nach<br />
dem Ende des Modellprojekts sind<br />
keine konkreten Vorhaben in Sicht.<br />
Grüne Wellen sind einer von vielen<br />
Bausteinen, um das Radfahren in<br />
der Stadt attraktiv zu machen –und<br />
so die Straßen zu entlasten. Solche<br />
Ampelschaltungen sind sinnvoll,<br />
sagt Frank Masurat vom Allgemeinen<br />
Deutschen Fahrrad-Club<br />
(ADFC) Berlin. „Doch es geht viel zu<br />
langsam voran“, bilanzierter.<br />
Wobei das eine Untertreibung ist,<br />
denn die Zahl der Grünen Wellen für<br />
Radfahrer in Berlin ist seit langem<br />
unverändert:Weiterhin verfügen nur<br />
zwei Straßenzüge darüber. In der<br />
Belziger Straße und am benachbarten<br />
Rathaus Schöneberg sind seit<br />
2014 je zwei Ampelanlagen so koordiniert,<br />
dass sie sich bei Tempo 18 bis<br />
20, der typischen Radlergeschwindigkeit,<br />
ohne Stopp passieren lassen.<br />
Autos werden nicht ausgebremst<br />
Im April 2017 wurde auch auf der<br />
Uhlandstraße in Charlottenburg-<br />
Wilmersdorf eine Grüne Welle für<br />
Radfahrer geschaltet –genauer gesagt<br />
auf den anderthalb Kilometern<br />
zwischen der Pariser und der Fechnerstraße,<br />
woesfünf Ampelanlagen<br />
gibt. Teilweise wurde der Beginn der<br />
Grünphasen zeitlich versetzt, damit<br />
dort mehr Radfahrer als bislang<br />
ohne Stopp durchkommen. 74 000<br />
Euro kostete das Modellprojekt im<br />
Auftrag des Bundes, das vom TU-<br />
Fachgebiet Straßenplanung und<br />
Straßenbetrieb durchgeführt wurde<br />
und bis November 2017 dauerte.Die<br />
Grüne Welle,die damals eingerichtet<br />
wurde,blieb bis heute bestehen.<br />
Vonihr profitieren die Radfahrer<br />
mehrfach, so die TU-Wissenschaftler.<br />
Sokommt es „an fast allen Knotenpunkten<br />
zu einer geringen Anzahl<br />
von Haltevorgängen“, stellten<br />
sie fest. Über den gesamten Testbereich<br />
hinweg konnte die „Anzahl an<br />
Fahrten mit nur einem Haltevorgang<br />
und die Anzahl an Fahrten ohne Unterbrechung<br />
erhöht werden“, hieß<br />
es.Und wenn trotzdem Ampeln Radfahrer<br />
stoppen, fällt die Wartezeit in<br />
der Regel nun kürzeraus als vorden<br />
Ampelumschaltungen, so die Bilanz.<br />
Folge ist, dass die Radfahrer auf<br />
dem Abschnitt zügiger vorankommen<br />
als früher. Das zeigt die gemessene<br />
durchschnittliche Fahrtgeschwindigkeit,<br />
in die alle Stopps eingerechnet<br />
werden: Vorder Umschaltung<br />
betrug sie in Richtung Süden<br />
15,1 Kilometer pro Stunde, danach<br />
18,8. In der Gegenrichtung stieg das<br />
Tempo vonimSchnitt 16,1 auf 20,3.<br />
Und die Autos? Werden sie nun<br />
auf der Uhlandstraße ausgebremst?<br />
Nein, so die Forscher. InNordrichtung<br />
hat sich die Situation kaum geändert,<br />
in der Südrichtung verbesserte<br />
sie sich sogar leicht, weil auch<br />
Autofahrer seltener und weniger<br />
lang gestoppt wurden. Wasdie Wirkungen<br />
auf den Nahverkehr anbelangt,<br />
sind dieVeränderungen für die<br />
BVG-Buslinie 249 „minimal“, hieß<br />
es.Sofiel die Bilanz unmissverständlich<br />
aus: „Es ist zu befürworten, weitere<br />
Radverkehrsrouten zu optimieren.“<br />
Schon vorJahren wurden mögliche<br />
Bereiche untersucht. Auf der<br />
Bernauer, Hardenberg-, Mühlen-,<br />
Müller- und Wilhelmstraße sowie<br />
auf dem Hohenzollerndamm gebe<br />
es „teilweises großes Potenzial“.<br />
Vorrangnetz lässt auf sich warten<br />
Doch der Senat kann „zu konkreten<br />
Örtlichkeiten und einem Zeitplan<br />
noch keine Aussage treffen“, bedauerte<br />
Dorothee Winden, Sprecherin<br />
von Verkehrssenatorin Regine Günther<br />
(Grüne). „Bei der Erstellung des<br />
Vorrangnetzes für den Radverkehr<br />
wird auch geprüft, wo eine Grüne<br />
Welle für Radfahrer vorgesehen werden<br />
kann“, sagte sie.Das Vorrangnetz<br />
werde aber derzeit noch erarbeitet.<br />
„Eigentlich hätte es schon im Sommer<br />
letzten Jahres fertiggestellt sein<br />
müssen“, sagte Frank Masurat vom<br />
ADFC. Das Mobilitätsgesetz schreibe<br />
dies vor. Leider gebe es weiterhin keinen<br />
Zeitplan für dieses wichtige Vorhaben.<br />
„Mehrmals haben wir dieses<br />
nachhaltige strukturelle Problem angesprochen“<br />
–ohne Ergebnis.<br />
Portal bietet<br />
Rechner zum<br />
Mietendeckel<br />
<strong>Berliner</strong> können prüfen,<br />
ob sie zuviel bezahlen<br />
Der Mietendeckel soll zwar erst<br />
noch in Kraft treten, doch schon<br />
jetzt können <strong>Berliner</strong> Mieter im Internet<br />
überprüfen, ob sie zuviel<br />
Miete bezahlen. Das Onlineportal<br />
wenigermiete.de bietet dazu auf seiner<br />
Internetseite einen Rechner an.<br />
Mieter können dort mit ein paar<br />
Klicks herausfinden, welche Miete<br />
korrekt ist.<br />
„Uns haben in den letzten Wochen<br />
und Monaten unzählige Anfragen<br />
von verunsicherten <strong>Berliner</strong><br />
Mieternerreicht, die wissen wollten,<br />
wie sie den Mietendeckel nutzen<br />
können“, sagt Daniel Halmer,<br />
Rechtsanwalt und Gründer des Portals<br />
wenigermiete.de. „Nachdem in<br />
letzter Minute bekannt wurde, dass<br />
nicht wie ursprünglich geplant, die<br />
Behörden den Mietendeckel durchsetzen<br />
wollen, sondern dieser von<br />
Mietern selbst rechtlich geltend gemacht<br />
werden muss, haben wir uns<br />
entschieden, den <strong>Berliner</strong>n ein Angebot<br />
zu machen, um sie auch beim<br />
Mietendeckel zu unterstützen“, sagt<br />
Halmer. Zuvor war wenigermiete.de<br />
dafür bekannt geworden, dass das<br />
Unternehmen Ansprüche von Mietern<br />
bei Verstößen gegen die Mietpreisbremse<br />
durchsetzt. Auf der<br />
Website des Portals können die Mieter<br />
nicht nur berechnen, wie viel<br />
Miete sie zu viel zahlen. Sie können<br />
wenigermiete.de zudem mit der<br />
Durchsetzung ihrer Rechte beauftragen.<br />
Wer dies lieber selbst in die<br />
Hand nehmen möchte,kann ein formelles<br />
Auskunfts- und Anspruchsschreiben<br />
kostenlos erhalten und<br />
dieses an den Vermieter versenden.<br />
Mitder Veröffentlichung des Mietendeckel-Gesetzes,<br />
die noch im Februar<br />
erwartet wird, werden die Mieten<br />
auf den Stand vom 18. Juni 2019<br />
eingefroren. Außerdem werden<br />
Mietobergrenzen eingeführt. Liegt<br />
eine Miete mehr als 20 Prozent über<br />
der Obergrenze, gilt sie als überhöht.<br />
Eine Mietsenkung kann aber erst<br />
neun Monate nach Inkrafttreten des<br />
Gesetzes durchgesetzt werden. Neben<br />
wenigermiete.de bieten auch<br />
andere Mieterorganisationen, etwa<br />
Mieterverein oder Mietergemeinschaft,<br />
Informationen und Beratungen<br />
zum Mietendeckel an. (ulp.)<br />
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NUMMER 29 •4.FEBRUAR 2020 SEITE 11<br />
Dank des Bologna-Prozesses lassen sich Lehrveranstaltungen auch an anderen Universitäten leichter anerkennen.<br />
GETTYIMAGES/WAVEBREAKMEDIA<br />
MEHR ALS 20 JAHRE NACH DEM START DES BOLOGNA-PROZESSES IST DAS STUDIUM FLEXIBLER GEWORDEN<br />
Mehr Möglichkeiten für Studierende<br />
An einem Sommertag vor mehr<br />
als 20 Jahren unterzeichnen Bildungspolitiker<br />
aus ganz Europa<br />
in der italienischen Stadt Bologna ein<br />
Dokument, dass das Bildungswesen<br />
des Kontinents grundsätzlich verändern<br />
soll –und wird: Die so genannte Bologna-Erklärung.<br />
Die Ziele des dadurch bekräftigten<br />
Prozesses sind mannigfaltig:<br />
Durch ein Punktesystem („ECTS“) soll<br />
eine bessere Vergleichbarkeit erreicht<br />
werden –und dadurch eine verbesserte<br />
Mobilität von Studierenden, die ihre Abschlüsse<br />
nun leichter auch an anderen<br />
Hochschulen anerkennen lassen können.<br />
Die ECTS-Punkte fügen sich in das<br />
grundsätzliche Ziel eines europäischen<br />
Hochschulraums ein. Und durch die<br />
Unterteilung des Studiums in ein grundlegendes,<br />
berufsqualifizierendes Bachelor-Studium<br />
und das darauf aufbauende<br />
Master-Studium sollte ein beschleunigter<br />
Berufseinstieg und die Absenkung<br />
der Abbrecherquote erreicht werden.<br />
Bis heute sind die Reformen nicht<br />
unumstritten. Ein zu verschultes Studium,<br />
das kaum Zeit lässt für Studieren<br />
im eigentlichen Sinn und geistige<br />
Entwicklung, monieren manche Kritiker.<br />
Im gerafften Zeitplan des auf drei Jahre<br />
angelegten Bachelor-Studiums bleibe<br />
beispielsweise kaum Zeit für Praktika,<br />
Auslandsjahre und andere Erfahrungsmöglichkeiten.<br />
Demgegenüber stehen positive Bewertungen<br />
aus den Hochschulen. „Unsere<br />
Bilanz ist sehr zufriedenstellend“,<br />
heißt es etwa an der Humboldt-Universität<br />
Berlin. Und auch bei der deutschen<br />
Hochschulrektorenkonferenz(HRK)blickt<br />
man zufrieden auf den Bologna-Prozess.<br />
„In den vergangenen Jahren wurde viel<br />
erreicht“, resümiert HRK-Präsident André<br />
Alt.<br />
Start ins Berufsleben<br />
Tatsächlich gab es gerade zu Beginn<br />
der Reform viele Baustellen –aber eben<br />
auch Lerneffekte. Gleichwohl wurde<br />
manches Vorhaben nur bedingt erreicht.<br />
Zum Beispiel beim schnellen Start ins<br />
Berufsleben: Der Master, einst als<br />
i-Tüpfelchen nach dem berufsqualifizierenden<br />
Bachelorabschluss gedacht, ist<br />
heute eher der Standardfall: 82 Prozent<br />
der Studierenden setzen ihr Studium<br />
Ortsunabhängigkeit: Bei aller Flexibilität durch<br />
den Bologna-Prozess: Die physische Anwesenheit<br />
bei Lehrveranstaltungen gehört meist zum Pflichtprogramm<br />
für Studierende. Doch es gibt eine Alternative:<br />
Ein Fernstudium. Das „eignet sich für<br />
alle, die das Studium mit anderen Lebensinhalten<br />
kombinieren möchten und daher keine Möglichkeit<br />
haben, an Präsenzveranstaltungen teilzunehmen“,<br />
FLEXIBEL ZU HAUSE STUDIEREN<br />
erläutert Stephan Düppe, Sprecher der Fernuniversität<br />
Hagen.<br />
Digitalisierung: Nicht zuletzt dank digitaler<br />
Technik ist das Fernstudium heute vielseitiger denn<br />
je: Podcasts und Videokonferenzen sorgen für adäquate<br />
Wissensvermittlung –auch in den eigenen<br />
vier Wänden.<br />
nach dem Bachelor fort. In der Regel<br />
ist das eine lohnende Investition. Zwar<br />
sei die Erwerbsquote ähnlich hoch, erläutert<br />
HRK-Präsident André Alt: „Arbeitslosigkeit<br />
kommt bei beiden kaum<br />
vor.“ Bei Bachelorabsolventen ohne<br />
anschließendes Masterstudium würden<br />
sich fünf Jahre nach Studienabschluss<br />
allerdings Unterschiede in der beruflichen<br />
Stellung, der Adäquanz sowie beim<br />
Einkommen zeigen –„wie es die kürzere<br />
Studiendauer und die Hierarchisierung<br />
der Abschlüsse erwarten lassen.“ In<br />
vielen Fächern sei ohnehin ein Masterabschluss<br />
zwingende Voraussetzung<br />
für einen Berufsabschluss, etwa in der<br />
Psychotherapie oder im Lehramt. Dennoch<br />
– je nach individueller Situation<br />
bietet die Trennung Bachelor/Master<br />
zuvor nicht existierende Möglichkeiten.<br />
„Generell sollte man spätestens während<br />
des Bachelorstudiums eine klare<br />
Vorstellung davon entwickeln, wo die eigenen<br />
Interessen und Neigungen liegen<br />
und welche Qualifikationen schlussendlich<br />
für den Wunschberuf vorzuweisen<br />
sind“, empfiehlt Alt. Daran schließe sich<br />
die Frage an, ob man diese Fähigkeiten<br />
schon im Bachelorstudium erworben<br />
habe –oder zusätzliche Kenntnisse und<br />
Fähigkeiten nötig sind. „Auf jeden Fall ist<br />
es nicht sinnvoll, allein aus Verlegenheit<br />
nach dem Bachelor nahtlos ein Masterstudium<br />
anzuschließen“, meint Alt.<br />
Während der schnelle Start ins Berufsleben<br />
für die meisten Studierenden<br />
also eher eine theoretische Möglichkeit<br />
ist, hat die Reform aber jedenfalls die individuelle<br />
Flexibilität gestärkt. Das zeigt<br />
sich noch deutlicher bei einem anderen<br />
Ziel des Bologna-Prozesses: Der verbesserten<br />
internationalen Anerkennung von<br />
Hochschulabschlüssen.<br />
Europäischer Hochschulraum<br />
Im Europäischen Hochschulraum gebe<br />
es nun eine Verständigung darüber, was<br />
zu einem Bachelor- oder zu einem Masterstudium<br />
gehört, stellt André Alt fest –<br />
der Lernaufwand der Studierenden und<br />
die von ihnen erworbenen Kenntnisse<br />
und Fähigkeiten würden übersichtlich in<br />
Zeugnissen und dem Diploma Supplement<br />
dargestellt. „Das erleichtert die<br />
Anerkennung ananderen Hochschulen<br />
oder Studiengängen imIn- und vor allem<br />
im Ausland und informiert potenzielle<br />
Arbeitgeber über Studieninhalte<br />
und erlernte Kompetenzen besser als<br />
zuvor“, führt Alt aus. In der Kritik seien<br />
Aspekte der Bologna-Reform oft mit<br />
anderen hochschulpolitischen Themen<br />
vermischt worden –etwa der Hochschulfinanzierung,<br />
der Differenzierung der<br />
Hochschullandschaft oder die wachsende<br />
Diversität der Studierenden. Handlungsbedarf<br />
bestehe zudem bei der<br />
„Lernerzentrierung“ –„also dem selbstbestimmten,<br />
anwendungsorientierten<br />
Lernen, bei dem sich die Lehrkräfte sich<br />
nicht mehr als reine Wissensvermittler,<br />
sondern als Lernbegleiter der Studierenden<br />
verstehen.“ Angesichts der hohen<br />
Auslastung der Hochschulen stelle<br />
dieses veränderte Rollenverständnis<br />
eine große Herausforderung dar, meint<br />
Alt: Projekte, Teamarbeiten, neue und<br />
auch digitale Lernformen benötigten<br />
eine bessere Betreuung als traditionelle<br />
Lehrveranstaltungen.<br />
Zwanzig Jahre nach dem Beginn des<br />
Bologna-Prozesses gibt also noch viel<br />
zu tun –aber es wurde eben auch viel<br />
erreicht. (pha)<br />
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Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Falsche Polizisten festgenommen.<br />
Polizisten haben in der Nacht zu<br />
Montag in Frohnau drei mutmaßliche<br />
Betrüger gefasst. Eine Frau hatte<br />
gegen 22.30 Uhrbei einem 67-jährigen<br />
Mann und dessen 63-jähriger<br />
Frau angerufen und sich als Polizeibeamtin<br />
ausgegeben. Sieerzählte,<br />
eine Einbrecherbande werdedemnächst<br />
das Zuhause des Ehepaares<br />
aufsuchen. Diefalsche Polizistin forderte<br />
zur Sicherheit die Herausgabe<br />
vonGeld. DasEhepaar wurde misstrauisch<br />
und rief die echte Polizei. In<br />
der Folge wurde eine fingierte Geldübergabe<br />
vereinbart, zu der drei<br />
Geldabholer mit einem Auto erschienen<br />
und einen vom67-Jährigen<br />
abgelegten Umschlag mitnahmen.<br />
Polizisten stoppten denWagen in der<br />
Kreuzritterstraße und nahmen die<br />
Insassen im Alter von17, 23 und 26<br />
Jahren fest.<br />
Betrunkener verursacht Unfälle.<br />
EinBetrunkener hat in CharlottenburgmehrereVerkehrsunfälle<br />
verursacht.<br />
Am Sonntagnachmittag fuhr<br />
der 39-jährige VW-Fahrer in der Masurenallee<br />
auf einen an einer Ampel<br />
wartenden Opel auf. Ungeachtet<br />
dessen fuhr er weiter und streifte<br />
nochmals den Pkw des mittlerweile<br />
ausgestiegenen Fahrers.Inder Kantstraße<br />
fuhr der 39-Jährige ebenfalls<br />
auf einen an einer Ampel wartenden<br />
Citroën auf. Auch hier blieb der Fahrernicht<br />
stehen, sondernfuhr über<br />
den Gehweg, wo er zwei Verkehrsschilder<br />
rammte,davon. Er flüchtete<br />
über den Kudamm und bog bei Rot<br />
entgegen der Fahrtrichtung in die als<br />
Einbahnstraße gekennzeichnete Fasanenstraße<br />
ein. Polizisten blockierten<br />
mit ihrem Fahrzeug die Fahrbahn,<br />
woraufhin der Mann rückwärts<br />
auf den Gehweg fuhr und dort<br />
zwei Fußgänger im Alter von56und<br />
61 Jahren leicht verletzte.Der Fahrer<br />
stieg aus,ließ sein Auto stehen und<br />
rannte davon. In der Fasanenstraße<br />
endete seine Flucht. Polizisten nahmen<br />
den sich gegen seine Festnahme<br />
wehrenden Mann fest. Sein<br />
Fahrzeug stellten die Beamten sicher<br />
und brachten den alkoholisierten<br />
39-Jährigen zu einer Blutentnahme.<br />
Radler bei Sturz getötet.<br />
Beieinem Sturzhat ein Radfahrer in<br />
der Nacht zum Montag in Friedrichshagen<br />
tödlicheVerletzungen erlitten.<br />
Der53-Jährige befuhr mit dem<br />
Radden Gehweg der Drachholzstraße.Aus<br />
noch unbekanntem<br />
Grund stürzte er und zogsich<br />
schwereKopfverletzungen zu. Ein<br />
Passant fand ihn gegen 22.43 Uhr<br />
und rief die Polizei. Trotz Reanimationsversuchen<br />
eines Notarztes starb<br />
der Radfahrer noch am Ort. (kop.)<br />
Rettungskräfte bemühen sich um den<br />
schwerverletzten Radler. MORRIS PUDWELL<br />
LOTTO-QUOTEN<br />
Lotto:<br />
7-8-12-32-42-47, Sz. 6<br />
QUOTEN<br />
Klasse 1: unbesetzt x11416 029,80 Euro<br />
Klasse 2: 1x2547 685,60 Euro<br />
Klasse 3: 82 x10238,00 Euro<br />
Klasse 4: 690 x3650,00 Euro<br />
Klasse 5: 4745 x176,90 Euro<br />
Klasse 6: 39 972 x42,00 Euro<br />
Klasse 7: 94 100 x17,80 Euro<br />
Klasse 8: 774 600 x9,70 Euro<br />
Klasse 9: 718 678 x5,00 Euro<br />
Alle Angaben ohne Gewähr!<br />
Herr Gysi, wie viel geben Sie monatlich<br />
für Lebensmittel aus?<br />
Das ist schwer abzuschätzen, da<br />
ich abends häufig in Restaurants essen<br />
gehen muss,wenn ich im Lande<br />
unterwegs bin. Unddas Frühstück –<br />
eine Mahlzeit, die ich sehr schätze –<br />
genieße ich so ebenfalls häufig im<br />
Hotel. Insofernkann ich gar nicht sagen,<br />
wieviel mich die Lebensmittel<br />
kosten, die ich in einem Monat esse.<br />
Aber meine Lebensweise trägt Ausnahmecharakter.<br />
Wo kaufen Sie ein –Markt, Bioladen<br />
oder Supermarkt?<br />
Wochenmärkte mag ich, die<br />
schaue ich mir im Urlaub gern an<br />
und kaufe auch etwas.Aber im Alltag<br />
komme ich nicht dazu. Deshalb bleiben<br />
mir Bioläden und Supermärkte,<br />
deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
sich auch bemühen, ihren<br />
Kunden ein gutes, gesundes und frisches<br />
Lebensmittelangebot zu präsentieren.<br />
Regional, saisonal oder eher egal –<br />
wie wichtig ist Ihnen die Herkunft der<br />
Lebensmittel?<br />
Natürlich ist es wünschenswert,<br />
dass Lebensmittel keine langen<br />
Transportwege haben. Aber Bananen<br />
oder Orangen wachsen nun einmal<br />
nicht bei uns und ich hielte es<br />
für falsch, deshalb auf ihr Angebot zu<br />
verzichten. Entscheidend ist, dass<br />
die Lebensmittel unter vernünftigen<br />
umweltschonenden Bedingungen<br />
erzeugt werden und die Erzeugerinnen<br />
und Erzeuger auch davon leben<br />
können. Fair trade wäre ein Stichwort<br />
dazu. Richtig ist, dass nicht jedes<br />
Obst und Gemüse das ganzeJahr<br />
über vorrätig sein muss, man als<br />
Kunde nicht aus dem Blick verliert,<br />
was saisonal überhaupt erzeugt werden<br />
kann. Zum Bespiel schmecken<br />
Kirschen und Erdbeeren nur in ihrer<br />
Zeit. Nurdann kaufe ich sie auch. Bei<br />
Spargel wird die Saison einigermaßen<br />
beachtet, warum sonst nicht?<br />
Wundern Sie sich auch manchmal,<br />
wie günstig es zuweilen im Supermarkt<br />
ist?<br />
Wenn 10 Eier für einen Euro zu<br />
Schwelender Konflikt<br />
Linke blockiert Lederer-Untersuchungsausschuss<br />
VonElmar Schütze<br />
Was einmal „der kürzeste Untersuchungsausschuss<br />
aller Zeiten“<br />
werden sollte,wächst sich zu einer<br />
schier endlosen Geschichte aus.<br />
Der Untersuchungsausschuss, der<br />
die Hintergründe der Entlassung von<br />
Hubertus Knabe als Chef der Stasi-<br />
Gedenkstätte Hohenschönhausen<br />
im Herbst 2018 aufklären soll, kann<br />
noch nicht beginnen. Grund ist ein<br />
schwelender Konflikt zwischen Linken<br />
und der CDU.<br />
Wie berichtet, will die CDU im<br />
Untersuchungsausschuss<br />
die Rolle von Kultursenator<br />
Klaus Lederer (Linke)<br />
bei der Abberufung Knabes<br />
zur Sprache bringen.<br />
Lederer war –und ist –qua<br />
Senatorenamt Vorsitzender<br />
des Stiftungsrats der<br />
Gedenkstätte. In dieser<br />
Funktion machte er sich<br />
im Spätsommer 2018 für<br />
eine Ablösung Knabes als<br />
Gedenkstättenleiter stark. Dieser<br />
habe nicht genug unternommen gegen<br />
eine Kultur des Sexismus’ –vor<br />
allem jungen Frauen gegenüber, die<br />
in der Gedenkstätte arbeiteten.<br />
Knabe, als Antikommunist ein<br />
Held der CDU, musste gehen. Diese<br />
witterte eine ideologische Intrige.<br />
Also sollte Lederers Wirken zum Ermittlungsgegenstand<br />
werden. Die<br />
CDU sprach vom Lederer-Ausschuss.<br />
Und der sollte kurz sein.<br />
Etwa ein halbes Dutzend Sitzungen<br />
werdeman brauchen, mehr nicht.<br />
Am Mittwoch kam die Retourkutsche<br />
der Linken. Siewollen den Auftrag<br />
erweitern und auch die Rolle<br />
von Monika Grütters untersuchen –<br />
gleichberechtigt mit der vonSenator<br />
Lederer. Auch die CDU-Politikerin<br />
Monika<br />
Grütters<br />
IMAGO<br />
sitzt als Kulturstaatsministerin im<br />
Stiftungsrat. Damals stimmte Grütters<br />
zusammen mit Lederer für die<br />
Abberufung Knabes. Auch sie war<br />
derMeinung,dass ein Kulturwandel<br />
in Hohenschönhausen nur ohne<br />
Knabe denkbar sei.<br />
Die CDU ihrerseits will auf gar<br />
keinen Fall einen Lederer/Grütters-<br />
Ausschuss akzeptieren. Natürlich<br />
könne man Grütters als Zeugin hören,<br />
keinesfalls jedoch könne man<br />
ihr Wirken und das ihrer Bundesbehörde<br />
zum Untersuchungsgegenstand<br />
eines Untersuchungsausschusses<br />
auf Landesebene<br />
machen, heißt es.<br />
Zur Wahrheit gehört<br />
aber auch, dass die Personalie<br />
Monika Grütters für<br />
die CDU besonders heikel<br />
ist. Schließlich war sie damals<br />
auch <strong>Berliner</strong> Landesvorsitzende.<br />
Das ist sie<br />
zwar längst nicht mehr,<br />
dennoch will die Fraktion<br />
vom Wissenschaftlichen<br />
Parlamentsdienst (WPD) per Gutachten<br />
klären lassen, ob dieser Fall<br />
von, na ja, Erweiterung eines Untersuchungsgegenstandes<br />
zulässig ist.<br />
CDU-Generalsekretär Stefan<br />
Evers hofft auf ein Umdenken bei der<br />
Regierungskoalition, wie er der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> sagte.Sollte dies ausfallen,<br />
wolle man vor den Landesverfassungsgerichtshof<br />
ziehen.<br />
Steffen Zillich, parlamentarischer<br />
Geschäftsführer der Linken, gibt sich<br />
gelassen. Im Gespräch mit der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> entwirft er einen Zeitplan.<br />
Frühestens Ende des Jahres<br />
könnte ein Abschlussbericht des<br />
Ausschusses vorliegen, das Plenum<br />
sich erst im Januar 2021 damit befassen.<br />
„Und selbst das ist sportlich“,<br />
sagte Zillich. Kurz klingt anders.<br />
Die Interview-Kolumne<br />
Eine Curry<br />
mit Gysi<br />
Die Chefredakteure Jochen Arntz und<br />
Elmar Jehn reden jede Wochemit Gregor Gysi –<br />
über das, was die Stadt, das Land und<br />
die Welt bewegt. Ein paar Minuten nur,solange<br />
man eben zusammensteht für<br />
eine Curry am Mittag.<br />
Unser Thema in dieser Woche:<br />
die Preise der Lebensmittel<br />
haben sind, kann man sich vorstellen,<br />
was das für die Tierhaltung und<br />
die Beschäftigten bedeutet. Darunter<br />
leidet letztlich auch die Qualität<br />
der Produkte. Der Preisdruck der<br />
großen Supermarkt-Ketten sorgt<br />
zwar für billige, aber am Ende eben<br />
auch geschmacklich minderwertige<br />
Lebensmittel. Er erhöht den Zwang<br />
zu großen Produktionsmengen mit<br />
dem entsprechenden Ressourcenverbrauch.<br />
Diese Spirale sollten wir<br />
nicht weiterdrehen.<br />
Viele Experten beklagen, dass die<br />
Deutschen zu wenig für Lebensmittel<br />
ausgeben und die Qualität darunter<br />
leidet. Andererseits: Viele Menschen<br />
müssen einfach den Cent zweimal<br />
umdrehen. Ist Ernährung auch eine<br />
soziale Frage?<br />
Selbstverständlich, deshalb muss<br />
die Forderung, dass die Menschen<br />
mehr Geld für ihreLebensmittel ausgeben<br />
müssten, zur gleichzeitigen<br />
Forderung führen, sie auch in die<br />
Lage dazu zu versetzen.Wersich also<br />
zum Schutzheiligen der Nackensteakesser<br />
erklärt und gleichzeitig<br />
will, dass die Bauern vonihrer Arbeit<br />
leben können, ohne dass die Umwelt<br />
leidet, muss zum Beispiel den Mindestlohn<br />
und andereLöhne deutlich<br />
anheben, insgesamt den Niedriglohnsektor<br />
zurückdrängen, eine angemessene<br />
Mindestrente einführen<br />
und auch Harz IV erhöhen.<br />
Landwirtschaftsministerin Julia<br />
Klöckner will das Preisdumping bei<br />
Lebensmitteln stoppen. Ein richtiger<br />
Schritt?<br />
Dafür müsste sie sich sowohl mit<br />
den Supermarktketten als auch den<br />
großen Lebensmittelkonzernen anlegen,<br />
was bisher – zurückhaltend<br />
ausgedrückt – nicht unbedingt als<br />
Stärke der Regierung bekannt ist.<br />
Malabgesehenvon der Currywurst:<br />
Mitwelchem preiswerten Essenkann<br />
man Sieglücklich machen?<br />
Eine mit gut gewürztem Hackfleisch<br />
gefüllte Paprikaschote ist etwas<br />
Leckeres und bleibt preislich<br />
auch im Rahmen.Und noch besser ist<br />
–das kann ich sogar selbst kochen.<br />
Wieineinem Horrorfilm<br />
Staatsanwalt fordert lebenslange Haft<br />
VonKatrin Bischoff<br />
Als MarcoF.andiesem Montag<br />
am Landgericht Potsdam<br />
das letzte Wort erhält,<br />
das jedem Angeklagten zusteht,<br />
rinnen ihm Tränen übers Gesicht.<br />
Er wisse, dass es für seine Tat<br />
keine Entschuldigung gebe, aber er<br />
bitte seine Lebensgefährtin und<br />
Mutter der beiden gemeinsamen<br />
Kinder um Vergebung. Undhoffentlich<br />
gelinge es auch seiner neun<br />
Jahre alten Tochter, mit der Tatklarzukommen.<br />
Zuvor hatte Staatsanwalt Gerd<br />
Heininger für den Industriemechaniker<br />
und passionierten Wasserballer<br />
wegen versuchten Mordes eine<br />
lebenslange Haft gefordert. Er habe<br />
heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen<br />
gehandelt, als er Henriette<br />
W. fast umgebracht habe.Grund<br />
war die Trennungsabsicht der Frau.<br />
„Geständig und reuevoll“<br />
In der Nacht zum 10. April des vergangenen<br />
Jahres gegen 2Uhr schlich<br />
sich Marco F. in der Doppelhaushälfte<br />
in Brandenburg/Havel zu der<br />
schlafenden Henriette W. Mit einem<br />
ersten Messer stach erder 33-jährigen<br />
Lehrerin so kraftvoll in den Rücken,<br />
dass die Klinge abbrach und<br />
steckenblieb. Auch das zweite Messer<br />
ging zu Bruch. Schließlich holte<br />
Marco F.ein Brotmesser, mit dem er<br />
seiner sich heftig wehrenden Lebensgefährtin<br />
die Handgelenke und<br />
den Hals aufschnitt. Dann versuchte<br />
er,sich selbst umzubringen.<br />
Die neunjährige Tochter wurde<br />
durch die Schreie der Mutter wach.<br />
Sie versuchte, ihren Vater von der<br />
Mutter wegzuziehen. Als das nicht<br />
gelang, alarmierte das Kind über den<br />
Notruf die Polizei und rettete seiner<br />
Mutter das Leben. MarcoF.sagte aus,<br />
sich nicht an das Tatgeschehen erinnernzukönnen.<br />
DerAngeklagte habe es durch die<br />
beabsichtigte Trennung nicht ertragen<br />
können, dass „seine bisher nach<br />
außen perfekte heile Welt zusammenbricht“,<br />
sagte Heininger. Marco<br />
F. habe sein bisheriges Leben mit<br />
Haus,Frauund KinderninScherben<br />
gesehen. Er habe es als nicht mehr<br />
„lebenswert“ empfunden. Zunächst<br />
aber habe er die Schuldige bestrafen,<br />
sie töten wollen –aus purem Hass,<br />
wie der Staatsanwalt sagte.<br />
Henriette W. kam mit einem Blutungsschock<br />
ins Krankenhaus. Die<br />
Not-OP dauerte mehr als zehn Stunden.<br />
Sie habe nur dank ihrer guten<br />
Kondition überlebt, wie es der<br />
Staatsanwalt sagt. Henriette W.<br />
werde jedoch ihre Hände nie wieder<br />
richtig bewegen können. Sie sei auf<br />
die Hilfe Dritter angewiesen.<br />
Matthias Schöneburg, der Verteidiger<br />
vonMarco F.,plädierte auf eine<br />
zeitig begrenzte Haftstrafe. Zwar<br />
gehe auch er „natürlich“ von einem<br />
versuchten Mord aus.Dochmüsse in<br />
einem Urteil auch die Persönlichkeit<br />
des Angeklagten gewürdigt werden.<br />
Marco F.sei sozial integriert, nicht<br />
vorbestraft, geständig und reuevoll<br />
gewesen. Zudem habe ersich in jener<br />
Nacht selbst umbringen wollen.<br />
Schöneburgfordertedas Gerichtauf,<br />
eine Affekthandlung zu prüfen. Die<br />
fehlende Erinnerung an die Tat<br />
deute auf eine erhebliche Bewusstseinsstörung<br />
hin.<br />
Marco F.bittet in seinem letzten<br />
Wort die Richter um eine gerechte<br />
Strafe. Erkönne sich nicht erklären,<br />
wie er zu so einer Tathabe fähig sein<br />
können. Er fühle sich wie in einem<br />
schlimmen Horrorfilm, in dem er die<br />
Hauptrolle spiele.<br />
Das Schulessen ist in Berlin inzwischen<br />
kostenlos.<br />
DPA/JENS KALEANE<br />
Schulcatering:<br />
Panne bei der<br />
Ausschreibung<br />
Senat untergräbt eigenen<br />
Vergabemindestlohn<br />
Bei der Ausschreibung für das<br />
Schulcatering ist es zu einer<br />
schweren Panne gekommen.Wieberichtet<br />
hatte die Schulsenatsverwaltung<br />
zwei große Neuerungen angekündigt:<br />
Ab August soll das Schulmittagessen<br />
für Grundschüler einen<br />
höheren Bio-Anteil beinhalten. Und<br />
die Cateringmitarbeiter sollen den<br />
neuen Vergabemindestlohn des<br />
Landes erhalten: 12,50 Euro pro<br />
Stunde statt 9,35 Euro.<br />
DasProblem: DieNovelle desVergabegesetzes,<br />
die den Mindestlohn<br />
erhöht, ist noch nicht gültig. Bei der<br />
Ausschreibung eines der größten<br />
Aufträge, die das Land vergibt, war<br />
dieser Umstand offenbar niemandem<br />
in der Bildungsverwaltung oder<br />
im Hause der Wirtschaftssenatorin<br />
Ramona Pop (Grüne) aufgefallen.<br />
Wie die <strong>Berliner</strong> Morgenpost zuerst<br />
berichtete, müssen sich die Caterer<br />
in einem Formblatt zur neuen Ausschreibung,<br />
die seit 17. Januar online<br />
ist, lediglich zur Zahlung des bisherigen<br />
Landesmindestlohns von9Euro<br />
verpflichten.<br />
Da Bundesrecht Landesrecht<br />
bricht, erhält sowieso jeder, der für<br />
<strong>Berliner</strong> Grundschulkinder Essen<br />
kocht, ausliefert oder ausgibt, den<br />
gesetzlichen Mindestlohn von<br />
9,35 Euro. Doch so, wie die Ausschreibung<br />
aktuell formuliertist,wären<br />
Caterer nicht verpflichtet, die<br />
von SPD-Schulsenatorin Sandra<br />
Scheeres angekündigten 12,50 Euro<br />
zu bezahlen. Dassieht auch der Verband<br />
Deutscher Schul- und Kitacaterer<br />
so. „Von 12,50 Euro weiß ich<br />
nichts“, sagte ein Vorstandsmitglied.<br />
Nach Schätzung des Verbands sind<br />
in Berlin etwa 2000 Arbeitnehmer<br />
betroffen.<br />
Brisant ist, dass der neue Vergabemindestlohn<br />
vonder Bildungsverwaltung<br />
in die Essenspreise der<br />
neuen Ausschreibungen einkalkuliert<br />
worden ist. Imaktuellen Doppelhaushalt<br />
sind dafür fast 30 Millionen<br />
Euro zusätzlich veranschlagt<br />
worden. DieSenatsverwaltungen für<br />
Bildung und Wirtschaft müssen nun<br />
dafür sorgen, dass dieses Geld auch<br />
tatsächlich bei den Angestellten der<br />
Caterer ankommt. „Diese Sache<br />
muss in Ordnung gebracht werden,<br />
und zwar schnell“, sagte Christian<br />
Hoßbach, der Landesvorsitzende<br />
des Deutschen Gewerkschaftsbunds.<br />
„Es kann einfach nicht sein,<br />
dass der Senat einen über vier Jahre<br />
laufenden Vertragzuveralteten Konditionen<br />
herausgibt.“<br />
Für die Panne schieben sich die<br />
beiden Häuser gegenseitig die Verantwortung<br />
zu. Eine Sprecherin der<br />
Wirtschaftsverwaltung teilte mit, es<br />
wäre Aufgabe der Bildungsverwaltung<br />
gewesen, in der Ausschreibung<br />
eine „Gleitklausel“ anzukündigen,<br />
um sicherzustellen, dass die Caterer<br />
die Löhne erhöhen, sobald die Novelle<br />
gilt. Aus dem Hause Scheeres<br />
hieß es hingegen, für die vergaberechtlichen<br />
Vorkehrungen sei die<br />
Wirtschaftsverwaltung zuständig. In<br />
den Abstimmungen habe man von<br />
dieser nie einen Hinweis erhalten.<br />
Nun suche man gemeinsam eine<br />
„pragmatische Lösung“, die „juristisch<br />
einwandfrei“ sei. „Da werden<br />
sicher noch die Gerichte bemüht“,<br />
hieß es am Montag aus dem Verband<br />
deutscher Schulcaterer. (mrg.)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 – S eite 13<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Markus Schneider<br />
erwartet einiges in<br />
den Popkonzerten<br />
der Woche.<br />
Seiten 16 und 17<br />
„Wunderschön ist die Musik, die Kirill Petrenko zaubert. “<br />
Peter Uehling besuchte das neue Bildungsprojekt der Philharmoniker Seite 15<br />
Filmpreise<br />
Wir sind Teil<br />
des Problems<br />
Cornelia Geißler<br />
hat Joaquin Phoenix<br />
zugehört<br />
Das war eine klare Ansage: Joaquin<br />
Phoenix geht auf die<br />
Bühne, man erwartet seine Dankesrede,<br />
weil er als bester Schauspieler<br />
ausgezeichnet wird, doch er wählt<br />
nicht die üblichen Worte. „Wir senden<br />
eine deutliche Botschaft an<br />
nichtweiße Menschen, dass sie hier<br />
nicht willkommen sind“, sagt er.Die<br />
Wendung „People of color“, die<br />
Phoenix benutzte, setzt sich auch<br />
hierzulande langsam durch, um Alltagsrassismus<br />
entgegenzuwirken.<br />
Es wird still in der Royal Albert<br />
Hall in London, das zeigen die Videomitschnitte.<br />
Die kurze Rede bewegt<br />
sich zwischen den zwei Polen,<br />
die das Thema im Bereich der Kultur<br />
ausmachen. Phoenix bezeichnet<br />
sich einerseits selbst als „Teil des<br />
Problems“ – als Teil einer Gesellschaft,<br />
die keine Chancengleichheit<br />
hinbekommt – und lenkt andererseits<br />
den Blick auf die, deren Arbeit<br />
nicht ausreichend Beachtung findet,<br />
„Menschen, die so viel Anteil an den<br />
Erfolgen unseres Mediums und unserer<br />
Industrie haben, vondenen wir<br />
auch profitieren“.<br />
Geehrt wird Joaquin Phoenix für<br />
seine Darstellung des „Joker“ in dem<br />
Film von Todd Philipps. Esist nicht<br />
irgendeine Auszeichnung. DieBafta-<br />
Awards,vergeben vonder Britischen<br />
Akademie der Film- und Fernsehkunst,<br />
gelten wie die Golden Globes<br />
als Vorboten der Oscars.<br />
In der vergangenen Sonntagnacht<br />
in London hat der Schauspielern<br />
gewonnen, von dem die meisten<br />
Auskenner erwarten, dass er am<br />
Sonntag drauf auch die Ehrung in<br />
Los Angeles entgegennimmt. Alle<br />
vier Kollegen, die mit Phoenix nominiert<br />
waren, sind weiß, ebenso die<br />
Hauptdarstellerinnen, dasselbe trifft<br />
auf die Nebendarsteller beiderlei Geschlechts<br />
zu. Erst beim Nachwuchs<br />
sah die Auswahl bunter aus.<br />
Es ist schwierig, etwas zu kritisieren,<br />
von dem man selbst profitiert.<br />
Hätte Joaquin Phoenix bereits die<br />
Nominierung ablehnen sollen? Wäre<br />
das bemerkt worden? Ein paar Medien<br />
hätten berichtet, der Schauspieler<br />
möchte seine Zurückhaltung<br />
als Signal verstanden werden, sicher.<br />
So aber hat er die Ehrung der eigenen<br />
Leistung erhalten und die große<br />
Öffentlichkeit genutzt. Die saß nicht<br />
nur still im Saal. Sogar Prinz William<br />
sagte dann: „Schon wieder sprechen<br />
wir darüber,dass wir mehr tun müssen,<br />
um in diesem Sektor und bei der<br />
Preisvergabe Diversität zu gewährleisten.“<br />
Der Thron-Nachfolger hat<br />
erkannt: „Das kann heutzutage einfach<br />
nicht mehr richtig sein.“<br />
Joaquin Phoenix mit seiner Trophäe und in<br />
kämpferischer Pose.<br />
IMAGAO IMAGES<br />
Dämonen der Geschichte<br />
Die Berlinale-Affäre um ihren ersten Leiter Alfred Bauer wirft auch ein Licht auf die späte Bundesrepublik<br />
VonHarry Nutt<br />
Indem Jahr 1986, in dem Alfred<br />
Bauer, der langjährige Leiter<br />
der <strong>Berliner</strong> Filmfestspiele,<br />
starb, erhielt Reinhard Hauffs<br />
„Stammheim“ den Goldenen Bären<br />
als bester Film. „Stammheim“ ist<br />
eine beklemmende, indokumentarischer<br />
Dichte erzählte Rekonstruktion<br />
des 1975 bis 1977 in der zum<br />
Hochsicherheitsgefängnis ausgebauten<br />
Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim<br />
stattfindenden<br />
Prozesses gegen die Führungsriege<br />
der sogenannten Baader-Meinhof-<br />
Gruppe.<br />
Nach dem Buch „Der Baader-<br />
Meinhof-Komplex“ von Stefan Aust<br />
schildertHauff in seinem Film in penibler<br />
Kleinteiligkeit den Ablauf des<br />
Gerichtsgeschehens gegen die als<br />
Terroristen angeklagten Andreas<br />
Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun<br />
Ensslin und Jan-Carl Raspe. Das<br />
Werk spaltete nicht nur das Publikum,<br />
sondern auch die Jury,<br />
schließlich wurde der Berlinale-<br />
Preis gegen das ausdrückliche Votum<br />
der Jury-Vorsitzenden Gina<br />
Lollobrigida vergeben.<br />
Das widersprüchliche Urteil über<br />
den Film ist auf die sich nicht auflösenden<br />
Ambivalenzen und Deutungsmöglichkeiten<br />
zurückzuführen.<br />
Ohne sich festzulegen, zeigt<br />
Hauff, wie die Angeklagten, deren<br />
mörderischer Polit-Aktivismus die<br />
westdeutsche Gesellschaft mehr<br />
als ein Jahrzehnt lang in Atem hielt,<br />
ihren verbissenen Kampf gegen<br />
den deutschen Staat in den Gerichtssaal<br />
trugen.<br />
Die Erinnerung an die zeitliche<br />
Koinzidenz von Reinhard Hauffs<br />
Film und dem Tod Alfred Bauers,<br />
dessen lange vernachlässigteVerstrickung<br />
in den nationalsozialistischen<br />
Machtapparat nun erneut erforscht<br />
werden soll und muss, macht zumindest<br />
deutlich, dass die Generation<br />
der 68er, zuder Hauff gehört<br />
und der bis heute das historische<br />
Verdienst zugeschrieben wird, das<br />
Fortleben von NS-Ideologie und<br />
-Karrieren in der westdeutschen<br />
Nachkriegsgesellschaft kompromisslos<br />
zum Thema gemacht zu haben,<br />
Mitte der 80er-Jahre mit ihren<br />
eigenen Dämonen befasst war. Die<br />
politische Auseinandersetzung mit<br />
den Tätern von gestern hatte auf fatale<br />
Weise neue Täter hervorgebracht<br />
und das Generationenprojekt<br />
ad absurdum geführt.<br />
Was heute an der Affäre Alfred<br />
Bauer verblüfft, ist die zeitgenössische<br />
Arglosigkeit, in der man um<br />
Bauers maßgebliche Mitarbeit in Joseph<br />
Goebbels Reichsfilmintendanz<br />
durchaus wusste oder doch hätte<br />
wissen können, und ihm gleichzeitig<br />
als geschätzten Filmfunktionär huldigte.<br />
Länger als jeder seiner Nachfolger<br />
hat Alfred Bauer die Leitlinien<br />
der Berlinale von 1951 bis 1976 bestimmt,<br />
ohne dass sein Wirken jemals<br />
kritisch mit seiner fragwürdigen<br />
Biografie in Verbindung gebracht<br />
worden wäre.<br />
Während BauersichimGlanz von<br />
Stars wie Sophia Loren, Claudia Cardinale<br />
und Shirley MacLaine auf<br />
dem roten Teppich und vor den Kameras<br />
sonnte, tauchte seine politische<br />
Vergangenheit allenfalls in den<br />
Fußnoten von Filmhistorikern auf.<br />
Die nun als Entdeckung zitierte Einschätzung<br />
aus einem NS-Dokument,<br />
das Bauer als „eifrigen SA-<br />
Mann“ ausweist, war bereits 1973 in<br />
Wolfgang Beckers Buch „Film und<br />
Herrschaft“ aufgeführt, ohne dass<br />
Alfred Bauer,1964 beim Tanz mit der französischen Schauspielerin Magali Noël<br />
dies weitere Nachforschungen ausgelöst<br />
hätte.<br />
Als Rainer Rother, der künstlerische<br />
Direktor der Deutschen Kinemathek,<br />
am vergangenen Wochenende<br />
in einem Rundfunk-Interview<br />
den Vorschlag unterbreitete,den Fall<br />
Alfred Bauers im erweiterten Kontext<br />
deutscher Karrieren der Nachkriegszeit<br />
zu betrachten, wurde ihm sogleich<br />
unterstellt, damit vondenVersäumnissen<br />
auch von der Kinemathek<br />
beschäftigter Filmhistoriker abzulenken.<br />
Undtatsächlich vermag man sich<br />
eines gesteigerten Unbehagens bei<br />
der Vorstellung kaum zu erwehren,<br />
DPA<br />
dass etwa der Filmproduzent Arthur<br />
Brauner, der sich als jüdischer Verfolgter<br />
des NS-Regimes geschworen<br />
hatte, die Verbrechen der Nazis in<br />
seinen Filmen zum Thema zu machen,<br />
bei Berlinale-Empfängen auf<br />
„Müssen wir nicht die Person Alfred Bauer in<br />
den Kontext der Karrieristen stellen, die nach<br />
dem Nationalsozialismus auch in anderen Bereichen<br />
ihre Karriere fortsetzten?“<br />
Rainer Rother, künstlerischer Leiter der Stiftung Deutsche Kinemathek<br />
einen emsigen Adjutanten der NS-<br />
Filmpolitik traf, der sich nun als moderner<br />
Schöngeist gerierte.<br />
Es mag viel mit Bauers Geschick<br />
und Raffinesse zu tun haben, dass<br />
seine Lebenslüge und Camouflage<br />
zahlreiche Abnehmer fand, darunter<br />
eben auch viele 68er, die einiges auf<br />
ihr unbestechliches Geschichtsverständnis<br />
hielten. In der Chronik zur<br />
50. Berlinale im Jahr 2000 ist ein Foto<br />
abgebildet, das, Ende der 70er-Jahre<br />
aufgenommen, einen längst beruhigten<br />
Generationenkonflikt auf anschauliche<br />
Weise zelebriert. In fröhlicher<br />
Runde ist Alfred Bauer dortmit<br />
den Berlinale-Granden vereint, darunter<br />
Wolf Donner, der 1977 auf<br />
Bauer folgte, gemeinsam mit Moritz<br />
de Hadeln und Ulrich Gregor,der das<br />
Forum des Internationalen jungen<br />
Films zu Beginn der 70er-Jahre ganz<br />
ausdrücklich als ambitioniertes Gegenfestival<br />
zum Hauptgramm der<br />
Filmfestspiele aufgefasst hatte und<br />
es später darin als eigene Sektion<br />
aufgehen ließ. Man gefiel sich sichtlich<br />
darin, sich ganz hübsch mit der<br />
Berlinale, die ihren Charakter im<br />
Verlauf der Jahrzehnte gerade auch<br />
in politischer Hinsicht mehrfach gewandelt<br />
hatte, eingerichtet zu haben.<br />
Zweifellos kam der beachtlichen<br />
Anpassungsleistung eines Alfred<br />
Bauerseitden 80er-Jahren auch eine<br />
Atmosphäre der historischen Entspannung<br />
zu Gute,inder es nicht zuletzt<br />
einer jüngeren Generation von<br />
Filmexperten opportun erschien,<br />
sich anerkennend mit der Filmästhetik<br />
von Hitlers Regisseurin Leni<br />
Riefenstahl zu befassen, ohne deren<br />
intrigante Macht- und Karrierepolitik<br />
während der NS-Zeit deswegen<br />
außer Acht zu lassen. Souveränes<br />
Darüberstehen schien die angemessene<br />
Haltung eines kühlen zweiten<br />
Blicks zu sein, der für sich in Anspruch<br />
nahm, ein nüchtern-unideologisches<br />
Gesamtbild zu präsentieren.<br />
DieMörder waren ja nicht mehr,<br />
wieWolfgang Staudtes Film von1946<br />
es ins kollektiveBewusstsein gehämmerthatte,„unter<br />
uns“.<br />
Wie die Affäre umdie Person Alfred<br />
Bauers nun zeigt, ging diese Einschätzung<br />
auch mit Selbsttäuschungen<br />
einher. Als Bauer 1986 im Alter<br />
von75Jahren starb,galt er ja keinesfalls<br />
als Übriggebliebener seiner Zeit,<br />
sondern als einer mit Gründergeist.<br />
Als Besucher der Berlinale seit den<br />
frühen 80er-Jahren und vorübergehend<br />
als Mitarbeiter in der Katalogredaktion<br />
der Berlinale räume ich<br />
ein, mich wie vermutlich viele Kollegen<br />
nie hinreichend mit deren Vorgeschichte<br />
befasst zu haben, obwohl<br />
institutionelle Verstrickungsgeschichten<br />
und deren quälend lange<br />
Verschleierung in fast allen gesellschaftlichen<br />
Bereichen zum Vorschein<br />
kamen. Als Beispiele mögen<br />
hier die Lebensgeschichten des Fußballnationaltrainers<br />
Sepp Herberger,<br />
des Literaturwissenschaftlers Hans<br />
RobertJauß oder auch des Künstlers<br />
Emil Nolde genügen, die trotz der<br />
vermeintlichen Gewissheit, das<br />
meiste bereits aufgearbeitet zu haben,<br />
immer wieder neue Irritationen<br />
auszulösen vermochten.<br />
Wie sehr der Fall Alfred Bauer<br />
auch das Ergebnis einer institutionellen<br />
Selbstgefälligkeit war,werden<br />
nun die weiteren Forschungen zu<br />
Tage fördern. Aber bereits jetzt geht<br />
ganz deutlich daraus hervor, dass die<br />
nationalsozialistische Schuld nicht<br />
allein die Angelegenheit derer ist, die<br />
sie als Zeitzeugen erlebt haben. Wir<br />
habennochimmer nur ein sehr grobes<br />
Bild vomÜbergang der vomNationalsozialismus<br />
durchdrungenen<br />
Gesellschaft in die beiden deutschen<br />
Nachfolgestaaten. Verfeinerungen<br />
sind dringend geboten.<br />
HarryNutt<br />
ist seit 1981 Besucher der<br />
Berlinale.<br />
NACHRICHTEN<br />
Die <strong>Berliner</strong> Bach-Familie<br />
in einer Ausstellung<br />
DasBachhaus Eisenach präsentiert<br />
in diesem Jahr neue Erwerbungen in<br />
Eisenach und in Berlin. In Eisenach<br />
wirddie erste Violinstimme zum<br />
Choral „Wer hat dich so geschlagen“<br />
aus der vonMendelssohn 1841 in<br />
Leipzig dirigierten Matthäuspassion<br />
zu sehen sein. In Berlin sind zwei<br />
Werkevon Bachs letztem lebzeitigen<br />
Enkel zu sehen –Johann Sebastian<br />
Bach der Jüngerewar Maler und<br />
Zeichner.Die zwei Werke, die das<br />
Bachhaus Eisenach jüngst ersteigern<br />
konnte,werden ab dem 12. März<br />
2020 in der Ausstellung „Die <strong>Berliner</strong><br />
Bach-Familie“ im <strong>Berliner</strong> Dom gezeigt.<br />
(BLZ)<br />
Sam Mendes’ Film „1917“<br />
bleibt Oscar-Favorit<br />
DasAnti-Kriegsepos „1917“ vonRegisseur<br />
SamMendes ist in diesem<br />
Jahr der große Gewinner bei den als<br />
Baftas bekannten britischen Filmpreisen.<br />
Beider glamourösen Preisverleihung<br />
in London wurde das<br />
neunmal nominierte Drama am<br />
Sonntag insgesamt siebenmal ausgezeichnet,<br />
unter anderem als Bester<br />
Film und als Herausragender Britischer<br />
Film. Joaquin Phoenix bekam<br />
den Preis als Bester Hauptdarsteller<br />
für das Comic-Drama „Joker“. Als<br />
Beste Hauptdarstellerin wurde<br />
Renée Zellweger für ihreDarstellung<br />
vonJudy Garland in dem biografischen<br />
Drama „Judy“ geehrt. Wie<br />
Phoenix hatte Zellweger schon einen<br />
Golden Globe dafür bekommen und<br />
darfinLos Angeles auf den Oscar<br />
hoffen. DieTragikömodie „Parasite“<br />
wurde für das Beste Originaldrehbuch<br />
sowie als Bester nicht-englischsprachiger<br />
Film geehrt. (dpa)<br />
Gitarrist und Komponist<br />
Ivan Kral gestorben<br />
Dertschechisch-amerikanische<br />
Rockgitarrist Ivan Kral ist tot. Er erlag<br />
am Sonntag im Alter von71Jahren<br />
einem Krebsleiden, wie die Agentur<br />
CTK am Montag unter Berufung auf<br />
seine Lebensgefährtin berichtete.<br />
Kral spielte an der Seite vonStars wie<br />
Patti Smith, Iggy Popund David Bowie.Gemeinsam<br />
mit Smith schrieb<br />
er unter anderem den Hit„Dancing<br />
Barefoot“. Geboren wurde Kral am<br />
12. Mai1948 in Prag. Mitseinen Eltern–sein<br />
Vater war Übersetzer bei<br />
den Vereinten Nationen –ging er<br />
1966 in die USA, wo die Familie dauerhaft<br />
blieb.Inden 70er-Jahren<br />
tauchte Kral in die NewYorker Punkszene<br />
ein. Später komponierte er<br />
Filmmusik und gründete mit der<br />
Band Nativeein eigenes Trio.Nach<br />
1989 kehrte Kral oft nach Prag zurück,<br />
um als Produzent die Rockmusikszene<br />
zu unterstützen. (dpa)<br />
Der tschechisch-amerikanische Rockgitarrist<br />
Ivan Kral (1948–2020).<br />
CTK
14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Raus aus dem Parkdeck, rein in die Institution<br />
Ein Rundgang zum Abschluss des diesjährigen CTM-Festivals<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
„A Letter to Europe“ hieß eines der Stücke, das die polnische Polit-Noise-Formation BNNT im Heimathafen Neukölln spielte. ROLAND OWSNITZKI<br />
Unter dem Titel „Liminal“<br />
ging am Wochenende<br />
das 21. CTM-Festival zu<br />
Ende; bekanntlich bezeichnet<br />
der diesjährige Themenbegriff<br />
des Elektronik-Festivals den<br />
Schwellenmoment sozialer Gruppen<br />
beim Übergang von einem Zustand<br />
in den nächsten: So waren<br />
zahlreiche Künstlerinnen und<br />
Künstler zu begutachten, deren<br />
mehr oder weniger cluborientierte<br />
Musik als Botschafterin für Politisches<br />
intendiertist.<br />
Etwa konnte man, so man sich<br />
von der langen Freitagnacht im<br />
Berghain mit den aufreibenden Miniloops<br />
des Uganders Don Zilla sowie<br />
dem Auftritt des altmeisterlichen<br />
Drum-and-Bass-Zersplitterers<br />
Squarepusher erholt hatte, am<br />
Samstag im Neuköllner Schwuz das<br />
brasilianische Ensemble Teto Preto<br />
ansehen, das einiges an<br />
Flamboyance aufbot, um gegen die<br />
Repression queerer Szenen unter<br />
der rechtsextremen Regierung ihres<br />
Heimatlandes zu protestieren. Vielleicht<br />
lag es am Sound des für Live-<br />
Instrumente eher ungünstigen<br />
Schwuz, aber es mangelte hier ein<br />
wenig an viszeralem Druck, so dass<br />
die Performance eher wie eine niedliche<br />
Global-Fusion-Pop-Huldigung<br />
von Frankie Goes To Hollywood<br />
anmutete.<br />
Unter ähnlichen Soundproblemen<br />
litt der Auftritt des <strong>Berliner</strong> Produzenten<br />
Debmaster mit der in<br />
Uganda lebenden kenianischen<br />
Rapperin MC Yallah. Dazwischen<br />
kam die aus Tennessee stammende<br />
Künstlerin Bbymutha mit ihren entschleunigten<br />
Raps über Sex und<br />
Mutterschaft erstaunlich transparent<br />
rüber, und die Verbindung aus<br />
Gesellschaftskritik und unbekümmerter<br />
Frechheit gelang.<br />
Viel Lobendes, aber auch Kritisches<br />
ist anlässlich des CTM über die<br />
Polit-Behaftung der Clubmusik gesagt<br />
worden, auch im Zusammenhang<br />
mit der Institutionalisierung<br />
der Clubmusik, die mit einem stark<br />
an Kulturförderung geknüpften Festival<br />
einhergeht. Eine Gefahr der Sterilisierung<br />
besteht hier gewiss, und<br />
natürlich wird nicht mehr in stillgelegten<br />
Parkgaragen auf geklauten<br />
Anlagen aufgelegt, sonderninlängst<br />
ins Stadtmarketing integrierten<br />
Clubs, die allen Sicherheitsauflagen<br />
streng genügen. Aber dem Publikum<br />
schien das nichts auszumachen. Es<br />
tanzte in der Samstagnacht auch<br />
nach über einer Woche Festivalprogramm<br />
recht ausgelassen.<br />
Nirgends mehr als beim Auftritt<br />
des syrischen Keyboardzauberers<br />
Rizan Said, den manche vielleicht als<br />
Seitenmann des ehemaligen Hochzeitssängers<br />
und mittlerweile internationalen<br />
Popstars Omar Souleyman<br />
kennen. Im kleineren Raum des<br />
Schwuz wirbelte Said gelassen auf einem<br />
Achtziger-Jahre-Keyboard mit<br />
typisch phasigem E-Klarinetten-<br />
Sound zu Dabke-Rhythmen auf und<br />
ab und bediente einen scheppernden<br />
Drum-Computer von Hand. All<br />
dies,während er mit seinem Mitmusiker<br />
plauderte,der wiederum, ein T-<br />
Shirt mit „Levi’s“-Aufdruck tragend,<br />
den Großteil des Auftritts damit verbrachte,<br />
das Publikum mit seinem<br />
Smartphone zu filmen. Ganz am<br />
Schluss sang er aber noch!<br />
Wenig gelassen hingegen der Beginn<br />
des CTM-Abschlusskonzerts,<br />
das am Sonntagabend im Neuköllner<br />
Heimathafen stattfand. Hier trat<br />
zunächst die polnische Polit-Noise-<br />
Formation BNNT auf und brachte<br />
eine Vertonung des Gedichts „A letter<br />
to Europe“ der iranisch-schwedischen<br />
Dichterin Athena Farrokzhad<br />
zu Gehör –sowie zu Auge und zu Geruch,<br />
denn nicht nur trommelten<br />
hier zwei maskierte Männer performativ<br />
überhöht auf Schlagwerk umher,<br />
während die Gastvokalistin Jasmina<br />
Polak, hauptberuflich Schauspielerin,<br />
im schwarzen Hoodie<br />
hüpfte. Auch wurde am vorderen<br />
Bühnenrand Weihrauch entzündet,<br />
der damit die Atemwege unseres unmittelbar<br />
davorstehenden Konzertfotografen<br />
Roland Owsnitzki schwer<br />
belastete,als seien dessen Arbeitsbedingungen<br />
nicht schon hartgenug!<br />
Eine druckvolle Performance,<br />
doch geriet sie bei aller berechtigten<br />
Kritik an der Flüchtlingspolitik Europas,<br />
die das Gedicht beinhaltet, ein<br />
wenig zu pathetisch. Man vermutete,<br />
hier sei zu viel Leidenschaft im<br />
Spiel. Paradoxerweise haben Protestperformances<br />
in der Regel die<br />
größteWirkung, wenn sie sich die zynische<br />
Kälte der von ihr kritisierten<br />
Instanz zu eigen machen.<br />
Das Gemeinschaftsstiftende von<br />
Kennlernspielen bei Fortbildungsseminaren<br />
hingegen macht sich bereits<br />
seit gut anderthalb Dekaden der<br />
in Baltimore ansässige Musikunterhalter<br />
Dan Deacon zu eigen. Zum<br />
Abschluss des Festivals teilte er,während<br />
er seine stolz und billig scheppernde<br />
Videospielmusik abspielte,<br />
das Publikum regelmäßig in zwei<br />
Gruppen auf und ließ diese von<br />
spontan gewählten Vortänzerinnen<br />
und- tänzern nachtanzen, am Ende<br />
gab es gar eine Tunnelpolonaise aus<br />
dem Konzertsaal heraus in den Hof<br />
des Heimathafens, dabei den<br />
Schwellenzustand des Festivalmottos<br />
abbildend. Man wollte die Leute<br />
wohl bei aller politischen Beanspruchung<br />
nicht allzu niedergeschlagen<br />
in die Welt entlassen. Immerhin<br />
hatte auch Deacon angeordnet, wer<br />
fühle, dass er/sie besser vortanzen<br />
könne als der aktuelle Vortänzer,<br />
möge diesen einfach ablösen, wie<br />
man es ja mit den Anführern inder<br />
Welt auch halten solle.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />
LESERREISEN
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 15<br />
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Feuilleton<br />
Wütende<br />
Frau<br />
in freiem Fall<br />
Dagmar Leupolds<br />
böser Roman „Lavinia“<br />
VonMarlies Müller<br />
Der neue Roman von Dagmar<br />
Leupold ist eine radikale Geschmacklosigkeit<br />
in Form und Inhalt.<br />
Das ist unangenehm und fesselnd<br />
und dem unmöglichen Vorgang,<br />
den er schildert, irgendwie angemessen.<br />
Sofern essich beurteilen<br />
lässt. Lässt es sich nicht.<br />
Kalauernd, räsonierend, bramarbasierend<br />
und zuweilen melancholisch<br />
fällt eine Frau in 25 Kapiteln<br />
an den 25 Stockwerken eines<br />
New Yorker Hochhauses vorbei.<br />
Das ist die Titelheldin Lavinia, die<br />
sich das Leben nimmt, das sie im<br />
Sturz noch bedenkt, demontiert,<br />
eliminiert. Sieheißt Lavinia wie die<br />
Frau des Trojaners Aeneas, die im<br />
Epos des mittelalterlichen Dichters<br />
Heinrich vonVeldeke weit mehr zu<br />
Wort kommt als bei Vergil.<br />
Diese Bedeutung wird Lavinia<br />
(Loveinia, kann man in Amerika<br />
auch zu ihr sagen) bewusst sein, einer<br />
Akademikerin, die nicht nur<br />
mittelhochdeutsche Zitate zur<br />
Hand hat –sondern überhaupt das<br />
sprachliche Rüstzeug zu einer zynischen<br />
Tirade. Die Sprache befindet<br />
sich in diesem Roman im absichtsvoll<br />
freien Fall wie die Protagonistin.<br />
Wenn es dabei ein Problem<br />
gibt, liegt es darin, dass Lavinia sogar<br />
zu sehr aufgerüstet ist. Alles will<br />
sie zermahlen, und sie weiß, wie<br />
das geht, penetrant zu sein.<br />
Der freie Fall selbst ist natürlich<br />
eine furchtbare Behauptung, ein<br />
Kunstprodukt, aber am Ende doch<br />
tödlich. Während sie unterwegs ist –<br />
„verti-radi-kal“ statt horizontal –,<br />
denkt Lavinia an ihre Kindheit zurück,<br />
unter vertriebenen Ostpreußen<br />
und mit dem Omale, an den<br />
Muff der fünfziger Jahre und die<br />
Freundschaft mit zwei Holocaust-<br />
Überlebenden –wie Omale ein echter<br />
froher Haltepunkt –, an die Aufbruchstimmung<br />
in den Sechzigern.<br />
Aufbruch, auch ein brutales Wort, in<br />
das sich die stürzende Lavinia verhakt.<br />
Dann das Studium in Marburg<br />
und Tübingen –wie Lavinia in manchem<br />
an Leupold erinnert. Diese<br />
Rückblenden sind in ihrer nostalgiefreien<br />
Intensität die stärkste Seite des<br />
Romans.<br />
Lavinia muss jedoch weiter, der<br />
Sturz ist unaufhaltbar, aber beim<br />
durchaus atemlosen Lesen wird einem<br />
womöglich klar,dass man nicht<br />
wirklich versteht, warum das so<br />
kommen musste. Eine Wut, ein Rachedurst<br />
wendet sich schließlich gegen<br />
Männer,Sprache ist ein scharfes<br />
Instrument. „Männer von Welt!<br />
Männer fürs Grobe! Feingeister! Vorgesetzte,<br />
Untersetzte, Langatmige<br />
und Kurzweilige! Ich schreibe euch<br />
auf ... Ihr Betatscher, ihr Zurauner,<br />
ihr Übergreifer. Ich suche euch<br />
heim.“ So tut sie es dann in diesem<br />
unerwarteten, aber nicht vom Himmel<br />
gefallenen Dreh.<br />
DagmarLeupold: Lavinia. Roman. Jung und<br />
Jung, Salzburg2019. 208 S.,21Euro.<br />
Dagmar Leupold schreibt von einer klugen<br />
Frau mit spitzer Zunge. IMAGO IMAGES/SIMON<br />
Nathalie Djurberg &Hans Berg: aus dem Video „It Will End in Stars“, 2018, Virtual Reality<br />
Inselflucht und Hüttenzauber<br />
In der Julia-Stoschek-Collection schicken uns zwei Video-Ausstellungen auf Zeitreisen der besonderen Art<br />
VonIrmgard Berner<br />
Für neue Erzählkunst durch<br />
frische Werke aus der Welt<br />
der zeitbasierten Medienkunst<br />
ist die Julia-Stoschek-<br />
Collection ein zuverlässiger Hort im<br />
<strong>Berliner</strong> Ausstellungsbetrieb.Aktuell<br />
sind es zwei ganz unterschiedliche<br />
Arbeiten: Im Genre der großräumig<br />
durchinszenierten Videoinstallation<br />
bewegt sich „Party on the Caps“ der<br />
jungen Künstlerin Meriem Bennani.<br />
Diegebürtige Marokkanerin hat eine<br />
Art Lichtspieltheater entworfen und<br />
beamt uns auf einer fiktiven Reise in<br />
ein fernes Inselreich. Die Tribünenbänke<br />
sind gepolstertund mit silbernem<br />
Croco-Kunstleder bezogen.Wie<br />
in einem Raumschiff wölbt sich die<br />
Leinwand hin zum Publikum.<br />
Anfangs leuchten nur die Umrisse<br />
der Kontinente,Radarekreisen,<br />
Blitzezischen hin und her.Und Zahlen<br />
blinken: Der Countdown läuft.<br />
Zero. Knall. Ein Feuerwerk sprüht<br />
Funken. Zügig nähert sich die Kamera<br />
einem nächtlichen Lichtermeer<br />
irgendwo auf einer Atlantikinsel,<br />
taucht ein in eine Megacity und<br />
beamt uns in eine spekulative Zukunft.<br />
Über die Geschichte informiertsogleich<br />
ein giftgrünes Comic-<br />
Krokodil namens Fiona. Die Insel<br />
heiße „Caps“, von Capsule (Kapsel).<br />
Sie wurde als Gefängnis für unerwünschte<br />
Einwanderer eingerichtet.<br />
Wen es hierher verschlägt, der<br />
komme nicht als Reisender,sondern<br />
per Teleportation. Das erleichtert<br />
das Überqueren von Grenzen, Mauernund<br />
Meeren auf dem Wegineine<br />
kontrafaktische Zeit. Bewohnt wird<br />
die Insel von merkwürdig fragmentierten<br />
Figuren, von cyborgartigen,<br />
oft verletzten Wesen, illegalen Immigranten,<br />
die sich an die repressive<br />
Umgebung und die Folgen der Teleportation<br />
erst anpassen. Ein Magnetfeld<br />
umgibt das Eiland. „Wir halten<br />
hier nichts für selbstverständlich<br />
–nicht einmal Körper!“, sagt das Erzähler-Krokodil,<br />
während zwei<br />
Schuhe durchs Bild stapsen.<br />
Das ist ein vielversprechender<br />
Einstieg. Der halbstündige Film hat<br />
sich inzwischen zu einem kaleidoskopischen<br />
Szenario ausgedehnt und<br />
lockt mit sphärischer Musik in den<br />
Raum. Aufnahmen einer rauschhaften<br />
Partywechseln da mit verzerrten<br />
Werbeformaten und intimen Interviews.Esist<br />
eine so klinisch-technoide<br />
wie trashig-dystopische Szenerie,<br />
die Bennani hier aufreißt. Aus<br />
Youtube-Material, Animationen und<br />
Szenen einer echten Partymit Familie<br />
und Freunden hat sie die Achtkanal-Videoinstallation<br />
montiert. 1988<br />
in Rabat, Marokko, geboren, studierte<br />
sie in New York, wo sie heute<br />
lebt und arbeitet. DieIdee für „Caps“<br />
Weneshierher verschlägt, der komme nicht<br />
als Reisender, sondern per Teleportation.<br />
Das erleichtert das Überqueren von Grenzen,<br />
Mauern und Meeren.<br />
Frauen auf spirituellem Trip<br />
kam ihr,als sie sich 2018 mit subatomarer<br />
Teleportation beschäftigte,<br />
und Donald Trump ein US-Einreiseverbot<br />
für Menschen aus muslimischen<br />
Ländern verhängte.„Party on<br />
the Caps“ ist ein scharfsinniger politischer<br />
Kommentar zur westlichen<br />
Einwanderungspolitik und Totalüberwachung,<br />
der Bennani mit Augenzwinkernzubegegnen<br />
weiß.<br />
In eine skurrile Märchenwelt<br />
lockt hingegen das schwedische<br />
Künstler-Duo Natalie Djuberg und<br />
Hans Berg (Komponist). Djuberg, 42,<br />
begeisterte bisher mit ihren großartig<br />
suggestiven Knetfigur-Animationsfilmen<br />
über Leben, Tod, Gewalt<br />
und Erotik, Liebe, Monstrosität und<br />
Verletzlichkeit. 2009 wurde sie als<br />
beste Nachwuchskünstlerin auf der<br />
Biennale Venedig ausgezeichnet.<br />
Mit der neuen Arbeit „It will End<br />
in Stars“ zaubert das Duo erstmals<br />
eine seiner archetypischen Umgebungen<br />
als Virtual Reality. Mithin ist<br />
der Kunstgenuss nur in der Hermetik<br />
einer VR-Brille zu erleben. Das führt<br />
–von außen betrachtet –zuziemlich<br />
komischen Bewegungen. Plötzlich<br />
streckt er oder sie die Fäuste in den<br />
Raum, springt jäh auf, verdreht den<br />
Kopf wie ferngesteuert. Steckt man<br />
dann selbst in dem Apparat, fuchtelt<br />
man genauso herum, das Stück<br />
funktioniertinteraktiv.<br />
Wie ineinem Computerspiel beginnt<br />
die Reise vor einer Holzhütte,<br />
tief im Wald und in angestaubtem<br />
Schwarzweiß. Dann steht man mittendrin<br />
in Djubergs wie mit Kohle<br />
gezeichnetem Figurenkabinett, ist<br />
Eindringling und Voyeur im wattigvirtuellen<br />
Hüttenzauber. Digitale<br />
Technologie trifft auf Stummfilm-<br />
Ästhetik, wo sich ein Schädel den<br />
Weg in mysteriöse Säulenhallen<br />
bahnt, als wär’s der entkernte Petersdom.<br />
Die Traumvision endet in<br />
sternefunkelnder Unendlichkeit<br />
ohne Boden. Zwei Zeitreisen, die es<br />
in sich haben.<br />
Julia-Stoschek-Collection, Leipziger St. 60,bis<br />
3. Mai, Sa +So12–18 Uhr.www.jsc.art<br />
Kirill Petrenko setzt das Education-Programm der Philharmoniker fort, macht es aber zur Studenten-Aufführung<br />
VonPeter Uehling<br />
Die Idee der Education-Projekte<br />
hatte Simon Rattle zu den <strong>Berliner</strong><br />
Philharmonikern gebracht. Ihr<br />
Beitrag zur musikalischen Jugendbildung<br />
verschwindet hinter der nun<br />
erst recht verstetigten Misere des oft<br />
genug nicht erteilten Musikunterrichts<br />
an den staatlichen Schulen:<br />
Nurein weiterer Fall, in dem die private<br />
Wirtschaft – die Finanzierung<br />
lief hauptsächlich über die Deutsche<br />
Bank – öffentliche Aufgaben übernimmt,<br />
mit den bekannten Fragwürdigkeiten.<br />
DerHauptnutznießer warenauch<br />
hier nie die Kinder,sondern<br />
das Orchester und seine Bank, die<br />
nun als Wohltäter dastehen und versuchen,<br />
eine frühe Bindung des<br />
künftigen Konsumenten an die<br />
Markeherzustellen.<br />
Wenn Kirill Petrenko in seinem<br />
ersten Education-Projekt vor allem<br />
mit jungen Sängerinnen und Karajan-Akademisten<br />
arbeitet und lediglich<br />
den aus sogenannten „Problembezirken“<br />
rekrutierten Kinderchor<br />
der Philharmoniker, die „Vokalhelden“,<br />
als klassische Education-Zielgruppe<br />
einbezieht, erteilt er den Verschlagenheiten<br />
kapitalistischer<br />
Menschenliebe immerhin eine Absage.<br />
Jetzt ist es eine Studenten-Aufführung,<br />
während Rattles Produktionen<br />
üblichen philharmonischen<br />
Hochglanz verbreiteten, gegen den<br />
sich die auf ihre Orff-Instrumente<br />
einschlagenden Kinder auf die<br />
Plätzeverwiesen sahen.<br />
Aufdem Programm stand nun die<br />
Nonnen-Oper „Suor Angelica“ von<br />
Giacomo Puccini, ein Kinder nicht<br />
übermäßig ansprechendes Stück.<br />
Zumal in der Inszenierung von Nicola<br />
Hümpel und ihren Navigators.<br />
Hier treten keine Nonnen auf, sondern<br />
Frauen mit Verhaltensstörungen,<br />
die sie in einem Prolog mit Gezappel<br />
und Gestöhne darstellen.<br />
Dazu begleitet sie der in Berlin lebende<br />
Pianist Matan Porat mit einer<br />
an Stummfilm-Musik gemahnenden<br />
Improvisation über Motive aus der<br />
Oper.Sie tragen klinischesWeiß, und<br />
das Bühnenbild besteht aus einem<br />
flachgelegten Spind, in dessen<br />
Schubfächern sie ihre Wechselwäsche<br />
oder sonstiges Spielzeug aufbewahren.<br />
Hümpel aktualisiert die<br />
Nonnen als Frauen auf spirituellem<br />
Selbsterfahrungs-Trip. Angelica<br />
wäredemnach keine Adlige,die man<br />
ins Kloster steckt, weil man die<br />
Schande ihres unehelichen Kindes<br />
kaschieren möchte,sonderneinfach<br />
eine Egoistin, die sich um ihr Kind<br />
nicht kümmern mag? Identifizieren<br />
möchte man sich mit so einer Person<br />
nicht, und entsprechend zögerlich<br />
fällt die Empathie mit ihr aus.<br />
Ann Toomey singt sie indes mit<br />
großartiger Emphase, einer geradezu<br />
widerstandslos ansprechenden<br />
Höhe, deren Neigung zum Schrillen<br />
sie gewiss noch zu beherrschen<br />
lernt, dass man ihr das Mitgefühl<br />
schwer versagen kann.<br />
Katarina Dalayman, die einzige<br />
lang erfahrene Sängerin des Ensembles,<br />
überbringt als ihre eiskalte<br />
Tante die Nachricht vom Tod ihres<br />
Kindes routiniert, aber in wirkungsvollem<br />
Kontrast. In dem durchweg<br />
JSC/COURTESY OF THE ARTIST AND ACUTE ART<br />
sehr guten Ensemble fiel noch Sarah<br />
Laulan mit bemerkenswertsubstanzieller<br />
Alt-Stimme auf.<br />
Weil die Produktion auf Zeitgemäßheit<br />
wert legt, ist auch eine Tänzerin<br />
dabei, denn das hat dann immer<br />
etwas mit Körperdiskurs im allgemeinen<br />
und Weiblichkeit im besonderen<br />
zu tun. Yui Kawaguchi<br />
verdoppelt oder konterkariertdie Gefühle<br />
der Figuren in mal eindrucksvoller,<br />
mal rätselhafter Weise. Wunderschön<br />
ist die Musik, die Kirill Petrenko<br />
mit den Karajan-Akademisten<br />
und Gästen zaubert. Gleich die ersten<br />
Klänge einer milden Glockenmusik<br />
bestricken, grandios die melodischen<br />
Steigerungen und Erfüllungen, die<br />
auch aus der orchestral reduzierten<br />
Fassung erwachsen können, und berückend<br />
auch das von den Vokalhelden<br />
gesungene Entschweben. Petrenko<br />
zeigt die emotionale Wahrhaftigkeit,<br />
die an der Schwelle zum<br />
Kitsch geborgen werden kann. Dafür<br />
lohnt sich die enorme Präzision der<br />
Lektüre, die in der Regie durch Absicht<br />
zur Botschaft ersetzt wurde.<br />
NACHRICHTEN<br />
Nach Relotius: Spiegel legt<br />
neue Standards vor<br />
Gutein Jahr nach dem Relotius-Fälschungsskandal<br />
hat das Nachrichtenmagazin<br />
DerSpiegel neue redaktionelle<br />
Standards vorgelegt. Dasam<br />
Montag auf der Webseite veröffentlichte<br />
mehr als 70 Seiten umfassende<br />
Werk sei „eine zeitgemäße Rückbesinnung<br />
auf die Grundsätze, nach<br />
denen die Spiegel-Redaktion arbeitet“,<br />
heißt es in der Einleitung. In den<br />
Standards geht es unter anderem um<br />
Umgang mit Quellen, Fehlerkultur<br />
und Sprache.Die Einhaltung sei für<br />
alle Mitarbeiter der Redaktion und<br />
Dokumentation verbindlich. Im Dezember<br />
2018 hatte das Hamburger<br />
Nachrichtenmagazin den Skandal<br />
um seinen damaligen Autoren Claas<br />
Relotius bekannt gemacht. Dieser<br />
hatte in Artikeln immer wieder Szenen,<br />
Gespräche und Ereignisse erfunden.<br />
Eine Aufklärungskommission<br />
arbeitete den Fall akribisch auf.<br />
Auch eine Ombudsstelle schob der<br />
Verlag an, die künftig Hinweisen auf<br />
Ungereimtheiten in journalistischen<br />
Beiträgen nachgehen soll. DieRelotius-Affärehatte<br />
zudem zu personellen<br />
Konsequenzen in der Redaktion<br />
geführt. (dpa)<br />
Fast zwei Millionen<br />
Zuschauer beim Super Bowl<br />
DerSuper Bowl hat ProSieben einen<br />
Rekordbeschert. DasFootball-Finale<br />
haben bis zum Ende des Messzeitraums<br />
um 3Uhr am Montagmorgen<br />
im Durchschnitt 1,9 Millionen<br />
Menschen verfolgt. Daswar nach<br />
Senderangaben ein Bestwertund<br />
sorgte für einen Marktanteil von29,3<br />
Prozent. Im Vorjahr hatten durchschnittlich<br />
1,42 Millionen Menschen<br />
die gesamte Super-Bowl-Übertragung<br />
im Fernsehen gesehen. Tennis<br />
bleibt im Vergleich dazu nur eine Nischen-Sportart.<br />
DasFinale der Australian<br />
Open sahen am Sonntag zu einer<br />
deutlich besseren Sendezeit über<br />
Mittag durchschnittlich 650 000 Zuschauer.Unterdessen<br />
hat der Dortmunder<br />
„Tatort“ am Sonntagabend<br />
die meisten Zuschauer angelockt.<br />
8,27 Millionen (23,2 Prozent) waren<br />
ab 20.15 Uhrbei der Episode „Monster“<br />
dabei. (dpa)<br />
Shakira (li.) und Jennifer Lopez traten in<br />
der Halbzeit des Super Bowl auf. AFP<br />
„heute journal“ zeigt falsche<br />
Karte und entschuldigt sich<br />
Im„heute journal“ des ZDF ist auf einer<br />
eingeblendeten Landkarte der<br />
US-Bundesstadt Colorado als Iowa<br />
bezeichnet worden. Mitder Karte<br />
moderierte Claus Kleber am Sonntagabend<br />
einen Beitrag zum Auftakt<br />
der US-Vorwahlen aus Iowaan. Zum<br />
Ende der Sendung korrigierte er den<br />
Fehler und sagte: „Wir haben einen<br />
Riesenklops gelandet vorhin.Wirhaben<br />
den Bundesstaat Iowadortgezeigt,<br />
wo der Bundesstaat Colorado<br />
tatsächlich ist.“ AufTwitter schrieb<br />
Kleber:„Iowagesagt /Colorado gezeigt.<br />
Undnix gemerkt. DasBild wird<br />
mal mein Grabstein :-(“ Dazu war<br />
ein Ausschnitt der Sendung zu sehen,<br />
der zeigte,wie er den Fehler<br />
nicht bemerkte.Die Twitter-Nutzer<br />
reagierten am Sonntagabend unterschiedlich:<br />
„Die ehrliche Erklärung<br />
am Ende der Sendung war prima.<br />
Fehler sind menschlich und offensichtlich<br />
(und glücklicherweise) sind<br />
Sieein Mensch“, schrieb eine Userin.<br />
Einanderer schrieb: „Trump hätte<br />
weiter danebengelegen“. (dpa)
16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />
19.30: Linie 1<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(& 88 59 11 88) 20.00: Ab jetzt<br />
Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />
19.30: Yesbut No<br />
Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />
20.00: Spatz und Engel –Die Geschichte der Freundschaft<br />
zwischen Edith Piaf und Marlene Dietrich<br />
Schaubühne (& 89 00 23)<br />
19.30 Studio: Der kaukasische Kreidekreis<br />
20.30: Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs<br />
Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Ichbin nicht Mercury<br />
Theater im Delphi (& 70 12 80 20)<br />
20.00: Odyssey: Dead Men Die (Opera Lab Berlin)<br />
Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />
20.00: Afzals Tochter (The Who and the What)<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
19.30: Lulu<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />
20.00: Irmgard Knef: Barrierefrei<br />
Chamäleon (& 400 05 90)<br />
20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />
Distel (& 204 47 04)<br />
20.00: Skandal im Spreebezirk<br />
Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />
20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />
Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />
20.00: Der Spielekönig (Improtheater Paternoster)<br />
Kulturbrauerei/Soda (& 44 31 51 55)<br />
18.00, 20.00 Salon: close-up-club: Zauberkunst,<br />
erstaunlich, anders. Anm. erf.<br />
Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />
20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />
StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />
19.30: Mamma Mia! –Das Musical mit den Hits<br />
vonABBA<br />
TanzTangente (& 43 77 78 64)<br />
19.30: Dance Festival 2020 –All Generations: 2<br />
<strong>Berliner</strong> gegenden Rest der Welt<br />
Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />
20.00: Wandelmut (Bodo Wartke)<br />
KLASSIK<br />
BKA (& 202 20 07)<br />
20.00: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />
Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />
Jahrhunderts<br />
Buddhistisches TorBerlin (Grimmstr.11c)<br />
19.15: Klavierabend mit Darya Dadykina, Beethoven:<br />
Sonate Es-Durop. 7, Beethoven: 32 Variationen<br />
c-Moll; Schubert: Sonate c-Moll op. posth. 958<br />
Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />
20.00 Foyer: Lieder und Dichter:Schöne Wiege<br />
meiner Leiden: Philipp Jekal, Meechot Marero, Gideon<br />
Poppe und John Parr,Lesung: MichaelKrüger,Lieder<br />
vonRobertSchumann<br />
Passionskirche (& 69 40 12 41)<br />
19.00: The 8th International YouthArtsFestival<br />
2020, Tanz, Chor- und Orchestermusik mit jungen<br />
Künstler*innen<br />
Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />
13.00 Foyer: Lunchkonzert, –--<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />
19.15: Einführung (Beatrice Rana)<br />
20.00: Beatrice Rana (Klavier), Debüt, Bach:<br />
Italienisches KonzertF-Dur; Schumann: Concert<br />
sans orchestre f-Moll op. 14; Albéniz: Iberia, Band 3;<br />
Strawinsky:Trois Mouvements de Pétrouchka<br />
KINDER<br />
Alte Dorfschule Rudow (& 66 06 83 10)<br />
15.00: Kinderferienprogramm: Gummibärchendruck,<br />
Workshop mit Christiane Boese (ab6J.)<br />
Amerika-Gedenkbibliothek (& 902 26 -0)<br />
9.45 Kinderbibliothek: Bücherbabys –Spielen, singen<br />
und natürlich Bücher anschauen, Workshop (bis 3<br />
J.). Anm. erf.<br />
17.00 Jugendbibliothek: Kinderbuchklassiker in der<br />
Jurte (in englischerSprache), Vorlesestunde mit Alan<br />
Doan Minh (ab 8J.). Anm. erf.<br />
Archenhold-Sternwarte (& 536 06 37 19)<br />
12.00: Stups, die kleine Sternschnuppe<br />
Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Des Kaisers neue Kleider (ab5J.)<br />
10.30: Ferdi unddie Feuerwehr (ab 4bis 8J.)<br />
Berlin mit Kindern (& 33 02 98 70)<br />
11.00: Familienführung: Berlingeschichte in<br />
Geschichten –Die Entstehungsgeschichte Berlins:<br />
Das Nikolaiviertel (ab 6bis 11 J.). Anm. erf.<br />
Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />
10.00, 10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele<br />
in unser Leben traten, Videogames<br />
Das weite Theater (& 991 79 27)<br />
10.00: Pettersson und Findus –Eine Geburtstagstorte<br />
für die Katze (ab 4bis 10 J.)<br />
Deutsches Historisches Museum (& 20 30 40)<br />
14.00: Familienführung: Forscherdrang und Wissensdurst.<br />
Zwei Brüder vermessen die Welt –Wilhelm und<br />
Alexander vonHumboldt<br />
FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (& 53 07 12 50)<br />
11.00: DieReise zum Mittelpunkt der Welt (ab 6J.)<br />
FEZ Berlin (& 530 71 -0)<br />
10.00: FEZ –Kinder und Familien: Das Zauberschloss<br />
–Wissen schafft Magie. Berlins beste Ferien!<br />
Figurentheater Grashüpfer (& 53 69 51 50)<br />
10.00: HerrEichhornund der erste Schnee, puppen<br />
etc., Puppentheater (ab 3J.)<br />
Gemäldegalerie (& 266 42 42 42)<br />
10.00: Kinder-Reichinder Gemäldegalerie. Die<br />
Werkstatt des Malers<br />
11.00 Information: Verwandlung,dreitägiger Workshop.<br />
Anm. erf.<br />
Hamburger Bahnhof /Museum für GegenwartBerlin<br />
(& 39 78 34 11) 10.00: Hergehört!,dreitägiger<br />
Workshop. Anm. erf.<br />
Jaro Theater (& 341 04 42)<br />
10.30: Sei mutig,kleiner Pfeil, Puppen- und Schauspiel<br />
(ab 3bis 8J.)<br />
Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />
14.00: Villa Global. The Next Generation<br />
14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />
Labyrinth Kindermuseum (& 800 93 11 50)<br />
9.00:Natürlich heute!, Umweltausstellung für Kinder<br />
MACHmit! Museum für Kinder (& 74 77 82 00)<br />
10.00: Aufdem Holzweg,Ausstellung über Holz<br />
10.00: Willkommen im Tischlerschuppen<br />
14.00: Glühwürmchen im Glas, Bezahlwerkstatt: 3€<br />
Museum Europäischer Kulturen (& 266 42 42 42)<br />
11.00Foyer MEK: Kleider machen Leute!, dreitägiger<br />
Workshop. Anm. erf.<br />
Museum für Film und Fernsehen (& 300 90 30)<br />
11.00: Winterferienprogramm: Der Schatzaus dem<br />
Bergwerk!. Anm. erf.<br />
Planetarium am Insulaner (& 790 09 30)<br />
12.00: Das kleine 1x1 der Sterne<br />
Puppentheater Felicio (& 44 67 35 30)<br />
10.00: Wettlauf zwischen Hase undIgel(ab 4J.)<br />
Puppentheater Firlefanz (& 283 35 60)<br />
16.00: Das tapfere Schneiderlein, Märchen-Puppentheater<br />
(ab 4J.)<br />
Schloss Charlottenburg (& 32 09 14 40)<br />
10.00 Gruppenkasse im Ehrenhof: Zu Gast beim<br />
König,Ferienworkshop (ab 7bis 12 J.)<br />
Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />
10.30: Däumelinchens Reise, Maria Mägdefrau (ab<br />
4bis 9J.)<br />
Buchvorstellung<br />
Klassenfoto<br />
mit<br />
Massenmörder<br />
Der Journalist Jürgen Gückel<br />
wurde als Kind von<br />
Herrn Wilke unterrichtet, einem<br />
Endvierziger mit tief liegenden<br />
Augen, hoher Stirnund<br />
gepflegtem Äußeren. Herr<br />
Wilke lächelt uns von einem<br />
Klassenfoto um 1960 an. Gückel<br />
könnte eins der Kinder<br />
sein, das nichts davon ahnt,<br />
dass der studierte Archäologe<br />
und Theologe Wilke sich als<br />
dessen gefallener Bruder ausgegeben<br />
hat, um nicht für seine<br />
Verbrechen als Partisanenjäger<br />
in Weißrussland belangt zu<br />
werden. Als Angehöriger der Sicherheitspolizei<br />
war er für den<br />
Tod tausender Juden verantwortlich,<br />
die in Massenerschießungen<br />
ermordet wurden.<br />
1963 wurde er im „Heuser-Prozess“<br />
zu zehn Jahren Zuchthaus<br />
wegen Mordes an mindestens<br />
6600 Menschen verurteilt<br />
und 1968 vorzeitig entlassen.<br />
Ulrich Seidler<br />
Klassenfoto mitMassenmörder.Das<br />
Doppelleben des Artur Wilke. Buchpräsentation<br />
Topographie des Terrors, Auditorium,<br />
Niederkirchnerstr.8,Eintritt frei<br />
Hoffnung ist<br />
der letzte<br />
Reichtum<br />
In dieser Woche: Stimmen<br />
aus dem Abstellraum,<br />
unter weinenden Himmeln<br />
und von dunklen Straßen<br />
voller harter Nasen.<br />
Die Felice Brothersbei einem Auftritt in den USA.<br />
Unter den mittleren<br />
Bands, die sich in den<br />
USA mit der Americana-<br />
Tradition beschäftigen,<br />
gehören die Felice Brothers zu den<br />
sympathischsten. Lange Jahreschienen<br />
sie sich bequem in einer Abstellkammer<br />
des Basements eingerichtet<br />
zu haben, in dem BobDylan und The<br />
Band die allseits geschätzten „Basement<br />
Tapes“ aufgenommen hatten.<br />
Ein naheliegender Einfluss vermutlich,<br />
wenn man aus den Catskill<br />
Mountains im Großraum New York<br />
stammt, um die Ecke des Fleckens,<br />
wo The Band ihr Big-Pink-Studio<br />
eingerichtet hatten. Sie haben zwischendurch<br />
auf einem Album namens<br />
„Celebration, Florida“ ein paar<br />
unvorteilhafte Erweiterungen ihres<br />
Sound vorgenommen, die sie womöglich<br />
für modern hielten oder<br />
auch nur an den späten TomWaits<br />
angelehnt fanden. Aber man muss<br />
sagen, sie sind nicht für avantgardistische<br />
oder exotische Ideen gemacht.<br />
Muss ja auch nicht sein. Sie<br />
sind am besten, wenn sie schluffig<br />
durch Folkrockstücke rumpeln,<br />
wenn hier die Gitarre schlägt und<br />
dort der Bass ein bisschen bumpert<br />
und die Drums Vierviertel oder einen<br />
Countrywalzer spielen, vielleicht<br />
gibt es eine Orgel oder ein Akkordeon,<br />
ein Banjo vonmir aus,aber<br />
die Melodie scheint wie aus alten<br />
Zeiten erinnert und der Gesang Ian<br />
Felices kommt vom gleichen Ort<br />
zwischen Nase und Gaumen, wo er<br />
auch bei Dylan sitzt.<br />
Sie haben zuletzt, im letzten Jahr<br />
auf „Undress“, das Kryptische ihrer<br />
Texte ein wenig verklart, weil sie Donald<br />
Trump nicht mögen. Sieträumten<br />
etwa davon, Geld für eine Präsidentschaftskandidatur<br />
zu sparen,<br />
wobei sie eher klangen, als müssten<br />
sie gegen Richard „I’m not acrook“<br />
Nixon antreten. Ich glaube nicht,<br />
dass es beabsichtigt war,aber als historischer<br />
Hinweis ist das gar nicht<br />
schlecht.<br />
„Wir leben in einer Welt, die wir<br />
nicht verstehen“, singt IanFelice auf<br />
einem Stück, in dem er uns als „Poor<br />
Blind Birds“ sieht. Ich sehe das ein<br />
wenig anders, aber der Impuls<br />
scheint von Herzen zukommen –es<br />
ist ein hübsches Countrygospelsauflied,<br />
wenn auch nicht so fein, wie das<br />
ornithologisch metaphorisierte<br />
„Bird OnBroken Wings“, mein Lieb-<br />
Markus Schneider<br />
bricht eine Lanze für die<br />
Folktraditionalisten Felice Brothers<br />
vomRand der Appalachen,<br />
für StuartStaples Balladen voll<br />
britischem Wetter und für Young M.A.s<br />
NewYorker<br />
Straßenweisheit.<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (& 883 85 51) Little Women<br />
14.30,17.20,20.15<br />
Cinema Paris (& 881 31 19) Les miserables<br />
15.00, 20.30; Les miserables (OmU) 17.45<br />
Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Little Women<br />
14.00, 17.00, 20.00<br />
Delphi LUX (& 322 93 10 40) Jojo Rabbit (OmU)<br />
16.00, 21.00; Jojo Rabbit (OF) 13.30, 18.30;<br />
1917 –Der Film (OmU) 20.30; Das geheime Leben<br />
der Bäume 15.20; Parasite 17.40; Ein verborgenes<br />
Leben 14.20, 20.00; Sorry We Missed You (OmU)<br />
17.40; 1917 –Der Film 14.40, 20.00; Judy 13.30,<br />
16.00, 18.40; Judy (OmU) 21.15; Knives Out<br />
(OmU) 20.50; Knives Out (OF) 18.00; Vom Gießen<br />
des Zitronenbaums 15.20; Einsam zweisam 16.30;<br />
Freies Land13.40; The Peanut Butter Falcon (OmU)<br />
19.00; Queen &Slim (OmU) 21.15<br />
Filmkunst 66 (& 882 17 53) Das Vorspiel 17.45,<br />
20.15;Crescendo#makemusicnotwar 20.00;Pavarotti<br />
(OmU) 17.30<br />
Kant Kino (& 319 9866) Die fantastische Reise<br />
des Dr. Dolittle 13.20,15.40,18.20,20.45; Knives<br />
Out20.30;Das Vorspiel 18.00; DieHeinzels 14.00,<br />
15.20; Sorry We Missed You 15.50, 18.10, 20.30;<br />
ARainy Day In NewYork 16.15; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.00; Latte Igel und der<br />
magische Wasserstein 13.30; Lindenberg! 17.10,<br />
20.00; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 20.00;<br />
Knives Out 17.10; DasVorspiel 15.00<br />
Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) Premiere: Nightlife<br />
20.00; Bad Boys for Life 21.00; 3D: Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 15.30, 18.00; In<br />
Zeiten des abnehmenden Lichts 20.30; Jojo Rabbit<br />
17.50; Jumanji 14.50; Die Hochzeit 18.00, 21.00;<br />
Lindenberg! 14.45; Die Hochzeit 15.00; Als Hitler<br />
dasrosaKaninchen stahl 15.00;JojoRabbit 21.15;<br />
Lindenberg! 18.00; Bad Boys for Life 18.00; Die<br />
fantastische Reise des Dr. Dolittle 21.00; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 15.30<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) 2040 –Wir<br />
retten die Welt! (OmU) 12.45; The Farewell (OmU)<br />
16.50; Die Kunst der Nächstenliebe 11.00; Der<br />
Leuchtturm (OmU) 22.30; Lindenberg! 18.30; Die<br />
Sehnsucht der Schwestern Gusmao 14.30; Les<br />
miserables (OmU) 20.45; 2020 Oscar Nominated<br />
Short Films (OmU) 14.15; ARainy Day In New York<br />
16.00; Die Eiskönigin II 11.00; Land des Honigs<br />
(OmenglU) 12.45; Midsommar – Director‘s Cut<br />
(OmU) 22.00; Queen &Slim (OmU) 19.40; Systemsprenger<br />
(DFmenglU) 17.40;<br />
Die Eiskönigin II16.45; Freies Land (DFmenglU)<br />
11.00; Die Kunst der Nächstenliebe (OmU) 18.30;<br />
Miles Davis: Birth of the Cool (OmU) 13.10; Parasite<br />
20.15; Das Vorspiel (OmU) 15.05; WhyDon‘t You<br />
Just Die! 22.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 16.00; Das geheime Leben<br />
der Bäume 14.00, 18.15; Joker (OmU) 22.45;<br />
Lindenberg! 20.15; Alkohol 14.00; Aretha Franklin<br />
(OmU) 22.00; Der geheime Roman des Monsieur<br />
Pick –Lemystere Henri Pick (OmU) 20.00;<br />
Schönheit&Vergänglichkeit 18.20; Systemsprenger<br />
16.00<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz 1917 –Der Film<br />
(OF) 20.10; IMAX: 1917 –Der Film 14.00, 17.00,<br />
20.00; Bad Boys for Life 14.40, 16.50, 17.30,<br />
19.30, 19.50; Countdown 18.15, 20.40; Die Eiskönigin<br />
II 14.30; 3D: Die fantastische Reise des<br />
Dr. Dolittle 14.45, 17.45, 20.30; Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 14.10, 16.45, 20.45; Das<br />
geheime Leben der Bäume 17.10; Die Heinzels<br />
13.50, 16.00; Die Hochzeit 14.30, 17.20, 20.15;<br />
Jojo Rabbit 17.10, 19.50; Jumanji 13.50, 17.45,<br />
21.00; Kartoffelsalat 3 – Das Musical 15.10,<br />
17.30; Knives Out 14.10, 19.40; Latte Igel und der<br />
magische Wasserstein 15.00; Lindenberg! 17.15,<br />
20.30; Little Women 14.20, 17.30, 20.45; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.45; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.40, 21.00; Die<br />
Wolf-Gäng 15.00<br />
Zukunft (& 01 76/57 861079) Das geheime Leben<br />
der Bäume 18.00; Knives Out (OmU) 20.00;<br />
Parasite –Gisaengchung (OmU) 22.30; Darkroom<br />
–Tödliche Tropfen (DFmenglU) 22.15; Porträt einer<br />
jungen Frau in Flammen (OmU) 18.00;Vom Gießen<br />
des Zitronenbaums (OmU) 20.20<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (& 04 51/703 02 00) Bad Boys for<br />
Life 16.20, 20.00; Die Eiskönigin II 11.20, 14.15,<br />
16.50; 3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
11.00, 13.50, 16.30, 19.20; Die Heinzels 11.15,<br />
13.40, 16.50; Die Hochzeit 13.50, 17.00, 19.30;<br />
Jumanji 16.45, 19.30; Knives Out 19.45; Lindenberg!<br />
19.50; Das perfekte Geheimnis 11.00; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 11.15,<br />
14.00; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
19.40; Vier zauberhafte Schwestern 11.30, 14.00;<br />
DieWolf-Gäng 11.40, 14.15, 17.10<br />
Kino Kiste (& 998 7481) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 20.20; Cats 14.30; 3D: Die Eiskönigin<br />
II 16.25; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
13.00; Die schönste Zeit unseres Lebens<br />
18.15<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (& 038 71/211 4109) 1917 –Der<br />
Film 17.15, 20.00; Die Addams Family 12.40;<br />
Bad Boys for Life 17.00, 20.00; Countdown 17.45,<br />
20.10; Die Eiskönigin II 10.20, 12.10, 14.20;<br />
3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 15.10,<br />
17.40,20.15; Die fantastische Reise des Dr.Dolittle<br />
12.00, 14.30, 19.50; Die Heinzels 10.30, 12.15,<br />
14.40, 16.50; Die Hochzeit 15.00, 17.10, 19.45;<br />
Jumanji 16.50; Der kleine Rabe Socke 10.40; Der<br />
König der Löwen 12.20; Latte Igel und der magische<br />
Wasserstein 12.45, 14.45; Lindenberg! 19.40; Das<br />
perfekte Geheimnis 19.30; Pettersson und Findus<br />
10.50; 3D: Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
12.40; Spione Undercover: Eine wilde<br />
Verwandlung 14.45; 3D: Star Wars IX 16.45; Star<br />
Wars IX 19.50; Thomas und seine Freunde 10.20;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 12.30, 14.50; Die<br />
Wolf-Gäng 12.30, 14.50, 17.20<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (& 61 60 96 93) A Jojo Rabbit (OmU)<br />
16.50, 21.40; Sorry We Missed You (OmU) 19.20;<br />
B Mystify (OmU) 16.10; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmU) 18.30; Sorry We Missed You (OmU) 21.20<br />
fsk amOranienplatz (& 614 2464) Sorry We<br />
Missed You (OmU) 17.45, 19.45, 21.45; Das Vorspiel<br />
18.00; Les miserables (OmU) 20.00, 22.15<br />
Moviemento (& 692 4785) Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 14.15; Darkroom –Tödliche Tropfen<br />
21.15; Darkroom –Tödliche Tropfen (OmenglU)<br />
23.15; Die Kunst der Nächstenliebe (OmU) 19.00;<br />
Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU) 16.45; Als<br />
Hitler das rosa Kaninchen stahl 22.30; Jojo Rabbit<br />
(OmU) 10.00, 12.30, 15.00, 17.30, 20.00; Als<br />
Hitler das rosa Kaninchen stahl 17.00; Der blaue<br />
Tiger 10.30; Die Kunst der Nächstenliebe 14.45;<br />
Mystify –Michael Hutchence (OmU) 21.45;Thomas<br />
und seine Freunde: Große Welt! Große Abenteuer!<br />
12.45; Vom Gießen des Zitronenbaums (OmU)<br />
19.30<br />
Sputnik (& 694 11 47) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl (OmenglU) 20.00; Judy (OmU) 16.00;<br />
Miles Davis: Birth of theCool(OF)18.00; Parasite –<br />
Gisaengchung (OmU) 22.00; Shaun das Schaf: Der<br />
Film: UFO-Alarm 14.30; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 14.00; The Farewell (OmU) 22.15; Human<br />
Nature: Die CRISPR Revolution (OmU) 16.00;<br />
Little Joe –Glück ist einGeschäft (OmU) 20.30; Die<br />
Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida invisivel<br />
deEuridice Gusmao (OmU) 18.00; Kinobar im<br />
Sputnik Filmclub (OmU) 20.30; Schönheit &Vergänglichkeit<br />
18.00<br />
Yorck (& 78 91 32 40) Das geheime Leben der<br />
Bäume 15.00; Little Women 17.20, 20.15; New<br />
Ein verborgenes Leben 16.00; Die Heinzels 14.15;<br />
Parasite 19.40<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (& 5389590) DieAddamsFamily<br />
10.00; Bad Boys for Life 20.30; Die Eiskönigin II<br />
10.00, 13.00, 15.00; 3D: Die fantastische Reise<br />
des Dr. Dolittle 17.30, 20.00; Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 12.30, 15.00; Die Heinzels<br />
12.00, 14.00; Die Hochzeit 17.30, 20.00; Kartoffelsalat<br />
3–Das Musical 16.00, 18.15; Knives Out<br />
17.15, 20.15; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
10.00; Lindenberg! 20.15; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 10.00, 12.45; Vier<br />
zauberhafte Schwestern 10.00, 12.30, 15.15; Die<br />
Wolf-Gäng 15.30, 17.45<br />
Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Crescendo<br />
#makemusicnotwar 13.00; Das geheime Leben der<br />
Bäume 17.45; Lindenberg! 13.00, 20.30; Little<br />
Women 13.00, 17.45, 20.30; Romys Salon 15.45;<br />
Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 15.30;<br />
Systemsprenger 18.00; DasVorspiel 15.45, 20.00<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60)<br />
1917 –Der Film 17.10, 20.30; Bad Boys for Life<br />
17.00, 20.10; Die Eiskönigin II 11.45, 14.20;<br />
3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 15.00,<br />
17.30, 20.00; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
12.30; Die Heinzels 11.45, 14.15, 16.45; Die<br />
Hochzeit 14.00, 17.05, 19.55; Holop – Servant<br />
(OF) 11.30; Jumanji 14.10,20.00; Kartoffelsalat 3<br />
11.35, 14.30, 16.55; Knives Out 19.45; Latte Igel<br />
und der magische Wasserstein 11.50; Lindenberg!<br />
17.15; Little Women 16.30, 19.45; Sneak Preview<br />
20.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10;<br />
Die Wolf-Gäng 11.40,14.05<br />
MITTE<br />
Acud (& 44 35 94 98) Lara (OmenglU) 18.45;<br />
Parasite 20.45; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />
Alarm 17.00; Bunuel im Labyrinth der Schildkröten<br />
–Bunuel enellaberinto delas tortugas (OmU)<br />
21.45; But Beautiful –Nichts existiert unabhängig<br />
(OmU) 19.45; Der marktgerechte Mensch (OmU)<br />
17.45<br />
Babylon (& 242 5969) ARainy Day In New York<br />
(OmU) 18.00; Lubitschs Geliebte: ÄrgerimParadies<br />
–Trouble in Paradise (OmU) 20.00; Lubitschs Geliebte:<br />
Engel –Angel (OF) 21.45; Fellini 100!: Fellinis<br />
81/2 –Otto emezzo (OmenglU) 19.30; Fellini<br />
100!: Fellinis Casanova (OmenglU) 22.30;<br />
Fellini 100!: Fellinis I vitelloni – Die Müßiggänger<br />
(OmenglU) 18.00; Fellini 100!: Fellinis Roma<br />
(OmenglU) 20.00; Fellini 100!: Fellinis Satyricon<br />
(OmenglU) 22.15; The Peanut Butter Falcon (OmU)<br />
17.30<br />
Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Die<br />
Kunst der Nächstenliebe (OmU) 14.30, 19.15;<br />
Queen &Slim (OmU) 16.30, 21.30; Thilda &die<br />
beste Band der Welt 11.30; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />
15.00; Joker (OmU) 19.00; Der<br />
Leuchtturm(OmU) 21.45; Thomas und seine Freunde:<br />
GroßeWelt! Große Abenteuer! 13.15;Vom Gießen<br />
des Zitronenbaums (OmU) 16.45<br />
CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) 1917 –Der<br />
Film 19.15, 23.00; 1917 –Der Film (OF) 17.20,<br />
20.00; 3Engel für Charlie –Charlie‘s Angels (OF)<br />
23.15; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 11.30;<br />
Bad Boys for Life 16.40, 20.10, 22.50; Bad Boys<br />
for Life (OF) 19.40, 22.20; Die Eiskönigin II 11.15,<br />
13.50, 16.45; Die Eiskönigin II –Frozen 2(OF)<br />
15.00; 3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
12.20, 14.15, 17.30, 20.10, 23.00; Die Heinzels<br />
11.00, 13.15, 15.30; Die Hochzeit 13.50, 17.10,<br />
20.00; Joker (OF) 23.00; 3D: Jumanji 17.50; Jumanji<br />
11.45; Kartoffelsalat 3–Das Musical 11.20,<br />
14.40; Knives Out 19.20; Knives Out (OF) 16.50,<br />
20.45; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
11.10;Lindenberg! 16.10; Dasperfekte Geheimnis<br />
18.15; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
13.40; 3D: StarWars: DerAufstieg Skywalkers<br />
22.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15;<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers – Star Wars:<br />
The Rise ofSkywalker (OF) 21.15;Vier zauberhafte<br />
Schwestern 11.15; DieWolf-Gäng 13.20,15.50<br />
Hackesche Höfe (& 283 46 03) 1917 –Der Film<br />
(OmU) 16.30, 19.00; Ein verborgenes Leben –A<br />
Hidden Life (OmU) 21.15; DasVorspiel (teilw.OmU)<br />
14.45; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.30;<br />
Lindenberg! 21.15; Miles Davis: Birth of the Cool<br />
(OmU) 14.00; Das Vorspiel (teilw.OmU) 19.00; Ein<br />
verborgenes Leben –AHidden Life (OmU) 14.00;<br />
Jojo Rabbit (OmU) 17.15, 19.30; Little Joe –Glück<br />
ist ein Geschäft (OmU) 21.45; Sorry We Missed You<br />
(OmU) 14.30, 19.00; Les miserables (OmU)16.45,<br />
21.15; Jojo Rabbit (OmU) 22.15; Little Women<br />
(OmU) 14.00, 16.45, 19.30<br />
International (& 24 75 60 11) Jojo Rabbit (OmU)<br />
21.00; Lindenberg! 15.00; Little Women (OmU)<br />
18.00<br />
Z-inema (& 28 38 91 21) Santa Sangre (EnglF)<br />
20.00<br />
Zeughauskino (& 20 30 47 70) Jeder junge Mann<br />
–Kazdy mlady muz (OmenglU) 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex NeuköllnArcaden (& 01 80/505 06 44)<br />
1917 –Der Film 16.50, 19.30; Baba Parasi (OmU)<br />
19.45; Bad Boys for Life 16.30, 19.40; Countdown<br />
20.30; Die Eiskönigin II12.00, 14.20, 17.15; Eltilerin<br />
Savasi (OmU) 20.15; 3D: Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 12.00, 14.20, 16.45, 19.30,<br />
19.55; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
15.00, 18.10; Die Heinzels 12.00, 14.00, 16.05;<br />
Die Hochzeit 17.00, 19.55; Jumanji 12.00, 14.10,<br />
17.20; Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach<br />
dem verlorenen Schatz 12.00; Rafadan Tayfa 2:<br />
Göbeklitepe (OmU) 12.30, 14.45, 17.10; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 12.00, 14.15;<br />
Türkler Geliyor –Adelatin Kilici (OmU) 19.45; Vier<br />
zauberhafte Schwestern 12.00, 14.45; Die Wolf-<br />
Gäng 12.00,14.00, 17.00<br />
IL KINO (& 91 70 29 19) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl (DFmenglU) 15.00; The Farewell<br />
(OmenglU) 22.50; Land des Honigs (OmU) 17.15;<br />
Parasite – Gisaengchung (OmenglU) 12.30; Die<br />
Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida invisivel<br />
deEuridice Gusmao (OmU) 10.00; Vom Gießen<br />
des Zitronenbaums (OmU) 21.00; Les miserables<br />
(OmU) 19.00<br />
Neues Off (& 62 70 95 50) Der Leuchtturm (OF)<br />
22.30; Queen &Slim (OmU) 16.30, 19.30<br />
Passage (& 68 23 70 18) Little Women (OmU)<br />
14.40, 17.30, 20.30; Sneak Preview 22.30; 1917<br />
–Der Film (OmU) 15.00, 17.45, 20.30; Knives Out<br />
21.00; Lindenberg! 15.20, 18.10; Joker (OmU)<br />
17.30,20.00; Judy (OmU) 15.00<br />
Rollberg (& 62 70 46 45) Little Women(OF)14.45,<br />
17.45, 20.45; Parasite –Gisaengchung (OmenglU)<br />
17.20,20.15; 1917 –Der Film (OF) 17.00, 19.45,<br />
22.30; Les miserables (OmenglU) 17.00, 19.30,<br />
22.00; Jojo Rabbit (OF) 16.30,19.00, 21.30<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />
1917 –Der Film 17.30, 20.15; Bad Boys for Life<br />
16.40, 19.50; Die Eiskönigin II 11.50, 14.20;<br />
3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.50,<br />
17.20, 20.10; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
12.20; Die Heinzels 12.30, 15.05, 17.10;<br />
Die Hochzeit 17.15, 20.15; Jumanji 11.45, 17.00;<br />
Kartoffelsalat 3–Das Musical 15.10; Der kleine<br />
Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />
13.15; Knives Out 19.30; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 20.00; Vier zauberhafte Schwestern<br />
14.30; Die Wolf-Gäng 12.00, 14.40<br />
Wolf (& 921 03 93 33)Flussfahrtmit Huhn16.30;<br />
Little Joe(OmU) 18.50; SorryWe MissedYou (OmU)<br />
11.00, 16.40, 21.00; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />
(OmU) 19.00; Les miserables (OmU) 21.10
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 17<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
POP<br />
Tindersticks 4.2., Philharmonie. 20 Uhr<br />
Felice Brothers 6.2., Lido. 20 Uhr<br />
Young M.A. 7.2., Bi Nuu. 20 Uhr<br />
IMAGAO IMAGES<br />
lingsstück voneinem Album, das mit<br />
„Favorite Waitress“ betitelt ein wichtiges<br />
Thema anspricht, aber nicht<br />
verfolgt. DenText mit den gebrochenen<br />
Flügeln verstehe ich nicht, aber<br />
er klingt gut. Und wie sich die Band<br />
mit einem leichten Humpeln zu einer<br />
melancholisch-optimistischen<br />
Sehnsucht aufrafft, ist wirklich sehr<br />
gelungen.<br />
In dieser Arthaben sie seit fast anderthalb<br />
Jahrzehnten, seit sie die<br />
Brooklyner U-Bahnstationen gegen<br />
einen Plattenvertrag eingetauscht<br />
haben, eine ganz Menge Alben veröffentlicht,<br />
keins für die Geschichtsbücher,<br />
alle okay. Es spricht also<br />
nichts gegen einen Konzertbesuch.<br />
Anders als die Felice Brothers haben<br />
es StuartA.Staples’Tindersticks<br />
in den vergangenen dreißig Jahren<br />
geschafft, ihren wehmütig bis depressiven<br />
Folkrock sehr eigen über<br />
Genregrenzen hinweg zu etablieren.<br />
Auch auf ihrem Album „NoTreasure<br />
But Hope“ geht es schmerzlich zu,<br />
die Himmel vibraphonverhangen<br />
bis streicherverheult, selbst ein lässiger<br />
Schuffelbeat oder Bläsersatz hilft<br />
da nicht. Und im Zweifel singt ja<br />
noch Staples mit seiner unverwechselbar<br />
zittrigen Stimme.Feine Arrangements,<br />
feine Melodien, feine<br />
Schwermut.<br />
Eine andere Art, mit schweren<br />
Zeiten umzugehen, hat Katorah<br />
Marreiro alias Young M.A. Sie rappt<br />
ziemlich harte Raps darüber. Trotz<br />
einiger Singleerfolge veröffentlicht<br />
sie immer noch independent und erzählt<br />
dabei mit straffem Flow über<br />
leiernd abgespeckte Beats von der<br />
„Kold World“, vom Mord anihrem<br />
Bruder,von der schwierigen Jugend,<br />
von der sexuellen Orientierung. Gerade<br />
tauchte sie prominent auf Eminems<br />
neuem Album auf, wo er technisch<br />
virtuos mal wieder Geschmacksgrenzen<br />
testet. Wie ineinem<br />
Stück, in dem er eine bisexuelle<br />
Bekannte „bekehrt“, dem er wie als<br />
bauernschlaues Gegengewicht ein<br />
Stück mit der offen lesbischen Young<br />
M.A. entgegenstellt und mit ihr<br />
„plum crazy“ geht – sie lässt sich<br />
hardcoremäßig nichts vormachen<br />
und kennt dieselben schlimmen<br />
Wörter wie die Männer.Dafür wurde<br />
sie schon vorein paar Jahren vonden<br />
Hartnasen-Veteranen Mobb Deep<br />
als „one of the dopest MCs right<br />
now“ bezeichnet. So klingt sie auch.<br />
Buchvorstellung<br />
Falten<br />
und<br />
Entfaltung<br />
Mit Veränderungen kennt<br />
die Mimi Fiedler sich<br />
aus. Das ist zunächst einmal<br />
wörtlich zu nehmen, denn um<br />
ihrer Karriere den angemessenen<br />
Schwung zu verleihen, hat<br />
die 1975 in Split (Kroatien) geborene<br />
Schauspielerin gleich<br />
mehrfach ihren Namen gewechselt.<br />
Miranda Condic-<br />
Kadmenovic wurde Miranda<br />
Toma (der Vorname des Großvaters).<br />
In weiteren Metamorphosen<br />
kam es über Miranda<br />
Leonhardt schließlich zu Mimi<br />
Fiedler, deren Bekanntheitsgrad<br />
sprungartig anstieg, seit<br />
sie im Stuttgarter „Tatort“ von<br />
2008 bis 2018 in die Rolle der<br />
Kriminaltechnikerin Nika Banovic<br />
schlüpfte. Dabei blieb<br />
ihr Witz und ihre Schlagfertigkeit<br />
nicht verborgen, die sie<br />
wiederholt auch in Buchform<br />
gegossen hat. Aufeine Balkantherapie<br />
für Liebe, Leib und<br />
Leben folgt nun Wissenswertes<br />
über das Älterwerden einer<br />
jungen Frau. HarryNutt<br />
Mimi Fiedler,19.30 Uhr,Maschinenhausinder<br />
Kulturbrauerei<br />
TanzTangente (& 43 77 78 64)<br />
10.00: Dance Festival 2020 –All Generations: Undo<br />
III +Aller Anfang,2Tanzstücke(ab 4J.)<br />
Zeiss-Großplanetarium (& /42 18 45 10)<br />
12.00: Mit Raketen zu Planeten<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
EWA Frauenzentrum (& 442 55 42)<br />
19.00: EWAs Gesundheit: Überleben mit und nach<br />
Krebs, Lesung &Talk mit Petra-Alexandra Buhl und<br />
Katrin Fährmann u.v.m.<br />
.Anm. erf.<br />
exploratorium berlin (& 84 72 10 52)<br />
18.00: Lesezirkel Improvisationsliteratur, Lesung und<br />
Diskussion mit Reinhard Gagel. Anm. erf.<br />
Kulturbrauerei/Maschinenhaus (& 44 31 51 00)<br />
19.30: Eigentlich wollte ich mich selbst entfalten,<br />
Mimi Fiedler<br />
Lido (& 69 56 68 40)<br />
20.00: Kreuzberg Slam<br />
Literaturforum im Brecht-Haus (& 282 20 03)<br />
20.00: Wieland Förster zum 90. Geburtstag,mit<br />
Christian Brückner,Lesung und Würdigung mit<br />
Beiträgen vonCarola Opitz-Wiemers, Roland Berbig<br />
und Michael Opitz Texte vonWieland Förster liest:<br />
Christian Brückner<br />
Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />
19.00: LSD –Liebe Statt Drogen<br />
Urania (& 218 90 91)<br />
20.00: DLF Nova Podcastfestival Berlin: Chips &<br />
Kaviar /Lakonisch Elegant<br />
Zionskirche (& 44 04 36 44)<br />
19.00: Demokratie verteidigen –Lesung am<br />
Geburtstag vonDietrich Bonhoeffer,mit Gregorij von<br />
Leïtis, Literarische Collagemit Texten vonDietrich<br />
Bonhoeffer,VaclavHavel, Robert F. Kennedy, Hermynia<br />
zur Mühlen, Erich Mühsam, u. a.<br />
FÜHRUNG<br />
Alte Münze Berlin (Molkenmarkt 2)<br />
18.00: Historische Führung<br />
Bärentouren (& 015 20 -5 22 67)<br />
14.00: Architekturführung zu den berühmtesten Bauten<br />
Preußens und Berlins: Die Hohenzollernund ihre<br />
Baumeister,Treff: Granitschale, Lustgarten. Anm. erf.<br />
16.00: Geschichte der <strong>Berliner</strong> Mauer –Ab„Checkpoint<br />
Charlie“ entlang der bekanntesten Mauerrelikte,<br />
Treff: Wachhäuschen „Checkpoint Charlie“, Friedrichstr..<br />
Anm. erf.<br />
20.00: Kriminaltour:Verbrechen, Gerichtsfälle und<br />
Richtstätten im alten Berlin, Treff: Heiliggeistkapelle,<br />
Spandauer Str.1.Anm. erf.<br />
22.00: Nachtwächtertour –Auf denSpuren vonSagenund<br />
GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />
Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm. erf.<br />
Hamburger Bahnhof /Museum für Gegenwart<br />
Berlin (& 39 78 34 11) 12.00, 16.00: Materialität<br />
in derKunst, Treff: Foyer<br />
Museum für Naturkunde (& 889140-8591)<br />
12.30, 14.00: Ferienführungen zu den Ausstellungshighlights<br />
Olympiastadion (& 30 68 86 18)<br />
11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />
11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />
Stadt im Ohr (& 20 07 88 41)<br />
9.00: HörspaziergangFriedenau –Eine Reise durch<br />
15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,<br />
Treff und Ausgabe des Audioguides: Süßkramdealer,<br />
Varziner Str.4<br />
10.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Treff und<br />
Ausgabe des Audioguides: Cafe Sibylle, Karl-Marx-<br />
Allee 72<br />
11.00: Werkstatt Wedding.Hörspaziergang durchdie<br />
Bilder einer Stadt, stadt im ohr,Treff und Ausgabe<br />
der Audioguides: Baobab Café, Soldiner Straße 41,<br />
13359 Berlin<br />
11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir leben<br />
wollen, Treff und Ausgabe des Audioguides: Café<br />
Blume an der Hasenheide, Fontanestr.32<br />
11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />
über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />
im ohr,Treff und Ausgabe des Audioguides:Concierge,<br />
Platz der Vereinten Nationen 1<br />
12.00: Audiotour Mitte-Schritte –Hörspaziergang<br />
durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff<br />
und Ausgabe des Audioguides: ausberlin –Kaufhaus<br />
für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />
Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />
16.30: Theaterführung,Achim Busch,Treff: Kassenhalle<br />
KONZERT<br />
A-Trane (& 313 25 50)<br />
21.00: Uschi Brüning Duo +Zur schönen Aussicht,<br />
JAB105 –Jazz aus Berlin<br />
AstraKulturhaus (& 69 56 68 40)<br />
20.30: Altin Gün<br />
Aufsturz (& 28 04 74 07)<br />
20.00: Aufsturz Jam –Freebop /NoStandards, Ltg.<br />
Willi Kellers, Jazzkeller 69<br />
20.00: Aufsturz-Jam Freebop /NoStandards, Ltg.<br />
Willi Kellers<br />
Auster Club (& 611 33 02)<br />
20.00: John Craigie<br />
b-flat (& 283 31 23)<br />
21.00: Kjetil Mulelid Trio<br />
Cafe Tasso (& 48 62 47 08)<br />
20.00: TalArditi (g)<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
20.00: HerbertPixner&The Italo Connection<br />
Donau115 (Donaustr.115)<br />
19.00: Two-Song Tuesday–open mic<br />
Gretchen (& 25 92 27 02)<br />
20.30: Seba Kaapstad<br />
Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />
20.00: Orania.Piano Series: Declan Forde<br />
Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />
20.00: Tindersticks, No Treasure But Hope<br />
PrivatClub (& 61 67 59 62)<br />
20.00: BrunoMajor,Eloise<br />
Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />
21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />
Yorckschlösschen (& 215 80 70)<br />
19.30: Jazzschule Berlin Semesterabschlusskonzert<br />
Part II<br />
CLUB<br />
Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />
23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Bellmeria, Jana Falcon, GeorgeEarnest<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(& 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />
Suicide Club (Revaler Str.99)<br />
23.55: Encore.Une.Fois –Techno Edition, Alexander<br />
Kowalski, Kaltès, Ina Kacz, Michael Placke<br />
MUSEEN<br />
Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />
12.00, 12.00: Dalí–Die Ausstellung am Potsdamer<br />
Platz, tgl. 12-20 Uhr<br />
Keramik-Museum Berlin (& 321 23 22)<br />
:Max Roesler,Fr-Mo 13-17 Uhr<br />
Museum für Kommunikation (& 20 29 40)<br />
9.00: Likeyou! Freundschaft digital und analog,Di<br />
9-20, Mi-Fr 9-17, Sa/So/Feiert. 10-18 Uhr<br />
Musikinstrumenten-Museum (& 25 48 11 78)<br />
9.00: 800 europäische Musikinstrumente aus vier<br />
Jahrhunderten, Di-Fr 9-17, Do 9-20, Sa/So/Feiert.<br />
10-17 Uhr<br />
Trabi-Museum Berlin (& 30 20 10 30)<br />
10.00: Die Welt der Trabis, tgl. 10-18 Uhr<br />
Urban Nation –Museum for Urban Contemporary<br />
Art (Bülowstr.7)10.00: UNique. UNited. UNstoppable,<br />
Di-So 10-18 Uhr<br />
KINO<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98)Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 13.30, 15.50, 18.10,<br />
20.15; Little Women 20.30; Die Heinzels 13.40,<br />
15.30; Lindenberg! 17.20<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Little Women<br />
14.30, 17.20, 20.15; Das geheime Leben der<br />
Bäume 17.40; Die Heinzels 14.00, 15.50; Parasite<br />
20.00; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
13.40, 16.00, 18.20, 21.15; 1917 –Der Film<br />
(OmU) 20.40; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />
14.40; Sorry WeMissed You 16.40, 19.00;<br />
Ein verborgenes Leben 19.45; Knives Out 17.00;<br />
Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 14.45<br />
Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />
1917 –Der Film (OmU) 16.45, 20.00, 22.45; Als<br />
Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.45; Ein verborgenes<br />
Leben 21.45; Die Eiskönigin II 14.15; Das<br />
geheime Leben der Bäume 18.45; Die Heinzels<br />
14.15, 16.30; Jojo Rabbit (OmU) 14.00, 19.30;<br />
Jojo Rabbit (OF) 16.45; Joker (OmU) 22.45; Judy<br />
17.00; Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem<br />
verlorenen Schatz 14.15; Knives Out (OmU) 21.45;<br />
Lindenberg! 19.30; Little Women 13.45; Little Women<br />
(OmU) 19.30; Little Women (OF) 16.45; Parasite<br />
22.30;The Peanut Butter Falcon 16.30; Queen<br />
&Slim (OmU) 22.45; Sneak Preview (OF) 20.00;<br />
Sorry We Missed You 19.15; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers –StarWars:The Rise of Skywalker<br />
(OmU) 22.45; Vier zauberhafte Schwestern 14.30;<br />
VomGießen desZitronenbaums16.15;Das Vorspiel<br />
19.00;Die Wolf-Gäng13.45;Les miserables21.45<br />
Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Darkroom –<br />
Tödliche Tropfen 20.15; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 18.00; Die Sehnsucht der Schwestern<br />
Gusmao – A vida invisivel de Euridice Gusmao<br />
(OmU) 21.45<br />
UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) 1917<br />
–Der Film 17.05, 19.40, 22.30; 3Engel für Charlie<br />
22.40; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 19.55;<br />
Bad Boys for Life 17.00,19.55, 22.40; Countdown<br />
19.55, 22.30; Die Eiskönigin II 12.10, 14.40,<br />
17.20; 3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
12.00, 14.20, 17.00, 19.45, 22.45; Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 14.30; Das geheime<br />
Leben der Bäume 17.05; The Grudge 22.40; Die<br />
Heinzels 12.15, 14.30, 16.50; Die Hochzeit 12.00,<br />
16.45, 19.50; 3D: Jumanji 17.00; Jumanji 14.15;<br />
Kartoffelsalat 3–Das Musical14.40, 17.00; Knives<br />
Out 19.50, 22.45;<br />
LatteIgelund der magischeWasserstein 14.30;Lindenberg!<br />
19.40; Little Women 16.50, 19.45; Mein<br />
Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 12.10;<br />
Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 12.10;<br />
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 12.15;<br />
3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers 22.45; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.15, 19.40; Thomas<br />
und seine Freunde: Große Welt! Große Abenteuer!<br />
12.10; Underwater –Esist erwacht 22.45;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 14.45; Die Wolf-Gäng<br />
12.00,14.35<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (& 04 51/703 02 00) 1917 –Der<br />
Film 16.35, 19.40, 22.45; Bad Boys for Life 17.05,<br />
20.10,23.00;Countdown 20.25,23.15; DieEiskönigin<br />
II 11.30, 14.10, 16.55; 3D: Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 11.40, 14.20, 17.10, 19.50,<br />
22.35; The Grudge 23.20; Die Heinzels 11.20,<br />
13.30, 15.40; Die Hochzeit 11.15, 14.10, 16.45,<br />
19.35, 22.35; Jojo Rabbit 20.00; Joker 23.00;<br />
3D: Jumanji 22.50; Jumanji 13.55, 17.15; Kartoffelsalat<br />
3–Das Musical 14.10, 18.00; Der kleine<br />
Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />
11.45; Knives Out 16.55, 19.45; Latte Igel und der<br />
magische Wasserstein 11.55; Lindenberg! 16.25;<br />
Das perfekte Geheimnis 20.15; Spione Undercover:<br />
Eine wildeVerwandlung 11.05,13.45; 3D: Star<br />
Wars: DerAufstieg Skywalkers 19.30; StarWars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 13.40,22.55;Vier zauberhafte<br />
Schwestern 11.00; Die Wolf-Gäng 12.05,14.40<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (& 852 30 04)<br />
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.00, 20.00;<br />
Lindenberg! 17.00<br />
Cosima (& 85 07 58 02) Judy 18.00, 20.15<br />
Odeon (& 78 70 40 19) Jojo Rabbit (OmU) 18.00;<br />
Little Women (OmU) 15.00, 20.30<br />
Xenon (& 78 00 15 30) Cunningham (OmU)<br />
18.00; Jonathan Agassi Saved My Life (OmU)<br />
20.15; Spatzenkino 10.00<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) 1917<br />
–Der Film 16.35, 19.50; Bad Boys for Life 16.50,<br />
19.40; Die Eiskönigin II 10.00, 12.20, 14.05;<br />
3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 17.00,<br />
20.15; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
10.00, 12.00, 14.25; Die Heinzels 10.00, 12.15,<br />
14.30; Die Hochzeit 16.40,19.30; Jumanji 17.15;<br />
Knives Out 19.45; Spione Undercover: Eine wilde<br />
Verwandlung 14.45; Vier zauberhafte Schwestern<br />
10.00,12.15; Die Wolf-Gäng 10.00, 12.10,14.25<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81) Als<br />
Hitler das rosa Kaninchen stahl 13.45, 18.00; Der<br />
geheime Roman des Monsieur Pick 16.00; Judy<br />
20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (& 01 80/505 07 11) Little Women 14.00,<br />
17.00,20.00<br />
Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 0520)<br />
1917 –Der Film 17.50, 20.00, 22.55; Bad Boys for<br />
Life 16.50, 20.00, 23.00; Die Eiskönigin II10.00,<br />
12.15, 14.25; 3D: Die fantastische Reise des Dr.<br />
Dolittle 10.00, 12.20, 14.45, 17.20, 19.50, 22.35;<br />
Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.15,<br />
16.50; Das geheime Leben der Bäume 16.50; Die<br />
Heinzels 10.00, 11.50, 13.45, 15.45; Die Hochzeit<br />
17.05, 19.45, 22.40; Jojo Rabbit 20.00, 22.45;<br />
Knives Out 17.00, 19.30, 22.35; Latte Igel und<br />
der magische Wasserstein 10.00, 12.15; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 10.00, 12.00,<br />
14.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 20.45;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 10.00, 12.15, 14.30;<br />
Die Wolf-Gäng 10.00,12.10,14.25<br />
Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Bad Boys for<br />
Life 20.30; Die Eiskönigin II10.00, 14.00; 3D: Die<br />
fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.00, 18.15,<br />
20.30; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
10.00, 14.00, 16.00; Die Heinzels 12.00, 14.00,<br />
16.00; Die Hochzeit 18.00, 20.30; Jumanji 18.00,<br />
20.30; Lindenberg! 17.45; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 10.00, 14.00; Thomas<br />
und seine Freunde: Große Welt! Große Abenteuer!<br />
12.00; Vier zauberhafte Schwestern 10.00, 15.45;<br />
Die Wolf-Gäng 12.00,16.00<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (& 26 95 51 00) Gaumont: Le petit prince<br />
adit –Der Flug des Schmetterlings (OmU; m. Einführung)<br />
20.00; Welt-Spiegel: Duvidha –Zwei Gesichter<br />
(OmU; m. Einführung) 19.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 806969)<br />
1917 – Der Film 13.10, 16.20, 19.30, 19.50,<br />
22.40, 22.45, 23.00; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 16.00,16.45; Bad Boys for Life16.50, 19.30,<br />
22.15, 22.50; Countdown 17.30, 20.10, 23.00;<br />
Die Eiskönigin II 13.00; 3D: Die fantastische Reise<br />
des Dr.Dolittle13.30,14.00,17.00,20.15,23.00;<br />
Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.00,<br />
16.30; Das geheime Leben der Bäume 17.10;<br />
The Grudge 22.45; Die Heinzels 14.10, 16.15; Die<br />
Hochzeit 14.15, 17.05, 20.00, 22.30; Jojo Rabbit<br />
16.40, 19.10, 19.50, 22.20; Joker 20.00; Judy<br />
16.10; Jumanji 17.20, 20.00, 23.00; Kartoffelsalat<br />
3–Das Musical 14.15,17.15;<br />
Knives Out 16.45, 20.30, 22.45, 22.50; Lindenberg!<br />
13.30, 16.40, 19.00; Little Women 13.30,<br />
16.15, 19.40, 19.45, 22.30; Parasite 19.15; Das<br />
perfekte Geheimnis 19.45; Queen &Slim 19.00;<br />
Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 13.20;<br />
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.00,<br />
20.20; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 13.50,<br />
19.20, 22.30; Underwater –Esist erwacht 23.00;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 14.40; Die Wolf-Gäng<br />
14.10<br />
TREPTOW<br />
Astra (& 636 1650) Bad Boys for Life 17.15,<br />
20.00, 22.30; Die Eiskönigin II 12.30; 3D: Die<br />
fantastische Reise des Dr. Dolittle 17.30, 20.00,<br />
22.30; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
10.00, 12.30, 15.00; Das geheime Leben der<br />
Bäume 15.00, 18.00, 20.15, 22.30; Die Heinzels<br />
10.00, 12.00, 14.00, 16.00; Die Hochzeit 17.30,<br />
20.00, 22.30; Jumanji 18.00; Lindenberg! 20.30;<br />
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 10.00,<br />
15.00; Vier zauberhafte Schwestern 10.00, 12.15,<br />
14.00; Die Wolf-Gäng 10.00, 12.00, 16.00<br />
Casablanca (& 677 57 52) Der geheime Roman<br />
des Monsieur Pick 16.30; Judy 20.30; The Peanut<br />
Butter Falcon 18.30<br />
CineStar –Treptower Park (& 04 51/703 02 00)<br />
1917 –Der Film 17.00, 20.10, 22.50; 3Engel für<br />
Charlie 23.00; Bad Boys for Life 17.00, 20.00,<br />
22.45; Countdown 20.20, 22.55; Die Eiskönigin II<br />
11.40, 14.20; 3D: Die fantastische Reise des Dr.<br />
Dolittle 11.30, 14.10, 17.10, 20.00, 22.45; The<br />
Grudge 23.05; Die Heinzels 11.50, 14.15, 16.30;<br />
Die Hochzeit 14.10, 17.00, 19.55; Joker 22.55;<br />
3D: Jumanji 20.00; Jumanji 14.05, 17.15, 22.40;<br />
Kartoffelsalat 3–Das Musical 14.40, 17.20; Der<br />
kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />
Schatz 12.00; Knives Out 19.30; Latte Igel und der<br />
magische Wasserstein 11.55; Lindenberg! 17.10;<br />
Das perfekte Geheimnis 19.45; 3D: Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 11.30; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.20; 3D: Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 11.30; Star Wars:<br />
Der Aufstieg Skywalkers 19.30; Thomas und seine<br />
Freunde: Große Welt! Große Abenteuer! 11.45;<br />
Underwater 23.00; Vier zauberhafte Schwestern<br />
14.15,16.50; Die Wolf-Gäng 12.00,14.45<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) 1917<br />
–Der Film 16.40, 19.45; Bad Boys for Life 16.50,<br />
20.00; Die Eiskönigin II 12.00, 14.15; Eltilerin Savasi<br />
(OmU) 20.15; 3D: Die fantastische Reise des<br />
Dr.Dolittle 12.00,14.20,16.45,19.30;<br />
Die Hochzeit 16.50, 19.45; Jumanji 14.10; Rafadan<br />
Tayfa 2: Göbeklitepe (OmU) 12.00, 14.00,<br />
16.00,18.10; Spione Undercover 12.00; Star Wars<br />
IX 17.00; Türkler Geliyor –Adelatin Kilici (OmU)<br />
20.10; Vier zauberhafte Schwestern 12.00, 14.15;<br />
Die Wolf-Gäng 12.00, 14.15<br />
CityKino Wedding (& 01 77/270 19 76) TheFarewell<br />
19.00; Sneak Preview (OF) 21.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (& 4714001) An der Bruchkante –<br />
Imker in Mecklenburg 19.30; Klavierstunden –Making<br />
the Grade (OmU) 18.00; Swans (OmU) 21.45<br />
Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 15.30, 17.45, 20.00; Lindenberg!<br />
17.00, 19.45; Romys Salon 14.45<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85)Alles außergewöhnlich<br />
15.30; Porträt einer jungen Frau inFlammen<br />
20.30; DasVorspiel 18.00<br />
Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Crescendo #makemusicnotwar<br />
15.30;Das geheimeLebender Bäume<br />
18.00; Latte Igel und der magischeWasserstein<br />
13.15;The Peanut Butter Falcon 20.15<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (& 811 46 78) But Beautiful 20.30; Ein Licht<br />
zwischen den Wolken 18.00<br />
Capitol (& 831 6417) Das geheime Leben der<br />
Bäume 15.00; LittleWomen 17.20, 20.15<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12)<br />
Die Addams Family 10.00; Gott existiert, ihr Name<br />
ist Petrunya –Gospod postoi, imeto i‘ ePetrunija<br />
(OmU) 17.00;Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />
19.00<br />
Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 16.00; Crescendo<br />
#makemusicnotwar 15.45; Ein verborgenes Leben<br />
20.30; Die Eiskönigin II13.30; Das geheime Leben<br />
der Bäume 10.30, 18.30; Die Heinzels 14.00,<br />
16.00;Jojo Rabbit 18.15,20.30; Latte Igel undder<br />
magische Wasserstein 13.45; Lindenberg! 18.00,<br />
20.45; Sorry We Missed You 13.45, 20.45; Vom<br />
Gießen des Zitronenbaums 15.45; Das Vorspiel<br />
18.15<br />
UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70)<br />
1917 –Der Film 17.10, 20.15; Bad Boys for Life<br />
16.50, 20.00; Die Eiskönigin II 11.00, 13.50;<br />
3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 14.00,<br />
17.00, 20.00; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
11.00; Die Heinzels 11.10, 13.40, 15.45;<br />
Die Hochzeit 11.00, 14.10, 16.40, 19.50; Jumanji<br />
16.50;Kartoffelsalat3–Das Musical11.15, 14.20,<br />
17.45; Knives Out 19.50; Lindenberg! 19.40; Little<br />
Women 16.30, 19.40; Shaun das Schaf: Der Film:<br />
UFO-Alarm 11.15; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
20.00; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
13.45; Vier zauberhafte Schwestern 11.15, 14.15;<br />
DieWolf-Gäng 11.00, 14.00, 17.10<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (& 03322/279 88 77)Die fantastische<br />
Reise des Dr. Dolittle 14.30, 17.00, 20.00<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (& 033 75/46 97 77)<br />
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 17.00; Marianne<br />
&Leonard –Words ofLove 20.00<br />
CineStar Wildau (& 04 51/7030200) 1917 –Der<br />
Film 17.20, 20.15; Bad Boys for Life 16.45, 20.15;<br />
Countdown 20.20; Die Eiskönigin II 12.20, 15.00;<br />
3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.30,<br />
15.00, 17.30, 20.10; Die Heinzels 12.30, 14.40,<br />
17.40; Die Hochzeit 14.30, 17.20, 20.00; Jumanji<br />
12.00, 17.10, 20.00; Kartoffelsalat 3–Das Musical<br />
12.10, 14.50, 17.15; Der kleine Rabe Socke 3<br />
–Suche nach dem verlorenen Schatz 12.15; Knives<br />
Out 19.45; Latte Igel undder magische Wasserstein<br />
14.40; Lindenberg! 17.10, 20.00; Little Women<br />
14.30, 19.55; Das perfekte Geheimnis 12.00,<br />
20.15; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
12.10, 14.40; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
16.50; Vier zauberhafte Schwestern 12.15,<br />
14.40; Die Wolf-Gäng 12.00, 14.30, 17.35<br />
Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) 3D: Die<br />
fantastische Reise des Dr. Dolittle 12.00, 18.00,<br />
20.30; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
10.00, 14.00, 16.00; Die Heinzels 10.00, 14.15;<br />
Die Hochzeit 14.45, 20.30; Jumanji 12.00, 18.00;<br />
Lindenberg! 17.30; Pavarotti20.30; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 12.00; Die Wolf-Gäng 16.00<br />
Filmpalast Oranienburg (& 033 01/70 48 28)<br />
Bad Boys for Life 18.00, 20.30; Die Eiskönigin II<br />
14.15; 3D: Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
17.30, 19.45; Die fantastische Reise des Dr. Dolittle<br />
12.30, 15.00; Die Hochzeit 17.45, 20.15;<br />
Jumanji 15.15; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />
nach dem verlorenen Schatz 10.45; Latte Igel und<br />
der magische Wasserstein 10.15; Lindenberg!<br />
17.00, 20.00; Pettersson und Findus 10.30; Spione<br />
Undercover 11.45; Vier zauberhafte Schwestern<br />
13.00; DieWolf-Gäng 12.00, 14.00, 16.00<br />
Movieland Erkner (& 033 62/36 68) Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 20.45; Bad Boys for Life<br />
18.00; Die Hochzeit 17.15, 20.00; Der kleine Rabe<br />
Socke 316.15; Spione Undercover 15.00
18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />
(für HG) Sturmder Liebe. Telenovela 10.45 (für<br />
HG) Meister des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß<br />
denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15<br />
(für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für<br />
HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />
15.10 (für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />
Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Meer<br />
17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />
Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
18.50 (für HG) WaPo Berlin 19.45 (für HG)<br />
Wissen voracht –Natur 19.50 (für HG) Wetter<br />
19.55 (für HG) Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Sportschau<br />
DFB-Pokal. Achtelfinale: SV Werder<br />
Bremen –Borussia Dortmund, live.<br />
Anschl. Zsfg.: 1. FC Kaiserslautern–Fortuna<br />
Düsseldorf /Eintracht Frankfurt–<br />
RB Leipzig /FCSchalke04–Hertha BSC<br />
23.30 (für HG) Sportschau<br />
Karten, Pfiffe, fette Bässe: Schiedsrichter<br />
Deniz Aytekin<br />
0.00 (für HG) Nachtmagazin<br />
0.20 (für HG) Mord in bester Gesellschaft:<br />
Der süße Duft des Bösen<br />
Krimireihe, D/A 2009. Mit Fritz Wepper<br />
RTL<br />
5.05 Der Blaulicht Report 5.25 Exclusiv –Das<br />
Starmagazin 5.35 Explosiv –Das Magazin 6.00<br />
Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG) Gute<br />
Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Unter uns 9.30 (für<br />
HG) Alles was zählt 10.00 Der Blaulicht Report<br />
11.00 Der Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –<br />
Das RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Superhändler<br />
–4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –4<br />
Räume, 1Deal 16.00 Die Superhändler:<br />
Lieblingsdeals 17.00 Herz über Kopf. Telenovela<br />
17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –<br />
Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Starmagazin<br />
18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell –Das Wetter<br />
19.05 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 19.40<br />
(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Deutschland sucht den Superstar<br />
Castingshow. Diese Folgeliefert<br />
Stimmungskanonen, „den nächsten<br />
Bushido“, ein Marie Wegener-“Double“,<br />
Dieter und Pietro im Rollentausch, sowie<br />
die Rubrik „What The Fuck?“.<br />
22.30 Absolut Oana Nechiti<br />
0.00 RTL Nachtjournal<br />
0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />
0.30 Deutschland sucht den Superstar<br />
Castingshow. Die Castings<br />
2.20 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />
Das Recht und die Befangenheit<br />
MDR<br />
15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG)<br />
MDR um 4 17.45 (für HG) MDR aktuell 18.05<br />
(für HG) Wetter für 3 18.10 (für HG) Brisant<br />
18.54 (für HG) Unser Sandmännchen 19.00<br />
Regionales 19.30 (für HG) MDR aktuell 19.50<br />
(für HG) Einfach genial 20.15 (für HG) Umschau<br />
21.00 (für HG) Drama, Macht und Rausch 21.45<br />
(für HG) MDR aktuell 22.05 (für HG) 1945 –Unsere<br />
Städte 22.48 MDR aktuell 22.50 (für HG)<br />
Polizeiruf 110: Der Teufel hat den Schnaps<br />
gemacht. Krimireihe, DDR 1981 0.10 (für HG)<br />
Klemperer –Ein Leben in Deutschland<br />
Bayern<br />
14.00 Polettos Kochschule 14.45 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 15.30 (für HG) Schnittgut 16.00<br />
(für HG) Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern<br />
17.30 Regionales 18.00 (für HG) Abendschau<br />
18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG)<br />
Gesundheit! 19.30 Dahoam is Dahoam 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Tatort:<br />
Schneetreiben. Krimireihe, D2005 21.45 (für<br />
HG) Rundschau Magazin 22.00 Capriccio 22.30<br />
Unsere Kindheit in Bayern:daheim 23.15<br />
nachtlinie 23.45 Cristian Macelaruund Leonidas<br />
Kavakos 1.00 Rundschau Nacht<br />
Vox<br />
5.20 CSI: NY 6.00 Bones –Die Knochenjägerin<br />
6.55 CSI: Vegas 7.50 CSI: Vegas 8.50 Verklag<br />
mich doch! 9.50 Verklag mich doch! 10.50 Vox<br />
Nachrichten 10.55 Mein Kind, dein Kind 12.00<br />
Shopping Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />
14.00 Mein Kind, dein Kind 15.00 Shopping<br />
Queen 16.00 Salonfähig –Wer macht schöner?<br />
17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />
Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />
Dinner 20.15 Hot oder Schrott 22.15 Hot oder<br />
Schrott 23.15 Hot oder Schrott 0.15 Vox<br />
Nachrichten 0.35 (für HG) Medical Detectives<br />
Super RTL<br />
9.40 Thomas &seine Freunde 10.05 PawPatrol<br />
10.30 Sammy 11.00 Die Dschungelhelden<br />
11.25 Grizzy &die Lemminge 11.50 Go Wild!<br />
12.15 Trolls 12.45 Friends 13.10 Sally<br />
Bollywood 13.35 Angelo! 14.00 Die Tomund<br />
JerryShow 14.25 Voll zu spät! 14.45 Dragons<br />
15.15 Scooby-Doo! 15.40 Alvinnn!!! 16.15 Mr.<br />
Magoo 16.40 Dennis &Fletscher 17.10 Go<br />
Wild! 17.35 Voll zu spät! 18.00 Die Tomund<br />
JerryShow 18.30 Woozle Goozle 19.00<br />
Alvinnn!!! 19.30 Angelo! 20.15 Snapped 0.00<br />
Böse Mädchen 0.25 Infomercials<br />
Sport1<br />
5.45 SportClips 6.00 Teleshopping 15.30<br />
Fußball. DFB-Pokal Klassiker 17.30 Fußball.<br />
DFB-Pokal Countdown 18.30 Fußball. DFB-Pokal,<br />
Achtelfinale: Eintracht Frankfurt–RBLeipzig,live<br />
20.30 Fußball. DFB-Pokal Highlights 21.00<br />
Eishockey.Champions Hockey League, Finale:<br />
Mountfield Hradec Králové –Frölunda Indians<br />
Göteborg,Highlights 21.30 Container Wars<br />
22.00 Container Wars 22.30 Container Wars<br />
23.00 Die Trödel-Checker –Krimskrams-Jäger auf<br />
Schatzsuche 0.00 SportClips<br />
ZDF<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />
täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15<br />
(für HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />
drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />
Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />
Krimiserie. Im Banne der Koi 17.00<br />
(für HG) heute 17.10 (für HG) hallo deutschland<br />
17.45 (für HG) Leute heute 18.00 (für HG) Soko<br />
Köln. Krimiserie. Showdown 19.00 (für HG) heute<br />
19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für HG) Die<br />
Rosenheim-Cops. Krimiserie. Der neue Mann<br />
20.15 (für HG) ZDFzeit<br />
Ärger im Buckingham Palast –Die Queen<br />
und die liebe Familie. 2019 war ein<br />
Schreckensjahrfür die Queen: EngeFamilienmitglieder<br />
der Windsors haben für<br />
teils handfeste Skandale gesorgt.<br />
21.00 (für HG) Frontal 21<br />
21.45 (für HG) heute journal<br />
22.15 (für HG) 37°: Nie auf Augenhöhe<br />
Vonkleinen und großen Menschen<br />
22.45 Mann, Sieber!<br />
23.15 (für HG) Markus Lanz<br />
0.30 heute+<br />
Sat.1<br />
5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />
11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />
13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />
15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />
am Südring.Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />
–Die Familienhelfer.Doku-Soap. Ein Fünfjähriger<br />
unternimmt waghalsigeAktionen, bei denen er<br />
offensichtlich sein Elternhaus beschädigen will.<br />
Sobald er bei seinen Manövernunterbrochen<br />
wird, reagierteraggressiv. 17.30 Klinik am<br />
Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00<br />
AufStreife –Die Spezialisten 19.00 Genial<br />
daneben –das Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />
20.15 (für HG) Navy CIS<br />
Krimiserie.Schlaflos. Gibbs steht vor<br />
einem Dilemma: Marine-Corporal Laney<br />
Alimonte steht unter Verdacht, ein<br />
Verbrechen begangen zu haben. In ihrem<br />
Kühlschrank lag eine Mordwaffe.<br />
21.15 Navy CIS: L.A.<br />
Krimiserie.Der Kubus<br />
22.15 Hawaii Five-0<br />
Krimiserie.Auf Biegen und Brechen<br />
23.10 SpiegelTV–Reportage<br />
Atemlos durch die Provinz<br />
0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />
WDR<br />
9.40 Aktuelle Stunde 10.25 Regionales 10.55<br />
Planet Wissen 11.55 Nashorn, Zebra &Co.<br />
12.45 WDR aktuell 13.05 Elefant, Tiger&Co.<br />
13.55 Aufgepasst, der Profi kommt! 14.25 Um<br />
Himmels Willen 16.00 WDR aktuell 16.15 Hier<br />
und heute 18.00 WDR aktuell /Lokalzeit 18.15<br />
Servicezeit 18.45 Aktuelle Stunde 19.30<br />
Regionales 20.00 Tagesschau 20.15 Abenteuer<br />
Erde 21.45 WDR aktuell 22.10 Das Verschwinden<br />
(1/4): Janine. Krimireihe, D/CZ 2017 23.35<br />
Das Verschwinden (2/4): Weil wir euch lieben.<br />
Krimireihe, D/CZ 2017 1.05 (für HG) Ilove Trump<br />
NDR<br />
14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) NDR Info 16.20<br />
(für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für HG)<br />
Leopard, Seebär &Co. 18.00 Regionales 18.15<br />
(für HG) NaturNah 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />
Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Visite 21.15 (für HG) Panorama –die<br />
Reporter 21.45 (für HG)NDR Info 22.00 (für HG)<br />
Tatort: Feuerkämpfer.Krimireihe, D2006 23.25<br />
(für HG) Weltbilder 23.55 (für HG) Alles gut –Ankommen<br />
in Deutschland. Dokumentarfilm, D<br />
2017 1.30 Spiekeroog ... mit Judith Rakers<br />
Kabel eins<br />
6.00 (für HG) Castle 6.45 (für HG) The Mentalist<br />
7.40 (für HG) Navy CIS: L.A. 8.35 Navy CIS 9.35<br />
Blue Bloods 11.20 Numb3rs 12.15 (für HG)<br />
Castle 13.05 (für HG) Castle 14.00 (für HG) The<br />
Mentalist 14.55 (für HG) Navy CIS: L.A. 15.50<br />
Kabel Eins News 16.00 Navy CIS 16.55<br />
Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />
Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung<br />
Kontrolle! Wirkümmernuns drum 20.15 (für HG)<br />
Get Smart. Actionkomödie, USA 2008 22.35 (für<br />
HG) Speed. Actionfilm, USA 1994 0.50 (für HG)<br />
Speed 2: Cruise Control. Actionfilm, USA 1997<br />
RTLZWEI<br />
6.00 PrivatdetektiveimEinsatz 7.00 Die<br />
Straßencops Süd –Jugend im Visier 8.00 Frauentausch<br />
10.00 Frauentausch 12.00 Frauentausch<br />
14.00 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />
Leben 15.00 Die Reimanns –Ein außergewöhnliches<br />
Leben 16.00 Hartz und herzlich –Tag für Tag<br />
Rostock 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &<br />
Nacht 20.15 Armes Deutschland –Stempeln<br />
oder abrackern? 22.15 Hartz und herzlich 0.15<br />
Autopsie –Mysteriöse Todesfälle 1.10 Autopsie<br />
–Mysteriöse Todesfälle 1.55 Autopsie –Mysteriöse<br />
Todesfälle 2.40 Crime Town USA<br />
Eurosport 1<br />
8.30 Skispringen. Einzelspringen (HS137) 9.30<br />
Tischtennis. German Open in Magdeburg:<br />
Highlights 10.30 Tennis. Australian Open: Das<br />
Finale der Männer 12.00 Rad-Querfeldein 13.00<br />
Snooker.World Grand Prix in Cheltenham: 1.<br />
Runde 13.55 Snooker.World Grand Prix in<br />
Cheltenham:1.Runde. Live 18.00 Tennis 18.50<br />
Nachrichten 19.00 Leichtathletik. PSD Bank<br />
Meeting 2020 in Düsseldorf, live 21.00 Snooker.<br />
WorldGrand Prix in Cheltenham: 1. Runde, live<br />
0.00 Nachrichten 0.05 Rad-Querfeldein<br />
TV-Tipps<br />
ARTE, 20.15 UHR DOKUMENTARFILM<br />
Abschied von der Mittelschicht<br />
Nicht nur in Deutschland oder Frankreich wächst die Kluft zwischen Arm<br />
und Reich. Selbst in Schweden, das vielen noch als „Sozialparadies“<br />
gilt, wird die soziale Schereimmer größer.Jeder fünfte Rentner lebt dort<br />
unter der Armutsgrenze, Frauen sind besonders betroffen. In Spanien sind<br />
mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen prekär beschäftigt. „Das Prekariat<br />
lebt immer hartamRandder Verschuldung. EinFehler,eine Krankheit zum<br />
falschen Zeitpunkt, ein Unfall oder einem Familienmitglied passiertirgendwas,das<br />
kann das Ende bedeuten“, schildertder britische Wirtschaftswissenschaftler<br />
Guy Standing. Welche Explosivität steckt in der neuen Klasse des<br />
Prekariats? Wiesteht es um Europas sozialen Frieden? Welche Herausforderungen<br />
gehen mit der Idee eines Grundeinkommens einher?<br />
(D/2019)<br />
Foto: RBB<br />
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Flusskreuzfahrten 2020<br />
Die schönsten Flussreisen<br />
auf Donau, Rhein, Mosel,<br />
Saar, Elbe, Wolga u. v. m.<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />
SUDOKU<br />
NORMALVARIANTE mittel<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL<br />
6 5 9<br />
4 7<br />
1 3<br />
8 7<br />
2 4 7 1<br />
6 3 2<br />
5 8 7<br />
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MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />
2<br />
7<br />
5 1<br />
9<br />
6 8 4<br />
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www.berliner-zeitung.de<br />
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vom VOM 3.2.2020<br />
2020<br />
MITTEL mittel<br />
6 9 1 4 2 3 8 7 5<br />
4 8 5 1 7 6 3 9 2<br />
7 2 3 9 5 8 1 6 4<br />
1 7 6 2 4 9 5 8 3<br />
9 5 8 3 6 1 4 2 7<br />
2 3 4 7 8 5 9 1 6<br />
8 6 9 5 3 7 2 4 1<br />
3 4 7 8 1 2 6 5 9<br />
5 1 2 6 9 4 7 3 8<br />
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VOM 3.<br />
3.2.2020<br />
2. 2020<br />
SCHWER schwer<br />
5 1 7 3 2 9 6 8 4<br />
8 3 6 4 1 7 5 9 2<br />
9 4 2 8 6 5 3 7 1<br />
7 2 4 9 3 6 1 5 8<br />
1 9 5 2 7 8 4 6 3<br />
3 6 8 5 4 1 7 2 9<br />
4 7 1 6 9 2 8 3 5<br />
6 8 9 1 5 3 2 4 7<br />
2 5 3 7 8 4 9 1 6<br />
RBB<br />
5.00 (für HG) Berlin erwacht –Winter 5.30<br />
Eisbär,Affe &Co. 6.20 zibb 7.20 (für HG) Brisant<br />
8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30 (für HG)<br />
Abendschau 9.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />
10.30 (für HG) Rote Rosen 11.20 (für HG) Sturm<br />
der Liebe 12.10 (für HG) Hauptstadtrevier 13.00<br />
rbb24 13.10 (für HG) Verrückt nach Meer 14.00<br />
(für HG) Tiere bis unters Dach. Familienserie.<br />
Streuner 14.30 (für HG) Just Married –Hochzeiten<br />
zwei. Komödie, D2013 16.00 (für HG) rbb24<br />
16.15 (für HG) Gefragt–Gejagt 17.00 (für HG)<br />
rbb24 17.05 Eisbär,Affe &Co. 17.55 (für HG)<br />
Unser Sandmännchen 18.02 rbb UM6 18.27<br />
zibb 19.30 (für HG) Abendschau /Brandenburg<br />
aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Flussauf, flussab<br />
Die kalte Jahreszeit im Spreewald gilt<br />
unter Wassersportlernals Geheimtipp.<br />
Abseits vomTrubel der Sommermonate<br />
lassen sich Natur und Landschaft<br />
besonders gut vomBoot aus erleben.<br />
21.00 (für HG) Die rbb Reporter<br />
21.45 (für HG) rbb24<br />
22.00 (für HG) Nuhr im Ersten<br />
Kabarettshow<br />
22.45 (für HG) Olaf macht Mut<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 (für HG) Abendshow<br />
ProSieben<br />
5.00 Mom. Sitcom 5.40 The Middle. Comedyserie<br />
6.20 (für HG) Twoand aHalf Men. Sitcom<br />
7.45 (für HG) The Big Bang Theory. Sitcom 9.10<br />
(für HG) HowIMet Your Mother.Sitcom 10.55<br />
Mike&Molly.Sitcom. Ein Paar ist kein Paar<br />
11.20 Fresh Off the Boat. Sitcom. Echte Action<br />
11.45 Last Man Standing. Comedyserie. Mein<br />
neuer Panzer 12.10 2BrokeGirls. Sitcom.<br />
Vatertag 12.40 Mom. Sitcom 13.30 (für HG) Two<br />
and aHalf Men. Sitcom 14.45 The Middle.<br />
Comedyserie 15.40 (für HG) The Big Bang Theory.<br />
Das Jerusalem-Projekt /Super Bowl für Physiker<br />
/Die Zeitmaschine 17.00 taff 18.00 Newstime<br />
18.10 (für HG) Die Simpsons. Homer,hol den<br />
Hammer raus /Krieg der Welten 19.05 Galileo<br />
20.15 Schlag den Besten<br />
Spielshow. In der neuen Folgetrifft „Mr.<br />
Unschlagbar“ Robin auf Hendrik aus<br />
Köln. Der sportbegeisterte26-Jährigeist<br />
Mitarbeiter in einerWirtschaftskanzlei und<br />
will Robins Siegesserie beenden.<br />
23.00 Joko gegen Klaas –Das Duell um die<br />
Welt<br />
1.55 ProSieben Spätnachrichten<br />
2.00 Schlag den Besten<br />
3.55 2Broke Girls<br />
4.15 Mike &Molly<br />
4.35 Last Man Standing<br />
Arte<br />
9.30 Der große Fluss vomHimalaya 11.45<br />
Rituale der Welt 12.15 Re: 12.50 Arte Journal<br />
13.05 Stadt Land Kunst 13.45 (für HG)<br />
Treibsand. Roadmovie, F2013 15.20 Das Gesetz<br />
der Löwen 16.05 (für HG) Der unsichtbare Puma<br />
16.50 (für HG) Xenius 17.20 Rituale der Welt<br />
17.50 (für HG) Stromaufwärts! 19.20 Arte<br />
Journal 19.40 Re: 20.15 Abschiedvon der<br />
Mittelschicht. Doku-Film, D2019 21.45 (für HG)<br />
Push. Doku-Film, S/CDN/GB 2019 23.15<br />
Gesprächsrunde 23.35 Wirsind die Roboter.<br />
Doku-Film, D/F/NL 2015 1.00 Arte Reportage<br />
3Sat<br />
12.10 (für HG) Gekaufter Mist 13.00 (für HG)<br />
ZIB 13.15 (für HG) Der Flug des Seeadlers<br />
14.00 (für HG) Waldrapp 14.45 (für HG) Die<br />
Rückkehr des Wiedehopfs 15.30 (für HG)<br />
Menschen im Karst 16.15 Das Salzkammergut<br />
17.00 Wilde Wasser,steile Gipfel 17.45 (für HG)<br />
Zurück zum Urwald 18.30 nano 19.00 (für HG)<br />
heute 19.20 Kulturzeit 20.00 Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Schnellermittelt: Erinnern. Kriminalfilm,<br />
A2014 21.45 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2<br />
22.25 Viva la Vulva 23.15 (für HG) Die Lust der<br />
Frauen 0.15 Der Tod–das letzte Tabu<br />
Phoenix<br />
10.45 USA-Iran Chronik einer Feindschaft 11.15<br />
Pulverfass Libyen 12.00 phoenix vorort 12.45<br />
Angst vorChina? 13.30 Handelskriege 14.00<br />
phoenix vorort 14.45 Unsere Welt in Zukunft<br />
15.15 Viren –die unsichtbare Gefahr 16.00<br />
Gegen den Hass 16.45 Das Atomwaffen-Kartell<br />
17.30 phoenix der tag 18.00 Schmerz-los 18.30<br />
(für HG) Peking –Metropole der Macht 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Peking –Metropole<br />
der Macht 21.00 Immer an der Mauer lang<br />
21.45 heute journal 22.15 Phoenix Runde<br />
23.00 phoenix der tag 0.00 Phoenix Runde<br />
Kika<br />
12.55 Mirette ermittelt 13.15 (für HG) 41/2<br />
Freunde 13.40 (für HG) Die Pfefferkörner 14.10<br />
Schloss Einstein –Erfurt 15.00 Du bist Style!<br />
15.25 Max &Maestro 16.00 Die Abenteuerdes<br />
jungen Marco Polo 16.50 Peter Pan–Neue<br />
Abenteuer 17.35 (für HG) Der kleine Prinz 18.00<br />
Shaun das Schaf 18.15 Marinette 18.40<br />
Wolkenkinder 18.47 Baumhaus 18.50 Unser<br />
Sandmännchen 19.00 (für HG) Wickie und die<br />
starken Männer 19.25 (für HG) Pur+ 19.50 (für<br />
HG) logo! 20.00 (für HG) Kika Live 20.10 Die<br />
Jungs-WG 20.35 Die Mädchen-WG<br />
Dmax<br />
6.00 Die Schatzsucher –Goldtaucher der<br />
Beringsee 6.50 Infomercial 8.50 Hardcore Pawn<br />
9.20 BaggageBattles 9.50 Infomercial 10.15<br />
House Hunters 10.45 Haus gesucht in Alaska<br />
11.15 Border Control 12.15 Steel Buddies<br />
13.15 Railroad Alaska 14.15 Die Schatzsucher<br />
–Goldrausch in Alaska 16.15 Border Control<br />
17.15 Steel Buddies 18.15 Asphalt-Cowboys<br />
19.15 A2 –Abenteuer Autobahn 20.15 Steel<br />
Buddies 22.15 Cash für Chrom 23.10 DMAX<br />
News 23.15 Outback Inferno 0.10 DMAX News<br />
Tagesschau 24<br />
5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />
ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrich<br />
ten 9.15 Milch –Superfood oder Gift? 10.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 10.15 Super.Markt<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />
ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.15 Die Zins-Tricks der Sparkassen<br />
20.00 Tagesschau 20.15 Hartaber fair 21.30<br />
Einsatz gegenEinsamkeit 22.00 Tagesthemen<br />
22.07 Marktcheck 22.52 Extra 23.00<br />
Tagesthemen 23.07 Tagesschau vor20Jahren<br />
23.23 Dopen bis das Herz versagt? Gefährliche<br />
Spritzen im Fußball 0.07 Umschau 0.52 Extra<br />
1.00 Nachtmagazin 1.20 7Tage... 1.50 Extra<br />
ONE<br />
6.50 Brisant 7.30 Liebe am Fjord –Abschied vo<br />
Hannah. Liebesmelodram, D2012 9.00 Brisant<br />
9.40 Bezaubernde Jeannie 10.05 Bezaubernde<br />
Jeannie 10.30 Lindenstraße 11.00 Familie Dr.<br />
Kleist 11.50 Sturmder Liebe 12.35 Sturmder<br />
Liebe 13.25 Um Himmels Willen 14.10 Frauche<br />
und die Deiwelsmilch. Krimikomödie, D2014<br />
15.40 Familie Dr.Kleist 16.30 Bezaubernde<br />
Jeannie 16.55 Bezaubernde Jeannie 17.20<br />
Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich 18.40<br />
Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15<br />
Doctor Who Classics 21.20 Doctor Who 22.05<br />
Doctor Who 22.50 Doctor Who 23.35 My Mad<br />
FatDiary 0.20 Doctor Who Classics<br />
ZDF NEO<br />
6.30 (für HG) Mit 80 Jahren um die Welt 7.15<br />
(für HG) Mit 80 Jahren um die Welt 8.00<br />
Topfgeldjäger 8.55 (für HG) Stadt, Land, Lecker<br />
9.40 (für HG) Bares für Rares 10.30 (für HG)<br />
Bares für Rares 11.25 Dinner Date 12.10 (für<br />
HG) Monk 12.50 (für HG) Monk 13.35 Psych<br />
14.15 Psych 14.55 (für HG) Monk 15.35 (für<br />
HG) Monk 16.20 Psych 17.00 Psych 17.45 (für<br />
HG) Bares für Rares 18.35 Dinner Date 19.20<br />
(für HG) Bares für Rares 20.15 (für HG) Münche<br />
Mord: Kein Mensch, kein Problem. Krimireihe,D<br />
2016 21.45 (für HG) München Mord: Wo bist Du<br />
Feigling.Krimireihe, D2016 23.15 (für HG) Die<br />
Mütter-Mafia. Komödie, D2014 0.45 Springflut<br />
ZDF INFO<br />
8.15 Damals nach der DDR 9.00 Damals nach<br />
der DDR 9.45 Damals nach der DDR 10.30<br />
Damals nach der DDR 11.15 Damals nach der<br />
DDR 12.00 Momente der Geschichte 12.45 Wa<br />
of Thrones 13.30 WarofThrones 14.15 Warof<br />
Thrones 15.00 WarofThrones 15.45 Burgen –<br />
Mythos und Wahrheit 16.30 Burgen –Mythos<br />
und Wahrheit 17.15 Burgen –Mythosund<br />
Wahrheit 18.00 Burgen –Mythosund Wahrheit<br />
18.45 ZDF-History 19.30 Das unterirdische<br />
Reich 20.15 Festungen für den Sonnenkönig<br />
21.00 Das unsichtbare Kairo 21.45 Das<br />
unsichtbare Rom 22.30 Das unsichtbare Venedi<br />
23.15 (für HG) ZDF-History 0.00 ZDF-History<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Konzert Christoph Graupner,Kantatenmit<br />
obligatem Fagott: „Jauchzet ihr Himmel,freue<br />
dich Erde“ /„Jesu mein Herrund Gott allein“ /<br />
„Kehre wieder, du abtrünnigeIsrael“ /„Ach bleib<br />
bei uns, HerrJesu Christ“ /„Wirwerden ihn<br />
sehen“, ca. 117 Min.<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musikstadt Berlin Streifzügedurch das<br />
klassische Musikleben der Hauptstadt. Mit Kai<br />
Luehrs-Kaiser,ca. 56 Min.<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Rohstoff (12/20). VonJörg Fauser /<br />
Gelesenvon Lars Eidinger,ca. 30 Min.<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Dekolonialisierteuch (1/4):<br />
Passagen der Erinnerung.Das koloniale Erbe<br />
Dänemarks in der Karibik. VonJane Tversted und<br />
Martin Zähringer,ca. 45 Min.<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Hörspiel Monsieur Bougran in Pension. Von<br />
Joris-KarlHuysmans. Ausdem Französischen von<br />
Gernot Krämer /Bearbeitung und Regie:<br />
Elisabeth Panknin, ca. 50 Min.<br />
22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Feature Nicht mit uns! Mittelamerikanische<br />
Musikerinnenwehren sich gegenden Machismo.<br />
VonErika Harzer,ca. 57 Min.<br />
MAGAZIN<br />
18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Weltzeit Goldabbau in Kolumbien: Erfolgreicher<br />
Widerstand für Wasser.Von Thomas Kruchem.<br />
Moderation: Andre Zantow, ca. 30 Min.<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Die „Neue Frau“ zwischen Flapper<br />
und kunstseidenem Mädchen: Frauen in der<br />
Zwischenkriegszeit, ca. 26 Min.<br />
19.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Zeitfragen. Wirtschaft und Umwelt Most<br />
wanted: Handwerker.Mit neuen Ideen aus der<br />
Fachkräftefalle. VonRichard A. Fuchs, ca. 55 Min<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Die französische Opernsängerin<br />
Natalie Dessay. mit Lothar Jänichen, ca. 30 Min.<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Kontinente Klezmer aus Krakau:<br />
Kroke. Mit Peter Rixen, ca. 56 Min.<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Jazz Live Arne Jansen Trio und Orchestra Baobab<br />
Aufnahme vom23.6.2019 bei JazzBaltica,<br />
Timmendorfer Strand, ca. 55 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 – S eite 19<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Werder<br />
Union als<br />
Wegweiser<br />
Frank Hellmann<br />
sieht den Abstieg der<br />
Bremer näher rücken.<br />
Werder Bremen träumt immer<br />
mal wieder vonder Fahrtnach<br />
Berlin, die im deutschen Vereinsfußball<br />
das Finale des DFB-Pokals bedeutet.<br />
Zuletzt im Frühjahr 2019.<br />
Werder holte im Halbfinale einen<br />
0:2-Rückstand gegen den FC Bayern<br />
(2:3) auf, als eine krasse Fehlentscheidung<br />
alle Träume beendete.<br />
Zuvor hatte das Team von Florian<br />
Kohfeldt im Viertelfinale beim FC<br />
Schalke 04 (2:0) und im Achtelfinale<br />
bei Borussia Dortmund (7:5 nach<br />
Elfmeterschießen) gesiegt.<br />
Doch nun spricht vordem Achtelfinale<br />
wieder gegen Dortmund am<br />
Dienstag (20.45 Uhr/ARD) nichts<br />
mehr für Wiederholung eines solchen<br />
Coups. Im56. Bundesligajahr<br />
ist der Klassenerhalt so akut gefährdet<br />
wie im einzigen Abstiegsjahr<br />
1979/80. Jeder Schritt scheint gerade<br />
schwer zu fallen. Spötter sehen in<br />
Kohfeldts Kickern Bleifiguren, die<br />
mit dem erforderlichen Tempo überfordert<br />
sind. Das erschreckendste<br />
Beispiel gibt ein ehemaliger Dortmunder<br />
ab: Nuri Sahin ist im defensiven<br />
Mittelfeld zu einem zentralen<br />
Problem geworden. Der vom BVB-<br />
Anhang noch immer verehrte 31-<br />
Jährige gewinnt kaum mehr einen<br />
Zweikampf, kein Laufduell.<br />
Wie imWeserstadion nun Sprinter<br />
Jadon Sancho oder Urgewalt Erling<br />
Haaland aufgehalten werden<br />
sollen, ist ein Rätsel. Siewüssten, wie<br />
dramatisch die Situation in der Bundesliga<br />
sei, beteuertKohfeldt, aber er<br />
sei sicher, dass die Chancen, die das<br />
Duell mit Dortmund biete, die Risiken<br />
überwiege. Das sprichwörtliche<br />
Pfeifen im finsteren Walde. Eine<br />
blutleere Darbietung wie zuletzt<br />
würde nicht nur das Schlüsselduell<br />
gegen den 1. FC Union am Sonnabend<br />
(15.30 Uhr), sondern auch<br />
Kohfeldt belasten. Dem 37-Jährigen<br />
ist zeitweise anzumerken, wie sehr<br />
die Krise auch ihn betrifft. Aus dem<br />
Trainer des Jahres 2018 ist nach einer<br />
Umfrage im Fachmagazin Kicker der<br />
Absteiger des Jahres 2019 geworden.<br />
Kohfeldt macht sich angreifbar<br />
Dass der Fußballlehrer grundsätzlich<br />
fachliche Fähigkeiten mitbringt,<br />
bezweifelt auch abseits der Hansestadt<br />
kaum jemand, aber auch der<br />
sehr auf seine Außendarstellung bedachte<br />
und bis 2023 gebundene<br />
Coach hat sich angreifbar gemacht.<br />
Die Hansestadt spaltet sich allmählich<br />
ob dieser Causa in zwei konträre<br />
Lager. Seit Wochen funktioniert es<br />
bei Werder hinten und vorne nicht<br />
mehr. Zuletzt beim FC Augsburg<br />
(1:2) probierte der vonBaumann immer<br />
noch beharrlich geschützte<br />
Kohfeldt drei verschiedene Systeme.<br />
Vergebens.<br />
Insgesamt wirkt vieles von Seiten<br />
der sportlichen Leitung nicht mehr<br />
schlüssig: Der aus Hoffenheim geholte<br />
Hoffnungsträger Vogt ist nur in<br />
einer Dreierkette zu gebrauchen,<br />
aber für dieses System fehlen dynamische<br />
Außenbahnspieler. Und im<br />
neuen System gibt es vornezuwenig<br />
Anspielstationen.<br />
Kohfeldts Plädoyer ineigener Sache<br />
wird irgendwann nichts mehr<br />
nützen. Inzwischen hat der Trainer<br />
einen Rückzug aus freien Stücken<br />
nicht mehr völlig ausgeschlossen.<br />
Wenn er das Gefühl habe, dass die<br />
Mannschaft einen neuen Impuls<br />
brauche, sagt Kohfeldt, dann würde<br />
der Werder-Fan in ihm gewinnen.<br />
Für den Coach gilt: Zu Chancen und<br />
Risiken bewerten sie den Pokalkick<br />
oder schauen die Partie gegen die<br />
Gäste des 1. FC Union Berlin.<br />
Neues Spiel,<br />
neues Glück<br />
Esist nicht einfach, ein 0:5 zu<br />
verknusen, geschweige<br />
denn danach die Balance<br />
wiederzufinden. Egal, ob<br />
jetzt ein Pokalspiel beieinem Viertligisten<br />
folgt, zumal dort alles andere<br />
als ein möglichst unfallfreies Weiterkommen<br />
die viel größere Blamage<br />
wäre. Die Spiele um den Pott sind<br />
zwar schön, und inVerl ist die Prämie<br />
von1,4 Millionen Euro<br />
für das Erreichen des<br />
Viertelfinales wahrscheinlich<br />
leichter<br />
einzusacken als anderswo,<br />
aber wichtig<br />
in dieser Saison ist und<br />
bleibt für den 1. FC<br />
Union die Liga.<br />
Was also tun nach<br />
solch einer Vorführung<br />
wie in Dortmund?<br />
Zusammen ein<br />
Bier trinken und ein<br />
paar Bratwürste auf<br />
den Grill legen, um<br />
Zusammenhalt und<br />
Kollektivität zu demonstrieren?<br />
Dafür ist<br />
in einer Woche mit einem<br />
Pokalspiel in der<br />
Mitte keine Muße,und<br />
so etwas ist in Zeiten gesunder Ernährung<br />
der Profis zweitens wahrscheinlich<br />
längst nicht mehr zeitgemäß.<br />
Oder man stelle sich nur vor,<br />
Christopher Trimmel und seine Mitspieler<br />
würden barfuß über glühende<br />
Kohlen laufen, um sich dann<br />
schreiend auf die Brust zu schlagen,<br />
was man doch für echte Kerle und<br />
kraftstrotzende Mannsbilder in seinen<br />
Reihen habe und der Gegner<br />
fortan die Punkte bitte unaufgefordert<br />
in die Alte Försterei schicken<br />
möge.Dafür sind die Eisernen, allen<br />
voranTrainer UrsFischer,zugeerdet.<br />
Wie also umgehen mit dieser<br />
Handvoll? Schließlich ist diese Klatsche<br />
die höchste,die die Eisernen in<br />
ihrer noch ultrakurzen Bundesligahistorie<br />
übergebraten bekamen.<br />
Fünf Gegentore haben sie mindestens<br />
alle mal bekommen, die meisten<br />
deutlich mehr und auch des Öfteren.<br />
Schalke hat es mal mit 0:11 erwischt<br />
und Dortmund mit 0:12, nur<br />
gilt deren Dutzend einst in Mön-<br />
„Erstrebenswert<br />
ist es<br />
nicht, aber<br />
man kann<br />
gegen solche<br />
Stars durchaus<br />
mal<br />
untergehen.“<br />
chengladbach noch immer als so etwas<br />
wie ein abgekartetes Spiel, weil<br />
die Fohlen noch hätten Meister werden<br />
können, es dann aber doch nicht<br />
wurden. Na gut, sie alle sind viele<br />
Jahre länger in der Bundesliga und<br />
hatten somit ausreichend Gelegenheit,<br />
für das eine oder andere Spiel<br />
eine Schießbude zu sein. Die Zauberworte<br />
heißen: neues Spiel, neues<br />
Glück. Also: zur Jagd<br />
blasen auf den nächsten<br />
Sieg. Habt Bock auf<br />
einen Dreier schon im<br />
kommenden Spiel!<br />
Wieoft habe ich im<br />
Training erlebt, dass<br />
eine Mannschaft im<br />
Abschlussspielchen<br />
überlegen war und die<br />
andere keinen Schimmer<br />
sah. Als hier alles<br />
und dort nichts mehr<br />
ging und der Ausgang<br />
zweistellig zu werden<br />
drohte oder schon<br />
war, pfiff der Trainer<br />
ab, rief „Es steht 0:0!“<br />
und pfiff ein neues<br />
Spiel an. Nicht selten<br />
purzelten die Tore auf<br />
der anderen Seite.<br />
Natürlich sprechen wir in der<br />
Bundesliga nicht vom Training und<br />
nicht voneinem Freizeitkick, spielen<br />
bei den Gegnern der Eisernen in<br />
manchen Partien doch französische<br />
Welt- und/oder deutsche Ex-Weltmeister<br />
mit. In Dortmund zum Beispiel<br />
standen mit Mats Hummels ein<br />
Rio-Triumphator,mit Raphael Guerreiro<br />
ein portugiesischer Europameister,<br />
mit Axel Witsel ein belgischer<br />
WM-Dritter und mit Erling<br />
Braut Haaland aus Norwegen der<br />
vielleicht interessanteste Jung-<br />
Spund Europas auf dem Platz. Man<br />
kann gegen solche Stars durchaus<br />
mal untergehen.<br />
Selbst wenn die Eisernen morgen<br />
–bei allem Klassenunterschied, aber<br />
Respekt muss vorjedem Gegner sein<br />
–Verl vor der Brust haben, für mich<br />
zählt vor allem der Trip am Sonnabend<br />
an die Weser. Dort, gegen<br />
Werder Bremen zählen nur die Zauberworte<br />
vom neuen Spiel und dem<br />
neuen Glück.<br />
Der Weisheit letzter Schuss<br />
VonMichael Jahn<br />
In den vergangenen Tagen<br />
musste ich an Trainer Lucien<br />
Favre denken. Das klingt erst<br />
einmal seltsam, hat aber seinen<br />
triftigen Grund. Jürgen Klinsmann<br />
dreht gerade Hertha BSC auf<br />
links und verantwortet die heftigste<br />
personelle Rochade,<br />
seitdem ich über Hertha<br />
berichte, also seit<br />
30 Jahren! Als der<br />
Schweizer Favre 2007<br />
nach Berlin kam, sagte<br />
er mir, dass sich kein<br />
Profi sicher sein kann,<br />
seinen Stammplatz zu<br />
behalten. Er werde alles<br />
hinterfragen. Klinsmann<br />
lässt grüßen!<br />
UndFavreerzählte damals,<br />
dass er einst<br />
beim Schweizer Erstligisten<br />
Yverdon Sports<br />
14 von18Spielernausgetauscht<br />
habe. Mir<br />
schwante, was auch<br />
auf Hertha zukommen<br />
könnte.<br />
Die Struktur der<br />
Zwei <strong>Berliner</strong> Teams in der Bundesliga,<br />
zwei Kenner des <strong>Berliner</strong> Fußballs:<br />
Michael Jahn und Andreas Baingogeben jede<br />
Woche ihre Expertise ab.<br />
Andreas Baingofür den 1. FC Union, seine<br />
Eisernen, für die er selbst früher am Ball war.<br />
UndMichael Jahn für Hertha BSC, seine<br />
Hertha, die er seit mehr als zwei Jahrzehnten<br />
als Reporter begleitet. In dieser Woche setzt<br />
sich der eine mit der Verarbeitung einer<br />
herben Niederlage, der andere mit einem<br />
Talent und dem Glück eines Kaufrauschs<br />
Neuer Druck,<br />
neue Chance<br />
„Arne Maier<br />
muss sich der<br />
Konkurrenz<br />
stellen. Klinsmann<br />
wird<br />
ihm Gelegenheit<br />
dafür<br />
geben.“<br />
auseinander.<br />
ISTOCKPHOTO<br />
Mannschaft änderte<br />
sich, Manager Michael Preetz zahlte<br />
2007/08 rund 17 Millionen Euro insgesamt<br />
an Ablöse.Das sind aber Peanuts<br />
gegenüber dem Geld, dass<br />
Preetz vorige Woche bewegte. Für<br />
das Trio Lucas Tousart, Krzysztof Piatek<br />
und Matheus Cunha überweist<br />
Hertha rund 65 Millionen Euro.<br />
Ob es die Wucht der Summen ist<br />
oder die Vita der Zugänge oder beides<br />
–auf jeden Fall versetzte die Konkurrenz<br />
einige Hertha-Profis in Aufregung,<br />
die plötzlich aus Berlin fliehen<br />
wollten. Dortlebten sie lange in<br />
einer Komfortzone, ineinem Mittelklasseverein<br />
der Liga, in dem die interne<br />
Konkurrenz überschaubar war.<br />
Dass Davie Selke nach Bremen<br />
ging, kann ich nachvollziehen angesichts<br />
der Aufrüstung der Offensive,<br />
aber wie sich Arne Maier, 21, als<br />
größtes Hertha-Talent der letzten<br />
Jahre gepriesen, verhalten hat, hat<br />
mich verwundert und geärgert. Er<br />
setzte Manager Preetz die Pistole auf<br />
die Brust, sprach auch vonmangelnder<br />
Wertschätzung und wollte sofort<br />
den Verein verlassen. Er sah keine<br />
Perspektivemehr im Mittelfeld. Dass<br />
er oder vielleicht sein Berater seine<br />
Forderungen sehr drastisch öffentlich<br />
machte, stieß auch beim Gros<br />
der Fans auf Kritik.<br />
Maier ist im Profibereich ein großes<br />
Versprechen geblieben. Wegen<br />
vieler Verletzungen<br />
brachte er es seit Mai<br />
2017 nur auf 44 Erstligaspiele.<br />
Seine Bilanz:<br />
0Tore und ein Assist.<br />
Maier wird offenbar<br />
schlecht beraten.<br />
Seine Chance, eine<br />
gute Rolle zu spielen,<br />
ist groß. Im Mittelfeld<br />
wird sich im Sommer<br />
viel ändern. Musterprofi<br />
Per Skjelbred<br />
dürfte nach Norwegen<br />
zurückkehren, die<br />
Leihe von Marko Grujic<br />
vom FC Liverpool<br />
endet,Vladimir Darida<br />
gilt als Wechselkandidat.<br />
Bleibt der Franzose<br />
Tousart, der 24-<br />
Millionen-Mann, der<br />
aus Lyon kommen<br />
wird und Santiago Ascacibar, der<br />
schon jetzt eine giftige Nummer<br />
Sechsabgibt. UndMaier! ZumGlück<br />
hat Michael Preetz den Mann aus<br />
Ludwigsfelde nicht ziehen lassen.<br />
Der muss sich nun der Konkurrenz<br />
stellen. Klinsmann wird ihm Gelegenheit<br />
dafür geben. Beim 0:0 gegen<br />
Schalke durfte er 30 Minuten ran.<br />
Viele Hertha-Spieler,geradeauch<br />
die Jüngeren, müssen die radikale<br />
Wende in der Personalpolitik nach<br />
den Millionen von Investor Lars<br />
Windhorst erst verinnerlichen. Keiner<br />
kann sich seines Platzes sicher<br />
sein. Pal Dardai, der sich als Trainer<br />
einst so viel Geld für Transfers gewünscht<br />
hätte, sprach stets von seiner<br />
„kleinen, aber fleißigen Mannschaft“.<br />
Nun denkt Hertha größer<br />
und hat die Vision, schnell ein internationales<br />
Fußball-Schwergewicht<br />
zu werden. Die Krux ist: Noch steht<br />
man mitten im Abstiegskampf und<br />
sollte die aggressive Einkaufspolitik<br />
schiefgehen, ist die Fallhöhe enorm.<br />
Hoffen<br />
auf den<br />
Effekt<br />
Hertha-Stürmer Piatek soll<br />
Team gegenSchalke anführen<br />
VonSebastian Schmitt<br />
Krzysztof Piatek saß auf dem Podium<br />
und lauschte mit weit aufgerissen<br />
Augen den Ausführungen<br />
von Jürgen Klinsmann und Michael<br />
Preetz. Dabei bewies Herthas neuer<br />
Hoffnungsträger Humor. Auf die<br />
Frage, was seinem neuen Cheftrainer<br />
und seinem neuen Manager an<br />
seiner Spielweise besonders gefällt,<br />
grätschte der Pole dazwischen und<br />
sagte: „Alles“.<br />
Dabei hätte er das Wort nicht ergreifen<br />
müssen. Klinsmann und<br />
Preetz gaben sich keine Mühe, mit<br />
den immensen Hoffnungen, die sie<br />
mit dem für 23 Millionen Euro vom<br />
AC Mailand verpflichteten Stürmer<br />
verbinden, hinter dem Berg zu halten.<br />
Häufig habe Hertha in der Vergangenheit<br />
Spieler „mit größerem<br />
Entwicklungspotenzial als vielleicht<br />
schon aktueller Qualität verpflichtet“,<br />
erklärte Preetz. „Bei Kris ist das<br />
anders.Erist ein Spieler,der ein klassischer<br />
Torjäger ist, lebt und arbeitet,<br />
um Tore zu schießen. Er wird die<br />
Bundesliga beleben“, kündigte der<br />
Manager an. Klinsmann stand dem<br />
in Nichts nach, forderte,„dass es sein<br />
Ziel sein muss,einer der besten Stürmer<br />
der Welt zu werden“.<br />
DenGegner grillen<br />
KeinWunder also,dass Piatek für das<br />
Pokal-Achtelfinale am Dienstagabend<br />
auf Schalke (20.45 Uhr) eine<br />
Startelfgarantie und einen klaren<br />
Auftrag bekommt. „Ich will, dass er<br />
die jüngeren Spieler anführt, ihnen<br />
vormacht, wie man den Gegner<br />
grillt“, erklärte Klinsmann. Piateks<br />
Einstellung stimme bereits, erlebe<br />
jeden Tagvor,„wie hartman arbeiten<br />
muss,umein Spieler seiner Klasse zu<br />
werden. Warum ist ein Messi ein<br />
Messi, warumist ein Ronaldo ein Ronaldo?<br />
Weil sie mehr arbeiten“, sagte<br />
Klinsmann.<br />
Piatek, der sich an seinem Nationalmannschaftskollegen<br />
Robert Lewandowski<br />
orientiert und in 55 Serie-A-Spielen<br />
26 Tore schoss, schien<br />
sich durch die Vorschusslorbeeren<br />
weder geschmeichelt noch unter<br />
Druck gesetzt. Er sei gut in Form,<br />
habe in Mailand bis zuletzt Spielpraxis<br />
gesammelt und sei zur Hertha gewechselt<br />
„um hier Champions<br />
League zu spielen“.<br />
Bevor die Königsklasse ruft, soll<br />
Piatek nach seiner vielversprechenden,<br />
aber torlosen 30-minütigen<br />
Premiere beim ersten Duell mit<br />
Schalke (0:0) vor vier Tagen, nun im<br />
Pokal Herthas harmloses Angriffsspiel<br />
beleben. „Für uns ist es wichtig,<br />
ihn ins Spiel zu bringen, um mehr<br />
Druck zu entwickeln und mehr<br />
Chancen herauszuspielen“, erklärte<br />
Klinsmann, der mehr Offensivdrang<br />
in Aussicht stellte, aber von „einem<br />
Fight“ sprach, der „gerne ein bisschen<br />
eklig werden kann“. Vielleicht<br />
ließ er auch deswegen am Montag<br />
noch Elfmeterschießen üben.<br />
Übt den Torjubel für das Pokalspiel auf<br />
Schalke: Krzysztof Piatek.<br />
CITY-PRESS
20 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Bötticher<br />
hat<br />
Bock<br />
Der Chemnitzer will bei der<br />
Bahnrad-WM überzeugen<br />
VonPeter Kirnich<br />
Stefan Bötticher betrachtet Stefan<br />
Bötticher. Der eine trägt lange<br />
Hose und Hemd, der andereist in Arbeitskluft<br />
auf einem Foto zu sehen:<br />
im schwarz-rot-goldenen Trikot und<br />
Seite an Seite radelnd mit dem Australier<br />
Matthew Glaetzer, seines Zeichens<br />
Weltmeister im Bahnradsprint<br />
von2018.<br />
Ende Februar werden sich beide<br />
möglicherweise erneut duellieren.<br />
Dann im <strong>Berliner</strong> Velodrom. Denn<br />
vom 26. Februar bis 1. März wird<br />
zum ersten Malseit 21 Jahren wieder<br />
eine Weltmeisterschaft im Bahnradsportinder<br />
Hauptstadt ausgetragen,<br />
für die jenes Plakat mit Bötticher und<br />
Glaetzer wirbt. Nach der Europameisterschaft<br />
2017, dem Weltcup<br />
2018 und der Deutschen Meisterschaft<br />
im Vorjahr ist die WM das<br />
vierte Radsport-Highlight im <strong>Berliner</strong><br />
Velodrom in den vergangenen<br />
Jahren, lobt der Präsident des Bundes<br />
deutscher Radfahrer (BDR), Rudolf<br />
Scharping. Zur WMindiesem<br />
Jahr werden Radsportler aus 40 Ländernerwartet.<br />
Die letzte Chance<br />
Die Chancen der deutschen Bahnradsport-Elite<br />
sind schwer einzuschätzen.<br />
Zu groß war die Dominanz<br />
vor allem der Niederländer in den<br />
vergangenen Jahren. Doch zu dem<br />
erweiterten WM-Kader,den der BDR<br />
am Montag präsentierte, gehören<br />
mit Theo Reinhard und Roger Kluge<br />
die amtierenden Weltmeister im<br />
Zweiermannschaftsfahren (Madison),<br />
ebenso medaillendekorierte<br />
Athleten wie der olympische Bronzemedaillengewinner<br />
Maximilian Levy<br />
und die vierfache Weltmeisterin Lisa<br />
Brennauer sowie die aufstrebende<br />
Jugendfraktion im Frauensprint mit<br />
Lea Sophie Friedrich, Pauline Grabosch<br />
und Emma Hinze. Auch Stefan<br />
Bötticher schaffte den Sprung in<br />
das erweiterte Aufgebot. Er könnte<br />
im Velodrom gleich in drei Disziplinen<br />
an den Startgehen, im Sprint, im<br />
Teamsprint und im Keirin.<br />
Peilt die Qualifikation für Olympia an:<br />
Stefan Bötticher.<br />
IMAGO IMAGES/HILSE<br />
Der 28-Jährige war 2013 Weltmeister<br />
im Sprint und Teamsprint<br />
sowie 2018 Dritter der Europameisterschaft<br />
geworden. Dazwischen<br />
aber lagen schwierige Jahre mit gesundheitlichen<br />
Problemen. „Das ist<br />
zum Glück längst vorbei, ich fühle<br />
mich wieder sehr gut in Form und<br />
möchte mit um die Medaillen sprinten“,<br />
sagt er.Ein bisschen sei es sogar<br />
so wie 2013, „aber damals war ich<br />
viel unbekümmerter als heute“.<br />
In diesem Jahr geht es in Berlin<br />
nicht nur um WM-Medaillen, sondernauch<br />
darum, die letzten wichtigen<br />
Qualifikationspunkte für einen<br />
Startplatz bei den Olympischen<br />
Spielen in Tokio zu holen. „Ich bin<br />
jetzt 28 und es ist vielleicht die letzte<br />
Chance für mich, bei Olympia dabei<br />
zu sein“, sagt er. Das erhöhe den<br />
Druck. Der Fokus in Berlin liege auf<br />
dem Teamsprint. Die deutschen<br />
Sprinter wollen mit einem guten Abschneiden<br />
möglichst viele Startplätzefür<br />
Tokio sichern. Da ist es von<br />
Vorteil, wenn man die Bahn besser<br />
kennt als die Konkurrenz.<br />
Der Wertvollste<br />
Indem er Kansas zum Super Bowl führt, beweist Quarterback Patrick Mahomes seine Abgebrühtheit<br />
VonSebastian Moll<br />
Wenn ein junger Sportler<br />
im wichtigsten Augenblick<br />
seiner bisherigen<br />
Karriere unter<br />
Druck gerät, dann gibt es zwei mögliche<br />
Rektionen: Er zerbricht daran<br />
oder er wächst über sich hinaus.Für<br />
Patrick Mahomes gelten jedoch<br />
keine herkömmlichen Gesetze des<br />
Sports.Der erst 24 Jahrealte Quarterback<br />
der Kansas City Chiefs braucht<br />
den Druck, um überhaupt erst auf<br />
Touren zu kommen.<br />
So wartete Mahomes im Finale<br />
um den Super Bowl am Sonntagabend,<br />
bis sein Team im letzten Viertel<br />
mit zehn Punkten zurücklag, um<br />
sein überragendes Talent aufblitzen<br />
zu lassen. Erst dann feuerte er eine<br />
Serieseiner berüchtigten Präzisionspässe<br />
ab,umletztlich souverän seine<br />
Mannschaft zu einem 31:20-Sieg<br />
über die SanFrancisco 49ers zu führenund<br />
den erste Super Bowl seit 50<br />
Jahren nach Kansas City zu holen.<br />
Es war eine Demonstration beinahe<br />
unheimlicher Abgebrühtheit<br />
durch Mahomes, die ein Spieler in<br />
seiner dritten Profi-Saison auf so<br />
großer Bühne eigentlich nicht besitzen<br />
dürfte. So nahm er am Ende<br />
nicht nur verdient den Pokal und die<br />
Auszeichnung als wertvollster Spieler<br />
des Super Bowl mit in die Hauptstadt<br />
von Missouri, sondern auch<br />
den Rekord, als jüngster Spieler aller<br />
Zeiten beide erstritten zu haben.<br />
Comebacks in Serie<br />
Nur noch sieben Minuten waren im<br />
Hard Rock Stadium von Miami zu<br />
spielen, als Mahomes, nachdem die<br />
Verteidigung von San Francisco ihn<br />
über lange Strecken in Bedrängnis<br />
gebracht hatte, aus der Hüfte einen<br />
Traumpass über 44 Yards anseinen<br />
Wide Receiver Tyreek Hill abschoss.<br />
Es war, wie Mahomes nach dem<br />
Spiel selbst zugab, der Wendepunkt<br />
einer Partie,inder es für Kansas City<br />
lange nicht besonders gut aussah.<br />
Doch plötzlich fanden die Chiefs<br />
ihren Rhythmus, plötzlich konnte<br />
nichts mehr misslingen. Jeder Pass<br />
saß, jeder Run gelang. Drei Drives<br />
hintereinander führten zum Touchdown,<br />
San Francisco kam nicht<br />
mehr in die Endzone der Chiefs.<br />
Derartige Comebacks können<br />
nach demTitelgewinn als der Stil von<br />
Mahomes und seiner Chiefs bezeichnet<br />
werden. Im ersten Play-off-<br />
Spiel gegen Houston lag Kansas City<br />
0:23 zurück, um dann mit 51:31 zu<br />
gewinnen. Im Finale um die AFC-<br />
Patrick Mahomes<br />
hatte nach demSuper<br />
Bowl jede Menge<br />
Grund zu feiern.Dank<br />
einer brillantenTaktik<br />
überrumpelteerdie<br />
49ers. GETTY<br />
Werners Warnung<br />
Meisterschaft war Kansas City mit<br />
7:17 im Hintertreffen, bevor Mahomes<br />
aufdrehte und seine Mannschaft<br />
zum 35:21-Sieg führte. Eine<br />
wirkliche Erklärung für diese Spielweise<br />
hat Mahomes nicht. „Wir hörenniemals<br />
auf, an uns zu glauben“,<br />
war das einzige, was ihm nach seinem<br />
Super-Bowl-Sieg dazu einfiel.<br />
Das ist gewiss nicht verkehrt.<br />
Aber es hat sicher auch mit jener ungewöhnlichen<br />
Abgeklärtheit zu tun,<br />
die der junge Quarterback, der nun<br />
als neuer Superstar der Liga gilt, mitbringt.<br />
Mit stoischer Ruhe analysierte<br />
er im Endspiel, wie ihm die Abwehr<br />
von San Francisco zu Leibe<br />
rückte.Und als er seine Strategie dagegen<br />
entwickelt hatte, exekutierte<br />
er sie eiskalt und gnadenlos.<br />
In Kansas City wurde in der Nacht<br />
zum Montag umso heißblütiger der<br />
Erfolg gefeiert, welchen der gebürtige<br />
Texaner Mahomes der Stadt beschert<br />
hat. Seit 1970 hatte Kansas<br />
City keinen Titel mehr gewonnen –<br />
eine der längsten Durststrecken im<br />
amerikanischen Sport nach dem<br />
Fluch des Bambino, der die Boston<br />
Red Sox 86 Jahre aneinem Baseball-<br />
Titel gehindert hatte, und dem<br />
Fluch, der Chicago 75 Jahre von der<br />
World Series ferngehalten hatte.<br />
Eine neue Ära<br />
Doch Mahomesläutete nicht nur für<br />
Kansas City eine neue Äraein. Schon<br />
vor dem Finale der Super Bowl<br />
wurde Mahomes’ Aufstieg als Beginn<br />
der Ärader dunkelhäutigen Quarterbacks<br />
in der NFL gefeiert. Es gab sicher<br />
auf der wichtigsten Position im<br />
Football-Sport schon vorher afroamerikanische<br />
Spieler. Doch die<br />
Lichtgestalten in dieser Rolle, Männer<br />
wie Tom Brady und Peyton<br />
Manning, waren stets hellhäutig.<br />
Mahomes hingegen ist der Anführer<br />
einer ganzen Generation dunkelhäutiger<br />
Quarterbacks. Mit DashaunWatson,<br />
Kyler Murray, Russell<br />
Wilson und Dak Prescott drängte in<br />
diesem Jahr eine ganze Riege in das<br />
Rampenlicht. Für den tendenziell reaktionären<br />
Football mit einem überwiegend<br />
weißen Publikum eine geradezu<br />
revolutionäreEntwicklung.<br />
Mahomes hat jedoch spätestens<br />
mit seinem Super-Bowl-Auftritt<br />
auch den letzten Skeptikern gezeigt,<br />
dass afroamerikanischen Spielern<br />
die Führungsrolle auf dem Platz<br />
ebenso zuzutrauen ist wie allen anderen<br />
Kollegen. Nureine Bitte hätten<br />
sein Trainer und seine Fans in der<br />
Zukunft: Es vielleicht nicht jedes Mal<br />
ganz so eng werden zu lassen.<br />
Für RB Leipzig startet mit dem Pokal-Achtelfinale bei Eintracht Frankfurt eine wegweisende Woche<br />
Auf einen erneuten Besuch beim<br />
Star-Barbier werden die Spieler<br />
vonRBLeipzig verzichten. Derletzte<br />
Termin zum Haareschneiden liegt<br />
nur etwas mehr als eine Woche zurück,<br />
außerdem kann beim Herbstmeister<br />
derzeit niemand weiteren<br />
Ärger gebrauchen. Die „Friseur-Affäre“<br />
vonFrankfurt, der zwei sieglose<br />
Spiele und der Verlust der Tabellenführung<br />
in der Bundesliga folgten,<br />
hat für ungewohnte Unruhe gesorgt.<br />
Wenn Leipzig im Achtelfinale des<br />
DFB-Pokals am Dienstag (18.30<br />
Uhr/Sky und Sport1) wieder bei der<br />
Frankfurter Eintracht zu Gast ist,<br />
wollen es die Sachsen besser machen<br />
als beim 0:2 im Aufeinandertreffen<br />
Ende Januar −und die sportliche<br />
Lage auch mit Blick auf das Titelrennen<br />
der Bundesliga entspannen.<br />
„Der Friseur kommt, glaube ich,<br />
nicht“, sagte Trainer Julian Nagelsmann<br />
am Montag scherzend. Auch<br />
auf dem Rasen soll sein Team anders<br />
auftreten als zuletzt. Seit der Winterpause<br />
leistete sich RB in jedem Spiel<br />
eine schwache Halbzeit, immer geriet<br />
Leipzig in Rückstand. „Das Ziel<br />
ist es, die bessere Mannschaft zu<br />
IMAGES/LYONS<br />
„Der da muss ins Tor“: Leipzig-Stürmer Timo Werner weiß, worauf es ankommt. DPA/WOITAS<br />
sein“, sagte Nagelsmann: „Das Ergebnis,<br />
aber auch die Art und Weise<br />
ist wichtig.“<br />
EinAnspornist der Erfolg derVorsaison.<br />
Im Mai2019, rund zehn Jahre<br />
nach der Vereinsgründung, stand RB<br />
erstmals im Pokalfinale. „Die Jungs<br />
und der ganze Klub hatten ein tolles<br />
Erlebnis in Berlin“, sagte Nagelsmann:<br />
„Wir würden da gerne wieder<br />
hin.“<br />
Dennoch kommt das Duell in<br />
Frankfurt eigentlich zur Unzeit. Am<br />
Wochenende steht inder Liga das<br />
Gipfeltreffen beim neuen Spitzenreiter<br />
Bayern München an. Verliert RB,<br />
wächst der Rückstand auf den Rekordmeister<br />
auf vier Punkte. Ganz<br />
isoliert, sagte Nagelsmann, könne<br />
man das Spiel bei der Eintracht nicht<br />
betrachten. Nur ein Punkt aus zwei<br />
Spielen in der Liga, dazu vier Gegen-<br />
tore: Leipzig reist mit Druck zu den<br />
formstarken Münchnern. „Wir wärenlieber<br />
zu den Bayern gefahren im<br />
Bewusstsein, dass wir uns einen<br />
möglichen Punktverlust erlauben<br />
können. Doch um den Luxus haben<br />
wir uns mit der schwachen Leistung<br />
gegen Frankfurt gebracht“, sagte<br />
Stürmer Timo Werner dem kicker.<br />
Die Kräfteverhältnisse sind für<br />
ihn vordem Top-Spiel in der Liga dabei<br />
klar verteilt.„Wir sollten nicht die<br />
Arroganz besitzen, uns als Favorit<br />
einzustufen und zu glauben, dass die<br />
Bayern voruns Angst haben.Wirwissen<br />
uns im Vergleich zu Bayern und<br />
Dortmund schon ganz gut einzuschätzen“,<br />
sagte Werner.<br />
Einer, der die mögliche Meisterschaft<br />
mit RB verpassen würde,aber<br />
auch am Dienstag nur Zuschauen<br />
darf, ist Stefan Ilsanker. Der Frankfurter<br />
Zugang ist gegen seinen ehemaligen<br />
Klub nicht spielberechtigt.<br />
Der Eintracht kann der Österreicher<br />
nur als Informant helfen. „Ilse darf<br />
gerne etwas erzählen. Ich sehe aber<br />
keine extrem große Gefahr, dass er<br />
alles verraten kann“, sagte Nagelsmann.<br />
(sid)<br />
NACHRICHTEN<br />
HSV gewinnt in Bochum,<br />
Würzburg mit Kantersieg<br />
FUSSBALL. Im Montagsspiel der<br />
Zweiten Liga gewann der Hamburger<br />
SV 3:1 (0:0) beim VfL Bochum,<br />
verbesserte sich auf Tabellenplatz<br />
zwei. DerVfL belegt weiterhin Relegationsrang<br />
16. Zoller (65.) brachte<br />
Bochum in Führung, Leibold (68.,<br />
Pohjanpalo (73.) und Kittel (87.)<br />
drehten für den HSV das Spiel.<br />
3. Liga: DerTabellen-Vorletzte SG<br />
Sonnenhof Großaspach unterlag<br />
den zuvor auf Rang 15 platzierten<br />
Würzburger Kickers 0:6 (0:2).<br />
Bericht rückt Fuglsang in<br />
Nähe von Dopingarzt<br />
RADSPORT. Lance Armstrongs skandalumwitterter<br />
früherer Arzt Michele<br />
Ferrariist angeblich weiter aktiv.Der<br />
Italiener,Spitzname„Dottore<br />
Epo“, soll Beziehungen zum Astana-<br />
Team unterhalten und 2019 Top-<br />
Fahrer Jakob Fuglsang (Dänemark)<br />
betreut haben. Dassoll ein vertraulicher,24Seiten<br />
umfassender Bericht<br />
der unabhängigen Anti-Doping-<br />
Kommission CADF belegen.<br />
China stoppt wegen Virus<br />
Anti-Doping-Kontrollen<br />
ALLGEMEIN. Wegen des Coronavirus’<br />
setzte Chinas Anti-Doping-<br />
Agentur sechs Monate vorOlympia<br />
in Tokio ihreKontrollen bis auf Weiteres<br />
aus.Darüber informierte die<br />
Internationale Kontrollagentur ITA<br />
in Lausanne.Essei „eine Vorsichtsmaßnahme,umSportler<br />
und Kontrolleurenicht<br />
zu gefährden“.<br />
Kölner Haie trennen sich<br />
von Sportchef Mahon<br />
EISHOCKEY. Nach dem Vereins-Negativrekordvon<br />
13 verlorenen DEL-<br />
Spielen in Serietrennten sich die<br />
Kölner Haie vonSportchef Mark Mahon.<br />
Coach Mike Stewartdarfbleiben.<br />
Haie-Geschäftsführer Philipp<br />
Walter:„Er ist der richtige Trainer für<br />
uns.“ Demachtmaligen deutschen<br />
Meister Köln droht erstmals seit fünf<br />
Jahren das Verpassen der Play-offs.<br />
Karlsruher SC entlässt<br />
Trainer Schwartz<br />
FUSSBALL. Nach vier Niederlagen in<br />
Folge trennte sich der Zweitliga-Vorletzte<br />
Karlsruher SC vonTrainer Alois<br />
Schwartz. Auch Assistenztrainer Dimitrios<br />
Moutas muss gehen. „Bis auf<br />
Weiteres“ übernimmt Christian<br />
Eichner,der ebenfalls bereits zum<br />
Stab des KSC gehörte,den Posten.<br />
Lewandowski ist schon<br />
wieder Polens Bester<br />
FUSSBALL. RobertLewandowski arbeitet<br />
in seiner polnischen Heimat<br />
weiter an seinem Legenden-Status.<br />
DerTorjäger vonBayernMünchen<br />
gewann zum achten Malbei der<br />
Wahl zum Fußballer des Jahres.<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
DFB-Pokal, Achtelfinale<br />
Eintracht Frankfurt-RBLeipzig Di., 18.30 Uhr<br />
1. FC K’lautern-Fort. Düsseldorf Di., 18.30 Uhr<br />
FC Schalke04-Hertha BSC Di., 20.45 Uhr<br />
Werder Bremen -Bor.Dortmund Di., 20.45 Uhr<br />
BayerLeverkusen -VfB Stuttgart Mi., 18.30 Uhr<br />
SC Verl -1.FCUnion<br />
Mi., 18.30 Uhr<br />
FC Bayern -TSG Hoffenheim Mi., 20.45 Uhr<br />
1. FC Saarbrücken -Karlsruher SC Mi., 20.45 Uhr<br />
Tennis<br />
ATP-Turnier in Pune/Indien<br />
1. Runde: Cedrik-Marcel Stebe (Vaihingen) -Ivo<br />
Karlovic (Kroatien) 6:3, 6:4; Yuichi Sugita (Japan/5)<br />
-Thomas Fabbiano (Italien) 6:3, 6:0; ViktorTroicki<br />
(Serbien) -Sumit Nagal (Indien) 6:2, 6:7<br />
(4:7), 6:1
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 21<br />
· ·<br />
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Sport<br />
Zurückgehen, um weit nach vorn zu kommen<br />
Alba spielt diese WocheinMailand und gegen Madrid, gegen europäische Topteams.Für die <strong>Berliner</strong> geht es zunächst darum, dauerhaft zur Euroleague zu gehören<br />
VonChristian Kattner<br />
Bei Alba Berlins Spielplan in<br />
dieser Woche könnte<br />
durchaus Andreas Möller<br />
seine Finger im Spiel gehabt<br />
haben. „Mailand oder Madrid −<br />
Hauptsache Italien“, soll der Fußball-Weltmeister<br />
von 1990 einst auf<br />
die Frage, wo er denn in Zukunft<br />
spiele, geantwortet haben. Für die<br />
<strong>Berliner</strong> jedenfalls heißt es in dieser<br />
Mailand und Madrid, wenn es um<br />
die Namen der Gegner geht. Am<br />
Montag ging es für den Basketball-<br />
Bundesligisten aus Hamburg nach<br />
Mailand, wo am Dienstag (20.45<br />
Uhr) gespielt wird. Eine Reise nach<br />
Madrid hingegen wird esnicht geben.<br />
Das Team aus der spanischen<br />
Hauptstadt wirdamDonnerstag um<br />
20 Uhr inder Arena am Ostbahnhof<br />
erwartet. Und sobleibt es in dieser<br />
Woche bei Italien, was auch Marco<br />
Baldi begrüßt. „Es ist ja nicht so,dass<br />
Spanien nicht auch schön ist, aber<br />
ich habe natürlich eine richtige Beziehung<br />
zu Italien“, sagt Albas Geschäftsführer.<br />
Im schnellen Takt<br />
Draufsicht: Albas Center LandryNnokokämpft gegen den Mailänder Arturas Gudaitis untermKorb.<br />
Schließlich liegen seine familiären<br />
Wurzeln in Italien. Dortallerdings in<br />
der Toskana, weshalb er Mailand<br />
auch gar nicht so gut kenne.Viel Zeit<br />
für Sightseeing wird aber auch diesmal<br />
nicht bleiben. Montag Anreise,<br />
Dienstag Spiel, Mittwoch Abreise,<br />
Donnerstag Spiel. Noch bis zum 10.<br />
Aprilund dem letzten von34Saisonspielen<br />
in der Euroleague wird sich<br />
an dieser engen Taktung und der hohen<br />
Belastung für die Spieler von<br />
Alba Berlin nichts ändern. Es sei<br />
denn, sie erreichen noch die Playoffs.<br />
Das ist theoretisch machbar, entspricht<br />
aber weder der Zielsetzung<br />
des Klubs, noch der bisherigen Leistungsfähigkeit<br />
des Teams gegenüber<br />
der starken Konkurrenz. „Wenn es<br />
ideal gelaufen wäre, könnten wir<br />
schon weiter sein, als wir sind“, sagt<br />
Baldi mit Blick auf sieben Siege aus<br />
22 Spielen, „an den Punkten, wo wir<br />
bestimmte Entwicklungsstadien<br />
hätten durchlaufen können, haben<br />
wir nur improvisiert.“<br />
VieleVerletzungen vonLeistungsträgern<br />
oder denen, die als solche<br />
aufgebaut werden sollten, warfen<br />
das Team immer wieder zurück.<br />
„Was die reine Entwicklung hinsichtlich<br />
Erfahrung, Abgebrühtheit und<br />
den Umgang mit bestimmten Situationen<br />
angeht, sind wir eine lange<br />
Zeit nicht hingekommen, weil die<br />
Trainer immer Löcher stopfen mussten“,<br />
sagt Baldi. DerGeschäftsführer<br />
meint damit Spiele wie etwa die Ein-<br />
Punkt-Niederlage nach doppelter<br />
Verlängerung bei Panathinaikos<br />
Athen, das ebenfalls mit einem Zähler<br />
verlorene Spiel nach Verlängerung<br />
bei Anadolu Efes Istanbul oder<br />
das unnötig verlorene Hinspiel gegen<br />
Mailand.<br />
„Wie die drei freien Plätze inder Euroleague<br />
verteilt werden, wird spannend. Unser Ziel ist<br />
eine ständige Präsenz in der Euroleague.<br />
Ob wir dann ein Jahr Eurocup spielen oder<br />
nicht, ist nicht so entscheidend.“<br />
Marco Baldi über Alba Berlins Pläne für den internationalen Wettbewerb.<br />
IMAGO IMAGES/TILO WIEDENSOHLER<br />
Gerade in diesen engen Partien<br />
bekommen die in der Euroleague<br />
noch unerfahrenen <strong>Berliner</strong> mit, wie<br />
man in den entscheidenden Momenten<br />
zu spielen hat, welche Fehler<br />
man vermeiden muss. Ineinem<br />
Stil, welcher auf Spielfluss, Spielwitz<br />
und Rhythmus angelegt ist und welcher<br />
auch eine gewisse Fehlerzahl<br />
beinhaltet und erlaubt, „muss man<br />
lernen, welche Fehler zu unserem<br />
Spiel gehören und welche Fehler mit<br />
mangelndem Fokus, mit der Qualität,<br />
der Schnelligkeit, der Abgebrühtheit<br />
und Erfahrung des Gegners zu<br />
tun haben“, sagt MarcoBaldi.<br />
Gerade die elf dauerhaften Teilnehmer<br />
der Euroleague sind den<br />
<strong>Berliner</strong>n inpuncto Abgebrühtheit<br />
und Erfahrung noch einen Schritt<br />
voraus.Und dennoch ist es dem unerfahrenen<br />
und in weiten Teilen jungen<br />
Alba-Team gelungen, die Höhe<br />
der bislang 15 Niederlagen in Grenzenzuhalten.<br />
Lediglich bei den Partien<br />
in TelAviv und Kaunas warendie<br />
<strong>Berliner</strong> chancenlos, aber solche<br />
Ausrutscher unterlaufen nahezu jedem<br />
Team im Laufe einer solch langen<br />
Saison. Den Respekt der Gegner<br />
konnte man sich damit schnell erarbeiten,<br />
bei den Schiedsrichtern ist<br />
der nach vierjähriger Abstinenz in<br />
der stärksten europäischen Spielklasse<br />
nicht immer zu spüren.<br />
Den kleinen Vorteil des Pfiffes,<br />
den nicht jeder Spieler bekommt,<br />
muss man sich erst über viele Jahre<br />
erarbeiten. Genau da will Alba Berlin<br />
hin. Die A-Lizenz, also eine dauerhafte<br />
Zugehörigkeit zur Euroleague,<br />
wurde vor wenigen Wochen im<br />
Rahmen einer Pressekonferenz in<br />
Berlin von Seiten der Ligaverantwortlichen<br />
in Aussicht gestellt. Allein<br />
am Zeitpunkt wird noch beidseitig<br />
gearbeitet. Bis dahin herrscht<br />
Ungewissheit darüber, obAlba Berlin<br />
auch in der kommenden Saison<br />
Euroleague spielen wird. Planungssicherheit<br />
herrscht lediglich bei den<br />
elf A-Lizenzinhabern, den beiden<br />
Eurocup-Finalisten sowie Bayern<br />
München und Villeurbanne, die<br />
eine Wildcard besitzen. Der Deutsche<br />
Meister erhält nicht automatisch<br />
einen Startplatz für einen der<br />
drei freien Plätze. „Wie die verteilt<br />
werden, wird spannend“, sagt<br />
Marco Baldi, „unser Ziel ist eine<br />
ständige Präsenz in der Euroleague.<br />
Ob wir dann ein Jahr Eurocup spielen<br />
oder nicht, ist nicht so entscheidend.“<br />
Ein kleiner Schritt zurück, für einen<br />
großen Schritt in die Zukunft.<br />
Doch mit jedem weiteren Erfolg in<br />
dieser Saison macht Alba BerlinWerbung<br />
dafür, einen der drei freien<br />
Plätze zu ergattern. Mailand oder<br />
Madrid –Hauptsache Euroleague.<br />
Christian Kattner<br />
entdeckt Marco Baldis Vorliebe<br />
für Italien.<br />
Freiheit im Kopf<br />
Die Eisbären gehen mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause, weil sie erhebliche Fortschritte in Richtung Play-offs offenbaren<br />
VonBenedikt Paetzholdt<br />
Ingolstadts Trainer Doug Shedden<br />
wirkte nach dem 2:6 seiner Mannschaft<br />
am Sonntag in Berlin reichlich<br />
frustriert. „Vor 16 Tagen waren wir<br />
zum letzten Mal hier und hatten ein<br />
aufregendes Spiel nach 2:4-Rückstand<br />
noch gewonnen“, dozierte er,<br />
„wir haben damals einen guten<br />
Kampf abgeliefert.“ Kurzfristig hatten<br />
die Oberbayern die Eisbären sogar<br />
vonPlatz vier verdrängt. Seit diesem<br />
Freitagabend im Januar „sind<br />
wir aber nicht mehr das gleiche<br />
Team“, sagte Shedden. „Die Jungs<br />
haben hier vor der Heimreise noch<br />
ein paar Burger gegessen, und ich<br />
weiß nicht, was da drin war.Aber wir<br />
haben unseren Willen und unser<br />
Zweikampfniveau verloren.“ Die<br />
Länderspielpause komme nun genau<br />
richtig, um sich neu zu besinnen.<br />
DieEisbären freuen sich ebenfalls<br />
auf die Auszeit, die Kai Wissmann<br />
und Sebastian Streubei einem Nachwuchslehrgang<br />
der Nationalmannschaft<br />
in der Schweiz verbringen<br />
werden. Am kommenden Sonntag<br />
wird auf der Alten Eisbahn in Lankwitz<br />
dann das Training wieder aufgenommen.<br />
Maxim Lapierre, der gegen<br />
Ingolstadt zwei Tore erzielt und<br />
ein weiteres vorbereitet hatte, sagte<br />
nach dem Spiel: „Wir hatten viele<br />
Verletzungen in den letzten Monaten,<br />
einige Jungs mussten entsprechend<br />
viel Eiszeit nehmen. Die<br />
Pause jetzt ist wichtig, um den Kopf<br />
etwas freizubekommen und mal ein<br />
paar Tage nicht aufs Eis zugehen.“<br />
Dennoch bestätigte er die Grundstimmung<br />
der Eisbären nach 42 Partien:<br />
„Wir sind auf einem guten<br />
Weg.“ Mit 74Punkten stehen sie auf<br />
Rang vier und damit bei einem Spiel<br />
weniger neun Zähler und drei Ränge<br />
vor Ingolstadt. Die Stimmung der<br />
beiden Mannschaften vor dem<br />
Schlussakkord der Hauptrunde<br />
könnte gegenteiliger also nicht sein.<br />
Straubinger Lehren<br />
Am Freitag wirkten auch die <strong>Berliner</strong><br />
angefressen. Im Duell mit den Straubing<br />
Tigers wollten sie den Rückstand<br />
auf Platz drei verkürzen, was<br />
misslang, 1:2 lautete das Ergebnis<br />
aus ihrer Sicht. „Ich wollte nach diesem<br />
Spiel eine Reaktion sehen, die<br />
Jungs haben diese Herausforderung<br />
angenommen“, lobte Eisbären-<br />
Headcoach SergeAubin. DieEnttäuschung<br />
war zwar nicht vergessen,<br />
aber in dieser intensiven Form zu<br />
antworten, war ein wichtiges Signal<br />
vor den Play-offs. Auch in der K.-o.-<br />
Maxim Lapierre zählt zu den Anführernbei den Eisbären.<br />
DPA/ANDREAS GORA<br />
findliche Niederlagen gegen die Topteams<br />
München und Mannheim sowie<br />
beim Kellerkind Iserlohn kassierten.<br />
Was sich aber damit erklären<br />
lässt, dass nach dem Neustart unter<br />
Aubin und der Integration zahlreicher<br />
Spieler die Feinabstimmung<br />
fehlte. Die zweite Episode, inder es<br />
drei Niederlagen am Stück gab,<br />
folgte Ende November/Anfang Dezember<br />
mit insgesamt 16 Gegentoren<br />
gegen Wolfsburg, Köln und<br />
Schwenningen. Hier reifte das Gefühl<br />
bei den Verantwortlichen, dass<br />
es auf der Torwartposition eine Ver-<br />
Runde wird es darauf ankommen,<br />
Rückschläge innerhalb kürzester<br />
Zeit wegzustecken und binnen weniger<br />
Stunden Lösungen zu finden, ein<br />
anderes Gesicht anzubieten. „Die<br />
Jungs haben einen herausragenden<br />
Job gemacht, was das Zweikampfniveau<br />
angeht“, sagte Aubin.<br />
Die Eigenschaft, aus negativen<br />
Erlebnissen positive Energie zu ziehen,<br />
zeichnet die Eisbären über die<br />
ganze Saison hinweg aus. Insgesamt<br />
gab es nur zwei kritische Phasen.<br />
Gleich zu Beginn, als sie an den<br />
Spieltagen vier bis sechs drei empänderung<br />
braucht, die es dann kurz<br />
vor dem Jahreswechsel mit der Verpflichtung<br />
Justin Pogges gab.Zudem<br />
schwor sich die Mannschaft auf ein<br />
anderes Defensivverhalten ein. Krisenszenarien,<br />
die mit Ausnahme der<br />
Saison 2017/2018 jede Spielzeit seit<br />
dem letzten Meistertitel 2013 prägten,<br />
entwickelten sich nicht im Ansatz.<br />
Wasfür das Fundament dieses<br />
Kaders spricht.<br />
Wechselhafte Special Teams<br />
Die Ausgeglichenheit des Kaders<br />
stellte auch Cheftrainer Aubin bei<br />
seiner letzten Pressekonferenz vor<br />
dem Kurzurlaub heraus.„Alle Reihen<br />
haben einen richtig guten Job gemacht“,<br />
lobte er. Natürlich ragte Lapierre<br />
mit drei Scorerpunkten heraus.Jeder<br />
weiß, dass Marcel Noebels,<br />
der nach 42 Spielen 21 Tore und<br />
ebenso viele Vorlagen vorweisen<br />
kann, den Unterschied machen<br />
kann. Aber auch die vierte Reihe ist<br />
ein wichtiger Faktor. Dennoch<br />
mahnt Aubin. „Es gibt noch jede<br />
Menge Raum für Verbesserungen.“<br />
Trotz der beiden Überzahltore<br />
und des wegweisenden Treffers in<br />
Unterzahl gegen Ingolstadt zielte er<br />
vor allem auf die Verbesserung der<br />
Special Teams ab.„Heute haben wir<br />
gesehen, dass du Spiele gewinnen<br />
kannst, wenn die Special Teams<br />
funktionieren. In den Play-offs gibt<br />
es nur wenige Fünf-gegen-fünf-<br />
Tore.“ Statistisch sind die <strong>Berliner</strong><br />
hier von den Werten eines Spitzenteams<br />
noch weit entfernt. Beider Powerplay-Quote<br />
rangieren sie auf<br />
dem zwölften Platz (15,98 Prozent),<br />
unmittelbar vor Iserlohn und den<br />
seit Wochen sieglosen Kölnern. In<br />
Unterzahl sieht es besser aus. 83,71<br />
Prozent aller Unterzahlen überstehen<br />
sie unbeschadet, das ist ligaweit<br />
Platz fünf. Allerdings liegen sie damit<br />
hinter den Mannschaften, die wahrscheinliche<br />
Gegner in den Play-offs<br />
werden: Straubing, Bremerhaven,<br />
München und Mannheim.<br />
Einweiterer Punkt, an dem es laut<br />
dem Bandenchef zu arbeiten gilt, ist<br />
die Konstanz innerhalb eines Spiels.<br />
„Wir werden besser und wir haben<br />
viele gute Momente, aber wir können<br />
uns steigern“, sagt Aubin, „wir<br />
müssen 60 Minuten konzentriert<br />
spielen.“ Selbst gegen Ingolstadt gab<br />
es trotz früher Führung kritische<br />
Phasen. Center Lapierre, der bereits<br />
in seiner ersten Saison zu den Anführern<br />
im Team gehört, bringt es auf<br />
den Punkt. „Wir müssen versuchen,<br />
in der letzten Saisonphase perfekt zu<br />
sein.“ Undimbesten Fall auf Burger<br />
verzichten.
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />
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Netzwerk<br />
DOKU<br />
Die Macht<br />
der<br />
Maschinen<br />
VonTorsten Wahl<br />
Wer versteht schon alle Zusammenhänge<br />
der vernetzten<br />
Welt?Werkennt sich wirklich aus mit<br />
den technischen Veränderungen?<br />
Und was bringt die digitale Zukunft<br />
für die Menschheit? Der amerikanische<br />
Filmemacher Tommy Pallotta<br />
wagte einen Selbstversuch.<br />
„Wir sind die Roboter“: Schon früh<br />
haben Roboter die Fantasie von Filmemachern<br />
gereizt –seit fast hundert<br />
Jahren erscheinen sie auf der<br />
Leinwand, beflügeln die Pop-Kultur.<br />
Filmemacher Tommy Pallotta<br />
spannt den Bogen von den ersten<br />
Maschinenmenschen bis zu Figuren<br />
wie „Blade Runner“, die ihn als Kind<br />
begeisterten.<br />
Pallotta hat als Filmproduzent<br />
selbst mit computeranimiertem Material<br />
experimentiertund zeigt in seinem<br />
Dokumentarfilm „Wir sind die<br />
Roboter“, wie stark die Wissenschaft<br />
inzwischen die Science-Fiction-Vorstellungen<br />
von einst eingeholt oder<br />
sogar überholt hat. So wird hier der<br />
humanoide Schauspielroboter Robo-<br />
Thespian vorgeführt. Entwickler David<br />
Hanson zeigt seine weltweit bestaunte<br />
Sophia, vereinsamte Seniorinnen<br />
in Holland freunden sich mit<br />
der puppenähnlichen Alice an. Doch<br />
KI muss ja nicht menschliche Gestalt<br />
haben: Eine Mutter erklärt, wie stark<br />
Apples Spracherkennungssystem Siri<br />
ihrem autistischen Sohn helfe. Eine<br />
junge Frau berichtet, dass sie von ihrem<br />
verstorbenen Freund weiterhin<br />
Nachrichten erhält, kreiertaus früherenChats.<br />
„RoboThespian“ nennt sich der humanoide<br />
Schauspielerroboter.<br />
ZDF<br />
Zu den interviewten Experten gehörtEx-Schachweltmeister<br />
GarriKasparow,<br />
der in einem spektakulären<br />
Wettkampf schon 1996 gegen einen<br />
Schachcomputer unterlag.<br />
Darüber hinaus wagte das Team<br />
in Pittsburgh einen Selbstversuch,<br />
versuchte zu testen, ob Roboter<br />
schon selbstständig TV-Interviews<br />
führen können. Die Kameraführung<br />
der Maschine ist sehr speziell, das<br />
Ergebnis ernüchternd: Statt eines Interview-Roboters<br />
hätten sie eineVerhörmaschine<br />
konstruiert, muss Pallotta<br />
eingestehen. DieFragen hatten<br />
keinen Zusammenhang und gingen<br />
auch nicht auf den Gesprächspartner<br />
ein. Dieser anregende, oft überraschende<br />
Film, der im Original<br />
„More Human Than Human“ heißt,<br />
zeigt sich aber optimistisch, dass die<br />
Menschen die Macht besitzen werden,<br />
humanoide Maschinen für humanistische<br />
Ziele zu erfinden und<br />
einzusetzen.<br />
Zu sehen ist „Wir sind die Roboter“ am heutigen<br />
Dienstagum23.30 Uhr auf Arte, danach ist die<br />
Dokumentation 30 Tage langinder Arte-Mediathekverfügbar.<br />
Torsten Wahl<br />
führtlieber selbst<br />
Interviews.<br />
Spielerisch Geschichte lernen –darum geht es bei der „Assassin’sCreed DiscoveryTour“.<br />
Geschichte statt Gewalt<br />
Mit der „Assassin’sCreed Discovery Tour“kann der Spieler ganz entspannt in das antike Griechenland reisen<br />
VonThomas Lindemann<br />
Eine Dame in violettem Kostüm<br />
und elegant gelocktem<br />
Haar wartet schon, um uns<br />
durch die Anlage zu führen.<br />
Sie ist bildschön wie alle Männer<br />
und Frauen in dieser Welt –soviel<br />
Antike-Klischee musste wohl sein.<br />
Aspasia sei ihr Name,sostellt die virtuelle<br />
Dame sich vor. Sie ist die<br />
zweite Frau des Perikles, der die<br />
Akropolis erbauen ließ. Sie erklärt<br />
ein paar Dinge über das Ensemble<br />
vonGebäuden und schickt uns dann<br />
auf einen Spaziergang. Alles könne<br />
man sich ansehen, sagt sie,die Kunst<br />
sei besonders großartig.<br />
Wissenschaftliche Begleitung<br />
Bewegt man seine Spielfigur nun in<br />
die Anlage, beginnt eine Art belebte<br />
Tour mit Audioguide. Hin und wieder<br />
wird der Spaziergang durch die<br />
Spielewelt unterbrochen, dann erläuterteine<br />
Stimme historische Hintergründe<br />
–und dazu sind bezaubernde<br />
Luftaufnahmen Athens zu<br />
sehen. Natürlich eines imaginierten<br />
Athens.Denn, und das ist das Beste –<br />
die berühmte Stadtanlage ist intakt<br />
und unzerstört, und sogar auch belebt.<br />
Passanten stehen in Grüppchen<br />
und plaudern, Boten und Händler<br />
gehen ihrer Wege, Kinder spielen,<br />
Kälber und Ziegen huschen hin und<br />
her. Dieser Besuch führt nicht nur<br />
nach Athen, sondernins Athen des 7.<br />
Jahrhunderts vorChristus.<br />
Alle kriegerischen Anteile des Original-Spiels<br />
„Assassin’s Creed Odyssey“<br />
sind abgeschaltet, die Spielfigur<br />
wird nicht angegriffen, trägt auch<br />
keine Waffen und muss sich nicht<br />
um den Gesundheitswert sorgen.<br />
Das Spiel: Assassin's Creed<br />
ist eine Computerspielserie<br />
des französischen Publishers<br />
Ubisoft. Sie besteht<br />
seit 2007. Ausdem Thema<br />
des Spiels entstand ein Kinofilm<br />
(„Assassin's Creed“)<br />
mit Michael Faßbender in<br />
der Hauptrolle.<br />
Hier soll man nur schauen und staunen.<br />
„Assassin’s Creed Odyssey“ ist bereits<br />
vor einem Jahr erschienen, als<br />
der neue, elfte Teil der erfolgreichen<br />
Action-Reihe. Das Spiel war keine<br />
Revolution, es hatte ein wenig mehr<br />
Rollenspielelemente als die Vorgänger,war<br />
aber ansonsten doch nur etwas<br />
mehr vom Altbekannten –allerdings<br />
in einem neuen Setting, dem<br />
antiken Griechenland. Während der<br />
Zeit des Peloponnesischen Kriegs<br />
spielt man einen Söldner,der in den<br />
Kriegswirren bei einer der Parteien<br />
bis zum Feldherrn aufsteigen soll.<br />
DasSpiel hat recht brutale Moment –<br />
in Deutschland ist es in die Kategorie<br />
„ab 16 Jahren“ eingestuft. Immerhin,<br />
es gab ein wenig über die Geschichte<br />
zu lernen. Allerdings nur nebenbei.<br />
Dass dieser Nebeneffekt auch<br />
eine Hauptsache sein könnte,haben<br />
die Entwickler des Herstellers Ubisoft<br />
offenbar schon lange gespürt.<br />
Siehaben nun den„DiscoveryTour“-<br />
Modus angefügt. Werdas Hauptspiel<br />
FRIEDLICHER SPIELMODUS<br />
Die Grundidee: Die Macher<br />
wollten vonAnfang an modernes<br />
Computer-Gaming<br />
und Zeitgeschichte zusammenzubringen.<br />
So treffen die<br />
Spieler im Laufe der Missionen<br />
auf Persönlichkeiten wie<br />
Leonardo da Vinci oder<br />
GeorgeWashington.<br />
Die Variation: Der „DiscoveryTour“-Modus<br />
ist für alle<br />
Besitzer des Spiels „Assassin’sCreed<br />
Odyssey“ auf<br />
PS4 und Xbox verfügbar.Für<br />
denPCkann man den friedlichen<br />
Spielmodus auch via<br />
Uplayfür 20 Euro einzeln<br />
kaufen.<br />
gekauft hat, kann ihn einfach dazu<br />
downloaden, ohne Extrakosten.<br />
Nun ist „Assassin’s Creed Discovery<br />
Tour“ nicht das erste Spiel, bei<br />
dem Wissen vermittelt wird. Natürlich<br />
gibt es längst „Educational Games“<br />
und auch das in jüngster Zeit<br />
viel strapazierte Schlagwort„Gamification“.<br />
Beides meint letztlich nur<br />
etwas ganz Simples: Man kann auch<br />
Spaß haben, wenn man etwas lernt.<br />
Zum Beispiel mithilfe eines Videospiels.<br />
Sogibt es Games, indenen<br />
man das mathematische Koordinatensystem<br />
wie nebenbei verstehen<br />
lernt, oder Aliens nur besiegen kann,<br />
wenn man Wörter schnell und richtig<br />
buchstabiert. Es gibt Spiele, bei<br />
denen man die Namen verschiedener<br />
Fische lernt, chemische Formeln<br />
oder einen Blinddarm operieren<br />
darf. Allerdings: Die großen Hersteller,<br />
die den Weltmarkt beherrschen,<br />
haben zu dieser Richtung bisher wenig<br />
beigetragen.<br />
Ubisoft ist nun eine erste große<br />
Ausnahme. Offenbar haben, hört<br />
Neuer Chef bei Wework<br />
Amerikanisches Coworking-Unternehmen setzt auf einen Immobilien-Experten<br />
Oft in besten Lagen –wie hier in NewYork–bietet WeWork seine Büroflächen an.<br />
Unternehmen mit hohen Zielen für<br />
kooperatives Arbeiten aufzubauen,<br />
abweicht. In Zukunft geht es wohl<br />
vor allem darum, die angemieteten<br />
Büroflächen erffektiver zu nutzen.<br />
Im vergangenen Jahr wollte We-<br />
Work eigentlich an die Börse gehen,<br />
AFP<br />
man aus dem Entwicklerstudio, die<br />
Programmierer und Designer selbst<br />
das Potenzial gesehen und immer<br />
wieder gefragt, ob man nicht eine<br />
Art Museumsmodus zusätzlich anbieten<br />
könnte. Irgendwann<br />
stimmte der Konzern zu. „Wir hatten<br />
keine Vorbilder für dieses Projekt,<br />
es ist das erste dieser Art“, sagte<br />
der Historiker Maxime Durand<br />
kürzlich bei der Vorstellung des<br />
Spiels in Berlin. DerFranzose ist der<br />
verantwortliche Redakteur bei Ubisoft<br />
Montreal, wo das Spiel entstand.<br />
Seine Idee: „Geschichte soll<br />
ein Spielplatz werden.“<br />
Direkt neben Sokrates stehen<br />
UBISOFT<br />
Es gibt 30 virtuelle, mit einem Sprecher<br />
vertonte Führungen durch das<br />
simulierte Athen der Jahreab431 vor<br />
Christus. Dakann man dann erfahren,<br />
wie die ersten Philosophen sich<br />
getroffen haben –imGarten nämlich,<br />
zu kleinen Diskussionsrunden.<br />
Undman sieht sie auch in ihren langen<br />
Gewändern ins Gespräch vertieft.<br />
Dasist aufregend –esmag eine<br />
Simulation sein, dass man direkt neben<br />
Sokrates stehen kann, aber es<br />
hat eine bleibende Wirkung. Ganz<br />
anders,als Bücher es vermitteln können.<br />
Und dann hebt die Kamera sich<br />
immer wieder wie eine Drohne über<br />
die Szenerie. Der Spieler sieht das<br />
historische Athen von oben. Es gibt<br />
keine Ruinen, sondern ein blühendes<br />
Leben. Einherrlicher Anblick. In<br />
einem Online-Forum schrieb schon<br />
jemand: „Ich kann mir vorstellen<br />
dass bei so einem Spiel mehr<br />
hängenbleibt als im Unterricht, wo<br />
ein Lehrer einfach vorn irgendwelches<br />
Zeugserzählt.“<br />
Esist noch nicht lange her,dagalten<br />
Coworking-Spaces als die Arbeitsplätzeder<br />
Zukunft. DieKunden<br />
können dort einen Schreibtisch für<br />
Stunden, Tage oder Monate mieten.<br />
Und wenn sie wollen einen Besprechungsraum<br />
dazu. In einer flexiblen<br />
Arbeitswelt, in der kaum mehr als ein<br />
Schreibtisch, ein Laptop und ein guter<br />
Espresso benötigt werden, galt<br />
das als Ideallösung.<br />
Doch ganz so einfach lässt sich<br />
die Arbeitswelt doch nicht revolutionieren.<br />
Jedenfalls hatte der größte<br />
Anbieter, WeWork, im vergangenen<br />
Jahr große finanzielle Schwierigkeiten.<br />
Jetzt wurde ein neuer Geschäftsführer<br />
intalliert. Das amerikanische<br />
Unternehmen teilte mit, dass Sandeep<br />
Mathrani die Aufgabe übernehmen<br />
wird. Mathrani war zuvor in<br />
der Immobilienbranche tätig.<br />
Die New York Times wertete den<br />
Wechsel auf dem Chefsessel als klaresIndiz<br />
dafür,dass WeWork vonder<br />
Strategie des Gründers Adam Neumann,<br />
ein weitläufiges Technologiedoch<br />
das Vorhaben wurde im September<br />
abgeblasen. Der japanische<br />
Technologie-Konzern Softbank<br />
übernahm bald die Kontrolle über<br />
das Unternehmen. Berichten zufolge<br />
wäreWeworkbis Ende des vergangenen<br />
Jahres das Geld ausgegangen,<br />
eine Insolvenz wäre nicht mehr<br />
abzuwenden gewesen.<br />
Die Softbank hatte bis dahin<br />
schon ein Drittel derWework-Anteile<br />
gehalten. Das Unternehmen hat danach<br />
Sparprogramme aufgesetzt.<br />
Die Zielvogabe der neuen Besitzer<br />
lautete, dass WeWork sich aus bestimmten<br />
Märkten zurückzuziehen,<br />
nicht zum Kerngeschäft gehörende<br />
Geschäfte verkaufen und neue Wege<br />
zur Finanzierung seiner Geschäftstätigkeit<br />
finden sollte. (jöh.)<br />
Zahlreiche<br />
Beschwerden<br />
gegen Händler<br />
Netzagentur ermittelt<br />
wegen Geoblockings<br />
Weil manche Händler nicht allen<br />
EU-Kunden die gleichen Angebote<br />
machen, geht die Bundesnetzagentur<br />
gegen sogenanntes<br />
Geoblocking vor. Damit ist unter anderem<br />
gemeint, dass Händler unerlaubterweise<br />
ihre Internetseiten für<br />
Kunden in anderen Ländern sperren,<br />
so dass diese nicht zu gleichen<br />
Bedingungen wie inländische Kunden<br />
einkaufen können. Seit Dezember<br />
2018 seien rund 100 Beschwerden<br />
und Anfragen zu Fällen von Geoblocking<br />
eingegangen, teilte die<br />
Bonner Behörde am Montag mit. Ein<br />
Vergleich zum Vorjahr ist nicht möglich,<br />
da erst seit Ende 2018 Verstöße<br />
dieser Artgemeldet werden können.<br />
„Viele Beschwerden über Geoblocking<br />
konnten wir bereits im Anhörungsverfahren<br />
ausräumen“, sagte<br />
Präsident Jochen Homann dazu.<br />
Prinzipiell kann die Bundesnetzagentur<br />
gegen Händler Bußgelder<br />
von bis zu 300 000 Euro verhängen.<br />
In den meisten Fällen habe man sich<br />
aber mit den Anbieterneinigen können,<br />
ohne dass weitereMaßnahmen<br />
nötig gewesen seien, hieß es vonder<br />
Behörde. Die meisten erfassten Verstößetraten<br />
bei Elektrogeräten, Kleidung<br />
oder E-Books auf. Aber auch<br />
Autos,Sportgeräte,Tabakwaren oder<br />
Lebensmittel waren betroffen.<br />
Gut die Hälfte der Beschwerden<br />
stammte vondeutschen Kunden, der<br />
Rest aus dem Ausland. Händler dürfen<br />
allerdings weiterhin Liefergebiet<br />
für ihreWaren selbst bestimmen.Versendet<br />
also ein Anbieter grundsätzlich<br />
nur innerhalb seines Landes,liegt<br />
keine Diskriminierung vor, wenn er<br />
nicht in ein bestimmtes ausländisches<br />
Gebiet liefernwill. (dpa)<br />
Saskia Esken (SPD) wünscht kein Ministerium<br />
für die Digitalisierung. IMAGO IMAGES<br />
SPD-Chefin<br />
will kein<br />
Digitalministerium<br />
Esken: Innovationsthemen<br />
gehören in alle Ministerien<br />
D<br />
ie SPD-Chefin Saskia Esken<br />
hält die Forderung der Union<br />
nach einem eigenständigen Digitalministerium<br />
für eine Idee aus den<br />
80er-Jahren. „Statt immer wieder<br />
diese aus den 80er Jahren gefallene<br />
Idee eines Digitalministeriums aufzuwärmen,<br />
sollten die Verantwortlichen<br />
im Kanzleramt dafür sorgen,<br />
dass die digitalpolitischen Vorhaben<br />
der Ministerien und weiterer<br />
Gremien besser gesteuertund koordiniert<br />
werden“, sagte Esken dem<br />
Handelsblatt vom Montag. Sie<br />
lehne ein eigenständiges Digitalministerium<br />
ab, sagte Esken. „Digital<br />
ist das neue Normal.“ Digitalpolitik<br />
betreffe alle Ressorts und sei insofernlängst<br />
kein Thema mehr für die<br />
Nische. Inder Vergangenheit hatte<br />
sich vor allem die CSU stark gemacht<br />
für ein solches Ministerium.<br />
Als aussichtsreichste Kandidatin für<br />
die Aufgabe wurde Dorothee Baer<br />
genannt, die zurzeit die Beauftragte<br />
der Bundesregierung für Digitalisierung<br />
ist. (AFP)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020 23<br />
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Wissenschaft<br />
Eine Stoffbarriere<br />
gegen die Gefahr<br />
Professionelle Atemschutzmasken können tatsächlich<br />
vor dem Coronavirus schützen.<br />
Für den Alltag sind sie allerdings nur bedingt geeignet<br />
Eigentlich eine Maskefür Profis in Krankenhäusern. Aber solche Masken tragen viele Asiaten auch im Alltag auf der Straße –selbst wenn gerade keine gefährliche Krankheit droht.<br />
BALLYSCANLON<br />
VonMichael Brendler<br />
Eswar sicherlich keine gute<br />
Wahl für einen Ausflug<br />
über die Neujahrstage: Zu<br />
siebt hatte die chinesische<br />
Familie den Abstecher ins 900 Kilometer<br />
entfernte Wuhan gemacht.<br />
Zurück in Shenzhen, in Hongkongs<br />
Nachbarschaft, fanden sich fünf<br />
Familienmitglieder bald mit einer<br />
Lungenentzündung im Krankenhaus<br />
wieder –sowar es gerade in<br />
der Fachzeitung Lancet zu lesen.<br />
Auch bei einem augenscheinlich<br />
gesunden Reisenden wurde<br />
das neue Corona-Virus entdeckt.<br />
Nicht angesteckt hatte sich nur ein<br />
siebenjähriges Kind, denn es hatte<br />
unterwegs fast immer eine Atemschutzmaske<br />
getragen.<br />
Ohne einen solchen Mundschutz<br />
– wie ihn auch Ärzte im<br />
Operationssaal tragen –darf man<br />
in der Epidemieregion keine Restaurants,<br />
Einkaufszentren oder<br />
Parks mehr betreten. Ausverkauft<br />
sind solche chirurgische Masken<br />
inzwischen auch in vielen Apotheken<br />
in Berlin und anderen deutschen<br />
Städten. Großhändler haben<br />
Probleme, für Nachschub zu sorgen.<br />
In den USA macht man sich<br />
bereits Sorgen, ob es genügend<br />
Masken gibt für Ärzte und Krankenschwestern.<br />
Aber sind ein paar dünne<br />
Schichten Papier und Vlies tatsächlich<br />
in der Lage, den sich schnell<br />
ausbreitenden Erreger aufzuhalten?<br />
Coronaviren sind unvorstellbar<br />
winzig. Sie messen nur 60 bis<br />
140 millionstel Millimeter. Damit<br />
sind sie nur mit dem Elektronenmikroskop<br />
zu erkennen. Die Atemschutzmasken,<br />
die die Profis tragen,<br />
dichten das Gesicht zwar gegen<br />
Geruchsmoleküle ab, aber<br />
nicht gegen einzelne Coronaviren.<br />
Mit einem Durchmesser von bis zu<br />
einem tausendstel Millimeter sind<br />
ihrePoren zu groß dafür.<br />
Dass man sich trotzdem einigermaßen<br />
auf sie verlassen kann, verdankt<br />
der Mensch vor allem der<br />
Tatsache, dass die Viren selten allein<br />
unterwegs sind. Sie backen<br />
sich mit Artgenossen und Sekret zu<br />
Tröpfchen zusammen –und für die<br />
sind die Gitter mit ihren elektrostatischen<br />
Kräften ein fast undurchdringliches<br />
Hindernis. Dies gilt<br />
selbst, wenn sie besonders klein<br />
und fein sind und sich als sogenannte<br />
Aerosole verbreiten, also in<br />
Form von Schwebeteilchen in einem<br />
Gas.<br />
Hauptgefahr sind die Hände<br />
Atemschutzmasken: Professionelle<br />
Masken gibt es in<br />
drei Schutzklassen: FFP1,<br />
FFP2und FFP3. Das Kürzel<br />
FFP steht für „Filtering Face<br />
Piece“. Die Maskeder niedrigste<br />
Klasse FFP1schützt<br />
vorallem vorungiftigen und<br />
nicht-fibrogenen Stäuben.<br />
Asbest hält sie also nicht<br />
auf.<br />
SCHUTZ IN DREI KLASSEN<br />
Höherer Schutz: DieMaske<br />
der Klasse FFP2ist geeignet<br />
zum Schutzvor gesundheitsschädlichen<br />
Stäuben,<br />
Rauchund Aerosolen. Die<br />
Maskeder Klasse FFP3<br />
wird für den Umgang mit<br />
krebserregenden Stoffen<br />
und Krankheitserregernwie<br />
Viren, Bakterien und Pilzsporen<br />
empfohlen.<br />
Maßnahmen: Das Robert-<br />
Koch-Institut (RKI) empfiehlt<br />
Atemschutzmasken vorallem<br />
für medizinisches Personal<br />
und Pflegende sowie für<br />
als Verdachtsfälle eingestufte<br />
Patienten. Ansonsten<br />
wird „gute Händehygiene,<br />
Husten- und Nies-Etikette<br />
sowie Abstand zu Erkrankten“<br />
empfohlen.<br />
Außerdem hat der Mensch auch<br />
noch in anderer Hinsicht Glück:<br />
Einzeln kann ihm der neue Erreger<br />
wenig anhaben. Bei Sars –immerhin<br />
ein enger Verwandter des jetzigen<br />
Corona-Virus 2019-nCoV –<br />
müssen einhundert Viren auf einmal<br />
in die Lunge eindringen, um<br />
ihm ernsthaft gefährlich zu werden.<br />
Vor sieben Jahren hat<br />
Raina MacIntyre, Professorin für<br />
Globale Biosicherheit an der australischen<br />
University of New South<br />
Wales, die Probe aufs Exempel gemacht.<br />
Sie ließ 94 Eltern ihre erkälteten<br />
oder grippekranken Kinder<br />
mit einem chirurgischen Mundschutz<br />
betreuen. Im Vergleich zu<br />
ungeschütztenVäternund Müttern<br />
steckten sie sich um 60 bis 80 Prozent<br />
seltener an.<br />
Ein Grund für diese beeindruckenden<br />
Erfolgsraten ist wahrscheinlich,<br />
dass zumindest Grippeviren<br />
auch in größeren Sekrettropfen<br />
von einem Menschen zum anderen<br />
fliegen, wie sie sich beim<br />
Niesen oder Husten bilden. Und<br />
die wiederum werden selbst voneinem<br />
einfachen Mundschutz oft<br />
aufgefangen.<br />
Das neue Coronavirus wurde allerdings<br />
sehr tief in der Lunge der<br />
Erkrankten entdeckt. Das spricht<br />
dafür, dass es in erster Linie wohl<br />
nicht als eine solche Tröpfcheninfektion,<br />
sondern per Aerosol übertragen<br />
wird.<br />
Dennoch geht Raina MacIntyre,<br />
die ihr Forscherleben solchen Fragen<br />
widmet, davon aus, dass eine<br />
OP-Maske auch dieses Mal selbst<br />
bei einem Infizierten im eigenen<br />
Haushalt jede zweite Übertragung<br />
verhindern kann. Vorausgesetzt,<br />
sie wird nicht wiederverwendet<br />
oder länger als zwei Stunden getragen<br />
–denn dann könnten Schutzmasken<br />
das Infektionsrisiko womöglich<br />
sogar steigern.<br />
Mut machen der Forscherin die<br />
Erfahrungen mit der Sars-Epidemie,<br />
die in den Jahren 2002 und<br />
2003 wütete. Drei von vier Bewohnernvon<br />
Hong Kong hatten damals<br />
solch ein Vlies vordem Mund. „Das<br />
hat die Ansteckungsraten nachweisbar<br />
deutlich gesenkt“, sagt die<br />
Professorin für Globale Biosicherheit.<br />
Vor allem habe die Vermummung<br />
verhindert, dass Kranke anderen<br />
ihre Viren übertrugen. Ein<br />
Grund: Die Ausatemluft wird meist<br />
durch den Stoff hindurchgeblasen,<br />
beim Einatmen fließt ein großer<br />
Teil der Luft um ihn herum.<br />
Deshalb profitieren die gesunden<br />
Träger womöglich maßgeblich<br />
voneinem indirekten Effekt. Miteiner<br />
Maske vor Mund und Nase fällt<br />
es schwer, Viren mit den Händen<br />
auf die eigenen Schleimhäute zu<br />
übertragen. Etwa 200 Mal amTag<br />
fasst sich der Mensch ins Gesicht,<br />
das macht ihn zum wichtigsten<br />
Komplizen der Erreger. Regelmäßiges<br />
Händewaschen sei deshalb<br />
eine viel wichtigere Schutzmaßnahme<br />
als das Tragen einer Maske,<br />
sagt Kathrin Summermatter, die<br />
Leiterin des Biosicherheitszentrums<br />
des Instituts für Infektionskrankheiten<br />
der Universität Bern.<br />
Professionelle Atemschutzmasken<br />
wiederum, darin ist sie sich mit<br />
Raina MacIntyre einig, sollten dem<br />
Gesundheitspersonal vorbehalten<br />
bleiben. Dieses ist in Krankenhäusern<br />
und Praxen viel höheren Virendosen<br />
ausgesetzt, und Nachschub<br />
ist nur sehr begrenzt zu haben.<br />
Die Masken gibt es in drei<br />
FFP-Schutzklassen (siehe Kasten).<br />
Eine Maske in der höchsten<br />
Schutzklasse FFP 3 kann tatsächlich<br />
99 Prozent der Erreger abfangen.<br />
Das hat bei Sars und Ebola einigen<br />
Ärzten und Schwestern das<br />
Leben gerettet.<br />
Für den Alltag sind sie dagegen<br />
eher eine schlechte Wahl: „Wir tragen<br />
diese Masken jeden Tag“, sagt<br />
die Schweizerin Kathrin Summermatter.<br />
„Länger als drei Stunden<br />
möchte die niemand im Gesicht<br />
haben“. Es juckt, man schwitzt, bei<br />
jedem Luftzug kämpft man gegen<br />
den Atemwiderstand der Maske an,<br />
das sei auf Dauer ziemlich unangenehm.<br />
Hinzu kommt: DerLaie kann bei<br />
der Anwendung einiges falsch machen.<br />
Die Maske muss absolut<br />
dicht und fest sitzen. Unrasiert<br />
oder mit Gesichtsschmuck darf<br />
man sie ohnehin nicht tragen.<br />
Beim Mundschutz gilt es nur zu<br />
beachten, dass die Nase ebenfalls<br />
bedeckt und alle Schnüre imNacken<br />
verknotet sind. Aber selbst für<br />
diese Light-Variante ergab die Studie<br />
von Raina MacIntyre: Mehr als<br />
die Hälfte der Erwachsenen wollte<br />
sie nur sehr unregelmäßig tragen.<br />
Keine Empfehlungen für Masken<br />
Was sagen andere Experten? Bernd<br />
Salzberger, Vorsitzender der Deutschen<br />
Gesellschaft für Infektiologie,<br />
sieht das Tragen eines Mundschutzes<br />
derzeit nicht geboten, wie<br />
er vor einigen Tagen gegenüber der<br />
Deutschen Presseagentur erklärte.<br />
„Persönlicher Schutz ist im Augenblick<br />
vollkommen unsinnig“, sagte<br />
der Fachmann.<br />
Auch das Robert-Koch-Institut<br />
(RKI) und die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) gaben keine<br />
Empfehlungen für das Tragen eines<br />
Mundschutzes gegen das Coronavirus.<br />
Patienten, die als Verdachtsfälle<br />
eingestuft sind, sollten laut<br />
RKI jedoch eine mehrlagige Mund-<br />
Nasen-Maske tragen. Experten zufolge<br />
helfen Masken vor allem gegen<br />
Schmierinfektionen. Diese<br />
werden durch den häufigen Griff<br />
an Nase und Mund gefördert.<br />
In Berlin werden die Masken knapp<br />
Und am Flughafen Schönefeld konnte ein Flieger nicht starten, weil sich die Putzkräfte nach einem Corona-Verdachtsfall weigerten, das Flugzeug zu reinigen<br />
VonMikeWilms<br />
Die Angst ist ansteckender als das<br />
Virusselbst. Manche Menschen<br />
denken nun bereits beim ersten<br />
Niesen, könnte es auch das Coronavirus<br />
sein? So mag es auch jenem<br />
Mann gegangen sein, der am Sonnabend<br />
um 10.15 Uhrmit einem Flieger<br />
der Airline Freebird (FH 455) in<br />
Schönefeld bei Berlin landete.Nachdem<br />
der Antalya-Rückkehrer der<br />
Crew mitgeteilt hatte, dass er sich<br />
krank fühlt, wurde der Flieger abgeriegelt.<br />
Feuerwehrleute in Schutzanzügen<br />
rückten an, und die Reisegruppe<br />
des Mannes wurde isoliert.<br />
Er selbst und seine Ehefrau kamen in<br />
Kliniken in Brandenburg.<br />
Nach dem Einsatz sollte das Flugzeug<br />
planmäßig wieder nach Antalya<br />
fliegen. Doch dann verweigerte das<br />
Putz-Personal, das die Maschine vor<br />
dem Neustart routinemäßig reinigt,<br />
die Arbeit –angeblich aus Corona-<br />
Angst. Das Flugzeug konnte nicht<br />
starten, musste auf eine Warteposition<br />
geschleppt werden. Die bereits<br />
eingecheckten Passagiere bekamen<br />
ihreKoffer zunächst zurück.<br />
Wardie Aufregung berechtigt? Offenbar<br />
nicht. Im Brandenburger Gesundheitsministerium<br />
hieß es: Der<br />
kranke Reisende und seine Frau warendemnach<br />
in Zypern, wo sie Kontakte<br />
zu Chinesen hatten. Ministeriumssprecher<br />
Tobias Arbinger: „Der<br />
Ehemann wies Krankheitssymptome<br />
auf. Das Paar wurde daraufhin<br />
isoliert stationär untergebracht<br />
und auf den Coronavirus getestet.<br />
Der Test fiel negativ aus.“ Die Frau<br />
habe das Krankenhaus inzwischen<br />
verlassen. Der Mann werde wegen<br />
seiner Symptome weiter behandelt.<br />
Die Sorge vor einer Einschleppung<br />
des Virus macht sich auch in<br />
Apotheken bemerkbar. Die Nachfrage<br />
nach Schutzmasken geht steil<br />
nach oben, bestätigt die Bundesvereinigung<br />
Deutscher Apothekerverbände.<br />
InBerlin werden die Vorräte<br />
sogar schon knapp. Das betrifft herkömmliche<br />
Mundschutz-Masken,<br />
aber auch sogenannte FFP-Masken<br />
mit eingebautem Filter.<br />
Kerstin Erbe, Geschäftsführerin<br />
der Drogeriekette DM sagte: „Wir<br />
bieten den Mundschutz unserer<br />
DM-Marke Mivolis an. Wirbeobach-<br />
ten, dass die Nachfrage stark steigt.<br />
So ist der Mundschutz derzeit nahezu<br />
nicht mehr verfügbar.“ Der<br />
Pharma-Großhändler Gehe, der<br />
mehrere tausend Apotheken beliefert,<br />
bestätigt Engpässe.<br />
In China ist das Tragen eines<br />
Mundschutzes oberstes Gebot. Bewohner<br />
von betroffenen Gebieten<br />
werden angeblich sogar von Flugdrohnen<br />
auf die Einhaltung der Vorschrift<br />
kontrolliert. Die Fluggeräte<br />
patrouillieren laut chinesischen<br />
Staatsmedien über den Straßen und<br />
können einzelnen Personen hinterherfliegen.<br />
Wird ein Passant ohne<br />
Mundschutz erwischt, gibt es eine<br />
Standpauke über Lautsprecher.<br />
Der Ausbruch des Coronavirus<br />
hat in China inzwischen mehr Menschenleben<br />
gefordert als die Sars-<br />
Epidemie vor17Jahren. DieGesundheitskommission<br />
meldete am Montag<br />