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10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 29 · D ienstag, 4. Februar 2020<br />
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Berlin<br />
Estrel baut<br />
höchsten<br />
Hotelturm<br />
Arbeiten sollen im Herbst<br />
dieses Jahres beginnen<br />
Vor sechs Jahren wurde der Entwurf<br />
vorgestellt, jetzt steht der<br />
Termin für den Baubeginn fest. Das<br />
Hotel Estrel will im Herbst 2020 die<br />
Bauarbeiten für seinen neuen Hotelturm<br />
an der Sonnenallee starten.<br />
Das teilte das Estrel am Montag mit.<br />
Mit 175 Metern soll der Estrel Tower<br />
Deutschlands höchstes Hotel und<br />
zugleich das höchste nicht-technische<br />
Gebäude in Berlin werden. Die<br />
Fertigstellung ist für 2024 geplant.<br />
Der Estrel Tower entsteht nach<br />
Plänen des Architekturbüros Barkow<br />
Leibinger, das sich vor sechs Jahren<br />
in einem Wettbewerb gegen fünf<br />
weitere Bewerber durchgesetzt<br />
hatte. Der Hotelturm mit 750 Zimmernund<br />
Suiten soll gegenüber dem<br />
bestehenden Estrel auf der südlichen<br />
Seite der Sonnenallee errichtet<br />
werden. Im Dachbereich ist eine Sky<br />
Lounge mit Außenterrasse geplant.<br />
Direkt angegliedert an den Tower<br />
sind Veranstaltungsflächen, die sich<br />
zum Neuköllner Schifffahrtskanal<br />
und einer öffentlich zugänglichen<br />
Promenade hin öffnen. Außerdem<br />
ist ein Parkhaus mit 500 Stellplätzen<br />
geplant. Senatsbaudirektorin Regula<br />
Lüscher sieht das Projekt positiv.<br />
„Bei Hochhäusernist nicht die reine<br />
Höhe allein das entscheidende Kriterium,<br />
sondern die Frage, wie es in<br />
den jeweiligen städtebaulichen Kontext<br />
passt“, sagt sie. „Das Estrel in<br />
Neukölln steht in einem sehr großstädtischen<br />
Kontext auf einer früheren<br />
Industriefläche“, so Lüscher.<br />
„Dort fügt sich die geplante Höhe<br />
von175 Meterngut ein.“ (ulp.)<br />
Der Turm soll mit 175 Meterndas höchste<br />
Hotel Deutschlands werden. BARKOW LEIBINGER<br />
Zügig unterwegs: Je schneller Radfahrer vorankommen, desto attraktiver wird das Radfahren in Berlin. Doch immer wieder drohen Stopps an Ampeln.<br />
Ohne Stopp durch die Stadt<br />
IMAGO IMAGES/ FLORIAN GÄRTNER<br />
2017 empfahlen Forscher mehr Grüne Wellen für Radfahrer in Berlin –doch getan hat sich nichts<br />
VonPeter Neumann<br />
Nicht nur Autofahrer kennen<br />
das Problem: Gerade<br />
hat man an einer<br />
Kreuzung auf Grün gewartet,<br />
da zwingt bald darauf das<br />
nächste rote Ampellicht zum Halten.<br />
Grüne Wellen könnten den Radverkehr<br />
beschleunigen, ohne Autos zu<br />
bremsen –das hat ein Modellprojekt<br />
in Berlin gezeigt. Forscher von der<br />
Technischen Universität (TU) raten,<br />
auf weiteren Straßenzügen grüne<br />
Wellen für Fahrradfahrer zu schalten.<br />
Doch mehr als zwei Jahre nach<br />
dem Ende des Modellprojekts sind<br />
keine konkreten Vorhaben in Sicht.<br />
Grüne Wellen sind einer von vielen<br />
Bausteinen, um das Radfahren in<br />
der Stadt attraktiv zu machen –und<br />
so die Straßen zu entlasten. Solche<br />
Ampelschaltungen sind sinnvoll,<br />
sagt Frank Masurat vom Allgemeinen<br />
Deutschen Fahrrad-Club<br />
(ADFC) Berlin. „Doch es geht viel zu<br />
langsam voran“, bilanzierter.<br />
Wobei das eine Untertreibung ist,<br />
denn die Zahl der Grünen Wellen für<br />
Radfahrer in Berlin ist seit langem<br />
unverändert:Weiterhin verfügen nur<br />
zwei Straßenzüge darüber. In der<br />
Belziger Straße und am benachbarten<br />
Rathaus Schöneberg sind seit<br />
2014 je zwei Ampelanlagen so koordiniert,<br />
dass sie sich bei Tempo 18 bis<br />
20, der typischen Radlergeschwindigkeit,<br />
ohne Stopp passieren lassen.<br />
Autos werden nicht ausgebremst<br />
Im April 2017 wurde auch auf der<br />
Uhlandstraße in Charlottenburg-<br />
Wilmersdorf eine Grüne Welle für<br />
Radfahrer geschaltet –genauer gesagt<br />
auf den anderthalb Kilometern<br />
zwischen der Pariser und der Fechnerstraße,<br />
woesfünf Ampelanlagen<br />
gibt. Teilweise wurde der Beginn der<br />
Grünphasen zeitlich versetzt, damit<br />
dort mehr Radfahrer als bislang<br />
ohne Stopp durchkommen. 74 000<br />
Euro kostete das Modellprojekt im<br />
Auftrag des Bundes, das vom TU-<br />
Fachgebiet Straßenplanung und<br />
Straßenbetrieb durchgeführt wurde<br />
und bis November 2017 dauerte.Die<br />
Grüne Welle,die damals eingerichtet<br />
wurde,blieb bis heute bestehen.<br />
Vonihr profitieren die Radfahrer<br />
mehrfach, so die TU-Wissenschaftler.<br />
Sokommt es „an fast allen Knotenpunkten<br />
zu einer geringen Anzahl<br />
von Haltevorgängen“, stellten<br />
sie fest. Über den gesamten Testbereich<br />
hinweg konnte die „Anzahl an<br />
Fahrten mit nur einem Haltevorgang<br />
und die Anzahl an Fahrten ohne Unterbrechung<br />
erhöht werden“, hieß<br />
es.Und wenn trotzdem Ampeln Radfahrer<br />
stoppen, fällt die Wartezeit in<br />
der Regel nun kürzeraus als vorden<br />
Ampelumschaltungen, so die Bilanz.<br />
Folge ist, dass die Radfahrer auf<br />
dem Abschnitt zügiger vorankommen<br />
als früher. Das zeigt die gemessene<br />
durchschnittliche Fahrtgeschwindigkeit,<br />
in die alle Stopps eingerechnet<br />
werden: Vorder Umschaltung<br />
betrug sie in Richtung Süden<br />
15,1 Kilometer pro Stunde, danach<br />
18,8. In der Gegenrichtung stieg das<br />
Tempo vonimSchnitt 16,1 auf 20,3.<br />
Und die Autos? Werden sie nun<br />
auf der Uhlandstraße ausgebremst?<br />
Nein, so die Forscher. InNordrichtung<br />
hat sich die Situation kaum geändert,<br />
in der Südrichtung verbesserte<br />
sie sich sogar leicht, weil auch<br />
Autofahrer seltener und weniger<br />
lang gestoppt wurden. Wasdie Wirkungen<br />
auf den Nahverkehr anbelangt,<br />
sind dieVeränderungen für die<br />
BVG-Buslinie 249 „minimal“, hieß<br />
es.Sofiel die Bilanz unmissverständlich<br />
aus: „Es ist zu befürworten, weitere<br />
Radverkehrsrouten zu optimieren.“<br />
Schon vorJahren wurden mögliche<br />
Bereiche untersucht. Auf der<br />
Bernauer, Hardenberg-, Mühlen-,<br />
Müller- und Wilhelmstraße sowie<br />
auf dem Hohenzollerndamm gebe<br />
es „teilweises großes Potenzial“.<br />
Vorrangnetz lässt auf sich warten<br />
Doch der Senat kann „zu konkreten<br />
Örtlichkeiten und einem Zeitplan<br />
noch keine Aussage treffen“, bedauerte<br />
Dorothee Winden, Sprecherin<br />
von Verkehrssenatorin Regine Günther<br />
(Grüne). „Bei der Erstellung des<br />
Vorrangnetzes für den Radverkehr<br />
wird auch geprüft, wo eine Grüne<br />
Welle für Radfahrer vorgesehen werden<br />
kann“, sagte sie.Das Vorrangnetz<br />
werde aber derzeit noch erarbeitet.<br />
„Eigentlich hätte es schon im Sommer<br />
letzten Jahres fertiggestellt sein<br />
müssen“, sagte Frank Masurat vom<br />
ADFC. Das Mobilitätsgesetz schreibe<br />
dies vor. Leider gebe es weiterhin keinen<br />
Zeitplan für dieses wichtige Vorhaben.<br />
„Mehrmals haben wir dieses<br />
nachhaltige strukturelle Problem angesprochen“<br />
–ohne Ergebnis.<br />
Portal bietet<br />
Rechner zum<br />
Mietendeckel<br />
<strong>Berliner</strong> können prüfen,<br />
ob sie zuviel bezahlen<br />
Der Mietendeckel soll zwar erst<br />
noch in Kraft treten, doch schon<br />
jetzt können <strong>Berliner</strong> Mieter im Internet<br />
überprüfen, ob sie zuviel<br />
Miete bezahlen. Das Onlineportal<br />
wenigermiete.de bietet dazu auf seiner<br />
Internetseite einen Rechner an.<br />
Mieter können dort mit ein paar<br />
Klicks herausfinden, welche Miete<br />
korrekt ist.<br />
„Uns haben in den letzten Wochen<br />
und Monaten unzählige Anfragen<br />
von verunsicherten <strong>Berliner</strong><br />
Mieternerreicht, die wissen wollten,<br />
wie sie den Mietendeckel nutzen<br />
können“, sagt Daniel Halmer,<br />
Rechtsanwalt und Gründer des Portals<br />
wenigermiete.de. „Nachdem in<br />
letzter Minute bekannt wurde, dass<br />
nicht wie ursprünglich geplant, die<br />
Behörden den Mietendeckel durchsetzen<br />
wollen, sondern dieser von<br />
Mietern selbst rechtlich geltend gemacht<br />
werden muss, haben wir uns<br />
entschieden, den <strong>Berliner</strong>n ein Angebot<br />
zu machen, um sie auch beim<br />
Mietendeckel zu unterstützen“, sagt<br />
Halmer. Zuvor war wenigermiete.de<br />
dafür bekannt geworden, dass das<br />
Unternehmen Ansprüche von Mietern<br />
bei Verstößen gegen die Mietpreisbremse<br />
durchsetzt. Auf der<br />
Website des Portals können die Mieter<br />
nicht nur berechnen, wie viel<br />
Miete sie zu viel zahlen. Sie können<br />
wenigermiete.de zudem mit der<br />
Durchsetzung ihrer Rechte beauftragen.<br />
Wer dies lieber selbst in die<br />
Hand nehmen möchte,kann ein formelles<br />
Auskunfts- und Anspruchsschreiben<br />
kostenlos erhalten und<br />
dieses an den Vermieter versenden.<br />
Mitder Veröffentlichung des Mietendeckel-Gesetzes,<br />
die noch im Februar<br />
erwartet wird, werden die Mieten<br />
auf den Stand vom 18. Juni 2019<br />
eingefroren. Außerdem werden<br />
Mietobergrenzen eingeführt. Liegt<br />
eine Miete mehr als 20 Prozent über<br />
der Obergrenze, gilt sie als überhöht.<br />
Eine Mietsenkung kann aber erst<br />
neun Monate nach Inkrafttreten des<br />
Gesetzes durchgesetzt werden. Neben<br />
wenigermiete.de bieten auch<br />
andere Mieterorganisationen, etwa<br />
Mieterverein oder Mietergemeinschaft,<br />
Informationen und Beratungen<br />
zum Mietendeckel an. (ulp.)<br />
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