Berliner Zeitung 12.09.2018
- TAGS
- cdu
- npd
- rechtsextremisten
- sachsen
- david-koeckert
- verfassungsschutz
- shisha-bars
- nichtraucherschutz
- finanzsenator-matthias-kollatz
- marina-de-fuemel
- stiftung-stadtmuseum
- dilek-kolat
- wohnungsbau
- rauchverbot
- zeitung
- berlin
- berliner-zeitung
- berliner-zeitung-online
- berliner-zeitung-epaper
- berliner-zeitung-bz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das Leben in rechten Parallelwelten – Report Seite 2und 3<br />
Künstler<br />
wollen in<br />
den Spreepark<br />
Seite 9<br />
14°/25°<br />
Wolken, etwas Regen<br />
Wetter Seite 28<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Mittwoch, 12. September 2018 Nr.213 HA -74. Jahrgang<br />
Auswärts/D**: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />
Dregger: Die CDU fühlt<br />
sich fit fürs Regieren<br />
Berlin Seite 10<br />
Heikel: Abgeordnete und<br />
ihre Alterssicherung<br />
Hauptstadt Seite 5<br />
Maaßen: Geheimdienstchef<br />
vor dem Rücktritt?<br />
Politik Seite 4, Kommentar Seite 8<br />
Volksbühne<br />
Das Rad<br />
wird<br />
zurückgerollt<br />
VonUlrich Seidler<br />
So richtig will die Kulturverwaltung<br />
noch nicht heraus mit der<br />
Sprache, andererseits können wir<br />
mit der schönen Nachricht nicht länger<br />
warten: DasRäuberrad ist wieder<br />
gesund. Die Metallfirma Haber &<br />
Brandner hat die Skulptur nach den<br />
Maßgaben der sachverständigen Metallrestauratorin<br />
Marina de Fümel<br />
von der Stiftung Stadtmuseum restauriert.<br />
Es soll in<br />
den nächsten Tagen,<br />
wohl noch<br />
in diesem Monat,<br />
wieder an seinen<br />
angestammten<br />
Platz vor die<br />
Volksbühne<br />
Das Räuberrad<br />
ersteht demnächst als<br />
Denkmal wieder auf.<br />
kommen. Das<br />
sah im Dezember,<br />
als die <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> das<br />
Rad in einer<br />
Werkstatt in Oberschöneweide besuchte,noch<br />
nicht so aus.<br />
Frank Castorf hatte das Rad im<br />
Sommer 2017 bei seinem Auszug mit<br />
auf Gastspielreise nach Avignon genommen.<br />
Eine durchaus verständliche<br />
Geste des Trotzes, die ihm viele<br />
in der Stadt übel nahmen. WasCastorf<br />
natürlich wurscht war und eher<br />
noch anstachelte. Lenore Blievernicht,<br />
die Witwe von Volksbühnen-<br />
Chefdesigner Bert Neumann, war<br />
gegen diese Radausreiß-Aktion. Ihr<br />
ging es um die Unversehrtheit des<br />
Kunstwerkes, das im Ensemble mit<br />
dem Theater auf dem Rosa-Luxemburg-Platz<br />
seine Bestimmung gefunden<br />
hat −auch wenn die Castorf-<br />
Neumann-Räuber-Äravorbei ist.<br />
Der damals noch neue Kultursenator<br />
Klaus Lederer vermittelte. Er<br />
genehmigte den Avignon-Ausflug<br />
und nutzte die Gelegenheit für eine<br />
gründliche Restauration des Denkmals,<br />
das nie als Denkmal errichtet,<br />
sondern 1992 als temporäres Kunstwerk<br />
aufgestellt wurde und dann stehen<br />
blieb.<br />
Bei dem Werkstattbesuch im Dezember<br />
konnte man sich davon überzeugen,<br />
dass Lederers Vorschlag<br />
mehr als eine politische Maßnahme<br />
zur Beruhigung war. Der eigentlich<br />
sehr kleidsame und gewollte Rost<br />
hatte sich stellenweise schon durch<br />
das Metall gefressen. Außerdem hatte<br />
die Skulptur durch den Abbau Schaden<br />
genommen. Sie ist in drei Teile<br />
geschnitten worden, um sie auf eine<br />
transportable Größe zu bringen. Die<br />
lädierten, in die Ecke gestellten, verzurrten<br />
Metallteile erinnerten an einen<br />
verunfallten, aber tapferen und<br />
beseelten Roboter.Eswar eine Wohltat<br />
zu erleben, mit welchem Ernst,<br />
welcher Sensibilität und Professionalität<br />
sich bei der Dezembervisite eine<br />
Gruppe von Fachleuten, Kulturverwaltern,<br />
Metallrestauratoren um das<br />
Radsorgte und Heilmethoden diskutierte.Wie<br />
rettet man so viel Originalmaterial<br />
wie möglich, wie verschweißt<br />
man die Nähte am unauffälligsten,<br />
wie gewährleistet man Standfestigkeit<br />
−und zwar auf Dauer? Denn<br />
nun ist das Rad ein Denkmal geworden.<br />
DieEwigkeit kann kommen.<br />
Berlin weitet Rauchverbot aus<br />
VonJulia Haak<br />
Der Senat möchte Spielplätze und die Eingänge von Kliniken zu<br />
nikotinfreien Zonen machen. Das soll auch für E-Zigaretten gelten<br />
Der letzte Raucher wird<br />
wohl ein <strong>Berliner</strong> sein.<br />
Rauchen ist zwar nicht<br />
mehr angesagt, die Zahlen<br />
gehen zurück. Aber laut Deutschem<br />
Tabakatlas führt die Hauptstadt<br />
weiterhin in negativer Weise<br />
die Statistik an. Noch immer rauchen<br />
hier erheblich mehr Menschen<br />
als in anderen Bundesländern.<br />
Folgerichtig führt Berlin auch die<br />
Statistik der Todesfälle an, die durch<br />
Rauchen bedingt sind. Wenwundert<br />
es da noch, dass in Berlin auch die<br />
Vorschriften zum Nichtraucherschutz<br />
bislang legerer sind als anderswo.<br />
Das soll sich jetzt ändern. Am<br />
Dienstag hat der Senat einen Gesetzentwurfaus<br />
dem Hause der Gesundheitssenatorin<br />
Dilek Kolat (SPD) beschlossen.<br />
Das Nichtraucherschutzgesetz<br />
soll in vier Punkten verschärft<br />
werden –spürbar. Eswird damit an<br />
die Regelungen anderer Bundesländer<br />
angepasst und auf Freiflächen<br />
ausgedehnt.<br />
So soll es künftig ein Rauchverbot<br />
auf Spielplätzen und in allen Räumen,<br />
in denen Kinder betreut werden,<br />
sowie vor Krankenhäusern und<br />
anderen Gesundheitseinrichtungen<br />
geben. Neue Produkte wie E-Zigaretten,<br />
Tabakerhitzer und E-Wasserpfeifen<br />
werden einbezogen. Bisherige<br />
Ausnahmeregelungen für<br />
Shisha-Bars entfallen. Bußgelder bei<br />
Verstößen werden deutlich erhöht.<br />
Die Gesundheitssenatorin will<br />
mit den Neuregelungen die Nichtraucher<br />
schützen. Es sei längst wissenschaftlich<br />
erwiesen, dass Tabakrauch<br />
nicht nur denen schade, die<br />
selbst rauchen, sondern auch den<br />
Passivrauchern. „Das <strong>Berliner</strong> Nichtraucherschutzgesetz<br />
hat sich bewährt.<br />
Aber nach zehn Jahren war es<br />
an der Zeit, technische Neuerungen<br />
wie E-Zigaretten zu berücksichtigen<br />
und überholte Ausnahmebestimmungen<br />
wie für Shisha-Bars aufzuheben“,<br />
sagte Dilek Kolat.<br />
Bisher gab esinBerlin keine einheitliche<br />
Regelung für Kinderspielplätze.<br />
Die Bezirksverwaltungen<br />
konnten mit Schilderndortdas Rauchen<br />
untersagen, sonst war es erlaubt.<br />
In Krankenhäusern ist das<br />
Rauchen zwar schon länger untersagt,<br />
aber wer eine <strong>Berliner</strong> Klinik<br />
„Nach zehn Jahren war es an der Zeit,<br />
technische Neuerungen wie E-Zigaretten zu<br />
berücksichtigen und überholte<br />
Ausnahmebestimmungen wie für Shisha-Bars<br />
aufzuheben.“<br />
Dilek Kolat (SPD),<br />
Gesundheitssenatorin<br />
betreten wollte, musste sich mit angehaltenem<br />
Atem durch eine oft verqualmte<br />
Zone im Eingangsbereich<br />
kämpfen, weil sich genau dort die<br />
Raucher versammelten. Das Verbot<br />
erstreckt sich künftig auch auf das<br />
Außengelände der Gesundheitseinrichtungen.<br />
Ausnahmen sind nur in<br />
Form von Raucherinseln gestattet,<br />
die vom Eingangsbereich entfernt<br />
sein müssen. Nur dort, wo es Menschen<br />
nicht möglich ist, öffentlich<br />
zugängliche Gebäude zu verlassen,<br />
soll es weiterhin Raucherräume geben.<br />
Das betrifft den geschlossenen<br />
Vollzug in Gefängnissen und den<br />
Maßregelvollzug.<br />
Shisha-Bars waren bislang von<br />
den Bestimmungen des Nichtraucherschutzes<br />
ausgenommen. Seit<br />
zehn Jahren gilt in Berlin ansonsten<br />
ein Rauchverbot in gastronomischen<br />
Einrichtungen. Raucherzonen<br />
müssen vom übrigen Gastraum abgetrennt<br />
sein. Ausnahmen gibt es<br />
nur für besonders kleine Lokale, deren<br />
Gastraum nicht größer als 75<br />
Quadratmeter ist. Sie können als<br />
Raucherlokale gekennzeichnet werden,<br />
Speisen dürfen dort nicht serviert<br />
werden, der Zutritt ist für Minderjährige<br />
verboten. „Die Vorschriften<br />
sind nach den hitzigen Diskussionen<br />
in der Anfangsphase<br />
weitgehend akzeptiert worden. Das<br />
Gesetz hatte eine befriedende Wirkung“,<br />
sagte Christoph Lang, Sprecher<br />
derGesundheitsverwaltung.<br />
Shisha-Bars hatten sich bislang<br />
darauf berufen, dass in ihren Räumen<br />
kein Alkohol ausgeschenkt<br />
werde und sie demzufolge keine<br />
Gaststätten im herkömmlichen<br />
Sinne seien.<br />
Das Nichtraucherschutzgesetz<br />
räumte den Bars eine Ausnahmeregelung<br />
ein. Wie bei Raucherlokalen<br />
ist der Zutritt erst ab 18 Jahren gestattet,<br />
die Gaststätte muss deutlich<br />
gekennzeichnet sein, Alkohol darf<br />
nicht ausgeschenkt werden. Eine<br />
solche Regelung gebe es in keinem<br />
ISTOCKPHOTO<br />
anderen Bundesland, sagte Lang.<br />
Jetzt wirdsie gekippt.<br />
Die Gesundheitsverwaltung will<br />
dem Nichtraucherschutz zu mehr<br />
Nachdruck verhelfen. Schon jetzt<br />
wurde bei Verstößen ein Bußgeld fällig.<br />
Die Beträge bewegten sich zwischen<br />
100 und 1000 Euro. Künftig<br />
sollen Beträge zwischen 500 und<br />
10 000 Euro fällig werden.<br />
Der Gesetzentwurf geht nun als<br />
Nächstes in den Ratder Bürgermeister<br />
zur Abstimmung. Die Gesundheitsverwaltung<br />
rechnet damit, dass<br />
das Gesetz im Laufe des kommenden<br />
Jahres vom Parlament verabschiedet<br />
wirdund dann in Kraft tritt.<br />
Die eingangs erwähnten schlechten<br />
statistischen Werte Berlins in Bezug<br />
auf das Rauchen sind ein Antrieb<br />
für die Verwaltung, jetzt eine Gesetzesänderung<br />
anzustreben. Immer<br />
noch sind etwa 17 Prozent der deutschen<br />
Bevölkerung täglich Tabakrauch<br />
ausgesetzt. „Obwohl immer<br />
weniger Menschen rauchen, insbesondere<br />
Jüngere, ist der Raucheranteil<br />
in Berlin im Vergleich zu den anderen<br />
Bundesländern nach wie vor<br />
hoch“, heißt es in einer Mitteilung der<br />
Gesundheitsverwaltung. 35 Prozent<br />
aller <strong>Berliner</strong> Männer rauchen, bei<br />
den Frauen sind es 24 Prozent. Der<br />
deutsche Durchschnitt liegt deutlich<br />
darunter. „In Deutschland rauchen<br />
25 Prozentder erwachsenen Bevölkerung:<br />
rund 30 Prozent der Männer<br />
und 20 Prozentder Frauen“, teilte das<br />
Deutsche Krebsforschungszentrum<br />
für das Jahr 2015 mit. Aber auch hier<br />
sinken die Zahlen.<br />
Nichtraucherschutz liegt im<br />
Trend. Gerade untersagen verschiedene<br />
Regionen in Mittelmeerländern<br />
das Rauchen am Strand. Jüngstes Beispiel<br />
ist ein Ziel von Party-Touristen:<br />
Lloret de MarinKatalonien.<br />
Senat gibt<br />
Grundstücke<br />
günstiger ab<br />
Regelung gilt fünf Jahre –<br />
Ziel ist mehr Wohnungsbau<br />
VonUlrich Paul<br />
Landeseigene Grundstücke sollen<br />
in Berlin günstiger genutzt werden<br />
können –und denWohnungsbau<br />
damit weiter in Schwung bringen.<br />
DerSenat hatamDienstag beschlossen,<br />
die Zinssätzefür Flächen zu halbieren,<br />
die per Erbbaurecht vergeben<br />
werden.Die Regelung soll für alleVerträge<br />
gelten, die in den nächsten fünf<br />
Jahren geschlossen werden.<br />
„Mit der Halbierung der Erbbauzinsen<br />
reagieren wir auf die zurzeit<br />
extrem niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt“,<br />
sagte Finanzsenator Matthias<br />
Kollatz (SPD).„Das bietet einen guten<br />
Anreiz für den Wohnungsbau –nicht<br />
nur für den genossenschaftlichen.“<br />
Daneben würden auch soziale und<br />
kulturelle Einrichtungen das Erbbaurecht<br />
künftig noch besser nutzen<br />
können. DasErbbaurecht ermöglicht<br />
es dem Nutzer, ein Haus auf einem<br />
Grundstück zu errichten, ohne das<br />
Areal zu kaufen.<br />
Der Erbbauzins entspricht einem<br />
Entgelt für die Bodennutzung. Der<br />
Zinssatz wird auf Basis des Grundstückswerts<br />
errechnet. Mitder nun in<br />
Berlin vorgesehenen Regelung sollen<br />
die Erbbauzinssätze für 20 Jahre halbiertwerden.<br />
DieZinshöhe hängt von<br />
der Art der Nutzung ab. Werden die<br />
Flächen für soziale, kulturelle und<br />
sportliche Zwecke genutzt, liegt der<br />
Zinssatz bei 1,5 Prozent, bei einer<br />
Wohnnutzung 2,25 Prozent. Nach Ablauf<br />
der 20 Jahre greift dann wieder<br />
der Regelerbbauzinssatz für den Rest<br />
derVertragslaufzeit.<br />
Der Verband Berlin-Brandenburgischer<br />
Wohnungsunternehmen<br />
(BBU) erklärte, essei „höchste Zeit“<br />
für die Halbierung des Erbbauzinssatzes.<br />
Aus Sicht vieler Genossenschaften<br />
sei die jetzige Vergabe der<br />
Grundstücke für nur 60 Jahreaber zu<br />
kurz. 99 Jahrewären besser.<br />
Die Bundesregierung erwägt unterdessen<br />
den Einstieg in den Wohnungsneubau<br />
in Berlin. „Der Bund<br />
prüft, ob, wie und in welchem Umfang<br />
er für Bundesbedienstete auf geeigneten<br />
bundeseigenen Grundstücken<br />
der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />
Mietwohnungen auch in<br />
Berlin beziehungsweise dem <strong>Berliner</strong><br />
Umland bauen kann“, erklärte ein<br />
Sprecher des Innenministeriums.<br />
Berlin Seite 12<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />
Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />
(Mo-Fr10-16 Uhr), Fax-499;<br />
leser-blz@dumont.de<br />
Leser-Service: (030)23 27-77, Fax-76;<br />
www.berliner-zeitung.de/leserservice<br />
Anzeigen: (030) 23 27-50, Fax: -66 97;<br />
berlin.anzeigen@dumont.de<br />
Postvertriebsstück A6517<br />
Entgelt bezahlt<br />
Kommentar Seite 8 4 194050 501504<br />
31037
2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Report<br />
VÖLKISCHE SIEDLER<br />
Völkische Siedler leben die Ideale der Blutund-Boden-Ideologie<br />
der nationalsozialistischen<br />
Volksgemeinschaft vor, indem sie<br />
„reinrassige“ Familien mit vielen Kindern<br />
gründen und sich durch Handwerk und Landwirtschaft<br />
weitgehend unabhängig versorgen.<br />
Hinzu kommen die Pflegeeines völkischen<br />
Brauchtums, das auf vorchristlichen<br />
nordisch-germanischen Glaubensvorstellungenbasiert,<br />
sowie die Durchsetzung der traditionellen<br />
Geschlechterrollen vonMann und<br />
Frau in der Familie. Da die Projekte meist in<br />
kleinen Dörfernangesiedelt sind, können die<br />
Elternihre Kinder mit weniger Einflüssen der<br />
offenen demokratischen Gesellschaft erziehen<br />
und ihnen ein rassistisch geprägtes<br />
PARALLEL<br />
Gesellschaftsbild<br />
vermitteln.<br />
REICHSBÜRGER<br />
Reichsbürger und Selbstverwalter haben<br />
sich zu einer gefährlichen Strömung in der<br />
rechten Szene entwickelt. Die Zahl dieser<br />
Personen, die die Bundesrepublik und ihr<br />
Rechtssystem nicht anerkennen und sich<br />
deshalb weigern, Steuernund Bußgelder zu<br />
bezahlen oder Gerichtsbeschlüsse und Verwaltungsentscheidungen<br />
zu befolgen, wird<br />
auf rund 15 000 geschätzt. Etwa 900 vonihnen<br />
gelten als gewaltbereite Rechtsextremisten.<br />
Während Reichsbürger das historische<br />
Deutsche Reich als einzig legitimen deutschen<br />
Staat ansehen, erklären Selbstverwalter<br />
ihre Grundstückezu„Hoheitsgebieten“, in<br />
denen bundesdeutsche Gesetze nicht gelten.<br />
Laut Bundeskriminalamt sollen Reichsbürger<br />
von2015 bis Mitte 2017 mehr als<br />
10 500 Straftaten begangen haben.<br />
PREPPER<br />
Prepper (abgeleitet vomenglischen „to prepare“<br />
=vorbereiten) bereiten sich auf ein gefühlt-antizipiertes<br />
Endzeitszenario an einem<br />
„Tag X“ mit einem ausgeklügelten System<br />
vonVorsorgemaßnahmen vor. Die überwiegende<br />
Zahl der Prepper ist unpolitisch, sie<br />
gehen vonBedrohungslagen durch Naturkatastrophen,<br />
Wirtschaftskrisen oder Kriege<br />
aus. Die rechtsextremistische Prepper-Szene<br />
hingegen richtet ihr Sinnen eher darauf, einen<br />
solchen „Tag X“ selbst herbeizuführen<br />
oder zur Realisierung ihrer extremistischen<br />
Vorstellungen zu nutzen. So nehmen sie das<br />
vonihnen über soziale Netzwerkepropagierte<br />
Szenario eines angeblich bevorstehenden<br />
Bürgerkriegs zwischen „weißen“ Deutschen<br />
und „marodierenden Ausländerhorden“<br />
zum Vorwand, sich zu bewaffnen.<br />
InChemnitz sind in den vergangenen<br />
zwei Wochen mehrfach<br />
Hunderte von Rechtsextremisten<br />
aufmarschiert und haben<br />
fremdenfeindliche Parolen skandiert.<br />
Sie bewarfen ein jüdisches<br />
Restaurant mit Steinen, beschimpften<br />
den Inhaber als „Judensau“. Auf<br />
den Straßen der Stadt attackierten<br />
sie Gegendemonstranten und jagten<br />
Menschen, die nach ihrem Äußeren<br />
wie Ausländer wirkten.<br />
In Köthen bejubelten am Sonntagabend<br />
einige Hundert Menschen<br />
den Ex-NPD-Funktionär und Aktivisten<br />
des Thüringer Pegida-Ablegers<br />
Thügida, David Köckert, der von<br />
einem „Rassenkrieg gegen Deutsche“<br />
und einer „antideutschen<br />
Schweinepresse“ sprach. Beifall<br />
brandete auf, als Köckert mit dem<br />
Satz „Wollen wir weiter Schafe sein<br />
oder wollen wir zu Wölfen werden<br />
und sie zerfetzen?“ zum gewalttätigen<br />
Umsturzaufrief.<br />
In Halle kamen am Montagabend<br />
rund 450 Rechte zusammen und grölten<br />
„Sieg Heil“. Mehrfach wurde von<br />
Teilnehmern der sogenannten Montagsdemo<br />
der Hitler-Gruß gezeigt,<br />
manche bespuckten Polizisten.<br />
Die Bilder, die in diesen Tagen<br />
durch die Medien gehen, zeigen immer<br />
hemmungsloser und aggressiver<br />
auftretende Rechtsextremisten<br />
aus dem ganzen Bundesgebiet, die<br />
sich deutlich schneller als noch vor<br />
ein paar Jahren für öffentlichkeitswirksame<br />
Aktionen mobilisieren lassen.<br />
Der zunehmende Organisationsgrad<br />
und die Mobilisierungsfähigkeit<br />
der Szene werden auch vom<br />
Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
beobachtet. Dortregistriertman zudem<br />
eine zwar langsam, aber stetig<br />
wachsende Zahl von Rechtsextremisten<br />
in der Bundesrepublik. Dem<br />
letzten Verfassungsschutzbericht<br />
zufolge lag diese Zahl bei 24 000, das<br />
sind knapp eintausend mehr als im<br />
Vorjahr.<br />
Verfestigte Einstellung<br />
Diese Gruppe aber ist nur der harte<br />
Kern einer viel größer einzuschätzenden<br />
rechten Szene in der Bundesrepublik,<br />
deren Mitglieder eine<br />
verfestigte rassistische und neofaschistische<br />
Einstellung eint. Siewerden<br />
vomVerfassungsschutz nicht als<br />
extremistisch eingestuft, weil sie<br />
durch ihr Handeln und Auftreten –<br />
noch –keine unmittelbareGefahr für<br />
das demokratische Gemeinwesen<br />
darstellen.<br />
Tatsächlich jedoch haben sich<br />
längst am rechten Rand der Gesellschaft<br />
Parallelwelten gebildet, die<br />
auf den ersten Blick abseitig wirken.<br />
In ihnen finden Rassefanatiker, völkische<br />
Blut-und-Boden-Siedler,Verschwörungsideologen,<br />
Kampfsportler,<br />
Reichsbürger und Selbstverwalter<br />
oder Prepper – das sind Menschen,<br />
die sich auf vermeintlich<br />
bevorstehende Bürgerkriege und<br />
Untergangsszenarien vorbereiten –<br />
zusammen.<br />
Mit ihren geschlossenen Systemen,<br />
in denen sie konspirativ agieren<br />
und kommunizieren, wollen sie<br />
sich gegen einen vermeintlichen gesellschaftlichen<br />
Konsens positionieren.<br />
Diebewusst gewählte Außenseiterrolle,<br />
die in einigen Fällen –etwa<br />
bei Reichsbürgern und Preppern –<br />
auch in eine Outlaw-Mentalität<br />
mündet, darf man nicht unterschätzen.<br />
Denn weil die Szene beständig<br />
Zulauf erhält, trägt sie systematisch<br />
und schleichend zur Aushöhlung der<br />
demokratischen Grundfesten unsererGesellschaft<br />
bei.<br />
Die Suche nach solchen rechten<br />
Parallelwelten führt auch in das<br />
kleine Dorf Bornitz im sachsen-anhaltinischen<br />
Dreiländereck zu Thüringen<br />
und Sachsen. Die500-Seelen-<br />
Gemeinde im Burgenlandkreis liegt<br />
etwas abseits der großen Bundesund<br />
Landesstraßen. Und große Sehenswürdigkeiten<br />
locken auch niemanden<br />
hierher:Einen Landgasthof<br />
gibt es hier, einen Bäcker, eine Kindertagesstätte,<br />
zwei Straßen – das<br />
war’s.Fast. Denn ein neuer Bewohner<br />
hat das verschlafene Nest jetzt<br />
kurzzeitig ins Fernsehen und in die<br />
Schlagzeilen gebracht: der als NSU-<br />
Helfer verurteilte Neonazi RalfWohlleben.<br />
Nach seiner Entlassung aus der<br />
Untersuchungshaft war der 43-Jährige<br />
nicht wie erwartet in seine Jenaer<br />
Heimatstadt zurückgekehrt. Er<br />
ist auf das Land gezogen, in das<br />
kleine Bornitz, auf den Bauernhof<br />
seines Gesinnungskameraden Jens<br />
Bauer. Im Münchner NSU-Prozess<br />
war Wohlleben wegen Beihilfe zum<br />
Mord –erhatte die Ceska besorgt,<br />
mit der die NSU-Terroristen neun<br />
Migranten töteten –zueiner zehnjährigen<br />
Haftstrafe verurteilt worden.<br />
DasUrteil ist noch nicht rechtskräftig,<br />
weshalb sein Haftbefehl<br />
Mitte Juli nach sechs Jahren und acht<br />
Monaten Untersuchungshaft aufgehoben<br />
wurde. Seitdem lebt Ralf<br />
Wohlleben mit seiner Familie in „geordneten<br />
Verhältnissen“, wie es<br />
seine Anwälte in der Antragsbegründung<br />
für die Aufhebung des Haftbefehls<br />
angekündigt hatten.<br />
Am<br />
rechten<br />
Rand<br />
Die rechtsradikale, rassistische, völkische Szene<br />
wächst und ist immer besser vernetzt. Das haben die<br />
Demonstrationen in den vergangenen Wochen<br />
gezeigt. Meist einen sie ein bizarres Weltbild und<br />
Gewaltbereitschaft. Sie sind längst eine Gefahr für<br />
unsere Gesellschaft geworden.<br />
VonAndreas Förster<br />
Die „geordneten Verhältnisse“<br />
sind allerdings vonzweifelhafter Natur.<br />
Wohllebens Gastgeber Jens<br />
Bauer,einst Magdeburger NPD-Chef<br />
und nach eigenen Angaben bekennender<br />
Nationalsozialist, steht seit<br />
2015 der „Artgemeinschaft –Germanische<br />
Glaubensgemeinschaft wesensgemäßer<br />
Lebensgestaltung“ vor.<br />
Der Verein wird vom Verfassungsschutz<br />
als völkisch-rassistisch und<br />
antisemitisch-revisionistisch eingestuft.<br />
Gegründet wurde er bereits 1951<br />
vom ehemaligen SS-Mitglied Wilhelm<br />
Kusserow.Lange Zeit wurde die<br />
„Artgemeinschaft“ – den Zusatz<br />
„Germanische Glaubensgemeinschaft<br />
wesensgemäßer Lebensgestaltung“<br />
erhielt der Verein erst 1989<br />
–als Gemeinschaft einiger weniger<br />
esoterischer Spinner abgetan, die<br />
heidnische Bräuche feiern und von<br />
der germanischen Rasse schwadronieren.<br />
Erst als der Rechtsanwalt, Holocaustleugner<br />
und zeitweilige NPD-<br />
Vizechef Jürgen Rieger die Führung<br />
der Artgemeinschaft 1989 übernahm,<br />
erlangte sie bundesweite Bedeutung.<br />
In Riegers bis 2009 andauernder<br />
Regentschaft entwickelte<br />
sich das „Schulungszentrum“ des<br />
Vereins in Hetendorf inder Lüneburger<br />
Heide zu einem zentralen<br />
Treff- und Schulungsort rechtsradikaler<br />
und rechtsterroristischer<br />
Kräfte.Auch Beate Zschäpe und Uwe<br />
Böhnhardt weilten dort auf einem<br />
der zahlreichen, als germanische<br />
Feste getarnten Nazitreffen. 2002<br />
spendete der NSU einer vonder Artgemeinschaft<br />
herausgegebenen<br />
Zeitschrift mehrere Tausend Mark,<br />
die aus den Banküberfällen der<br />
Zwickauer Terrorzelle stammten.<br />
Es wäregleichwohl falsch, die Artgemeinschaft<br />
als reine Tarnorganisation<br />
abzutun. Tatsächlich pflegen<br />
die schätzungsweise 300 Mitglieder<br />
einerseits heidnische und germanische<br />
Bräuche wie Julfeste und Sonnenwendfeiern<br />
und verehren –inzwischen<br />
längst als Erkennungszeichen<br />
der neonazistischen Szene<br />
missbrauchte – germanische Symbole<br />
als heilige Zeichen; andererseits<br />
leben und propagieren sie einen an<br />
der Rassentheorie des Nationalsozialismus<br />
orientierten„reinrassigen“<br />
Lebensstil vonMenschen„nordischgermanischer<br />
Art“, in dem die<br />
„gleichgeartete Gattenwahl (und)<br />
die Gewähr für gleichgeartete Kinder“<br />
sowie „Härte und Hass gegen<br />
Feinde“ vorgeschrieben ist. Die<br />
überwiegend auf dem Land angesie-
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 3<br />
· ·······················································································································································································································································································<br />
·<br />
Report<br />
WELTENW<br />
Kampfsporthat in der rechtsextremistischen<br />
LWELTEN<br />
KAMPFSPORT<br />
Szene in den vergangenen Jahren erheblich<br />
an Bedeutung gewonnen. Einerseits geht es<br />
um die Vorbildwirkung für die Kameraden,<br />
sich für den „Kampf auf der Straße“ gegen<br />
politische Gegner und Ausländer zu stählen.<br />
Andererseits haben „Kampf“ und ein damit<br />
verbundener völkisch-rassistischer Körperkult<br />
auch eine wichtigeideologische Bedeutung<br />
für die extreme Rechte. Nicht zuletzt<br />
dient die vornehmlich vonrussischen Neonazis<br />
vorangetriebene Professionalisierung<br />
und Vernetzung vonrechten Kampfsportstrukturen<br />
nicht nur als lukratives Geschäftsmodell,<br />
sondernauch als identitätsstiftendes<br />
Element einer sich als paneuropäisch<br />
verstehenden „weißen Kampfgemeinschaft“.<br />
Natürlich gehören nicht alle Kampfsportler<br />
der rechten Szene an.<br />
ILLUSTRATION: ANNETTE TIEDGE<br />
delten Mitglieder der Artgemeinschaft<br />
–auch Wohllebens Herbergsvater<br />
Jens Bauer besitzt in Bornitz einen<br />
Bauernhof – betreiben häufig<br />
eine traditionelle,anumweltgerechten<br />
Bio-Maßstäben orientierte<br />
Landwirtschaft und engagieren sich<br />
in der Pflege vondörflichen Traditionen.<br />
Vorbild sind die Artamanen<br />
Darin bilden die Artgemeinschaftler<br />
eine Schnittmenge mit der stetig<br />
wachsenden Zahl der sogenannten<br />
Völkischen Siedler. Bundesweit haben<br />
nach Schätzungen der <strong>Berliner</strong><br />
Amadeu-Antonio-Stiftung (AAS)<br />
mehr als eintausend rechtsnationale<br />
Siedler Höfe und Häuser auf dem<br />
Land erworben. Sie berufen sich auf<br />
die Bewegung der Artamanen aus<br />
den 1920er-Jahren – junge, „völkisch“<br />
gesinnte Menschen waren<br />
das, die ihre Blut-und-Boden-Ideen<br />
in einer Dorfgemeinschaft mit Naturromantik<br />
und nordischen Bräuchen<br />
umsetzen wollten. Die neuen<br />
Artamanen kommen häufig aus der<br />
NPD und NPD-nahen Kreisen sowie<br />
aus neonazistischen Kinder-und Jugendorganisationen,<br />
wie etwa den<br />
inzwischen verbotenen Organisationen<br />
Wiking Jugend und Heimattreue<br />
Deutsche Jugend (HDJ).<br />
Nach Erkenntnissen der AAS ziehen<br />
immer mehr Neonazis in kleine<br />
Dörfer, bauen dort eine ökologische<br />
Landwirtschaft und kleine Handwerksbetriebe<br />
auf, holen Gesinnungsgenossen<br />
nach und übernehmen<br />
auf diese Weise nach und nach<br />
„ihr“ Dorf. Laut Anne Schmidt, die<br />
2014 für die AAS die bislang einzige<br />
Studie zum Phänomen der „Völkischen<br />
Siedler im ländlichen Raum“<br />
vorgelegt hat, sind es meist Familien,<br />
die sich gezielt in wenig bewohnten<br />
Gebieten ansiedeln, um fernab der<br />
Städte ungestört ihren am nationalsozialistischen<br />
„Herrenrasse“-Gedanken<br />
orientierten Lebensentwurf<br />
zu leben und ihre Kinder in einer<br />
rückwärts gewandten Ideologie auf-<br />
zuziehen. Daneben knüpfen viele<br />
rechte Bauern mit ihren Konzepten<br />
auch an Aspekte von Esoterik, Öko-<br />
Bewegung und Tierschutz an, womit<br />
sie einen Lifestyle bedienen würden,<br />
der voll im Trend liegt. „Und sie bekennen<br />
sich zu Brauchtum und Tradition,<br />
was bei vielen Dörflern gut<br />
ankommt“, sagt Schmidt.Vorbehalte<br />
seien selten, auch weil sich die rechten<br />
Siedler nach außen unpolitisch<br />
und als harmlose, nette Nachbarn<br />
geben.<br />
Eine radikal-utopische Vision<br />
von völkischen Siedlungsprojekten<br />
hat der mehrfach vorbestrafte Neonazi<br />
Steffen Hupka in seiner 2010 im<br />
Gefängnis verfassten Schrift „Neue<br />
Wege“ skizziert. Darin fordert er<br />
seine Gesinnungsfreunde zum<br />
Rückzug aufs Land auf, wo das nationale<br />
Lager in „Wehrdörfern“ die<br />
„geistige, seelische, kulturelle und<br />
schließlich biologische Auslöschung<br />
des deutschen Volkes“ aufhalten<br />
soll. Diese Dörfer sollen laut<br />
Hupka autarkexistierende deutsche<br />
Enklaven sein, in denen „reinrassiger“<br />
Nachwuchs gezeugt wird und<br />
aufwachsen soll. Nach seinen Vorstellungen<br />
verrichten alle dort lebenden<br />
Männer und Frauen körperliche<br />
Arbeit wie Landwirtschaft,<br />
Viehzucht, Hausbau, Handwerk<br />
Tatsächlich haben<br />
sich längst am rechten Rand<br />
der Gesellschaft Parallelwelten gebildet,<br />
die auf den ersten Blick<br />
abseitig wirken.<br />
und Stromerzeugung und leben<br />
nach eigenen, im Einklang mit der<br />
nationalsozialistischen Weltanschauung<br />
und deutscher Kultur stehenden<br />
Gesetzen. Die Kinder besuchen<br />
die dorfeigene Schule, ingemeinsamen<br />
Veranstaltungen wird<br />
allen Dorfbewohnerndie „arteigene<br />
Anschauung und Lebensart“ vermittelt.<br />
Auch wenn HupkasVorstellungen<br />
realitätsfern sind, weil unter der geltenden<br />
Gesetzgebung solche „Wehrdörfer“<br />
hierzulande kaum möglich<br />
wären, bilden seine Ideen doch eine<br />
wesentliche Grundlage des Selbstverständnisses<br />
völkischer Siedler ab.<br />
Unddas Projekt einer „schaffenden“<br />
Tätigkeit auf der eigenen Scholle<br />
und im eigenen Handwerksbetrieb<br />
als bewusstes Gegenstück zum antisemitischen<br />
Klischee des „raffenden“<br />
Finanzkapitals findet in rechten<br />
Kreisen immer mehr Zuspruch.<br />
So sind „nationale Siedlungen“ auf<br />
dem Land längst keine Ausnahmen<br />
mehr. Experten haben bislang in allen<br />
ostdeutschen Bundesländernsowie<br />
in Schleswig-Holstein, Niedersachsen,<br />
Bayern und Hessen solche<br />
Wohnprojekte identifizieren können.<br />
Eine besondere Konzentration<br />
gibt es in Mecklenburg-Vorpommern,<br />
wo es neben dem vonmehreren<br />
Rechten mit ihren Familien bewohnten<br />
Dörfchen Jamel – dort<br />
prangt im Ortskerndie Parole „Dorfgemeinschaft<br />
Jamel –frei, sozial und<br />
national“ neben einem Hinweisschild<br />
mit der Aufschrift „Braunau<br />
am Inn 855 km“ –über ein Dutzend<br />
weiterevölkische Ansiedlungen gibt.<br />
Seit Juli 2016 existiert zudem eine<br />
von NPD-Mitgliedern und früheren<br />
HDJ-Anhängern ins Leben gerufene<br />
„Mecklenburg-Vorpommersche-<br />
Strukturentwicklungs-Genossenschaft<br />
e.G.“. Die rechte Genossenschaft<br />
bezweckt durch den Erwerb<br />
und die Bewirtschaftung vonGrundstücken<br />
und Immobilien offiziell die<br />
„allgemeine Förderung der sozialen<br />
Strukturentwicklung“ in dem Bundesland.<br />
Auf ihrer Internetseite<br />
prangt der Slogan „Alle für eine<br />
Idee!“<br />
Die Flucht aufs Land aus Angst<br />
vor einer existenziellen Bedrohung<br />
des deutschen Volkes ist nur eine<br />
Form, mit der sich das neonazistische<br />
Lager auf seinen „Endkampf“<br />
gegen die „Herrschaft des Bösen“<br />
vorbereitet, zu dem sich aus rechter<br />
Sicht Islam, Weltjudentum und der<br />
linke Staat zusammengetan haben.<br />
Bei anderen geht es schon handfester<br />
zur Sache. Sie bereiten sich militärisch<br />
und logistisch auf den finalen<br />
Überlebenskampf vor. Als sogenannte<br />
„Prepper“ –eine Wortschöpfung,<br />
die vom englischen Verb prepare(zu<br />
deutsch: vorbereiten) abgeleitet<br />
ist –gehören sie zueiner weltweiten,<br />
immer stärker werdenden<br />
Szene, in der sich Verschwörungsfanatiker,Wutbürger<br />
undWahnsinnige<br />
tummeln, aber auch ganz normale<br />
Familienväter, die Frau und Kinder<br />
vor Stromausfällen, Naturkatastrophen<br />
und Chemieunfällen schützen<br />
wollen. Und natürlich gibt es da<br />
auch jede Menge Geschäftemacher,<br />
denn mit der Angst der „Prepper“<br />
lässt sich inzwischen viel Geld verdienen.<br />
Unterdie Szene der„Vorbereiter“,<br />
die in Kellerräumen Wasserflaschen,<br />
Fertigkonservenund Toilettenpapier<br />
horten, haben sich in den vergangenen<br />
Jahren zunehmend Rechtsradikale<br />
gemischt. Angeheizt durch die<br />
Flüchtlingswelle und Buchbestseller,<br />
die in immer dramatischeren Szenarien<br />
bürgerkriegsähnliche Zustände<br />
beschreiben, durch die Deutschland<br />
einer Herrschaft von gesetzlosen<br />
und natürlich vorwiegend muslimischen<br />
Horden unterworfen wird,<br />
rüstet sich die Szene auf. Und das<br />
nicht nur mit Knicklichtern, Batterien,<br />
dem kleinen Mitnahme-Radio<br />
und mehrteiligen Kochsets,sondern<br />
auch und vor allem mit Waffen und<br />
Sprengstoff. Denn Hilfe vonder Bundesregierung<br />
–davon sind die rechtenVerschwörer<br />
überzeugt –ist ja sowieso<br />
nicht zu erwarten, weil die bei<br />
der deutschen „Umvolkung“ gemeinsame<br />
Sache macht mit den<br />
Amerikanernund dem internationalen<br />
„Finanzjudentum“.<br />
So tönt es auch ausden Büchern,<br />
die das Buchhandelsunternehmen<br />
Kopp Verlag aus Rottenburg amNeckar<br />
mit seiner Vorliebe für neurechte<br />
Verschwörungstheorien vertreibt.Praktisch:<br />
Im Online-Shop des<br />
Buchversands kann man gleich noch<br />
legale Waffen wie Pfefferspraypistolen<br />
„zur Tierabwehr“ und das in einer<br />
roten Reisetasche verstaute<br />
Fluchtgepäck „Grab & Go Emergency<br />
Kit“ mit Pflaster, Teelichten<br />
und Notrationen für vier Personen<br />
und drei Tage kaufen. Auch Wasseraufbereitungsanlagen<br />
und Regenschirme,die<br />
sich als Schlagstock eignen,<br />
sind hier im Angebot.<br />
Die „richtigen“ Waffen konnten<br />
rechte Prepper seit 2016 noch bis<br />
voreinigen Monaten über ein Internetportal<br />
mit dem Namen„Migrantenschreck“<br />
ordern. Die Betreiber<br />
der Webseite hatten explizit empfohlen,<br />
die Schusswaffen gegen<br />
Flüchtlinge und politische Gegner<br />
einzusetzen.<br />
Die Flucht aufs Land aus Angst<br />
vor einer existenziellen Bedrohung<br />
des deutschen Volkes ist nur eine Form,<br />
mit der sich das neonazistische<br />
Lager auf seinen<br />
„Endkampf“ vorbereitet.<br />
Anfang 2016 hatte sich in Mecklenburg-Vorpommerneine<br />
Prepper-<br />
Gruppe namens „Nordkreuz“ gegründet,<br />
die sich nach eigener Aussage<br />
gemeinsam auf den„Tag X“ vorbereiten<br />
will. Zu den 30 Mitgliedern,<br />
die über den Messengerdienst Telegram<br />
kommunizierten und konspirierten,<br />
gehören Banker, Mediziner,<br />
Sportler, Ingenieure, Handwerksmeister<br />
und Polizisten. Einige von<br />
ihnen sind Mitglieder der AfD. Einer<br />
der Polizisten von „Nordkreuz“,<br />
Marko G., hatte dem Spiegel berichtet,<br />
die Gruppe bereite sich auf den<br />
Zusammenbruch der staatlichen<br />
Ordnung, etwa durch eine „Flüchtlingswelle“,<br />
einen Bankencrash oder<br />
Stromausfälle vor, die durch Anschläge<br />
verursacht werden. Man betreibe<br />
ein gemeinsames Schießtraining,<br />
tausche politische Meinungen<br />
aus und diskutiere, welche Vorräte<br />
anzulegen sind, so G. im Spiegel. Die<br />
meisten Mitglieder von„Nordkreuz“<br />
verfügten als Jäger oder Sportschützenzudem<br />
legal über Schusswaffen.<br />
Die Gruppe war 2017 ins Visier<br />
der Bundesanwaltschaft geraten,<br />
weil bei zwei ihrer Mitglieder Datensätze<br />
von mehreren Tausend Personen<br />
gefunden wurden.Vergleichbare<br />
„Todeslisten“ hatte man in der Vergangenheit<br />
schon beim NSU und bei<br />
anderen militanten Rechten sichergestellt.<br />
DieKarlsruher Behörde vermutet<br />
daher, dass die beiden beschuldigten<br />
„Nordkreuz“-Mitglieder<br />
eine befürchtete Staatskrise als<br />
Chance gesehen haben,Vertreter des<br />
politisch linken Spektrums festzusetzen<br />
und mit ihren Waffen zu töten,<br />
heißt es im Durchsuchungsbeschluss<br />
vom August 2017. Die Ermittlungen<br />
in dem Fall sind noch<br />
nicht abgeschlossen.<br />
Andreas Förster<br />
beschäftigt sich seit Jahren<br />
mit der rechten Szene.<br />
COMBAT 18<br />
Combat18 Deutschland (C18) ist eine in<br />
den letzten Jahren reorganisierte, bundesweit<br />
vernetzte Organisation, die sich am terroristischen<br />
Konzept des führerlosen Widerstands<br />
(„leaderless resistance“) orientiert.<br />
Sie ist Teil eines 2012 unter der Parole „Reunion<br />
28“ neu aufgestellten internationalen<br />
C18-Netzwerks. Anfang der 1990er-Jahre<br />
war Combat18 in Großbritannien als bewaffneter<br />
Armder rechtsextremen Organisation<br />
Blood&Honour entstanden. Inzwischen<br />
agiertC18 aber längst als selbstständige<br />
neonazistisch-terroristische Untergrundorganisation.<br />
1999 wurde Combat18 –die Bezeichnung<br />
steht für „Kampfgruppe Adolf Hitler“<br />
–inDeutschland verboten. In mehreren<br />
BundesländernsindC18-Gruppen aber wieder<br />
aktiv.Die Eins steht für den ersten Buchstaben<br />
im Alphabet, die Acht für den achten:<br />
AH =Adolf Hitler.<br />
NEUE RECHTE<br />
Die Neue Rechte ist eine heterogene, rechtsextreme<br />
politische Strömung,die sich von<br />
dem „alten“ Nationalsozialismus der Rechten<br />
abgrenzt, intellektuell ausgerichtet ist<br />
und Querverbindungen ins konservative<br />
Spektrum sucht. Zu ihr zählen unter anderem<br />
die auf öffentlichkeitswirksame, aber gewaltfreie<br />
Aktionen setzende Identitären-Bewegung,rechte<br />
Medien wie Compact, Ken FM,<br />
der Kopp Verlag undJungeFreiheit sowie das<br />
Institut für Staatspolitik (IfS) und andere<br />
Denkfabriken. Sie schaffen dabei mit erstaunlich<br />
hohem finanziellen Aufwand einen<br />
wirkungsvollen Propagandaapparat, der die<br />
sozialen Medien mit einer Melangeaus mal<br />
plumpformulierten, mal intellektuell verbrämten<br />
Texten zur Verbreitung völkischer<br />
und rassistischer Ideen nutzt.
4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
Eine<br />
Frage<br />
der Ehre<br />
Viktor Orban wehrt sich<br />
gegen drohende Sanktionen<br />
Ungarns Ministerpräsident Viktor<br />
Orban hat dem EU-Parlament<br />
vorgeworfen, mit einem kritischen<br />
Bericht die Ehreseines Landes<br />
verletzt zu haben. Europa wolle<br />
seine eigenen Grenzwächter verurteilen,<br />
sagte Orban am Dienstag vor<br />
den Abgeordneten in Straßburg. Sein<br />
Volk solle dafür verurteilt werden,<br />
dass es Ungarn nicht zu einem Einwanderungsland<br />
machen wolle.<br />
„Ungarn wird seine Grenzen weiter<br />
verteidigen, wird die illegalen Migranten<br />
stoppen und seine Rechte<br />
verteidigen, im Notfall auch Ihnen<br />
gegenüber“, sagte der rechtsnationale<br />
Regierungschef.<br />
Weber stimmt für den Antrag<br />
Hintergrund seiner Äußerung ist<br />
eine an diesem Mittwoch anstehende<br />
Abstimmung im Parlament.<br />
Auf Basis eines kritischen Berichts<br />
der Grünen-Abgeordneten Judith<br />
Sargentini könnte gegen Ungarn ein<br />
EU-Strafverfahren wegen „systemischer<br />
Bedrohung der Demokratie,<br />
der Rechtsstaatlichkeit und der<br />
Grundrechte“ eingeleitet werden.<br />
Hoffnungen auf ein Einlenken<br />
machte Orban zunichte.<br />
Stattdessen attackierte Orban die<br />
Europaabgeordneten. „Sie haben<br />
Ihre Meinung schon gebildet“, rief er<br />
ihnen zu. Eine Mehrheit werde für<br />
diesen Vorschlag stimmen. Damit<br />
werde ein Volk abgestempelt, das<br />
sich „gegen die Sowjets“ aufgelehnt<br />
und dafür Blut vergossen und das<br />
seine Grenzen für die Menschen in<br />
Ostdeutschland geöffnet habe. „Sie<br />
wollen die Widerstandskämpfer in<br />
Ungarnverurteilen“, rief Orban.<br />
Viktor Orban attackiertamDienstag die Abgeordneten<br />
in Straßburg. AFP/FREDERICK FLORIN<br />
Der Fraktion der Europäischen<br />
Volkspartei (EVP), zu der auch Orbans<br />
Fidesz-Partei gehört, warf Orban<br />
vor, sie habe „ihren Charakter<br />
und ihren eigenen Willen verloren“.<br />
Sie sei „ständig vorsichtig, laviert<br />
herum und tanzt praktisch nach der<br />
Pfeife der Liberalen und Sozialisten“,<br />
sagte er. „Ich möchte die EVP<br />
reformieren, damit sie wieder zu<br />
dem Mutzurückfindet, wie ihn Helmut<br />
Kohl verkörperthat.“<br />
EVP-Chef Manfred Weber (CSU)<br />
wird den Vorstoß für das Verfahren<br />
gegen Ungarnpersönlich unterstützen,<br />
sagte er am Abend nach einer<br />
Fraktionssitzung. DieFraktion sei in<br />
der Frage aber gespalten, daher<br />
bleibe es jedem Abgeordneten<br />
überlassen, wie er abstimmen<br />
werde. Einige Werte der EU seien<br />
„nicht verhandelbar“, begründete<br />
Weber seine Haltung. Dies gelte für<br />
jedes Mitglied der EVP-Familie. Er<br />
sei persönlich vor allem wegen des<br />
Vorgehens der ungarischen Regierung<br />
gegen Nichtregierungsorganisationen<br />
sowie gegen die Central<br />
European University in Budapest<br />
besorgt. Es fehle bei der ungarischen<br />
Regierung an Bereitschaft zu<br />
Kompromissen.<br />
Von den Stimmen der EVP<br />
könnte abhängen, ob die nötige<br />
Zwei-Drittel-Mehrheit für die Einleitung<br />
eines Rechtsstaatsverfahrens<br />
erreicht wird. Im äußersten Fall<br />
könnte UngarnimZuge des Verfahrens<br />
Stimmrechte im EU-Ministerratverlieren.<br />
(dpa, AFP)<br />
Falsch verstanden<br />
Geheimdienstchef Maaßen relativiertseine Zweifel an der Echtheit eines Videos zu „Hetzjagden“inChemnitz<br />
VonMelanie Reinsch<br />
Verfassungsschutzchef<br />
Hans-GeorgMaaßen hat in<br />
seiner Erklärung an Bundesinnenminister<br />
Horst<br />
Seehofer (CSU) seine Zweifel an der<br />
Echtheit eines Videos, das einen<br />
fremdenfeindlichen Übergriff in<br />
Chemnitz zeigt, relativiert. Die Süddeutsche<br />
<strong>Zeitung</strong> und der Spiegel<br />
berichten, dass Maaßen in dem<br />
Schreiben an den Innenminister erklärt<br />
haben soll, das Video sei nicht<br />
gefälscht. Er sei falsch verstanden<br />
worden. Zweifel, so Maaßen, seien<br />
angebracht, ob das Video „authentisch“<br />
eine Menschenjagd zeige.<br />
Der Verfassungsschutz-Präsident<br />
hatte seine Bedenken zuvor in einem<br />
Interview mit der Bild-<strong>Zeitung</strong> öffentlich<br />
gemacht. Maaßen sprach<br />
von gezielter Falschinformation,<br />
brachte aber dazu keine Belege.<br />
Seehofer,der MaaßensVorgesetzter<br />
ist, hatte den Verfassungschef<br />
daraufhin um eine Erklärung gebeten.<br />
Dieser Bericht ist am Montag im<br />
Innenministerium und im Kanzleramt<br />
eingegangen. Maaßen und Seehofer<br />
werden sich an diesem Mittwoch<br />
den Fragen des Innenausschusses<br />
des Bundestags stellen.<br />
Beim Herbstempfang vonVerfassungsschutz,<br />
Bundesnachrichtendienst,<br />
Bundeskriminalamt und<br />
Bundespolizei am Dienstag in Berlin<br />
verteidigte Innenstaatssekretär<br />
Hans-Georg Engelke die Arbeit der<br />
Sicherheitsbehörden. Es müsse „natürlich“<br />
über Fehler diskutiert werden,<br />
sagte er. Zugleich kritisierte er,<br />
es werde oft gleich der Vorwurf des<br />
Totalversagens erhoben oder die<br />
Auflösung einer Behörde gefordert.<br />
Engelke sprach von einem „Zerrbild“,<br />
das gezeichnet werde.<br />
Rücktritt gefordert<br />
Der Druck auf Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen wächst.<br />
Angriff: Nach einem Bericht<br />
des ZDF-Magazins „Frontal<br />
21“ soll ein Mann, der bei einer<br />
Demonstration in Chemnitz<br />
ausländisch aussehende<br />
Menschen attackiert haben<br />
soll, bei einer bundesweit tätigenSicherheitsfirma<br />
arbeiten.<br />
Ein Sprecher des Unternehmens<br />
Securitas bestätigte,<br />
dass derVorfall und Mitarbeiter<br />
dortbekanntseien.<br />
FREMDENFEINDLICHKEIT<br />
Video: AufeinemVideo vom<br />
26.August, dessen Echtheit<br />
Verfassungsschutz-Präsident<br />
Hans-GeorgMaaßen<br />
zunächst angezweifelthatte,<br />
ist zu sehen, wie Männer<br />
hinter anderen Menschen<br />
herrennen. Dabei sind Rufe<br />
zu hören wie„Haut ab! Was<br />
ist denn, ihr Kanaken?“ und<br />
„Ihr seidnicht willkommen!“.<br />
IMAGO/STEFAN BONESS<br />
Reaktion: Securitas habe<br />
sich schon Ende August „mit<br />
sofortiger Wirkung vondem<br />
Mitarbeiter getrennt“, hieß<br />
es aus dem Sicherheitsunternehmen.<br />
„Securitas<br />
Deutschland hat gegenüber<br />
rechtsradikaler oder fremdenfeindlicher<br />
Gesinnung<br />
eine Null-Toleranz-Politik“,<br />
sagte der Unternehmenssprecher<br />
laut ZDF.<br />
Die AfD will Zweifel säen<br />
Linke, Grüne und auch einige Politiker<br />
aus SPD und FDP fordern Maaßens<br />
Rücktritt. Der stellvertretende<br />
Fraktionsvorsitzende der Grünen,<br />
Konstantin vonNotz, sagte der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>, dass der ganzeVorgang<br />
mit jeder Erklärung von Maaßen<br />
„immer bizarrer“ werde. „Durch<br />
seine Spekulationen hat er zum wiederholten<br />
Male dem Ansehen des<br />
Verfassungsschutzes massiv geschadet.<br />
Dasist gerade in der derzeitigen<br />
Lage fatal“, sagte vonNotz.<br />
Angesichts massiver Anfeindungen<br />
brauche man einen starken<br />
Rechtsstaat und Vertrauen der Bevölkerung<br />
in die Objektivität der Arbeit<br />
des Verfassungsschutzes. Dies<br />
gefährde der Präsident des Bundesamts<br />
ohne irgendeine Not. VonNotz<br />
forderte die Bundesregierung auf,<br />
Konsequenzen zu ziehen. „Gleichzeitig<br />
reicht ein Bauernopfer Maaßen<br />
nicht aus. Angesichts struktureller<br />
Probleme brauchen wir einen echten<br />
Neuanfang. Nur soist gewährleistet,<br />
dass Vertrauen wieder hergestellt<br />
wird und sich das Amt wieder auf<br />
seine eigentliche Arbeit konzentrierenkann“,<br />
sagte vonNotz.<br />
Sachsens Justiz macht derweil<br />
ernst: Der erste Teilnehmer nach einer<br />
gemeinsamen Demonstration<br />
von AfD, Pegida und Pro Chemnitz<br />
kommt im Schnellverfahren vor Gericht.<br />
Am Donnerstag muss sich ein<br />
33-Jähriger vor dem Amtsgericht<br />
Chemnitz wegen des Verwendens<br />
von Kennzeichen verfassungswidriger<br />
Organisationen verantworten.<br />
Wie eine Gerichtssprecherin am<br />
Dienstag mitteilte,soll der Mann bei<br />
der rechtsgerichteten Kundgebung<br />
am 1. September in Chemnitz den<br />
Hitlergruß gezeigt haben. Tags darauf<br />
steht ein 34-Jähriger wegen des<br />
gleichen Deliktes bei einer Demonstration<br />
am 27. August vorGericht.<br />
Kontakt zu AfD-Politikern<br />
Die Kritik an Maaßen geht indes<br />
über die Akte Chemnitz hinaus.Ihm<br />
wird auch vorgehalten, Kontakt zu<br />
AfD-Politikerngehabt zu haben. Der<br />
AfD-Vorsitzende Alexander Gauland<br />
erklärte am Dienstag in Berlin, dass<br />
er mit Maaßen drei Mal Kontakt gehabt<br />
habe. Maaßen habe ihn bei einem<br />
Empfang gefragt, „ob wir uns<br />
mal unterhalten könnten“. Daraufhin<br />
sei es im vergangenen Januar zu<br />
einem kurzenGespräch gekommen,<br />
bei dem es „nur allgemeine Sicherheitseinschätzungen“<br />
gegeben<br />
habe. „Er hat natürlich in keiner<br />
Weise uns irgendwelche Ratschläge<br />
gegeben“, sagte Gauland. Maaßen<br />
habe ihm aber angeboten, sich an<br />
ihn zu wenden, falls es Probleme geben<br />
sollte. Dies habe er auch getan,<br />
als der Verdacht aufgetaucht sei, in<br />
der AfD-Fraktion könne es einen<br />
„Einflussagenten der Russen“ geben.<br />
Maaßen habe sich der Frage angenommen<br />
und ihm dann zwei Wochen<br />
später Entwarnung gegeben.<br />
DieAfD will sich gegen eine mögliche<br />
Beobachtung durch den Verfassungsschutz<br />
wehren und „juristischorganisatorische“<br />
Maßnahmen einleiten,<br />
kündigte Fraktionschefin Alice<br />
Weidel zudem an. Infrage komme neben<br />
einer Klage die Einsetzung von<br />
Sonderermittlern, „um uns ein eigenes<br />
Bild machen zu können“. DieAfD<br />
nehme diese Angelegenheit „sehr<br />
ernst“, betonteWeidel. (mit dpa)<br />
Die Partei wirft der Landesregierung von Sachsen-Anhalt Vertuschung der Todesursache im Fall Köthen vor<br />
VonHagen Eichler und Kai Gauselmann,<br />
Magdeburg<br />
Die AfD im Landtag vonSachsen-<br />
Anhalt zweifelt die Aussagen<br />
der Landesregierung zu den Todesumständen<br />
des 22-jährigen Markus<br />
B. aus Köthen an. Der AfD-Abgeordnete<br />
Hannes Loth stützt sich auf eine<br />
Sprachnachricht, in der eine Frau die<br />
Todesumstände anders schildert als<br />
Innenminister Holger Stahlknecht<br />
und Justizministerin Anne-Marie<br />
Keding (beide CDU). Er gehe davon<br />
aus,dass das Dokument authentisch<br />
sei, teilte Loth in einer Pressemitteilung<br />
mit.<br />
Laut dieser Sprachnachricht sollen<br />
unter anderem zwei Asylbewerber<br />
Markus B. festgehalten haben,<br />
ein weiterer Ausländer soll ihn zu<br />
Boden geschlagen haben. Anschließend<br />
hätten ihn die Asylbewerber<br />
„wie beim Fußballspielen“ gegen<br />
Kopf und Bauch getreten. DieStaatsanwaltschaft<br />
Dessau wollte sich bislang<br />
nicht zu der Frage äußern, ob<br />
die Sprachnachricht tatsächlich von<br />
einer Augenzeugin stammt. „Die Authentizität<br />
des Tondokuments wird<br />
derzeit geprüft“, sagte Staatsanwalt<br />
Frank Pieper der Mitteldeutschen<br />
<strong>Zeitung</strong>.<br />
Innenminister Holger Stahlknecht<br />
wies die Beschuldigung als „bodenlose<br />
Unverschämtheit“ zurück. „Die<br />
AfD ist der geistige Brandstifter in<br />
Deutschland. Renommierten Rechtsmedizinern<br />
zuunterstellen, dass sie<br />
Diagnosen und Gutachten fälschen<br />
und einer Landesregierung zu unterstellen,<br />
dass sie in krimineller Manier<br />
Ermittlungen beeinflusst und die Todesursache<br />
vertuscht, kommt schon<br />
in die Nähe strafrechtlicher Relevanz“,<br />
sagte Stahlknecht der Mitteldeutschen<br />
<strong>Zeitung</strong>. Justizministerin<br />
Keding hatte am Montag in einer<br />
Pressekonferenz betont, der Tote<br />
habe zwar Verletzungen aufgewiesen.<br />
Allerdings hätten nicht diese,<br />
sondern ein Herzversagen zum Tod<br />
geführt. Tritte gegen den Kopf hatte<br />
Keding ausgeschlossen.<br />
DerAfD-Abgeordnete Loth erhob<br />
schwere Vorwürfe: „Wenn die Landesregierung<br />
versucht, der Öffentlichkeit<br />
weiszumachen, der Toddes<br />
jungen Mannes sei nicht infolge dieser<br />
brutalen Attacke erfolgt und sein<br />
Herz habe allein aufgrund einer Vorerkrankung<br />
versagt, hält sie unsere<br />
Bürger offenbar für dumm.“<br />
Unbestätigte Quelle<br />
Daszweieinhalb Minuten lange Tondokument<br />
liegt der Mitteldeutschen<br />
<strong>Zeitung</strong> vor. Allerdings konnte die<br />
<strong>Zeitung</strong> die Quelle bislang weder<br />
überprüfen noch feststellen, werdarauf<br />
zu hören ist. Insbesondere steht<br />
zur Debatte,obessich tatsächlich um<br />
eine Augenzeugin des Geschehens<br />
am Köthener Karlsplatz handelt. Die<br />
Darstellung klingt zunächst zwar<br />
plausibel. Allerdings gibt es einige<br />
Zweifel an dem geschilderten Zustand<br />
vonMarkus B. und an dem Ablauf<br />
des Geschehens. Laut Darstellung<br />
der vermeintlichen Augenzeugin<br />
und Helferin im Tondokument<br />
soll sie bei ihm keinen Puls mehr<br />
habe messen können. Nach Informationen<br />
der Mitteldeutschen <strong>Zeitung</strong><br />
soll Markus B. aber noch beim Eintreffen<br />
weiterer Helfer Puls gehabt haben.<br />
Die Rede ist im Tondokument<br />
auch vonder Beteiligung einer größeren<br />
Gruppe Asylbewerber und<br />
schließlich davon, dass eine Gruppe<br />
Deutscher den Tatverdächtigen hinterhergejagt<br />
sei. Nach bisherigem Recherchestand<br />
ist von einer Gruppe<br />
Deutscher, die die Tatverdächtigen<br />
verfolgten, bislang nichts bekannt.<br />
Die Polizei hat derweil zwölf<br />
Strafverfahren gegen Demonstranten<br />
des sogenannten Trauermarsches<br />
am Sonntag in Köthen eingeleitet.<br />
Der polizeiliche Staatsschutz<br />
ermittle unter anderem wegen des<br />
Verdachts der Volksverhetzung, hieß<br />
es am Dienstag.<br />
Am Montagabend sind in Sachsen-Anhalt<br />
abermals Hunderte Menschen<br />
einem Aufruf der AfD zu einer<br />
„Gedenkveranstaltung“ in der Stadt<br />
gefolgt. Bis zu550 Menschen zogen<br />
nach Angaben der Polizei vomMarktplatz<br />
zu dem Ort, an dem der junge<br />
Mann am Sonntag nach einem Streit<br />
mit anderen Männerngestorben war.<br />
Nach der von der AfD angemeldeten<br />
Demonstration am Montagabend<br />
seien weitere vier Strafanzeigen gestellt<br />
worden. (mit AFP)<br />
Säbelrasseln<br />
im<br />
Fernen Osten<br />
In Russland beginnt ein<br />
gewaltiges Manöver<br />
VonStefan Scholl, Moskau<br />
Der Aufmarsch wirkt monumental.<br />
300 000 Soldaten, 1000<br />
Flugzeuge, Hubschrauber und andere<br />
Fluggeräte, 36000 Panzer und<br />
gepanzerte Kampffahrzeuge, 80<br />
Kriegs- und Transportschiffe nehmen<br />
laut dem russischen Verteidigungsministerium<br />
teil. Am Dienstag<br />
begann in Sibirien und in Russlands<br />
Fernem Osten das Manöver „Wostok<br />
2018“, die größte militärische Übung<br />
in der Geschichte des postsowjetischen<br />
Russlands.<br />
Beteiligt sind die Truppen des<br />
Zentralen und des Östlichen Militärbezirks<br />
der russischen Streitkräfte,<br />
dazu Fallschirmjäger, Luftwaffe,<br />
Nordmeer- und Pazifikflotte, sowie<br />
chinesische und mongolische Soldaten.<br />
Sie trainieren auf einer Manöverlinie<br />
von 7 000 Kilometern und<br />
auf einem Dutzend Truppenübungsplätzen<br />
die rasche Umverlegung<br />
strategischer Truppenmassen<br />
aller Waffengattungen und ihr operatives<br />
Zusammenwirken in Angriff<br />
und Verteidigung.<br />
Vordem Manöver hatte GeneralstabschefWaleriGerassimowvor<br />
ausländischen<br />
Militärattachés erklärt,<br />
die Übung habe rein defensiven Charakter<br />
und richte sich nicht gegen andereStaaten.<br />
Dabei begann das bombastische<br />
Kriegsspiel zeitgleich mit<br />
dem russischen Ostwirtschaftsforum<br />
in Wladiwostok, zu dem unter anderen<br />
die Staatsführer Chinas, Südkoreas<br />
und Japans erwartet werden.<br />
Und Verteidigungsminister Sergej<br />
Schoigu verglich „Wostok 2018“ nicht<br />
An „Wostok 2018“ nehmen auch 36 000<br />
Panzer und gepanzerte Fahrzeuge teil. DPA<br />
ohne Nostalgie mit dem Manöver<br />
„Sapad 1981“, als 120 000 sowjetische<br />
Soldaten einen Panzerkonter gegen<br />
einen atomaren Erstschlag der Nato<br />
erprobten. Die Weltöffentlichkeit<br />
hielt den Atem an, damals begannen<br />
in Polen die Proteste der unabhängigen<br />
Gewerkschaft Solidarnosc, viele<br />
Beobachter befürchteten eine sowjetische<br />
Militärintervention dort. Die<br />
deutsche Verteidigungsministerin<br />
Ursula von der Leyen spricht von einer„Machtdemonstration.“<br />
„Politisch soll das Manöver demonstrieren,<br />
dass Russland und<br />
China gemeinsam in der Lage sind,<br />
der stärksten Militärmacht in der Pazifikregion,<br />
den USA, zu widerstehen“,<br />
sagt der kremlnahe Moskauer<br />
Militärexperte Viktor Litowkin unserer<strong>Zeitung</strong>.<br />
Daszentrale Ereignis des<br />
Manövers seien gemeinsame Gefechtsübungen<br />
von etwa 26 000 russischen<br />
Soldaten mit den 3500 teilnehmenden<br />
Chinesen am Baikalsee.<br />
Der unabhängige Militärexperte<br />
Alexander Golz vermutet in der Zeitschrift<br />
The NewTimes,die„vaterländischen<br />
Barone von Münchhausen“<br />
nutzten die riesigen Entfernungen<br />
östlich des Urals, um zu bluffen.<br />
Nach Angaben des Jahrbuches„Military<br />
Balance“ verfüge der russische<br />
Ostmilitärbezirküber nicht mehr als<br />
2000 bis 3000 Panzer und gepanzerte<br />
Fahrzeuge, der Zentralmilitärbezirküber<br />
etwa 2000. „Selbst wenn<br />
man noch 8000 bis 10 000 Kraftwagen<br />
dazuzählt, fragt man sich, woher<br />
sie diese undenkbare Zahl von<br />
36 000 Kampffahrzeugen haben.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 5 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Hauptstadt<br />
Renten im Vergleich<br />
monatliche Entschädigung für einen Bundestagsabgeordneten: 9780,3 Euro<br />
Sie erwerben 2,5 Prozent Rentenanspruch pro Jahr<br />
Durchschnittliche Amtszeit: 2,5 Legislaturperioden<br />
978,0<br />
1956,1 2934,1 3912,2<br />
4890,2<br />
5868,2<br />
6601,7<br />
Nach 27 Jahren ist die Höchstgrenze der Rente erreicht.<br />
Das sind 67,5 Prozent der Abgeordnetenentschädigung<br />
Bundestagsabgeordneter<br />
1. Legislaturperiode<br />
Dauer:4Jahre<br />
2. Legislaturperiode<br />
3. Legislaturperiode<br />
4. Legislaturperiode<br />
5. Legislaturperiode<br />
6. Legislaturperiode<br />
7. Legislaturperiode<br />
0 Jahre 4<br />
8 12 16 20 24 27 28<br />
Rentenanspruch in Euro<br />
im Westen<br />
Rentenbeginn<br />
nach 45 Jahren<br />
1284,1<br />
im Osten<br />
1230,3<br />
Wer45Jahre exakt das Durchschnittsgehalt (durchschnittlicher Monatsverdienst Vollzeit brutto: 3771 Euro) in Deutschland verdient hat, erreicht die sogenannte Standardrente.<br />
Der reale durchschnittlich ausgezahlte Altersrentenbetrag lag Ende 2016 bei 848 Euro netto im Monat.<br />
Durchschnittsbürger/<br />
Eckrentner<br />
0 Jahre 4<br />
8 12 16 20 24 28 32 36 40 45<br />
QUELLE: DEUTSCHER BUNDESTAG, DEUTSCHERENTENVERSICHERUNG<br />
Die Rentenlücke<br />
Volksvertreter entscheiden selbst über ihre Altersbezüge. Beeinflusst das ihre Politik?<br />
Markus Kurth, Grüne<br />
„Die Rentenpolitik meiner Partei und mein politischer<br />
Einsatz für ein langfristig stabiles Rentenniveau sind<br />
unabhängig vonder Altersversorgung der Bundestagsabgeordneten.<br />
Als Sozialpolitiker trete ich auch für ein<br />
höheres Arbeitslosengeld II ein, obwohl ich vermutlich<br />
auch in Zukunft kein Hartz-IV-Empfänger sein werde.<br />
Allerdings fordernwir seit langem die Einführung einer<br />
Bürgerversicherung in der Rente –alsodie Einbeziehung<br />
der Selbstständigen, Beamten und natürlich<br />
auch der Abgeordneten in das Umlagesystem. Sicherlich<br />
gäbe es aufgrund derVerdiensthöhe und einer einzuführenden<br />
Zusatzversorgung (ähnlich einer Betriebsrente)<br />
dann immer noch ein deutlich höheres Versorgungsniveau<br />
für Bundestagsabgeordnete als für einen<br />
Durchschnittsverdiener.Diesist auch völlig legitim und<br />
notwendiger Bestandteil eines unabhängigen Abgeordnetenmandats.<br />
Aber die gesetzliche Rentenversicherung<br />
würde dann als Basis wie für alle anderen Erwerbstätigen<br />
gelten. Davonerhoffe ich mir eine größere<br />
Akzeptanz für die Rentenpolitik insgesamt.“<br />
STEFAN KAMINSKI<br />
Die Fragen waren schon ein bisschen provokant,<br />
die wir den Politikernindieser Woche gestellt haben.<br />
Wir wollten mit ihnen über die Rente sprechen.<br />
Über ihre und unsere. Das ist nämlich ein<br />
Unterschied. Abgeordnete des Deutschen Bundestages sind<br />
sehr gut abgesichert fürs Alter. Zwar hat es auch hier in den<br />
vergangenen Jahren Einschnitte gegeben, aber so richtig eng<br />
müssen die Mandatsträger ihren Gürtel nicht schnallen. Wer<br />
lange genug im Parlament ist, darf sich auf eine Altersentschädigung<br />
–soder Fachbegriff –von bis zu 67,5 Prozent seiner<br />
Abgeordnetenbezüge freuen. Das klingt schon ein bisschen<br />
großzügiger als die 48 Prozent, von denen beim deutschen<br />
Normalo-Rentner die Rede ist. Man könnte da schon<br />
etwas provokativ voneiner Rentenlücke sprechen.<br />
Allerdings erreicht dieses besonders hohe Ruhegeld erst,<br />
wer27JahreimParlament saß. Diemeisten Abgeordneten sitzen<br />
zwei bis drei Wahlperioden im Bundestag und erwerben<br />
in dieser kurzen Zeit eine sogenannte Altersentschädigung<br />
von1956 bis 2834 Euro proMonat. Falls die Politiker Bezüge<br />
aus anderen öffentlichen Kassen erworben haben, werden<br />
die Beträge später miteinander verrechnet. Dennoch muss<br />
man sich um die Altersversorgung unserer Volksvertreter<br />
nicht die geringsten Sorgen machen. Ihre Rente ist sicher.<br />
Beim Rest der Republik kann das nicht so ohne weiteres<br />
behauptet werden. So wirdjetzt vorallem wieder über das Niveau<br />
gestritten. Finanzminister Olaf Scholz wollte das jetzt<br />
geltende Rentenniveau von48Prozent bis zum Jahr 2040 festschreiben,<br />
was zu einem kleineren Koalitionsstreit führte. Es<br />
VonChristine Dankbar und Sabine Hecher (Grafik)<br />
bleibt jetzt doch vorerst bei der Festschreibung bis zum Jahr<br />
2025. Bisdahin soll die Rentenkommission der Bundesregierung<br />
Vorschläge machen, wie es weitergehen soll. Diegut abgesicherten<br />
Volksvertreter müssen dann vermutlich Einschnitte<br />
fürs Volk beschließen. „Wie beeinflusst das Ihre Rentenpolitik<br />
–vor allem vordem Hintergrund der gerade aktuellen<br />
Debatte über das Rentenniveau?“ wollten wir deshalb von<br />
den rentenpolitischen Sprechern der im Bundestag vertretenen<br />
Parteien wissen. Die Antworten finden sich auf dieser<br />
Seite. Keiner der angefragten Politiker hat bei dem heiklen<br />
Thema gekniffen. Doch es gab die eine oder andere Diskussion<br />
am Telefon. Wasdas eine mit dem anderen zu tun habe,<br />
fragten einige argwöhnisch.<br />
Für den Grünen-Abgeordneten Markus Kurth etwa hinkt<br />
der Vergleich zwischen Bundestagsabgeordneten und Normalverdienern.<br />
Er findet, dass man Bundestagsabgeordnete<br />
mit leitenden Angestellten gleichsetzen müsste, was die Verantwortung<br />
anbelangt. 9700 Euro brutto erhält ein Bundestagsabgeordneter,<br />
das entspricht etwa dem Einstiegsgehalt<br />
eines Flugkapitäns bei der Lufthansa. Oder zweier Piloten bei<br />
Ryanair. Man könne den Abgeordneten natürlich das Gehalt<br />
kürzen, so Kurth, „aber dann hat man im Parlament bald nur<br />
noch Knallköpfe oder Milliardäre.“ Erist allerdings –wie die<br />
meisten Abgeordneten auf dieser Seite –dafür,dass auch Politiker<br />
in die Rentenkasse einzahlen. Dasfordertder Bund der<br />
Steuerzahler schon länger. Parlamentarier sollten in eine eigene<br />
Versorgungskasse einzahlen, so der Vorschlag. Das<br />
schaffe mehr Transparenz und entlaste den Steuerzahler.<br />
LINKSFRAKTION.DE<br />
Matthias W. Birkwald, Die Linke<br />
„Für mich als Linken ergibt sich daraus eine klare politische<br />
Forderung:Abgeordnete, aber auch Beamtinnen<br />
und Beamte, Selbstständige, Freiberufler und Managerinnen<br />
und Manager,kurz, alle Menschen mit Erwerbseinkommen,<br />
müssen in die gesetzliche Rentenversicherung<br />
einbezogen werden! Sie müssen entsprechend<br />
ihres Einkommens Beiträgezahlen und ihre<br />
Rente muss genausoberechnet werden, wie die von<br />
Arbeiterinnen und Arbeiternsowie vonAngestellten.<br />
Gleichzeitig wollen wir die Beitragsbemessungsgrenze<br />
drastisch anheben, um sie letztendlich vollständig aufzuheben;<br />
Rentenansprüche über dem doppelten des<br />
Durchschnittes der Standardrente (zur Zeit Renten<br />
über 2880 Euro brutto) sollen abgeflacht werden. Mit<br />
einer solchen Erwerbstätigenversicherung wäre unser<br />
Rentensystem gerechtund würde alle Menschen mit<br />
Erwerbseinkommen gleich behandeln!“<br />
Peter Weiß, CDU/CSU<br />
„Die Abgeordneten erhalten nicht per se eine im Vergleich<br />
zum Normalbürger höhere Alterssicherung.Die<br />
Altersentschädigung beginnt erst nach einem Jahr der<br />
Mitgliedschaft und beträgt danach 2,5 Prozent der Abgeordnetenentschädigung<br />
pro Jahr.Vielmehr setzt sich<br />
somit gerade nach einer kürzeren Zugehörigkeiten zum<br />
Parlament die Altersversorgung in aller Regel aus verschiedenen<br />
Quellen zusammen, meistens auch aus<br />
Zeiten als Normalbürger in der gesetzlichen Rente,<br />
manchmal waren sie zuvor aber auch Beamte oder<br />
Ärzte. Abgeordnete unserer Fraktion wollen eine zukunftsfeste<br />
Rente und das allein hat Einfluss auf das<br />
Rentenniveau.“<br />
CC BY 3.0/CLAUDIA THOMA<br />
THEKLA EHLING<br />
Johannes Vogel(FDP)<br />
„Ich persönlich zahle auch als Abgeordneter freiwillig in die gesetzliche<br />
Rentenversicherung ein –und bin deshalb und aufgrund meiner Beitragszeiten<br />
vordem Mandat auch persönlich vonderen Entwicklung betroffen.<br />
Ich bin mir aber sicher,dass alle Parlamentarier sich unabhängig davon<br />
ein Urteil bilden können. Bundestagsabgeordneter ist ja kein Beruf, sonderneine<br />
Aufgabe auf Zeit –jenachdem wie langeman diese ausübt, fällt<br />
auch der Beitrag zur eigenen Alterssicherung aus.“<br />
Ralf Kapschack, SPD<br />
„Die SPD will mittelfristig die gesetzliche Rentenversicherung<br />
so umbauen, dass alle Erwerbstätigen einbezogen werden und entsprechend<br />
einzahlen. Dazu gehören auch Berufspolitiker.Ich persönlich finde,<br />
wir sollten als Abgeordnete vorweg gehenund möglichst bald einen entsprechenden<br />
Grundsatzbeschluss fassen. Das würde der Glaubwürdigkeit<br />
dienen, und für das Imageder gesetzlichen Rentenversicherung wäre es<br />
auch nicht schlecht.“<br />
SPD/SUSIE KNOLL<br />
AFD<br />
Uwe Witt, AfD<br />
„Während in Deutschland über die Rettung des niedrigenRentenniveaus<br />
in Höhe von48% spekuliertwird,<br />
ist das Ziel der Rentenpolitik in anderen europäischen<br />
Ländern, z.B.inÖsterreich und der Schweiz, das Rentner<br />
nach einem arbeitsreichen Leben vonihrer Rente<br />
gut und sicher leben können. Das in der AfD momentan<br />
meist diskutierte Renten-Sicherungssystem basiertdarauf,<br />
dass alle in die Rentenversicherung einen<br />
Grundbeitrag einzahlen müssen. Auch Politiker werden<br />
davonnicht ausgenommen. Die hohe Alterssicherung<br />
für Bundestagsabgeordnete hat die AfD nicht zu verantworten,<br />
sonderndie wechselnden Regierungsparteien<br />
CDU,SPD,Grüne, FDP und CSU in den letzten<br />
Jahren. Genauso wie wir in unserem Programm festgelegt<br />
haben, dass es unser Ziel ist, den Bundestag zu<br />
verkleinern, ist es unser Ziel, die Kosten für dieparlamentarische<br />
Demokratie zu senken.“<br />
PLATZ DER REPUBLIK<br />
Komik und<br />
Krieg<br />
Damir Fras<br />
muss auf einmal an früher denken.<br />
Aus aktuellem Anlass an dieser<br />
Stelle heute ein imaginärer Ausflug<br />
von der deutschen Hauptstadt<br />
des Jahres 2018 in die irakische<br />
Hauptstadt Bagdad Anfang der 90er-<br />
Jahre: Der irakische Präsident Saddam<br />
Hussein musste damals damit<br />
rechnen, dass ihm vonden Amerikanern<br />
der Garaus gemacht wird und<br />
rief seine Untergebenen dazu auf,<br />
die „Mutter aller Schlachten“ zu<br />
schlagen. Das half ihm aber auch<br />
nichts.Die „Mutter aller Schlachten“<br />
ging nicht wirklich gut aus für Saddam.<br />
Umso verwunderlicher, dass sich<br />
28 Jahre später Innenminister Horst<br />
Seehofer exakt diese Wortwahl zu eigen<br />
macht und die Migrationsfrage<br />
als „Mutter aller Probleme“ bezeichnet.<br />
Das ist nicht nur falsch. Denn<br />
nicht die Migration ist die Ursache<br />
der Probleme, essind die Probleme<br />
der Menschen, die sie zur Migration<br />
bewegen. Doch vorallem: Eine Sprache,<br />
wie sie einst Saddam Hussein<br />
pflegte,ist alles andereals hilfreich in<br />
der aufgeheizten Debatte in<br />
Deutschland. Kraft seines Amtes hat<br />
Seehofer für Ruhe und Ordnung zu<br />
sorgen. Stattdessen, na ja… Aber das<br />
scheint ihn nicht zu bekümmern.<br />
Es könnte natürlich sein, dass<br />
sich Seehofer in Wirklichkeit langsam<br />
an die martialische Wortwahl<br />
heranarbeitet, wie sie im Irak so oft<br />
in den vergangenen 30 Jahren Verwendung<br />
fand. Da gibt es ein schönes<br />
Beispiel von2003, als die Amerikaner<br />
zum zweiten Malnach 1991 im<br />
Irak einmarschierten.<br />
Muhammad as-Sahhaf, besser bekannt<br />
unter dem Spitznamen „Comical<br />
Ali“, gelangte als sogenannter Informationsminister<br />
Saddam Husseins<br />
zu einiger Berühmtheit.Treffender<br />
müsste man sagen: Er war ein<br />
begabter Desinformationsminister.<br />
Urkomisch, grotesk, bizarr, wie er in<br />
aller Seelenruhe davon sprach, dass<br />
die US-Soldaten im Irak Massensuizid<br />
begingen, während schon die ersten<br />
US-Panzer deutlich sichtbar hinter<br />
dem Mann durch Bagdad rollten.<br />
Unddie Raketen der Amerikaner,deren<br />
Einschläge jeden Abend auf den<br />
Fernsehbildschirmen in aller Welt zu<br />
sehen waren? Dazu wusste Comical<br />
Ali zu berichten: „Die Cruise Missiles<br />
fangen wir wie Fische in einem<br />
Fluss.“ Abwegiger ging es kaum. Sogar<br />
der damalige US-Präsident<br />
George W. Bush sah sich gerne die<br />
Auftritte von Comical Ali an und unterbrach<br />
dafür Dienstgeschäfte. Eine<br />
Kostprobe in Englisch? Einfach bei<br />
Youtube den Suchbegriff „Best of ComicalAli“<br />
eingeben.<br />
Comical Ali, das muss man wohl<br />
sagen, unterschied sich von Horst<br />
Seehofer vor allem durch seinen<br />
Sinn für Humor. DerClown im Tarnanzug<br />
hätte in jedem Kabarett auftreten<br />
können. Und während Muhammad<br />
as-Sahhaf damals damit<br />
beständig den Eindruck erweckte,<br />
dass er selbst nicht glauben konnte,<br />
was er da vor laufenden Kameras<br />
sagte, wirkt Seehofer nachgerade<br />
verbissen.<br />
Der Innenminister sollte vielleicht<br />
einen Humorkursus belegen.<br />
Drei, vier Unterrichtseinheiten bei<br />
Comical Ali wären schon etwas, falls<br />
Muhammad as-Sahhaf noch leben<br />
sollte. Das weiß man nicht genau.<br />
Aber alleinedie Vorstellung, dass damit<br />
das Verrohen der Sprache im<br />
Hauptstadtbetrieb aufgehalten werden<br />
könnte,hat etwasTröstliches.
6** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik /Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
Gutachten: Syrien-Einsatz<br />
wäre rechtswidrig<br />
Eine Beteiligung der Bundeswehr an<br />
einem militärischen Vergeltungsschlag<br />
für einen möglichen Giftgasangriff<br />
in Syrien würde nach einem<br />
Gutachten des wissenschaftlichen<br />
Dienstes des Bundestags gegen das<br />
Völkerrecht und das Grundgesetz<br />
verstoßen, heißt es in einer vordem<br />
Hintergrund der aktuellen Debatte<br />
erstellten Expertise.ImVerteidigungsministerium<br />
wirdauf Drängen<br />
der USA eine deutsche Beteiligung<br />
an einem Angriff geprüft. (dpa)<br />
VW könnte Kapitalmarkt zu<br />
spät informierthaben<br />
Im Musterverfahren vonVW-Anlegernschließen<br />
die Richter nicht aus,<br />
dass Volkswagen den Kapitalmarkt<br />
im Abgas-Skandal zu spät informiert<br />
haben könnte.ImFall des VW-Geständnisses<br />
gegenüber den US-Behörden,<br />
Dieselmotoren manipuliert<br />
zu haben, könne die Voraussetzung<br />
der Kursrelevanz erfüllt sein, sagte<br />
der Richter Christian Jäde am Dienstag<br />
in Braunschweig. DasEingeständnis<br />
fiel auf den 19. August 2015,<br />
VW informierte seine Anleger aber<br />
am 22. September 2015. (dpa)<br />
EuGH rügt Kündigung durch<br />
katholischen Klinikträger<br />
DieKündigung eines Chefarztes einer<br />
katholischen Klinik wegen einer<br />
Wiederheirat kann eine verbotene<br />
Diskriminierung aufgrund der Religion<br />
darstellen. Dasentschied der<br />
Europäische Gerichtshof am Dienstag<br />
im Fall eines Mediziners aus Düsseldorf,<br />
dem 2008 nach einer Scheidung<br />
und erneuten standesamtlichen<br />
Hochzeit gekündigt worden<br />
war. (AFP)<br />
Eine Million Katalanen<br />
wollen Unabhängigkeit<br />
Ein katalanisches Fahnenmeer waram<br />
Dienstag in Barcelona zu sehen. GETTY<br />
Knapp ein Jahr nach der gescheiterten<br />
Abspaltung vonSpanien sind in<br />
Katalonien am Dienstag Hunderttausende<br />
Unabhängigkeitsbefürworter<br />
auf die Straße gegangen.<br />
Rund eine Million Demonstranten<br />
beteiligten sich an der Kundgebung<br />
in Barcelona anlässlich des Nationalfeiertags,teilte<br />
die Polizei mit. (AFP)<br />
Medien: Fast zehn Jahre Haft<br />
für Deutschen in der Türkei<br />
Eintürkisches Gericht hat den Deutschen<br />
Nejat U. wegen „Mitgliedschaft<br />
in einer Terrororganisation“<br />
zu neun Jahren und neun Monaten<br />
Haft verurteilt, berichten WDR, NDR<br />
und Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>. DasUrteil<br />
sei bereits im Juli ergangen. Nach<br />
Angaben des Auswärtigen Amts<br />
werdeder 55-Jährige vomdeutschen<br />
Konsulat in Izmir betreut. (BLZ)<br />
Haddad tritt statt Lula bei<br />
der Wahl in Brasilien an<br />
Brasiliens inhaftierter Ex-Staatschef<br />
Luiz Inácio Lula da Silvaverzichtet<br />
auf eine Kandidatur bei der bevorstehenden<br />
Präsidentschaftswahl.<br />
Anstelle des 72-Jährigen tritt für die<br />
Arbeiterpartei (PT)sein Vize-Kandidat<br />
Fernando Haddad an. (AFP)<br />
Besser werden<br />
Die OECD gibt Deutschlands Bildungswesen gute Noten. Doch die soziale Ungleichheit ist weiter spürbar<br />
VonMargarethe Gallersdörfer<br />
Während Deutschland<br />
im Bereich Bildung an<br />
einigen Stellen deutlich<br />
aufgeholt hat, gibt<br />
es bei der Chancengleichheit für<br />
Nichtakademiker, Flüchtlinge und<br />
Menschen mit Migrationshintergrund<br />
noch Nachholbedarf. Das ergab<br />
die Studie „Bildung auf einen<br />
Blick 2018“, die die Organisation für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung (OECD) am Dienstag<br />
gemeinsam mit Bundesbildungsministerin<br />
Anja Karliczek<br />
(CDU) sowie dem Präsidenten der<br />
Kultusminister-Konferenz, Helmut<br />
Holter (Linke), vorstellte.<br />
Fortschritte gibt es der OECD zufolge<br />
vor allem bei der frühkindlichen<br />
Bildung. Als positiv bewertet<br />
wird, dass 2017 mehr als jedes dritte<br />
Kind unter drei Jahren eine Kita besuchte.Vor<br />
zehn Jahren war es nicht<br />
mal jedes fünfte. Bei Kindern von<br />
Müttern mit akademischem Abschluss<br />
ist es sogar mehr als jedes<br />
zweite.Die Betreuungsbedingungen<br />
sind dabei in Deutschland besonders<br />
gut: Durchschnittlich kümmert<br />
sich eine Kita-Betreuerin oder ein<br />
Betreuer um knapp zehn Kinder –<br />
der OECD-Durchschnitt liegt bei<br />
mehr als 14.<br />
Vorteil durch duales System<br />
Karliczek hob besonders hervor,<br />
dass Deutschland im Vergleich der<br />
36 OECD-Mitgliedsstaaten überdurchschnittlich<br />
viel pro Kopf in<br />
Schüler und Studierende investiere–<br />
11 000 Euro im Jahr. Heino von<br />
Meyer, Leiter des deutschen OECD-<br />
Zentrums, wies allerdings darauf<br />
hin, dass diese Summe gemessen am<br />
deutschen Bruttoinlandsprodukt im<br />
Ländervergleich leicht unter dem<br />
Durchschnitt liege.<br />
„Deutschland muss besser werden,<br />
wenn es sich den Herausforderungen<br />
der Zukunft stellen will“,<br />
sagte von Meyer. Gerade im Bereich<br />
Chancengleichheit sieht die OECD<br />
noch Defizite: In Deutschland haben<br />
zwar die meisten jungen Erwachsenen<br />
zwischen 25 und 34 Jahren die<br />
Schule mindestens mit einem Sekundarbereich-II-Abschluss<br />
verlassen<br />
–also einer Hochschulzugangsberechtigung<br />
oder einem berufsqualifizierenden<br />
Abschluss. Während<br />
nur drei Prozent vonihnen 2017<br />
arbeitslos waren, sind es unter den<br />
13 Prozent, die keinen solchen Abschluss<br />
haben, fünfmal mehr.<br />
Auch unterschiedliche sozioökonomische<br />
Hintergründe führen in<br />
Junge erwachsene Migranten haben oft keinen Job und keine Ausbildung. DPA/BORIS ROESSLER<br />
Ohne Schulabschluss<br />
Anteil der 25- bis 34-Jährigen ohne<br />
einen Abschluss im Sekundarbereich<br />
2017, in Prozent<br />
Mexiko<br />
Spanien<br />
Italien<br />
Norwegen<br />
Durchschnitt<br />
Deutschland<br />
Großbrit.<br />
Schweiz<br />
Tschechien<br />
Südkorea<br />
2,0<br />
8,1<br />
6,0<br />
15,5<br />
Frankreich 13,8<br />
13,1<br />
12,5<br />
19,3<br />
25,2<br />
33,8<br />
51,9<br />
Früher Zugang zu Bildung<br />
Anteil der Unter-Dreijährigen, die<br />
eine frühkindliche Bildungseinrichtung<br />
besuchten 2016, in Prozent<br />
Island<br />
Norwegen<br />
Slowenien<br />
Deutschland<br />
Portugal<br />
Spanien<br />
Durchschnitt<br />
Finnland<br />
Ungarn<br />
Polen<br />
Slowakei<br />
5<br />
12<br />
Billig am Boden<br />
17<br />
33<br />
30<br />
37<br />
36<br />
35<br />
39<br />
55<br />
60<br />
BLZ/REEG; QUELLE: AFP, DPA<br />
Deutschland immer noch zu starker<br />
Ungleichheit: Wenn mindestens eins<br />
der Elternteile einen sogenannten<br />
tertiären Bildungsabschluss besitzt –<br />
also ein Hochschulstudium oder einen<br />
Meister –ist dieWahrscheinlichkeit<br />
doppelt so hoch, dass ein junger<br />
Erwachsener ebenfalls einen tertiären<br />
Abschluss schafft wie bei Kindern<br />
von Eltern ohne einen solchen<br />
Abschluss. Die Einkommensschere<br />
geht dann massiv auf: Erwachsene<br />
mit tertiärem Bildungsabschluss<br />
verdienen zwischen 51 (Handwerksmeister)<br />
und 83 Prozent (Master<br />
oder Promotion) mehr als Personen<br />
mit Sekundär-II-Abschluss. MinisterinKarliczek<br />
sagte: „Natürlich gibt es<br />
noch eine Menge zu tun, doch die<br />
Fortschritte sind erkennbar und<br />
deutlich.“ Das deutsche Bildungssystem<br />
eröffne Chancen. Sieverwies<br />
außerdem auf einen deutschen Vorteil:<br />
Berufliche und akademische Bildung<br />
seien hierzulande gleichwertige<br />
Karrierealternativen.<br />
Die Studie verweist auch auf die<br />
Notwendigkeit von Integration im<br />
Bildungssektor. Jeder Vierte der im<br />
Ausland geborenen jungen Erwachsenen<br />
ist weder berufstätig noch in<br />
Bildung oder Ausbildung. Das<br />
dürfte,wie die OECD angibt, auf den<br />
Zustrom von jungen Flüchtlingen<br />
zurückzuführen sein, die sich noch<br />
im Integrationsprozess befinden.<br />
Digitalpakt fehlt die Zustimmung<br />
Ein politisches Tauziehen zeichnet<br />
sich um die Durchführung und Anwendung<br />
des Digitalpakts ab.Eshandelt<br />
sich um einen Vorschlag der damaligen<br />
Bildungsministerin Johanna<br />
Wanka (CDU) von2016: Mitfünf Milliarden<br />
Euro aus dem Bundeshaushalt<br />
sollte die Digitalisierung an deutschen<br />
Schulen vorangetrieben werden.<br />
DerPlan war in der vergangenen<br />
Legislaturperiode an der Finanzierung<br />
gescheitert, hat es aber wieder in<br />
den Koalitionsvertrag geschafft.<br />
DieSchwierigkeit: Er bedarfeiner<br />
Änderung des Grundgesetzartikels<br />
104c und damit einer Zweidrittelmehrheit<br />
im Bundestag genauso wie<br />
im Bundesrat. Karliczek, die die<br />
Grundgesetzänderung ursprünglich<br />
noch vor der Sommerpause auf den<br />
Wegbringen wollte,äußerte sich am<br />
Dienstag vage zur Stimmungslage in<br />
den Bundesländern: Sie habe noch<br />
nicht mit allen reden können.<br />
Margarethe Gallersdörfer<br />
hat jetzt erfahren, dass sie<br />
einen Tertiärabschluss hat.<br />
Die Fluglinie Ryanair streicht wegen des Streiks 150 Flüge von und nach Deutschland und droht mit Stellenabbau<br />
Wegen des angedrohten Streiks<br />
des Ryanair-Personals hat die<br />
Fluggesellschaft für diesen Mittwoch<br />
150 Flüge von und nach Deutschland<br />
gestrichen, darunter knapp 30<br />
in Berlin-Schönefeld. In Tegel fallen<br />
zudem vier Verbindungen der Ryanair-Tocher<br />
Laudamotion aus. Die<br />
betroffenen Kunden würden umgehend<br />
informiert und entschädigt,<br />
kündigte Ryanair-Marketingchef<br />
Kenny Jacobs am Dienstag in Frankfurt<br />
amMain an. Das Unternehmen<br />
will Informationen zu Ausfällen per<br />
Mail und SMS verbreiten, hieß es.<br />
Kunden könnten zudem ihreVerbindungen<br />
kostenfrei auf die Tage Donnerstag<br />
bis Sonntag umbuchen.<br />
Die Pilotengewerkschaft VC und<br />
Verdihaben einen ganztägigen Streik<br />
an den zwölf deutschen Ryanair-Basen<br />
angekündigt. Dort sind rund 400<br />
Piloten und 1000 Flugbegleiter beschäftigt.<br />
Erstmalig versuchen damit<br />
die Gewerkschaften der beiden Berufsgruppen<br />
gemeinsam, Verbesserungen<br />
für die Beschäftigten des<br />
größten Billigfliegers in Europa zu erzielen.<br />
Für Verdiist es der erste Streik<br />
An den deutschen Ryanair-Basen sind 400 Piloten und 1000 Flugbegleiter beschäftigt. DPA<br />
bei Ryanair. Die Gewerkschaft will<br />
weitere Streiks folgen lassen, wenn<br />
die irische Fluggesellschaft in den Tarifverhandlungen<br />
kein Entgegenkommen<br />
zeigt. „Das ist ein erster<br />
Warnstreik. Wie esweitergeht, hängt<br />
vom Verhandlungsverlauf ab“, sagte<br />
Vorstandsmitglied Christine Behle.<br />
Ryanair habe hierzulande rund<br />
1000 Flugbegleiter, davon seien 700<br />
Leiharbeitnehmer, sagte Verdi-Verhandlungsführerin<br />
Mira Neumaier.<br />
Sie nannte das Tarifangebot für die<br />
Flugbegleiter nach zwei Verhandlungsrunden<br />
völlig unzureichend.<br />
Das Basisgehalt solle demnach über<br />
einen Zeitraum von drei Jahren nur<br />
um 41 Euro angehoben werden.<br />
Die Gewerkschaften wollen mit<br />
dem Streik die Airline harttreffen. „Es<br />
wird für Ryanair am Mittwoch sehr<br />
schwierig, noch Flugzeuge aus<br />
Deutschland zu bewegen“, sagte VC-<br />
Sprecher Markus Wahl. Man rechne<br />
aber damit, dass Ryanair Maschinen<br />
und Crews aus anderen Ländern<br />
nach Deutschland schicke,wie es bei<br />
einem ersten Warnstreik kurz vor<br />
Weihnachten geschehen war.<br />
Ryanair hält die Streiks auf den<br />
deutschen Basen hingegen für ungerechtfertigt.<br />
Sprecher Robin Kiely<br />
forderte die deutschen Piloten auf,<br />
ihrer Arbeit nachzugehen. „Da wir<br />
bereits örtliche Verträge und eine<br />
verbesserte Bezahlung angeboten<br />
haben, gibt es keine Rechtfertigung<br />
für weitere Störungen.“ Außerdem<br />
drohte Ryanair mit einem Stellenabbau<br />
in Deutschland, sollte es weitere<br />
Pilotenstreiks geben. Solche Arbeitskampfmaßnahmen<br />
würden zur<br />
Streichung vonStandortenund Stellen<br />
für Piloten und Flugbegleiter<br />
führen, erklärte Ryanair.(dpa)<br />
DAX-30 in Punkten<br />
12.6.18<br />
12.6.18<br />
MÄRKTE<br />
▼ 11970,27 (–0,13 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
12.6.18<br />
Stand der Daten: 11.09.2018 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
11.9.18<br />
▲ 79,15 (+2,31 %)<br />
11.9.18<br />
▲ 1,1574 (+0,03 %)<br />
Quelle:<br />
aus DAX und MDAX vom 11.09. zum Vortag<br />
11.9.18<br />
Puma 442,00 +2,91 WWWWWWW<br />
Commerzbank 8,60 +2,34 WWWWWW<br />
Airbus 106,82 +1,99 WWWWW<br />
Brenntag NA 53,38 +1,79 WWWWW<br />
Aareal Bank 35,08 +1,53 WWWW<br />
Deutsche Börse NA118,75<br />
Verlierer<br />
+1,50 WWWW<br />
aus DAX und MDAX vom 11.09. zum Vortag<br />
Fielmann 52,85 WWWWWWWWWWW –4,77<br />
BayerNA 70,34 WWWWWWW –2,90<br />
K+S NA 17,94 WWWWWW –2,55<br />
Norma Group NA 57,30 WWWWWW –2,39<br />
Fraport 75,00 WWWWWW –2,29<br />
Schaeffler Vz. 10,47 WWWWWW –2,29<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 11.09. ±% z. 10.09.<br />
Euro Stoxx 50 (EU) +0,07<br />
3709/3262 3311,66<br />
CAC 40(FR) +0,27<br />
5657/5038 5283,79<br />
S&P UK (UK) –0,09<br />
1590/1374 1462,57<br />
RTS (RU) +1,19<br />
1339/1039 1055,90<br />
IBEX (ES) +0,14<br />
10643/9111 9284,10<br />
Dow Jones (US) +0,42<br />
26617/22096 25965,43<br />
Bovespa (BR) –2,54<br />
88318/69069 74493,00<br />
Nikkei (JP) +1,30<br />
24129/19788 22664,69<br />
Hang Seng (HK) –0,70<br />
33484/26395 26425,56<br />
Stx Singap. 20 (SG) –0,06<br />
1583/1378 1400,05<br />
Ratenkredite 10.000 Euro<br />
Kreditzinsen,bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins<br />
Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />
Deutsche Skatbank<br />
skatbank.de 2,94 2,94 2,94<br />
EthikBank<br />
ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />
DKB Deutsche Kreditbank<br />
dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />
Moneyou<br />
moneyou.de 3,49 3,49 3,49<br />
SKG Bank<br />
skgbank.de 3,69 3,69 3,69<br />
Targobank<br />
targobank.de 3,20 3,20 3,20<br />
Commerzbank<br />
069/98660966 3,73 4,73 4,73<br />
ING-DiBa<br />
ing-diba.de 3,79 3,79 3,79<br />
Deutsche Bank<br />
deutsche-bank.de 3,79 3,79 3,79<br />
Postbank<br />
postbank.de 3,79 3,79 3,79<br />
PSD Berlin-Brandenburg<br />
psd-bb.de 3,49 3,49 3,69<br />
Sparda-Bank Berlin<br />
sparda-b.de 4,95 5,95 6,25<br />
ABK Allgemeine Beamten Bank<br />
030/28535200 5,19 5,19 4,69<br />
BBBank<br />
030 202480 5,82 5,61 5,40<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />
Mittelwert von 70 Banken 4,19 4,27 4,38<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
Die Warenhausketten Karstadt und Kaufhof gerieten durch den zunehmenden Onlinehandel zuletzt immer mehr ins Straucheln. Der Zusammenschluss soll die Wettbewerbskraft der Konzerne stärken.<br />
IMAGO/INA PEEK<br />
Der neue Warenhausgigant<br />
Karstadt und Kaufhof besiegeln ihre Fusion. Damit könnten bis zu 5000 Arbeitsplätze wegfallen, auch Standortschließungen sind wahrscheinlich<br />
VonFrank-Thomas Wenzel<br />
Die Verträge sind unterzeichnet.<br />
Karstadt und<br />
Kaufhof schließen sich<br />
zusammen. Damit wird<br />
umgesetzt, was seit mehr als einem<br />
Jahrzehnt im Schwange war.Die Fusion<br />
soll die arg inBedrängnis geratenenWarenhäuser<br />
stabilisieren. Zugleich<br />
wird ein komplexer milliardenschwerer<br />
Immobilien-Deal mit<br />
zahlreichen Standorten in besten Innenstadtlagen<br />
umgesetzt.<br />
Die Bildung des neuen Gemeinschaftsunternehmens<br />
ist zugleich<br />
ein Triumph für den österreichischen<br />
Selfmade-Milliardär René<br />
Benko, der zunächst Karstadt für einen<br />
symbolischen Euro erworben<br />
und dann gerettet hatte,aber bei der<br />
Übernahme von Kaufhof in mehreren<br />
Anläufen gescheitert war. Medienberichten<br />
zufolge nimmt Benkos<br />
Signa-Gruppe nun insgesamt rund<br />
eine Milliarde Euro in die Hand, um<br />
den Rivalen unter eigene Kontrolle<br />
zu bringen.<br />
Signa teilte am Dienstag mit, strategisches<br />
Ziel sei, das Einzelhandelsgeschäft<br />
zukunftsfähig zu machen<br />
und einen „führenden Omnichannel-Händler<br />
entstehen zu lassen“.<br />
Gemeint ist damit die Verknüpfung<br />
des traditionellen stationären Handels<br />
mit E-Commerce. Sowohl bei<br />
Karstadt als auch bei Kaufhof wirdda<br />
seit Jahren vieles angekündigt, aber<br />
nur wenig umgesetzt.<br />
Der neue Warenhausgigant wäre<br />
mit einem Umsatz von etwa fünf<br />
Milliarden Euro hinter der El Corte<br />
Inglés aus Spanien die Nummer zwei<br />
in Europa. DasUnternehmen soll zu<br />
50,01 Prozent den Österreichernund<br />
zu 49,99 Prozent der kanadischen<br />
Hudson’s BayCompany (HBC) gehören,<br />
die Kaufhof vor drei Jahren für<br />
2,5 Milliarden Euro gekauft hatte.Zu<br />
der neuen Gruppe gehören insgesamt<br />
243 Standorte in Europa.<br />
UnklareZukunft für Berlin<br />
Seit Jahren kursieren Spekulationen,<br />
dass die Fusion der beiden großen<br />
Warenhaus-Betreiber die Schließung<br />
zahlreicher Häuser zur Folge<br />
haben wird, die in Innenstädten vielfach<br />
in unmittelbarer Nähe liegen.<br />
Ein naheliegendes Szenario wäre,<br />
dass der Immobilien-Experte Benko<br />
zahlreiche Standorte in guten Lagen<br />
gewinnbringend anderweitig verwertet.<br />
Immer wieder ist in der Branche<br />
zu hören, dass es Benko letztlich<br />
um lukrative Deals mit Grundstücken<br />
und Gebäuden geht.<br />
Über eventuelle Schließungspläne<br />
machten die beiden Unternehmen<br />
am Dienstag keinerlei Angaben.<br />
Österreichische Medien berichteten<br />
aber von einem „Geheimplan“<br />
Benkos.Erwolle 300 Millionen<br />
Euro in die Sanierung von Kaufhof<br />
Gründung: Die Hudson’sBay Company(HBC)<br />
wurde 1670 gegründet und ist das ältesteeingetragene<br />
Unternehmen Kanadas.Die Konzernzentralehat<br />
ihrenSitz in Toronto. Zurzeit<br />
sind bei HBC 66 000 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
DasHandelsunternehmen war bis zur KaufhofübernahmeimOktober<br />
2015 nur in Kanada<br />
und den USA tätig. In ihrenKaufhäusern<br />
bietetder Handelsriese Bekleidung,Accessoires,<br />
Schuhe und Haushaltswaren an.<br />
HUDSON’S BAY COMPANY<br />
Investition: Für 2,8 Milliarden Euro hat die<br />
Hudson’sBay CompanyDeutschlands größte<br />
Warenhauskette Kaufhof vomMetrokonzern<br />
übernommen. Ein HBC-Manager versprach<br />
2015, der Handelskonzernwolle mehr als<br />
100 Millionen Euro in die Kaufhof-Filialen investieren.<br />
In die Kaufhof-Filialen Düsseldorf,<br />
Bonn, FrankfurtamMain, Heidelberg,Stuttgart<br />
und Wiesbaden zogen 2017 HBC-Geschäfte<br />
der MarkeSaks Fifth Avenue ein.<br />
und in Abfindungen für Beschäftigte<br />
stecken. Bis zu5000 der 20 000 Arbeitsplätze<br />
wolle er streichen, aber<br />
nur wenige Warenhäuser dichtmachen.<br />
Die Folgen für die Warenhäuser<br />
in Berlin und Brandenburg sind<br />
nach Kenntnis der Gewerkschaft<br />
Verdi noch nicht absehbar. Es<br />
komme auf die Strukturen an, die<br />
sich die Holding geben werde, sagte<br />
die Leiterin desVerdi-Landesfachbereichs<br />
Handel, Erika Ritter, am<br />
Dienstag. Verdi verlangt eine Standort-<br />
und Beschäftigungssicherung<br />
auch für die rund 2000 <strong>Berliner</strong> und<br />
150 Brandenburger Beschäftigten.<br />
Zudem müssten die Karstadt-Mitarbeiter<br />
zurück in die Bindung des Flächentarifvertrages.<br />
„Wer sich eine<br />
solche Übernahme leisten kann, der<br />
kann auch die üblichen Tariflöhne<br />
zahlen“, sagte Ritter mit Blick auf die<br />
Fusion.<br />
Michael Gerling, Geschäftsführer<br />
des EHI-Handelsinstituts, betont indes:<br />
„Das Filialnetz kann in dieser<br />
Größe bestimmt nicht erhalten werden.“<br />
Es gebe allerdings keine Faustformal<br />
dafür,welche Filialen erhalten<br />
werden könnten und welche nicht.<br />
„Da muss man bei jedem einzelnen<br />
Standortganz genau hinschauen.“<br />
Einen extrem schweren Stand haben<br />
die Warenhäuser bei modischen<br />
Textilien, die ungefähr die Hälfte des<br />
Umsatzes ausmachen. Ketten wie<br />
Primark, H&M und Zara sind hier erheblich<br />
schneller und preiswerter.<br />
Und von Unternehmensberatern ist<br />
immer wieder zu hören, dass die<br />
einstigen Konsumtempel ihre wichtigste<br />
Funktion eingebüßt hätten.<br />
Einst standen sie für Vielfalt und<br />
Preistransparenz. Dies können Kunden<br />
heute viel besser über das Internet<br />
realisieren.<br />
Um dennoch bestehen zu können,<br />
werden sich Fanderl und seine Leute<br />
daran machen, Kosten zu senken. Als<br />
sicher gilt, dass sie Logistik und Verwaltung<br />
komplett umbauen wollen.<br />
Als Favorit fürs neue Hauptquartier<br />
wird die bisherige Kaufhof-Zentrale<br />
in Köln gehandelt. Die Karstadt-Verwaltung<br />
in Essen würde dann folglich<br />
dicht gemacht. Das würde auch Arbeitsplatzabbau<br />
bedeuten.<br />
Derweil fordert der Karstadt-Gesamtbetriebsratsvorsitzende<br />
Jürgen<br />
Ettl denErhalt aller insgesamt 32 000<br />
Stellen und aller Standorte in<br />
Deutschland: „Die Fusion darf nicht<br />
zulasten der Arbeitnehmer gehen.“<br />
Ettl verwies darauf, dass gerade die<br />
Beschäftigten von Karstadt positive<br />
Perspektiven verdient hätten. Über<br />
viele Jahre haben sie unter anderem<br />
auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld<br />
verzichtet und damit maßgeblich<br />
zum Überleben von Karstadt beigetragen.<br />
Mit der Fusion werde die Finanzkraft<br />
des Konzerns bestärkt. Das hat<br />
vor allem mit einem komplexen Immobilien-Deal<br />
zu tun, der mit der<br />
Fusion einhergeht. Signa erwirbt<br />
nach eigenen Angaben die Hälfte des<br />
Immobilienbestandes von HBC in<br />
Europa. Es geht dabei um insgesamt<br />
57 Objekte. Daneben kauft Benkos<br />
Holding zu hundert Prozent den<br />
Kaufhof-Standort in Köln und das<br />
sogenannte Carsch-Haus in Düsseldorf.<br />
HBC will mit den Erlösen unter<br />
anderem Schulden zurückzahlen.<br />
Ob all diese Pläne auch tatsächlich<br />
umgesetzt werden können,<br />
hängt auch vom Bundeskartellamt<br />
ab.Dessen Präsident Andreas Mundt<br />
kündigte an, die Fusionspläne genau<br />
unter die Lupe zu nehmen: „Wir stellen<br />
uns auf ein extrem umfangreiches<br />
und aufwendiges Verfahren<br />
ein.“ Es müssten sowohl die Folgen<br />
für die Kunden als auch für die Lieferanten<br />
geprüft werden. Beim Thema<br />
Marktmacht dürfte es indes keine<br />
kartellrechtlichen Probleme geben.<br />
Alle hiesigen Warenhäuser kommen<br />
zusammengenommen noch auf einen<br />
Marktanteil im Einzelhandel<br />
vonetwa zwei Prozent. In den besten<br />
Zeiten zu Beginn der 1980er-Jahre<br />
waren es noch 14 Prozent. (mit dpa)<br />
Frank-Thomas Wenzel<br />
glaubt, dass es Standortschließungen<br />
geben wird.<br />
Die Abenteuer der Digedags<br />
Erleben Sie spannende Geschichten, quer durch Raum und Zeit<br />
LESERSHOP<br />
030–201 64 004<br />
www.berliner-zeitung.de/shop<br />
Die Abenteuer der Digedags, gebündelt<br />
im praktischen Westentaschenformat.<br />
NEU!<br />
Mit den Digedags in die Südsee, nach Rom, auf den Mond und weiter …<br />
…mit Witz und Einfallsreichtum unternehmen Dig, Dag und Digedag<br />
spannende Abenteuer, meistern Probleme aller Art und helfen denen,<br />
die ihren Beistand brauchen.<br />
Jeder Band beinhaltet 100 Seiten voller Unternehmenslust.<br />
Größe 14 ×10,5 cm<br />
Band 1–12<br />
nur<br />
€71,40 *<br />
Art.-Nr.: 1279050<br />
Art.-Nr.: 1279055<br />
Band 13 –16<br />
nur<br />
€23,80 *<br />
€ 23,80<br />
Art.-Nr.: 1279056<br />
Band 1–16<br />
nur<br />
€95,20 *<br />
*inkl. MwSt., zzgl. €3,95 Versand. Ab€75,– versandkostenfrei. Ihnen steht ein gesetzliches Widerrufsrecht zu.<br />
Alle Informationen über dieses Recht und die Widerrufsbelehrung finden Sie unter www.berliner-zeitung.de/shop<br />
Ein Angebot der M.DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen <strong>Zeitung</strong> GmbH &Co. KG, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln.
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Nichtraucherschutz<br />
ZITAT<br />
Qualmen neben<br />
der Sandburg<br />
Julia Haak<br />
begrüßt jede Verschärfung eines<br />
Rauchverbots.<br />
Wer hätte das gedacht: Auf Spielplätzendarfman<br />
rauchen –bislang. Man<br />
kann sich also auf eine Bank am Rande des<br />
Buddelkastens setzen und den Kleinkindernden<br />
Qualm direkt ins Gesicht blasen.<br />
Im Anschluss daran schnippt man die<br />
Kippe in den Sand, wo sie verglimmt und<br />
dann vielleicht die nächste Sandburg verziert.<br />
Das ist die logische Folge eines fehlendenVerbots.Der<br />
Mensch, auch der rauchende<br />
auf dem Spielplatz, ist unendlich<br />
bequem und denkfaul.<br />
Mit dem Rauchen auf Spielplätzen ist<br />
es glücklicherweise bald vorbei und man<br />
wundert sich nur, warum das jetzt erst<br />
passiert. Gesundheitssenatorin Dilek Kolat<br />
(SPD) hat am Dienstag einen Gesetzentwurf<br />
durch den Senat gebracht, der<br />
das Rauchen auf Kinderspielplätzen untersagt.<br />
DasganzeNichtraucherschutzgesetz<br />
soll verschärft und ein Rauchverbot<br />
auch auf die Eingangsbereiche von Krankenhäusern<br />
und Gesundheitseinrichtungen<br />
ausgedehnt werden. Es gilt zudem für<br />
E-Zigaretten und E-Wasserpfeifen. Für<br />
Shisha-Bars fallen bisherige Ausnahmeregelungen<br />
weg, so dass sie, wie andere<br />
Lokale, Raucher- und Nichtraucherbereiche<br />
einteilen oder aber ihre Räume als<br />
Raucherlokal anmelden müssen, wo<br />
keine Speisen serviertwerden dürfen.<br />
Das alles kann man nur begrüßen. Es<br />
wirkt allerdings wie aus der Zeit gefallen.<br />
Rauchen ist von gestern. Längst haben<br />
sich selbst hartnäckigste Raucher daran<br />
gewöhnt, dass sie nicht mehr überall anderemit<br />
Qualmwolken belästigen dürfen.<br />
Es ist ein Rätsel, warum es zehn Jahre gedauert<br />
hat, dieses Gesetz zu reformieren.<br />
Und hier wären noch Vorschläge für weitere<br />
Einschränkungen: Freiluftveranstaltungen<br />
wie zum Beispiel Konzerte und Jugendfußballturniere.<br />
Verfassungsschutz<br />
Diese Erklärung<br />
reicht nicht<br />
Melanie Reinsch<br />
hält Hans-Georg Maaßens<br />
Relativierung für reine Taktik.<br />
Verfassungsschutz-Chef<br />
Hans-Georg<br />
Maaßen hat sich erklärt. Es war kaum<br />
zu erwarten, dass er einen Fehler eingestehen<br />
würde. Das scheint ohnehin aus<br />
der Mode gekommen zu sein. Maaßen<br />
sagt nun, er sei falsch verstanden worden.<br />
Nicht er ist schuld, sondern die, die seine<br />
Sätzemissverstehen.<br />
Maaßen hatte zuvor die Theorie aufgestellt,<br />
dass das Video aus Chemnitz, das<br />
einen Übergriff auf einen Ausländer zeigt,<br />
nicht authentisch sei. Er habe Zweifel gehabt,<br />
ob das Video „authentisch“ eine<br />
Menschenjagd zeige.Sohat er es gemeint<br />
und so hat er es Innenminister Horst Seehofer<br />
berichtet. Alles ein großes Missverständnis,alles<br />
ganz anders gemeint, also?<br />
Glaubhaft ist diese Relativierung<br />
kaum. In einer mit Semantik aufgeladenen<br />
Debatte kann man erwarten, dass ein<br />
Verfassungsschutz-Chef sich genau überlegt,<br />
mit welchen Äußerungen er an die<br />
Öffentlichkeit tritt. Er sollte es zumindest.<br />
Tutesernicht, wirft er Sätzelapidar in den<br />
Raum, dann muss er sich der Verantwortung<br />
stellen und mit den Folgen leben.<br />
Es ist kaum vorstellbar, dass diese Erklärung<br />
ausreicht, um Maaßen im Amt zu<br />
halten. Auch wenn Seehofer Maaßen sein<br />
„uneingeschränktes Vertrauen“ ausgesprochen<br />
hat.<br />
UndMaaßen weiß sich zudem in guter<br />
Gesellschaft: Auch Seehofer fühlt sich<br />
häufig missverstanden –das konnte man<br />
zuletzt an seiner zynischen Bemerkung<br />
über die 69 abgeschobenen Afghanen sehen.<br />
Er wirdalso auch vordiesem Hintergrund<br />
abwägen, ob er einen Rauswurffür<br />
nötig hält. Stattdessen sollte Maaßen den<br />
Weggehen, den er selbst zu verantworten<br />
hat. Ein Rücktritt ist unausweichlich geworden.<br />
MdB Plöger –Miesepeter<br />
Die Eigentümer von Karstadt und<br />
Kaufhof haben in den vergangenen<br />
Monaten hart verhandelt,<br />
nun ist der Deal beschlossene<br />
Sache: Die Warenhaus- und Gastronomie-<br />
Töchter beider Unternehmen werden in ein<br />
Gemeinschaftsunternehmen eingebracht,<br />
an dem die Signa-Gruppe des österreichischen<br />
Investors René Benko die Mehrheit<br />
haben wird. Abgeschlossen ist der Deal damit<br />
aber immer noch nicht. Jetzt muss das<br />
Kartellamt noch zustimmen. Die Wettbewerbshüter<br />
haben bereits angekündigt, dass<br />
sich die Eigentümer auf eine strenge Prüfung<br />
einstellen müssen. Dass die nicht immer so<br />
ausgeht, wie es sich die Eigentümer vorstellen,<br />
mussten auch Tengelmann und Edeka<br />
im Supermarktgeschäft leidvoll erfahren.<br />
Ob dieser 11. September am Ende ein guter<br />
Tagfür die Mitarbeiter von Kaufhof und<br />
Karstadt ist, wirdsich erst noch herausstellen.<br />
Auch wenn sich die Eigentümer nach außen<br />
bedeckt halten: Vieles ist bereits durchgesickert,<br />
das vielen Mitarbeiternnoch schlaflose<br />
Nächte bereiten wird. 5000 Stellen könnten<br />
abgebaut und viele Filialen geschlossen werden.<br />
Insider erwarten die Schließung von<br />
etwa zehn Prozent der Kaufhof-Filialen –bislang<br />
gelten die <strong>Berliner</strong> Häuser als stabil. Vor<br />
allem in der Verwaltung dürften Stellen wegfallen<br />
–bei Kaufhof und Karstadt.<br />
Denn Fusionen führen immer zu Stellenabbau<br />
und Standortschließungen. Weil man<br />
hofft, gemeinsam stärker zu sein und Synergien<br />
heben zu können.Weil man Kosten sparen<br />
kann in der Verwaltung, bei der Datenverarbeitung,<br />
in der Logistik. Und: Weil man<br />
gemeinsam eine viel stärkereEinkaufsmacht<br />
hat und günstiger Warenbeschaffen kann.<br />
HBC, der kanadische Konzernhatte Kaufhof<br />
vor drei Jahren gekauft, ermöglicht der<br />
Wer nicht hüpft, der ist ein Nazi, hey,hey!<br />
Wernicht hüpft, der ist ein Nazi, hey,<br />
hey! DieFrauamMikrofon, neulich bei #wirsindmehr<br />
in Chemnitz, sprang wie ein<br />
Flummi. Sieist also eindeutig nicht rechtsradikal,<br />
genauso wenig wie Zehntausende vor<br />
der Bühne, die die erwünschte vertikale<br />
Massenbewegung vollzogen. Rollstuhlfahrer<br />
erhielten hoffentlich Absolution.<br />
Ach, hätte man über diese clevereTechnologie<br />
doch nur gleich nach dem Krieg verfügt.<br />
Dann wäredie Entnazifizierung geglückt. Populär<br />
wurde das Verfahren erst später, vor allem<br />
in Fußballstadien. Aus der Dortmunder<br />
Fankurve schallt: „Wer nicht hüpft, der ist ein<br />
Schalker!“ –und, hey,hey,wer will auf der Süd<br />
schon für einen Schalker gehalten werden?<br />
Dasist in aller Regel nichts Ernstes und auch<br />
nur für neunzig Minuten. Eine verstörende<br />
Variante wirdauf den Traversen der holländischen<br />
Ehrendivision skandiert. Um sich von<br />
ihren Amsterdamer Erzrivalen abzugrenzen,<br />
rufen Anhänger von Feyenoord Rotterdam:<br />
„Wie niet springt die is een Jood.“ Das habe<br />
aber nichts mit Antisemitismus zu tun. Ajax<br />
sei nun mal ein Judenklub.<br />
Ichhüpfe nie,geschweige denn auf Kommando.<br />
Ich klatsche auch nicht mit, selbst<br />
wenn ein Schlageronkel mich darum anfleht.<br />
An mir versagt jeder Animateur.Mir ist<br />
wumpe, ob man mich deshalb für einen<br />
Schalker, einen Juden oder eine trübe Tasse<br />
hält. Aber unter keinen Umständen möchte<br />
ich als Nazi gelten. Da bin ich pingelig. Das<br />
Problem ist dabei nicht nur, dass ich nie<br />
Karstadt-Kaufhof<br />
Harte<br />
Zeiten<br />
Evelyn Binder<br />
erwartet heftigeSparrunden für die Mitarbeiter<br />
in dem neuen Warenhauskonzern.<br />
Deal mit Benko nun, ohne Gesichtsverlust die<br />
operative Führung abzugeben, finanziell<br />
mehr Luft zu bekommen und gleichzeitig die<br />
Chance zu erhalten, am möglichen künftigen<br />
Erfolg des fusionierten Unternehmens beteiligt<br />
zu sein. Eines ist allerdings klar:Mit René<br />
Benko übernimmt nun ein Investor das Ruder,der<br />
vorallem an den Immobilien interessiert<br />
ist. Das Immobilienportfolio der Kanadier<br />
macht den eigentlichenWert dieses Deals<br />
aus. Das Warenhausgeschäft von Karstadt<br />
bringt kaum Rendite, Kaufhof macht sogar<br />
hohen Verlust. Unterdem Strich entsteht also<br />
eine Warenhauskette,die auch auf absehbare<br />
Zeit tiefrote Zahlen schreiben wird. Umsatzund<br />
Gewinnsprünge aus dem Geschäft heraus<br />
sind vorerst nicht zu erwarten.<br />
KOLUMNE<br />
Hüpfer<br />
und<br />
Nichthüpfer<br />
André Mielke<br />
Autor<br />
hüpfe.InVerdacht bringt mich auch, dass ich<br />
Staatsgrenzen vernünftig finde. Ich glaube<br />
auch, noch so ein Hammer-Indiz, dass hehrer<br />
Kunterbuntheitsfetischismus zu ähnlichem<br />
Missvergnügen führt wie Appelle an<br />
niedere Volksreinheitsinstinkte. Außerdem<br />
finde ich die Berufstätigkeit vonAngela Merkel<br />
eher mindertoll.<br />
Andererseits wurde ich altmodisch erzogen.<br />
Nazi! zählt für mich zum Schlimmsten,<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
Benko wirdschon aus Renditegründen ein<br />
hohes Interesse daran haben, zumindest in<br />
die Immobilien zu investieren, die ihm selbst<br />
oder den Anteilseignerndes fusionierten Unternehmens<br />
gehören. Das kann dem Warenhausgeschäft<br />
dort einen Schub geben. Es<br />
kann an anderer Stelle aber auch heißen, dass<br />
Flächenvermietet werden.Expertenhalten es<br />
für sehr wahrscheinlich, dass aus manchem<br />
fünfstöckigen Kaufhof ein kleines Shopping-<br />
Center mit vielen verschiedenen Läden wird–<br />
und reichlich Büroraum in den oberen Etagen.<br />
Für Kunden könnte auch das attraktiv<br />
sein –eswirdaber nicht mehr Kaufhof sein.<br />
EinGlücksfall istfür dieMitarbeiter in jedem<br />
Fall, dass mit Stephan Fanderl ein ausgewiesener<br />
und ausgefuchster Handelsexperte<br />
die neue Europäische Warenhaus AG<br />
führt. Dass Karstadt überhaupt eine Zukunft<br />
hatte, ist vor allem seinem Geschick zuverdanken.<br />
Er hat allerdings bei Karstadt auch<br />
einen harten Sanierungskurs gefahren. Den<br />
wirdernun vermutlich auchbei Kaufhof anstreben.<br />
Die Arbeitnehmervertreter werden<br />
sich in denkommenden Monatenauf heftige<br />
Verhandlungen einstellen müssen: Die Karstadt-Mitarbeiter<br />
werden nach wievor nicht<br />
nach Tarif bezahlt, eine entsprechende Vereinbarung<br />
wirddas Management nun mit Sicherheit<br />
auch mit dem Kaufhof-Personal erreichenwollen.<br />
DieGegenleistung könnten –<br />
zeitlich eng befristet – Standortgarantien<br />
sein für Häuser,deren Mietverträge ohnehin<br />
erstmal nicht auslaufen.<br />
Was nach Ablauf der Garantien wird,<br />
hängt vor allem davon ab, obesgelingen<br />
wird, das Geschäft wieder zu drehen und den<br />
Warenhäuserndiesmal eine echte Zukunftsperspektive<br />
zu geben. Die haben sie verdient,<br />
denn ohne Warenhäuser wären viele<br />
Innenstädte noch ein bisschen ärmer.<br />
was man Deutschen vorwerfen kann. Das<br />
Chemnitzer Konzert lehrt nun, dass Personen<br />
auch dann Nazis sind, wenn sie sich<br />
nicht unverzüglich einem antifaschistisch<br />
groovendenVolkskörper anschließen. Derartige<br />
Mobilisierungsfolklore dient der frontnahen<br />
Erbauung. Sie wäre vielleicht keine<br />
Rede wert, liefen nicht längst weite Teile des<br />
sogenannten Diskurses nach diesem Muster<br />
und läge demzufolge die Nazidichte in der<br />
Bundesrepublik nicht schon fast so hoch wie<br />
auf dem Nürnberger Reichsparteitag. Das<br />
kann man so machen. Die Welt wird dann<br />
sehr übersichtlich. Sie kennt nur noch Hüpfer<br />
und Nichthüpfer.<br />
Ich bezweifle nur, dass Letztere nun die<br />
Oberschenkel anspannen, um nicht länger<br />
Nazis sein zu müssen. Wahrscheinlicher ist<br />
wohl, was Allergologen Desensibilisierung<br />
nennen: Viele Leute kennen die alten Geschichten<br />
und haben sich Nazis immer ganz<br />
anders vorgestellt. Aber wenn schon Opposition<br />
gegen die Regierung einen zum Feind<br />
der Demokratie disqualifiziert, na und! Dann<br />
ist man eben einer. Oder stellt sich zumindest<br />
schamarmneben einen. Istder Ruferst<br />
ruiniert, hey,hey,lebt es sich ganz ungeniert.<br />
Das ist ernst und endet nicht, wenn der<br />
Schieri abpfeift. Eine Partei spiegelt dieses<br />
Phänomen, sowohl in sich als auch nach außen.<br />
Im Osten ist sie die beliebteste von allen.<br />
Wasdas übrige Land betrifft, warten wir<br />
mal die nächste Konjunkturdelle ab. Mein<br />
Arzt sagt sowieso, ich soll nicht hüpfen. Die<br />
Bandscheiben.<br />
„Wir starten eine Initiative<br />
für Dialekt und Mundarten.<br />
Siealle wissen, dass Dialekt<br />
intelligenter macht,<br />
das sieht man an der<br />
bayerischen Staatsregierung<br />
jeden Tag.“<br />
Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern, am<br />
Dienstag nach der Sitzung des Kabinetts in München<br />
AUSLESE<br />
Kaum<br />
einsatzbereit<br />
Sollen sich deutsche Soldaten am Krieg<br />
in Syrien beteiligen? Die <strong>Zeitung</strong>en<br />
kommentieren entsprechende Planspiele<br />
im Bundesverteidigungsministerium.<br />
„Wahr ist, im Syrien-Konflikt hat der<br />
Westen viel falsch gemacht, genauso wahr<br />
ist aber auch, dass es nun, da der Konflikt<br />
so gut wie entschieden ist, keinen Grund<br />
mehr gibt, im letzten Augenblick noch<br />
Soldaten zu entsenden und sich aktiv am<br />
Kriegsgeschehen zu beteiligen“, schreibt<br />
das Straubinger Tagblatt.„Nichts wirddadurch<br />
besser. Deutschlands Stunde<br />
schlägt, wenn der Konflikt vorbei ist –als<br />
Vermittler mit guten Kontakten zu allen<br />
Beteiligten.“<br />
Auch die Osnabrücker <strong>Zeitung</strong> sieht einen<br />
deutschen Einsatz kritisch. „Es mag<br />
moralisch verführerisch sein, Syriens<br />
Machthaber im Fall eines Chemiewaffeneinsatzes<br />
unter Beteiligung der Bundeswehr<br />
militärisch zu maßregeln. Doch ist<br />
es politisch klug, juristisch machbar?“,<br />
heißt es dort. „Eine Beteiligung der Bundeswehr<br />
an möglichen Angriffen von<br />
Nato-Partnern inSyrien ist völkerrechtlich<br />
problematisch, solange es kein UN-<br />
Mandat dafür gibt.“<br />
„Die Gefahr, dass die Bundeswehr zur<br />
Hilfstruppe der Dschihadisten und Terroristen<br />
wird, die sich in Idlib mit ihren zivilen<br />
Geiseln verschanzt haben, scheint der<br />
Ministerin keine Skrupel zu bereiten“,<br />
schreiben die Nürnberger Nachrichten.<br />
„Eigenes Geltungsbedürfnis oder Druck<br />
aus Washington?“ Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />
Mitglieder der Chefredaktion: Elmar Jehn, Thilo Knott.<br />
Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />
Michael Heun, Michaela Pfisterer.<br />
Textchefin: Bettina Cosack.<br />
Newsroom-Manager: Jan Schmidt.<br />
Teams:<br />
Investigativ: Kai Schlieter.<br />
Kultur: Harry Nutt.<br />
Regio: Arno Schupp, MaikeSchultz, Karim Mahmoud.<br />
Service: Klaus Kronsbein.<br />
Sport: Markus Lotter.<br />
Story: Christian Seidl.<br />
Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />
Seite 3: Bettina Cosack.<br />
Die für das jeweiligeRessortanerster Stelle Genannten sind<br />
verantwortliche Redakteure im Sinne des <strong>Berliner</strong> Pressegesetzes.<br />
Reporterin: Sabine Rennefanz.<br />
ArtDirektion: Annette Tiedge, Felix Scheer.<br />
Newsleader Regio: Sabine Deckwerth, Stefan Henseke.<br />
Newsleader Sport: Matthias Fritzsche, Christian Schwager.<br />
DuMont Hauptstadtredaktion: StevenGeyer (Leitung),<br />
Arno Widmann.<br />
Autoren: Joachim Frank, Holger Schmale, Dieter Schröder.<br />
Istanbul: Frank Nordhausen, London: Sebastian Borger,<br />
Moskau: Stefan Scholl, Paris: Axel Veiel,<br />
Peking: Finn Mayer-Kuckuk, Rom: Regina Kerner,<br />
TelAviv: Anja Reich, Washington: KarlDoemens.<br />
Redaktion: <strong>Berliner</strong> Newsroom GmbH, Berlin24 Digital GmbH,<br />
Geschäftsführung: Patrick Wölke, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin<br />
Lesertelefon: 030-63 33 11-457, E-Mail: leser-blz@dumont.de<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH Geschäftsführer:Jens Kauerauf.<br />
Postadresse 11509 Berlin. Besucher:Alte Jakobstraße 105,<br />
Telefon: (030) 23 27-9; Fax: (030) 23 27-55 33;<br />
Internet: www.berliner-zeitung.de.<br />
Vertrieb: BVZ <strong>Berliner</strong> Lesermarkt GmbH, KayRentsch.<br />
Leserservice Tel.: (030) 23 27-77, Fax: (030) 23 27-76<br />
www.berliner-zeitung.de/leserservice<br />
Anzeigen: BVZ BM Vermarktung GmbH (BerlinMedien), Andree Fritsche.<br />
Postfach 11 05 06, 10835 Berlin;<br />
Anzeigenannahme: (030) 23 27-50; Fax(030) 23 27-66 97<br />
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr.30, gültig seit 1.1.2018.<br />
Druck: BVZ <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>sdruck GmbH, Am Wasserwerk 11,<br />
10365 Berlin, Internet: www.berliner-zeitungsdruck.de<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint sechs Mal in der Woche. Bezugspreis<br />
monatlich 42,90 €einschl. 7% Mehrwertsteuer,außerhalb vonBerlin und<br />
Brandenburg 46,20 €; AboPlus, inklusiveStadtmagazin tip 48,50 €(nur<br />
in Berlin und Brandenburg), Bezugspreis des Studentenabonnements<br />
monatlich 25,80 €, außerhalb vonBerlin und Brandenburg 26,60 €.<br />
Im Falle höherer Gewalt und bei Arbeitskampf (Streik/Aussperrung) besteht<br />
kein Belieferungs- und Entschädigungsanspruch.<br />
Erfüllung und Gerichtsstand Berlin-Mitte. Für unaufgeforderteingesandte<br />
Manuskripte oder Fotos wird keine Haftung übernommen.<br />
Die Auflageder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> wird vonder unabhängigen Informationsgemeinschaft<br />
zur Feststellung der Verbreitung vonWerbeträgerngeprüft.<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist die reichweitenstärkste Abonnementzeitung Berlins<br />
und erreicht laut Mediaanalyse 2017 in Berlin und<br />
Brandenburg täglich 305 000 Leser.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 – S eite 9 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Hilfreicher Dreck:<br />
Keime machen<br />
Kinder immun<br />
Seite 17<br />
Für Beamte –Der Bund will in Berlin Wohnungen bauen Seite 12<br />
Für Kranke –InKöpenick entsteht Berlins modernste Krebsklinik Seite 16<br />
Stadtbild<br />
Das Ende<br />
der „Kapelle“<br />
Martin Klesmann<br />
sieht Stammgäste vor<br />
verschlossenenTüren stehen<br />
An der Zionskirche in Mitte<br />
konnte man in den vergangenen<br />
Wochen auf ziemlich viele erstaunt<br />
dreinblickende Menschen treffen.<br />
Pärchen, ganze Gruppen oder auch<br />
einzelne Personen. Gemessenen<br />
Schrittes strebten sie auf jenes Eckhaus<br />
zu, in dem sich seit einem Vierteljahrhundert<br />
die „Kapelle“ befindet,<br />
tagsüber Café, abends Bar. Doch<br />
das Lokal, durch dessen hohe Fenster<br />
man einen schönen Blick auf die<br />
Kirche hat, war geschlossen. Eine<br />
schwere Metalljalousie war vor der<br />
sonst stets offenen Eingangstür heruntergelassen,<br />
jeden Tagfehlte drinnen<br />
ein Stück mehr Inneneinrichtung,<br />
wie man durch die Fenster beobachten<br />
konnte.<br />
Die Leute reagierten verblüfft,<br />
viele wollte es kaum glauben. Die<br />
„Kapelle“ war doch schon so lange<br />
hier, wie konnte sie plötzlich verschwinden?<br />
Tatsächlich mag sich die<br />
Gegend hier sonst radikal verändert<br />
haben. Aus grauen Mietskasernen<br />
wurden teils luxussanierte Altbauten<br />
mit Eigentumswohnungen, in fast<br />
jedem Eckladen befinden sich inzwischen<br />
Gastronomie oder Läden für<br />
Designerklamotten. Früher gab es<br />
nur einen Kurzwaren- und einen<br />
Obsthändler sowie eine Zoohandlung.<br />
Doch die „Kapelle“ war ähnlich<br />
wie eine Straße weiter die Bar<br />
„Schwarze Pumpe“ gleich nach der<br />
Wende da und hatte sich gehalten.<br />
Obwohl auch nur ein Vierteljahrhundert<br />
alt, gehörte sie mittlerweile<br />
zum Urgestein des Kiezes, in dem<br />
sich nach dem Ende der DDR ein radikaler<br />
Bevölkerungswandel vollzogen<br />
hatte. Neben bodenständigen<br />
Angeboten wie Bier und Quiches gab<br />
es in der „Kapelle“ als Spezialofferte<br />
auch diverse brasilianische Fruchtsäfte,<br />
weil einer der Betreiber von<br />
dortstammte.<br />
Da keinerlei Erklärung für das<br />
plötzliche Ende an der Tür zu finden<br />
war, spekulierten viele Anwohner<br />
und Stammgäste wild herum. Die<br />
beiden Betreiber, imwirklichen Leben<br />
ein Paar, hielten sich bedeckt.<br />
Sie bereiten ihren Umzug vor, womöglich<br />
nach Neukölln oder Kreuzberg.<br />
Fragte man sie, deuteten sie<br />
eine Melange aus verschiedenen<br />
Gründen an. Zum einen sei es sehr<br />
viel Arbeit gewesen, Urlaub fiel allzu<br />
oft flach. Sielegten meist selbst Hand<br />
an, mit dem eingestellten Personal<br />
waren sie offenbar in vielen Fällen<br />
nicht zufrieden. Dem Vernehmen<br />
nach war es zudem so, dass der Eigentümer<br />
des Hauses mal wieder gewechselt<br />
hatte und der Gewerbemietvertrag<br />
auslief. Mitte eben(d).<br />
Jetzt fragen sich die Leute in der<br />
Gegend, ob noch mal ein Café hier<br />
hineinkommt –oder ob daraus womöglich<br />
eine Eigentumswohnung<br />
wird. Das ist kein Witz, am Ende der<br />
Straße geschah das vor ein paar Jahren<br />
mit einer Kneipe namens „Laterne“,<br />
die alte Stampe wurde tatsächlich<br />
zurWohnung, die Eingangstür<br />
zugemauert.<br />
An den Außentischen der „Kappelle“<br />
konnte man an lauen Sommerabenden<br />
übrigens auch wunderbar<br />
draußen sitzen. Der baumgesäumte<br />
Zionskirchplatz lag dann<br />
zwar immer noch mitten in der<br />
Stadt, hatte aber etwas unwirklich<br />
Dörfliches.Nadann adé, „Kapelle“!<br />
In Wartestellung: Das Riesenrad steht still, der Dinosaurier liegt flach: Frühestens 2021 will das Land Berlin den Spreeparkals Kunst- und Kulturortwiedereröffnen. BENJAMIN PRITZKULEIT<br />
Für Kunst, Kultur und Schnapsideen<br />
Künstler fordern vom Senat die Hälfte des Spreepark-Geländes für sich. Am Sonnabend wird demonstriert<br />
VonStefan Strauß<br />
Auf dem Trockenen: Ausrangierte Fahrgeschäfte in einer Lagerhalle.<br />
1969 wird der Spreepark als<br />
Kulturpark Berlin eröffnet. Er<br />
ist der einzigeVergnügungspark<br />
der DDR und hat jährlich<br />
1,5 Millionen Besucher.<br />
1991 wird der Rummel privatisiert,<br />
der Senat entscheidet<br />
sich für die Hamburger<br />
Schaustellerfamilie Witte.<br />
KULTURPARK<br />
1996 wird ein Erbbaupachtvertrag<br />
unterzeichnet, 1998<br />
der Plänterwald zum Landschaftsschutzgebiet.<br />
Es<br />
kommen weniger Gäste.<br />
2001 kündigt der Betreiber<br />
den Pachtvertrag,Witte meldet<br />
Insolvenz an. Seit 2002<br />
liegt das Gelände brach.<br />
2014 kauft das Land Berlin<br />
die Erbbaupacht für zwei Millionen<br />
Euro zurück, alle<br />
Gläubiger verzichten auf viel<br />
Geld. Das landeseigene Unternehmen<br />
Grün Berlin übernimmt<br />
den Betrieb.<br />
Ab 2021 soll der Spreepark<br />
schrittweise wiedereröffnen.<br />
IMAGO<br />
Der Plan steht fest, so<br />
schien es jedenfalls bisher.<br />
Auf dem derzeit<br />
noch geschlossenen<br />
Spreeparkgelände soll in den kommenden<br />
Jahren ein riesiger Kunstund<br />
Kulturpark entstehen. So hat es<br />
der Senat erst kürzlich verkündet<br />
und für den Neustart auf dem Gelände<br />
des einstigen Vergnügungsparks<br />
an der Spree eine Summe von<br />
48 Millionen Euro aus dem „Sondervermögen<br />
für die wachsende Stadt“<br />
bereitgestellt. Von einem „Naturund<br />
Kulturpark für alle“ und einem<br />
„Ort für Überraschungen“ sprach<br />
Umweltsenatorin Regine Günther<br />
(parteilos,für Grüne) kürzlich.<br />
Doch nun protestieren ausgerechnet<br />
Künstler und Kulturgruppen<br />
der freien Szene gegen diese Pläne.<br />
Sie haben die Initiative „Offene Republik<br />
Spreepark“ gegründet und<br />
forderndie Hälfte des 23 Hektar großen<br />
Geländes für „Kunst, Kultur und<br />
Schnapsideen“. In einem Aufruf<br />
werfen sie dem Senat bei der bisherigen<br />
Planung des Geländes ein „undurchsichtiges<br />
und ausschließendes<br />
Verfahren“ vor. Sie kritisieren, der<br />
Spreepark werde zu einem „umzäunten<br />
und eintrittspflichtigen Disneyland“.<br />
Bis zur pompösen Eröffnung<br />
werdeim„stillen Kämmerlein“<br />
geplant.<br />
Katalin Gennburg, stadtentwicklungspolitische<br />
Sprecherin der Linken-Fraktion<br />
im Abgeordnetenhaus,<br />
unterstützt die Initiative, zu der<br />
Clubbetreiber, Künstler, Anwohner-<br />
Initiativen, Stadtplaner und Alternativbetriebe<br />
gehören. „Die bisherige<br />
Planung wirdder alternativen Kunstszene<br />
dieser Stadt nicht gerecht“,<br />
sagt sie. Niemand brauche eine<br />
zweite Internationale Gartenschau<br />
und eintrittsfinanzierte Attraktionen.<br />
Auf die schrittweise Eröffnung<br />
des Spreeparks ab dem Jahr 2021 will<br />
die Initiativejedenfalls nicht warten.<br />
„Gebt den Spreepark frei!“ lautet ihr<br />
Aufruf. Darin steht: „Der Spreepark<br />
muss schon jetzt ein Ort für unabhängige<br />
Kulturprojekte und für unbequeme<br />
Kunst werden. Es gilt, eine<br />
der letzten Freiflächen der Stadt für<br />
das Schrille, das Schräge, das Nicht-<br />
Eingängige, das Berlin ausmacht, zu<br />
reklamieren. Wir wollen einen Platz<br />
der Kreativität und des Ausprobierens.“<br />
Die Aktivisten planen an diesem<br />
Sonnabend eine Floß-Demo auf der<br />
Spree. Mit Schlauchbooten und Flößen<br />
wollen sie den Spreepark „umzingeln“.<br />
In einer Mail, die derzeit<br />
unter den Beteiligten kursiert und<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt, ist die<br />
Rede davon, sich „Aneignungsstrategien“<br />
zu überlegen. Man könne<br />
das Riesenrad mit Lametta behängen<br />
oder auch einen Bootsanleger<br />
bauen. „Wir zeigen miteinander,<br />
dass der Spreepark ein Ort des Umherschweifens<br />
ist und nicht des<br />
Spektakels“, heißt es in der Mail.<br />
Im Mai hatten der Senat und die<br />
landeseigene Grün Berlin GmbH<br />
nach jahrelanger Planung die neue<br />
Ausrichtung des Spreeparks vorgestellt.<br />
Klar war allen: Einen neuen<br />
Rummelplatz wird es dort nicht<br />
mehr geben, doch der morbide<br />
Charme des früheren Vergnügungsparks<br />
bleibt erhalten. Das Riesenrad<br />
soll sich wieder drehen, die demolierten<br />
Dinosaurier werden restauriert.<br />
Alle übrig gebliebenen Fahrgeschäfte<br />
bleiben stehen. So wird aus<br />
der Achterbahn Spreeblitz ein Spazierweg,<br />
ebenso aus der Wildwasserbahn.<br />
DasKarussell mit seinen riesigen<br />
Teetassen dient als Sitzgelegenheit<br />
für ein Café. Im 360-Grad-Kino<br />
sollen alte Filme aus dem Kulturpark<br />
gezeigt werden. Auch das Eierhäuschen,<br />
einst Ausflugslokal, wird wiedereröffnen.<br />
Künstler sollen auf dem<br />
Gelände Möglichkeiten zum Arbeiten<br />
und Ausstellen haben. „Berlin<br />
lebt von der Kultur“, hatte der Geschäftsführer<br />
von Grün Berlin,<br />
Christoph Schmidt, bei einem Rundgang<br />
mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> im vergangenen<br />
Jahr noch gesagt. „Und<br />
das schrille Berlin braucht einen geschützten<br />
Ort.“<br />
Davon sind die Aktivisten der<br />
Spreepark-Republik nicht überzeugt.<br />
„Die schrille Szene Berlins hat<br />
diesen Prozess nicht begleitet“, sagt<br />
Katalin Gennburg. Im Aufruf schreiben<br />
die Initiatoren, es brauche keinen<br />
umzäunten Vergnügungspark,<br />
der vermeintlich „das quirlige Berlin“<br />
vermarke und dabei doch nur<br />
„eingeschlafene Füße“ produziere.<br />
Kulturelle Nutzungnoch unklar<br />
Kultursenator Klaus Lederer (Linke)<br />
unterstützt den Aufruf der Spreepark-Initiative.<br />
„Ineiner Stadt, in der<br />
Räume für Kunst und Kultur unter<br />
einem enormen Verwertungsdruck<br />
stehen, istjede Initiativeein Gewinn,<br />
die sich der Schaffung von Räumen<br />
und Freiräumen für Kunstschaffende<br />
verschrieben hat“, sagte sein<br />
Sprecher Daniel Bartsch auf Anfrage<br />
der<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Welche Möglichkeiten sich konkret<br />
böten, könne derzeit aber nicht<br />
gesagt werden, so Bartsch. Derzeit<br />
erarbeite Grün Berlin ein Realisierungskonzept,<br />
danach würden Kultur-<br />
und Umweltverwaltung die<br />
„kunst- und kulturspezifischen Aspekte“<br />
abstimmen.<br />
„Esgeht um eine soziale,kulturell<br />
anspruchsvolle undgenossenschaftliche<br />
Nutzung des Geländes“, sagt<br />
Linken-Abgeordnete Gennburg.<br />
„Und nicht umdie nächste langweilige<br />
Eventbude fürTagestouristen.“<br />
NACHRICHTEN<br />
Autozulassungen wieder<br />
ohne Wartezeit<br />
Beiden <strong>Berliner</strong> Kfz-Zulassungsstellen<br />
können Autos mittlerweile wieder<br />
ohne größereWartezeit angemeldet<br />
werden. DerBearbeitungsrückstau<br />
sei in den vergangenenWochen<br />
auf null reduziertworden,<br />
sagte die Staatssekretärin für Informations-<br />
und Kommunikationstechnik,<br />
Sabine Smentek, der RBB-<br />
Abendschau. Termine in den Zulassungsstellen<br />
könnten wieder voneinem<br />
Tagauf den anderen über das<br />
Internet gebucht werden. Dafür<br />
seien in den vergangenen Wocheninsgesamt<br />
34 Mitarbeiter zusätzlich<br />
eingestellt worden. (dpa)<br />
Berlin bekommt einen<br />
Bürgerbeauftragten<br />
Menschen in Berlin, die unzufrieden<br />
mit der Arbeit vonPolitik und Behörden<br />
sind, können sich in absehbarer<br />
Zeit an einen Bürgerbeauftragten<br />
wenden. Derzeit erarbeite die rotrot-grüne<br />
Koalition einen entsprechenden<br />
Gesetzentwurf, sagte SPD-<br />
Vizefraktionschef Andreas Kugler.<br />
Dieneue Funktion schließt auch das<br />
Amt eines Polizeibeauftragten ein.<br />
Dieser soll sowohl Ansprechpartner<br />
für Bürger sein als auch für Polizisten,<br />
die Missstände innerhalb der<br />
Behörden sehen. (dpa)<br />
Hausbesetzer<br />
dürfen länger bleiben<br />
DieHausbesetzer in der Großbeerenstraße<br />
17a in Berlin-Kreuzberg<br />
dürfen länger bleiben, als bislang<br />
vereinbart. „Der Nutzungsvertrag<br />
wirdverlängertbis zum 14. Oktober<br />
2018“, sagte die Grünen-Abgeordnete<br />
Katrin Schmidberger am Dienstag.<br />
Am Wochenende hatten die<br />
Hauseigentümer und Besetzer zunächst<br />
eine Frist bis 14. September<br />
ausgehandelt. Jetzt wollen die Besetzermit<br />
der Eigentümerin, der „Aachener<br />
Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft<br />
mbh“, über die Nutzung<br />
des Hauses verhandeln. (dpa)<br />
So sehen die neuen<br />
<strong>Berliner</strong> Toiletten aus<br />
Eingrauer Klotz: So sieht der Prototyp<br />
für mehr als 200 öffentlicheToiletten<br />
aus,die in den kommenden JahreninBerlin<br />
gebaut werden sollen.<br />
EinBild vomstillen Örtchen können<br />
sich Neugierige bis Mittwoch am<br />
Molkenmarkt machen. In Sichtweite<br />
des RotenRathauses steht dasWC<br />
dortauf einem weißen Podest. Betrieben<br />
werden sollendie meistenToiletten<br />
weiterhin vomUnternehmen<br />
Wall.Werunterwegs mal muss,soll<br />
auch in Zukunft 50 Cent zahlen.Wall<br />
hatte sich in einer europaweiten Ausschreibung<br />
durchgesetzt. (dpa)<br />
Das stille Örtchen –ein Betonbrocken in<br />
Grau.<br />
BLZ/SCHLÖSSER
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
„Wir können den Senat<br />
sofort übernehmen“<br />
CDU-Fraktionschef Burkard Dregger,seit knapp 100 Tagen im<br />
Amt, zeigt sich selbstbewusst: Seiner Union fehlten weder<br />
Konzepte noch Köpfe, sagt er –nur das Vertrauen der Wähler<br />
Ich liebe mein Land, sagt Burkard Dregger.Der 54-jährige Konservative will gemeinsam mit der eher liberalen <strong>Berliner</strong> CDU-Vorsitzenden, Kulturstaatsministerin Monika Grütters, wieder Mehrheiten für die Union in der Hauptstadt holen.<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
Gerade erst war er in Israel<br />
auf einer Privatreise.Und<br />
ist noch voll davon: Burkard<br />
Dregger erzählt von<br />
der Grabeskirche in Jerusalem, von<br />
der Stelle am Jordan, wo Jesus getauft<br />
worden sein soll, vonder Holocaust-Gedenkstätte<br />
Yad Vashem.<br />
Dann aber geht es um Berlin. Und<br />
um sein Spezialgebiet: Sicherheit.<br />
Herr Dregger, Polizei und Staatsanwaltschaft<br />
gehen in jüngster Zeit<br />
deutlich entschlossener gegen die organisierte<br />
Kriminalität von Clanstrukturen<br />
vor, Schwerpunkt Neukölln.<br />
Alles richtig so? Oder hätte ein<br />
CDU-Innensenator es anders und<br />
besser gemacht?<br />
Ich freue mich über jeden Erfolg<br />
im Kampf gegen die organisierte Kriminalität.<br />
DiePolizei hat meine volle<br />
Unterstützung. Auch der ehemalige<br />
CDU-Innensenator Henkel hat erfolgreiche<br />
Polizeiarbeit gegen diese<br />
Verbrecher ermöglicht. Damals lag<br />
ein Fokus auf der Bekämpfung der<br />
Rocker-Kriminalität. So ist zum Beispiel<br />
der gefährlichste Rockerverein,<br />
Hells Angels MC, der in meinem<br />
Wahlkreis seinen Sitz hatte,verboten<br />
und geräumt worden. Derhohe polizeiliche<br />
Ermittlungsdruck hat Erfolge<br />
gebracht. Er muss aufrechterhalten<br />
werden.<br />
Jetzt ist ein Clan-Mitglied auf offener<br />
Straße offenbar hingerichtet worden.<br />
Wie lassen sich diese Bandenkriege<br />
aus Ihrer Sicht eindämmen, bevor<br />
auch Unbeteiligte betroffen sind?<br />
Wir müssen erkennen, dass die<br />
Polizei derzeit nicht über die Mittel<br />
verfügt, die sie benötigt. Sie hat wegen<br />
des Stellenabbaus der rot-roten<br />
Koalition bis 2011 immer noch zu<br />
wenig Polizeibeamte, etwa für Observationen.<br />
Und unsere Beamten<br />
verfügen nicht einmal über das<br />
Recht, zur Gefahrenabwehr die Telefone<br />
der Verbrecher zu überwachen.<br />
Das gibt es in keinem anderen Bundesland!<br />
Um das zu ändern, hat die<br />
CDU-Fraktion einen umfangreichen<br />
Gesetzesantrag in das Abgeordnetenhaus<br />
eingebracht. Aber die rotrot-grüne<br />
Koalition verweigertsich.<br />
Innensenator Andreas Geisel (SPD)<br />
hat jetzt einen eigenen Gesetzentwurf<br />
für erweiterte Polizeibefugnisse angekündigt,<br />
der bei Rot-Rot-Grün bereits<br />
für Streit sorgt, ohne überhaupt vorzuliegen.<br />
Daran sehen Sie, dass diese Koalition<br />
in wichtigen Fragen handlungsunfähig<br />
ist. Es wird immer<br />
noch viel zu wenig gebaut. DieWohnungsnot<br />
steigt. Der Nachwuchs an<br />
Polizisten, Lehrern und Erziehern<br />
ist nicht sichergestellt. Der Bau und<br />
die Sanierung von Schulen und Polizei-<br />
und Feuerwehrwachen<br />
kommt nicht voran. Die Feuerwehr<br />
ist nur teilweise einsatzfähig, ihre<br />
Fahrzeuge sind überaltert. Ausbau<br />
des ÖPNV: Fehlanzeige. Dabei<br />
schwimmt die Koalition im Geld<br />
und setzt dennoch nichts um.<br />
Senator Geisel hat in der Schießstandaffäre<br />
kein Disziplinarverfahren<br />
gegen die damalige Vize-Polizeichefin<br />
Koppers eröffnet –und zwar<br />
trotz strafrechtlicher Ermittlungen<br />
gegen sie, was zumindest unüblich<br />
ist. Geisel beruft sich auf seinen Ermessensspielraum<br />
–zuRecht aus IhrerSicht<br />
als Jurist?<br />
Jede im Dienst begangene Straftat<br />
ist ein Dienstvergehen. Wenn die<br />
Staatsanwaltschaft einen Anfangsverdacht<br />
für eine Straftat sieht, liegt<br />
auch ein Anfangsverdacht für ein<br />
Dienstvergehen vor. Die Staatsanwaltschaft<br />
sieht offenbar einen solchen<br />
Anfangsverdacht. Sonst würde<br />
sie nicht strafrechtlich ermitteln.<br />
Aber die Namen der Beschuldigten,<br />
Ex-Polizeivizechefin Margarete Koppers<br />
und Ex-Polizeipräsident Klaus<br />
Kandt, sind erst im Nachhinein<br />
durch eine namentliche Strafanzeige<br />
von Polizisten ins Spiel gekommen.<br />
Zuvor wurde gegen Unbekannt ermittelt.<br />
Und ob jemand wirklich<br />
strafrechtlich Verantwortung trägt<br />
für die mutmaßlich krankmachenden<br />
Pulverdämpfe in den Schießständen,<br />
ist völlig unklar.<br />
Auch ohne strafrechtliche Verantwortlichkeit<br />
kann ein Dienstvergehen<br />
vorliegen. Die Klärung dessen<br />
ist ja Aufgabe des Disziplinarverfahrens.Wenn<br />
der Innensenator<br />
ein Disziplinarverfahren verhindert,<br />
kann sie nicht geklärt werden.<br />
Herr Geisel hat darauf verwiesen,<br />
dass die erforderlichen Informationen<br />
nicht vorgelegen hätten, um<br />
eine Entscheidung über ein Disziplinarverfahren<br />
zu treffen. Das trifft<br />
aber nicht zu. Die Akten sind Akten<br />
seiner Polizeibehörde. Und die<br />
Staatsanwaltschaft hatte den Innensenator<br />
auch ihrerseits informiert.<br />
Sie haben damals die Polizisten persönlich<br />
unterstützt, die Anzeige erstattet<br />
haben. Hätte nicht auch gegen<br />
den CDU-Mann Kandt ein Disziplinarverfahren<br />
eröffnet werden müssen?<br />
Seltsam, das fordertkeiner.<br />
Meine Unterstützung der betroffenen<br />
Polizeibeamten ist völlig unabhängig<br />
von der Frage, wer für ihre<br />
Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />
verantwortlich ist. Nach den mir vorliegenden<br />
Informationen sind der<br />
Polizeiführung die Gesundheitsgefahren<br />
an den Schießständen zu einem<br />
Zeitpunkt bekannt geworden,<br />
als Herr Kandt nicht im Amt war,<br />
Frau Koppers aber schon. Reagiert<br />
worden ist aber erst nach Kandts Ernennung.<br />
Der Innensenator sollte<br />
endlich Klarheit schaffen.<br />
Herr Dregger,Sie sind seit drei Monaten<br />
Fraktionsvorsitzender der CDU<br />
im Abgeordnetenhaus. Kürzlich haben<br />
Sie für die nächste Berlin-Wahl<br />
das Ziel Ihrer Union mit „30 plus x“<br />
konkretisiert. MitVerlaub, aber müssen<br />
Sie danicht selber lachen? Die<br />
CDU steht derzeit bei 19 Prozent.<br />
Unser Potenzial liegt bei deutlich<br />
mehr.Als mein Vater 1967 in Hessen<br />
Landesvorsitzender der CDU<br />
wurde, dastand die hessische CDU<br />
bei 25 Prozent. Da hat er erklärt,<br />
man wolle die Mehrheit – und er<br />
wurde belächelt. Bei der ersten<br />
Wahl 1970 holte er dann mehr als 39<br />
Prozent, bei der zweiten Wahl gut 47<br />
Prozent. Ich sage nicht, dass es jetzt<br />
genauso läuft. Aber es ist vieles<br />
möglich, was man anfangs noch für<br />
unmöglich hält.<br />
Für eine Regierungsmehrheit hat es<br />
damals trotzdem nicht gereicht. Und<br />
ZUR PERSON<br />
im Hessischen Landtag gab es drei<br />
Parteien. Im Abgeordnetenhaus von<br />
Berlin sind es heute sechs.<br />
Ich bin überzeugt, dass wir als<br />
CDU der Hauptstadt eine Menge erreichen<br />
können. Wenn wir unser<br />
Profil schärfen und ehrlich sagen,<br />
wofür wir stehen, dann werden wir<br />
auch das Vertrauen zurückgewinnen.<br />
Ich bin sicher, dass wir bei Anhängern<br />
und Wählern der AfD wieder<br />
Stimmen holen können. Und<br />
den Rest von den Nichtwählern. Bei<br />
der SPD ist ja nichts mehr zu holen.<br />
DerSPD geht es grottenschlecht, aber<br />
auch die CDU zeigt auf Bundesebene<br />
durchaus Spaltungstendenzen. Wo<br />
stehen Sie? Sind SieMerkelianer oder<br />
Merkel-Kritiker?<br />
Burkard Dregger ist seit drei Monaten CDU-Fraktionschef imAbgeordnetenhaus.Am Dienstag<br />
wurde er imAmt bestätigt –mit soliden 82,4 Prozent.Allerdings zeigte sich die Fraktion bei den<br />
Vorstandswahlen mit teils knappen Ergebnissen derStellvertreter auch gespalten. Ursprünglich<br />
wollte Ex-Sozialsenator Mario Czaja den Chefpostennach demAbtritt vonFlorianGraf übernehmen.<br />
AufIntervention der CDU-Landeschefin Monika Grütterszog Czaja zurück. Zugunsten vonDregger.<br />
Der Jurist und Katholik, geboren 1964 in Fulda, hat sich bisher als konservativer Innenpolitikerhervorgetan,<br />
ohne Hardliner zu sein. Der 54-Jährigeist der Sohn Alfred Dreggers vomalten<br />
nationalkonservativen Flügel der Union, den „Stahlhelmern“.<br />
Ich kann mit solchen Zuschreibungen<br />
wenig anfangen. Ich bin ein<br />
leidenschaftlicher Verfechter von<br />
Recht und Ordnung und diene gerne<br />
meinem Land, das ich liebe. ImÜbrigen<br />
interessieren mich eher die Alltagssorgen<br />
der <strong>Berliner</strong>.<br />
Hätten wir jetzt Frau Grütters gefragt,<br />
würde die Eloge auf Merkel deutlich<br />
länger dauern und viel euphorischer<br />
klingen.<br />
Jeder hat seine Akzente.Ich diene<br />
meinem Land. Und ich unterstütze<br />
die gewählte Bundeskanzlerin –aber<br />
wenn nur dieser Satz von mir zitiert<br />
würde,wäredas eineVerkürzung. Ich<br />
habe hohen Respekt vor ihrer Leistung<br />
als Regierungschefin. Und das,<br />
was jetzt teilweise an Merkel-Kritik<br />
stattfindet, übersteigt jedes angemessene<br />
Maß. Dasist nicht mehr rational.<br />
Trotzdem müssen wir auch<br />
selbstkritisch mit einigen unserer<br />
Entscheidungen auf Landes- und<br />
Bundesebene umgehen.<br />
Rot-Rot-Grün ist als Landesregierung<br />
vergleichsweise unbeliebt. Warum<br />
laufen die Menschen nicht in Scharen<br />
zur CDU?<br />
Ich sagte es schon: Wasuns noch<br />
fehlt, ist das Vertrauen. Uns fehlen<br />
nicht die Ideen zu den wichtigen<br />
Themen Bauen, Wohnen, Schule,innere<br />
Sicherheit, Verkehr. Esmangelt<br />
auch nicht an Köpfen, denn wir haben<br />
eine sehr starke Fraktion mit vielen<br />
Leistungsträgern. Wir könnten<br />
jeden einzelnen Senatsposten doppelt<br />
besetzen, und zwar deutlich<br />
besser als jetzt. Dasmeine ich ernst.<br />
Wersäße denn so alles im CDU-Senat<br />
unter einer Regierenden Bürgermeisterin<br />
Grütters? Sieals Innensenator?<br />
Ich werde jetzt sicher keine Namen<br />
für Positionen nennen, die wir<br />
nicht errungen haben. Aber schauen<br />
Sie sich unter den Fachpolitikern in<br />
der CDU-Fraktion um. Wir haben<br />
hervorragende Leute.<br />
Sie tragen schon dick auf, finden Sie<br />
nicht? Wäre mehr Bescheidenheit<br />
nicht sogar glaubwürdiger?<br />
Wirmüssen uns nicht verstecken.<br />
Die CDU hat sich personell völlig<br />
neu aufgestellt.Wirkönnten die Landesregierung<br />
sofortübernehmen.<br />
Mutmaßlich brauchen Sie dafür<br />
noch Koalitionspartner –der schleswig-holsteinische<br />
Ministerpräsident<br />
Daniel Günther,CDU, hat jüngst eine<br />
interessante Überlegung angestellt:<br />
Im Osten Deutschlands, fand er,<br />
müsste die CDU auch mit der Linken<br />
über Koalitionen reden. Aufkommunaler<br />
Ebene gibt es sie ja längst. Bald<br />
auch im Senat vonBerlin?<br />
Eine Zusammenarbeit mit der<br />
Linkspartei halte ich in Berlin für<br />
ausgeschlossen. Das hat für mich<br />
aber keine ideologischen Gründe,<br />
sondern inhaltliche. Schauen Sie<br />
sich die Haltung der <strong>Berliner</strong> Linkspartei<br />
etwa in der Flüchtlingspolitik<br />
an: „Jede Abschiebung ist eine zu<br />
viel“, ist dortBeschlusslage.Soetwas<br />
ist absurd, daher kann es auch keine<br />
Zusammenarbeit geben. Jeder Vorschlag,<br />
die Sicherheitslage Berlins an<br />
die Bedrohungslage anzupassen,<br />
wird von den Linken per se abgelehnt.<br />
Da brauchen wir keine Gespräche,<br />
um die Unvereinbarkeit<br />
festzustellen.<br />
Für Koalitionen werden Kompromisse<br />
ausgehandelt. Warum sollte es<br />
nicht auch in der Migrationspolitik<br />
möglich sein, dass sich Linke und<br />
CDU pragmatisch einigen?<br />
Ich sehe da keine Kompromisslinie.<br />
Und das ist nicht ideologisch<br />
gedacht: In meinem Wahlkreis gibt<br />
es Menschen, die haben mit Zweitstimme<br />
die Linke gewählt, mit der<br />
Erststimme aber Dregger. Ich habe<br />
wirklich keine Berührungsängste,<br />
aber ich werde die Unterschiede<br />
auch nicht kleinreden. Im persönlichen<br />
Umgang schätze ich einige<br />
Kollegen aus der Linkspartei. Aber<br />
für Koalitionen muss es einige gemeinsame<br />
Vorstellungen davon geben,<br />
wo man die Stadt in den nächsten<br />
Jahren sieht. Da ist das Thema<br />
Sicherheit nur eines.<br />
Bei der AfD hätten Sie inpuncto Sicherheit<br />
kein Problem mit Schnittmengen.<br />
Das Problem liegt dort ganz woanders.<br />
Inder AfD mögen ja auch<br />
Menschen sein, mit denen zu reden<br />
ist. Aber in sozialen Netzwerken<br />
und anderswo liest man dann Äußerungen,<br />
die nicht mit einem anständigen<br />
Demokraten in Übereinstimmung<br />
zu bringen sind. Da soll<br />
erkennbar mit falschen Behauptungen<br />
schlechte Stimmung geschaffen<br />
und Unruhe gestiftet werden, nicht<br />
selten sind es sogar Nazi-Parolen.<br />
Undwenn die AfD jetzt in Chemnitz<br />
und Köthen gemeinsam mit Rechtsextremisten<br />
auf die Straße geht, erledigt<br />
sie das endgültig als Gesprächspartner.<br />
Trotzdem ist die innereSicherheit inklusive<br />
der Flüchtlingspolitik das<br />
Feld, auf dem die AfD der Union am<br />
meisten Konkurrenz macht. Wie gefährlich<br />
ist dies für die CDU Berlin?<br />
Überhaupt nicht gefährlich. Wir<br />
als Union müssen sagen, wofür wir<br />
stehen, das ist unsere Aufgabe.<br />
Dazu brauchen wir aber nicht auf<br />
die AfD zu schauen. Wir haben uns<br />
nach der Wahlniederlage vor knapp<br />
zwei Jahren vorgenommen, unser<br />
Profil wieder zu schärfen. Denn das<br />
war uns davor, inder Koalition mit<br />
den Sozialdemokraten, nicht mehr<br />
gelungen. Und die Leute bekamen<br />
das Gefühl, das ist doch alles das<br />
Gleiche.Das stimmt aber nicht.<br />
Das Gespräch führten Jan Thomsen<br />
und Andreas Kopietz.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 11 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Das Risiko-Papier<br />
SPD-Fraktionsspitze fordert für <strong>Berliner</strong> Mitarbeiter im öffentlichen Dienst Gehälter und Besoldungen auf Bundeshöhe. Finanzsenator Kollatz (SPD) warnt davor<br />
VonJan Thomsen<br />
Was für ein Einstieg:<br />
„Unser Berlin entwickelt<br />
sich dank sozialdemokratischer<br />
Politik<br />
zur führenden, lebens- und liebenswerten<br />
Metropole.“ Wer einen<br />
Text so beginnt, sollte einiges an<br />
Kohle nachfeuern, sonst gerät die<br />
Aufmerksamkeitsspanne rasch unter<br />
Druck. Und tatsächlich: Auf diesen<br />
seit Tagen als „Geheimpapier“<br />
kommunizierten fünf Seiten, beschlossen<br />
von der Abteilungsversammlung<br />
der SPD Alt-Pankow,<br />
sind Hunderte von Millionen Euro<br />
versteckt, die in erster Linie an die<br />
rund 120 000 Landesbediensteten<br />
sowie die mehr als 50 000 Beschäftigten<br />
in landeseigenen Unternehmen<br />
ausgezahlt werden sollen. Wie<br />
viel Geld es genau ist, bleibt leider<br />
offen. Fest steht: Es ist sehr viel.<br />
Formal nur ein Parteitagsantrag<br />
Das Papier, formal nicht mehr als<br />
ein einfacher Antrag für den kommenden<br />
SPD-Landesparteitag im<br />
November, wurde höchst geschickt<br />
lanciert, zuerst an die Bild-<strong>Zeitung</strong>,<br />
und mit dem Zusatz aus anonymer<br />
Quelle versehen, es mache gerade<br />
die Runde in der Partei und sorge<br />
für viel Aufregung. Das wäre für einen<br />
Antrag irgendeines Ortsvereins<br />
zunächst einmal ungewöhnlich, um<br />
nicht zu sagen: unglaubwürdig.<br />
Doch die Urheber der Forderungen<br />
Feuerwehrleute hielten im März vor dem Roten Rathaus eine Mahnwache ab –gegen schlechte Arbeitsbedingungen und für bessere Bezahlung.<br />
ließen sich schnell und gern identifizieren:<br />
Es ist der Fraktionsvorsitzende<br />
aus dem Abgeordnetenhaus,<br />
Raed Saleh, und sein parlamentarischer<br />
Geschäftsführer Torsten<br />
Schneider, bekannt als Experte für<br />
Haushalts- und Finanzfragen –etwas<br />
weniger bekannt gleichwohl als<br />
Vizechef der SPD-Abteilung Alt-<br />
Pankow, wo auch sein Wahlkreis<br />
liegt. Bei soviel Prominenz ist klar:<br />
Die Sache kann nicht ignoriert werden.<br />
So kam es am Dienstag zur mutmaßlich<br />
historischen Premiere, dass<br />
ein Senator der rot-rot-grünen Landesregierung<br />
in der Senatspressekonferenz<br />
auf Anfrage Stellung<br />
nahm zum Antrag eines Ortsvereins<br />
seiner Partei. Er habe das Papier jetzt<br />
erhalten, sagte Finanzsenator Matthias<br />
Kollatz (SPD) –und wies damit<br />
zugleich das Gerücht zurück, er und<br />
sogar der Regierende Bürgermeister<br />
Michael Müller, zugleich SPD-Parteichef,<br />
seien irgendwie vorabdaran<br />
beteiligt gewesen. Kollatz erklärte,er<br />
wolle sich dazu konkreter erst in ein<br />
paar Tagen äußern, wenn er erste<br />
Kostenberechnungen abgeschlossen<br />
habe. Doch er ließ mit ein paar<br />
Anmerkungen deutlich durchblicken,<br />
mit welchem Gefühl er sich<br />
durch die insgesamt zehn Forderungen<br />
aus dem Schneider-Saleh-Papier<br />
gearbeitet hat: nämlich mit, sagen<br />
wir,allergrößter Skepsis.<br />
Wichtigster Punkt dabei: Der Antrag<br />
fordert, die Einkommen aller<br />
DPA/PAUL ZINKEN<br />
Landesbediensteten, in Senatsverwaltungen<br />
ebenso wie in den Bezirken,<br />
komplett an das Bundesniveau<br />
anzupassen, also an die deutlich höheren<br />
Gehälter und Besoldungen,<br />
die Bundesbehörden zahlen. Und<br />
dies „noch in dieser Legislaturperiode“,<br />
das heißt: bis 2021.<br />
Bisher war dies lediglich eine Forderung<br />
der CDU, die damit den öffentlichen<br />
Dienst attraktiver machen<br />
will. Politiker der rot-rot-grünen<br />
Koalition hatten dies bisher stets<br />
als unbezahlbar abgelehnt. Stattdessen<br />
verabredete Rot-Rot-Grün, bis<br />
2021 die Beamtenbesoldung zumindest<br />
erst einmal an den Durchschnitt<br />
der Bundesländer heranzuführen.<br />
Die Gehälter der Angestellten sind<br />
bereits –nach den bitteren Jahren<br />
des „Solidarpakts“, der eine Einbuße<br />
von zehn Prozent und gleich hoher<br />
Arbeitszeitverkürzung bedeutete –<br />
wieder auf diesem Niveau. Schätzungen<br />
zufolge liegt das Bundesniveau<br />
insgesamt um zwölf Prozent<br />
höher als jetzt. Das wäre allerdings<br />
eine freiwillige Erhöhung in kurzer<br />
Zeit, wie es sie seit Jahrzehnten nicht<br />
mehr gegeben hat.<br />
Finanzsenator Kollatz warnte am<br />
Dienstag eindringlich davor, mit einem<br />
solchen Schritt den Länderfinanzausgleich<br />
in Gefahr zu bringen:<br />
Wenn Berlin, das zuletzt mehr als<br />
vier Milliarden Euro aus dem Ländertopf<br />
erhielt, auch mit diesem<br />
Geld Personal aus anderen Ländern<br />
anzieht, gäbe es eine schwierige Debatte.<br />
„Werdas riskiert, riskiert viel<br />
für Berlin“, sagte Kollatz. Zudem<br />
könne die Hauptstadt nicht damit<br />
rechnen, dass auch künftig die<br />
Mehreinnahmen so reichlich fließen<br />
wie jetzt, also stets Überschüsse erzielt<br />
werden, die jetzt schon wieder<br />
zu verplanen sind.<br />
Ab 2020, sagte Kollatz, forderedie<br />
Schuldenbremse außerdem auch<br />
Tilgungen in beträchtlicher Höhe.<br />
Genaueres, wie gesagt, erst in ein<br />
paar Tagen.<br />
Ingenieure arbeiten<br />
an Plan Bfür die neue U5<br />
Eröffnung eines U-Bahnhofs könnte sich verzögern<br />
Shopping-Erlebnis!<br />
VonPeter Neumann<br />
Schmuckstück: 6750 Lichtpunkte leuchten<br />
im U-Bahnhof Museumsinsel. MAX DUDLER<br />
Berlin ist nicht der BER. Es gibt<br />
auch Verkehrsprojekte, die<br />
funktionieren –zumindest bislang.<br />
Dazu gehört die Verlängerung der<br />
U-Bahn-Linie U5 in Mitte. Dessen<br />
Technik-Chef Jörg Seegers hat nun<br />
bekräftigt, dass der Zugbetrieb auf<br />
der Neubaustrecke aus heutiger<br />
Sicht wie geplant Ende 2020 beginnen<br />
kann. Es gibt aber auch etwas<br />
Neues zu berichten. Möglich ist,<br />
dass die U-Bahnen eine der drei<br />
neuen Stationen zunächst ohne<br />
Stopp passieren müssen, weil dort<br />
noch gebaut wird, sagte Seegers.<br />
Für den U-Bahnhof Museumsinsel<br />
werdeein Plan Bausgearbeitet.<br />
2,2 Kilometer lang ist die Lücke<br />
im U-Bahn-Netz, die für 525 Millionen<br />
Euro geschlossen wird. Künftig<br />
soll die U5 aus Hönowüber den Alexanderplatz<br />
hinaus zum Hauptbahnhof<br />
fahren. „Beim Bau haben<br />
wir auch im U-Bahnhof Museumsinsel<br />
wichtige Etappen geschafft“, so<br />
Seegers. Um den grundwasserreichen<br />
Boden zu stabilisieren, wurde<br />
der Boden zwischen den Baugruben<br />
Ostund West vereist –erfolgreich.<br />
„ImUntergrund ist ein 28 000 Kubikmeter<br />
großer Eiskörper entstanden,<br />
der auch bei fast 40 Grad Celsius<br />
Sommertemperatur an der Oberfläche<br />
stabil geblieben ist“, erklärte der<br />
Technik-Geschäftsführer der Projektrealisierungsgesellschaft<br />
U5.„Inzwischen<br />
haben es die Bauleute<br />
auch geschafft, im vereisten Boden<br />
zwischen den beiden Tunnelröhren<br />
den Mittelstollen zu graben. Dort<br />
werden jetzt Sohle,Wände und Säulen<br />
betoniert.“ DieBauarbeiter kommen<br />
gut voran, sagte der Geologe.<br />
„Aber da immer noch das Ausweiten<br />
der Seitenstollen voruns liegt, arbeiten<br />
wir auch an einem Plan B“, berichtete<br />
er. Dazu gehöre, „dass die<br />
Züge anfangs den U-Bahnhof Museumsinsel<br />
ohne Halt durchfahren, weil<br />
im oberen Teil des Bahnhofs und an<br />
der Oberfläche möglicherweise noch<br />
Arbeiten abzuschließen sind. So können<br />
wir gewährleisten, dass wir 2020<br />
in Betrieb gehen.“ Dem Vernehmen<br />
nach rechnen die Planer damit, dass<br />
der U-Bahnhof Museumsinsel spätestens<br />
im ersten oder zweiten Quartal<br />
2021 ans Netz geht. Dagegen<br />
könnten die beiden anderen Stationen,<br />
Rotes Rathaus und Unter den<br />
Linden, nach jetzigem Stand schon<br />
Ende 2020 eröffnet werden –zusammen<br />
mit der Tunnelstrecke in Mitte.<br />
Anders als beim BER<br />
„ImZeitplan gibt es keine großen Reservenmehr.Doch<br />
wir gehen weiterhin<br />
davon aus, dass der U-Bahn-Betrieb<br />
auf dem neuen Abschnitt wie<br />
geplant im Dezember 2020 beginnt“,<br />
bestätigte Jörg Seegers. „Dann bekommt<br />
Berlin eine neue Ost-West-<br />
Verbindung, die den S-Bahn-Verkehr<br />
auf der Stadtbahn entlastet, zusätzlicheVerbindungen<br />
und Umsteigemöglichkeiten<br />
schafft.“<br />
Wasunterscheidet das Vorhaben<br />
U5 von früheren Stadien des Pannenprojekts<br />
BER? Seegers: „Auch an<br />
die Projektrealisierungsgesellschaft<br />
U5 wurden Änderungswünsche herangetragen.<br />
Doch ab einem bestimmten<br />
Zeitpunkt haben wir keine<br />
Änderungen mehr zugelassen und<br />
uns darauf konzentriert, was im Rahmen<br />
des Planfeststellungsverfahrens<br />
festgesetzt worden war. Das scheint<br />
die richtige Strategie zu sein.“<br />
Lesen Sie jetzt 18 Monate lang die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und sichern<br />
Sie sich einen Einkaufsgutschein im Wert von 200 € bei einem unserer Partner.<br />
GRATIS<br />
Gutschein<br />
zur Wahl!<br />
Jetzt anrufen und exklusiven 200 €Gutschein sichern!<br />
(030) 24 00 25<br />
Bitte Bestellnummer angeben: DM-AZ-AL V18BZGSFR<br />
berliner-zeitung.de/gutschein200<br />
*<br />
Zum Preis von zzt. mtl. 42,90 €(Mo. –Sa. inkl. gesetzl. MwSt., Jahrespreis 514,80 €).<br />
Das Angebot gilt in Berlin/Brandenburg und nur solange der Vorrat reicht.<br />
Ihnen steht ein gesetzliches Widerrufsrecht zu. Alle Informationen über dieses Recht<br />
und die Widerrufsbelehrung nden Sie unter www.berliner-zeitung.de/widerruf<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin
12 ** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
POLIZEIREPORT<br />
Kind schwer verletzt.<br />
Einneunjähriges Mädchen ist bei einem<br />
Unfall in Mitte schwer verletzt<br />
worden. Nach Angaben vonZeugen<br />
rannte es in der Habersaathstraße<br />
zwischen geparkten Autos hindurch<br />
auf die Fahrbahn. Ein19-jähriger<br />
Skoda-Fahrer,der aus Richtung<br />
Scharnhorststraße kam, soll noch<br />
starkgebremst haben, bevor es zum<br />
Unfall kam. DasMädchen erlitt<br />
schwereVerletzungen am ganzen<br />
Körper und kam zur stationären Behandlung<br />
in eine Klinik. DerAutofahrer<br />
erlitt einen Schock.<br />
Hebebühne touchiert.<br />
BeiArbeiten an einer Straßenlaterne<br />
ist ein 54-Jähriger aus einem Hubkorb<br />
auf den Gehweg in Neukölln gefallen.<br />
Er verletzte sich schwer und<br />
wurde in ein Krankenhaus gebracht.<br />
Nach ersten Erkenntnissen hatte der<br />
Mann am Montagmorgen eine Hebebühne<br />
unter einer Autobahnbrücke<br />
auf dem Gehweg abgestellt, um<br />
an der Lampe zu arbeiten. Als ein<br />
Lastwagenfahrer vonder Autobahn<br />
kam und auf die Buschkrugallee abbog,<br />
touchierte dieser den Hubwagen.<br />
Dabei stürzte der Mann ab.<br />
Mehrere Knochenbrüche.<br />
MehrereFrakturen im Gesicht hat<br />
am Montagabend ein Radfahrer in<br />
Mitte erlitten. Laut Polizei war der<br />
26-Jährige entgegen der Fahrtrichtung<br />
auf der Friedrichstraße in Richtung<br />
Unter den Linden unterwegs.<br />
Er kollidierte mit einer Baustellenabsperrung,<br />
stürzte und schlug mit<br />
dem Gesicht auf die Fahrbahn.<br />
Alarmwegen Glückwunschkarte.<br />
Beider Wohnungsbaugesellschaft<br />
Deutsche Wohnen hat es am Dienstagnachmittag<br />
Bombenalarmgegeben.<br />
Mitarbeiternder Poststelle im<br />
Haus an der Mecklenburgischen<br />
Straße war ein Brief verdächtig vorgekommen,<br />
weil er Drähte enthielt.<br />
DiePolizei schickte ihreEntschärfer.<br />
Es stellte sich heraus,dass der Brief<br />
eine Glückwunschkarte war.<br />
Jugendlicher Kondomdieb.<br />
DiePolizei hat einen 16-Jährigen<br />
beim Diebstahl vonDutzenden Kondomen<br />
erwischt. IhrTweet dazu hat<br />
sich innerhalb voneinem Tagzueinem<br />
kleinen Netzhit entwickelt. Der<br />
knappe Eintrag zu der Tatlautete bei<br />
Twitter:„DieAntwortauf die Frage,<br />
was ein 16-Jähriger noch vorhabe,<br />
nachdem er beim Diebstahl von49<br />
Kondomen erwischt wurde? ,Ich<br />
treffe mich mit meiner Freundin.’“<br />
Tausende likten das.Einer der Kommentare:„Dafür<br />
hätte ich den Jungen<br />
wieder laufen lassen.“ (kop.)<br />
Der Bund will bauen<br />
Beschäftigte der Ministerien finden kaum noch Wohnungen. Regierung will daher selber Häuser hochziehen<br />
VonUlrich Paul<br />
Der Senat bekommt beim<br />
Bemühen, den Wohnungsneubau<br />
in Berlin<br />
anzukurbeln, womöglich<br />
bald prominente Unterstützung. Der<br />
Bund, der noch bis zum Sommer vergangenen<br />
Jahres über den Verkauf<br />
seiner Wohnungen ans Land Berlin<br />
verhandelte, erwägt mittlerweile, in<br />
den Neubau einzusteigen.<br />
„Der Bund prüft, ob, wie und in<br />
welchem Umfang er für Bundesbedienstete<br />
auf geeigneten bundeseigenen<br />
Grundstücken der Bundesanstalt<br />
für Immobilienaufgaben (Bima)<br />
Mietwohnungen auch in Berlin beziehungsweise<br />
dem <strong>Berliner</strong> Umland<br />
bauen kann“, erklärte ein Sprecher<br />
des Bundesinnenministeriums (BMI)<br />
auf Anfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Ein<br />
Sprecher des Bundesfinanzministeriums<br />
ergänzte,die Bima überprüfe,ob<br />
auf den nicht zumVerkauf vorgesehenen<br />
Grundstücken des Bundes neben<br />
dem Neubau eine Nachverdichtung<br />
oder ein Ausbau der Häuser,etwa im<br />
Dachgeschoss,inBetracht komme.<br />
Hintergrund ist die sich zuspitzende<br />
Situation auf dem <strong>Berliner</strong><br />
Wohnungsmarkt. Rund 13 000 Beschäftigte<br />
des Bundes arbeiten zurzeit<br />
alleine in den Bundesministerien.<br />
Mehrere tausend weitere Beschäftigte<br />
sind beim Bundestag, in<br />
Bundesämtern und Sicherheitsbehörden<br />
tätig. Dem Bund stehen jedoch<br />
in Berlin zur Versorgung seiner<br />
Beschäftigten insgesamt nur rund<br />
7800Wohnungen zurVerfügung.<br />
Belegungsrechte erworben<br />
Unddie gehören ihm noch nicht mal<br />
alle.Nach Auskunft des Finanzministeriums<br />
besitzt die Bima in der<br />
Hauptstadt nur rund 4800 eigene<br />
Wohnungen und 386 unbebaute<br />
Grundstücke. Zur Versorgung der<br />
Bundesbeschäftigten mit Wohnraum<br />
werden laut Innenministerium „fortlaufend<br />
Belegungsrechte erworben“.<br />
Das heißt, der Bund bezahlt andere<br />
Eigentümer dafür,dass sie ihm Wohnungen<br />
zur Verfügung stellen. So<br />
kommt die Zahl von 7800 Wohnungen<br />
zustande, die für die Bundesbediensteten<br />
bereit stehen.<br />
Zwar haben die Bundesbeschäftigten<br />
keinen Rechtsanspruch auf die<br />
Versorgung mit Wohnraum. Doch<br />
würden Bundesbedienstete, die<br />
Schwierigkeiten haben, sich selbst<br />
mit Wohnraum zu versorgen, Angebote<br />
für eine Unterbringung erhalten,<br />
heißt es. Die Mieten für die Bundeswohnungen<br />
liegen in Berlin derzeit<br />
Baut der Bund bald in Berlin? Der Senat fordertjedenfalls mehr Engagement.<br />
im Schnitt bei 5,92 Euro proQuadratmeter<br />
kalt. Sie bewegen sich damit<br />
auf gleichem Niveau wie die Mieten<br />
bei den landeseigenenWohnungsunternehmen<br />
in Berlin (5,91 Euro je<br />
Quadratmeter). Nicht immer verhält<br />
sich die Bima jedoch wie ein sozial<br />
verantwortlicher Vermieter. Starke<br />
Mietsteigerungen in einzelnen<br />
Wohngebieten führten 2017 zu Konflikten.<br />
Im Zusammenhang mit den<br />
Mieterhöhungen leitete die Bima 39<br />
Verfahren gegen Mieter ein.<br />
Dass der Bund mittlerweile überlegt,<br />
in Berlin in den Wohnungsneubau<br />
einzusteigen, kommt einer<br />
IMAGO<br />
Kehrtwende in seiner Liegenschaftspolitik<br />
gleich. Denn vor Jahren hatte<br />
der Bund sich von seinen Wohnungen<br />
noch trennen wollen. Berlin hatte<br />
daraufhin erklärt, dass es die Wohnungen<br />
gerne übernehmen würde –<br />
zum einen, um zu verhindern, dass<br />
dieWohnungen in die Hände vonGeschäftemachern<br />
geraten. Zum anderen,<br />
um die Zahl der landeseigenen<br />
Wohnungen zu erhöhen, die durch<br />
Verkäufe in den Jahren davor auf zwischenzeitlich<br />
unter 300 000Wohnungen<br />
gefallen war. Nachdem die Verhandlungen<br />
über die Wohnungen im<br />
Sommer 2017 gescheitertwaren, versuchte<br />
der Senat wenigstens einige<br />
Baugrundstücke für seine landeseigenen<br />
Wohnungsunternehmen zu<br />
erwerben. 14 Flächen hat der Bund<br />
bereits ans Land Berlin verkauft, über<br />
weitere 48Grundstücke laufen derzeitVerhandlungen.<br />
Nun setzt allerdings auch der Senat<br />
darauf, dass der Bund in den Neubau<br />
einsteigt. So hat die rot-rot-grüne<br />
Landesregierung vor einer Woche im<br />
Rahmen ihres Handlungsprogramms<br />
zur Beschleunigung des Wohnungsneubaus<br />
beschlossen, beim Bund<br />
darauf zu drängen, die zum Berlin-<br />
Umzug zugesagten 8000 Wohneinheiten<br />
zu realisieren. Der Senat sehe<br />
„den Bund in der Pflicht, mit seinen<br />
Liegenschaften einen Beitrag zur sozialen<br />
Wohnraumversorgung“ und<br />
Stadtentwicklung zu leisten, heißt es<br />
in dem Programm.<br />
Viel versprochen, wenig gehalten<br />
Hintergrund: Der Bund hatte zum<br />
Berlin-Umzug in den 90er-Jahren erklärt,<br />
die notwendigen Wohnungen<br />
„mitzubringen“. Er wollte für die Versorgung<br />
mit Wohnraum also selbst<br />
aufkommen. Der Bedarf wurde zunächst<br />
mit 12 000 Wohnungen berechnet.<br />
Neben den rund 4000 Alliiertenwohnungen<br />
sollten 8000 Wohnungen<br />
gebaut werden. Doch nur ein<br />
Teil davon wurde tatsächlich errichtet.<br />
Das Innenministerium erklärte<br />
jetzt auf Anfrage, dass „im Rahmen<br />
der Wohnungsfürsorge des Bundes<br />
rund 8800 Wohneinheiten zur Deckung<br />
des Wohnraumbedarfs gefördert,<br />
initiiert und zur Verfügung gestellt“<br />
wurden. Aufgeschlüsselt wurden<br />
die Zahlen nicht. Somit bleibt unklar,wie<br />
vieleWohnungen tatsächlich<br />
gebaut wurden.<br />
Dass der Senat lediglich den Bau<br />
der 8000 Wohnungen fordert, wie sie<br />
einst zugesagt wurden, ist noch zurückhaltend.<br />
Klar ist, dass sich die<br />
Zahl der Bundesbeschäftigten seit<br />
dem Umzug von Parlament und Regierung<br />
nach Berlin im Jahr 1999 vervielfacht<br />
hat. So arbeiteten im Jahr<br />
2000 in den Ministerien in Berlin gerade<br />
mal rund 6800 Beschäftigte. Im<br />
Jahr 2017 waren es mit rund 13 000<br />
dagegen fast doppelt so viele.Und als<br />
der Bund einst den Bau von 8000<br />
Wohnungen zusagte, war auch noch<br />
nicht die Rede davon, dass der Bundesnachrichtendienst<br />
(BND) nach<br />
Berlin zieht.Wenn das einst gegebene<br />
Versprechen, die Wohnungen nach<br />
Berlin „mitzubringen“ noch gilt, wovon<br />
auszugehen ist, dürfte der Bund<br />
mit Sicherheit mehreretausendWohnungen<br />
in Berlin bauen müssen.<br />
Senat ernennt<br />
Koppers zur<br />
Chefanklägerin<br />
Opposition sieht<br />
„erhebliche Vorbehalte“<br />
Der Senat hat die Ernennung von<br />
Margarete Koppers zur Generalstaatsanwältin<br />
beschlossen. Es gebe<br />
keinen Grund, warum man die Probezeit<br />
nicht mit der Ernennung abschließen<br />
sollte,sagte Senatssprecherin<br />
Claudia Sünder am Dienstag. Die<br />
Ernennungsurkunde bekommt die<br />
frühere Polizei-Vizepräsidentin am<br />
Mittwoch vonJustizsenator Dirk Behrendt<br />
(Grüne).<br />
CDU und FDP hatten zuvor den<br />
Regierenden Bürgermeister Michael<br />
Müller (SPD) aufgefordert, die Ernennung<br />
auf Lebenszeit auszusetzen, bis<br />
die „erheblichen Vorbehalte zum Besetzungsverfahren<br />
überzeugend ausgeräumt“<br />
seien. Gegen Koppers und<br />
Ex-Polizeichef Klaus Kandt ermittelt<br />
die Staatsanwaltschaft. Ihnen wird<br />
fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen,<br />
weil sie nichts gegen die mit<br />
Schadstoffen belasteten – und vermutlich<br />
krankmachenden –Schießstände<br />
unternommen hätten.<br />
Deshalb hätte der Innensenator<br />
automatisch ein Disziplinarverfahren<br />
gegen Koppers eröffneten müssen,<br />
kritisiert die Opposition. Möglicherweise<br />
wäredas ein Hindernis für<br />
die Bewerbung von Koppers für den<br />
Chefposten gewesen. Innensenator<br />
Andreas Geisel (SPD) sieht kein Fehlverhalten<br />
bei Koppers. CDU, FDP<br />
und AfD beantragten eine Sondersitzung<br />
des Innenausschusses für den<br />
kommenden Montag.<br />
„Der Regierende Bürgermeister<br />
darfsich nicht schuldig machen, dass<br />
durch ein zweifelhaftes Besetzungsverfahren<br />
das Ansehen einer der<br />
höchsten Positionen der Justiz nachhaltig<br />
beschädigt wird“, erklärte<br />
CDU-Fraktionschef Burkard Dregger<br />
am Dienstag. „Wenn es trotz aller Bedenken<br />
zu einer endgültigen Ernennung<br />
kommen würde,wäredies eine<br />
Missachtung des Parlaments und ein<br />
Affront gegenüber Berlins Polizisten,<br />
wenn der Senat bei den strengen Vorgaben<br />
disziplinarrechtlicher Schritte<br />
mit zweierlei Maßmisst.“ FDP-Fraktionschef<br />
Sebastian Czaja erklärte:<br />
„Eine Generalstaatsanwältin auf Lebenszeit<br />
muss frei vonjedemVorwurf<br />
sein.“ Die Gruppe „Die Unabhängigen“<br />
in der Polizei erklärte: „Die Ernennung<br />
ist ein Schlag ins Gesicht jedes<br />
Kollegen, der auf den Straßen Berlins<br />
seinen Dienst macht. Ein derart<br />
mieses Vorgehen des Senats hätten<br />
wir nie für möglich gehalten.“ (kop.)<br />
DIENSTLEISTUNGEN<br />
GESUNDHEIT &MEDIZIN<br />
Herzschwäche -Chronische Herzinsuffizienz<br />
Sind auch Sie davon betroffen?<br />
Leiden auch Sieunterden typischen Symptomen<br />
wieAtemnot(z.B. beim Treppensteigen), Abgeschlagenheit<br />
und Ödemen („Wasser in denBeinen“)?<br />
Wirführen zurzeiteineklinischeStudiedurch,inder ein neues<br />
Medikament hinsichtlichSicherheitund Wirksamkeitbei Patienten mit<br />
Herzschwächemit erhaltener Pumpfunktion untersuchtwerden soll.<br />
BeiIhnen wurdedie Diagnose Chronische Herzinsuffizienzmit<br />
erhaltener Pumpfunktion gestellt?Zur Teilnahme in dieser Studie<br />
suchen wir Frauen und MännerimAlter ab 45 Jahren.<br />
DieEntscheidung über dieAufnahmeindie Studietrifft der Prüfarzt.<br />
DieNovartisPharma AG ist Sponsor dieser Studie.<br />
Wenn Sie aneiner Teilnahme interessiert sind, erhalten Sie hier<br />
weitere Informationen:<br />
Tel.: 030-450 540 233 (Frau Merkert)<br />
Tel.: 030-450 540 258 (Frau Zippel)<br />
E-Mail: doris.merkert@charite.de<br />
Universitätsmedizin Berlin<br />
Charité Campus Buch<br />
Franz-Volhard-Centrum für Klinische<br />
Forschung am ECRC<br />
Lindenberger Weg 80, 13125 Berlin<br />
www.klinischeforschung.novartis.de<br />
Diese Untersuchung ist den zuständigen Behörden angezeigt.<br />
KAUFEN &VERKAUFEN<br />
ANTIQUITÄTEN &KUNST<br />
Kaufe Ölgemälde, Münzen, Antiquität.<br />
Dr.Richter, 01705009959<br />
SONSTIGE ANKÄUFE<br />
4€Ansichtsk. vor 45,030 4443802<br />
DIENSTLEISTUNGEN<br />
WEITERE<br />
DIENSTLEISTUNGEN<br />
www.krebshilfe.de<br />
SPENDENKONTO 82 82 82<br />
KREISSPARKASSE KÖLN<br />
BLZ 370 50299<br />
BAUEN &RENOVIEREN<br />
Wandbespannung 030 4863 7260<br />
HERZENSWÜNSCHE<br />
TREFFS<br />
TELEFON-SERVICES<br />
Ute (39) &Lea (18) 01520-7439920<br />
Gemeinsammit MaiteKelly<br />
fürdas Leben.<br />
Maite, 32,verlorihreMutter<br />
durch Brustkrebs.
Anzeige<br />
KLINIK IM PORTRAIT<br />
Anzeige<br />
NUMMER 213 •12SEPTEMBER 2018 SEITE 13<br />
DAS EVANGELISCHE KRANKENHAUS KÖNIGIN ELISABETH HERZBERGE FEIERT JUBILÄUM<br />
Kompetent, erfahren und herzlich<br />
Mit der Gründung einer Klein-Kinder-Krankenanstalt<br />
auf Initiative der damaligen<br />
Königin Elisabeth war am14. April 1843<br />
in Berlin-Mitte der Grundstein für das spätere „Elisabeth<br />
Kinder-Hospital“ gelegt worden.<br />
Über verschiedene Stationen, in denen die<br />
Versorgung den Notwendigkeiten der wachsenden<br />
Hauptstadt angepasst wurde, bezog es 1910<br />
als Allgemeinkrankenhaus „Königin-Elisabeth-<br />
Hospital“ (KEH) seinen Sitz in Oberschöneweide.<br />
1946 musste es auf Befehl des sowjetischen<br />
Stadtkommandanten nach Herzberge in Berlin-<br />
Lichtenberg umziehen. In Herzberge bestand seit<br />
1893 die städtische Heil- und Pflegeanstalt für<br />
psychiatrische Patienten, die während der Zeit des<br />
Nationalsozialismus<br />
geschlossen worden<br />
war und erst nach<br />
dem Ende des Zweiten<br />
Weltkriegs wieder<br />
ihre Arbeit aufnehmen<br />
konnte. Über die<br />
Jahrzehnte der DDR-<br />
Zeit arbeiteten beide<br />
Häuser unabhängig<br />
voneinander und<br />
Dr.Wolfgang Vogler<br />
KEH<br />
nebeneinander auf<br />
einem Gelände. Erst<br />
zur „Wendezeit“ in<br />
der zweiten Hälfte der<br />
1980er-Jahre kam es zu einer Annäherung und zu<br />
gemeinsamen Projekten. Im Zuge der deutschen<br />
Wiedervereinigung fusionierten die beiden Kliniken<br />
imJahr 1992 und wurden unter diakonischer<br />
Trägerschaft vereint. Es entstand das „Evangelische<br />
Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge“<br />
(KEH) und die Grundlagen der heutigen Struktur<br />
wurden geschaffen.<br />
„Zwei Traditionslinien kamen zusammen: Zum<br />
einen die hochqualitative medizinische und pflegerische<br />
Versorgung in diakonischer Tradition des<br />
evangelischen Krankenhauses und zum anderen<br />
die moderne, sozialpsychiatrisch orientierte Ausrichtung<br />
des städtischen Klinikums“, sagt Dr.<br />
med. Wolfgang Vogler, Chefarzt der Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie am KEH. „Und in den Folgejahren<br />
konnte das Behandlungsspektrum erheblich<br />
erweitert werden.“<br />
Tradition des Heilens und Helfens<br />
Prof. Dr.Thomas, Chefarzt der Geriatrie, beim Patientengespräch<br />
Diakonissen und Gastschwesternim„Königin-Elisabeth-Hospital“(Oberschöneweide, Juni1919).<br />
Dr. Vogler, Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und<br />
Unfallchirurgie sowie spezielle Unfallchirurgie und<br />
Durchgangsarzt am KEH, kennt das Haus wie seine<br />
Westentasche. Seit vielen Jahren ist er im KEH<br />
tätig und verfügt über eine langjährige operative<br />
Erfahrung. Neben den komplexen unfallchirurgischen<br />
und orthopädischen Operationsmethoden,<br />
ist er vor allem auf die arthroskopische Behandlung<br />
des Schulter-, des Knie- und des Hüftgelenks<br />
spezialisiert. Unter seiner Leitung wurden die chirurgischen<br />
Stationen des KEH organisatorisch neu<br />
formiert, und das »Zentrum für Orthopädie und<br />
Unfallchirurgie« sowie das »Zentrum für Alterstraumatologie«<br />
eingerichtet.<br />
„Das KEH ist ein modernes Krankenhaus mit<br />
derzeit 748 Behandlungsplätzen“, fährt erfort.<br />
„Das ist vielleicht beim ersten Blick auf die alten<br />
Backsteingebäude nicht zu erkennen. Jeder<br />
sieht zunächst die riesige Parkanlage und denkt<br />
weniger an die Medizin.“ Aber die hochspezialisierten<br />
Zentren geben Impulse weit über die<br />
HISTORISCHES ARCHIV AMKEH<br />
Region hinaus. Das Epilepsie-Zentrum Berlin-<br />
Brandenburg verfügt über das gesamte Spektrum,<br />
das heute zur Behandlung von Epilepsien<br />
gegeben ist. Das mehrfach zertifizierte und inzwischen<br />
um eine zweite Angiografieanlage erweiterte<br />
Gefäßzentrum am KEH war eines der ersten<br />
seiner Art inDeutschland. Hier werden stationär<br />
und ambulant Erkrankungen der Arterien, Venen<br />
und Lymphgefäße behandelt. Das „<strong>Berliner</strong> Behandlungszentrum<br />
für erwachsene Menschen<br />
mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung“<br />
am KEH wird von Patienten aus ganz<br />
Berlin und darüber hinaus beansprucht.<br />
„Hier liegt die eigentliche Besonderheit unseres<br />
Hauses“, meint er. „Die enge Kooperation einer<br />
für neue Wege offenen Psychiatrie und Psychotherapie<br />
mit den somatisch-klinischen Bereichen<br />
bietet gerade für die sprunghaft zunehmende Zahl<br />
von hochbetagten Patientinnen und Patienten beste<br />
Voraussetzungen in Diagnostik und Therapie.“<br />
Neben der Grundversorgung in der Inneren<br />
Medizin, Urologie oder Neurologie bieten die operativen<br />
Abteilungen zwar alles, was imOP-Saal Anwendung<br />
findet. Aber durch die Einbeziehung von<br />
Geriatrie, Diabetologie, Gerontopsychiatrie und<br />
Psychosomatik werden für die Behandlung gerade<br />
dieses Patientenkreises von der Aufnahme an die<br />
richtigen Weichen gestellt. „Sie können durch das<br />
tagesklinische und ambulante Angebot auch über<br />
die stationäre Behandlung begleitet werden.“<br />
Ältere Patienten im Fokus<br />
REINHARD ELBRACHT (BETHEL)<br />
Zugewandte pflegerische und sozialmedizinische<br />
Behandlung, ein altersgerechtes Narkosemanagement<br />
sowie die Einbindung der altersmedizinischen<br />
Fachärzte geben insbesondere älteren<br />
Patientinnen und Patienten optimale Behandlungsmöglichkeiten.<br />
„Aufgrund des zunehmenden<br />
Alters unserer Patienten nimmt zum Beispiel die<br />
Therapie von Verschleißerkrankungen (Arthrosen<br />
und Fehlstellungen) einen immer größeren Raum<br />
unserer Behandlungsmaßnahmen ein“, fährt<br />
Chefarzt Dr.Voglerfort. „Seiteinigen Jahren wurde<br />
daher der Fokus noch stärker auf die Endoprothetik<br />
gelegt. Zahlreiche Endoprothesen an Kniegelenken,<br />
Schultergelenken und Hüftgelenken konnten<br />
erfolgreich implantiert werden. Dabei ist die<br />
Zahl der Operationen inden vergangenen Jahren<br />
ständig gestiegen.“<br />
Insbesondere ältere Patienten leiden häufig<br />
unter mehreren Erkrankungen. Deshalb ist die<br />
gleichzeitige Behandlung durch Ärzte verschiedener<br />
Fachrichtungen erforderlich. So führte das<br />
»Diabetische Fußsyndrom« noch vor kurzer Zeit zu<br />
frühzeitigen Amputationen. „Dieser Trend ließ sich<br />
bei uns durch Neuorganisation und den Aufbau<br />
eines multiprofessionellen, interdisziplinären ‚Diabetischen<br />
Fußzentrums‘ unter Leitung von Chefarzt<br />
Dr. med. Jan Theil umkehren. Sein Team hat<br />
dafür gesorgt, dass das KEH von der Deutschen<br />
Diabetesgesellschaft (DDG) als eines der ersten<br />
Krankenhäuser Deutschlands das Zertifikat ‚Krankenhaus<br />
für Diabetespatienten geeignet‘ erhalten<br />
hat“, so Vogler.<br />
Demenzsensible Versorgung<br />
Auf dem Weg zum „demenzfreundlichen Krankenhaus“<br />
hat das KEH aktuelle demografische<br />
Entwicklungen aufgegriffen: in Form eines<br />
Demenz-Delir-Managements, demenzfreundlicher<br />
Ernährung oder des speziellen Stationsbereichs<br />
„Kognitive Geriatrie“ unter Leitung von<br />
Prof. Dr. med. Hans-Peter Thomas. An Demenz erkrankte<br />
Menschen haben ein sehr hohes Risiko,<br />
während eines Krankenhausaufenthaltes in einen<br />
akuten Verwirrtheitszustand (Delir) zu fallen –besonders<br />
nach einer Operation. „Der besonderen<br />
Berücksichtigung der Bedürfnisse älterer Patientinnen<br />
und Patienten dient daher auch die enge<br />
Kooperation von Geriatern und Unfallchirurgen<br />
im ‚Alterstraumatologischen Zentrum‘“, so Dr.<br />
Vogler. „Sie werden gemeinsam mit der geriatrischen<br />
Abteilung behandelt.“ Eine besonders auf<br />
die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtete<br />
Pflege und Therapie (Logopädie, Ergotherapie,<br />
Physiotherapie) nach der Operation sowie die zeitnahe<br />
geriatrische Frührehabilitation geben beste<br />
Chancen, sein Leben wieder selbstständig in den<br />
eigenen vier Wänden gestalten zu können.<br />
Mit dem Neubau des Behandlungszentrums,<br />
das im Herbst bezogen werden kann, werden<br />
sich die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten<br />
in einigen Bereichen zusätzlich verbessern. „Als<br />
Patientin oder Patient sind Sie im KEH gut aufgehoben“,<br />
sagt Dr. Vogler abschließend. „In unserer<br />
weitläufigen Parkanlage mit den historischen<br />
Gebäuden finden Sie Zuwendung und modernste<br />
Therapien für eine schnelle Genesung. Davon<br />
können Sie sich am Tag der offenen Tür am<br />
16. September 2018 gern selbst überzeugen.<br />
Ich freue mich auf ein Gespräch mit Ihnen.“<br />
TAG<br />
DER<br />
OFFENEN<br />
TÜR<br />
SONNTAG<br />
16.9.<br />
10 –16UHR<br />
Veranstaltungsort<br />
Evangelisches Krankenhaus<br />
Königin Elisabeth Herzberge<br />
Herzbergstraße 79<br />
10365 Berlin-Lichtenberg<br />
Da auf dem Gelände derzeit nur eine begrenzte Zahl<br />
von Parkplätzen verfügbar ist, bitten wir umAnfahrt<br />
mit öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />
Direktverbindung aus der Innenstadt:<br />
Tram-Linie 4M M8 Richtung »Ahrensfelde/Stadtgrenze«<br />
bis Haltestelle »Evangelisches Krankenhaus KEH«<br />
oder mit der S-Bahn bis Bahnhof Springpfuhl, weiter<br />
mit Tram-Linie 4M M8: Richtung »S+U Hauptbahnhof«<br />
bis Haltestelle: »Evangelisches Krankenhaus KEH«<br />
Herzlich willkommen<br />
zum Tag der offenen Tür<br />
im Evangelischen Krankenhaus<br />
Königin Elisabeth Herzberge<br />
Sonntag, 16. September 2018<br />
10 –16Uhr<br />
Der Tag beginnt um10Uhr<br />
mit einem Gottesdienst.<br />
Von 11bis 16 Uhr erhalten Sie:<br />
•Einblick in OP-Säle und<br />
Funktionsbereiche<br />
•Informationen von der Ersten Hilfe<br />
bis zur Behandlung bei Unfällen,<br />
Herzinfarkt oder Schlaganfall<br />
•Überblick über Diagnostik und Therapie<br />
•die Möglichkeit, moderne Rettungsfahrzeuge,<br />
darunter auch das Schlaganfall-Mobil<br />
des UKB »unter die Lupe«<br />
zu nehmen und vieles mehr.<br />
Schauen Siehinterdie Kulissenund erleben<br />
Siedas medizinische Angebot desKEH.An<br />
unserenInfoständen erhaltenSie zahlreiche<br />
Informationen –dennals Patientfinden Sie<br />
in unseremKrankenhaus kompetente Hilfe<br />
undUnterstützung.<br />
Für Essen und Trinken sowie Spaß für die<br />
kleinen Besucher ist gesorgt. Ein musikalisches<br />
Rahmenprogramm begleitet durch<br />
den Tag.<br />
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!<br />
Medizin hautnah erleben<br />
Was passiert nach einem Schlaganfall?<br />
Wie werden Gefäßverengungen und<br />
Herzkrankheiten behandelt? Wie<br />
funktioniert ein Kathetermessplatz?<br />
Auf der Wiese vor der Notaufnahme<br />
präsentieren sich die somatischen<br />
Fachabteilungen des KEH<br />
Führungen<br />
• ab 11 Uhr zujeder vollen Stunde durch<br />
die OP-Säle und Funktionsbereiche<br />
Unfallchirurgie, Allgemein- und Viszeralchirurgie,<br />
Gefäßchirurgie, Urologie,<br />
Angiografie, Endoskopie und Dialyse<br />
•über das Gelände 11.30 und 14 Uhr<br />
•durch den Neubau des multiprofessionellen<br />
Behandlungszentrums<br />
12 und 14 Uhr<br />
•durch das Museum Kesselhaus<br />
11 Uhr, 13 Uhr und 15 Uhr<br />
•zuden Schafen imLandschaftspark<br />
Herzberge<br />
13 Uhr<br />
•durch das Diakonie-HospizLichtenberg<br />
13 und 15 Uhr<br />
175Jahre KEH und 125 Jahre Herzberge<br />
Rahmenprogramm<br />
auf der Bühne von Haus 2<br />
10 Uhr<br />
Festgottesdienst<br />
11.15Uhr<br />
Eröffnung<br />
und Vorstellung der Fachbereiche<br />
des Krankenhauses<br />
14 Uhr<br />
Konzert<br />
Musik mit Moderator Ulli Zelle<br />
und seiner Band »Die grauen Zellen«.<br />
16 Uhr<br />
Abschlusskonzert<br />
mit dem Vokalensemble Fanny Hensel
14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Leserbriefe<br />
So erreichen Sie uns<br />
Unter dem Schutz<br />
der Demokratie<br />
PerPost<br />
Leserbriefe<br />
Alte Jakobstr.105,<br />
10969 Berlin<br />
In den sozialen Medien<br />
facebook.com/berliner zeitung<br />
PerE-Mail<br />
leser-blz@dumont.de<br />
Am Telefon<br />
Mo–Fr10–16 Uhr<br />
(030) 63 33 11-457<br />
Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />
ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />
beantworten oder abzudrucken.<br />
Die Redaktion behält sich das Recht<br />
sinnwahrender Kürzungen vor.<br />
Der Straßenbau<br />
ist der falsche Weg<br />
Berlin: „Autobahn soll Elsenbrücke<br />
entlasten“ von Fred Bombosch<br />
(8./9. September)<br />
Die defekte Elsenbrücke ruft die<br />
ewig Gestrigen geradezu auf, den<br />
Autobahnweiterbau zu fordern.<br />
Nachdem sich endlich im Senat die<br />
Erkenntnis durchgesetzt hat, dass<br />
der Straßenbau der falsche Wegwar,<br />
Verkehrsprobleme zu lösen, wird<br />
nun auf ÖPNV und Fahrrad gesetzt.<br />
DerUmstieg wirdlange dauern–viel<br />
zu lange!! Nur diese neue Verkehrspolitik<br />
kann Berlin aber aus dem<br />
Würgegriff des Autoverkehrs lösen.<br />
S. und E. Menzel, Berlin<br />
Die Feindschaft muss enden<br />
Die Wippe und die Demokratie<br />
Berlin: „Wippe des Wahnsinns“, von<br />
Maritta Tkalec<br />
(8./9. September) ,<br />
Es wäre jawunderbar, wenn dieses<br />
furchtbareTeil aus denkmalschützerischen<br />
oder bautechnischen Gründen<br />
nicht gebaut würde! Nur, kann<br />
nicht mal laut ausgesprochen werden,<br />
dass die Entwerfer und die Jury<br />
in irgendeinem Vollrausch gewesen<br />
sein müssen, den <strong>Berliner</strong>nsoetwas<br />
überhaupt zuzumuten. Und was<br />
macht die schon für andere„Vollkatastrophen“<br />
verantwortliche Senatsbaudirektorin?<br />
Thomas Bonnie, Steglitz<br />
Berlin: „Friedrichsfelde oder nicht?“ von NorbertKoch-Klaucke<br />
(10. September)<br />
Dashat uns gerade noch gefehlt –eine hitzige Debatte über denVerbleib<br />
der Asche von Erich und Margot Honecker! Ichkann diejenigen verstehen,<br />
die mit Blick auf dieVerbrechen, die die beiden zu verantworten haben,<br />
eine Rückkehr nach Deutschland auch in Urnen für unerträglich<br />
halten. Ichmöchte aber an die noble Haltung des seinerzeitigen Stuttgarter<br />
Oberbürgermeisters Rommel erinnern, der zur Bestattung der RAF-<br />
Terroristen Ensslin, Baader und Raspe den Satz prägte: „Mit dem Tod<br />
muss alle Feindschaft enden.“ Prof. Wolf-Rüdiger Heilmann, Schöneberg<br />
Ich glaube kaum, dass die Leute damals<br />
befragt wurden, ob sie das Kaiser-Wilhelm-Denkmal<br />
haben wollten:<br />
Heute, inder Demokratie, wurden<br />
aber viele, das heißt das Parlament,<br />
befragt, und es hat sich nach<br />
den Regeln der Demokratie entschieden.<br />
Peter Kuhlen, Wilmersdorf<br />
IMAGO<br />
EinDenkmal für dasVolk ohne Beteiligung<br />
des Volkes. Unverständlich.<br />
Hoffentlich kommen die selbstherrlichen<br />
Entscheidungsträger zur Besinnung<br />
und das unselige Vorhaben<br />
zum Stillstand.<br />
Dr.Rolf Kröchert,<br />
Charlottenburg<br />
Meinung: „Die Mutter aller Regierungsprobleme,<br />
von Steven Geyer<br />
(10. September)<br />
Nachdem Verfassungschef Maaßen<br />
nun zeigte, was seine Meinung ist,<br />
wird immer offensichtlicher, dass<br />
derVerfassungsschutz ein großer Teil<br />
des rechtsradikalen Molochs ist. Der<br />
NSU-Prozess ist mehr oder weniger<br />
im Sande verlaufen, jetzt scheint der<br />
Verfassungsschutz jegliche Angst zu<br />
verlieren. Denn die NSU-Morde<br />
konnten doch nur durch Unterstützung<br />
von „staatlichen“ Netzwerken<br />
passieren und auch so lange verborgen<br />
bleiben. Ichbin keine Verschwörungstheoretikerin,<br />
aber der Verfassungsschutz<br />
ist für mich eine kriminelle<br />
Vereinigung unter dem Schutz<br />
der Demokratie. Ich fordere nicht<br />
nur den Rücktritt von Maaßen, sonderndie<br />
Auflösung dieser Behörde.<br />
Sabine Hoffmann, Berlin<br />
Der Staat<br />
und nicht die Integration<br />
Horst Seehofer hat ungefähr gesagt,<br />
die Mutter aller Probleme ist die Integration.<br />
Nein! Die Mutter aller Probleme<br />
ist ein nichfunktionierender<br />
Staat! In dem zum Beispiel Verwaltung<br />
und Polizei zusammengespart<br />
wurden und etliche Lehrer und Erzieher<br />
fehlen. Das Thema Asyl, Zuwanderung,<br />
Migration ist eigentlich keines,<br />
ganz egal, ob viele oder wenige<br />
nach Deutschland kommen. Es ist<br />
kein Thema, solange die Politik gewährleistet,<br />
dass die Bürger sicher<br />
und gut leben können, und wennVerwaltung<br />
und Infrastruktur, also eben<br />
der Staat, einfach funktionieren.<br />
Sascha Lufter,Marzahn<br />
IMMOBILIENMARKT<br />
UMZÜGE<br />
zapf umzüge; 61061; zapf.de<br />
VERMIETUNG<br />
BERLIN<br />
FRIEDRICHSHAIN-<br />
KREUZBERG<br />
Zi m² MIETE IN EUR BK/NK FREI AB<br />
3 89,08 994, inkl. sofort<br />
SamariterViertel Dolzigerstraße<br />
45, VH, 3. Etage, sonn. BLK, mod.<br />
Whg., GET Hzg., offener Wohn /Kü<br />
chenbereich, Wannenbad, 2 Kam<br />
mern, Dielen u. Laminat,B: 170,9<br />
kWh (m²a), GAS, BJ 1906, HV<br />
Huhn.Tel. 0171 83 89 522<br />
LICHTENBERG<br />
Zi m² MIETE IN EUR BK/NK FREI AB<br />
1 29,48<br />
1ZiWohnung<br />
für Azubis und<br />
Studenten! Bie<br />
senthaler Straße 6! 4.OG, Aufzug,<br />
Balkon, neues Duschbad, renoviert,<br />
neuer Bodenbelag, teilmöbliert (Ein<br />
bauküche, Beleuchtung, Flurschrank,<br />
Schreibtisch, Kleiderschrank), sehr<br />
gute Verkehrsanbindung durch Bus<br />
und Tram, Einkaufen in der Nähe,<br />
Gen.Anteil. 775 €, gute Bonität vor<br />
ausg., Hundehaltung nicht ge<br />
wünscht, VEA: V,67kWh(m²a), FW, Bj<br />
1977, www.fortunaeg.de<br />
wohnen@fortunaeg.de<br />
1 32,54<br />
Abkürzungen EnEV2014<br />
Artdes Energieausweises<br />
V ............... Verbrauchsausweis<br />
B ............... Bedarfsausweis<br />
kWh ........ Kilowattstunde<br />
Energieträger<br />
Ko ............ Koks,Braunkohle,Steinkohle<br />
Öl ............ Heizöl<br />
Gas .......... Erdgas,Flüssiggas<br />
FW ........... Fernwärmeaus Heizwerk<br />
oder KWK<br />
Hz ............ Brennholz, Holzpellets,<br />
Holzhackschnitzel<br />
E .............. Elektrische Energie<br />
(auch Wärmpumpe), Strommix<br />
Baujahr des Wohngebäudes<br />
Bj .............. Baujahr<br />
449,57 w<br />
315,64 w<br />
inkl.<br />
MARZAHN-HELLERSDORF<br />
inkl.<br />
Energieeffizienzklasse des<br />
Wohngebäudes<br />
A+ bis H, zum Beispiel B<br />
15.10.<br />
Zi m² MIETE IN EUR BK/NK FREI AB<br />
01.12.<br />
1ZiWohnung<br />
für Azubis und<br />
Studenten! Lea<br />
GrundigStr. 67! 3.OG, modernes<br />
Duschbad, EBK, renoviert, neuwerti<br />
ger Bodenbelag, weiße Innentüren,<br />
sehr gute Verkehrsanbindung durch<br />
Bus und Tram, Einkaufen in der Nähe,<br />
Gen.Anteil. 930 €, gute Bonität vor<br />
ausg., Hundehaltung nicht ge<br />
wünscht, VEA: V,138 kWh/(m²a), FW,<br />
Bj 1982, www.fortunaeg.de<br />
wohnen@fortunaeg.de<br />
Zi m² MIETE IN EUR BK/NK FREI AB Zi m² MIETE IN EUR BK/NK FREI AB<br />
1<br />
Achtung! Die<br />
Besichtigungs<br />
termine für den<br />
14.09.2018 finden nicht statt!<br />
Für die Wohnungen Blumberger<br />
Damm 309, Wuhletalstr. 102. Die<br />
Wohnungen sind bereits vergriffen!<br />
www.fortunaeg.de<br />
wohnen@fortunaeg.de<br />
NEUKÖLLN<br />
4 81,75<br />
694,88 w<br />
inkl.<br />
15.11.<br />
Sanierte 4Zi<br />
Wohnung am<br />
Hochzeitspark!<br />
6.OG, großer Balkon, neues Wannen<br />
bad, renoviert, neuer Bodenbelag,<br />
weiße Innentüren, sehr gute Ver<br />
kehrsanbindung durch Bus und Tram,<br />
Schulen, Kitas, Einkaufen in der Nä<br />
he, Gen.Anteil. 2.480 €, gute Bonität<br />
vorausg., Hundehaltung nicht ge<br />
wünscht, VEA: V, 60 kWh/(m²a), FW,<br />
Bj 1981, www.fortunaeg.de<br />
wohnen@fortunaeg.de<br />
Vorsicht bei Mietvertragsabschluß! Vorher zum <strong>Berliner</strong> Mieterverein e.v. z 030 22 62 60; www.berliner-mieterverein.de<br />
TEMPELHOF-SCHÖNEBERG<br />
Vorsicht bei Mietvertragsabschluß! Vorher zum <strong>Berliner</strong> Mieterverein e.v. z 030 22 62 60; www.berliner-mieterverein.de<br />
GESUCHE<br />
Zi. od App. in Berlin für mei<br />
nen Sohn gesucht, Okt.Dez.<br />
Ph. Magin, Tel.08222/998393,<br />
mobil 0173 8492 249<br />
EIGENTUMS-<br />
WOHNUNGEN<br />
BERLIN<br />
NEUKÖLLN<br />
Oehmcke<br />
Immobilien<br />
suchen Häuser, Grundstücke und<br />
Eigentumswohnungen in Berlin<br />
und imUmland ( 6779980<br />
HÄUSER<br />
BERLIN<br />
Anzeigenannahme<br />
030 2327-50<br />
Bauherrenbeispiel<br />
Beratung: 033439 919-39<br />
BerlinMahls<br />
dorf Stadt<br />
haus, ca. 144<br />
m² Wohnfläche, möbliert, zu<br />
besichtigen. BA, 19 kWh/m²a,<br />
LWP, Bj 2016, A+. 12623 Berlin,<br />
AltMahlsdorf 11. MoFr 1518<br />
Uhr und Sa/So 1116 Uhr,<br />
www.markonhaus.de,<br />
(033439) 91939<br />
BRANDENBURG<br />
Altlandsberg<br />
markon<br />
haus Fir<br />
mensitz: Besuchen Sie uns.<br />
Wir beraten Sie gern. 15345<br />
Altlandsberg OT Bruchmühle,<br />
Radebrück 13, MoFr. 1118<br />
Uhr und Sa/So 1116 Uhr,<br />
www.markonhaus.de,<br />
(033439) 91939<br />
STEGLITZ-ZEHLENDORF<br />
2Zi.Whg., 2 Balkone, in Frie<br />
denau, Gas, Etagenheizung,<br />
Wfl. 52 m², 290.000 €, Be<br />
darfsausweis.T.: 01754316663<br />
immoweltOnlineID: 2L45B4U<br />
Südbalkon<br />
Ihr Immobilienmarkt<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Anzeigenannahme:<br />
030 2327-50<br />
Herbstangebote<br />
Erkundigen Sie sich nach unseren<br />
aktuellen Herbstangeboten.<br />
here nratinen nen ie<br />
unter:<br />
www.markon-haus.de<br />
REG m² PREIS IN EUR<br />
OHV 140 320.000,<br />
Gepfleg. EFH (Architektenhs.),<br />
in idyll. Lage Leegebruch bei Bln.,<br />
prov.frei an Privat, 5Zi., Bad m.Sau<br />
na, Gästebad, gr. Wohnkü./EBK, Terr.<br />
Süd/West, ca. 18m², 2 geschossig,<br />
Gst. 624m², Bj. 2000, FbHzg., EG m.<br />
elektr. Jalousien, gr. HWR, Garage, Ge<br />
rätehaus, sofort frei, kein Verk. an<br />
Makler, Leegebruch2018@web.de, ab<br />
18 Uhr 015203702542<br />
Ihre Hilfe kommt an –<br />
bei den Menschen in Osteuropa!<br />
Spendenkonto 94<br />
LIGA Bank eG<br />
BLZ 750 903 00<br />
www.renovabis.de<br />
Beratung: 033439 919-41<br />
Hönow <br />
Bungalow,<br />
ca. 150 m²<br />
Wohnfläche, möbliert, zu be<br />
sichtigen. BA, 21 kWh/m²a,<br />
LWP, Be u. Entlüftung, Bj 2017,<br />
A+, 15366 Hoppegarten OT<br />
Hönow, Gartenstraße 23. MoFr<br />
1518 Uhr und Sa/So 1116<br />
Uhr, www.markonhaus.de,<br />
(033439) 91939<br />
ANKÄUFE/GESUCHE<br />
EBERHARDT<br />
IMMOBILIEN<br />
Treskowallee 96 ·10318 Berlin<br />
Tel. 030 61 28 44 64<br />
Eberhardt-immobilien@online.de<br />
Wasmacheich mit meiner<br />
Immobilie im Alter?<br />
Verkaufen?<br />
oder<br />
SichereZusatzrente<br />
mit lebenslangemWohnrecht<br />
durch Verkauf auf Rentenbasis?<br />
x Wirermitteln den Verkaufswert<br />
Ihres Hauses oder Wohnung<br />
und die Höhe Ihrer monatl.Rente.<br />
x Vertraulich und kostenfrei.<br />
x DurchIHK-geprüftenGutachter.<br />
www.Eberhardt-immobilien.de<br />
Südbalkon<br />
Anzeigenannahme: 030 2327-50<br />
Sie wollen Ihr jetziges Haus<br />
verkaufen und ein<br />
altersgerechtes Haus bauen?<br />
uen ie uns an<br />
ir unterstten ie ern<br />
atzenroth@markon-haus.de<br />
www.markon-haus.de<br />
Wohn(t)raum<br />
Ihr Immobilienmarkt<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
Anzeigenannahme:<br />
030 2327-50<br />
Verkauf Ihrer Immobilie<br />
mitRund-um-Beratung!<br />
*KeineKosten fürVerkäufer!<br />
030 /55156703<br />
www.immozippel.de<br />
5Sterne Bewertung von Verkäufern!<br />
7<br />
Fragen kostet nichts!<br />
Sie denken darüber<br />
nach, Ihre Immobilie<br />
zu verkaufen? Dann<br />
sollten Sie nichts dem Zufall überlassen.<br />
Ich ermittle Ihnen den höchst zu<br />
erzielenden Verkaufspreis. So kommen<br />
Sie sicher und schnell zu Ihrem Geld.<br />
Kostenlos und unverbindlich. Bernd<br />
Hundt Immobilien –Ihr Partner in Berlin<br />
und im <strong>Berliner</strong> Randgebiet.<br />
t 03362 –883830<br />
Bernd-Hundt-Immobilien.de<br />
Bis 750.000€<br />
Einfamilien<br />
haus dringend<br />
gesucht<br />
MoSo 822 ( 56 54 54 54<br />
Bachmann Immobilien GmbH<br />
über 25 Jahre<br />
Uwe G. Bachmann<br />
Immobilie verkaufen?<br />
Verkauf mit Rund-um-Service<br />
Mo-So<br />
8-22 Uhr<br />
OEHMCKE<br />
I mm o b i l i e n<br />
über 60 Jahre in Berlin<br />
sucht Ein- und<br />
Zweifamilienhäuser<br />
&Grundstücke<br />
Grünauer Str. 6,12557 Berlin-Köpenick<br />
030-6 779980<br />
www.Oehmcke-Immobilien.de<br />
Unsere Erfahrung istIhreSicherheit<br />
über 60 JahreinBerlin<br />
Immobilien<br />
OEHMCKE<br />
Immobilie<br />
verkaufen?<br />
Nur mit DEM<br />
Bachmann!<br />
MoSo 822 ( 56 54 54 54<br />
Bachmann Immobilien GmbH<br />
Keine Kosten für Verkäufer<br />
GRUNDSTÜCKE<br />
BRANDENBURG<br />
VERKÄUFE<br />
Bis 300.000€<br />
Grundstück<br />
gesucht, auch mit Abrißhaus.<br />
BACHMANN ImmobilienGmbH<br />
Mo So822 ( 56 54 54 54<br />
Oehmcke<br />
Immobilien<br />
suchen Häuser &Grundstücke in<br />
Berlin u. im Umland ( 6779980<br />
Immobilienwelten<br />
Magazin für Immobilien, Wohnen, Bauen und Design<br />
<br />
* <br />
)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 15 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Museumsinsel<br />
wird<br />
digital<br />
4000 Exponate können<br />
virtuell betrachtet werden<br />
VonRenate Grimming<br />
Rund 4000 Objekte aus mehr als<br />
6000 Jahren Menschheitsgeschichte<br />
aus den Museen der <strong>Berliner</strong><br />
Museumsinsel haben einen<br />
Platz im Internet gefunden. Die<br />
Staatlichen Museen zu Berlin haben<br />
dafür ihre Zusammenarbeit mit<br />
Google Arts &Cultureerweitert. Auf<br />
einer neu eingerichteten Themenseite<br />
sowie über Apps für Android<br />
und iOS sind seit Dienstag alle fünf<br />
Häuser der Museumsinsel online<br />
präsent.<br />
Die Zusammenarbeit mit dem<br />
Internet-Konzern begann bereits<br />
2009. Damals habe das Bode-Museum<br />
mit Google sein erstes Projekt<br />
gestartet, sagte Amit Sood vonGoogle<br />
Arts &Culture. Allein durch die<br />
hohe Auflösung der Exponate werden<br />
die Online-Besucher eingeladen,<br />
ganz neue Details zu entdecken.<br />
„Projekt stellt eine Zäsur dar“<br />
Auch neue Sammlungen etwa aus<br />
dem noch immer in Renovierung<br />
befindlichen Pergamonmuseum<br />
seien eingespielt worden, sagte Hermann<br />
Parzinger, Präsident der Stiftung<br />
Preußischer Kulturbesitz, bei<br />
der Vorstellung in Berlin. „Das neue<br />
Projekt wirdeine Zäsur darstellen.“<br />
DieMuseen wollen allen Interessierten<br />
mit Hilfe vonneuen Technologien<br />
einen besseren Zugang bieten,<br />
aber vor allem auch neue Zielgruppen<br />
ansprechen. „Wir gehen<br />
dorthin, wo die Menschen sind, die<br />
vielleicht gar nicht wissen, dass es<br />
uns gibt“, sagte Christian Haak,<br />
Stellvertretende Generaldirektorin<br />
der Staatlichen Museen zu Berlin.<br />
Neue Technologien wie Augmented<br />
Virtual Reality würden nicht nur<br />
eingesetzt, weil sie „trendy“ sind,<br />
sondern einen echten Erlebniswert<br />
bieten.<br />
So gibt es online spezielle Expeditionen<br />
für Schulen oder versteckte<br />
Geschichten hinter berühmten<br />
Werken sowie einen virtuellen<br />
Rundgang zum berühmten<br />
Ischtar-Tor aus dem Pergamonmuseum<br />
im einstigen Babylon. Virtuell<br />
erfahrbar ist die Stätte samt Prozessionsstraße<br />
sowohl aus heutiger<br />
Sicht als auch aus der Zeit von vor<br />
Tausenden von Jahren. Das Projekt<br />
haben die Museen zusammen mit<br />
der gemeinnützigen Organisation<br />
CyArk entwickelt. Im Rundblick soll<br />
sich die einstige Pracht erahnen lassen.<br />
Virtual Reality biete noch einmal<br />
völlig neue Möglichkeiten,<br />
Räumlichkeiten erfahrbar zu machen,<br />
sagte Parzinger. (dpa)<br />
Bloß keine Selbstbeweihräucherung!<br />
DAGMAR JAEGER &<br />
MICHAEL NITZEL<br />
gehören inzwischen zu den Veteranen<br />
im Ensemble des Kabarett-<br />
Theaters Distel am Bahnhof Friedrichstraße.<br />
Im neuen Programm<br />
„2018: Odyssee im Hohlraum“ spielen<br />
sie ein altes Ehepaar, das sich<br />
1953 aus Angst vor den beim Aufstand<br />
am 17. Juni auffahrenden russischen<br />
Panzern imKeller versteckt<br />
und sich dort unten von Konserven<br />
ernährt, bis es im Jahr 2018 durch einen<br />
Mauerdurchbruch in eine ganz<br />
andereWelt gerät.<br />
Siesind die Hauptfiguren des Stückes,<br />
das zum 65. Gründungsjubiläum<br />
der Distel auf die Bühne<br />
kommt. Undwerden sich aus unterschiedlichen<br />
Gründen nicht beschweren,<br />
wenn ihnen zur Premiere<br />
am 13. Oktober zum 65. Geburtstag<br />
gratuliertwird. Michael Nitzel:„Soist<br />
nun mal der Lauf des Lebens, wir<br />
werden alle älter.“ Dagmar Jaeger:<br />
„Und außerdem sind wir ja schon älter<br />
als 65…“ So gesehen wäre die<br />
Gratulation zu einem für die Schauspieler<br />
persönlich ja schon zurückliegenden<br />
Geburtstag fast so etwas<br />
wie ein Kompliment, dass sie sich<br />
gut gehalten haben. Dann bezeichnete<br />
Kabarettistin Jaeger den Kabarettisten<br />
Nitzel noch zärtlich als „abjelaufnes<br />
Fleisch“, und es ging zurück<br />
zur Probe.<br />
THOMAS LIENENLÜKE<br />
hat das Stück zum Jubiläum geschrieben<br />
und darauf geachtet, dass<br />
es keine rückwärtsgewandte Selbstbeweihräucherungs-Revue<br />
wird. Mit<br />
ihm sicherte sich das Kabarett, das<br />
ab dem 2. Oktober mit anderthalb<br />
Festwochen den Eintritt ins Rentenalter<br />
feiert, eine Humorfachkraft mit<br />
erstklassigen Referenzen. Lienenlüke<br />
hatte schon als Student als Redaktionsassistent<br />
bei der Rudi-Carrell-Show<br />
imHumorgewerbe angefangen,<br />
später Kabarettisten zugeliefert,<br />
Sendungen erfunden und<br />
schließlich den Ritterschlag erhalten:<br />
Lienenlüke durfte fünf Jahre die<br />
Texte für das legendäre Nockherbergsingspiel<br />
schreiben. Bevor sein<br />
Stück „2018: Odyssee im Hohlraum“<br />
Premiere feiert, gibt es eine ganze<br />
Reihe vonPremieren und Spezialveranstaltungen<br />
zum Jubiläum: Am 2.<br />
Oktober die Erstaufführung von„Die<br />
Zukunft ist kein Ponyhof“ im Studio<br />
der Distel undein Gastspielder Leipziger<br />
Academixer. Am 3. Oktober<br />
treffen sich Lienenlüke und einige<br />
seiner Kollegen zum „Satiriker-Gipfel“,<br />
um miteinander und mit dem<br />
Publikum zu diskutieren. Am selben<br />
Abend des Tages der Einheit gibt es<br />
„Einheiz-Tag. Satire eiskalt!“, eine<br />
Mix-Show mit Lienenlüke und Kollegen,<br />
bei der die Autoren ihre Texte<br />
mal selbst dem Publikum vortragen,<br />
und das nicht durch Schauspieler erledigen<br />
lassen. Die Distel läuft kurz<br />
vorihrem Jubiläum gut, etwa 50 Pro-<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Die Distel feiert ihr 65-jähriges<br />
Jubiläum, und Falko Hennig<br />
engagiert sich für die Finanzierung<br />
seines dritten Romans<br />
Die Hauptfiguren zum Distel-Jubiläum: Dagmar Jeager und Michael Nitzel<br />
Sein nächster Roman erscheint im Oktober:Autor<br />
FalkoHennig POP-EYE/KRIEMANN<br />
CHRISTIAN SCHULZ<br />
Hat das Stück zum Jubiläum geschrieben:<br />
Thomas Lienenlüke<br />
CHRISTIAN SCHULZ<br />
zent des Publikums sind Touristen.<br />
ProJahr gibt es zwei bis drei Premieren.<br />
Die Leitung des Hauses stellt<br />
nach einer Verjüngung des Programms<br />
und des Ensembles fest,<br />
dass auch das Publikum jünger wird,<br />
ohne dass die Stammgäste vergrault<br />
werden. Kabarettistischer Umgang<br />
mit der AfD führtbei einzelnen Gästen<br />
immer wieder zu versteinerten<br />
Minen und anschließend zu starkem<br />
Mitteilungsdrang im Gästebuch des<br />
Hauses.Die Kanzlerin kam –obwohl<br />
sie immer wieder eingeladen wird –<br />
noch nie.Nur einmal besuchte sie im<br />
Hinterhof desselben Hauses, imAdmiralspalast<br />
also, eine Veranstaltung.<br />
DerBitte aus Kreisen der Organisatoren,<br />
die lebensgroße Kanzlerinnenkarikatur<br />
vomEingang des Kabaretts<br />
zu entfernen, folgte die<br />
Leitung der Distel nicht.<br />
FALKOHENNIG<br />
schreckt auch vor dem Äußersten<br />
nicht zurück. Um Aufmerksamkeit<br />
für die Crowdfundingkampagne zur<br />
Finanzierung seines dritten Romans<br />
zu erreichen, hat er ein Foto<br />
herausgekramt, das ursprünglich<br />
mal angefertigt wurde, um einen<br />
Unterwäschehersteller als Sponsor<br />
für die Rikschafirma zu gewinnen,<br />
für die der Lesebühnenstar fährt.<br />
Das passt gut, denn sein nächster<br />
Roman wird imOktober unter dem<br />
Namen „Rikscha Blues“ erscheinen.<br />
Unter den Dankeschöns für Unterstützer<br />
des Buchs findet sich für jeden<br />
Geldbeutel und für jeden Fan-<br />
Typetwas: 10 Euro kostet eine Namensnennung<br />
im Buch. Das Buch<br />
selbst ist für 20 Euro zu haben. Für<br />
50 Euro gibt es zum Buch auch noch<br />
eine Einladung zu Falko Hennigs<br />
Geburtstagsfeier am 21. Oktober,<br />
bei der auch Jakob Hein als DJ auflegen<br />
soll. Für 100 Euro liest der Autor<br />
sogar bei sich zu Hause aus dem<br />
Buch was vor, Getränke und selbstgeschmierte<br />
Häppchen inklusive.<br />
Für 150 Euro chauffiert Hennig seinen<br />
Sponsor eine Stunde in der Rikscha<br />
durch Berlin. Er gibt aber zu<br />
bedenken, dass diese Fahrt im<br />
Herbst stattfinden wird: „Da werde<br />
ich mich sicher wärmer anziehen<br />
müssen als auf dem Foto.“<br />
Das Minimalziel für sein Crowdfunding<br />
war mit 500 Euro bescheiden<br />
gewählt und ist mit 1700 Euro<br />
längst übertroffen. Das zweite Fundingziel<br />
bezeichnet Falko Hennig<br />
selbst als „anspruchsvoll“, man<br />
könnte es auch überdreht nennen,<br />
denn er hat zwei Millionen Euro festgelegt.<br />
Nachvollziehbare Begründung:<br />
„Mit zwei Millionen wären die<br />
Leiden des Literaten der letzten<br />
Jahre kompensiert und es ließe sich<br />
hoffen, dass weitere Werke Falko<br />
Hennigs erscheinen.“ So könnte<br />
man herausfinden, ob ein Autor<br />
ohne die Last, nebenbei für den Lebensunterhalt<br />
sorgen zu müssen, die<br />
noch besseren Bücher schreibt.<br />
Eskalation<br />
der Gewalt<br />
befürchtet<br />
Clan-Mitglied wird am<br />
Donnerstag beigesetzt<br />
Der am Sonntag erschosseneVielfach-Straftäter<br />
Nidal R. wird<br />
nach Informationen der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
am Donnerstag auf dem muslimischen<br />
Teil des Zwölf-Apostel-<br />
Friedhofs in Schöneberg beerdigt.<br />
DieLeiche des 36-Jährigen wurde am<br />
Dienstag nach der Obduktion freigegeben.<br />
DiePolizei wirdbei derBeerdigung<br />
massiv vorOrt sein.<br />
Noch immer sucht die Mordkommission<br />
nach den Tätern. Bislang sei<br />
kein Verdächtiger gefasst worden,<br />
teilte die Staatsanwaltschaft am<br />
Dienstag mit. Sicherheitsexperten<br />
befürchten eine Eskalation der Gewalt<br />
zwischen kriminellen Mitgliedernarabischer<br />
Großfamilien.<br />
Nidal R. war am Sonntagabend an<br />
derWarthestraße in Neukölln vorden<br />
Augen seiner Frau und seiner Kinder<br />
niedergeschossen worden. Aus einer<br />
Gruppe heraus wurde achtmal gefeuert.<br />
Er starb im Krankenhaus.Vor der<br />
Klinik in Steglitz versammelte sich<br />
eine aufgebrachte Menge, weshalb<br />
die Notaufnahme über Stunden nicht<br />
angefahren werden konnte.<br />
Rapper-Szeneformiertsich<br />
„Wer die Szenehalbwegsbeobachtet,<br />
weiß, dass die tödliche Attacke am<br />
Sonntag ein klares Ausrufezeichen<br />
war, das bei allen Clans verstanden<br />
und garantiert nicht ungesühnt bleiben<br />
wird“, sagte Norbert Cioma von<br />
der Gewerkschaft der Polizei. Dass<br />
Auseinandersetzungen gewalttätig<br />
auf den Straßen ausgetragen würden,<br />
sei die Folge dessen, dass sie jahrzehntelang<br />
keinen durchsetzungsstarken<br />
Rechtsstaat gespürthätten.<br />
Beider Beisetzung werdenicht mit<br />
gewalttätigen Auseinandersetzungen<br />
gerechnet, sagte Polizeisprecher Thomas<br />
Neuendorf. Vielmehr sollten die<br />
vermutlich zahlreichen Trauergäste<br />
abgeschirmt werden. Es werde eine<br />
größereMenschenmenge erwartet.<br />
Der Leiter der Abteilung Organisierte<br />
Kriminalität im LKA, Sebastian<br />
Laudan, hatte am Montag im Innenausschuss<br />
auf zahlreiche Aktionen<br />
gegen kriminelle Mitglieder von arabischstämmigen<br />
Clans verwiesen.<br />
Mit Sorge werde eine „Tendenz zur<br />
Bewaffnung“ beobachtet. Vorallem<br />
die Rapper-Szene formiere sich neu.<br />
Es gehe um viel Geld und Macht.<br />
Das LKA versucht, Racheakte zu<br />
verhindern. Derzeit gibt es Gefährderansprachen,<br />
in denen die Polizei<br />
Personen anspricht, von denen Gewalt<br />
ausgehen könnte. Damit soll signalisiert<br />
werden, dass man sie im<br />
Blick hat. Eswürden aber auch gefährdete<br />
Menschen angesprochen.<br />
Auch NidalR.soll voreinem Anschlag<br />
gewarnt worden sein. (kop./dpa)<br />
STELLENMARKT<br />
DIENSTLEISTUNGEN &WEITERE BERUFE<br />
Als BwFuhrparkService GmbH sorgen wir für Mobilität bei der Bundeswehr, indem wir moderne<br />
Fahrzeuge vom PKW bis zum schweren Spezialfahrzeug bereitstellen und den dazu gehörigen<br />
Service liefern. Für unseren Chauffeur-Service in10559 Berlin suchen wir ab sofort engagierte<br />
Chauffeure (m/w)<br />
in Teilzeit (20 Std./Woche) oder auf 450-EUR-Basis<br />
Ihre Aufgaben<br />
• Sie bieten unseren Fahrgästen einen<br />
professionellen und komfortablen Chauffeur-<br />
Service im<strong>Berliner</strong> Stadtgebiet<br />
• Für Sie steht das Wohl des Fahrgastes an<br />
oberster Stelle und Sie freuen sich, den<br />
Fahrgast höflich und serviceorientiert zu<br />
betreuen<br />
• Sie sind überwiegend in den Sitzungswochen<br />
des Deutschen Bundestages einsetzbar<br />
Was Sie mitbringen<br />
• Gute Ortskenntnisse in Berlin sowie seit<br />
mind. 4Jahren einen PKW-Führerschein<br />
• Idealerweise Erfahrung ineiner<br />
vergleichbaren Position in der Chauffeur-<br />
Dienstleistung<br />
• Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und<br />
Serviceorientierung sowie die Bereitschaft<br />
zur Nacht-, Wochenend- und<br />
Feiertagsarbeit<br />
Bitte senden Sie uns Anschreiben, Lebenslauf und eine Kopie Ihres Führerscheins per E-Mail an:<br />
recruiting@bwfuhrpark.de<br />
BerlinMobil sucht ab sofort für<br />
neue Aufträge Fahrer/innen<br />
(von Minijobbasis bis Festanstellung)<br />
für die Schüler- und<br />
Behindertenbeförderung aus<br />
Spandau, Reinickendorf, Kreuzberg,<br />
Tempelhof, Schöneberg,<br />
Charlottenburg, Wilmersdorf.<br />
Arbeitstage: Mobis Fr,Wochenende<br />
generell frei. Bei Interesse<br />
bitte telefonisch unter<br />
030-422199-12 bewerben.<br />
BerlinMobil sucht ab sofort für<br />
neue Aufträge Begleiter/innen<br />
auf Minijobbasis (schultäglich<br />
ca. 3Stunden) für die Schülerund<br />
Behindertenbeförderung<br />
aus Treptow/Köpenick, Tempelhof/Schöneberg,<br />
Charlottenburg/Wilmersdorf.<br />
Arbeitstage:<br />
Mo bis Fr, Wochenende generell<br />
frei. Bei Interesse bitte telefonisch<br />
unter<br />
030-422199-12 bewerben.<br />
GESUNDHEITSWESEN &<br />
WISSENSCHAFT<br />
Arzthelfer/in, Laborassistent/in<br />
für eine urologische Gemeinschaftspraxis<br />
in Treptow für 25<br />
bis 38 h/Wo. gesucht. POnline<br />
21976C_Z PF,11509 Berlin<br />
AUSBILDUNGSPLÄTZE<br />
Starte eine Ausbildung 20<br />
bei der Philip Morris Manufacturing GmbH inBerlin als<br />
echatroniker/-in<br />
Bewirb Dich auf unserer Karriereseite<br />
www.pmicareers.com.<br />
Mehr über uns auch auf unserem<br />
Youtube-Kanal
16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin /Brandenburg<br />
NACHRICHTEN<br />
Weniger Schulden in<br />
Brandenburg<br />
DieVerschuldung des Landes Brandenburgist<br />
nach dem jüngsten Stabilitätsbericht<br />
der Landesregierung<br />
weiter gesunken. Vergangenes Jahr<br />
betrugen die Schulden proKopf<br />
6027 Euro,ein Jahr zuvor waren es<br />
noch 6446 Euro.Das teilte Finanzminister<br />
Christian Görke (Linke) am<br />
Dienstag nach einer Kabinettssitzung<br />
mit. Trotzdem bestehe nach<br />
wie voreine Investitionslücke.Erforderte<br />
deshalb vomBund nach dem<br />
Auslaufen des aktuellen Solidarpakts<br />
II einen neuen Pakt, um strukturschwache<br />
Regionen in ganz<br />
Deutschland zu fördern. (dpa)<br />
Weltkriegsbombe in<br />
Potsdam entdeckt<br />
Erneut ist in Potsdam eine 250 Kilogramm<br />
schwereFliegerbombe aus<br />
dem Zweiten Weltkrieg entdeckt<br />
worden. DeramMontag auf dem<br />
Gelände des ehemaligen Tramdepots<br />
gefundene Blindgänger soll am<br />
Donnerstag entschärft werden. Wie<br />
die Stadt mitteilte,müssen etwa<br />
3000 Anwohner den Sperrkreis von<br />
etwa 800 Meternumdas Depot verlassen.<br />
Betroffen sind auch die<br />
Staatskanzlei und Ministerien. (dpa)<br />
Neuer Waldbrand bei<br />
Lieberose<br />
In einem Waldgebiet zwischen Lieberose<br />
und Schwielochsee (Dahme-<br />
Spreewald) sind neue Brände ausgebrochen.<br />
Seit Montagnachmittag<br />
seien Feuer an mehreren Stellen aufgeflammt,<br />
sagte ein Feuerwehrsprecher.MehrereFeuerwehren<br />
mit etwa<br />
80 Kräften und ein Löschhubschrauber<br />
seien im Einsatz. Etwa fünf<br />
Hektar Wald –zum Teil auf munitionsbelastetem<br />
Gebiet –sind vom<br />
Feuer erfasst. (dpa)<br />
Auf den einstigen Manöverplätzen bei<br />
Lieberose brennt es immer wieder.<br />
DPA<br />
Sterile Räume wie hier im Diagnostisch Therapeutischen Zentrum in Friedrichshain wird es bald auch in Köpenick geben.<br />
Modernstes Krebszentrum Berlins<br />
VonMikeWilms<br />
Für ihren Baustellenbesuch<br />
ziehen Wolfgang Mohnike<br />
und Matthias Pross ihre<br />
Arztkittel aus und setzen<br />
weiße Bauhelme auf. Die Medizinprofessoren<br />
wollen sich am Dienstagvormittag<br />
ansehen, wie weit die<br />
Arbeiten sind auf dem Gelände, das<br />
bald Berlins modernste Krebs-Klinik<br />
beherbergen soll. Die Grundsteinlegung<br />
in der Erwin-Bock-Straße in<br />
Köpenick ist für den 10. Oktober geplant.Wenn<br />
alles klappt, wirdimOnkozentrum<br />
Berlin (OZB) ab 2020 die<br />
neueste Spitzentechnik auch für<br />
Kassenpatienten zugänglich sein.<br />
20 Millionen Euro Kosten<br />
Der Blick der Ärzte schweift über<br />
Bagger, Arbeiter und ein entkerntes<br />
Haus,indem sich zu DDR-Zeiten ein<br />
Kindergarten befand. „Wir stecken<br />
20 Millionen Euro in das Gemeinschaftsvorhaben<br />
mit den DRK-Kliniken<br />
Köpenick“, so Wolfgang Mohnike,<br />
der das Diagnostisch Therapeutische<br />
Zentrum (DTZ) in Friedrichshain<br />
leitet. Sein Team ist bundesweit<br />
führend in der Krebsbehandlung,<br />
auch durch den Einsatz von Hochpräzisionsgeräten,<br />
über die nur wenige<br />
Einrichtungen verfügen. Matthias<br />
Pross, Ärztlicher Leiter der<br />
Neue onkologische Klinik in Köpenick soll in zwei Jahren fertig sein<br />
70<br />
Krebs-Selbsthilfegruppen<br />
gibt es in Berlin.<br />
DRK-Kliniken, sagt: „Diese Technologie<br />
holen wir nun nach Köpenick.“<br />
Ein Beispiel für die Ausstattung<br />
des DTZ auf internationalem Spitzenniveau<br />
ist ein Teilchenbeschleuniger.<br />
Erwurde 2014 als „erster ambulanter<br />
Zyklotron Deutschlands“<br />
eingeweiht. Mit ihm können Nuklearmediziner<br />
radioaktiv markierte<br />
Zuckerlösungen selbst herstellen.<br />
Diese werden potenziellen Krebspatienten<br />
gespritzt, bevor sie im Positronen-Emissions-Tomografie-Gerät<br />
(PET)untersucht werden. Dieradioaktiv<br />
markierte Zuckerlösung reichert<br />
sich in den Krebszellen an,<br />
bringt sie zum Leuchten und macht<br />
sie so am Bildschirm sichtbar. Sogar<br />
zwei Millimeter kleine Krebszellen<br />
können die Ärzte lokalisieren –und<br />
so viele Tumorefrüh entdecken.<br />
KRANKHEIT<br />
17000<br />
<strong>Berliner</strong> erkranken<br />
jährlich an Krebs.<br />
2<br />
Jahre ist die Bauzeit des<br />
neuen Onkozentrums.<br />
Daskünftige Onkozentrum Berlin<br />
soll aber nicht nur medizintechnologisch<br />
führend sein, sondern auch<br />
praktische Grundprobleme lösen,<br />
mit denen viele Patienten konfrontiert<br />
sind. Nach der Krebsdiagnose<br />
fehlt ihnen oft der Überblick, welche<br />
Hilfsangebote es für sie gibt. Niedergelassene<br />
Fachärzte und Kliniken arbeiten<br />
selten eng zusammen, Kranke<br />
werden oft doppelt untersucht und<br />
doppelt diagnostiziert. „Unser Zentrum<br />
wird solche seelischen Zusatzbelastungen<br />
unnötig machen“, sagt<br />
Wolfgang Mohnike. Die Einrichtung<br />
könne durch die Kooperation mit<br />
den DRK-Kliniken alle Leistungen<br />
aus einer Hand anbieten – ambulant,<br />
stationär,interdisziplinär.<br />
Einen Verbesserungsbedarfinder<br />
Patientenversorgung sieht Matthias<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
Pross insbesondere auch im Bezirk<br />
Treptow-Köpenick. „Wir haben fast<br />
260 000 Einwohner, soviele wie eine<br />
kleine Großstadt, müssen aber unsereKlinikpatienten<br />
zur Bestrahlung<br />
quer durch Berlin schicken“, sagt er.<br />
Betroffene würden regelmäßig im<br />
Krankentransportwagen zu Einrichtungen<br />
wie dem DTZ gefahren, um<br />
sie dort behandeln zu lassen. Dieser<br />
Aufwand sei eine Zumutung für die<br />
Kranken, aber auch in wirtschaftlicher<br />
und organisatorischer Hinsicht<br />
unsinnig. Der Bezirk brauche eine<br />
eigenständige Komplettversorgung.<br />
Neue Rettungsstelle geplant<br />
DerBau des Onkozentrums Berlin ist<br />
für die DRK-Kliniken Köpenick mit<br />
weiteren Projekten verbunden. Dadurch,<br />
dass das private DTZ eine<br />
Summe von 20Millionen Euro einbringt,<br />
werden an anderer Stelle finanzielle<br />
Kapazitäten frei. „Wir können<br />
nun eine neue Rettungsstelle<br />
und ein neues Parkhaus bauen“, sagt<br />
Pross. Etwas Klärungsbedarf gibt es<br />
derzeit noch mit dem <strong>Berliner</strong> Senat.<br />
„Wir sind in Gesprächen darüber,<br />
wie viele Betten das Onkozentrum<br />
anbieten darf und soll“, sagt Mohnike.Bereits<br />
voll überzeugt ist Bezirksbürgermeister<br />
Oliver Igel (SPD). Er<br />
wird bei der Grundsteinlegung im<br />
Oktober ein Grußwortsprechen.<br />
Vier Kühe sind<br />
bereits<br />
verendet<br />
Hoher Schaden auf<br />
Bio-Hof bei Liebenwalde<br />
VonIda Luisa Krenzlin, Liebenwalde<br />
ImLandkreis Oberhavel ermittelt<br />
die Polizei wegen einer möglichen<br />
Tierbefreiungsaktion, die für einige<br />
Tiere tödlich endete. „Es wurde von<br />
der Polizei vor Ort eine entsprechende<br />
Anzeige aufgenommen“,<br />
sagte der Sprecher der Polizeidirektion<br />
Nord,Toralf Reinhardt.<br />
Wassich genau auf den GutHammer<br />
bei Liebenwalde (Oberhavel)<br />
am Wochenende abgespielt hat, ist<br />
noch unklar.Doch bis zum Dienstag<br />
waren bereits vier Kühe verendet, 40<br />
weiterekämpfen ums Überleben.<br />
Die Betreiber des Biobetriebs mit<br />
300 Milchkühen und 600 weiteren<br />
Rindern behaupten, dass Fremde<br />
auf den Hofkamen und in der Nacht<br />
zum Sonntag die Stalltore öffneten.<br />
„So konnten hunderte Tiere frei<br />
übers Gelände laufen“, sagte Geschäftsführerin<br />
Anja Schiemann der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. DieTierekamen so<br />
auch an Kraftfutter heran. Die Geschäftsführerin<br />
sagte,dass diese Getreidemischung<br />
für einige Tierezum<br />
Verhängnis geworden sei.<br />
„Normalerweise fressen die Kühe<br />
auf der Weide und bekommen zusätzlich<br />
pro Tier und Tagnur zwei<br />
Kilo Kraftfutter“, sagte sie. Doch<br />
manche Tiere hätten in kürzester<br />
Zeit bis zu zehn Kilo gefressen. „Zu<br />
viel Kraftfutter führt dazu, dass das<br />
Verdauungssystem im Pansen empfindlich<br />
gestört wird“, sagte sie.Vier<br />
Kühe seien wohl an den Folgen der<br />
Überdosierung gestorben, 40 Kühe<br />
brachen durch die Stoffwechselstörung<br />
zusammen und müssen tierärztlich<br />
behandelt werden. Schiemann<br />
befürchtet nun, dass weitere<br />
Tiere sterben. „Die Leberschäden<br />
sind einfach zu groß.“<br />
Die Chefin des Hofs weiß nicht,<br />
wer die Tiere freigelassen hat. Sie<br />
geht davon aus,dass der oder die Täter<br />
sehr planvoll vorgegangen sind<br />
und sehr genau wussten, wie sie die<br />
Tore der Ställe öffnen und blockieren<br />
müssen. „Das war kein betrunkener<br />
Dummejungenstreich“, behauptete<br />
sie. Den Gesamtschaden kann sie<br />
noch nicht beziffern.<br />
Im Internet wird spekuliert, dass<br />
Tierschützer hinter der Aktion stecken<br />
könnten. Das Gut hat eine Belohnung<br />
von1000 Euro ausgesetzt.<br />
REISEMARKT<br />
OSTSEE<br />
Urlaub an derOstsee<br />
in einem First-Class-Hotel<br />
muss nichtteuer sein!<br />
5Ü/HP als 3-Gang-Abendmenü<br />
im September ab399€p.P./DZ<br />
im Oktober ab319 €p.P./DZ<br />
Nov. 18 – Feb.19 ab 299 €p.P./DZ<br />
ausgenommen Feiertage<br />
Neptun Kühlungsborn Hotelbetriebs GmbH<br />
Strandstr. 37 ·18225 Kühlungsborn<br />
T. 03 82 93/63 0·F.038293/63-299<br />
www.neptun-hotel.de<br />
Polnische ostsee<br />
Kleine Pension ·Baden ·Boote ·Parkplatz<br />
vom15.09.2018–09.11.2018·2Ü/F/hP 59,–€ p. P.<br />
tel. 03973 –22990 60 ·www.AvilaPark.com<br />
S&P Service &Produkte GmbH, Fr.V.Schwarz<br />
Richard-Wagner-Straße7,17309 Pasewalk<br />
Ostseeheilbad Graal-Müritz –Villa Edda<br />
Hotel –Ferienwohnungen –Apartments<br />
liebevoll sanierte Hotelvilla in Strand- &Kurparknähe bietet<br />
komfortable Zimmer mit Schlemmerfrühstücksbuffet,<br />
Spätsommerangebot: 4Ü/F ab 165,– € p. P. im DZ<br />
KS Betr.- und Verw.-GmbH, GF K.-C. Sund, Fritz-Reuter-Str.7<br />
18181 Graal-Müritz, Tel. 03 82 06 -1530•www.villa-edda.de<br />
USEDOM<br />
MECKLENBURGISCHE SEENPLATTE<br />
300m zum Ostseestrand, Septemberangebot<br />
Ferienanlage „Kölpinseeblick“<br />
mit Hotel „Karl’s Burg“<br />
Doppelzimmer/Appartements inkl. Frühstück<br />
ab 40 bis 50 €pro Person/Nacht, Parkplatz mögl.<br />
1- bis 3-Raum-Ferienwohnungen, Hund &Transfermögl.<br />
Tel. 038375/2360 · www.kölpinsee.com<br />
B. Golibrzuch, Strandstr. 4·17459 Kölpinsee<br />
Geheimtipp inder Müritzregion<br />
Radeln, Wandern und Wellness<br />
Urlaubs- und Radlerarrangements<br />
NEU: Seeatelier mit Hauslift<br />
Arrangements zu allen Jahreszeiten!<br />
Wir holen auch ab!<br />
Hotel Seeresidenz Gesundbrunn INH. Rauer<br />
Hermann-Niemann-Str. 11 ·19395 Plau am See<br />
Z 03 87 35-81 40/ -415 28 ·www.seeresidenzgesundbrunn.de<br />
Ihre Spende hilft unheilbar<br />
kranken Kindern!<br />
Bitte online spenden unter:<br />
www.kinderhospiz-bethel.de<br />
Das ist genau<br />
Das Magazin für<br />
Frauen 50plus.<br />
www.cafemeins.de<br />
!<br />
Jetzt 1€<br />
günstiger!<br />
Erholung pur.<br />
Anzeigenaufnahme:<br />
030 232750<br />
Händlerstempel:<br />
GUTSCHEIN<br />
für nur 1,95 statt 2,95<br />
Gültig bis 31.12.2018 im teilnehmenden<br />
Fachzeitschriftenhandel. Nur für ein Exemplar<br />
„Meins“ gültig.<br />
gespart
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 17<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Wissenschaft<br />
Sonnencreme<br />
reicht<br />
nicht aus<br />
Ärzte warnen vor Hautkrebs<br />
trotz Lichtschutzfaktor 50<br />
Ordentlich Sonnencreme, am<br />
besten mit Lichtschutzfaktor<br />
50, auftragen –und man ist vorHautkrebs<br />
geschützt. Dasdachten sich in<br />
diesem sonnenreichen Sommer sicher<br />
nicht wenige Menschen. Doch<br />
Hautärzte relativieren diese Vorstellung.„Ein<br />
Irrglaube“, sagt der Tübinger<br />
Hautkrebsexperte Claus Garbe<br />
sogar. Essei nicht so, dass die Haut<br />
durch Sonnenschutzmittel komplett<br />
vor Hautkrebs geschützt werden<br />
könne. „Vor Sonnenbrand ja, vor<br />
Hautkrebs nicht.“ Schon sehr niedrige<br />
Dosen UV-Strahlung verursachten<br />
Veränderungen des Erbguts in<br />
der Haut, die das Krebsrisiko vergrößern<br />
können. „Sobald die Haut<br />
braun wird, sind schon Mutationen<br />
ausgelöst“, sagt Garbe.<br />
DerMediziner ist Professor an der<br />
Universität Tübingen und Tagungspräsident<br />
des Deutschen Hautkrebskongresses,<br />
der am Donnerstag in<br />
Stuttgart beginnt. Er berichtet vom<br />
„überraschenden Resultat“ einer<br />
Studie mit etwa 1800 Kindergartenkindern,<br />
der zufolge Sonnenschutzmittel<br />
keinen Effekt auf die Entwicklung<br />
von Hautmutationen hatten.<br />
Schutz durch Kleidung dagegen<br />
habe einen deutlichen Unterschied<br />
ausgemacht. Solange die Menschen<br />
das ausgiebige Sonnenbaden nicht<br />
ließen, solange Braunsein „in“ sei,<br />
stiegen die Hautkrebsraten wohl<br />
weiter,und das ungebremst, sagt der<br />
Mediziner. Bis 2030 werde eine Verdoppelung<br />
bei der Zahl der Neuerkrankungen<br />
erwartet.<br />
Strahlung ist nicht Hitze<br />
Deutschlandweit erkranken derzeit<br />
jährlich mehr als 240 000 Menschen<br />
neu an Hautkrebs, wie Garbe sagt.<br />
Die Zahl der Fälle von schwarzem<br />
Hautkrebs wurden beim <strong>Berliner</strong> Robert-Koch-Institut<br />
(RKI) zuletzt mit<br />
mehr als 21 000 im Jahr bundesweit<br />
angegeben. Frauen erkrankten im<br />
Schnitt mit 60 Jahren, Männer sieben<br />
Jahrespäter.<br />
Dass man ganz besonders Kinder<br />
schützen und eincremen soll, wüssten<br />
eigentlich alle, sagt der <strong>Berliner</strong><br />
Kinderarzt Herbert Grundhewer.<br />
Nur werde dieses Wissen leider sehr<br />
unterschiedlich angewandt. Vor allem<br />
kleine Kinder mit ihrer noch<br />
dünnen Haut seien bedroht.Viele Kitas<br />
hätten reagiert und ließen die<br />
Kinder nur noch unter Sonnensegeln<br />
im Sand spielen.<br />
Grundhewer warnt davor, Hitze<br />
mit UV-Strahlung zu verwechseln.<br />
Man sehe und spüre die tückische<br />
Strahlung nicht. Natürlich sollten<br />
Kinder raus in die Natur –sie sollten<br />
aber geschützt werden, mit Creme<br />
und Kleidung, besonders zwischen<br />
11 und 15 Uhr. Auch seien Reisen in<br />
Sonnenländer kritisch, in denen<br />
kaum Zeit sei, sich auf die plötzliche<br />
Belastung einzustellen. „Das ist besonderer<br />
Stress für die Haut“, sagt<br />
Grundhewer.<br />
Vorallem beim besonders gefährlichen<br />
schwarzen Hautkrebs gehen<br />
Experten davon aus, dass er durch<br />
akute UV-Überbelastung speziell im<br />
Kindesalter bedingt ist. Der weiße<br />
Hautkrebs betrifft hingegen vorwiegend<br />
Langzeiturlauber, aber auch<br />
Bauarbeiter oder Dachdecker, die<br />
lange der Sonne ausgesetzt sind.<br />
Auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />
meldet deutlich<br />
steigende Zahlen der bestätigten Berufskrankheit<br />
Hautkrebs. (dpa)<br />
Ob’snoch hilft? Die Haut hat bereits mit<br />
Röte auf die Sonne reagiert. DPA/STEPHANIE PILICK<br />
Es besteht kein Grund, Kinder vor der Umwelt abzuschirmen. Der Aufenthalt in der Natur kann das Immunsystem fördern.<br />
Keine Angst vor Keimen<br />
Kinder sollten möglichst unbelastet und natürlich aufwachsen, rät der Allergologe Philippe Eigenmann<br />
Dreck reinigt den Magen“,<br />
lautet ein alter Spruch. Er<br />
zeigt, wie robust einst mit<br />
dem Thema „Kinder und<br />
Keime“ umgegangen wurde. Heute<br />
dagegen scheinen viele Eltern ihren<br />
Nachwuchs von der „krankmachenden“<br />
Umwelt nahezu abschirmen zu<br />
wollen. Dabei besagt eine Hypothese,<br />
dass der Kontakt mit Keimen Kinder<br />
davor schützt, Allergien zu entwickeln.<br />
DerKinderarzt und Allergologe<br />
Philippe Eigenmann erzählt, wie Eltern<br />
mit diesem Thema umgehen<br />
sollten.<br />
Herr Professor Eigenmann, ist es gefährlich,<br />
wenn ein Kind einen Gegenstand<br />
in den Mund nimmt, der auf der<br />
Straße lag?<br />
Ein Gegenstand ist nicht automatisch<br />
mehr belastet, weil er draußen<br />
auf dem Boden lag. Wirvergessen oft,<br />
dass wir mit Keimen leben. Wenn ein<br />
Kind den Daumen in den Mund<br />
steckt, sind dort Bakterien drauf –<br />
und der Mund ist auch voll vonihnen.<br />
Warum sind Kinder, die auf Bauernhöfen<br />
groß werden, besser vor Allergien<br />
geschützt als Stadtkinder?<br />
Siesind sicher einer größerenVielfalt<br />
von Keimen ausgesetzt. Das Immunsystem<br />
eines Kindes ändert sich<br />
dadurch so, dass es weniger anfällig<br />
für Allergien ist.<br />
Helfen Ferien auf dem Bauernhof zur<br />
Allergie-Prophylaxe?<br />
Nein, Tage oder Wochen reichen<br />
nicht. Am besten wirkt, wenn die<br />
Mutter schon schwanger auf dem<br />
Bauernhof ist und das Kind dortaufwächst.<br />
Das Vorschulalter zählt. Die<br />
Gründe dafür kennen wir nicht im<br />
Detail. Wir haben Mäuse in einem<br />
Kuhstall aufgezogen und uns angeschaut,<br />
wie sie sich vonLabormäusen<br />
unterscheiden. Das Immunsystem<br />
bei den Bauernhofmäusen war viel<br />
aktiver als bei den Labormäusen –sogar<br />
schon bei sehr jungen Tieren. Außerdem<br />
haben wir in den Fäkalien jeweils<br />
unterschiedliche Keime gefunden.<br />
Auch beim Menschen hat man<br />
bei Allergikernund Nicht-Allergikern<br />
unterschiedliche Keimprofile in den<br />
Fäkalien gefunden.<br />
Heißt das, es gibt Bakterien, die vor<br />
Allergien schützen?<br />
Ja, esgibt Bakterienfamilien, die<br />
vor Allergien schützen. Bifido-Bakterien,<br />
die erstmals in der Darmflora<br />
von gestillten Kleinkindern entdeckt<br />
wurden, findet man eher bei gesunden<br />
Kindern, Clostridien, in deren Familie<br />
es Krankheitserreger gibt, dagegen<br />
eher bei allergischen Kindern.<br />
Wahrscheinlich reicht es aber nicht,<br />
nur eine Bakteriengattung zu betrachten.<br />
Es gibt ein sensibles Gleichgewicht<br />
im Darm. Außer Bakterien<br />
gibt es auch nochVirenund Pilze.<br />
Sie haben bei den Stallmäusen viele<br />
Virengefunden.<br />
Wir fanden auffällig viele Mastadenoviren,<br />
die leichte Darminfekte<br />
verursachen können. Allerdings wissen<br />
wir nicht, ob das Auftauchen dieser<br />
Viren einen Effekt auf Allergien<br />
hat. Dasist noch gar nicht untersucht<br />
–eskann noch große Überraschungen<br />
geben hinsichtlich der Rolle der<br />
Vireninder Darmflora.<br />
Schützt also Vielfalt in der Darmflora<br />
vorAllergien?<br />
Menschen mit größerer Vielfalt<br />
von Bakterien haben seltener Allergien<br />
als Menschen mit einer Darmfloraaus<br />
wenigen Bakterienfamilien.<br />
Bedeutet das auch, dass Antibiotika<br />
Allergien fördern?<br />
Es gibt Studien, die nahelegen,<br />
dass Kinder, die früh im Leben ein<br />
Antibiotikum bekommen haben, anfälliger<br />
für eine Allergie werden –und<br />
es gibt andere Untersuchungen, bei<br />
denen das Risiko nicht erhöht erscheint.<br />
Wahrscheinlich ist es ein Unterschied,<br />
ob die Mutter am Ende der<br />
Schwangerschaft drei Tage ein Antibiotikum<br />
nimmt, weil sie Fieber<br />
hatte,oder ob das Kind sechs Monate<br />
lang ein solches Präparat bekommt,<br />
weil es einen schweren Infekt hat.<br />
Wirkt das Stillen präventiv gegen die<br />
Entstehung vonAllergien?<br />
Kinder sollten, wenn möglich, vier<br />
bis sechs Monate gestillt werden. Dafür<br />
gibt es viele Gründe –Allergieprävention<br />
ist jedoch keiner davon. Studien<br />
zeigen, wenn überhaupt, hier<br />
nur eine schwacheWirkung.<br />
FACHMANN FÜR ALLERGIEN<br />
Könnte es gegen Allergien helfen, die<br />
richtigen Bakterien, sogenannte Probiotika,<br />
zu schlucken?<br />
In einigen Studien wurde gezeigt,<br />
dass Probiotika leicht vorbeugend gegenüber<br />
Allergien wirken, besonders<br />
hinsichtlich Neurodermitis bei Kleinkindern.<br />
Die Studien, die einen positiven<br />
Effekt zeigten, wurden vorwiegend<br />
in Finnland gemacht –deshalb<br />
bekommen Kinder dort ein Bakterien-Präparat<br />
mit Milchsäure-Bakterien.<br />
Ichsehe allerdings nicht, dass es<br />
Philippe Eigenmann ging nach dem Medizin-Studium in Genf im Rahmen seiner<br />
Kinderarzt-Ausbildung an die US-amerikanische Johns Hopkins University,Baltimore USA.<br />
Dortforschte er zum Thema Allergien. Zurück in Genf entwickelte er die allergologische<br />
Sprechstunde für Kinder.Seit 2012 ist er außerordentlicher Professor am Departement für<br />
Pädiatrie des Universitätsspitals Genf.<br />
eine große Wirkung haben kann,<br />
wenn man bloß eine Art von Bakterium<br />
schluckt.<br />
Besser wäreein Mix?<br />
Das wäre erfolgversprechender.<br />
Allerdings ist die orale Einnahme ohnehin<br />
nicht sehr effektiv.Nur ein kleiner<br />
Teil überlebt die Magensäureund<br />
gelangt in den Dünndarm. Wenn<br />
man Probiotika nimmt, sind die darin<br />
enthaltenen Bakterien nur kurz danach<br />
noch nachweisbar. Man muss<br />
sie also regelmäßig, langfristig und<br />
wahrscheinlich in großer Menge nehmen,<br />
damit sie nicht komplett verdaut<br />
werden. Bakterien in Kapseln<br />
sind wahrscheinlich effizienter als<br />
probiotikahaltiger Joghurt.<br />
Kann man mit Ernährung die Keimflora<br />
positiv beeinflussen, auch im<br />
Hinblick auf Allergien?<br />
Milchsäurebakterien, die natürlicherweise<br />
in Milch und Milchprodukten<br />
vorkommen, haben einen<br />
schwach positiven Einfluss. Auch<br />
Stoffwechselprodukte von Bakterien,<br />
die in Milchprodukten enthalten sind<br />
–zum Beispiel Butyrat und kurzkettige<br />
Fettsäuren.<br />
Ausgerechnet Milch –dabei hatte man<br />
sie imVerdacht, Allergien zu fördern.<br />
Ziemlich lange hat man in<br />
IMAGO STOCK&PEOPLE<br />
Deutschland und der Schweiz Hypoallergene-Milch<br />
zur Allergieprophylaxe<br />
propagiert, in der das Eiweiß vorverdaut<br />
ist. Diese Milch wurde vor<br />
etwa 25 Jahren eingeführtund ist immer<br />
noch auf dem Markt –und die<br />
Rate von Allergien steigt. Auch Kinder,<br />
die HA-Milch getrunken haben,<br />
können allergisch werden.<br />
Man bekommt den Eindruck, dass<br />
Vermeiden von Lebensmitteln immer<br />
schlechter ist als die Konfrontation.<br />
Man kann das nicht generalisieren.<br />
Kinder mit hohem Risiko, eine<br />
Erdnussallergie zu entwickeln, hat es<br />
in einer Studie geschützt, früh Erdnussbestandteile<br />
zu sich zu nehmen.<br />
Aber hinsichtlich der Hühnerei-Allergie<br />
haben Untersuchungen kein klares<br />
Ergebnis erbracht, ob eine frühzeitige<br />
Exposition schädlich oder<br />
günstig ist. Anscheinend gibt es Unterschiede<br />
von einem Lebensmittel<br />
zum anderen. Jedenfalls sollte man<br />
nicht übervorsichtig sein. Wenn Eltern<br />
ein neues Lebensmittel und potenzielles<br />
Allergen einführen wollen,<br />
raten wir:Gebt es zunächst in kleiner<br />
Menge –und wenn das Kind es gut<br />
verträgt, regelmäßig, damit sich eine<br />
Toleranz ausbilden kann.<br />
Was ist mit Allergien gegen Staub,<br />
Milbe, Katzenhaare? Verringertfrüher<br />
Kontakt spätereAllergien?<br />
Leider nicht. Es gibt wahrscheinlich<br />
Kinder,die,weil sie eine Katzezu<br />
Hause haben, vor einer Katzenhaar-<br />
Allergie geschützt sind. Aber es gibt<br />
auch solche,die können machen, was<br />
sie wollen, die werden auf jeden Fall<br />
allergisch gegen Katzenhaare.<br />
IstAnfälligkeit für Allergien erblich?<br />
Wenn ein Elternteil oder Geschwister<br />
des Kindes schon allergisch<br />
sind, ist das Risiko für das Kind erhöht.<br />
Mankann aber die Artder Allergie,<br />
obetwa gegen Katzenhaare oder<br />
Fisch, nicht voraussehen.<br />
Waskönnen Sie Eltern als Ratschlag<br />
mitgeben?<br />
Natürlich leben –keine Angst vor<br />
Keimen. Frische und wenig verarbeitete<br />
Lebensmittel essen. Zigarettenrauch<br />
fördert Allergien –dem sollte<br />
man Kinder auf keinen Fall aussetzen.<br />
In der Schwangerschaft ist es für<br />
die werdende Mutter nicht sinnvoll,<br />
auf Milch, Erdnüsse oder irgendein<br />
anderes Lebensmittel zu verzichten,<br />
das hat keinen Einfluss auf die Entstehung<br />
vonAllergien beim Kind. Durch<br />
solche Einschränkungen können<br />
aber Mutter und Kind ein Nährstoffdefizit<br />
bekommen.<br />
DasGespräch führte Frederik Jötten.<br />
Leben in Tiefe<br />
von sieben<br />
Kilometern<br />
Forscher entdeckten im<br />
Ozean drei neue Fischarten<br />
Ineiner der tiefsten Regionen des<br />
Pazifik haben Forscher drei bislang<br />
unbekannte Arten von Tiefseefischen<br />
entdeckt. Die zuden Scheibenbäuchen<br />
(Lipanidae) zählenden<br />
Spezies wurden mit einem unbemannten<br />
U-Boot im Atacamagraben<br />
vor der Küste von Chile und Peru in<br />
einer Tiefe von 7500 Metern aufgespürt.<br />
DieForscher sprechen vorläufig<br />
von rosafarbenen, blauen und<br />
violetten Scheibenbäuchen, wie die<br />
englische Universität Newcastle bekanntgab.<br />
Im Vergleich zu anderen Tiefseefischen<br />
– mit großen Augen, langen<br />
Zähnen oder Leuchtorganen –sehen<br />
die neu entdeckten Meeresbewohner<br />
recht unscheinbar aus: Die bis zu 30<br />
Zentimeter langen Scheibenbäuche<br />
sind klein, schleimig und recht transparent.„Außer<br />
Reichweite anderer Fische<br />
sind sie frei vonWettbewerbern<br />
und Fressfeinden“, sagt der Tiefseeforscher<br />
Thomas Linley. „Die Videoaufnahmen<br />
zeigen eindeutig, dass da<br />
unten viele wirbellose Beutetiere leben,<br />
und die Scheibenbäuche stehen<br />
an der Spitze der Nahrungskette. Sie<br />
scheinen ziemlich aktiv zu sein und<br />
sehen wohlgenährtaus.“<br />
Die härtesten Strukturen im Körper<br />
der schleimigen Fische sind die<br />
Zähne und die Knochen des Innenohrs.<br />
Die Fische sind an extreme Bedingungen<br />
angepasst. Der Druck in<br />
dieser Tiefe ist bis zu 1100-mal höher<br />
als an der Wasseroberfläche. Die<br />
Temperatur liegt nahe am Gefrierpunkt.<br />
(dpa, BLZ)<br />
Eine der drei neu entdeckten Tiefsee-Fischarten.<br />
DPA/A. JAMIESON/TH. LINLEY/NEWCASTLE UNIVERSITY<br />
<strong>Berliner</strong> Gärtner<br />
sollen Wildtiere<br />
erforschen<br />
Leibniz-Institut sucht<br />
Bürger-Unterstützung<br />
Nicht wenige <strong>Berliner</strong> haben bereits<br />
die Erfahrung gemacht:<br />
Füchse laufen bereits am hellichten<br />
Tagdurch die Straßen, Waschbären<br />
wühlen in Innenhöfen,Wildschweine<br />
trauen sich immer tiefer in Siedlungsgebiete<br />
hinein. Das Leibniz-Institut<br />
für Zoo- und Wildtierforschung<br />
(IZW), das seinen Sitz neben dem<br />
Tierpark hat, will dem jetzt genauer<br />
auf den Grund gehen. Es sucht Gartenbesitzer,die<br />
sich als Freizeit-Wildtier-Forscher<br />
betätigen und Kameras<br />
auf ihrem Grundstück installieren.<br />
Die Wissenschaftler wollen mit Hilfe<br />
der Bürger mehr über dieVerbreitung<br />
vonWildtieren in der Stadt erfahren.<br />
„Die von uns zur Verfügung gestellte<br />
Kamera ist mit einem Bewegungssensor<br />
ausgestattet und macht<br />
automatisch Fotos vonTieren, die vor<br />
die Linse laufen“, sagt IZW-Wissenschaftlerin<br />
Milena Stillfried. DieTeilnehmer<br />
sollen die Daten anschließend<br />
auf die Internetplattform des<br />
Projektes laden. Sie können sich an<br />
der Auswertung beteiligen und die<br />
Ergebnisse diskutieren. Bewerbungen<br />
sind bis zum 23. September im<br />
Internet –auf der Seite wtimpact.de –<br />
möglich. (dpa, BLZ)
18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Alles<br />
auf<br />
Sieg<br />
Sonst ist der Saisonstart der<br />
Füchse wirklich misslungen<br />
„Eine<br />
traurige<br />
Geschichte“<br />
Eisbären-Torwart Cüpper<br />
fällt verletzt lange aus<br />
VonCarolin Paul<br />
Die ersten Spiele in der neuen<br />
Saison sind absolviert und<br />
schon jetzt bahnt sich für die Füchse<br />
eine kleine Krise an. Während Spitzenmannschaften<br />
wie die SG Flensburg-Handewitt,<br />
die Rhein Neckar<br />
Löwen und der SC Magdeburg verlustfrei<br />
in die Bundesliga gestartet<br />
sind, sieht die Ausbeute der <strong>Berliner</strong><br />
weniger gut aus. Nur zwei Punkte<br />
konnten aus den letzten drei Begegnungen<br />
mitgenommen werden.<br />
Das ist nicht der Start, den sich<br />
die Vereinsleitung vorgestellt hat.<br />
Aussagen über den „besten Kader“<br />
und „den nächsten Schritt gehen“<br />
wurden getroffen, doch läuft das<br />
Team bisher seinen Erwartungen<br />
noch hinterher. Vor dem morgigen<br />
Heimspiel (19 Uhr, Schmelinghalle)<br />
gegen die TSV Hannover-Burgdorf<br />
stellt sich die Frage,woran es liegt.<br />
Ein halbes Dutzend verletzte<br />
Spieler auf der Bank ist sicher nicht<br />
hilfreich. Allerdings sind Stipe Mandalinic,<br />
Simon Ernst und Marko<br />
Kopljar Ausfälle, mit denen man geplant<br />
hatte –deswegen wurden Zugänge<br />
ergänzend eingekauft. Aber<br />
auch hier gibt es Probleme.<br />
Rückraum als Sollstelle<br />
Saisonsymbolbild: Frederik Simak gegen<br />
Flensburg.<br />
MATTHIAS KOCH<br />
Der von RK Vardar Skopje geholte<br />
Kreisläufer Mijajlo Marsenic ist<br />
noch nicht auf dem angestrebten Niveau.<br />
Nach einem Trainingsunfall<br />
muss er die nächsten Spiele ebenfalls<br />
auf der Tribüne Platz nehmen.<br />
Sein Pendant Johan Koch ist erst vergangene<br />
Woche wieder in den Spielbetrieb<br />
eingestiegen, nachdem er an<br />
einer Leistenverletzung laborierte,<br />
und der dritte Kreisläufer Erik<br />
Schmidt blieb bisher unter seinem<br />
Leistungsoptimum.<br />
Eine weitere Sollstelle ist der<br />
Rückraum. Wael Jallouz kam angeschlagen<br />
nach Berlin und lässt bisher<br />
noch die Athletik vermissen, für<br />
die er in den letzten Jahren bekannt<br />
war.Mit 27 Jahren ist er zudem einer<br />
der älteren und erfahreneren Spieler,<br />
die Verantwortung übernehmen sollen<br />
–eine Aufgabe,indie der Zugang<br />
hineinwachsen muss.Gleiches kann<br />
über Paul Drux gesagt werden, der in<br />
den letzten Spielen unter seinen<br />
Möglichkeiten blieb.<br />
Die Hoffnung liegt auf Fabian<br />
Wiede, der nach seiner Fußverletzung<br />
seit Montag wieder im Training<br />
ist und hofft, beim Heimspiel gegen<br />
die TSV Hannover-Burgdorf auflaufen<br />
zu können. Doch diese Rückkehr<br />
ist mit Vorsicht zu genießen. Wiede<br />
hatte sich in der Vorbereitung verletzt<br />
und muss erst in den Spielbetrieb<br />
zurückfinden. Zumal er noch<br />
nicht komplett schmerzfrei ist.<br />
Dennoch –erbringt mit seiner Erfahrung<br />
eine gewisse Sicherheit in<br />
das Spiel zurück und bietet nicht zuletzt<br />
eine Entlastung für die Teamkollegen.<br />
Die jungen Reißky, Simak<br />
und Holm haben zwar in den letzten<br />
Spielen glänzen können, doch fehlte<br />
ihnen über 60 Minuten Konstanz<br />
und Kraft. Die brauchen alle beim<br />
Heimspiel. Denn ein Sieg ist dringend<br />
nötig, um nicht jetzt schon den<br />
Anschluss zur Spitzezuverlieren.<br />
Wieder vielseitig gefordert: Ingrid Klimkeauf Hale Bob.<br />
820 Pferdestärken<br />
Für die Weltreiterspiele in North Carolina haben die Organisatoren eine Rekordsumme investiert<br />
VonGabrielle Pochhammer,Tryon<br />
Und jetzt noch Florence.<br />
Der Hurricane gleichen<br />
Namens braut sich gerade<br />
über dem Atlantik<br />
zusammen und eilt Richtung North<br />
Carolina. In den nächsten beiden Tagen<br />
soll er die Küste erreichen. Tryon,<br />
der Schauplatz der Weltreiterspiele,<br />
der Weltmeisterschaften in acht Pferdesportdisziplinen,<br />
liegt nur 280 Meilen<br />
entfernt, 1,5 Millionen Menschen<br />
sind geflohen. WerPferde hat, hat sie<br />
ins Landesinnere in Sicherheit gebracht.<br />
Sturmund Starkregen werden<br />
erwartet. Dashat gerade noch gefehlt.<br />
Wasein amerikanischer Traum werden<br />
sollte, quasi aus dem Nichts die<br />
besten Weltreiterspiele, die es je gab,<br />
aus dem Boden zu stampfen, wirdjeden<br />
Tagmehr zum Albtraum.<br />
Der Chef der Veranstaltung, der<br />
Immobilientycoon Mark Bellissimo,<br />
der zusammen mit seinen Milliardärsfreunden<br />
nach eigenen Angaben<br />
rund 200 Millionen Dollar in die Anlage<br />
investiert hat, musste sich jetzt<br />
entschuldigen bei den Pferdepflegern,<br />
die unter unsäglichen Bedingungen<br />
bisher in Massenquartieren<br />
hausen mussten, weil ihre Unterkünfte<br />
nicht bezugsfertig waren.<br />
Inzwischen wohnen sie in kleinen<br />
Blockhütten, die von weitem wie etwas<br />
zu groß geratene Hundehütten<br />
aussehen, bis gesterngab es dortweder<br />
Strom noch Wasser. Zwar stehen<br />
auf dem 650 Hektar großen Turniergelände<br />
auch schicke Holzhütten,<br />
aber die sind für bis zu 16 000 Dollar<br />
die Woche an Funktionäre und Pferdebesitzer<br />
vermietet. Von den versprochenen<br />
Hotels stehen nicht mal<br />
die Grundmauern. Wenigstens den<br />
Pferden –820 werden erwartet –geht<br />
es gut, sie konnten feste Boxen in<br />
Fünfsternequalität beziehen. 1,5 Millionen<br />
Euro kostet die Reise der deutschen<br />
Reiter, aufgebracht von der<br />
Deutschen Reiterlichen Vereinigung<br />
(FN) und dem Innenministerium,<br />
also dem Steuerzahler. Und so wird<br />
einiges erwartet an Medaillen. Zwar<br />
nicht unbedingt von den deutschen<br />
Distanzreitern, die heute als Erste auf<br />
die 160 Kilometer lange Strecke müssen.<br />
Hier ist heil Ankommen schon<br />
wie ein Sieg. Die Medaillen werden<br />
wohl wieder Reiter aus den arabischen<br />
Staaten bekommen.<br />
Sievor allem haben den Langstreckenrennen<br />
in den letzten Jahren in<br />
Verruf gebracht haben durch rücksichtloses<br />
Reiten. Erschreckende Bilder<br />
begleiteten diesen Sport, man sah<br />
Pferde mit gebrochenen Beinen<br />
durch dieWüste wanken, andere, völlig<br />
erschöpft vonnebenher laufenden<br />
Helferndurchs Ziel getrieben. 28 von<br />
47 Doping- oder Medikationsfällen,<br />
mit denen sich das Tribunal der Internationalen<br />
Reiterlichen Vereinigung<br />
(FEI) in den Jahren 2017 und 2018 beschäftigen<br />
musste, gehen auf das<br />
Konto des Distanzsportes.<br />
Auch dem Verein Deutscher Distanzreiter<br />
und -fahrer (VDD) geben<br />
jüngste Zwischenfälle „Anlass zu großer<br />
Sorge“, heißt es in einem offenen<br />
Brief. Erst Mitte August kollabierte ein<br />
Pferd beim Rennen im britischen<br />
Euston Park und starb. Das Event<br />
wurde unter anderem voneinem Unternehmen<br />
des Scheichs Mohammed<br />
BinRashid Al Maktoum aus Dubai gesponsert–wie<br />
auch der Distanzwettbewerb<br />
bei denWeltreiterspielen.<br />
Ab morgen müssen die Dressurreiter<br />
den Mannschaftstitel vonCaen<br />
2014 verteidigen. Sietreten als Favoriten<br />
an, auch wenn imVorfeld nicht alles<br />
glatt lief. Derelfjährige Cosmo von<br />
Sönke Rothenberger, dem manche<br />
sogar einen Einzeltitel zutrauen,<br />
wurde im Juli von einer fiebrigen Erkrankung<br />
heimgesucht, konnte erst<br />
DieStrecke ist hügelig. Dieletzten dreieinhalb<br />
Minuten geht es nur bergauf.<br />
Da ist eine sehr gute Kondition vonnöten,<br />
vor allem bei den erwarteten Temperaturen<br />
von mehr als dreißig Grad.<br />
vor vier Wochen in Donaueschingen<br />
zeigen, dass er wieder fit ist. Die<br />
sechsfache Olympiasiegerin Isabell<br />
Werthsetzt mit dem Einsatz vonBella<br />
Rose alles auf eine Karte. Diehochbegabte<br />
Fuchstute war fast vier Jahre<br />
lang verletzt, seit ihrem Comeback im<br />
Juni ist sie ungeschlagen. Erst zwei<br />
Wochen vor dem Abflug entschied<br />
der Dressurausschuss,neben Sammy<br />
Davies jun. unter Dorothee Schneider<br />
die international relativ unerfahrene<br />
elfjährige Daleramit Jessica von<br />
Bredow-Werndl mitzunehmen, auch<br />
sie ein außergewöhnliches, aber wie<br />
so oft kein einfaches Pferd. Zu fürchten<br />
haben die deutschen Dressurreiter<br />
vorallem die Gastgeber,die ihnen<br />
schon fast in Aachen den Sieg im Nationenpreis<br />
entrissen hätten.<br />
Traumstart in den Wahnsinn<br />
STEFAN LAFRENTZ/IMAGO<br />
Zur selben Zeit müssen auch die<br />
Vielseitigkeitsreiter ihre beiden WM-<br />
Titel aus Caen verteidigen. Das wird<br />
ohne den dreifachen Olympiasieger<br />
Michael Jung schwer werden. Seine<br />
Stute Rocana, mit der er 2017 das CCI<br />
Kentucky gewann und 2018 Zweiter<br />
war, hat sich am linken Fesselgelenk<br />
verletzt. Undeinen passenden Ersatz<br />
hat selbst ein Ausnahmereiter wie<br />
Jung nicht im Stall. Olympiacrack<br />
Sam (18) geht bald in Pension und<br />
von den jüngeren Hoffnungsträgern<br />
hat es keiner in die Spitzegeschafft.<br />
So begleiten hohe Erwartungen<br />
die Europameisterin Ingrid Klimke<br />
mit Hale Bob, sowie Julia Krajewski<br />
mit Chipmunk, Andreas Dibowski<br />
mit Corrida, und Thomas Rüder auf<br />
Colani Sunrise.Durch den Ausfall von<br />
Michael Jung erhält nun Sandra Auffarth<br />
die Chance,ihren Einzeltitel von<br />
2014 zu verteidigen. Zwar ist auch ihr<br />
Fuchs Opgun Louvo nicht mehr auf<br />
großer Bühne dabei, aber mit dem<br />
erst neunjährigen Viamant de Matz<br />
sie hat einen vielversprechenden<br />
Nachfolger unter dem Sattel.<br />
Die 5700 Meter lange Strecke, zu<br />
reiten in zehn Minuten, ist hügelig,<br />
die letzten dreieinhalb Minuten geht<br />
es nur bergauf. Da ist eine sehr gute<br />
Kondition vonnöten, vor allem bei<br />
den erwarteten Temperaturen von<br />
mehr als 30 Grad. Undeswerde Hindernisse<br />
geben, die man noch nie zuvorgesehen<br />
sagt, verspricht der britische<br />
Kursdesigner Mark Phillips,was<br />
ja eher wie eine Drohung klingt.<br />
Erst in der zweiten Woche treten<br />
die Springreiter an. Es wirdein junges<br />
deutschesTeam reiten, drei Reiter unter<br />
30, Simone Blum mit Alice, Maurice<br />
Tebbel mit Chacco’s Son und<br />
Laura Klaphake mit Catch me if you<br />
can, plus Routinier Markus Ehning,<br />
der inzwischen wieder Platz drei der<br />
Weltrangliste eroberthat. Dasist ja irgendwie<br />
ein gutes Omen.<br />
Die deutschen Wasserballer schlagen zum Auftakt des Weltcups in Berlin sensationell Ungarn mit 12:10<br />
Inder 2. Minute kreischte die Sirene<br />
zum ersten Maldurch die Europaschwimmhalle<br />
an der Landsberger<br />
Allee. Sie wirkte wie ein zusätzliches<br />
Aufputschmittel zum<br />
Glücksgefühl der deutschen Wasserballer,wenn<br />
sie beim Weltcup gegen<br />
den haushohen Favoriten Ungarn<br />
ein Torerzielten. Nach Mateo Cuks<br />
Führungstreffer röhrten die Lautsprecher<br />
noch elfmal wie Polizeisirenen.<br />
Das reichte aus, umdie 12:10-<br />
Sensation zum Auftakt des Turniers<br />
gegen einen Gegner zu landen, den<br />
Bundestrainer Hagen Stamm zuvor<br />
ren Mannschaftssportart erzählen“,<br />
sagt Stamm über diese anspruchsvolle<br />
Aufgabe. Hinzu kommt, dass<br />
nur noch elf statt wie bisher 13 Spieler<br />
im Aufgebot stehen dürfen. „Ein<br />
Wahnsinn“, wie Stamm findet. Um<br />
vorzubeugen, dass nach Strafen irgendwann<br />
keine Feldspieler mehr<br />
zur Verfügung stehen –mit Tobias<br />
Preuß und Timo van der Bosch<br />
mussten zwei Deutsche vorzeitig zuschauen<br />
–, setzte er im Toralleine auf<br />
Hannovers Moritz Schenkel.<br />
Der Meisterkeeper hielt stark, so<br />
dass seine Mannschaft dieses Spiel<br />
„als schwieriger als schwer zu schlagen“<br />
bewertet hatte. AmMittwoch<br />
heißt der nächste Gegner dann Japan<br />
(20.30 Uhr).<br />
Es war also ein Start, der genau<br />
die Emotionen freisetzt, die es<br />
braucht, um diese knüppelharteVeranstaltung<br />
mit sechs Spielen an<br />
sechs Tagen zu einer erfolgreichen<br />
zu machen. Mit dem Ziel, im nächsten<br />
Jahr mal wieder an einerWM teilzunehmen.<br />
„Dieses Turnier ist von<br />
der Anforderung doppelt, eigentlich<br />
unmenschlich. Sechs Spiele in sechs<br />
Tagen müsste man mal einer andewirklich<br />
gewinnen konnte. „Wir haben<br />
einen Teamgeist gezeigt, der seinesgleichen<br />
sucht“, sagte Stamm,<br />
„die Jungs waren weltklasse.“<br />
Nach 4:7-Rückstand kämpfte sich<br />
Deutschland zum 8:8 und übernahm<br />
das Kommando.Als der Spandauer<br />
Ben Reibel drei Minuten vor<br />
dem Ende das 11:9 erzielte und drei<br />
Ungarn ausgeschlossen waren, versprühten<br />
die Spieler erstmals das<br />
Gefühl, einen lange nicht dagewesenen<br />
Moment im deutschem Wasserball<br />
zu schaffen. EinZustand, der die<br />
Schlusssirene überstand. (pae.)<br />
VonBenedikt Paetzholdt<br />
Als Clément Jodoin am Dienstag<br />
nach der Trainingseinheit das<br />
Eis als Erster verließ, wirkte er besorgt.<br />
Waservon seinen Profis zuvor<br />
gezeigt bekam war allerdings nicht<br />
die Ursache. Den Cheftrainer der<br />
Eisbären Berlin trieb um, dass sich<br />
TorwartMarvin Cüpper beim Champions-League-Spiel<br />
am Sonntag in<br />
Brünn (3:4) so schwer am Fuß verletzt<br />
hat, „dass er vielleicht bis zu<br />
zehn Wochen ausfällt. Das ist wirklich<br />
eine traurige Geschichte.“<br />
Zum einen natürlich für den 24-<br />
Jährigen Keeper persönlich. In der<br />
Saisonvorbereitung hatte er sich bereits<br />
eine schmerzhafte Blase am<br />
Knöchel zugezogen, die ihn zwei<br />
Wochen hinderte, auf dem Eis zu<br />
trainieren. Vergangene Woche fieberte<br />
er dann auf sein Saisondebüt<br />
gegen Zug hin, das die Eisbären mit<br />
1:6 verloren. Am Sonntag dann erlitt<br />
er die neue Verletzung.<br />
Wenige Optionen<br />
Für die Eisbären ist diese Nachricht<br />
eine mittelschwere sportliche Katastrophe.„Wirhaben<br />
mit zwei jungen<br />
Goalies begonnen, jetzt haben wir<br />
noch Max. Jetzt liegt der Ball bei ihm,<br />
auf ihn kommt es jetzt an.“ Max, der<br />
in voller Länge Maximilian Franzreb<br />
heißt und 22 Jahrealt ist, spielte eine<br />
starke Vorbereitung und hätte nach<br />
diesen Auftritten wahrscheinlich ohnehin<br />
den Saisonauftakt bestritten.<br />
Allerdings machte er bislang erst elf<br />
Partien in der Deutschen Eishockey<br />
Liga (DEL). Und gleich zum Auftakt<br />
Marvin Cüpper wird sich derzeit nach der<br />
letzten Saison zurücksehnen. BERND KÖNIG<br />
kommt am Freitag Meister München<br />
in die Arena (19.30 Uhr), am Sonntag<br />
müssen die <strong>Berliner</strong> beim Play-off-<br />
Halbfinalgegner Nürnberg antreten.<br />
Dassind Herausforderungen −nicht<br />
nur für den jungen Goalie.<br />
Am Mittwoch soll es nun zum<br />
Torwart-Krisengipfel zwischen Trainerteam<br />
und der sportlichen Leitung<br />
kommen. „Wir müssen jetzt<br />
diskutieren, welche Optionen wir<br />
haben“, sagt Jodoin. „Es ist eine<br />
lange Saison, aber jedes Spiel ist<br />
wichtig und du musst punkten.“<br />
Es ist davon auszugehen, dass die<br />
Eisbären nun doch noch einen Torwart<br />
verpflichten und eine Ausländerlizenz<br />
vergeben müssen. Zwar<br />
stehen im Eisbärenkader noch zwei<br />
weitere Torhüter. Tobias Ancicka ist<br />
allerdings erst 17 Jahre alt und für<br />
das Eisbären-Juniors-Team in der<br />
Deutschen Nachwuchs Liga (DNL)<br />
vorgesehen. Konstantin Kessler, 22,<br />
wie Ancicka mit einer Förderlizenz<br />
ausgestattet, soll in der DEL bei den<br />
Lausitzer Füchsen Erfahrung sammeln.<br />
Dauerhafte Einsätze als DEL-<br />
Back-up-Goalies kommen für beide<br />
mit Sicherheit zu früh. Jetzt muss die<br />
sportliche Leitung ihre Kontakte<br />
spielen lassen, um zu diesem nicht<br />
gerade günstigen Zeitpunkt noch einen<br />
passenden Keeper zu finden.<br />
Immerhin konnte der Verein gesternnoch<br />
vermelden, dass Jason Jaspers<br />
kein Gastspieler mehr ist, sondern<br />
für die ganze Saison unterschrieben<br />
hat. Dasreichte aber nicht<br />
aus, um Jodoins Sorgenfalten zu<br />
glätten.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 19 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Erst impfen,<br />
dann<br />
arbeiten<br />
Maradona will Dorados in<br />
Mexikos Erste Liga führen<br />
VonChristian Schwager<br />
Natürlich wäre esein Verlust für<br />
alle Tribünen dieser Welt. Wobei:<br />
Vielleicht lässt der neue Job<br />
Diego Armando Maradona noch ein<br />
bisschen Zeit, Fußballspiele anderer<br />
Klubs zu verfolgen, nicht nur die seines<br />
mexikanischen Zweitligisten<br />
Dorados.Seines?<br />
Ja,Diego Maradona will dem 2003<br />
gegründeten Club Social yDeportivo<br />
Dorados de Sinaloa mit einer offensiven<br />
Spielweise zum Aufstieg verhelfen.<br />
„Mit dem, was ich den Spielernseelisch<br />
einimpfen kann, wirdes<br />
schwierig sein, uns zu besiegen“,<br />
sagte Argentiniens Fußballlegende.<br />
Da wurde er gerade in Culican als<br />
neuer Trainer vorgestellt. Er sei kein<br />
Verfechter des defensiven Fußballs,<br />
berichtete Maradona weiter.<br />
Das hätte auch verwundert, ist<br />
doch Maradona in seiner ganzen Art<br />
nicht als defensiv bekannt. Zuletzt<br />
agierte er öffentlichkeitswirksam bei<br />
der WM in Russland als Beobachter<br />
eines Argentinien-Spiels auf der Ehrentribüne,<br />
und das sehr offensiv. Er<br />
zeigte den Mittelfinger, musste zurückgehalten<br />
werden, um nicht von<br />
der Tribüne zu plumpsen, schlief<br />
dann den Schlaf der Gerechten.<br />
Bolivien fragt an<br />
Inzwischen scheint der 57-Jährige<br />
wieder hellwach zu sein. Energiegeladene,nach<br />
offiziellen Angaben auf<br />
1,65 Meter Körpergröße verteilte 67<br />
Kilogramm, verschafften sich jetzt in<br />
einer Traube vonrund 120 Journalisten<br />
bei der Vorstellung Platz. Und<br />
Gehör. Maradona sagte: „Wir kommen<br />
nicht zu einem Spaziergang<br />
oder zu einer Ferienfahrt, wir kommen,<br />
um zu arbeiten.“<br />
Um seinen Stellenwert zu verdeutlichen,<br />
erzählte Maradona, er<br />
habe von Boliviens Staatschef Evo<br />
Morales sowie vomvenezolanischen<br />
Präsidenten Nicolás Maduro Angebote<br />
bekommen. Nicht, die Politiker<br />
in ihrem Amt zu beerben, wobei Maradona<br />
auch davor wohl nicht zurückschrecken<br />
würde. Nein, die Nationalmannschaften<br />
der beiden Länder<br />
sollte er betreuen, also eines von<br />
beiden jedenfalls.<br />
Ganz so ulkig, wie sie klingt, ist die<br />
Sache allerdings dann doch nicht.<br />
Maradona fiel in der Vergangenheit<br />
immer wieder durch seine Drogensucht<br />
auf.„Krankheit“ nennt er diese<br />
sehr zutreffend. Bei Dorados könne<br />
er nun tagsüber die Sonne sehen<br />
und nachts schlafen. Das ist ihm zu<br />
wünschen. Maradona ist zunächst<br />
für elf Monate als Trainer von Dorados<br />
de Sinaloa tätig. Mexikanischen<br />
Medien zufolge wirderumgerechnet<br />
1,4 Millionen Euro erhalten und im<br />
besten Fall auch verdienen.<br />
Dorados liegt übrigens in der<br />
zweiten mexikanischen Liga auf dem<br />
vorletzten Tabellenplatz. Man kann<br />
das als eine unlösbare Aufgabe betrachten.<br />
Oder als Herausforderung.<br />
Immerhin ist das Team nicht<br />
Schlusslicht. Es hätte also schlimmer<br />
kommen können für Club Social y<br />
DeportivoDorados de Sinaloa.<br />
Nächster Trainerauftritt in Mexiko: Diego<br />
Armando Maradona.<br />
MARCO UGARTE/AP<br />
Das Gefühl, mal an der Reihe zu sein<br />
Gemeinsam teilen oder Schande für immer? Die Türkei in der finalen Bewerbungsphase um die EM 2024<br />
VonTobias Schächter<br />
Emre Akbaba bescherte dem<br />
türkischen Fußball wieder<br />
positive Schlagzeilen. Die<br />
Türken gewannen Montagnacht<br />
in Stockholm durch zwei späte<br />
Tore des Offensivspielers vonGalatasaray<br />
Istanbul das Nations-League-<br />
Spiel gegen Schweden nach 0:2 noch<br />
3:2. Nach dem 1:2 zum Auftakt gegen<br />
Russland besitzt die Mannschaft also<br />
weiter Hoffnung in ihrer Gruppe. Ob<br />
sich die Türken für die EM 2020 qualifizieren,<br />
steht aber erst im Spätherbst<br />
2019 fest –doch schon am 27. September<br />
weiß die Welt, ob die Türkei<br />
oder Deutschland die EM 2024 ausrichten.<br />
Dann entscheidet das Uefa-<br />
Exekutivkomitee, welches Land den<br />
Zuschlag bekommt.<br />
In der Endphase der Bewerbung<br />
versuchen beide, negative Schlagzeilen<br />
zu vermeiden. Doch das gelingt<br />
weder den Deutschen noch den Türken.<br />
Zum ersten Mal seit mehr als<br />
acht Jahren fand vorigen Freitag wieder<br />
ein Länderspiel in Trabzon statt.<br />
Das war für den Türkischen Fußball<br />
Verband (TFF) heikel. Der Verein<br />
Trabzonspor liegt mit dem Verband<br />
seit dem großen Manipulationsskandal<br />
von 2011 im Streit. Damals erkaufte<br />
sich Fenerbahce Istanbul den<br />
Meistertitel, unter anderen wurde<br />
Präsident Aziz Yildirim zu einer hohen<br />
Gefängnisstrafe verurteilt.<br />
Während die Uefa Fenerbahce<br />
zwei Jahre sperrte, erkannte der TFF<br />
Fener den Titel bis heute nicht zugunsten<br />
des damaligen ZweitenTrabzonspor<br />
ab.Später wurde der Prozess<br />
gegen die Verurteilten aufgrund von<br />
Gesetzesänderungen neu aufgerollt,<br />
Yildirim und andereFunktionärefreigesprochen.<br />
Doch Trabzonspor klagt<br />
bis heute vor dem Internationalen<br />
Sportgerichtshof Cas unter anderem<br />
gegen den TFF, Aktivisten kämpfen<br />
„für Gerechtigkeit und gegen die Korruption<br />
imVerband“.<br />
Beim Länderspiel gegen Russland<br />
entrollten sie ein Transparent, auf<br />
dem in Englisch zu lesen stand:<br />
„Share Together: „Shame Forever“ –<br />
Match Fixing is supported by Turkish<br />
Football Federation.“ Aus dem offiziellen<br />
Claim der türkischen EM-Bewerbung<br />
„Gemeinsam teilen“ machten<br />
die Aktivisten „Schande für immer“<br />
und ergänzten: „Manipulation<br />
wird vom Türkischen Fußball-Verband<br />
unterstützt.“ Einige Aktivisten<br />
wurden vorübergehend festgenommen,<br />
ihnen drohen Stadionverbote.<br />
Fußball<br />
Nations League Gruppe A, 2. Spieltag<br />
Gruppe 1<br />
Frankreich -Niederlande 2:1 (1:0)<br />
1. Frankreich 22:1 4<br />
2. Deutschland 10:0 1<br />
3. Niederlande 11:2 0<br />
Gruppe 2<br />
Island -Belgien<br />
1. Schweiz 16:0 3<br />
2. Belgien 00:0 0<br />
3. Island 10:6 0<br />
Gruppe 3<br />
Portugal- Italien 1:0 (0:0)<br />
1.Portugal 11:0 3<br />
2. Polen 11:1 1<br />
3. Italien 21:2 1<br />
Gruppe 4<br />
Spanien -Kroatien<br />
1. Spanien 12:1 3<br />
2. Kroatien 00:0 0<br />
3. England 11:2 0<br />
Gruppe B, 2. Spieltag<br />
Gruppe 2<br />
Schweden -Türkei 2:3 (1:0)<br />
1. Russland 12:1 3<br />
2.Türkei 24:4 3<br />
3. Schweden 12:3 0<br />
Gruppe 3<br />
2. Spieltag:<br />
Dienstag,11.09.2018:<br />
Bosnien-Herzegowina -Österreich<br />
1. Bosnien-Herzegowina 12:1 3<br />
ZAHLEN<br />
Bockspringen für Anfänger:Hakan Calhanoglu testet Russlands Mario Fernandes.<br />
„Unser Präsident zeigt seinen<br />
starken Willen, die türkische<br />
EM-Bewerbung zu erleichtern<br />
und unterstützt unsere Kandidatur<br />
auf ganzer Linie.“<br />
Yildirim Demirören und der von ihm geführte türkische Fußballverband TFF rechnen sich<br />
trotz aller Probleme gute Chancen auf den EM-Zuschlag aus.<br />
2.Österreich 00:0 0<br />
3. Nordirland 11:2 0<br />
U21, EM-Qualifikation, 12. Spieltag<br />
Gruppe 5<br />
Aserbaidschan -Norwegen 1:3 (0:0)<br />
Irland -Deutschland 0:6 (0:2)<br />
1. Deutschland 829: 619<br />
2. Norwegen 813:10 14<br />
3. Irland 811:10 14<br />
4. Kosovo 9 9: 912<br />
5. Israel 811:17 8<br />
6. Aserbaidschan 9 5:26 2<br />
American Football<br />
National Football League, 1. Spieltag<br />
Detroit Lions -New York Jets 17:48<br />
Oakland Raiders -Los Angeles Rams 13:33<br />
Tennis<br />
WTA-Turnier in Quebec City,1.Runde<br />
Monica Puig (Puerto Rico/Nr.3)-Beatriz Haddad<br />
Maia (Brasilien) 6:2, 6:3, Leylah Annie Fernandez<br />
(Kanada) -Gabriela Dabrowski (Kanada) 6:3, 7:5<br />
Wasserball<br />
Weltcup in Berlin<br />
Deutschland -Ungarn 12:10<br />
Serbien -Südafrika 21:3<br />
Kroatien -USA 15:10<br />
Australien -Japan 14:6<br />
SAISONFINALE<br />
IN HOPPEGARTEN<br />
AP<br />
Die Erfolgsaussichten der türkischen<br />
Bewerbung werden vor allem<br />
durch dieWährungskrise im Land getrübt.<br />
Die Lira hat seit Jahresbeginn<br />
rund vierzig Prozent an Wert gegenüber<br />
dem Dollar verloren. Das stürzt<br />
die notorisch verschuldeten türkischen<br />
Fußballklubs in existenzielle<br />
Nöte, weil die ihre Spieler sowie Kredite<br />
bei Banken vorallem in Euro und<br />
Dollar bezahlen müssen. Experten<br />
prognostizieren keine schnelle Verbesserung,<br />
eher eine Verschärfung.<br />
Ob die Uefa ihregrößte Geldvermehrungsmaschine<br />
EM an ein Land in einer<br />
existenziellen Wirtschaftskrise<br />
vergibt, ist eine spannende Frage.<br />
DieEM2016 brachte demVerband<br />
einen Gewinn von 800 Millionen<br />
Euro. Umdie Bilanzen zu maximieren,<br />
fordert die Uefa vom Staat des<br />
ausrichtenden Landes Garantien, unter<br />
anderem Steuerfreiheit. TFF-Boss<br />
Yildirim Demirören wurde so zitiert:<br />
DieTürkei verspreche „eine noch nie<br />
da gewesene Unterstützung, alle Garantien<br />
wurden ohne jedenVorbehalt<br />
gegeben, inklusive einiger zusätzlicher<br />
Garantien, die den wirtschaftlichen<br />
Erfolg des Turniers absichern“.<br />
Welche „zusätzlichen Garantien“ das<br />
sind, ist bislang nicht bekannt.<br />
Starker Wille des Präsidenten<br />
DFB-Boss Reinhard Grindel erklärte<br />
in diesem Zusammenhang auf der<br />
Sportbusinessmesse SpoBis im Februar:„Bei<br />
allen Staatsgarantien, die<br />
die Uefa verlangt, ist mein Eindruck<br />
so,dass Herr Erdogan auch im großen<br />
Stil geneigt ist, diese zu unterstützen.“<br />
Die Türkei glaubt, einfach mal<br />
dran zu sein mit der Ausrichtung eines<br />
großen Turnieres, mehr als zwei<br />
Dutzend neue Stadien wurden in den<br />
letzten Jahren gebaut. Auch der Rücktritt<br />
Mesut Özils spricht aus türkischer<br />
Sicht nicht für eine EM-Vergabe<br />
nach Deutschland.<br />
Doch angesichts des Verfalls der<br />
Lira setzt die Türkei auf harte Faktoren.<br />
Jüngst verschickte der TFF ein 74<br />
Seiten dickes Hochglanzmagazin zur<br />
Bewerbung an europäische Medienvertreter.Indem<br />
ist neben einem großen<br />
Bild von Erdogan zu lesen: „Unser<br />
Präsident zeigt seinen starkenWillen,<br />
die türkische EM-Bewerbung zu<br />
erleichtern und unterstützt unsere<br />
Kandidatur auf ganzer Linie.“ Angesichts<br />
der Krise im Land wäreeine erfolgreiche<br />
EM-Kampagne ein großer<br />
Befreiungsschlag für Erdogan. Die<br />
zwei späten Tore gegen Schweden<br />
wären dagegen nur eine Marginalie.<br />
Eintrittskarten für den Großen Lesertag auf der<br />
Rennbahn Hoppegarten am Sonntag,<br />
7.10.2018, zu gewinnen!<br />
Seien Sie beim Lesertag dabei und erleben Sie einen unvergesslichen<br />
usug vr den ren erlins Srtlicher heunt des enntages<br />
der esundheit ist das mit ur dtierte<br />
rue ennen Silbernes erd ber eter<br />
r dreihrige und ltere erde<br />
ie assen nen um hr ennstart ist ab hr<br />
ber hren einn erhalten Sie ustliche nrmatinen er<br />
ailer intritt r inder und ugendliche unter ahren ist rei<br />
eitere nrmatinen nden Sie unter<br />
hegartencm<br />
Schnell sein lohnt sich.<br />
Jetzt anmelden unter<br />
www.berliner-zeitung.de/pferderennen<br />
und Eintrittskarten sichern!<br />
NACHRICHTEN<br />
Vettel erhält neuen<br />
Teamkollegen<br />
FORMEL 1. Sebastian Vettel muss<br />
sich zum Ende dieser Saison von<br />
Kimi Räikkönen verabschieden und<br />
bekommt in Charles Leclerceinen<br />
neuen Ferrari-Teamkollegen. Die<br />
Scuderia gab die Beförderung der<br />
monegassischen Nachwuchshoffnung<br />
vomSauber-Team bekannt.<br />
Walpurgis übernimmt<br />
Traineramt in Dresden<br />
FUSSBALL. Maik Walpurgis ist neuer<br />
Cheftrainer bei Dynamo Dresden.<br />
Der44-Jährige wirdals Nachfolger<br />
des beurlaubten UweNeuhaus vorgestellt.<br />
Er erhält einen Vertragbis<br />
2020, dieser gilt für die Erste und<br />
Zweite Liga. Sportchef Ralf Minge<br />
sagte: „Es war sofortgroße Übereinstimmung<br />
in allen Punkten da.“<br />
Deutsche U21-Fußballer<br />
besiegen Irland mit 6:0<br />
FUSSBALL. Diedeutschen U21-Fußballer<br />
haben mit einem 6:0 (2:0)-Sieg<br />
beiVerfolger Irland in der Qualifikation<br />
in Dublin endgültig Kurs auf die<br />
EM-Endrunde 2019 genommen. AaronSeydel<br />
(6. Minute), Dreifach-TorschützeCedric<br />
Teuchert(22./FE/66./<br />
73./FE) und Suat Serdar (83./FE/86.)<br />
trafen vor2325 Zuschauern.<br />
Spanische Liga will<br />
in Miami spielen<br />
FUSSBALL. Daserste Spiel der PrimeraDivisión<br />
außerhalb der Landesgrenzen,<br />
das Duell des FC Girona<br />
gegen den FC Barcelona, soll am 26.<br />
Januar 2019 in Miami ausgetragen<br />
werden. Diebeiden Klubs und La-<br />
Liga reichten beim spanischen Fußballverband<br />
(RFEF) einen entsprechenden<br />
Antrag ein.<br />
Vogel erhält finanzielle<br />
Unterstützung<br />
RADSPORT. DerimTraining verunglückten<br />
Kristina Vogel wirdfinanziell<br />
weiter geholfen. Eine Versicherung<br />
zahlt 150 000 Euro an die querschnittsgelähmte<br />
Sportlerin. Zudem<br />
kamen bei einer Spendenaktion<br />
120 000 Euro zusammen. Vogel will<br />
das Geld zum behindertengerechten<br />
Umbau ihres Hauses nutzen.<br />
Gewinnen Sie Eintrittskarten<br />
für den großen Lesertag!<br />
©Rennbahn Hoppegarten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 – S eite 20 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Friedliche Stimmung im Fanblock des Chemnitzer FC. Der Regionalligist sagt, so wird es auch am Sonnabend während der Partie gegen den <strong>Berliner</strong> AK sein. Doch die Gäste haben Angst als deutsch-türkischer Klub nach Ausschreitungen in der Stadt.<br />
IMAGO/SVEN LEIFER<br />
„Wir wollen Frieden“<br />
Fußballregionalligist <strong>Berliner</strong> AK hält sich auch nach einem Sicherheitstreffen offen, ob er in Chemnitz antritt –und erstattet Anzeige gegen Unbekannt<br />
VonMichael Jahn<br />
Die Stimme von Mehmet<br />
Ali Han klingt aufgeregt.<br />
Der Mittfünfziger, Bauunternehmer,<br />
mächtiger<br />
und meinungsstarker Präsident des<br />
Fußballregionalligisten <strong>Berliner</strong> AK,<br />
versucht, am Telefon seiner Erregung<br />
Herr zu werden und antwortet<br />
schließlich sachlich. „Ja“, sagte er im<br />
Gespräch mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,<br />
„ich weiß noch nicht genau, ob unsere<br />
Mannschaft am Sonnabend<br />
zum Spiel beim Chemnitzer FC antreten<br />
wird. Es ist alles sehr traurig,<br />
was im Moment abläuft. Wir wollen<br />
ein besonders gutes Sicherheitskonzept,<br />
sonst spielen wir nicht.“ Bei<br />
dieser Meinung ist Ali Hanamgestrigen<br />
Dienstag auch nach der Sicherheitsberatung<br />
in Chemnitz geblieben,<br />
an der er teilgenommen hatte.<br />
Bei diesem turnusmäßigen Treffen<br />
haben Hanund weitereVertreter<br />
des BAK ihre Bedenken geäußert.<br />
Danach hieß es,dass alle Teilnehmer<br />
sensibilisiertseien –obPolizei, CFC,<br />
BAK, Fanprojekt oder Nordostdeutscher<br />
Fußball-Verband (NOFV). Der<br />
Chemnitzer FC greife auf ein bereits<br />
in der Dritten Liga erprobtes Sicherheitskonzept<br />
zurück. „Unter der Berücksichtigung<br />
der aktuellen Situation.“<br />
DiePolizei habe keine Indizien<br />
für eine besondereGefahr.<br />
Partie wirdverschoben<br />
Dennoch wurde wegen anderer<br />
Maßnahmen die Anstoßzeit von ursprünglich<br />
13.30 Uhrauf 15 Uhrverlegt.<br />
Aus Sicherheitsgründen, denn<br />
seit Tagen befindet sich die Partie im<br />
Fokus der Öffentlichkeit weil die<br />
ganzeStadt Chemnitz in den Brennpunkt<br />
gerückt ist. Es geht nicht mehr<br />
nur um Fußball. Es geht um Politik<br />
und auch um juristische Fragen.<br />
Es ist eine vertrackte Geschichte.<br />
Sie begann am 28. August. Nach den<br />
schlimmen Ereignissen auf den Straßen<br />
von Chemnitz und dem Todeines<br />
Menschen schrieb Mehmet Ali<br />
Hanauf der Homepage seinesVereins<br />
einen offenen Brief. Darinhieß es unter<br />
anderem: „Die fremdenfeindlichen<br />
Übergriffe und Ausschreitungen<br />
der letzten beiden Tage in Chemnitz<br />
haben wir als Verein mit Bestürzung,<br />
Sorge und Trauer zur Kenntnis<br />
genommen.“ Es hieß weiter:„Zu den<br />
rechten Aufmärschen sollen nach<br />
Presseberichten unter anderem auch<br />
Fangruppierungen des Chemnitzer<br />
FC aufgerufen haben.“ Und: „Angesichts<br />
unseres bevorstehenden Auswärtsspiels<br />
in Chemnitz sind wir alarmiertund<br />
in größter Sorge.“Deshalb<br />
die erwogene Absage.<br />
Diese Erklärung schlug hohe Wellen.<br />
Han erhielt viele positive, aber<br />
auch negative Rückmeldungen. Er<br />
habe kein Verständnis für Drohungen,<br />
Einschüchterungsversuche,Beleidigungen,<br />
Verleumdungen, Ali<br />
Hansagt: „Wir haben Anwälte eingeschaltet<br />
und Anzeigen erstattet –gegen<br />
Unbekannt, aber auch gegen<br />
konkrete Personen.“ Er finde keine<br />
Worte, „was sich hier abspielt“.<br />
Die großen Bedenken des BAK<br />
liegen in der multikulturellen Vereinsstruktur<br />
begründet. Alle Vorstandsmitglieder<br />
des ambitionierten<br />
Regionalligisten, der sportlich liebend<br />
gerndie dritte Kraft im <strong>Berliner</strong><br />
Fußball werden würde, haben einen<br />
Migrationshintergrund. Das gilt<br />
auch für Trainer Ersan Parlatan und<br />
mehr als ein Dutzend Spieler.Ali Han<br />
sagt: „Auch in der Vergangenheit gab<br />
es schon vereinzelte Beleidigungen<br />
gegenüber unserem Verein.“<br />
Auch deshalb haben Vorstandsmitglieder<br />
des <strong>Berliner</strong> AK, laut Han,<br />
am Konzert „Wir sind mehr“ in<br />
Empfängt gernauf der Ledercouch: Mehmet Ali Han.<br />
SEBASTIAN WELLS<br />
„Ich finde keine Worte dafür, was sich hier<br />
abspielt. Wir beobachten die Situation weiter<br />
und entscheiden am Freitag.“<br />
Mehmet Ali Han ist Bauunternehmer, Präsident und Geldgeber des <strong>Berliner</strong> AK.<br />
Zurzeit macht er sich Sorgen um die Sicherheit seiner Mannschaft.<br />
Chemnitz teilgenommen, dass sich<br />
gegen Rassismus und Gewalt richtete.<br />
Ali Han sagt: „Wir wollen Frieden.“<br />
Deshalb ein „besonderes Sicherheitskonzept“.<br />
Geleitschutz für den Bus<br />
Beim Nordostdeutschen Fußballverband<br />
zeigte man sich zuerst irritiert.<br />
Geschäftsführer Holger Fuchs sagt:<br />
„Jeder Regionalligist hat vor der Saison<br />
ein Sicherheitskonzept einzureichen,<br />
das vom NOFV geprüft wird.<br />
Das Konzept der Chemnitzer wurde<br />
als sehr gut empfunden.“ Fuchs vertritt<br />
die Ansicht: „Es wäre besser gewesen,<br />
wenn sich der BAK zuerst an<br />
uns gewandt hätte, bevor man eine<br />
Erklärung herausgibt. Wir als NOFV<br />
sind dann auf den BAK zugegangen.<br />
Natürlich sind wir alle hellwach nach<br />
den Ereignissen in Chemnitz.“ Die<br />
Vereine selbst würden die Spiele in<br />
Sachen Sicherheit einstufen, das Duell<br />
Chemnitz gegen den BAK gilt<br />
demnach also als ein Spiel, „in dem<br />
man eventuell mit Störungen rechnen<br />
muss“.<br />
Fuchs bezeichnet das im Jahr<br />
2016 für rund 27 Millionen Euro neu<br />
gebaute Stadion an der Gellertstraße<br />
im Nordosten von Chemnitz als „sicheres<br />
Stadion“. 15 000 Fans finden<br />
dortPlatz.<br />
DerGastgeber geht gelassener auf<br />
die Begegnung zu. Der ehemalige<br />
Bundesligaprofi Thomas Sobotzik,<br />
43, ist seit Mai dieses Jahres Sportvorstand<br />
beim Chemnitzer FC. Er<br />
hatte in einer ersten Reaktion lange<br />
mit Mehmet Ali Han telefoniert. Sobotzik<br />
lud Han und den Trainer des<br />
BAK zu einem Essen nach Chemnitz<br />
ein, damit sich beide überzeugen<br />
können, dass Chemnitz eine lebenswerte<br />
und gastfreundliche Stadt ist.<br />
Sobotzik sagte nun der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>:<br />
„Auf meine Einladung gab es<br />
weder eine Zu- noch eine Absage.<br />
Aber Herr Hanwar beim Spiel Chemnitz<br />
gegen Auerbach schon einmal<br />
bei uns im Stadion und hat sich<br />
wohlgefühlt.“<br />
Thomas Sobotzik sieht den<br />
Chemnitzer FC für den Sonnabend<br />
gerüstet: „Wir erwarten ein friedliches<br />
Fußballspiel.“<br />
BAK-Präsident Hanwollte das Sicherheitsreffen<br />
am Dienstag mit allen<br />
Beteiligten in Chemnitz abwarten,<br />
danach im Vorstand beraten<br />
und eine Entscheidung treffen. Die<br />
Sorgen des BAK sind weiter groß. In<br />
seinem Verein, berichtet Ali Han,<br />
herrsche eine anhaltende Angst vor<br />
Attacken durch Hooligans. Deshalb<br />
habe der Tross beim Auswärtsspiel<br />
gegen den sächsischen VfB Auerbach<br />
in Tschechien übernachtet.<br />
Vordem Duell in Chemnitz –sollten<br />
die <strong>Berliner</strong> antreten –werden<br />
sie 40 Kilometer von Chemnitz entfernt<br />
übernachten. Ali Han verlangt<br />
für die Fahrt durch Chemnitz Polizeischutz<br />
für den Mannschaftsbus.<br />
Der BAK-Präsident Han will nichts<br />
dem Zufall überlassen.<br />
Eine Frist setzte der NOFV den<br />
<strong>Berliner</strong>n nicht, um ihre Teilnahme<br />
fest zuzusichern. Bei einer Absage<br />
indessen dürften den <strong>Berliner</strong>n erhebliche<br />
Kosten entstehen. Denn die<br />
Vorbereitungen aufs Spiel laufen auf<br />
allen Gebieten, beim gastgebenden<br />
Chemnitzer FC, bei der Polizei und<br />
andernorts. Das Spiel ist offiziell angesetzt.<br />
Mehmet Ali Han sagt am<br />
Ende: „Wir beobachten die Situation<br />
in Chemnitz weiter und entscheiden<br />
am Freitag.“<br />
Michael Jahn<br />
glaubt, dass es zu einer<br />
Einigung kommen wird.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 – S eite 21<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Terror in „Toulouse“:<br />
mit Catrin Striebeck<br />
und Matthias Brandt<br />
Seite 23<br />
„Die BDS-Bewegung ist nicht antisemitisch.“<br />
Der jüdisch-israelische Schriftsteller und Filmemacher Udi Aloni in einem Essay Seite 22<br />
Deutscher Buchpreis<br />
Fast nur<br />
Favoriten<br />
Judith von Sternburg<br />
wettet vonden Romanen der<br />
Shortlist diesmal auf jeden<br />
Die Shortlist des Deutschen<br />
Buchpreises wirft Rätsel auf,<br />
anders geht es vermutlich nicht. Wo<br />
sind Arno Geiger („Unter der Drachenwand“)<br />
und Angelika Klüssendorf<br />
(„Jahre später“) geblieben? Der<br />
Blick geht stattdessen weiter hinaus<br />
in die Welt und die Geschichte –gewalttätig,<br />
farbenreich und recherchesatt.<br />
Zwei Autorinnen sind erst<br />
als junge Frauen nach Deutschland<br />
gekommen, da klingen Familiengeschichten<br />
an, um sogleich Literatur<br />
zu werden.<br />
Aus Lesersicht ergibt sich ein<br />
Kontinente-Hopping. Manfasst sich<br />
auch selten kurz, zweimal geht es locker<br />
über 700 Seiten hinaus. Schlägt<br />
die Erzähllust die Form? Zumindest<br />
wirdFormverliebtheit bei keinem Titel<br />
den Ausschlag gegeben haben. Im<br />
Rennen für die Preisverleihung am 8.<br />
Oktober im Frankfurter Römer sind<br />
einige Bücher, die man schon in der<br />
Longlist für Favoriten halten konnte:<br />
Der raffiniert gebaute Argentinien-<br />
Roman „Nachtleuchten“ María Cecilia<br />
Barbettas und der vorErzählsträngen<br />
und Details nur so strotzende<br />
Tschetschenien-Russland-Berlin-<br />
Roman „Die Katze und der General“<br />
von Nino Haratischwili gehören<br />
dazu. Undauch Stephan Thome,bisher<br />
ein Topspezialist für deutsche<br />
Ehen, blickt in „Gott der Barbaren“<br />
über den bundesdeutschen Tellerrand<br />
hinaus ins China des 19. Jahrhunderts.Inger-Maria<br />
Mahlke zeichnet<br />
in „Archipel“ ein kanarisches<br />
Jahrhundert auf Teneriffa nach und<br />
Maxim Biller in„Sechs Koffer“ ein europäisches<br />
Jahrhundert ineiner verschlungenen<br />
Familiengeschichte.<br />
Als Überraschung ist alleine Susanne<br />
Röckel mit „Der Vogelgott“ auf<br />
die Shortlist gekommen. Ein Titel<br />
aus dem Haus der Buchpreismacher<br />
von 2010 und 2012: Jung und Jung,<br />
Salzburg. Ginge es jetzt insWettbüro,<br />
so würde ich auf Thome setzen.<br />
Reine Gefühlsentscheidung. Oder<br />
auf Mahlke. Haratischwili, Barbetta,<br />
Biller, Röckel. In dieser Reihenfolge.<br />
Oder Biller doch weiter vorn. Verdammtes<br />
Spiel, Jahr für Jahr.<br />
Sehen und glotzen<br />
„MackieMesser–Brechts Dreigroschenfilm“ mit Lars Eidinger gewinnt dem altenStück neue Facetten ab<br />
Mit blasierter Verachtung: LarsEidinger in der Rolle des Bertolt Brecht<br />
Etwas zum Scheiternbringen<br />
zu wollen, um der Welt zu<br />
zeigen, dass man im Recht<br />
ist, spricht für eine Mischung<br />
aus Sendungsbewusstsein<br />
und Selbstsucht. Einerseits. Andererseits<br />
könnte man darin auch einen<br />
Ausdruck von intelligentem Spieltrieb<br />
sehen –ein Urheberrechtsprozess<br />
als Konzeptkunst. Vor Gericht<br />
sollen die Mechanismen entlarvt<br />
werden, mit denen die Filmindustrie<br />
die Zuschauer für blöd verkauft.<br />
Einhistorischer Prozess<br />
Kläger: Bertolt Brecht und Kurt Weill.<br />
Beklagte: die Nero-Film AG. Mit ihr<br />
hatten der Autor und der Komponist<br />
1930 einen Vertraggeschlossen. Über<br />
die Verfilmung der „Dreigroschenoper“,<br />
am 31. August 1928 uraufgeführt<br />
am Theater am Schiffbauerdamm.<br />
Weil Autor und Komponist<br />
mit den Vorstellungen der Produzenten<br />
bald nicht mehr einverstanden<br />
waren (zu viel Kapitalismuskritik!),<br />
verweigerten sie die Zusammenarbeit.<br />
Der Produzent suchte nach anderen<br />
Drehbuchautoren, es kam zum<br />
Prozess.Inerster Instanz verloren die<br />
Kläger, später einigte man sich mit<br />
Brecht auf einenVergleich.<br />
DerRegisseur Joachim A. Lang erinnert<br />
inseinem Film „Mackie Messer<br />
–Brechts Dreigroschenfilm“ an<br />
diesen längst vergessenen Fall, weil<br />
er ihn für exemplarisch hält für den<br />
ewigen Widerstreit zwischen Kunst<br />
VonChristina Bylow<br />
und Kommerz, Selbstachtung und<br />
Verrat, Unterhaltung und Belehrung,<br />
Betäubung und Bewusstmachung,<br />
oder schlicht Wahrheit und Lüge.<br />
Keiner lieferte dafür so eingängige<br />
Sentenzen wie Brecht. „Es geht nicht<br />
darum, die Gewohnheiten des Publikums<br />
zu befriedigen, sondern sie zu<br />
verändern“ ist nur eine dieser Losungen,<br />
die Lars Eidinger als Brecht<br />
im Film mit einer gewissen blasierten<br />
Verachtung vorträgt.<br />
Alles,was er sagt, hat Brecht einmal<br />
irgendwo geschrieben. Lang, der als<br />
Germanist, Festivalleiter,Theater-und<br />
Filmemacher schon fast sein Leben<br />
lang mit Brecht umgeht, komponierte<br />
aus all diesen Sätzen eine Stimme,<br />
stellt aber ganz in der epischen Tradition<br />
das Gemachte dabei heraus.<br />
Brecht und Weill, über die es früh<br />
aus faschistischen Kreisen hieß, auf sie<br />
gehöre ein harter Keil, waren wenige<br />
Jahrespäter schon nicht mehr das genialeTeam<br />
−der Humus,auf dem eine<br />
reiche Kultur gediehen war, vergiftet<br />
auf lange Zeit. Ausdem schwedischen<br />
Exil schrieb Brecht sein Gedicht „An<br />
die Nachgeborenen“. „Wirklich, ich<br />
lebe in finsteren Zeiten!“<br />
Gegen Ende des filmischen Experiments,das<br />
Joachim A. Lang mit der<br />
Dreigroschenoper unternommen<br />
hat, hört man Brechts Stimme im<br />
Original, wie er dieses Gedicht vorträgt.<br />
Leise, schleppend, mit deutlicher<br />
Augsburger Färbung, dem rollenden<br />
R. Ein wenig psalmodierend,<br />
fast wie eine alte Frau in der Kirchenbank.<br />
Nichts ist mehr übrig von der<br />
Kraft der Weimarer Jahre. Nichts<br />
daran ähnelt dem Brecht, wie ihn<br />
Lars Eidinger darstellt. „Mackie Messer<br />
–Brechts Dreigroschenfilm“ will<br />
keine Mimikry, keine Anverwandlung<br />
an die Historie. Lang baute der<br />
Dreigroschenoper ein neues Gebäude,<br />
mit unterschiedlichen Ebenen<br />
und Stockwerken, mitVerließen,<br />
Hallen und toten Kammern. Als Zuschauer<br />
folgt man ihm von einem<br />
Raum zum anderen, ein wenig wie in<br />
einem riesigen Festspielhaus mit<br />
zahlreichen Bühnen.<br />
Schöne Huren, tumbe Kerle<br />
Verirren kann man sich dabei nicht.<br />
Es ist sehr schnell klar, was wie zusammengehört.<br />
Da sind die Künstler<br />
um Brecht und Weill, die mit der<br />
Dreigroschenoper berühmt werden.<br />
Außerhalb des Theaters toben Straßenkämpfe,am1.Mai<br />
1929 lässt der<br />
Polizeipräsident auf Arbeiter schießen.<br />
DieSzenen –inder Serie„Babylon<br />
Berlin“ aufwendig inszeniert –<br />
scheinen bei Lang in einer kurzen<br />
Dokumentation auf. Die zweite<br />
Ebene ist reine Fiktion: Brechts Dreigroschenfilm,<br />
wie Lang ihn sich vorstellt,<br />
eine Anmaßung, mag sein.Voller<br />
schöner Hurenund tumber Kerle,<br />
und einer Mitleidsfabrik, der Firma<br />
Peachum, dass es einen schaudert.<br />
Das ist die Fantasie-Ebene, sie wird<br />
von der Realität der ersten Ebene<br />
WILD BUNCH GERMANY<br />
und jener des Prozesses immer wieder<br />
durchkreuzt. Die Geschäfte des<br />
Mörders und Zuhälters Mackie Messer<br />
(Tobias Moretti) und seines Gegenspielers<br />
Peachum (Joachim Król)<br />
sind das Zentrum in dieser Architektur.<br />
Hier ist Party, hier zeigen die<br />
Theatertiere, was sie drauf haben –<br />
und das ist eine Menge. Das Singen<br />
gehört nicht bei allen dazu, aber<br />
auch das soll so sein. Belcanto ist woanders.Hier<br />
wirdgesuhlt in Ausstattung<br />
und Kostüm, ein Ballett begleitet<br />
die Songs, und die Musik vollendet<br />
die audiovisuelle Überwältigung,<br />
die durchaus zum romantischen<br />
Glotzen verführt, entgegen Brechts<br />
Diktum vomwachen Sehen.<br />
Und doch hat die Dreigroschenoper<br />
nicht nur nichts von ihrer Brisanz<br />
verloren, sie hat dazugewonnen.<br />
Allein die von Joachim Król gesprochenen<br />
Sätze über die Kunst,<br />
Mitleid zu erregen, sind von einem<br />
sublimen Zynismus, der derzeit<br />
Hochkonjunktur hat. Da hätteesdas<br />
moderne Dachgeschoss, mit dem<br />
Lang sein Dreigroschen-Haus am<br />
Ende aufstockt, gar nicht gebraucht:<br />
DerVerbrecher kapertden Staat. Das<br />
ist ein bewährtes Geschäftsmodell.<br />
Mackie Messer–Brechts Dreigroschenfilm<br />
Deutschland, Belgien2018. Drehbuch und Regie:Joachim<br />
A. Lang.Darsteller:LarsEidinger, TobiasMoretti,<br />
HannahHerzsprung,Joachim Król,<br />
Claudia Michelsenu.a. 130 Minuten,Farbe.<br />
Der Film kommtamDonnerstagindie Kinos.<br />
NACHRICHTEN<br />
Neue Nationalgalerie soll<br />
2020 wieder öffnen<br />
Dievon David Chipperfield geplante<br />
Sanierung der Neuen NationalgalerieinBerlin<br />
soll 2019 abgeschlossen<br />
sein, 2020 könnte das Haus wieder<br />
öffnen. „Wir liegen vomPlan her auf<br />
dem roten Faden“, sagte Arne Maibohm,<br />
verantwortlicher Bauleiter<br />
vomBundesamt für Bauwesen und<br />
Raumordnung, am Dienstag. Nach<br />
dem Abschluss der Sanierungsarbeiten<br />
am Rohbau gehe man nun in den<br />
Endspurtmit dem schrittweisen<br />
Wiedereinbau voninsgesamt 35 000<br />
eingelagerten Originalteilen. Am<br />
Wochenende (15./16.9.) kann die Öffentlichkeit<br />
die Baustelle nach einem<br />
Baufest am Freitag erstmals besichtigen.<br />
DasGebäude vonLudwig Mies<br />
vander Rohe gilt als eine Ikone der<br />
Moderne. (dpa)<br />
Peru präsentiert<br />
zurückgegebene Goldmaske<br />
Eine vonDeutschland zurückgegebene<br />
präkolumbische Totenmaske ist<br />
wieder in Peru.Staatspräsident Martin<br />
Vizcarrapräsentierte die Sicán-Maske<br />
aus dem 8. JahrhundertamMontag<br />
(Ortszeit) in Lima, meldete die Nachrichtenagentur<br />
Andina. Am vergangenen<br />
Donnerstag hatte Deutschland<br />
die Goldmaske in der peruanischen<br />
Botschaft in Berlin an Peru übergeben.<br />
Demwar ein 19 Jahredauernder<br />
Rechtsstreit vorausgegangen. DasInterpol-BüroinWiesbaden<br />
hatte die<br />
Maske 1999 sichergestellt und Peru<br />
musste erst beweisen, dass das Stück<br />
dem Land gehöre. (dpa)<br />
Hausarrest gegen<br />
Serebrennikow verlängert<br />
Derrussische Regisseur Kirill Serebrennikowhat<br />
vorGericht die Ermittlungsarbeiten<br />
der Moskauer Behörden<br />
in Zweifel gezogen. „Sie höreneinfach<br />
an unseren Argumenten<br />
und Beweisen vorbei“, sagte der<br />
Theatermacher am Dienstag in Moskau.<br />
Trotzdem werdeder Hausarrest<br />
immer wieder verlängert. So auch<br />
nach der jetzigen Anhörung. Dem<br />
Leiter des Moskauer Gogol-Theaters<br />
wirdUnterschlagung vonFördergelderninHöhe<br />
von133 Millionen Rubel<br />
(rund 2Millionen Euro)vorgeworfen.<br />
Er bestreitet dies. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Internationales Literaturfestival<br />
Korrespondenz<br />
der Schönheit<br />
VonSabine Rohlf<br />
Das besonders Schöne am ilb ist immer<br />
wieder,ganz unerwartet etwasWunderbares<br />
kennenzulernen. Und sich hinterher<br />
zu fragen, wie es sein kann, diese oder jene<br />
Autorin, diesen oder jenen Dichter nicht immer<br />
schon gelesen zu haben. Mangelnde<br />
Prominenz ist nicht immer die Antwort. William<br />
Stanley Merwin zum Beispiel, der am<br />
Montag im Rahmen des NatureWriting Specials<br />
vorgestellt wurde, hat zwei Pulitzer<br />
Preise und auch sonst alle Ehrungen, die ein<br />
Lyriker in den USA bekommen kann, einschließlich<br />
Treffen mit Barack Obama. Da er,<br />
inzwischen 91 Jahre alt, nicht selbst nach<br />
Berlin reisen konnte,begann die Lesung seiner<br />
Gedichte mit Ausschnitten aus einem<br />
Dokumentarfilm von Stefan Schaefer:„Even<br />
though the whole world is burning“ –eine<br />
Hommage an den gärtnernden Lyriker.<br />
Auf der Leinwand wiegen sich Palmen –<br />
riesige, 20 Meter über der Erde und ganz<br />
kleine,die Mervin aus Samen zieht und in die<br />
Erde setzt. Mervin verbrachte, solange er<br />
noch konnte, jeden Vormittag schreibend,<br />
jeden Nachmittag mit Schaufel und Erde.Vor<br />
40 Jahren begann er mit seiner Frau Paula,<br />
eine verlassene Ananasplantage auf Hawaii<br />
aufzuforsten: Aus ausgelaugtem, kaputten<br />
„waste land“ wurde Grün in allen Schattierungen,<br />
ein neuer Wald aus einheimischen<br />
Bäumen. In den USA gilt Mervin nicht nur als<br />
einer die wichtigsten Dichter, sondern als<br />
Umweltaktivist. Allerdings haben wir es bei<br />
seinen Gedichten nicht mit „Poster-Lyrik gegen<br />
Naturverhunzung“ zu tun, wie es Übersetzer<br />
Hans Jürgen Balmes ausdrückte, sondern<br />
mit einer Kunst, die unplakativer nicht<br />
sein könnte.<br />
Vorkleinem, sehr konzentriertem Publikum<br />
trugen Balmes und Merwins Kollegin<br />
Marion Poschmann einige dieser Gedichte<br />
vor und unterhielten sich natürlich auch<br />
über sie. Dabei zeigte sich, dass eine fragile,<br />
bedrohte Natur und eine komplexe, poetische<br />
Sprache auf verwandte Problemstellungen<br />
weisen (beide gehören in ganz andere<br />
Register als die des Konsums oder der Verwertbarkeit),<br />
aber auch auf eine korrespondierende<br />
Schönheit.<br />
Dass Literatur und gesellschaftliche Fragen<br />
auch weniger subtil aufeinandertreffen<br />
können, zeigte Jennifer Clement später am<br />
Abend mit ihrem Roman „Gun Love“, der<br />
vom US-Waffenwahn und dem Leben in einem<br />
Trailer Park erzählt. Und erst recht<br />
zeigte es ihreLesung am Dienstagvormittag,<br />
wo sie ihn in einem krachvollen Saal voller<br />
Schulklassen vorstellte. Die Teenager quittierten<br />
ihre Begrüßung, jeden ihrer vom<br />
Gastgeber Toby Ashraf vorgestellten Karriereschritte,vor<br />
allem aber ihreWahl zur allerersten<br />
Präsidentin des PenInternational mit<br />
frenetischem Applaus, jaGejohle. Natürlich<br />
war das jugendlicher Übermut, vielleicht<br />
aber auch die Reaktion auf eine Autorin, die<br />
ein Problem aufgreift, mit dem in den USA<br />
nicht zuletzt Schüler und Schülerinnen<br />
kämpfen. Ihr Roman über die 14-jährige<br />
Pearl und ihre sehr junge Mutter ist zudem<br />
ein zugänglicher wie kluger Text und internationaler<br />
Erfolg, er erscheint in 20 Ländern.<br />
Clement erzählte ihrem Publikum von<br />
Waffenhandel und Massaker-Prevention in<br />
US-Schulen, vom Leben im Auto und –als<br />
Pen-Chefin –über Sexismus im Literaturbetrieb.Und<br />
sie las,während alle ganz still waren,<br />
aus ihrem Roman. Zupackend, aber<br />
auch zart und, wenn auch auf ganze andere<br />
Art, genauso inspirierend und politisch wie<br />
ein Gedichtvon W.S. Merwin.
22 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Gaza-Stadt im August 2018: Palästinensische Kinder stehen vor zerstörten Gebäuden. Am Ende des Kampfes zählt nur,dass diese Kinder in Gleichheit und Sicherheit leben, schreibt Aloni.<br />
DPA/WISSAM NASSAR, WIREIMAGE<br />
Welche Richtung des Judentums wollen wir bewahren?<br />
Reflektionen eines jüdisch-israelischen Künstlers im Deutschland des Jahres 2018<br />
VonUdi Aloni<br />
In den vergangenen Wochen<br />
waren Berlin und Bochum Orte<br />
heftiger Debatten über Judentum,<br />
Loyalität, Antisemitismus<br />
und die BDS-Bewegung, die zu Boykott,<br />
De-Investition und Sanktionen<br />
gegen Israel aufruft. Das bewegte<br />
mich dazu ,mit Ihnen meine Gedanken<br />
als jüdisch-israelischer Humanist<br />
auf der Reise durch Deutschland<br />
im Jahr 2018 zu teilen.<br />
Meine Tochter Yuli und ich trafen<br />
uns in Berlin, um Zeit miteinander<br />
zu verbringen, uns Kunst anzusehen<br />
und uns auszutauschen. Yuli lebt in<br />
Israel, wo meine Mutter, Shulamit<br />
Aloni, Ministerin für Bildung und<br />
Kultur im Kabinett vonYitzak Rabin<br />
war. Sie stand neben Rabin in der<br />
Kundgebung, auf der er ermordet<br />
wurde,nach einer wüsten Hetzkampagne<br />
rechter Kräfte in Israel. Dieselben<br />
Kräfte, zuderen bedingungsloser<br />
Unterstützung in diesen Tagen<br />
einige Deutsche aufrufen.<br />
Wir wollten unter anderem zur<br />
Ruhrtriennale in Bochum, auf der<br />
mein Film „Junction 48“ gezeigt<br />
wurde, der 2017 bei der Berlinale im<br />
Panorama den Publikumspreis gewonnen<br />
hatte.Dann erzählte mir Iris<br />
Hefetz Amsalem, meine Freundin<br />
und Kampfgefährtin der Jewish<br />
Voice for Peace (Jüdischen Stimme<br />
für Frieden), voneiner Veranstaltung<br />
gegen die BDS-Bewegung in Berlin,<br />
zu der niemand von palästinensischer<br />
Seite als Redner eingeladen<br />
war. Mir war klar, dass ich diese Veranstaltung<br />
besuchen musste, um<br />
Klaus Lederer entgegenzutreten,<br />
dem <strong>Berliner</strong> Kultursenator von den<br />
Linken.<br />
Als Außenstehender, der sich<br />
über die Vor- und Nachteile des BDS<br />
in Deutschland nicht sicher ist, hatte<br />
ich nicht die Absicht, BDS in Schutz<br />
zu nehmen. Mirging es eher darum,<br />
dem zynischen Einsatz des Wortes<br />
„Antisemitismus“ gegen Bürgerrechtsaktivisten<br />
zu widersprechen.<br />
Wer den Begriff „Antisemitismus“<br />
manipulativ missbraucht, befördert<br />
den Antisemitismus, indem er dessen<br />
zeitgenössische und historische<br />
Bedeutung verdeckt. Daher müssen<br />
wir einem solchen verfälschenden<br />
Wortgebrauch mit genau der gleichen<br />
Entschlossenheit entgegentreten,<br />
mit der wir auch den Antisemitismus<br />
bekämpfen.<br />
Ichdachte also,dass ich als israelischer<br />
Jude zu diesem Symposion<br />
gehen sollte, umganz einfach folgende<br />
Umstände zu erklären: (1) Die<br />
BDS-Bewegung ist eindeutig nicht<br />
antisemitisch, sondern beruht auf<br />
der Grundannahme der Gleichheit<br />
zwischen Israelis und Palästinensern.<br />
(2) BDS ist ein palästinensischer<br />
Aufruf an die Solidarität der internationalen<br />
Zivilgesellschaft, deren<br />
Geld dazu benutzt wurde, tödliche<br />
Waffen zu kaufen, mit denen<br />
Palästinenser unterdrückt werden –<br />
Menschen, die seit 70 Jahren ohne<br />
grundlegende Rechte leben. Es ist<br />
ein Aufruf, Raum für den gewaltlosen<br />
Kampf für Gerechtigkeit und<br />
Gleichheit zu schaffen.<br />
Wirsollten diesem Aufruf eine Gelegenheit<br />
geben, unvoreingenommen<br />
gehört zuwerden, selbst wenn<br />
wir ihm nicht folgen können. Leider<br />
scheint es so zu sein, dass je mehr Israel<br />
sich vonuniversellenWerten distanziert,<br />
die „guten Deutschen“ ein<br />
dringendes Bedürfnis verspüren, Israel<br />
desto harscher zu verteidigen –<br />
in Verkennung der Tatsache, dass<br />
Apartheids-Maßnahmen inzwischen<br />
nicht nur in der West Bank und in<br />
Gaza, sondern imganzen Staatsgebiet<br />
Israels in den Grenzen von 1948<br />
AUTOR UND FILMEMACHER<br />
Udi Aloni wurde 1959 in Israel geboren. Als Maler,Filmemacher und Schriftsteller beschäftigt<br />
er sich mit den Wechselbeziehungen zwischen Kunst, Theorie und Aktivismus. Sein Film „Junction<br />
48“ (2016) gewann unter anderem den Publikumspreis der Berlinale. Zuletzt wurde er im<br />
Rahmen der „Filmnächte“ am 17.8. bei der Ruhrtriennale in Bochum gezeigt. Udi Aloni ist im<br />
Beirat der amerikanischen Organisation Jewish Voice for Peace.<br />
Alonis Buch „Was ein Jude will: Über Binationalismus und andere Gespenster“ (2011) ist eine<br />
theologisch-politische Zusammenstellung mit Beträgen, u.a. vonJudith Butler,Alain Badiou<br />
und SlavojŽižek. Zuvor leitete Aloni das Kino des Freedom Theatre im Jenin Refugee Camp.<br />
Alonis Mutter,die Rechtsanwältin Shulamit Aloni (1928– 2014), war Mitbegründerin der<br />
Bürgerrechtsbewegung in Israel und amtierte in der Regierung Rabin als Ministerin.<br />
offiziell anerkannt sind. Der Philosoph<br />
Slavoj Žižek hat viel über die<br />
enge und symbiotische Beziehung<br />
zwischen antisemitischen Bewegungen<br />
und dem israelischen Staat geschrieben.<br />
Dazu zählt auch das<br />
warme, offizielle Willkommen Bibi<br />
Netanjahus für rechtsextreme amerikanische<br />
Evangelisten oder den<br />
ungarischen Ministerpräsidenten<br />
Viktor Orbán. In einer Zeit von<br />
Schwäche und Verwirrung eignet<br />
sich die Rechte traditionell linke Begriffe<br />
an, um uns zu eliminieren.<br />
Wie kommt es, dass Begriffe wie<br />
Identität oder Meinungsfreiheit in<br />
perverser Weise umgedeutet und<br />
unter dem Applaus der Unterstützer<br />
eines Ideals rassischer Überlegenheit<br />
gegen uns gerichtet werden?Wie<br />
kann ich dagegen eine Sprache radikaler<br />
Gnade setzen, nach der ich<br />
schon lange suche? Wiekann ich gegen<br />
brutale Attacken aufstehen,<br />
ohne selbst in Brutalität zu verfallen?<br />
Wiekann ich meiner Tochter ins Gesicht<br />
schauen und spüren, dass ich<br />
ihr die Werte eines humanitären Judentums<br />
vermittle, die mich meine<br />
Mutter und Großelternlehrten?<br />
Beider Ruhrtriennale in Bochum<br />
gab es einen Tagnach der Vorführung<br />
meines Films eine Veranstaltung,<br />
bei der der Musiker Elliott<br />
Sharp einen bewegenden und tiefen<br />
Text über Empathie und BDS vortrug.<br />
Am Ende des Textes, als er<br />
sagte, dass die Bilder aus dem Warschauer<br />
Ghetto und dem Gazastreifen<br />
ähnlich aussehen, und das Publikum<br />
ihn nicht so ausbuhte,wie es<br />
zuvor mich ausgebuht hatte, fragte<br />
ich mich, ob ich in der Lage bin, archaische<br />
Panzerungen mit radikal<br />
emotionaler Inbrunst aufzubrechen.<br />
Oder ob es nicht vielleicht genau<br />
meine Inbrunst ist, die jede Fähigkeit<br />
zum Zuhören blockiert. Es<br />
war mir wichtig, dazuYulis Meinung<br />
zu hören, die ein besonders sensibles<br />
Gespür für semiotische Bedeutungen<br />
hat. Siesagte mir,dass beide<br />
Klangarten für unseren Kampf<br />
wichtig seien: Sowohl das Recht auf<br />
emotionalen Ausbruch wie das tiefere,<br />
leisere, intellektuelle Verständnis.<br />
Der Jude ist kein Singular und<br />
kein Objekt. Wir sind Subjekte mit<br />
vielen unterschiedlichen und sich<br />
widersprechenden Stimmen. Ich<br />
fühle mich manchmal wie Don Quixote<br />
bei dem Versuch, die jüdischdeutsche<br />
Kultur der Vergangenheit<br />
vor der Zerstörung durch Deutsche<br />
der Gegenwart zu beschützen. Ich<br />
fühle mich als Enkel im Geiste all der<br />
deutsch-jüdischen Gespenster, die<br />
immer noch unter uns sind: Franz<br />
Rosenzweig, Martin Buber, Walter<br />
Benjamin, Hannah Arendt, Rosa Luxemburgund<br />
viele andere.<br />
Ich frage Sie mit leiser Trauer:<br />
Welche Richtung des Judentums<br />
wollen wir bewahren? Dievon Judith<br />
Butler, Tony Kushner, Daniel Barenboim,<br />
Franz Rosenzweig, Franz<br />
Kafka, Sigmund Freud, Gershom<br />
Scholem, Martin Buber, Walther<br />
Benjamin, Rosa Luxemburg und<br />
Hannah Arendt? Oder die vonBenjamin<br />
Netanjahu, Sheldon Adelson,<br />
Naftali Bennett und Avigdor Lieberman?<br />
Dasist die Frage,die Deutsche<br />
stellen sollten, bevor sie sich in ein<br />
imaginäres „Judentum“ einwickeln<br />
wie in einen Gebetsschal und dem<br />
Staat Israel bedingungslose Treue<br />
schwören. Am letzten Tag unserer<br />
Reise besuchten Yuli und ich die<br />
„Hello World“-Ausstellung im Hamburger<br />
Bahnhof. Dortsahen wir eine<br />
Installation des Künstlers Bruce<br />
Nauman, die auf Deutsch etwa heißt<br />
„Raum ohne meine Seele, Raum der<br />
sich nicht kümmert“. Wir standen<br />
dort und fragten uns: QuoVadis Domini?<br />
Wohin führt uns ein nach innen<br />
gewandter politischer und<br />
künstlerischer Weg, während um<br />
uns herum ein Feuer wütet und unserezerbrechliche<br />
Welt verbrennt?<br />
Am Abend gingen wir mit dem israelischen<br />
Schriftsteller Nir Baram<br />
und anderen Freunden essen und<br />
stritten uns beim Wein über die<br />
Frage, was uns einer Lösung näher<br />
bringt: ein moderates, diplomatisches<br />
oder ein radikales, uneingeschränktes<br />
Vorgehen? Bis mein<br />
Freund Timothy bemerkte: „Denk<br />
daran zu sagen, dass es weder um<br />
dich noch um die Deutschen geht.<br />
Am Ende des Kampfes steht ein junges<br />
palästinensisches Mädchen<br />
ohne Rechte, das es verdient, in<br />
Gleichheit und Sicherheit zu leben<br />
und vielleicht im Krankenhaus eine<br />
Krebsbehandlung zu bekommen,<br />
auch wenn die politische Einstellung<br />
ihres Vaters nicht die unsereist.“<br />
Und dann schaute ich auf meine<br />
Tochter, die in Israel lebt, und sagte<br />
mir:AmEnde des Kampfes steht auch<br />
meine Tochter, und ich möchte ihr<br />
helfen, eine Welt zu erschaffen, in der<br />
sie und ihre palästinensische Freundin<br />
Mariam gemeinsam Kunst machen<br />
können und in der ihreFreundschaft<br />
selbstverständlich ist Am<br />
nächsten Morgen waren wir uns alle<br />
der Beschränktheit unserer Fähigkeiten<br />
ebenso bewusst wie der Verantwortung<br />
jedes Einzelnen, die Welt ein<br />
klein wenig besser zu machen.<br />
Ausdem Englischen von<br />
Carsten Siebert<br />
Maximal vermintes Diskursgelände<br />
In Berlin und Bochum bemühte sich der Kulturbetrieb in diesem Sommer ohne viel Glück, mit Positionen umzugehen, die einen Boykott des Staates Israels befürworten<br />
VonPetraKohse<br />
Die aktuelle weltweite Kampagne<br />
gegen den Staat Israel, die zu<br />
Boykott, Investitionsentzug und<br />
Sanktionen aufruft (BDS), geht auf<br />
ein entsprechendes Verlangen der<br />
„palästinensischen Zivilgesellschaft“<br />
von 2005 zurück, das von<br />
über 100 Verbänden, Vereinigungen<br />
und Organisationen unterzeichnet<br />
wurde.ImKulturbereich werden dabei<br />
von BDS-unterstützenden<br />
Künstlern solche Veranstaltungen<br />
boykottiert, die von der israelischen<br />
Regierung bezuschusst werden.<br />
Als die israelische Botschaft 2017<br />
mit einem Reisekostenzuschuss<br />
zum <strong>Berliner</strong> PopKultur Festival beitrug,<br />
sagten etwa die schottischen<br />
HipHopper Young Fathers ab. Auch<br />
in diesem Jahr gab es sechs Absagen<br />
zum Pop Kultur Festival, weswegen<br />
Kultursenator Klaus Lederer sich<br />
Mitte August öffentlich mit der<br />
Schriftstellerin Lizzie Doron über die<br />
Wirksamkeit des Mittels Boykott unterhalten<br />
wollte. Doron ist die Tochter<br />
einer Holocaust-Überlebenden<br />
und thematisiert inihren Büchern<br />
die Hoffnung auf ein friedliches jüdisch-palästinensisches<br />
Zusammenleben.<br />
Beider Veranstaltung gab<br />
es jedoch „nur Gebrüll“ wie diese<br />
<strong>Zeitung</strong> am 17.8. berichtete. Als<br />
Klaus Lederer die Boykott-Kampagne<br />
„strukturell antisemitisch“<br />
nannte, erhob sich UdiAloni im Publikum<br />
und rief: „Meine ganzeFamilie<br />
ist im Holocaust gestorben und er<br />
nennt mich antisemitisch.“<br />
Bei der Ruhrtriennale in Bochum<br />
sorgte indessen die Frage für Aufregung,<br />
ob es einer Unterstützung des<br />
BDS gleichkomme, BDS-Anhänger<br />
einzuladen, wie die Intendantin Stefanie<br />
Carp es mit den Young Fathers<br />
getan hatte. Dem Druck einer entsprechend<br />
tendierenden öffentlichen<br />
Debatte nachgebend, lud sie<br />
die Band wieder aus,dann aber wieder<br />
ein. Da die Fathers dann nicht<br />
mehr kommen wollten, beraumte<br />
sie eine Diskussion mit am Festival<br />
beteiligten Künstlern an, die den<br />
BDS ebenfalls unterstützen, Alain<br />
Platel und Elliott Sharp. Dadie Diskussion<br />
auf einen Sonnabend gelegt<br />
war, protestierten jüdische Verbände,<br />
dass es ihnen an einem Sabbat<br />
nicht möglich wäre, offiziell teilzunehmen.<br />
DasGelände,sieht man,<br />
ist maximal vermint. Um seine Position<br />
zu verdeutlichen und zur Diskussion<br />
beizutragen, schrieb Udi<br />
Aloni den obenstehenden Beitrag. −
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 23 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton/Medien<br />
Terror<br />
zu<br />
zweit<br />
Großes Schauspiel<br />
im ARD-Drama „Toulouse“<br />
VonTorsten Wahl<br />
Nanu, seit wann hat man in Toulouse<br />
einen Blick aufs Meer?<br />
Doch Gustav (Matthias Brandt), der<br />
sich im mondänen Strandhotel noch<br />
mal mit seiner Ex-Frau Silvia (Catrin<br />
Striebeck) trifft, hatte eine Dienstreise<br />
nach Toulouse nur als Ausrede<br />
für seine aktuelle Gattin erfunden. Es<br />
ist das erste von vielen Täuschungsmanövern,<br />
die dieser Film zu bieten<br />
hat. Anfangs wirkt alles noch französisch-leicht,<br />
später klingt „Toulouse“<br />
dann eher englisch, wie „ToLose“.<br />
Gustav, reicher Geschäftsmann,<br />
hat viel zu verlieren –Silvia offenbar<br />
nicht. Sie legt vor Gustavs Ankunft<br />
eine Pistole in den Zimmertresor<br />
und erklärt ihrem Ex später, indiesem<br />
Hotel habe vor 19Jahren nicht<br />
nur ihre Beziehung begonnen –hier<br />
werde sie auch enden. Da der Mann<br />
in diesem Geschlechter-Duell etwas<br />
schlichter gestrickt ist, überhört er<br />
die Andeutungen –Gustav will Sex.<br />
Dabei erwartet seine neue, deutlich<br />
jüngere Frau zuHause ein Kind von<br />
ihm, was Silvia auch prompt spürt.<br />
Eine knappe halbe Stunde lang<br />
bleibt „Toulouse“ ein nettes Geplänkel<br />
mit geschliffenen Dialogen. Doch<br />
dann erweist sich die Wahl des zur<br />
Tarnung gewählten Ortsnamens als<br />
Menetekel. Denn während Silvia<br />
und Gustav um ihregescheiterte Ehe<br />
kreisen, findet in Toulouse ein Attentat<br />
mit immer mehr Opfernstatt, das<br />
sowohl die daheimgebliebene Gattin<br />
als auch Gustavs Geschäftspartner<br />
aufschreckt. Fortan wird er immer<br />
wieder vonAnrufen gestört.<br />
Autor David Schalko, der in seinem<br />
Heimatland Österreich mit der<br />
Serie „Braunschlag“ aufgefallen war<br />
und derzeit Fritz Langs Klassiker „M<br />
–Eine Stadt sucht einen Mörder“ als<br />
TV-Mehrteiler neu verfilmt, schreckt<br />
vor dem Makabren, Zynischen nicht<br />
zurück: Er lässt die Opferzahlen bis<br />
auf 240 Tote steigen – und fesselt<br />
seine beiden Helden derweil immer<br />
enger in ihr privates Gemetzel. Es<br />
fliegen die Fetzen, die Grenzen zwischen<br />
Liebe und Hass verschwinden,<br />
und Gustav verliert erst die Balance,dann<br />
die Kontrolle.Doch Egozentriker<br />
–das sind für ihn immer<br />
die anderen!<br />
Im Clinch: Silvia (Catrin Striebeck) und<br />
Gustav(Matthias Brandt)<br />
ARD<br />
Wiesich die beiden Darsteller hier<br />
aus den Genrekonventionen befreien,<br />
das bereitet einen Riesenspaß.<br />
Catrin Striebeck darf beweisen, dass<br />
sie mit ihrer markanten rauen<br />
Stimme perfekt eine verführerische,<br />
undurchsichtige Frau spielen kann.<br />
Matthias Brandt dagegen zeigt sein<br />
Können mal im Komischen: Irgendwann<br />
steht er schwitzend in Unterhosen<br />
im Bett und schlitzt das Federbett<br />
auf. Beide Schauspieler spielen die<br />
Außenwelt komplett mit. Dass „Toulouse“<br />
als Zwei-Personen-Stück fürs<br />
Theater geschrieben wurde, ist unübersehbar.<br />
Indiesem Fall aber läuft<br />
die Verfilmung (Regie: Michael<br />
Sturminger) schon vor der Bühnenpremiere<br />
– der Werbespruch „Bekannt<br />
aus dem Fernsehen“ dürfte<br />
dem Wiener Theater in der Josefstadt<br />
etliche Zuschauer mehr einbringen.<br />
Toulouse 20.15Uhr,ARD<br />
Weder Mann noch Frau, sondernPerson. Das 23-jährige musikalische Wunder Tash Sultana aus Australien in der <strong>Berliner</strong> Columbiahalle.<br />
Permanenter Spurwechsel<br />
Voneinem Genre ins nächste: Im Konzert sind Tash Sultanas stilistische Kapriolen so virtuos wie rätselhaft<br />
VonMarkus Schneider<br />
Um vorneweg gleich den<br />
Mythos auszuräumen,<br />
der in einigen besonders<br />
erstaunten Vorberichten<br />
aufgebaut wurde: Nein, auch bei<br />
Tash Sultana wird die Panflöte nicht<br />
zum coolen Instrument. Das23-jährige<br />
Internet-Wunder aus Australien<br />
versteht es nur, den schrecklichen<br />
Tonmit atemlosen Japsernund Seufzern<br />
so aufzupumpen, dass er sich<br />
wie IanAndersons Querflöte anhört.<br />
Also auch nicht besser.<br />
Am Montag, im ersten ihrer beiden<br />
ausverkauften Konzerte in der<br />
Columbiahalle, brachte Sultana das<br />
Panflöten-Solo spät, ein kleiner<br />
Nachweis der zwanzig Instrumente,<br />
die das Multitalent angeblich beherrscht.<br />
Es spielte allerdings keine<br />
One-Man-Band, sonderneine„One-<br />
Person-Band“, weil Sultana binäre<br />
Geschlechtszuschreibungen nicht<br />
mag und weder als Mann noch Frau<br />
adressiertwerden möchte.<br />
Man kennt das Phänomen aus<br />
den globalen Fußgängerzonen, wo es<br />
in Gestalt zauseliger Menschen mit<br />
Wandergitarre, allerlei Schellen und<br />
Pfeifen auftritt: So ähnlich war auch<br />
Sultana zunächst auf den Straßen<br />
Melbournes unterwegs, mit 17, nach<br />
einer,soheißt es,psychotischen Episode<br />
als Folge vonchronischem Pilzkonsum.<br />
Der erste Erfolg des Teenagers<br />
kam indes mit einem Netzvideo<br />
zum Song„Jungle“, der,liveimelterlichen<br />
Wohnzimmer mit der Loopstation<br />
zusammengeschichtet, zu einem<br />
viralen 20-Millionen-Hit wurde.<br />
Gerade erschien das erste Album<br />
„Flow State“, was sich zweifellos auf<br />
die Bewegung der Songs beziehen<br />
lässt: Es handelt sich um einen mit<br />
viel Gitarren-Effekten spacewärts<br />
geschickten, psychedelischenYachtrock,<br />
der mit wippenden Funk-, Hip-<br />
Hop- und Reggae-Beats auf die Reise<br />
geschickt wird. Im Konzerthören wir<br />
zwar die vielen Klangfarben, die Sultana<br />
loopend ineinanderschichtet.<br />
Wo jedoch auf dem Album noch eine<br />
gewisse strukturelle Umsicht waltet,<br />
dominiert live ein eigenartiges Auf<br />
und Ab und Hinund Her.<br />
Die Einpersonenband scheint<br />
derzeit ein gewisses Revival zu erleben:<br />
Neulich feierte man allenthalben<br />
das britische Wunderkind Jacob<br />
Collier, das ganz allein im Homestudio<br />
ein jazzrocknahes Stevie-Wonder-Pastiche<br />
eingespielt hatte, im<br />
Dancepop rackert bekanntlich Ed<br />
Sheeran mit Wandergitarre und<br />
Schlaufenpedal, und Tash Sultana<br />
besetzt den Job impsychedelischen<br />
Indierock.<br />
Im richtigen Leben engagiertsich<br />
Sultana aufgrund der eigenen Geschichte<br />
übrigens für Menschen, die<br />
an drogeninduzierten Ängsten leiden.<br />
Im Konzert flimmern dagegen<br />
Ob Tash Sultana die vielen Instrumente<br />
tatsächlich perfekt beherrscht,<br />
ließ sich bei diesem Auftritt<br />
nicht erkennen.<br />
fröhlich bewusstseinserweiterte<br />
Muster über die Leinwand, überwiegend<br />
verpeilte Farbpaletten und<br />
buntes Gewaber wie aus abgefilmten<br />
Lavalampen. Eher bizarr wiederum<br />
die Bühnendeko mit je einem Flamingo<br />
und einem Kaktus aus Neon<br />
sowie ein paar Felsbrockenlampen –<br />
Innenarchitektur aus dem Versandhaus,<br />
die irgendwie zur Einstimmungsmusik<br />
passte: Die meisten<br />
Bands suchen dabei nach einem gewissen<br />
individuellen Ausdruck. Tash<br />
Sultana spielte Bob Marleys „Exodus“,<br />
das zwar hübsch, aber ungefähr<br />
so distinktionstauglich ist wie<br />
Kalt ist die Sternennacht<br />
Sultanas sympathisch understatete<br />
Birkenstock-Erscheinung.<br />
Über Geschmack ließ sich jedoch<br />
nicht streiten: Das Publikum bejubelte<br />
jede frisch gelegte Schlaufe,<br />
und wie die Einpersonenband die<br />
vielen Spuren unter Kontrolle behielt<br />
und Instrumente wechselte – das<br />
wirkte in der Tatvirtuos. ObSultana<br />
die vielen Instrumente tatsächlich<br />
perfekt beherrscht, ließ sich dagegen<br />
im Konzertnicht erkennen.<br />
Die Trompete zum Beispiel, wie<br />
alles mit massivem Hall unterlegt,<br />
spielte fünf wehmütige melodische<br />
Töne in einleuchtender Reihenfolge.<br />
Das Trommeln blieb meist tribalistisch<br />
gradlinig, die Orgel schwallte<br />
effektvoll. Die angeblich seit dem<br />
dritten Lebensjahr geübte Gitarre<br />
kam rhythmisch mit Funklicks und<br />
Basslines zur Geltung, als Leadinstrument<br />
nudelte sie verwirrend<br />
oft generische Bluesläufe, schlug rasende<br />
Folkakkorde oder plinkerte<br />
Flamenco-Klischees. Die Stimme<br />
turnte nach jeweils einleitenden Melodiemarkern<br />
engagiert im jeweiligen<br />
harmonischen Raum.<br />
Warum dies im Einzelfall geschah,<br />
konnte jedenfalls ich nicht<br />
nachvollziehen. Wie die Genderfixierung<br />
verachtet Sultana auch musikalische<br />
Genreschubladen. Zumindest<br />
letzteren entgeht man indes<br />
nicht, indem man sie einfach<br />
ineinanderschachtelt und behauptet,<br />
sie seien im Fluss.<br />
Musik, in der man umhergeht wie in der Natur: Das Musikfest widmete sich seinem Boulez-Schwerpunkt<br />
VonClemens Haustein<br />
Was sagt es über ein Musikstück<br />
aus, wenn der Hörer das Gefühl<br />
hat, es könne endlos fortgesetzt<br />
werden? Istdas dann höchste Kunst,<br />
weil solche Musik einen umgibt wie<br />
Natur, in der man umhergehen<br />
kann, der man Aufmerksamkeit<br />
schenken kann oder auch nicht,<br />
ganz wie man will? Oder wird plötzlich<br />
alles egal, weil die Musik zu einem<br />
Zustand wird, von dem man<br />
ahnt, dass er sich nicht wesentlich<br />
ändernwird?<br />
Beim Musikfest waren nun drei<br />
solcher Stücke zu hören, fast eine<br />
Dreiviertelstunde jeweils dauernd,<br />
und nicht in jedem vonihnen nimmt<br />
man so gerne Platz wie in PierreBoulez’<br />
„sur Incises“. Am Sonntagnachmittag<br />
wurde dafür die Manege des<br />
Pierre-Boulez-Saales mit allerhand<br />
Gerätschaft vollgestellt: Verschiedenes<br />
Schlagwerk wird für das Stück<br />
benötigt, drei Klaviere und drei Harfen<br />
–alles Instrumente, deren Töne<br />
nach dem Anschlagen oder Anzupfen<br />
verklingen, wodurch das Stück<br />
auch zu einer Studie über die Attacke<br />
wird, mit der ein Tonbeginnt.<br />
Punktuelle Strahlkraft<br />
quartett op. 28kontrastierte und in<br />
ihrer feinen Beweglichkeit mit einer<br />
Darbietung von Robert Schumanns<br />
hier eigenartig platziertem Klavierquintett,<br />
bei der Daniel Barenboim<br />
gegenüber seinen jüngeren Mitspielern<br />
(darunter sein Sohn Michael an<br />
der ersten Geige) hörbar auf die<br />
Tempobremse drückte. Man ertappte<br />
sich beim Wunsch, Denis<br />
Kozhukhin, selbst ein Pianist von<br />
vorzeigbarer Biographie und hier in<br />
demütiger Weise das Amt des Umblätterers<br />
versehend, möge doch mit<br />
Barenboim den Platz wechseln, damit<br />
hier ein wenig Wind aufkomme.<br />
Am Tag darauf wurde wieder<br />
Pierre Boulez gespielt. Diesmal vom<br />
Pariser „Ensemble intercontemporain“<br />
und seinem Leiter Matthias<br />
Pintscher,der voreiner Woche überraschend<br />
als Dirigent der Lucerne<br />
Festival Academy zurückgetreten<br />
war: aus „persönlichen Gründen“<br />
„ausserstande“ sein Amt weiterzu-<br />
Boulezentwickelt aus dieser Idee ein<br />
Stück von großer Klangsinnlichkeit,<br />
glitzernd in der Strahlkraft seiner<br />
punktuellen Ereignisse, mitreißend<br />
im rhythmischen Drive, stark inseiner<br />
Atmosphäre, wenn sich das<br />
Tempo zum Ende hin beruhigt und<br />
sich die Musik des französischen<br />
Komponisten aufspannt wie ein<br />
Nachthimmel, in dem Sternschnuppen<br />
verglühen.<br />
DenVertreterndes vonDaniel Barenboim<br />
geleiteten, Boulez-Ensemble<br />
genannten Musikerpools, gelang<br />
eine feine, scharf glitzernde Aufführung,<br />
die in ihrer epischen Breite mit<br />
Anton Weberns knappem Streichführen,<br />
wie es in der bislang einzigen<br />
Verlautbarung dazu hieß. Mit Pintschers<br />
Gesundheit kann es nichts zu<br />
tun gehabt haben, denn im Boulez-<br />
Saal dirigierte er munter und agil<br />
Boulez’ „Le Marteau sans Maître“.<br />
Ausreichend kühle Luft<br />
ROLAND OWSNITZKI<br />
Rund vierzig Jahrefrüher entstanden<br />
als„sur Incises“, wurde das Stück damals<br />
als großer Schritt gefeiert weg<br />
von den erkältenden Konstruktionen<br />
des Serialismus. Hört man das<br />
Werk heute,weht einen immer noch<br />
ausreichend kühle Luft an, das<br />
Punkt-Punkt-Komma-Strich-Gesicht<br />
dieser Klänge lächelt wenig verbindlich.<br />
Und wie beim zuvor erklungenen,<br />
in der Dauer ähnlich<br />
groß dimensionierten „Vortex temporum“<br />
von Gérard Grisey beschleicht<br />
einen die Frage,obesdenn<br />
einen großen Unterschied gemacht<br />
hätte, wenn das Stück ein bisschen<br />
kürzergedauerthätte.<br />
NACHRICHTEN<br />
Roland Emmerich startet<br />
Dreharbeiten auf Hawaii<br />
DerRegisseur Roland Emmerich<br />
(„Independence Day“,„Godzilla“)<br />
hat auf Hawaii mit den Dreharbeiten<br />
zu„Midway“ begonnen. DerFilm<br />
widmet sich einer entscheidenden<br />
Seeschlacht des ZweitenWeltkriegs.<br />
Anfabg Juni 1942 kämpften bei den<br />
Midwayinseln großeVerbände der<br />
Kaiserlich Japanischen Marine und<br />
der United States Navy.Die Schlacht,<br />
die mit derVersenkung vonvier japanischen<br />
Flugzeugträgernendete,gilt<br />
alsWendepunkt des Pazifikkriegs.<br />
Fortan befanden sich die japanischen<br />
Streitkräfte in der Defensive. (BLZ)<br />
RBB plant Sendereihe über<br />
Berlin von 1961 bis 1990<br />
DerRBB zeichnet ab November ein<br />
Jahr lang die Geschichte Berlins von<br />
1961 bis 1990, den Jahren der Mauer,<br />
nach.„Berlin –Schicksalsjahreeiner<br />
Stadt“ −in30Folgen berichtet die<br />
Chronik über den Alltag der Menschen<br />
und die große Politik in beiden<br />
Teilen der Stadt. Grundlage der in diesem<br />
Umfang einmaligen Produktion<br />
sei das RBB-Archiv sowie Material des<br />
Deutschen Rundfunkarchivs (DRA)<br />
der DDR, teilte der Sender mit. Die<br />
Chronik soll ab 3. November jeweils<br />
sonnabends um 20.15 Uhrindrei<br />
Staffeln àzehn Folgen laufen. (dpa)<br />
ADAC will Motorwelt nicht<br />
mehr verschicken<br />
Mitglieder des ADACwerden die<br />
Zeitschrift Motorwelt einem Medienbericht<br />
zufolge bald nicht mehr<br />
nach Hause geschickt bekommen.<br />
Ab 2020 werdedas Heft zudem nicht<br />
mehr monatlich erscheinen, sondernnur<br />
noch vier MalimJahr,berichtete<br />
die Wirtschaftswoche.Wer<br />
es lesen will, müsse es sich beim<br />
ADACoder einem Partner des Verkehrsclubs<br />
wie Tankstellen abholen.<br />
Einendgültiger Beschluss solle erst<br />
Ende des Jahres fallen, berichtete die<br />
Wirtschaftswoche.Die Motorwelt<br />
hat eine Auflage vonfast 15 Millionen.<br />
Grund dafür,sie in der bisherigen<br />
Form nicht weiterzuführen,<br />
seien unter anderem die hohen Kosten,<br />
hieß es in dem Bericht. (AFP)<br />
Reporter ohne Grenzen für<br />
Erklärung gegen Fake News<br />
Reporter ohne Grenzen setzt sich für<br />
eine internationale Erklärung für die<br />
Informationsfreiheit und gegen Fake<br />
News ein. DieOrganisation erklärte,<br />
Anlass sei der 70. Jahrestag der Allgemeinen<br />
Erklärung der Menschenrechte<br />
durch die Unoam10. Dezember.Den<br />
Text soll eine unabhängige<br />
Kommission ausarbeiten. DenVorsitz<br />
haben die iranische Friedensnobelpreisträgerin<br />
Shirin Ebadi und der<br />
Generalsekretär vonReporter ohne<br />
Grenzen, Christophe Deloire. „Ziel<br />
der Initiativeist ein internationales<br />
Engagement vonStaaten, privaten<br />
Unternehmen undVertreternder Zivilgesellschaft“,<br />
betonte Reporter<br />
ohne Grenzen. Siesollen dem„Internationalen<br />
Pakt für die Information<br />
und die Demokratie“ ihreUnterstützung<br />
aussprechen können. (AFP)<br />
TOP 10<br />
Montag,10. September<br />
1 Wer wird Millionär? RTL 4,87 17 %<br />
2 Gefangen ZDF 4,70 16 %<br />
3 Tagesschau ARD 4,38 16 %<br />
4 heute journal ZDF 3,70 14 %<br />
5 heute ZDF 3,67 18 %<br />
6 RTL aktuell RTL 3,11 16 %<br />
7 SOKO5113 ZDF 2,98 18 %<br />
8 GZSZ RTL 2,90 11 %<br />
9 November Man ZDF 2,76 16 %<br />
10 Extra RTL 2,61 14 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />
· ·······················································································································································································································································································<br />
·<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Acker Stadt Palast (✆ 441 00 09)<br />
20.00: For the twoofus. For us all. (Murillo Basso &<br />
Anita Twarowska)<br />
Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />
19.30: Nabucco<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
11.00, 15.00: Bis die Sterne zittern(Junges DT –<br />
LesArt)<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
20.00: Schlagersüsstafel<br />
Gewerbehof in der Alten Königstadt<br />
(Saarbrücker Str.24) 19.30: Underground (aufBruch<br />
Kunst Gefängnis Stadt)<br />
Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />
20.00: Die Rechnung<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
19.30: AWalk on the Dark Side<br />
Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />
20.00: Wolfskinder<br />
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />
20.00: Mord auf Schloss Haversham (The playthat<br />
goes wrong)<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
20.00 Studio: Der Fremde<br />
Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Ein gewisserCharles Spencer Chaplin<br />
Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />
20.00 Festsaal: Oh My (HenrikeIglesias)<br />
Theater o.N. (✆ 440 92 14)<br />
20.00: Wachträume<br />
Vaganten Bühne (✆ 312 45 29)<br />
20.00: Shakespeares sämtliche Werke(in 90<br />
Minuten!)<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
20.00: Die sechs Brandenburgischen Konzerte(Anne<br />
Teresa De Keersmaeker,Rosas)<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
AHA Berlin e. V. (✆ 89 62 79 48)<br />
21.00: Go West Comedy(Ben MacLean, Yannick<br />
Geske, Simone Hudson &Gäste)<br />
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: Irmgard Knef: Ein Lied kann eine Krückesein<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: Wildes Berlin: Das tierische Hauptstadtmusical<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Circa’sPeepshow(Circa ContemporaryCircus)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Die Ding-Show(ImproBerlin)<br />
20.00: Zirkus Angela –Schicksalsjahre einer Kanzlerin<br />
Estrel Festival Center (✆ 68 31 68 31)<br />
20.30: Divas –Die Show<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: Stand-upComedyNight Berlin(JochenPrang<br />
&3Gäste)<br />
Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />
20.30: Gute Wahl (Die Gorillas)<br />
Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />
20.00: Open StageVarieté (Marco Tschirpke(Mod.)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Kann man mit MännernUrlaub machen?<br />
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />
18.00, 21.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
18.30: Ghost –Das Musical<br />
TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />
20.00: Cabaret –Das Musical<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Wasist da los? (Frank Goosen)<br />
Zilles Stubentheater (✆ 66 30 93 18)<br />
15.00: Zille allein zu Haus (Albrecht Hoffmann).<br />
Anm. erf.<br />
KLASSIK<br />
Pfarrkirche Weißensee (✆ 965 22 39)<br />
19.30: Blockflöten-ConsortBerlin, Andreas Wenske<br />
(Cemablo, Oboe), Ltg.Ursula Kelch, Instrumentalmusik<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal<br />
(✆ 254 88 -1 32) 19.00: Einführung (Mahler Chamber<br />
Orchestra, Sir GeorgeBenjamin)<br />
20.00: Isabelle Faust, Anne Katharina Schreiber (Violine),<br />
Antoine Tamestit (Viola) u. a., Mahler Chamber<br />
Orchestra, Ltg.Sir GeorgeBenjamin, MusikfestBerlin<br />
–GeorgeBenjamin III, Arnold Schönberg: „Verklärte<br />
Nacht“ für Streichsextett op.4;Sir GeorgeBenjamin:<br />
„Into the little Hill, Alyric tale in twoparts“<br />
Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />
20.00: Benjamin Engeli, Der Olymp des Klavierspiels<br />
–Record Release, Brahms:Balladen op.10, Rhapsodien<br />
op. 79; Rachmaninov: Moments Musicauxop.16<br />
Schloss Charlottenburg –Große Orangerie<br />
(✆ 25 81 03 50) 20.00: <strong>Berliner</strong> Residenz Orchester,<br />
Ltg.Bruno Schmidt, BarockeOperngala –Zauber der<br />
Klassik, Konzertmit Menü<br />
KINDER<br />
AquaDom &Sea Life Berlin (✆ 99 28 00)<br />
10.00: Saurier der Meere<br />
Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />
15.00: Offenes Atelier (ab 6J.)<br />
Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />
10.00: Komm mit, kleine Angst,puppen etc., (ab 4J.)<br />
Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Alle außerdas Einhorn, (ab 11 J.)<br />
Helene-Nathan-Bibliothek (✆ 902 39 43 42)<br />
:Playtogether,Spielenachmittag<br />
Jaro Theater (✆ 341 04 42)<br />
10.30: Waschtag bei Familie Clown, Puppen und<br />
Schauspiel (ab 2bis 6J.)<br />
Klax-Kinderkunstgalerie (✆ 34 74 53 46)<br />
10.00: Farbenfroher Zwergenzauber,Kita Zwergenland<br />
aus Rathenow, Aquarellbildern, Collagen, Acrylbildern,<br />
Kreidearbeiten, Werken mit Temperafarben und Aquatinta,<br />
Tonarbeiten und zahlreichen Gemeinschaftsarbeiten<br />
aus der Krippe.<br />
Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />
11 J.)<br />
MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />
14.00: Schwing deine Hüften! Hoop-Dance-Bau,<br />
selbstgebauter Hula Hoop<br />
Museum Lichtenberg (✆ 57 79 73 88)<br />
11.00, 11.00: Komm doch mal rüber!?, interaktive<br />
Ausstellung für Kinderzum Thema <strong>Berliner</strong> Mauer (ab<br />
8bis 12 J.)<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
10.00, 11.30 Hermann-Wolff-Saal: Kitakonzert3-2-<br />
1-LOS!, nur für Kitagruppen nach Anmeldung<br />
Schaubude Puppentheater (✆ 423 43 14)<br />
10.00: Meeting Point –Spielzeitauftakt: Elektrische<br />
Schatten, florschütz &döhnert, Objekttheater mit<br />
Live-Musik ohne Worte(ab 4bis 8J.)<br />
Schlossplatztheater (✆ 651 65 16)<br />
10.00: Der kleine Angsthase, HOR Künstlerkollektiv,<br />
Musiktheater (ab 5J.). Anm. erf.<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: Das Rübchen, Scuraluna –Schattenbühne<br />
Berlin (ab 3bis 6J.)<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Ich, Ikarus, (ab 9J.)<br />
Theater Mirakulum (✆ 449 08 20)<br />
10.00: Schneewittchen –Spieglein an der Wand,<br />
Thomas Mierau, Handpuppenspiel (ab 4bis 12 J.)<br />
theater strahl probebühne (✆ 69 59 92 22)<br />
9.00, 11.00: Spaaaß! (für Keenies) (ab 10 J.)<br />
Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />
9.30: Sonne, Mond &Sterne (ab 4J.)<br />
11.00Planetariumssaal: Mit Raketen zu Planeten,<br />
Planetariumsshow(ab 7J.)<br />
Panoptikum<br />
Kleines<br />
Theater,<br />
große Fragen<br />
Wie klein ein Theater ist,<br />
spielt für die Fragen, die<br />
es stellt, die Geschichten, die<br />
es erzählt, und die Welten, die<br />
es erschafft, keine Rolle. Das<br />
Theater o.N., das nun doch<br />
erst einmal an seinem angestammten<br />
Platz weiterspielen<br />
kann, hat gerade eine ganz<br />
praktische existenzielle Krise<br />
durchlitten, fast wäre esverdrängt<br />
worden. Das zuDDR-<br />
Zeiten als Theater Zinnober<br />
gegründete Ensemble gibt es<br />
schon seit Jahrzehnten, teilweise<br />
stehen noch immer die<br />
Gründungsmitglieder auf der<br />
Bühne.Die Frage:Wasmachen<br />
wir hier eigentlich?, bekommt<br />
im Moment der Bedrohung<br />
eine andereKraft und weist ins<br />
Allgemeine: Wie leben? Was<br />
hat Bestand? Geht es ohne<br />
Utopie? Mehrere o.N.-Generationen<br />
treffen sich zu dem<br />
Panoptikum „Wachträume“<br />
von Ania Michaelis. Und hinterher<br />
an der gemütlichen Bar<br />
im Souterrain. Ulrich Seidler<br />
Wachträume.Ein Panoptikum 20 Uhr<br />
Theater o.N. Kollwitzstr.53,T.:4409214<br />
Esoterische Verschwurbelung ist bei Karlheinz Stockhausen (hier 1995) immer dabei. Darf man sie seitwärts liegenlassen, um sich ganz der k<br />
Unter den klassischen<br />
Avantgardisten harrt<br />
Karlheinz Stockhausen<br />
noch der Entdeckung.<br />
Luigi Nono hatte seine Zeit kurz<br />
nach seinem Tod1990, PierreBoulez<br />
hat gerade enorme Konjunktur<br />
durch einen höchst aktiven Schülerund<br />
Freundeskreis. Sind diese beiden<br />
noch immer weitgehend konzertsaaltauglich,<br />
so hat Stockhausen<br />
viele seiner Werke mit deutscher<br />
Konsequenz gegen die Institutionen<br />
komponiert. Sein Werk ist riesenhaft<br />
in Umfang und kompositionstechnischer<br />
Entwicklung, und wer den tieferen<br />
Einblick scheut, wird an der<br />
Oberfläche vonder eklektizistischen<br />
Weltanschaulichkeit seiner Musik<br />
seit den späten 60er-Jahren verwirrt.<br />
Muss man das ernst nehmen? Im<br />
Fall Wagner stellt man sich eine ähnliche<br />
Frage: Darf man Antisemitismus,<br />
Misogynie und andere Fragwürdigkeiten<br />
seiner Opern ausblenden,<br />
um die Musik zu genießen? Also<br />
darf man im Fall Stockhausen die<br />
schiere esoterische Verschwurbelung<br />
seitwärts liegenlassen, um sich<br />
ganz der kompositorischen Imagination<br />
zu widmen?<br />
Peter Uehlinge<br />
will Musik hören<br />
und keine Interpreten.<br />
Er sucht Veranstaltungen,<br />
die musikalische Erfahrungen<br />
bieten könnten –<br />
neuartige, begeisternde<br />
oder herzerwärmende.<br />
Winrich Hopp, der über Stockhausen<br />
promovierte künstlerische<br />
Leiter des Musikfests Berlin, zeigt<br />
nicht sein ernstestes Gesicht, wenn<br />
er über Stockhausens Ideologie<br />
spricht. Dennoch würde er die<br />
Werke, die die letzte Woche des Musikfests<br />
prägen, nie um diese Dimension<br />
beschneiden: „INORI –Anbetungen<br />
für zwei Tänzermimen und<br />
großes Orchester“ wird von der Lucerne<br />
Academy unter Leitung des<br />
Stockhausen-Schülers Peter Eötvös<br />
natürlich mit „Tänzermimen“ und<br />
ihren Gebetsgesten aufgeführt werden,<br />
denn sie gehören zum kompositorischen<br />
Gesamtkonzept.<br />
Fragen dieser Art stellen sich in<br />
Werken wie den Klavierstücken I–XI<br />
oder auch den „Kontakten“ für Klavier,<br />
Schlagzeug und Elektronik<br />
scheinbar nicht, auch „Mantra“ für<br />
zwei Klaviere und Ringmodulation<br />
lässt sich ohne gesteigertes Ernstnehmen<br />
des Titels als großer absolut-musikalischer<br />
Variationszyklus<br />
hören. Stets dabei: Pierre-Laurent<br />
Aimard am Klavier, mal mit Dirk<br />
Rothbrust am Schlagzeug, mal mit<br />
Tamara Stefanovich im Klavierduo.<br />
Allerdings werden auch diese Stücke<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Mamma<br />
Mia! Here We Go Again 15.00, 20.15; Grüner<br />
wirdís nicht 17.35<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Kindeswohl<br />
15.30, 18.00, 20.30<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Gundermann<br />
14.30, 17.30, 20.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Das schönste<br />
Mädchen der Welt 15.30, 18.00, 20.30; Das<br />
Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-Lernen<br />
15.30, 18.10; BlacKkKlansman (OF) 18.00,<br />
21.00; Queer Filmnacht: Tackling Life 21.00;<br />
BlacKkKlansman 14.00, 17.00; Künstlerkomplex:<br />
Finding Vivian Maier (OmU) 20.00; Crazy<br />
Rich –Crazy Rich Asians (OF) 15.45, 18.30,<br />
21.15; Lebenszeichen –Jüdischsein in Berlin<br />
14.00; Familie Brasch 16.00, 20.30; Matinee:<br />
Kindeswohl –The Children Act (OmU) 15.00,<br />
17.30, 20.00; Geniale Göttin: Die Geschichte<br />
von Hedy Lamarr –Bombshell: The Hedy Lamarr<br />
Story (OmU) 14.30; Sauerkrautkoma 16.30; Mr<br />
Gay Syria 18.45<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Menashe (OmU)<br />
17.00, 20.15; Itzhak Perlman (OmU) 18.30; Der<br />
Doktor aus Indien –The Doctor from India (OmU)<br />
18.00; Grüner wirdís nicht 20.00<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 15.20; BlacKkKlansman<br />
17.30, 20.30; Crazy Rich 15.00, 17.15, 20.00;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 16.15; Die brillante<br />
Mademoiselle Neila 18.45; Don‘t worry,<br />
weglaufen geht nicht 20.50; Papst Franziskus:<br />
Ein Mann seines Wortes 15.00, 17.45, 20.00;<br />
Käpt‘n Sharky 16.00; Grüner wirdís nicht 17.45,<br />
20.30<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: Alpha<br />
14.15; 3D: Mission: Impossible 16.45; 3D,Preview:<br />
Predator 20.00; The Nun 22.40; Mamma<br />
Mia! 15.00; 3D: Alpha 17.45; Asphaltgorillas<br />
20.15; The Equalizer II 22.45; Hotel Transsilvanien<br />
314.10; Safari 16.30; 3D: Alpha 19.00;<br />
Bad Spies 21.20; Das schönste Mädchen der<br />
Welt 14.50, 17.20; The Nun 20.00; 3D: The<br />
Meg 22.30; Christopher Robin 15.15; The Nun<br />
17.40; BlacKkKlansman 20.00; Asphaltgorillas<br />
23.00; Crazy Rich 14.45; Bad Spies 20.10; Mission:<br />
Impossible 22.40; Ant-Man and the Wasp<br />
14.40; BlacKkKlansman 17.20, 22.50; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 20.20<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Nach dem<br />
Urteil 11.05; Geniale Göttin: Die Geschichte<br />
von Hedy Lamarr –Bombshell: The Hedy Lamarr<br />
Story (OmU) 12.30; Donbass (OmU) 14.00;<br />
3D: Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
15.50; Hamburger Gitter –Der G20-Gipfel als<br />
„Schaufenster moderner Polizeiarbeit“ 17.30;<br />
Alpha 18.45; Don‘t worry, weglaufen geht nicht<br />
–Don‘t Worry, He Won‘t Get Far OnFoot (OmU)<br />
20.30; ABeautiful Day –You Were Never Really<br />
Here (OmU) 22.30; Nico, 1988 (OmU) 11.00;<br />
Die Frau, die vorausgeht –Woman Walks Ahead<br />
(OmU) 12.40; Silvana (OmenglU) 14.30; Love,<br />
Simon (OmU) 16.00; Lady Bird (OmU) 17.45;<br />
So was von da(OmU) 19.20; Embryo –AJourneyofMusic<br />
and Peace (OmU) 21.00; Night Out<br />
(OmU) 22.35; Ant-Man and the Wasp (OmU)<br />
11.00; Love, Cecil (OmU) 13.00; Isle of Dogs<br />
–Ataris Reise 14.45; Christopher Robin (OmU)<br />
16.25; Deine Juliet –The Guernsey Literary and<br />
Potato Peel Pie Society (OmU) 18.10; 303 (DFmenglU)<br />
20.15; Hereditary –Das Vermächtnis<br />
(OmU) 22.40<br />
Intimes (✆ 29 77 76 40) Vollblüter 16.45;<br />
Gundermann 19.00; So was von da21.15; Der<br />
Himmel über Berlin (DFmenglU) 23.30<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Mission: Impossible<br />
–Fallout 13.40; Safari –Match Me If You<br />
Can 13.45; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 13.50, 17.00; Mamma Mia! Here We Go<br />
Again 14.10; Christopher Robin 14.10, 17.20;<br />
Käpt‘n Sharky 14.20; Das schönste Mädchen<br />
der Welt 14.20, 16.50, 20.10; Gundermann<br />
16.40, 19.30; Asphaltgorillas 17.00; 3D: Alpha<br />
17.10, 19.50; The Nun 17.15, 20.00; Preview:<br />
Book Club –Das Beste kommt noch 19.45; The<br />
Equalizer II 19.50; 3D, Preview: Predator –Upgrade<br />
20.15<br />
Kino Kiste (✆ 998 74 81) 303 13.40; Fridas<br />
Sommer 16.10; Deine Juliet 18.00; Gundermann<br />
20.15<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Ant-Man<br />
and the Wasp 14.20; Käpt‘n Sharky 14.30, 16.30;<br />
Gans im Glück 14.30; 3D: Alpha 14.40, 20.00;<br />
The Darkest Minds – Die Überlebenden 14.45;<br />
Christopher Robin 14.45, 17.20; Mamma Mia!<br />
Here We Go Again 14.50, 17.30, 19.40; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 15.00, 17.40,<br />
20.15; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 15.10; Mission: Impossible – Fallout<br />
16.30, 19.50; Safari –Match Me If You Can<br />
17.00; The Nun 17.10, 20.20; The Equalizer II<br />
17.10, 20.00; Alpha 17.40; Breaking In 18.20;<br />
3D: The Meg 19.30; 3D,Preview: Predator –Upgrade<br />
20.00; Bad Spies 20.10<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A BlacKkKlansman<br />
(OmU) 17.00, 20.00, 22.00; B Don‘t worry, weglaufen<br />
geht nicht –Don‘t Worry, He Won‘t Get Far<br />
On Foot (OmU) 17.00, 19.30<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Nach dem<br />
Urteil –Jusqu‘a la garde (OmU) 18.00; Menashe<br />
(OmU) 18.00, 20.00; Warten auf Schwalben<br />
–Enattendant les hirondelles (OmU) 19.45;<br />
Don‘t worry, weglaufen geht nicht –Don‘t Worry,<br />
He Won‘t Get Far OnFoot (OmU) 21.45; Fucking<br />
City –Verdammte Stadt 22.00<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) Liliane Susewind<br />
14.00; Gans im Glück 16.15; Premiere:<br />
One Year in Germany –Ein Jahr in Deutschland<br />
(OmU) 18.30; 303 21.15; Gundermann 11.00;<br />
Luis und die Aliens 13.45; Das Prinzip Montessori:<br />
Die Lust am Selber-Lernen –Lemaitre est<br />
l‘enfant (OmU) 15.45, 18.00, 20.15, 22.30<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Der Doktor aus Indien<br />
–The Doctor from India (OmU) 17.45; 303<br />
(OmenglU) 19.15; Isle of Dogs –Ataris Reise<br />
(OmU) 21.45; Embryo –AJourney ofMusic and<br />
Peace 17.30; Menashe (OmU) 19.30; Ocean‘s<br />
Eight (OmU) 21.00; Kinobar im Sputnik Film<br />
aus Papier: Lesung 20.30<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Gundermann 17.20,<br />
20.15; New Das Prinzip Montessori: Die Lust am<br />
Selber-Lernen 15.50; BlacKkKlansman 18.10,<br />
21.00<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Das schönste<br />
Mädchen der Welt 15.15, 17.30, 20.00; Christopher<br />
Robin 15.15, 17.45; Käpt‘n Sharky 15.30;<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
15.30; 3D: Alpha 15.45, 18.00, 20.15; Gundermann<br />
17.15, 20.00; Asphaltgorillas 17.45;<br />
Familie Brasch 20.15; The Equalizer II 20.30<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Deine<br />
Juliet 10.00; Kindeswohl 10.15, 20.30; Safari<br />
13.00, 20.30; Gundermann 13.00, 20.30; Das<br />
Prinzip Montessori 13.00, 18.15; 3D: Ant-Man<br />
and the Wasp 15.10, 17.45; Grüner wirdís nicht<br />
15.15; Mord im Orient-Express 15.45; Mamma<br />
Mia! Here We Go Again 17.45<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt amEastgate (✆ 93 03 02 60)<br />
Mission: Impossible –Fallout 14.00; The Meg<br />
14.15; Mamma Mia! Here We Go Again 14.15,<br />
17.00; Käpt‘n Sharky 14.30; Hotel Transsilvanien<br />
314.30; Christopher Robin 14.30; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 14.45, 17.30,<br />
20.15; Alpha 14.45, 17.30; The Equalizer II<br />
17.00, 20.00; Asphaltgorillas 17.00; The Nun<br />
17.15, 20.15; 3D: Hotel Transsilvanien 317.15;<br />
Bad Spies 17.15, 20.00; Slender Man 19.45;<br />
The Making of aTomb Raider (OmU) 20.00; Preview,<br />
3D: Predator 20.00; 3D: Alpha 20.15<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Das doppelte Lottchen<br />
17.00; Weit. Die Geschichte von einem Weg um<br />
die Welt 19.00; Familie Brasch (DFmenglU)<br />
21.15; Das Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-Lernen<br />
18.00; Russische Dokumentarfilme:<br />
Na Krayu –AmRande (OmenglU) /Besprizornye<br />
–Vernachlässigte (OmenglU) 20.00; Hamburger<br />
Gitter –Der G20-Gipfel als „Schaufenster moderner<br />
Polizeiarbeit“ (DFmenglU) 22.00<br />
Babylon (✆ 242 59 69) KinderwagenKino:<br />
Love,Simon 11.00; Liebe bringt alles ins Rollen<br />
–Tout le monde debout (OmU) 17.15; ItMust<br />
Schwing –The Blue Note Story(OmU) 17.30;Africa,<br />
Africa!: Lendemains incertains –Uncertain<br />
Future (OmU) 18.00; Die Wunderübung 19.30;<br />
Love, Simon (OmU) 19.30; Africa, Africa!: Iam<br />
not aWitch (OmenglU; m. Vorfilm) 19.45; Black<br />
Panther (OmU) 21.30; Sternenjäger –Abenteuer<br />
Nachthimmel 21.45; Itzhak Perlman –Ein Leben<br />
für die Musik (OmU) 22.00<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)<br />
Menashe (OmU) 13.30, 15.15, 17.00, 19.00,<br />
21.00; Hereditary – Das Vermächtnis (OmU)<br />
23.00; Gans im Glück 10.45,14.30;Sowas von<br />
da 12.30; Luis und die Aliens 16.15; Vollblüter<br />
–Thoroughbreds (OmU) 18.15; Call Me By Your<br />
Name (OmU) 20.30; Menashe (OmU) 23.15<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) Käpt‘n<br />
Sharky 11.00, 15.30; The Darkest Minds –Die<br />
Überlebenden 11.10;Catch Me! 11.15;Ocean‘s<br />
Eight 11.20; Safari –Match Me If YouCan 11.30,<br />
17.00; Das schönste Mädchen der Welt 11.40,<br />
14.00, 17.00,19.45; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 11.50, 14.30, 17.15; Gans im<br />
Glück 12.00, 14.15; Christopher Robin 12.10,<br />
14.50; 3D: Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 13.10; Grüner wirdís nicht 13.50, 16.40;<br />
Ant-Man and the Wasp 14.10; Mamma Mia!<br />
Here We Go Again 14.15; Crazy Rich 14.20; Asphaltgorillas<br />
16.30, 23.15; Mission: Impossible<br />
–Fallout 16.50; 3D: The Meg 17.10, 22.45;<br />
3D: Alpha 17.30,20.20,23.00;The Nun 17.40,<br />
20.20, 23.00; 3D: Mission: Impossible –Fallout<br />
19.30; Slender Man 19.40, 23.10; Preview:<br />
Book Club –Das Beste kommt noch 19.45; Bad<br />
Spies 20.00, 22.40; The Equalizer II 20.10,<br />
23.10; 3D, Preview: Predator –Upgrade 20.15;<br />
3D: Jurassic World: Das gefallene Königreich<br />
22.30;The First Purge 23.15<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Zentralflughafen<br />
THF (OmU) 14.30; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 16.45, 19.30, 22.15; Grenzenlos –Submergence<br />
(OmU) 15.15; Draußen (DFmenglU)<br />
17.45; Das Geheimnis von Neapel –Napoli velata<br />
(OmU) 19.45, 22.15; Ein Dorf zieht blank<br />
–Normandie nue (OmU) 15.30; Palmyra (teilw.<br />
OmU) 18.00; Asphaltgorillas 20.00,22.15; 303<br />
(DFmenglU) 14.30, 22.00; Kindeswohl –The<br />
Children Act (OmU) 17.30,19.45; Mamma Mia!<br />
Here We Go Again (OmU) 14.30, 22.30; Gundermann<br />
17.00, 19.45<br />
International (✆ 24 75 60 11) Familie Brasch<br />
13.50; Gundermann 16.10,19.00,21.50<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Peter Lorre:<br />
M–Eine Stadt sucht einen Mörder 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.10, 17.00; Meine teuflisch gute Freundin<br />
14.15; Gürbüz: Hadi Allah‘a Emanet 14.30,<br />
17.00, 20.15; Christopher Robin 14.30; Ant-<br />
Man and the Wasp 14.35; Käpt‘n Sharky 14.45;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 14.45, 17.30,<br />
19.30; Liebe bringt alles ins Rollen 15.00; 3D:<br />
Alpha 15.00, 17.20,19.30;<br />
The Meg 16.40, 19.30; Asphaltgorillas 16.50,<br />
19.30; Bad Spies 17.00; Safari –Match Me<br />
If You Can 17.20; The Nun 17.30, 20.15; The<br />
Equalizer II 19.45; The Nun (OF) 20.00; 3D, Preview:<br />
Predator –Upgrade 20.00<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) 303 (OmenglU)<br />
15.00; Silvana (OmenglU) 17.45; Don‘t worry,<br />
weglaufen geht nicht –Don‘t Worry, He Won‘t Get<br />
FarOnFoot (OmU) 19.30; Der Himmel über Berlin<br />
(OmenglU) 21.30<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) BlacKkKlansman<br />
(OmU) 18.30,21.30<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Gundermann 15.00,<br />
17.50, 20.45;Kindeswohl 15.50,18.10, 20.30;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 15.00, 17.30,<br />
20.00; In den Gängen 16.00, 21.15; Grüner<br />
wirdís nicht 18.40<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) BlacKkKlansman<br />
(OF) 17.30, 20.30, 22.00; Kindeswohl –The<br />
Children Act (OmU) 17.20, 19.40; Crazy Rich<br />
–Crazy Rich Asians (OF) 16.00, 18.45, 21.30;<br />
Geniale Göttin: Die Geschichte von Hedy Lamarr–Bombshell:<br />
The HedyLamarrStory(OmU)<br />
17.00; Isle of Dogs –Ataris Reise (OmU) 19.00;<br />
Call Me By Your Name (OmU) 21.15; Mission:<br />
Impossible –Fallout (OF) 16.45,20.00<br />
UCI Kinowelt Gropius Passagen<br />
(✆ 66 68 12 34) Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />
Monster Urlaub 14.45, 17.20; Käpt‘n Sharky<br />
15.00; The Equalizer II 17.05; 3D: Mission: Impossible<br />
–Fallout 19.45; Preview, 3D: Predator<br />
–Upgrade 20.00<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) Gundermann 12.00,<br />
21.00; Welcome to Sodom –Dein Smartphone<br />
ist schon hier (OmU) 12.30, 19.10; Don‘t worry,weglaufen<br />
geht nicht –Don‘t Worry, He Won‘t<br />
Get Far OnFoot (OmU) 14.20, 21.10; Donbass<br />
(OmU) 14.30, 19.00;KUKI ab 4(OF) 16.40;Silvana<br />
(OmenglU) 17.10; Wolf und andere Tiere:<br />
Kinder-Kurzfilmprogramm (OF) 17.30<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Das<br />
Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-Lernen<br />
15.30; Käpt‘n Sharky 15.30; Gundermann<br />
17.30, 20.30; Kindeswohl 17.45,20.10
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 25 ·<br />
·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
ompositorischen Imagination seiner Werkezuwidmen?<br />
von geheimnisvollen Sinnbezügen<br />
nicht frei sein –starkkonstruktive, an<br />
numerischen Strukturen orientierte<br />
Musik neigt zur Kabbalistik, ob sie<br />
nun vonJosquin, Bach,Berg,Webern<br />
oder ebenStockhausen stammt.<br />
Zwischen diesen Stockhausen-<br />
Abenden liegen indes Konzerte, in<br />
denen Musik nicht mehr sein soll als<br />
Musik: Die <strong>Berliner</strong> Philharmoniker<br />
unter Leitung des fabelhaften<br />
François-Xavier Roth spielen am<br />
Wochenende Werke großer Anti-<br />
Metaphysiker: Claude Debussy öffnete<br />
seine Musik der Natur nicht im<br />
pittoresken, sondern im formalen<br />
Sinn einer neuartigen Organik, in<br />
den „Images“ nacheinander den<br />
Landschaften Schottlands,Spaniens<br />
und Frankreichs. Igor Strawinsky<br />
schrieb seine „Symphonies àvent“<br />
als Epitaph für Debussy und tilgte<br />
den Schein des Organischen durch<br />
das kantige Motivdesign; abgestoßen<br />
vonWagners „Parsifal“ und seiner<br />
„Nachahmung des kirchlichen<br />
Ritus“ betonte Strawinsky den Unterschied<br />
zwischen dem unkritisch<br />
Gläubigen und dem Zuschauer, der<br />
aufgerufen sei zu urteilen, statt sich<br />
blind zu unterwerfen.<br />
KLASSIK<br />
Stockhausens Klavierstücke: 13.9.,<br />
19 Uhr,Kammermusiksaal, Herbert-von-<br />
Karajan-Str.1<br />
Debussy,Strawinsky,Ligeti:13. &<br />
14.9., 20 Uhr,15.9., 19 Uhr,Philharmonie,<br />
Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
Stockhausens „Kontakte“:15.9., 19<br />
Uhr,HdR, Masurenallee 8–14<br />
RothkoChapel:15.9., 22 Uhr,St. Matthäus-Kirche,<br />
Matthäikirchplatz 1<br />
Parsifal-Suite:16.9., 20 Uhr,Philharm.<br />
Stockhausens „Mantra“:17.9., 20 Uhr,<br />
Kammermusiksaal<br />
Stockhausens „INORI“:18.9., 20 Uhr,<br />
Philharmonie<br />
Achten Sie<br />
einfach nicht<br />
auf die Titel!<br />
Die letzte Woche des Musikfests<br />
Berlin steht im Zeichen Karlheinz<br />
Stockhausens –neben dem<br />
esoterischen Kosmiker stehen indes<br />
auch nüchternere Kollegen<br />
IMAGO<br />
Eine vonClaudio Abbado zusammengestellte<br />
„Parsifal“-Suite und<br />
Debussys „Martyre de Saint-<br />
Sébastien“ spielt übrigens das Deutsche<br />
Symphonie-Orchester unter<br />
Robin Ticciati am Sonntag – aber<br />
noch einmal zum Programm der<br />
Philharmoniker: György Ligeti,<br />
durch seine Erfahrungen im Stalinismus<br />
gegen Ideologien imprägniert,<br />
hätte es ähnlich sagen können wie<br />
Strawinsky; seine „Atmosphères“<br />
sind ein atheistisches Requiem für<br />
den Kollegen Mátyas Seiber und<br />
„Lontano“ eine Symphonie unter<br />
grauem, gottlosem Himmel. Eine<br />
Position der Toleranz nehmen indessen<br />
die Amerikaner ein. Nach Anregung<br />
durch die Malerei Mark Rothkos<br />
schrieb Morton Feldman sein<br />
von Bratsche, Celesta und Schlagzeug<br />
begleitetes Chorwerk „Rothko<br />
Chapel“. „Wenn die Leute auf geistliche<br />
Erfahrungen aus sind, werden<br />
sie diese hier finden, wenn sie auf<br />
profane Erfahrungen aus sind, werden<br />
sie auch die finden. Ich bin da<br />
neutral“, hat Rothko einmal gesagt.<br />
Dieleise,langsam entwickelte Musik<br />
Feldmans lässt ebenfalls beide Haltungen<br />
zu.<br />
Literatur<br />
Kathi und die<br />
deutschen<br />
Geister<br />
Jetzt geht es die ganzeWoche<br />
nur um das Internationale<br />
Literaturfestival, und das restliche<br />
literarische Leben Berlins<br />
bleibt medial im Dunkeln! Ja,<br />
so ist das,und werseine Buchpremiere<br />
genau in diese Zeit<br />
legt, ohne zur Familie zu gehören,<br />
ist selbst schuld, wenn<br />
keiner kommt! Na gut: Der<br />
Theaterkritiker, Übersetzer,<br />
Radio-Redakteur und Autor<br />
André Mumot stellt heute im<br />
Ocelot seinen zweiten Roman<br />
vor: „Geisternächte“, soeben<br />
bei Eichborn erschienen.<br />
Darin verdient die arbeitslose<br />
Schauspielerin Kathi ihr Geld<br />
mit spiritistischen Sitzungen,<br />
obwohl sie alles andere als ein<br />
Medium ist. Dann aber kommt<br />
ein Kind als Kundin zu ihr und<br />
mit ihr zusammen beginnt für<br />
Kathitatsächlich eine Reise zu<br />
den Geistern, den „guten und<br />
bösen deutschen Geistern –<br />
fiebrig, poetisch und verblüffend“.<br />
Klingt ja eigentlich ganz<br />
gut. PetraKohse<br />
AndréMumot: „Geisternächte“,<br />
Ocelot,20Uhr,Brunnenstr.181<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
<strong>Berliner</strong> Tschechow Theater (✆ 93 66 10 78)<br />
19.00: Moja –Russko-njemskaja Familie, Irina Federovna,<br />
Buchpremiere, Mod.: Detlef W. Stein<br />
Bibliothek am Luisenbad (✆ 901 84 56 10)<br />
20.00: Girlsplaining,Katja Klengel<br />
Geistesblüten (Walter-Benjamin-Platz 2)<br />
19.00: Midnight Cowboy, vonJames Leo Herlihymit<br />
Gabriele vonArnim und Marc Waschke, Buchpremiere<br />
19.00: Wiederentdeckt: Midnight Cowboy, James Leo<br />
Herlihy, mitMarkWaschke,Gabriele vonArnim (Mod.),<br />
Daniel Schreiber (Übersetzer), Der Kultroman in neuer<br />
Übersetzung<br />
Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (✆ 25 48 91 00)<br />
19.30 Seitenbühne: Internationales Literaturfestival:<br />
Nikotin, Nell Zink, Lesung und Gespräch, Mod. Knut<br />
Elstermann<br />
19.30: Internationales Literaturfestival: Der aufblasbare<br />
Engel, Zaza Burchuladze, Buchpremiere mit<br />
Gespräch.Mod.: Bernhard Robben<br />
21.00 Seitenbühne: Internationales Literaturfestival:<br />
Der aufblasbare Engel, Zaza Burchuladze, mit<br />
TimForssman, Buchpremiere und Gespräch Mod.:<br />
Bernhard Robben, in georg.u.dt. Sprache<br />
21.00: Internationales Literaturfestival: Der Scheiterhaufen,<br />
GyörgyDragomán, mit Sven Philipp, Lesung<br />
und Gespräch, Mod.: Ernest Wichner,inrumän. u.<br />
dt. Sprache<br />
Katholische Akademie (✆ 28 30 95 -0)<br />
20.00: Der Widersacher,Emmanuel Carrère, Buchvorstellung<br />
und Gespräch<br />
LeBar (✆ 23 53 53 69)<br />
23.00: Late Night Lesung: Ghachar Ghochar,Vivek<br />
Shanbhag,Daniel Schreiber<br />
Literarisches Colloquium Berlin (✆ 816 99 60)<br />
19.30: Elly,MaikeWetzel, Nataly Bleuel, Buchpremiere<br />
und Gespräch<br />
Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />
20.00: Lebt wohl, Ihr Genossen undGeliebten!,<br />
Carmen-Francensca Banciu, ansch. GyörgyDalos im<br />
Gespräch mitder Autorin<br />
Literaturhaus Berlin (✆ 88 72 86 -0)<br />
21.00 Kaminzimmer:Internationales Literaturfestival:<br />
Skip it if youcan, Schuldt, Rhythmischen Performance<br />
ocelot, not just another bookstore<br />
(✆ 97 89 45 92) 20.00: Geisternächte, André<br />
Mumot, Buchpremiere! Mod.: Elena Gorgis<br />
Periplaneta Kreativzentrum (✆ 44 67 34 33)<br />
20.00: Der Mann ohne Piano, Jan Bratenstein<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
0.00: Irene Moessinger:Berlin liegt am Meer,Irene<br />
Moessinger<br />
20.00: Berlin liegt am Meer,Irene Moessinger,<br />
Buchpremiere<br />
Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />
19.30: Kästner:Das Glück ist keine Dauerwurst, mit<br />
Gabriele Streichhahn, CarlMartin Spengler,Musik:<br />
Ute Falkenau (Klavier)<br />
Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />
20.30: Die Überwindung der Schwerkraft,Heinz Helle,<br />
Buchpremiere, Mod.: David Hugendick<br />
KONZERT<br />
ArtlinersBerlin (✆ 74 77 59 10)<br />
20.00: The Comedian Pharmacists –Tom Lee Who<br />
and KeeleyBrineman &Friends<br />
ART Stalker (✆ 22 05 29)<br />
20.00: Monique ter Steege,Guido Martin, Michael<br />
Schulz, Frank Andersohn, Jens Saleh, Rolando<br />
Stroms, Nadja Thauer,Lothar Münner,Session-Zeit<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: Vandojam meets Robin’sNest<br />
Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />
20.00: Frollein Smilla<br />
Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />
21.00: Will Jacobs Blues Band, Blue Wednesday<br />
Show<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.30: Half Waif<br />
Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Kina Grannis, special guest: ImaginaryFuture<br />
Café Lyrik (✆ 44 31 71 91)<br />
19.30: Hans Quarz &His Swingin’ Steam Engine<br />
Donau115 (Donaustr.115)<br />
20.30: BiWald<br />
Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />
21.00: Cosmo’sMidnight<br />
Hangar 49 (Holzmarktstr.15-18)<br />
20.00: Free Jam Session<br />
Monarch (Skalitzer Str.134)<br />
20.00: Son of Dave<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: Alex Mayr<br />
PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />
20.00: Dan Owen<br />
Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />
22.00: Tami Neilson<br />
Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: Jovi’sMainstream Session –Rock &Pop<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
21.00: Zôsh –Sophie Tassignon (voc, laptop) &Julie<br />
Sassoon (p) –Solo<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: Viking Moses +Tara Nome Doyle, Fourtrack<br />
On Stage<br />
Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />
21.30 Festsaalfoyer: Ein Ewiges Aufund Auf:<br />
hannsjana<br />
Wildenbruch Bar (Wildenbruchstr.68)<br />
20.00: Good NightSessions!ClayFeline &Guests<br />
Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />
21.00: Chris Rannenberg Blues Trio<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
21.00: Brooklyn Bridgefeat. Ingrid Arthur,Super<br />
Funky Soul Wednesdays<br />
CLUB<br />
Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />
23.00: Concrete BLN, Phantom Warrior,Bass Station<br />
&Friends, Boogoo YaggaDub Disco<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Slowmojo, Madota, Moji<br />
Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />
22.00: StrangeSongs for September,JRI &<br />
MissVergnügen<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />
22.00: Mittwochs-Party<br />
Maze (✆ 55 51 84 54)<br />
20.00: Flauschige Mittwochsrunde unter Freunden,<br />
Tanja Innercircus u. a.<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(✆ 89 75 13 27) 19.00: Box HappyHour<br />
Sameheads (Richardstr.10)<br />
22.00: RBMF pres.Polyphonic Popcorn, Benjamin<br />
Sallum, dismaze, Iarahei, Nistra, Svetla V.<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Stereo 33 (✆ 89 20 93 09)<br />
19.00: Flicker Rhythm Stammtisch<br />
Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />
23.59: Thrill Walk xLocal Suicide, Robi Insinna,Local<br />
Suicide, The Vandelays, Dora Pan<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59: Tresor NewFaces,Vertical Spectrum, Raudra.,<br />
hosted by Cristian Marras<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Clärchen swingt, Evan &Friends<br />
Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />
20.00: TangoVicioso<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
19.00: El Ocaso<br />
Strandbar Mitte (Monbijoustr.3)<br />
20.00: Argentinischer Tango, Michael Rühl &friends<br />
KINO<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Gundermann<br />
15.15, 17.30, 20.30; Käpt‘n Sharky<br />
15.45; Preview: Eingeimpft 20.30; BlacKkKlansman<br />
(OmU) 18.00, 21.00; Familie Brasch<br />
17.00; Kindeswohl 14.20, 19.00; Das Prinzip<br />
Montessori: Die Lust am Selber-Lernen 16.40;<br />
Crazy Rich –Crazy Rich Asians (OF) 21.20; Das<br />
schönste Mädchen der Welt 15.00, 17.30<br />
Kino in der Kulturbrauerei (✆<br />
04 51/703 02 00) Gundermann 13.30, 16.30,<br />
19.30, 22.30; Käpt‘n Sharky 13.45, 15.45;<br />
Safari – Match Me If You Can 14.00; 303<br />
14.00; Das schönste Mädchen der Welt 14.15,<br />
17.00, 19.40; Christopher Robin 14.15, 17.00;<br />
BlacKkKlansman 14.20, 16.45, 20.00; Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 14.30;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 16.50; Kindeswohl<br />
17.00, 19.30; Grüner wirdís nicht 17.20,<br />
20.00; Asphaltgorillas 17.45, 20.15, 22.45;<br />
Mission: Impossible – Fallout 19.40, 22.15;<br />
Preview: Book Club –Das Beste kommt noch<br />
19.45; Kindeswohl –The Children Act (OmU)<br />
22.20; Mamma Mia! Here We Go Again (OmU)<br />
22.30; BlacKkKlansman (OmU) 22.40; Ocean‘s<br />
Eight (OmU) 23.00; Don‘t worry, weglaufen geht<br />
nicht –Don‘t Worry, He Won‘t Get Far OnFoot<br />
(OmU) 23.00<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Ein abgebrochenes<br />
Gespräch –Eduard Goldstücker (m. Gast) 19.00;<br />
Der schwarze Peter –Cerny Petr (OmU) 20.15<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00)<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.15; 3D: Ant-Man and the Wasp 14.20; The<br />
Darkest Minds – Die Überlebenden 14.25;<br />
Mamma Mia! Here We Go Again 14.25, 17.15,<br />
19.45; The Meg 14.30; Käpt‘n Sharky 14.30;<br />
Gans im Glück 14.35; Christopher Robin<br />
14.35, 17.05; Das schönste Mädchen der Welt<br />
14.45, 17.15, 19.45, 22.30; Alpha 14.45,<br />
17.10; BlacKkKlansman 16.35, 19.40, 22.45;<br />
The Equalizer II 16.40, 19.35, 22.35; The Nun<br />
16.45, 19.45, 22.30; Ant-Man and the Wasp<br />
16.55; 3D: Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 17.05; Asphaltgorillas 17.10, 22.45; 3D:<br />
The Meg 19.40; Die Farbe des Horizonts 19.55;<br />
Preview, 3D: Predator –Upgrade 20.00, 22.45;<br />
3D: Alpha 20.00; The First Purge22.30; Mission:<br />
Impossible –Fallout 22.30; Slender Man 22.35<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Mamma<br />
Mia! Here We Go Again 13.40; 3D: Jurassic<br />
World: Das gefallene Königreich 13.40; Käpt‘n<br />
Sharky 14.00; Das schönste Mädchen der Welt<br />
14.00, 16.50, 19.40; Christopher Robin 14.15,<br />
17.00; Ant-Man and the Wasp 14.30; Gans im<br />
Glück 14.40; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />
Urlaub 14.45, 16.45; 3D: Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 15.10; The Equalizer<br />
II 16.30, 20.00; Asphaltgorillas 16.45; Safari<br />
–Match Me If You Can 17.10; The Nun 17.30,<br />
20.15; 3D: The Meg 17.40; 3D: Alpha 17.45,<br />
20.20; 3D: Mission: Impossible –Fallout 19.30;<br />
Preview: Book Club –Das Beste kommt noch<br />
19.45; Bad Spies 20.10; 3D, Preview: Predator<br />
–Upgrade 20.15; Slender Man 20.30<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema am Walther-Schreiber-Platz<br />
(✆ 852 30 04) Mamma Mia! Here We Go Again<br />
14.45, 17.40, 20.30<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Maria by Callas<br />
18.00; Deine Juliet 20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) BlacKkKlansman<br />
(OmU) 17.30, 20.30<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Geniale Göttin: Die<br />
Geschichte von Hedy Lamarr –Bombshell: The<br />
Hedy Lamarr Story (OmU) 18.15; Mr Gay Syria<br />
(OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11)<br />
Käpt‘n Sharky 10.00, 12.15, 14.45; Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 10.00,<br />
12.30, 14.50, 17.30; Gans im Glück 10.00;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 10.00, 12.05,<br />
14.30, 17.10, 20.05; Christopher Robin 10.00,<br />
12.20; Ant-Man and the Wasp 11.55; Mamma<br />
Mia! Here We Go Again 14.40; Liebe bringt alles<br />
ins Rollen 15.00; Bad Spies 17.00, 20.00; The<br />
Nun 17.15, 20.20; Safari –Match Me If You Can<br />
17.20; 3D, Preview: Predator –Upgrade 20.00;<br />
Preview: Book Club –Das Beste kommt noch<br />
20.00<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />
Papst Franziskus: Ein Mann seines Wortes<br />
14.00; Swimming with Men 16.00; Mamma<br />
Mia! Here We Go Again 18.00; Ein Lied in Gottes<br />
Ohr 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Grüner wirdís nicht<br />
14.30, 17.20, 20.15<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />
Teen Titans GO! to the Movies 10.00; Meine teuflisch<br />
gute Freundin 10.00, 14.30; Käpt‘n Sharky<br />
10.00, 11.55, 14.35; Jim Knopf und Lukas der<br />
Lokomotivführer 10.00, 12.10; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 10.00, 12.10,<br />
14.40, 17.05; Gans im Glück 10.00, 12.20;<br />
Das schönste Mädchen der Welt 10.00, 12.00,<br />
14.35, 17.10, 19.45, 22.30; Christopher Robin<br />
11.55, 14.20; 3D: Alpha 12.15, 17.10, 22.50;<br />
Ant-Man and the Wasp 14.05; Liebe bringt alles<br />
ins Rollen 15.00; Mission: Impossible –Fallout<br />
16.45; Safari –Match Me If You Can 16.50; The<br />
Nun 17.10, 20.20, 22.50; BlacKkKlansman<br />
17.15, 22.50; The Equalizer II 19.40, 23.00;<br />
Bad Spies 19.40, 22.30; 3D, Preview: Predator<br />
–Upgrade 20.00; Preview: Book Club –Das<br />
Beste kommt noch 20.00; 3D: The Meg 20.05;<br />
The Meg 22.40<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Gans im<br />
Glück 15.45; Das schönste Mädchen der Welt<br />
15.45, 18.00, 20.30; Christopher Robin 15.45;<br />
3D: Alpha 15.45, 18.00; The Nun 18.00, 20.30;<br />
Safari –Match Me If YouCan 18.00; 3D,Preview:<br />
Predator –Upgrade 20.30; Bad Spies 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Blacklist: Gefahr in<br />
Frisco –Thieves‘ Highway (OmfrzU) 20.00; Magical<br />
History Tour: Ermittlungen gegen einen<br />
über jeden Verdacht erhabenen Bürger –Indagine<br />
su un cittadino al di sopra di ogni sospetto<br />
(OmenglU) 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆<br />
040/80 80 69 69) The Darkest Minds –Die<br />
Überlebenden 12.30; Sauerkrautkoma 12.30,<br />
18.50; Mamma Mia! Here We Go Again 12.30,<br />
17.30, 20.20; Käpt‘n Sharky 12.30, 14.40;<br />
Grüner wirdís nicht 12.30, 16.00; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 12.30, 15.20, 18.00, 20.40;<br />
Solo –AStar Wars Story 12.40; Destination<br />
Wedding 12.40; 3D: Alpha 12.40, 15.30; Hotel<br />
Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 12.50,<br />
14.40, 16.30; Mission: Impossible – Fallout<br />
13.00, 17.00, 19.40, 22.20; BlacKkKlansman<br />
13.20, 17.00, 20.30, 22.40; The Equalizer II<br />
13.30, 16.45, 20.30, 23.10;<br />
3D: Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
13.40, 17.20; Ant-Man and the Wasp 13.40,<br />
16.40, 20.15; Asphaltgorillas 13.45, 16.50,<br />
20.00, 22.50; Bad Spies 14.10, 17.10, 20.10,<br />
23.00; Slender Man 14.50, 17.20, 19.50,<br />
23.10; Love, Simon 14.50; Meine teuflisch<br />
gute Freundin 15.00; Christopher Robin 15.15,<br />
20.30; Gans im Glück 15.20; 3D: Mission:<br />
Impossible – Fallout 15.40, 22.50; The Meg<br />
16.20, 22.50; The Nun 17.00, 20.20, 23.00;<br />
Safari –Match Me If You Can 17.30; Kindeswohl<br />
17.30, 20.10; Alpha 17.50, 19.50, 22.40; 3D:<br />
The Meg 19.20; The Making of aTomb Raider<br />
19.30; Crazy Rich 19.40; 3D, Preview: Predator<br />
–Upgrade 20.00; Preview: Book Club –Das<br />
Beste kommt noch 20.00; Sicario II 21.15; The<br />
First Purge 22.50; Hereditary –Das Vermächtnis<br />
23.10<br />
CineStar im SonyCenter (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Mission: Impossible –Fallout (OF) 13.30; 3D:<br />
Ant-Man and the Wasp (OF) 13.30, 19.30; Crazy<br />
Rich –Crazy Rich Asians (OF) 13.45, 16.50,<br />
20.00, 23.00; 3D: The Meg (OF) 14.00, 22.45;<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub –Hotel<br />
Transylvania 3(OF) 14.00; BlacKkKlansman<br />
(OF) 14.15, 16.20, 19.40, 22.15; Christopher<br />
Robin (OF) 14.20, 17.00; Fantasy Filmfest<br />
2018: Dead in aWeek: Or Your Money Back<br />
(OmU) 14.45; 3D: Alpha (OF) 16.40, 19.30,<br />
23.15; Fantasy Filmfest 2018: Ride (OF) 16.45;<br />
Kindeswohl –The Children Act (OF) 17.00; Bad<br />
Spies –The Spy Who Dumped Me (OF) 17.20;<br />
Fantasy Filmfest 2018: St. Agatha (OF) 18.30;<br />
Preview: Book Club –Das Beste kommt noch<br />
(OF) 19.45; Mamma Mia! Here We Go Again<br />
(OF) 20.15; Fantasy Filmfest 2018: Piercing<br />
(OF) 20.30; Fantasy Filmfest 2018: One Cut<br />
of the Dead –Kamera otomeru na! (OmenglU)<br />
22.15; 3D: The Avengers 3: Infinity War (OF)<br />
22.30; Deadpool II (OF) 22.50; The Equalizer II<br />
(OF) 23.00<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Buckelwale:<br />
Giganten der Meere 12.15; The Nun<br />
(OF) 13.45, 16.30; The Nun 22.15<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Parasol Peak<br />
19.30, 21.15<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50) The Nun 10.00, 12.00,<br />
18.00, 20.15, 22.30; Teen Titans GO! to the<br />
Movies 10.00, 12.30; Käpt‘n Sharky 10.00,<br />
12.00, 14.00; Hotel Transsilvanien 3 10.00,<br />
12.00, 14.00, 16.00; Das schönste Mädchen<br />
der Welt 10.00, 12.00, 15.45, 18.00, 20.15,<br />
22.30; Gans im Glück 14.00, 16.00; Safari<br />
14.30; Mamma Mia! 15.00; Mission: Impossible<br />
17.00; The Meg 17.30; Asphaltgorillas<br />
18.00, 22.30; 3D: The Meg 20.00; The Equalizer<br />
II 20.00, 22.30; 3D,Preview: Predator –Upgrade<br />
20.15, 22.30<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) Ein Lied in Gottes<br />
Ohr 16.15; Mamma Mia! Here We Go Again<br />
18.15; Don‘t worry, weglaufen geht nicht 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.00, 17.10; Gundermann 14.00, 16.30,<br />
19.30; Käpt‘n Sharky 14.15; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 14.15, 17.00, 19.50; Safari<br />
–Match Me If You Can 14.30, 17.30; Mamma<br />
Mia! Here We Go Again 14.30; 3D: Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 14.30; Gans<br />
im Glück 14.40; Christopher Robin 14.45; 3D:<br />
The Meg 16.45; 3D: Jurassic World: Das gefallene<br />
Königreich 16.55; 3D: Alpha 17.10, 20.15;<br />
Ant-Man and the Wasp 17.20; The Nun 17.30,<br />
20.00; 3D: Mission: Impossible –Fallout 19.40;<br />
Preview: Book Club –Das Beste kommt noch<br />
19.45; Slender Man 20.00; The Equalizer II<br />
20.15; 3D,Preview: Predator –Upgrade 20.15<br />
WEDDING<br />
CineplexAlhambra (✆ 01 80/505 03 11) The<br />
Meg 14.25; Gürbüz: Hadi Allah‘a Emanet 14.25,<br />
17.40, 19.50; Christopher Robin 14.25, 16.45;<br />
Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />
14.30, 17.30; Das schönste Mädchen der Welt<br />
14.35, 17.10, 19.45; Gans im Glück 14.45; Liebe<br />
bringt alles ins Rollen 15.00; The Nun 17.00,<br />
19.45; Asphaltgorillas 17.00; 3D: Alpha 17.00,<br />
20.00; The Equalizer II 19.45; 3D, Preview: Predator<br />
–Upgrade 20.00; Preview: Book Club –<br />
Das Beste kommt noch 20.00<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76)<br />
French Connection: Petit paysan –Bloody Milk<br />
(OmenglU) 19.00; Hamburger Gitter –Der G20-<br />
Gipfel als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“<br />
(DFmenglU) 20.45<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Berlin-Film-Katalog<br />
#77: Das Blaue vom Himmel 18.00; Menashe<br />
(OmU) 19.30; Breakdown in Tokyo –Ein<br />
Vater dreht durch 21.00<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Spatzenkino:<br />
Ganz Ohr 10.00; Liliane Susewind 11.45; Gundermann<br />
14.00, 16.45, 19.30; Gans im Glück<br />
13.45; Familie Brasch 15.45; Das Prinzip Montessori<br />
(OmU) 18.00, 20.15<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Lebenszeichen<br />
–Jüdischsein in Berlin 16.00; Familie<br />
Brasch 18.00; Nach dem Urteil 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Der alte deutsche<br />
Film: Der kleine Grenzverkehr 15.45; Grüner<br />
wirdís nicht 18.45; Menashe (OmU) 21.00<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Vom Ende einer Geschichte<br />
18.00; Ryuichi Sakamoto: Coda 20.30<br />
Capitol (✆ 831 64 17) Kindeswohl 15.15; Gundermann<br />
17.40, 20.30<br />
FREILUFTKINOS<br />
Freiluftkino Friedrichshagen (✆ 65 01 31 41)<br />
Grüner wirdís nicht 19.45<br />
Openair Kino Spandau (✆ 333 60 81) Swimming<br />
with Men 20.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12)<br />
ABeautiful Day 17.00; The Rider (OmU) 19.00<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Gundermann<br />
12.09, 15.30, 18.00, 20.45; Das<br />
Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-Lernen<br />
13.00, 14.15, 18.45; Familie Brasch 14.00,<br />
21.00; Grüner wirdís nicht 16.15; Das schönste<br />
Mädchen der Welt 16.15, 18.30, 20.45; Kindeswohl<br />
16.30, 20.45; Der Gipfel –Performing G20<br />
(m. Gast) 18.45<br />
UCI Kinowelt Potsdam Center<br />
(✆ 03 31/233 72 33) Das schönste Mädchen<br />
der Welt 13.50, 17.00, 19.45; Hotel Transsilvanien<br />
3: Ein Monster Urlaub 14.00, 16.45; Käpt‘n<br />
Sharky 14.15; Mamma Mia! Here We Go Again<br />
16.30; Bad Spies 16.40; The Equalizer II 19.35;<br />
The Nun 20.00; Preview, 3D: Predator –Upgrade<br />
20.00
26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
abcdefghi<br />
jklmnopqr<br />
stuvwxyz<br />
COMIC<br />
Hilfe für die<br />
übermotivierte<br />
Heldin<br />
VonOlaf Kieser<br />
ImFantasy-Genrebesitzen Goblins<br />
einen sehr schlechten Ruf. Siegelten<br />
als feige, hässlich, dumm und<br />
schwach.Wenn sie nicht als leicht ersetzbares<br />
Kanonenfutter in der Armee<br />
eines finsteren Schurken dienen,<br />
streifen sie in Banden durch das<br />
Land und überfallen Dörfer.<br />
Für halbwegs erfahrene Abenteurerund<br />
Helden stellen sie kein Problem<br />
dar und werden bestenfalls als<br />
lästige Plage empfunden. Jeder, der<br />
schon mal ein Fantasy-Rollenspiel<br />
gespielt hat, wird das bestätigen. Da<br />
man durch das Bekämpfen vonGoblins<br />
weder reich noch berühmt wird,<br />
interessieren sich erfahrene Abenteurer<br />
kaum für sie. Indem Manga<br />
„Goblin Slayer!“, der Comicadaption<br />
von Kumo Kagyus gleichnamigen<br />
Romanen, schließt sich eine junge<br />
Priesterin ihrer ersten Abenteuergruppe<br />
an, um die Goblins zu vertreiben,<br />
die ein Dorf überfallen hat.<br />
Selbst für Anfänger sind zwei, drei<br />
Goblins kein Problem. Zwei Dutzend<br />
schon, wie die etwas überambitionierten<br />
Nachwuchshelden bald feststellen.<br />
Einen Hinterhalt später ist<br />
nur noch die Priesterin am Leben. Zu<br />
ihrem Glück kommt aber der Goblin<br />
Slayer vorbei, ein Mann, der sein<br />
ganzes Leben dem Töten von Goblins<br />
gewidmet hat. Der erfahrene<br />
Als junge Abenteurerin muss die Priesterin<br />
noch eine Menge lernen. ALTRAVERSE<br />
Abenteurer nimmt das Mädchen<br />
fortan unter seine Fittiche.<br />
„Goblin Slayer!“ ist eine typische<br />
Heroic-Fantasy-Geschichte mit ein<br />
paar originellen Einfällen. Der Ton<br />
ist trotz einiger Comic-Relief-Momente<br />
eher düster. Nicht neu aber<br />
reizvoll ist die Kombination aus naiver,<br />
idealistischer Anfängerin und<br />
wortkargem Haudegen. Der Untertitel<br />
,wonach der Slayer niemanden<br />
würfeln lässt, weist auf eine Nähe zu<br />
Fantasy-Rollenspielen hin. Wie in<br />
vielen Computer- und Onlinerollenspielen<br />
üblich, gibt es eine Gilde<br />
der Abenteurer, wo man sich mit<br />
seinesgleichen trifft und Aufträge<br />
erhält.<br />
Ein Rangsystem gibt Auskunft<br />
über die Erfahrung eines Abenteurers.<br />
Frischlinge tragen Porzellananhänger,<br />
echte Legenden welche aus<br />
Platin. Wie inMangas üblich, sehen<br />
besonders weibliche Figuren meist<br />
ziemlich niedlich aus. Dem gegenüber<br />
stehen der unheimlich wirkende<br />
Goblin Slayer, der im ersten<br />
Band nie seinen Helm abnimmt,<br />
und die gruseligen Goblins. Die Actionszenen<br />
sind teils recht brutal.<br />
Ebenso ist es nicht ohne, wenn gezeigt<br />
wird, wie Goblins mit besiegten<br />
Gegnern verfahren. Man darf gespannt<br />
sein, welche Abenteuer noch<br />
auf das ungleiche Duo warten und<br />
was den Goblin Slayer antreibt.<br />
Olaf Kieser hat „Goblin<br />
Slayer“ (Verlag Altraverse)<br />
gelesen.<br />
Die moderne Computer-Technik bietet Nutzernauch die Möglichkeit, heimlich andere Menschen zu filmen.<br />
Vorsicht, Kamera!<br />
In Südkorea kämpft die Polizei gegen die Unsitte, Menschen heimlich an öffentlichen Orten zu filmen<br />
VonAdrian Lobe<br />
Kameras sind überall. In<br />
Bahnhöfen, Supermärkten,<br />
Parkhäusern, Stadien,<br />
Zügen, Autos,Kühlschränken,<br />
Tablets,Smartphones –die Liste<br />
ließe sich noch lange fortsetzen. Die<br />
Analysten der Wagniskapitalfirma<br />
LDV Capital prognostizieren, dass<br />
die Zahl der Kameras bis 2022 auf<br />
weltweit 45 Milliarden ansteigen<br />
wird. Dann kommen auf jeden Menschen<br />
auf der Welt rund fünf bis<br />
sechs Kameras.<br />
Die meisten Opfer sind Frauen<br />
Der Siegeszug der Kameras erklärt<br />
sich damit, dass die Technologie immer<br />
billiger geworden ist. Eine Dashcam,<br />
die man im Auto installiert, um<br />
Verkehrsdelikte und Unfallgeschehen<br />
dokumentieren zu können, kostet<br />
weniger als 100 Euro.Doch damit<br />
verbunden ist auch ein zunehmendes<br />
Maß anÜberwachung: Im computergestützten<br />
Polizeistaat Chinas<br />
werden bis 2020 ungefähr 626 Millionen<br />
Videokameras im öffentlichen<br />
Raum in Betrieb sein. Doch es ist<br />
nicht nur Big Brother, essind auch<br />
viele „Little Brothers“, die Bürger<br />
überwachen.<br />
In Südkorea kämpft die Polizei<br />
derzeit gegen eine grassierende<br />
Schnüffelei im öffentlichen Raum:<br />
Spanner platzieren in Umkleidekabinen<br />
von Kaufhäusern, Schwimmbädernoder<br />
in öffentlichen Toiletten<br />
versteckte Kameras, umMenschen<br />
heimlich beim Umziehen oder Toilettengang<br />
zu filmen. 80 Prozent der<br />
Opfer sind Frauen. Zwischen 2012<br />
und 2016 gab es 26 000 polizeilich<br />
gemeldete Vorfälle,allein im vergan-<br />
Orte: Die Unterseiten von<br />
Regalen oder Tischplatten<br />
sind ausgezeichnete Plätze<br />
für Minikameras. Weralso<br />
ängstlich ist oder einfach<br />
vorsichtig sein will, sollte im<br />
Hotelzimmer oder in der Ferienwohnung<br />
diese Bereiche<br />
zuerst kontrollieren.<br />
AUFFÄLLIGKEITEN IN HOTELZIMMERN<br />
Blumen: Beider weiteren Suche<br />
geht es um Gegenstände,<br />
dienichtdortstehen, wo sie<br />
eigentlich hingehören. Dazu<br />
gehörenBlumenarrangements.<br />
Aberauch Bilder,die<br />
schief an der Wand hängen,<br />
solltenvorsichtshalber kontrolliertwerden.<br />
genen wurden 6000 Fälle von Voyeurismus<br />
zur Anzeige gebracht. Experten<br />
gehen davon aus, dass die<br />
Dunkelziffer weitaus höher ist. In der<br />
Hauptstadt Seoul protestierten vor<br />
wenigen Wochen 40 000 Frauen. Die<br />
Demonstranten hielten Schilder in<br />
die Höhe wie „Mein Leben ist nicht<br />
dein Porno!“.<br />
Polizeibeamte durchkämmen<br />
Toiletten und Schwimmbäder mit<br />
Detektoren und Infrarot-Scannern,<br />
die Kameralinsen erkennen, um die<br />
in Rauchmeldern, Uhren oder USB-<br />
Sticks versteckten Kameras aufzuspüren.<br />
Eine Sisyphusarbeit. Little<br />
Brother lauert überall. Die Täter<br />
agieren äußerst dreist und flink, von<br />
der Montage bis zur Abnahme vergehen<br />
häufig nur 15 Minuten. DieBBC<br />
bezeichnete das als „Spionagekamera-Porno-Epidemie“.<br />
Südkoreas<br />
Präsident Moon Jae In klagte resigniert,<br />
Spionagekameras seien „Teil<br />
des täglichen Lebens“ geworden.<br />
Doch das Phänomen ist auch andernorts<br />
verbreitet. In Neuseeland<br />
Rauchmelder: In denUSA,<br />
genauinFlorida,stellte sich<br />
heraus,dass ein Airbnb-Vermieter<br />
im vergangenen Jahr<br />
Rauchmelder direkt über<br />
dem Bett derGäste angebracht<br />
hatte, sodass er die<br />
PaareauchbeimLiebesspielfilmen<br />
konnte.<br />
wurde kürzlich ein Mann verurteilt,<br />
der im Badseines Ferienhauses eine<br />
Kamera ineiner Duschgel-Tube versteckt<br />
hatte, um seine weiblichen<br />
Gäste heimlich unter der Dusche zu<br />
filmen. DerVoyeur soll zwischen Dezember<br />
2017 und Februar 2018 30<br />
Frauen gefilmt haben und die Nacktaufnahmen<br />
auf Pornoseiten hochgeladen<br />
haben. Der Polizei sagte der<br />
Täter, erhabe dies aus der Lust am<br />
„Nervenkitzel und Entdeckungsrisiko“<br />
gemacht.<br />
Das ist kein Einzelfall. Gäste der<br />
Vermietungsplattform Airbnb stießen<br />
in Ferienwohnungen wiederholt<br />
auf versteckte Kameras,die diskret in<br />
Rauchmeldern oder Korbtaschen<br />
verborgen waren –die Linse war auf<br />
das Bett gerichtet, um sexuelle<br />
Handlungen zu filmen. Der Voyeurismus<br />
kennt keine Scham. Eine<br />
Touristin aus Deutschland, die in einer<br />
Wohnung in Kalifornien eine Kamera<br />
entdeckte, verklagte Airbnb.<br />
Auch in Hotelzimmern haben Gäste<br />
bereits Minikameras in LüftungsgitternimBadezimmer<br />
und BrandmeldernimSchlafzimmer<br />
entdeckt. Die<br />
Voyeuregehen äußerst raffiniertvor.<br />
Für das im Akkordarbeitende Hotelpersonal<br />
ist es schwierig, Minikameras<br />
zuidentifizieren, weil sie für die<br />
Reinigung ohnehin kaum Zeit haben.<br />
Reiseblogs geben derweil Tipps<br />
an die Hand, wie man sein Zimmer<br />
kontrollieren sollte. ImDigitalzeitalter<br />
wirdder Reisende zum Detektiv.<br />
Guterforschtes Phänomen<br />
GETTY IMAGES<br />
Nimmt man die mannigfaltigen illegalen<br />
Mitschnitte, die sich auf einschlägigen<br />
Pornoportalen finden,<br />
zum Maßstab, dürfte das Problem<br />
weitaus gravierender sein. Viele Opfer<br />
wissen vermutlich gar nicht, dass<br />
sie heimlich in ihrem Hotelzimmer<br />
gefilmt wurden. Soziologisch und<br />
psychologisch ist das Phänomen des<br />
Voyeurismus relativ gut erforscht. Es<br />
geht um den Reiz des Verbotenen,<br />
das Ausleben bestimmter unterdrückter<br />
sexueller Fantasien. Interessant<br />
an diesen Fällen ist aber,dass<br />
mit der Verbreitung von Überwachungstechnologien<br />
die Hemmschwelle<br />
für Überwachung sinkt.<br />
In Elektronikläden gibt es mittlerweile<br />
ein großes Sortiment, bequem<br />
sind die Geräte auch im Online-<br />
Shop bestellbar –zum Beispiel getarnte<br />
Überwachungskameras in<br />
Schraubenkopf-Optik, im Schlüsselanhängergehäuse<br />
oder im Kugelschreiber.Big<br />
Brother kommt im Gewand<br />
des Schreibwerkzeugs daher.<br />
Dass die Tech-Gurus im Silicon Valley<br />
das „Camera-First“-Zeitalter ausrufen<br />
und die Kamerazur neuen Tastatur<br />
erklären, ist die bittere Pointe<br />
dieser Entwicklung. Immerhin: Das<br />
heimliche Filmen ist strafbar.<br />
<strong>Berliner</strong> Filmszene kritisiert Rundfunk-Staatsvertrag<br />
Dieöffentlich-rechtlichen Sender werden Produktionen länger ins Netz stellen, doch finanziell haben die Macher nichts davon<br />
VonJörg Hunke<br />
Es ist erst ein paar Tage her, da<br />
schwärmte Kirsten Niehuus vom<br />
Medienbord Berlin/Brandenburg<br />
vonden Möglichkeiten des Standorts<br />
Berlin. Nicht nur preisgekrönte Kinofilme<br />
werden hier produziert, inzwischen<br />
hat die Stadt sich auch bei den<br />
internationalen Serienmachern einen<br />
guten Ruferarbeitet. Aber vorallem<br />
ist die Hauptstadt im klassischen<br />
Fernsehen bei den öffentlich-rechtlichen<br />
Sendern zu sehen. Das liegt<br />
auch daran, dass diese Stadt für die<br />
Filmszene so attraktiv ist. Doch die<br />
Macher haben gerade ein Problem.<br />
Das Problem heißt „Rundfunk-<br />
Staatsvertrag“, es geht um die Nutzung<br />
ihrer kreativen Leistung im<br />
zenz-Vergütungen zu zahlen. Außerdem<br />
wollen sie sich das Recht zusichern<br />
lassen, die Filme auch Streaming-Plattformen<br />
anzubieten, auch<br />
ohne Vergütung. „In Berlin finden<br />
sich die Kreativen und Produzenten,<br />
denen der ihnen zustehende Anteil<br />
der Wertschöpfung faktisch gestrichen<br />
werden soll“, klagt Angelo Angelico,Vorstand<br />
desVerbandes Deutscher<br />
Tonmeister, und richtet damit<br />
den Blick auf die Hauptstadt. Er fordert,<br />
dass die Parteien auf Landesebene<br />
den Entwurf modifizieren.<br />
„Das Land“, so sagt es Angelico,<br />
„würde auch durch Steuereinnahmen<br />
profitieren, denn die meisten<br />
Kreativen der Filmbranche leben in<br />
Berlin und München.“ Einen ersten<br />
Entwurf haben der Regierende Bür-<br />
Netz. Bisher gab es die Regelung,<br />
dass die Produktionen sieben Tage in<br />
den Mediatheken verfügbar sind. In<br />
Zukunft sind die Sender angehalten,<br />
ihre Angebote länger auf der digitalen<br />
Plattform anzubieten. „Das ist<br />
auch in unserem Sinne“, sagt Micki<br />
Meuser, der Sprecher der Filmmusik-Komponisten,<br />
„wir machen<br />
Filme, damit Menschen sie sehen<br />
können.“ Meuser hat seine Musik<br />
immer so angelegt, er war früher<br />
Produzent der Ärzte, auch für Ideal<br />
und Silly hat er gearbeitet.<br />
Was die Filmszene, zuder auch<br />
die Regisseure, Autoren, Szenenbildner,<br />
Tonmeister und Kameramänner<br />
gehören, allerdings kritisiert:<br />
Die Fernsehsender wollen das<br />
Material länger nutzen, ohne Ligermeister<br />
Michael Müller (SPD)<br />
und die Ministerpräsidenten der anderen<br />
Bundesländer zugestimmt.<br />
An diesem Mittwoch werden in<br />
Berlin Vertreter der Filmszene, der<br />
ZDF-Intendant Thomas Bellut und<br />
Politiker aller Parteien des Abgeordnetenhauses<br />
zusammensitzen. Die<br />
Vorlage wurde unter Federführung<br />
vonMalu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin<br />
in Mainz und Vorsitzende<br />
der Rundfunkkommission, erarbeitet.<br />
Aus der Staatskanzlei hieß es,<br />
dass weitergehende Rechte als bisher<br />
vergeben und dadurch höhere<br />
Lizenzgebühren erzielt werden können.<br />
Angelico hat von einer Verhandlungsbereitschaft<br />
bei den TV-<br />
Sendern in bisherigen Gesprächen<br />
nichts gemerkt.<br />
NACHRICHTEN<br />
IfW-Chef: Teamarbeit wird<br />
wichtiger in Zukunft<br />
Angesichts fortschreitender Digitalisierung<br />
hat der Präsident des Kieler<br />
Instituts für Weltwirtschaft (IfW),<br />
Dennis Snower,ein radikales Umdenken<br />
in der Bildungs- und der<br />
Wirtschaftspolitik angemahnt. „Die<br />
Digitalisierung wirdmeines Erachtens<br />
zunehmend Routinearbeit<br />
übernehmen. Unddas bedeutet, die<br />
alten Rezepte,sich weiterzubilden,<br />
sind einfach nicht mehr gültig“,<br />
sagte er am Dienstag. Selbst höher<br />
ausgebildeten Fachkräften drohe<br />
der Jobverlust,„wenn ihreArbeit vorhersehbar<br />
ist“, sagte Snower.Bei sozialen<br />
Kompetenzen, der Kreativität<br />
und„dem Sinn erzeugenden Zusammensein“<br />
hätten Menschen aber<br />
auch künftig einenVorsprung gegenüber<br />
Maschinen. Snower forderte<br />
aus diesem Grund einen stärkeren<br />
Fokus vonSchulen, Ausbildung und<br />
Studiumauf soziale Kompetenzen<br />
wie Mitgefühl und Respektvor anderen:<br />
„Jeder Studentkriegt Noten, er<br />
wirdfür die eigenen Leistungen bewertet,<br />
und Teamarbeit steht erst an<br />
zweiter Stelle.“ (dpa)<br />
Umfrage: Große Zweifel an<br />
Künstlicher Intelligenz<br />
DieMehrheit der Deutschen steht<br />
einer Umfrage zufolge dem Einsatz<br />
Künstlicher Intelligenz (KI) misstrauisch<br />
gegenüber.Nur rund jeder<br />
Siebte –15Prozent –denkt demnach,<br />
dass der Nutzen der Technologie<br />
gegenüber den Risiken überwiegt,<br />
wie eine repräsentativeUmfrage<br />
des Instituts YouGov ergab.45<br />
Prozent der Befragten sehen gleich<br />
viele Gefahren und Chancen, weitere26Prozent<br />
bewerten die Risiken<br />
als höher als den möglichen Nutzen.<br />
Dabei steigt die Skepsis mit dem Alter<br />
an: Während für 18 Prozent der<br />
Unter-36-Jährigen der Nutzen überwiegt,<br />
sind nur 13 Prozent der Befragten<br />
über 54 ebenso optimistisch.<br />
Eine Mehrheit an Befürworternfindet<br />
KI in keinem der verschiedenen<br />
Einsatzfelder.Auch den militärischen<br />
Einsatz, etwa in der Steuerung<br />
vonWaffensystemen, lehnen 71 Prozent<br />
klar ab.Mehr Gegner als Befürworter<br />
haben auch selbstfahrende<br />
Autos: Jeder Zweite (52 Prozent) ist<br />
dagegen, lediglich 37 Prozent klar<br />
dafür,berichten die Forscher. (dpa)<br />
Chinesen bezahlen per App<br />
am Frankfurter Flughafen<br />
Wie zu Hause können Chinesen ihre Bezahl-Plattformen<br />
nutzen.<br />
ISTOCK<br />
DerFrankfurter Flughafen kommt<br />
Touristen aus China beim Einkaufen<br />
weiter entgegen. Ab sofortkönnen<br />
Reisende aus Fernost in allen 28 Geschäften<br />
der FrankfurtAirportRetail<br />
Gruppe (FAR) per Smartphone über<br />
die chinesischen Zahldienste Alipay<br />
und WeChat bezahlen. Dasteilte das<br />
Gemeinschaftsunternehmen des<br />
Flughafenbetreibers Fraportund des<br />
Hamburger Duty-Free-Händlers Gebrüder<br />
Heinemann mit. Chinesische<br />
Urlauber,die auf ihren Europa-Reisen<br />
gerne Spirituosen, Parfüm oder<br />
Pralinen einkaufen, sind für den<br />
Frankfurter Flughafen eine wichtige<br />
Zielgruppe.Dasie als ausgabefreudig<br />
gelten, beschertdas Shopping-<br />
Geschäft der Fraportwillkommene<br />
Nebeneinnahmen. DerZahldienst<br />
Alipay des chinesischen Online-<br />
Händlers Alibaba und WeChat der<br />
gleichnamigen Chat-Plattformzielen<br />
auf junge und technikaffine Chinesen.<br />
(dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 27<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />
9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />
Meister des Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –<br />
Gejagt 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />
HG)ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für<br />
HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />
15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für HG)<br />
Tagesschau 16.10 (für HG) Stadt, Land, Haus<br />
17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant<br />
18.00 (für HG) Gefragt –Gejagt 18.50 (für<br />
HG) Rentnercops. Es ist alles in Ordnung 19.45<br />
(für HG) Wissen vor acht –Werkstatt 19.55 (für<br />
HG) Börse vor acht 20.00 (für HG)Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Toulouse<br />
TV-Tragikomödie, D2018<br />
Mit Catrin Striebeck, Matthias Brandt<br />
Regie: Michael Sturminger<br />
21.45 (für HG) Plusminus<br />
Das Wirtschaftsmagazin<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Maischberger<br />
Die Mietenexplosion: Wird Wohnen<br />
unbezahlbar?<br />
0.00 (für HG) Nachtmagazin<br />
0.20 (für HG) Toulouse<br />
TV-Tragikomödie, D2018<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Hebammen<br />
im Einsatz 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />
Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Meine<br />
Geschichte –Mein Leben 16.00 Meine Geschichte<br />
–Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 17.30 Unter<br />
uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />
18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin<br />
18.45 aktuell 19.05 (für HG)Alles was zählt.<br />
Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte<br />
Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Die 25...<br />
Büro-Nerd Gwilym Pugh wird zum<br />
Supermodel /Iris Grace &Katze<br />
Thula /Oma Betty wird mit Justin<br />
TimberlakeTickets überrascht<br />
Moderation: Sonja Zietlow<br />
22.15 sternTVHaben inChemnitz wirklich<br />
keine Menschenjagden stattgefunden?<br />
/WGstatt Knast:Wie der Verein<br />
„Seehaus“ kriminelle Jugendliche<br />
wieder in die Gesellschaft integriert<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.15 RTL Nachtjournal Spezial<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
MDR WDR Lederkordel(biszu1mLänge)<br />
so seine Länge) Probleme.Nachdem deren Sohn Arte<br />
14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />
Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG) MDR<br />
um vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG)<br />
Brisant 18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für<br />
HG) MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell<br />
19.50 (für HG) Tierisch, tierisch 20.15 (für<br />
HG) Exakt –Soleben wir! (2/4) 21.15 (für<br />
HG) Die Spur der Ahnen 21.45 (für HG) Aktuell<br />
22.10 (für HG) Polizeiruf 110. Familiensache.<br />
TV-Kriminalfilm, D2014 23.40 Comedy mit<br />
Karsten 0.25 unicato 1.25 (für HG) Lindenstraße<br />
1.55 (für HG) Exakt –Soleben wir!<br />
Bayern<br />
16.15 (für HG) Wir inBayern 17.30 Regional<br />
18.00 (für HG) Abendschau 18.30 (für HG)<br />
Rundschau 19.00 (für HG) Stationen 19.30<br />
(für HG) Dahoam is Dahoam 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) Kontrovers 21.45<br />
(für HG) Rundschau Magazin 22.00 (für HG)<br />
Gift im Honig,tote Bienen –Rumänische Imker<br />
schlagen Alarm 22.45 (für HG) Haindling „und<br />
überhaupts ...”. Dokumentarfilm, D2014 0.15<br />
kinokino 0.30 Studieren inZeiten des Bachelors<br />
1.45 Rundschau Nacht 1.55 (für HG)<br />
Dahoam is Dahoam<br />
Vox<br />
14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />
denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />
und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll<br />
und Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für<br />
zwei 19.00 Die deutsche Dinner-Meisterschaft<br />
20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Take Two<br />
21.15 (für HG) Take Two 22.10 (für HG) Conviction<br />
23.05 Major Crimes 0.00 nachrichten<br />
0.20 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. TodamStraßenrand<br />
1.20 Medical Detectives –Geheimnisse der<br />
Gerichtsmedizin. Giftige Beziehungen<br />
Super RTL<br />
14.50 Der gestiefelte Kater –Abenteuer in San<br />
Lorenzo 15.15 Die Tomund Jerry Show 15.50<br />
Camp Sumpfgrund 16.15 Die Nektons –Abenteurer<br />
der Tiefe 16.45 Coop gegen Kat 17.15<br />
Ninjago –Luftpiraten 17.45 Inspector Gadget<br />
18.10 Die Tomund Jerry Show 18.45 Woozle<br />
Goozle und die Weltentdecker 19.15 AL-<br />
VINNN!!! und die Chipmunks 19.45 Dennis &<br />
Fletscher –Blämtastisch! 20.15 (für HG) Dr.<br />
House 21.10 (für HG) Dr. House 22.05 (für<br />
HG) Dr.House 23.00 Upps! Die Pannenshow<br />
0.00 Böse Mädchen<br />
Sport1<br />
16.30 Container Wars. Heikle Ladung aus New<br />
Orleans 17.30 StorageWars –Die Geschäftemacher.<br />
Neue Fußstapfen 19.00 Turbo Reportage<br />
20.00 Die PS-Profis –Mehr Power aus<br />
dem Pott. Oben ohne –Best-of 21.00 Die PS-<br />
Profis Schule. Oben ohne 22.00 Die PS-Profis<br />
–Mehr Power aus dem Pott. Hamburger<br />
sucht Bus 22.30 Motorvision.TV –#spotted<br />
23.30 Kick-off –Das GFL-Magazin. Experten:<br />
Maximilian von Garnier,Sascha Gehloff. Tim<br />
Niemeyer 0.00 Sport-Clips<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) Heute im Parlament Generaldebatte<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Der Schuss<br />
11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Koi Ahoi 12.00<br />
heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für HG)ARD-<br />
Mittagsmagazin 14.00 heute –inDeutschland<br />
14.15 Die Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute<br />
Xpress 15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00<br />
(für HG) heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die<br />
Rosenheim-Cops. Über den Dächern von Rosenheim<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />
hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />
18.00 (für HG) SOKOWismar. Zusammen ist<br />
man weniger allein 19.00 (für HG) heute 19.25<br />
(für HG) Heldt. Sternenreise<br />
20.15 (für HG) Da kommst Du nie drauf!<br />
Kandidaten: Christoph Maria Herbst,<br />
Oliver Pocher,Bernd Stelter,Jochen<br />
Busse, Olivia Jones<br />
Moderation: Johannes B. Kerner<br />
21.45 (für HG) heute-journal<br />
22.15 auslandsjournal<br />
22.45 (für HG) Geheimakte Finanzkrise<br />
Droht der nächste Jahrhundert-Crash?<br />
23.30 (für HG) Markus Lanz<br />
0.45 heute+<br />
1.00 Inside Job<br />
Dokumentarfilm, USA 2010<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Matthias<br />
Killing,Alina Merkau 10.00 Klinik am<br />
Südring 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –<br />
Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />
Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />
Schulien 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte<br />
im Einsatz 14.00 Auf Streife.Reportagereihe<br />
15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring 17.00<br />
Klinik am Südring –Die Familienhelfer 17.30<br />
Schicksale –und plötzlich ist alles anders.<br />
Vom Blitz getroffen 18.00 Endlich Feierabend!<br />
Moderation: Annett Möller, Daniel Boschmann<br />
19.00 Genial daneben –Das Quiz 19.55<br />
Nachrichten<br />
20.15 Fort Boyard<br />
Show<br />
Mit Sarah Knappik, Carina Spack,<br />
David Odonkor,Mario Basler,Jürgen<br />
Milski<br />
Moderation: Matthias Killing<br />
22.25 Deutschland extrem! Die<br />
Drogen-Cops<br />
23.25 SpiegelTV–Reportage<br />
Die Einbrecherjäger –den Dieben<br />
keine Chance. Reportagereihe<br />
Moderation: Maria Gresz<br />
0.25 Fort Boyard Show<br />
14.55 (für HG) Verrückt nach Meer 15.45 Erlebnisreisen<br />
16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier<br />
und heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit<br />
18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle<br />
Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) WDR-Arena. Live<br />
21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Das<br />
Geschäft mit dem Fischsiegel 22.55 (für HG)<br />
sport inside 23.25 (für HG) Dream Empire –<br />
Chinas Immobilienblase. Dokumentarfilm, D<br />
2018 0.40 (für HG) Maischberger 2.00 Lokalzeit<br />
aus Köln 2.30 Lokalzeit aus Aachen<br />
NDR<br />
16.20 (für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für<br />
HG) Panda, Gorilla &Co. 18.00 Ländermagazine<br />
18.15 (für HG) Wie geht das? 18.45 (für<br />
HG) DAS! 19.30 Ländermagazine 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Wildes Neuseeland<br />
(2) 21.00 (für HG) Inselreportagen<br />
mit Judith Rakers –Ameland 21.45 (für HG)<br />
aktuell 22.00 (für HG) Großstadtrevier. Verdammtes<br />
Glück 22.50 (für HG) extra 3 23.20<br />
(für HG) Zapp 23.50 (für HG) 7Tage ... 0.20<br />
Hafenpolizei. Die Falschmünzer 0.45 (für HG)<br />
Visite 1.45 (für HG) Weltbilder<br />
Kabel eins<br />
5.05 Numb3rs 5.50 The Mentalist 6.35 Ghost<br />
Whisperer 7.30 Ghost Whisperer 8.30 Beauty<br />
and the Beast 9.25 Navy CIS: L.A. 10.20 Navy<br />
CIS 11.10 Without aTrace 12.05 Numb3rs<br />
13.00 Castle 14.00 The Mentalist 14.55 Navy<br />
CIS: L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55<br />
Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal,<br />
Dein Lokal –Der Profi kommt 18.55 Gekauft,<br />
gekocht, gewonnen 20.15 Gran Torino. Drama,<br />
USA/D 2008 22.40 American History X.Drama,<br />
USA 1998 0.55 Late News 1.00 Gran Torino.<br />
Drama, USA/D 2008<br />
RTL 2<br />
15.00 Berlin –Tag &Nacht 16.00 Hilf mir!<br />
Jung,pleite, verzweifelt ... 17.00 News 17.10<br />
Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt ... 18.05 Köln<br />
50667 19.00 Love Island Flash 19.05 Berlin –<br />
Tag&Nacht 20.15 Teenie-Mütter –Wenn Kinder<br />
Kinder kriegen 21.15 Teenie-Mütter –Wenn<br />
Kinder Kinder kriegen 22.15 Love Island –Heiße<br />
Flirts und wahre Liebe 23.15 Autopsie –<br />
Mysteriöse Todesfälle 0.15 Love Island –Heiße<br />
Flirts und wahre Liebe 1.10 Crime Town USA<br />
1.40 Crime Town USA 2.00 The Suspects –<br />
Wahre Verbrechen<br />
Eurosport 1<br />
8.30 Snooker:World Main Tour. Shanghai<br />
Masters (CHN): 3. Tag 11.30 Springreiten: Rolex<br />
Grand Slam 12.35 Radsport:Vuelta aEspaña<br />
13.00 Radsport: Vuelta aEspaña. 17.<br />
Etappe 17.45 Radsport. Vuelta extra 18.00<br />
Snooker 19.55 Eurosport News 20.05 Radsport.<br />
Vuelta Today 21.30 Springreiten: Valence<br />
Standard Show 22.20 Eurosport News<br />
22.30 Rallye: Turkmen Desert Race 22.50<br />
Radsport: Grand Prix de Wallonie 0.00 Radsport:<br />
Vuelta aEspaña. 17. Etappe<br />
ARD, 20.15 UHR TV-TRAGIKOMÖDIE<br />
Toulouse<br />
Nach 19 Jahren hat die Ehe vonSilvia (CatrinStriebeck) und Gustav (Matthias<br />
Brandt) ein Ende.Für ein letztes gemeinsames Wochenende treffen sich<br />
die beiden heimlich in einem Luxushotel an der französischen Küste. Die Gefühle<br />
fahren Achterbahn und so kommtSilvia dahinter,dassGustavs neue,jüngere<br />
Freundin bereits ein Kind vonihm erwartet.Kompliziertwirdeszudem,als das<br />
KonferenzzentruminToulouse, in dem sich Gustav angeblich aufhält, beieinem<br />
Terroranschlag in die Luft gesprengtwird. Doch auch SilviascheintToulouseals<br />
Alibi für dasgeheimeTreffen der Ex-Eheleutebenutzt zu haben. Während die<br />
Opferzahl stündlich steigt,eskaliertauchdie Situation zwischen Silviaund Gustav.<br />
kammerspielartigerBeziehungsterrorvon David Schalko, dasssichandas<br />
gleichnamige Theaterstück des Regisseurs anlehnt.<br />
(Dtl./2018)<br />
Anzeige<br />
KABEL EINS, 20.15 UHR DRAMA<br />
Glaube, Liebe,<br />
Gran Torino<br />
Hoffnung, Berlin<br />
Foto: ARD<br />
Made in Germany<br />
Thao(Bee Vang, r.)versuchthat Kowalskis<br />
alten Ford Gran Torino zu stehlen, nähern<br />
*inkl. MwSt., zzgl. €3,95Versand, ab €75,–versandkostenfrei.<br />
sichdie beiden und es entwächsteine<br />
Ein Angebotder M. DuMont SchaubergExpeditionder der Kölnischen <strong>Zeitung</strong> GmbH &Co.<br />
ungewöhnliche Freundschaft.Sehenswer-<br />
KG,Amsterdamer Str. 192, 50735Köln.<br />
tes Dramaüber Rassismus,Vorurteileund<br />
Freundschaftvon Regisseur und HauptdarstellerClintEastwood.<br />
(USA/Dtl./2008)<br />
Foto: Kabeleins<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />
4 6 9<br />
1<br />
3 8 7<br />
8<br />
6 2 8 3<br />
7 9 1<br />
3<br />
4 2 7<br />
1 5 4<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT –SCHWER<br />
5 2 1 6<br />
4<br />
1 8 9<br />
9 1 8 7<br />
7 3 4<br />
6<br />
LESERSHOP<br />
030–201 64 004<br />
www.berliner-zeitung.de/shop<br />
Mit Unbehagen nimmtder verbitterte<br />
Kriegsveteran Walt Kowalski(Clint<br />
Hauptstadtschmuckmit Eastwood,l.) mit Herz zur Kenntnis,dasssichsein<br />
Diestilvolle Verbildlichung Detroiter des„Hohelied Vorortviertel derLiebe“findet verändertund ihre mitt-<br />
Form in derhochwertigen lerweile Edelstahlkette überwiegend –und vonAusländern<br />
in derMitte<br />
steht der<strong>Berliner</strong>Bär.<br />
bewohntwird. Bär. Auch mit seinen Nachbarn,<br />
Maße:3,0 ×1,5 cm der (H/Dicke) Hmong-Familie Lorhat der Rassist<br />
Ihnensteht eingesetzlichesWiderrufsrechtzu.<br />
Alle Informationen über dieses Rechtund dieWiderrufsbelehrung<br />
finden Sieunter www.berliner-zeitung.de/shop<br />
5<br />
SUDOKU<br />
8 2 9<br />
Art.-Nr.<br />
1311030<br />
€29,90 *<br />
AUFLÖSUNG Auflösung<br />
vom VOM 11.09.2018 11.9.2018<br />
MITTEL mittel<br />
5 3 9 6 8 2 1 7 4<br />
7 2 6 4 9 1 3 8 5<br />
4 1 8 7 5 3 9 6 2<br />
9 4 1 2 6 5 8 3 7<br />
3 7 5 1 4 8 6 2 9<br />
8 6 2 3 7 9 5 4 1<br />
1 5 7 8 2 6 4 9 3<br />
2 8 3 9 1 4 7 5 6<br />
6 9 4 5 3 7 2 1 8<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM 11.09.2018<br />
vom 11.9.2018<br />
SCHWER<br />
schwer<br />
4 3 5 1 6 7 2 8 9<br />
6 1 8 2 5 9 7 4 3<br />
9 2 7 3 8 4 1 5 6<br />
7 4 3 5 9 6 8 2 1<br />
8 6 1 4 3 2 9 7 5<br />
2 5 9 7 1 8 3 6 4<br />
3 7 2 9 4 5 6 1 8<br />
1 8 4 6 2 3 5 9 7<br />
5 9 6 8 7 1 4 3 2<br />
5.30 Panda, Gorilla &Co. 6.20 Rote Rosen<br />
7.10 Sturm der Liebe 8.00 Brandenburg aktuell<br />
/Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 9.00 In aller Freundschaft 9.45<br />
In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 10.35<br />
Giraffe,Erdmännchen &Co. 11.25 Panda, Gorilla<br />
&Co. 12.15 Sonneninsel Usedom 13.00<br />
Aktuell 13.10 Verrückt nach Meer 14.00 ARD-<br />
Mittagsmagazin 15.00 Planet Wissen 16.00<br />
rbb24 16.15 Wer weiß denn sowas? 17.00<br />
rbb24 17.05 Giraffe, Erdmännchen &Co.<br />
17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />
18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />
brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 rbb Praxis<br />
Das Gesundheitsmagazin<br />
21.00 Täter –Opfer –Polizei<br />
Der rbb Kriminalreport<br />
Moderation: Uwe Madel<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Unbekanntes Afrika<br />
22.45 Mythos Nil Über Stromschnellen<br />
in die Wüste. Dokumentation<br />
23.30 Hotel Heidelberg –Kinder,Kinder!<br />
TV-Drama, D2018. Mit Hannelore<br />
Hoger,Annette Frier u. a.<br />
1.00 rbb Praxis Das Gesundheitsmagazin<br />
ProSieben<br />
9.40 The Middle 10.30 Mike &Molly 10.55<br />
How IMet Your Mother 11.45 2Broke Girls.<br />
Die geheime Zutat/Der unbekannte Nachbar.<br />
Comedyserie 12.40 Mom. Trouble mit Tammy/<br />
Gut betreut und nichts bereut. Comedyserie<br />
13.30 Twoand aHalf Men. Nutten,Nutten,<br />
Nutten/Die Mumie schlägt zurück/Oberflächlich,<br />
eitel und seicht. Comedyserie 14.45 The<br />
Middle. Der Sprung/Der Tagder Geständnisse.<br />
Comedyserie 15.40 The Big Bang Theory. Das<br />
Vorspeisen-Dilemma/Das Lalita-Problem/Der<br />
Cooper-Hofstadter-Antagonismus. Comedyserie<br />
17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons.<br />
Nedtropolis/Der weinende Dritte. Zeichentrickserie<br />
19.05 Galileo<br />
20.15 Grey's Anatomy –Die jungen Ärzte<br />
Dreamer-Status. Krankenhausserie<br />
Mit Ellen Pompeo, Justin Chambers,<br />
Chandra Wilson u.a.<br />
21.15 Seattle Firefighters –Die jungen<br />
Helden Teamwork. Actionserie<br />
22.15 Younger<br />
Wie ein Boss /Eine große Sache<br />
23.10 Two and aHalf Men<br />
Der fleischliche Pausenfüller /Das<br />
böse Lachen<br />
0.00 Two and aHalf Men<br />
Nutten, Nutten,Nutten. Comedyserie<br />
13.45 Musketier mitHieb und Stich. Abenteuerfilm,<br />
F/I/RUM1971 15.20 Stippvisite Seidenstraße<br />
15.50 Unbekanntes Arabien 16.40 (für<br />
HG) X:enius 17.10 StippvisiteSeidenstraße<br />
17.40 Laos –Alles hat seinen Preis 18.35 (für<br />
HG) Kolumbien 19.20 Arte Journal 19.40 Re:<br />
20.15 Krieg der Träume. TV-Spieldokumentation,<br />
D2018 21.05 Krieg der Träume. TV-Spieldokumentation,<br />
D2018 22.00 Krieg der Träume.<br />
TV-Spieldokumentation,D2018 22.55 Angst.<br />
Kriegsdrama, F/CDN 2015 0.20 Arte Journal<br />
0.45 (für HG) DerDiener. Drama,GB1963<br />
3Sat<br />
14.45 (für HG) Schweden auf die norddeutsche<br />
Tour 16.15 (für HG) Schottland auf die<br />
norddeutscheTour. Dokumentarfilm,D2014<br />
17.45 (für HG) Schottlands raue Inseln 18.30<br />
nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 Wie antisemitisch<br />
ist Deutschland? 21.00 Die rechte<br />
Wende 22.00 (für HG) ZIB 2 22.25 (für HG)<br />
Paulette –Die etwas andere Oma. Krimikomödie,<br />
F2012 23.45 Das höchste Gericht 0.15<br />
10vor10 0.45 ECO 1.10 Slowenien-Magazin<br />
1.35 (für HG) Universum<br />
Phoenix<br />
8.00 StartUp! –Sogeht Erfolg! 8.30 Bundestag<br />
live 15.30 Verfassungsschutzpräsident<br />
Hans-Georg Maaßen vor Bundestagsgremien in<br />
Berlin 18.30 Verfassungsschutzpräsident<br />
Hans-Georg Maaßen vor dem Bundestags-Innenausschuss<br />
19.30 StartUp! –Sogeht Erfolg!<br />
Gründer und ihre Ideen 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 Die Macht der Jahreszeiten<br />
21.00 Die Macht der Jahreszeiten 21.45 (für<br />
HG) heute-journal 22.15 phoenix runde 23.00<br />
phoenix der tag 0.00 phoenix runde 0.45 Die<br />
Macht der Jahreszeiten<br />
Kika<br />
11.35 Der kleine Ritter Trenk 12.00 Tom<br />
12.25 Garfield 12.55 Marcus Level 13.20 (für<br />
HG) 4½Freunde 13.40 Die Pfefferkörner<br />
14.10 Schloss Einstein 15.00 (für HG) Annedroids<br />
15.45 Mirette ermittelt 16.05 Kein Keks<br />
für Kobolde 16.50 Hexe Lilli 17.35 (für HG) 4<br />
½Freunde 18.00 Der kleine Nick 18.15 (für<br />
HG) Ritter Rost 18.40 Zoés Zauberschrank<br />
18.50 Sandmann 19.00 (für HG) Das Dschungelbuch<br />
19.25 Digiclash: Der Generationen-<br />
Contest 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG)<br />
Ki.Ka Live 20.10 Du bist STYLE!<br />
Dmax<br />
16.45 Highway Cops 17.15 Hardcore Pawn:<br />
Das härteste Pfandhaus Detroits 17.45 Hardcore<br />
Pawn: Das härteste Pfandhaus Detroits<br />
18.10 Fang des Lebens –Der gefährlichste Job<br />
Alaskas 19.15 Fang des Lebens –Der gefährlichste<br />
JobAlaskas 20.15 Die Modellbauer –<br />
Das Duell 21.15 Die Modellbauer –Das Duell<br />
22.15 Shark Tank –Die Business-Profis 23.15<br />
Shark Tank –Die Business-Profis 0.15 Die Modellbauer<br />
–Das Duell 1.10 Die Modellbauer –<br />
Das Duell 2.00 Die Zwangsvollstrecker<br />
5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 9.30 Panorama 3 10.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 10.30 ReportMünchen<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.15 Markt 20.00 Tagesschau 20.15 Report<br />
München 20.45 Panorama321.17 Fakt ist!<br />
22.15 Wie wollen wir leben? –Wohnen aufwenig<br />
Raum 23.00 Tagesthemen 23.30 Kontrovers 1.00<br />
Nachtmagazin 1.20 extra 3 1.50 Extra 2.02 Tagesschau<br />
–Vor 20 Jahren 2.17 Thüringen-Journal<br />
2.47 Extra 3.02 SWRLandesschauBaden-Württemberg<br />
3.47 Extra 4.02 Abendschau 4.30 Aktueller<br />
Bericht<br />
ONE<br />
12.00 Sturmder Liebe 12.45 Sturmder Liebe<br />
13.35 Verrückt nach Meer 14.25 AlsmeineFrau<br />
mein Chef wurde. TV-Romanze, D2013 15.55<br />
Geld.Macht.Liebe 16.40 PartyofFive 17.20 Lindenstraße<br />
17.50 Hartaberherzlich 18.40 Sturm<br />
derLiebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15 Agatha<br />
Christies Poirot. Eine Familie stehtunterVerdacht.<br />
TV-Kriminalfilm, GB 1990 21.55 AgathaChristie –<br />
Kleine Morde. Gold undSchwefel. TV-Kriminalfilm,<br />
F2011 23.30 DieHeiland –Wir sind Anwalt 0.15<br />
Agatha Christies Poirot. Eine Familie steht unter<br />
Verdacht. TV-Kriminalfilm,GB1990 1.55 Agatha<br />
Christie–Kleine Morde. Gold und Schwefel. TV-<br />
Kriminalfilm, F2011<br />
ZDF NEO<br />
10.05 Baresfür Rares 10.55 Viel zu bieten 11.40<br />
Die Rettungsflieger 12.25 Die Rettungsflieger<br />
13.10 (für HG)Columbo. Traumschiff desTodes.<br />
TV-Kriminalfilm, USA1975 14.40 Heldt 15.25 Die<br />
Rettungsflieger 16.55 (fürHG) Columbo. Traumschiff<br />
des Todes. TV-Kriminalfilm, USA 1975 18.30<br />
Bares für Rares 19.20 Baresfür Rares 20.15 (für<br />
HG) Einstarkes Team. Geschlechterkrieg. TV-Kriminalfilm,<br />
D2009 21.40 (für HG)Wilsberg. Die Bielefeld-Verschwörung.<br />
TV-Kriminalfilm, D2012 23.10<br />
Code 37 1.00 (für HG) Wilsberg. DieBielefeld-Verschwörung.TV-Kriminalfilm,<br />
D2012 2.30 NeoMagazin<br />
Royale 3.00 Gätjensgroßes Kino 3.10 Terra<br />
X 3.55 TerraX4.35 TerraX<br />
ZDF INFO<br />
9.15 Bankrott! Argentiniens Staatspleite 2001<br />
10.00 Dirty Dollars 10.45 Kriminelle Karrieren<br />
13.00 (für HG) Wie gerecht ist Deutschland?<br />
13.45 Kriminelle Karrieren 14.30 Hightech-<br />
Gangster –Superblüten und Bankraub online<br />
15.15 Kriminelle Karrieren 16.00 Welt ohne Banken?<br />
–Die Blockchain-Revolution 16.30 (für HG)<br />
In den Fängen der Abzocker 17.15 Kriminelle Karrieren<br />
18.00 Firmen am Abgrund 19.30 Kriminelle<br />
Karrieren 20.15 (für HG) ZDFzoom 21.00 Inside<br />
Job. Dokumentarfilm, USA 2010 22.45 Der<br />
Milliardenbetrug des Bernie Madoff 23.30 Dirty<br />
Dollars 1.00 (für HG) heute-journal 1.30 Wolkenkratzer<br />
–Die spektakulärsten Hochhäuser der Welt<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Opernführer Peter Tschaikowski –Die Opernfragmente,<br />
ca. 56 Minuten<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Pärnu Music Festival Mit Werken von Pärt,<br />
Grieg, Reinvere, Alfvén, ca. 87 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik spezial Die Madrigalkunst von Luca<br />
Marenzio., ca. 56 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Gegenwart Der Komponist und Dirigent<br />
George Benjamin., ca. 56 Minuten<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Spielweisen Wortspiel –Das Musik-Gespräch.<br />
Der Dirigent Ingo Metzmacher erkundet zusammen<br />
mit dem Deutschen Sinfonie-Orchester<br />
Berlin die 6. Sinfonie von Dmitrij Schostakowitsch,<br />
ca. 45 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Neue Musik International Review ofComposers<br />
mit Werken vonVosganian, Svetlichny, Hofman,<br />
Radivojevic, ca. 55 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Jane Gardam: „Weit weg von Verona”<br />
(2/16). Es liest Vanessa Loibl, ca. 30 Minuten<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Krieg der Träume. Eine vierteilige<br />
Hörserie über die Zeit zwischen den beiden<br />
Weltkriegen. Die Zwanziger Jahre stehen für<br />
Übermut und Modernismus und werden später<br />
zum „Labor des 20. Jahrhunderts“ verklärt.,<br />
ca. 26 Minuten<br />
20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lesezeit Christoph Peters liest aus seinem<br />
neuen Kriminalroman „Das Jahr der Katze”<br />
(2/2), ca. 30 Minuten<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
„Huckleberry Finns Abenteuer” Hörspiel nach<br />
Episoden aus Mark Twains gleichnamigem Roman.,<br />
ca. 60 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Feature Die heile Welt des Verbrechens. Stephan<br />
Derrick und die BRD,ca. 56 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Elodie Lauton, ca. 30 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Querköpfe Kabarett, Comedy &schräge Lieder.Große<br />
Klappe, sauber artikuliert.<br />
Der Slam-Poet, Comedian und<br />
Kabarettist Paul Weigl. Von Luigi Lauer,<br />
ca. 55 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
TilSchweiger besticht wieder einmal<br />
durch messerscharfe gesellschaftliche<br />
Analyse.Inder Schule habe er<br />
nichts über soziale und emotionale<br />
Intelligenz erfahren, so der Mime im<br />
Playboy, dem Magazin für Lehreund<br />
Didaktik.Viel unnützes Zeug habe er<br />
dortlernen müssen und dann auch<br />
noch das:„Til, ich kann dir nur sagen,<br />
wenn du so weiter durchs Leben<br />
gehst, wirst du scheitern“, habe ein<br />
Lehrer zu ihm gesagt. Dassei ihm damals<br />
sehr nahe gegangen.<br />
JennyElvers (46) hat auch so ihre<br />
Lehren gezogen aus der Schule des<br />
Lebens.Jedenfalls genug, um jetzt<br />
mit einer Autobiografie zu drohen.<br />
Daringeht es auch um ihreAlkoholsucht,<br />
die seit mehreren Jahren immer<br />
wieder Elvers’Thema ist: „Ich<br />
kann vorSchmerzennicht einmal<br />
mehr schreien“, schildertsie die ersten<br />
Tage in Therapie.Esfolgte der<br />
Entzug und nun das Buch „Wackeljahre:<br />
Mein Leben zwischen Glamour<br />
und Absturz“.<br />
Carlos Zetina hatte nach einem Date<br />
mit einer Nicole die falsche Nummer<br />
notiert. Derkanadische Student<br />
schrieb daraufhin 246 Nicoles an der<br />
Hochschule eine E-Mail: „Habe dich<br />
gesternAbend getroffen und du hast<br />
mir die falsche Nummer gegeben.“<br />
Daraus entstanden wahreNicole-<br />
Abende,15Nicoles verabredeten<br />
sich in einer Bar. Auch die Gesuchte<br />
meldete sich bei Zetina. Neues Date<br />
folgt. Schön! (mpw./mit dpa, AFP)<br />
TIERE<br />
Wilhelmine (o.) und Sylta sind wahre<br />
Touristenfänger. DPA/CARSTEN REHDER<br />
Na, werfischt denn da im Trüben?<br />
Nun, es sind die KegelrobbenWilhelmine<br />
und ihr Nachwuchs Sylta. Beinahe<br />
jeden Tagtauchen sie im Hafenbecken<br />
vonHörnum auf –das befindet<br />
sich an der Südspitzeder<br />
Nordseeinsel Sylt. PuresRobbenglück:<br />
EinFischbrötchenstand auf<br />
der Kaimauer verkauft frischen Hering,<br />
mit dem Wilhelmine und Sylta<br />
vonTouristen –vor allem vonkreischenden<br />
Kindern–gefüttertwerden.<br />
Wasfür ein Leben! (schl.)<br />
Urlaub im Sperrgebiet<br />
Reisen nach Tschernobyl sind keine Seltenheit mehr,der Strahlungstourismus boomt<br />
VonJohn Riceburg,Tschernobyl<br />
Es ist kurz vor acht und wir<br />
sitzen in einem Bus vor<br />
dem Kiewer Hauptbahnhof.<br />
Wir wenden die Blicke<br />
vom Smartphone ab und dem kleinen<br />
gelben Geigerzähler zu: 0,13<br />
Mikrosievert pro Stunde haben wir<br />
hier –einWert wie in Berlin. Daswird<br />
sich bald ändern, denn wir fahren<br />
nach Tschernobyl.<br />
Am 26. April vor 32 Jahren explodierte<br />
der Reaktor nahe der Stadt<br />
Prypjat. In den folgenden Tagen und<br />
Wochen darauf wurden rund<br />
116 000 Menschen aus dem Gebiet<br />
evakuiert. In den Folgejahren stieg<br />
diese Zahl auf etwa 350 000 Menschen<br />
an. Die Sperrzone erstreckt<br />
sich heute 30 Kilometer um den Ort<br />
der Katastrophe. Der Tourismus<br />
boomt. Dieses Jahr hoffen die zahlreichen<br />
Anbieter,über 100 000 Menschen<br />
hierher zu bringen.<br />
„Wenn ihr seht, dass Zombies<br />
durch den Wald rennen, dann halten<br />
wir den Busanund ihr könnt Fotos<br />
machen.“ Natalja, unsere 26-<br />
jährige Reiseleiterin, will uns mit ihren<br />
Späßen die Angst nehmen.<br />
Fünfmal die Woche fährt sie von<br />
Kiew aus in die Zone.<br />
Straßen wurden zu Pfaden<br />
Ein magerer Fuchs und im Hintergrund der gigantische Sarkophag.<br />
Am Checkpoint, 30 Kilometer vom<br />
Reaktor entfernt, doch ein Anflug<br />
vonAngst: Mein Ellbogen juckt. Der<br />
Fuß meiner Partnerin schmerzt.<br />
Sind das schon Auswirkungen der<br />
radioaktiven Strahlung? Der Wert<br />
auf dem Zähler hat sich noch nicht<br />
verändert. Gespenstisch wirkt das<br />
alles noch nicht. Natalja erklärt,<br />
dass viele der russischen Besucher<br />
sich nicht an die strengen Besucherregeln<br />
halten, die für uns und eigentlich<br />
auch für alle Besucher gelten.<br />
Mit einem kleinen Kind wird<br />
gepicknickt. Ein Mann diskutiert<br />
mit den Soldaten, weil er eine Angel<br />
mitnehmen will.<br />
Erster Halt in der Zone ist an einer<br />
Hütte neben einem Waldweg. Im<br />
zerfallenden Haus liegen Prawda-<br />
Ausgaben aus dem Jahr 1981, mit denen<br />
einst der Ofen angezündet<br />
wurde. Besucher vor uns haben den<br />
herumliegenden Müll liebevoll zu<br />
Instagram-tauglichen Stillleben arrangiert:<br />
Eine alte Plastikpuppe liegt<br />
am Fensterbrett neben einem Schulheft<br />
mit Englisch-Vokabeln. Erst als<br />
wir weiter durch den Wald laufen,<br />
wird deutlich, dass der kleine Fußweg<br />
früher eine zweispurige asphaltierte<br />
Straße war.<br />
Das Dorf Salissja, durch das die<br />
Straße führt, hatte einst 3000 Einwohner.<br />
Hier messen wir nur 0,17<br />
Mikrosievert, noch weit unter der<br />
Grenzevon 0,3, die als unbedenklich<br />
gilt –aber an einem speziellen „Hotspot“<br />
neben dem Weg, den uns Natalja<br />
zeigt, piepsen die Geräte mit einem<br />
Mikrosievertoder mehr.<br />
UnsereSchuhe müssen wir abtreten,<br />
bevor wir wieder in den Bussteigen<br />
–überall können Partikel lauern<br />
–und weiter in die Stadt Tschernobyl<br />
fahren, die dem 17 Kilometer entfernten<br />
Kraftwerk seinen Namen<br />
gab. Rund 3500 Menschen arbeiten<br />
jeden Taginder Zone, und sie leben<br />
auch hier. Nur fünf Straßen von<br />
Tschernobyl werden noch instand<br />
gehalten. Einmal in der Woche<br />
kommt die Post, und in einem kleinen<br />
Supermarkt kaufen die Soldaten<br />
ein, die AK-47 lässig über die Schulter<br />
gehängt.<br />
Die Stadt ist voller Denkmäler:<br />
Für die Feuerwehrmänner, die als<br />
erste bei der Explosion waren und<br />
ausnahmslos ums Leben kamen;<br />
Für die 162 Siedlungen, die aufgegeben<br />
wurden; ein Engel aus<br />
BLZ/JOHN RICEBURG<br />
Brennstäben gemahnt an das Unglück.<br />
Nach Schätzungen der WHO<br />
ist es den 600 000 bis 800 000 sowjetischen<br />
„Liquidatoren“ zu verdanken,<br />
dass zumindest einzelne Gegenden<br />
in der Zone normale Strahlenwerte<br />
haben. In der Stadt verbringen<br />
wir die Nacht in einem<br />
Container-Hotel.<br />
Am folgenden Tag müssen wir<br />
zehn Kilometer vom Reaktor durch<br />
einen zweiten Checkpoint – die<br />
Sperrzone innerhalb der Sperrzone.<br />
Nach einem Halt bei einer aberwitzig<br />
großen sowjetischen Radaranlage<br />
kommen wir zum eigentlichen<br />
Ziel unserer Reise: Prypjat. Die Stadt<br />
wurde 1970 gegründet, mit ihren<br />
50 000 Einwohnern war sie ein Vorzeigeprojekt<br />
der UdSSR.<br />
Hier gab es Kinos, Sportzentren<br />
und schicke Supermärkte – und<br />
überall Bäume, als hätte jemand<br />
Plattenbauten mitten im Wald gepflanzt.<br />
Seit fünf Jahren dürfen Touristen<br />
die Gebäude nicht mehr betreten,<br />
ein Teil der Schule ist eingestürzt.<br />
Aber wer kann schon widerstehen?<br />
Auf einem Gebäude steht<br />
der Spruch in Riesenlettern: „Lass<br />
das Atom einen Arbeiter sein, und<br />
keinen Soldaten.“<br />
Im alten Vergnügungspark rostet<br />
das berühmte gelbe Riesenrad vor<br />
sich hin. Eine Geisterstadt ist das allerdings<br />
nicht – hinter uns wartet<br />
schon die nächste Gruppe Touristen,<br />
die ebenfalls Einsamkeit suchen. Ein<br />
besseres Gefühl davon bekommen<br />
wir, als wir eine große Zuschauertribüne<br />
besteigen. Voruns ein Wald, so<br />
hoch und dicht, dass man die Stadt<br />
nicht mehr erkennen kann. Erst allmählich<br />
wird uns klar, dass das vor<br />
32 Jahren ein Sportplatz war. Jetzt<br />
können wir uns zurücklehnen und<br />
sehen, wie sich die Natur den Ortzurückerobert.<br />
Ähnlich geartete Katastrophe<br />
Am Schluss unserer Reise stehen wir<br />
vor dem gigantischen silbernen Sarkophag,<br />
der den Reaktor umschließt.<br />
Rund zwei Milliarden Euro hat das<br />
riesige Gebäude gekostet, hundert<br />
Jahre soll es bestehen und unter anderem<br />
die Strahlungsauswirkungen<br />
eingrenzen. Pro Jahr kostet der Betrieb<br />
der Anlage rund acht Millionen<br />
Euro.Arbeiter fahren ein und aus,als<br />
wäredas eine herkömmliche Industrieanlage.<br />
Direkt am Reaktor kann<br />
man Welse in einem Kühlteich füttern.<br />
Wiebestellt posiertein magerer<br />
Fuchs vor unseren Kameras, der<br />
auch ein bisschen Brot bekommt.<br />
In der Reisegruppe entspinnt<br />
sich eine Diskussion über den Trip<br />
in diese seltsame und unwirtliche<br />
Gegend. Es könnte eine Bildungsreise<br />
für Kernkraftgegner sein –<br />
doch die ukrainische Öffentlichkeit<br />
ist betont zuversichtlich. Nuklearreaktoren<br />
bilden weiterhin eine wichtige<br />
Energiequelle für das Land.<br />
Warum? „Es ist billig und wir können<br />
uns nichts anderes leisten“,<br />
sagt Natalja. Waresdenn preiswert,<br />
ein Gebiet so groß wie Luxemburg<br />
aufzugeben? Im benachbarten<br />
Weißrussland ist die Verwüstung<br />
heute noch größer –1,3 Millionen<br />
Menschen leben in Gebieten, die<br />
vomFallout betroffen sind.<br />
Wardie Reise gefährlich? DieGeigerzähler<br />
zeigen an, dass wir in zwei<br />
Tagen zehn Mikrosievert abbekamen<br />
–etwa genauso viel wie beim<br />
dreistündigen Flug nach Kiew. Zwischen<br />
den Städten Tschernobyl und<br />
Fukushima herrscht übrigens jetzt<br />
ein reger Austausch, und nicht nur in<br />
Bezug auf die Aufräumarbeiten nach<br />
den ähnlich gearteten Reaktor-Katastrophen.<br />
Bald soll es auch in Japan Strahlungstourismus<br />
geben.<br />
NACHRICHTEN<br />
Wegbegleiter verabschieden<br />
sich von Daniel Küblböck<br />
Miteiner emotionalen Botschaft<br />
nehmen sieben„DSDS“-Wegbegleiter<br />
Abschied vonEx-TV-Star Daniel<br />
Kaiser-Küblböck (33). „Mit großer<br />
Bestürzung hat jeder einzelne von<br />
uns die traurigen Nachrichten der<br />
vergangenen Tage über Dich verfolgt!<br />
Es tut uns unendlich leid, auf<br />
diese Weise zu erfahren, welche<br />
grausame Traurigkeit Dich die letzten<br />
Monate umgeben haben muss“,<br />
schreiben Küblböcks Mitstreiter aus<br />
der ersten Staffel von„Deutschland<br />
sucht den Superstar“ in einem Brief.<br />
Das<strong>Berliner</strong> Theaterinstitut ETI, in<br />
dem Küblböck lernte und gegen das<br />
er im Internet schwereMobbing-<br />
Vorwürfe erhob,sagte „aufgrund<br />
der tragischen Ereignisse“ um<br />
den Star die Abschlussvorstellungen<br />
ab. (dpa)<br />
Maria H. lebte mit ihrem<br />
Begleiter in Italien<br />
Dienach fünf Jahren zu ihrer Familie<br />
nach Freiburgzurückgekehrte Maria<br />
H. hat bei der Polizei frühereAngaben<br />
korrigiert, wonach sie die meiste<br />
Zeit nach ihrem Verschwinden im<br />
Mai2013 allein in Italien gelebt habe.<br />
Vielmehr habe sie mit ihrem vergangene<br />
Woche festgenommenen Begleiter<br />
(57) vorzweiJahren auf Sizilien<br />
eine Wohnung bezogen, sagte<br />
die 18-Jährige nach Ermittlerangaben<br />
vomDienstag. (AFP)<br />
Washington ruft Notstand<br />
wegen Hurrikans aus<br />
Wegen des drohenden Hurrikans<br />
„Florence“ hat die US-Hauptstadt<br />
Washington den Notstand ausgerufen.<br />
DieMaßnahme trete mit sofortiger<br />
Wirkung in Kraft, sagte Bürgermeisterin<br />
Muriel Bowser am Dienstag.<br />
Dadurch solle sichergestellt<br />
werden, „dass wir die nötigen<br />
Ressourcen erhalten,die wir zur<br />
Vorbereitung auf ,Florence‘ benötigen“.<br />
(AFP)<br />
Flugpassagier hat 20<br />
Schlangen im Handgepäck<br />
Mitarbeiter eines Moskauer Flughafens<br />
haben bei einer Kontrolle im<br />
Handgepäck eines Passagiers 20<br />
Schlangen entdeckt. DerMann habe<br />
die Tierevor dem Abflug in DüsseldorfinDöschen<br />
verpackt und dann<br />
in eine kleine Tasche gesteckt, teilte<br />
die Umweltschutzbehörde in Moskau<br />
am Dienstag mit. Beider Einreise<br />
nach Russland habe er angegeben,<br />
die ungiftigen Schlangen auf einem<br />
MarktinDeutschland gekauft<br />
zu haben. (dpa)<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />
Heute scheint die Sonne. Vereinzelt fällt nachmittags nach Nordwesten<br />
hin aus dichten Wolken etwas Regen. Esstehen 20 bis 28 Grad inAussicht,<br />
und der Wind weht schwach bis mäßig aus West. Inder Nacht sind<br />
12 bis 8Grad zuerwarten. Dazu regnet es gebietsweise bei stark bewölktem<br />
bis bedecktem Himmel.<br />
Biowetter: Die Witterung bringt<br />
niedrigen Blutdruck. Betroffene<br />
Menschen sollten Sport treiben, um<br />
den Kreislauf wieder in Schwung zu<br />
Wittenberge<br />
bringen. Außerdem fühlen sich einige<br />
Menschen<br />
12°/21°<br />
müde.<br />
Pollenflug: Die Konzentration von<br />
Ambrosiapollen ist mäßig.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 25Grad.<br />
Wind: schwach aus West.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
11°/26° 14°/25°<br />
Luckenwalde<br />
16°/28°<br />
Cottbus<br />
14°/27°<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Sonnabend<br />
wolkig wolkig sonnig<br />
12°/21° 14°/22° 13°/21°<br />
Prenzlau<br />
13°/20°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
15°/27°<br />
VonIsland bis Finnland sind Tiefs unterwegs. Sie versorgen die Region zwischen<br />
Island, Skandinavien und Nordwestrussland mit Regenwolken. Diese erfassen<br />
auch den Norden und Nordwesten von Mitteleuropa. Der zentrale und südliche<br />
Teil befindet sich im Bereich von Hoch Quirin mit spätsommerlich warmer Luft.<br />
Zwischen der spanischen Mittelmeerküste und den Balearen gewittert es.<br />
Sylt<br />
13°/16°<br />
Hannover<br />
13°/19°<br />
Köln<br />
14°/22°<br />
Saarbrücken<br />
13°/28°<br />
Konstanz<br />
16°/28°<br />
Hamburg<br />
12°/16°<br />
Erfurt<br />
13°/26°<br />
Frankfurt/Main<br />
15°/27°<br />
Stuttgart<br />
16°/29°<br />
Rügen<br />
13°/16°<br />
Rostock<br />
13°/16°<br />
Magdeburg<br />
14°/26°<br />
Nürnberg<br />
14°/27°<br />
München<br />
16°/28°<br />
Dresden<br />
16°/27°<br />
Deutschland: Heute gibt es stellenweise<br />
Regenfälle bei vielen Wolken,<br />
örtlich aber auch Sonnenschein, und<br />
die Temperaturen steigen amTage<br />
auf 16bis 31 Grad. Nachts sinken<br />
die Werte dann auf 18bis 8Grad.<br />
Der Wind weht schwach bis mäßig<br />
aus westlichen Richtungen. Morgen<br />
gehen bei wechselnd bewölktem<br />
Himmel sehr vereinzelt Regenschauer<br />
nieder. Dabei erreichen die<br />
Temperaturen Wertevon 16 bis<br />
25 Grad, und der Wind weht nur<br />
schwach aus nördlichen Richtungen.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 17°-21°<br />
Nordsee: 17°-20°<br />
Mittelmeer: 24°-31°<br />
Ost-Atlantik: 19°-23°<br />
Mondphasen: 17.09. 25.09. 02.10. 09.10.<br />
Sonnenaufgang: 06:35 Uhr Sonnenuntergang: 19:29 Uhr Mondaufgang: 09:42 Uhr Monduntergang: 21:03 Uhr<br />
Lissabon<br />
32°<br />
Las Palmas<br />
27°<br />
Madrid<br />
31°<br />
Reykjavik<br />
10°<br />
Dublin<br />
17°<br />
London<br />
18°<br />
Paris<br />
27°<br />
Bordeaux<br />
33°<br />
Palma<br />
31°<br />
Algier<br />
35°<br />
Nizza<br />
28°<br />
Trondheim<br />
11°<br />
Oslo<br />
18°<br />
Stockholm<br />
18°<br />
Kopenhagen<br />
17°<br />
Berlin<br />
25°<br />
Mailand<br />
30°<br />
Tunis<br />
31°<br />
Rom<br />
30°<br />
Warschau<br />
27°<br />
Wien<br />
30° Budapest<br />
30°<br />
Palermo<br />
31°<br />
Kiruna<br />
11°<br />
Oulu<br />
13°<br />
Dubrovnik<br />
30°<br />
Athen<br />
30°<br />
St. Petersburg<br />
18°<br />
Wilna<br />
20°<br />
Kiew<br />
26°<br />
Odessa<br />
24°<br />
Varna<br />
25°<br />
Istanbul<br />
26°<br />
Iraklio<br />
27°<br />
Archangelsk<br />
16°<br />
Moskau<br />
21°<br />
Ankara<br />
25°<br />
Antalya<br />
31°<br />
Acapulco 34° heiter<br />
Bali 36° heiter<br />
Bangkok 34° wolkig<br />
Barbados 30° Gewitter<br />
Buenos Aires 15° Regen<br />
Casablanca 30° heiter<br />
Chicago 28° sonnig<br />
Dakar 29° wolkig<br />
Dubai 39° sonnig<br />
Hongkong 31° bewölkt<br />
Jerusalem 32° sonnig<br />
Johannesburg 25° sonnig<br />
Kairo 33° sonnig<br />
Kapstadt 15° Regen<br />
Los Angeles 25° sonnig<br />
Manila 31° Gewitter<br />
Miami 34° heiter<br />
Nairobi 30° heiter<br />
Neu Delhi 36° heiter<br />
New York 27° Gewitter<br />
Peking 26° wolkig<br />
Perth 17° wolkig<br />
Phuket 31° Gewitter<br />
Rio de Janeiro 27° bewölkt<br />
San Francisco 19° wolkig<br />
Santo Domingo 33° heiter<br />
Seychellen 28° wolkig<br />
Singapur 31° bewölkt<br />
Sydney 29° sonnig<br />
Tokio 25° bewölkt<br />
Toronto 27° wolkig