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Berliner Zeitung 12.09.2018

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Das Leben in rechten Parallelwelten – Report Seite 2und 3<br />

Künstler<br />

wollen in<br />

den Spreepark<br />

Seite 9<br />

14°/25°<br />

Wolken, etwas Regen<br />

Wetter Seite 28<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Mittwoch, 12. September 2018 Nr.213 HA -74. Jahrgang<br />

Auswärts/D**: 1.60 €–Berlin/Brandenburg: 1.50 €<br />

Dregger: Die CDU fühlt<br />

sich fit fürs Regieren<br />

Berlin Seite 10<br />

Heikel: Abgeordnete und<br />

ihre Alterssicherung<br />

Hauptstadt Seite 5<br />

Maaßen: Geheimdienstchef<br />

vor dem Rücktritt?<br />

Politik Seite 4, Kommentar Seite 8<br />

Volksbühne<br />

Das Rad<br />

wird<br />

zurückgerollt<br />

VonUlrich Seidler<br />

So richtig will die Kulturverwaltung<br />

noch nicht heraus mit der<br />

Sprache, andererseits können wir<br />

mit der schönen Nachricht nicht länger<br />

warten: DasRäuberrad ist wieder<br />

gesund. Die Metallfirma Haber &<br />

Brandner hat die Skulptur nach den<br />

Maßgaben der sachverständigen Metallrestauratorin<br />

Marina de Fümel<br />

von der Stiftung Stadtmuseum restauriert.<br />

Es soll in<br />

den nächsten Tagen,<br />

wohl noch<br />

in diesem Monat,<br />

wieder an seinen<br />

angestammten<br />

Platz vor die<br />

Volksbühne<br />

Das Räuberrad<br />

ersteht demnächst als<br />

Denkmal wieder auf.<br />

kommen. Das<br />

sah im Dezember,<br />

als die <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> das<br />

Rad in einer<br />

Werkstatt in Oberschöneweide besuchte,noch<br />

nicht so aus.<br />

Frank Castorf hatte das Rad im<br />

Sommer 2017 bei seinem Auszug mit<br />

auf Gastspielreise nach Avignon genommen.<br />

Eine durchaus verständliche<br />

Geste des Trotzes, die ihm viele<br />

in der Stadt übel nahmen. WasCastorf<br />

natürlich wurscht war und eher<br />

noch anstachelte. Lenore Blievernicht,<br />

die Witwe von Volksbühnen-<br />

Chefdesigner Bert Neumann, war<br />

gegen diese Radausreiß-Aktion. Ihr<br />

ging es um die Unversehrtheit des<br />

Kunstwerkes, das im Ensemble mit<br />

dem Theater auf dem Rosa-Luxemburg-Platz<br />

seine Bestimmung gefunden<br />

hat −auch wenn die Castorf-<br />

Neumann-Räuber-Äravorbei ist.<br />

Der damals noch neue Kultursenator<br />

Klaus Lederer vermittelte. Er<br />

genehmigte den Avignon-Ausflug<br />

und nutzte die Gelegenheit für eine<br />

gründliche Restauration des Denkmals,<br />

das nie als Denkmal errichtet,<br />

sondern 1992 als temporäres Kunstwerk<br />

aufgestellt wurde und dann stehen<br />

blieb.<br />

Bei dem Werkstattbesuch im Dezember<br />

konnte man sich davon überzeugen,<br />

dass Lederers Vorschlag<br />

mehr als eine politische Maßnahme<br />

zur Beruhigung war. Der eigentlich<br />

sehr kleidsame und gewollte Rost<br />

hatte sich stellenweise schon durch<br />

das Metall gefressen. Außerdem hatte<br />

die Skulptur durch den Abbau Schaden<br />

genommen. Sie ist in drei Teile<br />

geschnitten worden, um sie auf eine<br />

transportable Größe zu bringen. Die<br />

lädierten, in die Ecke gestellten, verzurrten<br />

Metallteile erinnerten an einen<br />

verunfallten, aber tapferen und<br />

beseelten Roboter.Eswar eine Wohltat<br />

zu erleben, mit welchem Ernst,<br />

welcher Sensibilität und Professionalität<br />

sich bei der Dezembervisite eine<br />

Gruppe von Fachleuten, Kulturverwaltern,<br />

Metallrestauratoren um das<br />

Radsorgte und Heilmethoden diskutierte.Wie<br />

rettet man so viel Originalmaterial<br />

wie möglich, wie verschweißt<br />

man die Nähte am unauffälligsten,<br />

wie gewährleistet man Standfestigkeit<br />

−und zwar auf Dauer? Denn<br />

nun ist das Rad ein Denkmal geworden.<br />

DieEwigkeit kann kommen.<br />

Berlin weitet Rauchverbot aus<br />

VonJulia Haak<br />

Der Senat möchte Spielplätze und die Eingänge von Kliniken zu<br />

nikotinfreien Zonen machen. Das soll auch für E-Zigaretten gelten<br />

Der letzte Raucher wird<br />

wohl ein <strong>Berliner</strong> sein.<br />

Rauchen ist zwar nicht<br />

mehr angesagt, die Zahlen<br />

gehen zurück. Aber laut Deutschem<br />

Tabakatlas führt die Hauptstadt<br />

weiterhin in negativer Weise<br />

die Statistik an. Noch immer rauchen<br />

hier erheblich mehr Menschen<br />

als in anderen Bundesländern.<br />

Folgerichtig führt Berlin auch die<br />

Statistik der Todesfälle an, die durch<br />

Rauchen bedingt sind. Wenwundert<br />

es da noch, dass in Berlin auch die<br />

Vorschriften zum Nichtraucherschutz<br />

bislang legerer sind als anderswo.<br />

Das soll sich jetzt ändern. Am<br />

Dienstag hat der Senat einen Gesetzentwurfaus<br />

dem Hause der Gesundheitssenatorin<br />

Dilek Kolat (SPD) beschlossen.<br />

Das Nichtraucherschutzgesetz<br />

soll in vier Punkten verschärft<br />

werden –spürbar. Eswird damit an<br />

die Regelungen anderer Bundesländer<br />

angepasst und auf Freiflächen<br />

ausgedehnt.<br />

So soll es künftig ein Rauchverbot<br />

auf Spielplätzen und in allen Räumen,<br />

in denen Kinder betreut werden,<br />

sowie vor Krankenhäusern und<br />

anderen Gesundheitseinrichtungen<br />

geben. Neue Produkte wie E-Zigaretten,<br />

Tabakerhitzer und E-Wasserpfeifen<br />

werden einbezogen. Bisherige<br />

Ausnahmeregelungen für<br />

Shisha-Bars entfallen. Bußgelder bei<br />

Verstößen werden deutlich erhöht.<br />

Die Gesundheitssenatorin will<br />

mit den Neuregelungen die Nichtraucher<br />

schützen. Es sei längst wissenschaftlich<br />

erwiesen, dass Tabakrauch<br />

nicht nur denen schade, die<br />

selbst rauchen, sondern auch den<br />

Passivrauchern. „Das <strong>Berliner</strong> Nichtraucherschutzgesetz<br />

hat sich bewährt.<br />

Aber nach zehn Jahren war es<br />

an der Zeit, technische Neuerungen<br />

wie E-Zigaretten zu berücksichtigen<br />

und überholte Ausnahmebestimmungen<br />

wie für Shisha-Bars aufzuheben“,<br />

sagte Dilek Kolat.<br />

Bisher gab esinBerlin keine einheitliche<br />

Regelung für Kinderspielplätze.<br />

Die Bezirksverwaltungen<br />

konnten mit Schilderndortdas Rauchen<br />

untersagen, sonst war es erlaubt.<br />

In Krankenhäusern ist das<br />

Rauchen zwar schon länger untersagt,<br />

aber wer eine <strong>Berliner</strong> Klinik<br />

„Nach zehn Jahren war es an der Zeit,<br />

technische Neuerungen wie E-Zigaretten zu<br />

berücksichtigen und überholte<br />

Ausnahmebestimmungen wie für Shisha-Bars<br />

aufzuheben.“<br />

Dilek Kolat (SPD),<br />

Gesundheitssenatorin<br />

betreten wollte, musste sich mit angehaltenem<br />

Atem durch eine oft verqualmte<br />

Zone im Eingangsbereich<br />

kämpfen, weil sich genau dort die<br />

Raucher versammelten. Das Verbot<br />

erstreckt sich künftig auch auf das<br />

Außengelände der Gesundheitseinrichtungen.<br />

Ausnahmen sind nur in<br />

Form von Raucherinseln gestattet,<br />

die vom Eingangsbereich entfernt<br />

sein müssen. Nur dort, wo es Menschen<br />

nicht möglich ist, öffentlich<br />

zugängliche Gebäude zu verlassen,<br />

soll es weiterhin Raucherräume geben.<br />

Das betrifft den geschlossenen<br />

Vollzug in Gefängnissen und den<br />

Maßregelvollzug.<br />

Shisha-Bars waren bislang von<br />

den Bestimmungen des Nichtraucherschutzes<br />

ausgenommen. Seit<br />

zehn Jahren gilt in Berlin ansonsten<br />

ein Rauchverbot in gastronomischen<br />

Einrichtungen. Raucherzonen<br />

müssen vom übrigen Gastraum abgetrennt<br />

sein. Ausnahmen gibt es<br />

nur für besonders kleine Lokale, deren<br />

Gastraum nicht größer als 75<br />

Quadratmeter ist. Sie können als<br />

Raucherlokale gekennzeichnet werden,<br />

Speisen dürfen dort nicht serviert<br />

werden, der Zutritt ist für Minderjährige<br />

verboten. „Die Vorschriften<br />

sind nach den hitzigen Diskussionen<br />

in der Anfangsphase<br />

weitgehend akzeptiert worden. Das<br />

Gesetz hatte eine befriedende Wirkung“,<br />

sagte Christoph Lang, Sprecher<br />

derGesundheitsverwaltung.<br />

Shisha-Bars hatten sich bislang<br />

darauf berufen, dass in ihren Räumen<br />

kein Alkohol ausgeschenkt<br />

werde und sie demzufolge keine<br />

Gaststätten im herkömmlichen<br />

Sinne seien.<br />

Das Nichtraucherschutzgesetz<br />

räumte den Bars eine Ausnahmeregelung<br />

ein. Wie bei Raucherlokalen<br />

ist der Zutritt erst ab 18 Jahren gestattet,<br />

die Gaststätte muss deutlich<br />

gekennzeichnet sein, Alkohol darf<br />

nicht ausgeschenkt werden. Eine<br />

solche Regelung gebe es in keinem<br />

ISTOCKPHOTO<br />

anderen Bundesland, sagte Lang.<br />

Jetzt wirdsie gekippt.<br />

Die Gesundheitsverwaltung will<br />

dem Nichtraucherschutz zu mehr<br />

Nachdruck verhelfen. Schon jetzt<br />

wurde bei Verstößen ein Bußgeld fällig.<br />

Die Beträge bewegten sich zwischen<br />

100 und 1000 Euro. Künftig<br />

sollen Beträge zwischen 500 und<br />

10 000 Euro fällig werden.<br />

Der Gesetzentwurf geht nun als<br />

Nächstes in den Ratder Bürgermeister<br />

zur Abstimmung. Die Gesundheitsverwaltung<br />

rechnet damit, dass<br />

das Gesetz im Laufe des kommenden<br />

Jahres vom Parlament verabschiedet<br />

wirdund dann in Kraft tritt.<br />

Die eingangs erwähnten schlechten<br />

statistischen Werte Berlins in Bezug<br />

auf das Rauchen sind ein Antrieb<br />

für die Verwaltung, jetzt eine Gesetzesänderung<br />

anzustreben. Immer<br />

noch sind etwa 17 Prozent der deutschen<br />

Bevölkerung täglich Tabakrauch<br />

ausgesetzt. „Obwohl immer<br />

weniger Menschen rauchen, insbesondere<br />

Jüngere, ist der Raucheranteil<br />

in Berlin im Vergleich zu den anderen<br />

Bundesländern nach wie vor<br />

hoch“, heißt es in einer Mitteilung der<br />

Gesundheitsverwaltung. 35 Prozent<br />

aller <strong>Berliner</strong> Männer rauchen, bei<br />

den Frauen sind es 24 Prozent. Der<br />

deutsche Durchschnitt liegt deutlich<br />

darunter. „In Deutschland rauchen<br />

25 Prozentder erwachsenen Bevölkerung:<br />

rund 30 Prozent der Männer<br />

und 20 Prozentder Frauen“, teilte das<br />

Deutsche Krebsforschungszentrum<br />

für das Jahr 2015 mit. Aber auch hier<br />

sinken die Zahlen.<br />

Nichtraucherschutz liegt im<br />

Trend. Gerade untersagen verschiedene<br />

Regionen in Mittelmeerländern<br />

das Rauchen am Strand. Jüngstes Beispiel<br />

ist ein Ziel von Party-Touristen:<br />

Lloret de MarinKatalonien.<br />

Senat gibt<br />

Grundstücke<br />

günstiger ab<br />

Regelung gilt fünf Jahre –<br />

Ziel ist mehr Wohnungsbau<br />

VonUlrich Paul<br />

Landeseigene Grundstücke sollen<br />

in Berlin günstiger genutzt werden<br />

können –und denWohnungsbau<br />

damit weiter in Schwung bringen.<br />

DerSenat hatamDienstag beschlossen,<br />

die Zinssätzefür Flächen zu halbieren,<br />

die per Erbbaurecht vergeben<br />

werden.Die Regelung soll für alleVerträge<br />

gelten, die in den nächsten fünf<br />

Jahren geschlossen werden.<br />

„Mit der Halbierung der Erbbauzinsen<br />

reagieren wir auf die zurzeit<br />

extrem niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt“,<br />

sagte Finanzsenator Matthias<br />

Kollatz (SPD).„Das bietet einen guten<br />

Anreiz für den Wohnungsbau –nicht<br />

nur für den genossenschaftlichen.“<br />

Daneben würden auch soziale und<br />

kulturelle Einrichtungen das Erbbaurecht<br />

künftig noch besser nutzen<br />

können. DasErbbaurecht ermöglicht<br />

es dem Nutzer, ein Haus auf einem<br />

Grundstück zu errichten, ohne das<br />

Areal zu kaufen.<br />

Der Erbbauzins entspricht einem<br />

Entgelt für die Bodennutzung. Der<br />

Zinssatz wird auf Basis des Grundstückswerts<br />

errechnet. Mitder nun in<br />

Berlin vorgesehenen Regelung sollen<br />

die Erbbauzinssätze für 20 Jahre halbiertwerden.<br />

DieZinshöhe hängt von<br />

der Art der Nutzung ab. Werden die<br />

Flächen für soziale, kulturelle und<br />

sportliche Zwecke genutzt, liegt der<br />

Zinssatz bei 1,5 Prozent, bei einer<br />

Wohnnutzung 2,25 Prozent. Nach Ablauf<br />

der 20 Jahre greift dann wieder<br />

der Regelerbbauzinssatz für den Rest<br />

derVertragslaufzeit.<br />

Der Verband Berlin-Brandenburgischer<br />

Wohnungsunternehmen<br />

(BBU) erklärte, essei „höchste Zeit“<br />

für die Halbierung des Erbbauzinssatzes.<br />

Aus Sicht vieler Genossenschaften<br />

sei die jetzige Vergabe der<br />

Grundstücke für nur 60 Jahreaber zu<br />

kurz. 99 Jahrewären besser.<br />

Die Bundesregierung erwägt unterdessen<br />

den Einstieg in den Wohnungsneubau<br />

in Berlin. „Der Bund<br />

prüft, ob, wie und in welchem Umfang<br />

er für Bundesbedienstete auf geeigneten<br />

bundeseigenen Grundstücken<br />

der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />

Mietwohnungen auch in<br />

Berlin beziehungsweise dem <strong>Berliner</strong><br />

Umland bauen kann“, erklärte ein<br />

Sprecher des Innenministeriums.<br />

Berlin Seite 12<br />

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Kommentar Seite 8 4 194050 501504<br />

31037


2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />

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Report<br />

VÖLKISCHE SIEDLER<br />

Völkische Siedler leben die Ideale der Blutund-Boden-Ideologie<br />

der nationalsozialistischen<br />

Volksgemeinschaft vor, indem sie<br />

„reinrassige“ Familien mit vielen Kindern<br />

gründen und sich durch Handwerk und Landwirtschaft<br />

weitgehend unabhängig versorgen.<br />

Hinzu kommen die Pflegeeines völkischen<br />

Brauchtums, das auf vorchristlichen<br />

nordisch-germanischen Glaubensvorstellungenbasiert,<br />

sowie die Durchsetzung der traditionellen<br />

Geschlechterrollen vonMann und<br />

Frau in der Familie. Da die Projekte meist in<br />

kleinen Dörfernangesiedelt sind, können die<br />

Elternihre Kinder mit weniger Einflüssen der<br />

offenen demokratischen Gesellschaft erziehen<br />

und ihnen ein rassistisch geprägtes<br />

PARALLEL<br />

Gesellschaftsbild<br />

vermitteln.<br />

REICHSBÜRGER<br />

Reichsbürger und Selbstverwalter haben<br />

sich zu einer gefährlichen Strömung in der<br />

rechten Szene entwickelt. Die Zahl dieser<br />

Personen, die die Bundesrepublik und ihr<br />

Rechtssystem nicht anerkennen und sich<br />

deshalb weigern, Steuernund Bußgelder zu<br />

bezahlen oder Gerichtsbeschlüsse und Verwaltungsentscheidungen<br />

zu befolgen, wird<br />

auf rund 15 000 geschätzt. Etwa 900 vonihnen<br />

gelten als gewaltbereite Rechtsextremisten.<br />

Während Reichsbürger das historische<br />

Deutsche Reich als einzig legitimen deutschen<br />

Staat ansehen, erklären Selbstverwalter<br />

ihre Grundstückezu„Hoheitsgebieten“, in<br />

denen bundesdeutsche Gesetze nicht gelten.<br />

Laut Bundeskriminalamt sollen Reichsbürger<br />

von2015 bis Mitte 2017 mehr als<br />

10 500 Straftaten begangen haben.<br />

PREPPER<br />

Prepper (abgeleitet vomenglischen „to prepare“<br />

=vorbereiten) bereiten sich auf ein gefühlt-antizipiertes<br />

Endzeitszenario an einem<br />

„Tag X“ mit einem ausgeklügelten System<br />

vonVorsorgemaßnahmen vor. Die überwiegende<br />

Zahl der Prepper ist unpolitisch, sie<br />

gehen vonBedrohungslagen durch Naturkatastrophen,<br />

Wirtschaftskrisen oder Kriege<br />

aus. Die rechtsextremistische Prepper-Szene<br />

hingegen richtet ihr Sinnen eher darauf, einen<br />

solchen „Tag X“ selbst herbeizuführen<br />

oder zur Realisierung ihrer extremistischen<br />

Vorstellungen zu nutzen. So nehmen sie das<br />

vonihnen über soziale Netzwerkepropagierte<br />

Szenario eines angeblich bevorstehenden<br />

Bürgerkriegs zwischen „weißen“ Deutschen<br />

und „marodierenden Ausländerhorden“<br />

zum Vorwand, sich zu bewaffnen.<br />

InChemnitz sind in den vergangenen<br />

zwei Wochen mehrfach<br />

Hunderte von Rechtsextremisten<br />

aufmarschiert und haben<br />

fremdenfeindliche Parolen skandiert.<br />

Sie bewarfen ein jüdisches<br />

Restaurant mit Steinen, beschimpften<br />

den Inhaber als „Judensau“. Auf<br />

den Straßen der Stadt attackierten<br />

sie Gegendemonstranten und jagten<br />

Menschen, die nach ihrem Äußeren<br />

wie Ausländer wirkten.<br />

In Köthen bejubelten am Sonntagabend<br />

einige Hundert Menschen<br />

den Ex-NPD-Funktionär und Aktivisten<br />

des Thüringer Pegida-Ablegers<br />

Thügida, David Köckert, der von<br />

einem „Rassenkrieg gegen Deutsche“<br />

und einer „antideutschen<br />

Schweinepresse“ sprach. Beifall<br />

brandete auf, als Köckert mit dem<br />

Satz „Wollen wir weiter Schafe sein<br />

oder wollen wir zu Wölfen werden<br />

und sie zerfetzen?“ zum gewalttätigen<br />

Umsturzaufrief.<br />

In Halle kamen am Montagabend<br />

rund 450 Rechte zusammen und grölten<br />

„Sieg Heil“. Mehrfach wurde von<br />

Teilnehmern der sogenannten Montagsdemo<br />

der Hitler-Gruß gezeigt,<br />

manche bespuckten Polizisten.<br />

Die Bilder, die in diesen Tagen<br />

durch die Medien gehen, zeigen immer<br />

hemmungsloser und aggressiver<br />

auftretende Rechtsextremisten<br />

aus dem ganzen Bundesgebiet, die<br />

sich deutlich schneller als noch vor<br />

ein paar Jahren für öffentlichkeitswirksame<br />

Aktionen mobilisieren lassen.<br />

Der zunehmende Organisationsgrad<br />

und die Mobilisierungsfähigkeit<br />

der Szene werden auch vom<br />

Bundesamt für Verfassungsschutz<br />

beobachtet. Dortregistriertman zudem<br />

eine zwar langsam, aber stetig<br />

wachsende Zahl von Rechtsextremisten<br />

in der Bundesrepublik. Dem<br />

letzten Verfassungsschutzbericht<br />

zufolge lag diese Zahl bei 24 000, das<br />

sind knapp eintausend mehr als im<br />

Vorjahr.<br />

Verfestigte Einstellung<br />

Diese Gruppe aber ist nur der harte<br />

Kern einer viel größer einzuschätzenden<br />

rechten Szene in der Bundesrepublik,<br />

deren Mitglieder eine<br />

verfestigte rassistische und neofaschistische<br />

Einstellung eint. Siewerden<br />

vomVerfassungsschutz nicht als<br />

extremistisch eingestuft, weil sie<br />

durch ihr Handeln und Auftreten –<br />

noch –keine unmittelbareGefahr für<br />

das demokratische Gemeinwesen<br />

darstellen.<br />

Tatsächlich jedoch haben sich<br />

längst am rechten Rand der Gesellschaft<br />

Parallelwelten gebildet, die<br />

auf den ersten Blick abseitig wirken.<br />

In ihnen finden Rassefanatiker, völkische<br />

Blut-und-Boden-Siedler,Verschwörungsideologen,<br />

Kampfsportler,<br />

Reichsbürger und Selbstverwalter<br />

oder Prepper – das sind Menschen,<br />

die sich auf vermeintlich<br />

bevorstehende Bürgerkriege und<br />

Untergangsszenarien vorbereiten –<br />

zusammen.<br />

Mit ihren geschlossenen Systemen,<br />

in denen sie konspirativ agieren<br />

und kommunizieren, wollen sie<br />

sich gegen einen vermeintlichen gesellschaftlichen<br />

Konsens positionieren.<br />

Diebewusst gewählte Außenseiterrolle,<br />

die in einigen Fällen –etwa<br />

bei Reichsbürgern und Preppern –<br />

auch in eine Outlaw-Mentalität<br />

mündet, darf man nicht unterschätzen.<br />

Denn weil die Szene beständig<br />

Zulauf erhält, trägt sie systematisch<br />

und schleichend zur Aushöhlung der<br />

demokratischen Grundfesten unsererGesellschaft<br />

bei.<br />

Die Suche nach solchen rechten<br />

Parallelwelten führt auch in das<br />

kleine Dorf Bornitz im sachsen-anhaltinischen<br />

Dreiländereck zu Thüringen<br />

und Sachsen. Die500-Seelen-<br />

Gemeinde im Burgenlandkreis liegt<br />

etwas abseits der großen Bundesund<br />

Landesstraßen. Und große Sehenswürdigkeiten<br />

locken auch niemanden<br />

hierher:Einen Landgasthof<br />

gibt es hier, einen Bäcker, eine Kindertagesstätte,<br />

zwei Straßen – das<br />

war’s.Fast. Denn ein neuer Bewohner<br />

hat das verschlafene Nest jetzt<br />

kurzzeitig ins Fernsehen und in die<br />

Schlagzeilen gebracht: der als NSU-<br />

Helfer verurteilte Neonazi RalfWohlleben.<br />

Nach seiner Entlassung aus der<br />

Untersuchungshaft war der 43-Jährige<br />

nicht wie erwartet in seine Jenaer<br />

Heimatstadt zurückgekehrt. Er<br />

ist auf das Land gezogen, in das<br />

kleine Bornitz, auf den Bauernhof<br />

seines Gesinnungskameraden Jens<br />

Bauer. Im Münchner NSU-Prozess<br />

war Wohlleben wegen Beihilfe zum<br />

Mord –erhatte die Ceska besorgt,<br />

mit der die NSU-Terroristen neun<br />

Migranten töteten –zueiner zehnjährigen<br />

Haftstrafe verurteilt worden.<br />

DasUrteil ist noch nicht rechtskräftig,<br />

weshalb sein Haftbefehl<br />

Mitte Juli nach sechs Jahren und acht<br />

Monaten Untersuchungshaft aufgehoben<br />

wurde. Seitdem lebt Ralf<br />

Wohlleben mit seiner Familie in „geordneten<br />

Verhältnissen“, wie es<br />

seine Anwälte in der Antragsbegründung<br />

für die Aufhebung des Haftbefehls<br />

angekündigt hatten.<br />

Am<br />

rechten<br />

Rand<br />

Die rechtsradikale, rassistische, völkische Szene<br />

wächst und ist immer besser vernetzt. Das haben die<br />

Demonstrationen in den vergangenen Wochen<br />

gezeigt. Meist einen sie ein bizarres Weltbild und<br />

Gewaltbereitschaft. Sie sind längst eine Gefahr für<br />

unsere Gesellschaft geworden.<br />

VonAndreas Förster<br />

Die „geordneten Verhältnisse“<br />

sind allerdings vonzweifelhafter Natur.<br />

Wohllebens Gastgeber Jens<br />

Bauer,einst Magdeburger NPD-Chef<br />

und nach eigenen Angaben bekennender<br />

Nationalsozialist, steht seit<br />

2015 der „Artgemeinschaft –Germanische<br />

Glaubensgemeinschaft wesensgemäßer<br />

Lebensgestaltung“ vor.<br />

Der Verein wird vom Verfassungsschutz<br />

als völkisch-rassistisch und<br />

antisemitisch-revisionistisch eingestuft.<br />

Gegründet wurde er bereits 1951<br />

vom ehemaligen SS-Mitglied Wilhelm<br />

Kusserow.Lange Zeit wurde die<br />

„Artgemeinschaft“ – den Zusatz<br />

„Germanische Glaubensgemeinschaft<br />

wesensgemäßer Lebensgestaltung“<br />

erhielt der Verein erst 1989<br />

–als Gemeinschaft einiger weniger<br />

esoterischer Spinner abgetan, die<br />

heidnische Bräuche feiern und von<br />

der germanischen Rasse schwadronieren.<br />

Erst als der Rechtsanwalt, Holocaustleugner<br />

und zeitweilige NPD-<br />

Vizechef Jürgen Rieger die Führung<br />

der Artgemeinschaft 1989 übernahm,<br />

erlangte sie bundesweite Bedeutung.<br />

In Riegers bis 2009 andauernder<br />

Regentschaft entwickelte<br />

sich das „Schulungszentrum“ des<br />

Vereins in Hetendorf inder Lüneburger<br />

Heide zu einem zentralen<br />

Treff- und Schulungsort rechtsradikaler<br />

und rechtsterroristischer<br />

Kräfte.Auch Beate Zschäpe und Uwe<br />

Böhnhardt weilten dort auf einem<br />

der zahlreichen, als germanische<br />

Feste getarnten Nazitreffen. 2002<br />

spendete der NSU einer vonder Artgemeinschaft<br />

herausgegebenen<br />

Zeitschrift mehrere Tausend Mark,<br />

die aus den Banküberfällen der<br />

Zwickauer Terrorzelle stammten.<br />

Es wäregleichwohl falsch, die Artgemeinschaft<br />

als reine Tarnorganisation<br />

abzutun. Tatsächlich pflegen<br />

die schätzungsweise 300 Mitglieder<br />

einerseits heidnische und germanische<br />

Bräuche wie Julfeste und Sonnenwendfeiern<br />

und verehren –inzwischen<br />

längst als Erkennungszeichen<br />

der neonazistischen Szene<br />

missbrauchte – germanische Symbole<br />

als heilige Zeichen; andererseits<br />

leben und propagieren sie einen an<br />

der Rassentheorie des Nationalsozialismus<br />

orientierten„reinrassigen“<br />

Lebensstil vonMenschen„nordischgermanischer<br />

Art“, in dem die<br />

„gleichgeartete Gattenwahl (und)<br />

die Gewähr für gleichgeartete Kinder“<br />

sowie „Härte und Hass gegen<br />

Feinde“ vorgeschrieben ist. Die<br />

überwiegend auf dem Land angesie-


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 3<br />

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·<br />

Report<br />

WELTENW<br />

Kampfsporthat in der rechtsextremistischen<br />

LWELTEN<br />

KAMPFSPORT<br />

Szene in den vergangenen Jahren erheblich<br />

an Bedeutung gewonnen. Einerseits geht es<br />

um die Vorbildwirkung für die Kameraden,<br />

sich für den „Kampf auf der Straße“ gegen<br />

politische Gegner und Ausländer zu stählen.<br />

Andererseits haben „Kampf“ und ein damit<br />

verbundener völkisch-rassistischer Körperkult<br />

auch eine wichtigeideologische Bedeutung<br />

für die extreme Rechte. Nicht zuletzt<br />

dient die vornehmlich vonrussischen Neonazis<br />

vorangetriebene Professionalisierung<br />

und Vernetzung vonrechten Kampfsportstrukturen<br />

nicht nur als lukratives Geschäftsmodell,<br />

sondernauch als identitätsstiftendes<br />

Element einer sich als paneuropäisch<br />

verstehenden „weißen Kampfgemeinschaft“.<br />

Natürlich gehören nicht alle Kampfsportler<br />

der rechten Szene an.<br />

ILLUSTRATION: ANNETTE TIEDGE<br />

delten Mitglieder der Artgemeinschaft<br />

–auch Wohllebens Herbergsvater<br />

Jens Bauer besitzt in Bornitz einen<br />

Bauernhof – betreiben häufig<br />

eine traditionelle,anumweltgerechten<br />

Bio-Maßstäben orientierte<br />

Landwirtschaft und engagieren sich<br />

in der Pflege vondörflichen Traditionen.<br />

Vorbild sind die Artamanen<br />

Darin bilden die Artgemeinschaftler<br />

eine Schnittmenge mit der stetig<br />

wachsenden Zahl der sogenannten<br />

Völkischen Siedler. Bundesweit haben<br />

nach Schätzungen der <strong>Berliner</strong><br />

Amadeu-Antonio-Stiftung (AAS)<br />

mehr als eintausend rechtsnationale<br />

Siedler Höfe und Häuser auf dem<br />

Land erworben. Sie berufen sich auf<br />

die Bewegung der Artamanen aus<br />

den 1920er-Jahren – junge, „völkisch“<br />

gesinnte Menschen waren<br />

das, die ihre Blut-und-Boden-Ideen<br />

in einer Dorfgemeinschaft mit Naturromantik<br />

und nordischen Bräuchen<br />

umsetzen wollten. Die neuen<br />

Artamanen kommen häufig aus der<br />

NPD und NPD-nahen Kreisen sowie<br />

aus neonazistischen Kinder-und Jugendorganisationen,<br />

wie etwa den<br />

inzwischen verbotenen Organisationen<br />

Wiking Jugend und Heimattreue<br />

Deutsche Jugend (HDJ).<br />

Nach Erkenntnissen der AAS ziehen<br />

immer mehr Neonazis in kleine<br />

Dörfer, bauen dort eine ökologische<br />

Landwirtschaft und kleine Handwerksbetriebe<br />

auf, holen Gesinnungsgenossen<br />

nach und übernehmen<br />

auf diese Weise nach und nach<br />

„ihr“ Dorf. Laut Anne Schmidt, die<br />

2014 für die AAS die bislang einzige<br />

Studie zum Phänomen der „Völkischen<br />

Siedler im ländlichen Raum“<br />

vorgelegt hat, sind es meist Familien,<br />

die sich gezielt in wenig bewohnten<br />

Gebieten ansiedeln, um fernab der<br />

Städte ungestört ihren am nationalsozialistischen<br />

„Herrenrasse“-Gedanken<br />

orientierten Lebensentwurf<br />

zu leben und ihre Kinder in einer<br />

rückwärts gewandten Ideologie auf-<br />

zuziehen. Daneben knüpfen viele<br />

rechte Bauern mit ihren Konzepten<br />

auch an Aspekte von Esoterik, Öko-<br />

Bewegung und Tierschutz an, womit<br />

sie einen Lifestyle bedienen würden,<br />

der voll im Trend liegt. „Und sie bekennen<br />

sich zu Brauchtum und Tradition,<br />

was bei vielen Dörflern gut<br />

ankommt“, sagt Schmidt.Vorbehalte<br />

seien selten, auch weil sich die rechten<br />

Siedler nach außen unpolitisch<br />

und als harmlose, nette Nachbarn<br />

geben.<br />

Eine radikal-utopische Vision<br />

von völkischen Siedlungsprojekten<br />

hat der mehrfach vorbestrafte Neonazi<br />

Steffen Hupka in seiner 2010 im<br />

Gefängnis verfassten Schrift „Neue<br />

Wege“ skizziert. Darin fordert er<br />

seine Gesinnungsfreunde zum<br />

Rückzug aufs Land auf, wo das nationale<br />

Lager in „Wehrdörfern“ die<br />

„geistige, seelische, kulturelle und<br />

schließlich biologische Auslöschung<br />

des deutschen Volkes“ aufhalten<br />

soll. Diese Dörfer sollen laut<br />

Hupka autarkexistierende deutsche<br />

Enklaven sein, in denen „reinrassiger“<br />

Nachwuchs gezeugt wird und<br />

aufwachsen soll. Nach seinen Vorstellungen<br />

verrichten alle dort lebenden<br />

Männer und Frauen körperliche<br />

Arbeit wie Landwirtschaft,<br />

Viehzucht, Hausbau, Handwerk<br />

Tatsächlich haben<br />

sich längst am rechten Rand<br />

der Gesellschaft Parallelwelten gebildet,<br />

die auf den ersten Blick<br />

abseitig wirken.<br />

und Stromerzeugung und leben<br />

nach eigenen, im Einklang mit der<br />

nationalsozialistischen Weltanschauung<br />

und deutscher Kultur stehenden<br />

Gesetzen. Die Kinder besuchen<br />

die dorfeigene Schule, ingemeinsamen<br />

Veranstaltungen wird<br />

allen Dorfbewohnerndie „arteigene<br />

Anschauung und Lebensart“ vermittelt.<br />

Auch wenn HupkasVorstellungen<br />

realitätsfern sind, weil unter der geltenden<br />

Gesetzgebung solche „Wehrdörfer“<br />

hierzulande kaum möglich<br />

wären, bilden seine Ideen doch eine<br />

wesentliche Grundlage des Selbstverständnisses<br />

völkischer Siedler ab.<br />

Unddas Projekt einer „schaffenden“<br />

Tätigkeit auf der eigenen Scholle<br />

und im eigenen Handwerksbetrieb<br />

als bewusstes Gegenstück zum antisemitischen<br />

Klischee des „raffenden“<br />

Finanzkapitals findet in rechten<br />

Kreisen immer mehr Zuspruch.<br />

So sind „nationale Siedlungen“ auf<br />

dem Land längst keine Ausnahmen<br />

mehr. Experten haben bislang in allen<br />

ostdeutschen Bundesländernsowie<br />

in Schleswig-Holstein, Niedersachsen,<br />

Bayern und Hessen solche<br />

Wohnprojekte identifizieren können.<br />

Eine besondere Konzentration<br />

gibt es in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

wo es neben dem vonmehreren<br />

Rechten mit ihren Familien bewohnten<br />

Dörfchen Jamel – dort<br />

prangt im Ortskerndie Parole „Dorfgemeinschaft<br />

Jamel –frei, sozial und<br />

national“ neben einem Hinweisschild<br />

mit der Aufschrift „Braunau<br />

am Inn 855 km“ –über ein Dutzend<br />

weiterevölkische Ansiedlungen gibt.<br />

Seit Juli 2016 existiert zudem eine<br />

von NPD-Mitgliedern und früheren<br />

HDJ-Anhängern ins Leben gerufene<br />

„Mecklenburg-Vorpommersche-<br />

Strukturentwicklungs-Genossenschaft<br />

e.G.“. Die rechte Genossenschaft<br />

bezweckt durch den Erwerb<br />

und die Bewirtschaftung vonGrundstücken<br />

und Immobilien offiziell die<br />

„allgemeine Förderung der sozialen<br />

Strukturentwicklung“ in dem Bundesland.<br />

Auf ihrer Internetseite<br />

prangt der Slogan „Alle für eine<br />

Idee!“<br />

Die Flucht aufs Land aus Angst<br />

vor einer existenziellen Bedrohung<br />

des deutschen Volkes ist nur eine<br />

Form, mit der sich das neonazistische<br />

Lager auf seinen „Endkampf“<br />

gegen die „Herrschaft des Bösen“<br />

vorbereitet, zu dem sich aus rechter<br />

Sicht Islam, Weltjudentum und der<br />

linke Staat zusammengetan haben.<br />

Bei anderen geht es schon handfester<br />

zur Sache. Sie bereiten sich militärisch<br />

und logistisch auf den finalen<br />

Überlebenskampf vor. Als sogenannte<br />

„Prepper“ –eine Wortschöpfung,<br />

die vom englischen Verb prepare(zu<br />

deutsch: vorbereiten) abgeleitet<br />

ist –gehören sie zueiner weltweiten,<br />

immer stärker werdenden<br />

Szene, in der sich Verschwörungsfanatiker,Wutbürger<br />

undWahnsinnige<br />

tummeln, aber auch ganz normale<br />

Familienväter, die Frau und Kinder<br />

vor Stromausfällen, Naturkatastrophen<br />

und Chemieunfällen schützen<br />

wollen. Und natürlich gibt es da<br />

auch jede Menge Geschäftemacher,<br />

denn mit der Angst der „Prepper“<br />

lässt sich inzwischen viel Geld verdienen.<br />

Unterdie Szene der„Vorbereiter“,<br />

die in Kellerräumen Wasserflaschen,<br />

Fertigkonservenund Toilettenpapier<br />

horten, haben sich in den vergangenen<br />

Jahren zunehmend Rechtsradikale<br />

gemischt. Angeheizt durch die<br />

Flüchtlingswelle und Buchbestseller,<br />

die in immer dramatischeren Szenarien<br />

bürgerkriegsähnliche Zustände<br />

beschreiben, durch die Deutschland<br />

einer Herrschaft von gesetzlosen<br />

und natürlich vorwiegend muslimischen<br />

Horden unterworfen wird,<br />

rüstet sich die Szene auf. Und das<br />

nicht nur mit Knicklichtern, Batterien,<br />

dem kleinen Mitnahme-Radio<br />

und mehrteiligen Kochsets,sondern<br />

auch und vor allem mit Waffen und<br />

Sprengstoff. Denn Hilfe vonder Bundesregierung<br />

–davon sind die rechtenVerschwörer<br />

überzeugt –ist ja sowieso<br />

nicht zu erwarten, weil die bei<br />

der deutschen „Umvolkung“ gemeinsame<br />

Sache macht mit den<br />

Amerikanernund dem internationalen<br />

„Finanzjudentum“.<br />

So tönt es auch ausden Büchern,<br />

die das Buchhandelsunternehmen<br />

Kopp Verlag aus Rottenburg amNeckar<br />

mit seiner Vorliebe für neurechte<br />

Verschwörungstheorien vertreibt.Praktisch:<br />

Im Online-Shop des<br />

Buchversands kann man gleich noch<br />

legale Waffen wie Pfefferspraypistolen<br />

„zur Tierabwehr“ und das in einer<br />

roten Reisetasche verstaute<br />

Fluchtgepäck „Grab & Go Emergency<br />

Kit“ mit Pflaster, Teelichten<br />

und Notrationen für vier Personen<br />

und drei Tage kaufen. Auch Wasseraufbereitungsanlagen<br />

und Regenschirme,die<br />

sich als Schlagstock eignen,<br />

sind hier im Angebot.<br />

Die „richtigen“ Waffen konnten<br />

rechte Prepper seit 2016 noch bis<br />

voreinigen Monaten über ein Internetportal<br />

mit dem Namen„Migrantenschreck“<br />

ordern. Die Betreiber<br />

der Webseite hatten explizit empfohlen,<br />

die Schusswaffen gegen<br />

Flüchtlinge und politische Gegner<br />

einzusetzen.<br />

Die Flucht aufs Land aus Angst<br />

vor einer existenziellen Bedrohung<br />

des deutschen Volkes ist nur eine Form,<br />

mit der sich das neonazistische<br />

Lager auf seinen<br />

„Endkampf“ vorbereitet.<br />

Anfang 2016 hatte sich in Mecklenburg-Vorpommerneine<br />

Prepper-<br />

Gruppe namens „Nordkreuz“ gegründet,<br />

die sich nach eigener Aussage<br />

gemeinsam auf den„Tag X“ vorbereiten<br />

will. Zu den 30 Mitgliedern,<br />

die über den Messengerdienst Telegram<br />

kommunizierten und konspirierten,<br />

gehören Banker, Mediziner,<br />

Sportler, Ingenieure, Handwerksmeister<br />

und Polizisten. Einige von<br />

ihnen sind Mitglieder der AfD. Einer<br />

der Polizisten von „Nordkreuz“,<br />

Marko G., hatte dem Spiegel berichtet,<br />

die Gruppe bereite sich auf den<br />

Zusammenbruch der staatlichen<br />

Ordnung, etwa durch eine „Flüchtlingswelle“,<br />

einen Bankencrash oder<br />

Stromausfälle vor, die durch Anschläge<br />

verursacht werden. Man betreibe<br />

ein gemeinsames Schießtraining,<br />

tausche politische Meinungen<br />

aus und diskutiere, welche Vorräte<br />

anzulegen sind, so G. im Spiegel. Die<br />

meisten Mitglieder von„Nordkreuz“<br />

verfügten als Jäger oder Sportschützenzudem<br />

legal über Schusswaffen.<br />

Die Gruppe war 2017 ins Visier<br />

der Bundesanwaltschaft geraten,<br />

weil bei zwei ihrer Mitglieder Datensätze<br />

von mehreren Tausend Personen<br />

gefunden wurden.Vergleichbare<br />

„Todeslisten“ hatte man in der Vergangenheit<br />

schon beim NSU und bei<br />

anderen militanten Rechten sichergestellt.<br />

DieKarlsruher Behörde vermutet<br />

daher, dass die beiden beschuldigten<br />

„Nordkreuz“-Mitglieder<br />

eine befürchtete Staatskrise als<br />

Chance gesehen haben,Vertreter des<br />

politisch linken Spektrums festzusetzen<br />

und mit ihren Waffen zu töten,<br />

heißt es im Durchsuchungsbeschluss<br />

vom August 2017. Die Ermittlungen<br />

in dem Fall sind noch<br />

nicht abgeschlossen.<br />

Andreas Förster<br />

beschäftigt sich seit Jahren<br />

mit der rechten Szene.<br />

COMBAT 18<br />

Combat18 Deutschland (C18) ist eine in<br />

den letzten Jahren reorganisierte, bundesweit<br />

vernetzte Organisation, die sich am terroristischen<br />

Konzept des führerlosen Widerstands<br />

(„leaderless resistance“) orientiert.<br />

Sie ist Teil eines 2012 unter der Parole „Reunion<br />

28“ neu aufgestellten internationalen<br />

C18-Netzwerks. Anfang der 1990er-Jahre<br />

war Combat18 in Großbritannien als bewaffneter<br />

Armder rechtsextremen Organisation<br />

Blood&Honour entstanden. Inzwischen<br />

agiertC18 aber längst als selbstständige<br />

neonazistisch-terroristische Untergrundorganisation.<br />

1999 wurde Combat18 –die Bezeichnung<br />

steht für „Kampfgruppe Adolf Hitler“<br />

–inDeutschland verboten. In mehreren<br />

BundesländernsindC18-Gruppen aber wieder<br />

aktiv.Die Eins steht für den ersten Buchstaben<br />

im Alphabet, die Acht für den achten:<br />

AH =Adolf Hitler.<br />

NEUE RECHTE<br />

Die Neue Rechte ist eine heterogene, rechtsextreme<br />

politische Strömung,die sich von<br />

dem „alten“ Nationalsozialismus der Rechten<br />

abgrenzt, intellektuell ausgerichtet ist<br />

und Querverbindungen ins konservative<br />

Spektrum sucht. Zu ihr zählen unter anderem<br />

die auf öffentlichkeitswirksame, aber gewaltfreie<br />

Aktionen setzende Identitären-Bewegung,rechte<br />

Medien wie Compact, Ken FM,<br />

der Kopp Verlag undJungeFreiheit sowie das<br />

Institut für Staatspolitik (IfS) und andere<br />

Denkfabriken. Sie schaffen dabei mit erstaunlich<br />

hohem finanziellen Aufwand einen<br />

wirkungsvollen Propagandaapparat, der die<br />

sozialen Medien mit einer Melangeaus mal<br />

plumpformulierten, mal intellektuell verbrämten<br />

Texten zur Verbreitung völkischer<br />

und rassistischer Ideen nutzt.


4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

Eine<br />

Frage<br />

der Ehre<br />

Viktor Orban wehrt sich<br />

gegen drohende Sanktionen<br />

Ungarns Ministerpräsident Viktor<br />

Orban hat dem EU-Parlament<br />

vorgeworfen, mit einem kritischen<br />

Bericht die Ehreseines Landes<br />

verletzt zu haben. Europa wolle<br />

seine eigenen Grenzwächter verurteilen,<br />

sagte Orban am Dienstag vor<br />

den Abgeordneten in Straßburg. Sein<br />

Volk solle dafür verurteilt werden,<br />

dass es Ungarn nicht zu einem Einwanderungsland<br />

machen wolle.<br />

„Ungarn wird seine Grenzen weiter<br />

verteidigen, wird die illegalen Migranten<br />

stoppen und seine Rechte<br />

verteidigen, im Notfall auch Ihnen<br />

gegenüber“, sagte der rechtsnationale<br />

Regierungschef.<br />

Weber stimmt für den Antrag<br />

Hintergrund seiner Äußerung ist<br />

eine an diesem Mittwoch anstehende<br />

Abstimmung im Parlament.<br />

Auf Basis eines kritischen Berichts<br />

der Grünen-Abgeordneten Judith<br />

Sargentini könnte gegen Ungarn ein<br />

EU-Strafverfahren wegen „systemischer<br />

Bedrohung der Demokratie,<br />

der Rechtsstaatlichkeit und der<br />

Grundrechte“ eingeleitet werden.<br />

Hoffnungen auf ein Einlenken<br />

machte Orban zunichte.<br />

Stattdessen attackierte Orban die<br />

Europaabgeordneten. „Sie haben<br />

Ihre Meinung schon gebildet“, rief er<br />

ihnen zu. Eine Mehrheit werde für<br />

diesen Vorschlag stimmen. Damit<br />

werde ein Volk abgestempelt, das<br />

sich „gegen die Sowjets“ aufgelehnt<br />

und dafür Blut vergossen und das<br />

seine Grenzen für die Menschen in<br />

Ostdeutschland geöffnet habe. „Sie<br />

wollen die Widerstandskämpfer in<br />

Ungarnverurteilen“, rief Orban.<br />

Viktor Orban attackiertamDienstag die Abgeordneten<br />

in Straßburg. AFP/FREDERICK FLORIN<br />

Der Fraktion der Europäischen<br />

Volkspartei (EVP), zu der auch Orbans<br />

Fidesz-Partei gehört, warf Orban<br />

vor, sie habe „ihren Charakter<br />

und ihren eigenen Willen verloren“.<br />

Sie sei „ständig vorsichtig, laviert<br />

herum und tanzt praktisch nach der<br />

Pfeife der Liberalen und Sozialisten“,<br />

sagte er. „Ich möchte die EVP<br />

reformieren, damit sie wieder zu<br />

dem Mutzurückfindet, wie ihn Helmut<br />

Kohl verkörperthat.“<br />

EVP-Chef Manfred Weber (CSU)<br />

wird den Vorstoß für das Verfahren<br />

gegen Ungarnpersönlich unterstützen,<br />

sagte er am Abend nach einer<br />

Fraktionssitzung. DieFraktion sei in<br />

der Frage aber gespalten, daher<br />

bleibe es jedem Abgeordneten<br />

überlassen, wie er abstimmen<br />

werde. Einige Werte der EU seien<br />

„nicht verhandelbar“, begründete<br />

Weber seine Haltung. Dies gelte für<br />

jedes Mitglied der EVP-Familie. Er<br />

sei persönlich vor allem wegen des<br />

Vorgehens der ungarischen Regierung<br />

gegen Nichtregierungsorganisationen<br />

sowie gegen die Central<br />

European University in Budapest<br />

besorgt. Es fehle bei der ungarischen<br />

Regierung an Bereitschaft zu<br />

Kompromissen.<br />

Von den Stimmen der EVP<br />

könnte abhängen, ob die nötige<br />

Zwei-Drittel-Mehrheit für die Einleitung<br />

eines Rechtsstaatsverfahrens<br />

erreicht wird. Im äußersten Fall<br />

könnte UngarnimZuge des Verfahrens<br />

Stimmrechte im EU-Ministerratverlieren.<br />

(dpa, AFP)<br />

Falsch verstanden<br />

Geheimdienstchef Maaßen relativiertseine Zweifel an der Echtheit eines Videos zu „Hetzjagden“inChemnitz<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Verfassungsschutzchef<br />

Hans-GeorgMaaßen hat in<br />

seiner Erklärung an Bundesinnenminister<br />

Horst<br />

Seehofer (CSU) seine Zweifel an der<br />

Echtheit eines Videos, das einen<br />

fremdenfeindlichen Übergriff in<br />

Chemnitz zeigt, relativiert. Die Süddeutsche<br />

<strong>Zeitung</strong> und der Spiegel<br />

berichten, dass Maaßen in dem<br />

Schreiben an den Innenminister erklärt<br />

haben soll, das Video sei nicht<br />

gefälscht. Er sei falsch verstanden<br />

worden. Zweifel, so Maaßen, seien<br />

angebracht, ob das Video „authentisch“<br />

eine Menschenjagd zeige.<br />

Der Verfassungsschutz-Präsident<br />

hatte seine Bedenken zuvor in einem<br />

Interview mit der Bild-<strong>Zeitung</strong> öffentlich<br />

gemacht. Maaßen sprach<br />

von gezielter Falschinformation,<br />

brachte aber dazu keine Belege.<br />

Seehofer,der MaaßensVorgesetzter<br />

ist, hatte den Verfassungschef<br />

daraufhin um eine Erklärung gebeten.<br />

Dieser Bericht ist am Montag im<br />

Innenministerium und im Kanzleramt<br />

eingegangen. Maaßen und Seehofer<br />

werden sich an diesem Mittwoch<br />

den Fragen des Innenausschusses<br />

des Bundestags stellen.<br />

Beim Herbstempfang vonVerfassungsschutz,<br />

Bundesnachrichtendienst,<br />

Bundeskriminalamt und<br />

Bundespolizei am Dienstag in Berlin<br />

verteidigte Innenstaatssekretär<br />

Hans-Georg Engelke die Arbeit der<br />

Sicherheitsbehörden. Es müsse „natürlich“<br />

über Fehler diskutiert werden,<br />

sagte er. Zugleich kritisierte er,<br />

es werde oft gleich der Vorwurf des<br />

Totalversagens erhoben oder die<br />

Auflösung einer Behörde gefordert.<br />

Engelke sprach von einem „Zerrbild“,<br />

das gezeichnet werde.<br />

Rücktritt gefordert<br />

Der Druck auf Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen wächst.<br />

Angriff: Nach einem Bericht<br />

des ZDF-Magazins „Frontal<br />

21“ soll ein Mann, der bei einer<br />

Demonstration in Chemnitz<br />

ausländisch aussehende<br />

Menschen attackiert haben<br />

soll, bei einer bundesweit tätigenSicherheitsfirma<br />

arbeiten.<br />

Ein Sprecher des Unternehmens<br />

Securitas bestätigte,<br />

dass derVorfall und Mitarbeiter<br />

dortbekanntseien.<br />

FREMDENFEINDLICHKEIT<br />

Video: AufeinemVideo vom<br />

26.August, dessen Echtheit<br />

Verfassungsschutz-Präsident<br />

Hans-GeorgMaaßen<br />

zunächst angezweifelthatte,<br />

ist zu sehen, wie Männer<br />

hinter anderen Menschen<br />

herrennen. Dabei sind Rufe<br />

zu hören wie„Haut ab! Was<br />

ist denn, ihr Kanaken?“ und<br />

„Ihr seidnicht willkommen!“.<br />

IMAGO/STEFAN BONESS<br />

Reaktion: Securitas habe<br />

sich schon Ende August „mit<br />

sofortiger Wirkung vondem<br />

Mitarbeiter getrennt“, hieß<br />

es aus dem Sicherheitsunternehmen.<br />

„Securitas<br />

Deutschland hat gegenüber<br />

rechtsradikaler oder fremdenfeindlicher<br />

Gesinnung<br />

eine Null-Toleranz-Politik“,<br />

sagte der Unternehmenssprecher<br />

laut ZDF.<br />

Die AfD will Zweifel säen<br />

Linke, Grüne und auch einige Politiker<br />

aus SPD und FDP fordern Maaßens<br />

Rücktritt. Der stellvertretende<br />

Fraktionsvorsitzende der Grünen,<br />

Konstantin vonNotz, sagte der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>, dass der ganzeVorgang<br />

mit jeder Erklärung von Maaßen<br />

„immer bizarrer“ werde. „Durch<br />

seine Spekulationen hat er zum wiederholten<br />

Male dem Ansehen des<br />

Verfassungsschutzes massiv geschadet.<br />

Dasist gerade in der derzeitigen<br />

Lage fatal“, sagte vonNotz.<br />

Angesichts massiver Anfeindungen<br />

brauche man einen starken<br />

Rechtsstaat und Vertrauen der Bevölkerung<br />

in die Objektivität der Arbeit<br />

des Verfassungsschutzes. Dies<br />

gefährde der Präsident des Bundesamts<br />

ohne irgendeine Not. VonNotz<br />

forderte die Bundesregierung auf,<br />

Konsequenzen zu ziehen. „Gleichzeitig<br />

reicht ein Bauernopfer Maaßen<br />

nicht aus. Angesichts struktureller<br />

Probleme brauchen wir einen echten<br />

Neuanfang. Nur soist gewährleistet,<br />

dass Vertrauen wieder hergestellt<br />

wird und sich das Amt wieder auf<br />

seine eigentliche Arbeit konzentrierenkann“,<br />

sagte vonNotz.<br />

Sachsens Justiz macht derweil<br />

ernst: Der erste Teilnehmer nach einer<br />

gemeinsamen Demonstration<br />

von AfD, Pegida und Pro Chemnitz<br />

kommt im Schnellverfahren vor Gericht.<br />

Am Donnerstag muss sich ein<br />

33-Jähriger vor dem Amtsgericht<br />

Chemnitz wegen des Verwendens<br />

von Kennzeichen verfassungswidriger<br />

Organisationen verantworten.<br />

Wie eine Gerichtssprecherin am<br />

Dienstag mitteilte,soll der Mann bei<br />

der rechtsgerichteten Kundgebung<br />

am 1. September in Chemnitz den<br />

Hitlergruß gezeigt haben. Tags darauf<br />

steht ein 34-Jähriger wegen des<br />

gleichen Deliktes bei einer Demonstration<br />

am 27. August vorGericht.<br />

Kontakt zu AfD-Politikern<br />

Die Kritik an Maaßen geht indes<br />

über die Akte Chemnitz hinaus.Ihm<br />

wird auch vorgehalten, Kontakt zu<br />

AfD-Politikerngehabt zu haben. Der<br />

AfD-Vorsitzende Alexander Gauland<br />

erklärte am Dienstag in Berlin, dass<br />

er mit Maaßen drei Mal Kontakt gehabt<br />

habe. Maaßen habe ihn bei einem<br />

Empfang gefragt, „ob wir uns<br />

mal unterhalten könnten“. Daraufhin<br />

sei es im vergangenen Januar zu<br />

einem kurzenGespräch gekommen,<br />

bei dem es „nur allgemeine Sicherheitseinschätzungen“<br />

gegeben<br />

habe. „Er hat natürlich in keiner<br />

Weise uns irgendwelche Ratschläge<br />

gegeben“, sagte Gauland. Maaßen<br />

habe ihm aber angeboten, sich an<br />

ihn zu wenden, falls es Probleme geben<br />

sollte. Dies habe er auch getan,<br />

als der Verdacht aufgetaucht sei, in<br />

der AfD-Fraktion könne es einen<br />

„Einflussagenten der Russen“ geben.<br />

Maaßen habe sich der Frage angenommen<br />

und ihm dann zwei Wochen<br />

später Entwarnung gegeben.<br />

DieAfD will sich gegen eine mögliche<br />

Beobachtung durch den Verfassungsschutz<br />

wehren und „juristischorganisatorische“<br />

Maßnahmen einleiten,<br />

kündigte Fraktionschefin Alice<br />

Weidel zudem an. Infrage komme neben<br />

einer Klage die Einsetzung von<br />

Sonderermittlern, „um uns ein eigenes<br />

Bild machen zu können“. DieAfD<br />

nehme diese Angelegenheit „sehr<br />

ernst“, betonteWeidel. (mit dpa)<br />

Die Partei wirft der Landesregierung von Sachsen-Anhalt Vertuschung der Todesursache im Fall Köthen vor<br />

VonHagen Eichler und Kai Gauselmann,<br />

Magdeburg<br />

Die AfD im Landtag vonSachsen-<br />

Anhalt zweifelt die Aussagen<br />

der Landesregierung zu den Todesumständen<br />

des 22-jährigen Markus<br />

B. aus Köthen an. Der AfD-Abgeordnete<br />

Hannes Loth stützt sich auf eine<br />

Sprachnachricht, in der eine Frau die<br />

Todesumstände anders schildert als<br />

Innenminister Holger Stahlknecht<br />

und Justizministerin Anne-Marie<br />

Keding (beide CDU). Er gehe davon<br />

aus,dass das Dokument authentisch<br />

sei, teilte Loth in einer Pressemitteilung<br />

mit.<br />

Laut dieser Sprachnachricht sollen<br />

unter anderem zwei Asylbewerber<br />

Markus B. festgehalten haben,<br />

ein weiterer Ausländer soll ihn zu<br />

Boden geschlagen haben. Anschließend<br />

hätten ihn die Asylbewerber<br />

„wie beim Fußballspielen“ gegen<br />

Kopf und Bauch getreten. DieStaatsanwaltschaft<br />

Dessau wollte sich bislang<br />

nicht zu der Frage äußern, ob<br />

die Sprachnachricht tatsächlich von<br />

einer Augenzeugin stammt. „Die Authentizität<br />

des Tondokuments wird<br />

derzeit geprüft“, sagte Staatsanwalt<br />

Frank Pieper der Mitteldeutschen<br />

<strong>Zeitung</strong>.<br />

Innenminister Holger Stahlknecht<br />

wies die Beschuldigung als „bodenlose<br />

Unverschämtheit“ zurück. „Die<br />

AfD ist der geistige Brandstifter in<br />

Deutschland. Renommierten Rechtsmedizinern<br />

zuunterstellen, dass sie<br />

Diagnosen und Gutachten fälschen<br />

und einer Landesregierung zu unterstellen,<br />

dass sie in krimineller Manier<br />

Ermittlungen beeinflusst und die Todesursache<br />

vertuscht, kommt schon<br />

in die Nähe strafrechtlicher Relevanz“,<br />

sagte Stahlknecht der Mitteldeutschen<br />

<strong>Zeitung</strong>. Justizministerin<br />

Keding hatte am Montag in einer<br />

Pressekonferenz betont, der Tote<br />

habe zwar Verletzungen aufgewiesen.<br />

Allerdings hätten nicht diese,<br />

sondern ein Herzversagen zum Tod<br />

geführt. Tritte gegen den Kopf hatte<br />

Keding ausgeschlossen.<br />

DerAfD-Abgeordnete Loth erhob<br />

schwere Vorwürfe: „Wenn die Landesregierung<br />

versucht, der Öffentlichkeit<br />

weiszumachen, der Toddes<br />

jungen Mannes sei nicht infolge dieser<br />

brutalen Attacke erfolgt und sein<br />

Herz habe allein aufgrund einer Vorerkrankung<br />

versagt, hält sie unsere<br />

Bürger offenbar für dumm.“<br />

Unbestätigte Quelle<br />

Daszweieinhalb Minuten lange Tondokument<br />

liegt der Mitteldeutschen<br />

<strong>Zeitung</strong> vor. Allerdings konnte die<br />

<strong>Zeitung</strong> die Quelle bislang weder<br />

überprüfen noch feststellen, werdarauf<br />

zu hören ist. Insbesondere steht<br />

zur Debatte,obessich tatsächlich um<br />

eine Augenzeugin des Geschehens<br />

am Köthener Karlsplatz handelt. Die<br />

Darstellung klingt zunächst zwar<br />

plausibel. Allerdings gibt es einige<br />

Zweifel an dem geschilderten Zustand<br />

vonMarkus B. und an dem Ablauf<br />

des Geschehens. Laut Darstellung<br />

der vermeintlichen Augenzeugin<br />

und Helferin im Tondokument<br />

soll sie bei ihm keinen Puls mehr<br />

habe messen können. Nach Informationen<br />

der Mitteldeutschen <strong>Zeitung</strong><br />

soll Markus B. aber noch beim Eintreffen<br />

weiterer Helfer Puls gehabt haben.<br />

Die Rede ist im Tondokument<br />

auch vonder Beteiligung einer größeren<br />

Gruppe Asylbewerber und<br />

schließlich davon, dass eine Gruppe<br />

Deutscher den Tatverdächtigen hinterhergejagt<br />

sei. Nach bisherigem Recherchestand<br />

ist von einer Gruppe<br />

Deutscher, die die Tatverdächtigen<br />

verfolgten, bislang nichts bekannt.<br />

Die Polizei hat derweil zwölf<br />

Strafverfahren gegen Demonstranten<br />

des sogenannten Trauermarsches<br />

am Sonntag in Köthen eingeleitet.<br />

Der polizeiliche Staatsschutz<br />

ermittle unter anderem wegen des<br />

Verdachts der Volksverhetzung, hieß<br />

es am Dienstag.<br />

Am Montagabend sind in Sachsen-Anhalt<br />

abermals Hunderte Menschen<br />

einem Aufruf der AfD zu einer<br />

„Gedenkveranstaltung“ in der Stadt<br />

gefolgt. Bis zu550 Menschen zogen<br />

nach Angaben der Polizei vomMarktplatz<br />

zu dem Ort, an dem der junge<br />

Mann am Sonntag nach einem Streit<br />

mit anderen Männerngestorben war.<br />

Nach der von der AfD angemeldeten<br />

Demonstration am Montagabend<br />

seien weitere vier Strafanzeigen gestellt<br />

worden. (mit AFP)<br />

Säbelrasseln<br />

im<br />

Fernen Osten<br />

In Russland beginnt ein<br />

gewaltiges Manöver<br />

VonStefan Scholl, Moskau<br />

Der Aufmarsch wirkt monumental.<br />

300 000 Soldaten, 1000<br />

Flugzeuge, Hubschrauber und andere<br />

Fluggeräte, 36000 Panzer und<br />

gepanzerte Kampffahrzeuge, 80<br />

Kriegs- und Transportschiffe nehmen<br />

laut dem russischen Verteidigungsministerium<br />

teil. Am Dienstag<br />

begann in Sibirien und in Russlands<br />

Fernem Osten das Manöver „Wostok<br />

2018“, die größte militärische Übung<br />

in der Geschichte des postsowjetischen<br />

Russlands.<br />

Beteiligt sind die Truppen des<br />

Zentralen und des Östlichen Militärbezirks<br />

der russischen Streitkräfte,<br />

dazu Fallschirmjäger, Luftwaffe,<br />

Nordmeer- und Pazifikflotte, sowie<br />

chinesische und mongolische Soldaten.<br />

Sie trainieren auf einer Manöverlinie<br />

von 7 000 Kilometern und<br />

auf einem Dutzend Truppenübungsplätzen<br />

die rasche Umverlegung<br />

strategischer Truppenmassen<br />

aller Waffengattungen und ihr operatives<br />

Zusammenwirken in Angriff<br />

und Verteidigung.<br />

Vordem Manöver hatte GeneralstabschefWaleriGerassimowvor<br />

ausländischen<br />

Militärattachés erklärt,<br />

die Übung habe rein defensiven Charakter<br />

und richte sich nicht gegen andereStaaten.<br />

Dabei begann das bombastische<br />

Kriegsspiel zeitgleich mit<br />

dem russischen Ostwirtschaftsforum<br />

in Wladiwostok, zu dem unter anderen<br />

die Staatsführer Chinas, Südkoreas<br />

und Japans erwartet werden.<br />

Und Verteidigungsminister Sergej<br />

Schoigu verglich „Wostok 2018“ nicht<br />

An „Wostok 2018“ nehmen auch 36 000<br />

Panzer und gepanzerte Fahrzeuge teil. DPA<br />

ohne Nostalgie mit dem Manöver<br />

„Sapad 1981“, als 120 000 sowjetische<br />

Soldaten einen Panzerkonter gegen<br />

einen atomaren Erstschlag der Nato<br />

erprobten. Die Weltöffentlichkeit<br />

hielt den Atem an, damals begannen<br />

in Polen die Proteste der unabhängigen<br />

Gewerkschaft Solidarnosc, viele<br />

Beobachter befürchteten eine sowjetische<br />

Militärintervention dort. Die<br />

deutsche Verteidigungsministerin<br />

Ursula von der Leyen spricht von einer„Machtdemonstration.“<br />

„Politisch soll das Manöver demonstrieren,<br />

dass Russland und<br />

China gemeinsam in der Lage sind,<br />

der stärksten Militärmacht in der Pazifikregion,<br />

den USA, zu widerstehen“,<br />

sagt der kremlnahe Moskauer<br />

Militärexperte Viktor Litowkin unserer<strong>Zeitung</strong>.<br />

Daszentrale Ereignis des<br />

Manövers seien gemeinsame Gefechtsübungen<br />

von etwa 26 000 russischen<br />

Soldaten mit den 3500 teilnehmenden<br />

Chinesen am Baikalsee.<br />

Der unabhängige Militärexperte<br />

Alexander Golz vermutet in der Zeitschrift<br />

The NewTimes,die„vaterländischen<br />

Barone von Münchhausen“<br />

nutzten die riesigen Entfernungen<br />

östlich des Urals, um zu bluffen.<br />

Nach Angaben des Jahrbuches„Military<br />

Balance“ verfüge der russische<br />

Ostmilitärbezirküber nicht mehr als<br />

2000 bis 3000 Panzer und gepanzerte<br />

Fahrzeuge, der Zentralmilitärbezirküber<br />

etwa 2000. „Selbst wenn<br />

man noch 8000 bis 10 000 Kraftwagen<br />

dazuzählt, fragt man sich, woher<br />

sie diese undenkbare Zahl von<br />

36 000 Kampffahrzeugen haben.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 5 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Hauptstadt<br />

Renten im Vergleich<br />

monatliche Entschädigung für einen Bundestagsabgeordneten: 9780,3 Euro<br />

Sie erwerben 2,5 Prozent Rentenanspruch pro Jahr<br />

Durchschnittliche Amtszeit: 2,5 Legislaturperioden<br />

978,0<br />

1956,1 2934,1 3912,2<br />

4890,2<br />

5868,2<br />

6601,7<br />

Nach 27 Jahren ist die Höchstgrenze der Rente erreicht.<br />

Das sind 67,5 Prozent der Abgeordnetenentschädigung<br />

Bundestagsabgeordneter<br />

1. Legislaturperiode<br />

Dauer:4Jahre<br />

2. Legislaturperiode<br />

3. Legislaturperiode<br />

4. Legislaturperiode<br />

5. Legislaturperiode<br />

6. Legislaturperiode<br />

7. Legislaturperiode<br />

0 Jahre 4<br />

8 12 16 20 24 27 28<br />

Rentenanspruch in Euro<br />

im Westen<br />

Rentenbeginn<br />

nach 45 Jahren<br />

1284,1<br />

im Osten<br />

1230,3<br />

Wer45Jahre exakt das Durchschnittsgehalt (durchschnittlicher Monatsverdienst Vollzeit brutto: 3771 Euro) in Deutschland verdient hat, erreicht die sogenannte Standardrente.<br />

Der reale durchschnittlich ausgezahlte Altersrentenbetrag lag Ende 2016 bei 848 Euro netto im Monat.<br />

Durchschnittsbürger/<br />

Eckrentner<br />

0 Jahre 4<br />

8 12 16 20 24 28 32 36 40 45<br />

QUELLE: DEUTSCHER BUNDESTAG, DEUTSCHERENTENVERSICHERUNG<br />

Die Rentenlücke<br />

Volksvertreter entscheiden selbst über ihre Altersbezüge. Beeinflusst das ihre Politik?<br />

Markus Kurth, Grüne<br />

„Die Rentenpolitik meiner Partei und mein politischer<br />

Einsatz für ein langfristig stabiles Rentenniveau sind<br />

unabhängig vonder Altersversorgung der Bundestagsabgeordneten.<br />

Als Sozialpolitiker trete ich auch für ein<br />

höheres Arbeitslosengeld II ein, obwohl ich vermutlich<br />

auch in Zukunft kein Hartz-IV-Empfänger sein werde.<br />

Allerdings fordernwir seit langem die Einführung einer<br />

Bürgerversicherung in der Rente –alsodie Einbeziehung<br />

der Selbstständigen, Beamten und natürlich<br />

auch der Abgeordneten in das Umlagesystem. Sicherlich<br />

gäbe es aufgrund derVerdiensthöhe und einer einzuführenden<br />

Zusatzversorgung (ähnlich einer Betriebsrente)<br />

dann immer noch ein deutlich höheres Versorgungsniveau<br />

für Bundestagsabgeordnete als für einen<br />

Durchschnittsverdiener.Diesist auch völlig legitim und<br />

notwendiger Bestandteil eines unabhängigen Abgeordnetenmandats.<br />

Aber die gesetzliche Rentenversicherung<br />

würde dann als Basis wie für alle anderen Erwerbstätigen<br />

gelten. Davonerhoffe ich mir eine größere<br />

Akzeptanz für die Rentenpolitik insgesamt.“<br />

STEFAN KAMINSKI<br />

Die Fragen waren schon ein bisschen provokant,<br />

die wir den Politikernindieser Woche gestellt haben.<br />

Wir wollten mit ihnen über die Rente sprechen.<br />

Über ihre und unsere. Das ist nämlich ein<br />

Unterschied. Abgeordnete des Deutschen Bundestages sind<br />

sehr gut abgesichert fürs Alter. Zwar hat es auch hier in den<br />

vergangenen Jahren Einschnitte gegeben, aber so richtig eng<br />

müssen die Mandatsträger ihren Gürtel nicht schnallen. Wer<br />

lange genug im Parlament ist, darf sich auf eine Altersentschädigung<br />

–soder Fachbegriff –von bis zu 67,5 Prozent seiner<br />

Abgeordnetenbezüge freuen. Das klingt schon ein bisschen<br />

großzügiger als die 48 Prozent, von denen beim deutschen<br />

Normalo-Rentner die Rede ist. Man könnte da schon<br />

etwas provokativ voneiner Rentenlücke sprechen.<br />

Allerdings erreicht dieses besonders hohe Ruhegeld erst,<br />

wer27JahreimParlament saß. Diemeisten Abgeordneten sitzen<br />

zwei bis drei Wahlperioden im Bundestag und erwerben<br />

in dieser kurzen Zeit eine sogenannte Altersentschädigung<br />

von1956 bis 2834 Euro proMonat. Falls die Politiker Bezüge<br />

aus anderen öffentlichen Kassen erworben haben, werden<br />

die Beträge später miteinander verrechnet. Dennoch muss<br />

man sich um die Altersversorgung unserer Volksvertreter<br />

nicht die geringsten Sorgen machen. Ihre Rente ist sicher.<br />

Beim Rest der Republik kann das nicht so ohne weiteres<br />

behauptet werden. So wirdjetzt vorallem wieder über das Niveau<br />

gestritten. Finanzminister Olaf Scholz wollte das jetzt<br />

geltende Rentenniveau von48Prozent bis zum Jahr 2040 festschreiben,<br />

was zu einem kleineren Koalitionsstreit führte. Es<br />

VonChristine Dankbar und Sabine Hecher (Grafik)<br />

bleibt jetzt doch vorerst bei der Festschreibung bis zum Jahr<br />

2025. Bisdahin soll die Rentenkommission der Bundesregierung<br />

Vorschläge machen, wie es weitergehen soll. Diegut abgesicherten<br />

Volksvertreter müssen dann vermutlich Einschnitte<br />

fürs Volk beschließen. „Wie beeinflusst das Ihre Rentenpolitik<br />

–vor allem vordem Hintergrund der gerade aktuellen<br />

Debatte über das Rentenniveau?“ wollten wir deshalb von<br />

den rentenpolitischen Sprechern der im Bundestag vertretenen<br />

Parteien wissen. Die Antworten finden sich auf dieser<br />

Seite. Keiner der angefragten Politiker hat bei dem heiklen<br />

Thema gekniffen. Doch es gab die eine oder andere Diskussion<br />

am Telefon. Wasdas eine mit dem anderen zu tun habe,<br />

fragten einige argwöhnisch.<br />

Für den Grünen-Abgeordneten Markus Kurth etwa hinkt<br />

der Vergleich zwischen Bundestagsabgeordneten und Normalverdienern.<br />

Er findet, dass man Bundestagsabgeordnete<br />

mit leitenden Angestellten gleichsetzen müsste, was die Verantwortung<br />

anbelangt. 9700 Euro brutto erhält ein Bundestagsabgeordneter,<br />

das entspricht etwa dem Einstiegsgehalt<br />

eines Flugkapitäns bei der Lufthansa. Oder zweier Piloten bei<br />

Ryanair. Man könne den Abgeordneten natürlich das Gehalt<br />

kürzen, so Kurth, „aber dann hat man im Parlament bald nur<br />

noch Knallköpfe oder Milliardäre.“ Erist allerdings –wie die<br />

meisten Abgeordneten auf dieser Seite –dafür,dass auch Politiker<br />

in die Rentenkasse einzahlen. Dasfordertder Bund der<br />

Steuerzahler schon länger. Parlamentarier sollten in eine eigene<br />

Versorgungskasse einzahlen, so der Vorschlag. Das<br />

schaffe mehr Transparenz und entlaste den Steuerzahler.<br />

LINKSFRAKTION.DE<br />

Matthias W. Birkwald, Die Linke<br />

„Für mich als Linken ergibt sich daraus eine klare politische<br />

Forderung:Abgeordnete, aber auch Beamtinnen<br />

und Beamte, Selbstständige, Freiberufler und Managerinnen<br />

und Manager,kurz, alle Menschen mit Erwerbseinkommen,<br />

müssen in die gesetzliche Rentenversicherung<br />

einbezogen werden! Sie müssen entsprechend<br />

ihres Einkommens Beiträgezahlen und ihre<br />

Rente muss genausoberechnet werden, wie die von<br />

Arbeiterinnen und Arbeiternsowie vonAngestellten.<br />

Gleichzeitig wollen wir die Beitragsbemessungsgrenze<br />

drastisch anheben, um sie letztendlich vollständig aufzuheben;<br />

Rentenansprüche über dem doppelten des<br />

Durchschnittes der Standardrente (zur Zeit Renten<br />

über 2880 Euro brutto) sollen abgeflacht werden. Mit<br />

einer solchen Erwerbstätigenversicherung wäre unser<br />

Rentensystem gerechtund würde alle Menschen mit<br />

Erwerbseinkommen gleich behandeln!“<br />

Peter Weiß, CDU/CSU<br />

„Die Abgeordneten erhalten nicht per se eine im Vergleich<br />

zum Normalbürger höhere Alterssicherung.Die<br />

Altersentschädigung beginnt erst nach einem Jahr der<br />

Mitgliedschaft und beträgt danach 2,5 Prozent der Abgeordnetenentschädigung<br />

pro Jahr.Vielmehr setzt sich<br />

somit gerade nach einer kürzeren Zugehörigkeiten zum<br />

Parlament die Altersversorgung in aller Regel aus verschiedenen<br />

Quellen zusammen, meistens auch aus<br />

Zeiten als Normalbürger in der gesetzlichen Rente,<br />

manchmal waren sie zuvor aber auch Beamte oder<br />

Ärzte. Abgeordnete unserer Fraktion wollen eine zukunftsfeste<br />

Rente und das allein hat Einfluss auf das<br />

Rentenniveau.“<br />

CC BY 3.0/CLAUDIA THOMA<br />

THEKLA EHLING<br />

Johannes Vogel(FDP)<br />

„Ich persönlich zahle auch als Abgeordneter freiwillig in die gesetzliche<br />

Rentenversicherung ein –und bin deshalb und aufgrund meiner Beitragszeiten<br />

vordem Mandat auch persönlich vonderen Entwicklung betroffen.<br />

Ich bin mir aber sicher,dass alle Parlamentarier sich unabhängig davon<br />

ein Urteil bilden können. Bundestagsabgeordneter ist ja kein Beruf, sonderneine<br />

Aufgabe auf Zeit –jenachdem wie langeman diese ausübt, fällt<br />

auch der Beitrag zur eigenen Alterssicherung aus.“<br />

Ralf Kapschack, SPD<br />

„Die SPD will mittelfristig die gesetzliche Rentenversicherung<br />

so umbauen, dass alle Erwerbstätigen einbezogen werden und entsprechend<br />

einzahlen. Dazu gehören auch Berufspolitiker.Ich persönlich finde,<br />

wir sollten als Abgeordnete vorweg gehenund möglichst bald einen entsprechenden<br />

Grundsatzbeschluss fassen. Das würde der Glaubwürdigkeit<br />

dienen, und für das Imageder gesetzlichen Rentenversicherung wäre es<br />

auch nicht schlecht.“<br />

SPD/SUSIE KNOLL<br />

AFD<br />

Uwe Witt, AfD<br />

„Während in Deutschland über die Rettung des niedrigenRentenniveaus<br />

in Höhe von48% spekuliertwird,<br />

ist das Ziel der Rentenpolitik in anderen europäischen<br />

Ländern, z.B.inÖsterreich und der Schweiz, das Rentner<br />

nach einem arbeitsreichen Leben vonihrer Rente<br />

gut und sicher leben können. Das in der AfD momentan<br />

meist diskutierte Renten-Sicherungssystem basiertdarauf,<br />

dass alle in die Rentenversicherung einen<br />

Grundbeitrag einzahlen müssen. Auch Politiker werden<br />

davonnicht ausgenommen. Die hohe Alterssicherung<br />

für Bundestagsabgeordnete hat die AfD nicht zu verantworten,<br />

sonderndie wechselnden Regierungsparteien<br />

CDU,SPD,Grüne, FDP und CSU in den letzten<br />

Jahren. Genauso wie wir in unserem Programm festgelegt<br />

haben, dass es unser Ziel ist, den Bundestag zu<br />

verkleinern, ist es unser Ziel, die Kosten für dieparlamentarische<br />

Demokratie zu senken.“<br />

PLATZ DER REPUBLIK<br />

Komik und<br />

Krieg<br />

Damir Fras<br />

muss auf einmal an früher denken.<br />

Aus aktuellem Anlass an dieser<br />

Stelle heute ein imaginärer Ausflug<br />

von der deutschen Hauptstadt<br />

des Jahres 2018 in die irakische<br />

Hauptstadt Bagdad Anfang der 90er-<br />

Jahre: Der irakische Präsident Saddam<br />

Hussein musste damals damit<br />

rechnen, dass ihm vonden Amerikanern<br />

der Garaus gemacht wird und<br />

rief seine Untergebenen dazu auf,<br />

die „Mutter aller Schlachten“ zu<br />

schlagen. Das half ihm aber auch<br />

nichts.Die „Mutter aller Schlachten“<br />

ging nicht wirklich gut aus für Saddam.<br />

Umso verwunderlicher, dass sich<br />

28 Jahre später Innenminister Horst<br />

Seehofer exakt diese Wortwahl zu eigen<br />

macht und die Migrationsfrage<br />

als „Mutter aller Probleme“ bezeichnet.<br />

Das ist nicht nur falsch. Denn<br />

nicht die Migration ist die Ursache<br />

der Probleme, essind die Probleme<br />

der Menschen, die sie zur Migration<br />

bewegen. Doch vorallem: Eine Sprache,<br />

wie sie einst Saddam Hussein<br />

pflegte,ist alles andereals hilfreich in<br />

der aufgeheizten Debatte in<br />

Deutschland. Kraft seines Amtes hat<br />

Seehofer für Ruhe und Ordnung zu<br />

sorgen. Stattdessen, na ja… Aber das<br />

scheint ihn nicht zu bekümmern.<br />

Es könnte natürlich sein, dass<br />

sich Seehofer in Wirklichkeit langsam<br />

an die martialische Wortwahl<br />

heranarbeitet, wie sie im Irak so oft<br />

in den vergangenen 30 Jahren Verwendung<br />

fand. Da gibt es ein schönes<br />

Beispiel von2003, als die Amerikaner<br />

zum zweiten Malnach 1991 im<br />

Irak einmarschierten.<br />

Muhammad as-Sahhaf, besser bekannt<br />

unter dem Spitznamen „Comical<br />

Ali“, gelangte als sogenannter Informationsminister<br />

Saddam Husseins<br />

zu einiger Berühmtheit.Treffender<br />

müsste man sagen: Er war ein<br />

begabter Desinformationsminister.<br />

Urkomisch, grotesk, bizarr, wie er in<br />

aller Seelenruhe davon sprach, dass<br />

die US-Soldaten im Irak Massensuizid<br />

begingen, während schon die ersten<br />

US-Panzer deutlich sichtbar hinter<br />

dem Mann durch Bagdad rollten.<br />

Unddie Raketen der Amerikaner,deren<br />

Einschläge jeden Abend auf den<br />

Fernsehbildschirmen in aller Welt zu<br />

sehen waren? Dazu wusste Comical<br />

Ali zu berichten: „Die Cruise Missiles<br />

fangen wir wie Fische in einem<br />

Fluss.“ Abwegiger ging es kaum. Sogar<br />

der damalige US-Präsident<br />

George W. Bush sah sich gerne die<br />

Auftritte von Comical Ali an und unterbrach<br />

dafür Dienstgeschäfte. Eine<br />

Kostprobe in Englisch? Einfach bei<br />

Youtube den Suchbegriff „Best of ComicalAli“<br />

eingeben.<br />

Comical Ali, das muss man wohl<br />

sagen, unterschied sich von Horst<br />

Seehofer vor allem durch seinen<br />

Sinn für Humor. DerClown im Tarnanzug<br />

hätte in jedem Kabarett auftreten<br />

können. Und während Muhammad<br />

as-Sahhaf damals damit<br />

beständig den Eindruck erweckte,<br />

dass er selbst nicht glauben konnte,<br />

was er da vor laufenden Kameras<br />

sagte, wirkt Seehofer nachgerade<br />

verbissen.<br />

Der Innenminister sollte vielleicht<br />

einen Humorkursus belegen.<br />

Drei, vier Unterrichtseinheiten bei<br />

Comical Ali wären schon etwas, falls<br />

Muhammad as-Sahhaf noch leben<br />

sollte. Das weiß man nicht genau.<br />

Aber alleinedie Vorstellung, dass damit<br />

das Verrohen der Sprache im<br />

Hauptstadtbetrieb aufgehalten werden<br />

könnte,hat etwasTröstliches.


6** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />

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Politik /Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

Gutachten: Syrien-Einsatz<br />

wäre rechtswidrig<br />

Eine Beteiligung der Bundeswehr an<br />

einem militärischen Vergeltungsschlag<br />

für einen möglichen Giftgasangriff<br />

in Syrien würde nach einem<br />

Gutachten des wissenschaftlichen<br />

Dienstes des Bundestags gegen das<br />

Völkerrecht und das Grundgesetz<br />

verstoßen, heißt es in einer vordem<br />

Hintergrund der aktuellen Debatte<br />

erstellten Expertise.ImVerteidigungsministerium<br />

wirdauf Drängen<br />

der USA eine deutsche Beteiligung<br />

an einem Angriff geprüft. (dpa)<br />

VW könnte Kapitalmarkt zu<br />

spät informierthaben<br />

Im Musterverfahren vonVW-Anlegernschließen<br />

die Richter nicht aus,<br />

dass Volkswagen den Kapitalmarkt<br />

im Abgas-Skandal zu spät informiert<br />

haben könnte.ImFall des VW-Geständnisses<br />

gegenüber den US-Behörden,<br />

Dieselmotoren manipuliert<br />

zu haben, könne die Voraussetzung<br />

der Kursrelevanz erfüllt sein, sagte<br />

der Richter Christian Jäde am Dienstag<br />

in Braunschweig. DasEingeständnis<br />

fiel auf den 19. August 2015,<br />

VW informierte seine Anleger aber<br />

am 22. September 2015. (dpa)<br />

EuGH rügt Kündigung durch<br />

katholischen Klinikträger<br />

DieKündigung eines Chefarztes einer<br />

katholischen Klinik wegen einer<br />

Wiederheirat kann eine verbotene<br />

Diskriminierung aufgrund der Religion<br />

darstellen. Dasentschied der<br />

Europäische Gerichtshof am Dienstag<br />

im Fall eines Mediziners aus Düsseldorf,<br />

dem 2008 nach einer Scheidung<br />

und erneuten standesamtlichen<br />

Hochzeit gekündigt worden<br />

war. (AFP)<br />

Eine Million Katalanen<br />

wollen Unabhängigkeit<br />

Ein katalanisches Fahnenmeer waram<br />

Dienstag in Barcelona zu sehen. GETTY<br />

Knapp ein Jahr nach der gescheiterten<br />

Abspaltung vonSpanien sind in<br />

Katalonien am Dienstag Hunderttausende<br />

Unabhängigkeitsbefürworter<br />

auf die Straße gegangen.<br />

Rund eine Million Demonstranten<br />

beteiligten sich an der Kundgebung<br />

in Barcelona anlässlich des Nationalfeiertags,teilte<br />

die Polizei mit. (AFP)<br />

Medien: Fast zehn Jahre Haft<br />

für Deutschen in der Türkei<br />

Eintürkisches Gericht hat den Deutschen<br />

Nejat U. wegen „Mitgliedschaft<br />

in einer Terrororganisation“<br />

zu neun Jahren und neun Monaten<br />

Haft verurteilt, berichten WDR, NDR<br />

und Süddeutsche <strong>Zeitung</strong>. DasUrteil<br />

sei bereits im Juli ergangen. Nach<br />

Angaben des Auswärtigen Amts<br />

werdeder 55-Jährige vomdeutschen<br />

Konsulat in Izmir betreut. (BLZ)<br />

Haddad tritt statt Lula bei<br />

der Wahl in Brasilien an<br />

Brasiliens inhaftierter Ex-Staatschef<br />

Luiz Inácio Lula da Silvaverzichtet<br />

auf eine Kandidatur bei der bevorstehenden<br />

Präsidentschaftswahl.<br />

Anstelle des 72-Jährigen tritt für die<br />

Arbeiterpartei (PT)sein Vize-Kandidat<br />

Fernando Haddad an. (AFP)<br />

Besser werden<br />

Die OECD gibt Deutschlands Bildungswesen gute Noten. Doch die soziale Ungleichheit ist weiter spürbar<br />

VonMargarethe Gallersdörfer<br />

Während Deutschland<br />

im Bereich Bildung an<br />

einigen Stellen deutlich<br />

aufgeholt hat, gibt<br />

es bei der Chancengleichheit für<br />

Nichtakademiker, Flüchtlinge und<br />

Menschen mit Migrationshintergrund<br />

noch Nachholbedarf. Das ergab<br />

die Studie „Bildung auf einen<br />

Blick 2018“, die die Organisation für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (OECD) am Dienstag<br />

gemeinsam mit Bundesbildungsministerin<br />

Anja Karliczek<br />

(CDU) sowie dem Präsidenten der<br />

Kultusminister-Konferenz, Helmut<br />

Holter (Linke), vorstellte.<br />

Fortschritte gibt es der OECD zufolge<br />

vor allem bei der frühkindlichen<br />

Bildung. Als positiv bewertet<br />

wird, dass 2017 mehr als jedes dritte<br />

Kind unter drei Jahren eine Kita besuchte.Vor<br />

zehn Jahren war es nicht<br />

mal jedes fünfte. Bei Kindern von<br />

Müttern mit akademischem Abschluss<br />

ist es sogar mehr als jedes<br />

zweite.Die Betreuungsbedingungen<br />

sind dabei in Deutschland besonders<br />

gut: Durchschnittlich kümmert<br />

sich eine Kita-Betreuerin oder ein<br />

Betreuer um knapp zehn Kinder –<br />

der OECD-Durchschnitt liegt bei<br />

mehr als 14.<br />

Vorteil durch duales System<br />

Karliczek hob besonders hervor,<br />

dass Deutschland im Vergleich der<br />

36 OECD-Mitgliedsstaaten überdurchschnittlich<br />

viel pro Kopf in<br />

Schüler und Studierende investiere–<br />

11 000 Euro im Jahr. Heino von<br />

Meyer, Leiter des deutschen OECD-<br />

Zentrums, wies allerdings darauf<br />

hin, dass diese Summe gemessen am<br />

deutschen Bruttoinlandsprodukt im<br />

Ländervergleich leicht unter dem<br />

Durchschnitt liege.<br />

„Deutschland muss besser werden,<br />

wenn es sich den Herausforderungen<br />

der Zukunft stellen will“,<br />

sagte von Meyer. Gerade im Bereich<br />

Chancengleichheit sieht die OECD<br />

noch Defizite: In Deutschland haben<br />

zwar die meisten jungen Erwachsenen<br />

zwischen 25 und 34 Jahren die<br />

Schule mindestens mit einem Sekundarbereich-II-Abschluss<br />

verlassen<br />

–also einer Hochschulzugangsberechtigung<br />

oder einem berufsqualifizierenden<br />

Abschluss. Während<br />

nur drei Prozent vonihnen 2017<br />

arbeitslos waren, sind es unter den<br />

13 Prozent, die keinen solchen Abschluss<br />

haben, fünfmal mehr.<br />

Auch unterschiedliche sozioökonomische<br />

Hintergründe führen in<br />

Junge erwachsene Migranten haben oft keinen Job und keine Ausbildung. DPA/BORIS ROESSLER<br />

Ohne Schulabschluss<br />

Anteil der 25- bis 34-Jährigen ohne<br />

einen Abschluss im Sekundarbereich<br />

2017, in Prozent<br />

Mexiko<br />

Spanien<br />

Italien<br />

Norwegen<br />

Durchschnitt<br />

Deutschland<br />

Großbrit.<br />

Schweiz<br />

Tschechien<br />

Südkorea<br />

2,0<br />

8,1<br />

6,0<br />

15,5<br />

Frankreich 13,8<br />

13,1<br />

12,5<br />

19,3<br />

25,2<br />

33,8<br />

51,9<br />

Früher Zugang zu Bildung<br />

Anteil der Unter-Dreijährigen, die<br />

eine frühkindliche Bildungseinrichtung<br />

besuchten 2016, in Prozent<br />

Island<br />

Norwegen<br />

Slowenien<br />

Deutschland<br />

Portugal<br />

Spanien<br />

Durchschnitt<br />

Finnland<br />

Ungarn<br />

Polen<br />

Slowakei<br />

5<br />

12<br />

Billig am Boden<br />

17<br />

33<br />

30<br />

37<br />

36<br />

35<br />

39<br />

55<br />

60<br />

BLZ/REEG; QUELLE: AFP, DPA<br />

Deutschland immer noch zu starker<br />

Ungleichheit: Wenn mindestens eins<br />

der Elternteile einen sogenannten<br />

tertiären Bildungsabschluss besitzt –<br />

also ein Hochschulstudium oder einen<br />

Meister –ist dieWahrscheinlichkeit<br />

doppelt so hoch, dass ein junger<br />

Erwachsener ebenfalls einen tertiären<br />

Abschluss schafft wie bei Kindern<br />

von Eltern ohne einen solchen<br />

Abschluss. Die Einkommensschere<br />

geht dann massiv auf: Erwachsene<br />

mit tertiärem Bildungsabschluss<br />

verdienen zwischen 51 (Handwerksmeister)<br />

und 83 Prozent (Master<br />

oder Promotion) mehr als Personen<br />

mit Sekundär-II-Abschluss. MinisterinKarliczek<br />

sagte: „Natürlich gibt es<br />

noch eine Menge zu tun, doch die<br />

Fortschritte sind erkennbar und<br />

deutlich.“ Das deutsche Bildungssystem<br />

eröffne Chancen. Sieverwies<br />

außerdem auf einen deutschen Vorteil:<br />

Berufliche und akademische Bildung<br />

seien hierzulande gleichwertige<br />

Karrierealternativen.<br />

Die Studie verweist auch auf die<br />

Notwendigkeit von Integration im<br />

Bildungssektor. Jeder Vierte der im<br />

Ausland geborenen jungen Erwachsenen<br />

ist weder berufstätig noch in<br />

Bildung oder Ausbildung. Das<br />

dürfte,wie die OECD angibt, auf den<br />

Zustrom von jungen Flüchtlingen<br />

zurückzuführen sein, die sich noch<br />

im Integrationsprozess befinden.<br />

Digitalpakt fehlt die Zustimmung<br />

Ein politisches Tauziehen zeichnet<br />

sich um die Durchführung und Anwendung<br />

des Digitalpakts ab.Eshandelt<br />

sich um einen Vorschlag der damaligen<br />

Bildungsministerin Johanna<br />

Wanka (CDU) von2016: Mitfünf Milliarden<br />

Euro aus dem Bundeshaushalt<br />

sollte die Digitalisierung an deutschen<br />

Schulen vorangetrieben werden.<br />

DerPlan war in der vergangenen<br />

Legislaturperiode an der Finanzierung<br />

gescheitert, hat es aber wieder in<br />

den Koalitionsvertrag geschafft.<br />

DieSchwierigkeit: Er bedarfeiner<br />

Änderung des Grundgesetzartikels<br />

104c und damit einer Zweidrittelmehrheit<br />

im Bundestag genauso wie<br />

im Bundesrat. Karliczek, die die<br />

Grundgesetzänderung ursprünglich<br />

noch vor der Sommerpause auf den<br />

Wegbringen wollte,äußerte sich am<br />

Dienstag vage zur Stimmungslage in<br />

den Bundesländern: Sie habe noch<br />

nicht mit allen reden können.<br />

Margarethe Gallersdörfer<br />

hat jetzt erfahren, dass sie<br />

einen Tertiärabschluss hat.<br />

Die Fluglinie Ryanair streicht wegen des Streiks 150 Flüge von und nach Deutschland und droht mit Stellenabbau<br />

Wegen des angedrohten Streiks<br />

des Ryanair-Personals hat die<br />

Fluggesellschaft für diesen Mittwoch<br />

150 Flüge von und nach Deutschland<br />

gestrichen, darunter knapp 30<br />

in Berlin-Schönefeld. In Tegel fallen<br />

zudem vier Verbindungen der Ryanair-Tocher<br />

Laudamotion aus. Die<br />

betroffenen Kunden würden umgehend<br />

informiert und entschädigt,<br />

kündigte Ryanair-Marketingchef<br />

Kenny Jacobs am Dienstag in Frankfurt<br />

amMain an. Das Unternehmen<br />

will Informationen zu Ausfällen per<br />

Mail und SMS verbreiten, hieß es.<br />

Kunden könnten zudem ihreVerbindungen<br />

kostenfrei auf die Tage Donnerstag<br />

bis Sonntag umbuchen.<br />

Die Pilotengewerkschaft VC und<br />

Verdihaben einen ganztägigen Streik<br />

an den zwölf deutschen Ryanair-Basen<br />

angekündigt. Dort sind rund 400<br />

Piloten und 1000 Flugbegleiter beschäftigt.<br />

Erstmalig versuchen damit<br />

die Gewerkschaften der beiden Berufsgruppen<br />

gemeinsam, Verbesserungen<br />

für die Beschäftigten des<br />

größten Billigfliegers in Europa zu erzielen.<br />

Für Verdiist es der erste Streik<br />

An den deutschen Ryanair-Basen sind 400 Piloten und 1000 Flugbegleiter beschäftigt. DPA<br />

bei Ryanair. Die Gewerkschaft will<br />

weitere Streiks folgen lassen, wenn<br />

die irische Fluggesellschaft in den Tarifverhandlungen<br />

kein Entgegenkommen<br />

zeigt. „Das ist ein erster<br />

Warnstreik. Wie esweitergeht, hängt<br />

vom Verhandlungsverlauf ab“, sagte<br />

Vorstandsmitglied Christine Behle.<br />

Ryanair habe hierzulande rund<br />

1000 Flugbegleiter, davon seien 700<br />

Leiharbeitnehmer, sagte Verdi-Verhandlungsführerin<br />

Mira Neumaier.<br />

Sie nannte das Tarifangebot für die<br />

Flugbegleiter nach zwei Verhandlungsrunden<br />

völlig unzureichend.<br />

Das Basisgehalt solle demnach über<br />

einen Zeitraum von drei Jahren nur<br />

um 41 Euro angehoben werden.<br />

Die Gewerkschaften wollen mit<br />

dem Streik die Airline harttreffen. „Es<br />

wird für Ryanair am Mittwoch sehr<br />

schwierig, noch Flugzeuge aus<br />

Deutschland zu bewegen“, sagte VC-<br />

Sprecher Markus Wahl. Man rechne<br />

aber damit, dass Ryanair Maschinen<br />

und Crews aus anderen Ländern<br />

nach Deutschland schicke,wie es bei<br />

einem ersten Warnstreik kurz vor<br />

Weihnachten geschehen war.<br />

Ryanair hält die Streiks auf den<br />

deutschen Basen hingegen für ungerechtfertigt.<br />

Sprecher Robin Kiely<br />

forderte die deutschen Piloten auf,<br />

ihrer Arbeit nachzugehen. „Da wir<br />

bereits örtliche Verträge und eine<br />

verbesserte Bezahlung angeboten<br />

haben, gibt es keine Rechtfertigung<br />

für weitere Störungen.“ Außerdem<br />

drohte Ryanair mit einem Stellenabbau<br />

in Deutschland, sollte es weitere<br />

Pilotenstreiks geben. Solche Arbeitskampfmaßnahmen<br />

würden zur<br />

Streichung vonStandortenund Stellen<br />

für Piloten und Flugbegleiter<br />

führen, erklärte Ryanair.(dpa)<br />

DAX-30 in Punkten<br />

12.6.18<br />

12.6.18<br />

MÄRKTE<br />

▼ 11970,27 (–0,13 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

12.6.18<br />

Stand der Daten: 11.09.2018 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

11.9.18<br />

▲ 79,15 (+2,31 %)<br />

11.9.18<br />

▲ 1,1574 (+0,03 %)<br />

Quelle:<br />

aus DAX und MDAX vom 11.09. zum Vortag<br />

11.9.18<br />

Puma 442,00 +2,91 WWWWWWW<br />

Commerzbank 8,60 +2,34 WWWWWW<br />

Airbus 106,82 +1,99 WWWWW<br />

Brenntag NA 53,38 +1,79 WWWWW<br />

Aareal Bank 35,08 +1,53 WWWW<br />

Deutsche Börse NA118,75<br />

Verlierer<br />

+1,50 WWWW<br />

aus DAX und MDAX vom 11.09. zum Vortag<br />

Fielmann 52,85 WWWWWWWWWWW –4,77<br />

BayerNA 70,34 WWWWWWW –2,90<br />

K+S NA 17,94 WWWWWW –2,55<br />

Norma Group NA 57,30 WWWWWW –2,39<br />

Fraport 75,00 WWWWWW –2,29<br />

Schaeffler Vz. 10,47 WWWWWW –2,29<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 11.09. ±% z. 10.09.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) +0,07<br />

3709/3262 3311,66<br />

CAC 40(FR) +0,27<br />

5657/5038 5283,79<br />

S&P UK (UK) –0,09<br />

1590/1374 1462,57<br />

RTS (RU) +1,19<br />

1339/1039 1055,90<br />

IBEX (ES) +0,14<br />

10643/9111 9284,10<br />

Dow Jones (US) +0,42<br />

26617/22096 25965,43<br />

Bovespa (BR) –2,54<br />

88318/69069 74493,00<br />

Nikkei (JP) +1,30<br />

24129/19788 22664,69<br />

Hang Seng (HK) –0,70<br />

33484/26395 26425,56<br />

Stx Singap. 20 (SG) –0,06<br />

1583/1378 1400,05<br />

Ratenkredite 10.000 Euro<br />

Kreditzinsen,bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins<br />

Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />

Deutsche Skatbank<br />

skatbank.de 2,94 2,94 2,94<br />

EthikBank<br />

ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />

DKB Deutsche Kreditbank<br />

dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />

Moneyou<br />

moneyou.de 3,49 3,49 3,49<br />

SKG Bank<br />

skgbank.de 3,69 3,69 3,69<br />

Targobank<br />

targobank.de 3,20 3,20 3,20<br />

Commerzbank<br />

069/98660966 3,73 4,73 4,73<br />

ING-DiBa<br />

ing-diba.de 3,79 3,79 3,79<br />

Deutsche Bank<br />

deutsche-bank.de 3,79 3,79 3,79<br />

Postbank<br />

postbank.de 3,79 3,79 3,79<br />

PSD Berlin-Brandenburg<br />

psd-bb.de 3,49 3,49 3,69<br />

Sparda-Bank Berlin<br />

sparda-b.de 4,95 5,95 6,25<br />

ABK Allgemeine Beamten Bank<br />

030/28535200 5,19 5,19 4,69<br />

BBBank<br />

030 202480 5,82 5,61 5,40<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />

Mittelwert von 70 Banken 4,19 4,27 4,38<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

Die Warenhausketten Karstadt und Kaufhof gerieten durch den zunehmenden Onlinehandel zuletzt immer mehr ins Straucheln. Der Zusammenschluss soll die Wettbewerbskraft der Konzerne stärken.<br />

IMAGO/INA PEEK<br />

Der neue Warenhausgigant<br />

Karstadt und Kaufhof besiegeln ihre Fusion. Damit könnten bis zu 5000 Arbeitsplätze wegfallen, auch Standortschließungen sind wahrscheinlich<br />

VonFrank-Thomas Wenzel<br />

Die Verträge sind unterzeichnet.<br />

Karstadt und<br />

Kaufhof schließen sich<br />

zusammen. Damit wird<br />

umgesetzt, was seit mehr als einem<br />

Jahrzehnt im Schwange war.Die Fusion<br />

soll die arg inBedrängnis geratenenWarenhäuser<br />

stabilisieren. Zugleich<br />

wird ein komplexer milliardenschwerer<br />

Immobilien-Deal mit<br />

zahlreichen Standorten in besten Innenstadtlagen<br />

umgesetzt.<br />

Die Bildung des neuen Gemeinschaftsunternehmens<br />

ist zugleich<br />

ein Triumph für den österreichischen<br />

Selfmade-Milliardär René<br />

Benko, der zunächst Karstadt für einen<br />

symbolischen Euro erworben<br />

und dann gerettet hatte,aber bei der<br />

Übernahme von Kaufhof in mehreren<br />

Anläufen gescheitert war. Medienberichten<br />

zufolge nimmt Benkos<br />

Signa-Gruppe nun insgesamt rund<br />

eine Milliarde Euro in die Hand, um<br />

den Rivalen unter eigene Kontrolle<br />

zu bringen.<br />

Signa teilte am Dienstag mit, strategisches<br />

Ziel sei, das Einzelhandelsgeschäft<br />

zukunftsfähig zu machen<br />

und einen „führenden Omnichannel-Händler<br />

entstehen zu lassen“.<br />

Gemeint ist damit die Verknüpfung<br />

des traditionellen stationären Handels<br />

mit E-Commerce. Sowohl bei<br />

Karstadt als auch bei Kaufhof wirdda<br />

seit Jahren vieles angekündigt, aber<br />

nur wenig umgesetzt.<br />

Der neue Warenhausgigant wäre<br />

mit einem Umsatz von etwa fünf<br />

Milliarden Euro hinter der El Corte<br />

Inglés aus Spanien die Nummer zwei<br />

in Europa. DasUnternehmen soll zu<br />

50,01 Prozent den Österreichernund<br />

zu 49,99 Prozent der kanadischen<br />

Hudson’s BayCompany (HBC) gehören,<br />

die Kaufhof vor drei Jahren für<br />

2,5 Milliarden Euro gekauft hatte.Zu<br />

der neuen Gruppe gehören insgesamt<br />

243 Standorte in Europa.<br />

UnklareZukunft für Berlin<br />

Seit Jahren kursieren Spekulationen,<br />

dass die Fusion der beiden großen<br />

Warenhaus-Betreiber die Schließung<br />

zahlreicher Häuser zur Folge<br />

haben wird, die in Innenstädten vielfach<br />

in unmittelbarer Nähe liegen.<br />

Ein naheliegendes Szenario wäre,<br />

dass der Immobilien-Experte Benko<br />

zahlreiche Standorte in guten Lagen<br />

gewinnbringend anderweitig verwertet.<br />

Immer wieder ist in der Branche<br />

zu hören, dass es Benko letztlich<br />

um lukrative Deals mit Grundstücken<br />

und Gebäuden geht.<br />

Über eventuelle Schließungspläne<br />

machten die beiden Unternehmen<br />

am Dienstag keinerlei Angaben.<br />

Österreichische Medien berichteten<br />

aber von einem „Geheimplan“<br />

Benkos.Erwolle 300 Millionen<br />

Euro in die Sanierung von Kaufhof<br />

Gründung: Die Hudson’sBay Company(HBC)<br />

wurde 1670 gegründet und ist das ältesteeingetragene<br />

Unternehmen Kanadas.Die Konzernzentralehat<br />

ihrenSitz in Toronto. Zurzeit<br />

sind bei HBC 66 000 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

DasHandelsunternehmen war bis zur KaufhofübernahmeimOktober<br />

2015 nur in Kanada<br />

und den USA tätig. In ihrenKaufhäusern<br />

bietetder Handelsriese Bekleidung,Accessoires,<br />

Schuhe und Haushaltswaren an.<br />

HUDSON’S BAY COMPANY<br />

Investition: Für 2,8 Milliarden Euro hat die<br />

Hudson’sBay CompanyDeutschlands größte<br />

Warenhauskette Kaufhof vomMetrokonzern<br />

übernommen. Ein HBC-Manager versprach<br />

2015, der Handelskonzernwolle mehr als<br />

100 Millionen Euro in die Kaufhof-Filialen investieren.<br />

In die Kaufhof-Filialen Düsseldorf,<br />

Bonn, FrankfurtamMain, Heidelberg,Stuttgart<br />

und Wiesbaden zogen 2017 HBC-Geschäfte<br />

der MarkeSaks Fifth Avenue ein.<br />

und in Abfindungen für Beschäftigte<br />

stecken. Bis zu5000 der 20 000 Arbeitsplätze<br />

wolle er streichen, aber<br />

nur wenige Warenhäuser dichtmachen.<br />

Die Folgen für die Warenhäuser<br />

in Berlin und Brandenburg sind<br />

nach Kenntnis der Gewerkschaft<br />

Verdi noch nicht absehbar. Es<br />

komme auf die Strukturen an, die<br />

sich die Holding geben werde, sagte<br />

die Leiterin desVerdi-Landesfachbereichs<br />

Handel, Erika Ritter, am<br />

Dienstag. Verdi verlangt eine Standort-<br />

und Beschäftigungssicherung<br />

auch für die rund 2000 <strong>Berliner</strong> und<br />

150 Brandenburger Beschäftigten.<br />

Zudem müssten die Karstadt-Mitarbeiter<br />

zurück in die Bindung des Flächentarifvertrages.<br />

„Wer sich eine<br />

solche Übernahme leisten kann, der<br />

kann auch die üblichen Tariflöhne<br />

zahlen“, sagte Ritter mit Blick auf die<br />

Fusion.<br />

Michael Gerling, Geschäftsführer<br />

des EHI-Handelsinstituts, betont indes:<br />

„Das Filialnetz kann in dieser<br />

Größe bestimmt nicht erhalten werden.“<br />

Es gebe allerdings keine Faustformal<br />

dafür,welche Filialen erhalten<br />

werden könnten und welche nicht.<br />

„Da muss man bei jedem einzelnen<br />

Standortganz genau hinschauen.“<br />

Einen extrem schweren Stand haben<br />

die Warenhäuser bei modischen<br />

Textilien, die ungefähr die Hälfte des<br />

Umsatzes ausmachen. Ketten wie<br />

Primark, H&M und Zara sind hier erheblich<br />

schneller und preiswerter.<br />

Und von Unternehmensberatern ist<br />

immer wieder zu hören, dass die<br />

einstigen Konsumtempel ihre wichtigste<br />

Funktion eingebüßt hätten.<br />

Einst standen sie für Vielfalt und<br />

Preistransparenz. Dies können Kunden<br />

heute viel besser über das Internet<br />

realisieren.<br />

Um dennoch bestehen zu können,<br />

werden sich Fanderl und seine Leute<br />

daran machen, Kosten zu senken. Als<br />

sicher gilt, dass sie Logistik und Verwaltung<br />

komplett umbauen wollen.<br />

Als Favorit fürs neue Hauptquartier<br />

wird die bisherige Kaufhof-Zentrale<br />

in Köln gehandelt. Die Karstadt-Verwaltung<br />

in Essen würde dann folglich<br />

dicht gemacht. Das würde auch Arbeitsplatzabbau<br />

bedeuten.<br />

Derweil fordert der Karstadt-Gesamtbetriebsratsvorsitzende<br />

Jürgen<br />

Ettl denErhalt aller insgesamt 32 000<br />

Stellen und aller Standorte in<br />

Deutschland: „Die Fusion darf nicht<br />

zulasten der Arbeitnehmer gehen.“<br />

Ettl verwies darauf, dass gerade die<br />

Beschäftigten von Karstadt positive<br />

Perspektiven verdient hätten. Über<br />

viele Jahre haben sie unter anderem<br />

auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld<br />

verzichtet und damit maßgeblich<br />

zum Überleben von Karstadt beigetragen.<br />

Mit der Fusion werde die Finanzkraft<br />

des Konzerns bestärkt. Das hat<br />

vor allem mit einem komplexen Immobilien-Deal<br />

zu tun, der mit der<br />

Fusion einhergeht. Signa erwirbt<br />

nach eigenen Angaben die Hälfte des<br />

Immobilienbestandes von HBC in<br />

Europa. Es geht dabei um insgesamt<br />

57 Objekte. Daneben kauft Benkos<br />

Holding zu hundert Prozent den<br />

Kaufhof-Standort in Köln und das<br />

sogenannte Carsch-Haus in Düsseldorf.<br />

HBC will mit den Erlösen unter<br />

anderem Schulden zurückzahlen.<br />

Ob all diese Pläne auch tatsächlich<br />

umgesetzt werden können,<br />

hängt auch vom Bundeskartellamt<br />

ab.Dessen Präsident Andreas Mundt<br />

kündigte an, die Fusionspläne genau<br />

unter die Lupe zu nehmen: „Wir stellen<br />

uns auf ein extrem umfangreiches<br />

und aufwendiges Verfahren<br />

ein.“ Es müssten sowohl die Folgen<br />

für die Kunden als auch für die Lieferanten<br />

geprüft werden. Beim Thema<br />

Marktmacht dürfte es indes keine<br />

kartellrechtlichen Probleme geben.<br />

Alle hiesigen Warenhäuser kommen<br />

zusammengenommen noch auf einen<br />

Marktanteil im Einzelhandel<br />

vonetwa zwei Prozent. In den besten<br />

Zeiten zu Beginn der 1980er-Jahre<br />

waren es noch 14 Prozent. (mit dpa)<br />

Frank-Thomas Wenzel<br />

glaubt, dass es Standortschließungen<br />

geben wird.<br />

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8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />

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Meinung<br />

Nichtraucherschutz<br />

ZITAT<br />

Qualmen neben<br />

der Sandburg<br />

Julia Haak<br />

begrüßt jede Verschärfung eines<br />

Rauchverbots.<br />

Wer hätte das gedacht: Auf Spielplätzendarfman<br />

rauchen –bislang. Man<br />

kann sich also auf eine Bank am Rande des<br />

Buddelkastens setzen und den Kleinkindernden<br />

Qualm direkt ins Gesicht blasen.<br />

Im Anschluss daran schnippt man die<br />

Kippe in den Sand, wo sie verglimmt und<br />

dann vielleicht die nächste Sandburg verziert.<br />

Das ist die logische Folge eines fehlendenVerbots.Der<br />

Mensch, auch der rauchende<br />

auf dem Spielplatz, ist unendlich<br />

bequem und denkfaul.<br />

Mit dem Rauchen auf Spielplätzen ist<br />

es glücklicherweise bald vorbei und man<br />

wundert sich nur, warum das jetzt erst<br />

passiert. Gesundheitssenatorin Dilek Kolat<br />

(SPD) hat am Dienstag einen Gesetzentwurf<br />

durch den Senat gebracht, der<br />

das Rauchen auf Kinderspielplätzen untersagt.<br />

DasganzeNichtraucherschutzgesetz<br />

soll verschärft und ein Rauchverbot<br />

auch auf die Eingangsbereiche von Krankenhäusern<br />

und Gesundheitseinrichtungen<br />

ausgedehnt werden. Es gilt zudem für<br />

E-Zigaretten und E-Wasserpfeifen. Für<br />

Shisha-Bars fallen bisherige Ausnahmeregelungen<br />

weg, so dass sie, wie andere<br />

Lokale, Raucher- und Nichtraucherbereiche<br />

einteilen oder aber ihre Räume als<br />

Raucherlokal anmelden müssen, wo<br />

keine Speisen serviertwerden dürfen.<br />

Das alles kann man nur begrüßen. Es<br />

wirkt allerdings wie aus der Zeit gefallen.<br />

Rauchen ist von gestern. Längst haben<br />

sich selbst hartnäckigste Raucher daran<br />

gewöhnt, dass sie nicht mehr überall anderemit<br />

Qualmwolken belästigen dürfen.<br />

Es ist ein Rätsel, warum es zehn Jahre gedauert<br />

hat, dieses Gesetz zu reformieren.<br />

Und hier wären noch Vorschläge für weitere<br />

Einschränkungen: Freiluftveranstaltungen<br />

wie zum Beispiel Konzerte und Jugendfußballturniere.<br />

Verfassungsschutz<br />

Diese Erklärung<br />

reicht nicht<br />

Melanie Reinsch<br />

hält Hans-Georg Maaßens<br />

Relativierung für reine Taktik.<br />

Verfassungsschutz-Chef<br />

Hans-Georg<br />

Maaßen hat sich erklärt. Es war kaum<br />

zu erwarten, dass er einen Fehler eingestehen<br />

würde. Das scheint ohnehin aus<br />

der Mode gekommen zu sein. Maaßen<br />

sagt nun, er sei falsch verstanden worden.<br />

Nicht er ist schuld, sondern die, die seine<br />

Sätzemissverstehen.<br />

Maaßen hatte zuvor die Theorie aufgestellt,<br />

dass das Video aus Chemnitz, das<br />

einen Übergriff auf einen Ausländer zeigt,<br />

nicht authentisch sei. Er habe Zweifel gehabt,<br />

ob das Video „authentisch“ eine<br />

Menschenjagd zeige.Sohat er es gemeint<br />

und so hat er es Innenminister Horst Seehofer<br />

berichtet. Alles ein großes Missverständnis,alles<br />

ganz anders gemeint, also?<br />

Glaubhaft ist diese Relativierung<br />

kaum. In einer mit Semantik aufgeladenen<br />

Debatte kann man erwarten, dass ein<br />

Verfassungsschutz-Chef sich genau überlegt,<br />

mit welchen Äußerungen er an die<br />

Öffentlichkeit tritt. Er sollte es zumindest.<br />

Tutesernicht, wirft er Sätzelapidar in den<br />

Raum, dann muss er sich der Verantwortung<br />

stellen und mit den Folgen leben.<br />

Es ist kaum vorstellbar, dass diese Erklärung<br />

ausreicht, um Maaßen im Amt zu<br />

halten. Auch wenn Seehofer Maaßen sein<br />

„uneingeschränktes Vertrauen“ ausgesprochen<br />

hat.<br />

UndMaaßen weiß sich zudem in guter<br />

Gesellschaft: Auch Seehofer fühlt sich<br />

häufig missverstanden –das konnte man<br />

zuletzt an seiner zynischen Bemerkung<br />

über die 69 abgeschobenen Afghanen sehen.<br />

Er wirdalso auch vordiesem Hintergrund<br />

abwägen, ob er einen Rauswurffür<br />

nötig hält. Stattdessen sollte Maaßen den<br />

Weggehen, den er selbst zu verantworten<br />

hat. Ein Rücktritt ist unausweichlich geworden.<br />

MdB Plöger –Miesepeter<br />

Die Eigentümer von Karstadt und<br />

Kaufhof haben in den vergangenen<br />

Monaten hart verhandelt,<br />

nun ist der Deal beschlossene<br />

Sache: Die Warenhaus- und Gastronomie-<br />

Töchter beider Unternehmen werden in ein<br />

Gemeinschaftsunternehmen eingebracht,<br />

an dem die Signa-Gruppe des österreichischen<br />

Investors René Benko die Mehrheit<br />

haben wird. Abgeschlossen ist der Deal damit<br />

aber immer noch nicht. Jetzt muss das<br />

Kartellamt noch zustimmen. Die Wettbewerbshüter<br />

haben bereits angekündigt, dass<br />

sich die Eigentümer auf eine strenge Prüfung<br />

einstellen müssen. Dass die nicht immer so<br />

ausgeht, wie es sich die Eigentümer vorstellen,<br />

mussten auch Tengelmann und Edeka<br />

im Supermarktgeschäft leidvoll erfahren.<br />

Ob dieser 11. September am Ende ein guter<br />

Tagfür die Mitarbeiter von Kaufhof und<br />

Karstadt ist, wirdsich erst noch herausstellen.<br />

Auch wenn sich die Eigentümer nach außen<br />

bedeckt halten: Vieles ist bereits durchgesickert,<br />

das vielen Mitarbeiternnoch schlaflose<br />

Nächte bereiten wird. 5000 Stellen könnten<br />

abgebaut und viele Filialen geschlossen werden.<br />

Insider erwarten die Schließung von<br />

etwa zehn Prozent der Kaufhof-Filialen –bislang<br />

gelten die <strong>Berliner</strong> Häuser als stabil. Vor<br />

allem in der Verwaltung dürften Stellen wegfallen<br />

–bei Kaufhof und Karstadt.<br />

Denn Fusionen führen immer zu Stellenabbau<br />

und Standortschließungen. Weil man<br />

hofft, gemeinsam stärker zu sein und Synergien<br />

heben zu können.Weil man Kosten sparen<br />

kann in der Verwaltung, bei der Datenverarbeitung,<br />

in der Logistik. Und: Weil man<br />

gemeinsam eine viel stärkereEinkaufsmacht<br />

hat und günstiger Warenbeschaffen kann.<br />

HBC, der kanadische Konzernhatte Kaufhof<br />

vor drei Jahren gekauft, ermöglicht der<br />

Wer nicht hüpft, der ist ein Nazi, hey,hey!<br />

Wernicht hüpft, der ist ein Nazi, hey,<br />

hey! DieFrauamMikrofon, neulich bei #wirsindmehr<br />

in Chemnitz, sprang wie ein<br />

Flummi. Sieist also eindeutig nicht rechtsradikal,<br />

genauso wenig wie Zehntausende vor<br />

der Bühne, die die erwünschte vertikale<br />

Massenbewegung vollzogen. Rollstuhlfahrer<br />

erhielten hoffentlich Absolution.<br />

Ach, hätte man über diese clevereTechnologie<br />

doch nur gleich nach dem Krieg verfügt.<br />

Dann wäredie Entnazifizierung geglückt. Populär<br />

wurde das Verfahren erst später, vor allem<br />

in Fußballstadien. Aus der Dortmunder<br />

Fankurve schallt: „Wer nicht hüpft, der ist ein<br />

Schalker!“ –und, hey,hey,wer will auf der Süd<br />

schon für einen Schalker gehalten werden?<br />

Dasist in aller Regel nichts Ernstes und auch<br />

nur für neunzig Minuten. Eine verstörende<br />

Variante wirdauf den Traversen der holländischen<br />

Ehrendivision skandiert. Um sich von<br />

ihren Amsterdamer Erzrivalen abzugrenzen,<br />

rufen Anhänger von Feyenoord Rotterdam:<br />

„Wie niet springt die is een Jood.“ Das habe<br />

aber nichts mit Antisemitismus zu tun. Ajax<br />

sei nun mal ein Judenklub.<br />

Ichhüpfe nie,geschweige denn auf Kommando.<br />

Ich klatsche auch nicht mit, selbst<br />

wenn ein Schlageronkel mich darum anfleht.<br />

An mir versagt jeder Animateur.Mir ist<br />

wumpe, ob man mich deshalb für einen<br />

Schalker, einen Juden oder eine trübe Tasse<br />

hält. Aber unter keinen Umständen möchte<br />

ich als Nazi gelten. Da bin ich pingelig. Das<br />

Problem ist dabei nicht nur, dass ich nie<br />

Karstadt-Kaufhof<br />

Harte<br />

Zeiten<br />

Evelyn Binder<br />

erwartet heftigeSparrunden für die Mitarbeiter<br />

in dem neuen Warenhauskonzern.<br />

Deal mit Benko nun, ohne Gesichtsverlust die<br />

operative Führung abzugeben, finanziell<br />

mehr Luft zu bekommen und gleichzeitig die<br />

Chance zu erhalten, am möglichen künftigen<br />

Erfolg des fusionierten Unternehmens beteiligt<br />

zu sein. Eines ist allerdings klar:Mit René<br />

Benko übernimmt nun ein Investor das Ruder,der<br />

vorallem an den Immobilien interessiert<br />

ist. Das Immobilienportfolio der Kanadier<br />

macht den eigentlichenWert dieses Deals<br />

aus. Das Warenhausgeschäft von Karstadt<br />

bringt kaum Rendite, Kaufhof macht sogar<br />

hohen Verlust. Unterdem Strich entsteht also<br />

eine Warenhauskette,die auch auf absehbare<br />

Zeit tiefrote Zahlen schreiben wird. Umsatzund<br />

Gewinnsprünge aus dem Geschäft heraus<br />

sind vorerst nicht zu erwarten.<br />

KOLUMNE<br />

Hüpfer<br />

und<br />

Nichthüpfer<br />

André Mielke<br />

Autor<br />

hüpfe.InVerdacht bringt mich auch, dass ich<br />

Staatsgrenzen vernünftig finde. Ich glaube<br />

auch, noch so ein Hammer-Indiz, dass hehrer<br />

Kunterbuntheitsfetischismus zu ähnlichem<br />

Missvergnügen führt wie Appelle an<br />

niedere Volksreinheitsinstinkte. Außerdem<br />

finde ich die Berufstätigkeit vonAngela Merkel<br />

eher mindertoll.<br />

Andererseits wurde ich altmodisch erzogen.<br />

Nazi! zählt für mich zum Schlimmsten,<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

Benko wirdschon aus Renditegründen ein<br />

hohes Interesse daran haben, zumindest in<br />

die Immobilien zu investieren, die ihm selbst<br />

oder den Anteilseignerndes fusionierten Unternehmens<br />

gehören. Das kann dem Warenhausgeschäft<br />

dort einen Schub geben. Es<br />

kann an anderer Stelle aber auch heißen, dass<br />

Flächenvermietet werden.Expertenhalten es<br />

für sehr wahrscheinlich, dass aus manchem<br />

fünfstöckigen Kaufhof ein kleines Shopping-<br />

Center mit vielen verschiedenen Läden wird–<br />

und reichlich Büroraum in den oberen Etagen.<br />

Für Kunden könnte auch das attraktiv<br />

sein –eswirdaber nicht mehr Kaufhof sein.<br />

EinGlücksfall istfür dieMitarbeiter in jedem<br />

Fall, dass mit Stephan Fanderl ein ausgewiesener<br />

und ausgefuchster Handelsexperte<br />

die neue Europäische Warenhaus AG<br />

führt. Dass Karstadt überhaupt eine Zukunft<br />

hatte, ist vor allem seinem Geschick zuverdanken.<br />

Er hat allerdings bei Karstadt auch<br />

einen harten Sanierungskurs gefahren. Den<br />

wirdernun vermutlich auchbei Kaufhof anstreben.<br />

Die Arbeitnehmervertreter werden<br />

sich in denkommenden Monatenauf heftige<br />

Verhandlungen einstellen müssen: Die Karstadt-Mitarbeiter<br />

werden nach wievor nicht<br />

nach Tarif bezahlt, eine entsprechende Vereinbarung<br />

wirddas Management nun mit Sicherheit<br />

auch mit dem Kaufhof-Personal erreichenwollen.<br />

DieGegenleistung könnten –<br />

zeitlich eng befristet – Standortgarantien<br />

sein für Häuser,deren Mietverträge ohnehin<br />

erstmal nicht auslaufen.<br />

Was nach Ablauf der Garantien wird,<br />

hängt vor allem davon ab, obesgelingen<br />

wird, das Geschäft wieder zu drehen und den<br />

Warenhäuserndiesmal eine echte Zukunftsperspektive<br />

zu geben. Die haben sie verdient,<br />

denn ohne Warenhäuser wären viele<br />

Innenstädte noch ein bisschen ärmer.<br />

was man Deutschen vorwerfen kann. Das<br />

Chemnitzer Konzert lehrt nun, dass Personen<br />

auch dann Nazis sind, wenn sie sich<br />

nicht unverzüglich einem antifaschistisch<br />

groovendenVolkskörper anschließen. Derartige<br />

Mobilisierungsfolklore dient der frontnahen<br />

Erbauung. Sie wäre vielleicht keine<br />

Rede wert, liefen nicht längst weite Teile des<br />

sogenannten Diskurses nach diesem Muster<br />

und läge demzufolge die Nazidichte in der<br />

Bundesrepublik nicht schon fast so hoch wie<br />

auf dem Nürnberger Reichsparteitag. Das<br />

kann man so machen. Die Welt wird dann<br />

sehr übersichtlich. Sie kennt nur noch Hüpfer<br />

und Nichthüpfer.<br />

Ich bezweifle nur, dass Letztere nun die<br />

Oberschenkel anspannen, um nicht länger<br />

Nazis sein zu müssen. Wahrscheinlicher ist<br />

wohl, was Allergologen Desensibilisierung<br />

nennen: Viele Leute kennen die alten Geschichten<br />

und haben sich Nazis immer ganz<br />

anders vorgestellt. Aber wenn schon Opposition<br />

gegen die Regierung einen zum Feind<br />

der Demokratie disqualifiziert, na und! Dann<br />

ist man eben einer. Oder stellt sich zumindest<br />

schamarmneben einen. Istder Ruferst<br />

ruiniert, hey,hey,lebt es sich ganz ungeniert.<br />

Das ist ernst und endet nicht, wenn der<br />

Schieri abpfeift. Eine Partei spiegelt dieses<br />

Phänomen, sowohl in sich als auch nach außen.<br />

Im Osten ist sie die beliebteste von allen.<br />

Wasdas übrige Land betrifft, warten wir<br />

mal die nächste Konjunkturdelle ab. Mein<br />

Arzt sagt sowieso, ich soll nicht hüpfen. Die<br />

Bandscheiben.<br />

„Wir starten eine Initiative<br />

für Dialekt und Mundarten.<br />

Siealle wissen, dass Dialekt<br />

intelligenter macht,<br />

das sieht man an der<br />

bayerischen Staatsregierung<br />

jeden Tag.“<br />

Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern, am<br />

Dienstag nach der Sitzung des Kabinetts in München<br />

AUSLESE<br />

Kaum<br />

einsatzbereit<br />

Sollen sich deutsche Soldaten am Krieg<br />

in Syrien beteiligen? Die <strong>Zeitung</strong>en<br />

kommentieren entsprechende Planspiele<br />

im Bundesverteidigungsministerium.<br />

„Wahr ist, im Syrien-Konflikt hat der<br />

Westen viel falsch gemacht, genauso wahr<br />

ist aber auch, dass es nun, da der Konflikt<br />

so gut wie entschieden ist, keinen Grund<br />

mehr gibt, im letzten Augenblick noch<br />

Soldaten zu entsenden und sich aktiv am<br />

Kriegsgeschehen zu beteiligen“, schreibt<br />

das Straubinger Tagblatt.„Nichts wirddadurch<br />

besser. Deutschlands Stunde<br />

schlägt, wenn der Konflikt vorbei ist –als<br />

Vermittler mit guten Kontakten zu allen<br />

Beteiligten.“<br />

Auch die Osnabrücker <strong>Zeitung</strong> sieht einen<br />

deutschen Einsatz kritisch. „Es mag<br />

moralisch verführerisch sein, Syriens<br />

Machthaber im Fall eines Chemiewaffeneinsatzes<br />

unter Beteiligung der Bundeswehr<br />

militärisch zu maßregeln. Doch ist<br />

es politisch klug, juristisch machbar?“,<br />

heißt es dort. „Eine Beteiligung der Bundeswehr<br />

an möglichen Angriffen von<br />

Nato-Partnern inSyrien ist völkerrechtlich<br />

problematisch, solange es kein UN-<br />

Mandat dafür gibt.“<br />

„Die Gefahr, dass die Bundeswehr zur<br />

Hilfstruppe der Dschihadisten und Terroristen<br />

wird, die sich in Idlib mit ihren zivilen<br />

Geiseln verschanzt haben, scheint der<br />

Ministerin keine Skrupel zu bereiten“,<br />

schreiben die Nürnberger Nachrichten.<br />

„Eigenes Geltungsbedürfnis oder Druck<br />

aus Washington?“ Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Hilfreicher Dreck:<br />

Keime machen<br />

Kinder immun<br />

Seite 17<br />

Für Beamte –Der Bund will in Berlin Wohnungen bauen Seite 12<br />

Für Kranke –InKöpenick entsteht Berlins modernste Krebsklinik Seite 16<br />

Stadtbild<br />

Das Ende<br />

der „Kapelle“<br />

Martin Klesmann<br />

sieht Stammgäste vor<br />

verschlossenenTüren stehen<br />

An der Zionskirche in Mitte<br />

konnte man in den vergangenen<br />

Wochen auf ziemlich viele erstaunt<br />

dreinblickende Menschen treffen.<br />

Pärchen, ganze Gruppen oder auch<br />

einzelne Personen. Gemessenen<br />

Schrittes strebten sie auf jenes Eckhaus<br />

zu, in dem sich seit einem Vierteljahrhundert<br />

die „Kapelle“ befindet,<br />

tagsüber Café, abends Bar. Doch<br />

das Lokal, durch dessen hohe Fenster<br />

man einen schönen Blick auf die<br />

Kirche hat, war geschlossen. Eine<br />

schwere Metalljalousie war vor der<br />

sonst stets offenen Eingangstür heruntergelassen,<br />

jeden Tagfehlte drinnen<br />

ein Stück mehr Inneneinrichtung,<br />

wie man durch die Fenster beobachten<br />

konnte.<br />

Die Leute reagierten verblüfft,<br />

viele wollte es kaum glauben. Die<br />

„Kapelle“ war doch schon so lange<br />

hier, wie konnte sie plötzlich verschwinden?<br />

Tatsächlich mag sich die<br />

Gegend hier sonst radikal verändert<br />

haben. Aus grauen Mietskasernen<br />

wurden teils luxussanierte Altbauten<br />

mit Eigentumswohnungen, in fast<br />

jedem Eckladen befinden sich inzwischen<br />

Gastronomie oder Läden für<br />

Designerklamotten. Früher gab es<br />

nur einen Kurzwaren- und einen<br />

Obsthändler sowie eine Zoohandlung.<br />

Doch die „Kapelle“ war ähnlich<br />

wie eine Straße weiter die Bar<br />

„Schwarze Pumpe“ gleich nach der<br />

Wende da und hatte sich gehalten.<br />

Obwohl auch nur ein Vierteljahrhundert<br />

alt, gehörte sie mittlerweile<br />

zum Urgestein des Kiezes, in dem<br />

sich nach dem Ende der DDR ein radikaler<br />

Bevölkerungswandel vollzogen<br />

hatte. Neben bodenständigen<br />

Angeboten wie Bier und Quiches gab<br />

es in der „Kapelle“ als Spezialofferte<br />

auch diverse brasilianische Fruchtsäfte,<br />

weil einer der Betreiber von<br />

dortstammte.<br />

Da keinerlei Erklärung für das<br />

plötzliche Ende an der Tür zu finden<br />

war, spekulierten viele Anwohner<br />

und Stammgäste wild herum. Die<br />

beiden Betreiber, imwirklichen Leben<br />

ein Paar, hielten sich bedeckt.<br />

Sie bereiten ihren Umzug vor, womöglich<br />

nach Neukölln oder Kreuzberg.<br />

Fragte man sie, deuteten sie<br />

eine Melange aus verschiedenen<br />

Gründen an. Zum einen sei es sehr<br />

viel Arbeit gewesen, Urlaub fiel allzu<br />

oft flach. Sielegten meist selbst Hand<br />

an, mit dem eingestellten Personal<br />

waren sie offenbar in vielen Fällen<br />

nicht zufrieden. Dem Vernehmen<br />

nach war es zudem so, dass der Eigentümer<br />

des Hauses mal wieder gewechselt<br />

hatte und der Gewerbemietvertrag<br />

auslief. Mitte eben(d).<br />

Jetzt fragen sich die Leute in der<br />

Gegend, ob noch mal ein Café hier<br />

hineinkommt –oder ob daraus womöglich<br />

eine Eigentumswohnung<br />

wird. Das ist kein Witz, am Ende der<br />

Straße geschah das vor ein paar Jahren<br />

mit einer Kneipe namens „Laterne“,<br />

die alte Stampe wurde tatsächlich<br />

zurWohnung, die Eingangstür<br />

zugemauert.<br />

An den Außentischen der „Kappelle“<br />

konnte man an lauen Sommerabenden<br />

übrigens auch wunderbar<br />

draußen sitzen. Der baumgesäumte<br />

Zionskirchplatz lag dann<br />

zwar immer noch mitten in der<br />

Stadt, hatte aber etwas unwirklich<br />

Dörfliches.Nadann adé, „Kapelle“!<br />

In Wartestellung: Das Riesenrad steht still, der Dinosaurier liegt flach: Frühestens 2021 will das Land Berlin den Spreeparkals Kunst- und Kulturortwiedereröffnen. BENJAMIN PRITZKULEIT<br />

Für Kunst, Kultur und Schnapsideen<br />

Künstler fordern vom Senat die Hälfte des Spreepark-Geländes für sich. Am Sonnabend wird demonstriert<br />

VonStefan Strauß<br />

Auf dem Trockenen: Ausrangierte Fahrgeschäfte in einer Lagerhalle.<br />

1969 wird der Spreepark als<br />

Kulturpark Berlin eröffnet. Er<br />

ist der einzigeVergnügungspark<br />

der DDR und hat jährlich<br />

1,5 Millionen Besucher.<br />

1991 wird der Rummel privatisiert,<br />

der Senat entscheidet<br />

sich für die Hamburger<br />

Schaustellerfamilie Witte.<br />

KULTURPARK<br />

1996 wird ein Erbbaupachtvertrag<br />

unterzeichnet, 1998<br />

der Plänterwald zum Landschaftsschutzgebiet.<br />

Es<br />

kommen weniger Gäste.<br />

2001 kündigt der Betreiber<br />

den Pachtvertrag,Witte meldet<br />

Insolvenz an. Seit 2002<br />

liegt das Gelände brach.<br />

2014 kauft das Land Berlin<br />

die Erbbaupacht für zwei Millionen<br />

Euro zurück, alle<br />

Gläubiger verzichten auf viel<br />

Geld. Das landeseigene Unternehmen<br />

Grün Berlin übernimmt<br />

den Betrieb.<br />

Ab 2021 soll der Spreepark<br />

schrittweise wiedereröffnen.<br />

IMAGO<br />

Der Plan steht fest, so<br />

schien es jedenfalls bisher.<br />

Auf dem derzeit<br />

noch geschlossenen<br />

Spreeparkgelände soll in den kommenden<br />

Jahren ein riesiger Kunstund<br />

Kulturpark entstehen. So hat es<br />

der Senat erst kürzlich verkündet<br />

und für den Neustart auf dem Gelände<br />

des einstigen Vergnügungsparks<br />

an der Spree eine Summe von<br />

48 Millionen Euro aus dem „Sondervermögen<br />

für die wachsende Stadt“<br />

bereitgestellt. Von einem „Naturund<br />

Kulturpark für alle“ und einem<br />

„Ort für Überraschungen“ sprach<br />

Umweltsenatorin Regine Günther<br />

(parteilos,für Grüne) kürzlich.<br />

Doch nun protestieren ausgerechnet<br />

Künstler und Kulturgruppen<br />

der freien Szene gegen diese Pläne.<br />

Sie haben die Initiative „Offene Republik<br />

Spreepark“ gegründet und<br />

forderndie Hälfte des 23 Hektar großen<br />

Geländes für „Kunst, Kultur und<br />

Schnapsideen“. In einem Aufruf<br />

werfen sie dem Senat bei der bisherigen<br />

Planung des Geländes ein „undurchsichtiges<br />

und ausschließendes<br />

Verfahren“ vor. Sie kritisieren, der<br />

Spreepark werde zu einem „umzäunten<br />

und eintrittspflichtigen Disneyland“.<br />

Bis zur pompösen Eröffnung<br />

werdeim„stillen Kämmerlein“<br />

geplant.<br />

Katalin Gennburg, stadtentwicklungspolitische<br />

Sprecherin der Linken-Fraktion<br />

im Abgeordnetenhaus,<br />

unterstützt die Initiative, zu der<br />

Clubbetreiber, Künstler, Anwohner-<br />

Initiativen, Stadtplaner und Alternativbetriebe<br />

gehören. „Die bisherige<br />

Planung wirdder alternativen Kunstszene<br />

dieser Stadt nicht gerecht“,<br />

sagt sie. Niemand brauche eine<br />

zweite Internationale Gartenschau<br />

und eintrittsfinanzierte Attraktionen.<br />

Auf die schrittweise Eröffnung<br />

des Spreeparks ab dem Jahr 2021 will<br />

die Initiativejedenfalls nicht warten.<br />

„Gebt den Spreepark frei!“ lautet ihr<br />

Aufruf. Darin steht: „Der Spreepark<br />

muss schon jetzt ein Ort für unabhängige<br />

Kulturprojekte und für unbequeme<br />

Kunst werden. Es gilt, eine<br />

der letzten Freiflächen der Stadt für<br />

das Schrille, das Schräge, das Nicht-<br />

Eingängige, das Berlin ausmacht, zu<br />

reklamieren. Wir wollen einen Platz<br />

der Kreativität und des Ausprobierens.“<br />

Die Aktivisten planen an diesem<br />

Sonnabend eine Floß-Demo auf der<br />

Spree. Mit Schlauchbooten und Flößen<br />

wollen sie den Spreepark „umzingeln“.<br />

In einer Mail, die derzeit<br />

unter den Beteiligten kursiert und<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt, ist die<br />

Rede davon, sich „Aneignungsstrategien“<br />

zu überlegen. Man könne<br />

das Riesenrad mit Lametta behängen<br />

oder auch einen Bootsanleger<br />

bauen. „Wir zeigen miteinander,<br />

dass der Spreepark ein Ort des Umherschweifens<br />

ist und nicht des<br />

Spektakels“, heißt es in der Mail.<br />

Im Mai hatten der Senat und die<br />

landeseigene Grün Berlin GmbH<br />

nach jahrelanger Planung die neue<br />

Ausrichtung des Spreeparks vorgestellt.<br />

Klar war allen: Einen neuen<br />

Rummelplatz wird es dort nicht<br />

mehr geben, doch der morbide<br />

Charme des früheren Vergnügungsparks<br />

bleibt erhalten. Das Riesenrad<br />

soll sich wieder drehen, die demolierten<br />

Dinosaurier werden restauriert.<br />

Alle übrig gebliebenen Fahrgeschäfte<br />

bleiben stehen. So wird aus<br />

der Achterbahn Spreeblitz ein Spazierweg,<br />

ebenso aus der Wildwasserbahn.<br />

DasKarussell mit seinen riesigen<br />

Teetassen dient als Sitzgelegenheit<br />

für ein Café. Im 360-Grad-Kino<br />

sollen alte Filme aus dem Kulturpark<br />

gezeigt werden. Auch das Eierhäuschen,<br />

einst Ausflugslokal, wird wiedereröffnen.<br />

Künstler sollen auf dem<br />

Gelände Möglichkeiten zum Arbeiten<br />

und Ausstellen haben. „Berlin<br />

lebt von der Kultur“, hatte der Geschäftsführer<br />

von Grün Berlin,<br />

Christoph Schmidt, bei einem Rundgang<br />

mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> im vergangenen<br />

Jahr noch gesagt. „Und<br />

das schrille Berlin braucht einen geschützten<br />

Ort.“<br />

Davon sind die Aktivisten der<br />

Spreepark-Republik nicht überzeugt.<br />

„Die schrille Szene Berlins hat<br />

diesen Prozess nicht begleitet“, sagt<br />

Katalin Gennburg. Im Aufruf schreiben<br />

die Initiatoren, es brauche keinen<br />

umzäunten Vergnügungspark,<br />

der vermeintlich „das quirlige Berlin“<br />

vermarke und dabei doch nur<br />

„eingeschlafene Füße“ produziere.<br />

Kulturelle Nutzungnoch unklar<br />

Kultursenator Klaus Lederer (Linke)<br />

unterstützt den Aufruf der Spreepark-Initiative.<br />

„Ineiner Stadt, in der<br />

Räume für Kunst und Kultur unter<br />

einem enormen Verwertungsdruck<br />

stehen, istjede Initiativeein Gewinn,<br />

die sich der Schaffung von Räumen<br />

und Freiräumen für Kunstschaffende<br />

verschrieben hat“, sagte sein<br />

Sprecher Daniel Bartsch auf Anfrage<br />

der<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Welche Möglichkeiten sich konkret<br />

böten, könne derzeit aber nicht<br />

gesagt werden, so Bartsch. Derzeit<br />

erarbeite Grün Berlin ein Realisierungskonzept,<br />

danach würden Kultur-<br />

und Umweltverwaltung die<br />

„kunst- und kulturspezifischen Aspekte“<br />

abstimmen.<br />

„Esgeht um eine soziale,kulturell<br />

anspruchsvolle undgenossenschaftliche<br />

Nutzung des Geländes“, sagt<br />

Linken-Abgeordnete Gennburg.<br />

„Und nicht umdie nächste langweilige<br />

Eventbude fürTagestouristen.“<br />

NACHRICHTEN<br />

Autozulassungen wieder<br />

ohne Wartezeit<br />

Beiden <strong>Berliner</strong> Kfz-Zulassungsstellen<br />

können Autos mittlerweile wieder<br />

ohne größereWartezeit angemeldet<br />

werden. DerBearbeitungsrückstau<br />

sei in den vergangenenWochen<br />

auf null reduziertworden,<br />

sagte die Staatssekretärin für Informations-<br />

und Kommunikationstechnik,<br />

Sabine Smentek, der RBB-<br />

Abendschau. Termine in den Zulassungsstellen<br />

könnten wieder voneinem<br />

Tagauf den anderen über das<br />

Internet gebucht werden. Dafür<br />

seien in den vergangenen Wocheninsgesamt<br />

34 Mitarbeiter zusätzlich<br />

eingestellt worden. (dpa)<br />

Berlin bekommt einen<br />

Bürgerbeauftragten<br />

Menschen in Berlin, die unzufrieden<br />

mit der Arbeit vonPolitik und Behörden<br />

sind, können sich in absehbarer<br />

Zeit an einen Bürgerbeauftragten<br />

wenden. Derzeit erarbeite die rotrot-grüne<br />

Koalition einen entsprechenden<br />

Gesetzentwurf, sagte SPD-<br />

Vizefraktionschef Andreas Kugler.<br />

Dieneue Funktion schließt auch das<br />

Amt eines Polizeibeauftragten ein.<br />

Dieser soll sowohl Ansprechpartner<br />

für Bürger sein als auch für Polizisten,<br />

die Missstände innerhalb der<br />

Behörden sehen. (dpa)<br />

Hausbesetzer<br />

dürfen länger bleiben<br />

DieHausbesetzer in der Großbeerenstraße<br />

17a in Berlin-Kreuzberg<br />

dürfen länger bleiben, als bislang<br />

vereinbart. „Der Nutzungsvertrag<br />

wirdverlängertbis zum 14. Oktober<br />

2018“, sagte die Grünen-Abgeordnete<br />

Katrin Schmidberger am Dienstag.<br />

Am Wochenende hatten die<br />

Hauseigentümer und Besetzer zunächst<br />

eine Frist bis 14. September<br />

ausgehandelt. Jetzt wollen die Besetzermit<br />

der Eigentümerin, der „Aachener<br />

Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft<br />

mbh“, über die Nutzung<br />

des Hauses verhandeln. (dpa)<br />

So sehen die neuen<br />

<strong>Berliner</strong> Toiletten aus<br />

Eingrauer Klotz: So sieht der Prototyp<br />

für mehr als 200 öffentlicheToiletten<br />

aus,die in den kommenden JahreninBerlin<br />

gebaut werden sollen.<br />

EinBild vomstillen Örtchen können<br />

sich Neugierige bis Mittwoch am<br />

Molkenmarkt machen. In Sichtweite<br />

des RotenRathauses steht dasWC<br />

dortauf einem weißen Podest. Betrieben<br />

werden sollendie meistenToiletten<br />

weiterhin vomUnternehmen<br />

Wall.Werunterwegs mal muss,soll<br />

auch in Zukunft 50 Cent zahlen.Wall<br />

hatte sich in einer europaweiten Ausschreibung<br />

durchgesetzt. (dpa)<br />

Das stille Örtchen –ein Betonbrocken in<br />

Grau.<br />

BLZ/SCHLÖSSER


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />

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Berlin<br />

„Wir können den Senat<br />

sofort übernehmen“<br />

CDU-Fraktionschef Burkard Dregger,seit knapp 100 Tagen im<br />

Amt, zeigt sich selbstbewusst: Seiner Union fehlten weder<br />

Konzepte noch Köpfe, sagt er –nur das Vertrauen der Wähler<br />

Ich liebe mein Land, sagt Burkard Dregger.Der 54-jährige Konservative will gemeinsam mit der eher liberalen <strong>Berliner</strong> CDU-Vorsitzenden, Kulturstaatsministerin Monika Grütters, wieder Mehrheiten für die Union in der Hauptstadt holen.<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Gerade erst war er in Israel<br />

auf einer Privatreise.Und<br />

ist noch voll davon: Burkard<br />

Dregger erzählt von<br />

der Grabeskirche in Jerusalem, von<br />

der Stelle am Jordan, wo Jesus getauft<br />

worden sein soll, vonder Holocaust-Gedenkstätte<br />

Yad Vashem.<br />

Dann aber geht es um Berlin. Und<br />

um sein Spezialgebiet: Sicherheit.<br />

Herr Dregger, Polizei und Staatsanwaltschaft<br />

gehen in jüngster Zeit<br />

deutlich entschlossener gegen die organisierte<br />

Kriminalität von Clanstrukturen<br />

vor, Schwerpunkt Neukölln.<br />

Alles richtig so? Oder hätte ein<br />

CDU-Innensenator es anders und<br />

besser gemacht?<br />

Ich freue mich über jeden Erfolg<br />

im Kampf gegen die organisierte Kriminalität.<br />

DiePolizei hat meine volle<br />

Unterstützung. Auch der ehemalige<br />

CDU-Innensenator Henkel hat erfolgreiche<br />

Polizeiarbeit gegen diese<br />

Verbrecher ermöglicht. Damals lag<br />

ein Fokus auf der Bekämpfung der<br />

Rocker-Kriminalität. So ist zum Beispiel<br />

der gefährlichste Rockerverein,<br />

Hells Angels MC, der in meinem<br />

Wahlkreis seinen Sitz hatte,verboten<br />

und geräumt worden. Derhohe polizeiliche<br />

Ermittlungsdruck hat Erfolge<br />

gebracht. Er muss aufrechterhalten<br />

werden.<br />

Jetzt ist ein Clan-Mitglied auf offener<br />

Straße offenbar hingerichtet worden.<br />

Wie lassen sich diese Bandenkriege<br />

aus Ihrer Sicht eindämmen, bevor<br />

auch Unbeteiligte betroffen sind?<br />

Wir müssen erkennen, dass die<br />

Polizei derzeit nicht über die Mittel<br />

verfügt, die sie benötigt. Sie hat wegen<br />

des Stellenabbaus der rot-roten<br />

Koalition bis 2011 immer noch zu<br />

wenig Polizeibeamte, etwa für Observationen.<br />

Und unsere Beamten<br />

verfügen nicht einmal über das<br />

Recht, zur Gefahrenabwehr die Telefone<br />

der Verbrecher zu überwachen.<br />

Das gibt es in keinem anderen Bundesland!<br />

Um das zu ändern, hat die<br />

CDU-Fraktion einen umfangreichen<br />

Gesetzesantrag in das Abgeordnetenhaus<br />

eingebracht. Aber die rotrot-grüne<br />

Koalition verweigertsich.<br />

Innensenator Andreas Geisel (SPD)<br />

hat jetzt einen eigenen Gesetzentwurf<br />

für erweiterte Polizeibefugnisse angekündigt,<br />

der bei Rot-Rot-Grün bereits<br />

für Streit sorgt, ohne überhaupt vorzuliegen.<br />

Daran sehen Sie, dass diese Koalition<br />

in wichtigen Fragen handlungsunfähig<br />

ist. Es wird immer<br />

noch viel zu wenig gebaut. DieWohnungsnot<br />

steigt. Der Nachwuchs an<br />

Polizisten, Lehrern und Erziehern<br />

ist nicht sichergestellt. Der Bau und<br />

die Sanierung von Schulen und Polizei-<br />

und Feuerwehrwachen<br />

kommt nicht voran. Die Feuerwehr<br />

ist nur teilweise einsatzfähig, ihre<br />

Fahrzeuge sind überaltert. Ausbau<br />

des ÖPNV: Fehlanzeige. Dabei<br />

schwimmt die Koalition im Geld<br />

und setzt dennoch nichts um.<br />

Senator Geisel hat in der Schießstandaffäre<br />

kein Disziplinarverfahren<br />

gegen die damalige Vize-Polizeichefin<br />

Koppers eröffnet –und zwar<br />

trotz strafrechtlicher Ermittlungen<br />

gegen sie, was zumindest unüblich<br />

ist. Geisel beruft sich auf seinen Ermessensspielraum<br />

–zuRecht aus IhrerSicht<br />

als Jurist?<br />

Jede im Dienst begangene Straftat<br />

ist ein Dienstvergehen. Wenn die<br />

Staatsanwaltschaft einen Anfangsverdacht<br />

für eine Straftat sieht, liegt<br />

auch ein Anfangsverdacht für ein<br />

Dienstvergehen vor. Die Staatsanwaltschaft<br />

sieht offenbar einen solchen<br />

Anfangsverdacht. Sonst würde<br />

sie nicht strafrechtlich ermitteln.<br />

Aber die Namen der Beschuldigten,<br />

Ex-Polizeivizechefin Margarete Koppers<br />

und Ex-Polizeipräsident Klaus<br />

Kandt, sind erst im Nachhinein<br />

durch eine namentliche Strafanzeige<br />

von Polizisten ins Spiel gekommen.<br />

Zuvor wurde gegen Unbekannt ermittelt.<br />

Und ob jemand wirklich<br />

strafrechtlich Verantwortung trägt<br />

für die mutmaßlich krankmachenden<br />

Pulverdämpfe in den Schießständen,<br />

ist völlig unklar.<br />

Auch ohne strafrechtliche Verantwortlichkeit<br />

kann ein Dienstvergehen<br />

vorliegen. Die Klärung dessen<br />

ist ja Aufgabe des Disziplinarverfahrens.Wenn<br />

der Innensenator<br />

ein Disziplinarverfahren verhindert,<br />

kann sie nicht geklärt werden.<br />

Herr Geisel hat darauf verwiesen,<br />

dass die erforderlichen Informationen<br />

nicht vorgelegen hätten, um<br />

eine Entscheidung über ein Disziplinarverfahren<br />

zu treffen. Das trifft<br />

aber nicht zu. Die Akten sind Akten<br />

seiner Polizeibehörde. Und die<br />

Staatsanwaltschaft hatte den Innensenator<br />

auch ihrerseits informiert.<br />

Sie haben damals die Polizisten persönlich<br />

unterstützt, die Anzeige erstattet<br />

haben. Hätte nicht auch gegen<br />

den CDU-Mann Kandt ein Disziplinarverfahren<br />

eröffnet werden müssen?<br />

Seltsam, das fordertkeiner.<br />

Meine Unterstützung der betroffenen<br />

Polizeibeamten ist völlig unabhängig<br />

von der Frage, wer für ihre<br />

Gesundheitsbeeinträchtigungen<br />

verantwortlich ist. Nach den mir vorliegenden<br />

Informationen sind der<br />

Polizeiführung die Gesundheitsgefahren<br />

an den Schießständen zu einem<br />

Zeitpunkt bekannt geworden,<br />

als Herr Kandt nicht im Amt war,<br />

Frau Koppers aber schon. Reagiert<br />

worden ist aber erst nach Kandts Ernennung.<br />

Der Innensenator sollte<br />

endlich Klarheit schaffen.<br />

Herr Dregger,Sie sind seit drei Monaten<br />

Fraktionsvorsitzender der CDU<br />

im Abgeordnetenhaus. Kürzlich haben<br />

Sie für die nächste Berlin-Wahl<br />

das Ziel Ihrer Union mit „30 plus x“<br />

konkretisiert. MitVerlaub, aber müssen<br />

Sie danicht selber lachen? Die<br />

CDU steht derzeit bei 19 Prozent.<br />

Unser Potenzial liegt bei deutlich<br />

mehr.Als mein Vater 1967 in Hessen<br />

Landesvorsitzender der CDU<br />

wurde, dastand die hessische CDU<br />

bei 25 Prozent. Da hat er erklärt,<br />

man wolle die Mehrheit – und er<br />

wurde belächelt. Bei der ersten<br />

Wahl 1970 holte er dann mehr als 39<br />

Prozent, bei der zweiten Wahl gut 47<br />

Prozent. Ich sage nicht, dass es jetzt<br />

genauso läuft. Aber es ist vieles<br />

möglich, was man anfangs noch für<br />

unmöglich hält.<br />

Für eine Regierungsmehrheit hat es<br />

damals trotzdem nicht gereicht. Und<br />

ZUR PERSON<br />

im Hessischen Landtag gab es drei<br />

Parteien. Im Abgeordnetenhaus von<br />

Berlin sind es heute sechs.<br />

Ich bin überzeugt, dass wir als<br />

CDU der Hauptstadt eine Menge erreichen<br />

können. Wenn wir unser<br />

Profil schärfen und ehrlich sagen,<br />

wofür wir stehen, dann werden wir<br />

auch das Vertrauen zurückgewinnen.<br />

Ich bin sicher, dass wir bei Anhängern<br />

und Wählern der AfD wieder<br />

Stimmen holen können. Und<br />

den Rest von den Nichtwählern. Bei<br />

der SPD ist ja nichts mehr zu holen.<br />

DerSPD geht es grottenschlecht, aber<br />

auch die CDU zeigt auf Bundesebene<br />

durchaus Spaltungstendenzen. Wo<br />

stehen Sie? Sind SieMerkelianer oder<br />

Merkel-Kritiker?<br />

Burkard Dregger ist seit drei Monaten CDU-Fraktionschef imAbgeordnetenhaus.Am Dienstag<br />

wurde er imAmt bestätigt –mit soliden 82,4 Prozent.Allerdings zeigte sich die Fraktion bei den<br />

Vorstandswahlen mit teils knappen Ergebnissen derStellvertreter auch gespalten. Ursprünglich<br />

wollte Ex-Sozialsenator Mario Czaja den Chefpostennach demAbtritt vonFlorianGraf übernehmen.<br />

AufIntervention der CDU-Landeschefin Monika Grütterszog Czaja zurück. Zugunsten vonDregger.<br />

Der Jurist und Katholik, geboren 1964 in Fulda, hat sich bisher als konservativer Innenpolitikerhervorgetan,<br />

ohne Hardliner zu sein. Der 54-Jährigeist der Sohn Alfred Dreggers vomalten<br />

nationalkonservativen Flügel der Union, den „Stahlhelmern“.<br />

Ich kann mit solchen Zuschreibungen<br />

wenig anfangen. Ich bin ein<br />

leidenschaftlicher Verfechter von<br />

Recht und Ordnung und diene gerne<br />

meinem Land, das ich liebe. ImÜbrigen<br />

interessieren mich eher die Alltagssorgen<br />

der <strong>Berliner</strong>.<br />

Hätten wir jetzt Frau Grütters gefragt,<br />

würde die Eloge auf Merkel deutlich<br />

länger dauern und viel euphorischer<br />

klingen.<br />

Jeder hat seine Akzente.Ich diene<br />

meinem Land. Und ich unterstütze<br />

die gewählte Bundeskanzlerin –aber<br />

wenn nur dieser Satz von mir zitiert<br />

würde,wäredas eineVerkürzung. Ich<br />

habe hohen Respekt vor ihrer Leistung<br />

als Regierungschefin. Und das,<br />

was jetzt teilweise an Merkel-Kritik<br />

stattfindet, übersteigt jedes angemessene<br />

Maß. Dasist nicht mehr rational.<br />

Trotzdem müssen wir auch<br />

selbstkritisch mit einigen unserer<br />

Entscheidungen auf Landes- und<br />

Bundesebene umgehen.<br />

Rot-Rot-Grün ist als Landesregierung<br />

vergleichsweise unbeliebt. Warum<br />

laufen die Menschen nicht in Scharen<br />

zur CDU?<br />

Ich sagte es schon: Wasuns noch<br />

fehlt, ist das Vertrauen. Uns fehlen<br />

nicht die Ideen zu den wichtigen<br />

Themen Bauen, Wohnen, Schule,innere<br />

Sicherheit, Verkehr. Esmangelt<br />

auch nicht an Köpfen, denn wir haben<br />

eine sehr starke Fraktion mit vielen<br />

Leistungsträgern. Wir könnten<br />

jeden einzelnen Senatsposten doppelt<br />

besetzen, und zwar deutlich<br />

besser als jetzt. Dasmeine ich ernst.<br />

Wersäße denn so alles im CDU-Senat<br />

unter einer Regierenden Bürgermeisterin<br />

Grütters? Sieals Innensenator?<br />

Ich werde jetzt sicher keine Namen<br />

für Positionen nennen, die wir<br />

nicht errungen haben. Aber schauen<br />

Sie sich unter den Fachpolitikern in<br />

der CDU-Fraktion um. Wir haben<br />

hervorragende Leute.<br />

Sie tragen schon dick auf, finden Sie<br />

nicht? Wäre mehr Bescheidenheit<br />

nicht sogar glaubwürdiger?<br />

Wirmüssen uns nicht verstecken.<br />

Die CDU hat sich personell völlig<br />

neu aufgestellt.Wirkönnten die Landesregierung<br />

sofortübernehmen.<br />

Mutmaßlich brauchen Sie dafür<br />

noch Koalitionspartner –der schleswig-holsteinische<br />

Ministerpräsident<br />

Daniel Günther,CDU, hat jüngst eine<br />

interessante Überlegung angestellt:<br />

Im Osten Deutschlands, fand er,<br />

müsste die CDU auch mit der Linken<br />

über Koalitionen reden. Aufkommunaler<br />

Ebene gibt es sie ja längst. Bald<br />

auch im Senat vonBerlin?<br />

Eine Zusammenarbeit mit der<br />

Linkspartei halte ich in Berlin für<br />

ausgeschlossen. Das hat für mich<br />

aber keine ideologischen Gründe,<br />

sondern inhaltliche. Schauen Sie<br />

sich die Haltung der <strong>Berliner</strong> Linkspartei<br />

etwa in der Flüchtlingspolitik<br />

an: „Jede Abschiebung ist eine zu<br />

viel“, ist dortBeschlusslage.Soetwas<br />

ist absurd, daher kann es auch keine<br />

Zusammenarbeit geben. Jeder Vorschlag,<br />

die Sicherheitslage Berlins an<br />

die Bedrohungslage anzupassen,<br />

wird von den Linken per se abgelehnt.<br />

Da brauchen wir keine Gespräche,<br />

um die Unvereinbarkeit<br />

festzustellen.<br />

Für Koalitionen werden Kompromisse<br />

ausgehandelt. Warum sollte es<br />

nicht auch in der Migrationspolitik<br />

möglich sein, dass sich Linke und<br />

CDU pragmatisch einigen?<br />

Ich sehe da keine Kompromisslinie.<br />

Und das ist nicht ideologisch<br />

gedacht: In meinem Wahlkreis gibt<br />

es Menschen, die haben mit Zweitstimme<br />

die Linke gewählt, mit der<br />

Erststimme aber Dregger. Ich habe<br />

wirklich keine Berührungsängste,<br />

aber ich werde die Unterschiede<br />

auch nicht kleinreden. Im persönlichen<br />

Umgang schätze ich einige<br />

Kollegen aus der Linkspartei. Aber<br />

für Koalitionen muss es einige gemeinsame<br />

Vorstellungen davon geben,<br />

wo man die Stadt in den nächsten<br />

Jahren sieht. Da ist das Thema<br />

Sicherheit nur eines.<br />

Bei der AfD hätten Sie inpuncto Sicherheit<br />

kein Problem mit Schnittmengen.<br />

Das Problem liegt dort ganz woanders.<br />

Inder AfD mögen ja auch<br />

Menschen sein, mit denen zu reden<br />

ist. Aber in sozialen Netzwerken<br />

und anderswo liest man dann Äußerungen,<br />

die nicht mit einem anständigen<br />

Demokraten in Übereinstimmung<br />

zu bringen sind. Da soll<br />

erkennbar mit falschen Behauptungen<br />

schlechte Stimmung geschaffen<br />

und Unruhe gestiftet werden, nicht<br />

selten sind es sogar Nazi-Parolen.<br />

Undwenn die AfD jetzt in Chemnitz<br />

und Köthen gemeinsam mit Rechtsextremisten<br />

auf die Straße geht, erledigt<br />

sie das endgültig als Gesprächspartner.<br />

Trotzdem ist die innereSicherheit inklusive<br />

der Flüchtlingspolitik das<br />

Feld, auf dem die AfD der Union am<br />

meisten Konkurrenz macht. Wie gefährlich<br />

ist dies für die CDU Berlin?<br />

Überhaupt nicht gefährlich. Wir<br />

als Union müssen sagen, wofür wir<br />

stehen, das ist unsere Aufgabe.<br />

Dazu brauchen wir aber nicht auf<br />

die AfD zu schauen. Wir haben uns<br />

nach der Wahlniederlage vor knapp<br />

zwei Jahren vorgenommen, unser<br />

Profil wieder zu schärfen. Denn das<br />

war uns davor, inder Koalition mit<br />

den Sozialdemokraten, nicht mehr<br />

gelungen. Und die Leute bekamen<br />

das Gefühl, das ist doch alles das<br />

Gleiche.Das stimmt aber nicht.<br />

Das Gespräch führten Jan Thomsen<br />

und Andreas Kopietz.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 11 *<br />

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Berlin<br />

Das Risiko-Papier<br />

SPD-Fraktionsspitze fordert für <strong>Berliner</strong> Mitarbeiter im öffentlichen Dienst Gehälter und Besoldungen auf Bundeshöhe. Finanzsenator Kollatz (SPD) warnt davor<br />

VonJan Thomsen<br />

Was für ein Einstieg:<br />

„Unser Berlin entwickelt<br />

sich dank sozialdemokratischer<br />

Politik<br />

zur führenden, lebens- und liebenswerten<br />

Metropole.“ Wer einen<br />

Text so beginnt, sollte einiges an<br />

Kohle nachfeuern, sonst gerät die<br />

Aufmerksamkeitsspanne rasch unter<br />

Druck. Und tatsächlich: Auf diesen<br />

seit Tagen als „Geheimpapier“<br />

kommunizierten fünf Seiten, beschlossen<br />

von der Abteilungsversammlung<br />

der SPD Alt-Pankow,<br />

sind Hunderte von Millionen Euro<br />

versteckt, die in erster Linie an die<br />

rund 120 000 Landesbediensteten<br />

sowie die mehr als 50 000 Beschäftigten<br />

in landeseigenen Unternehmen<br />

ausgezahlt werden sollen. Wie<br />

viel Geld es genau ist, bleibt leider<br />

offen. Fest steht: Es ist sehr viel.<br />

Formal nur ein Parteitagsantrag<br />

Das Papier, formal nicht mehr als<br />

ein einfacher Antrag für den kommenden<br />

SPD-Landesparteitag im<br />

November, wurde höchst geschickt<br />

lanciert, zuerst an die Bild-<strong>Zeitung</strong>,<br />

und mit dem Zusatz aus anonymer<br />

Quelle versehen, es mache gerade<br />

die Runde in der Partei und sorge<br />

für viel Aufregung. Das wäre für einen<br />

Antrag irgendeines Ortsvereins<br />

zunächst einmal ungewöhnlich, um<br />

nicht zu sagen: unglaubwürdig.<br />

Doch die Urheber der Forderungen<br />

Feuerwehrleute hielten im März vor dem Roten Rathaus eine Mahnwache ab –gegen schlechte Arbeitsbedingungen und für bessere Bezahlung.<br />

ließen sich schnell und gern identifizieren:<br />

Es ist der Fraktionsvorsitzende<br />

aus dem Abgeordnetenhaus,<br />

Raed Saleh, und sein parlamentarischer<br />

Geschäftsführer Torsten<br />

Schneider, bekannt als Experte für<br />

Haushalts- und Finanzfragen –etwas<br />

weniger bekannt gleichwohl als<br />

Vizechef der SPD-Abteilung Alt-<br />

Pankow, wo auch sein Wahlkreis<br />

liegt. Bei soviel Prominenz ist klar:<br />

Die Sache kann nicht ignoriert werden.<br />

So kam es am Dienstag zur mutmaßlich<br />

historischen Premiere, dass<br />

ein Senator der rot-rot-grünen Landesregierung<br />

in der Senatspressekonferenz<br />

auf Anfrage Stellung<br />

nahm zum Antrag eines Ortsvereins<br />

seiner Partei. Er habe das Papier jetzt<br />

erhalten, sagte Finanzsenator Matthias<br />

Kollatz (SPD) –und wies damit<br />

zugleich das Gerücht zurück, er und<br />

sogar der Regierende Bürgermeister<br />

Michael Müller, zugleich SPD-Parteichef,<br />

seien irgendwie vorabdaran<br />

beteiligt gewesen. Kollatz erklärte,er<br />

wolle sich dazu konkreter erst in ein<br />

paar Tagen äußern, wenn er erste<br />

Kostenberechnungen abgeschlossen<br />

habe. Doch er ließ mit ein paar<br />

Anmerkungen deutlich durchblicken,<br />

mit welchem Gefühl er sich<br />

durch die insgesamt zehn Forderungen<br />

aus dem Schneider-Saleh-Papier<br />

gearbeitet hat: nämlich mit, sagen<br />

wir,allergrößter Skepsis.<br />

Wichtigster Punkt dabei: Der Antrag<br />

fordert, die Einkommen aller<br />

DPA/PAUL ZINKEN<br />

Landesbediensteten, in Senatsverwaltungen<br />

ebenso wie in den Bezirken,<br />

komplett an das Bundesniveau<br />

anzupassen, also an die deutlich höheren<br />

Gehälter und Besoldungen,<br />

die Bundesbehörden zahlen. Und<br />

dies „noch in dieser Legislaturperiode“,<br />

das heißt: bis 2021.<br />

Bisher war dies lediglich eine Forderung<br />

der CDU, die damit den öffentlichen<br />

Dienst attraktiver machen<br />

will. Politiker der rot-rot-grünen<br />

Koalition hatten dies bisher stets<br />

als unbezahlbar abgelehnt. Stattdessen<br />

verabredete Rot-Rot-Grün, bis<br />

2021 die Beamtenbesoldung zumindest<br />

erst einmal an den Durchschnitt<br />

der Bundesländer heranzuführen.<br />

Die Gehälter der Angestellten sind<br />

bereits –nach den bitteren Jahren<br />

des „Solidarpakts“, der eine Einbuße<br />

von zehn Prozent und gleich hoher<br />

Arbeitszeitverkürzung bedeutete –<br />

wieder auf diesem Niveau. Schätzungen<br />

zufolge liegt das Bundesniveau<br />

insgesamt um zwölf Prozent<br />

höher als jetzt. Das wäre allerdings<br />

eine freiwillige Erhöhung in kurzer<br />

Zeit, wie es sie seit Jahrzehnten nicht<br />

mehr gegeben hat.<br />

Finanzsenator Kollatz warnte am<br />

Dienstag eindringlich davor, mit einem<br />

solchen Schritt den Länderfinanzausgleich<br />

in Gefahr zu bringen:<br />

Wenn Berlin, das zuletzt mehr als<br />

vier Milliarden Euro aus dem Ländertopf<br />

erhielt, auch mit diesem<br />

Geld Personal aus anderen Ländern<br />

anzieht, gäbe es eine schwierige Debatte.<br />

„Werdas riskiert, riskiert viel<br />

für Berlin“, sagte Kollatz. Zudem<br />

könne die Hauptstadt nicht damit<br />

rechnen, dass auch künftig die<br />

Mehreinnahmen so reichlich fließen<br />

wie jetzt, also stets Überschüsse erzielt<br />

werden, die jetzt schon wieder<br />

zu verplanen sind.<br />

Ab 2020, sagte Kollatz, forderedie<br />

Schuldenbremse außerdem auch<br />

Tilgungen in beträchtlicher Höhe.<br />

Genaueres, wie gesagt, erst in ein<br />

paar Tagen.<br />

Ingenieure arbeiten<br />

an Plan Bfür die neue U5<br />

Eröffnung eines U-Bahnhofs könnte sich verzögern<br />

Shopping-Erlebnis!<br />

VonPeter Neumann<br />

Schmuckstück: 6750 Lichtpunkte leuchten<br />

im U-Bahnhof Museumsinsel. MAX DUDLER<br />

Berlin ist nicht der BER. Es gibt<br />

auch Verkehrsprojekte, die<br />

funktionieren –zumindest bislang.<br />

Dazu gehört die Verlängerung der<br />

U-Bahn-Linie U5 in Mitte. Dessen<br />

Technik-Chef Jörg Seegers hat nun<br />

bekräftigt, dass der Zugbetrieb auf<br />

der Neubaustrecke aus heutiger<br />

Sicht wie geplant Ende 2020 beginnen<br />

kann. Es gibt aber auch etwas<br />

Neues zu berichten. Möglich ist,<br />

dass die U-Bahnen eine der drei<br />

neuen Stationen zunächst ohne<br />

Stopp passieren müssen, weil dort<br />

noch gebaut wird, sagte Seegers.<br />

Für den U-Bahnhof Museumsinsel<br />

werdeein Plan Bausgearbeitet.<br />

2,2 Kilometer lang ist die Lücke<br />

im U-Bahn-Netz, die für 525 Millionen<br />

Euro geschlossen wird. Künftig<br />

soll die U5 aus Hönowüber den Alexanderplatz<br />

hinaus zum Hauptbahnhof<br />

fahren. „Beim Bau haben<br />

wir auch im U-Bahnhof Museumsinsel<br />

wichtige Etappen geschafft“, so<br />

Seegers. Um den grundwasserreichen<br />

Boden zu stabilisieren, wurde<br />

der Boden zwischen den Baugruben<br />

Ostund West vereist –erfolgreich.<br />

„ImUntergrund ist ein 28 000 Kubikmeter<br />

großer Eiskörper entstanden,<br />

der auch bei fast 40 Grad Celsius<br />

Sommertemperatur an der Oberfläche<br />

stabil geblieben ist“, erklärte der<br />

Technik-Geschäftsführer der Projektrealisierungsgesellschaft<br />

U5.„Inzwischen<br />

haben es die Bauleute<br />

auch geschafft, im vereisten Boden<br />

zwischen den beiden Tunnelröhren<br />

den Mittelstollen zu graben. Dort<br />

werden jetzt Sohle,Wände und Säulen<br />

betoniert.“ DieBauarbeiter kommen<br />

gut voran, sagte der Geologe.<br />

„Aber da immer noch das Ausweiten<br />

der Seitenstollen voruns liegt, arbeiten<br />

wir auch an einem Plan B“, berichtete<br />

er. Dazu gehöre, „dass die<br />

Züge anfangs den U-Bahnhof Museumsinsel<br />

ohne Halt durchfahren, weil<br />

im oberen Teil des Bahnhofs und an<br />

der Oberfläche möglicherweise noch<br />

Arbeiten abzuschließen sind. So können<br />

wir gewährleisten, dass wir 2020<br />

in Betrieb gehen.“ Dem Vernehmen<br />

nach rechnen die Planer damit, dass<br />

der U-Bahnhof Museumsinsel spätestens<br />

im ersten oder zweiten Quartal<br />

2021 ans Netz geht. Dagegen<br />

könnten die beiden anderen Stationen,<br />

Rotes Rathaus und Unter den<br />

Linden, nach jetzigem Stand schon<br />

Ende 2020 eröffnet werden –zusammen<br />

mit der Tunnelstrecke in Mitte.<br />

Anders als beim BER<br />

„ImZeitplan gibt es keine großen Reservenmehr.Doch<br />

wir gehen weiterhin<br />

davon aus, dass der U-Bahn-Betrieb<br />

auf dem neuen Abschnitt wie<br />

geplant im Dezember 2020 beginnt“,<br />

bestätigte Jörg Seegers. „Dann bekommt<br />

Berlin eine neue Ost-West-<br />

Verbindung, die den S-Bahn-Verkehr<br />

auf der Stadtbahn entlastet, zusätzlicheVerbindungen<br />

und Umsteigemöglichkeiten<br />

schafft.“<br />

Wasunterscheidet das Vorhaben<br />

U5 von früheren Stadien des Pannenprojekts<br />

BER? Seegers: „Auch an<br />

die Projektrealisierungsgesellschaft<br />

U5 wurden Änderungswünsche herangetragen.<br />

Doch ab einem bestimmten<br />

Zeitpunkt haben wir keine<br />

Änderungen mehr zugelassen und<br />

uns darauf konzentriert, was im Rahmen<br />

des Planfeststellungsverfahrens<br />

festgesetzt worden war. Das scheint<br />

die richtige Strategie zu sein.“<br />

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12 ** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Kind schwer verletzt.<br />

Einneunjähriges Mädchen ist bei einem<br />

Unfall in Mitte schwer verletzt<br />

worden. Nach Angaben vonZeugen<br />

rannte es in der Habersaathstraße<br />

zwischen geparkten Autos hindurch<br />

auf die Fahrbahn. Ein19-jähriger<br />

Skoda-Fahrer,der aus Richtung<br />

Scharnhorststraße kam, soll noch<br />

starkgebremst haben, bevor es zum<br />

Unfall kam. DasMädchen erlitt<br />

schwereVerletzungen am ganzen<br />

Körper und kam zur stationären Behandlung<br />

in eine Klinik. DerAutofahrer<br />

erlitt einen Schock.<br />

Hebebühne touchiert.<br />

BeiArbeiten an einer Straßenlaterne<br />

ist ein 54-Jähriger aus einem Hubkorb<br />

auf den Gehweg in Neukölln gefallen.<br />

Er verletzte sich schwer und<br />

wurde in ein Krankenhaus gebracht.<br />

Nach ersten Erkenntnissen hatte der<br />

Mann am Montagmorgen eine Hebebühne<br />

unter einer Autobahnbrücke<br />

auf dem Gehweg abgestellt, um<br />

an der Lampe zu arbeiten. Als ein<br />

Lastwagenfahrer vonder Autobahn<br />

kam und auf die Buschkrugallee abbog,<br />

touchierte dieser den Hubwagen.<br />

Dabei stürzte der Mann ab.<br />

Mehrere Knochenbrüche.<br />

MehrereFrakturen im Gesicht hat<br />

am Montagabend ein Radfahrer in<br />

Mitte erlitten. Laut Polizei war der<br />

26-Jährige entgegen der Fahrtrichtung<br />

auf der Friedrichstraße in Richtung<br />

Unter den Linden unterwegs.<br />

Er kollidierte mit einer Baustellenabsperrung,<br />

stürzte und schlug mit<br />

dem Gesicht auf die Fahrbahn.<br />

Alarmwegen Glückwunschkarte.<br />

Beider Wohnungsbaugesellschaft<br />

Deutsche Wohnen hat es am Dienstagnachmittag<br />

Bombenalarmgegeben.<br />

Mitarbeiternder Poststelle im<br />

Haus an der Mecklenburgischen<br />

Straße war ein Brief verdächtig vorgekommen,<br />

weil er Drähte enthielt.<br />

DiePolizei schickte ihreEntschärfer.<br />

Es stellte sich heraus,dass der Brief<br />

eine Glückwunschkarte war.<br />

Jugendlicher Kondomdieb.<br />

DiePolizei hat einen 16-Jährigen<br />

beim Diebstahl vonDutzenden Kondomen<br />

erwischt. IhrTweet dazu hat<br />

sich innerhalb voneinem Tagzueinem<br />

kleinen Netzhit entwickelt. Der<br />

knappe Eintrag zu der Tatlautete bei<br />

Twitter:„DieAntwortauf die Frage,<br />

was ein 16-Jähriger noch vorhabe,<br />

nachdem er beim Diebstahl von49<br />

Kondomen erwischt wurde? ,Ich<br />

treffe mich mit meiner Freundin.’“<br />

Tausende likten das.Einer der Kommentare:„Dafür<br />

hätte ich den Jungen<br />

wieder laufen lassen.“ (kop.)<br />

Der Bund will bauen<br />

Beschäftigte der Ministerien finden kaum noch Wohnungen. Regierung will daher selber Häuser hochziehen<br />

VonUlrich Paul<br />

Der Senat bekommt beim<br />

Bemühen, den Wohnungsneubau<br />

in Berlin<br />

anzukurbeln, womöglich<br />

bald prominente Unterstützung. Der<br />

Bund, der noch bis zum Sommer vergangenen<br />

Jahres über den Verkauf<br />

seiner Wohnungen ans Land Berlin<br />

verhandelte, erwägt mittlerweile, in<br />

den Neubau einzusteigen.<br />

„Der Bund prüft, ob, wie und in<br />

welchem Umfang er für Bundesbedienstete<br />

auf geeigneten bundeseigenen<br />

Grundstücken der Bundesanstalt<br />

für Immobilienaufgaben (Bima)<br />

Mietwohnungen auch in Berlin beziehungsweise<br />

dem <strong>Berliner</strong> Umland<br />

bauen kann“, erklärte ein Sprecher<br />

des Bundesinnenministeriums (BMI)<br />

auf Anfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Ein<br />

Sprecher des Bundesfinanzministeriums<br />

ergänzte,die Bima überprüfe,ob<br />

auf den nicht zumVerkauf vorgesehenen<br />

Grundstücken des Bundes neben<br />

dem Neubau eine Nachverdichtung<br />

oder ein Ausbau der Häuser,etwa im<br />

Dachgeschoss,inBetracht komme.<br />

Hintergrund ist die sich zuspitzende<br />

Situation auf dem <strong>Berliner</strong><br />

Wohnungsmarkt. Rund 13 000 Beschäftigte<br />

des Bundes arbeiten zurzeit<br />

alleine in den Bundesministerien.<br />

Mehrere tausend weitere Beschäftigte<br />

sind beim Bundestag, in<br />

Bundesämtern und Sicherheitsbehörden<br />

tätig. Dem Bund stehen jedoch<br />

in Berlin zur Versorgung seiner<br />

Beschäftigten insgesamt nur rund<br />

7800Wohnungen zurVerfügung.<br />

Belegungsrechte erworben<br />

Unddie gehören ihm noch nicht mal<br />

alle.Nach Auskunft des Finanzministeriums<br />

besitzt die Bima in der<br />

Hauptstadt nur rund 4800 eigene<br />

Wohnungen und 386 unbebaute<br />

Grundstücke. Zur Versorgung der<br />

Bundesbeschäftigten mit Wohnraum<br />

werden laut Innenministerium „fortlaufend<br />

Belegungsrechte erworben“.<br />

Das heißt, der Bund bezahlt andere<br />

Eigentümer dafür,dass sie ihm Wohnungen<br />

zur Verfügung stellen. So<br />

kommt die Zahl von 7800 Wohnungen<br />

zustande, die für die Bundesbediensteten<br />

bereit stehen.<br />

Zwar haben die Bundesbeschäftigten<br />

keinen Rechtsanspruch auf die<br />

Versorgung mit Wohnraum. Doch<br />

würden Bundesbedienstete, die<br />

Schwierigkeiten haben, sich selbst<br />

mit Wohnraum zu versorgen, Angebote<br />

für eine Unterbringung erhalten,<br />

heißt es. Die Mieten für die Bundeswohnungen<br />

liegen in Berlin derzeit<br />

Baut der Bund bald in Berlin? Der Senat fordertjedenfalls mehr Engagement.<br />

im Schnitt bei 5,92 Euro proQuadratmeter<br />

kalt. Sie bewegen sich damit<br />

auf gleichem Niveau wie die Mieten<br />

bei den landeseigenenWohnungsunternehmen<br />

in Berlin (5,91 Euro je<br />

Quadratmeter). Nicht immer verhält<br />

sich die Bima jedoch wie ein sozial<br />

verantwortlicher Vermieter. Starke<br />

Mietsteigerungen in einzelnen<br />

Wohngebieten führten 2017 zu Konflikten.<br />

Im Zusammenhang mit den<br />

Mieterhöhungen leitete die Bima 39<br />

Verfahren gegen Mieter ein.<br />

Dass der Bund mittlerweile überlegt,<br />

in Berlin in den Wohnungsneubau<br />

einzusteigen, kommt einer<br />

IMAGO<br />

Kehrtwende in seiner Liegenschaftspolitik<br />

gleich. Denn vor Jahren hatte<br />

der Bund sich von seinen Wohnungen<br />

noch trennen wollen. Berlin hatte<br />

daraufhin erklärt, dass es die Wohnungen<br />

gerne übernehmen würde –<br />

zum einen, um zu verhindern, dass<br />

dieWohnungen in die Hände vonGeschäftemachern<br />

geraten. Zum anderen,<br />

um die Zahl der landeseigenen<br />

Wohnungen zu erhöhen, die durch<br />

Verkäufe in den Jahren davor auf zwischenzeitlich<br />

unter 300 000Wohnungen<br />

gefallen war. Nachdem die Verhandlungen<br />

über die Wohnungen im<br />

Sommer 2017 gescheitertwaren, versuchte<br />

der Senat wenigstens einige<br />

Baugrundstücke für seine landeseigenen<br />

Wohnungsunternehmen zu<br />

erwerben. 14 Flächen hat der Bund<br />

bereits ans Land Berlin verkauft, über<br />

weitere 48Grundstücke laufen derzeitVerhandlungen.<br />

Nun setzt allerdings auch der Senat<br />

darauf, dass der Bund in den Neubau<br />

einsteigt. So hat die rot-rot-grüne<br />

Landesregierung vor einer Woche im<br />

Rahmen ihres Handlungsprogramms<br />

zur Beschleunigung des Wohnungsneubaus<br />

beschlossen, beim Bund<br />

darauf zu drängen, die zum Berlin-<br />

Umzug zugesagten 8000 Wohneinheiten<br />

zu realisieren. Der Senat sehe<br />

„den Bund in der Pflicht, mit seinen<br />

Liegenschaften einen Beitrag zur sozialen<br />

Wohnraumversorgung“ und<br />

Stadtentwicklung zu leisten, heißt es<br />

in dem Programm.<br />

Viel versprochen, wenig gehalten<br />

Hintergrund: Der Bund hatte zum<br />

Berlin-Umzug in den 90er-Jahren erklärt,<br />

die notwendigen Wohnungen<br />

„mitzubringen“. Er wollte für die Versorgung<br />

mit Wohnraum also selbst<br />

aufkommen. Der Bedarf wurde zunächst<br />

mit 12 000 Wohnungen berechnet.<br />

Neben den rund 4000 Alliiertenwohnungen<br />

sollten 8000 Wohnungen<br />

gebaut werden. Doch nur ein<br />

Teil davon wurde tatsächlich errichtet.<br />

Das Innenministerium erklärte<br />

jetzt auf Anfrage, dass „im Rahmen<br />

der Wohnungsfürsorge des Bundes<br />

rund 8800 Wohneinheiten zur Deckung<br />

des Wohnraumbedarfs gefördert,<br />

initiiert und zur Verfügung gestellt“<br />

wurden. Aufgeschlüsselt wurden<br />

die Zahlen nicht. Somit bleibt unklar,wie<br />

vieleWohnungen tatsächlich<br />

gebaut wurden.<br />

Dass der Senat lediglich den Bau<br />

der 8000 Wohnungen fordert, wie sie<br />

einst zugesagt wurden, ist noch zurückhaltend.<br />

Klar ist, dass sich die<br />

Zahl der Bundesbeschäftigten seit<br />

dem Umzug von Parlament und Regierung<br />

nach Berlin im Jahr 1999 vervielfacht<br />

hat. So arbeiteten im Jahr<br />

2000 in den Ministerien in Berlin gerade<br />

mal rund 6800 Beschäftigte. Im<br />

Jahr 2017 waren es mit rund 13 000<br />

dagegen fast doppelt so viele.Und als<br />

der Bund einst den Bau von 8000<br />

Wohnungen zusagte, war auch noch<br />

nicht die Rede davon, dass der Bundesnachrichtendienst<br />

(BND) nach<br />

Berlin zieht.Wenn das einst gegebene<br />

Versprechen, die Wohnungen nach<br />

Berlin „mitzubringen“ noch gilt, wovon<br />

auszugehen ist, dürfte der Bund<br />

mit Sicherheit mehreretausendWohnungen<br />

in Berlin bauen müssen.<br />

Senat ernennt<br />

Koppers zur<br />

Chefanklägerin<br />

Opposition sieht<br />

„erhebliche Vorbehalte“<br />

Der Senat hat die Ernennung von<br />

Margarete Koppers zur Generalstaatsanwältin<br />

beschlossen. Es gebe<br />

keinen Grund, warum man die Probezeit<br />

nicht mit der Ernennung abschließen<br />

sollte,sagte Senatssprecherin<br />

Claudia Sünder am Dienstag. Die<br />

Ernennungsurkunde bekommt die<br />

frühere Polizei-Vizepräsidentin am<br />

Mittwoch vonJustizsenator Dirk Behrendt<br />

(Grüne).<br />

CDU und FDP hatten zuvor den<br />

Regierenden Bürgermeister Michael<br />

Müller (SPD) aufgefordert, die Ernennung<br />

auf Lebenszeit auszusetzen, bis<br />

die „erheblichen Vorbehalte zum Besetzungsverfahren<br />

überzeugend ausgeräumt“<br />

seien. Gegen Koppers und<br />

Ex-Polizeichef Klaus Kandt ermittelt<br />

die Staatsanwaltschaft. Ihnen wird<br />

fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen,<br />

weil sie nichts gegen die mit<br />

Schadstoffen belasteten – und vermutlich<br />

krankmachenden –Schießstände<br />

unternommen hätten.<br />

Deshalb hätte der Innensenator<br />

automatisch ein Disziplinarverfahren<br />

gegen Koppers eröffneten müssen,<br />

kritisiert die Opposition. Möglicherweise<br />

wäredas ein Hindernis für<br />

die Bewerbung von Koppers für den<br />

Chefposten gewesen. Innensenator<br />

Andreas Geisel (SPD) sieht kein Fehlverhalten<br />

bei Koppers. CDU, FDP<br />

und AfD beantragten eine Sondersitzung<br />

des Innenausschusses für den<br />

kommenden Montag.<br />

„Der Regierende Bürgermeister<br />

darfsich nicht schuldig machen, dass<br />

durch ein zweifelhaftes Besetzungsverfahren<br />

das Ansehen einer der<br />

höchsten Positionen der Justiz nachhaltig<br />

beschädigt wird“, erklärte<br />

CDU-Fraktionschef Burkard Dregger<br />

am Dienstag. „Wenn es trotz aller Bedenken<br />

zu einer endgültigen Ernennung<br />

kommen würde,wäredies eine<br />

Missachtung des Parlaments und ein<br />

Affront gegenüber Berlins Polizisten,<br />

wenn der Senat bei den strengen Vorgaben<br />

disziplinarrechtlicher Schritte<br />

mit zweierlei Maßmisst.“ FDP-Fraktionschef<br />

Sebastian Czaja erklärte:<br />

„Eine Generalstaatsanwältin auf Lebenszeit<br />

muss frei vonjedemVorwurf<br />

sein.“ Die Gruppe „Die Unabhängigen“<br />

in der Polizei erklärte: „Die Ernennung<br />

ist ein Schlag ins Gesicht jedes<br />

Kollegen, der auf den Straßen Berlins<br />

seinen Dienst macht. Ein derart<br />

mieses Vorgehen des Senats hätten<br />

wir nie für möglich gehalten.“ (kop.)<br />

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NUMMER 213 •12SEPTEMBER 2018 SEITE 13<br />

DAS EVANGELISCHE KRANKENHAUS KÖNIGIN ELISABETH HERZBERGE FEIERT JUBILÄUM<br />

Kompetent, erfahren und herzlich<br />

Mit der Gründung einer Klein-Kinder-Krankenanstalt<br />

auf Initiative der damaligen<br />

Königin Elisabeth war am14. April 1843<br />

in Berlin-Mitte der Grundstein für das spätere „Elisabeth<br />

Kinder-Hospital“ gelegt worden.<br />

Über verschiedene Stationen, in denen die<br />

Versorgung den Notwendigkeiten der wachsenden<br />

Hauptstadt angepasst wurde, bezog es 1910<br />

als Allgemeinkrankenhaus „Königin-Elisabeth-<br />

Hospital“ (KEH) seinen Sitz in Oberschöneweide.<br />

1946 musste es auf Befehl des sowjetischen<br />

Stadtkommandanten nach Herzberge in Berlin-<br />

Lichtenberg umziehen. In Herzberge bestand seit<br />

1893 die städtische Heil- und Pflegeanstalt für<br />

psychiatrische Patienten, die während der Zeit des<br />

Nationalsozialismus<br />

geschlossen worden<br />

war und erst nach<br />

dem Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs wieder<br />

ihre Arbeit aufnehmen<br />

konnte. Über die<br />

Jahrzehnte der DDR-<br />

Zeit arbeiteten beide<br />

Häuser unabhängig<br />

voneinander und<br />

Dr.Wolfgang Vogler<br />

KEH<br />

nebeneinander auf<br />

einem Gelände. Erst<br />

zur „Wendezeit“ in<br />

der zweiten Hälfte der<br />

1980er-Jahre kam es zu einer Annäherung und zu<br />

gemeinsamen Projekten. Im Zuge der deutschen<br />

Wiedervereinigung fusionierten die beiden Kliniken<br />

imJahr 1992 und wurden unter diakonischer<br />

Trägerschaft vereint. Es entstand das „Evangelische<br />

Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge“<br />

(KEH) und die Grundlagen der heutigen Struktur<br />

wurden geschaffen.<br />

„Zwei Traditionslinien kamen zusammen: Zum<br />

einen die hochqualitative medizinische und pflegerische<br />

Versorgung in diakonischer Tradition des<br />

evangelischen Krankenhauses und zum anderen<br />

die moderne, sozialpsychiatrisch orientierte Ausrichtung<br />

des städtischen Klinikums“, sagt Dr.<br />

med. Wolfgang Vogler, Chefarzt der Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie am KEH. „Und in den Folgejahren<br />

konnte das Behandlungsspektrum erheblich<br />

erweitert werden.“<br />

Tradition des Heilens und Helfens<br />

Prof. Dr.Thomas, Chefarzt der Geriatrie, beim Patientengespräch<br />

Diakonissen und Gastschwesternim„Königin-Elisabeth-Hospital“(Oberschöneweide, Juni1919).<br />

Dr. Vogler, Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie sowie spezielle Unfallchirurgie und<br />

Durchgangsarzt am KEH, kennt das Haus wie seine<br />

Westentasche. Seit vielen Jahren ist er im KEH<br />

tätig und verfügt über eine langjährige operative<br />

Erfahrung. Neben den komplexen unfallchirurgischen<br />

und orthopädischen Operationsmethoden,<br />

ist er vor allem auf die arthroskopische Behandlung<br />

des Schulter-, des Knie- und des Hüftgelenks<br />

spezialisiert. Unter seiner Leitung wurden die chirurgischen<br />

Stationen des KEH organisatorisch neu<br />

formiert, und das »Zentrum für Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie« sowie das »Zentrum für Alterstraumatologie«<br />

eingerichtet.<br />

„Das KEH ist ein modernes Krankenhaus mit<br />

derzeit 748 Behandlungsplätzen“, fährt erfort.<br />

„Das ist vielleicht beim ersten Blick auf die alten<br />

Backsteingebäude nicht zu erkennen. Jeder<br />

sieht zunächst die riesige Parkanlage und denkt<br />

weniger an die Medizin.“ Aber die hochspezialisierten<br />

Zentren geben Impulse weit über die<br />

HISTORISCHES ARCHIV AMKEH<br />

Region hinaus. Das Epilepsie-Zentrum Berlin-<br />

Brandenburg verfügt über das gesamte Spektrum,<br />

das heute zur Behandlung von Epilepsien<br />

gegeben ist. Das mehrfach zertifizierte und inzwischen<br />

um eine zweite Angiografieanlage erweiterte<br />

Gefäßzentrum am KEH war eines der ersten<br />

seiner Art inDeutschland. Hier werden stationär<br />

und ambulant Erkrankungen der Arterien, Venen<br />

und Lymphgefäße behandelt. Das „<strong>Berliner</strong> Behandlungszentrum<br />

für erwachsene Menschen<br />

mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung“<br />

am KEH wird von Patienten aus ganz<br />

Berlin und darüber hinaus beansprucht.<br />

„Hier liegt die eigentliche Besonderheit unseres<br />

Hauses“, meint er. „Die enge Kooperation einer<br />

für neue Wege offenen Psychiatrie und Psychotherapie<br />

mit den somatisch-klinischen Bereichen<br />

bietet gerade für die sprunghaft zunehmende Zahl<br />

von hochbetagten Patientinnen und Patienten beste<br />

Voraussetzungen in Diagnostik und Therapie.“<br />

Neben der Grundversorgung in der Inneren<br />

Medizin, Urologie oder Neurologie bieten die operativen<br />

Abteilungen zwar alles, was imOP-Saal Anwendung<br />

findet. Aber durch die Einbeziehung von<br />

Geriatrie, Diabetologie, Gerontopsychiatrie und<br />

Psychosomatik werden für die Behandlung gerade<br />

dieses Patientenkreises von der Aufnahme an die<br />

richtigen Weichen gestellt. „Sie können durch das<br />

tagesklinische und ambulante Angebot auch über<br />

die stationäre Behandlung begleitet werden.“<br />

Ältere Patienten im Fokus<br />

REINHARD ELBRACHT (BETHEL)<br />

Zugewandte pflegerische und sozialmedizinische<br />

Behandlung, ein altersgerechtes Narkosemanagement<br />

sowie die Einbindung der altersmedizinischen<br />

Fachärzte geben insbesondere älteren<br />

Patientinnen und Patienten optimale Behandlungsmöglichkeiten.<br />

„Aufgrund des zunehmenden<br />

Alters unserer Patienten nimmt zum Beispiel die<br />

Therapie von Verschleißerkrankungen (Arthrosen<br />

und Fehlstellungen) einen immer größeren Raum<br />

unserer Behandlungsmaßnahmen ein“, fährt<br />

Chefarzt Dr.Voglerfort. „Seiteinigen Jahren wurde<br />

daher der Fokus noch stärker auf die Endoprothetik<br />

gelegt. Zahlreiche Endoprothesen an Kniegelenken,<br />

Schultergelenken und Hüftgelenken konnten<br />

erfolgreich implantiert werden. Dabei ist die<br />

Zahl der Operationen inden vergangenen Jahren<br />

ständig gestiegen.“<br />

Insbesondere ältere Patienten leiden häufig<br />

unter mehreren Erkrankungen. Deshalb ist die<br />

gleichzeitige Behandlung durch Ärzte verschiedener<br />

Fachrichtungen erforderlich. So führte das<br />

»Diabetische Fußsyndrom« noch vor kurzer Zeit zu<br />

frühzeitigen Amputationen. „Dieser Trend ließ sich<br />

bei uns durch Neuorganisation und den Aufbau<br />

eines multiprofessionellen, interdisziplinären ‚Diabetischen<br />

Fußzentrums‘ unter Leitung von Chefarzt<br />

Dr. med. Jan Theil umkehren. Sein Team hat<br />

dafür gesorgt, dass das KEH von der Deutschen<br />

Diabetesgesellschaft (DDG) als eines der ersten<br />

Krankenhäuser Deutschlands das Zertifikat ‚Krankenhaus<br />

für Diabetespatienten geeignet‘ erhalten<br />

hat“, so Vogler.<br />

Demenzsensible Versorgung<br />

Auf dem Weg zum „demenzfreundlichen Krankenhaus“<br />

hat das KEH aktuelle demografische<br />

Entwicklungen aufgegriffen: in Form eines<br />

Demenz-Delir-Managements, demenzfreundlicher<br />

Ernährung oder des speziellen Stationsbereichs<br />

„Kognitive Geriatrie“ unter Leitung von<br />

Prof. Dr. med. Hans-Peter Thomas. An Demenz erkrankte<br />

Menschen haben ein sehr hohes Risiko,<br />

während eines Krankenhausaufenthaltes in einen<br />

akuten Verwirrtheitszustand (Delir) zu fallen –besonders<br />

nach einer Operation. „Der besonderen<br />

Berücksichtigung der Bedürfnisse älterer Patientinnen<br />

und Patienten dient daher auch die enge<br />

Kooperation von Geriatern und Unfallchirurgen<br />

im ‚Alterstraumatologischen Zentrum‘“, so Dr.<br />

Vogler. „Sie werden gemeinsam mit der geriatrischen<br />

Abteilung behandelt.“ Eine besonders auf<br />

die Bedürfnisse älterer Menschen ausgerichtete<br />

Pflege und Therapie (Logopädie, Ergotherapie,<br />

Physiotherapie) nach der Operation sowie die zeitnahe<br />

geriatrische Frührehabilitation geben beste<br />

Chancen, sein Leben wieder selbstständig in den<br />

eigenen vier Wänden gestalten zu können.<br />

Mit dem Neubau des Behandlungszentrums,<br />

das im Herbst bezogen werden kann, werden<br />

sich die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten<br />

in einigen Bereichen zusätzlich verbessern. „Als<br />

Patientin oder Patient sind Sie im KEH gut aufgehoben“,<br />

sagt Dr. Vogler abschließend. „In unserer<br />

weitläufigen Parkanlage mit den historischen<br />

Gebäuden finden Sie Zuwendung und modernste<br />

Therapien für eine schnelle Genesung. Davon<br />

können Sie sich am Tag der offenen Tür am<br />

16. September 2018 gern selbst überzeugen.<br />

Ich freue mich auf ein Gespräch mit Ihnen.“<br />

TAG<br />

DER<br />

OFFENEN<br />

TÜR<br />

SONNTAG<br />

16.9.<br />

10 –16UHR<br />

Veranstaltungsort<br />

Evangelisches Krankenhaus<br />

Königin Elisabeth Herzberge<br />

Herzbergstraße 79<br />

10365 Berlin-Lichtenberg<br />

Da auf dem Gelände derzeit nur eine begrenzte Zahl<br />

von Parkplätzen verfügbar ist, bitten wir umAnfahrt<br />

mit öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />

Direktverbindung aus der Innenstadt:<br />

Tram-Linie 4M M8 Richtung »Ahrensfelde/Stadtgrenze«<br />

bis Haltestelle »Evangelisches Krankenhaus KEH«<br />

oder mit der S-Bahn bis Bahnhof Springpfuhl, weiter<br />

mit Tram-Linie 4M M8: Richtung »S+U Hauptbahnhof«<br />

bis Haltestelle: »Evangelisches Krankenhaus KEH«<br />

Herzlich willkommen<br />

zum Tag der offenen Tür<br />

im Evangelischen Krankenhaus<br />

Königin Elisabeth Herzberge<br />

Sonntag, 16. September 2018<br />

10 –16Uhr<br />

Der Tag beginnt um10Uhr<br />

mit einem Gottesdienst.<br />

Von 11bis 16 Uhr erhalten Sie:<br />

•Einblick in OP-Säle und<br />

Funktionsbereiche<br />

•Informationen von der Ersten Hilfe<br />

bis zur Behandlung bei Unfällen,<br />

Herzinfarkt oder Schlaganfall<br />

•Überblick über Diagnostik und Therapie<br />

•die Möglichkeit, moderne Rettungsfahrzeuge,<br />

darunter auch das Schlaganfall-Mobil<br />

des UKB »unter die Lupe«<br />

zu nehmen und vieles mehr.<br />

Schauen Siehinterdie Kulissenund erleben<br />

Siedas medizinische Angebot desKEH.An<br />

unserenInfoständen erhaltenSie zahlreiche<br />

Informationen –dennals Patientfinden Sie<br />

in unseremKrankenhaus kompetente Hilfe<br />

undUnterstützung.<br />

Für Essen und Trinken sowie Spaß für die<br />

kleinen Besucher ist gesorgt. Ein musikalisches<br />

Rahmenprogramm begleitet durch<br />

den Tag.<br />

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!<br />

Medizin hautnah erleben<br />

Was passiert nach einem Schlaganfall?<br />

Wie werden Gefäßverengungen und<br />

Herzkrankheiten behandelt? Wie<br />

funktioniert ein Kathetermessplatz?<br />

Auf der Wiese vor der Notaufnahme<br />

präsentieren sich die somatischen<br />

Fachabteilungen des KEH<br />

Führungen<br />

• ab 11 Uhr zujeder vollen Stunde durch<br />

die OP-Säle und Funktionsbereiche<br />

Unfallchirurgie, Allgemein- und Viszeralchirurgie,<br />

Gefäßchirurgie, Urologie,<br />

Angiografie, Endoskopie und Dialyse<br />

•über das Gelände 11.30 und 14 Uhr<br />

•durch den Neubau des multiprofessionellen<br />

Behandlungszentrums<br />

12 und 14 Uhr<br />

•durch das Museum Kesselhaus<br />

11 Uhr, 13 Uhr und 15 Uhr<br />

•zuden Schafen imLandschaftspark<br />

Herzberge<br />

13 Uhr<br />

•durch das Diakonie-HospizLichtenberg<br />

13 und 15 Uhr<br />

175Jahre KEH und 125 Jahre Herzberge<br />

Rahmenprogramm<br />

auf der Bühne von Haus 2<br />

10 Uhr<br />

Festgottesdienst<br />

11.15Uhr<br />

Eröffnung<br />

und Vorstellung der Fachbereiche<br />

des Krankenhauses<br />

14 Uhr<br />

Konzert<br />

Musik mit Moderator Ulli Zelle<br />

und seiner Band »Die grauen Zellen«.<br />

16 Uhr<br />

Abschlusskonzert<br />

mit dem Vokalensemble Fanny Hensel


14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Leserbriefe<br />

So erreichen Sie uns<br />

Unter dem Schutz<br />

der Demokratie<br />

PerPost<br />

Leserbriefe<br />

Alte Jakobstr.105,<br />

10969 Berlin<br />

In den sozialen Medien<br />

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PerE-Mail<br />

leser-blz@dumont.de<br />

Am Telefon<br />

Mo–Fr10–16 Uhr<br />

(030) 63 33 11-457<br />

Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />

ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />

beantworten oder abzudrucken.<br />

Die Redaktion behält sich das Recht<br />

sinnwahrender Kürzungen vor.<br />

Der Straßenbau<br />

ist der falsche Weg<br />

Berlin: „Autobahn soll Elsenbrücke<br />

entlasten“ von Fred Bombosch<br />

(8./9. September)<br />

Die defekte Elsenbrücke ruft die<br />

ewig Gestrigen geradezu auf, den<br />

Autobahnweiterbau zu fordern.<br />

Nachdem sich endlich im Senat die<br />

Erkenntnis durchgesetzt hat, dass<br />

der Straßenbau der falsche Wegwar,<br />

Verkehrsprobleme zu lösen, wird<br />

nun auf ÖPNV und Fahrrad gesetzt.<br />

DerUmstieg wirdlange dauern–viel<br />

zu lange!! Nur diese neue Verkehrspolitik<br />

kann Berlin aber aus dem<br />

Würgegriff des Autoverkehrs lösen.<br />

S. und E. Menzel, Berlin<br />

Die Feindschaft muss enden<br />

Die Wippe und die Demokratie<br />

Berlin: „Wippe des Wahnsinns“, von<br />

Maritta Tkalec<br />

(8./9. September) ,<br />

Es wäre jawunderbar, wenn dieses<br />

furchtbareTeil aus denkmalschützerischen<br />

oder bautechnischen Gründen<br />

nicht gebaut würde! Nur, kann<br />

nicht mal laut ausgesprochen werden,<br />

dass die Entwerfer und die Jury<br />

in irgendeinem Vollrausch gewesen<br />

sein müssen, den <strong>Berliner</strong>nsoetwas<br />

überhaupt zuzumuten. Und was<br />

macht die schon für andere„Vollkatastrophen“<br />

verantwortliche Senatsbaudirektorin?<br />

Thomas Bonnie, Steglitz<br />

Berlin: „Friedrichsfelde oder nicht?“ von NorbertKoch-Klaucke<br />

(10. September)<br />

Dashat uns gerade noch gefehlt –eine hitzige Debatte über denVerbleib<br />

der Asche von Erich und Margot Honecker! Ichkann diejenigen verstehen,<br />

die mit Blick auf dieVerbrechen, die die beiden zu verantworten haben,<br />

eine Rückkehr nach Deutschland auch in Urnen für unerträglich<br />

halten. Ichmöchte aber an die noble Haltung des seinerzeitigen Stuttgarter<br />

Oberbürgermeisters Rommel erinnern, der zur Bestattung der RAF-<br />

Terroristen Ensslin, Baader und Raspe den Satz prägte: „Mit dem Tod<br />

muss alle Feindschaft enden.“ Prof. Wolf-Rüdiger Heilmann, Schöneberg<br />

Ich glaube kaum, dass die Leute damals<br />

befragt wurden, ob sie das Kaiser-Wilhelm-Denkmal<br />

haben wollten:<br />

Heute, inder Demokratie, wurden<br />

aber viele, das heißt das Parlament,<br />

befragt, und es hat sich nach<br />

den Regeln der Demokratie entschieden.<br />

Peter Kuhlen, Wilmersdorf<br />

IMAGO<br />

EinDenkmal für dasVolk ohne Beteiligung<br />

des Volkes. Unverständlich.<br />

Hoffentlich kommen die selbstherrlichen<br />

Entscheidungsträger zur Besinnung<br />

und das unselige Vorhaben<br />

zum Stillstand.<br />

Dr.Rolf Kröchert,<br />

Charlottenburg<br />

Meinung: „Die Mutter aller Regierungsprobleme,<br />

von Steven Geyer<br />

(10. September)<br />

Nachdem Verfassungschef Maaßen<br />

nun zeigte, was seine Meinung ist,<br />

wird immer offensichtlicher, dass<br />

derVerfassungsschutz ein großer Teil<br />

des rechtsradikalen Molochs ist. Der<br />

NSU-Prozess ist mehr oder weniger<br />

im Sande verlaufen, jetzt scheint der<br />

Verfassungsschutz jegliche Angst zu<br />

verlieren. Denn die NSU-Morde<br />

konnten doch nur durch Unterstützung<br />

von „staatlichen“ Netzwerken<br />

passieren und auch so lange verborgen<br />

bleiben. Ichbin keine Verschwörungstheoretikerin,<br />

aber der Verfassungsschutz<br />

ist für mich eine kriminelle<br />

Vereinigung unter dem Schutz<br />

der Demokratie. Ich fordere nicht<br />

nur den Rücktritt von Maaßen, sonderndie<br />

Auflösung dieser Behörde.<br />

Sabine Hoffmann, Berlin<br />

Der Staat<br />

und nicht die Integration<br />

Horst Seehofer hat ungefähr gesagt,<br />

die Mutter aller Probleme ist die Integration.<br />

Nein! Die Mutter aller Probleme<br />

ist ein nichfunktionierender<br />

Staat! In dem zum Beispiel Verwaltung<br />

und Polizei zusammengespart<br />

wurden und etliche Lehrer und Erzieher<br />

fehlen. Das Thema Asyl, Zuwanderung,<br />

Migration ist eigentlich keines,<br />

ganz egal, ob viele oder wenige<br />

nach Deutschland kommen. Es ist<br />

kein Thema, solange die Politik gewährleistet,<br />

dass die Bürger sicher<br />

und gut leben können, und wennVerwaltung<br />

und Infrastruktur, also eben<br />

der Staat, einfach funktionieren.<br />

Sascha Lufter,Marzahn<br />

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Museumsinsel<br />

wird<br />

digital<br />

4000 Exponate können<br />

virtuell betrachtet werden<br />

VonRenate Grimming<br />

Rund 4000 Objekte aus mehr als<br />

6000 Jahren Menschheitsgeschichte<br />

aus den Museen der <strong>Berliner</strong><br />

Museumsinsel haben einen<br />

Platz im Internet gefunden. Die<br />

Staatlichen Museen zu Berlin haben<br />

dafür ihre Zusammenarbeit mit<br />

Google Arts &Cultureerweitert. Auf<br />

einer neu eingerichteten Themenseite<br />

sowie über Apps für Android<br />

und iOS sind seit Dienstag alle fünf<br />

Häuser der Museumsinsel online<br />

präsent.<br />

Die Zusammenarbeit mit dem<br />

Internet-Konzern begann bereits<br />

2009. Damals habe das Bode-Museum<br />

mit Google sein erstes Projekt<br />

gestartet, sagte Amit Sood vonGoogle<br />

Arts &Culture. Allein durch die<br />

hohe Auflösung der Exponate werden<br />

die Online-Besucher eingeladen,<br />

ganz neue Details zu entdecken.<br />

„Projekt stellt eine Zäsur dar“<br />

Auch neue Sammlungen etwa aus<br />

dem noch immer in Renovierung<br />

befindlichen Pergamonmuseum<br />

seien eingespielt worden, sagte Hermann<br />

Parzinger, Präsident der Stiftung<br />

Preußischer Kulturbesitz, bei<br />

der Vorstellung in Berlin. „Das neue<br />

Projekt wirdeine Zäsur darstellen.“<br />

DieMuseen wollen allen Interessierten<br />

mit Hilfe vonneuen Technologien<br />

einen besseren Zugang bieten,<br />

aber vor allem auch neue Zielgruppen<br />

ansprechen. „Wir gehen<br />

dorthin, wo die Menschen sind, die<br />

vielleicht gar nicht wissen, dass es<br />

uns gibt“, sagte Christian Haak,<br />

Stellvertretende Generaldirektorin<br />

der Staatlichen Museen zu Berlin.<br />

Neue Technologien wie Augmented<br />

Virtual Reality würden nicht nur<br />

eingesetzt, weil sie „trendy“ sind,<br />

sondern einen echten Erlebniswert<br />

bieten.<br />

So gibt es online spezielle Expeditionen<br />

für Schulen oder versteckte<br />

Geschichten hinter berühmten<br />

Werken sowie einen virtuellen<br />

Rundgang zum berühmten<br />

Ischtar-Tor aus dem Pergamonmuseum<br />

im einstigen Babylon. Virtuell<br />

erfahrbar ist die Stätte samt Prozessionsstraße<br />

sowohl aus heutiger<br />

Sicht als auch aus der Zeit von vor<br />

Tausenden von Jahren. Das Projekt<br />

haben die Museen zusammen mit<br />

der gemeinnützigen Organisation<br />

CyArk entwickelt. Im Rundblick soll<br />

sich die einstige Pracht erahnen lassen.<br />

Virtual Reality biete noch einmal<br />

völlig neue Möglichkeiten,<br />

Räumlichkeiten erfahrbar zu machen,<br />

sagte Parzinger. (dpa)<br />

Bloß keine Selbstbeweihräucherung!<br />

DAGMAR JAEGER &<br />

MICHAEL NITZEL<br />

gehören inzwischen zu den Veteranen<br />

im Ensemble des Kabarett-<br />

Theaters Distel am Bahnhof Friedrichstraße.<br />

Im neuen Programm<br />

„2018: Odyssee im Hohlraum“ spielen<br />

sie ein altes Ehepaar, das sich<br />

1953 aus Angst vor den beim Aufstand<br />

am 17. Juni auffahrenden russischen<br />

Panzern imKeller versteckt<br />

und sich dort unten von Konserven<br />

ernährt, bis es im Jahr 2018 durch einen<br />

Mauerdurchbruch in eine ganz<br />

andereWelt gerät.<br />

Siesind die Hauptfiguren des Stückes,<br />

das zum 65. Gründungsjubiläum<br />

der Distel auf die Bühne<br />

kommt. Undwerden sich aus unterschiedlichen<br />

Gründen nicht beschweren,<br />

wenn ihnen zur Premiere<br />

am 13. Oktober zum 65. Geburtstag<br />

gratuliertwird. Michael Nitzel:„Soist<br />

nun mal der Lauf des Lebens, wir<br />

werden alle älter.“ Dagmar Jaeger:<br />

„Und außerdem sind wir ja schon älter<br />

als 65…“ So gesehen wäre die<br />

Gratulation zu einem für die Schauspieler<br />

persönlich ja schon zurückliegenden<br />

Geburtstag fast so etwas<br />

wie ein Kompliment, dass sie sich<br />

gut gehalten haben. Dann bezeichnete<br />

Kabarettistin Jaeger den Kabarettisten<br />

Nitzel noch zärtlich als „abjelaufnes<br />

Fleisch“, und es ging zurück<br />

zur Probe.<br />

THOMAS LIENENLÜKE<br />

hat das Stück zum Jubiläum geschrieben<br />

und darauf geachtet, dass<br />

es keine rückwärtsgewandte Selbstbeweihräucherungs-Revue<br />

wird. Mit<br />

ihm sicherte sich das Kabarett, das<br />

ab dem 2. Oktober mit anderthalb<br />

Festwochen den Eintritt ins Rentenalter<br />

feiert, eine Humorfachkraft mit<br />

erstklassigen Referenzen. Lienenlüke<br />

hatte schon als Student als Redaktionsassistent<br />

bei der Rudi-Carrell-Show<br />

imHumorgewerbe angefangen,<br />

später Kabarettisten zugeliefert,<br />

Sendungen erfunden und<br />

schließlich den Ritterschlag erhalten:<br />

Lienenlüke durfte fünf Jahre die<br />

Texte für das legendäre Nockherbergsingspiel<br />

schreiben. Bevor sein<br />

Stück „2018: Odyssee im Hohlraum“<br />

Premiere feiert, gibt es eine ganze<br />

Reihe vonPremieren und Spezialveranstaltungen<br />

zum Jubiläum: Am 2.<br />

Oktober die Erstaufführung von„Die<br />

Zukunft ist kein Ponyhof“ im Studio<br />

der Distel undein Gastspielder Leipziger<br />

Academixer. Am 3. Oktober<br />

treffen sich Lienenlüke und einige<br />

seiner Kollegen zum „Satiriker-Gipfel“,<br />

um miteinander und mit dem<br />

Publikum zu diskutieren. Am selben<br />

Abend des Tages der Einheit gibt es<br />

„Einheiz-Tag. Satire eiskalt!“, eine<br />

Mix-Show mit Lienenlüke und Kollegen,<br />

bei der die Autoren ihre Texte<br />

mal selbst dem Publikum vortragen,<br />

und das nicht durch Schauspieler erledigen<br />

lassen. Die Distel läuft kurz<br />

vorihrem Jubiläum gut, etwa 50 Pro-<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Die Distel feiert ihr 65-jähriges<br />

Jubiläum, und Falko Hennig<br />

engagiert sich für die Finanzierung<br />

seines dritten Romans<br />

Die Hauptfiguren zum Distel-Jubiläum: Dagmar Jeager und Michael Nitzel<br />

Sein nächster Roman erscheint im Oktober:Autor<br />

FalkoHennig POP-EYE/KRIEMANN<br />

CHRISTIAN SCHULZ<br />

Hat das Stück zum Jubiläum geschrieben:<br />

Thomas Lienenlüke<br />

CHRISTIAN SCHULZ<br />

zent des Publikums sind Touristen.<br />

ProJahr gibt es zwei bis drei Premieren.<br />

Die Leitung des Hauses stellt<br />

nach einer Verjüngung des Programms<br />

und des Ensembles fest,<br />

dass auch das Publikum jünger wird,<br />

ohne dass die Stammgäste vergrault<br />

werden. Kabarettistischer Umgang<br />

mit der AfD führtbei einzelnen Gästen<br />

immer wieder zu versteinerten<br />

Minen und anschließend zu starkem<br />

Mitteilungsdrang im Gästebuch des<br />

Hauses.Die Kanzlerin kam –obwohl<br />

sie immer wieder eingeladen wird –<br />

noch nie.Nur einmal besuchte sie im<br />

Hinterhof desselben Hauses, imAdmiralspalast<br />

also, eine Veranstaltung.<br />

DerBitte aus Kreisen der Organisatoren,<br />

die lebensgroße Kanzlerinnenkarikatur<br />

vomEingang des Kabaretts<br />

zu entfernen, folgte die<br />

Leitung der Distel nicht.<br />

FALKOHENNIG<br />

schreckt auch vor dem Äußersten<br />

nicht zurück. Um Aufmerksamkeit<br />

für die Crowdfundingkampagne zur<br />

Finanzierung seines dritten Romans<br />

zu erreichen, hat er ein Foto<br />

herausgekramt, das ursprünglich<br />

mal angefertigt wurde, um einen<br />

Unterwäschehersteller als Sponsor<br />

für die Rikschafirma zu gewinnen,<br />

für die der Lesebühnenstar fährt.<br />

Das passt gut, denn sein nächster<br />

Roman wird imOktober unter dem<br />

Namen „Rikscha Blues“ erscheinen.<br />

Unter den Dankeschöns für Unterstützer<br />

des Buchs findet sich für jeden<br />

Geldbeutel und für jeden Fan-<br />

Typetwas: 10 Euro kostet eine Namensnennung<br />

im Buch. Das Buch<br />

selbst ist für 20 Euro zu haben. Für<br />

50 Euro gibt es zum Buch auch noch<br />

eine Einladung zu Falko Hennigs<br />

Geburtstagsfeier am 21. Oktober,<br />

bei der auch Jakob Hein als DJ auflegen<br />

soll. Für 100 Euro liest der Autor<br />

sogar bei sich zu Hause aus dem<br />

Buch was vor, Getränke und selbstgeschmierte<br />

Häppchen inklusive.<br />

Für 150 Euro chauffiert Hennig seinen<br />

Sponsor eine Stunde in der Rikscha<br />

durch Berlin. Er gibt aber zu<br />

bedenken, dass diese Fahrt im<br />

Herbst stattfinden wird: „Da werde<br />

ich mich sicher wärmer anziehen<br />

müssen als auf dem Foto.“<br />

Das Minimalziel für sein Crowdfunding<br />

war mit 500 Euro bescheiden<br />

gewählt und ist mit 1700 Euro<br />

längst übertroffen. Das zweite Fundingziel<br />

bezeichnet Falko Hennig<br />

selbst als „anspruchsvoll“, man<br />

könnte es auch überdreht nennen,<br />

denn er hat zwei Millionen Euro festgelegt.<br />

Nachvollziehbare Begründung:<br />

„Mit zwei Millionen wären die<br />

Leiden des Literaten der letzten<br />

Jahre kompensiert und es ließe sich<br />

hoffen, dass weitere Werke Falko<br />

Hennigs erscheinen.“ So könnte<br />

man herausfinden, ob ein Autor<br />

ohne die Last, nebenbei für den Lebensunterhalt<br />

sorgen zu müssen, die<br />

noch besseren Bücher schreibt.<br />

Eskalation<br />

der Gewalt<br />

befürchtet<br />

Clan-Mitglied wird am<br />

Donnerstag beigesetzt<br />

Der am Sonntag erschosseneVielfach-Straftäter<br />

Nidal R. wird<br />

nach Informationen der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

am Donnerstag auf dem muslimischen<br />

Teil des Zwölf-Apostel-<br />

Friedhofs in Schöneberg beerdigt.<br />

DieLeiche des 36-Jährigen wurde am<br />

Dienstag nach der Obduktion freigegeben.<br />

DiePolizei wirdbei derBeerdigung<br />

massiv vorOrt sein.<br />

Noch immer sucht die Mordkommission<br />

nach den Tätern. Bislang sei<br />

kein Verdächtiger gefasst worden,<br />

teilte die Staatsanwaltschaft am<br />

Dienstag mit. Sicherheitsexperten<br />

befürchten eine Eskalation der Gewalt<br />

zwischen kriminellen Mitgliedernarabischer<br />

Großfamilien.<br />

Nidal R. war am Sonntagabend an<br />

derWarthestraße in Neukölln vorden<br />

Augen seiner Frau und seiner Kinder<br />

niedergeschossen worden. Aus einer<br />

Gruppe heraus wurde achtmal gefeuert.<br />

Er starb im Krankenhaus.Vor der<br />

Klinik in Steglitz versammelte sich<br />

eine aufgebrachte Menge, weshalb<br />

die Notaufnahme über Stunden nicht<br />

angefahren werden konnte.<br />

Rapper-Szeneformiertsich<br />

„Wer die Szenehalbwegsbeobachtet,<br />

weiß, dass die tödliche Attacke am<br />

Sonntag ein klares Ausrufezeichen<br />

war, das bei allen Clans verstanden<br />

und garantiert nicht ungesühnt bleiben<br />

wird“, sagte Norbert Cioma von<br />

der Gewerkschaft der Polizei. Dass<br />

Auseinandersetzungen gewalttätig<br />

auf den Straßen ausgetragen würden,<br />

sei die Folge dessen, dass sie jahrzehntelang<br />

keinen durchsetzungsstarken<br />

Rechtsstaat gespürthätten.<br />

Beider Beisetzung werdenicht mit<br />

gewalttätigen Auseinandersetzungen<br />

gerechnet, sagte Polizeisprecher Thomas<br />

Neuendorf. Vielmehr sollten die<br />

vermutlich zahlreichen Trauergäste<br />

abgeschirmt werden. Es werde eine<br />

größereMenschenmenge erwartet.<br />

Der Leiter der Abteilung Organisierte<br />

Kriminalität im LKA, Sebastian<br />

Laudan, hatte am Montag im Innenausschuss<br />

auf zahlreiche Aktionen<br />

gegen kriminelle Mitglieder von arabischstämmigen<br />

Clans verwiesen.<br />

Mit Sorge werde eine „Tendenz zur<br />

Bewaffnung“ beobachtet. Vorallem<br />

die Rapper-Szene formiere sich neu.<br />

Es gehe um viel Geld und Macht.<br />

Das LKA versucht, Racheakte zu<br />

verhindern. Derzeit gibt es Gefährderansprachen,<br />

in denen die Polizei<br />

Personen anspricht, von denen Gewalt<br />

ausgehen könnte. Damit soll signalisiert<br />

werden, dass man sie im<br />

Blick hat. Eswürden aber auch gefährdete<br />

Menschen angesprochen.<br />

Auch NidalR.soll voreinem Anschlag<br />

gewarnt worden sein. (kop./dpa)<br />

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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />

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Berlin /Brandenburg<br />

NACHRICHTEN<br />

Weniger Schulden in<br />

Brandenburg<br />

DieVerschuldung des Landes Brandenburgist<br />

nach dem jüngsten Stabilitätsbericht<br />

der Landesregierung<br />

weiter gesunken. Vergangenes Jahr<br />

betrugen die Schulden proKopf<br />

6027 Euro,ein Jahr zuvor waren es<br />

noch 6446 Euro.Das teilte Finanzminister<br />

Christian Görke (Linke) am<br />

Dienstag nach einer Kabinettssitzung<br />

mit. Trotzdem bestehe nach<br />

wie voreine Investitionslücke.Erforderte<br />

deshalb vomBund nach dem<br />

Auslaufen des aktuellen Solidarpakts<br />

II einen neuen Pakt, um strukturschwache<br />

Regionen in ganz<br />

Deutschland zu fördern. (dpa)<br />

Weltkriegsbombe in<br />

Potsdam entdeckt<br />

Erneut ist in Potsdam eine 250 Kilogramm<br />

schwereFliegerbombe aus<br />

dem Zweiten Weltkrieg entdeckt<br />

worden. DeramMontag auf dem<br />

Gelände des ehemaligen Tramdepots<br />

gefundene Blindgänger soll am<br />

Donnerstag entschärft werden. Wie<br />

die Stadt mitteilte,müssen etwa<br />

3000 Anwohner den Sperrkreis von<br />

etwa 800 Meternumdas Depot verlassen.<br />

Betroffen sind auch die<br />

Staatskanzlei und Ministerien. (dpa)<br />

Neuer Waldbrand bei<br />

Lieberose<br />

In einem Waldgebiet zwischen Lieberose<br />

und Schwielochsee (Dahme-<br />

Spreewald) sind neue Brände ausgebrochen.<br />

Seit Montagnachmittag<br />

seien Feuer an mehreren Stellen aufgeflammt,<br />

sagte ein Feuerwehrsprecher.MehrereFeuerwehren<br />

mit etwa<br />

80 Kräften und ein Löschhubschrauber<br />

seien im Einsatz. Etwa fünf<br />

Hektar Wald –zum Teil auf munitionsbelastetem<br />

Gebiet –sind vom<br />

Feuer erfasst. (dpa)<br />

Auf den einstigen Manöverplätzen bei<br />

Lieberose brennt es immer wieder.<br />

DPA<br />

Sterile Räume wie hier im Diagnostisch Therapeutischen Zentrum in Friedrichshain wird es bald auch in Köpenick geben.<br />

Modernstes Krebszentrum Berlins<br />

VonMikeWilms<br />

Für ihren Baustellenbesuch<br />

ziehen Wolfgang Mohnike<br />

und Matthias Pross ihre<br />

Arztkittel aus und setzen<br />

weiße Bauhelme auf. Die Medizinprofessoren<br />

wollen sich am Dienstagvormittag<br />

ansehen, wie weit die<br />

Arbeiten sind auf dem Gelände, das<br />

bald Berlins modernste Krebs-Klinik<br />

beherbergen soll. Die Grundsteinlegung<br />

in der Erwin-Bock-Straße in<br />

Köpenick ist für den 10. Oktober geplant.Wenn<br />

alles klappt, wirdimOnkozentrum<br />

Berlin (OZB) ab 2020 die<br />

neueste Spitzentechnik auch für<br />

Kassenpatienten zugänglich sein.<br />

20 Millionen Euro Kosten<br />

Der Blick der Ärzte schweift über<br />

Bagger, Arbeiter und ein entkerntes<br />

Haus,indem sich zu DDR-Zeiten ein<br />

Kindergarten befand. „Wir stecken<br />

20 Millionen Euro in das Gemeinschaftsvorhaben<br />

mit den DRK-Kliniken<br />

Köpenick“, so Wolfgang Mohnike,<br />

der das Diagnostisch Therapeutische<br />

Zentrum (DTZ) in Friedrichshain<br />

leitet. Sein Team ist bundesweit<br />

führend in der Krebsbehandlung,<br />

auch durch den Einsatz von Hochpräzisionsgeräten,<br />

über die nur wenige<br />

Einrichtungen verfügen. Matthias<br />

Pross, Ärztlicher Leiter der<br />

Neue onkologische Klinik in Köpenick soll in zwei Jahren fertig sein<br />

70<br />

Krebs-Selbsthilfegruppen<br />

gibt es in Berlin.<br />

DRK-Kliniken, sagt: „Diese Technologie<br />

holen wir nun nach Köpenick.“<br />

Ein Beispiel für die Ausstattung<br />

des DTZ auf internationalem Spitzenniveau<br />

ist ein Teilchenbeschleuniger.<br />

Erwurde 2014 als „erster ambulanter<br />

Zyklotron Deutschlands“<br />

eingeweiht. Mit ihm können Nuklearmediziner<br />

radioaktiv markierte<br />

Zuckerlösungen selbst herstellen.<br />

Diese werden potenziellen Krebspatienten<br />

gespritzt, bevor sie im Positronen-Emissions-Tomografie-Gerät<br />

(PET)untersucht werden. Dieradioaktiv<br />

markierte Zuckerlösung reichert<br />

sich in den Krebszellen an,<br />

bringt sie zum Leuchten und macht<br />

sie so am Bildschirm sichtbar. Sogar<br />

zwei Millimeter kleine Krebszellen<br />

können die Ärzte lokalisieren –und<br />

so viele Tumorefrüh entdecken.<br />

KRANKHEIT<br />

17000<br />

<strong>Berliner</strong> erkranken<br />

jährlich an Krebs.<br />

2<br />

Jahre ist die Bauzeit des<br />

neuen Onkozentrums.<br />

Daskünftige Onkozentrum Berlin<br />

soll aber nicht nur medizintechnologisch<br />

führend sein, sondern auch<br />

praktische Grundprobleme lösen,<br />

mit denen viele Patienten konfrontiert<br />

sind. Nach der Krebsdiagnose<br />

fehlt ihnen oft der Überblick, welche<br />

Hilfsangebote es für sie gibt. Niedergelassene<br />

Fachärzte und Kliniken arbeiten<br />

selten eng zusammen, Kranke<br />

werden oft doppelt untersucht und<br />

doppelt diagnostiziert. „Unser Zentrum<br />

wird solche seelischen Zusatzbelastungen<br />

unnötig machen“, sagt<br />

Wolfgang Mohnike. Die Einrichtung<br />

könne durch die Kooperation mit<br />

den DRK-Kliniken alle Leistungen<br />

aus einer Hand anbieten – ambulant,<br />

stationär,interdisziplinär.<br />

Einen Verbesserungsbedarfinder<br />

Patientenversorgung sieht Matthias<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Pross insbesondere auch im Bezirk<br />

Treptow-Köpenick. „Wir haben fast<br />

260 000 Einwohner, soviele wie eine<br />

kleine Großstadt, müssen aber unsereKlinikpatienten<br />

zur Bestrahlung<br />

quer durch Berlin schicken“, sagt er.<br />

Betroffene würden regelmäßig im<br />

Krankentransportwagen zu Einrichtungen<br />

wie dem DTZ gefahren, um<br />

sie dort behandeln zu lassen. Dieser<br />

Aufwand sei eine Zumutung für die<br />

Kranken, aber auch in wirtschaftlicher<br />

und organisatorischer Hinsicht<br />

unsinnig. Der Bezirk brauche eine<br />

eigenständige Komplettversorgung.<br />

Neue Rettungsstelle geplant<br />

DerBau des Onkozentrums Berlin ist<br />

für die DRK-Kliniken Köpenick mit<br />

weiteren Projekten verbunden. Dadurch,<br />

dass das private DTZ eine<br />

Summe von 20Millionen Euro einbringt,<br />

werden an anderer Stelle finanzielle<br />

Kapazitäten frei. „Wir können<br />

nun eine neue Rettungsstelle<br />

und ein neues Parkhaus bauen“, sagt<br />

Pross. Etwas Klärungsbedarf gibt es<br />

derzeit noch mit dem <strong>Berliner</strong> Senat.<br />

„Wir sind in Gesprächen darüber,<br />

wie viele Betten das Onkozentrum<br />

anbieten darf und soll“, sagt Mohnike.Bereits<br />

voll überzeugt ist Bezirksbürgermeister<br />

Oliver Igel (SPD). Er<br />

wird bei der Grundsteinlegung im<br />

Oktober ein Grußwortsprechen.<br />

Vier Kühe sind<br />

bereits<br />

verendet<br />

Hoher Schaden auf<br />

Bio-Hof bei Liebenwalde<br />

VonIda Luisa Krenzlin, Liebenwalde<br />

ImLandkreis Oberhavel ermittelt<br />

die Polizei wegen einer möglichen<br />

Tierbefreiungsaktion, die für einige<br />

Tiere tödlich endete. „Es wurde von<br />

der Polizei vor Ort eine entsprechende<br />

Anzeige aufgenommen“,<br />

sagte der Sprecher der Polizeidirektion<br />

Nord,Toralf Reinhardt.<br />

Wassich genau auf den GutHammer<br />

bei Liebenwalde (Oberhavel)<br />

am Wochenende abgespielt hat, ist<br />

noch unklar.Doch bis zum Dienstag<br />

waren bereits vier Kühe verendet, 40<br />

weiterekämpfen ums Überleben.<br />

Die Betreiber des Biobetriebs mit<br />

300 Milchkühen und 600 weiteren<br />

Rindern behaupten, dass Fremde<br />

auf den Hofkamen und in der Nacht<br />

zum Sonntag die Stalltore öffneten.<br />

„So konnten hunderte Tiere frei<br />

übers Gelände laufen“, sagte Geschäftsführerin<br />

Anja Schiemann der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. DieTierekamen so<br />

auch an Kraftfutter heran. Die Geschäftsführerin<br />

sagte,dass diese Getreidemischung<br />

für einige Tierezum<br />

Verhängnis geworden sei.<br />

„Normalerweise fressen die Kühe<br />

auf der Weide und bekommen zusätzlich<br />

pro Tier und Tagnur zwei<br />

Kilo Kraftfutter“, sagte sie. Doch<br />

manche Tiere hätten in kürzester<br />

Zeit bis zu zehn Kilo gefressen. „Zu<br />

viel Kraftfutter führt dazu, dass das<br />

Verdauungssystem im Pansen empfindlich<br />

gestört wird“, sagte sie.Vier<br />

Kühe seien wohl an den Folgen der<br />

Überdosierung gestorben, 40 Kühe<br />

brachen durch die Stoffwechselstörung<br />

zusammen und müssen tierärztlich<br />

behandelt werden. Schiemann<br />

befürchtet nun, dass weitere<br />

Tiere sterben. „Die Leberschäden<br />

sind einfach zu groß.“<br />

Die Chefin des Hofs weiß nicht,<br />

wer die Tiere freigelassen hat. Sie<br />

geht davon aus,dass der oder die Täter<br />

sehr planvoll vorgegangen sind<br />

und sehr genau wussten, wie sie die<br />

Tore der Ställe öffnen und blockieren<br />

müssen. „Das war kein betrunkener<br />

Dummejungenstreich“, behauptete<br />

sie. Den Gesamtschaden kann sie<br />

noch nicht beziffern.<br />

Im Internet wird spekuliert, dass<br />

Tierschützer hinter der Aktion stecken<br />

könnten. Das Gut hat eine Belohnung<br />

von1000 Euro ausgesetzt.<br />

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Wissenschaft<br />

Sonnencreme<br />

reicht<br />

nicht aus<br />

Ärzte warnen vor Hautkrebs<br />

trotz Lichtschutzfaktor 50<br />

Ordentlich Sonnencreme, am<br />

besten mit Lichtschutzfaktor<br />

50, auftragen –und man ist vorHautkrebs<br />

geschützt. Dasdachten sich in<br />

diesem sonnenreichen Sommer sicher<br />

nicht wenige Menschen. Doch<br />

Hautärzte relativieren diese Vorstellung.„Ein<br />

Irrglaube“, sagt der Tübinger<br />

Hautkrebsexperte Claus Garbe<br />

sogar. Essei nicht so, dass die Haut<br />

durch Sonnenschutzmittel komplett<br />

vor Hautkrebs geschützt werden<br />

könne. „Vor Sonnenbrand ja, vor<br />

Hautkrebs nicht.“ Schon sehr niedrige<br />

Dosen UV-Strahlung verursachten<br />

Veränderungen des Erbguts in<br />

der Haut, die das Krebsrisiko vergrößern<br />

können. „Sobald die Haut<br />

braun wird, sind schon Mutationen<br />

ausgelöst“, sagt Garbe.<br />

DerMediziner ist Professor an der<br />

Universität Tübingen und Tagungspräsident<br />

des Deutschen Hautkrebskongresses,<br />

der am Donnerstag in<br />

Stuttgart beginnt. Er berichtet vom<br />

„überraschenden Resultat“ einer<br />

Studie mit etwa 1800 Kindergartenkindern,<br />

der zufolge Sonnenschutzmittel<br />

keinen Effekt auf die Entwicklung<br />

von Hautmutationen hatten.<br />

Schutz durch Kleidung dagegen<br />

habe einen deutlichen Unterschied<br />

ausgemacht. Solange die Menschen<br />

das ausgiebige Sonnenbaden nicht<br />

ließen, solange Braunsein „in“ sei,<br />

stiegen die Hautkrebsraten wohl<br />

weiter,und das ungebremst, sagt der<br />

Mediziner. Bis 2030 werde eine Verdoppelung<br />

bei der Zahl der Neuerkrankungen<br />

erwartet.<br />

Strahlung ist nicht Hitze<br />

Deutschlandweit erkranken derzeit<br />

jährlich mehr als 240 000 Menschen<br />

neu an Hautkrebs, wie Garbe sagt.<br />

Die Zahl der Fälle von schwarzem<br />

Hautkrebs wurden beim <strong>Berliner</strong> Robert-Koch-Institut<br />

(RKI) zuletzt mit<br />

mehr als 21 000 im Jahr bundesweit<br />

angegeben. Frauen erkrankten im<br />

Schnitt mit 60 Jahren, Männer sieben<br />

Jahrespäter.<br />

Dass man ganz besonders Kinder<br />

schützen und eincremen soll, wüssten<br />

eigentlich alle, sagt der <strong>Berliner</strong><br />

Kinderarzt Herbert Grundhewer.<br />

Nur werde dieses Wissen leider sehr<br />

unterschiedlich angewandt. Vor allem<br />

kleine Kinder mit ihrer noch<br />

dünnen Haut seien bedroht.Viele Kitas<br />

hätten reagiert und ließen die<br />

Kinder nur noch unter Sonnensegeln<br />

im Sand spielen.<br />

Grundhewer warnt davor, Hitze<br />

mit UV-Strahlung zu verwechseln.<br />

Man sehe und spüre die tückische<br />

Strahlung nicht. Natürlich sollten<br />

Kinder raus in die Natur –sie sollten<br />

aber geschützt werden, mit Creme<br />

und Kleidung, besonders zwischen<br />

11 und 15 Uhr. Auch seien Reisen in<br />

Sonnenländer kritisch, in denen<br />

kaum Zeit sei, sich auf die plötzliche<br />

Belastung einzustellen. „Das ist besonderer<br />

Stress für die Haut“, sagt<br />

Grundhewer.<br />

Vorallem beim besonders gefährlichen<br />

schwarzen Hautkrebs gehen<br />

Experten davon aus, dass er durch<br />

akute UV-Überbelastung speziell im<br />

Kindesalter bedingt ist. Der weiße<br />

Hautkrebs betrifft hingegen vorwiegend<br />

Langzeiturlauber, aber auch<br />

Bauarbeiter oder Dachdecker, die<br />

lange der Sonne ausgesetzt sind.<br />

Auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung<br />

meldet deutlich<br />

steigende Zahlen der bestätigten Berufskrankheit<br />

Hautkrebs. (dpa)<br />

Ob’snoch hilft? Die Haut hat bereits mit<br />

Röte auf die Sonne reagiert. DPA/STEPHANIE PILICK<br />

Es besteht kein Grund, Kinder vor der Umwelt abzuschirmen. Der Aufenthalt in der Natur kann das Immunsystem fördern.<br />

Keine Angst vor Keimen<br />

Kinder sollten möglichst unbelastet und natürlich aufwachsen, rät der Allergologe Philippe Eigenmann<br />

Dreck reinigt den Magen“,<br />

lautet ein alter Spruch. Er<br />

zeigt, wie robust einst mit<br />

dem Thema „Kinder und<br />

Keime“ umgegangen wurde. Heute<br />

dagegen scheinen viele Eltern ihren<br />

Nachwuchs von der „krankmachenden“<br />

Umwelt nahezu abschirmen zu<br />

wollen. Dabei besagt eine Hypothese,<br />

dass der Kontakt mit Keimen Kinder<br />

davor schützt, Allergien zu entwickeln.<br />

DerKinderarzt und Allergologe<br />

Philippe Eigenmann erzählt, wie Eltern<br />

mit diesem Thema umgehen<br />

sollten.<br />

Herr Professor Eigenmann, ist es gefährlich,<br />

wenn ein Kind einen Gegenstand<br />

in den Mund nimmt, der auf der<br />

Straße lag?<br />

Ein Gegenstand ist nicht automatisch<br />

mehr belastet, weil er draußen<br />

auf dem Boden lag. Wirvergessen oft,<br />

dass wir mit Keimen leben. Wenn ein<br />

Kind den Daumen in den Mund<br />

steckt, sind dort Bakterien drauf –<br />

und der Mund ist auch voll vonihnen.<br />

Warum sind Kinder, die auf Bauernhöfen<br />

groß werden, besser vor Allergien<br />

geschützt als Stadtkinder?<br />

Siesind sicher einer größerenVielfalt<br />

von Keimen ausgesetzt. Das Immunsystem<br />

eines Kindes ändert sich<br />

dadurch so, dass es weniger anfällig<br />

für Allergien ist.<br />

Helfen Ferien auf dem Bauernhof zur<br />

Allergie-Prophylaxe?<br />

Nein, Tage oder Wochen reichen<br />

nicht. Am besten wirkt, wenn die<br />

Mutter schon schwanger auf dem<br />

Bauernhof ist und das Kind dortaufwächst.<br />

Das Vorschulalter zählt. Die<br />

Gründe dafür kennen wir nicht im<br />

Detail. Wir haben Mäuse in einem<br />

Kuhstall aufgezogen und uns angeschaut,<br />

wie sie sich vonLabormäusen<br />

unterscheiden. Das Immunsystem<br />

bei den Bauernhofmäusen war viel<br />

aktiver als bei den Labormäusen –sogar<br />

schon bei sehr jungen Tieren. Außerdem<br />

haben wir in den Fäkalien jeweils<br />

unterschiedliche Keime gefunden.<br />

Auch beim Menschen hat man<br />

bei Allergikernund Nicht-Allergikern<br />

unterschiedliche Keimprofile in den<br />

Fäkalien gefunden.<br />

Heißt das, es gibt Bakterien, die vor<br />

Allergien schützen?<br />

Ja, esgibt Bakterienfamilien, die<br />

vor Allergien schützen. Bifido-Bakterien,<br />

die erstmals in der Darmflora<br />

von gestillten Kleinkindern entdeckt<br />

wurden, findet man eher bei gesunden<br />

Kindern, Clostridien, in deren Familie<br />

es Krankheitserreger gibt, dagegen<br />

eher bei allergischen Kindern.<br />

Wahrscheinlich reicht es aber nicht,<br />

nur eine Bakteriengattung zu betrachten.<br />

Es gibt ein sensibles Gleichgewicht<br />

im Darm. Außer Bakterien<br />

gibt es auch nochVirenund Pilze.<br />

Sie haben bei den Stallmäusen viele<br />

Virengefunden.<br />

Wir fanden auffällig viele Mastadenoviren,<br />

die leichte Darminfekte<br />

verursachen können. Allerdings wissen<br />

wir nicht, ob das Auftauchen dieser<br />

Viren einen Effekt auf Allergien<br />

hat. Dasist noch gar nicht untersucht<br />

–eskann noch große Überraschungen<br />

geben hinsichtlich der Rolle der<br />

Vireninder Darmflora.<br />

Schützt also Vielfalt in der Darmflora<br />

vorAllergien?<br />

Menschen mit größerer Vielfalt<br />

von Bakterien haben seltener Allergien<br />

als Menschen mit einer Darmfloraaus<br />

wenigen Bakterienfamilien.<br />

Bedeutet das auch, dass Antibiotika<br />

Allergien fördern?<br />

Es gibt Studien, die nahelegen,<br />

dass Kinder, die früh im Leben ein<br />

Antibiotikum bekommen haben, anfälliger<br />

für eine Allergie werden –und<br />

es gibt andere Untersuchungen, bei<br />

denen das Risiko nicht erhöht erscheint.<br />

Wahrscheinlich ist es ein Unterschied,<br />

ob die Mutter am Ende der<br />

Schwangerschaft drei Tage ein Antibiotikum<br />

nimmt, weil sie Fieber<br />

hatte,oder ob das Kind sechs Monate<br />

lang ein solches Präparat bekommt,<br />

weil es einen schweren Infekt hat.<br />

Wirkt das Stillen präventiv gegen die<br />

Entstehung vonAllergien?<br />

Kinder sollten, wenn möglich, vier<br />

bis sechs Monate gestillt werden. Dafür<br />

gibt es viele Gründe –Allergieprävention<br />

ist jedoch keiner davon. Studien<br />

zeigen, wenn überhaupt, hier<br />

nur eine schwacheWirkung.<br />

FACHMANN FÜR ALLERGIEN<br />

Könnte es gegen Allergien helfen, die<br />

richtigen Bakterien, sogenannte Probiotika,<br />

zu schlucken?<br />

In einigen Studien wurde gezeigt,<br />

dass Probiotika leicht vorbeugend gegenüber<br />

Allergien wirken, besonders<br />

hinsichtlich Neurodermitis bei Kleinkindern.<br />

Die Studien, die einen positiven<br />

Effekt zeigten, wurden vorwiegend<br />

in Finnland gemacht –deshalb<br />

bekommen Kinder dort ein Bakterien-Präparat<br />

mit Milchsäure-Bakterien.<br />

Ichsehe allerdings nicht, dass es<br />

Philippe Eigenmann ging nach dem Medizin-Studium in Genf im Rahmen seiner<br />

Kinderarzt-Ausbildung an die US-amerikanische Johns Hopkins University,Baltimore USA.<br />

Dortforschte er zum Thema Allergien. Zurück in Genf entwickelte er die allergologische<br />

Sprechstunde für Kinder.Seit 2012 ist er außerordentlicher Professor am Departement für<br />

Pädiatrie des Universitätsspitals Genf.<br />

eine große Wirkung haben kann,<br />

wenn man bloß eine Art von Bakterium<br />

schluckt.<br />

Besser wäreein Mix?<br />

Das wäre erfolgversprechender.<br />

Allerdings ist die orale Einnahme ohnehin<br />

nicht sehr effektiv.Nur ein kleiner<br />

Teil überlebt die Magensäureund<br />

gelangt in den Dünndarm. Wenn<br />

man Probiotika nimmt, sind die darin<br />

enthaltenen Bakterien nur kurz danach<br />

noch nachweisbar. Man muss<br />

sie also regelmäßig, langfristig und<br />

wahrscheinlich in großer Menge nehmen,<br />

damit sie nicht komplett verdaut<br />

werden. Bakterien in Kapseln<br />

sind wahrscheinlich effizienter als<br />

probiotikahaltiger Joghurt.<br />

Kann man mit Ernährung die Keimflora<br />

positiv beeinflussen, auch im<br />

Hinblick auf Allergien?<br />

Milchsäurebakterien, die natürlicherweise<br />

in Milch und Milchprodukten<br />

vorkommen, haben einen<br />

schwach positiven Einfluss. Auch<br />

Stoffwechselprodukte von Bakterien,<br />

die in Milchprodukten enthalten sind<br />

–zum Beispiel Butyrat und kurzkettige<br />

Fettsäuren.<br />

Ausgerechnet Milch –dabei hatte man<br />

sie imVerdacht, Allergien zu fördern.<br />

Ziemlich lange hat man in<br />

IMAGO STOCK&PEOPLE<br />

Deutschland und der Schweiz Hypoallergene-Milch<br />

zur Allergieprophylaxe<br />

propagiert, in der das Eiweiß vorverdaut<br />

ist. Diese Milch wurde vor<br />

etwa 25 Jahren eingeführtund ist immer<br />

noch auf dem Markt –und die<br />

Rate von Allergien steigt. Auch Kinder,<br />

die HA-Milch getrunken haben,<br />

können allergisch werden.<br />

Man bekommt den Eindruck, dass<br />

Vermeiden von Lebensmitteln immer<br />

schlechter ist als die Konfrontation.<br />

Man kann das nicht generalisieren.<br />

Kinder mit hohem Risiko, eine<br />

Erdnussallergie zu entwickeln, hat es<br />

in einer Studie geschützt, früh Erdnussbestandteile<br />

zu sich zu nehmen.<br />

Aber hinsichtlich der Hühnerei-Allergie<br />

haben Untersuchungen kein klares<br />

Ergebnis erbracht, ob eine frühzeitige<br />

Exposition schädlich oder<br />

günstig ist. Anscheinend gibt es Unterschiede<br />

von einem Lebensmittel<br />

zum anderen. Jedenfalls sollte man<br />

nicht übervorsichtig sein. Wenn Eltern<br />

ein neues Lebensmittel und potenzielles<br />

Allergen einführen wollen,<br />

raten wir:Gebt es zunächst in kleiner<br />

Menge –und wenn das Kind es gut<br />

verträgt, regelmäßig, damit sich eine<br />

Toleranz ausbilden kann.<br />

Was ist mit Allergien gegen Staub,<br />

Milbe, Katzenhaare? Verringertfrüher<br />

Kontakt spätereAllergien?<br />

Leider nicht. Es gibt wahrscheinlich<br />

Kinder,die,weil sie eine Katzezu<br />

Hause haben, vor einer Katzenhaar-<br />

Allergie geschützt sind. Aber es gibt<br />

auch solche,die können machen, was<br />

sie wollen, die werden auf jeden Fall<br />

allergisch gegen Katzenhaare.<br />

IstAnfälligkeit für Allergien erblich?<br />

Wenn ein Elternteil oder Geschwister<br />

des Kindes schon allergisch<br />

sind, ist das Risiko für das Kind erhöht.<br />

Mankann aber die Artder Allergie,<br />

obetwa gegen Katzenhaare oder<br />

Fisch, nicht voraussehen.<br />

Waskönnen Sie Eltern als Ratschlag<br />

mitgeben?<br />

Natürlich leben –keine Angst vor<br />

Keimen. Frische und wenig verarbeitete<br />

Lebensmittel essen. Zigarettenrauch<br />

fördert Allergien –dem sollte<br />

man Kinder auf keinen Fall aussetzen.<br />

In der Schwangerschaft ist es für<br />

die werdende Mutter nicht sinnvoll,<br />

auf Milch, Erdnüsse oder irgendein<br />

anderes Lebensmittel zu verzichten,<br />

das hat keinen Einfluss auf die Entstehung<br />

vonAllergien beim Kind. Durch<br />

solche Einschränkungen können<br />

aber Mutter und Kind ein Nährstoffdefizit<br />

bekommen.<br />

DasGespräch führte Frederik Jötten.<br />

Leben in Tiefe<br />

von sieben<br />

Kilometern<br />

Forscher entdeckten im<br />

Ozean drei neue Fischarten<br />

Ineiner der tiefsten Regionen des<br />

Pazifik haben Forscher drei bislang<br />

unbekannte Arten von Tiefseefischen<br />

entdeckt. Die zuden Scheibenbäuchen<br />

(Lipanidae) zählenden<br />

Spezies wurden mit einem unbemannten<br />

U-Boot im Atacamagraben<br />

vor der Küste von Chile und Peru in<br />

einer Tiefe von 7500 Metern aufgespürt.<br />

DieForscher sprechen vorläufig<br />

von rosafarbenen, blauen und<br />

violetten Scheibenbäuchen, wie die<br />

englische Universität Newcastle bekanntgab.<br />

Im Vergleich zu anderen Tiefseefischen<br />

– mit großen Augen, langen<br />

Zähnen oder Leuchtorganen –sehen<br />

die neu entdeckten Meeresbewohner<br />

recht unscheinbar aus: Die bis zu 30<br />

Zentimeter langen Scheibenbäuche<br />

sind klein, schleimig und recht transparent.„Außer<br />

Reichweite anderer Fische<br />

sind sie frei vonWettbewerbern<br />

und Fressfeinden“, sagt der Tiefseeforscher<br />

Thomas Linley. „Die Videoaufnahmen<br />

zeigen eindeutig, dass da<br />

unten viele wirbellose Beutetiere leben,<br />

und die Scheibenbäuche stehen<br />

an der Spitze der Nahrungskette. Sie<br />

scheinen ziemlich aktiv zu sein und<br />

sehen wohlgenährtaus.“<br />

Die härtesten Strukturen im Körper<br />

der schleimigen Fische sind die<br />

Zähne und die Knochen des Innenohrs.<br />

Die Fische sind an extreme Bedingungen<br />

angepasst. Der Druck in<br />

dieser Tiefe ist bis zu 1100-mal höher<br />

als an der Wasseroberfläche. Die<br />

Temperatur liegt nahe am Gefrierpunkt.<br />

(dpa, BLZ)<br />

Eine der drei neu entdeckten Tiefsee-Fischarten.<br />

DPA/A. JAMIESON/TH. LINLEY/NEWCASTLE UNIVERSITY<br />

<strong>Berliner</strong> Gärtner<br />

sollen Wildtiere<br />

erforschen<br />

Leibniz-Institut sucht<br />

Bürger-Unterstützung<br />

Nicht wenige <strong>Berliner</strong> haben bereits<br />

die Erfahrung gemacht:<br />

Füchse laufen bereits am hellichten<br />

Tagdurch die Straßen, Waschbären<br />

wühlen in Innenhöfen,Wildschweine<br />

trauen sich immer tiefer in Siedlungsgebiete<br />

hinein. Das Leibniz-Institut<br />

für Zoo- und Wildtierforschung<br />

(IZW), das seinen Sitz neben dem<br />

Tierpark hat, will dem jetzt genauer<br />

auf den Grund gehen. Es sucht Gartenbesitzer,die<br />

sich als Freizeit-Wildtier-Forscher<br />

betätigen und Kameras<br />

auf ihrem Grundstück installieren.<br />

Die Wissenschaftler wollen mit Hilfe<br />

der Bürger mehr über dieVerbreitung<br />

vonWildtieren in der Stadt erfahren.<br />

„Die von uns zur Verfügung gestellte<br />

Kamera ist mit einem Bewegungssensor<br />

ausgestattet und macht<br />

automatisch Fotos vonTieren, die vor<br />

die Linse laufen“, sagt IZW-Wissenschaftlerin<br />

Milena Stillfried. DieTeilnehmer<br />

sollen die Daten anschließend<br />

auf die Internetplattform des<br />

Projektes laden. Sie können sich an<br />

der Auswertung beteiligen und die<br />

Ergebnisse diskutieren. Bewerbungen<br />

sind bis zum 23. September im<br />

Internet –auf der Seite wtimpact.de –<br />

möglich. (dpa, BLZ)


18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />

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Sport<br />

Alles<br />

auf<br />

Sieg<br />

Sonst ist der Saisonstart der<br />

Füchse wirklich misslungen<br />

„Eine<br />

traurige<br />

Geschichte“<br />

Eisbären-Torwart Cüpper<br />

fällt verletzt lange aus<br />

VonCarolin Paul<br />

Die ersten Spiele in der neuen<br />

Saison sind absolviert und<br />

schon jetzt bahnt sich für die Füchse<br />

eine kleine Krise an. Während Spitzenmannschaften<br />

wie die SG Flensburg-Handewitt,<br />

die Rhein Neckar<br />

Löwen und der SC Magdeburg verlustfrei<br />

in die Bundesliga gestartet<br />

sind, sieht die Ausbeute der <strong>Berliner</strong><br />

weniger gut aus. Nur zwei Punkte<br />

konnten aus den letzten drei Begegnungen<br />

mitgenommen werden.<br />

Das ist nicht der Start, den sich<br />

die Vereinsleitung vorgestellt hat.<br />

Aussagen über den „besten Kader“<br />

und „den nächsten Schritt gehen“<br />

wurden getroffen, doch läuft das<br />

Team bisher seinen Erwartungen<br />

noch hinterher. Vor dem morgigen<br />

Heimspiel (19 Uhr, Schmelinghalle)<br />

gegen die TSV Hannover-Burgdorf<br />

stellt sich die Frage,woran es liegt.<br />

Ein halbes Dutzend verletzte<br />

Spieler auf der Bank ist sicher nicht<br />

hilfreich. Allerdings sind Stipe Mandalinic,<br />

Simon Ernst und Marko<br />

Kopljar Ausfälle, mit denen man geplant<br />

hatte –deswegen wurden Zugänge<br />

ergänzend eingekauft. Aber<br />

auch hier gibt es Probleme.<br />

Rückraum als Sollstelle<br />

Saisonsymbolbild: Frederik Simak gegen<br />

Flensburg.<br />

MATTHIAS KOCH<br />

Der von RK Vardar Skopje geholte<br />

Kreisläufer Mijajlo Marsenic ist<br />

noch nicht auf dem angestrebten Niveau.<br />

Nach einem Trainingsunfall<br />

muss er die nächsten Spiele ebenfalls<br />

auf der Tribüne Platz nehmen.<br />

Sein Pendant Johan Koch ist erst vergangene<br />

Woche wieder in den Spielbetrieb<br />

eingestiegen, nachdem er an<br />

einer Leistenverletzung laborierte,<br />

und der dritte Kreisläufer Erik<br />

Schmidt blieb bisher unter seinem<br />

Leistungsoptimum.<br />

Eine weitere Sollstelle ist der<br />

Rückraum. Wael Jallouz kam angeschlagen<br />

nach Berlin und lässt bisher<br />

noch die Athletik vermissen, für<br />

die er in den letzten Jahren bekannt<br />

war.Mit 27 Jahren ist er zudem einer<br />

der älteren und erfahreneren Spieler,<br />

die Verantwortung übernehmen sollen<br />

–eine Aufgabe,indie der Zugang<br />

hineinwachsen muss.Gleiches kann<br />

über Paul Drux gesagt werden, der in<br />

den letzten Spielen unter seinen<br />

Möglichkeiten blieb.<br />

Die Hoffnung liegt auf Fabian<br />

Wiede, der nach seiner Fußverletzung<br />

seit Montag wieder im Training<br />

ist und hofft, beim Heimspiel gegen<br />

die TSV Hannover-Burgdorf auflaufen<br />

zu können. Doch diese Rückkehr<br />

ist mit Vorsicht zu genießen. Wiede<br />

hatte sich in der Vorbereitung verletzt<br />

und muss erst in den Spielbetrieb<br />

zurückfinden. Zumal er noch<br />

nicht komplett schmerzfrei ist.<br />

Dennoch –erbringt mit seiner Erfahrung<br />

eine gewisse Sicherheit in<br />

das Spiel zurück und bietet nicht zuletzt<br />

eine Entlastung für die Teamkollegen.<br />

Die jungen Reißky, Simak<br />

und Holm haben zwar in den letzten<br />

Spielen glänzen können, doch fehlte<br />

ihnen über 60 Minuten Konstanz<br />

und Kraft. Die brauchen alle beim<br />

Heimspiel. Denn ein Sieg ist dringend<br />

nötig, um nicht jetzt schon den<br />

Anschluss zur Spitzezuverlieren.<br />

Wieder vielseitig gefordert: Ingrid Klimkeauf Hale Bob.<br />

820 Pferdestärken<br />

Für die Weltreiterspiele in North Carolina haben die Organisatoren eine Rekordsumme investiert<br />

VonGabrielle Pochhammer,Tryon<br />

Und jetzt noch Florence.<br />

Der Hurricane gleichen<br />

Namens braut sich gerade<br />

über dem Atlantik<br />

zusammen und eilt Richtung North<br />

Carolina. In den nächsten beiden Tagen<br />

soll er die Küste erreichen. Tryon,<br />

der Schauplatz der Weltreiterspiele,<br />

der Weltmeisterschaften in acht Pferdesportdisziplinen,<br />

liegt nur 280 Meilen<br />

entfernt, 1,5 Millionen Menschen<br />

sind geflohen. WerPferde hat, hat sie<br />

ins Landesinnere in Sicherheit gebracht.<br />

Sturmund Starkregen werden<br />

erwartet. Dashat gerade noch gefehlt.<br />

Wasein amerikanischer Traum werden<br />

sollte, quasi aus dem Nichts die<br />

besten Weltreiterspiele, die es je gab,<br />

aus dem Boden zu stampfen, wirdjeden<br />

Tagmehr zum Albtraum.<br />

Der Chef der Veranstaltung, der<br />

Immobilientycoon Mark Bellissimo,<br />

der zusammen mit seinen Milliardärsfreunden<br />

nach eigenen Angaben<br />

rund 200 Millionen Dollar in die Anlage<br />

investiert hat, musste sich jetzt<br />

entschuldigen bei den Pferdepflegern,<br />

die unter unsäglichen Bedingungen<br />

bisher in Massenquartieren<br />

hausen mussten, weil ihre Unterkünfte<br />

nicht bezugsfertig waren.<br />

Inzwischen wohnen sie in kleinen<br />

Blockhütten, die von weitem wie etwas<br />

zu groß geratene Hundehütten<br />

aussehen, bis gesterngab es dortweder<br />

Strom noch Wasser. Zwar stehen<br />

auf dem 650 Hektar großen Turniergelände<br />

auch schicke Holzhütten,<br />

aber die sind für bis zu 16 000 Dollar<br />

die Woche an Funktionäre und Pferdebesitzer<br />

vermietet. Von den versprochenen<br />

Hotels stehen nicht mal<br />

die Grundmauern. Wenigstens den<br />

Pferden –820 werden erwartet –geht<br />

es gut, sie konnten feste Boxen in<br />

Fünfsternequalität beziehen. 1,5 Millionen<br />

Euro kostet die Reise der deutschen<br />

Reiter, aufgebracht von der<br />

Deutschen Reiterlichen Vereinigung<br />

(FN) und dem Innenministerium,<br />

also dem Steuerzahler. Und so wird<br />

einiges erwartet an Medaillen. Zwar<br />

nicht unbedingt von den deutschen<br />

Distanzreitern, die heute als Erste auf<br />

die 160 Kilometer lange Strecke müssen.<br />

Hier ist heil Ankommen schon<br />

wie ein Sieg. Die Medaillen werden<br />

wohl wieder Reiter aus den arabischen<br />

Staaten bekommen.<br />

Sievor allem haben den Langstreckenrennen<br />

in den letzten Jahren in<br />

Verruf gebracht haben durch rücksichtloses<br />

Reiten. Erschreckende Bilder<br />

begleiteten diesen Sport, man sah<br />

Pferde mit gebrochenen Beinen<br />

durch dieWüste wanken, andere, völlig<br />

erschöpft vonnebenher laufenden<br />

Helferndurchs Ziel getrieben. 28 von<br />

47 Doping- oder Medikationsfällen,<br />

mit denen sich das Tribunal der Internationalen<br />

Reiterlichen Vereinigung<br />

(FEI) in den Jahren 2017 und 2018 beschäftigen<br />

musste, gehen auf das<br />

Konto des Distanzsportes.<br />

Auch dem Verein Deutscher Distanzreiter<br />

und -fahrer (VDD) geben<br />

jüngste Zwischenfälle „Anlass zu großer<br />

Sorge“, heißt es in einem offenen<br />

Brief. Erst Mitte August kollabierte ein<br />

Pferd beim Rennen im britischen<br />

Euston Park und starb. Das Event<br />

wurde unter anderem voneinem Unternehmen<br />

des Scheichs Mohammed<br />

BinRashid Al Maktoum aus Dubai gesponsert–wie<br />

auch der Distanzwettbewerb<br />

bei denWeltreiterspielen.<br />

Ab morgen müssen die Dressurreiter<br />

den Mannschaftstitel vonCaen<br />

2014 verteidigen. Sietreten als Favoriten<br />

an, auch wenn imVorfeld nicht alles<br />

glatt lief. Derelfjährige Cosmo von<br />

Sönke Rothenberger, dem manche<br />

sogar einen Einzeltitel zutrauen,<br />

wurde im Juli von einer fiebrigen Erkrankung<br />

heimgesucht, konnte erst<br />

DieStrecke ist hügelig. Dieletzten dreieinhalb<br />

Minuten geht es nur bergauf.<br />

Da ist eine sehr gute Kondition vonnöten,<br />

vor allem bei den erwarteten Temperaturen<br />

von mehr als dreißig Grad.<br />

vor vier Wochen in Donaueschingen<br />

zeigen, dass er wieder fit ist. Die<br />

sechsfache Olympiasiegerin Isabell<br />

Werthsetzt mit dem Einsatz vonBella<br />

Rose alles auf eine Karte. Diehochbegabte<br />

Fuchstute war fast vier Jahre<br />

lang verletzt, seit ihrem Comeback im<br />

Juni ist sie ungeschlagen. Erst zwei<br />

Wochen vor dem Abflug entschied<br />

der Dressurausschuss,neben Sammy<br />

Davies jun. unter Dorothee Schneider<br />

die international relativ unerfahrene<br />

elfjährige Daleramit Jessica von<br />

Bredow-Werndl mitzunehmen, auch<br />

sie ein außergewöhnliches, aber wie<br />

so oft kein einfaches Pferd. Zu fürchten<br />

haben die deutschen Dressurreiter<br />

vorallem die Gastgeber,die ihnen<br />

schon fast in Aachen den Sieg im Nationenpreis<br />

entrissen hätten.<br />

Traumstart in den Wahnsinn<br />

STEFAN LAFRENTZ/IMAGO<br />

Zur selben Zeit müssen auch die<br />

Vielseitigkeitsreiter ihre beiden WM-<br />

Titel aus Caen verteidigen. Das wird<br />

ohne den dreifachen Olympiasieger<br />

Michael Jung schwer werden. Seine<br />

Stute Rocana, mit der er 2017 das CCI<br />

Kentucky gewann und 2018 Zweiter<br />

war, hat sich am linken Fesselgelenk<br />

verletzt. Undeinen passenden Ersatz<br />

hat selbst ein Ausnahmereiter wie<br />

Jung nicht im Stall. Olympiacrack<br />

Sam (18) geht bald in Pension und<br />

von den jüngeren Hoffnungsträgern<br />

hat es keiner in die Spitzegeschafft.<br />

So begleiten hohe Erwartungen<br />

die Europameisterin Ingrid Klimke<br />

mit Hale Bob, sowie Julia Krajewski<br />

mit Chipmunk, Andreas Dibowski<br />

mit Corrida, und Thomas Rüder auf<br />

Colani Sunrise.Durch den Ausfall von<br />

Michael Jung erhält nun Sandra Auffarth<br />

die Chance,ihren Einzeltitel von<br />

2014 zu verteidigen. Zwar ist auch ihr<br />

Fuchs Opgun Louvo nicht mehr auf<br />

großer Bühne dabei, aber mit dem<br />

erst neunjährigen Viamant de Matz<br />

sie hat einen vielversprechenden<br />

Nachfolger unter dem Sattel.<br />

Die 5700 Meter lange Strecke, zu<br />

reiten in zehn Minuten, ist hügelig,<br />

die letzten dreieinhalb Minuten geht<br />

es nur bergauf. Da ist eine sehr gute<br />

Kondition vonnöten, vor allem bei<br />

den erwarteten Temperaturen von<br />

mehr als 30 Grad. Undeswerde Hindernisse<br />

geben, die man noch nie zuvorgesehen<br />

sagt, verspricht der britische<br />

Kursdesigner Mark Phillips,was<br />

ja eher wie eine Drohung klingt.<br />

Erst in der zweiten Woche treten<br />

die Springreiter an. Es wirdein junges<br />

deutschesTeam reiten, drei Reiter unter<br />

30, Simone Blum mit Alice, Maurice<br />

Tebbel mit Chacco’s Son und<br />

Laura Klaphake mit Catch me if you<br />

can, plus Routinier Markus Ehning,<br />

der inzwischen wieder Platz drei der<br />

Weltrangliste eroberthat. Dasist ja irgendwie<br />

ein gutes Omen.<br />

Die deutschen Wasserballer schlagen zum Auftakt des Weltcups in Berlin sensationell Ungarn mit 12:10<br />

Inder 2. Minute kreischte die Sirene<br />

zum ersten Maldurch die Europaschwimmhalle<br />

an der Landsberger<br />

Allee. Sie wirkte wie ein zusätzliches<br />

Aufputschmittel zum<br />

Glücksgefühl der deutschen Wasserballer,wenn<br />

sie beim Weltcup gegen<br />

den haushohen Favoriten Ungarn<br />

ein Torerzielten. Nach Mateo Cuks<br />

Führungstreffer röhrten die Lautsprecher<br />

noch elfmal wie Polizeisirenen.<br />

Das reichte aus, umdie 12:10-<br />

Sensation zum Auftakt des Turniers<br />

gegen einen Gegner zu landen, den<br />

Bundestrainer Hagen Stamm zuvor<br />

ren Mannschaftssportart erzählen“,<br />

sagt Stamm über diese anspruchsvolle<br />

Aufgabe. Hinzu kommt, dass<br />

nur noch elf statt wie bisher 13 Spieler<br />

im Aufgebot stehen dürfen. „Ein<br />

Wahnsinn“, wie Stamm findet. Um<br />

vorzubeugen, dass nach Strafen irgendwann<br />

keine Feldspieler mehr<br />

zur Verfügung stehen –mit Tobias<br />

Preuß und Timo van der Bosch<br />

mussten zwei Deutsche vorzeitig zuschauen<br />

–, setzte er im Toralleine auf<br />

Hannovers Moritz Schenkel.<br />

Der Meisterkeeper hielt stark, so<br />

dass seine Mannschaft dieses Spiel<br />

„als schwieriger als schwer zu schlagen“<br />

bewertet hatte. AmMittwoch<br />

heißt der nächste Gegner dann Japan<br />

(20.30 Uhr).<br />

Es war also ein Start, der genau<br />

die Emotionen freisetzt, die es<br />

braucht, um diese knüppelharteVeranstaltung<br />

mit sechs Spielen an<br />

sechs Tagen zu einer erfolgreichen<br />

zu machen. Mit dem Ziel, im nächsten<br />

Jahr mal wieder an einerWM teilzunehmen.<br />

„Dieses Turnier ist von<br />

der Anforderung doppelt, eigentlich<br />

unmenschlich. Sechs Spiele in sechs<br />

Tagen müsste man mal einer andewirklich<br />

gewinnen konnte. „Wir haben<br />

einen Teamgeist gezeigt, der seinesgleichen<br />

sucht“, sagte Stamm,<br />

„die Jungs waren weltklasse.“<br />

Nach 4:7-Rückstand kämpfte sich<br />

Deutschland zum 8:8 und übernahm<br />

das Kommando.Als der Spandauer<br />

Ben Reibel drei Minuten vor<br />

dem Ende das 11:9 erzielte und drei<br />

Ungarn ausgeschlossen waren, versprühten<br />

die Spieler erstmals das<br />

Gefühl, einen lange nicht dagewesenen<br />

Moment im deutschem Wasserball<br />

zu schaffen. EinZustand, der die<br />

Schlusssirene überstand. (pae.)<br />

VonBenedikt Paetzholdt<br />

Als Clément Jodoin am Dienstag<br />

nach der Trainingseinheit das<br />

Eis als Erster verließ, wirkte er besorgt.<br />

Waservon seinen Profis zuvor<br />

gezeigt bekam war allerdings nicht<br />

die Ursache. Den Cheftrainer der<br />

Eisbären Berlin trieb um, dass sich<br />

TorwartMarvin Cüpper beim Champions-League-Spiel<br />

am Sonntag in<br />

Brünn (3:4) so schwer am Fuß verletzt<br />

hat, „dass er vielleicht bis zu<br />

zehn Wochen ausfällt. Das ist wirklich<br />

eine traurige Geschichte.“<br />

Zum einen natürlich für den 24-<br />

Jährigen Keeper persönlich. In der<br />

Saisonvorbereitung hatte er sich bereits<br />

eine schmerzhafte Blase am<br />

Knöchel zugezogen, die ihn zwei<br />

Wochen hinderte, auf dem Eis zu<br />

trainieren. Vergangene Woche fieberte<br />

er dann auf sein Saisondebüt<br />

gegen Zug hin, das die Eisbären mit<br />

1:6 verloren. Am Sonntag dann erlitt<br />

er die neue Verletzung.<br />

Wenige Optionen<br />

Für die Eisbären ist diese Nachricht<br />

eine mittelschwere sportliche Katastrophe.„Wirhaben<br />

mit zwei jungen<br />

Goalies begonnen, jetzt haben wir<br />

noch Max. Jetzt liegt der Ball bei ihm,<br />

auf ihn kommt es jetzt an.“ Max, der<br />

in voller Länge Maximilian Franzreb<br />

heißt und 22 Jahrealt ist, spielte eine<br />

starke Vorbereitung und hätte nach<br />

diesen Auftritten wahrscheinlich ohnehin<br />

den Saisonauftakt bestritten.<br />

Allerdings machte er bislang erst elf<br />

Partien in der Deutschen Eishockey<br />

Liga (DEL). Und gleich zum Auftakt<br />

Marvin Cüpper wird sich derzeit nach der<br />

letzten Saison zurücksehnen. BERND KÖNIG<br />

kommt am Freitag Meister München<br />

in die Arena (19.30 Uhr), am Sonntag<br />

müssen die <strong>Berliner</strong> beim Play-off-<br />

Halbfinalgegner Nürnberg antreten.<br />

Dassind Herausforderungen −nicht<br />

nur für den jungen Goalie.<br />

Am Mittwoch soll es nun zum<br />

Torwart-Krisengipfel zwischen Trainerteam<br />

und der sportlichen Leitung<br />

kommen. „Wir müssen jetzt<br />

diskutieren, welche Optionen wir<br />

haben“, sagt Jodoin. „Es ist eine<br />

lange Saison, aber jedes Spiel ist<br />

wichtig und du musst punkten.“<br />

Es ist davon auszugehen, dass die<br />

Eisbären nun doch noch einen Torwart<br />

verpflichten und eine Ausländerlizenz<br />

vergeben müssen. Zwar<br />

stehen im Eisbärenkader noch zwei<br />

weitere Torhüter. Tobias Ancicka ist<br />

allerdings erst 17 Jahre alt und für<br />

das Eisbären-Juniors-Team in der<br />

Deutschen Nachwuchs Liga (DNL)<br />

vorgesehen. Konstantin Kessler, 22,<br />

wie Ancicka mit einer Förderlizenz<br />

ausgestattet, soll in der DEL bei den<br />

Lausitzer Füchsen Erfahrung sammeln.<br />

Dauerhafte Einsätze als DEL-<br />

Back-up-Goalies kommen für beide<br />

mit Sicherheit zu früh. Jetzt muss die<br />

sportliche Leitung ihre Kontakte<br />

spielen lassen, um zu diesem nicht<br />

gerade günstigen Zeitpunkt noch einen<br />

passenden Keeper zu finden.<br />

Immerhin konnte der Verein gesternnoch<br />

vermelden, dass Jason Jaspers<br />

kein Gastspieler mehr ist, sondern<br />

für die ganze Saison unterschrieben<br />

hat. Dasreichte aber nicht<br />

aus, um Jodoins Sorgenfalten zu<br />

glätten.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 19 *<br />

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Sport<br />

Erst impfen,<br />

dann<br />

arbeiten<br />

Maradona will Dorados in<br />

Mexikos Erste Liga führen<br />

VonChristian Schwager<br />

Natürlich wäre esein Verlust für<br />

alle Tribünen dieser Welt. Wobei:<br />

Vielleicht lässt der neue Job<br />

Diego Armando Maradona noch ein<br />

bisschen Zeit, Fußballspiele anderer<br />

Klubs zu verfolgen, nicht nur die seines<br />

mexikanischen Zweitligisten<br />

Dorados.Seines?<br />

Ja,Diego Maradona will dem 2003<br />

gegründeten Club Social yDeportivo<br />

Dorados de Sinaloa mit einer offensiven<br />

Spielweise zum Aufstieg verhelfen.<br />

„Mit dem, was ich den Spielernseelisch<br />

einimpfen kann, wirdes<br />

schwierig sein, uns zu besiegen“,<br />

sagte Argentiniens Fußballlegende.<br />

Da wurde er gerade in Culican als<br />

neuer Trainer vorgestellt. Er sei kein<br />

Verfechter des defensiven Fußballs,<br />

berichtete Maradona weiter.<br />

Das hätte auch verwundert, ist<br />

doch Maradona in seiner ganzen Art<br />

nicht als defensiv bekannt. Zuletzt<br />

agierte er öffentlichkeitswirksam bei<br />

der WM in Russland als Beobachter<br />

eines Argentinien-Spiels auf der Ehrentribüne,<br />

und das sehr offensiv. Er<br />

zeigte den Mittelfinger, musste zurückgehalten<br />

werden, um nicht von<br />

der Tribüne zu plumpsen, schlief<br />

dann den Schlaf der Gerechten.<br />

Bolivien fragt an<br />

Inzwischen scheint der 57-Jährige<br />

wieder hellwach zu sein. Energiegeladene,nach<br />

offiziellen Angaben auf<br />

1,65 Meter Körpergröße verteilte 67<br />

Kilogramm, verschafften sich jetzt in<br />

einer Traube vonrund 120 Journalisten<br />

bei der Vorstellung Platz. Und<br />

Gehör. Maradona sagte: „Wir kommen<br />

nicht zu einem Spaziergang<br />

oder zu einer Ferienfahrt, wir kommen,<br />

um zu arbeiten.“<br />

Um seinen Stellenwert zu verdeutlichen,<br />

erzählte Maradona, er<br />

habe von Boliviens Staatschef Evo<br />

Morales sowie vomvenezolanischen<br />

Präsidenten Nicolás Maduro Angebote<br />

bekommen. Nicht, die Politiker<br />

in ihrem Amt zu beerben, wobei Maradona<br />

auch davor wohl nicht zurückschrecken<br />

würde. Nein, die Nationalmannschaften<br />

der beiden Länder<br />

sollte er betreuen, also eines von<br />

beiden jedenfalls.<br />

Ganz so ulkig, wie sie klingt, ist die<br />

Sache allerdings dann doch nicht.<br />

Maradona fiel in der Vergangenheit<br />

immer wieder durch seine Drogensucht<br />

auf.„Krankheit“ nennt er diese<br />

sehr zutreffend. Bei Dorados könne<br />

er nun tagsüber die Sonne sehen<br />

und nachts schlafen. Das ist ihm zu<br />

wünschen. Maradona ist zunächst<br />

für elf Monate als Trainer von Dorados<br />

de Sinaloa tätig. Mexikanischen<br />

Medien zufolge wirderumgerechnet<br />

1,4 Millionen Euro erhalten und im<br />

besten Fall auch verdienen.<br />

Dorados liegt übrigens in der<br />

zweiten mexikanischen Liga auf dem<br />

vorletzten Tabellenplatz. Man kann<br />

das als eine unlösbare Aufgabe betrachten.<br />

Oder als Herausforderung.<br />

Immerhin ist das Team nicht<br />

Schlusslicht. Es hätte also schlimmer<br />

kommen können für Club Social y<br />

DeportivoDorados de Sinaloa.<br />

Nächster Trainerauftritt in Mexiko: Diego<br />

Armando Maradona.<br />

MARCO UGARTE/AP<br />

Das Gefühl, mal an der Reihe zu sein<br />

Gemeinsam teilen oder Schande für immer? Die Türkei in der finalen Bewerbungsphase um die EM 2024<br />

VonTobias Schächter<br />

Emre Akbaba bescherte dem<br />

türkischen Fußball wieder<br />

positive Schlagzeilen. Die<br />

Türken gewannen Montagnacht<br />

in Stockholm durch zwei späte<br />

Tore des Offensivspielers vonGalatasaray<br />

Istanbul das Nations-League-<br />

Spiel gegen Schweden nach 0:2 noch<br />

3:2. Nach dem 1:2 zum Auftakt gegen<br />

Russland besitzt die Mannschaft also<br />

weiter Hoffnung in ihrer Gruppe. Ob<br />

sich die Türken für die EM 2020 qualifizieren,<br />

steht aber erst im Spätherbst<br />

2019 fest –doch schon am 27. September<br />

weiß die Welt, ob die Türkei<br />

oder Deutschland die EM 2024 ausrichten.<br />

Dann entscheidet das Uefa-<br />

Exekutivkomitee, welches Land den<br />

Zuschlag bekommt.<br />

In der Endphase der Bewerbung<br />

versuchen beide, negative Schlagzeilen<br />

zu vermeiden. Doch das gelingt<br />

weder den Deutschen noch den Türken.<br />

Zum ersten Mal seit mehr als<br />

acht Jahren fand vorigen Freitag wieder<br />

ein Länderspiel in Trabzon statt.<br />

Das war für den Türkischen Fußball<br />

Verband (TFF) heikel. Der Verein<br />

Trabzonspor liegt mit dem Verband<br />

seit dem großen Manipulationsskandal<br />

von 2011 im Streit. Damals erkaufte<br />

sich Fenerbahce Istanbul den<br />

Meistertitel, unter anderen wurde<br />

Präsident Aziz Yildirim zu einer hohen<br />

Gefängnisstrafe verurteilt.<br />

Während die Uefa Fenerbahce<br />

zwei Jahre sperrte, erkannte der TFF<br />

Fener den Titel bis heute nicht zugunsten<br />

des damaligen ZweitenTrabzonspor<br />

ab.Später wurde der Prozess<br />

gegen die Verurteilten aufgrund von<br />

Gesetzesänderungen neu aufgerollt,<br />

Yildirim und andereFunktionärefreigesprochen.<br />

Doch Trabzonspor klagt<br />

bis heute vor dem Internationalen<br />

Sportgerichtshof Cas unter anderem<br />

gegen den TFF, Aktivisten kämpfen<br />

„für Gerechtigkeit und gegen die Korruption<br />

imVerband“.<br />

Beim Länderspiel gegen Russland<br />

entrollten sie ein Transparent, auf<br />

dem in Englisch zu lesen stand:<br />

„Share Together: „Shame Forever“ –<br />

Match Fixing is supported by Turkish<br />

Football Federation.“ Aus dem offiziellen<br />

Claim der türkischen EM-Bewerbung<br />

„Gemeinsam teilen“ machten<br />

die Aktivisten „Schande für immer“<br />

und ergänzten: „Manipulation<br />

wird vom Türkischen Fußball-Verband<br />

unterstützt.“ Einige Aktivisten<br />

wurden vorübergehend festgenommen,<br />

ihnen drohen Stadionverbote.<br />

Fußball<br />

Nations League Gruppe A, 2. Spieltag<br />

Gruppe 1<br />

Frankreich -Niederlande 2:1 (1:0)<br />

1. Frankreich 22:1 4<br />

2. Deutschland 10:0 1<br />

3. Niederlande 11:2 0<br />

Gruppe 2<br />

Island -Belgien<br />

1. Schweiz 16:0 3<br />

2. Belgien 00:0 0<br />

3. Island 10:6 0<br />

Gruppe 3<br />

Portugal- Italien 1:0 (0:0)<br />

1.Portugal 11:0 3<br />

2. Polen 11:1 1<br />

3. Italien 21:2 1<br />

Gruppe 4<br />

Spanien -Kroatien<br />

1. Spanien 12:1 3<br />

2. Kroatien 00:0 0<br />

3. England 11:2 0<br />

Gruppe B, 2. Spieltag<br />

Gruppe 2<br />

Schweden -Türkei 2:3 (1:0)<br />

1. Russland 12:1 3<br />

2.Türkei 24:4 3<br />

3. Schweden 12:3 0<br />

Gruppe 3<br />

2. Spieltag:<br />

Dienstag,11.09.2018:<br />

Bosnien-Herzegowina -Österreich<br />

1. Bosnien-Herzegowina 12:1 3<br />

ZAHLEN<br />

Bockspringen für Anfänger:Hakan Calhanoglu testet Russlands Mario Fernandes.<br />

„Unser Präsident zeigt seinen<br />

starken Willen, die türkische<br />

EM-Bewerbung zu erleichtern<br />

und unterstützt unsere Kandidatur<br />

auf ganzer Linie.“<br />

Yildirim Demirören und der von ihm geführte türkische Fußballverband TFF rechnen sich<br />

trotz aller Probleme gute Chancen auf den EM-Zuschlag aus.<br />

2.Österreich 00:0 0<br />

3. Nordirland 11:2 0<br />

U21, EM-Qualifikation, 12. Spieltag<br />

Gruppe 5<br />

Aserbaidschan -Norwegen 1:3 (0:0)<br />

Irland -Deutschland 0:6 (0:2)<br />

1. Deutschland 829: 619<br />

2. Norwegen 813:10 14<br />

3. Irland 811:10 14<br />

4. Kosovo 9 9: 912<br />

5. Israel 811:17 8<br />

6. Aserbaidschan 9 5:26 2<br />

American Football<br />

National Football League, 1. Spieltag<br />

Detroit Lions -New York Jets 17:48<br />

Oakland Raiders -Los Angeles Rams 13:33<br />

Tennis<br />

WTA-Turnier in Quebec City,1.Runde<br />

Monica Puig (Puerto Rico/Nr.3)-Beatriz Haddad<br />

Maia (Brasilien) 6:2, 6:3, Leylah Annie Fernandez<br />

(Kanada) -Gabriela Dabrowski (Kanada) 6:3, 7:5<br />

Wasserball<br />

Weltcup in Berlin<br />

Deutschland -Ungarn 12:10<br />

Serbien -Südafrika 21:3<br />

Kroatien -USA 15:10<br />

Australien -Japan 14:6<br />

SAISONFINALE<br />

IN HOPPEGARTEN<br />

AP<br />

Die Erfolgsaussichten der türkischen<br />

Bewerbung werden vor allem<br />

durch dieWährungskrise im Land getrübt.<br />

Die Lira hat seit Jahresbeginn<br />

rund vierzig Prozent an Wert gegenüber<br />

dem Dollar verloren. Das stürzt<br />

die notorisch verschuldeten türkischen<br />

Fußballklubs in existenzielle<br />

Nöte, weil die ihre Spieler sowie Kredite<br />

bei Banken vorallem in Euro und<br />

Dollar bezahlen müssen. Experten<br />

prognostizieren keine schnelle Verbesserung,<br />

eher eine Verschärfung.<br />

Ob die Uefa ihregrößte Geldvermehrungsmaschine<br />

EM an ein Land in einer<br />

existenziellen Wirtschaftskrise<br />

vergibt, ist eine spannende Frage.<br />

DieEM2016 brachte demVerband<br />

einen Gewinn von 800 Millionen<br />

Euro. Umdie Bilanzen zu maximieren,<br />

fordert die Uefa vom Staat des<br />

ausrichtenden Landes Garantien, unter<br />

anderem Steuerfreiheit. TFF-Boss<br />

Yildirim Demirören wurde so zitiert:<br />

DieTürkei verspreche „eine noch nie<br />

da gewesene Unterstützung, alle Garantien<br />

wurden ohne jedenVorbehalt<br />

gegeben, inklusive einiger zusätzlicher<br />

Garantien, die den wirtschaftlichen<br />

Erfolg des Turniers absichern“.<br />

Welche „zusätzlichen Garantien“ das<br />

sind, ist bislang nicht bekannt.<br />

Starker Wille des Präsidenten<br />

DFB-Boss Reinhard Grindel erklärte<br />

in diesem Zusammenhang auf der<br />

Sportbusinessmesse SpoBis im Februar:„Bei<br />

allen Staatsgarantien, die<br />

die Uefa verlangt, ist mein Eindruck<br />

so,dass Herr Erdogan auch im großen<br />

Stil geneigt ist, diese zu unterstützen.“<br />

Die Türkei glaubt, einfach mal<br />

dran zu sein mit der Ausrichtung eines<br />

großen Turnieres, mehr als zwei<br />

Dutzend neue Stadien wurden in den<br />

letzten Jahren gebaut. Auch der Rücktritt<br />

Mesut Özils spricht aus türkischer<br />

Sicht nicht für eine EM-Vergabe<br />

nach Deutschland.<br />

Doch angesichts des Verfalls der<br />

Lira setzt die Türkei auf harte Faktoren.<br />

Jüngst verschickte der TFF ein 74<br />

Seiten dickes Hochglanzmagazin zur<br />

Bewerbung an europäische Medienvertreter.Indem<br />

ist neben einem großen<br />

Bild von Erdogan zu lesen: „Unser<br />

Präsident zeigt seinen starkenWillen,<br />

die türkische EM-Bewerbung zu<br />

erleichtern und unterstützt unsere<br />

Kandidatur auf ganzer Linie.“ Angesichts<br />

der Krise im Land wäreeine erfolgreiche<br />

EM-Kampagne ein großer<br />

Befreiungsschlag für Erdogan. Die<br />

zwei späten Tore gegen Schweden<br />

wären dagegen nur eine Marginalie.<br />

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NACHRICHTEN<br />

Vettel erhält neuen<br />

Teamkollegen<br />

FORMEL 1. Sebastian Vettel muss<br />

sich zum Ende dieser Saison von<br />

Kimi Räikkönen verabschieden und<br />

bekommt in Charles Leclerceinen<br />

neuen Ferrari-Teamkollegen. Die<br />

Scuderia gab die Beförderung der<br />

monegassischen Nachwuchshoffnung<br />

vomSauber-Team bekannt.<br />

Walpurgis übernimmt<br />

Traineramt in Dresden<br />

FUSSBALL. Maik Walpurgis ist neuer<br />

Cheftrainer bei Dynamo Dresden.<br />

Der44-Jährige wirdals Nachfolger<br />

des beurlaubten UweNeuhaus vorgestellt.<br />

Er erhält einen Vertragbis<br />

2020, dieser gilt für die Erste und<br />

Zweite Liga. Sportchef Ralf Minge<br />

sagte: „Es war sofortgroße Übereinstimmung<br />

in allen Punkten da.“<br />

Deutsche U21-Fußballer<br />

besiegen Irland mit 6:0<br />

FUSSBALL. Diedeutschen U21-Fußballer<br />

haben mit einem 6:0 (2:0)-Sieg<br />

beiVerfolger Irland in der Qualifikation<br />

in Dublin endgültig Kurs auf die<br />

EM-Endrunde 2019 genommen. AaronSeydel<br />

(6. Minute), Dreifach-TorschützeCedric<br />

Teuchert(22./FE/66./<br />

73./FE) und Suat Serdar (83./FE/86.)<br />

trafen vor2325 Zuschauern.<br />

Spanische Liga will<br />

in Miami spielen<br />

FUSSBALL. Daserste Spiel der PrimeraDivisión<br />

außerhalb der Landesgrenzen,<br />

das Duell des FC Girona<br />

gegen den FC Barcelona, soll am 26.<br />

Januar 2019 in Miami ausgetragen<br />

werden. Diebeiden Klubs und La-<br />

Liga reichten beim spanischen Fußballverband<br />

(RFEF) einen entsprechenden<br />

Antrag ein.<br />

Vogel erhält finanzielle<br />

Unterstützung<br />

RADSPORT. DerimTraining verunglückten<br />

Kristina Vogel wirdfinanziell<br />

weiter geholfen. Eine Versicherung<br />

zahlt 150 000 Euro an die querschnittsgelähmte<br />

Sportlerin. Zudem<br />

kamen bei einer Spendenaktion<br />

120 000 Euro zusammen. Vogel will<br />

das Geld zum behindertengerechten<br />

Umbau ihres Hauses nutzen.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 – S eite 20 *<br />

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Sport<br />

Friedliche Stimmung im Fanblock des Chemnitzer FC. Der Regionalligist sagt, so wird es auch am Sonnabend während der Partie gegen den <strong>Berliner</strong> AK sein. Doch die Gäste haben Angst als deutsch-türkischer Klub nach Ausschreitungen in der Stadt.<br />

IMAGO/SVEN LEIFER<br />

„Wir wollen Frieden“<br />

Fußballregionalligist <strong>Berliner</strong> AK hält sich auch nach einem Sicherheitstreffen offen, ob er in Chemnitz antritt –und erstattet Anzeige gegen Unbekannt<br />

VonMichael Jahn<br />

Die Stimme von Mehmet<br />

Ali Han klingt aufgeregt.<br />

Der Mittfünfziger, Bauunternehmer,<br />

mächtiger<br />

und meinungsstarker Präsident des<br />

Fußballregionalligisten <strong>Berliner</strong> AK,<br />

versucht, am Telefon seiner Erregung<br />

Herr zu werden und antwortet<br />

schließlich sachlich. „Ja“, sagte er im<br />

Gespräch mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,<br />

„ich weiß noch nicht genau, ob unsere<br />

Mannschaft am Sonnabend<br />

zum Spiel beim Chemnitzer FC antreten<br />

wird. Es ist alles sehr traurig,<br />

was im Moment abläuft. Wir wollen<br />

ein besonders gutes Sicherheitskonzept,<br />

sonst spielen wir nicht.“ Bei<br />

dieser Meinung ist Ali Hanamgestrigen<br />

Dienstag auch nach der Sicherheitsberatung<br />

in Chemnitz geblieben,<br />

an der er teilgenommen hatte.<br />

Bei diesem turnusmäßigen Treffen<br />

haben Hanund weitereVertreter<br />

des BAK ihre Bedenken geäußert.<br />

Danach hieß es,dass alle Teilnehmer<br />

sensibilisiertseien –obPolizei, CFC,<br />

BAK, Fanprojekt oder Nordostdeutscher<br />

Fußball-Verband (NOFV). Der<br />

Chemnitzer FC greife auf ein bereits<br />

in der Dritten Liga erprobtes Sicherheitskonzept<br />

zurück. „Unter der Berücksichtigung<br />

der aktuellen Situation.“<br />

DiePolizei habe keine Indizien<br />

für eine besondereGefahr.<br />

Partie wirdverschoben<br />

Dennoch wurde wegen anderer<br />

Maßnahmen die Anstoßzeit von ursprünglich<br />

13.30 Uhrauf 15 Uhrverlegt.<br />

Aus Sicherheitsgründen, denn<br />

seit Tagen befindet sich die Partie im<br />

Fokus der Öffentlichkeit weil die<br />

ganzeStadt Chemnitz in den Brennpunkt<br />

gerückt ist. Es geht nicht mehr<br />

nur um Fußball. Es geht um Politik<br />

und auch um juristische Fragen.<br />

Es ist eine vertrackte Geschichte.<br />

Sie begann am 28. August. Nach den<br />

schlimmen Ereignissen auf den Straßen<br />

von Chemnitz und dem Todeines<br />

Menschen schrieb Mehmet Ali<br />

Hanauf der Homepage seinesVereins<br />

einen offenen Brief. Darinhieß es unter<br />

anderem: „Die fremdenfeindlichen<br />

Übergriffe und Ausschreitungen<br />

der letzten beiden Tage in Chemnitz<br />

haben wir als Verein mit Bestürzung,<br />

Sorge und Trauer zur Kenntnis<br />

genommen.“ Es hieß weiter:„Zu den<br />

rechten Aufmärschen sollen nach<br />

Presseberichten unter anderem auch<br />

Fangruppierungen des Chemnitzer<br />

FC aufgerufen haben.“ Und: „Angesichts<br />

unseres bevorstehenden Auswärtsspiels<br />

in Chemnitz sind wir alarmiertund<br />

in größter Sorge.“Deshalb<br />

die erwogene Absage.<br />

Diese Erklärung schlug hohe Wellen.<br />

Han erhielt viele positive, aber<br />

auch negative Rückmeldungen. Er<br />

habe kein Verständnis für Drohungen,<br />

Einschüchterungsversuche,Beleidigungen,<br />

Verleumdungen, Ali<br />

Hansagt: „Wir haben Anwälte eingeschaltet<br />

und Anzeigen erstattet –gegen<br />

Unbekannt, aber auch gegen<br />

konkrete Personen.“ Er finde keine<br />

Worte, „was sich hier abspielt“.<br />

Die großen Bedenken des BAK<br />

liegen in der multikulturellen Vereinsstruktur<br />

begründet. Alle Vorstandsmitglieder<br />

des ambitionierten<br />

Regionalligisten, der sportlich liebend<br />

gerndie dritte Kraft im <strong>Berliner</strong><br />

Fußball werden würde, haben einen<br />

Migrationshintergrund. Das gilt<br />

auch für Trainer Ersan Parlatan und<br />

mehr als ein Dutzend Spieler.Ali Han<br />

sagt: „Auch in der Vergangenheit gab<br />

es schon vereinzelte Beleidigungen<br />

gegenüber unserem Verein.“<br />

Auch deshalb haben Vorstandsmitglieder<br />

des <strong>Berliner</strong> AK, laut Han,<br />

am Konzert „Wir sind mehr“ in<br />

Empfängt gernauf der Ledercouch: Mehmet Ali Han.<br />

SEBASTIAN WELLS<br />

„Ich finde keine Worte dafür, was sich hier<br />

abspielt. Wir beobachten die Situation weiter<br />

und entscheiden am Freitag.“<br />

Mehmet Ali Han ist Bauunternehmer, Präsident und Geldgeber des <strong>Berliner</strong> AK.<br />

Zurzeit macht er sich Sorgen um die Sicherheit seiner Mannschaft.<br />

Chemnitz teilgenommen, dass sich<br />

gegen Rassismus und Gewalt richtete.<br />

Ali Han sagt: „Wir wollen Frieden.“<br />

Deshalb ein „besonderes Sicherheitskonzept“.<br />

Geleitschutz für den Bus<br />

Beim Nordostdeutschen Fußballverband<br />

zeigte man sich zuerst irritiert.<br />

Geschäftsführer Holger Fuchs sagt:<br />

„Jeder Regionalligist hat vor der Saison<br />

ein Sicherheitskonzept einzureichen,<br />

das vom NOFV geprüft wird.<br />

Das Konzept der Chemnitzer wurde<br />

als sehr gut empfunden.“ Fuchs vertritt<br />

die Ansicht: „Es wäre besser gewesen,<br />

wenn sich der BAK zuerst an<br />

uns gewandt hätte, bevor man eine<br />

Erklärung herausgibt. Wir als NOFV<br />

sind dann auf den BAK zugegangen.<br />

Natürlich sind wir alle hellwach nach<br />

den Ereignissen in Chemnitz.“ Die<br />

Vereine selbst würden die Spiele in<br />

Sachen Sicherheit einstufen, das Duell<br />

Chemnitz gegen den BAK gilt<br />

demnach also als ein Spiel, „in dem<br />

man eventuell mit Störungen rechnen<br />

muss“.<br />

Fuchs bezeichnet das im Jahr<br />

2016 für rund 27 Millionen Euro neu<br />

gebaute Stadion an der Gellertstraße<br />

im Nordosten von Chemnitz als „sicheres<br />

Stadion“. 15 000 Fans finden<br />

dortPlatz.<br />

DerGastgeber geht gelassener auf<br />

die Begegnung zu. Der ehemalige<br />

Bundesligaprofi Thomas Sobotzik,<br />

43, ist seit Mai dieses Jahres Sportvorstand<br />

beim Chemnitzer FC. Er<br />

hatte in einer ersten Reaktion lange<br />

mit Mehmet Ali Han telefoniert. Sobotzik<br />

lud Han und den Trainer des<br />

BAK zu einem Essen nach Chemnitz<br />

ein, damit sich beide überzeugen<br />

können, dass Chemnitz eine lebenswerte<br />

und gastfreundliche Stadt ist.<br />

Sobotzik sagte nun der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>:<br />

„Auf meine Einladung gab es<br />

weder eine Zu- noch eine Absage.<br />

Aber Herr Hanwar beim Spiel Chemnitz<br />

gegen Auerbach schon einmal<br />

bei uns im Stadion und hat sich<br />

wohlgefühlt.“<br />

Thomas Sobotzik sieht den<br />

Chemnitzer FC für den Sonnabend<br />

gerüstet: „Wir erwarten ein friedliches<br />

Fußballspiel.“<br />

BAK-Präsident Hanwollte das Sicherheitsreffen<br />

am Dienstag mit allen<br />

Beteiligten in Chemnitz abwarten,<br />

danach im Vorstand beraten<br />

und eine Entscheidung treffen. Die<br />

Sorgen des BAK sind weiter groß. In<br />

seinem Verein, berichtet Ali Han,<br />

herrsche eine anhaltende Angst vor<br />

Attacken durch Hooligans. Deshalb<br />

habe der Tross beim Auswärtsspiel<br />

gegen den sächsischen VfB Auerbach<br />

in Tschechien übernachtet.<br />

Vordem Duell in Chemnitz –sollten<br />

die <strong>Berliner</strong> antreten –werden<br />

sie 40 Kilometer von Chemnitz entfernt<br />

übernachten. Ali Han verlangt<br />

für die Fahrt durch Chemnitz Polizeischutz<br />

für den Mannschaftsbus.<br />

Der BAK-Präsident Han will nichts<br />

dem Zufall überlassen.<br />

Eine Frist setzte der NOFV den<br />

<strong>Berliner</strong>n nicht, um ihre Teilnahme<br />

fest zuzusichern. Bei einer Absage<br />

indessen dürften den <strong>Berliner</strong>n erhebliche<br />

Kosten entstehen. Denn die<br />

Vorbereitungen aufs Spiel laufen auf<br />

allen Gebieten, beim gastgebenden<br />

Chemnitzer FC, bei der Polizei und<br />

andernorts. Das Spiel ist offiziell angesetzt.<br />

Mehmet Ali Han sagt am<br />

Ende: „Wir beobachten die Situation<br />

in Chemnitz weiter und entscheiden<br />

am Freitag.“<br />

Michael Jahn<br />

glaubt, dass es zu einer<br />

Einigung kommen wird.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 – S eite 21<br />

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Feuilleton<br />

Terror in „Toulouse“:<br />

mit Catrin Striebeck<br />

und Matthias Brandt<br />

Seite 23<br />

„Die BDS-Bewegung ist nicht antisemitisch.“<br />

Der jüdisch-israelische Schriftsteller und Filmemacher Udi Aloni in einem Essay Seite 22<br />

Deutscher Buchpreis<br />

Fast nur<br />

Favoriten<br />

Judith von Sternburg<br />

wettet vonden Romanen der<br />

Shortlist diesmal auf jeden<br />

Die Shortlist des Deutschen<br />

Buchpreises wirft Rätsel auf,<br />

anders geht es vermutlich nicht. Wo<br />

sind Arno Geiger („Unter der Drachenwand“)<br />

und Angelika Klüssendorf<br />

(„Jahre später“) geblieben? Der<br />

Blick geht stattdessen weiter hinaus<br />

in die Welt und die Geschichte –gewalttätig,<br />

farbenreich und recherchesatt.<br />

Zwei Autorinnen sind erst<br />

als junge Frauen nach Deutschland<br />

gekommen, da klingen Familiengeschichten<br />

an, um sogleich Literatur<br />

zu werden.<br />

Aus Lesersicht ergibt sich ein<br />

Kontinente-Hopping. Manfasst sich<br />

auch selten kurz, zweimal geht es locker<br />

über 700 Seiten hinaus. Schlägt<br />

die Erzähllust die Form? Zumindest<br />

wirdFormverliebtheit bei keinem Titel<br />

den Ausschlag gegeben haben. Im<br />

Rennen für die Preisverleihung am 8.<br />

Oktober im Frankfurter Römer sind<br />

einige Bücher, die man schon in der<br />

Longlist für Favoriten halten konnte:<br />

Der raffiniert gebaute Argentinien-<br />

Roman „Nachtleuchten“ María Cecilia<br />

Barbettas und der vorErzählsträngen<br />

und Details nur so strotzende<br />

Tschetschenien-Russland-Berlin-<br />

Roman „Die Katze und der General“<br />

von Nino Haratischwili gehören<br />

dazu. Undauch Stephan Thome,bisher<br />

ein Topspezialist für deutsche<br />

Ehen, blickt in „Gott der Barbaren“<br />

über den bundesdeutschen Tellerrand<br />

hinaus ins China des 19. Jahrhunderts.Inger-Maria<br />

Mahlke zeichnet<br />

in „Archipel“ ein kanarisches<br />

Jahrhundert auf Teneriffa nach und<br />

Maxim Biller in„Sechs Koffer“ ein europäisches<br />

Jahrhundert ineiner verschlungenen<br />

Familiengeschichte.<br />

Als Überraschung ist alleine Susanne<br />

Röckel mit „Der Vogelgott“ auf<br />

die Shortlist gekommen. Ein Titel<br />

aus dem Haus der Buchpreismacher<br />

von 2010 und 2012: Jung und Jung,<br />

Salzburg. Ginge es jetzt insWettbüro,<br />

so würde ich auf Thome setzen.<br />

Reine Gefühlsentscheidung. Oder<br />

auf Mahlke. Haratischwili, Barbetta,<br />

Biller, Röckel. In dieser Reihenfolge.<br />

Oder Biller doch weiter vorn. Verdammtes<br />

Spiel, Jahr für Jahr.<br />

Sehen und glotzen<br />

„MackieMesser–Brechts Dreigroschenfilm“ mit Lars Eidinger gewinnt dem altenStück neue Facetten ab<br />

Mit blasierter Verachtung: LarsEidinger in der Rolle des Bertolt Brecht<br />

Etwas zum Scheiternbringen<br />

zu wollen, um der Welt zu<br />

zeigen, dass man im Recht<br />

ist, spricht für eine Mischung<br />

aus Sendungsbewusstsein<br />

und Selbstsucht. Einerseits. Andererseits<br />

könnte man darin auch einen<br />

Ausdruck von intelligentem Spieltrieb<br />

sehen –ein Urheberrechtsprozess<br />

als Konzeptkunst. Vor Gericht<br />

sollen die Mechanismen entlarvt<br />

werden, mit denen die Filmindustrie<br />

die Zuschauer für blöd verkauft.<br />

Einhistorischer Prozess<br />

Kläger: Bertolt Brecht und Kurt Weill.<br />

Beklagte: die Nero-Film AG. Mit ihr<br />

hatten der Autor und der Komponist<br />

1930 einen Vertraggeschlossen. Über<br />

die Verfilmung der „Dreigroschenoper“,<br />

am 31. August 1928 uraufgeführt<br />

am Theater am Schiffbauerdamm.<br />

Weil Autor und Komponist<br />

mit den Vorstellungen der Produzenten<br />

bald nicht mehr einverstanden<br />

waren (zu viel Kapitalismuskritik!),<br />

verweigerten sie die Zusammenarbeit.<br />

Der Produzent suchte nach anderen<br />

Drehbuchautoren, es kam zum<br />

Prozess.Inerster Instanz verloren die<br />

Kläger, später einigte man sich mit<br />

Brecht auf einenVergleich.<br />

DerRegisseur Joachim A. Lang erinnert<br />

inseinem Film „Mackie Messer<br />

–Brechts Dreigroschenfilm“ an<br />

diesen längst vergessenen Fall, weil<br />

er ihn für exemplarisch hält für den<br />

ewigen Widerstreit zwischen Kunst<br />

VonChristina Bylow<br />

und Kommerz, Selbstachtung und<br />

Verrat, Unterhaltung und Belehrung,<br />

Betäubung und Bewusstmachung,<br />

oder schlicht Wahrheit und Lüge.<br />

Keiner lieferte dafür so eingängige<br />

Sentenzen wie Brecht. „Es geht nicht<br />

darum, die Gewohnheiten des Publikums<br />

zu befriedigen, sondern sie zu<br />

verändern“ ist nur eine dieser Losungen,<br />

die Lars Eidinger als Brecht<br />

im Film mit einer gewissen blasierten<br />

Verachtung vorträgt.<br />

Alles,was er sagt, hat Brecht einmal<br />

irgendwo geschrieben. Lang, der als<br />

Germanist, Festivalleiter,Theater-und<br />

Filmemacher schon fast sein Leben<br />

lang mit Brecht umgeht, komponierte<br />

aus all diesen Sätzen eine Stimme,<br />

stellt aber ganz in der epischen Tradition<br />

das Gemachte dabei heraus.<br />

Brecht und Weill, über die es früh<br />

aus faschistischen Kreisen hieß, auf sie<br />

gehöre ein harter Keil, waren wenige<br />

Jahrespäter schon nicht mehr das genialeTeam<br />

−der Humus,auf dem eine<br />

reiche Kultur gediehen war, vergiftet<br />

auf lange Zeit. Ausdem schwedischen<br />

Exil schrieb Brecht sein Gedicht „An<br />

die Nachgeborenen“. „Wirklich, ich<br />

lebe in finsteren Zeiten!“<br />

Gegen Ende des filmischen Experiments,das<br />

Joachim A. Lang mit der<br />

Dreigroschenoper unternommen<br />

hat, hört man Brechts Stimme im<br />

Original, wie er dieses Gedicht vorträgt.<br />

Leise, schleppend, mit deutlicher<br />

Augsburger Färbung, dem rollenden<br />

R. Ein wenig psalmodierend,<br />

fast wie eine alte Frau in der Kirchenbank.<br />

Nichts ist mehr übrig von der<br />

Kraft der Weimarer Jahre. Nichts<br />

daran ähnelt dem Brecht, wie ihn<br />

Lars Eidinger darstellt. „Mackie Messer<br />

–Brechts Dreigroschenfilm“ will<br />

keine Mimikry, keine Anverwandlung<br />

an die Historie. Lang baute der<br />

Dreigroschenoper ein neues Gebäude,<br />

mit unterschiedlichen Ebenen<br />

und Stockwerken, mitVerließen,<br />

Hallen und toten Kammern. Als Zuschauer<br />

folgt man ihm von einem<br />

Raum zum anderen, ein wenig wie in<br />

einem riesigen Festspielhaus mit<br />

zahlreichen Bühnen.<br />

Schöne Huren, tumbe Kerle<br />

Verirren kann man sich dabei nicht.<br />

Es ist sehr schnell klar, was wie zusammengehört.<br />

Da sind die Künstler<br />

um Brecht und Weill, die mit der<br />

Dreigroschenoper berühmt werden.<br />

Außerhalb des Theaters toben Straßenkämpfe,am1.Mai<br />

1929 lässt der<br />

Polizeipräsident auf Arbeiter schießen.<br />

DieSzenen –inder Serie„Babylon<br />

Berlin“ aufwendig inszeniert –<br />

scheinen bei Lang in einer kurzen<br />

Dokumentation auf. Die zweite<br />

Ebene ist reine Fiktion: Brechts Dreigroschenfilm,<br />

wie Lang ihn sich vorstellt,<br />

eine Anmaßung, mag sein.Voller<br />

schöner Hurenund tumber Kerle,<br />

und einer Mitleidsfabrik, der Firma<br />

Peachum, dass es einen schaudert.<br />

Das ist die Fantasie-Ebene, sie wird<br />

von der Realität der ersten Ebene<br />

WILD BUNCH GERMANY<br />

und jener des Prozesses immer wieder<br />

durchkreuzt. Die Geschäfte des<br />

Mörders und Zuhälters Mackie Messer<br />

(Tobias Moretti) und seines Gegenspielers<br />

Peachum (Joachim Król)<br />

sind das Zentrum in dieser Architektur.<br />

Hier ist Party, hier zeigen die<br />

Theatertiere, was sie drauf haben –<br />

und das ist eine Menge. Das Singen<br />

gehört nicht bei allen dazu, aber<br />

auch das soll so sein. Belcanto ist woanders.Hier<br />

wirdgesuhlt in Ausstattung<br />

und Kostüm, ein Ballett begleitet<br />

die Songs, und die Musik vollendet<br />

die audiovisuelle Überwältigung,<br />

die durchaus zum romantischen<br />

Glotzen verführt, entgegen Brechts<br />

Diktum vomwachen Sehen.<br />

Und doch hat die Dreigroschenoper<br />

nicht nur nichts von ihrer Brisanz<br />

verloren, sie hat dazugewonnen.<br />

Allein die von Joachim Król gesprochenen<br />

Sätze über die Kunst,<br />

Mitleid zu erregen, sind von einem<br />

sublimen Zynismus, der derzeit<br />

Hochkonjunktur hat. Da hätteesdas<br />

moderne Dachgeschoss, mit dem<br />

Lang sein Dreigroschen-Haus am<br />

Ende aufstockt, gar nicht gebraucht:<br />

DerVerbrecher kapertden Staat. Das<br />

ist ein bewährtes Geschäftsmodell.<br />

Mackie Messer–Brechts Dreigroschenfilm<br />

Deutschland, Belgien2018. Drehbuch und Regie:Joachim<br />

A. Lang.Darsteller:LarsEidinger, TobiasMoretti,<br />

HannahHerzsprung,Joachim Król,<br />

Claudia Michelsenu.a. 130 Minuten,Farbe.<br />

Der Film kommtamDonnerstagindie Kinos.<br />

NACHRICHTEN<br />

Neue Nationalgalerie soll<br />

2020 wieder öffnen<br />

Dievon David Chipperfield geplante<br />

Sanierung der Neuen NationalgalerieinBerlin<br />

soll 2019 abgeschlossen<br />

sein, 2020 könnte das Haus wieder<br />

öffnen. „Wir liegen vomPlan her auf<br />

dem roten Faden“, sagte Arne Maibohm,<br />

verantwortlicher Bauleiter<br />

vomBundesamt für Bauwesen und<br />

Raumordnung, am Dienstag. Nach<br />

dem Abschluss der Sanierungsarbeiten<br />

am Rohbau gehe man nun in den<br />

Endspurtmit dem schrittweisen<br />

Wiedereinbau voninsgesamt 35 000<br />

eingelagerten Originalteilen. Am<br />

Wochenende (15./16.9.) kann die Öffentlichkeit<br />

die Baustelle nach einem<br />

Baufest am Freitag erstmals besichtigen.<br />

DasGebäude vonLudwig Mies<br />

vander Rohe gilt als eine Ikone der<br />

Moderne. (dpa)<br />

Peru präsentiert<br />

zurückgegebene Goldmaske<br />

Eine vonDeutschland zurückgegebene<br />

präkolumbische Totenmaske ist<br />

wieder in Peru.Staatspräsident Martin<br />

Vizcarrapräsentierte die Sicán-Maske<br />

aus dem 8. JahrhundertamMontag<br />

(Ortszeit) in Lima, meldete die Nachrichtenagentur<br />

Andina. Am vergangenen<br />

Donnerstag hatte Deutschland<br />

die Goldmaske in der peruanischen<br />

Botschaft in Berlin an Peru übergeben.<br />

Demwar ein 19 Jahredauernder<br />

Rechtsstreit vorausgegangen. DasInterpol-BüroinWiesbaden<br />

hatte die<br />

Maske 1999 sichergestellt und Peru<br />

musste erst beweisen, dass das Stück<br />

dem Land gehöre. (dpa)<br />

Hausarrest gegen<br />

Serebrennikow verlängert<br />

Derrussische Regisseur Kirill Serebrennikowhat<br />

vorGericht die Ermittlungsarbeiten<br />

der Moskauer Behörden<br />

in Zweifel gezogen. „Sie höreneinfach<br />

an unseren Argumenten<br />

und Beweisen vorbei“, sagte der<br />

Theatermacher am Dienstag in Moskau.<br />

Trotzdem werdeder Hausarrest<br />

immer wieder verlängert. So auch<br />

nach der jetzigen Anhörung. Dem<br />

Leiter des Moskauer Gogol-Theaters<br />

wirdUnterschlagung vonFördergelderninHöhe<br />

von133 Millionen Rubel<br />

(rund 2Millionen Euro)vorgeworfen.<br />

Er bestreitet dies. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Internationales Literaturfestival<br />

Korrespondenz<br />

der Schönheit<br />

VonSabine Rohlf<br />

Das besonders Schöne am ilb ist immer<br />

wieder,ganz unerwartet etwasWunderbares<br />

kennenzulernen. Und sich hinterher<br />

zu fragen, wie es sein kann, diese oder jene<br />

Autorin, diesen oder jenen Dichter nicht immer<br />

schon gelesen zu haben. Mangelnde<br />

Prominenz ist nicht immer die Antwort. William<br />

Stanley Merwin zum Beispiel, der am<br />

Montag im Rahmen des NatureWriting Specials<br />

vorgestellt wurde, hat zwei Pulitzer<br />

Preise und auch sonst alle Ehrungen, die ein<br />

Lyriker in den USA bekommen kann, einschließlich<br />

Treffen mit Barack Obama. Da er,<br />

inzwischen 91 Jahre alt, nicht selbst nach<br />

Berlin reisen konnte,begann die Lesung seiner<br />

Gedichte mit Ausschnitten aus einem<br />

Dokumentarfilm von Stefan Schaefer:„Even<br />

though the whole world is burning“ –eine<br />

Hommage an den gärtnernden Lyriker.<br />

Auf der Leinwand wiegen sich Palmen –<br />

riesige, 20 Meter über der Erde und ganz<br />

kleine,die Mervin aus Samen zieht und in die<br />

Erde setzt. Mervin verbrachte, solange er<br />

noch konnte, jeden Vormittag schreibend,<br />

jeden Nachmittag mit Schaufel und Erde.Vor<br />

40 Jahren begann er mit seiner Frau Paula,<br />

eine verlassene Ananasplantage auf Hawaii<br />

aufzuforsten: Aus ausgelaugtem, kaputten<br />

„waste land“ wurde Grün in allen Schattierungen,<br />

ein neuer Wald aus einheimischen<br />

Bäumen. In den USA gilt Mervin nicht nur als<br />

einer die wichtigsten Dichter, sondern als<br />

Umweltaktivist. Allerdings haben wir es bei<br />

seinen Gedichten nicht mit „Poster-Lyrik gegen<br />

Naturverhunzung“ zu tun, wie es Übersetzer<br />

Hans Jürgen Balmes ausdrückte, sondern<br />

mit einer Kunst, die unplakativer nicht<br />

sein könnte.<br />

Vorkleinem, sehr konzentriertem Publikum<br />

trugen Balmes und Merwins Kollegin<br />

Marion Poschmann einige dieser Gedichte<br />

vor und unterhielten sich natürlich auch<br />

über sie. Dabei zeigte sich, dass eine fragile,<br />

bedrohte Natur und eine komplexe, poetische<br />

Sprache auf verwandte Problemstellungen<br />

weisen (beide gehören in ganz andere<br />

Register als die des Konsums oder der Verwertbarkeit),<br />

aber auch auf eine korrespondierende<br />

Schönheit.<br />

Dass Literatur und gesellschaftliche Fragen<br />

auch weniger subtil aufeinandertreffen<br />

können, zeigte Jennifer Clement später am<br />

Abend mit ihrem Roman „Gun Love“, der<br />

vom US-Waffenwahn und dem Leben in einem<br />

Trailer Park erzählt. Und erst recht<br />

zeigte es ihreLesung am Dienstagvormittag,<br />

wo sie ihn in einem krachvollen Saal voller<br />

Schulklassen vorstellte. Die Teenager quittierten<br />

ihre Begrüßung, jeden ihrer vom<br />

Gastgeber Toby Ashraf vorgestellten Karriereschritte,vor<br />

allem aber ihreWahl zur allerersten<br />

Präsidentin des PenInternational mit<br />

frenetischem Applaus, jaGejohle. Natürlich<br />

war das jugendlicher Übermut, vielleicht<br />

aber auch die Reaktion auf eine Autorin, die<br />

ein Problem aufgreift, mit dem in den USA<br />

nicht zuletzt Schüler und Schülerinnen<br />

kämpfen. Ihr Roman über die 14-jährige<br />

Pearl und ihre sehr junge Mutter ist zudem<br />

ein zugänglicher wie kluger Text und internationaler<br />

Erfolg, er erscheint in 20 Ländern.<br />

Clement erzählte ihrem Publikum von<br />

Waffenhandel und Massaker-Prevention in<br />

US-Schulen, vom Leben im Auto und –als<br />

Pen-Chefin –über Sexismus im Literaturbetrieb.Und<br />

sie las,während alle ganz still waren,<br />

aus ihrem Roman. Zupackend, aber<br />

auch zart und, wenn auch auf ganze andere<br />

Art, genauso inspirierend und politisch wie<br />

ein Gedichtvon W.S. Merwin.


22 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />

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Feuilleton<br />

Gaza-Stadt im August 2018: Palästinensische Kinder stehen vor zerstörten Gebäuden. Am Ende des Kampfes zählt nur,dass diese Kinder in Gleichheit und Sicherheit leben, schreibt Aloni.<br />

DPA/WISSAM NASSAR, WIREIMAGE<br />

Welche Richtung des Judentums wollen wir bewahren?<br />

Reflektionen eines jüdisch-israelischen Künstlers im Deutschland des Jahres 2018<br />

VonUdi Aloni<br />

In den vergangenen Wochen<br />

waren Berlin und Bochum Orte<br />

heftiger Debatten über Judentum,<br />

Loyalität, Antisemitismus<br />

und die BDS-Bewegung, die zu Boykott,<br />

De-Investition und Sanktionen<br />

gegen Israel aufruft. Das bewegte<br />

mich dazu ,mit Ihnen meine Gedanken<br />

als jüdisch-israelischer Humanist<br />

auf der Reise durch Deutschland<br />

im Jahr 2018 zu teilen.<br />

Meine Tochter Yuli und ich trafen<br />

uns in Berlin, um Zeit miteinander<br />

zu verbringen, uns Kunst anzusehen<br />

und uns auszutauschen. Yuli lebt in<br />

Israel, wo meine Mutter, Shulamit<br />

Aloni, Ministerin für Bildung und<br />

Kultur im Kabinett vonYitzak Rabin<br />

war. Sie stand neben Rabin in der<br />

Kundgebung, auf der er ermordet<br />

wurde,nach einer wüsten Hetzkampagne<br />

rechter Kräfte in Israel. Dieselben<br />

Kräfte, zuderen bedingungsloser<br />

Unterstützung in diesen Tagen<br />

einige Deutsche aufrufen.<br />

Wir wollten unter anderem zur<br />

Ruhrtriennale in Bochum, auf der<br />

mein Film „Junction 48“ gezeigt<br />

wurde, der 2017 bei der Berlinale im<br />

Panorama den Publikumspreis gewonnen<br />

hatte.Dann erzählte mir Iris<br />

Hefetz Amsalem, meine Freundin<br />

und Kampfgefährtin der Jewish<br />

Voice for Peace (Jüdischen Stimme<br />

für Frieden), voneiner Veranstaltung<br />

gegen die BDS-Bewegung in Berlin,<br />

zu der niemand von palästinensischer<br />

Seite als Redner eingeladen<br />

war. Mir war klar, dass ich diese Veranstaltung<br />

besuchen musste, um<br />

Klaus Lederer entgegenzutreten,<br />

dem <strong>Berliner</strong> Kultursenator von den<br />

Linken.<br />

Als Außenstehender, der sich<br />

über die Vor- und Nachteile des BDS<br />

in Deutschland nicht sicher ist, hatte<br />

ich nicht die Absicht, BDS in Schutz<br />

zu nehmen. Mirging es eher darum,<br />

dem zynischen Einsatz des Wortes<br />

„Antisemitismus“ gegen Bürgerrechtsaktivisten<br />

zu widersprechen.<br />

Wer den Begriff „Antisemitismus“<br />

manipulativ missbraucht, befördert<br />

den Antisemitismus, indem er dessen<br />

zeitgenössische und historische<br />

Bedeutung verdeckt. Daher müssen<br />

wir einem solchen verfälschenden<br />

Wortgebrauch mit genau der gleichen<br />

Entschlossenheit entgegentreten,<br />

mit der wir auch den Antisemitismus<br />

bekämpfen.<br />

Ichdachte also,dass ich als israelischer<br />

Jude zu diesem Symposion<br />

gehen sollte, umganz einfach folgende<br />

Umstände zu erklären: (1) Die<br />

BDS-Bewegung ist eindeutig nicht<br />

antisemitisch, sondern beruht auf<br />

der Grundannahme der Gleichheit<br />

zwischen Israelis und Palästinensern.<br />

(2) BDS ist ein palästinensischer<br />

Aufruf an die Solidarität der internationalen<br />

Zivilgesellschaft, deren<br />

Geld dazu benutzt wurde, tödliche<br />

Waffen zu kaufen, mit denen<br />

Palästinenser unterdrückt werden –<br />

Menschen, die seit 70 Jahren ohne<br />

grundlegende Rechte leben. Es ist<br />

ein Aufruf, Raum für den gewaltlosen<br />

Kampf für Gerechtigkeit und<br />

Gleichheit zu schaffen.<br />

Wirsollten diesem Aufruf eine Gelegenheit<br />

geben, unvoreingenommen<br />

gehört zuwerden, selbst wenn<br />

wir ihm nicht folgen können. Leider<br />

scheint es so zu sein, dass je mehr Israel<br />

sich vonuniversellenWerten distanziert,<br />

die „guten Deutschen“ ein<br />

dringendes Bedürfnis verspüren, Israel<br />

desto harscher zu verteidigen –<br />

in Verkennung der Tatsache, dass<br />

Apartheids-Maßnahmen inzwischen<br />

nicht nur in der West Bank und in<br />

Gaza, sondern imganzen Staatsgebiet<br />

Israels in den Grenzen von 1948<br />

AUTOR UND FILMEMACHER<br />

Udi Aloni wurde 1959 in Israel geboren. Als Maler,Filmemacher und Schriftsteller beschäftigt<br />

er sich mit den Wechselbeziehungen zwischen Kunst, Theorie und Aktivismus. Sein Film „Junction<br />

48“ (2016) gewann unter anderem den Publikumspreis der Berlinale. Zuletzt wurde er im<br />

Rahmen der „Filmnächte“ am 17.8. bei der Ruhrtriennale in Bochum gezeigt. Udi Aloni ist im<br />

Beirat der amerikanischen Organisation Jewish Voice for Peace.<br />

Alonis Buch „Was ein Jude will: Über Binationalismus und andere Gespenster“ (2011) ist eine<br />

theologisch-politische Zusammenstellung mit Beträgen, u.a. vonJudith Butler,Alain Badiou<br />

und SlavojŽižek. Zuvor leitete Aloni das Kino des Freedom Theatre im Jenin Refugee Camp.<br />

Alonis Mutter,die Rechtsanwältin Shulamit Aloni (1928– 2014), war Mitbegründerin der<br />

Bürgerrechtsbewegung in Israel und amtierte in der Regierung Rabin als Ministerin.<br />

offiziell anerkannt sind. Der Philosoph<br />

Slavoj Žižek hat viel über die<br />

enge und symbiotische Beziehung<br />

zwischen antisemitischen Bewegungen<br />

und dem israelischen Staat geschrieben.<br />

Dazu zählt auch das<br />

warme, offizielle Willkommen Bibi<br />

Netanjahus für rechtsextreme amerikanische<br />

Evangelisten oder den<br />

ungarischen Ministerpräsidenten<br />

Viktor Orbán. In einer Zeit von<br />

Schwäche und Verwirrung eignet<br />

sich die Rechte traditionell linke Begriffe<br />

an, um uns zu eliminieren.<br />

Wie kommt es, dass Begriffe wie<br />

Identität oder Meinungsfreiheit in<br />

perverser Weise umgedeutet und<br />

unter dem Applaus der Unterstützer<br />

eines Ideals rassischer Überlegenheit<br />

gegen uns gerichtet werden?Wie<br />

kann ich dagegen eine Sprache radikaler<br />

Gnade setzen, nach der ich<br />

schon lange suche? Wiekann ich gegen<br />

brutale Attacken aufstehen,<br />

ohne selbst in Brutalität zu verfallen?<br />

Wiekann ich meiner Tochter ins Gesicht<br />

schauen und spüren, dass ich<br />

ihr die Werte eines humanitären Judentums<br />

vermittle, die mich meine<br />

Mutter und Großelternlehrten?<br />

Beider Ruhrtriennale in Bochum<br />

gab es einen Tagnach der Vorführung<br />

meines Films eine Veranstaltung,<br />

bei der der Musiker Elliott<br />

Sharp einen bewegenden und tiefen<br />

Text über Empathie und BDS vortrug.<br />

Am Ende des Textes, als er<br />

sagte, dass die Bilder aus dem Warschauer<br />

Ghetto und dem Gazastreifen<br />

ähnlich aussehen, und das Publikum<br />

ihn nicht so ausbuhte,wie es<br />

zuvor mich ausgebuht hatte, fragte<br />

ich mich, ob ich in der Lage bin, archaische<br />

Panzerungen mit radikal<br />

emotionaler Inbrunst aufzubrechen.<br />

Oder ob es nicht vielleicht genau<br />

meine Inbrunst ist, die jede Fähigkeit<br />

zum Zuhören blockiert. Es<br />

war mir wichtig, dazuYulis Meinung<br />

zu hören, die ein besonders sensibles<br />

Gespür für semiotische Bedeutungen<br />

hat. Siesagte mir,dass beide<br />

Klangarten für unseren Kampf<br />

wichtig seien: Sowohl das Recht auf<br />

emotionalen Ausbruch wie das tiefere,<br />

leisere, intellektuelle Verständnis.<br />

Der Jude ist kein Singular und<br />

kein Objekt. Wir sind Subjekte mit<br />

vielen unterschiedlichen und sich<br />

widersprechenden Stimmen. Ich<br />

fühle mich manchmal wie Don Quixote<br />

bei dem Versuch, die jüdischdeutsche<br />

Kultur der Vergangenheit<br />

vor der Zerstörung durch Deutsche<br />

der Gegenwart zu beschützen. Ich<br />

fühle mich als Enkel im Geiste all der<br />

deutsch-jüdischen Gespenster, die<br />

immer noch unter uns sind: Franz<br />

Rosenzweig, Martin Buber, Walter<br />

Benjamin, Hannah Arendt, Rosa Luxemburgund<br />

viele andere.<br />

Ich frage Sie mit leiser Trauer:<br />

Welche Richtung des Judentums<br />

wollen wir bewahren? Dievon Judith<br />

Butler, Tony Kushner, Daniel Barenboim,<br />

Franz Rosenzweig, Franz<br />

Kafka, Sigmund Freud, Gershom<br />

Scholem, Martin Buber, Walther<br />

Benjamin, Rosa Luxemburg und<br />

Hannah Arendt? Oder die vonBenjamin<br />

Netanjahu, Sheldon Adelson,<br />

Naftali Bennett und Avigdor Lieberman?<br />

Dasist die Frage,die Deutsche<br />

stellen sollten, bevor sie sich in ein<br />

imaginäres „Judentum“ einwickeln<br />

wie in einen Gebetsschal und dem<br />

Staat Israel bedingungslose Treue<br />

schwören. Am letzten Tag unserer<br />

Reise besuchten Yuli und ich die<br />

„Hello World“-Ausstellung im Hamburger<br />

Bahnhof. Dortsahen wir eine<br />

Installation des Künstlers Bruce<br />

Nauman, die auf Deutsch etwa heißt<br />

„Raum ohne meine Seele, Raum der<br />

sich nicht kümmert“. Wir standen<br />

dort und fragten uns: QuoVadis Domini?<br />

Wohin führt uns ein nach innen<br />

gewandter politischer und<br />

künstlerischer Weg, während um<br />

uns herum ein Feuer wütet und unserezerbrechliche<br />

Welt verbrennt?<br />

Am Abend gingen wir mit dem israelischen<br />

Schriftsteller Nir Baram<br />

und anderen Freunden essen und<br />

stritten uns beim Wein über die<br />

Frage, was uns einer Lösung näher<br />

bringt: ein moderates, diplomatisches<br />

oder ein radikales, uneingeschränktes<br />

Vorgehen? Bis mein<br />

Freund Timothy bemerkte: „Denk<br />

daran zu sagen, dass es weder um<br />

dich noch um die Deutschen geht.<br />

Am Ende des Kampfes steht ein junges<br />

palästinensisches Mädchen<br />

ohne Rechte, das es verdient, in<br />

Gleichheit und Sicherheit zu leben<br />

und vielleicht im Krankenhaus eine<br />

Krebsbehandlung zu bekommen,<br />

auch wenn die politische Einstellung<br />

ihres Vaters nicht die unsereist.“<br />

Und dann schaute ich auf meine<br />

Tochter, die in Israel lebt, und sagte<br />

mir:AmEnde des Kampfes steht auch<br />

meine Tochter, und ich möchte ihr<br />

helfen, eine Welt zu erschaffen, in der<br />

sie und ihre palästinensische Freundin<br />

Mariam gemeinsam Kunst machen<br />

können und in der ihreFreundschaft<br />

selbstverständlich ist Am<br />

nächsten Morgen waren wir uns alle<br />

der Beschränktheit unserer Fähigkeiten<br />

ebenso bewusst wie der Verantwortung<br />

jedes Einzelnen, die Welt ein<br />

klein wenig besser zu machen.<br />

Ausdem Englischen von<br />

Carsten Siebert<br />

Maximal vermintes Diskursgelände<br />

In Berlin und Bochum bemühte sich der Kulturbetrieb in diesem Sommer ohne viel Glück, mit Positionen umzugehen, die einen Boykott des Staates Israels befürworten<br />

VonPetraKohse<br />

Die aktuelle weltweite Kampagne<br />

gegen den Staat Israel, die zu<br />

Boykott, Investitionsentzug und<br />

Sanktionen aufruft (BDS), geht auf<br />

ein entsprechendes Verlangen der<br />

„palästinensischen Zivilgesellschaft“<br />

von 2005 zurück, das von<br />

über 100 Verbänden, Vereinigungen<br />

und Organisationen unterzeichnet<br />

wurde.ImKulturbereich werden dabei<br />

von BDS-unterstützenden<br />

Künstlern solche Veranstaltungen<br />

boykottiert, die von der israelischen<br />

Regierung bezuschusst werden.<br />

Als die israelische Botschaft 2017<br />

mit einem Reisekostenzuschuss<br />

zum <strong>Berliner</strong> PopKultur Festival beitrug,<br />

sagten etwa die schottischen<br />

HipHopper Young Fathers ab. Auch<br />

in diesem Jahr gab es sechs Absagen<br />

zum Pop Kultur Festival, weswegen<br />

Kultursenator Klaus Lederer sich<br />

Mitte August öffentlich mit der<br />

Schriftstellerin Lizzie Doron über die<br />

Wirksamkeit des Mittels Boykott unterhalten<br />

wollte. Doron ist die Tochter<br />

einer Holocaust-Überlebenden<br />

und thematisiert inihren Büchern<br />

die Hoffnung auf ein friedliches jüdisch-palästinensisches<br />

Zusammenleben.<br />

Beider Veranstaltung gab<br />

es jedoch „nur Gebrüll“ wie diese<br />

<strong>Zeitung</strong> am 17.8. berichtete. Als<br />

Klaus Lederer die Boykott-Kampagne<br />

„strukturell antisemitisch“<br />

nannte, erhob sich UdiAloni im Publikum<br />

und rief: „Meine ganzeFamilie<br />

ist im Holocaust gestorben und er<br />

nennt mich antisemitisch.“<br />

Bei der Ruhrtriennale in Bochum<br />

sorgte indessen die Frage für Aufregung,<br />

ob es einer Unterstützung des<br />

BDS gleichkomme, BDS-Anhänger<br />

einzuladen, wie die Intendantin Stefanie<br />

Carp es mit den Young Fathers<br />

getan hatte. Dem Druck einer entsprechend<br />

tendierenden öffentlichen<br />

Debatte nachgebend, lud sie<br />

die Band wieder aus,dann aber wieder<br />

ein. Da die Fathers dann nicht<br />

mehr kommen wollten, beraumte<br />

sie eine Diskussion mit am Festival<br />

beteiligten Künstlern an, die den<br />

BDS ebenfalls unterstützen, Alain<br />

Platel und Elliott Sharp. Dadie Diskussion<br />

auf einen Sonnabend gelegt<br />

war, protestierten jüdische Verbände,<br />

dass es ihnen an einem Sabbat<br />

nicht möglich wäre, offiziell teilzunehmen.<br />

DasGelände,sieht man,<br />

ist maximal vermint. Um seine Position<br />

zu verdeutlichen und zur Diskussion<br />

beizutragen, schrieb Udi<br />

Aloni den obenstehenden Beitrag. −


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 23 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton/Medien<br />

Terror<br />

zu<br />

zweit<br />

Großes Schauspiel<br />

im ARD-Drama „Toulouse“<br />

VonTorsten Wahl<br />

Nanu, seit wann hat man in Toulouse<br />

einen Blick aufs Meer?<br />

Doch Gustav (Matthias Brandt), der<br />

sich im mondänen Strandhotel noch<br />

mal mit seiner Ex-Frau Silvia (Catrin<br />

Striebeck) trifft, hatte eine Dienstreise<br />

nach Toulouse nur als Ausrede<br />

für seine aktuelle Gattin erfunden. Es<br />

ist das erste von vielen Täuschungsmanövern,<br />

die dieser Film zu bieten<br />

hat. Anfangs wirkt alles noch französisch-leicht,<br />

später klingt „Toulouse“<br />

dann eher englisch, wie „ToLose“.<br />

Gustav, reicher Geschäftsmann,<br />

hat viel zu verlieren –Silvia offenbar<br />

nicht. Sie legt vor Gustavs Ankunft<br />

eine Pistole in den Zimmertresor<br />

und erklärt ihrem Ex später, indiesem<br />

Hotel habe vor 19Jahren nicht<br />

nur ihre Beziehung begonnen –hier<br />

werde sie auch enden. Da der Mann<br />

in diesem Geschlechter-Duell etwas<br />

schlichter gestrickt ist, überhört er<br />

die Andeutungen –Gustav will Sex.<br />

Dabei erwartet seine neue, deutlich<br />

jüngere Frau zuHause ein Kind von<br />

ihm, was Silvia auch prompt spürt.<br />

Eine knappe halbe Stunde lang<br />

bleibt „Toulouse“ ein nettes Geplänkel<br />

mit geschliffenen Dialogen. Doch<br />

dann erweist sich die Wahl des zur<br />

Tarnung gewählten Ortsnamens als<br />

Menetekel. Denn während Silvia<br />

und Gustav um ihregescheiterte Ehe<br />

kreisen, findet in Toulouse ein Attentat<br />

mit immer mehr Opfernstatt, das<br />

sowohl die daheimgebliebene Gattin<br />

als auch Gustavs Geschäftspartner<br />

aufschreckt. Fortan wird er immer<br />

wieder vonAnrufen gestört.<br />

Autor David Schalko, der in seinem<br />

Heimatland Österreich mit der<br />

Serie „Braunschlag“ aufgefallen war<br />

und derzeit Fritz Langs Klassiker „M<br />

–Eine Stadt sucht einen Mörder“ als<br />

TV-Mehrteiler neu verfilmt, schreckt<br />

vor dem Makabren, Zynischen nicht<br />

zurück: Er lässt die Opferzahlen bis<br />

auf 240 Tote steigen – und fesselt<br />

seine beiden Helden derweil immer<br />

enger in ihr privates Gemetzel. Es<br />

fliegen die Fetzen, die Grenzen zwischen<br />

Liebe und Hass verschwinden,<br />

und Gustav verliert erst die Balance,dann<br />

die Kontrolle.Doch Egozentriker<br />

–das sind für ihn immer<br />

die anderen!<br />

Im Clinch: Silvia (Catrin Striebeck) und<br />

Gustav(Matthias Brandt)<br />

ARD<br />

Wiesich die beiden Darsteller hier<br />

aus den Genrekonventionen befreien,<br />

das bereitet einen Riesenspaß.<br />

Catrin Striebeck darf beweisen, dass<br />

sie mit ihrer markanten rauen<br />

Stimme perfekt eine verführerische,<br />

undurchsichtige Frau spielen kann.<br />

Matthias Brandt dagegen zeigt sein<br />

Können mal im Komischen: Irgendwann<br />

steht er schwitzend in Unterhosen<br />

im Bett und schlitzt das Federbett<br />

auf. Beide Schauspieler spielen die<br />

Außenwelt komplett mit. Dass „Toulouse“<br />

als Zwei-Personen-Stück fürs<br />

Theater geschrieben wurde, ist unübersehbar.<br />

Indiesem Fall aber läuft<br />

die Verfilmung (Regie: Michael<br />

Sturminger) schon vor der Bühnenpremiere<br />

– der Werbespruch „Bekannt<br />

aus dem Fernsehen“ dürfte<br />

dem Wiener Theater in der Josefstadt<br />

etliche Zuschauer mehr einbringen.<br />

Toulouse 20.15Uhr,ARD<br />

Weder Mann noch Frau, sondernPerson. Das 23-jährige musikalische Wunder Tash Sultana aus Australien in der <strong>Berliner</strong> Columbiahalle.<br />

Permanenter Spurwechsel<br />

Voneinem Genre ins nächste: Im Konzert sind Tash Sultanas stilistische Kapriolen so virtuos wie rätselhaft<br />

VonMarkus Schneider<br />

Um vorneweg gleich den<br />

Mythos auszuräumen,<br />

der in einigen besonders<br />

erstaunten Vorberichten<br />

aufgebaut wurde: Nein, auch bei<br />

Tash Sultana wird die Panflöte nicht<br />

zum coolen Instrument. Das23-jährige<br />

Internet-Wunder aus Australien<br />

versteht es nur, den schrecklichen<br />

Tonmit atemlosen Japsernund Seufzern<br />

so aufzupumpen, dass er sich<br />

wie IanAndersons Querflöte anhört.<br />

Also auch nicht besser.<br />

Am Montag, im ersten ihrer beiden<br />

ausverkauften Konzerte in der<br />

Columbiahalle, brachte Sultana das<br />

Panflöten-Solo spät, ein kleiner<br />

Nachweis der zwanzig Instrumente,<br />

die das Multitalent angeblich beherrscht.<br />

Es spielte allerdings keine<br />

One-Man-Band, sonderneine„One-<br />

Person-Band“, weil Sultana binäre<br />

Geschlechtszuschreibungen nicht<br />

mag und weder als Mann noch Frau<br />

adressiertwerden möchte.<br />

Man kennt das Phänomen aus<br />

den globalen Fußgängerzonen, wo es<br />

in Gestalt zauseliger Menschen mit<br />

Wandergitarre, allerlei Schellen und<br />

Pfeifen auftritt: So ähnlich war auch<br />

Sultana zunächst auf den Straßen<br />

Melbournes unterwegs, mit 17, nach<br />

einer,soheißt es,psychotischen Episode<br />

als Folge vonchronischem Pilzkonsum.<br />

Der erste Erfolg des Teenagers<br />

kam indes mit einem Netzvideo<br />

zum Song„Jungle“, der,liveimelterlichen<br />

Wohnzimmer mit der Loopstation<br />

zusammengeschichtet, zu einem<br />

viralen 20-Millionen-Hit wurde.<br />

Gerade erschien das erste Album<br />

„Flow State“, was sich zweifellos auf<br />

die Bewegung der Songs beziehen<br />

lässt: Es handelt sich um einen mit<br />

viel Gitarren-Effekten spacewärts<br />

geschickten, psychedelischenYachtrock,<br />

der mit wippenden Funk-, Hip-<br />

Hop- und Reggae-Beats auf die Reise<br />

geschickt wird. Im Konzerthören wir<br />

zwar die vielen Klangfarben, die Sultana<br />

loopend ineinanderschichtet.<br />

Wo jedoch auf dem Album noch eine<br />

gewisse strukturelle Umsicht waltet,<br />

dominiert live ein eigenartiges Auf<br />

und Ab und Hinund Her.<br />

Die Einpersonenband scheint<br />

derzeit ein gewisses Revival zu erleben:<br />

Neulich feierte man allenthalben<br />

das britische Wunderkind Jacob<br />

Collier, das ganz allein im Homestudio<br />

ein jazzrocknahes Stevie-Wonder-Pastiche<br />

eingespielt hatte, im<br />

Dancepop rackert bekanntlich Ed<br />

Sheeran mit Wandergitarre und<br />

Schlaufenpedal, und Tash Sultana<br />

besetzt den Job impsychedelischen<br />

Indierock.<br />

Im richtigen Leben engagiertsich<br />

Sultana aufgrund der eigenen Geschichte<br />

übrigens für Menschen, die<br />

an drogeninduzierten Ängsten leiden.<br />

Im Konzert flimmern dagegen<br />

Ob Tash Sultana die vielen Instrumente<br />

tatsächlich perfekt beherrscht,<br />

ließ sich bei diesem Auftritt<br />

nicht erkennen.<br />

fröhlich bewusstseinserweiterte<br />

Muster über die Leinwand, überwiegend<br />

verpeilte Farbpaletten und<br />

buntes Gewaber wie aus abgefilmten<br />

Lavalampen. Eher bizarr wiederum<br />

die Bühnendeko mit je einem Flamingo<br />

und einem Kaktus aus Neon<br />

sowie ein paar Felsbrockenlampen –<br />

Innenarchitektur aus dem Versandhaus,<br />

die irgendwie zur Einstimmungsmusik<br />

passte: Die meisten<br />

Bands suchen dabei nach einem gewissen<br />

individuellen Ausdruck. Tash<br />

Sultana spielte Bob Marleys „Exodus“,<br />

das zwar hübsch, aber ungefähr<br />

so distinktionstauglich ist wie<br />

Kalt ist die Sternennacht<br />

Sultanas sympathisch understatete<br />

Birkenstock-Erscheinung.<br />

Über Geschmack ließ sich jedoch<br />

nicht streiten: Das Publikum bejubelte<br />

jede frisch gelegte Schlaufe,<br />

und wie die Einpersonenband die<br />

vielen Spuren unter Kontrolle behielt<br />

und Instrumente wechselte – das<br />

wirkte in der Tatvirtuos. ObSultana<br />

die vielen Instrumente tatsächlich<br />

perfekt beherrscht, ließ sich dagegen<br />

im Konzertnicht erkennen.<br />

Die Trompete zum Beispiel, wie<br />

alles mit massivem Hall unterlegt,<br />

spielte fünf wehmütige melodische<br />

Töne in einleuchtender Reihenfolge.<br />

Das Trommeln blieb meist tribalistisch<br />

gradlinig, die Orgel schwallte<br />

effektvoll. Die angeblich seit dem<br />

dritten Lebensjahr geübte Gitarre<br />

kam rhythmisch mit Funklicks und<br />

Basslines zur Geltung, als Leadinstrument<br />

nudelte sie verwirrend<br />

oft generische Bluesläufe, schlug rasende<br />

Folkakkorde oder plinkerte<br />

Flamenco-Klischees. Die Stimme<br />

turnte nach jeweils einleitenden Melodiemarkern<br />

engagiert im jeweiligen<br />

harmonischen Raum.<br />

Warum dies im Einzelfall geschah,<br />

konnte jedenfalls ich nicht<br />

nachvollziehen. Wie die Genderfixierung<br />

verachtet Sultana auch musikalische<br />

Genreschubladen. Zumindest<br />

letzteren entgeht man indes<br />

nicht, indem man sie einfach<br />

ineinanderschachtelt und behauptet,<br />

sie seien im Fluss.<br />

Musik, in der man umhergeht wie in der Natur: Das Musikfest widmete sich seinem Boulez-Schwerpunkt<br />

VonClemens Haustein<br />

Was sagt es über ein Musikstück<br />

aus, wenn der Hörer das Gefühl<br />

hat, es könne endlos fortgesetzt<br />

werden? Istdas dann höchste Kunst,<br />

weil solche Musik einen umgibt wie<br />

Natur, in der man umhergehen<br />

kann, der man Aufmerksamkeit<br />

schenken kann oder auch nicht,<br />

ganz wie man will? Oder wird plötzlich<br />

alles egal, weil die Musik zu einem<br />

Zustand wird, von dem man<br />

ahnt, dass er sich nicht wesentlich<br />

ändernwird?<br />

Beim Musikfest waren nun drei<br />

solcher Stücke zu hören, fast eine<br />

Dreiviertelstunde jeweils dauernd,<br />

und nicht in jedem vonihnen nimmt<br />

man so gerne Platz wie in PierreBoulez’<br />

„sur Incises“. Am Sonntagnachmittag<br />

wurde dafür die Manege des<br />

Pierre-Boulez-Saales mit allerhand<br />

Gerätschaft vollgestellt: Verschiedenes<br />

Schlagwerk wird für das Stück<br />

benötigt, drei Klaviere und drei Harfen<br />

–alles Instrumente, deren Töne<br />

nach dem Anschlagen oder Anzupfen<br />

verklingen, wodurch das Stück<br />

auch zu einer Studie über die Attacke<br />

wird, mit der ein Tonbeginnt.<br />

Punktuelle Strahlkraft<br />

quartett op. 28kontrastierte und in<br />

ihrer feinen Beweglichkeit mit einer<br />

Darbietung von Robert Schumanns<br />

hier eigenartig platziertem Klavierquintett,<br />

bei der Daniel Barenboim<br />

gegenüber seinen jüngeren Mitspielern<br />

(darunter sein Sohn Michael an<br />

der ersten Geige) hörbar auf die<br />

Tempobremse drückte. Man ertappte<br />

sich beim Wunsch, Denis<br />

Kozhukhin, selbst ein Pianist von<br />

vorzeigbarer Biographie und hier in<br />

demütiger Weise das Amt des Umblätterers<br />

versehend, möge doch mit<br />

Barenboim den Platz wechseln, damit<br />

hier ein wenig Wind aufkomme.<br />

Am Tag darauf wurde wieder<br />

Pierre Boulez gespielt. Diesmal vom<br />

Pariser „Ensemble intercontemporain“<br />

und seinem Leiter Matthias<br />

Pintscher,der voreiner Woche überraschend<br />

als Dirigent der Lucerne<br />

Festival Academy zurückgetreten<br />

war: aus „persönlichen Gründen“<br />

„ausserstande“ sein Amt weiterzu-<br />

Boulezentwickelt aus dieser Idee ein<br />

Stück von großer Klangsinnlichkeit,<br />

glitzernd in der Strahlkraft seiner<br />

punktuellen Ereignisse, mitreißend<br />

im rhythmischen Drive, stark inseiner<br />

Atmosphäre, wenn sich das<br />

Tempo zum Ende hin beruhigt und<br />

sich die Musik des französischen<br />

Komponisten aufspannt wie ein<br />

Nachthimmel, in dem Sternschnuppen<br />

verglühen.<br />

DenVertreterndes vonDaniel Barenboim<br />

geleiteten, Boulez-Ensemble<br />

genannten Musikerpools, gelang<br />

eine feine, scharf glitzernde Aufführung,<br />

die in ihrer epischen Breite mit<br />

Anton Weberns knappem Streichführen,<br />

wie es in der bislang einzigen<br />

Verlautbarung dazu hieß. Mit Pintschers<br />

Gesundheit kann es nichts zu<br />

tun gehabt haben, denn im Boulez-<br />

Saal dirigierte er munter und agil<br />

Boulez’ „Le Marteau sans Maître“.<br />

Ausreichend kühle Luft<br />

ROLAND OWSNITZKI<br />

Rund vierzig Jahrefrüher entstanden<br />

als„sur Incises“, wurde das Stück damals<br />

als großer Schritt gefeiert weg<br />

von den erkältenden Konstruktionen<br />

des Serialismus. Hört man das<br />

Werk heute,weht einen immer noch<br />

ausreichend kühle Luft an, das<br />

Punkt-Punkt-Komma-Strich-Gesicht<br />

dieser Klänge lächelt wenig verbindlich.<br />

Und wie beim zuvor erklungenen,<br />

in der Dauer ähnlich<br />

groß dimensionierten „Vortex temporum“<br />

von Gérard Grisey beschleicht<br />

einen die Frage,obesdenn<br />

einen großen Unterschied gemacht<br />

hätte, wenn das Stück ein bisschen<br />

kürzergedauerthätte.<br />

NACHRICHTEN<br />

Roland Emmerich startet<br />

Dreharbeiten auf Hawaii<br />

DerRegisseur Roland Emmerich<br />

(„Independence Day“,„Godzilla“)<br />

hat auf Hawaii mit den Dreharbeiten<br />

zu„Midway“ begonnen. DerFilm<br />

widmet sich einer entscheidenden<br />

Seeschlacht des ZweitenWeltkriegs.<br />

Anfabg Juni 1942 kämpften bei den<br />

Midwayinseln großeVerbände der<br />

Kaiserlich Japanischen Marine und<br />

der United States Navy.Die Schlacht,<br />

die mit derVersenkung vonvier japanischen<br />

Flugzeugträgernendete,gilt<br />

alsWendepunkt des Pazifikkriegs.<br />

Fortan befanden sich die japanischen<br />

Streitkräfte in der Defensive. (BLZ)<br />

RBB plant Sendereihe über<br />

Berlin von 1961 bis 1990<br />

DerRBB zeichnet ab November ein<br />

Jahr lang die Geschichte Berlins von<br />

1961 bis 1990, den Jahren der Mauer,<br />

nach.„Berlin –Schicksalsjahreeiner<br />

Stadt“ −in30Folgen berichtet die<br />

Chronik über den Alltag der Menschen<br />

und die große Politik in beiden<br />

Teilen der Stadt. Grundlage der in diesem<br />

Umfang einmaligen Produktion<br />

sei das RBB-Archiv sowie Material des<br />

Deutschen Rundfunkarchivs (DRA)<br />

der DDR, teilte der Sender mit. Die<br />

Chronik soll ab 3. November jeweils<br />

sonnabends um 20.15 Uhrindrei<br />

Staffeln àzehn Folgen laufen. (dpa)<br />

ADAC will Motorwelt nicht<br />

mehr verschicken<br />

Mitglieder des ADACwerden die<br />

Zeitschrift Motorwelt einem Medienbericht<br />

zufolge bald nicht mehr<br />

nach Hause geschickt bekommen.<br />

Ab 2020 werdedas Heft zudem nicht<br />

mehr monatlich erscheinen, sondernnur<br />

noch vier MalimJahr,berichtete<br />

die Wirtschaftswoche.Wer<br />

es lesen will, müsse es sich beim<br />

ADACoder einem Partner des Verkehrsclubs<br />

wie Tankstellen abholen.<br />

Einendgültiger Beschluss solle erst<br />

Ende des Jahres fallen, berichtete die<br />

Wirtschaftswoche.Die Motorwelt<br />

hat eine Auflage vonfast 15 Millionen.<br />

Grund dafür,sie in der bisherigen<br />

Form nicht weiterzuführen,<br />

seien unter anderem die hohen Kosten,<br />

hieß es in dem Bericht. (AFP)<br />

Reporter ohne Grenzen für<br />

Erklärung gegen Fake News<br />

Reporter ohne Grenzen setzt sich für<br />

eine internationale Erklärung für die<br />

Informationsfreiheit und gegen Fake<br />

News ein. DieOrganisation erklärte,<br />

Anlass sei der 70. Jahrestag der Allgemeinen<br />

Erklärung der Menschenrechte<br />

durch die Unoam10. Dezember.Den<br />

Text soll eine unabhängige<br />

Kommission ausarbeiten. DenVorsitz<br />

haben die iranische Friedensnobelpreisträgerin<br />

Shirin Ebadi und der<br />

Generalsekretär vonReporter ohne<br />

Grenzen, Christophe Deloire. „Ziel<br />

der Initiativeist ein internationales<br />

Engagement vonStaaten, privaten<br />

Unternehmen undVertreternder Zivilgesellschaft“,<br />

betonte Reporter<br />

ohne Grenzen. Siesollen dem„Internationalen<br />

Pakt für die Information<br />

und die Demokratie“ ihreUnterstützung<br />

aussprechen können. (AFP)<br />

TOP 10<br />

Montag,10. September<br />

1 Wer wird Millionär? RTL 4,87 17 %<br />

2 Gefangen ZDF 4,70 16 %<br />

3 Tagesschau ARD 4,38 16 %<br />

4 heute journal ZDF 3,70 14 %<br />

5 heute ZDF 3,67 18 %<br />

6 RTL aktuell RTL 3,11 16 %<br />

7 SOKO5113 ZDF 2,98 18 %<br />

8 GZSZ RTL 2,90 11 %<br />

9 November Man ZDF 2,76 16 %<br />

10 Extra RTL 2,61 14 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />

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·<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Acker Stadt Palast (✆ 441 00 09)<br />

20.00: For the twoofus. For us all. (Murillo Basso &<br />

Anita Twarowska)<br />

Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />

19.30: Nabucco<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

11.00, 15.00: Bis die Sterne zittern(Junges DT –<br />

LesArt)<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

20.00: Schlagersüsstafel<br />

Gewerbehof in der Alten Königstadt<br />

(Saarbrücker Str.24) 19.30: Underground (aufBruch<br />

Kunst Gefängnis Stadt)<br />

Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />

20.00: Die Rechnung<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

19.30: AWalk on the Dark Side<br />

Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />

20.00: Wolfskinder<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00: Mord auf Schloss Haversham (The playthat<br />

goes wrong)<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

20.00 Studio: Der Fremde<br />

Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />

20.00: Ein gewisserCharles Spencer Chaplin<br />

Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />

20.00 Festsaal: Oh My (HenrikeIglesias)<br />

Theater o.N. (✆ 440 92 14)<br />

20.00: Wachträume<br />

Vaganten Bühne (✆ 312 45 29)<br />

20.00: Shakespeares sämtliche Werke(in 90<br />

Minuten!)<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

20.00: Die sechs Brandenburgischen Konzerte(Anne<br />

Teresa De Keersmaeker,Rosas)<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

AHA Berlin e. V. (✆ 89 62 79 48)<br />

21.00: Go West Comedy(Ben MacLean, Yannick<br />

Geske, Simone Hudson &Gäste)<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: Irmgard Knef: Ein Lied kann eine Krückesein<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: Wildes Berlin: Das tierische Hauptstadtmusical<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Circa’sPeepshow(Circa ContemporaryCircus)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

19.30 Studio: Die Ding-Show(ImproBerlin)<br />

20.00: Zirkus Angela –Schicksalsjahre einer Kanzlerin<br />

Estrel Festival Center (✆ 68 31 68 31)<br />

20.30: Divas –Die Show<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Stand-upComedyNight Berlin(JochenPrang<br />

&3Gäste)<br />

Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />

20.30: Gute Wahl (Die Gorillas)<br />

Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />

20.00: Open StageVarieté (Marco Tschirpke(Mod.)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Kann man mit MännernUrlaub machen?<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

18.00, 21.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

18.30: Ghost –Das Musical<br />

TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />

20.00: Cabaret –Das Musical<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Wasist da los? (Frank Goosen)<br />

Zilles Stubentheater (✆ 66 30 93 18)<br />

15.00: Zille allein zu Haus (Albrecht Hoffmann).<br />

Anm. erf.<br />

KLASSIK<br />

Pfarrkirche Weißensee (✆ 965 22 39)<br />

19.30: Blockflöten-ConsortBerlin, Andreas Wenske<br />

(Cemablo, Oboe), Ltg.Ursula Kelch, Instrumentalmusik<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal<br />

(✆ 254 88 -1 32) 19.00: Einführung (Mahler Chamber<br />

Orchestra, Sir GeorgeBenjamin)<br />

20.00: Isabelle Faust, Anne Katharina Schreiber (Violine),<br />

Antoine Tamestit (Viola) u. a., Mahler Chamber<br />

Orchestra, Ltg.Sir GeorgeBenjamin, MusikfestBerlin<br />

–GeorgeBenjamin III, Arnold Schönberg: „Verklärte<br />

Nacht“ für Streichsextett op.4;Sir GeorgeBenjamin:<br />

„Into the little Hill, Alyric tale in twoparts“<br />

Piano Salon Christophori (Uferstr.8)<br />

20.00: Benjamin Engeli, Der Olymp des Klavierspiels<br />

–Record Release, Brahms:Balladen op.10, Rhapsodien<br />

op. 79; Rachmaninov: Moments Musicauxop.16<br />

Schloss Charlottenburg –Große Orangerie<br />

(✆ 25 81 03 50) 20.00: <strong>Berliner</strong> Residenz Orchester,<br />

Ltg.Bruno Schmidt, BarockeOperngala –Zauber der<br />

Klassik, Konzertmit Menü<br />

KINDER<br />

AquaDom &Sea Life Berlin (✆ 99 28 00)<br />

10.00: Saurier der Meere<br />

Berlinische Galerie (✆ 78 90 26 00)<br />

15.00: Offenes Atelier (ab 6J.)<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: Komm mit, kleine Angst,puppen etc., (ab 4J.)<br />

Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Alle außerdas Einhorn, (ab 11 J.)<br />

Helene-Nathan-Bibliothek (✆ 902 39 43 42)<br />

:Playtogether,Spielenachmittag<br />

Jaro Theater (✆ 341 04 42)<br />

10.30: Waschtag bei Familie Clown, Puppen und<br />

Schauspiel (ab 2bis 6J.)<br />

Klax-Kinderkunstgalerie (✆ 34 74 53 46)<br />

10.00: Farbenfroher Zwergenzauber,Kita Zwergenland<br />

aus Rathenow, Aquarellbildern, Collagen, Acrylbildern,<br />

Kreidearbeiten, Werken mit Temperafarben und Aquatinta,<br />

Tonarbeiten und zahlreichen Gemeinschaftsarbeiten<br />

aus der Krippe.<br />

Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />

9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />

14.00: Schwing deine Hüften! Hoop-Dance-Bau,<br />

selbstgebauter Hula Hoop<br />

Museum Lichtenberg (✆ 57 79 73 88)<br />

11.00, 11.00: Komm doch mal rüber!?, interaktive<br />

Ausstellung für Kinderzum Thema <strong>Berliner</strong> Mauer (ab<br />

8bis 12 J.)<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

10.00, 11.30 Hermann-Wolff-Saal: Kitakonzert3-2-<br />

1-LOS!, nur für Kitagruppen nach Anmeldung<br />

Schaubude Puppentheater (✆ 423 43 14)<br />

10.00: Meeting Point –Spielzeitauftakt: Elektrische<br />

Schatten, florschütz &döhnert, Objekttheater mit<br />

Live-Musik ohne Worte(ab 4bis 8J.)<br />

Schlossplatztheater (✆ 651 65 16)<br />

10.00: Der kleine Angsthase, HOR Künstlerkollektiv,<br />

Musiktheater (ab 5J.). Anm. erf.<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Das Rübchen, Scuraluna –Schattenbühne<br />

Berlin (ab 3bis 6J.)<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00: Ich, Ikarus, (ab 9J.)<br />

Theater Mirakulum (✆ 449 08 20)<br />

10.00: Schneewittchen –Spieglein an der Wand,<br />

Thomas Mierau, Handpuppenspiel (ab 4bis 12 J.)<br />

theater strahl probebühne (✆ 69 59 92 22)<br />

9.00, 11.00: Spaaaß! (für Keenies) (ab 10 J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />

9.30: Sonne, Mond &Sterne (ab 4J.)<br />

11.00Planetariumssaal: Mit Raketen zu Planeten,<br />

Planetariumsshow(ab 7J.)<br />

Panoptikum<br />

Kleines<br />

Theater,<br />

große Fragen<br />

Wie klein ein Theater ist,<br />

spielt für die Fragen, die<br />

es stellt, die Geschichten, die<br />

es erzählt, und die Welten, die<br />

es erschafft, keine Rolle. Das<br />

Theater o.N., das nun doch<br />

erst einmal an seinem angestammten<br />

Platz weiterspielen<br />

kann, hat gerade eine ganz<br />

praktische existenzielle Krise<br />

durchlitten, fast wäre esverdrängt<br />

worden. Das zuDDR-<br />

Zeiten als Theater Zinnober<br />

gegründete Ensemble gibt es<br />

schon seit Jahrzehnten, teilweise<br />

stehen noch immer die<br />

Gründungsmitglieder auf der<br />

Bühne.Die Frage:Wasmachen<br />

wir hier eigentlich?, bekommt<br />

im Moment der Bedrohung<br />

eine andereKraft und weist ins<br />

Allgemeine: Wie leben? Was<br />

hat Bestand? Geht es ohne<br />

Utopie? Mehrere o.N.-Generationen<br />

treffen sich zu dem<br />

Panoptikum „Wachträume“<br />

von Ania Michaelis. Und hinterher<br />

an der gemütlichen Bar<br />

im Souterrain. Ulrich Seidler<br />

Wachträume.Ein Panoptikum 20 Uhr<br />

Theater o.N. Kollwitzstr.53,T.:4409214<br />

Esoterische Verschwurbelung ist bei Karlheinz Stockhausen (hier 1995) immer dabei. Darf man sie seitwärts liegenlassen, um sich ganz der k<br />

Unter den klassischen<br />

Avantgardisten harrt<br />

Karlheinz Stockhausen<br />

noch der Entdeckung.<br />

Luigi Nono hatte seine Zeit kurz<br />

nach seinem Tod1990, PierreBoulez<br />

hat gerade enorme Konjunktur<br />

durch einen höchst aktiven Schülerund<br />

Freundeskreis. Sind diese beiden<br />

noch immer weitgehend konzertsaaltauglich,<br />

so hat Stockhausen<br />

viele seiner Werke mit deutscher<br />

Konsequenz gegen die Institutionen<br />

komponiert. Sein Werk ist riesenhaft<br />

in Umfang und kompositionstechnischer<br />

Entwicklung, und wer den tieferen<br />

Einblick scheut, wird an der<br />

Oberfläche vonder eklektizistischen<br />

Weltanschaulichkeit seiner Musik<br />

seit den späten 60er-Jahren verwirrt.<br />

Muss man das ernst nehmen? Im<br />

Fall Wagner stellt man sich eine ähnliche<br />

Frage: Darf man Antisemitismus,<br />

Misogynie und andere Fragwürdigkeiten<br />

seiner Opern ausblenden,<br />

um die Musik zu genießen? Also<br />

darf man im Fall Stockhausen die<br />

schiere esoterische Verschwurbelung<br />

seitwärts liegenlassen, um sich<br />

ganz der kompositorischen Imagination<br />

zu widmen?<br />

Peter Uehlinge<br />

will Musik hören<br />

und keine Interpreten.<br />

Er sucht Veranstaltungen,<br />

die musikalische Erfahrungen<br />

bieten könnten –<br />

neuartige, begeisternde<br />

oder herzerwärmende.<br />

Winrich Hopp, der über Stockhausen<br />

promovierte künstlerische<br />

Leiter des Musikfests Berlin, zeigt<br />

nicht sein ernstestes Gesicht, wenn<br />

er über Stockhausens Ideologie<br />

spricht. Dennoch würde er die<br />

Werke, die die letzte Woche des Musikfests<br />

prägen, nie um diese Dimension<br />

beschneiden: „INORI –Anbetungen<br />

für zwei Tänzermimen und<br />

großes Orchester“ wird von der Lucerne<br />

Academy unter Leitung des<br />

Stockhausen-Schülers Peter Eötvös<br />

natürlich mit „Tänzermimen“ und<br />

ihren Gebetsgesten aufgeführt werden,<br />

denn sie gehören zum kompositorischen<br />

Gesamtkonzept.<br />

Fragen dieser Art stellen sich in<br />

Werken wie den Klavierstücken I–XI<br />

oder auch den „Kontakten“ für Klavier,<br />

Schlagzeug und Elektronik<br />

scheinbar nicht, auch „Mantra“ für<br />

zwei Klaviere und Ringmodulation<br />

lässt sich ohne gesteigertes Ernstnehmen<br />

des Titels als großer absolut-musikalischer<br />

Variationszyklus<br />

hören. Stets dabei: Pierre-Laurent<br />

Aimard am Klavier, mal mit Dirk<br />

Rothbrust am Schlagzeug, mal mit<br />

Tamara Stefanovich im Klavierduo.<br />

Allerdings werden auch diese Stücke<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Mamma<br />

Mia! Here We Go Again 15.00, 20.15; Grüner<br />

wirdís nicht 17.35<br />

Cinema Paris (✆ 881 31 19) Kindeswohl<br />

15.30, 18.00, 20.30<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Gundermann<br />

14.30, 17.30, 20.30<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Das schönste<br />

Mädchen der Welt 15.30, 18.00, 20.30; Das<br />

Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-Lernen<br />

15.30, 18.10; BlacKkKlansman (OF) 18.00,<br />

21.00; Queer Filmnacht: Tackling Life 21.00;<br />

BlacKkKlansman 14.00, 17.00; Künstlerkomplex:<br />

Finding Vivian Maier (OmU) 20.00; Crazy<br />

Rich –Crazy Rich Asians (OF) 15.45, 18.30,<br />

21.15; Lebenszeichen –Jüdischsein in Berlin<br />

14.00; Familie Brasch 16.00, 20.30; Matinee:<br />

Kindeswohl –The Children Act (OmU) 15.00,<br />

17.30, 20.00; Geniale Göttin: Die Geschichte<br />

von Hedy Lamarr –Bombshell: The Hedy Lamarr<br />

Story (OmU) 14.30; Sauerkrautkoma 16.30; Mr<br />

Gay Syria 18.45<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Menashe (OmU)<br />

17.00, 20.15; Itzhak Perlman (OmU) 18.30; Der<br />

Doktor aus Indien –The Doctor from India (OmU)<br />

18.00; Grüner wirdís nicht 20.00<br />

Kant Kino (✆ 319 98 66) Hotel Transsilvanien<br />

3: Ein Monster Urlaub 15.20; BlacKkKlansman<br />

17.30, 20.30; Crazy Rich 15.00, 17.15, 20.00;<br />

Mamma Mia! Here We Go Again 16.15; Die brillante<br />

Mademoiselle Neila 18.45; Don‘t worry,<br />

weglaufen geht nicht 20.50; Papst Franziskus:<br />

Ein Mann seines Wortes 15.00, 17.45, 20.00;<br />

Käpt‘n Sharky 16.00; Grüner wirdís nicht 17.45,<br />

20.30<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D: Alpha<br />

14.15; 3D: Mission: Impossible 16.45; 3D,Preview:<br />

Predator 20.00; The Nun 22.40; Mamma<br />

Mia! 15.00; 3D: Alpha 17.45; Asphaltgorillas<br />

20.15; The Equalizer II 22.45; Hotel Transsilvanien<br />

314.10; Safari 16.30; 3D: Alpha 19.00;<br />

Bad Spies 21.20; Das schönste Mädchen der<br />

Welt 14.50, 17.20; The Nun 20.00; 3D: The<br />

Meg 22.30; Christopher Robin 15.15; The Nun<br />

17.40; BlacKkKlansman 20.00; Asphaltgorillas<br />

23.00; Crazy Rich 14.45; Bad Spies 20.10; Mission:<br />

Impossible 22.40; Ant-Man and the Wasp<br />

14.40; BlacKkKlansman 17.20, 22.50; Das<br />

schönste Mädchen der Welt 20.20<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Nach dem<br />

Urteil 11.05; Geniale Göttin: Die Geschichte<br />

von Hedy Lamarr –Bombshell: The Hedy Lamarr<br />

Story (OmU) 12.30; Donbass (OmU) 14.00;<br />

3D: Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />

15.50; Hamburger Gitter –Der G20-Gipfel als<br />

„Schaufenster moderner Polizeiarbeit“ 17.30;<br />

Alpha 18.45; Don‘t worry, weglaufen geht nicht<br />

–Don‘t Worry, He Won‘t Get Far OnFoot (OmU)<br />

20.30; ABeautiful Day –You Were Never Really<br />

Here (OmU) 22.30; Nico, 1988 (OmU) 11.00;<br />

Die Frau, die vorausgeht –Woman Walks Ahead<br />

(OmU) 12.40; Silvana (OmenglU) 14.30; Love,<br />

Simon (OmU) 16.00; Lady Bird (OmU) 17.45;<br />

So was von da(OmU) 19.20; Embryo –AJourneyofMusic<br />

and Peace (OmU) 21.00; Night Out<br />

(OmU) 22.35; Ant-Man and the Wasp (OmU)<br />

11.00; Love, Cecil (OmU) 13.00; Isle of Dogs<br />

–Ataris Reise 14.45; Christopher Robin (OmU)<br />

16.25; Deine Juliet –The Guernsey Literary and<br />

Potato Peel Pie Society (OmU) 18.10; 303 (DFmenglU)<br />

20.15; Hereditary –Das Vermächtnis<br />

(OmU) 22.40<br />

Intimes (✆ 29 77 76 40) Vollblüter 16.45;<br />

Gundermann 19.00; So was von da21.15; Der<br />

Himmel über Berlin (DFmenglU) 23.30<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Mission: Impossible<br />

–Fallout 13.40; Safari –Match Me If You<br />

Can 13.45; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />

Urlaub 13.50, 17.00; Mamma Mia! Here We Go<br />

Again 14.10; Christopher Robin 14.10, 17.20;<br />

Käpt‘n Sharky 14.20; Das schönste Mädchen<br />

der Welt 14.20, 16.50, 20.10; Gundermann<br />

16.40, 19.30; Asphaltgorillas 17.00; 3D: Alpha<br />

17.10, 19.50; The Nun 17.15, 20.00; Preview:<br />

Book Club –Das Beste kommt noch 19.45; The<br />

Equalizer II 19.50; 3D, Preview: Predator –Upgrade<br />

20.15<br />

Kino Kiste (✆ 998 74 81) 303 13.40; Fridas<br />

Sommer 16.10; Deine Juliet 18.00; Gundermann<br />

20.15<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Ant-Man<br />

and the Wasp 14.20; Käpt‘n Sharky 14.30, 16.30;<br />

Gans im Glück 14.30; 3D: Alpha 14.40, 20.00;<br />

The Darkest Minds – Die Überlebenden 14.45;<br />

Christopher Robin 14.45, 17.20; Mamma Mia!<br />

Here We Go Again 14.50, 17.30, 19.40; Das<br />

schönste Mädchen der Welt 15.00, 17.40,<br />

20.15; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />

Urlaub 15.10; Mission: Impossible – Fallout<br />

16.30, 19.50; Safari –Match Me If You Can<br />

17.00; The Nun 17.10, 20.20; The Equalizer II<br />

17.10, 20.00; Alpha 17.40; Breaking In 18.20;<br />

3D: The Meg 19.30; 3D,Preview: Predator –Upgrade<br />

20.00; Bad Spies 20.10<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A BlacKkKlansman<br />

(OmU) 17.00, 20.00, 22.00; B Don‘t worry, weglaufen<br />

geht nicht –Don‘t Worry, He Won‘t Get Far<br />

On Foot (OmU) 17.00, 19.30<br />

fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Nach dem<br />

Urteil –Jusqu‘a la garde (OmU) 18.00; Menashe<br />

(OmU) 18.00, 20.00; Warten auf Schwalben<br />

–Enattendant les hirondelles (OmU) 19.45;<br />

Don‘t worry, weglaufen geht nicht –Don‘t Worry,<br />

He Won‘t Get Far OnFoot (OmU) 21.45; Fucking<br />

City –Verdammte Stadt 22.00<br />

Moviemento (✆ 692 47 85) Liliane Susewind<br />

14.00; Gans im Glück 16.15; Premiere:<br />

One Year in Germany –Ein Jahr in Deutschland<br />

(OmU) 18.30; 303 21.15; Gundermann 11.00;<br />

Luis und die Aliens 13.45; Das Prinzip Montessori:<br />

Die Lust am Selber-Lernen –Lemaitre est<br />

l‘enfant (OmU) 15.45, 18.00, 20.15, 22.30<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Der Doktor aus Indien<br />

–The Doctor from India (OmU) 17.45; 303<br />

(OmenglU) 19.15; Isle of Dogs –Ataris Reise<br />

(OmU) 21.45; Embryo –AJourney ofMusic and<br />

Peace 17.30; Menashe (OmU) 19.30; Ocean‘s<br />

Eight (OmU) 21.00; Kinobar im Sputnik Film<br />

aus Papier: Lesung 20.30<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Gundermann 17.20,<br />

20.15; New Das Prinzip Montessori: Die Lust am<br />

Selber-Lernen 15.50; BlacKkKlansman 18.10,<br />

21.00<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Das schönste<br />

Mädchen der Welt 15.15, 17.30, 20.00; Christopher<br />

Robin 15.15, 17.45; Käpt‘n Sharky 15.30;<br />

Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />

15.30; 3D: Alpha 15.45, 18.00, 20.15; Gundermann<br />

17.15, 20.00; Asphaltgorillas 17.45;<br />

Familie Brasch 20.15; The Equalizer II 20.30<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Deine<br />

Juliet 10.00; Kindeswohl 10.15, 20.30; Safari<br />

13.00, 20.30; Gundermann 13.00, 20.30; Das<br />

Prinzip Montessori 13.00, 18.15; 3D: Ant-Man<br />

and the Wasp 15.10, 17.45; Grüner wirdís nicht<br />

15.15; Mord im Orient-Express 15.45; Mamma<br />

Mia! Here We Go Again 17.45<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt amEastgate (✆ 93 03 02 60)<br />

Mission: Impossible –Fallout 14.00; The Meg<br />

14.15; Mamma Mia! Here We Go Again 14.15,<br />

17.00; Käpt‘n Sharky 14.30; Hotel Transsilvanien<br />

314.30; Christopher Robin 14.30; Das<br />

schönste Mädchen der Welt 14.45, 17.30,<br />

20.15; Alpha 14.45, 17.30; The Equalizer II<br />

17.00, 20.00; Asphaltgorillas 17.00; The Nun<br />

17.15, 20.15; 3D: Hotel Transsilvanien 317.15;<br />

Bad Spies 17.15, 20.00; Slender Man 19.45;<br />

The Making of aTomb Raider (OmU) 20.00; Preview,<br />

3D: Predator 20.00; 3D: Alpha 20.15<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Das doppelte Lottchen<br />

17.00; Weit. Die Geschichte von einem Weg um<br />

die Welt 19.00; Familie Brasch (DFmenglU)<br />

21.15; Das Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-Lernen<br />

18.00; Russische Dokumentarfilme:<br />

Na Krayu –AmRande (OmenglU) /Besprizornye<br />

–Vernachlässigte (OmenglU) 20.00; Hamburger<br />

Gitter –Der G20-Gipfel als „Schaufenster moderner<br />

Polizeiarbeit“ (DFmenglU) 22.00<br />

Babylon (✆ 242 59 69) KinderwagenKino:<br />

Love,Simon 11.00; Liebe bringt alles ins Rollen<br />

–Tout le monde debout (OmU) 17.15; ItMust<br />

Schwing –The Blue Note Story(OmU) 17.30;Africa,<br />

Africa!: Lendemains incertains –Uncertain<br />

Future (OmU) 18.00; Die Wunderübung 19.30;<br />

Love, Simon (OmU) 19.30; Africa, Africa!: Iam<br />

not aWitch (OmenglU; m. Vorfilm) 19.45; Black<br />

Panther (OmU) 21.30; Sternenjäger –Abenteuer<br />

Nachthimmel 21.45; Itzhak Perlman –Ein Leben<br />

für die Musik (OmU) 22.00<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)<br />

Menashe (OmU) 13.30, 15.15, 17.00, 19.00,<br />

21.00; Hereditary – Das Vermächtnis (OmU)<br />

23.00; Gans im Glück 10.45,14.30;Sowas von<br />

da 12.30; Luis und die Aliens 16.15; Vollblüter<br />

–Thoroughbreds (OmU) 18.15; Call Me By Your<br />

Name (OmU) 20.30; Menashe (OmU) 23.15<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) Käpt‘n<br />

Sharky 11.00, 15.30; The Darkest Minds –Die<br />

Überlebenden 11.10;Catch Me! 11.15;Ocean‘s<br />

Eight 11.20; Safari –Match Me If YouCan 11.30,<br />

17.00; Das schönste Mädchen der Welt 11.40,<br />

14.00, 17.00,19.45; Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />

Monster Urlaub 11.50, 14.30, 17.15; Gans im<br />

Glück 12.00, 14.15; Christopher Robin 12.10,<br />

14.50; 3D: Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />

Urlaub 13.10; Grüner wirdís nicht 13.50, 16.40;<br />

Ant-Man and the Wasp 14.10; Mamma Mia!<br />

Here We Go Again 14.15; Crazy Rich 14.20; Asphaltgorillas<br />

16.30, 23.15; Mission: Impossible<br />

–Fallout 16.50; 3D: The Meg 17.10, 22.45;<br />

3D: Alpha 17.30,20.20,23.00;The Nun 17.40,<br />

20.20, 23.00; 3D: Mission: Impossible –Fallout<br />

19.30; Slender Man 19.40, 23.10; Preview:<br />

Book Club –Das Beste kommt noch 19.45; Bad<br />

Spies 20.00, 22.40; The Equalizer II 20.10,<br />

23.10; 3D, Preview: Predator –Upgrade 20.15;<br />

3D: Jurassic World: Das gefallene Königreich<br />

22.30;The First Purge 23.15<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Zentralflughafen<br />

THF (OmU) 14.30; BlacKkKlansman<br />

(OmU) 16.45, 19.30, 22.15; Grenzenlos –Submergence<br />

(OmU) 15.15; Draußen (DFmenglU)<br />

17.45; Das Geheimnis von Neapel –Napoli velata<br />

(OmU) 19.45, 22.15; Ein Dorf zieht blank<br />

–Normandie nue (OmU) 15.30; Palmyra (teilw.<br />

OmU) 18.00; Asphaltgorillas 20.00,22.15; 303<br />

(DFmenglU) 14.30, 22.00; Kindeswohl –The<br />

Children Act (OmU) 17.30,19.45; Mamma Mia!<br />

Here We Go Again (OmU) 14.30, 22.30; Gundermann<br />

17.00, 19.45<br />

International (✆ 24 75 60 11) Familie Brasch<br />

13.50; Gundermann 16.10,19.00,21.50<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Peter Lorre:<br />

M–Eine Stadt sucht einen Mörder 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />

14.10, 17.00; Meine teuflisch gute Freundin<br />

14.15; Gürbüz: Hadi Allah‘a Emanet 14.30,<br />

17.00, 20.15; Christopher Robin 14.30; Ant-<br />

Man and the Wasp 14.35; Käpt‘n Sharky 14.45;<br />

Das schönste Mädchen der Welt 14.45, 17.30,<br />

19.30; Liebe bringt alles ins Rollen 15.00; 3D:<br />

Alpha 15.00, 17.20,19.30;<br />

The Meg 16.40, 19.30; Asphaltgorillas 16.50,<br />

19.30; Bad Spies 17.00; Safari –Match Me<br />

If You Can 17.20; The Nun 17.30, 20.15; The<br />

Equalizer II 19.45; The Nun (OF) 20.00; 3D, Preview:<br />

Predator –Upgrade 20.00<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) 303 (OmenglU)<br />

15.00; Silvana (OmenglU) 17.45; Don‘t worry,<br />

weglaufen geht nicht –Don‘t Worry, He Won‘t Get<br />

FarOnFoot (OmU) 19.30; Der Himmel über Berlin<br />

(OmenglU) 21.30<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) BlacKkKlansman<br />

(OmU) 18.30,21.30<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Gundermann 15.00,<br />

17.50, 20.45;Kindeswohl 15.50,18.10, 20.30;<br />

Das schönste Mädchen der Welt 15.00, 17.30,<br />

20.00; In den Gängen 16.00, 21.15; Grüner<br />

wirdís nicht 18.40<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) BlacKkKlansman<br />

(OF) 17.30, 20.30, 22.00; Kindeswohl –The<br />

Children Act (OmU) 17.20, 19.40; Crazy Rich<br />

–Crazy Rich Asians (OF) 16.00, 18.45, 21.30;<br />

Geniale Göttin: Die Geschichte von Hedy Lamarr–Bombshell:<br />

The HedyLamarrStory(OmU)<br />

17.00; Isle of Dogs –Ataris Reise (OmU) 19.00;<br />

Call Me By Your Name (OmU) 21.15; Mission:<br />

Impossible –Fallout (OF) 16.45,20.00<br />

UCI Kinowelt Gropius Passagen<br />

(✆ 66 68 12 34) Hotel Transsilvanien 3: Ein<br />

Monster Urlaub 14.45, 17.20; Käpt‘n Sharky<br />

15.00; The Equalizer II 17.05; 3D: Mission: Impossible<br />

–Fallout 19.45; Preview, 3D: Predator<br />

–Upgrade 20.00<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) Gundermann 12.00,<br />

21.00; Welcome to Sodom –Dein Smartphone<br />

ist schon hier (OmU) 12.30, 19.10; Don‘t worry,weglaufen<br />

geht nicht –Don‘t Worry, He Won‘t<br />

Get Far OnFoot (OmU) 14.20, 21.10; Donbass<br />

(OmU) 14.30, 19.00;KUKI ab 4(OF) 16.40;Silvana<br />

(OmenglU) 17.10; Wolf und andere Tiere:<br />

Kinder-Kurzfilmprogramm (OF) 17.30<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Das<br />

Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-Lernen<br />

15.30; Käpt‘n Sharky 15.30; Gundermann<br />

17.30, 20.30; Kindeswohl 17.45,20.10


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 25 ·<br />

·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

ompositorischen Imagination seiner Werkezuwidmen?<br />

von geheimnisvollen Sinnbezügen<br />

nicht frei sein –starkkonstruktive, an<br />

numerischen Strukturen orientierte<br />

Musik neigt zur Kabbalistik, ob sie<br />

nun vonJosquin, Bach,Berg,Webern<br />

oder ebenStockhausen stammt.<br />

Zwischen diesen Stockhausen-<br />

Abenden liegen indes Konzerte, in<br />

denen Musik nicht mehr sein soll als<br />

Musik: Die <strong>Berliner</strong> Philharmoniker<br />

unter Leitung des fabelhaften<br />

François-Xavier Roth spielen am<br />

Wochenende Werke großer Anti-<br />

Metaphysiker: Claude Debussy öffnete<br />

seine Musik der Natur nicht im<br />

pittoresken, sondern im formalen<br />

Sinn einer neuartigen Organik, in<br />

den „Images“ nacheinander den<br />

Landschaften Schottlands,Spaniens<br />

und Frankreichs. Igor Strawinsky<br />

schrieb seine „Symphonies àvent“<br />

als Epitaph für Debussy und tilgte<br />

den Schein des Organischen durch<br />

das kantige Motivdesign; abgestoßen<br />

vonWagners „Parsifal“ und seiner<br />

„Nachahmung des kirchlichen<br />

Ritus“ betonte Strawinsky den Unterschied<br />

zwischen dem unkritisch<br />

Gläubigen und dem Zuschauer, der<br />

aufgerufen sei zu urteilen, statt sich<br />

blind zu unterwerfen.<br />

KLASSIK<br />

Stockhausens Klavierstücke: 13.9.,<br />

19 Uhr,Kammermusiksaal, Herbert-von-<br />

Karajan-Str.1<br />

Debussy,Strawinsky,Ligeti:13. &<br />

14.9., 20 Uhr,15.9., 19 Uhr,Philharmonie,<br />

Herbert-von-Karajan-Str.1<br />

Stockhausens „Kontakte“:15.9., 19<br />

Uhr,HdR, Masurenallee 8–14<br />

RothkoChapel:15.9., 22 Uhr,St. Matthäus-Kirche,<br />

Matthäikirchplatz 1<br />

Parsifal-Suite:16.9., 20 Uhr,Philharm.<br />

Stockhausens „Mantra“:17.9., 20 Uhr,<br />

Kammermusiksaal<br />

Stockhausens „INORI“:18.9., 20 Uhr,<br />

Philharmonie<br />

Achten Sie<br />

einfach nicht<br />

auf die Titel!<br />

Die letzte Woche des Musikfests<br />

Berlin steht im Zeichen Karlheinz<br />

Stockhausens –neben dem<br />

esoterischen Kosmiker stehen indes<br />

auch nüchternere Kollegen<br />

IMAGO<br />

Eine vonClaudio Abbado zusammengestellte<br />

„Parsifal“-Suite und<br />

Debussys „Martyre de Saint-<br />

Sébastien“ spielt übrigens das Deutsche<br />

Symphonie-Orchester unter<br />

Robin Ticciati am Sonntag – aber<br />

noch einmal zum Programm der<br />

Philharmoniker: György Ligeti,<br />

durch seine Erfahrungen im Stalinismus<br />

gegen Ideologien imprägniert,<br />

hätte es ähnlich sagen können wie<br />

Strawinsky; seine „Atmosphères“<br />

sind ein atheistisches Requiem für<br />

den Kollegen Mátyas Seiber und<br />

„Lontano“ eine Symphonie unter<br />

grauem, gottlosem Himmel. Eine<br />

Position der Toleranz nehmen indessen<br />

die Amerikaner ein. Nach Anregung<br />

durch die Malerei Mark Rothkos<br />

schrieb Morton Feldman sein<br />

von Bratsche, Celesta und Schlagzeug<br />

begleitetes Chorwerk „Rothko<br />

Chapel“. „Wenn die Leute auf geistliche<br />

Erfahrungen aus sind, werden<br />

sie diese hier finden, wenn sie auf<br />

profane Erfahrungen aus sind, werden<br />

sie auch die finden. Ich bin da<br />

neutral“, hat Rothko einmal gesagt.<br />

Dieleise,langsam entwickelte Musik<br />

Feldmans lässt ebenfalls beide Haltungen<br />

zu.<br />

Literatur<br />

Kathi und die<br />

deutschen<br />

Geister<br />

Jetzt geht es die ganzeWoche<br />

nur um das Internationale<br />

Literaturfestival, und das restliche<br />

literarische Leben Berlins<br />

bleibt medial im Dunkeln! Ja,<br />

so ist das,und werseine Buchpremiere<br />

genau in diese Zeit<br />

legt, ohne zur Familie zu gehören,<br />

ist selbst schuld, wenn<br />

keiner kommt! Na gut: Der<br />

Theaterkritiker, Übersetzer,<br />

Radio-Redakteur und Autor<br />

André Mumot stellt heute im<br />

Ocelot seinen zweiten Roman<br />

vor: „Geisternächte“, soeben<br />

bei Eichborn erschienen.<br />

Darin verdient die arbeitslose<br />

Schauspielerin Kathi ihr Geld<br />

mit spiritistischen Sitzungen,<br />

obwohl sie alles andere als ein<br />

Medium ist. Dann aber kommt<br />

ein Kind als Kundin zu ihr und<br />

mit ihr zusammen beginnt für<br />

Kathitatsächlich eine Reise zu<br />

den Geistern, den „guten und<br />

bösen deutschen Geistern –<br />

fiebrig, poetisch und verblüffend“.<br />

Klingt ja eigentlich ganz<br />

gut. PetraKohse<br />

AndréMumot: „Geisternächte“,<br />

Ocelot,20Uhr,Brunnenstr.181<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

<strong>Berliner</strong> Tschechow Theater (✆ 93 66 10 78)<br />

19.00: Moja –Russko-njemskaja Familie, Irina Federovna,<br />

Buchpremiere, Mod.: Detlef W. Stein<br />

Bibliothek am Luisenbad (✆ 901 84 56 10)<br />

20.00: Girlsplaining,Katja Klengel<br />

Geistesblüten (Walter-Benjamin-Platz 2)<br />

19.00: Midnight Cowboy, vonJames Leo Herlihymit<br />

Gabriele vonArnim und Marc Waschke, Buchpremiere<br />

19.00: Wiederentdeckt: Midnight Cowboy, James Leo<br />

Herlihy, mitMarkWaschke,Gabriele vonArnim (Mod.),<br />

Daniel Schreiber (Übersetzer), Der Kultroman in neuer<br />

Übersetzung<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (✆ 25 48 91 00)<br />

19.30 Seitenbühne: Internationales Literaturfestival:<br />

Nikotin, Nell Zink, Lesung und Gespräch, Mod. Knut<br />

Elstermann<br />

19.30: Internationales Literaturfestival: Der aufblasbare<br />

Engel, Zaza Burchuladze, Buchpremiere mit<br />

Gespräch.Mod.: Bernhard Robben<br />

21.00 Seitenbühne: Internationales Literaturfestival:<br />

Der aufblasbare Engel, Zaza Burchuladze, mit<br />

TimForssman, Buchpremiere und Gespräch Mod.:<br />

Bernhard Robben, in georg.u.dt. Sprache<br />

21.00: Internationales Literaturfestival: Der Scheiterhaufen,<br />

GyörgyDragomán, mit Sven Philipp, Lesung<br />

und Gespräch, Mod.: Ernest Wichner,inrumän. u.<br />

dt. Sprache<br />

Katholische Akademie (✆ 28 30 95 -0)<br />

20.00: Der Widersacher,Emmanuel Carrère, Buchvorstellung<br />

und Gespräch<br />

LeBar (✆ 23 53 53 69)<br />

23.00: Late Night Lesung: Ghachar Ghochar,Vivek<br />

Shanbhag,Daniel Schreiber<br />

Literarisches Colloquium Berlin (✆ 816 99 60)<br />

19.30: Elly,MaikeWetzel, Nataly Bleuel, Buchpremiere<br />

und Gespräch<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />

20.00: Lebt wohl, Ihr Genossen undGeliebten!,<br />

Carmen-Francensca Banciu, ansch. GyörgyDalos im<br />

Gespräch mitder Autorin<br />

Literaturhaus Berlin (✆ 88 72 86 -0)<br />

21.00 Kaminzimmer:Internationales Literaturfestival:<br />

Skip it if youcan, Schuldt, Rhythmischen Performance<br />

ocelot, not just another bookstore<br />

(✆ 97 89 45 92) 20.00: Geisternächte, André<br />

Mumot, Buchpremiere! Mod.: Elena Gorgis<br />

Periplaneta Kreativzentrum (✆ 44 67 34 33)<br />

20.00: Der Mann ohne Piano, Jan Bratenstein<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

0.00: Irene Moessinger:Berlin liegt am Meer,Irene<br />

Moessinger<br />

20.00: Berlin liegt am Meer,Irene Moessinger,<br />

Buchpremiere<br />

Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />

19.30: Kästner:Das Glück ist keine Dauerwurst, mit<br />

Gabriele Streichhahn, CarlMartin Spengler,Musik:<br />

Ute Falkenau (Klavier)<br />

Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />

20.30: Die Überwindung der Schwerkraft,Heinz Helle,<br />

Buchpremiere, Mod.: David Hugendick<br />

KONZERT<br />

ArtlinersBerlin (✆ 74 77 59 10)<br />

20.00: The Comedian Pharmacists –Tom Lee Who<br />

and KeeleyBrineman &Friends<br />

ART Stalker (✆ 22 05 29)<br />

20.00: Monique ter Steege,Guido Martin, Michael<br />

Schulz, Frank Andersohn, Jens Saleh, Rolando<br />

Stroms, Nadja Thauer,Lothar Münner,Session-Zeit<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.00: Vandojam meets Robin’sNest<br />

Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />

20.00: Frollein Smilla<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: Will Jacobs Blues Band, Blue Wednesday<br />

Show<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.30: Half Waif<br />

Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)<br />

20.00: Kina Grannis, special guest: ImaginaryFuture<br />

Café Lyrik (✆ 44 31 71 91)<br />

19.30: Hans Quarz &His Swingin’ Steam Engine<br />

Donau115 (Donaustr.115)<br />

20.30: BiWald<br />

Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />

21.00: Cosmo’sMidnight<br />

Hangar 49 (Holzmarktstr.15-18)<br />

20.00: Free Jam Session<br />

Monarch (Skalitzer Str.134)<br />

20.00: Son of Dave<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: Alex Mayr<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

20.00: Dan Owen<br />

Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />

22.00: Tami Neilson<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Jovi’sMainstream Session –Rock &Pop<br />

Schlot (✆ 448 21 60)<br />

21.00: Zôsh –Sophie Tassignon (voc, laptop) &Julie<br />

Sassoon (p) –Solo<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: Viking Moses +Tara Nome Doyle, Fourtrack<br />

On Stage<br />

Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />

21.30 Festsaalfoyer: Ein Ewiges Aufund Auf:<br />

hannsjana<br />

Wildenbruch Bar (Wildenbruchstr.68)<br />

20.00: Good NightSessions!ClayFeline &Guests<br />

Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />

21.00: Chris Rannenberg Blues Trio<br />

Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />

21.00: Brooklyn Bridgefeat. Ingrid Arthur,Super<br />

Funky Soul Wednesdays<br />

CLUB<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

23.00: Concrete BLN, Phantom Warrior,Bass Station<br />

&Friends, Boogoo YaggaDub Disco<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Slowmojo, Madota, Moji<br />

Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />

22.00: StrangeSongs for September,JRI &<br />

MissVergnügen<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />

22.00: Mittwochs-Party<br />

Maze (✆ 55 51 84 54)<br />

20.00: Flauschige Mittwochsrunde unter Freunden,<br />

Tanja Innercircus u. a.<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(✆ 89 75 13 27) 19.00: Box HappyHour<br />

Sameheads (Richardstr.10)<br />

22.00: RBMF pres.Polyphonic Popcorn, Benjamin<br />

Sallum, dismaze, Iarahei, Nistra, Svetla V.<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Stereo 33 (✆ 89 20 93 09)<br />

19.00: Flicker Rhythm Stammtisch<br />

Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />

23.59: Thrill Walk xLocal Suicide, Robi Insinna,Local<br />

Suicide, The Vandelays, Dora Pan<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59: Tresor NewFaces,Vertical Spectrum, Raudra.,<br />

hosted by Cristian Marras<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00: Clärchen swingt, Evan &Friends<br />

Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />

20.00: TangoVicioso<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

19.00: El Ocaso<br />

Strandbar Mitte (Monbijoustr.3)<br />

20.00: Argentinischer Tango, Michael Rühl &friends<br />

KINO<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Gundermann<br />

15.15, 17.30, 20.30; Käpt‘n Sharky<br />

15.45; Preview: Eingeimpft 20.30; BlacKkKlansman<br />

(OmU) 18.00, 21.00; Familie Brasch<br />

17.00; Kindeswohl 14.20, 19.00; Das Prinzip<br />

Montessori: Die Lust am Selber-Lernen 16.40;<br />

Crazy Rich –Crazy Rich Asians (OF) 21.20; Das<br />

schönste Mädchen der Welt 15.00, 17.30<br />

Kino in der Kulturbrauerei (✆<br />

04 51/703 02 00) Gundermann 13.30, 16.30,<br />

19.30, 22.30; Käpt‘n Sharky 13.45, 15.45;<br />

Safari – Match Me If You Can 14.00; 303<br />

14.00; Das schönste Mädchen der Welt 14.15,<br />

17.00, 19.40; Christopher Robin 14.15, 17.00;<br />

BlacKkKlansman 14.20, 16.45, 20.00; Hotel<br />

Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 14.30;<br />

Mamma Mia! Here We Go Again 16.50; Kindeswohl<br />

17.00, 19.30; Grüner wirdís nicht 17.20,<br />

20.00; Asphaltgorillas 17.45, 20.15, 22.45;<br />

Mission: Impossible – Fallout 19.40, 22.15;<br />

Preview: Book Club –Das Beste kommt noch<br />

19.45; Kindeswohl –The Children Act (OmU)<br />

22.20; Mamma Mia! Here We Go Again (OmU)<br />

22.30; BlacKkKlansman (OmU) 22.40; Ocean‘s<br />

Eight (OmU) 23.00; Don‘t worry, weglaufen geht<br />

nicht –Don‘t Worry, He Won‘t Get Far OnFoot<br />

(OmU) 23.00<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Ein abgebrochenes<br />

Gespräch –Eduard Goldstücker (m. Gast) 19.00;<br />

Der schwarze Peter –Cerny Petr (OmU) 20.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00)<br />

Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />

14.15; 3D: Ant-Man and the Wasp 14.20; The<br />

Darkest Minds – Die Überlebenden 14.25;<br />

Mamma Mia! Here We Go Again 14.25, 17.15,<br />

19.45; The Meg 14.30; Käpt‘n Sharky 14.30;<br />

Gans im Glück 14.35; Christopher Robin<br />

14.35, 17.05; Das schönste Mädchen der Welt<br />

14.45, 17.15, 19.45, 22.30; Alpha 14.45,<br />

17.10; BlacKkKlansman 16.35, 19.40, 22.45;<br />

The Equalizer II 16.40, 19.35, 22.35; The Nun<br />

16.45, 19.45, 22.30; Ant-Man and the Wasp<br />

16.55; 3D: Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />

Urlaub 17.05; Asphaltgorillas 17.10, 22.45; 3D:<br />

The Meg 19.40; Die Farbe des Horizonts 19.55;<br />

Preview, 3D: Predator –Upgrade 20.00, 22.45;<br />

3D: Alpha 20.00; The First Purge22.30; Mission:<br />

Impossible –Fallout 22.30; Slender Man 22.35<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Mamma<br />

Mia! Here We Go Again 13.40; 3D: Jurassic<br />

World: Das gefallene Königreich 13.40; Käpt‘n<br />

Sharky 14.00; Das schönste Mädchen der Welt<br />

14.00, 16.50, 19.40; Christopher Robin 14.15,<br />

17.00; Ant-Man and the Wasp 14.30; Gans im<br />

Glück 14.40; Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster<br />

Urlaub 14.45, 16.45; 3D: Hotel Transsilvanien<br />

3: Ein Monster Urlaub 15.10; The Equalizer<br />

II 16.30, 20.00; Asphaltgorillas 16.45; Safari<br />

–Match Me If You Can 17.10; The Nun 17.30,<br />

20.15; 3D: The Meg 17.40; 3D: Alpha 17.45,<br />

20.20; 3D: Mission: Impossible –Fallout 19.30;<br />

Preview: Book Club –Das Beste kommt noch<br />

19.45; Bad Spies 20.10; 3D, Preview: Predator<br />

–Upgrade 20.15; Slender Man 20.30<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema am Walther-Schreiber-Platz<br />

(✆ 852 30 04) Mamma Mia! Here We Go Again<br />

14.45, 17.40, 20.30<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Maria by Callas<br />

18.00; Deine Juliet 20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) BlacKkKlansman<br />

(OmU) 17.30, 20.30<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Geniale Göttin: Die<br />

Geschichte von Hedy Lamarr –Bombshell: The<br />

Hedy Lamarr Story (OmU) 18.15; Mr Gay Syria<br />

(OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11)<br />

Käpt‘n Sharky 10.00, 12.15, 14.45; Hotel<br />

Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 10.00,<br />

12.30, 14.50, 17.30; Gans im Glück 10.00;<br />

Das schönste Mädchen der Welt 10.00, 12.05,<br />

14.30, 17.10, 20.05; Christopher Robin 10.00,<br />

12.20; Ant-Man and the Wasp 11.55; Mamma<br />

Mia! Here We Go Again 14.40; Liebe bringt alles<br />

ins Rollen 15.00; Bad Spies 17.00, 20.00; The<br />

Nun 17.15, 20.20; Safari –Match Me If You Can<br />

17.20; 3D, Preview: Predator –Upgrade 20.00;<br />

Preview: Book Club –Das Beste kommt noch<br />

20.00<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />

Papst Franziskus: Ein Mann seines Wortes<br />

14.00; Swimming with Men 16.00; Mamma<br />

Mia! Here We Go Again 18.00; Ein Lied in Gottes<br />

Ohr 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Grüner wirdís nicht<br />

14.30, 17.20, 20.15<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />

Teen Titans GO! to the Movies 10.00; Meine teuflisch<br />

gute Freundin 10.00, 14.30; Käpt‘n Sharky<br />

10.00, 11.55, 14.35; Jim Knopf und Lukas der<br />

Lokomotivführer 10.00, 12.10; Hotel Transsilvanien<br />

3: Ein Monster Urlaub 10.00, 12.10,<br />

14.40, 17.05; Gans im Glück 10.00, 12.20;<br />

Das schönste Mädchen der Welt 10.00, 12.00,<br />

14.35, 17.10, 19.45, 22.30; Christopher Robin<br />

11.55, 14.20; 3D: Alpha 12.15, 17.10, 22.50;<br />

Ant-Man and the Wasp 14.05; Liebe bringt alles<br />

ins Rollen 15.00; Mission: Impossible –Fallout<br />

16.45; Safari –Match Me If You Can 16.50; The<br />

Nun 17.10, 20.20, 22.50; BlacKkKlansman<br />

17.15, 22.50; The Equalizer II 19.40, 23.00;<br />

Bad Spies 19.40, 22.30; 3D, Preview: Predator<br />

–Upgrade 20.00; Preview: Book Club –Das<br />

Beste kommt noch 20.00; 3D: The Meg 20.05;<br />

The Meg 22.40<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Gans im<br />

Glück 15.45; Das schönste Mädchen der Welt<br />

15.45, 18.00, 20.30; Christopher Robin 15.45;<br />

3D: Alpha 15.45, 18.00; The Nun 18.00, 20.30;<br />

Safari –Match Me If YouCan 18.00; 3D,Preview:<br />

Predator –Upgrade 20.30; Bad Spies 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Blacklist: Gefahr in<br />

Frisco –Thieves‘ Highway (OmfrzU) 20.00; Magical<br />

History Tour: Ermittlungen gegen einen<br />

über jeden Verdacht erhabenen Bürger –Indagine<br />

su un cittadino al di sopra di ogni sospetto<br />

(OmenglU) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆<br />

040/80 80 69 69) The Darkest Minds –Die<br />

Überlebenden 12.30; Sauerkrautkoma 12.30,<br />

18.50; Mamma Mia! Here We Go Again 12.30,<br />

17.30, 20.20; Käpt‘n Sharky 12.30, 14.40;<br />

Grüner wirdís nicht 12.30, 16.00; Das schönste<br />

Mädchen der Welt 12.30, 15.20, 18.00, 20.40;<br />

Solo –AStar Wars Story 12.40; Destination<br />

Wedding 12.40; 3D: Alpha 12.40, 15.30; Hotel<br />

Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub 12.50,<br />

14.40, 16.30; Mission: Impossible – Fallout<br />

13.00, 17.00, 19.40, 22.20; BlacKkKlansman<br />

13.20, 17.00, 20.30, 22.40; The Equalizer II<br />

13.30, 16.45, 20.30, 23.10;<br />

3D: Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />

13.40, 17.20; Ant-Man and the Wasp 13.40,<br />

16.40, 20.15; Asphaltgorillas 13.45, 16.50,<br />

20.00, 22.50; Bad Spies 14.10, 17.10, 20.10,<br />

23.00; Slender Man 14.50, 17.20, 19.50,<br />

23.10; Love, Simon 14.50; Meine teuflisch<br />

gute Freundin 15.00; Christopher Robin 15.15,<br />

20.30; Gans im Glück 15.20; 3D: Mission:<br />

Impossible – Fallout 15.40, 22.50; The Meg<br />

16.20, 22.50; The Nun 17.00, 20.20, 23.00;<br />

Safari –Match Me If You Can 17.30; Kindeswohl<br />

17.30, 20.10; Alpha 17.50, 19.50, 22.40; 3D:<br />

The Meg 19.20; The Making of aTomb Raider<br />

19.30; Crazy Rich 19.40; 3D, Preview: Predator<br />

–Upgrade 20.00; Preview: Book Club –Das<br />

Beste kommt noch 20.00; Sicario II 21.15; The<br />

First Purge 22.50; Hereditary –Das Vermächtnis<br />

23.10<br />

CineStar im SonyCenter (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Mission: Impossible –Fallout (OF) 13.30; 3D:<br />

Ant-Man and the Wasp (OF) 13.30, 19.30; Crazy<br />

Rich –Crazy Rich Asians (OF) 13.45, 16.50,<br />

20.00, 23.00; 3D: The Meg (OF) 14.00, 22.45;<br />

Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub –Hotel<br />

Transylvania 3(OF) 14.00; BlacKkKlansman<br />

(OF) 14.15, 16.20, 19.40, 22.15; Christopher<br />

Robin (OF) 14.20, 17.00; Fantasy Filmfest<br />

2018: Dead in aWeek: Or Your Money Back<br />

(OmU) 14.45; 3D: Alpha (OF) 16.40, 19.30,<br />

23.15; Fantasy Filmfest 2018: Ride (OF) 16.45;<br />

Kindeswohl –The Children Act (OF) 17.00; Bad<br />

Spies –The Spy Who Dumped Me (OF) 17.20;<br />

Fantasy Filmfest 2018: St. Agatha (OF) 18.30;<br />

Preview: Book Club –Das Beste kommt noch<br />

(OF) 19.45; Mamma Mia! Here We Go Again<br />

(OF) 20.15; Fantasy Filmfest 2018: Piercing<br />

(OF) 20.30; Fantasy Filmfest 2018: One Cut<br />

of the Dead –Kamera otomeru na! (OmenglU)<br />

22.15; 3D: The Avengers 3: Infinity War (OF)<br />

22.30; Deadpool II (OF) 22.50; The Equalizer II<br />

(OF) 23.00<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Buckelwale:<br />

Giganten der Meere 12.15; The Nun<br />

(OF) 13.45, 16.30; The Nun 22.15<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Parasol Peak<br />

19.30, 21.15<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) The Nun 10.00, 12.00,<br />

18.00, 20.15, 22.30; Teen Titans GO! to the<br />

Movies 10.00, 12.30; Käpt‘n Sharky 10.00,<br />

12.00, 14.00; Hotel Transsilvanien 3 10.00,<br />

12.00, 14.00, 16.00; Das schönste Mädchen<br />

der Welt 10.00, 12.00, 15.45, 18.00, 20.15,<br />

22.30; Gans im Glück 14.00, 16.00; Safari<br />

14.30; Mamma Mia! 15.00; Mission: Impossible<br />

17.00; The Meg 17.30; Asphaltgorillas<br />

18.00, 22.30; 3D: The Meg 20.00; The Equalizer<br />

II 20.00, 22.30; 3D,Preview: Predator –Upgrade<br />

20.15, 22.30<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) Ein Lied in Gottes<br />

Ohr 16.15; Mamma Mia! Here We Go Again<br />

18.15; Don‘t worry, weglaufen geht nicht 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />

14.00, 17.10; Gundermann 14.00, 16.30,<br />

19.30; Käpt‘n Sharky 14.15; Das schönste<br />

Mädchen der Welt 14.15, 17.00, 19.50; Safari<br />

–Match Me If You Can 14.30, 17.30; Mamma<br />

Mia! Here We Go Again 14.30; 3D: Hotel Transsilvanien<br />

3: Ein Monster Urlaub 14.30; Gans<br />

im Glück 14.40; Christopher Robin 14.45; 3D:<br />

The Meg 16.45; 3D: Jurassic World: Das gefallene<br />

Königreich 16.55; 3D: Alpha 17.10, 20.15;<br />

Ant-Man and the Wasp 17.20; The Nun 17.30,<br />

20.00; 3D: Mission: Impossible –Fallout 19.40;<br />

Preview: Book Club –Das Beste kommt noch<br />

19.45; Slender Man 20.00; The Equalizer II<br />

20.15; 3D,Preview: Predator –Upgrade 20.15<br />

WEDDING<br />

CineplexAlhambra (✆ 01 80/505 03 11) The<br />

Meg 14.25; Gürbüz: Hadi Allah‘a Emanet 14.25,<br />

17.40, 19.50; Christopher Robin 14.25, 16.45;<br />

Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub<br />

14.30, 17.30; Das schönste Mädchen der Welt<br />

14.35, 17.10, 19.45; Gans im Glück 14.45; Liebe<br />

bringt alles ins Rollen 15.00; The Nun 17.00,<br />

19.45; Asphaltgorillas 17.00; 3D: Alpha 17.00,<br />

20.00; The Equalizer II 19.45; 3D, Preview: Predator<br />

–Upgrade 20.00; Preview: Book Club –<br />

Das Beste kommt noch 20.00<br />

City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76)<br />

French Connection: Petit paysan –Bloody Milk<br />

(OmenglU) 19.00; Hamburger Gitter –Der G20-<br />

Gipfel als „Schaufenster moderner Polizeiarbeit“<br />

(DFmenglU) 20.45<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Berlin-Film-Katalog<br />

#77: Das Blaue vom Himmel 18.00; Menashe<br />

(OmU) 19.30; Breakdown in Tokyo –Ein<br />

Vater dreht durch 21.00<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Spatzenkino:<br />

Ganz Ohr 10.00; Liliane Susewind 11.45; Gundermann<br />

14.00, 16.45, 19.30; Gans im Glück<br />

13.45; Familie Brasch 15.45; Das Prinzip Montessori<br />

(OmU) 18.00, 20.15<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Lebenszeichen<br />

–Jüdischsein in Berlin 16.00; Familie<br />

Brasch 18.00; Nach dem Urteil 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Der alte deutsche<br />

Film: Der kleine Grenzverkehr 15.45; Grüner<br />

wirdís nicht 18.45; Menashe (OmU) 21.00<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Vom Ende einer Geschichte<br />

18.00; Ryuichi Sakamoto: Coda 20.30<br />

Capitol (✆ 831 64 17) Kindeswohl 15.15; Gundermann<br />

17.40, 20.30<br />

FREILUFTKINOS<br />

Freiluftkino Friedrichshagen (✆ 65 01 31 41)<br />

Grüner wirdís nicht 19.45<br />

Openair Kino Spandau (✆ 333 60 81) Swimming<br />

with Men 20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12)<br />

ABeautiful Day 17.00; The Rider (OmU) 19.00<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Gundermann<br />

12.09, 15.30, 18.00, 20.45; Das<br />

Prinzip Montessori: Die Lust am Selber-Lernen<br />

13.00, 14.15, 18.45; Familie Brasch 14.00,<br />

21.00; Grüner wirdís nicht 16.15; Das schönste<br />

Mädchen der Welt 16.15, 18.30, 20.45; Kindeswohl<br />

16.30, 20.45; Der Gipfel –Performing G20<br />

(m. Gast) 18.45<br />

UCI Kinowelt Potsdam Center<br />

(✆ 03 31/233 72 33) Das schönste Mädchen<br />

der Welt 13.50, 17.00, 19.45; Hotel Transsilvanien<br />

3: Ein Monster Urlaub 14.00, 16.45; Käpt‘n<br />

Sharky 14.15; Mamma Mia! Here We Go Again<br />

16.30; Bad Spies 16.40; The Equalizer II 19.35;<br />

The Nun 20.00; Preview, 3D: Predator –Upgrade<br />

20.00


26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

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COMIC<br />

Hilfe für die<br />

übermotivierte<br />

Heldin<br />

VonOlaf Kieser<br />

ImFantasy-Genrebesitzen Goblins<br />

einen sehr schlechten Ruf. Siegelten<br />

als feige, hässlich, dumm und<br />

schwach.Wenn sie nicht als leicht ersetzbares<br />

Kanonenfutter in der Armee<br />

eines finsteren Schurken dienen,<br />

streifen sie in Banden durch das<br />

Land und überfallen Dörfer.<br />

Für halbwegs erfahrene Abenteurerund<br />

Helden stellen sie kein Problem<br />

dar und werden bestenfalls als<br />

lästige Plage empfunden. Jeder, der<br />

schon mal ein Fantasy-Rollenspiel<br />

gespielt hat, wird das bestätigen. Da<br />

man durch das Bekämpfen vonGoblins<br />

weder reich noch berühmt wird,<br />

interessieren sich erfahrene Abenteurer<br />

kaum für sie. Indem Manga<br />

„Goblin Slayer!“, der Comicadaption<br />

von Kumo Kagyus gleichnamigen<br />

Romanen, schließt sich eine junge<br />

Priesterin ihrer ersten Abenteuergruppe<br />

an, um die Goblins zu vertreiben,<br />

die ein Dorf überfallen hat.<br />

Selbst für Anfänger sind zwei, drei<br />

Goblins kein Problem. Zwei Dutzend<br />

schon, wie die etwas überambitionierten<br />

Nachwuchshelden bald feststellen.<br />

Einen Hinterhalt später ist<br />

nur noch die Priesterin am Leben. Zu<br />

ihrem Glück kommt aber der Goblin<br />

Slayer vorbei, ein Mann, der sein<br />

ganzes Leben dem Töten von Goblins<br />

gewidmet hat. Der erfahrene<br />

Als junge Abenteurerin muss die Priesterin<br />

noch eine Menge lernen. ALTRAVERSE<br />

Abenteurer nimmt das Mädchen<br />

fortan unter seine Fittiche.<br />

„Goblin Slayer!“ ist eine typische<br />

Heroic-Fantasy-Geschichte mit ein<br />

paar originellen Einfällen. Der Ton<br />

ist trotz einiger Comic-Relief-Momente<br />

eher düster. Nicht neu aber<br />

reizvoll ist die Kombination aus naiver,<br />

idealistischer Anfängerin und<br />

wortkargem Haudegen. Der Untertitel<br />

,wonach der Slayer niemanden<br />

würfeln lässt, weist auf eine Nähe zu<br />

Fantasy-Rollenspielen hin. Wie in<br />

vielen Computer- und Onlinerollenspielen<br />

üblich, gibt es eine Gilde<br />

der Abenteurer, wo man sich mit<br />

seinesgleichen trifft und Aufträge<br />

erhält.<br />

Ein Rangsystem gibt Auskunft<br />

über die Erfahrung eines Abenteurers.<br />

Frischlinge tragen Porzellananhänger,<br />

echte Legenden welche aus<br />

Platin. Wie inMangas üblich, sehen<br />

besonders weibliche Figuren meist<br />

ziemlich niedlich aus. Dem gegenüber<br />

stehen der unheimlich wirkende<br />

Goblin Slayer, der im ersten<br />

Band nie seinen Helm abnimmt,<br />

und die gruseligen Goblins. Die Actionszenen<br />

sind teils recht brutal.<br />

Ebenso ist es nicht ohne, wenn gezeigt<br />

wird, wie Goblins mit besiegten<br />

Gegnern verfahren. Man darf gespannt<br />

sein, welche Abenteuer noch<br />

auf das ungleiche Duo warten und<br />

was den Goblin Slayer antreibt.<br />

Olaf Kieser hat „Goblin<br />

Slayer“ (Verlag Altraverse)<br />

gelesen.<br />

Die moderne Computer-Technik bietet Nutzernauch die Möglichkeit, heimlich andere Menschen zu filmen.<br />

Vorsicht, Kamera!<br />

In Südkorea kämpft die Polizei gegen die Unsitte, Menschen heimlich an öffentlichen Orten zu filmen<br />

VonAdrian Lobe<br />

Kameras sind überall. In<br />

Bahnhöfen, Supermärkten,<br />

Parkhäusern, Stadien,<br />

Zügen, Autos,Kühlschränken,<br />

Tablets,Smartphones –die Liste<br />

ließe sich noch lange fortsetzen. Die<br />

Analysten der Wagniskapitalfirma<br />

LDV Capital prognostizieren, dass<br />

die Zahl der Kameras bis 2022 auf<br />

weltweit 45 Milliarden ansteigen<br />

wird. Dann kommen auf jeden Menschen<br />

auf der Welt rund fünf bis<br />

sechs Kameras.<br />

Die meisten Opfer sind Frauen<br />

Der Siegeszug der Kameras erklärt<br />

sich damit, dass die Technologie immer<br />

billiger geworden ist. Eine Dashcam,<br />

die man im Auto installiert, um<br />

Verkehrsdelikte und Unfallgeschehen<br />

dokumentieren zu können, kostet<br />

weniger als 100 Euro.Doch damit<br />

verbunden ist auch ein zunehmendes<br />

Maß anÜberwachung: Im computergestützten<br />

Polizeistaat Chinas<br />

werden bis 2020 ungefähr 626 Millionen<br />

Videokameras im öffentlichen<br />

Raum in Betrieb sein. Doch es ist<br />

nicht nur Big Brother, essind auch<br />

viele „Little Brothers“, die Bürger<br />

überwachen.<br />

In Südkorea kämpft die Polizei<br />

derzeit gegen eine grassierende<br />

Schnüffelei im öffentlichen Raum:<br />

Spanner platzieren in Umkleidekabinen<br />

von Kaufhäusern, Schwimmbädernoder<br />

in öffentlichen Toiletten<br />

versteckte Kameras, umMenschen<br />

heimlich beim Umziehen oder Toilettengang<br />

zu filmen. 80 Prozent der<br />

Opfer sind Frauen. Zwischen 2012<br />

und 2016 gab es 26 000 polizeilich<br />

gemeldete Vorfälle,allein im vergan-<br />

Orte: Die Unterseiten von<br />

Regalen oder Tischplatten<br />

sind ausgezeichnete Plätze<br />

für Minikameras. Weralso<br />

ängstlich ist oder einfach<br />

vorsichtig sein will, sollte im<br />

Hotelzimmer oder in der Ferienwohnung<br />

diese Bereiche<br />

zuerst kontrollieren.<br />

AUFFÄLLIGKEITEN IN HOTELZIMMERN<br />

Blumen: Beider weiteren Suche<br />

geht es um Gegenstände,<br />

dienichtdortstehen, wo sie<br />

eigentlich hingehören. Dazu<br />

gehörenBlumenarrangements.<br />

Aberauch Bilder,die<br />

schief an der Wand hängen,<br />

solltenvorsichtshalber kontrolliertwerden.<br />

genen wurden 6000 Fälle von Voyeurismus<br />

zur Anzeige gebracht. Experten<br />

gehen davon aus, dass die<br />

Dunkelziffer weitaus höher ist. In der<br />

Hauptstadt Seoul protestierten vor<br />

wenigen Wochen 40 000 Frauen. Die<br />

Demonstranten hielten Schilder in<br />

die Höhe wie „Mein Leben ist nicht<br />

dein Porno!“.<br />

Polizeibeamte durchkämmen<br />

Toiletten und Schwimmbäder mit<br />

Detektoren und Infrarot-Scannern,<br />

die Kameralinsen erkennen, um die<br />

in Rauchmeldern, Uhren oder USB-<br />

Sticks versteckten Kameras aufzuspüren.<br />

Eine Sisyphusarbeit. Little<br />

Brother lauert überall. Die Täter<br />

agieren äußerst dreist und flink, von<br />

der Montage bis zur Abnahme vergehen<br />

häufig nur 15 Minuten. DieBBC<br />

bezeichnete das als „Spionagekamera-Porno-Epidemie“.<br />

Südkoreas<br />

Präsident Moon Jae In klagte resigniert,<br />

Spionagekameras seien „Teil<br />

des täglichen Lebens“ geworden.<br />

Doch das Phänomen ist auch andernorts<br />

verbreitet. In Neuseeland<br />

Rauchmelder: In denUSA,<br />

genauinFlorida,stellte sich<br />

heraus,dass ein Airbnb-Vermieter<br />

im vergangenen Jahr<br />

Rauchmelder direkt über<br />

dem Bett derGäste angebracht<br />

hatte, sodass er die<br />

PaareauchbeimLiebesspielfilmen<br />

konnte.<br />

wurde kürzlich ein Mann verurteilt,<br />

der im Badseines Ferienhauses eine<br />

Kamera ineiner Duschgel-Tube versteckt<br />

hatte, um seine weiblichen<br />

Gäste heimlich unter der Dusche zu<br />

filmen. DerVoyeur soll zwischen Dezember<br />

2017 und Februar 2018 30<br />

Frauen gefilmt haben und die Nacktaufnahmen<br />

auf Pornoseiten hochgeladen<br />

haben. Der Polizei sagte der<br />

Täter, erhabe dies aus der Lust am<br />

„Nervenkitzel und Entdeckungsrisiko“<br />

gemacht.<br />

Das ist kein Einzelfall. Gäste der<br />

Vermietungsplattform Airbnb stießen<br />

in Ferienwohnungen wiederholt<br />

auf versteckte Kameras,die diskret in<br />

Rauchmeldern oder Korbtaschen<br />

verborgen waren –die Linse war auf<br />

das Bett gerichtet, um sexuelle<br />

Handlungen zu filmen. Der Voyeurismus<br />

kennt keine Scham. Eine<br />

Touristin aus Deutschland, die in einer<br />

Wohnung in Kalifornien eine Kamera<br />

entdeckte, verklagte Airbnb.<br />

Auch in Hotelzimmern haben Gäste<br />

bereits Minikameras in LüftungsgitternimBadezimmer<br />

und BrandmeldernimSchlafzimmer<br />

entdeckt. Die<br />

Voyeuregehen äußerst raffiniertvor.<br />

Für das im Akkordarbeitende Hotelpersonal<br />

ist es schwierig, Minikameras<br />

zuidentifizieren, weil sie für die<br />

Reinigung ohnehin kaum Zeit haben.<br />

Reiseblogs geben derweil Tipps<br />

an die Hand, wie man sein Zimmer<br />

kontrollieren sollte. ImDigitalzeitalter<br />

wirdder Reisende zum Detektiv.<br />

Guterforschtes Phänomen<br />

GETTY IMAGES<br />

Nimmt man die mannigfaltigen illegalen<br />

Mitschnitte, die sich auf einschlägigen<br />

Pornoportalen finden,<br />

zum Maßstab, dürfte das Problem<br />

weitaus gravierender sein. Viele Opfer<br />

wissen vermutlich gar nicht, dass<br />

sie heimlich in ihrem Hotelzimmer<br />

gefilmt wurden. Soziologisch und<br />

psychologisch ist das Phänomen des<br />

Voyeurismus relativ gut erforscht. Es<br />

geht um den Reiz des Verbotenen,<br />

das Ausleben bestimmter unterdrückter<br />

sexueller Fantasien. Interessant<br />

an diesen Fällen ist aber,dass<br />

mit der Verbreitung von Überwachungstechnologien<br />

die Hemmschwelle<br />

für Überwachung sinkt.<br />

In Elektronikläden gibt es mittlerweile<br />

ein großes Sortiment, bequem<br />

sind die Geräte auch im Online-<br />

Shop bestellbar –zum Beispiel getarnte<br />

Überwachungskameras in<br />

Schraubenkopf-Optik, im Schlüsselanhängergehäuse<br />

oder im Kugelschreiber.Big<br />

Brother kommt im Gewand<br />

des Schreibwerkzeugs daher.<br />

Dass die Tech-Gurus im Silicon Valley<br />

das „Camera-First“-Zeitalter ausrufen<br />

und die Kamerazur neuen Tastatur<br />

erklären, ist die bittere Pointe<br />

dieser Entwicklung. Immerhin: Das<br />

heimliche Filmen ist strafbar.<br />

<strong>Berliner</strong> Filmszene kritisiert Rundfunk-Staatsvertrag<br />

Dieöffentlich-rechtlichen Sender werden Produktionen länger ins Netz stellen, doch finanziell haben die Macher nichts davon<br />

VonJörg Hunke<br />

Es ist erst ein paar Tage her, da<br />

schwärmte Kirsten Niehuus vom<br />

Medienbord Berlin/Brandenburg<br />

vonden Möglichkeiten des Standorts<br />

Berlin. Nicht nur preisgekrönte Kinofilme<br />

werden hier produziert, inzwischen<br />

hat die Stadt sich auch bei den<br />

internationalen Serienmachern einen<br />

guten Ruferarbeitet. Aber vorallem<br />

ist die Hauptstadt im klassischen<br />

Fernsehen bei den öffentlich-rechtlichen<br />

Sendern zu sehen. Das liegt<br />

auch daran, dass diese Stadt für die<br />

Filmszene so attraktiv ist. Doch die<br />

Macher haben gerade ein Problem.<br />

Das Problem heißt „Rundfunk-<br />

Staatsvertrag“, es geht um die Nutzung<br />

ihrer kreativen Leistung im<br />

zenz-Vergütungen zu zahlen. Außerdem<br />

wollen sie sich das Recht zusichern<br />

lassen, die Filme auch Streaming-Plattformen<br />

anzubieten, auch<br />

ohne Vergütung. „In Berlin finden<br />

sich die Kreativen und Produzenten,<br />

denen der ihnen zustehende Anteil<br />

der Wertschöpfung faktisch gestrichen<br />

werden soll“, klagt Angelo Angelico,Vorstand<br />

desVerbandes Deutscher<br />

Tonmeister, und richtet damit<br />

den Blick auf die Hauptstadt. Er fordert,<br />

dass die Parteien auf Landesebene<br />

den Entwurf modifizieren.<br />

„Das Land“, so sagt es Angelico,<br />

„würde auch durch Steuereinnahmen<br />

profitieren, denn die meisten<br />

Kreativen der Filmbranche leben in<br />

Berlin und München.“ Einen ersten<br />

Entwurf haben der Regierende Bür-<br />

Netz. Bisher gab es die Regelung,<br />

dass die Produktionen sieben Tage in<br />

den Mediatheken verfügbar sind. In<br />

Zukunft sind die Sender angehalten,<br />

ihre Angebote länger auf der digitalen<br />

Plattform anzubieten. „Das ist<br />

auch in unserem Sinne“, sagt Micki<br />

Meuser, der Sprecher der Filmmusik-Komponisten,<br />

„wir machen<br />

Filme, damit Menschen sie sehen<br />

können.“ Meuser hat seine Musik<br />

immer so angelegt, er war früher<br />

Produzent der Ärzte, auch für Ideal<br />

und Silly hat er gearbeitet.<br />

Was die Filmszene, zuder auch<br />

die Regisseure, Autoren, Szenenbildner,<br />

Tonmeister und Kameramänner<br />

gehören, allerdings kritisiert:<br />

Die Fernsehsender wollen das<br />

Material länger nutzen, ohne Ligermeister<br />

Michael Müller (SPD)<br />

und die Ministerpräsidenten der anderen<br />

Bundesländer zugestimmt.<br />

An diesem Mittwoch werden in<br />

Berlin Vertreter der Filmszene, der<br />

ZDF-Intendant Thomas Bellut und<br />

Politiker aller Parteien des Abgeordnetenhauses<br />

zusammensitzen. Die<br />

Vorlage wurde unter Federführung<br />

vonMalu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin<br />

in Mainz und Vorsitzende<br />

der Rundfunkkommission, erarbeitet.<br />

Aus der Staatskanzlei hieß es,<br />

dass weitergehende Rechte als bisher<br />

vergeben und dadurch höhere<br />

Lizenzgebühren erzielt werden können.<br />

Angelico hat von einer Verhandlungsbereitschaft<br />

bei den TV-<br />

Sendern in bisherigen Gesprächen<br />

nichts gemerkt.<br />

NACHRICHTEN<br />

IfW-Chef: Teamarbeit wird<br />

wichtiger in Zukunft<br />

Angesichts fortschreitender Digitalisierung<br />

hat der Präsident des Kieler<br />

Instituts für Weltwirtschaft (IfW),<br />

Dennis Snower,ein radikales Umdenken<br />

in der Bildungs- und der<br />

Wirtschaftspolitik angemahnt. „Die<br />

Digitalisierung wirdmeines Erachtens<br />

zunehmend Routinearbeit<br />

übernehmen. Unddas bedeutet, die<br />

alten Rezepte,sich weiterzubilden,<br />

sind einfach nicht mehr gültig“,<br />

sagte er am Dienstag. Selbst höher<br />

ausgebildeten Fachkräften drohe<br />

der Jobverlust,„wenn ihreArbeit vorhersehbar<br />

ist“, sagte Snower.Bei sozialen<br />

Kompetenzen, der Kreativität<br />

und„dem Sinn erzeugenden Zusammensein“<br />

hätten Menschen aber<br />

auch künftig einenVorsprung gegenüber<br />

Maschinen. Snower forderte<br />

aus diesem Grund einen stärkeren<br />

Fokus vonSchulen, Ausbildung und<br />

Studiumauf soziale Kompetenzen<br />

wie Mitgefühl und Respektvor anderen:<br />

„Jeder Studentkriegt Noten, er<br />

wirdfür die eigenen Leistungen bewertet,<br />

und Teamarbeit steht erst an<br />

zweiter Stelle.“ (dpa)<br />

Umfrage: Große Zweifel an<br />

Künstlicher Intelligenz<br />

DieMehrheit der Deutschen steht<br />

einer Umfrage zufolge dem Einsatz<br />

Künstlicher Intelligenz (KI) misstrauisch<br />

gegenüber.Nur rund jeder<br />

Siebte –15Prozent –denkt demnach,<br />

dass der Nutzen der Technologie<br />

gegenüber den Risiken überwiegt,<br />

wie eine repräsentativeUmfrage<br />

des Instituts YouGov ergab.45<br />

Prozent der Befragten sehen gleich<br />

viele Gefahren und Chancen, weitere26Prozent<br />

bewerten die Risiken<br />

als höher als den möglichen Nutzen.<br />

Dabei steigt die Skepsis mit dem Alter<br />

an: Während für 18 Prozent der<br />

Unter-36-Jährigen der Nutzen überwiegt,<br />

sind nur 13 Prozent der Befragten<br />

über 54 ebenso optimistisch.<br />

Eine Mehrheit an Befürworternfindet<br />

KI in keinem der verschiedenen<br />

Einsatzfelder.Auch den militärischen<br />

Einsatz, etwa in der Steuerung<br />

vonWaffensystemen, lehnen 71 Prozent<br />

klar ab.Mehr Gegner als Befürworter<br />

haben auch selbstfahrende<br />

Autos: Jeder Zweite (52 Prozent) ist<br />

dagegen, lediglich 37 Prozent klar<br />

dafür,berichten die Forscher. (dpa)<br />

Chinesen bezahlen per App<br />

am Frankfurter Flughafen<br />

Wie zu Hause können Chinesen ihre Bezahl-Plattformen<br />

nutzen.<br />

ISTOCK<br />

DerFrankfurter Flughafen kommt<br />

Touristen aus China beim Einkaufen<br />

weiter entgegen. Ab sofortkönnen<br />

Reisende aus Fernost in allen 28 Geschäften<br />

der FrankfurtAirportRetail<br />

Gruppe (FAR) per Smartphone über<br />

die chinesischen Zahldienste Alipay<br />

und WeChat bezahlen. Dasteilte das<br />

Gemeinschaftsunternehmen des<br />

Flughafenbetreibers Fraportund des<br />

Hamburger Duty-Free-Händlers Gebrüder<br />

Heinemann mit. Chinesische<br />

Urlauber,die auf ihren Europa-Reisen<br />

gerne Spirituosen, Parfüm oder<br />

Pralinen einkaufen, sind für den<br />

Frankfurter Flughafen eine wichtige<br />

Zielgruppe.Dasie als ausgabefreudig<br />

gelten, beschertdas Shopping-<br />

Geschäft der Fraportwillkommene<br />

Nebeneinnahmen. DerZahldienst<br />

Alipay des chinesischen Online-<br />

Händlers Alibaba und WeChat der<br />

gleichnamigen Chat-Plattformzielen<br />

auf junge und technikaffine Chinesen.<br />

(dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 27<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />

HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />

9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />

Meister des Alltags 11.15 (für HG) Gefragt –<br />

Gejagt 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />

HG)ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für<br />

HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />

15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Stadt, Land, Haus<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant<br />

18.00 (für HG) Gefragt –Gejagt 18.50 (für<br />

HG) Rentnercops. Es ist alles in Ordnung 19.45<br />

(für HG) Wissen vor acht –Werkstatt 19.55 (für<br />

HG) Börse vor acht 20.00 (für HG)Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Toulouse<br />

TV-Tragikomödie, D2018<br />

Mit Catrin Striebeck, Matthias Brandt<br />

Regie: Michael Sturminger<br />

21.45 (für HG) Plusminus<br />

Das Wirtschaftsmagazin<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Maischberger<br />

Die Mietenexplosion: Wird Wohnen<br />

unbezahlbar?<br />

0.00 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.20 (für HG) Toulouse<br />

TV-Tragikomödie, D2018<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 10.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 11.00 Hebammen<br />

im Einsatz 12.00 Punkt 12 14.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Meine<br />

Geschichte –Mein Leben 16.00 Meine Geschichte<br />

–Mein Leben 17.00 Freundinnen –<br />

Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie 17.30 Unter<br />

uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />

18.30 Exclusiv –Das Star-Magazin<br />

18.45 aktuell 19.05 (für HG)Alles was zählt.<br />

Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten, schlechte<br />

Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Die 25...<br />

Büro-Nerd Gwilym Pugh wird zum<br />

Supermodel /Iris Grace &Katze<br />

Thula /Oma Betty wird mit Justin<br />

TimberlakeTickets überrascht<br />

Moderation: Sonja Zietlow<br />

22.15 sternTVHaben inChemnitz wirklich<br />

keine Menschenjagden stattgefunden?<br />

/WGstatt Knast:Wie der Verein<br />

„Seehaus“ kriminelle Jugendliche<br />

wieder in die Gesellschaft integriert<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.15 RTL Nachtjournal Spezial<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

MDR WDR Lederkordel(biszu1mLänge)<br />

so seine Länge) Probleme.Nachdem deren Sohn Arte<br />

14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />

Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG) MDR<br />

um vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG)<br />

Brisant 18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für<br />

HG) MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell<br />

19.50 (für HG) Tierisch, tierisch 20.15 (für<br />

HG) Exakt –Soleben wir! (2/4) 21.15 (für<br />

HG) Die Spur der Ahnen 21.45 (für HG) Aktuell<br />

22.10 (für HG) Polizeiruf 110. Familiensache.<br />

TV-Kriminalfilm, D2014 23.40 Comedy mit<br />

Karsten 0.25 unicato 1.25 (für HG) Lindenstraße<br />

1.55 (für HG) Exakt –Soleben wir!<br />

Bayern<br />

16.15 (für HG) Wir inBayern 17.30 Regional<br />

18.00 (für HG) Abendschau 18.30 (für HG)<br />

Rundschau 19.00 (für HG) Stationen 19.30<br />

(für HG) Dahoam is Dahoam 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Kontrovers 21.45<br />

(für HG) Rundschau Magazin 22.00 (für HG)<br />

Gift im Honig,tote Bienen –Rumänische Imker<br />

schlagen Alarm 22.45 (für HG) Haindling „und<br />

überhaupts ...”. Dokumentarfilm, D2014 0.15<br />

kinokino 0.30 Studieren inZeiten des Bachelors<br />

1.45 Rundschau Nacht 1.55 (für HG)<br />

Dahoam is Dahoam<br />

Vox<br />

14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />

denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten<br />

und eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll<br />

und Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für<br />

zwei 19.00 Die deutsche Dinner-Meisterschaft<br />

20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Take Two<br />

21.15 (für HG) Take Two 22.10 (für HG) Conviction<br />

23.05 Major Crimes 0.00 nachrichten<br />

0.20 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin. TodamStraßenrand<br />

1.20 Medical Detectives –Geheimnisse der<br />

Gerichtsmedizin. Giftige Beziehungen<br />

Super RTL<br />

14.50 Der gestiefelte Kater –Abenteuer in San<br />

Lorenzo 15.15 Die Tomund Jerry Show 15.50<br />

Camp Sumpfgrund 16.15 Die Nektons –Abenteurer<br />

der Tiefe 16.45 Coop gegen Kat 17.15<br />

Ninjago –Luftpiraten 17.45 Inspector Gadget<br />

18.10 Die Tomund Jerry Show 18.45 Woozle<br />

Goozle und die Weltentdecker 19.15 AL-<br />

VINNN!!! und die Chipmunks 19.45 Dennis &<br />

Fletscher –Blämtastisch! 20.15 (für HG) Dr.<br />

House 21.10 (für HG) Dr. House 22.05 (für<br />

HG) Dr.House 23.00 Upps! Die Pannenshow<br />

0.00 Böse Mädchen<br />

Sport1<br />

16.30 Container Wars. Heikle Ladung aus New<br />

Orleans 17.30 StorageWars –Die Geschäftemacher.<br />

Neue Fußstapfen 19.00 Turbo Reportage<br />

20.00 Die PS-Profis –Mehr Power aus<br />

dem Pott. Oben ohne –Best-of 21.00 Die PS-<br />

Profis Schule. Oben ohne 22.00 Die PS-Profis<br />

–Mehr Power aus dem Pott. Hamburger<br />

sucht Bus 22.30 Motorvision.TV –#spotted<br />

23.30 Kick-off –Das GFL-Magazin. Experten:<br />

Maximilian von Garnier,Sascha Gehloff. Tim<br />

Niemeyer 0.00 Sport-Clips<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />

HG) Heute im Parlament Generaldebatte<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Der Schuss<br />

11.15 (für HG) SOKO Stuttgart. Koi Ahoi 12.00<br />

heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für HG)ARD-<br />

Mittagsmagazin 14.00 heute –inDeutschland<br />

14.15 Die Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute<br />

Xpress 15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00<br />

(für HG) heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die<br />

Rosenheim-Cops. Über den Dächern von Rosenheim<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SOKOWismar. Zusammen ist<br />

man weniger allein 19.00 (für HG) heute 19.25<br />

(für HG) Heldt. Sternenreise<br />

20.15 (für HG) Da kommst Du nie drauf!<br />

Kandidaten: Christoph Maria Herbst,<br />

Oliver Pocher,Bernd Stelter,Jochen<br />

Busse, Olivia Jones<br />

Moderation: Johannes B. Kerner<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 auslandsjournal<br />

22.45 (für HG) Geheimakte Finanzkrise<br />

Droht der nächste Jahrhundert-Crash?<br />

23.30 (für HG) Markus Lanz<br />

0.45 heute+<br />

1.00 Inside Job<br />

Dokumentarfilm, USA 2010<br />

5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Matthias<br />

Killing,Alina Merkau 10.00 Klinik am<br />

Südring 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –<br />

Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold, Stephan<br />

Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />

Schulien 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte<br />

im Einsatz 14.00 Auf Streife.Reportagereihe<br />

15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reportagereihe<br />

16.00 Klinik am Südring 17.00<br />

Klinik am Südring –Die Familienhelfer 17.30<br />

Schicksale –und plötzlich ist alles anders.<br />

Vom Blitz getroffen 18.00 Endlich Feierabend!<br />

Moderation: Annett Möller, Daniel Boschmann<br />

19.00 Genial daneben –Das Quiz 19.55<br />

Nachrichten<br />

20.15 Fort Boyard<br />

Show<br />

Mit Sarah Knappik, Carina Spack,<br />

David Odonkor,Mario Basler,Jürgen<br />

Milski<br />

Moderation: Matthias Killing<br />

22.25 Deutschland extrem! Die<br />

Drogen-Cops<br />

23.25 SpiegelTV–Reportage<br />

Die Einbrecherjäger –den Dieben<br />

keine Chance. Reportagereihe<br />

Moderation: Maria Gresz<br />

0.25 Fort Boyard Show<br />

14.55 (für HG) Verrückt nach Meer 15.45 Erlebnisreisen<br />

16.00 (für HG) Aktuell 16.15 Hier<br />

und heute 18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit<br />

18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle<br />

Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) WDR-Arena. Live<br />

21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Das<br />

Geschäft mit dem Fischsiegel 22.55 (für HG)<br />

sport inside 23.25 (für HG) Dream Empire –<br />

Chinas Immobilienblase. Dokumentarfilm, D<br />

2018 0.40 (für HG) Maischberger 2.00 Lokalzeit<br />

aus Köln 2.30 Lokalzeit aus Aachen<br />

NDR<br />

16.20 (für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für<br />

HG) Panda, Gorilla &Co. 18.00 Ländermagazine<br />

18.15 (für HG) Wie geht das? 18.45 (für<br />

HG) DAS! 19.30 Ländermagazine 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Wildes Neuseeland<br />

(2) 21.00 (für HG) Inselreportagen<br />

mit Judith Rakers –Ameland 21.45 (für HG)<br />

aktuell 22.00 (für HG) Großstadtrevier. Verdammtes<br />

Glück 22.50 (für HG) extra 3 23.20<br />

(für HG) Zapp 23.50 (für HG) 7Tage ... 0.20<br />

Hafenpolizei. Die Falschmünzer 0.45 (für HG)<br />

Visite 1.45 (für HG) Weltbilder<br />

Kabel eins<br />

5.05 Numb3rs 5.50 The Mentalist 6.35 Ghost<br />

Whisperer 7.30 Ghost Whisperer 8.30 Beauty<br />

and the Beast 9.25 Navy CIS: L.A. 10.20 Navy<br />

CIS 11.10 Without aTrace 12.05 Numb3rs<br />

13.00 Castle 14.00 The Mentalist 14.55 Navy<br />

CIS: L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55<br />

Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal,<br />

Dein Lokal –Der Profi kommt 18.55 Gekauft,<br />

gekocht, gewonnen 20.15 Gran Torino. Drama,<br />

USA/D 2008 22.40 American History X.Drama,<br />

USA 1998 0.55 Late News 1.00 Gran Torino.<br />

Drama, USA/D 2008<br />

RTL 2<br />

15.00 Berlin –Tag &Nacht 16.00 Hilf mir!<br />

Jung,pleite, verzweifelt ... 17.00 News 17.10<br />

Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt ... 18.05 Köln<br />

50667 19.00 Love Island Flash 19.05 Berlin –<br />

Tag&Nacht 20.15 Teenie-Mütter –Wenn Kinder<br />

Kinder kriegen 21.15 Teenie-Mütter –Wenn<br />

Kinder Kinder kriegen 22.15 Love Island –Heiße<br />

Flirts und wahre Liebe 23.15 Autopsie –<br />

Mysteriöse Todesfälle 0.15 Love Island –Heiße<br />

Flirts und wahre Liebe 1.10 Crime Town USA<br />

1.40 Crime Town USA 2.00 The Suspects –<br />

Wahre Verbrechen<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Snooker:World Main Tour. Shanghai<br />

Masters (CHN): 3. Tag 11.30 Springreiten: Rolex<br />

Grand Slam 12.35 Radsport:Vuelta aEspaña<br />

13.00 Radsport: Vuelta aEspaña. 17.<br />

Etappe 17.45 Radsport. Vuelta extra 18.00<br />

Snooker 19.55 Eurosport News 20.05 Radsport.<br />

Vuelta Today 21.30 Springreiten: Valence<br />

Standard Show 22.20 Eurosport News<br />

22.30 Rallye: Turkmen Desert Race 22.50<br />

Radsport: Grand Prix de Wallonie 0.00 Radsport:<br />

Vuelta aEspaña. 17. Etappe<br />

ARD, 20.15 UHR TV-TRAGIKOMÖDIE<br />

Toulouse<br />

Nach 19 Jahren hat die Ehe vonSilvia (CatrinStriebeck) und Gustav (Matthias<br />

Brandt) ein Ende.Für ein letztes gemeinsames Wochenende treffen sich<br />

die beiden heimlich in einem Luxushotel an der französischen Küste. Die Gefühle<br />

fahren Achterbahn und so kommtSilvia dahinter,dassGustavs neue,jüngere<br />

Freundin bereits ein Kind vonihm erwartet.Kompliziertwirdeszudem,als das<br />

KonferenzzentruminToulouse, in dem sich Gustav angeblich aufhält, beieinem<br />

Terroranschlag in die Luft gesprengtwird. Doch auch SilviascheintToulouseals<br />

Alibi für dasgeheimeTreffen der Ex-Eheleutebenutzt zu haben. Während die<br />

Opferzahl stündlich steigt,eskaliertauchdie Situation zwischen Silviaund Gustav.<br />

kammerspielartigerBeziehungsterrorvon David Schalko, dasssichandas<br />

gleichnamige Theaterstück des Regisseurs anlehnt.<br />

(Dtl./2018)<br />

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Glaube, Liebe,<br />

Gran Torino<br />

Hoffnung, Berlin<br />

Foto: ARD<br />

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tes Dramaüber Rassismus,Vorurteileund<br />

Freundschaftvon Regisseur und HauptdarstellerClintEastwood.<br />

(USA/Dtl./2008)<br />

Foto: Kabeleins<br />

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1<br />

3 8 7<br />

8<br />

6 2 8 3<br />

7 9 1<br />

3<br />

4 2 7<br />

1 5 4<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

5 2 1 6<br />

4<br />

1 8 9<br />

9 1 8 7<br />

7 3 4<br />

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Hauptstadtschmuckmit Eastwood,l.) mit Herz zur Kenntnis,dasssichsein<br />

Diestilvolle Verbildlichung Detroiter des„Hohelied Vorortviertel derLiebe“findet verändertund ihre mitt-<br />

Form in derhochwertigen lerweile Edelstahlkette überwiegend –und vonAusländern<br />

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4 1 8 7 5 3 9 6 2<br />

9 4 1 2 6 5 8 3 7<br />

3 7 5 1 4 8 6 2 9<br />

8 6 2 3 7 9 5 4 1<br />

1 5 7 8 2 6 4 9 3<br />

2 8 3 9 1 4 7 5 6<br />

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SCHWER<br />

schwer<br />

4 3 5 1 6 7 2 8 9<br />

6 1 8 2 5 9 7 4 3<br />

9 2 7 3 8 4 1 5 6<br />

7 4 3 5 9 6 8 2 1<br />

8 6 1 4 3 2 9 7 5<br />

2 5 9 7 1 8 3 6 4<br />

3 7 2 9 4 5 6 1 8<br />

1 8 4 6 2 3 5 9 7<br />

5 9 6 8 7 1 4 3 2<br />

5.30 Panda, Gorilla &Co. 6.20 Rote Rosen<br />

7.10 Sturm der Liebe 8.00 Brandenburg aktuell<br />

/Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 9.00 In aller Freundschaft 9.45<br />

In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 10.35<br />

Giraffe,Erdmännchen &Co. 11.25 Panda, Gorilla<br />

&Co. 12.15 Sonneninsel Usedom 13.00<br />

Aktuell 13.10 Verrückt nach Meer 14.00 ARD-<br />

Mittagsmagazin 15.00 Planet Wissen 16.00<br />

rbb24 16.15 Wer weiß denn sowas? 17.00<br />

rbb24 17.05 Giraffe, Erdmännchen &Co.<br />

17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />

18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />

brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />

Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 rbb Praxis<br />

Das Gesundheitsmagazin<br />

21.00 Täter –Opfer –Polizei<br />

Der rbb Kriminalreport<br />

Moderation: Uwe Madel<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Unbekanntes Afrika<br />

22.45 Mythos Nil Über Stromschnellen<br />

in die Wüste. Dokumentation<br />

23.30 Hotel Heidelberg –Kinder,Kinder!<br />

TV-Drama, D2018. Mit Hannelore<br />

Hoger,Annette Frier u. a.<br />

1.00 rbb Praxis Das Gesundheitsmagazin<br />

ProSieben<br />

9.40 The Middle 10.30 Mike &Molly 10.55<br />

How IMet Your Mother 11.45 2Broke Girls.<br />

Die geheime Zutat/Der unbekannte Nachbar.<br />

Comedyserie 12.40 Mom. Trouble mit Tammy/<br />

Gut betreut und nichts bereut. Comedyserie<br />

13.30 Twoand aHalf Men. Nutten,Nutten,<br />

Nutten/Die Mumie schlägt zurück/Oberflächlich,<br />

eitel und seicht. Comedyserie 14.45 The<br />

Middle. Der Sprung/Der Tagder Geständnisse.<br />

Comedyserie 15.40 The Big Bang Theory. Das<br />

Vorspeisen-Dilemma/Das Lalita-Problem/Der<br />

Cooper-Hofstadter-Antagonismus. Comedyserie<br />

17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons.<br />

Nedtropolis/Der weinende Dritte. Zeichentrickserie<br />

19.05 Galileo<br />

20.15 Grey's Anatomy –Die jungen Ärzte<br />

Dreamer-Status. Krankenhausserie<br />

Mit Ellen Pompeo, Justin Chambers,<br />

Chandra Wilson u.a.<br />

21.15 Seattle Firefighters –Die jungen<br />

Helden Teamwork. Actionserie<br />

22.15 Younger<br />

Wie ein Boss /Eine große Sache<br />

23.10 Two and aHalf Men<br />

Der fleischliche Pausenfüller /Das<br />

böse Lachen<br />

0.00 Two and aHalf Men<br />

Nutten, Nutten,Nutten. Comedyserie<br />

13.45 Musketier mitHieb und Stich. Abenteuerfilm,<br />

F/I/RUM1971 15.20 Stippvisite Seidenstraße<br />

15.50 Unbekanntes Arabien 16.40 (für<br />

HG) X:enius 17.10 StippvisiteSeidenstraße<br />

17.40 Laos –Alles hat seinen Preis 18.35 (für<br />

HG) Kolumbien 19.20 Arte Journal 19.40 Re:<br />

20.15 Krieg der Träume. TV-Spieldokumentation,<br />

D2018 21.05 Krieg der Träume. TV-Spieldokumentation,<br />

D2018 22.00 Krieg der Träume.<br />

TV-Spieldokumentation,D2018 22.55 Angst.<br />

Kriegsdrama, F/CDN 2015 0.20 Arte Journal<br />

0.45 (für HG) DerDiener. Drama,GB1963<br />

3Sat<br />

14.45 (für HG) Schweden auf die norddeutsche<br />

Tour 16.15 (für HG) Schottland auf die<br />

norddeutscheTour. Dokumentarfilm,D2014<br />

17.45 (für HG) Schottlands raue Inseln 18.30<br />

nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 Wie antisemitisch<br />

ist Deutschland? 21.00 Die rechte<br />

Wende 22.00 (für HG) ZIB 2 22.25 (für HG)<br />

Paulette –Die etwas andere Oma. Krimikomödie,<br />

F2012 23.45 Das höchste Gericht 0.15<br />

10vor10 0.45 ECO 1.10 Slowenien-Magazin<br />

1.35 (für HG) Universum<br />

Phoenix<br />

8.00 StartUp! –Sogeht Erfolg! 8.30 Bundestag<br />

live 15.30 Verfassungsschutzpräsident<br />

Hans-Georg Maaßen vor Bundestagsgremien in<br />

Berlin 18.30 Verfassungsschutzpräsident<br />

Hans-Georg Maaßen vor dem Bundestags-Innenausschuss<br />

19.30 StartUp! –Sogeht Erfolg!<br />

Gründer und ihre Ideen 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 Die Macht der Jahreszeiten<br />

21.00 Die Macht der Jahreszeiten 21.45 (für<br />

HG) heute-journal 22.15 phoenix runde 23.00<br />

phoenix der tag 0.00 phoenix runde 0.45 Die<br />

Macht der Jahreszeiten<br />

Kika<br />

11.35 Der kleine Ritter Trenk 12.00 Tom<br />

12.25 Garfield 12.55 Marcus Level 13.20 (für<br />

HG) 4½Freunde 13.40 Die Pfefferkörner<br />

14.10 Schloss Einstein 15.00 (für HG) Annedroids<br />

15.45 Mirette ermittelt 16.05 Kein Keks<br />

für Kobolde 16.50 Hexe Lilli 17.35 (für HG) 4<br />

½Freunde 18.00 Der kleine Nick 18.15 (für<br />

HG) Ritter Rost 18.40 Zoés Zauberschrank<br />

18.50 Sandmann 19.00 (für HG) Das Dschungelbuch<br />

19.25 Digiclash: Der Generationen-<br />

Contest 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG)<br />

Ki.Ka Live 20.10 Du bist STYLE!<br />

Dmax<br />

16.45 Highway Cops 17.15 Hardcore Pawn:<br />

Das härteste Pfandhaus Detroits 17.45 Hardcore<br />

Pawn: Das härteste Pfandhaus Detroits<br />

18.10 Fang des Lebens –Der gefährlichste Job<br />

Alaskas 19.15 Fang des Lebens –Der gefährlichste<br />

JobAlaskas 20.15 Die Modellbauer –<br />

Das Duell 21.15 Die Modellbauer –Das Duell<br />

22.15 Shark Tank –Die Business-Profis 23.15<br />

Shark Tank –Die Business-Profis 0.15 Die Modellbauer<br />

–Das Duell 1.10 Die Modellbauer –<br />

Das Duell 2.00 Die Zwangsvollstrecker<br />

5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 9.30 Panorama 3 10.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 10.30 ReportMünchen<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.15 Markt 20.00 Tagesschau 20.15 Report<br />

München 20.45 Panorama321.17 Fakt ist!<br />

22.15 Wie wollen wir leben? –Wohnen aufwenig<br />

Raum 23.00 Tagesthemen 23.30 Kontrovers 1.00<br />

Nachtmagazin 1.20 extra 3 1.50 Extra 2.02 Tagesschau<br />

–Vor 20 Jahren 2.17 Thüringen-Journal<br />

2.47 Extra 3.02 SWRLandesschauBaden-Württemberg<br />

3.47 Extra 4.02 Abendschau 4.30 Aktueller<br />

Bericht<br />

ONE<br />

12.00 Sturmder Liebe 12.45 Sturmder Liebe<br />

13.35 Verrückt nach Meer 14.25 AlsmeineFrau<br />

mein Chef wurde. TV-Romanze, D2013 15.55<br />

Geld.Macht.Liebe 16.40 PartyofFive 17.20 Lindenstraße<br />

17.50 Hartaberherzlich 18.40 Sturm<br />

derLiebe 19.25 Sturmder Liebe 20.15 Agatha<br />

Christies Poirot. Eine Familie stehtunterVerdacht.<br />

TV-Kriminalfilm, GB 1990 21.55 AgathaChristie –<br />

Kleine Morde. Gold undSchwefel. TV-Kriminalfilm,<br />

F2011 23.30 DieHeiland –Wir sind Anwalt 0.15<br />

Agatha Christies Poirot. Eine Familie steht unter<br />

Verdacht. TV-Kriminalfilm,GB1990 1.55 Agatha<br />

Christie–Kleine Morde. Gold und Schwefel. TV-<br />

Kriminalfilm, F2011<br />

ZDF NEO<br />

10.05 Baresfür Rares 10.55 Viel zu bieten 11.40<br />

Die Rettungsflieger 12.25 Die Rettungsflieger<br />

13.10 (für HG)Columbo. Traumschiff desTodes.<br />

TV-Kriminalfilm, USA1975 14.40 Heldt 15.25 Die<br />

Rettungsflieger 16.55 (fürHG) Columbo. Traumschiff<br />

des Todes. TV-Kriminalfilm, USA 1975 18.30<br />

Bares für Rares 19.20 Baresfür Rares 20.15 (für<br />

HG) Einstarkes Team. Geschlechterkrieg. TV-Kriminalfilm,<br />

D2009 21.40 (für HG)Wilsberg. Die Bielefeld-Verschwörung.<br />

TV-Kriminalfilm, D2012 23.10<br />

Code 37 1.00 (für HG) Wilsberg. DieBielefeld-Verschwörung.TV-Kriminalfilm,<br />

D2012 2.30 NeoMagazin<br />

Royale 3.00 Gätjensgroßes Kino 3.10 Terra<br />

X 3.55 TerraX4.35 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

9.15 Bankrott! Argentiniens Staatspleite 2001<br />

10.00 Dirty Dollars 10.45 Kriminelle Karrieren<br />

13.00 (für HG) Wie gerecht ist Deutschland?<br />

13.45 Kriminelle Karrieren 14.30 Hightech-<br />

Gangster –Superblüten und Bankraub online<br />

15.15 Kriminelle Karrieren 16.00 Welt ohne Banken?<br />

–Die Blockchain-Revolution 16.30 (für HG)<br />

In den Fängen der Abzocker 17.15 Kriminelle Karrieren<br />

18.00 Firmen am Abgrund 19.30 Kriminelle<br />

Karrieren 20.15 (für HG) ZDFzoom 21.00 Inside<br />

Job. Dokumentarfilm, USA 2010 22.45 Der<br />

Milliardenbetrug des Bernie Madoff 23.30 Dirty<br />

Dollars 1.00 (für HG) heute-journal 1.30 Wolkenkratzer<br />

–Die spektakulärsten Hochhäuser der Welt<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Opernführer Peter Tschaikowski –Die Opernfragmente,<br />

ca. 56 Minuten<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Pärnu Music Festival Mit Werken von Pärt,<br />

Grieg, Reinvere, Alfvén, ca. 87 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik spezial Die Madrigalkunst von Luca<br />

Marenzio., ca. 56 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Gegenwart Der Komponist und Dirigent<br />

George Benjamin., ca. 56 Minuten<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Spielweisen Wortspiel –Das Musik-Gespräch.<br />

Der Dirigent Ingo Metzmacher erkundet zusammen<br />

mit dem Deutschen Sinfonie-Orchester<br />

Berlin die 6. Sinfonie von Dmitrij Schostakowitsch,<br />

ca. 45 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Neue Musik International Review ofComposers<br />

mit Werken vonVosganian, Svetlichny, Hofman,<br />

Radivojevic, ca. 55 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Jane Gardam: „Weit weg von Verona”<br />

(2/16). Es liest Vanessa Loibl, ca. 30 Minuten<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Krieg der Träume. Eine vierteilige<br />

Hörserie über die Zeit zwischen den beiden<br />

Weltkriegen. Die Zwanziger Jahre stehen für<br />

Übermut und Modernismus und werden später<br />

zum „Labor des 20. Jahrhunderts“ verklärt.,<br />

ca. 26 Minuten<br />

20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lesezeit Christoph Peters liest aus seinem<br />

neuen Kriminalroman „Das Jahr der Katze”<br />

(2/2), ca. 30 Minuten<br />

21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

„Huckleberry Finns Abenteuer” Hörspiel nach<br />

Episoden aus Mark Twains gleichnamigem Roman.,<br />

ca. 60 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Feature Die heile Welt des Verbrechens. Stephan<br />

Derrick und die BRD,ca. 56 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Elodie Lauton, ca. 30 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Querköpfe Kabarett, Comedy &schräge Lieder.Große<br />

Klappe, sauber artikuliert.<br />

Der Slam-Poet, Comedian und<br />

Kabarettist Paul Weigl. Von Luigi Lauer,<br />

ca. 55 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 213 · M ittwoch, 12. September 2018 – S eite 28 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

TilSchweiger besticht wieder einmal<br />

durch messerscharfe gesellschaftliche<br />

Analyse.Inder Schule habe er<br />

nichts über soziale und emotionale<br />

Intelligenz erfahren, so der Mime im<br />

Playboy, dem Magazin für Lehreund<br />

Didaktik.Viel unnützes Zeug habe er<br />

dortlernen müssen und dann auch<br />

noch das:„Til, ich kann dir nur sagen,<br />

wenn du so weiter durchs Leben<br />

gehst, wirst du scheitern“, habe ein<br />

Lehrer zu ihm gesagt. Dassei ihm damals<br />

sehr nahe gegangen.<br />

JennyElvers (46) hat auch so ihre<br />

Lehren gezogen aus der Schule des<br />

Lebens.Jedenfalls genug, um jetzt<br />

mit einer Autobiografie zu drohen.<br />

Daringeht es auch um ihreAlkoholsucht,<br />

die seit mehreren Jahren immer<br />

wieder Elvers’Thema ist: „Ich<br />

kann vorSchmerzennicht einmal<br />

mehr schreien“, schildertsie die ersten<br />

Tage in Therapie.Esfolgte der<br />

Entzug und nun das Buch „Wackeljahre:<br />

Mein Leben zwischen Glamour<br />

und Absturz“.<br />

Carlos Zetina hatte nach einem Date<br />

mit einer Nicole die falsche Nummer<br />

notiert. Derkanadische Student<br />

schrieb daraufhin 246 Nicoles an der<br />

Hochschule eine E-Mail: „Habe dich<br />

gesternAbend getroffen und du hast<br />

mir die falsche Nummer gegeben.“<br />

Daraus entstanden wahreNicole-<br />

Abende,15Nicoles verabredeten<br />

sich in einer Bar. Auch die Gesuchte<br />

meldete sich bei Zetina. Neues Date<br />

folgt. Schön! (mpw./mit dpa, AFP)<br />

TIERE<br />

Wilhelmine (o.) und Sylta sind wahre<br />

Touristenfänger. DPA/CARSTEN REHDER<br />

Na, werfischt denn da im Trüben?<br />

Nun, es sind die KegelrobbenWilhelmine<br />

und ihr Nachwuchs Sylta. Beinahe<br />

jeden Tagtauchen sie im Hafenbecken<br />

vonHörnum auf –das befindet<br />

sich an der Südspitzeder<br />

Nordseeinsel Sylt. PuresRobbenglück:<br />

EinFischbrötchenstand auf<br />

der Kaimauer verkauft frischen Hering,<br />

mit dem Wilhelmine und Sylta<br />

vonTouristen –vor allem vonkreischenden<br />

Kindern–gefüttertwerden.<br />

Wasfür ein Leben! (schl.)<br />

Urlaub im Sperrgebiet<br />

Reisen nach Tschernobyl sind keine Seltenheit mehr,der Strahlungstourismus boomt<br />

VonJohn Riceburg,Tschernobyl<br />

Es ist kurz vor acht und wir<br />

sitzen in einem Bus vor<br />

dem Kiewer Hauptbahnhof.<br />

Wir wenden die Blicke<br />

vom Smartphone ab und dem kleinen<br />

gelben Geigerzähler zu: 0,13<br />

Mikrosievert pro Stunde haben wir<br />

hier –einWert wie in Berlin. Daswird<br />

sich bald ändern, denn wir fahren<br />

nach Tschernobyl.<br />

Am 26. April vor 32 Jahren explodierte<br />

der Reaktor nahe der Stadt<br />

Prypjat. In den folgenden Tagen und<br />

Wochen darauf wurden rund<br />

116 000 Menschen aus dem Gebiet<br />

evakuiert. In den Folgejahren stieg<br />

diese Zahl auf etwa 350 000 Menschen<br />

an. Die Sperrzone erstreckt<br />

sich heute 30 Kilometer um den Ort<br />

der Katastrophe. Der Tourismus<br />

boomt. Dieses Jahr hoffen die zahlreichen<br />

Anbieter,über 100 000 Menschen<br />

hierher zu bringen.<br />

„Wenn ihr seht, dass Zombies<br />

durch den Wald rennen, dann halten<br />

wir den Busanund ihr könnt Fotos<br />

machen.“ Natalja, unsere 26-<br />

jährige Reiseleiterin, will uns mit ihren<br />

Späßen die Angst nehmen.<br />

Fünfmal die Woche fährt sie von<br />

Kiew aus in die Zone.<br />

Straßen wurden zu Pfaden<br />

Ein magerer Fuchs und im Hintergrund der gigantische Sarkophag.<br />

Am Checkpoint, 30 Kilometer vom<br />

Reaktor entfernt, doch ein Anflug<br />

vonAngst: Mein Ellbogen juckt. Der<br />

Fuß meiner Partnerin schmerzt.<br />

Sind das schon Auswirkungen der<br />

radioaktiven Strahlung? Der Wert<br />

auf dem Zähler hat sich noch nicht<br />

verändert. Gespenstisch wirkt das<br />

alles noch nicht. Natalja erklärt,<br />

dass viele der russischen Besucher<br />

sich nicht an die strengen Besucherregeln<br />

halten, die für uns und eigentlich<br />

auch für alle Besucher gelten.<br />

Mit einem kleinen Kind wird<br />

gepicknickt. Ein Mann diskutiert<br />

mit den Soldaten, weil er eine Angel<br />

mitnehmen will.<br />

Erster Halt in der Zone ist an einer<br />

Hütte neben einem Waldweg. Im<br />

zerfallenden Haus liegen Prawda-<br />

Ausgaben aus dem Jahr 1981, mit denen<br />

einst der Ofen angezündet<br />

wurde. Besucher vor uns haben den<br />

herumliegenden Müll liebevoll zu<br />

Instagram-tauglichen Stillleben arrangiert:<br />

Eine alte Plastikpuppe liegt<br />

am Fensterbrett neben einem Schulheft<br />

mit Englisch-Vokabeln. Erst als<br />

wir weiter durch den Wald laufen,<br />

wird deutlich, dass der kleine Fußweg<br />

früher eine zweispurige asphaltierte<br />

Straße war.<br />

Das Dorf Salissja, durch das die<br />

Straße führt, hatte einst 3000 Einwohner.<br />

Hier messen wir nur 0,17<br />

Mikrosievert, noch weit unter der<br />

Grenzevon 0,3, die als unbedenklich<br />

gilt –aber an einem speziellen „Hotspot“<br />

neben dem Weg, den uns Natalja<br />

zeigt, piepsen die Geräte mit einem<br />

Mikrosievertoder mehr.<br />

UnsereSchuhe müssen wir abtreten,<br />

bevor wir wieder in den Bussteigen<br />

–überall können Partikel lauern<br />

–und weiter in die Stadt Tschernobyl<br />

fahren, die dem 17 Kilometer entfernten<br />

Kraftwerk seinen Namen<br />

gab. Rund 3500 Menschen arbeiten<br />

jeden Taginder Zone, und sie leben<br />

auch hier. Nur fünf Straßen von<br />

Tschernobyl werden noch instand<br />

gehalten. Einmal in der Woche<br />

kommt die Post, und in einem kleinen<br />

Supermarkt kaufen die Soldaten<br />

ein, die AK-47 lässig über die Schulter<br />

gehängt.<br />

Die Stadt ist voller Denkmäler:<br />

Für die Feuerwehrmänner, die als<br />

erste bei der Explosion waren und<br />

ausnahmslos ums Leben kamen;<br />

Für die 162 Siedlungen, die aufgegeben<br />

wurden; ein Engel aus<br />

BLZ/JOHN RICEBURG<br />

Brennstäben gemahnt an das Unglück.<br />

Nach Schätzungen der WHO<br />

ist es den 600 000 bis 800 000 sowjetischen<br />

„Liquidatoren“ zu verdanken,<br />

dass zumindest einzelne Gegenden<br />

in der Zone normale Strahlenwerte<br />

haben. In der Stadt verbringen<br />

wir die Nacht in einem<br />

Container-Hotel.<br />

Am folgenden Tag müssen wir<br />

zehn Kilometer vom Reaktor durch<br />

einen zweiten Checkpoint – die<br />

Sperrzone innerhalb der Sperrzone.<br />

Nach einem Halt bei einer aberwitzig<br />

großen sowjetischen Radaranlage<br />

kommen wir zum eigentlichen<br />

Ziel unserer Reise: Prypjat. Die Stadt<br />

wurde 1970 gegründet, mit ihren<br />

50 000 Einwohnern war sie ein Vorzeigeprojekt<br />

der UdSSR.<br />

Hier gab es Kinos, Sportzentren<br />

und schicke Supermärkte – und<br />

überall Bäume, als hätte jemand<br />

Plattenbauten mitten im Wald gepflanzt.<br />

Seit fünf Jahren dürfen Touristen<br />

die Gebäude nicht mehr betreten,<br />

ein Teil der Schule ist eingestürzt.<br />

Aber wer kann schon widerstehen?<br />

Auf einem Gebäude steht<br />

der Spruch in Riesenlettern: „Lass<br />

das Atom einen Arbeiter sein, und<br />

keinen Soldaten.“<br />

Im alten Vergnügungspark rostet<br />

das berühmte gelbe Riesenrad vor<br />

sich hin. Eine Geisterstadt ist das allerdings<br />

nicht – hinter uns wartet<br />

schon die nächste Gruppe Touristen,<br />

die ebenfalls Einsamkeit suchen. Ein<br />

besseres Gefühl davon bekommen<br />

wir, als wir eine große Zuschauertribüne<br />

besteigen. Voruns ein Wald, so<br />

hoch und dicht, dass man die Stadt<br />

nicht mehr erkennen kann. Erst allmählich<br />

wird uns klar, dass das vor<br />

32 Jahren ein Sportplatz war. Jetzt<br />

können wir uns zurücklehnen und<br />

sehen, wie sich die Natur den Ortzurückerobert.<br />

Ähnlich geartete Katastrophe<br />

Am Schluss unserer Reise stehen wir<br />

vor dem gigantischen silbernen Sarkophag,<br />

der den Reaktor umschließt.<br />

Rund zwei Milliarden Euro hat das<br />

riesige Gebäude gekostet, hundert<br />

Jahre soll es bestehen und unter anderem<br />

die Strahlungsauswirkungen<br />

eingrenzen. Pro Jahr kostet der Betrieb<br />

der Anlage rund acht Millionen<br />

Euro.Arbeiter fahren ein und aus,als<br />

wäredas eine herkömmliche Industrieanlage.<br />

Direkt am Reaktor kann<br />

man Welse in einem Kühlteich füttern.<br />

Wiebestellt posiertein magerer<br />

Fuchs vor unseren Kameras, der<br />

auch ein bisschen Brot bekommt.<br />

In der Reisegruppe entspinnt<br />

sich eine Diskussion über den Trip<br />

in diese seltsame und unwirtliche<br />

Gegend. Es könnte eine Bildungsreise<br />

für Kernkraftgegner sein –<br />

doch die ukrainische Öffentlichkeit<br />

ist betont zuversichtlich. Nuklearreaktoren<br />

bilden weiterhin eine wichtige<br />

Energiequelle für das Land.<br />

Warum? „Es ist billig und wir können<br />

uns nichts anderes leisten“,<br />

sagt Natalja. Waresdenn preiswert,<br />

ein Gebiet so groß wie Luxemburg<br />

aufzugeben? Im benachbarten<br />

Weißrussland ist die Verwüstung<br />

heute noch größer –1,3 Millionen<br />

Menschen leben in Gebieten, die<br />

vomFallout betroffen sind.<br />

Wardie Reise gefährlich? DieGeigerzähler<br />

zeigen an, dass wir in zwei<br />

Tagen zehn Mikrosievert abbekamen<br />

–etwa genauso viel wie beim<br />

dreistündigen Flug nach Kiew. Zwischen<br />

den Städten Tschernobyl und<br />

Fukushima herrscht übrigens jetzt<br />

ein reger Austausch, und nicht nur in<br />

Bezug auf die Aufräumarbeiten nach<br />

den ähnlich gearteten Reaktor-Katastrophen.<br />

Bald soll es auch in Japan Strahlungstourismus<br />

geben.<br />

NACHRICHTEN<br />

Wegbegleiter verabschieden<br />

sich von Daniel Küblböck<br />

Miteiner emotionalen Botschaft<br />

nehmen sieben„DSDS“-Wegbegleiter<br />

Abschied vonEx-TV-Star Daniel<br />

Kaiser-Küblböck (33). „Mit großer<br />

Bestürzung hat jeder einzelne von<br />

uns die traurigen Nachrichten der<br />

vergangenen Tage über Dich verfolgt!<br />

Es tut uns unendlich leid, auf<br />

diese Weise zu erfahren, welche<br />

grausame Traurigkeit Dich die letzten<br />

Monate umgeben haben muss“,<br />

schreiben Küblböcks Mitstreiter aus<br />

der ersten Staffel von„Deutschland<br />

sucht den Superstar“ in einem Brief.<br />

Das<strong>Berliner</strong> Theaterinstitut ETI, in<br />

dem Küblböck lernte und gegen das<br />

er im Internet schwereMobbing-<br />

Vorwürfe erhob,sagte „aufgrund<br />

der tragischen Ereignisse“ um<br />

den Star die Abschlussvorstellungen<br />

ab. (dpa)<br />

Maria H. lebte mit ihrem<br />

Begleiter in Italien<br />

Dienach fünf Jahren zu ihrer Familie<br />

nach Freiburgzurückgekehrte Maria<br />

H. hat bei der Polizei frühereAngaben<br />

korrigiert, wonach sie die meiste<br />

Zeit nach ihrem Verschwinden im<br />

Mai2013 allein in Italien gelebt habe.<br />

Vielmehr habe sie mit ihrem vergangene<br />

Woche festgenommenen Begleiter<br />

(57) vorzweiJahren auf Sizilien<br />

eine Wohnung bezogen, sagte<br />

die 18-Jährige nach Ermittlerangaben<br />

vomDienstag. (AFP)<br />

Washington ruft Notstand<br />

wegen Hurrikans aus<br />

Wegen des drohenden Hurrikans<br />

„Florence“ hat die US-Hauptstadt<br />

Washington den Notstand ausgerufen.<br />

DieMaßnahme trete mit sofortiger<br />

Wirkung in Kraft, sagte Bürgermeisterin<br />

Muriel Bowser am Dienstag.<br />

Dadurch solle sichergestellt<br />

werden, „dass wir die nötigen<br />

Ressourcen erhalten,die wir zur<br />

Vorbereitung auf ,Florence‘ benötigen“.<br />

(AFP)<br />

Flugpassagier hat 20<br />

Schlangen im Handgepäck<br />

Mitarbeiter eines Moskauer Flughafens<br />

haben bei einer Kontrolle im<br />

Handgepäck eines Passagiers 20<br />

Schlangen entdeckt. DerMann habe<br />

die Tierevor dem Abflug in DüsseldorfinDöschen<br />

verpackt und dann<br />

in eine kleine Tasche gesteckt, teilte<br />

die Umweltschutzbehörde in Moskau<br />

am Dienstag mit. Beider Einreise<br />

nach Russland habe er angegeben,<br />

die ungiftigen Schlangen auf einem<br />

MarktinDeutschland gekauft<br />

zu haben. (dpa)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />

Heute scheint die Sonne. Vereinzelt fällt nachmittags nach Nordwesten<br />

hin aus dichten Wolken etwas Regen. Esstehen 20 bis 28 Grad inAussicht,<br />

und der Wind weht schwach bis mäßig aus West. Inder Nacht sind<br />

12 bis 8Grad zuerwarten. Dazu regnet es gebietsweise bei stark bewölktem<br />

bis bedecktem Himmel.<br />

Biowetter: Die Witterung bringt<br />

niedrigen Blutdruck. Betroffene<br />

Menschen sollten Sport treiben, um<br />

den Kreislauf wieder in Schwung zu<br />

Wittenberge<br />

bringen. Außerdem fühlen sich einige<br />

Menschen<br />

12°/21°<br />

müde.<br />

Pollenflug: Die Konzentration von<br />

Ambrosiapollen ist mäßig.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 25Grad.<br />

Wind: schwach aus West.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

11°/26° 14°/25°<br />

Luckenwalde<br />

16°/28°<br />

Cottbus<br />

14°/27°<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Sonnabend<br />

wolkig wolkig sonnig<br />

12°/21° 14°/22° 13°/21°<br />

Prenzlau<br />

13°/20°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

15°/27°<br />

VonIsland bis Finnland sind Tiefs unterwegs. Sie versorgen die Region zwischen<br />

Island, Skandinavien und Nordwestrussland mit Regenwolken. Diese erfassen<br />

auch den Norden und Nordwesten von Mitteleuropa. Der zentrale und südliche<br />

Teil befindet sich im Bereich von Hoch Quirin mit spätsommerlich warmer Luft.<br />

Zwischen der spanischen Mittelmeerküste und den Balearen gewittert es.<br />

Sylt<br />

13°/16°<br />

Hannover<br />

13°/19°<br />

Köln<br />

14°/22°<br />

Saarbrücken<br />

13°/28°<br />

Konstanz<br />

16°/28°<br />

Hamburg<br />

12°/16°<br />

Erfurt<br />

13°/26°<br />

Frankfurt/Main<br />

15°/27°<br />

Stuttgart<br />

16°/29°<br />

Rügen<br />

13°/16°<br />

Rostock<br />

13°/16°<br />

Magdeburg<br />

14°/26°<br />

Nürnberg<br />

14°/27°<br />

München<br />

16°/28°<br />

Dresden<br />

16°/27°<br />

Deutschland: Heute gibt es stellenweise<br />

Regenfälle bei vielen Wolken,<br />

örtlich aber auch Sonnenschein, und<br />

die Temperaturen steigen amTage<br />

auf 16bis 31 Grad. Nachts sinken<br />

die Werte dann auf 18bis 8Grad.<br />

Der Wind weht schwach bis mäßig<br />

aus westlichen Richtungen. Morgen<br />

gehen bei wechselnd bewölktem<br />

Himmel sehr vereinzelt Regenschauer<br />

nieder. Dabei erreichen die<br />

Temperaturen Wertevon 16 bis<br />

25 Grad, und der Wind weht nur<br />

schwach aus nördlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 17°-21°<br />

Nordsee: 17°-20°<br />

Mittelmeer: 24°-31°<br />

Ost-Atlantik: 19°-23°<br />

Mondphasen: 17.09. 25.09. 02.10. 09.10.<br />

Sonnenaufgang: 06:35 Uhr Sonnenuntergang: 19:29 Uhr Mondaufgang: 09:42 Uhr Monduntergang: 21:03 Uhr<br />

Lissabon<br />

32°<br />

Las Palmas<br />

27°<br />

Madrid<br />

31°<br />

Reykjavik<br />

10°<br />

Dublin<br />

17°<br />

London<br />

18°<br />

Paris<br />

27°<br />

Bordeaux<br />

33°<br />

Palma<br />

31°<br />

Algier<br />

35°<br />

Nizza<br />

28°<br />

Trondheim<br />

11°<br />

Oslo<br />

18°<br />

Stockholm<br />

18°<br />

Kopenhagen<br />

17°<br />

Berlin<br />

25°<br />

Mailand<br />

30°<br />

Tunis<br />

31°<br />

Rom<br />

30°<br />

Warschau<br />

27°<br />

Wien<br />

30° Budapest<br />

30°<br />

Palermo<br />

31°<br />

Kiruna<br />

11°<br />

Oulu<br />

13°<br />

Dubrovnik<br />

30°<br />

Athen<br />

30°<br />

St. Petersburg<br />

18°<br />

Wilna<br />

20°<br />

Kiew<br />

26°<br />

Odessa<br />

24°<br />

Varna<br />

25°<br />

Istanbul<br />

26°<br />

Iraklio<br />

27°<br />

Archangelsk<br />

16°<br />

Moskau<br />

21°<br />

Ankara<br />

25°<br />

Antalya<br />

31°<br />

Acapulco 34° heiter<br />

Bali 36° heiter<br />

Bangkok 34° wolkig<br />

Barbados 30° Gewitter<br />

Buenos Aires 15° Regen<br />

Casablanca 30° heiter<br />

Chicago 28° sonnig<br />

Dakar 29° wolkig<br />

Dubai 39° sonnig<br />

Hongkong 31° bewölkt<br />

Jerusalem 32° sonnig<br />

Johannesburg 25° sonnig<br />

Kairo 33° sonnig<br />

Kapstadt 15° Regen<br />

Los Angeles 25° sonnig<br />

Manila 31° Gewitter<br />

Miami 34° heiter<br />

Nairobi 30° heiter<br />

Neu Delhi 36° heiter<br />

New York 27° Gewitter<br />

Peking 26° wolkig<br />

Perth 17° wolkig<br />

Phuket 31° Gewitter<br />

Rio de Janeiro 27° bewölkt<br />

San Francisco 19° wolkig<br />

Santo Domingo 33° heiter<br />

Seychellen 28° wolkig<br />

Singapur 31° bewölkt<br />

Sydney 29° sonnig<br />

Tokio 25° bewölkt<br />

Toronto 27° wolkig

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