19.09.2018 Aufrufe

Made in Nienburg

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Keul: Die Unternehmen vernetzen sich, weil sie<br />

e<strong>in</strong>en Vorteil davon haben. Natürlich erst mal im<br />

Umgang bzw. der Kommunikation mit dem Kunden.<br />

Sie s<strong>in</strong>d dadurch besser erreichbar, können<br />

schneller kommunizieren und s<strong>in</strong>d flexibler. Aber<br />

auf der anderen Seite ist die Herausforderung<br />

natürlich auch die Sicherheit der Kommunikation.<br />

E<strong>in</strong>mal müssen natürlich die Datenschutzanforderungen,<br />

die ja auch gerade durch die<br />

Datenschutzgrundverordnung geändert worden<br />

s<strong>in</strong>d, beachtet werden. Auch als Abgeordnete<br />

oder Anwält<strong>in</strong>, denkt man erst mal, was ist das<br />

alles für e<strong>in</strong> bürokratischer Aufwand, der da jetzt<br />

auf mich zukommt? Aber wenn man sich darauf<br />

e<strong>in</strong>lässt, merkt man eigentlich, dass die Datenschutzanforderungen<br />

zunächst e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> jeder<br />

Arbeitse<strong>in</strong>heit wirklich bewusst machen, wie ich<br />

mit den Daten umgehe, wo fließen die Daten h<strong>in</strong><br />

und worüber muss ich mir Gedanken machen.<br />

Also ist es eigentlich nichts grundsätzlich Neues,<br />

wenn man versucht, diese Anforderungen e<strong>in</strong>zuhalten,<br />

ist es auch e<strong>in</strong>e Bereicherung für die eigene<br />

Erkenntnis.<br />

Beermann: Die sektorenübergreifende Vernetzung<br />

würde nicht funktionieren und das<br />

wäre aus me<strong>in</strong>er Sicht schädlich. E<strong>in</strong> Zulieferer<br />

muss mit e<strong>in</strong>em Automobilhersteller vernetzt<br />

se<strong>in</strong>, um zu wissen, wann welche Komponenten<br />

geliefert werden sollen, e<strong>in</strong> externes Wartungsunternehmen<br />

für Masch<strong>in</strong>en muss sehen,<br />

wann die Masch<strong>in</strong>e gewartet werden muss<br />

und Ersatzteile ausgetauscht werden müssen.<br />

Auch im Gesundheitsbereich wäre es schädlich,<br />

wenn Ärzte, Krankenkasse und Krankenhäuser<br />

auf die Vernetzung verzichten würden, denn<br />

dann würde Mediz<strong>in</strong>, so wie ich sie mir vorstelle,<br />

beispielsweise im Bereich der Telemediz<strong>in</strong>,<br />

nicht funktionsfähig. Wir brauchen also die<br />

totale Vernetzung, aber wir müssen die Netze<br />

schützen.<br />

Datenschutz als staatliche Aufgabe?<br />

Keul: Ich denke, das kann ke<strong>in</strong>e nationale Aufgabe<br />

se<strong>in</strong>, das muss europäisch gelöst werden.<br />

Wir haben ja die neue Datenschutzgrundverordnung,<br />

die für viel Irritationen sorgt, die im Grunde<br />

aber auf dem deutschen Datenschutzgesetz von<br />

1996 aufbaut. Es gab e<strong>in</strong>e Frist von zwei Jahren<br />

zwischen der Verabschiedung und dem Inkrafttreten<br />

des Gesetzes. Diese Zeit wurde leider nicht<br />

genutzt. Ich sehe die DSGVO als großen Standortvorteil<br />

für Unternehmen, die mit Daten arbeiten<br />

und handeln, denn wenn man die Verordnung<br />

umsetzt hat man e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>en erheblichen Wettbewerbsvorteil.<br />

Also schafft die Datenschutzverordnung e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Sensibilität?<br />

Keul:Ja genau, und es gibt Herausforderungen,<br />

wo man selbst <strong>in</strong> der Verantwortung ist<br />

als Unternehmer/<strong>in</strong>, nämlich die D<strong>in</strong>ge, die man<br />

selber bee<strong>in</strong>flussen kann. Ke<strong>in</strong>er wird wohl selber<br />

die komplette IT-Software selber machen, es<br />

sei denn es geht um die IT-Branche. Das heißt,<br />

man muss e<strong>in</strong>e gewisse Auswahl an Vertragspartnern<br />

treffen, mit denen man im IT-Bereich<br />

zusammenarbeitet. Da stößt man als E<strong>in</strong>zelunternehmer<br />

… irgendwann an se<strong>in</strong>e Grenzen. Deshalb<br />

wäre es wichtig, dass die Bundesregierung<br />

voranschreitet, vor allem gesetzgeberisch, <strong>in</strong><br />

dem Sie z.B. Zertifikate für IT-Servicedienstleister<br />

e<strong>in</strong>führt. So, dass man sagen kann: Ich habe<br />

me<strong>in</strong>e Pflichten erfüllt, ich habe ordnungsgemäß<br />

e<strong>in</strong> entsprechend zertifiziertes Unternehmen<br />

ausgewählt und habe dann auch me<strong>in</strong>e<br />

Pflichten getan. Das ist momentan noch nicht<br />

möglich, dass man sich am Ende fragt: „Wie<br />

weit b<strong>in</strong> ich jetzt noch <strong>in</strong> der Haftung?“ Ich kann<br />

me<strong>in</strong>en Vertragspartner, wenn ich nicht selber<br />

IT-Experte b<strong>in</strong>, nicht bis <strong>in</strong>s Letzte überprüfen,<br />

wie seriös dieser mit Daten umgeht. Also hier<br />

brauchen wir e<strong>in</strong>fach Lösungen, auf die man sich<br />

verlassen kann, damit man auch weiß, man ist<br />

aus der Haftung raus.<br />

Wie ist Deutschland aus Ihrer Sicht denn im<br />

Bezug auf IT-Dienstleister aufgestellt?<br />

Keul: Ich vermisse <strong>in</strong> der Praxis e<strong>in</strong>e Hilfestellung,<br />

um me<strong>in</strong>en IT-Dienstleister auswählen zu<br />

können. Im Handwerk ist es streng geregelt. Wer<br />

Maurermeister ist, der hat auch e<strong>in</strong>en Meisterbrief,<br />

und im IT-Bereich kann jeder IT-Dienstleistungen<br />

verkaufen, <strong>in</strong> die ich selber nicht re<strong>in</strong>gucken<br />

kann, um zu sehen, wie gut diese eigentlich<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Das ist e<strong>in</strong> großes Manko, was auch Verunsicherung<br />

schafft.<br />

Maik Beermann,<br />

Mitglied des<br />

Deutschen Bundestages<br />

für die CDU<br />

und im Ausschuss für<br />

Digitale Agenda.<br />

Dort ist er zuständig<br />

für die Technikfolgenabschätzung<br />

im<br />

Bereich Gesundheitswesen,<br />

smart farm<strong>in</strong>g<br />

und Zukunft der<br />

Arbeit.<br />

<strong>Made</strong> <strong>in</strong> <strong>Nienburg</strong><br />

103

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!