22.09.2018 Lindauer Bürgerzeitung
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40 22. September 2018 · BZ Ausgabe KW 38/18<br />
GESUND LEBEN<br />
Erfahrung des Operateurs spielt wesentliche Rolle<br />
Asklepios Klinik Lindau Spezialisierung auf muskelschonende OP-Verfahren in der Hüft-Endoprothetik<br />
Die Implantation eines künstlichen<br />
Gelenkersatzes zählt zu<br />
den in deutschen Kliniken am<br />
häufigsten durchgeführten Operationen.<br />
Die Asklepios Klinik<br />
Lindau ist das erste zertifizierte<br />
Endoprothetikzentrum am Bodensee<br />
und in Oberschwaben und<br />
seit 2013 etabliert. Die Operateure<br />
sind Spezialisten mit langjähriger<br />
klinischer Erfahrung<br />
beim Einsetzen und Wechseln<br />
von Prothesen am Hüft-, Knieund<br />
Schultergelenk.<br />
Die <strong>Lindauer</strong> <strong>Bürgerzeitung</strong><br />
sprach mit Chefarzt Dr. Thomas<br />
Wißmeyer speziell über die<br />
minimalinvasive (über sehr<br />
kleine Einschnitte erfolgende,<br />
muskelschonende) Implantation<br />
von Hüftendoprothesen.<br />
Allein Dr. Wißmeyer hat in den<br />
letzten 13 Jahren über 1.600<br />
minimalinvasive<br />
Hüftgelenksoperationen<br />
durchgeführt.<br />
Er sagt:<br />
„Für mich ist<br />
der DAA-Zugang<br />
zur Hüfte<br />
mit Hilfe der<br />
AMIS-Technik<br />
der Goldstandard<br />
in der<br />
Hüftendoprothetik.“<br />
Chefarzt<br />
Dr. med. Thomas<br />
Wißmeyer<br />
BZ: Dr. Wißmeyer, was verbirgt<br />
sich hinter den Fachbezeichnungen<br />
„direkter anteriorer<br />
Zugang (DAA)“ und „AMIS“-<br />
Technik?<br />
Sozialstation<br />
Lindau (B) e.V. | GmbH<br />
AMIS-Technik: Bei dem minimalinvasiven Verfahren wird<br />
über einen kleinen Schnitt an der Vorderseite der Hüfte das<br />
künstliche Gelenk möglichst muskelschonend eingesetzt.<br />
Dr. Wißmeyer: Im Gegensatz<br />
zur Knieendoprothetik<br />
werden in der endoprothetischen<br />
Versorgung des Hüftgelenks<br />
weltweit mehrere Zugangswege<br />
nebeneinander als<br />
Standard eingesetzt.<br />
Man kann das Hüftgelenk<br />
bei unterschiedlicher Lagerung<br />
des Patienten aus verschiedenen<br />
Richtungen und operativen<br />
Zugangswegen erreichen:<br />
von vorn, von der Seite oder<br />
auch von hinten. Ich favorisiere<br />
aus meiner Erfahrung heraus<br />
das sogenannte Hueter-Intervall,<br />
bei dem das Hüftgelenk<br />
von vorn durch ein bestimmtes<br />
Muskelintervall erreicht<br />
wird. Das wurde erstmals bereits<br />
Ende des 19. Jahrhunderts<br />
von dem deutschen Arzt Carl<br />
Hueter beschrieben. Wir nennen<br />
das DAA, das heißt „Direct<br />
Anterior Approach“ und bedeutet<br />
direkter vorderer Zugang.<br />
Dafür nutzen wir die AMIS-<br />
Technik. AMIS steht für „Anterior<br />
Minimally Invasive Surgery“,<br />
also ein minimalinvasives Operationsverfahren.<br />
Denn jeder operative<br />
Eingriff führt zwangsläufig<br />
zu einer Gewebebeschädigung.<br />
Im Bereich des Hüftgelenks<br />
sind das vor allem Schädigungen<br />
der Muskulatur. Aber auch<br />
das Weichteilgewebe wird durch<br />
die Vorgänge während der Operation,<br />
wie Fräsen und Raspeln,<br />
beansprucht.<br />
Ziel der Minimalinvasivität<br />
ist es, diese Schädigungen und<br />
Beanspruchungen so klein wie<br />
möglich zu halten, aber trotzdem<br />
ein gutes Operationsergebnis<br />
zu erzielen.<br />
Weitere Vorteile dieser muskelschonenden<br />
OP-Technik sind<br />
ein geringerer Blutverlust sowie<br />
die guten frühfunktionellen<br />
Ergebnisse.<br />
In der Regel können die Patienten,<br />
die bei uns in der Klinik<br />
behandelt werden, nur wenige<br />
Stunden nach der Hüftgelenksoperation<br />
das Bett verlassen<br />
und ohne Hilfsmittel gehen.<br />
BZ: Weshalb ist für Sie der DAA-<br />
Zugang der Goldstandard?<br />
Das Hueter-Intervall wird auf Carl<br />
Hueter zurückgeführt, der für<br />
Operationen am Hüftgelenk den<br />
Zugangsweg von vorne bereits Ende<br />
des 19. Jahrhunderts beschrieb.<br />
Dr. Wißmeyer: Bei den verschiedenen<br />
Zugangswegen zur<br />
Hüfte sind Muskeln in unterschiedlicher<br />
Weise betroffen.<br />
Es kann direkt durch den operativen<br />
Zugang eine Muskelschädigung<br />
erfolgen, wenn er<br />
zum Beispiel die Durchtrennung,<br />
Ablösung oder Spaltung<br />
des Muskels notwendig macht.<br />
Nach meiner Erfahrung aus<br />
1.600 Hüftoperationen in den<br />
vergangenen 13 Jahren ist der<br />
So sieht das künstliche<br />
Hüftgelenk aus, das<br />
eingesetzt wird.<br />
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Wenn auf beiden Seiten ein vollständiger Hüftgelenkersatz<br />
notwendig ist, kann das mit minimalinvasiver Technik während<br />
eines Operationsvorgangs erfolgen. BZ-Fotos: Asklepios<br />
direkte anteriore Zugang zur<br />
Hüfte der sicherste Weg. In seinem<br />
Intervall liegen keine<br />
motorischen Nervenbahnen,<br />
die geschädigt werden könnten.<br />
Der Glutaeusmuskel, also<br />
der Gesäßmuskel, der der größte<br />
und einer der kräftigsten<br />
Muskeln des Menschen und<br />
von entscheidendener Bedeutung<br />
für die Funktionsweise<br />
der Hüfte und den Gang ist,<br />
wird hierbei maximal geschont.<br />
Bei anderen Zugangswegen<br />
besteht außerdem ein höheres<br />
postoperatives Luxationsrisiko,<br />
das heißt, vor allem bei älteren<br />
Patienten ist die Gefahr höher,<br />
dass sie sich nach der OP das<br />
künstliche Hüftgelenk ausrenken.<br />
Dieses Risiko liegt bei dem<br />
von uns favorisierten DAA-<br />
Zugangsweg bei weit über<br />
1.600 Patientenversorgungen<br />
bei unter einem Prozent. Tiefe<br />
Infekte konnten wir auf unter<br />
0,5 Prozent senken und es traten<br />
bei weniger als zwei Prozent<br />
der Patienten, eingeschlossen<br />
der besonders gefährdeten adipösen<br />
Patienten, Wundheilungsstörungen<br />
im Zugangsbereich<br />
auf. Die durchschnittliche OP-<br />
Zeit konnte auf 55 Minuten<br />
gesenkt werden. Besonders bei<br />
älteren Menschen ist es wichtig,<br />
die Belastung durch die<br />
Operation – und dazu trägt die<br />
Dauer der Narkose wensentlich<br />
bei – gering zu halten.<br />
BZ: Eignet sich eine Hüftgelenks-Operation<br />
nach DAA/<br />
AMIS-Standard für jeden Patienten?<br />
Dr. Wißmeyer: Minimalinvasive<br />
Zugänge benötigen spezialisiertes<br />
Instrumentarium<br />
und erfordern Training. Bei uns<br />
in der Asklepios Klinik Lindau<br />
findet die Versorgung mit geeigneten<br />
Implantaten und speziell<br />
geformten Instrumenten<br />
statt.<br />
Bei der Wahl des Zugangs<br />
sollte die Erfahrung des Operateurs<br />
eine wesentliche Rolle<br />
spielen. Ich wende seit 2005<br />
bei Erstoperationen, bei denen<br />
im Bereich der Hüfte und des<br />
Oberschenkelhalses Totalendoprothesen<br />
eingesetzt werden,<br />
ausschließlich den direkten<br />
anterioren Zugang an – unabhängig<br />
von Alter, Anatomie<br />
und pathologischem Befund<br />
des Patienten und der Ursache<br />
für die OP.<br />
Wir können die Praktikabilität<br />
in weit über 1.600 Patientenversorgungen<br />
zu 99,9 Prozent<br />
nachweisen.<br />
Auch im Revisionsfall, also<br />
einem Zweiteingriff nach einer<br />
Gelenkersatzoperation oder für<br />
den Austausch einer Endoprothese,<br />
werden an unserer Klinik<br />
nahezu 70 Prozent der Patienten<br />
über den DAA-Zugang operativ<br />
versorgt.<br />
Aber: Beim DAA besteht bedingt<br />
durch die operationstechnischen<br />
Anforderungen<br />
eine längere Lern-Kurve als bei<br />
anderen Zugangswegen. Ich<br />
sehe deshalb die Ausbildung<br />
der Mitarbeiter in der Ausführung<br />
dieses Zugangsweges<br />
zum Hüftgelenk als meine wesentliche<br />
Aufgabe als Hauptoperateur.<br />
In Lindau werden<br />
alle an der praktischen Ausführung<br />
Endoprothetik beteiligten<br />
Ärzte auf den minimalinvasiven<br />
anterioren Zugangsweg<br />
trainiert.<br />
Da alternative Zugangswege<br />
z.B. bei bestimmten Revisionsoperationen<br />
aber trotzdem<br />
notwendig bleiben, werden<br />
die Mitarbeiter innerhalb unserer<br />
Abteilung auch auf andere<br />
Zugänge ausgebildet.<br />
HGF<br />
Asklepios Klinik Lindau<br />
Friedrichshafener Str. 82<br />
88131 Lindau (B)<br />
Tel.: 0 83 82/27 60<br />
Tag der offenen Tür an der<br />
Asklepios Klinik Lindau<br />
am Samstag, 13.10.2018,<br />
von 10 bis 15 Uhr<br />
Friedrichshafener Str. 82<br />
88131 Lindau (B)<br />
@ www.asklepios.com/lindau