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hier mitarbeiten. Das ist schon eine sehr<br />
familiäre Atmosphäre, und für viele ist das<br />
hier auch eine Art Ersatzfamilie.<br />
Und wie schaut es als Community-<br />
Institution mit den verschiedenen<br />
Generationen im Switchboard aus?<br />
Mischt sich das?<br />
Jonas: Es kommt auf die Veranstaltung an.<br />
Freitags kommen zum Beispiel viele vom<br />
Kuss41, angelockt von der Happy Hour. Bei<br />
den Kulturveranstaltungen ist das Durchschnittsalter<br />
eher höher.<br />
Martin: Ich glaube, als Verein, der auf<br />
ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen ist,<br />
müssen wir flexible Angebote bieten.<br />
Natürlich bedeutet Ehrenamt eine gewisse<br />
Verpflichtung; aber dass die Leute einmal<br />
die Woche hinter der Theke stehen können,<br />
wäre schön, aber das kann man heute<br />
nicht mehr erwarten. Und es sind ja einige<br />
junge Leute hinzugekommen. Da haben<br />
wir schon andere Zeiten gesehen.<br />
Jonas: Man muss für etwas begeistert sein,<br />
damit man es unentgeltlich macht. Für<br />
meine Generation muss es Spaß machen<br />
und einen Mehrwert haben. Und da geht es<br />
hier eben nicht um Geld, sondern um einen<br />
emotionalen Mehrwert.<br />
Martin: Und den kann das Internet im<br />
Übrigen auch nicht bieten.<br />
Jonas: Ich habe hier angefangen, weil<br />
ich von der AIDS-Hilfe sehr viel Unterstützung<br />
erfahren habe, und da wollte<br />
ich auch etwas zurückgeben. Man kann<br />
hier auch Sachen ausprobieren. Die<br />
monatliche Barteamsitzung entscheidet<br />
unter anderem über solche Neuerungen.<br />
Da braucht es schon mal ein bisschen<br />
Überzeugungsarbeit, denn das wird ja<br />
ganz basisdemokratisch entschieden, mit<br />
Mehrheitsentscheid. Das kenne ich so aus<br />
meiner Erfahrung mit anderen Vereinen<br />
nicht, da entscheidet der Vorstand oder ein<br />
Gremium.<br />
Ein bisschen in die Zukunft geschaut:<br />
Der Mietvertrag für das Switchboard<br />
läuft in fünf Jahren aus – weiß man<br />
schon, wie es weitergeht?<br />
Martin: Dazu kann ich gar nichts sagen,<br />
das entscheidet der Vorstand und die<br />
Geschäftsführung der AIDS-Hilfe. Für die<br />
Szene wäre es wichtig, dass das Switchboard<br />
bestehen bleibt, gerade weil auch<br />
wir von Rechts belagert werden. Wir hatten<br />
schon Anfragen von der schwul-lesbischen<br />
AfD-Organisation, die sich hier bei uns<br />
treffen wollte. Das Barteam hat dann aber<br />
FRANKFURT 11<br />
eindeutig dagegen entschieden. Ich finde,<br />
die Szene muss zusammenstehen, wenn<br />
wir diesem Rechtsruck widerstehen wollen.<br />
Es ist ja nicht so, dass Schwule nicht AfD<br />
wählen. Aber da müssen wir immer wieder<br />
Alternativen aufzeigen, dass die einfachen<br />
Antworten auf komplizierte Fragen<br />
nicht die Lösung sind, und auch für die<br />
LGBT*IQ-Szene nicht die Lösung sind. Und<br />
deswegen brauchen wir so einen Laden<br />
hier, der einen geschützten Raum bietet.<br />
Mein persönliches Anliegen wäre, dass die<br />
Szene gegen Rechts ansteht, dass man in<br />
der Szene dicht zusammensteht und wir<br />
die Flagge hoch halten, mehr denn je.<br />
Interview: Björn Berndt<br />
SWITCHBOARD-SPECIALS<br />
IM OKTOBER<br />
2.10., Die 80er-Party mit DJ Tostn<br />
6.10., Vinyl-Party mit DJ Ruby Tuesday<br />
20.10., Decke, Keks, Kakao – Die Offene<br />
Bühne mit Jens und Bob<br />
25.10. Vernissage Tobias Schontale<br />
„kalte Kläffer“ und Lesung mit Tim<br />
Frühling „Gran Canaria“<br />
Switchboard, Alte Gasse 36,<br />
Frankfurt, www.switchboard-ffm.de