asphalt 06/18
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Technik<br />
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Im RD-M1 sind außerdem ein GNSS-Empfänger und eine inertiale<br />
Messeinheit (IMU) integriert. Die IMU übernimmt die Erfassung der<br />
Fahrzeuggeschwindigkeit, der Neigung und der Beschleunigung. Mit<br />
diesen Daten können die Bewegungen von Fahrzeug und Scanner<br />
korrigiert werden. Die dazugehörigen Technologien werden später<br />
übrigens auch in selbst fahrenden Autos eingesetzt.<br />
Scannen im Verkehrsfluss<br />
Der Scanner RD-M1 nimmt bei Fahrtgeschwindigkeiten bis 80 km/h<br />
die Fahrbahnoberfläche auf. Das Trägerfahrzeug kann daher während<br />
der Vermessung einfach im normalen Verkehr mitschwimmen.<br />
So können Sperrungen von Fahrspuren und gefährliche Situationen<br />
für Personen vermieden werden. Die Scannerdaten bilden eine<br />
Punktwolke, die alle GNSS-Koordinaten und Höhenunterschiede für<br />
die Bestandsaufnahme enthält. Die Straßenplaner legen Referenzpunkte<br />
fest, die zu Kontrollzwecken nochmals mit einem GNSS-Rover<br />
aufgenommen werden. So lässt sich die Punktwolke in Breite, Länge<br />
und Höhe georeferenzieren. Anhand der erfassten Daten wird nun<br />
der neue Fahrbahnverlauf geplant, einschließlich der exakten Frästiefen<br />
unter Berücksichtigung von Mindestschichtstärke, Längs- und<br />
Querneigung der neuen Deckschicht.<br />
Das 3D-Modell, entstanden aus der Punktwolke der beim Scan erhobenen<br />
Massendaten, wird für die GNSS-gesteuerten Fräsarbeiten auf<br />
die Steuereinheit der Asphaltfräse übertragen – vergleichbar mit<br />
dreidimensionalen Geländemodellen für Bagger oder Raupen.<br />
Direktsensoren an der Fräsmaschine und ein Referenzmodell steuern<br />
die Frästiefe. Nur so wird die automatische Steuerung der Frästrommel<br />
exakter als eine Handsteuerung. „Das System kann an die 3D-MC-<br />
Box von Topcon angeschlossen werden, was es uns ermöglicht, automatisch<br />
die erforderliche Höhe direkt zu fräsen“, erläutert Ton de<br />
Jong, Direktor bei Infra-Techniek. Er ergänzt: „Der Vorteil ist, dass wir<br />
präziser fräsen können im Vergleich zu früher, als der Fahrer die Zahlen<br />
noch eingeben musste.“ Mit dem SmoothRide-Verfahren muss<br />
der Maschinenführer keine auf die Straße gesprühten Markierungen<br />
mehr ablesen oder die Frästrommel justieren. Er kann sich auf die<br />
Maschine selbst und die Verladung des Fräsguts konzentrieren.<br />
„Wir hatten früher Abweichungen beim Fräsen von bis zu einem<br />
Zentimeter. Das haben wir auf 4 mm zurückgebracht“, erklärt Leendert<br />
Ripping, Regionaldirektor bei Van Gelder. Und ergänzt: „Dank<br />
dem kontrollierten Verfahren entfernen wir nicht zu viel. Das sind<br />
weniger Bewegungen, was nachhaltiger ist und zu weniger Behinderungen<br />
führt. Die neue Asphaltschicht hat eine konstante Dicke, was<br />
die Lebensdauer um Jahre verlängert.“ So kommt der direkten Steuerung<br />
von Topcon eine der zentralen Rollen im Gesamtprozess zu.<br />
Fräszähne verschleißen nicht so schnell und es wird messbar weniger<br />
neuer Asphalt benötigt. Eine gleichmäßige Asphaltschicht und die<br />
höher erwartete Lebensdauer sind die positiven Endergebnisse.<br />
3D-Fräsmodell spart Ressourcen<br />
Exakte Daten aus dem Referenzmodell auf der Topcon-Steuereinheit der<br />
Asphaltfräse. (Quelle: Topcon)<br />
Kontinuierlicher Lernprozess<br />
Vor dem Einsatz von SmoothRide auf der N5<strong>18</strong> nach Marken führten<br />
Van Gelder und Infra-Techniek Anfang 2017 einen Probelauf bei einer<br />
größeren Maßnahme auf der N235 zwischen den niederländischen<br />
Gemeinden Purmerend und Ilpendam durch, der Hinweise für die<br />
Vorgehensweise brachte. Zum einen betraf dies etwa Einstellungen<br />
der Sensoren zur Höhensteuerung, es wurden aber auch alternative<br />
Steuerungen für verwendete Drittprodukte entwickelt. Die durchgeführten<br />
Maßnahmen und Kalibrierungen nährten beim Bauunternehmen<br />
Van Gelder die Hoffnung, in Zukunft eventuell sogar weitere<br />
Schritte im Arbeitsprozess wegfallen zu lassen, wie den Kontrollscan<br />
nach den Fräsarbeiten.<br />
Das Baupersonal fand sich schnell mit der neuen Technologie<br />
zurecht, auch wenn zunächst beim neuen Verfahren die gewohnten<br />
aufgesprühten Marken und Unterlagen in Papierform fehlten. Die<br />
Erfahrung war schließlich durchweg positiv, auch für die Provinzverwaltung<br />
und die betroffenen Verkehrsteilnehmer. So gab es keinerlei<br />
Beschwerden etwa über lose Asphaltreste. Einige Autofahrer vermuteten<br />
nach dem Fräsen sogar, dass die neue Fahrbahnoberfläche<br />
bereits aufgebracht sei, weil die Oberfläche so eben war. Grund<br />
genug für Van Gelder, den RD-M1 und das SmoothRide-Verfahren<br />
zukünftig wieder einzusetzen.<br />
Kontakt: www.topconpositioning.com/de<br />
Maschinensteuerung von Topcon machte die schnelle Arbeit in der Nacht<br />
möglich. Am Tag floss der Verkehr wieder.<br />
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