Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
KUNST & KULTUR<br />
Das „Museum des Landkreises Osnabrück<br />
in Bersenbrück“, landläufig kurz „Kreismuseum“<br />
genannt, geht zurück auf eine<br />
Gründung des Bersenbrücker Landrats<br />
Dr. Hermann Rothert, seine Amtszeit dauerte<br />
von 1911 bis 1933. Das Klostergebäude, in den<br />
Anfängen 1231 als Zisterzienserinnen-Kloster gegründet,<br />
beherbergte zuvor im 19. Jahrhundert<br />
den Sitz der hannoverschen Amts- und dann der<br />
preußischen Kreisverwaltung bzw. die Wohnungen<br />
der führenden Verwaltungsbeamten bis zum<br />
Umzug der Verwaltung in das 1912 fertig gestellte<br />
neue Kreishaus an der heutigen Lindenstraße<br />
in Bersenbrück. Zusammen mit dem sich seit<br />
1852 verselbstständigten Amtsgericht war das<br />
Klostergebäude der Mittelpunkt des wachsenden<br />
Ortes Bersenbrück.<br />
1231 gilt als Gründungsjahr des Zisterzienserinnen-Klosters,<br />
eine Gründung des Grafen Otto von<br />
Ravensberg, eines Großneffen Friedrich Barbarossas.<br />
Als eine der größten Grundherrschaften<br />
im Osnabrücker Nordland hatte das begüterte<br />
Kloster regionale Bedeutung. Zugleich aber verhinderte<br />
es durch die von der Ordensregel geforderte<br />
Abgeschiedenheit eine Siedlungsbildung.<br />
Erst nach der Aufhebung des Klosters 1787, kurz<br />
vor Ende des Fürstbistums Osnabrück, entstanden<br />
die ersten Gebäude vor der Klosterpforte. Die Einrichtung<br />
einer hannoverschen Amtsverwaltung<br />
in dem leer stehenden Gebäude wurde zur Keimzelle<br />
für die heutige Stadt Bersenbrück und den<br />
Landkreis Bersenbrück, der von 1885 bis 1972<br />
bestand.<br />
1924 wurde durch Landrat Rothert in einem<br />
Flügel des Klostergebäudes ein Museum eingerichtet.<br />
Aus dieser Gründungsphase stammen<br />
heute noch sichtbare Teile der Ausstattung. Von<br />
der Gründung 1924 bis zur Verwaltungs- und Gebietsreform<br />
1972 fungierte das Museum als regionalgeschichtliches<br />
„Kreismuseum“ des damaligen<br />
Landkreises Bersenbrück. Sein Schwerpunkt lag<br />
auf der vorwiegend ländlich geprägten Kulturgeschichte<br />
der Region, vor allem der bäuerlichen<br />
Oberschicht, in erster Linie des Artlandes, und der<br />
Landesgeschichte des Fürstbistums Osnabrück<br />
sowie der regionalen Konfessionsgeschichte. In<br />
den Jahren 1969/70 erfolgte eine letzte grundlegende<br />
Umgestaltung und Neukonzeption des<br />
Museums. Nach dem Übergang an den Landkreis<br />
Osnabrück im Zuge der Gebietsreform gelang es<br />
nicht, dem Museum eine neue Ausrichtung als<br />
„Museum des Landkreises Osnabrück“ zu geben.<br />
Im Museum befindet sich eine alte Museumssammlung,<br />
die ab 1912 zusammengetragen<br />
wurde, sie ist eine Schatzkammer der regionalen<br />
Sachkultur. Dazu gehören unterschiedliche Bereiche<br />
wie die Volkskunde in umfassender Breite,<br />
unter anderem mit Möbeln, Hausrat und Ackergerät.<br />
Einige hochwertige Sonderbestände wie<br />
Trachtenhauben, Spanschachteln, Zinngeschirr<br />
oder Fensterbierscheiben sind zu verzeichnen.<br />
Weiter gehören zum Bestand des Museums Sakralobjekte<br />
und Exponate zur Landesgeschichte<br />
wie Fahnen und Waffen sowie die Adelskultur.<br />
Auch regionale Kunst ist vertreten wie die Komturportraits<br />
der Johanniter-Kommende Lage,<br />
Aquarelle von Theodor Döbner und vor allem das<br />
Werk des in Bersenbrück geborenen Malers Franz<br />
Hecker (1870 – 1944). Im Laufe der Jahre wurden<br />
diese Bestände durch moderne Sammlungen<br />
erweitert, wozu Kunstkeramik, Alltagskultur der<br />
1950er Jahre und Spielzeug gehören, insgesamt<br />
sind es im Alt- und Neubestand rund 2000 Objekte.<br />
Charakteristisch für das „Kreismuseum“ war die<br />
translozierte Bauernhausdiele von 1924, sie wird<br />
auch im neu strukturierten Museum als Element<br />
des Hauses und zur Identifikation bewahrt werden.<br />
Mehrere Sammlungen wurden in den Jahren<br />
aus unterschiedlichsten Gründen aufgelöst,<br />
ins Depot gegeben oder als Leihgabe in andere<br />
Museen gegeben, so zum Beispiel auch eine<br />
naturkundliche Sammlung. Die Geschichte der<br />
Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg auch nach Bersenbrück<br />
kamen, wurde in der Heimatstube Greifenhagen/<br />
Pommern im Rahmen der bestehenden Patenschaften<br />
des Landkreises Bersenbrück/Osnabrück<br />
und der Stadt Bersenbrück dargestellt, auch die<br />
Heimatstube wird wieder im Museum ihren Platz<br />
finden.<br />
Der Landkreis Osnabrück als Träger des Museums<br />
hat das Museumsgebäude nach Feststellung größerer<br />
Bauschäden an Fundament, Mauerwerk<br />
und Dachkonstruktion grundlegend saniert. Die<br />
Arbeit konzentrierte sich auf den denkmalgeschützten<br />
Bauteil, der später angebaute Teil am<br />
Hasekanal, der den Empfangsteil, die Küche und<br />
das Büro des Museums enthielt und abzusacken<br />
drohte, wurde abgerissen und nicht wieder aufgebaut.<br />
Damit verkleinerte sich allerdings die<br />
Raumfläche des Museums. Die in der Nähe des<br />
Museums stehende Fachwerkscheune, die der<br />
Kreisheimatbund Bersenbrück (KHBB) translozierte,<br />
nahm bisher landwirtschaftliche Geräte<br />
und größere Fluchtobjekte der Heimatvertriebenen<br />
auf, ihre künftige Verwendung ist noch nicht<br />
endgültig entschieden, sie wird wohl für Museumszwecke<br />
weiterhin zur Verfügung stehen.<br />
Nach einem längeren Abstimmungsprozess mit<br />
allen Beteiligten vor Ort wurde die künftige<br />
Nutzung und Konzeption der jetzt „Museum im<br />
Kloster“ genannten Sammlung erarbeitet. Die<br />
Neukonzeption und Neugestaltung basiert auf<br />
der Zielsetzung eines regionalhistorisch- kulturgeschichtlichen<br />
Museums, das kein Stadtmuseum<br />
Bersenbrück, sondern eines der Region<br />
Altkreis Bersenbrück sein soll. Dazu wurde ein<br />
Kuratorium gegründet, zu dem neben dem Träger<br />
Landkreis Osnabrück und dem Kreisheimatbund<br />
Bersenbrück (KHBB), der die konkrete Betreuung<br />
übernehmen wird, die Samtgemeinden Artland,<br />
Bersenbrück, Fürstenau und Neuenkirchen sowie<br />
die Stadt Bramsche, die Stadt Bersenbrück, der<br />
Heimatverein Bersenbrück, der Förderverein des<br />
Kreismuseums sowie der Heimatkreis Greifenhagen/Pommern<br />
gehören. Es wurde ein neues<br />
Trägerschaftsmodell des Landkreises Osnabrück<br />
durch einen Kooperationsvertrag mit den Partnern<br />
vor Ort entwickelt, um die Anbindung an die<br />
Region zu verstärken.<br />
Die Kernaufgabe des „Museums im Kloster“<br />
ist auch zukünftig das Sammeln, Bewahren,<br />
Forschen, Ausstellen und Vermitteln der vorhandenen<br />
Exponate und deren Geschichte. Die<br />
Nutzungsgeschichte des Gebäudes mit den drei<br />
Epochen Kloster (17. – 18. Jahrhundert), Amt<br />
und Kreisverwaltung (19. Jahrhundert) sowie<br />
Museum (20. Jahrhundert) steht im Mittelpunkt<br />
des neuen Museumskonzeptes. Folgende Aspekte<br />
sind dabei von Bedeutung: Das Museum hat<br />
einen regionalhistorisch-kulturgeschichtlichen<br />
Schwerpunkt, den es beibehalten und ausbauen<br />
soll. Die bestehende Sammlung bildet die Basis<br />
für das Profil und die Inhalte der Ausstellung. Das<br />
Museumsgebäude ist ein historisches Baudenkmal,<br />
dessen Zeugnischarakter bewahrt werden<br />
muss. Die Befunde der bauhistorischen Untersuchung<br />
werden in die Ausstellungskonzeption<br />
einbezogen. Museumsort und Geschichte des<br />
Museumsgebäudes sind in der Darstellung angemessen<br />
zu berücksichtigen. Durch eine Dauerausstellung<br />
und durch Sonderausstellungen<br />
soll das „Museum im Kloster“ mit seiner Arbeit<br />
Besucherinnen und Besucher, insbesondere auch<br />
junge Menschen, aus nah und fern erreichen. Der<br />
Haupteingang ist nun am Weg zum Stadtpark<br />
„Hemke“, gut zu erkennen und behindertengerecht,<br />
ein neu eingebauter Aufzug bis ins Obergeschoss<br />
ermöglicht auch für Menschen mit Behinderungen<br />
den Zugang zu allen Geschossen.<br />
Die Neueröffnung mit geladenen Gästen findet<br />
am Samstag, 27. Oktober, um 15 Uhr statt. Am<br />
Tag davor, am 26. Oktober, sind die Mitgliedsvereine<br />
des Kreisheimatbundes Bersenbrück (KHBB)<br />
und die Museen des Landkreises und der Nachbarschaft<br />
ab 17 Uhr eingeladen, das neu strukturierte<br />
Museum kennen zu lernen. Am Sonntag,<br />
28. Oktober, ist die gesamte Bevölkerung von 10<br />
Uhr bis 18 Uhr zu einem „Museumsfest“ eingeladen,<br />
Führungen werden angeboten.<br />
Ausgabe <strong>Herbst</strong> <strong>2018</strong> mq | 45