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MQ Herbst 2018 red

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KUNST & KULTUR<br />

Das „Museum des Landkreises Osnabrück<br />

in Bersenbrück“, landläufig kurz „Kreismuseum“<br />

genannt, geht zurück auf eine<br />

Gründung des Bersenbrücker Landrats<br />

Dr. Hermann Rothert, seine Amtszeit dauerte<br />

von 1911 bis 1933. Das Klostergebäude, in den<br />

Anfängen 1231 als Zisterzienserinnen-Kloster gegründet,<br />

beherbergte zuvor im 19. Jahrhundert<br />

den Sitz der hannoverschen Amts- und dann der<br />

preußischen Kreisverwaltung bzw. die Wohnungen<br />

der führenden Verwaltungsbeamten bis zum<br />

Umzug der Verwaltung in das 1912 fertig gestellte<br />

neue Kreishaus an der heutigen Lindenstraße<br />

in Bersenbrück. Zusammen mit dem sich seit<br />

1852 verselbstständigten Amtsgericht war das<br />

Klostergebäude der Mittelpunkt des wachsenden<br />

Ortes Bersenbrück.<br />

1231 gilt als Gründungsjahr des Zisterzienserinnen-Klosters,<br />

eine Gründung des Grafen Otto von<br />

Ravensberg, eines Großneffen Friedrich Barbarossas.<br />

Als eine der größten Grundherrschaften<br />

im Osnabrücker Nordland hatte das begüterte<br />

Kloster regionale Bedeutung. Zugleich aber verhinderte<br />

es durch die von der Ordensregel geforderte<br />

Abgeschiedenheit eine Siedlungsbildung.<br />

Erst nach der Aufhebung des Klosters 1787, kurz<br />

vor Ende des Fürstbistums Osnabrück, entstanden<br />

die ersten Gebäude vor der Klosterpforte. Die Einrichtung<br />

einer hannoverschen Amtsverwaltung<br />

in dem leer stehenden Gebäude wurde zur Keimzelle<br />

für die heutige Stadt Bersenbrück und den<br />

Landkreis Bersenbrück, der von 1885 bis 1972<br />

bestand.<br />

1924 wurde durch Landrat Rothert in einem<br />

Flügel des Klostergebäudes ein Museum eingerichtet.<br />

Aus dieser Gründungsphase stammen<br />

heute noch sichtbare Teile der Ausstattung. Von<br />

der Gründung 1924 bis zur Verwaltungs- und Gebietsreform<br />

1972 fungierte das Museum als regionalgeschichtliches<br />

„Kreismuseum“ des damaligen<br />

Landkreises Bersenbrück. Sein Schwerpunkt lag<br />

auf der vorwiegend ländlich geprägten Kulturgeschichte<br />

der Region, vor allem der bäuerlichen<br />

Oberschicht, in erster Linie des Artlandes, und der<br />

Landesgeschichte des Fürstbistums Osnabrück<br />

sowie der regionalen Konfessionsgeschichte. In<br />

den Jahren 1969/70 erfolgte eine letzte grundlegende<br />

Umgestaltung und Neukonzeption des<br />

Museums. Nach dem Übergang an den Landkreis<br />

Osnabrück im Zuge der Gebietsreform gelang es<br />

nicht, dem Museum eine neue Ausrichtung als<br />

„Museum des Landkreises Osnabrück“ zu geben.<br />

Im Museum befindet sich eine alte Museumssammlung,<br />

die ab 1912 zusammengetragen<br />

wurde, sie ist eine Schatzkammer der regionalen<br />

Sachkultur. Dazu gehören unterschiedliche Bereiche<br />

wie die Volkskunde in umfassender Breite,<br />

unter anderem mit Möbeln, Hausrat und Ackergerät.<br />

Einige hochwertige Sonderbestände wie<br />

Trachtenhauben, Spanschachteln, Zinngeschirr<br />

oder Fensterbierscheiben sind zu verzeichnen.<br />

Weiter gehören zum Bestand des Museums Sakralobjekte<br />

und Exponate zur Landesgeschichte<br />

wie Fahnen und Waffen sowie die Adelskultur.<br />

Auch regionale Kunst ist vertreten wie die Komturportraits<br />

der Johanniter-Kommende Lage,<br />

Aquarelle von Theodor Döbner und vor allem das<br />

Werk des in Bersenbrück geborenen Malers Franz<br />

Hecker (1870 – 1944). Im Laufe der Jahre wurden<br />

diese Bestände durch moderne Sammlungen<br />

erweitert, wozu Kunstkeramik, Alltagskultur der<br />

1950er Jahre und Spielzeug gehören, insgesamt<br />

sind es im Alt- und Neubestand rund 2000 Objekte.<br />

Charakteristisch für das „Kreismuseum“ war die<br />

translozierte Bauernhausdiele von 1924, sie wird<br />

auch im neu strukturierten Museum als Element<br />

des Hauses und zur Identifikation bewahrt werden.<br />

Mehrere Sammlungen wurden in den Jahren<br />

aus unterschiedlichsten Gründen aufgelöst,<br />

ins Depot gegeben oder als Leihgabe in andere<br />

Museen gegeben, so zum Beispiel auch eine<br />

naturkundliche Sammlung. Die Geschichte der<br />

Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg auch nach Bersenbrück<br />

kamen, wurde in der Heimatstube Greifenhagen/<br />

Pommern im Rahmen der bestehenden Patenschaften<br />

des Landkreises Bersenbrück/Osnabrück<br />

und der Stadt Bersenbrück dargestellt, auch die<br />

Heimatstube wird wieder im Museum ihren Platz<br />

finden.<br />

Der Landkreis Osnabrück als Träger des Museums<br />

hat das Museumsgebäude nach Feststellung größerer<br />

Bauschäden an Fundament, Mauerwerk<br />

und Dachkonstruktion grundlegend saniert. Die<br />

Arbeit konzentrierte sich auf den denkmalgeschützten<br />

Bauteil, der später angebaute Teil am<br />

Hasekanal, der den Empfangsteil, die Küche und<br />

das Büro des Museums enthielt und abzusacken<br />

drohte, wurde abgerissen und nicht wieder aufgebaut.<br />

Damit verkleinerte sich allerdings die<br />

Raumfläche des Museums. Die in der Nähe des<br />

Museums stehende Fachwerkscheune, die der<br />

Kreisheimatbund Bersenbrück (KHBB) translozierte,<br />

nahm bisher landwirtschaftliche Geräte<br />

und größere Fluchtobjekte der Heimatvertriebenen<br />

auf, ihre künftige Verwendung ist noch nicht<br />

endgültig entschieden, sie wird wohl für Museumszwecke<br />

weiterhin zur Verfügung stehen.<br />

Nach einem längeren Abstimmungsprozess mit<br />

allen Beteiligten vor Ort wurde die künftige<br />

Nutzung und Konzeption der jetzt „Museum im<br />

Kloster“ genannten Sammlung erarbeitet. Die<br />

Neukonzeption und Neugestaltung basiert auf<br />

der Zielsetzung eines regionalhistorisch- kulturgeschichtlichen<br />

Museums, das kein Stadtmuseum<br />

Bersenbrück, sondern eines der Region<br />

Altkreis Bersenbrück sein soll. Dazu wurde ein<br />

Kuratorium gegründet, zu dem neben dem Träger<br />

Landkreis Osnabrück und dem Kreisheimatbund<br />

Bersenbrück (KHBB), der die konkrete Betreuung<br />

übernehmen wird, die Samtgemeinden Artland,<br />

Bersenbrück, Fürstenau und Neuenkirchen sowie<br />

die Stadt Bramsche, die Stadt Bersenbrück, der<br />

Heimatverein Bersenbrück, der Förderverein des<br />

Kreismuseums sowie der Heimatkreis Greifenhagen/Pommern<br />

gehören. Es wurde ein neues<br />

Trägerschaftsmodell des Landkreises Osnabrück<br />

durch einen Kooperationsvertrag mit den Partnern<br />

vor Ort entwickelt, um die Anbindung an die<br />

Region zu verstärken.<br />

Die Kernaufgabe des „Museums im Kloster“<br />

ist auch zukünftig das Sammeln, Bewahren,<br />

Forschen, Ausstellen und Vermitteln der vorhandenen<br />

Exponate und deren Geschichte. Die<br />

Nutzungsgeschichte des Gebäudes mit den drei<br />

Epochen Kloster (17. – 18. Jahrhundert), Amt<br />

und Kreisverwaltung (19. Jahrhundert) sowie<br />

Museum (20. Jahrhundert) steht im Mittelpunkt<br />

des neuen Museumskonzeptes. Folgende Aspekte<br />

sind dabei von Bedeutung: Das Museum hat<br />

einen regionalhistorisch-kulturgeschichtlichen<br />

Schwerpunkt, den es beibehalten und ausbauen<br />

soll. Die bestehende Sammlung bildet die Basis<br />

für das Profil und die Inhalte der Ausstellung. Das<br />

Museumsgebäude ist ein historisches Baudenkmal,<br />

dessen Zeugnischarakter bewahrt werden<br />

muss. Die Befunde der bauhistorischen Untersuchung<br />

werden in die Ausstellungskonzeption<br />

einbezogen. Museumsort und Geschichte des<br />

Museumsgebäudes sind in der Darstellung angemessen<br />

zu berücksichtigen. Durch eine Dauerausstellung<br />

und durch Sonderausstellungen<br />

soll das „Museum im Kloster“ mit seiner Arbeit<br />

Besucherinnen und Besucher, insbesondere auch<br />

junge Menschen, aus nah und fern erreichen. Der<br />

Haupteingang ist nun am Weg zum Stadtpark<br />

„Hemke“, gut zu erkennen und behindertengerecht,<br />

ein neu eingebauter Aufzug bis ins Obergeschoss<br />

ermöglicht auch für Menschen mit Behinderungen<br />

den Zugang zu allen Geschossen.<br />

Die Neueröffnung mit geladenen Gästen findet<br />

am Samstag, 27. Oktober, um 15 Uhr statt. Am<br />

Tag davor, am 26. Oktober, sind die Mitgliedsvereine<br />

des Kreisheimatbundes Bersenbrück (KHBB)<br />

und die Museen des Landkreises und der Nachbarschaft<br />

ab 17 Uhr eingeladen, das neu strukturierte<br />

Museum kennen zu lernen. Am Sonntag,<br />

28. Oktober, ist die gesamte Bevölkerung von 10<br />

Uhr bis 18 Uhr zu einem „Museumsfest“ eingeladen,<br />

Führungen werden angeboten.<br />

Ausgabe <strong>Herbst</strong> <strong>2018</strong> mq | 45

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