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Die Heilkraft der Pilze von Prof. Dr. Jan I. Lelley

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Das Silberohr, dem wir unsere Aufmerksamkeit widmen wollen, wächst vornehmlich in tropischen und<br />

subtropi schen Regionen. Sein Fruchtkörper ist schneeweiß und durchscheinend. Er besteht aus drei<br />

bis zehn blattartigen Lappen, die 5 bis 15 cm lang, 4 bis 12 cm breit und nur 0,5 bis 0,6 mm dick sind.<br />

Der Fruchtkörper, die Gesamtheit <strong>der</strong> zusammengefassten Lappen, erinnert an eine Chrysanthemum-<br />

Blüte.<br />

In seiner Heimatregion ist das Holz des Mangobaumes die meistverbreitete natürliche Nährgrundlage<br />

des Silberohrs. Auch für seine Kultivierung hat man anfangs hauptsächlich dieses Holz verwendet.<br />

Das Mangoholz könnte hierzulande recht erfolgreich durch Buchenstämme ersetzt werden, obwohl<br />

si ch <strong>der</strong> Anbau des Silberohrs auf so genannten Schüttsubstraten, die aus Holzmehl und<br />

nährstoffreichen Zutaten bestehen, in Ost und West immer mehr verbreitet.<br />

Niemand käme auf die Idee, die heimischen Zitterlinge als Speisepilze zu bezeichnen, geschweige<br />

denn, ihnen auch nur die geringsten Heilkräfte zuzutrauen. Dabei sind uns die Chinesen wie<strong>der</strong><br />

einmal meilenweit voraus, nutzen sie doch das Silberohr reichlich als Nahrungsmittel und seit<br />

mindestens 400 Jahren auch als Medizin. <strong>Die</strong>s lässt sich am besten durch eine einschlägige Statistik<br />

belegen. So betrug die Weltproduktion an Silberohr im Jahre 1994 mehr als 150.000 Tonnen, aber nur<br />

ganze 200 Tonnen da<strong>von</strong> wurden außerhalb Chinas angebaut.<br />

Als ich einmal mit einer Gruppe <strong>von</strong> Mykologen in Taiwan unterwegs war, um dort Pilzanbaubetriebe<br />

zu besuchen, haben uns die Gastgeber hin und wie<strong>der</strong> mit einem heißen Getränk empfangen, das<br />

angenehm süßlich und erfrischend schmeckte. Man hat es, wie wir später erfahren haben, aus dem<br />

Silberohr unter Zugabe <strong>von</strong> Zuckerwasser, Kirsch- und Ananasstücken zubereitet.<br />

<strong>Die</strong> Gewohnheit, den willkommenen Gast mit einem Getränk aus Silberohr zu begrüßen, soll in<br />

ländlichen Gegenden Chinas weit verbreitet sein. In unserem abendländischen Denken würde eine<br />

<strong>der</strong>artige Verwendungsmöglichkeit für einen Pilz vermutlich höchst merkwürdig anmuten. Überlegt<br />

man sich die Sache jedoch ernsthaft, kommt man unweigerlich zu dem Schluss: Warum eigentlich<br />

nicht? Weshalb sollte man aus <strong>Pilze</strong>n nicht auch Getränke herstellen? Mir fällt es jedenfalls nicht<br />

schwer zu bestätigen, dass das Silberohr-Mixgetränk eine wohlschmeckende und, wie ich heute weiß,<br />

auch heilsame Erfrischung war.<br />

Inhaltsstoffe und medizinische Wirkung<br />

Chinesische Wissenschaftler untersuchten die Inhaltsstoffzusammensetzung des Silberohr und<br />

fanden heraus, dass <strong>der</strong> überwiegende Teil seiner Trockensubstanz, nämlich 94,8 %, aus<br />

Kohlenhydraten besteht. Sein Eiweißgehalt ist dagegen gering, lediglich 4,6 %. Hinzu kommen 0,2 %<br />

Fett, 1,4 % Ballaststoffe und 0,4 % Mineralien. Zieht man die biologisch beson<strong>der</strong>s aktiven<br />

Substanzen in Betracht, so enthält das Silberohr 0,1 mg Vitamin B1, 0,3 mg Vitamin B2, 7,2 mg<br />

Niacin, 24,9 mg Vitamin C, 29 mg Kalzium, 381 mg Phosphor, 72 mg Natrium und 451 mg Kalium,<br />

jeweils bezogen auf 100 g Trockenpilze. Sein Kaloriengehalt wird im Frischzustand mit 41 kcal je 100<br />

g angegeben.<br />

Das Silberohr galt im alten China als eine beson<strong>der</strong>s delikate Speise, es war teuer und nur für die<br />

Reichen zugängig. <strong>Die</strong> ältesten Empfehlungen über seine Verwendung in <strong>der</strong> traditionellen<br />

Volksmedizin gehen in das 16. Jahrhun<strong>der</strong>t zurück. Doch sie haben ihre Gültigkeit bis zum heutigen<br />

Tage behalten.<br />

Man stellte einen Sirup aus den Fruchtkörpern her und verwendete ihn zur Stärkung des männlichen<br />

Spermas, Steigerung <strong>der</strong> Nieren- und Lungenfunktion, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Flüssigkeitsausscheidung und<br />

Stärkung des Magens sowie gegen Husten und hohes Fieber. Der Sirup galt ferner als vitalisierend<br />

und herzstimulierend.<br />

In manchen Krankenhäusern in Fujian wird <strong>der</strong> Sirup aus Silberohr auch gegenwärtig verwendet. Es<br />

wird berichtet, dass Patienten, die an chronischer Luftröhrenentzündung, litten nach regelmäßiger<br />

Einnahme des Sirups zum größten Teil (85 %) eine Lin<strong>der</strong>ung erfuhren. Bei 47 % <strong>der</strong> Personen war<br />

die Verbesserung des Zustandes signifikant. Bei Patienten mit chronischem Herzleiden erreichte die<br />

positive Wirkung des Sirups den Berichten zufolge sogar 80 bis 90 %.<br />

Als aktive Substanzen hat man hauptsächlich Polysaccharide, Sterine (hydroaromatische Alkohole)<br />

und Fettsäuren aus dem Silberohr isoliert. <strong>Die</strong> Sterinfraktion enthält fast 17 % Ergosterin, die Vorstufe<br />

des Vitamin D.<br />

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