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Kulturfenster Nr. 05|2017 – Oktober 2017

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Im Gedenken<br />

Erinnerung an Alfred Gasser<br />

Leben und Wirken einer überzeugten und überzeugenden Persönlichkeit<br />

Am 25. Juli <strong>2017</strong> wurde in<br />

Innichen der Lehrer, Chorleiter,<br />

Organist und Kapellmeister<br />

Alfred Gasser zu Grabe<br />

getragen. Groß war die Zahl<br />

ehemaliger Weggefährten<br />

aus dem Bereich Schule und<br />

Musik, die nach Innichen gekommen<br />

waren, um einen verdienten<br />

Mann zu ehren, der ein<br />

erstaunliches Lebenswerk, sei<br />

es in der Schule wie auch in<br />

der Kirchen- und Blasmusik,<br />

geschaffen hatte.<br />

Seine Innichner Musikkapelle,<br />

deren Kapellmeister er<br />

30 Jahre lang war, hat ihn<br />

mit Trauermusik zum Friedhof<br />

geleitet und auch eine<br />

Toblacher Bläsergruppe hat<br />

für ihren ehemaligen Kapellmeister<br />

musiziert. Die höchsten<br />

Vertreter des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen mit<br />

der Verbandsfahne, eine Fahnenabordnung<br />

der Musikkapelle<br />

Terenten, die er in den<br />

1950er Jahren neu gegründet hatte<br />

und ein langer Zug an Abordnungen<br />

der Pusterer Musikkapellen sind gekommen.<br />

Der Stiftschor, instrumental<br />

ergänzt, hat für seinen verdienten Chorleiter<br />

den Sterbegottesdienst gestaltet,<br />

dem Pfarrer Josef Gschnitzer, Dekan Anton<br />

Pichler und Pfarrer Florian Agreiter<br />

vorstanden. Die Bürgermeisterin Rosmarie<br />

Burgmann, zugleich auch Obfrau<br />

des Stiftschores, zeigte in einem<br />

sinnigen Lebensrückblick dankbar das<br />

reiche Schaffen ihres Organisten, Chorleiters<br />

und Komponisten auf.<br />

Alfred Gasser, am 23. Juli 1932 in<br />

Mühlbach geboren, hat in Vintl die Jahre<br />

seiner Kindheit verbracht. 1943 wurde<br />

er zum weiteren Unterricht im Kloster<br />

Neustift eingeschrieben und war dort<br />

Klavier- und Orgelschüler des großen<br />

Tiroler Kirchenmusikers Josef Gasser.<br />

Während des Besuchs der LBA in Meran<br />

setzte er seine Ausbildung in Klavier und<br />

Orgel bei Prof. Baurschafter und Prof. Cristofolini<br />

fort.<br />

1953 kam er als Lehrer nach Terenten,<br />

übernahm sofort den Dienst als Organist<br />

und die Wiedergründung der Musikkapelle,<br />

die seit den späten 1920er Jahren<br />

nicht mehr aktiv war. In den 1950er Jahren<br />

lernte er auch seine spätere Frau Rosa<br />

Stoll, eine ausgezeichnete Sopran-Solistin,<br />

kennen. Seine nächste Lebensstation<br />

wurde im Herbst 1958 Innichen, wo später<br />

auch Sohn Johannes zur Welt kam. Alfred<br />

Gasser wurde schnell ein echter „Innichner“<br />

mit dem entsprechenden Stellenwert<br />

als Chorleiter, Kapellmeister, Organist und<br />

Lehrer an der Volksschule sowie als Lehrer<br />

für Klavier und Akkordeon in Innichen<br />

und auch in Sillian. Er wurde so auch zum<br />

unbeirrten Vorbereiter für die heute so gute<br />

Pusterer Musikbeziehung und<br />

-zusammenarbeit zwischen<br />

Süd- und Osttirol, womit er<br />

damals nicht immer Zustimmung<br />

gefunden hatte. Neben<br />

seiner Tätigkeit in der Musikkapelle<br />

Innichen, die er bald<br />

zu einer der besten im Pustertal<br />

geführt hatte, übernahm er<br />

auch zwischendurch den Dirigentenstab<br />

bei den Musikkapellen<br />

Welsberg und Toblach.<br />

Er hat eben nicht von der Musik,<br />

sondern für die Musik gelebt.<br />

Neben all diesen musikalischen<br />

Führungsaufgaben<br />

vor Ort war er im VSM-Bezirk<br />

Pustertal tätig, als Gebietsvertreter<br />

und dann als Bezirkskapellmeister.<br />

In dieser Funktion<br />

stand er stets für neue<br />

und nicht selten ungewöhnliche<br />

Ideen, die oft auch Traditionelles<br />

in Frage stellten.<br />

Offenbar lag er damit nicht<br />

ganz so falsch, denn siehe -<br />

er wurde zum VSM-Verbandskapellmeister-Stellvertreter<br />

gewählt und in<br />

dieser Funktion für 12 Jahre bestätigt. Außerdem<br />

machte er sich als Juror bei verschiedenen<br />

Veranstaltungen wie etwa bei<br />

internationalen Wertungsspielen oder bei<br />

der Vergabe von Leistungsabzeichen einen<br />

Namen.<br />

Aber um dieses Lebensbild eines unkonventionellen,<br />

jedoch immer zugänglichen<br />

Geistes deutlicher ins Licht zu rücken,<br />

muss vor allem sein musikalischer<br />

Weitwinkel beachtet werden. Der Musiker<br />

Gasser hielt von Anfang an immer Schritt<br />

mit der musikalischen Entwicklung, ja er<br />

ging ihr in seinem Wirkungskreis stets voran.<br />

Das musikalische Leitbild ließ in seiner frühen<br />

Zeit als Kapellmeister in der Blasmusik<br />

nur sehr knappen Spielraum für „Eskapaden“<br />

in andere Musikrichtungen. Trotzdem<br />

hatte er diesbezüglich richtungsweisende<br />

Weichen gestellt: Lange vor den meisten<br />

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