22.10.2018 Aufrufe

Industrielle Automation 5/2018

Industrielle Automation 5/2018

Industrielle Automation 5/2018

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

SUMMER OF ENGINEERING<br />

„Wir können ganz locker Leute einstellen, die kein Deutsch sprechen“,<br />

ist sich Christian Leeser sicher. Auf diese Weise verschafft sich die<br />

Unternehmensgruppe einen weiteren Vorteil bei der Rekrutierung<br />

von qualifizierten Mitarbeitern. An der Universität in Aachen etwa<br />

werden auch Studiengänge mit Abschluss in Englisch angeboten,<br />

die Studenten aus der ganzen Welt anlocken. So beschäftigt die Fraba<br />

am Standort Aachen (hier ist die Forschungs- und Entwicklungsabteilung)<br />

40 Mitarbeiter mit 20 verschiedenen Nationalitäten.<br />

Die offene Informationspolitik spiegelt sich auch beim internen<br />

Kommunikationssystem wider, mit einem „Datenstrom wie bei Facebook“,<br />

den sich jeder für seinen Bereich filtern kann. Grundsätzlich<br />

könnte also jeder Mitarbeiter jeden Post sehen. „Alles was in anderen<br />

Firmen geheim ist, steht da drin. Sogar die Gehälter. Wir wollen,<br />

dass die Leute mehr wissen als in anderen Firmen. Sie sollen auch<br />

nach rechts und links schauen, was hier rundum passiert“, so Leeser,<br />

„Das entscheidende ist eigentlich, dass Mitarbeiter ein Know-how<br />

einbringen, das sie auf ihrer Position gar nicht haben müssten. Das<br />

ist wie eine Industrie-4.0-Verknüpfung unserer Mitarbeiter. Eine<br />

Anfrage aus Spanien wird etwa in Singapur beantwortet, weil hier<br />

jemand die Antwort kennt. Wir glauben daran, dass die Organisation<br />

am leistungsfähigsten ist, wenn alle Informationen ohne Widerstände<br />

dahin fließen“, so Leeser.<br />

DYNAMISCHE ENTWICKLUNG FÖRDERN<br />

Ebenso einzigartig ist das Hotelkonzept in Köln: Im großen, weiß<br />

gehaltenen Raum stehen viele gleichartige Arbeitsplätze zur Verfügung.<br />

Wenn hier abends das Licht ausgeht, dann sind alle Tische<br />

leer, denn niemand weiß, an welchem Arbeitsplatz er morgen sitzt.<br />

Jeder Mitarbeiter hat einen kleinen Rollcontainer für seine persönlichen<br />

Unterlagen und „checkt“ sich morgens im „Bürohotel“ an<br />

einem freien Platz ein. Zudem gibt es keine Sichtbarrieren, was die<br />

offene Firmenphilosophie unterstreicht.<br />

Kurios ist auch die folgende Maxime: „Die oberste Aufgabe eines<br />

jeden Mitarbeiters ist es, sich in seinem Spezialgebiet überflüssig zu<br />

machen“. Leeser erklärt weiter: „Das geht natürlich nur, wenn der Mitarbeiter<br />

dadurch keinen Nachteil hat. Und mit Vertrauen. Wenn Jemand<br />

es geschafft hat, sich überflüssig zu machen, dann wird er dafür<br />

belohnt. Und ich muss dafür Sorge tragen, dass der Mitarbeiter eine<br />

neue Herausforderung bekommt, die seinen Fähigkeiten entspricht“.<br />

FERTIGUNG IN INDUSTRIE-4.0-MANIER<br />

Den großen Schritt in Bezug auf die Produktion machte Posital Fraba<br />

im Jahr 2004. Das bisherige „handwerkliche Geschäftssystem“ barg<br />

zwar wenig Risiken, im Gegenzug war es aber weder skalier- noch<br />

globalisierbar. Also ersetzten sie es gegen ein komplett digitalisiertes<br />

industrielles System. „Das heißt, wir mussten die Flexibilität des<br />

Handwerks durch Massen an computergenerierten Produkten ersetzen.<br />

Wir drücken nur auf den Knopf, dann laufen die Prozesse<br />

ab, und das Teil wird komplett industrialisiert und digital zusammengebaut“,<br />

so die Vision der Leeser-Brüder.<br />

Für diesen Schritt wurde die Fertigung von Deutschland in das<br />

lohnkostengünstigere Polen verlegt, genauer gesagt nach Slubice,<br />

wo derzeit rd. 170 000 Geber pro Jahr nach Kundenwunsch gefertigt<br />

werden. Und zwar in einer hochmodernen Produktion ganz nach<br />

Industrie-4.0-Manier.<br />

Für die massenhafte Fertigung von Drehgebern in Losgröße 1<br />

wurden die kompletten Produktionsabläufe digitalisiert. Der Mitarbeiter<br />

bekommt auf seinem Tablet Fertigungsanweisungen mit<br />

Bildern, Icons, Artikelnummern und Videos, aber ohne Text. „Wir<br />

haben die facharbeiterlose Produktion, indem wir die Intelligenz<br />

der Fertigung aus den Köpfen der Facharbeiter in unser System<br />

gebracht haben.“<br />

MASS CUSTOMIZATION<br />

Um eine große Varianz und kurze Lieferzeiten unter einen Hut zu<br />

bekommen, wurde auch der Bestellvorgang komplett digitalisiert.<br />

Das Herzstück ist dabei der „Product Finder“ auf der Webseite. Aus<br />

theoretisch mehr als 1 Million Varianten kann sich der Kunde hier<br />

nach seinen Anforderungen und Spezifikationen per Filter seinen<br />

persönlichen Drehgeber konfigurieren. Dabei agiert das System<br />

interaktiv und schließt Schritt für Schritt unlogische Varianten aus.<br />

Die Lieferzeit beträgt i. d. R. drei Tage – per Express sind sogar<br />

24 Stunden möglich.<br />

Ein zweiter Weg zum passenden Drehgeber führt über den<br />

‚Mitbewerber-Querverweis-Guide‘ – genannt: Encoder Match. Hier<br />

kann der Kunde den Typenschlüssel von derzeit 18 Fremdmarken<br />

eingeben und bekommt das passende Pendant bzw. eine Alternative<br />

aus dem Hause Fraba gezeigt.<br />

04 Blick in die digitalisierte Produktion von Drehgebern in<br />

Losgröße 1 nach Industrie-4.0-Manier im polnischen Slubice<br />

05 Die Montage der Drehgeber erfolgt zwar manuell,<br />

aber mit digitalisierten Fertigungsanweisungen via Tablet-PC<br />

06 Dr. Michael Löken erklärt die markanten Unterschiede<br />

zwischen optischen und magnetischen Drehgebern<br />

04 05<br />

06<br />

26 INDUSTRIELLE AUTOMATION 5/<strong>2018</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!