Industrielle Automation 5/2018
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Feinste Tröpfchen<br />
geben Aufschluss<br />
Benetzungsfähigkeit von<br />
Materialoberflächen inline prüfen<br />
Ein neues System zur Prüfung<br />
der Benetzungsfähigkeit von<br />
Materialoberflächen eignet sich<br />
dazu, die Klebebereitschaft oder<br />
Lackierfähigkeit von Oberflächen<br />
zu prüfen. Die Messung erfolgt<br />
vollautomatisiert und kann<br />
nahtlos in den Produktionsprozess<br />
implementiert werden.<br />
Für die Überprüfung zur Bestimmung der<br />
Benetzungseigenschaften von Oberflächen<br />
existieren bereits verschiedene Verfahren wie<br />
zum Beispiel Prüftinten, der Water-Break-<br />
Test oder Kontaktwinkelmessungen. Im Vergleich<br />
zu diesen herkömmlichen Verfahren<br />
zeichnet sich bonNDTinspect jedoch durch<br />
eine Reihe von Vorteilen aus. So erlaubt das<br />
System zum ersten Mal schnelle, großflächige<br />
und automatisierte Messungen an unterschiedlichen<br />
Oberflächen wie Kunststoff,<br />
Metall oder Faserverbundwerkstoffen. Das<br />
System von <strong>Automation</strong> W+R ist darüber<br />
hinaus objektiv und arbeitet vollautomatisiert<br />
mit einer Bildverarbeitungssoftware. Zudem<br />
ermöglicht es eine sofortige Verarbeitung des<br />
geprüften Bauteils direkt im Anschluss an<br />
die Prüfung und kann nahtlos in Produktionsprozesse<br />
implementiert werden.<br />
Das Verfahren basiert auf einem Patent des<br />
Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik<br />
und Angewandte Materialforschung (IFAM)<br />
zur Auswertung der Benetzbarkeit von Oberflächen.<br />
<strong>Automation</strong> W+R hat die exklusive<br />
Lizenz zur Nutzung dieses Patents. Die<br />
Funktionsweise von bonNDTinspect erklärt<br />
Célian Cherrier, Applikationsingenieur bei<br />
<strong>Automation</strong> W+R, so: „Ein Ultraschallzerstäuber<br />
erzeugt ein definiertes Wasseraerosol<br />
aus Reinstwasser, das mit einer Breite<br />
von ca. 10 cm auf die Probenoberfläche aufgesprüht<br />
wird. Die Probe wird dabei z. B.<br />
über einen Linearantrieb mit üblicherweise<br />
rund 100 mm/s unter dem Zerstäuber hindurch<br />
bewegt, um einen gleichmäßigen Auftrag<br />
des Aerosols zu gewährleisten.“<br />
Die erforderliche relative Bewegung zwischen<br />
Probe und Zerstäuber lässt sich laut<br />
Cherrier je nach den vorliegenden Einsatzbedingungen<br />
auch über einen Roboter realisieren,<br />
der bonNDTinspect über das zu<br />
prüfende Bauteil führt. „Pro cm² entstehen<br />
auf diese Weise 1 000 bis 2 000 Tröpfchen<br />
mit einem durchschnittlichen Durchmesser<br />
von 100 µm.“<br />
In Abhängigkeit von der Oberflächenenergie<br />
der zu prüfenden Oberfläche bildet<br />
sich bei diesem Vorgang ein charakteristisches<br />
Tropfenmuster, das automatisch<br />
von einem Kamerasystem erfasst und mittels<br />
Bildverarbeitung sekundenschnell ausgewertet<br />
wird. Ob eine Oberfläche die Kriterien<br />
der nachfolgenden Prozessschritte<br />
erfüllt, lässt sich dann anhand der Tropfenverteilung<br />
erkennen. Durch die Angabe<br />
von Sollwerten ist es somit möglich, die<br />
Wirksamkeit einer Vorbehandlung wie zum<br />
Beispiel einer vorangegangenen Reinigung<br />
oder Oberflächenaktivierung auszuwerten<br />
oder Verschmutzungen auf der Oberfläche<br />
zu erfassen. Solche Kontaminationen können<br />
beispielsweise durch Trennmittelreste,<br />
Öle, Fette oder sogar einfach nur durch<br />
Fingerabdrücke entstehen und dafür sorgen,<br />
dass Klebungen nach einer gewissen<br />
Zeit versagen oder Lackierungen vorzeitig<br />
abblättern.<br />
Anspruchsvolle Bildverarbeitung<br />
Die Herausforderungen an das eingesetzte<br />
Bildverarbeitungssystem sind bei diesem<br />
Prüfverfahren groß, so Cherrier: „Zum einen<br />
entstehen aufgrund des Ablaufs über<br />
30 000 Tröpfchen pro Sekunde, die schnell<br />
erkannt und ausgewertet werden müssen,<br />
denn durch die Verwendung von Reinstwasser<br />
trocknet die ausgewertete Fläche innerhalb<br />
kürzester Zeit rückstandslos ab, um<br />
die weitere Verarbeitung ohne Zeitverzug zu<br />
ermöglichen. Zum anderen ist das System<br />
inlinefähig und muss im Extremfall im Dauerbetrieb<br />
24 h an 7 Tagen pro Woche laufen.“<br />
Angesichts dieser schwierigen Randbedin-<br />
Peter Stiefenhöfer, Inhaber PS Marcom Services,<br />
Olching<br />
64 INDUSTRIELLE AUTOMATION 5/<strong>2018</strong>