Leo November 2018
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MUSIK<br />
NACHGEFRAGT<br />
FOTO: JILL FURMANOVSKY<br />
NILE RODGERS<br />
„Einfach losjammen und Spaß haben“<br />
Der Produzent von Welthits<br />
wie „Lost in Music“, „Good<br />
Times“, „Like a Virgin“ und „Upside<br />
Down“ meldet sich zurück. Wobei:<br />
Weg war er eigentlich nie.<br />
„Das Album ‚It’s About Time‘ hätte schon<br />
viel früher rauskommen sollen“, verrät er<br />
uns im Berliner Soho House. „Nach dem<br />
Hit ‚I’ll Be There‘ 2015 hätte es folgen<br />
sollen, doch der Tod von Prince hat alles<br />
verändert. Wir waren gute Freunde, und<br />
auf dem Album war ein Lied, das von ihm<br />
handelt und durch ihn entstanden ist –<br />
‚Prince Said So‘, ich wollte es aber nicht<br />
rausbringen nach seinem Tod. Ich will<br />
nicht, dass es heißt, dass ich am Ableben<br />
meiner Freunde verdienen möchte.“<br />
Also ging es von vorne los. Herausgekommen<br />
ist jetzt eine großartige CD. „Es<br />
ist ein Album, wie früher üblich“, freut<br />
sich Nile Rodgers. „Auf der einen Seite<br />
gibt es Disco-Pop-Hits mit vielen Gastmusikern<br />
– so wie ich es mit und für Chic<br />
schon immer getan und auch schon für<br />
Diana Ross, Sister Sledge und Duran Duran<br />
oder auch Madonna gemacht habe.<br />
Jetzt dabei ist zum Beispiel Craig David!<br />
Auf der anderen Seite gibt es klassische<br />
Disco-Nummern, wie wir sie von Chic<br />
lieben und auch live machen: Einfach<br />
losjammen und Spaß haben.“<br />
Es finden sich aber auch ruhige Stücke<br />
auf dem Album, ein Jazz-Track etwa –<br />
„Auf jedem Chic-Album gibt es solch<br />
einen Track. Ich komme ja vom Jazz“ –<br />
und auch eine Ballade. Und die hat es in<br />
sich, denn sie wird von zwei Größen der<br />
LGBTIQ*-Szene gesungen: Elton John<br />
und Emeli Sandé.<br />
„Elton und ich sind gute Freunde, das<br />
Lied ‚My Queen‘ entstand einst nach<br />
einem Abend mit Diana Ross, es handelt<br />
aber nicht von ihr, sondern von einem<br />
„My Queen:<br />
Elton John“<br />
Mädchen, das viel Schlimmes durchmachen<br />
musste und dann endlich, nach viel<br />
Leid und Trauer, erkennt, dass es keinen<br />
Mann als Stütze braucht. Dass es eine<br />
Queen ist! Elton John mochte den Track<br />
sehr und ich bin stolz darauf, dass ich<br />
Elton motivieren konnte, das Lied auch<br />
so zu singen, wie man es jetzt hören<br />
kann. Am Anfang waren wir unsicher, ob<br />
er alle Töne singen können wird. Elton<br />
ist ein toller Sänger, aber wir werden alle<br />
älter ... Doch was herausgekommen ist,<br />
ist einfach großartig! Unterstützt wird er<br />
von der GRANDIOSEN Emeli Sandé. Das<br />
Duett ist für mich eines der Highlights<br />
des Albums, auch wenn es ein ruhiges<br />
Stück ist.“<br />
Eine lustige Geschichte von einst hat er<br />
auch noch parat: „1977 hatte das Studio<br />
54 bei mir um die Ecke gerade eröffnet.<br />
Ich ging da gerne hin. An diesem besonderen<br />
Abend hatte Grace Jones Bernard<br />
und mich (die beiden Chic-Masterminds,<br />
Anm. d. Red.) eingeladen, dass wir durch<br />
die Hintertür zu ihr kommen sollten, sie<br />
wolle mit uns zusammenarbeiten. Also<br />
trugen Bernard und ich schicke Business-<br />
Anzüge, klopften an der Studio-54-Hinterpforte<br />
und sagten: ‚Wir sind enge<br />
Freunde von Grace Jones ...‘ ‚Ah, fuck off!‘,<br />
bellte uns der Türsteher an und schlug die<br />
Tür zu. Zwei Mal! Wir gingen nach Hause,<br />
wütend und mit zwei Flaschen Champagner.<br />
Zurück im Studio spielten wir drauflos<br />
und riefen immer wieder ‚Ah, fuck off!‘ –<br />
daraus wurde dann ‚Ah, freak out!‘:<br />
Le Freak, einer meiner größten Hits.“<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.instagram.com/nilerodgers