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Hochzeitsanzeige von Cornelia „Nelli“ und Ludwig<br />
Baertig, USA. Foto: Aufbau.<br />
Greenwood Ave. Sein letzter Wohnsitz war 817<br />
W Lakeside Place, Apt. 502, Chicago.<br />
Am 27.3.1943 heiratet er „Fräulein“ Cornelia<br />
(Nelli) Jacob in Chicago. Cornelia hatte blaugraue<br />
Augen, braune Haare, war „5 feet 1 inch“<br />
groß und wog „112 Pounds“. Am 8.2.1940 wanderte<br />
sie von St. Nazaire kommend in New York<br />
Biografie von Recha Baertig geb. Schlessinger<br />
(1894-1942)<br />
von Lina Kölbach, Klasse 8t<br />
Cornelia Jacob, Ludwig Baertigs zweite Ehefrau<br />
in den USA. Foto: privat.<br />
ein. Cornelia wurde am 23.8.1891 in Kaiserslautern geboren. Sie hatte allerdings Verwandte<br />
in Saargemünd, der Stadt, aus der Ludwigs Schwägerin Wilhelmine kam. Später gab<br />
Cornelia an, dass sie Ludwig schon seit etwa 1920 kannte. Im Juli 1951 und im August<br />
1954 besuchten sie gemeinsam Europa. Wahrscheinlich waren sie auch wieder in Karlsruhe.<br />
1939 gab es die ersten Anzeichen von einem Herzleiden bei Ludwig, doch er wurde erst<br />
1950 ärztlich behandelt. Ein Nachbar erzählte, wie Ludwig 1941 bis 1943 bei ihm zur Untermiete<br />
wohnte und kaum mehr Kraft hatte. Das Treppensteigen ermüdete ihn sehr, er<br />
rang oft nach Luft und klagte über Herzschmerzen. Er blieb am Wochenende zuhause und<br />
war teilweise bettlägerig, doch er musste arbeiten, um sich zu ernähren. Am 3.11.1954<br />
starb er dann mit 71 Jahren an einem Herzinfarkt in Chicago. Seine zweite Frau Cornelia<br />
und einzige Erbin starb am 11.6.1957 in Chicago.<br />
Recha Thekla Baertig geb. Schlessinger wurde am 11.10.1894 um 10 Uhr vormittags in Flehingen<br />
geboren. Ihre Eltern waren das jüdische Ehepaar Moses Schlessinger (†1935) und<br />
Bertha Schlessinger geb. Bierig (†1929). Moses war Metzger und Viehhändler in Flehingen.<br />
Recha hatte fünf Geschwister: Karolina (1886-1942, verh. Weiler), Leo (1888-1942),<br />
Samuel (1891-1985), Friedrich (1892-1985) und Eda (1896-1941, verh. Barth). Von Rechas<br />
Kindheit und Jugend wissen wir nichts. Recha lebte in Flehingen bei ihren Eltern, bis<br />
sie sich am 13.2.1930 in Flehingen verheiratete mit Ludwig Baertig. Ludwig war von Beruf<br />
Kaufmann und sie lebten in Bruchsal. Recha arbeitete als Hausfrau und hatte eine Tochter:<br />
Beate Baertig, geboren 1932 in Karlsruhe. Recha und Ludwig trennten sich und Recha zog<br />
mit Beate im Februar 1937 aus. Die Ehe wurde am 2.11.1939 geschieden. Recha wohnte<br />
seit der Trennung im Elternhaus in Flehingen, das seit dem Tod des Vaters 1935 wohl leer<br />
stand. Recha hatte engen Kontakt zu ihren Geschwistern und Schlessinger-Verwandten.<br />
Ihre Tochter Beate war anfangs bei ihr und zog um 1939 zu ihrer Schwester Eda Barth<br />
nach Ulm. Als Rechas Bruder Friedrich<br />
Schlessinger im Juni 1939 zu acht Monaten<br />
Haft verurteilt wurde, weil er versucht<br />
hatte, sein Geld ins Ausland zu bringen, besuchte<br />
ihn Recha schon am vierten Hafttag<br />
in Rottenburg am Neckar und weitere drei<br />
Mal. Sie gab an, seine Auswanderung voranbringen<br />
zu wollen, was ihm dann auch<br />
im Februar 1940 gelang.<br />
Im Oktober 1940 wurde Recha zusammen<br />
mit ihrem Cousin Robert Schlessinger und<br />
dessen Frau Fanny von Flehingen aus ins<br />
Lager Gurs in Südfrankreich deportiert. Sie<br />
hatten nur 20 Minuten Zeit zum Packen.<br />
Augenzeugen berichteten, dass Recha laut<br />
nach Beate rief und verzweifelt darum bat,<br />
zu ihr gelassen zu werden. In Gurs hatte sie<br />
den Schlafplatz über die ganze Zeit neben<br />
Fanny Schlessinger, der Frau ihres Cousins.<br />
Rechas Bruder Friedrich bemühte sich von<br />
den USA aus unermüdlich, aber vergeblich,<br />
Recha und Beate zu retten. Auch Bruder<br />
Leo Schlessinger, der in der Gegend um<br />
Gurs in einem Hotel interniert war, wollte<br />
Recha aus Gurs holen, da es in seinem Hotel<br />
in Aulus-les-Bains bessere Lebensbedingungen<br />
gab. Er schrieb mehrere Briefe an<br />
den Kommandanten und den Präfekten.<br />
Auch das scheiterte. Recha Baertig wurde<br />
am 6.8.1942 von Gurs ins Durchgangslager<br />
Drancy gebracht und am 10.8.1942<br />
von dort nach Auschwitz deportiert. Dort<br />
wurde sie gleich nach ihrer Ankunft am<br />
12.8.1942 ermordet.<br />
Von links: Friedrich, Edda und Recha Schlessinger,<br />
1918. Foto: Bea Ross, Newport, Rhode Island, USA.<br />
Häuser der Familien Schlessinger und Ettlinger in<br />
Flehingen, heute Samuel-Friedrich-Sauter-Str. 5<br />
und 7. Foto: Brigitte Kugler, Flehingen.<br />
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