06.11.2018 Aufrufe

Immobilia 2010/09 - SVIT

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fokus<br />

Corporate Architecture<br />

Iwan Bann © Vitra<br />

Das Vitra-Haus. Im Jahr 2004 lancierte der Möbelbauer<br />

Vitra eine «Home Collection». Weil für die<br />

Präsentation auf dem Vitra Campus in Weil am<br />

Rhein bislang keine Räume zur Verfügung standen,<br />

erhielten die Basler Architekten Herzog & de Meuron<br />

im Jahr 2006 den Auftrag, das Vitra-Haus für<br />

die Home Collection zu entwerfen. Das Konzept<br />

des VitraHaus verbindet zwei Themen, die bei Herzog<br />

& de Meuron wiederholt auftauchen: das Thema<br />

des Urhauses und das der Stapelung von Räumen.<br />

In Weil am Rhein lag es besonders nahe, auf<br />

die Idee des Urhauses aus fünf Flächen zurückzukehren,<br />

weil es sich um ein Gebäude handelt, in<br />

dem Einrichtungsgegenstände für den häuslichen<br />

Gebrauch präsentiert werden.<br />

Jugendherberge Scuol. Der Bau der Jugendherberge<br />

in Scuol ist spezifisch für den Ort gedacht und<br />

entworfen: Ein monolithischer Einzelbau, der die<br />

Stärke und Massivität eines alten Engadiner Hauses<br />

ausstrahlt, für den Ort gebaut ist und doch Eigenständigkeit<br />

und die Philosophie des Vereins verkörpert.<br />

Es ist die gelungene Synthese zwischen moderner<br />

Architektur und lokaler Baukunst. Im<br />

Minergie-Eco-Standard mit einheimischen, unbehandelten<br />

natürlichen Materialien erstellt, an zentraler<br />

Lage und regional verankert, wird das Haus und<br />

die Philosophie des Unternehmens zu einem Musterbeispiel<br />

umfassender Nachhaltigkeit.<br />

Die moderne Bayer-Konzernzentrale und die historischen<br />

Verwaltungsbebäude stehen sich gegenüber.<br />

lung, stechen sie noch mehr ins Auge. Heinrich<br />

Beer äussert sich kritisch dazu: «Identität<br />

durch Architektur sagt noch nichts<br />

über Qualität dieser Architektur aus.» Würden<br />

bei Coop-Verkaufsstellen die Logos<br />

entfernt, so liessen sich die Gebäude beim<br />

äusseren Blick nicht als solche identifizieren.<br />

Laut Heinrich Beer strebt Coop dies<br />

auch keinesfalls an. Anpassung an die äusseren<br />

Gegebenheiten und Nähe zum Kunden<br />

sind aus seiner Sicht wichtiger. Allerdings<br />

ist es für die Käufer von grosser<br />

Bedeutung, im Innern des Gebäudes auf einen<br />

immer gleichen Ablauf zu stossen.<br />

Während Verhandlungen mit Gemeindebehörden<br />

und Liegenschaftenbesitzern spürt<br />

Coop gerade wegen ihrem unaufdringlichen<br />

Erscheinungsbild gegen aussen das<br />

Wohlwollen der Gesprächspartner.<br />

Mehr als nur Zweck. Für Urs Bratschi sind<br />

Unternehmensgebäude mehr als nur eine<br />

zweckmässige Lösung zur Unterbringung<br />

der Infrastruktur. «Corporate Architecture<br />

ist Ausdruck der inneren Haltung von Unternehmen.»<br />

Als typisches Beispiel nennt<br />

er die Gebrüder Freitag. Sie stellen Damen-,<br />

Herrentaschen und Accessoires aus<br />

gebrauchten Materialien her, die auf der<br />

Strasse zu Hause waren: LKW-Planen, ausrangierte<br />

Autogurte, abgewetzte Fahrradschläuche<br />

und rezyklierte Airbags. Das<br />

Hauptgebäude in Zürich besteht aus alten<br />

Gütercontainern und stellt, so Urs Bratschi,<br />

«einen Landmark zwischen den diversen<br />

Verkehrsachsen aus Strasse und Schiene<br />

dar. Alles ist authentisch, Produkt, Materialisierung,<br />

Standort.»<br />

Ebenfalls ein besonderes Gebäude<br />

ist die neue Monte Rosa-Hütte, der «Bergkristall»<br />

mit Aussicht aufs Matterhorn. An<br />

der Berghütte lassen sich wegweisende<br />

Im Januar eröffnete Coop den Muripark in<br />

unmittelbarer Nähe zum Kloster.<br />

neue Technologien in Entwurf, Berechnung<br />

und Fertigung von Bauten exemplarisch<br />

darstellen – mit dem Ziel, hervorragende<br />

und innovative Architektur zu<br />

realisieren. An exponierter Lage auf 2883<br />

Metern über Meer steht die Hütte, die sich<br />

zu über 90% selber mit Energie versorgt.<br />

Die ETH Zürich will an diesem Beispiel die<br />

gelungene Verknüpfung von ausgezeichneter<br />

Architektur mit Nachhaltigkeit und<br />

modernster Technologie zeigen.<br />

Sorgfalt. Auffällige Bauten setzen einen<br />

Meilenstein in der Geschichte einer Unternehmung.<br />

Dennoch scheint es wichtig zu<br />

sein, dass sie sich in ihre Umgebung einpassen.<br />

Das vorne genannte Beispiel der<br />

Monte Rosa Hütte fügt sich durch seine besondere<br />

Form in die felsige und kantige<br />

Umgebung ein. Das Swiss-Re-Gebäude in<br />

London passt sich in das bestehende Quartier<br />

ein und fällt dennoch auf. Auch Coop<br />

hat sich bei einer der letzten Neubauten im<br />

aargauischen Muri Gedanken zur Lage mitten<br />

im Zentrum gemacht. Das in der Nähe<br />

stehende Kloster sollte auf keinen Fall konkurrenziert<br />

werden. Heinrich Beer erinnert<br />

sich: «Das Coop Center soll sich bewusst<br />

vom Kloster abheben und eine andere Architektur<br />

zeigen. Die zuständigen Personen<br />

inklusive Denkmalpflege stellten sich an<br />

unterschiedlichen Stellen vor Ort die Frage,<br />

welcher Klosterausschnitt noch sichtbar<br />

sei und was abgedeckt werde. Diese Art<br />

von Bauplanung hat aus meiner Sicht viel<br />

mehr Entwicklungspotential als das Planen<br />

ab Konserve.» Das Ergebnis scheint laut<br />

Heinrich Beer den Mehraufwand zu rechtfertigen.<br />

Gewichtung. Urs Bratschi, Geschäftsführer<br />

der Baukoma AG, ist der Meinung, dass<br />

6 | immobilia September <strong>2010</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!