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Immobilia 2010/09 - SVIT

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Fokus<br />

Corporate Architecture<br />

Laufen Forum, Laufen. Keramik Laufen blickt auf<br />

eine über hundertjährige Firmentradition zurück.<br />

Mit dem Neubau des Forums, als Zentrum und<br />

Hauptsitz des Unternehmens, wird ein in Beton gegossenes<br />

Postulat ganzheitlicher Kommunikation<br />

entwickelt, ein deutliches Bekenntnis zum Firmenund<br />

Produktionsstandort Schweiz gesetzt. Der ovale<br />

Monolith, expressiv zu zwei Dritteln über den<br />

Hang ragend, setzt ein starkes Zeichen nach aussen<br />

und schafft kräftige Identität nach innen. Die<br />

Themen «Fliessen» und «Homogenität» lassen den<br />

Zusammenhang zwischen Produkt, Produktion und<br />

Architektur spürbar werden.<br />

Swiss Re Tower in London. Obwohl die Swiss Re<br />

seit 2007 nicht mehr Besitzer dieses Hochhauses<br />

ist, hat der Turm seinen Namen behalten und bildet<br />

ein mögliches Beispiel für hohe Unternehmensbindung<br />

von Immobilien. Er wurde vom britischen<br />

Stararchitekt Lord Norman Foster<br />

entworfen. Der 590 Fuss bzw. 41 Stockwerke hohe<br />

Turm basiert auf einer hocheffizienten Konstruktion.<br />

Der Grundriss ist ein exakter Kreis, der sich<br />

mit zunehmender Höhe verengt und in einer<br />

stumpfen Spitze endet. Die Zigarrenform wirkt<br />

weit weniger massig als die konventionelle, rechteckige<br />

Blockbebauung. Die aerodynamische Form<br />

bietet wenig Angriffsfläche für den Wind, womit<br />

die Tragkonstruktion und die Verkleidung der Aussenhaut<br />

mit minimierten Querschnitten und Dimensionen<br />

höchst effizient realisiert werden<br />

konnten. Besonderen Wert legten Bauherrschaft<br />

und Konstrukteure auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz.<br />

Der Kern des Gebäudes versorgt die<br />

einzelnen Etagen mit Energie und Wasser. Deckplatten<br />

und eckige Fenster öffnen und schliessen<br />

sich je nach Aussenwitterung von Computeranlagen<br />

gesteuert. Es gibt Atrien über bis zu sechs<br />

Stockwerke, die für eine naturähnliche Ventilation<br />

sorgen. Die Klimatechnik ist nur bei extremen<br />

Wetterverhältnissen aktiv.<br />

die Neugestaltung des Eingangsbereichs<br />

genügen häufig, den Marketinggedanken<br />

zu vertiefen.<br />

Zur Verdeutlichung des Images<br />

kann ein verantwortungsvoller Umgang<br />

mit den natürlichen Ressourcen auf ein<br />

besonderes Umweltbewusstsein hinweisen.<br />

Auch die respektvolle Integration in<br />

den landschaftlichen oder städtebaulichen<br />

Kontext wird langfristig zu einem<br />

positiven Image nach aussen führen. Innovative<br />

und ergonomisch optimierte Arbeitsplätze<br />

mit besonderen Angeboten für<br />

An guten Beispielen<br />

können sich die Interessierten<br />

immer inspirieren<br />

lassen.»<br />

Urs Bratschi<br />

die Belegschaft sind das beste Marketing<br />

nach innen, um qualifizierte Mitarbeiter<br />

zu gewinnen.<br />

Unabhängig davon, wie gross<br />

oder klein, ob Fabrikations-, Handels-,<br />

Dienstleistungs- oder Gastronomieunternehmen<br />

– Urs Bratschi erachtet Corporate<br />

Architecture als «weder branchen- noch<br />

budgetabhängig, und die Wirkung ist<br />

meistens enorm stark, gegen innen wie<br />

gegen aussen. Kunden werden neugierig<br />

gemacht. Es kann erreicht werden, dass<br />

der Besuch im Unternehmen zum Erlebnis<br />

wird, dass man länger verweilt und immer<br />

wieder kommen will. Mitarbeitende<br />

reagieren mit besonderem Stolz, die Motivation<br />

steigt und qualifizierte Kandidaten<br />

lassen sich besser anwerben.»<br />

Bleibt noch die Frage nach den<br />

Kosten. Sowohl für Coop als auch aus<br />

Sicht der Baukoma AG spielen die Kosten<br />

eine sekundäre Rolle. Dazu Urs Bratschi:<br />

«Bei den Kosten liegt von null bis zu grossen<br />

Mehrkosten alles drin – je nach Möglichkeiten<br />

und Absicht. Bei Umsatzsteigerungen<br />

hörte ich schon von mehr als 30%.<br />

Richtig angegangen und umgesetzt, ist<br />

Corporate Architecture immer eine lohnende<br />

Investition.»<br />

Ausblick. Der Wert von Unternehmen und<br />

deren Immobilien nimmt im Rahmen des<br />

modernen Portfolio- und Assetmanagements<br />

stetig zu. In der Folge gewinnt<br />

eine strategisch geplante<br />

Corporate Architecture an Stellenwert.<br />

Ein Firmengebäude kann<br />

schnell aber zum Problemfall<br />

werden, wenn die Architektur<br />

sich nicht mehr mit der Haltung<br />

und den Inhalten eines Unternehmens<br />

deckt. Firmenarchitektur<br />

ist meist auf Dauerhaftigkeit ausgelegt,<br />

die jenseits von Produktionszyklen<br />

und Lebensdauer von<br />

Produkten liegt. Der ganze Sektor<br />

der temporären Messe-, Ausstellungs-<br />

und Eventarchitektur kann<br />

hier wesentlich schneller reagieren<br />

und ist beispielsweise für die<br />

Integration von avantgardistischen<br />

Ideen besonders geeignet.<br />

Bei Gebäuden, die für einen längeren<br />

Nutzungszyklus errichtet<br />

werden, muss eine langfristige<br />

Fortführung der Strategie möglich<br />

sein. Um eine kontinuierliche<br />

Weiterentwicklung zu gewährleisten, ist<br />

es notwendig, gegenüber neuen Entwicklungen<br />

und Veränderungen aufgeschlossen<br />

zu sein. Der bekannte Architekt und<br />

Designer Hadi Teherani fasst dies mit folgenden<br />

Worten zusammen:«Eine individuelle,<br />

spezifische, aber dennoch langfristig<br />

und zeitlose, also architektonisch<br />

angelegte Umsetzung von Unternehmenswerten<br />

wird gegenüber der schlichten,<br />

direkten Signalisierung von Farben,<br />

Schriftzügen oder Logos immer im Vorteil<br />

sein.»<br />

*Corina Roeleven-meister<br />

Die Autorin ist Redaktorin der Zeitschrift<br />

<strong>Immobilia</strong>.<br />

8 | immobilia September <strong>2010</strong>

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