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nAUS DEN ORTSTEILEN<br />
16<br />
Das Ende der Landarzt-Idylle?<br />
Von Ernst Lankenau | Hahn-<br />
Lehmden. Das waren noch Zeiten,<br />
als „Der Landarzt“ in der<br />
gleichnamigen Fernsehserie<br />
in Ruhe seine Patienten versorgen<br />
und sich gleichzeitig<br />
um viele andere Dinge kümmern<br />
konnte. Inzwischen wird<br />
es immer schwieriger, Mediziner<br />
zur Übernahme einer Praxis<br />
auf dem Land zu bewegen.<br />
Jetzt hat die Realität auch<br />
Hahn-Lehmden eingeholt. Allgemeinarzt<br />
Wolf-Dietmar Röcher<br />
sucht seit zwei Jahren einen<br />
Nachfolger. Da sich bisher<br />
kein Bewerber gefunden hat,<br />
hat sich der 68-jährige Mediziner<br />
jetzt dazu entschlossen,<br />
seine gut gehende Praxis zum<br />
31. Dezember zu schließen.<br />
Nach dem Weggang seiner Vorgängerin<br />
Dr. Haussler im Jahr<br />
1981 hatte Röcher im Juli 1986<br />
in der Straße Balsterhörn seine<br />
29. November 2018<br />
Der Allgemeinarzt Wolf-Dietmar Röcher findet keinen Nachfolger in Hahn-Lehmden. Seine Praxis schließt am 31. Dezember.<br />
Praxis tätigkeit aufgenommen.<br />
„Das war ein gewisses Wagnis“,<br />
erzählt der Arzt, „denn ich musste<br />
neben den Investitionen für<br />
die Praxis einen komplett neuen<br />
Patientenstamm aufbauen.“<br />
Und er betont: „Vor 30 Jahren<br />
hatte der Ort wesentlich weniger<br />
Einwohner als heute.“ Daher<br />
ist es ihm wichtig, dass sein<br />
Arztsitz auch in Hahn-Lehmden<br />
verbleibt. Es habe in den vergangenen<br />
zwei Jahren verschiedene<br />
Interessenten gegeben,<br />
aber die hätten entweder<br />
abgesagt oder wollten sich<br />
nicht in Hahn-Lehmden niederlassen,<br />
erzählt Röcher, der sich<br />
auch in Sachen Standortsuche<br />
engagiert hat. Da seine Praxisräume<br />
für einen neuen Betreiber<br />
wegen baurechtlicher<br />
Vorschriften nur noch übergangsweise<br />
nutzbar sind, hat er<br />
frühzeitig Kontakt zu Investor<br />
Heiko Menke aufgenommen.<br />
Dieser hat signalisiert, dass<br />
er sich eine Arztpraxis in dem<br />
geplanten Neubau neben dem<br />
Edeka-Markt vorstellen könne.<br />
Doch auch das zog keine neuen<br />
Ärzte an.<br />
Die Kassenärztliche Vereinigung<br />
Oldenburg (KVO)<br />
erklärt, dass sie keinen Bewerber<br />
zwingen könne, sich<br />
in Hahn-Lehmden nieder zu<br />
lassen. „Wenn dort ein Arztsitz<br />
frei wird, dann hat der<br />
Interessent die Möglichkeit,<br />
sich seinen eigenen Sitz frei<br />
im Bezirk Rastede/Wiefelstede<br />
zu wählen“, erläutert<br />
KVO-Geschäftsführer Helmut<br />
Scherbeitz. „Wir haben natürlich<br />
ein Interesse daran, dass<br />
der Arztsitz in Hahn-Lehmden<br />
bleibt. Wenn der Sitz aber<br />
nach maximal sechs Monaten<br />
immer noch unbesetzt ist,<br />
dann ist er komplett verloren“,<br />
unterstreicht Scherbeitz.<br />
Das Problem der Besetzung<br />
ländlicher Praxen greift immer<br />
mehr um sich. Viele junge Mediziner<br />
scheuen den Arbeitsaufwand<br />
in Landpraxen, Ärztinnen<br />
sind oft eher an einer<br />
Teilzeitbeschäftigung oder an<br />
der Beteiligung an einer Gemeinschaftspraxis<br />
interessiert.<br />
Das kann Manuela Sommer,<br />
Medizinische Fachangestellte<br />
in der Praxis Röcher, überhaupt<br />
nicht nachvollziehen: „Wir sind<br />
hier doch nicht in der tiefsten<br />
Provinz, und unser Chef muss<br />
auch nicht in Gummistiefeln zu<br />
den Patienten“, lässt sie ihrem<br />
Der Hausarzt hängt seinen Kittel an den Nagel. Wie es mit der<br />
Praxis weitergeht, ist offen | Foto: Lankenau<br />
Frust freien Lauf. Sie und ihre<br />
Kollegin Kerstin Wilken haben<br />
zum 1. Januar 2019 eine neue<br />
Arbeitsstelle gefunden, aber<br />
Meike Conrads nicht. Sie kann<br />
sich mit der Situation immer<br />
noch nicht abfinden. „Ich arbeite<br />
seit 31 Jahren hier und hatte<br />
mir das eigentlich auch bis zur<br />
Rente so vorgestellt“, bedauert<br />
sie. Sie werde vor allem den familiären<br />
Umgang in der Praxis<br />
und das freundschaftliche Verhältnis<br />
gegenüber den Patienten<br />
vermissen.<br />
Auch viele Bürgerinnen und<br />
Bürger, darunter Renate Bolte,<br />
machen sich Gedanken über die<br />
medizinische Versorgung im<br />
Ort. „Erst schließt der Zahnarzt<br />
seine Türen, jetzt der Hausarzt,<br />
und wer weiß, ob nicht auch<br />
noch die Apotheke zumacht“,<br />
sagt sie. Aus diesem Grund hat<br />
sie eine Unterschriftenaktion<br />
mit ausgelegten Listen in den<br />
örtlichen Geschäften gestartet,<br />
um Politik und Verwaltung für<br />
den Erhalt des Arztsitzes zu sensibilisieren.<br />
Die Gemeindeverwaltung<br />
hat bereits Gespräche<br />
mit der KVO und Wolf-Dietmar<br />
Röcher geführt. „Wir sind uns<br />
der Problematik bewusst und<br />
sind an der Sache dran“, erklärt<br />
Bürgermeister Dieter von Essen<br />
auf Nachfrage. Das Ergebnis sei<br />
allerdings offen.<br />
n<br />
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