Musiker Magazin 3/2018
Deutscher Rock & Pop Preis 2018 – Festivalkonzept; Schraubenyeti – Ein Tier am Klavier; MICAST– »Der Markt ist überschwemmt«; Christine Helms – »Ich hatte eine große Menge Glück«; Joachim Griebe – »Etwas mehr Solidarität und Hilfe unter Musikern wäre mehr als hilfreich für uns alle«; »We Call It Blues« – Interview mit Jörg Klein; Interview mit Alwin Smoke; Die Historie der Rock- & Popmusik: Teil 12: Eric Clapton – The Golden Sound; Stefan Lauterbach – »Es gibt nichts, was dieser Mann nicht selbst macht«; KINGS OF FLOYD – Die ultimative Pink Floyd Tribute Band; ETERNAL FLAME – »Smoke On The Mountain« – neues Album nach 16 Jahren; Google will der beste Freund der Plattenfirmen sein; Jule Neigel Band – 4. Akt...; Die andere Meinung: Ins Netz gegangen – Interview mit der EU-Abgeordneten Catherine Stihler; Produkt-News; CD-Rezensionen; Titelschutzanzeigen; Kleinanzeigen; Impressum
Deutscher Rock & Pop Preis 2018 – Festivalkonzept; Schraubenyeti – Ein Tier am Klavier; MICAST– »Der Markt ist überschwemmt«; Christine Helms – »Ich hatte eine große Menge Glück«; Joachim Griebe – »Etwas mehr Solidarität und Hilfe unter Musikern wäre mehr als hilfreich für uns alle«; »We Call It Blues« – Interview mit Jörg Klein; Interview mit Alwin Smoke; Die Historie der Rock- & Popmusik: Teil 12: Eric Clapton – The Golden Sound; Stefan Lauterbach – »Es gibt nichts, was dieser Mann nicht selbst macht«; KINGS OF FLOYD – Die ultimative Pink Floyd Tribute Band; ETERNAL FLAME – »Smoke On The Mountain« – neues Album nach 16 Jahren; Google will der beste Freund der Plattenfirmen sein; Jule Neigel Band – 4. Akt...; Die andere Meinung: Ins Netz gegangen – Interview mit der EU-Abgeordneten Catherine Stihler; Produkt-News; CD-Rezensionen; Titelschutzanzeigen; Kleinanzeigen; Impressum
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16 STORIES<br />
»Es geht nicht nur um<br />
eine gescheiterte<br />
Be ziehung zu einer Frau,<br />
vielmehr überhaupt um<br />
das Fehlen einer<br />
wichtigen Bezugsperson<br />
in meinem Leben.«<br />
aus Trier von „Picsell Emotions“, die hobbymäßig<br />
öfters Rap-Videos drehten. Ich war gleich von<br />
der Produktionsqualität begeistert und wir kamen<br />
ins Gespräch. Wie der Zufall es wollte, konnten<br />
die beiden auch den Kontakt zu Ronja herstellen,<br />
die später im Video mitspielte, und sie vermittelten<br />
mir über einen Bekannten ebenfalls die Location,<br />
also die Wohnung für den Dreh. Ich bin den beiden<br />
wirklich sehr dankbar für ihre Arbeit, ihre Ge -<br />
duld mit mir beim Dreh und ihr günstiges An gebot<br />
für die Produktion. Für gleiche Arbeit hätten größere<br />
Produktionsfirmen sicher ein halbes Ver mögen<br />
verlangt.<br />
MM: Obwohl der Song gescheiterte Liebe und<br />
Liebeskummer verarbeitet, ist er trotzdem<br />
tanz bar. Wie machst aus traurigen Themen<br />
Clubsongs?<br />
MICAST: Ehrlich gesagt, mache ich mir oft nicht<br />
konkrete Gedanken, ob Text und Melodie von der<br />
Stimmung 100 % zusammenpassen. Natürlich<br />
gibt es Melodien, die überhaupt nicht mit einem<br />
Text funktionieren und albern wirken, aber ich<br />
sehe da immer viel Spielraum.<br />
Bei „Daydream“ ist es so, das im Instrumental-<br />
Part auch mein Optimismus und meine Hoffnung<br />
zum Ausdruck kommen. Ich durchlebe zwar viele<br />
Zeiten, in denen es mir gar nicht gutgeht, aber<br />
gerade dadurch weiß ich auch, dass es nur besser<br />
werden kann. Auf die Thematik im Song bezogen,<br />
würde ich sagen, dass ich auch nach ge -<br />
schei terter Beziehung noch mal jemand finden<br />
werde und irgendwann eine eigene, weniger pro -<br />
blem belastete Familie haben werde.<br />
Der Song war mir persönlich sehr wichtig, da<br />
er sich auf meine eigene Gefühlswelt bezieht und<br />
ich damit auch Probleme nach außen getragen<br />
habe. Es geht nicht nur um eine gescheiterte Be -<br />
ziehung zu einer Frau, vielmehr überhaupt um das<br />
Fehlen einer wichtigen Bezugsperson in meinem<br />
Leben. Ich hatte in meiner Kindheit und Jugend<br />
keine gute Familiensituation, sodass mir auch dies<br />
einige psychische Probleme mitgegeben hat. Das<br />
ist etwas, worüber ich erst seit ca. drei Jahren, also<br />
auch seit der Entstehung des Songs, offener sprechen<br />
kann.<br />
MM: Elektronische Musik erlebt seit ein paar<br />
Jahren einen Hype. Wie bewertest du diese<br />
Entwicklung?<br />
MICAST: Einerseits finde ich es natürlich gut, dass<br />
mein Genre gerade so im Trend ist. Andererseits ist<br />
der Markt auch so überschwemmt, dass es unter<br />
der Vielzahl der Veröffentlichungen kaum möglich<br />
ist, seinen Bekanntheitsgrad nur aufgrund des<br />
musikalischen Talents zu steigern. Viel wichtiger ist<br />
mittlerweile das Marketing mit dem dahinterstehenden<br />
Budget geworden und nicht mehr die<br />
Musik selbst.<br />
Für jemanden wie mich, der mehr im Studio sitzt<br />
und nicht als DJ tourt, ist das natürlich keine gute<br />
Voraussetzung. Viele Labels nehmen sogar nur<br />
noch Musik an, wenn die Followerzahlen auf Face -<br />
book und Instagram stimmen, wo also schon eine<br />
Fan-Basis besteht. Ein guter Song alleine reicht<br />
lange nicht mehr.<br />
Was ich selbst sehr schade finde, ist, dass viele<br />
bekannte DJs ihre Musik mittlerweile bei sogenannten<br />
Ghostproducern einkaufen, da sie selbst<br />
gar nicht in der Lage sind, mit Studiosoftware zu<br />
arbeiten. Vorne steht dann der Name des DJs, und<br />
der Hörer denkt, dass er auch hinter der kreativen<br />
Arbeit der Musikstücke steht.<br />
Aber so ist Markt eben. Selbst ich habe schon<br />
ein paarmal Songs für andere DJs produziert,<br />
um etwas Geld zu verdienen, aber es schwingt<br />
bei mir immer etwas das Gefühl mit, meine Seele<br />
zu verkaufen.<br />
MM: Woran arbeitest du zurzeit?<br />
MICAST: Ich habe gerade meinen neuen Song<br />
„You’ll Never Know“ mit einer Sängerin aus meiner<br />
Heimatstadt fertiggestellt und stelle derzeit An -<br />
fragen bei Labels für eine Veröffentlichung. Es geht<br />
in dem Song thematisch um eine heimliche Liebe<br />
und beruht, wie schon „Daydream“, auf eigenen<br />
Gedanken. Stilistisch geht er in die Richtung aktueller<br />
Dance-Songs und ist eher etwas fürs Radio<br />
als für den Club. Ich bin gespannt, wie es damit<br />
weitergeht.<br />
WEB: WWW.FACEBOOK.COM/DJMICAST<br />
INTERVIEW: JANA MOYSICH<br />
musiker <strong>Magazin</strong> 3/<strong>2018</strong>