PRAXIS FAMILIE DREHER, OFTERDINGEN KURZE WEGE Der Oberwiesachhof in Ofterdingen, Baden-Württemberg, ist ein Paradebeispiel der kurzen Wege: Das Futter für die 200 Rinder des Betriebes wird nur wenige Meter neben dem Kuhstall angebaut und die Milch auf der anderen Seite des Hofes per Milchtankstelle an den Endkunden verkauft. Salopp gesagt: Vom Acker in die Kuh und zum Kunden. Kompakter wird eine Produktionskette wahrlich nicht! 48
Familie Dreher vor dem Hofladen. Hier wird Rohmilch von den eigenen Kühen verkauft, aber z. B. auch Kartoffeln, Eier und Mehl. Es ist ein imposanter Anblick über Gehöft und Flächen des Oberwiesachhofes. Von einem Hügel aus lässt sich ein Teil des Gebietes überblicken, über den Hof, den Kälberstall, Kuhstall, Biogasanlage, Hofladen, Wohnhaus und jede Menge üppiger Wiesen. Die Trockenheit <strong>2018</strong> scheint um diese Region einen Bogen gemacht zu haben; das Gras wächst und auch ein paar Insekten tummeln sich. Doch der Eindruck täuscht: „Wir kommen in diesem Jahr zwar auf unsere reguläre Anzahl an Schnitten, aber einige davon bringen nur den halben Ertrag“, erklärt Landwirt Karl Martin Dreher, der den Oberwiesachhof gemeinsam mit seiner Frau Christel, seinem Sohn Michael und einem Mitarbeiter bewirtschaftet. Die Wege hier sind kurz; die Grünlandflächen liegen nur wenige hundert Meter um den Oberwiesachhof herum – das spart Zeit und ist praktisch für die Bewirtschaftung der Flächen. Damit das so funktioniert, hat Landwirt Karl Martin Dreher vor ein paar Jahren einige seiner Flächen mit dem Nachbarn getauscht: „Die Äcker waren mehr oder weniger durchgemischt. Nun habe ich eine zusammenhängende Fläche und er ebenfalls. Die Bodenqualität und Hektar waren ungefähr gleich, sodass wir 1:1 tauschen konnten.“ Das Verhältnis zum Nachbarbetrieb ist gut – Karl Martin Dreher übernimmt bei Bedarf die Grünfutterernte für den angrenzenden Betrieb als Lohnunternehmer mit. „Der Krone EasyCut läuft bei uns ohnehin, und wenn es dort einen Engpass gibt, springen wir gerne ein“, erklärt Karl Martin Dreher. Trotz der heißen Temperaturen und damit einhergehender geringer ausfallender Ernte hat der Landwirt in diesem Jahr nicht mehr Futter als sonst zukaufen müssen. „Der Großteil unseres Futters kommt aus eigener Hand, aber wir füttern auch Eiweiß- und Mineralfutter vom Landhandel.“ Angebaut werden Kleegras, Luzerne, Wintergerste und Mais. „Seit wir mit Kleegras und Luzernen füttern, ist die Milchleistung merklich angestiegen“, freut sich der Landwirt. „Wir kommen derzeit auf gute 8.000 kg und in naher Zukunft könnten wir auf 9.000 kg kommen. Für Fleckvieh ist das nicht ganz schlecht“, schmunzelt er. Milchkühe und Trockensteher bekommen täglich eine Futterration Silage. Das Jungvieh wird einmal täglich mit Grassilage gefüttert und freut sich gelegentlich über Salat. Wenn die Bullen etwas älter sind, bekommen sie eine Extraration. Familie Dreher hält insgesamt etwa 200 Stück Vieh, davon 70 Milchkühe und 20 Bullen. Die Herde besteht komplett aus Fleckvieh. „Diese Rasse ist bei uns in der Region üblich. Es gibt nur wenige Betriebe, die andere Rassen halten.“ Pro Jahr produzieren sie 600.000 kg Milch mit einem Fettanteil von 4 % und 3,6 % Eiweißgehalt. Es werden keine Kühe zugekauft, eher verkauft. ARBEITSTEILUNG NACH BEDARF Der Oberwiesachhof bewirtschaftet 205 ha, davon 105 ha Ackerland und 100 ha Grünland. Dem Landwirt gehören davon 35 ha, der Rest ist gepachtet. „Es gibt bei uns kaum richtige Pachtverträge. Wir bewirtschaften die Flächen seit vielen Jahren“, erklärt Karl Martin Dreher. Auf extensivem Grünland wie den Streuobstwiesen kommt er auf zwei Schnitte pro Jahr, bei intensiven Flächen sind es bis zu fünf. „Dieses Jahr hatten wir bisher drei Schnitte, aber der dritte war eher wie ein halber“, erzählt Michael Dreher, der vergangenes Jahr seine Prüfung zum Landwirtschaftsmeister absolviert hat. 49