22.12.2018 Aufrufe

Snowtimes 2019 Davos

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

40<br />

vor einigen Jahren einer der meistgehassten<br />

Personen. Und heute redet er vor der UNO.<br />

Wer hätte das gedacht, vor 20, 30 Jahren?<br />

Damals hätten sie ihn erschossen beim Anflug,<br />

oder? Er musste einen Bunker haben in<br />

Libyen, niemand durfte wissen, wo er ist.<br />

Die Welt verändert sich. Das ist im Sport so,<br />

in der Politik, im Beruf, in der Gesellschaft,<br />

in der Kultur, überall. Das ist das Tempo.<br />

Eigentlich unvorstellbar. Und wahrscheinlich<br />

sind wir die Glücklichen, dass wir die<br />

grössten Veränderungen, die es je gegeben<br />

hat, miterleben dürfen. Und man kann sich<br />

vielleicht fragen: Geht das noch so weiter?<br />

Wird auch die nächste Generation ein solches<br />

Tempo von Veränderungen erleben? Wenn ja,<br />

dann gibt es bald eine nächste Revolution.<br />

Und hoffentlich bringen wir es bezüglich<br />

Spenglercup eines Tages zustande, dass ein<br />

NHL- Team kommt.<br />

Alles ist zu schnell gegangen für die<br />

heutige Generation der 20 –25 jährigen.<br />

Ja, wahrscheinlich schon, ich weiss es<br />

nicht. Ich frage mich halt, ob man nicht<br />

bald wieder etwas stabilisieren muss, etwas<br />

zurückfahren. Ich weiss nicht, was da noch<br />

alles kommt. Aber was hinter uns liegt, das<br />

war auf jeden Fall rasant. Veränderungen in<br />

einem unglaublichen Tempo. Und wenn das<br />

so weitergeht, dann erleben wir noch einige<br />

Scharmützel. Und vor allem die nächste Generation,<br />

hier zum Beispiel der junge Journalist<br />

und der junge Fotograf: Sie werden noch<br />

brutal viel erleben. Und dann muss man sich<br />

fragen: Geht das überhaupt? Die Antwort:<br />

vermutlich ja.<br />

Wenn ich an meinen Vater denke, dann kann<br />

ich mir das jetzt ein wenig vorstellen. Der hat<br />

ja getobt, als er uns sah. Damals, als wir jung<br />

waren. Wir hatten lange Haare, spielten ein<br />

wenig Gitarre, trugen Stiefel und enge Jeans,<br />

vielleicht ein Lederjäckchen oder einen Hut<br />

auf dem Kopf. Wir waren Ausserirdische für<br />

ihn. Er hat sich geschämt für uns. Auch für<br />

unsere Sprache. Und bei der Musik zeigte<br />

sich der Unterschied ebenso deutlich: Sie<br />

hörten noch Ländler oder Oberkrainer oder<br />

irgend sowas. Und ich kam da mit einem<br />

Bum-Bum-Bum. Wir lehnten uns also bereits<br />

auf. Mein Vater war eigentlich ein ganz<br />

lieber. Ich bin sehr stolz auf ihn und auf<br />

das, was er mich alles gelehrt hat, trotz den<br />

grossen Fights, die wir ausgefochten haben.<br />

Aber in der Schule herrschte völlig autoritäre<br />

Erziehung vor. Wenn man in die Schule kam,<br />

dann mussten alle aufstehen. Und manchmal<br />

vergingen einige Minuten, bis die Erlaubnis<br />

folgte, dass wir absitzen. Es kam ganz auf<br />

die Laune des Lehrers an. Wenn er einen<br />

schlechten Tag hatte, dann lief er zuerst durch<br />

die Reihen und gab noch zu jedem einen<br />

negativen Kommentar. Wir standen nur da<br />

und machten keine Bewegung. Und sicher<br />

gab niemand einen Ton von sich. Und wenn<br />

man das heute anschaut: Das glaubt dir keiner<br />

mehr. Die heutigen Jungen würden sich<br />

das nicht mehr bieten lassen. Die würden<br />

dem Lehrer glatt eine runterhauen, wenn er<br />

so auftreten würde, wie das unsere Lehrer<br />

noch gemacht haben. Die haben einen ganz<br />

anderen Umgang mit den Lehrern. Und das<br />

sind schon gewaltige Unterschiede. Die Generation,<br />

die auf uns folgt, die wissen das gar<br />

nicht mehr, was wir da eigentlich für eine<br />

«Revolution» durchmachten.<br />

Die Musik war für uns damals ein ganz<br />

besonderes Ventil.<br />

Absolut. Wobei das heute auch so ist. Und<br />

ich kann die Jungen verstehen. Also wegen<br />

der Musik kann ich die Jungen wirklich verstehen.<br />

Ich muss jeweils lachen, wenn sich<br />

meine Kollegen über die Jungen beklagen<br />

und über die komische Musik, die sie hören.<br />

Dann sage ich nur, dass haben wir ja genauso<br />

gemacht. Ich weiss, wie das geht: Die Mode,<br />

der Slang, die Spiele. Ich kenne das alles aus<br />

meiner Jugend. Und mir gefällt die heutige<br />

Jugend.<br />

Noch einmal zurück zum Spenglercup: Ist<br />

das realistisch, dass europäische Meister<br />

vermehrt nach <strong>Davos</strong> kommen? Entwickelt<br />

sich das in diese Richtung?<br />

Ich glaube schon, ja. Man weiss ja auch<br />

nicht, wann sich der Spenglercup einmal<br />

zu Tode läuft. Das könnte ja sein, dass auf<br />

einmal das Interesse zurückgeht, es sieht im<br />

Moment nicht danach aus, aber die anderen<br />

Clubs torpedieren ihn ja seit langem. Sie<br />

würden die Zeit zwischen Weihnachten und<br />

Neujahr auch gerne für Spiele nutzen. Und<br />

so muss man halt schauen, dass man diesen<br />

Angriffen standhält. Oder allenfalls die Clubs<br />

integriert. Es ist eigentlich schade, dass sie<br />

einen so traditionsreichen Event torpedieren<br />

und versuchen, kaputt zu machen. Das zeigt<br />

das Gegenteil von einer Globalisierung. Wie<br />

ein alter Klassenkampf. Jeder will nur sein<br />

Gärtchen verteidigen und schaut, dass er den<br />

andern kaputt macht. Das ist doch eigentlich<br />

komisch und eine alte, verkrampfte Mentalität.<br />

Statt dass man sagt: Wir bringen den<br />

Spenglercup zusammen weiter.<br />

Schliesslich dient der Spenglercup ja<br />

eigentlich allen. Kannst Du dir vorstellen,<br />

neben <strong>Davos</strong> auch Schweizer Spitzenmannschaften<br />

zuzulassen?<br />

Ja, auf jeden Fall! Bern, Zürich, Lugano und<br />

andere. Die können sich ja dann abwechseln.<br />

Und nun noch ein Thema, das in letzter<br />

Zeit breit getreten wurde. Die Nationalmannschaft.<br />

Wie hättest Du das mit<br />

dem HCD eigentlich unter einen Hut<br />

gebracht?<br />

Das wäre kein Problem gewesen. Allerdings<br />

eines müsste ich noch etwas lernen: Mehr delegieren.<br />

Auch ich muss noch viel lernen. So<br />

hätte das funktioniert. Den Club etwas mehr<br />

delegieren und in der Nationalmannschaft<br />

sowieso delegieren. Wir hatten ja ein bestimmtes<br />

Konzept. Mit einigen Änderungen.<br />

Zum Beispiel: Am Deutschland-Cup zwei<br />

Trainer, die jetzt in der Ausbildung sind,<br />

mit einer U-23 vor Ort. Ohne mich. Die<br />

A-Nationalspieler können Daheim bleiben,<br />

die Clubs weiterspielen – dies die erste Änderung,<br />

die ich in meinem Konzept vorsah.<br />

Neu hätte es eine U-23 Nationalmannschaft<br />

gegeben. Einerseits zur besseren Förderung<br />

der Jungen. Andererseits zur Entlastung der<br />

SNOWTIMES <strong>2019</strong><br />

DAVOS KLOSTERS

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!