Berliner Kurier 22.01.2019

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* BERLIN Böllerverbot Wie viel Wumms hat der Geisel-Vorstoß? SEITE 8 DER ROTE TEPPICH Ehre, wemEhregebührt! Angela Winkler, Kult-Schauspielerin, wird heute 75 Jahre alt Foto: dpa Sie spielte die Titelrolle in der Heinrich-Böll- Verfilmung „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“. In „Die Blechtrommel“ war sie die Mutter des kleinen Oskar Matzerath. Die <strong>Berliner</strong>in hat am Theater mit Größen wie Robert Wilson, Peter Zadek, Peter Stein und Christoph Schlingensief zusammengearbeitet. Viel Film- und Theatergeschichte spiegelt sich im Leben von Angela Winkler. Heute wird die Schauspielerin, die in Templin geboren wurde, 75 Jahre alt. Nach Rente klingen ihre Termine nicht. Es gebe derzeit keine Gelegenheit für Interviews, wie ihre Agentur ausrichtet. Zu viel zu tun. 2019 wird Angela Winkler viel Theater spielen und viel drehen. An ihrem Geburtstag, also heute, steht sie in Prag für den ZDF-Mehrteiler „The Wall“ vor der Kamera, darin geht es um das Ende der DDR. Davor stand Wilsons „Oedipus“-Inzenierung an, wo sie Italienisch spricht. Noch im Januar geht es nach Hamburg. Dort zeigt sie als Giftmischerin im St.- Pauli-Theater in „Arsen und Spitzenhäubchen“ ihre komödiantische Seite. Düstere Projekte hatte sie auch: mit dem Horrorfilm „Suspiria“ und der Netflix-Serie „Dark“. Fragen? Wünsche? Tipps? Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456 (Mo.–Fr. 10–18 Uhr) 10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105 E-Mail: leser-bk@dumont.de Abo-Service: Tel. 030/232777 Fotos: dpa, Lehrke Schießstand-Affäre Krank durch Pulverdampf? Charité findet keinen Beweis
* Pfusch-Blitzer <strong>Berliner</strong> können Geld zurückbekommen SEITE 12 SEITE7 BERLINER KURIER, Dienstag, 22. Januar 2019 Jetzt mussfür jeden Einzelfall entschieden werden, ob Polizisten entschädigt werden Berlin – Polizisten müssen das Schießen lernen und üben. In Berlin führte das zu gesundheitlichen Gefahren: Die Beamten feuerten über Jahre in schlecht belüfteten Schießanlagen Pistolen, Gewehre und MPs ab, waren Pulverqualm ausgesetzt, der Schwermetalle enthält. Es gibt die Vermutung, dass viele von ihnen dadurch krank wurden. Doch was einige Dutzend Beamte erfuhren, die zu einer Experten-Anhörung im Innenausschuss gekommen waren, gefiel ihnen weder medizinisch noch finanziell. Der Senat hatte zwar Geld bereitgestellt, das Beamten, die möglicherweise durch das Einatmen von Blei, Antimon oder Mangan beziehungsweise den Hautkontakt erkrankt sind, in Beträgen von 3000 bis 80 000 Euro ausgezahlt wird. Damit wollte Innensenator Andreas Geisel (SPD) die Situation „schnell befrieden“ und Schadenersatz leisten, ohne dass die Beamten den Rechtsweg beschreiten müssen. Darüber befand im zweiten Halbjahr eine Bewertungskommission anhand von medizinischen Unterlagen und Aussagen der Beamten, die Anträge gestellt hatten. 299 Anträge wurden laut Polizei abgelehnt, 487 genehmigt. 3,3 Millionen Euro wurden ausgezahlt: 326 Polizisten bekamen 3000 Euro, 140 zwischen 7500 und 70 000, einer 80 000 Euro. Die Kommission unter Leitung der früheren Präsidentin des Landessozialgerichts Monika Paulat sah sich Kritik ausgesetzt. Angelo L. (l.) ist wegen Krankheit pensioniert, bekam kein Geld, Karsten Loest erhielt 3000 Euro.Beide übten als SEK-Männer oft das Schießen. Karsten Loest (52) von der Initiative B.I.S.S., die sich für die Interessen der betroffenen Beamten einsetzt, sagte bei der Anhörung, dass die Auszahlung nicht gerecht sei. Sohätten Beamte wie er, die teilweise jahrzehntelang in einer der 13 im Jahr 2013 geschlossenen Schießanlagen geübt hatten, ebenso 3000 Euro erhalten wie Kollegen, die erst seit 2015unter deutlich besseren Umständen geschossen hätten. Andere wie Angelo L. (50) gingen sogar ganz leer aus, trotz Haut- und Nierenerkrankungen, die zu seiner Pensionierung führten. Loest forderte eine „Nachjustierung“ bei den Entschädigungen, deren Möglichkeit Geisel zugestand. Der Aktendeckel sei nicht geschlossen, auch wenn die Kommission ihre Arbeit beendet hat. Die Beamten könnten auch weiter versuchen, eine Entschädigung einzuklagen. Doch machte weder Martina Paulat ihnen Mut, noch Charité-Chef Professor Dr. Karl Max Einhäupl. Es sei nicht zu beweisen, dass Krankheiten ihren Grund im Pulverdampf haben. In der Klinik waren im Frühjahr 2018 Atemwege, Blut und Urin von Polizisten untersucht worden. 53 hatten ein bis 40 Jahre lang sehr viel, 94 wenig und 76 –als Kontrollgruppe – nie geschossen. Dabei kam laut Einhäupl heraus, dass keine Hinweise auf „langfristige Störungen“ festgestellt werden konnten. Umgekehrt sei nicht zu beweisen, dass der Pulverdampf keine Krankheiten nach sich gezogen hat. Einhäupl gestand zwar zu, dass es Vergiftungen gegeben habe, zum Beispiel Husten, schwarzen Auswurf, Augenbrennen. Die Symptome, die von zwei Dritteln der „Vielschießer“ beschrieben wurden, seien aber in der Regel binnen Stunden verschwunden, sagte Charité-Lungenärztin Dr. Uta Liebers. Sie hätten keinen „Krankheitswert“, erklärte der Laboratoriumsmediziner Professor Dr. Rudolf Tauber. Bei Mangan und Antimon seien minimale Werte gefunden worden. Nur bei den „Vielschießern“ habe sich im Bluteine leicht erhöhte Bleikonzentration gefunden. Sie habe jedoch weit unterdem Bleiwert gelegen, den alle Deutschen im Mittel haben. LautTauberhattekeiner der untersuchten Polizisten Symptome, die auf eine Bleivergiftung hindeuten. GerhardLehrke Schon 2005 hatte die Polizeiführung Hinweise auf schlecht belüftete Schießanlagen, erst 2013 wurden sie geschlossen.
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