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Das Gedächtnis der Südtiroler Optanten Tiroler Volksschauspiele Telfs widmen sich mit Mitterer-Stück einer dunklen Vergangenheit Nur ein Hauptstück steht heuer auf dem Programm der Tiroler Volksschauspiele, denen Obmann Markus Völlenklee noch für diese Theatersaison zur Verfügung stehen wird. Und es bleibt ihm wohl wenig anderes übrig, denn immerhin ist es seine Idee gewesen, den Abriss der Südtiroler Siedlung in Telfs zu nutzen, um in der dortigen authentischen Atmosphäre das eigens für die Bühne adaptierte Stück von Felix Mitterer „Verkaufte Heimat. Das Gedächtnis der Häuser“ zur Aufführung zu bringen. Über das Rahmenprogramm rund um das einzige Hauptstück hüllt sich der Vorstand indes noch in Schweigen. Wie es organisatorisch im Verein zukünftig weitergehen wird, ist übrigens derzeit Thema diverser Gespräche. Von Agnes Dorn „Wir wollten den Abriss als theatralischen Ort noch einmal nutzen und die Geister, die hier wesen, noch einmal ins Bewusstsein zu rufen“, freut sich der Ideengeber und Obmann der Tiroler Volksschauspiele Markus Völlenklee darüber, dass es auch dank der Neuen Heimat möglich geworden ist, die Gebäude der Südtirolersiedlung vor ihrem endgültigen Abriss noch einmal mit der Geschichte ihrer Vergangenheit zu konfrontieren. Unter der Regie von Klaus Rohrmoser wird die Geschichte dreier Familien erzählt werden, die nach dem Zustandekommen des Hitler-Mussolini-Pakts die Wahl zu treffen hatten, die Option für Deutschland zu wählen und die Heimat zu verlassen oder in Südtirol unter italienischer Herrschaft zu bleiben. „Ende 1939 hatten sich bereits 86 Prozent der Südtiroler für die Auswanderung entschieden, wobei nur die Familienväter abstimmen durften. So hat es Zerwürfnisse innerhalb der Familien gegeben“, beschreibt Felix Mitterer die Ausgangslage seiner Erzählung. Und die spielt in der sogenannten „Warmwassersiedlung“ in Telfs, jener Siedlung, die für die damalige Zeit „unglaublich luxuriös“ gewesen sei, wie auch der Direktor der Neuen Heimat Tirol, Hannes Gschwenter, aus Aufzeichnungen der damaligen Zeit weiß. Um die Geschichte der Südtiroler Optanten möglichst realistisch abzubilden, hat Mitterer auch direkt vor Ort recherchiert. Die Zeitzeugen sind inzwischen alle verstorben, doch mit einigen Kindern hat er noch reden können. GEÖFFNETE FASSADE. Dem Inhalt entsprechend wird die ganze Produktion Passionscharakter erhalten, wie Details vermuten lassen: Über 40 Mitwirkende – darunter viele Südtiroler Schauspieler sowie zehn Kinder, die eine zentrale Funktion erfüllen – werden die Freilichtbühne bevölkern, die dank der Abrissgeräte der Neuen Heimat in jenen Wohnung angesiedelt sein wird, die heute noch ihren Bewohnern eine Heimat gibt. Deren Übersiedelung in die bereits neuen Siedlungsgebäude steht kurz bevor und in wenigen Monaten wird die derzeit noch schützende Fassade entfernt und einen Blick ins Innere gestatten, das von Karl-Heinz Steck in Szene gesetzt werden wird. Die Zuschauer finden sich dabei auf den überdachten 400 Plätze fassenden Tribünen ein, um vom 25. Juli bis zum 31. August die 26 Vorstellungen, die mit Pause jeweils rund dreidreiviertel Stunden dauern werden, entsprechend geschützt genießen zu können. Bürgermeister Christian Härting, Autor Felix Mitterer, Obmann Markus Völlenklee, Geschäftsführerin Silvia Wechselberger und Regisseur Klaus Rohrmoser warten gespannt auf den Beginn der Abbrucharbeiten an diesem Haus. RS-Foto: Dorn GEGENWARTSBEZUG. Die „Kernkompetenz der Volksschauspiele“ sei jenes Streben nach aktuellen Bezügen, so Mitterer. Die Aussiedlerthematik des Hauptstücks wird deshalb auch weitergetragen im Rahmenprogramm, von dem bisher nur ein Werk bekannt geworden ist: So trägt das Kunstprojekt des Tiroler Bildhauers Franz Wassermann dem Gegenwartsbezug Rechnung. Er inszeniert seine Installationen in Zusammenarbeit mit Steck und lässt dabei auch das Publikum partizipatorisch Anteil nehmen. In der Auseinandersetzung mit Flucht, Fremdsein und den sozialen Strukturen, die diese Thematiken umgeben, will Wassermann Ängste abbauen. „Die Intention der Volksschauspiele ist es, die kritische Auseinandersetzung anzuwenden. Die Förderung der Erinnerungskultur ist seit 2013 Schwerpunkt des Landes“, sieht Landesrätin Beate Palfrader den Wert der Kunst auch in der Aufarbeitung der Vergangenheit. „Den Bezug zur Gegenwart schätze ich sehr an den Mitterer-Stücken, denn auch bei uns wäre die Willkommenskultur verbesserungswürdig“, zieht sie Parallelen zur Gegenwart. Wie die Arbeit des Vorstandes der Volksschauspiele zukünftig organisiert sein wird, ist derzeit Thema der Gespräche, an denen sich die Gemeinde Telfs als Hauptsponsor, das Land sowie der Vereinsausschuss beteiligen. Angedacht ist es, eine neue Organisationsform zu finden, die auch die Vorstandsmitglieder von der persönlichen Haftung für ein immerhin 800.000 Euro schweres Budget entbinden soll. Und auch wenn Völlenklee zwar als Obmann zurückgetreten ist, bleibt er den Spielen doch auch weiterhin erhalten. Künstlerischer Clan Wo die Bühne, die Tribüne, das Zelt für die Verpflegung und die Sanitäranlagen hinkommen, ist schon festgelegt, wie die Verantwortlichen erklären. (ba) Im Rahmen der Ausstellung „Zauner und Zauner“ findet am Samstag, dem 9. Februar, in der Städtischen Galerie Theodor von Hörmann ab 19 Uhr ein Abend der besonderen Art statt: Der Frage „Zaun für Europa?“ gehen die Brüder Karl, Albin und Johann Zauner in einem Mix aus Lesung sowie rhetorischen und musikalischen Einlagen nach. Musikalisch begleitet werden die kreativen Brüder aus Silz von „High Five“ sowie Leon Kaiser (Gitarre) und Verena Zauner (Cello) aus der zweiten Generation des Zauner-Clans. Der Eintritt ist frei. Foto: Festung Europa, Albin Zauner 2016 RUNDSCHAU Seite 46 6./7. Februar 2019
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