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Erst Personal finden, dann das Hotel bauen<br />
Arbeitslosigkeit im Bezirk war 2018 mit 7,6 Prozent auf einem Tiefstand – Personalsuche wurde schwieriger<br />
Es ist schwieriger geworden,<br />
Mitarbeiter zu finden – im<br />
Tourismus, mittlerweile aber<br />
auch in anderen Branchen.<br />
Die Kehrseite der Medaille:<br />
eine historisch niedrige Jahresarbeitslosenquote<br />
im Bezirk<br />
Landeck von 7,6 Prozent.<br />
Von Daniel Haueis<br />
Die Arbeitslosenquote für das<br />
Jahr 2018 betrug im Bezirk Landeck<br />
7,6 Prozent – das ist nicht nur<br />
erstmals seit Jahrzehnten niedriger<br />
als in Österreich (7,7 %), sondern<br />
auch ein Tiefstand seit mehr als 30<br />
Jahren: „Ich weiß die Arbeitslosenquote<br />
noch nie so niedrig“, sagt<br />
AMS-Chef Günther Stürz. In den<br />
letzten beiden Jahrzehnten betrug<br />
die Arbeitslosenquote meist um die<br />
10 Prozent. Im Schnitt waren bei<br />
20756 unselbstständig Beschäftigten<br />
1714 Menschen arbeitslos gemeldet,<br />
178 weniger als im Jahr 2017. Bei den<br />
unter-25-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit<br />
um 12,5 % gesunken (213 Arbeitslose),<br />
bei den über-50-Jährigen<br />
um 8,5 % (515 Arbeitslose). Und<br />
man ist in Landeck nicht lange arbeitslos:<br />
Mit Imst und Reutte weist<br />
der tourismusintensive Bezirk mit<br />
46 Tagen die kürzeste Bezugsdauer<br />
in Tirol auf; länger als ein Jahr auf<br />
Arbeitssuche waren im Schnitt 15<br />
Menschen (– 8) – das ist ein österreichweiter<br />
Topwert. 31 Menschen<br />
suchten länger als ein halbes Jahr<br />
(– 26). Gesunken ist auch die Zahl<br />
der Schulungsteilnehmer: 105 gab es<br />
2018, 38 weniger als im Jahr zuvor.<br />
Lehrstellensuchende gab’s mit 12<br />
um einen mehr, 83 offene Lehrstellen<br />
bedeuten ein Minus von 28,6 %<br />
– die Betriebe melden mangels Erfolgsaussichten<br />
die offenen Lehrstellen<br />
nicht mehr so flächendeckend<br />
wie früher.<br />
AMS-Chef Günther Stürz, Leiter-Stv. Carmen Praxmarer, Gerhard Kubin (Leitung Beratungszone) und Leiter-Stv. Andreas<br />
Kopp (v. l.)<br />
RS-Foto: Haueis<br />
KAMPF UM MITARBEITER.<br />
Überraschenderweise ist auch die<br />
Zahl der gemeldeten offenen Stellen<br />
minimal gesunken: Der Durchschnitt<br />
von 397 sind ein Minus<br />
von 2. Vom AMS Landeck wurden<br />
jedenfalls 4 682 Stellen besetzt, 531<br />
mehr als im Jahr 2017. „Die Dynamik<br />
ist hoch – es rührt sich was<br />
am Arbeitsmarkt“, sagt Günther<br />
Stürz. Und es wird für Unternehmen<br />
immer schwieriger, Personal<br />
zu finden, spricht er die Kehrseite<br />
dieser Statistik an: „Einheimischer<br />
Kellner und Koch sind nicht mehr<br />
üblich“, sagt Stürz. Der Tourismusbranche<br />
könnte nach seiner Einschätzung<br />
noch mehr Ungemach<br />
drohen: „Jetzt ist es wohl wichtiger,<br />
zuerst Personal zu suchen und dann<br />
das Hotel zu bauen. Sonst kann es<br />
passieren, dass man das Hotel nicht<br />
aufsperren kann“ – denn es sei derzeit<br />
noch einfacher, die Branche zu<br />
wechseln, da fast alle Wirtschaftsbereiche<br />
nach Mitarbeitern suchen.<br />
Bereits jetzt merkt Stürz, dass sich<br />
„große Namen“ wie St. Anton,<br />
Ischgl oder Serfaus-Fiss-Ladis auch<br />
bei der Personalsuche leichter tun:<br />
„Der Konkurrenzkampf um Arbeitskräfte<br />
wird schärfer.“ Und auch der<br />
Betrieb als solcher ist Kriterium:<br />
„Wer als Betrieb mehr bieten kann,<br />
wird mehr Arbeitskräfte finden“,<br />
sagt Stürz. „Abzufedern“ versucht<br />
das AMS diese Entwicklung auch<br />
mit ausländischen Fachkräften:<br />
Saisonniers gab’s heuer 54 für den<br />
Bezirk Landeck, seit einigen Jahren<br />
wird der kroatische Facharbeitermarkt<br />
von Stürz & Co. bearbeitet,<br />
und 901 Beschäftigungsbewilligungen<br />
sprechen ebenfalls dafür,<br />
dass der Tourismus im Bezirk nicht<br />
nur von ausländischen Gästen, sondern<br />
auch Mitarbeitern profitiert.<br />
WENIGER FÖRDERUNGEN.<br />
Das AMS Landeck hat 2018 übrigens<br />
1,77 Millionen Euro an<br />
Förderungen (Lehrabschlusskurs,<br />
Frauenberufszentrum, Lehrstellenförderung<br />
etc.) ausbezahlt – im Jahr<br />
zuvor waren es noch rund 2 Millionen.<br />
Dies ist auf die gesunkene Arbeitslosigkeit<br />
zurückzuführen, aber<br />
auch auf Einsparungen der Bundesregierung.<br />
„Bei Schulungen merkt<br />
man Budgetkürzungen“, sagt Stürz.<br />
Im gesamten Jahr sind beim AMS<br />
Landeck knapp 11000 Anträge nach<br />
dem Arbeitslosenversicherungsgesetz<br />
eingegangen. 275 Mal wurde<br />
der Bezug gesperrt, 116 Mal davon,<br />
weil eine zumutbare Beschäftigung<br />
abgelehnt wurde. Das durchschnittliche<br />
Arbeitslosengeld ist tirolweit<br />
(dgh) 24 000 Einsatzstunden, 1,3<br />
Millionen Kilometer im Schneepflug<br />
und 34 000 Tonnen Streusalz<br />
– das ist ein Drittel einer durchschnittlichen<br />
„Asfinag-Wintersaison“<br />
und wurde bereits in den ersten<br />
drei Jännerwochen erreicht. Am<br />
Arlberg z. B. sind allein seit 1. Jänner<br />
4,60 Meter Neuschnee gefallen. Die<br />
zuständige Autobahnmeisterei St.<br />
Jakob verzeichnete fast 1370 Lkw-<br />
Einsatzstunden, in denen 60 000 Kilometer<br />
zurückgelegt wurden. 1200<br />
übrigens in Landeck am höchsten:<br />
29,8 Euro (Frauen) und 37,8 Euro<br />
(Männer) beträgt der Tagsatz. Das<br />
bedeutet: Man muss vor dem „Stempeln“<br />
gut verdient haben. AMS-<br />
Leiter-Stv. Andreas Kopp relativiert<br />
aber: „Da sind auch Überstunden<br />
drin.“ In Summe wurden vom AMS<br />
Landeck im Jahr 2018 22 Millionen<br />
Euro an Leistungen ausbezahlt, der<br />
Großteil davon als Arbeitslosengeld<br />
(18 Millionen Euro), 1,1 Millionen<br />
waren Notstandshilfe.<br />
Heimhilfe-Ausbildung startet am 11. März<br />
(dgh) Das AMS Landeck bietet ab<br />
11. März die Ausbildung zur Heimhilfe<br />
an – in Vollzeit, Dauer: vier<br />
Monate. Der Kurs findet im Bildungszentrum<br />
St. Vinzenz (Krankenpflegeschule<br />
Zams) statt. Interessierte<br />
können sich melden – es gibt noch<br />
ein paar Plätze. Die Ausbildung wird<br />
vom AMS bezahlt. Beratungstermine<br />
können unter 05442 62616 oder michael.weisskopf@ams.at<br />
vereinbart<br />
werden.<br />
Gesalzene Zwischenbilanz<br />
(der tirolweit 7 000) Tonnen Salz<br />
wurden auf der Arlberg Schnellstraße<br />
gestreut. Auch bei der vorsorglichen<br />
Streuung, die von der Asfinag<br />
mit Feuchtsalz durchgeführt wird,<br />
ist die verbrauchte Menge mit knapp<br />
sieben Millionen Liter Sole rekordverdächtig<br />
– auf die Autobahnmeisterei<br />
St. Jakob entfallen lediglich<br />
27000 Liter, weil der Tunnelanteil in<br />
ihrem Zuständigkeitsbereich recht<br />
hoch ist und hier eher Salz als Sole<br />
eingesetzt wird.<br />
RUNDSCHAU Seite 12 6./7. Februar 2019