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PBDW 3:2018

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BEZIEHUNGEN<br />

Mann, ich bin nicht deine<br />

MUTTER!<br />

Wie Ihr Partner haben auch Sie einen stressigen Job. Trotzdem<br />

erledigen vor allem Sie den Haushalt, organisieren Familientermine und<br />

kümmern sich um die Rechnungen. Sie kennen das? Durchbrechen<br />

Sie dieses Muster, bevor es zu spät ist, raten Beziehungstherapeuten.<br />

Denn es ist nicht nur ungerecht, es tötet auch die Liebe<br />

Seinen Koffer packen. Schon<br />

mal seine Kleidung für den<br />

nächsten Tag bereitlegen.<br />

Darauf achten, dass er genügend<br />

Gemüse isst. Er seine tägliche<br />

Dosis Vitamine schluckt. Und ihm sagen,<br />

er solle einen Schirm mitnehmen,<br />

wenn es regnet.<br />

Nein, das sind keine Beispiele für fürsorgliche<br />

Eltern, sondern sie verdeutlichen,<br />

wie manche Menschen mit<br />

ihrem Partner umgehen. Der amerikanische<br />

Beziehungstherapeut William<br />

Berry begegnet diesen regelmäßig in<br />

seiner Praxis: Paare, bei denen der<br />

eine Partner den anderen „bemuttert“.<br />

Seiner Meinung nach erkennen die<br />

meisten Leute dieses Beziehungsmus­<br />

ter bei anderen, aber längst nicht jeder<br />

merkt, wenn er selbst so agiert. Und<br />

das sind schlechte Nachrichten: Laut<br />

Berry ist ein derartiges Verhalten ein<br />

verstörendes Muster, das beiden Partnern<br />

schaden kann.<br />

Natürlich ist es nicht prinzipiell falsch,<br />

für den Liebsten zu sorgen, sagt der<br />

emeritierte Professor und Beziehungstherapeut<br />

Alfons Vansteenwegen.<br />

„Wenn man jemanden liebt, möchte<br />

man etwas für diesen geliebten Menschen<br />

tun. Zur Liebe gehört auch, zu<br />

geben, sich zu kümmern, für den anderen<br />

zu sorgen. Aber sagt man seinem<br />

Partner, wie er sich die Krawatte<br />

binden oder den Geschirrspüler einräumen<br />

soll, kann er sich dadurch abgewertet<br />

und wie ein Kind behandelt<br />

fühlen. Diese und ähnliche scheinbar<br />

unschuldige Bemerkungen können den<br />

anderen ungewollt auf die Palme bringen:<br />

‚Sagst du mir schon wieder, was<br />

ich zu tun habe?‘“<br />

Womöglich wirken derartige Situati o­<br />

nen erst einmal marginal, aber unter<br />

der Oberfläche wütet laut Vansteenwegen<br />

ein Kampf ums Territorium.<br />

„Man gibt vor, nur das Beste für den<br />

Partner zu wollen, schränkt seine Freiheit<br />

dadurch aber ein. Wer wahrhaft<br />

liebt, drängt sich nicht auf.“ Oftmals<br />

steckten dahinter aber durchaus gute<br />

Absichten, betont Vansteenwegen. „Es<br />

ist Liebe, aber eben ein Übermaß an<br />

Liebe. Fühlt sich Ihr Partner durch<br />

PSYCHOLOGIE BRINGT DICH WEITER MaI/JuNI <strong>2018</strong> 43

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