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BEZIEHUNGEN<br />
Mann, ich bin nicht deine<br />
MUTTER!<br />
Wie Ihr Partner haben auch Sie einen stressigen Job. Trotzdem<br />
erledigen vor allem Sie den Haushalt, organisieren Familientermine und<br />
kümmern sich um die Rechnungen. Sie kennen das? Durchbrechen<br />
Sie dieses Muster, bevor es zu spät ist, raten Beziehungstherapeuten.<br />
Denn es ist nicht nur ungerecht, es tötet auch die Liebe<br />
Seinen Koffer packen. Schon<br />
mal seine Kleidung für den<br />
nächsten Tag bereitlegen.<br />
Darauf achten, dass er genügend<br />
Gemüse isst. Er seine tägliche<br />
Dosis Vitamine schluckt. Und ihm sagen,<br />
er solle einen Schirm mitnehmen,<br />
wenn es regnet.<br />
Nein, das sind keine Beispiele für fürsorgliche<br />
Eltern, sondern sie verdeutlichen,<br />
wie manche Menschen mit<br />
ihrem Partner umgehen. Der amerikanische<br />
Beziehungstherapeut William<br />
Berry begegnet diesen regelmäßig in<br />
seiner Praxis: Paare, bei denen der<br />
eine Partner den anderen „bemuttert“.<br />
Seiner Meinung nach erkennen die<br />
meisten Leute dieses Beziehungsmus<br />
ter bei anderen, aber längst nicht jeder<br />
merkt, wenn er selbst so agiert. Und<br />
das sind schlechte Nachrichten: Laut<br />
Berry ist ein derartiges Verhalten ein<br />
verstörendes Muster, das beiden Partnern<br />
schaden kann.<br />
Natürlich ist es nicht prinzipiell falsch,<br />
für den Liebsten zu sorgen, sagt der<br />
emeritierte Professor und Beziehungstherapeut<br />
Alfons Vansteenwegen.<br />
„Wenn man jemanden liebt, möchte<br />
man etwas für diesen geliebten Menschen<br />
tun. Zur Liebe gehört auch, zu<br />
geben, sich zu kümmern, für den anderen<br />
zu sorgen. Aber sagt man seinem<br />
Partner, wie er sich die Krawatte<br />
binden oder den Geschirrspüler einräumen<br />
soll, kann er sich dadurch abgewertet<br />
und wie ein Kind behandelt<br />
fühlen. Diese und ähnliche scheinbar<br />
unschuldige Bemerkungen können den<br />
anderen ungewollt auf die Palme bringen:<br />
‚Sagst du mir schon wieder, was<br />
ich zu tun habe?‘“<br />
Womöglich wirken derartige Situati o<br />
nen erst einmal marginal, aber unter<br />
der Oberfläche wütet laut Vansteenwegen<br />
ein Kampf ums Territorium.<br />
„Man gibt vor, nur das Beste für den<br />
Partner zu wollen, schränkt seine Freiheit<br />
dadurch aber ein. Wer wahrhaft<br />
liebt, drängt sich nicht auf.“ Oftmals<br />
steckten dahinter aber durchaus gute<br />
Absichten, betont Vansteenwegen. „Es<br />
ist Liebe, aber eben ein Übermaß an<br />
Liebe. Fühlt sich Ihr Partner durch<br />
PSYCHOLOGIE BRINGT DICH WEITER MaI/JuNI <strong>2018</strong> 43