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Wir entdeckten<br />
irgendwo tief<br />
drinnen noch<br />
einen Funken<br />
Liebe<br />
Joske (39) und Dharminder (42) wurden ein Paar,<br />
als sie 15 und er 18 Jahre alt war.<br />
Joske: „Wir wohnten im Dorf in derselben Straße. Von meinem Zimmer aus<br />
sah ich sein Fenster. Ich fand ihn schon eine Weile nett, aber es dauerte Monate,<br />
bis wir zusammen Pizza essen gingen und uns zum ersten Mal küssten.“<br />
Dharminder: „Als ich zum Studium wegzog, sahen wir uns nur am Wochenende.<br />
Wir konnten gut zu zweit sein, aber auch gut allein. Das ist so geblieben.<br />
Nach dem Examen musste ich zum Wehrdienst, wodurch wir uns manchmal<br />
ganze Monate lang nicht sahen.“<br />
Joske: „Ich vermisste ihn dann schrecklich und hörte in meinem Zimmer<br />
Liebeslieder. Aber es war auch gut für uns, weil wir so immer eigene Freundschaften<br />
und Aktivitäten beibehielten. Als ich 19 war, zog ich zu ihm.“<br />
Dharminder: „Gemeinsam entdeckten wir die Stadt und wurden erwachsen.<br />
Das macht es zwischen uns so besonders. Mit jemand anderem wird man<br />
diese Geschichte nie teilen. Nach zwei Jahren wurde Joske schwanger. Ich war<br />
schockiert, aber schon bald wussten wir: Das hier machen wir gemeinsam.<br />
Nach unserem ersten Sohn bekamen wir noch zwei Jungen. Eine schöne Zeit,<br />
wir genossen die Kinder in vollen Zügen.“<br />
Joske: „Wir hatten eine klare Aufgabenverteilung. Ich kümmerte mich vor<br />
allem um die Kinder, und Dharminder arbeitete. Ihm war das schon immer<br />
wichtiger als mir. Dennoch hatten wir vor vier Jahren eine Beziehungskrise.<br />
Die Distanz zwischen uns war so groß geworden, dass ich nicht wusste, ob wir<br />
noch weitermachen konnten.“<br />
Dharminder: „Das war eine sehr schlimme, einsame Zeit. Wir sprachen nicht<br />
mehr miteinander.“<br />
Joske: „Wir sind beide keine Streithähne. Ich bin nachgiebig, manchmal zu<br />
lieb. Ärgernisse häufen sich, bis es mir zu viel wird. Dharminder ist ruhig,<br />
er relativiert vieles, worüber ich mich wiederum ereifere. Während dieser Krise<br />
dachte er: Das wird schon wieder. Und darüber wurde es immer schlimmer.<br />
Schließlich machten wir eine Paartherapie und entdeckten, dass irgendwo tief<br />
drinnen noch ein Funken Liebe war.“<br />
Dharminder: „Wir wollten dafür kämpfen.“<br />
Joske: „Unsere Beziehung ist danach besser geworden. Wir reden mehr.<br />
Wenn ich mich ärgere, sage ich das sofort. Das funktioniert gut.“<br />
74 PSYCHOLOGIE BRINGT DICH WEITER MAI/JUNI <strong>2018</strong>