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PBDW 3:2018

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Wir entdeckten<br />

irgendwo tief<br />

drinnen noch<br />

einen Funken<br />

Liebe<br />

Joske (39) und Dharminder (42) wurden ein Paar,<br />

als sie 15 und er 18 Jahre alt war.<br />

Joske: „Wir wohnten im Dorf in derselben Straße. Von meinem Zimmer aus<br />

sah ich sein Fenster. Ich fand ihn schon eine Weile nett, aber es dauerte Monate,<br />

bis wir zusammen Pizza essen gingen und uns zum ersten Mal küssten.“<br />

Dharminder: „Als ich zum Studium wegzog, sahen wir uns nur am Wochenende.<br />

Wir konnten gut zu zweit sein, aber auch gut allein. Das ist so geblieben.<br />

Nach dem Examen musste ich zum Wehrdienst, wodurch wir uns manchmal<br />

ganze Monate lang nicht sahen.“<br />

Joske: „Ich vermisste ihn dann schrecklich und hörte in meinem Zimmer<br />

Liebeslieder. Aber es war auch gut für uns, weil wir so immer eigene Freundschaften<br />

und Aktivitäten beibehielten. Als ich 19 war, zog ich zu ihm.“<br />

Dharminder: „Gemeinsam entdeckten wir die Stadt und wurden erwachsen.<br />

Das macht es zwischen uns so besonders. Mit jemand anderem wird man<br />

diese Geschichte nie teilen. Nach zwei Jahren wurde Joske schwanger. Ich war<br />

schockiert, aber schon bald wussten wir: Das hier machen wir gemeinsam.<br />

Nach unserem ersten Sohn bekamen wir noch zwei Jungen. Eine schöne Zeit,<br />

wir genossen die Kinder in vollen Zügen.“<br />

Joske: „Wir hatten eine klare Aufgabenverteilung. Ich kümmerte mich vor<br />

allem um die Kinder, und Dharminder arbeitete. Ihm war das schon immer<br />

wichtiger als mir. Dennoch hatten wir vor vier Jahren eine Beziehungskrise.<br />

Die Distanz zwischen uns war so groß geworden, dass ich nicht wusste, ob wir<br />

noch weitermachen konnten.“<br />

Dharminder: „Das war eine sehr schlimme, einsame Zeit. Wir sprachen nicht<br />

mehr miteinander.“<br />

Joske: „Wir sind beide keine Streithähne. Ich bin nachgiebig, manchmal zu<br />

lieb. Ärgernisse häufen sich, bis es mir zu viel wird. Dharminder ist ruhig,<br />

er relativiert vieles, worüber ich mich wiederum ereifere. Während dieser Krise<br />

dachte er: Das wird schon wieder. Und darüber wurde es immer schlimmer.<br />

Schließlich machten wir eine Paartherapie und entdeckten, dass irgendwo tief<br />

drinnen noch ein Funken Liebe war.“<br />

Dharminder: „Wir wollten dafür kämpfen.“<br />

Joske: „Unsere Beziehung ist danach besser geworden. Wir reden mehr.<br />

Wenn ich mich ärgere, sage ich das sofort. Das funktioniert gut.“<br />

74 PSYCHOLOGIE BRINGT DICH WEITER MAI/JUNI <strong>2018</strong>

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