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ücken ist, in seinem neuen Buch<br />
Wenn’s drauf ankommt. Schnell denken<br />
– maximale Leistung abrufen –<br />
Stresssituationen meistern. Damit<br />
meint Mayer nicht, alle Automatismen,<br />
die unter Druck entstehen,<br />
krampfhaft auszuschalten, sondern in<br />
dem Moment seine Gedanken bewusst<br />
von allem Destruktiven wegzulenken –<br />
„hin zu den jetzt hilfreichen und konstruktiven<br />
Dingen, die als Nächstes<br />
handlungsrelevant sind“. Dabei können<br />
kleine Rituale helfen, etwa dass<br />
man bei einem Vortrag immer dann<br />
zum Wasserglas greift, wenn die Gedanken<br />
drohen spazieren zu gehen,<br />
und sich so wieder ins Hier und Jetzt<br />
bringt. Auch kleine Pausen unterstützen<br />
beim Fokussieren, wenn man in<br />
ihnen trainierte Rituale abruft (ein<br />
kleiner Spaziergang ums Haus etwa).<br />
SPORTKLISCHEE 4: Gewinnen ist<br />
eine Frage des Charakters<br />
Manche Leute wirken ziemlich abgebrüht.<br />
So, dass man meint, sie sollten<br />
doch jeglichem Druck aufgrund ihrer<br />
Persönlichkeit gut gewachsen sein.<br />
Ger Post bezweifelt das: „Wir sind zu<br />
sehr auf den Charakter ausgerichtet<br />
und verlieren dabei aus den Augen,<br />
wie sehr die Umgebung eine Leistung<br />
beeinflusst.“ In der Psychologie<br />
nennt man das einen fundamentalen<br />
Attributionsfehler: die Neigung, die<br />
Verhaltensweisen anderer ihrer Persönlichkeit<br />
oder ihrem Charakter<br />
zuzuschreiben und den Einfluss der<br />
Umwelt zu unterschätzen.<br />
Post beschreibt, wie es dazu kam,<br />
dass Gerard Kemkers, dem Coach von<br />
Eisschnellläufer Sven Kramer, sein<br />
berühmter „Wechselfehler“ unterlief –<br />
er brachte Kramer dazu, auf die falsche<br />
Bahn zu wechseln, und brachte<br />
ihn damit um die sichere Goldmedaille.<br />
Die Umstände waren, so Post, ein<br />
„ DAMIT WIR UNS STEIGERN KÖNNEN,<br />
müssen wir uns gerade in schwierige<br />
Situationen begeben“<br />
klein wenig anders als normalerweise.<br />
Kemkers zog daraus persönliche<br />
Schlussfolgerungen und coachte anders<br />
als sonst, während die Situation<br />
einfach nicht einwandfrei war.<br />
Post: „Wenn man sich bei einer Arbeitsbesprechung<br />
verkrampft, braucht<br />
man das nicht seiner Persönlichkeit<br />
zuzuschreiben – nach dem Motto ‚Ich<br />
bin immer so nervös‘.“ Akzeptieren<br />
Sie, dass auch die Umgebung Sie beeinflusst.<br />
„Sorgen Sie daher dafür, dass<br />
Sie Ihren Kram in Ordnung haben. Testen<br />
Sie etwa bei einer wichtigen Präsenta<br />
tion keine neuen Gerätschaften.“<br />
SPORTKLISCHEE 5: Stress ist<br />
schlecht<br />
Stress hat einen schlechten Ruf, aber<br />
nur wenn er chronisch wird, besteht<br />
das Risiko für ein Burnout oder andere<br />
Leiden. „Wenn einem vor lauter<br />
Nervosität, weil man jetzt Leistung<br />
abrufen muss, ein wenig übel wird, ist<br />
das gerade gut“, sagt Ger Post. Diese<br />
Art von Spannung bringt Sie dazu, das<br />
Allerbeste aus sich herauszuholen,<br />
und zwar genau in dem Moment, in<br />
dem das vonnöten ist.<br />
Welche Haltung man Stress gegenüber<br />
hat, ist allerdings sehr wohl relevant,<br />
ging aus Studien der amerikanischen<br />
Psychologin Alia Crum hervor. In einem<br />
Test wurden Studenten gebeten,<br />
innerhalb von zehn Minuten eine Rede<br />
vorzubereiten, die sie anschließend<br />
möglichst überzeugend vor Publikum<br />
halten sollten. Danach, so hieß es,<br />
sollten sie Feedback dazu bekommen.<br />
Allerdings wussten die Studenten<br />
im Vorfeld nicht, wen von ihnen man<br />
dazu auffordern würde, die Rede<br />
dann auch tatsächlich zu halten. Insgesamt<br />
also eine recht stressige Situation.<br />
Crum und Kollegen entdeckten,<br />
dass es einen Unterschied machte, wie<br />
der Stress dargestellt wurde. Erzählte<br />
man den Studenten, Stress sei eher förderlich<br />
als abträglich, verbesserten<br />
sich ihre Leistungen, und sie waren offen<br />
für Feedback.<br />
Kurz: Akzeptieren Sie den Stress in<br />
Momenten, in denen er Ihnen hilft,<br />
bessere Leistungen abzurufen. Außerdem,<br />
sagt Post, sollten wir keine<br />
Angst vor spannungsgeladenen Situationen<br />
haben. Seiner Meinung nach<br />
können wir viel mehr aushalten, als<br />
wir glauben. „Denn damit wir uns<br />
steigern können, müssen wir uns gerade<br />
in schwierige Situationen begeben.“<br />
Auf die Plätze, fertig, los … //<br />
Quellen u. a.: J. Mayer, Wenn’s drauf ankommt.<br />
Schnell denken – maximale Leistung<br />
abrufen – Stresssituationen meistern,<br />
Ariston, <strong>2018</strong> / M. Goyal u. a., Meditation<br />
programs for psychological stress and<br />
well-being: A systematic review and metaanalysis,<br />
Jama Internal Medicine, 2014 /<br />
A. Crum u. a., Rethinking stress: The role of<br />
mindsets in determining the stress<br />
response, Journal of Personality and Social<br />
Psychology, 2013<br />
Text: Marieke van Twillert // Foto: Getty Images<br />
68 PSYCHOLOGIE BRINGT DICH WEITER MaI/JuNI <strong>2018</strong>