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PBDW 3:2018

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BEZIEHUNGEN<br />

FÜHLT SICH IHR PARTNER<br />

DURCH IHRE FÜRSORGE<br />

ANGEGRIFFEN, GEBEN SIE<br />

MEHR, ALS ER BRAUCHT<br />

Mutterrolle fragt sich: Wo bin ich geblieben?<br />

Und nimmt dem anderen<br />

übel, dass er nicht dazu kommt, sich<br />

auch um sich selbst zu kümmern.“<br />

Das Gleichgewicht ist futsch.<br />

Die amerikanische Therapeutin Mary<br />

Jo Rapini sieht noch einen anderen<br />

Grund, warum man das Eltern-Kind-<br />

Muster durchbrechen sollte. „Es ist<br />

schwieriger, sich sexuell von jemandem<br />

angezogen zu fühlen, den man<br />

nicht als gleichwertig ansieht. Viele<br />

dieser Paare lassen sich schließlich<br />

scheiden, weil sie kein Verlangen mehr<br />

nach ihrem Partner haben oder sich<br />

nicht mehr begehrt fühlen.“ Laut Rapini<br />

müssten diese Paare ihrer Beziehung<br />

Priorität geben. „Das gelingt am<br />

besten, wenn sie die Kinder gemeinsam<br />

erziehen und sich gegenseitig als<br />

Geliebte betrachten und nicht als<br />

Mutter oder Vater. Mama oder Papa<br />

ist man nur für seine Kinder.“ Aber<br />

das sei oft leichter gesagt als getan,<br />

meinen auch die Experten.<br />

KONTROLLE ABGEBEN<br />

Als Partner gleichwertig sein bedeutet<br />

nicht, dasselbe tun zu müssen oder<br />

über dieselben Talente zu verfügen.<br />

Allerdings ist es wichtig, dass beide im<br />

selben Umfang beteiligt und verantwortlich<br />

sind: für die Beziehung, den<br />

Haushalt und gegebenenfalls die Kinder<br />

– eben das Wohl und Wehe der<br />

Familie. Eine Lösung finde man nur<br />

gemeinsam, betont Alfons Vansteenwegen.<br />

„Gegenseitiger Austausch bildet<br />

das Rückgrat einer Beziehung. Ist<br />

der andere damit einverstanden, dass<br />

Sie bestimmte Aufgaben übernehmen,<br />

und sind Sie es auch?“ Und sowohl<br />

für denjenigen mit der Mutterrolle als<br />

auch für den bemutterten Partner gilt:<br />

„Wahren Sie Ihre Grenzen und zeigen<br />

Sie diese rechtzeitig auf.“<br />

Werden die Aufgaben neu verteilt, ist<br />

es wichtig, dass der bemutternde<br />

Partner lernt, die Kontrolle abzugeben.<br />

Überlassen Sie ein und derselben<br />

Person, eine bestimmte Aufgabe auszuführen<br />

und auch zu kontrollieren,<br />

rät Vansteenwegen. Derjenige, der die<br />

Rechnungen verwaltet, ist schlussendlich<br />

auch für die Zahlungen verantwortlich.<br />

Wer den Abwasch erledigt,<br />

macht das auf seine Art. Befürchtungen,<br />

das könne nicht gelingen, seien<br />

unbegründet: „Wer echte Verantwortung<br />

übernimmt, wird seine Aufgabe<br />

meist sehr gründlich erledigen.“<br />

Das National Healthy Marriage Resource<br />

Center, eine US-Organisation,<br />

die im Auftrag der Regierung unter<br />

anderem wissenschaftliche Informationen<br />

über Beziehungen ausgibt, hat<br />

eine Reihe von praktischen Tipps, die<br />

vor allem für diejenigen bestimmt<br />

sind, die aus der Elternrolle rauswollen.<br />

„Realisieren Sie, dass Sie selbst<br />

zur Entstehung des Musters beigetragen<br />

haben. Sagen Sie Ihrem Partner,<br />

dass Sie die Beziehung zukünftig anders<br />

angehen werden, weil Sie zu viel<br />

Respekt vor ihm haben, um ihn wie<br />

ein Kind zu behandeln“, heißt es dort.<br />

Partner seien dafür verantwortlich,<br />

einander gut zu behandeln, aber letztendlich<br />

ist jeder für sich selbst und<br />

sein eigenes Glück verantwortlich.<br />

„Haben Sie schon seit Längerem die<br />

Elternrolle inne, kann es beklemmend<br />

sein, einen Schritt zurückzutreten.<br />

Aber den Partner sein eigenes Gewicht<br />

tragen zu lassen, das ist für eine erwachsene<br />

Beziehung unerlässlich.“ //<br />

Quellen u. a.: A. Vansteenwegen, Bevor die<br />

Liebe Alltag wird. Anregungen für eine<br />

gelungene Partnerschaft, Carl Auer, 2007 /<br />

W. Berry, When men are boys and wives are<br />

their mothers, psychologytoday.com /<br />

M. J. Rapini, Mothering your man, Houston<br />

Chronicle, blog.chron.com / Are you<br />

mothering your partner?, National Healthy<br />

Marriage Resource Center, twoofus.org<br />

Text: Marloes Zevenhuizen // Fotos: Eric van den Elsen<br />

PSYCHOLOGIE BRINGT DICH WEITER MaI/JuNI <strong>2018</strong> 45

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