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BEZIEHUNGEN<br />
FÜHLT SICH IHR PARTNER<br />
DURCH IHRE FÜRSORGE<br />
ANGEGRIFFEN, GEBEN SIE<br />
MEHR, ALS ER BRAUCHT<br />
Mutterrolle fragt sich: Wo bin ich geblieben?<br />
Und nimmt dem anderen<br />
übel, dass er nicht dazu kommt, sich<br />
auch um sich selbst zu kümmern.“<br />
Das Gleichgewicht ist futsch.<br />
Die amerikanische Therapeutin Mary<br />
Jo Rapini sieht noch einen anderen<br />
Grund, warum man das Eltern-Kind-<br />
Muster durchbrechen sollte. „Es ist<br />
schwieriger, sich sexuell von jemandem<br />
angezogen zu fühlen, den man<br />
nicht als gleichwertig ansieht. Viele<br />
dieser Paare lassen sich schließlich<br />
scheiden, weil sie kein Verlangen mehr<br />
nach ihrem Partner haben oder sich<br />
nicht mehr begehrt fühlen.“ Laut Rapini<br />
müssten diese Paare ihrer Beziehung<br />
Priorität geben. „Das gelingt am<br />
besten, wenn sie die Kinder gemeinsam<br />
erziehen und sich gegenseitig als<br />
Geliebte betrachten und nicht als<br />
Mutter oder Vater. Mama oder Papa<br />
ist man nur für seine Kinder.“ Aber<br />
das sei oft leichter gesagt als getan,<br />
meinen auch die Experten.<br />
KONTROLLE ABGEBEN<br />
Als Partner gleichwertig sein bedeutet<br />
nicht, dasselbe tun zu müssen oder<br />
über dieselben Talente zu verfügen.<br />
Allerdings ist es wichtig, dass beide im<br />
selben Umfang beteiligt und verantwortlich<br />
sind: für die Beziehung, den<br />
Haushalt und gegebenenfalls die Kinder<br />
– eben das Wohl und Wehe der<br />
Familie. Eine Lösung finde man nur<br />
gemeinsam, betont Alfons Vansteenwegen.<br />
„Gegenseitiger Austausch bildet<br />
das Rückgrat einer Beziehung. Ist<br />
der andere damit einverstanden, dass<br />
Sie bestimmte Aufgaben übernehmen,<br />
und sind Sie es auch?“ Und sowohl<br />
für denjenigen mit der Mutterrolle als<br />
auch für den bemutterten Partner gilt:<br />
„Wahren Sie Ihre Grenzen und zeigen<br />
Sie diese rechtzeitig auf.“<br />
Werden die Aufgaben neu verteilt, ist<br />
es wichtig, dass der bemutternde<br />
Partner lernt, die Kontrolle abzugeben.<br />
Überlassen Sie ein und derselben<br />
Person, eine bestimmte Aufgabe auszuführen<br />
und auch zu kontrollieren,<br />
rät Vansteenwegen. Derjenige, der die<br />
Rechnungen verwaltet, ist schlussendlich<br />
auch für die Zahlungen verantwortlich.<br />
Wer den Abwasch erledigt,<br />
macht das auf seine Art. Befürchtungen,<br />
das könne nicht gelingen, seien<br />
unbegründet: „Wer echte Verantwortung<br />
übernimmt, wird seine Aufgabe<br />
meist sehr gründlich erledigen.“<br />
Das National Healthy Marriage Resource<br />
Center, eine US-Organisation,<br />
die im Auftrag der Regierung unter<br />
anderem wissenschaftliche Informationen<br />
über Beziehungen ausgibt, hat<br />
eine Reihe von praktischen Tipps, die<br />
vor allem für diejenigen bestimmt<br />
sind, die aus der Elternrolle rauswollen.<br />
„Realisieren Sie, dass Sie selbst<br />
zur Entstehung des Musters beigetragen<br />
haben. Sagen Sie Ihrem Partner,<br />
dass Sie die Beziehung zukünftig anders<br />
angehen werden, weil Sie zu viel<br />
Respekt vor ihm haben, um ihn wie<br />
ein Kind zu behandeln“, heißt es dort.<br />
Partner seien dafür verantwortlich,<br />
einander gut zu behandeln, aber letztendlich<br />
ist jeder für sich selbst und<br />
sein eigenes Glück verantwortlich.<br />
„Haben Sie schon seit Längerem die<br />
Elternrolle inne, kann es beklemmend<br />
sein, einen Schritt zurückzutreten.<br />
Aber den Partner sein eigenes Gewicht<br />
tragen zu lassen, das ist für eine erwachsene<br />
Beziehung unerlässlich.“ //<br />
Quellen u. a.: A. Vansteenwegen, Bevor die<br />
Liebe Alltag wird. Anregungen für eine<br />
gelungene Partnerschaft, Carl Auer, 2007 /<br />
W. Berry, When men are boys and wives are<br />
their mothers, psychologytoday.com /<br />
M. J. Rapini, Mothering your man, Houston<br />
Chronicle, blog.chron.com / Are you<br />
mothering your partner?, National Healthy<br />
Marriage Resource Center, twoofus.org<br />
Text: Marloes Zevenhuizen // Fotos: Eric van den Elsen<br />
PSYCHOLOGIE BRINGT DICH WEITER MaI/JuNI <strong>2018</strong> 45