23.02.2019 Aufrufe

Berliner Zeitung 22.02.2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

SONDERSEITEN DER BERLINER BÜHNEN<br />

SEITE 6 FREITAG, 22. FEBRUAR 2019<br />

Der Komponist der Oper „Babylon“: Jörg Widmann<br />

Babylon<br />

Musik: Jörg Widmann<br />

Text: Peter Sloterdijk<br />

Musikalische Leitung:<br />

Daniel Barenboim<br />

Inszenierung: Andreas Kriegenburg<br />

Mit: Susanne Elmark,<br />

Charles Workman, Mojca Erdmann,<br />

John Tomlinson u.a.<br />

Am 9., 11., 20., 22. und 24. März<br />

Staatsoper Unter den Linden<br />

Unter den Linden 7<br />

10117 Berlin<br />

Kartentelefon: 030 20 35 45 55<br />

www.staatsoper-berlin.de<br />

MARCO BORGGREVE<br />

N<br />

STAATSOPER<br />

Eine Oper in Cinemascope<br />

JörgWidmanns „Babylon“ ist ein opulentes Kaleidoskop,<br />

eine faszinierende Collage unterschiedlichster Klangfarben<br />

Am 9. März feiert die<br />

Staatsoper Unter den<br />

Linden die Uraufführung<br />

der <strong>Berliner</strong> Fassung von<br />

Jörg Widmanns Oper „Babylon“,<br />

inszeniert von Andreas Kriegenburg<br />

und unter der musikalischen<br />

Leitung vonDaniel Barenboim. Der<br />

Komponist JörgWidmann und sein<br />

Librettist Peter Sloterdijk stellen in<br />

ihr die multikulturelle Gesellschaft<br />

der vorantiken Hochkultur-Metropole<br />

ins Zentrum.<br />

Zwischen Chaos und Ordnung<br />

bewegen sich nicht nur die Babylonier,<br />

sondern auch der jüdische<br />

Bürger Tammu, der sich der ba-<br />

Pünktlich zu Michael Jacksons<br />

60. Geburtstag am<br />

29. August 2018 feierte die<br />

erste Musicalbiografie<br />

über den „King of Pop“ ihre Weltpremiere<br />

in Berlin und ist bis Mai<br />

2019 auf großer Tournee durch<br />

Deutschland, Österreich und die<br />

Schweiz. „Das ist eine der besten<br />

Michael-Jackson-Shows, die ich je<br />

gesehen habe“, schwärmte Michaels<br />

Bruder Jermaine Jackson<br />

nach der Uraufführung in Berlin.<br />

Am 29. August 1958 erblickte in<br />

Gary,Indiana, USA, Michael Joseph<br />

Jackson als achtes von zehn Kindern<br />

das Licht der Welt. Bis heute<br />

wird der 2009 verstorbene Musiker<br />

vom Guinness-Buch der Rekorde<br />

als der erfolgreichste Entertainer<br />

aller Zeiten geführt. Mehr als<br />

350 Millionen verkaufte Tonträger<br />

und über 200 ausverkaufte Stadien<br />

auf seinen drei Solo-Welttourneen<br />

machten ihn zum größten Popstar<br />

der Geschichte. Schon im Kindesalter,<br />

als Mitglied der legendären<br />

„Jackson 5“, erlangte Michael Weltruhm<br />

–der endgültige Durchbruch<br />

gelang ihm mit der Veröffentlichung<br />

des bestverkauften Albums<br />

aller Zeiten: „Thriller“.<br />

Die zweistündige Musicalbiographie<br />

„Beat it!“ von Erfolgsproduzent<br />

Oliver Forster (u. a.<br />

„Falco – Das Musical“) zeigt in<br />

spektakulären Bildern Michaels<br />

erste Schritte imMusikbusiness,<br />

seine Solokarriere aber auch seine<br />

persönlichen Veränderungen.<br />

Die aufwändige Live-Bühnenshow<br />

bylonischen Priesterin des Krieges<br />

und der freien Liebe, Inanna, zuwendet<br />

und seine einstige Getreue,<br />

die Seele, verlässt. Als zur Besänftigung<br />

der Götter, welche die Menschen<br />

Babylons einst mit der Sintflut<br />

straften, ein Menschenopfer<br />

dargebracht werden soll, fällt die<br />

Wahl des Priesterkönigs auf Tammu.<br />

Nach seiner Hinrichtung beschließt<br />

Inanna, in die Unterwelt<br />

hinabzusteigen, um den dort herrschenden<br />

Todzuüberzeugen, ihren<br />

Geliebten in die Welt der Lebenden<br />

zurückkehren zu lassen.<br />

Schließlich wird ein neuer Vertrag<br />

zwischen den Göttern und den<br />

ADMIRALSPALAST<br />

Beat it!<br />

DasMusical über den größten Popstar aller Zeiten<br />

lässt Michael Jackson erneut lebendig werden<br />

präsentiert 25der größten Jackson-Hits<br />

in Originalchoreografien.<br />

Hits wie „Dirty Diana“, „Thriller“,<br />

„Man In The Mirror“, „Billie Jean“,<br />

„Beat It“ oder „ABC“ nehmen die<br />

Zuschauer mit auf eine musikalische<br />

Zeitreise. „Beat it! –Das Musical<br />

über den King of Pop!“ ist eine<br />

mitreißende Hommage an den<br />

größten Entertainer und erweckt<br />

Beat it! –Das Musical<br />

über den King of Pop!<br />

Vom 3.bis 7. April<br />

jeweils um 20 Uhr<br />

Samstag um15und 20 Uhr<br />

Tickets unter www.eventim.de und<br />

an allen bekannten VVK-Stellen<br />

Admiralspalast Berlin<br />

Friedrichstraße 101<br />

10117 Berlin<br />

Kartentelefon: 030 22 50 70 00<br />

www.admiralspalast.theater<br />

Menschen geschlossen und die<br />

Ordnung –zumindest vorläufig –<br />

wiederhergestellt.<br />

Widmanns Partitur bildet ein<br />

klanglich-opulentes Kaleidoskop<br />

der heterogenen Gesellschaft, eine<br />

faszinierende Collage aus unterschiedlichsten<br />

Klangfarben, Szenen<br />

und Strukturen. Hierbei werden<br />

zahlreiche Bezüge zur Musikgeschichte,auch<br />

und vorallem zu Mozarts<br />

„Zauberflöte“, hergestellt.<br />

Dargestellt und gesungen werden<br />

die Partien von einem hochkarätigen<br />

Ensemble um Charles<br />

Workman, Susanne Elmark, Mojca<br />

Erdmann, John Tomlinson u. a.<br />

den Menschen und den Mythos zu<br />

neuem Leben. Aufder Bühne erwecken<br />

mit Dantanio Goodman als<br />

der erwachsene und Koffi Missah<br />

als der junge Michael zwei der weltweit<br />

besten Jackson-Darsteller den<br />

Popstar zu neuem Leben. In einem<br />

Aufsehen erregenden Bühnenspektakel<br />

lassen sie gemeinsam mit einem<br />

großen Ensemble aus erstklassigen<br />

Sängern, Tänzern, Musikern<br />

und Entertainern den Mythos des<br />

„King of Pop“ auferstehen.<br />

Andreana Clemenz (Show Director),<br />

Alex Burgos (Choreograph)<br />

und Marin Subasic (Musical Director)<br />

sorgen für die authentische<br />

und spektakuläre Umsetzung, unterstützt<br />

und beraten wurde das<br />

Trio von Star-Choreograph Detlef<br />

Soost, der neben dem Titelsong<br />

„Beat It“ auch „The Way You Make<br />

Me Feel“ und „Black Or White“<br />

choreographierthat.<br />

Der größte Entertainer aller Zeiten kommt nochmals auf die Bühne.<br />

HARALD FUHR<br />

FALK WENZEL<br />

Regisseur Tobias Kratzer gibt sein Debut an der Deutschen Oper Berlin.<br />

Der März steht an der<br />

Deutschen Oper Berlin<br />

im Zeichen der Premiere<br />

von Alexander von<br />

Zemlinskys „Der Zwerg“ in der Regie<br />

von Tobias Kratzer und unter<br />

musikalischer Leitung von Generalmusikdirektor<br />

Donald Runnicles.Damitgibt<br />

Tobias Kratzer sein<br />

Debüt im Haus an der Bismarckstraße,<br />

nachdem er für seine „Götterdämmerung“<br />

am Badischen<br />

Staatstheater Karlsruhe gerade mit<br />

dem Theaterpreis „Der Faust“<br />

2018 ausgezeichnet<br />

wurde. Im<br />

Sommer 2019<br />

wird er bei den<br />

Bayreuther Festspielen<br />

eine Neuinszenierung<br />

des<br />

„Tannhäuser“<br />

herausbringen.<br />

Worum geht es<br />

im „Zwerg“? Prinzessin<br />

Donna Cla-<br />

Dramaturg<br />

Sebastian ra wird 18 und die<br />

Hanusa<br />

ganze Welt überhäuft<br />

sie mit Geschenken,<br />

darunter: ein lebender<br />

Zwerg! Diesem Kleinwüchsigen gilt<br />

zwischen all der Pracht und Schönheit<br />

ihre besondere Aufmerksamkeit.<br />

Er verzaubert sie mit seinem<br />

Gesang und fasziniert umso mehr,<br />

als er nicht um sein Äußeres weiß.<br />

Der Zwerg verliebt sich in die Prinzessin<br />

und durchschaut nicht das<br />

kokette Spiel, das sie mit ihm treibt.<br />

Doch dann sieht er sich, erstmals<br />

in seinem Leben, mit seinem Spiegelbild<br />

konfrontiert. Er erkennt die<br />

Realität und bricht tot zusammen.<br />

Dramaturg Sebastian Hanusa<br />

denkt über die Rolle von Außenseitern<br />

inder Oper nach: Vielen Dank<br />

an euch Außenseiter! Was wäre die<br />

Oper ohne all die Hurenund reinen<br />

Toren, die verfluchten Seeräuberkapitäne<br />

und ausgegrenzten Waisenmädchen,<br />

ohne Künstler und<br />

Zwerge, ohne Menschen, die körperlich<br />

versehrt sind? Die wegen<br />

ihrer Herkunft diskriminiert oder<br />

versklavt, wegen ihrer sexuellen<br />

Orientierung ausgegrenzt werden<br />

und den normativen Vorstellungen<br />

der Gesellschaft nicht entsprechen?<br />

Gerade im 19. und frühen<br />

20. Jahrhundert liefern Außenseiter<br />

Stoff für zahllose Opern. In Fol-<br />

SCHITTENHELM<br />

DEUTSCHE OPER BERLIN<br />

Der Spott<br />

der anderen<br />

Alexander von Zemlinskys „Der Zwerg“<br />

als Dramaeines Außenseiters<br />

Der Zwerg<br />

von Alexander von Zemlinsky<br />

Musikalische Leitung:<br />

Donald Runnicles<br />

Regie: Tobias Kratzer<br />

Bühne und Kostüme:<br />

Rainer Sellmaier<br />

Mit Elena Tsallagova<br />

(Donna Clara), Emily Magee<br />

(Ghita), David Butt Philip<br />

(Der Zwerg), Mick Morris Mehnert<br />

(Darsteller Der Zwerg) u. a.<br />

Premiere am24. März<br />

Weitere Vorstellungen<br />

am 27. und 30. März,<br />

sowie am 7. und 12. April<br />

Deutsche Oper Berlin<br />

Bismarckstraße 35<br />

10627 Berlin<br />

Kartentelefon: 030 34 38 43 43<br />

www.deutscheoperberlin.de<br />

ge der französischen Revolution<br />

setzt sich ein neues, differenziertes<br />

Bewusstsein für gesellschaftliche<br />

Mechanismen durch, das Interesse<br />

für die von der Gesellschaft Ausgegrenzten<br />

steigt. Und man entdeckt<br />

in ihnen Potenzial für große Opernstoffe:<br />

Mal verleiht sein Außenseitertum<br />

einem Opernbösewicht das<br />

nötige psychologische Profil, mal<br />

macht das Schicksal einer Ausgegrenzten<br />

diese zur Heldin. Jene Außenseiter,<br />

bei denen eine klare Zuschreibung<br />

von Gut und Böse nicht<br />

möglich ist, zählen zu den schillerndsten<br />

und interessantesten Figuren<br />

auf der Opernbühne: Rigoletto,der<br />

fliegende Holländer, Carmen<br />

oder auch Peter Grimes.<br />

Wie wird man zum Außenseiter?<br />

Entscheidend ist das Verhältnis<br />

zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung:<br />

Wie nehme ich mich<br />

selbst wahr, und wie sehen mich<br />

die anderen? Wie bestimmt diese<br />

Wahrnehmung den Umgang der<br />

anderen mit mir? Wie gründet sich<br />

mein Selbst in diesem Widerspiel?<br />

Wie definiert sich daraus mein<br />

Platz in der Gesellschaft? In diesem<br />

Sinne ist Alexander von Zemlinskys<br />

1922 uraufgeführte Oper<br />

„Der Zwerg“ das Außenseiterstück<br />

schlechthin. Seine Hauptfigur ist in<br />

mehrfacher Hinsicht ein Außenseiter,<br />

der Komponist selbst hat „Außenseitererfahrungen“<br />

autobiogra-willphisch<br />

verarbeitet.<br />

Die Titelfigur ist ein kleinwüchsiger<br />

Mann, der als Sklave, wie ein<br />

dekorativer Gegenstand, der Infantin<br />

von Spanien zum Geburtstag<br />

geschenkt wird. Er ist für deren<br />

Hofgesellschaft eine unterhaltende<br />

Kuriosität und fesselt sie zugleich<br />

durch seine außergewöhnliche Begabung<br />

als Musiker. In einem kurzen<br />

Moment der Rührung schenkt<br />

die Infantin ihm eine Rose –was<br />

er als Liebesbeweis interpretiert.<br />

Das Libretto basiert auf Oscar Wildes<br />

Kunstmärchen „Der Geburtstag<br />

der Infantin“ und scheint Zemlinsky<br />

auch dadurch angesprochen zu<br />

I<br />

haben, dass es ihn an eigene Erfahrungen<br />

der Zurücksetzung erinnert<br />

hat. Auch Zemlinsky war verhältnismäßig<br />

klein, eher schmächtig<br />

und nach einem oberflächlichen<br />

Schönheitsideal wenig attraktiv. Er<br />

verfiel Alma Schindler, der späteren<br />

Alma Mahler-Werfel, mit Haut<br />

und Haar –bevor sie ihn für denV<br />

deutlich älteren Hofoperndirektor<br />

Gustav Mahler verließ. Und auch<br />

wenn Zemlinsky durchaus Erfolg<br />

bei Frauen hatte, scheint ihn diese<br />

Beziehung zur Komposition des<br />

„Zwergs“ angeregt zu haben. Geboren<br />

wurde Zemlinsky 1871 als Kind<br />

einer sephardisch-jüdischen Familie<br />

in Wien, jener Juden, die von<br />

der iberischen Halbinsel vertrieben<br />

worden waren und sich zum Teil<br />

auf dem Balkan niedergelassen hatten.<br />

Das machte Zemlinsky im späten<br />

19. Jahrhunderts zu einer Minderheit<br />

innerhalbeiner Minderheit.<br />

In einem Punkt unterscheiden<br />

sich jedoch Oper und Realität: Derv<br />

Zwerg hat sich noch nie im Spiegel<br />

gesehen. Er weiß nicht um sei-Wähne<br />

Kleinwüchsigkeit. Dasmacht die<br />

Oper nicht nur zu einem Stück über<br />

einen Außenseiter, sondern überwichtig<br />

das Außenseitertum. Die tragische<br />

Fallhöhe seiner Existenz basiert<br />

auf dem gestörten Verhältnis von<br />

Selbst- und Fremdwahrnehmung. W<br />

Für ihn bedeutet der Spott anderer<br />

Beifall. Bis der Zwerg sich erstmals<br />

im Spiegel wahrnimmt.<br />

Eine existenzielle Erfahrung,<br />

die ihn so trifft, dass er tot zusammenbricht.<br />

Erst damit wird er<br />

in seiner eigenen Wahrnehmung<br />

zum Außenseiter.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!