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März 2019 - coolibri Dortmund

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INTERVIEW<br />

wende istein großes Ziel.Wir wollen mehr Fahrradspurenund denAusbau<br />

desÖPNVs. DieStadt istnicht allmächtig.Aberesgehtauch um dieschulische<br />

Ebene: DieMülltrennung istsoein Beispiel,die wederinder Schule<br />

noch in denÄmterndurchgesetztwird. Seit Jahrzehntentrennen alle den<br />

Müll, aber beiden Ämtern fällt<br />

„Wenn der Planet flöten<br />

geht,ist Migration egal –<br />

und Renteauch.“<br />

alles in einenTopfund wird<br />

dann verbrannt. Außerdem habenwir<br />

einenNachhaltigkeitsleitfadeninden<br />

Schulenbeantragt.<br />

Einfach, damitdie Schüler<br />

sich einsetzenkönnen. An derLustmangelt es meistens nicht, sondern<br />

an Informationen.<br />

Wiesieht es,eurer Meinungnach, im Rhein- und Ruhrgebiet mitdem Klimaschutz<br />

aus?<br />

In Düsseldorfsindwir zumindest finanziellgut dabei. Im Ruhrgebiet istes<br />

immer einbisschenweniger,deswegenverständlich, dass nichtauf jedemHaus<br />

eine Solarpaneleist.Trotzdemdenke ich, dass da vonoben<br />

mehr Unterstützungkommenmuss. Gerade durch denWegfall derSteinkohle,<br />

dasist ja dieerste Verstromungsart, dieweggefallen ist. Da wurde<br />

vieles falsch gemacht. Da wurde denLeutenversprochen,ihr habteineZukunft<br />

unddann warEnde Gelände.Ich denke, dass da noch vieles verbessert<br />

werden kann,was dieBraunkohle angeht. Undwir verbreiten ja auch<br />

keineVerschwörungstheorien, sondernesist alleswissenschaftlich von<br />

Klimaforschern belegt.<br />

IstesZeit, in Panik zu verfallen?<br />

Ja. Natürlich keinedestruktivePanik.Dadenkt mangleichanMenschen,<br />

dieinLäden rennen undhamstern. Aber es istangebracht zu denken: Kacke,<br />

wir haben so viel verschlafenund ändern jetztwas.Die Forscher sagen,<br />

dasZiel, dieErderwärmungunter 2Gradzuhalten, istnocherreichbar.<br />

Aber dafür müssen wir jetzt wastun.<br />

Ministerpräsident Laschethat die Bewegung kürzlich kritisiert, weil es<br />

seiner Meinungnacheinfacher sei, Schule zu schwänzenals in seiner<br />

Freizeit aktiv zu werden.Was haltet ihrdavon?<br />

Wirsehen es alsunsereAufgabe an,auf dieStraßezugehen.Wir machen<br />

dasnicht ausJux, oder um nichtzur Schule zu gehenund wir hauenuns<br />

auch keinen Alkohol rein.Sondern wir handeln. Wirerinnerndie Politikan<br />

ihre Aufgabe. Es isttotal cool, dass dieJugendsichnicht nurfür ihre Zukunft,sondern<br />

für dieder ganzen Menschheit einsetzt.Eswirdimmer kritisiert,<br />

dass dieJugendsichnicht für Politikinteressiert. Das Gegenteilist<br />

derFall.Wenneinem daspolitischeEngagementnicht passt, redetman<br />

es natürlichklein.<br />

Wäre es denn auch eine Option,samstagszudemonstrieren?<br />

Es gibtauch beiuns Stimmen,die sagen, samstags wärenmehrLeute dabei.<br />

Aber freitags hatesdie größte Wirkung. Wenn GretaamSamstag angefangen<br />

hätte,wäre dieBewegung nichtsogroßgeworden.Das istjadas<br />

Krasse,dasssichsoviele Erwachsene daranstören. Dassdie Bewegung<br />

so richtiggroßgeworden ist, siehtman zum Beispiel daran, dass dieflämische<br />

Umweltministerin jetztzurückgetreten ist. Siehatte Fridays forFuture<br />

kritisiertund behauptet, es seieineVerschwörunggegensie persönlich.Esist<br />

gewaltigzusehen,welcheWirkungdie Bewegunghat.<br />

Hatdas Schuleschwänzeneigentlich irgendwelche Konsequenzen?<br />

Ichbin schonStudi, deshalb habeich leicht reden. Wobeiich natürlich<br />

auch zu tunhabe. Es heißtjaauch Bildungsstreik. Aber es hatKonsequenzen.<br />

Je nachdem, wieliberal diejeweilige Schule dassieht,werdenunentschuldigte<br />

Fehlstundenaufgeschrieben.Esliegt auch im Ermessensspielraum<br />

desSchulgesetzes.Ich habemit demBildungsministerium telefoniertund<br />

diehaben es mir bestätigt, auch wenn Laschetetwas anderes<br />

sagt.NatürlichgibtesSchüler,die wegender Aufsichtspflichtnicht dabei<br />

sind.Abereskommt immer aufElternoderLehreran.<br />

Sindauch Lehrer beiden Demosdabei?<br />

Thematisch aufjeden Fall.Physischauch.Manche Klassenmachensogar<br />

Exkursionen zur Demo.Das istganzfaszinierend, wieunterschiedlich das<br />

aufgenommenwird.<br />

Wiesinddie FFF-Initiativenvernetzt?<br />

In jedemOrt gibteseineWhatsapp-Gruppe.Mittlerweilesogar mehrere,<br />

weil dasGruppenlimit(Anm.d.Red.: 256Personen) erreicht wurde.In<br />

Düsseldorfsindesinzwischen zwei.Aberdasindauch nichtalleLeute,<br />

diemitmachen, drin,sondern Ansprechpartnerund sehr Aktive. Bundeslandweit<br />

gibtesGruppen.InNRW sindesdreimit Deligiertendrin undeinzelnen<br />

Engagierten. Bundesweit findetjeden SonntageineTelefonkonferenz<br />

statt.<br />

Alsoauchinder Freizeit?<br />

Natürlich, dasEngagementlimitiert sich ja nichtauf freitags.Man muss<br />

Lautsprecher organisierenund Grafikmaterial. Organisationsfähigkeiten<br />

werden ausgebaut,Leute haben gelernt, Photoshopzunutzen.Jetzt gibt<br />

es noch eine Arbeitsgruppe, dieversucht, dasGanze zu strukturieren. Dazu<br />

gehörenDeligierteinjedem Ort, drei beispielsweise aus Düsseldorf. Die<br />

wurdengewählt, als noch einZehntel derMitgliederinder Gruppe waren.<br />

In Düsseldorffindetjetzt nachder Demo immereineVollversammlungim<br />

DemonstranteninDüsseldorf<br />

Niemandsland statt.Dakönnen allehinkommen,die mitmachen, auch<br />

aus umliegendenGebieten, ohne Altersbeschränkung. Da besprechen wir<br />

dann,wie es weitergeht undesgibteineTagesordnung. Whatsapp-Gruppensindcool,<br />

aber es istgut,Dinge vonPersonzuPersonzubesprechen.<br />

Wieist das denn international?<br />

Es gibteinigeEngagierteauf Bundesebene, dieauch dengroßenStreikin<br />

Berlin organisiert haben.Am15. <strong>März</strong> soll eininternationalerSchulstreik<br />

stattfinden. Das heißt, aufder ganzen Welt gehendie Leuteauf dieStraße.<br />

Wirversuchen dasinDüsseldorfein bisschen größerzumachen, so dass<br />

dieLeute ausganzNRW vorden Landtagkommen.<br />

Waswollt ihrbewirken?<br />

Dasssichwirklich wasändert, wir ernstgenommenwerdenund dasProblemnicht<br />

belächelt wird. Gegendie Einstellung,dassdie Welt ja davon<br />

nichtuntergehenwird. Wirwollenein ganz klaresZeichen setzen gegen<br />

Leugnerdes Klimawandels,aberauch gegensolche,die denKlimawandel<br />

zwar anerkennen, aber nichts dagegenmachen. Dassinddie größten Klimaproteste,<br />

diewir in Deutschlandjehatten. In Berlin warenwir 10 000.<br />

Es musssichjetzt wasändern. Internationaler Bildungsstreik: 15.3.<br />

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