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Leseprobe CONNEXI SCHMERZ Ausgabe 1-2019

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Tabelle 1: Evidenzbasierte Therapie neuropathischer Schmerzen<br />

Medikament Dosis Besonderheiten<br />

1. Wahl Gabapentin<br />

Pregabalin<br />

Zieldosis: 1.200-2.400 (3.600) mg/d<br />

Zieldosis: 150 (-600) mg/d<br />

NW: Müdigkeit, Schwindel, Ödeme;<br />

keine Interaktionen, Dosis an Nierenfunktion anpassen<br />

1. Wahl Duloxetin Zieldosis: 60 mg/d (maximal 120 mg/d) NW: Antriebssteigernd, Übelkeit, Blutzuckeranstieg<br />

CAVE: CYP-Interaktionen; Raucher!<br />

Nur für schmerzhafte diabetische Polyneuropathie zugelassen<br />

1. Wahl Amitriptylin 10–75 mg/d (maximal 150 mg) NW: Sedierend; Gewichtszunahme, anticholinerg<br />

Cave: AV-Block, Glaukom, Miktionsstörungen, Hypotension, CYP-Interaktionen<br />

2. Wahl Capsaicin-8 %-Pflaster 1–4 Pflaster für 30–60 Minuten,<br />

dann 90 Tage Pause<br />

2. Wahl Lidocain-Pflaster 1–3 Pflaster für 12 Stunden pro Tag,<br />

dann 12 Stunden Pause<br />

im Applikationsareal: Erythem, Unverträglichkeitsreaktionen,<br />

Schmerzzunahme ggf. mit Blutdruckanstieg;<br />

keine systemischen Nebenwirkungen oder Interaktionen<br />

im Applikationsareal: Erythem, Unverträglichkeitsreaktionen;<br />

keine systemischen Nebenwirkungen oder Interaktionen<br />

nur für postherpetische Neuralgie zugelassen<br />

2. Wahl Tramadol Zieldosis: 100–400 mg/d nach Titration NW: Übelkeit, Hypotension;<br />

keine Kombination mit serotonergen Substanzen<br />

3. Wahl Hochpotente Opioide Dosierungen nach Titration;<br />

Tapentadol max. 500 mg/d<br />

3. Wahl Botulinumtoxin A<br />

(Onabotulinumtoxin A)<br />

50–200 IE, in spezialisierten Zentren Off-Label Use<br />

NW: Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Harnverhalt, Hypotension, Bradykardie, Atemdepression,<br />

Abhängigkeit, Juckreiz, Schwindel, Sedierung, erhöhte Krampfbereitschaft<br />

Die Dosierungsempfehlungen können aufgrund von Erfahrungen der Autoren von den Herstellerempfehlungen abweichen. Es sind häufige Besonderheiten vermerkt, zur Vollständigkeit siehe Herstellerangaben. NW: Nebenwirkungen<br />

in Voruntersuchungen waren, negative Ergebnisse<br />

gezeigt haben, da der Einschluss in die Studien nicht<br />

nach zugrundeliegenden Mechanismen erfolgte.<br />

Die erste Studie, die nach somatosensorischem<br />

Phänotyp (sensorischer Funktionsgewinn versus<br />

-verlust) unterteilte, konnte zeigen, dass Oxcarbazepin<br />

im Vergleich zu Placebo nur bei Pa tienten<br />

mit sensorischem Funktionsgewinn wirksam war<br />

[6]. Weitere Studien konnten bestätigen, dass<br />

sich Patienten-Subgruppen mit verschiedenen<br />

sensorischen Profilen in der Ansprechbarkeit auf<br />

bestimmte Therapien unterscheiden [7, 8]. Da die<br />

Schmerzreduktion bei vielen Patienten bislang nur<br />

unbefriedigend ist, ist die Idee der mechanismenbasierten<br />

Therapie heutzutage international als<br />

Innovation der neurologischen Schmerzforschung<br />

anerkannt und könnte die Versorgung unserer<br />

Schmerzpatienten in der Zukunft deutlich verbessern.<br />

Pharmakotherapie<br />

Die pharmakologische Therapie neuropathischer<br />

Schmerzen greift an unterschiedlichen Punkten der<br />

verschiedenen Pathomechanismen neuropathischer<br />

Schmerzen an. Zur Anwendung kommen als erste<br />

Wahl kalziumkanalmodulierende Antikonvulsiva<br />

(Gabapentin/Pregabalin) sowie tri- und tetrazyklische<br />

Antidepressiva und der selektive Serotonin-/<br />

Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer Duloxetin<br />

[9]. Bei fokalen Nervenläsionen können Lidocainund<br />

Capsaicin-8 %-Pflaster mit geringeren Nebenwirkungen<br />

als systemische Pharmakotherapeutika<br />

eingesetzt werden (Tabelle 1). Die Auswahl des<br />

Medikamentes richtet sich nach den Vorerkrankungen<br />

und Begleitmedikamenten der Patienten. Opioide<br />

sind zwar wirksam, es sollten hier jedoch die<br />

Nebenwirkungen und das Abhängigkeitspotenzial<br />

beachtet werden. Niederpotente Opioide können als<br />

CONFERENCES<br />

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