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Leseprobe CONNEXI SCHMERZ Ausgabe 1-2019

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Tabelle 1: Entspannungsverfahren und verhaltenstherapeutische Interventionen zur Behandlung der Migräne-Erkrankung.<br />

Methode Anzahl Studien, Anzahl Patienten Ergebnisse<br />

Beratung des Patienten<br />

Entspannungsverfahren, Progressive<br />

Muskel relaxation nach Jacobson,<br />

Autogenes Training<br />

Ausdauertraining, sportliche Aktivität<br />

11 Studien<br />

2.574 Patienten<br />

11 Studien<br />

712 Patienten<br />

13 Studien<br />

184 Patienten<br />

Kognitive Verhaltenstherapie 15 Studien (nach 2001)<br />

1.464 Patienten<br />

Biofeedbacktherapie, Neurofeedbacktherapie<br />

Kombination aus verhaltenstherapeutischer<br />

Intervention und Pharmakotherapie<br />

63 Studien<br />

2.606 Patienten<br />

7 Studien<br />

816 Patienten<br />

Meta-Analyse: Bewertung A<br />

Internetstudie: Bewertung A<br />

AT: Bewertung B<br />

PMR: Bewertung A<br />

Bewertung überwiegend B<br />

Bewertung A<br />

Biofeedback akut:<br />

• BVP: Bewertung A<br />

Biofeedback prophylaktisch:<br />

• thermal: Bewertung A<br />

• EMG: Bewertung B<br />

• Hautleitwert-Bfb: Bewertung A<br />

Neurofeedback: Bewertung nicht möglich<br />

Bewertung A<br />

Für die Bewertung gilt: A: deutliche Überlegenheit gegenüber Placebo-Behandlung oder Kontrolle; B: Überlegenheit gegenüber Placebo, Kontrolle oder Scheinbehandlung; C: Wirksamkeit<br />

unklar aufgrund der Studienlage (nach Kropp et al. 2017).<br />

der Auslöser verknüpft ist. Durch diese Generalisierung<br />

werden weitere Rotweinsorten, später<br />

auch Traubensaft oder weitere Obstsäfte zu Auslösern.<br />

Diese werden zunehmend gemieden, was<br />

den Verhaltensspielraum des Patienten weiter einengt.<br />

Die Empfehlung lautet dann, den Konsum im<br />

Rahmen einer systematischen Desensibilisierung<br />

vom Kopfschmerz abzukoppeln. Inwieweit dies bei<br />

alkoholischen Getränken sinnvoll ist, müssen Studien<br />

zeigen. Belege hierfür stehen noch aus.<br />

Prophylaxe von Migräneattacken<br />

Mit der Leitlinie der Deutschen Migräne- und<br />

Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) über nichtmedikamentöse<br />

Behandlungsverfahren [5] bietet sich<br />

eine große Anzahl von Möglichkeiten zur Prophylaxe<br />

der Migräneattacke an. Die Verfahren, die<br />

überwiegend aus der Verhaltenstherapie entstammen,<br />

sind hocheffektiv und sind in ihrer Wirkung<br />

mit einer medikamentösen Prophylaxe vergleichbar.<br />

Die Wirkung setzt jedoch später als beim Medikament<br />

ein und ist nachhaltiger. Tabelle 1 führt die<br />

evidenzbasierten Verfahren auf.<br />

Insgesamt spielt Psychologie bei der Schmerzwahrnehmung<br />

und -behandlung eine große Rolle.<br />

Deswegen ist es umso wichtiger, psychologische<br />

Faktoren zu berücksichtigen, was im Rahmen<br />

multimodaler Therapieverfahren sehr gut funktioniert.<br />

Literatur:<br />

1. Melzack R, Wall PD. Science. 19;150 (699): 971–979<br />

(1965).<br />

2. Tracey I, Ploghaus A, Gati JS, Clare S, Smith S, Menon RS,<br />

Matthews PM. J Neurosci. 1;22(7): 2748−2752 (2002).<br />

3. Kam-Hansen S, Jakubowski M, Kelley JM, Kirsch I, Hoaglin<br />

DC, Kaptchuk TJ, Burstein R. Sci Transl Med. 2014 6(218):<br />

218ra5. doi: 10.1126/scitranslmed.3006175.<br />

4. Merton RK. The self-fulfilling prophecy. In: The Antioch<br />

Review. Band 8, S. 193–210 (1948).<br />

5. Kropp P, Meyer B, Dresler T, Fritsche G, Gaul C, Niederberger<br />

U, Förderreuther S, Malzacher V, Jürgens TP, Marziniak<br />

M, Straube A. Leitlinie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft.<br />

Schmerz. 31(5): 433−447 (2017).<br />

Prof. Dr. Peter Kropp<br />

Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische<br />

Soziologie Universitätsmedizin Rostock<br />

Gehlsheimer Straße 20, 18147 Rostock<br />

CONFERENCES<br />

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