Leseprobe CONNEXI SCHMERZ Ausgabe 1-2019
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MEDIZINISCHES CANNABIS GEGEN CHRONISCHE <strong>SCHMERZ</strong>EN<br />
(Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidol<br />
(CBD), die über ein endogenes Rezeptorsystem<br />
mit diversen Rezeptoren wie CB-1, CB-2<br />
bzw. Sigma-1 in Wechselwirkung stehen und zu<br />
schmerzmodulierenden Effekten führen.<br />
Die Rezeptoren CB-1 und CB-2 sind im gesamten<br />
Körper weit verbreitet, kommen in bestimmten<br />
Strukturen jedoch sehr intensiv vor. „In der höchsten<br />
Konzentration liegen CB-1-Rezeptoren im<br />
zentralen und peripheren Nervensystem vor, sind<br />
allerdings auch in zahlreichen Organen präsent. Sie<br />
modulieren die Ausschüttung von Neurotransmittern.<br />
CB-2-Rezeptoren kommen vor allem im hämatopoetischen<br />
System und auf Immunzellen vor und<br />
sind u.a. an der Zytokinausschüttung beteiligt. Hier<br />
werden wahrscheinlich immunmodulatorische Wirkungen<br />
vermittelt, erläuterte Zieglgänsberger.<br />
Wirkung bei verschiedenen<br />
Indikationen<br />
EDUCATION<br />
Das psychoaktive THC hat neben dem bekannten<br />
euphorisierenden Effekt u.a. eine schmerzlindernde<br />
und krampflösende Wirkung. CBD ist nur schwach<br />
psychoaktiv, und hat u.a. entzündungshemmende,<br />
schmerzlindernde, antiemetische, antipsychotische<br />
und angstlösende Wirkungen. So könne medizinisches<br />
Cannabis z. B. bei Patienten mit Multipler<br />
Sklerose und vor allem verschiedenen neurologischen<br />
Schmerzsyndromen wie Kopfschmerzen,<br />
Neuralgien und Neuropathien zu einer Linderung<br />
der Symptome führen.<br />
Auf Basis der Evidenzlage zur Sicherheit und<br />
Wirksamkeit von Cannabis hat die European Federation<br />
of Neurological Societies in ihre bereits 2010<br />
veröffentlichten Leitlinien Cannabis und Cannabinoide<br />
als Behandlungsoption für die Therapie von<br />
neuropathischen Schmerzen aufgenommen.<br />
Wichtig sei, bei infrage kommenden Patienten in<br />
einem interdisziplinär erarbeiteten multimodalen<br />
Schmerztherapiekonzept die Cannabis-Behandlung<br />
als „Add on“ recht früh zu beginnen, nicht<br />
erst, „wenn gar nichts anderes mehr geht“, betonte<br />
Zieglgänsberger. CB-1 als notwendiger Rezeptor<br />
für das „Löschen“ oder besser Überschreiben<br />
von Erinnerungen und von negativen (Schmerz-)<br />
Erfahrungen kann damit moduliert werden, um<br />
die Erinnerung negativer Schmerzerlebnisse, die<br />
im Schmerzgedächtnis vorhanden sind, zu reduzieren.<br />
Damit könne ein Ansteigen von Angst und<br />
Frustration verhindert werden.<br />
Die Chance nutzen<br />
Frau Dr. Claudia Hain-Heise, Fachärztin für<br />
Anästhesie und spezielle Schmerztherapie, setzt<br />
Cannabinoide bereits seit Mitte der 1990er-Jahre<br />
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