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PT-Magazin 02 2019

Offizielles Magazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung, 4. Dialogtag im Netzwerk der Besten, German Mittelstand Asphalt Klimaschutz gehört in die Dörfer. Im Trabi durch Vietnam. Nachhaltigkeit durch Wandel

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So klappt der Stabwechsel<br />

Viele Generationskonflikte in<br />

Familienunternehmen sind vermeidbar.<br />

Ratsam ist ein systematischer Nachfolgeprozess,<br />

den spezialisierte Berater<br />

oder Vertrauenspersonen moderieren.<br />

Offene Worte: Viele Streitigkeiten sind<br />

emotionaler Natur. Elementar ist eine<br />

offene und direkte Kommunikation.<br />

Dazu zählt eine Streitkultur, die keine<br />

sachliche Kontroverse scheut, aber niemand<br />

persönlich verletzt. Aufgestaute<br />

Konflikte innerhalb der Familie sollten<br />

gezielt thematisiert und ausgeräumt<br />

werden.<br />

Gemeinsame Strategie: Nicht selten<br />

bestehen unterschiedliche Lebensentwürfe<br />

und Vorstellungen zur Unternehmens-<br />

und Führungskultur. Ein<br />

intensiver Austausch über Ziele, Werte<br />

und Erwartungen schafft Transparenz<br />

und Identifikation. Eine gemeinsame<br />

Familienstrategie stärkt das „Wir-<br />

Gefühl“ und sichert eine langfristige<br />

Firmen- und Vermögensplanung.<br />

Eigene Projekte: Typischerweise durchläuft<br />

der Nachwuchs alle zentralen<br />

Bereiche. Zudem sollte er frühzeitig<br />

einzelne Verantwortungsfelder übernehmen.<br />

Dazu zählen etwa der Aufbau<br />

des digitalen Business oder die Einführung<br />

neuer Arbeitsformen. Der Nachwuchs<br />

sollte Freiraum bekommen, um<br />

eigene Erfahrungen und auch Fehler<br />

zu machen, eventuell zunächst abseits<br />

des Familienunternehmens.<br />

Klarer Fahrplan: Fatal sind unklare<br />

Zuständigkeiten, Strukturen und<br />

Prozesse. Die Übergangsphase ist<br />

inhaltlich und zeitlich genau zu planen.<br />

Wichtig sind Zwischenziele, um<br />

den Fortschritt regelmäßig zu prüfen.<br />

So kann der Nachwuchs stufenweise<br />

mehr Verantwortung übernehmen<br />

und ihr auch gerecht werden.<br />

(Quelle: Tresono Family Office,<br />

www.tresono.de)<br />

Über den Autor<br />

Marc R. Hocks ist Vorstandsvorsitzender<br />

von Tresono Family Office. Er verantwortet<br />

schwerpunktmäßig die Betreuung von<br />

Gesamtvermögen und Unternehmensbeteiligungen.<br />

Seine besondere Expertise in<br />

Fragen des Vermögensmanagements gibt<br />

er auch als Referent und Autor weiter.<br />

Autorenzitate:<br />

„Statt die Übergabe frühzeitig zu planen,<br />

wird der Machtwechsel allzu oft auf die<br />

lange Bank geschoben.<br />

„Oft hilft dem Senior auch die Erinnerung,<br />

welche Querelen er beim eigenen Einstieg<br />

erlebt hat und wie man sie besser hätte<br />

lösen können.“<br />

„Viele Differenzen zwischen Senior und<br />

Junior sind emotionaler Natur und rühren<br />

von persönlichen Verletzungen aus der<br />

Vergangenheit.“<br />

„Der Nachwuchs sollte Freiraum bekommen,<br />

um eigene Erfahrungen und auch<br />

Fehler zu machen.“<br />

49<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 2/<strong>2019</strong><br />

Wirtschaft<br />

Oft hilft dem Senior auch die Erinnerung,<br />

welche Querelen er beim eigenen Einstieg<br />

erlebt hat und wie man sie besser<br />

hätte lösen können.<br />

Der Geburtenrückgang macht<br />

auch dem Mittelstand zu schaffen. Nur<br />

wenige Inhaber sind mit dem Kinderreichtum<br />

vergangener Generationen<br />

gesegnet. Umso wichtiger ist es, allen<br />

potenziellen Kandidaten eine Chance<br />

zu geben und sie nicht vorschnell zu<br />

verprellen. Je früher der Nachwuchs an<br />

unternehmerische Themen herangeführt<br />

wird, desto besser.<br />

Getrennte Wege, gemeinsame Werte<br />

Wer das Familienunternehmen fortführen<br />

möchte, benötigt sowohl eine fachliche<br />

als auch eine betriebswirtschaftliche<br />

Ausbildung. Der Nachwuchs sollte<br />

zunächst einen eigenen Karriereweg<br />

unabhängig vom elterlichen Betrieb einschlagen<br />

und Erfahrungen bei fremden<br />

Unternehmen sammeln. So gewinnt der<br />

Nachwuchs mehr Autorität und wird<br />

von Mitarbeitern nicht vorschnell als<br />

„das Kind vom Chef“ abgestempelt.<br />

Gleichzeitig sollten Firmeninhaber<br />

aber potenzielle Nachfolger möglichst<br />

früh in unternehmerische Fragen einbinden.<br />

Dabei helfen regelmäßige Zusammenkünfte<br />

der Unternehmerfamilie,<br />

auf denen die Firmenentwicklung thematisiert<br />

wird. Die Treffen dienen nicht<br />

nur dem Erfahrungsaustausch, sondern<br />

stärken auch die gemeinsame Identifikation.<br />

In kleineren Familien findet<br />

der Austausch über unternehmerische<br />

Themen traditionell bei gemeinsamen<br />

Mahlzeiten statt. Von zentraler Bedeutung<br />

ist immer eine offene Kommunikation.<br />

So schafft die Unternehmerfamilie<br />

auch Raum für Auseinandersetzungen<br />

mit unterschiedlichen Positionen und<br />

Zielvorstellungen, ohne das Tischtuch zu<br />

zerschneiden.<br />

Eine Nachfolge an der Firmenspitze<br />

ist nicht die einzige Option. Nicht immer<br />

wollen oder sollen Familienmitglieder<br />

ins operative Geschäft einsteigen. Auch<br />

Nachfolgen als reiner Gesellschafter mit<br />

Sitz im Beirat sind eine attraktive Variante.<br />

Fachkundige und engagierte Familienmitglieder<br />

können Fremdgeschäftsführer<br />

als Beirat gezielt überwachen und<br />

die Grundlagen für eine erfolgreiche Firmenentwicklung<br />

legen.<br />

Stolperfallen im Blick<br />

Eine Firmenübergabe ist eine große Herausforderung,<br />

sowohl für den Unternehmer<br />

als auch für dessen Nachfolger. So<br />

verschieden die Unternehmer sind, so<br />

verschieden sind auch die Nachfolgeprozesse.<br />

Nichtsdestotrotz lauern bei<br />

familieninternen Nachfolgen oft einige<br />

typische Stolperfallen. Viele Differenzen<br />

zwischen Senior und Junior rühren<br />

von persönlichen Verletzungen aus der<br />

Vergangenheit. Sie flammen durch die<br />

Zusammenarbeit leicht wieder auf. Deshalb<br />

sollten alle aufgestauten Konflikte<br />

ausgeräumt werden, damit auch eine<br />

Nachfolge glücken kann. Ganz wichtig<br />

ist eine gelebte Streitkultur, die einen<br />

Wettstreit der Ideen zum Wohle des<br />

Unternehmens zulässt. Zudem sind<br />

eigene Verantwortungsbereiche und ein<br />

klarer Zeitplan für die Übergangsphase<br />

unerlässlich (siehe Infokasten „So klappt<br />

der Stabwechsel“).<br />

Ein systematisches Nachfolgekonzept<br />

ist auch betriebswirtschaftlich von<br />

hoher Bedeutung. Es bietet der Unternehmensführung<br />

Planungssicherheit,<br />

verbessert die Bonität und sichert den<br />

Mitarbeitern eine langfristige Perspektive.<br />

Zudem ist ein offener Umgang<br />

mit der Nachfolgefrage für den Inhaber<br />

selbst oft befreiend. Er gewinnt das<br />

Gefühl, nicht nur gut vorbereitet zu sein,<br />

sondern auch ein Unternehmen mit<br />

Zukunftsperspektive zu führen. ó

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