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PT-Magazin 02 2019

Offizielles Magazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung, 4. Dialogtag im Netzwerk der Besten, German Mittelstand Asphalt Klimaschutz gehört in die Dörfer. Im Trabi durch Vietnam. Nachhaltigkeit durch Wandel

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© Denis - stock.adobe.com<br />

asap aka zeitnah<br />

Martina Rellin staunt über modernes Deutsch<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 2/<strong>2019</strong><br />

„Mama, hast du noch ‚n Snack<br />

(sprich: ßnäk)?” Was, bitte,<br />

meint das Kind (männlich, volljährig).<br />

„Was meinst du?” – „Na, etwas, das ich<br />

noch schnell snäcken kann.” Ah ja, eine<br />

Art kleine Stärkung ist gefragt. Ein<br />

Imbiss (schönes Wort!). Möchte das Kind<br />

eine Scheibe Brot? Mit Wurst? Mit Käse?<br />

Ist ein Joghurt erwünscht? Eine Banane?<br />

Das Wort Snack ist angekommen<br />

im Sprachgebrauch des Alltags und mit<br />

ihm das zugehörige Tätigkeitswort snäcken.<br />

Snack und snäcken sind nicht allein<br />

auf weiter Flur, ich bastele mittlerweile<br />

mühelos ganze Sätze aus den zugewanderten<br />

englischen Brocken. Bei meinem<br />

Mann in der Firma wird das Wörken<br />

gegen fünf Uhr nachmittags gern für<br />

eine Runde Tee unterbrochen. Da ist ein<br />

Satz wie dieser angebracht: „Lasst uns<br />

doch zur tea-time eine paar nice (sprich:<br />

nei-ße, wie der Fluss) cookies snäcken.”<br />

Und wenn die Kekse munden: „Mega<br />

tasty, diese cookies.”<br />

Vor kurzem bekam ich eine nice Mail,<br />

die verhieß, meine Rechnung werde<br />

asap beglichen. Ich inspizierte auf meiner<br />

Tastatur das Umfeld der Buchstaben<br />

a, s und p, weil ich vermutete, die<br />

Autokorrektur habe zugeschlagen und<br />

den Schreiber der Mail ungefragt falsch<br />

korrigiert. Asap. Was konnte gemeint<br />

sein? Auf mein Geld soll ich warten bis<br />

zum Sankt-Nimmerleins-Tag? Nö, eher<br />

nicht. Vielleicht ein Hinweis auf die Zahlungsform,<br />

bar, unbar? Hm, wäre ungewöhnlich,<br />

aber immerhin stimmte die<br />

Buchstabenzahl halbwegs.<br />

In einer Folgemail fand ich das Wort<br />

aka. Asap – aka. Ob der Mailverfasser<br />

vielleicht gerade Arabisch lernte? Um<br />

mein brain (Resthirn) nicht exploden zu<br />

lassen, suchte ich kurz bei Google, aka<br />

Suchmaschine. Aka – also known as:<br />

auch bekannt als! Sie haben das sofort<br />

gewusst? Congratulations! Ich bin eine<br />

kleine Behind-the-moonerin, aber nicht<br />

doof. Darum kam mir auch sofort die<br />

idea, dass meine Rechnung vermutlich<br />

bald (spooky Variante: zeitnah!), also as<br />

soon as possible bezahlt werden würde.<br />

Die vergangenen Tage standen bei<br />

mir unter dem Motto: das Imperium<br />

schlägt zurück. Für eine Webseite (website)<br />

schlug ich eine Reihe von Fragen<br />

und Antworten vor unter der Überschrift<br />

FAQs: Fragen und Antworten querbeet.<br />

Dem Kunden gefiel‘s und so machten<br />

wir aus den ursprünglich vorgesehenen<br />

Testimonials, als Zeugen für die Qualität<br />

der vorgestellten Produkte, einfach<br />

Stimmen. Ich bin gespannt, wie lange ich<br />

dem derzeitigen stormy weather gegen<br />

den gewohnten Sprachgebrauch noch<br />

standhalten kann. Teile meiner readership,<br />

äh, Leserschaft, scheinen schon auf<br />

dem highway to hell, fragte mich doch<br />

neulich jemand: „Gibt es Ihr e-book Göttergatten<br />

eigentlich auch als geprintetes<br />

Buch?” Als geprintetes Buch! Für den<br />

kleinen Lesehunger zwischendurch ein<br />

bisschen Print-book snäcken? OLlirb!!!<br />

Oh Lord, let it rain brain. Gott, lass Hirn<br />

regnen – und nimm den Bedürftigen die<br />

Regenschirme weg. ó<br />

Über die Autorin<br />

Martina Rellin, Ex-Chefredakteurin der<br />

Kultur-Zeitschrift Das <strong>Magazin</strong> und erfolgreiche<br />

Sachbuchautorin („Klar bin ich eine<br />

Ost-Frau!”), sitzt bis zur next issue des pt-<br />

<strong>Magazin</strong>s vergnügt unterm Regenschirm<br />

und snäckt cookies. Rellin schreibt leidenschaftlich,<br />

für sich und andere, Bücher und<br />

Auftragskommunikation. Sie betreibt die<br />

Rellin Schreibwerkstatt bei Berlin und in<br />

Oybin im Zittauer Gebirge und vermittelt<br />

dort und in Leipzig Interessierten das<br />

Handwerk des Schreibens in Kursen und<br />

Coachings. www.martinarellin.de

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