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PT-Magazin 02 2019

Offizielles Magazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung, 4. Dialogtag im Netzwerk der Besten, German Mittelstand Asphalt Klimaschutz gehört in die Dörfer. Im Trabi durch Vietnam. Nachhaltigkeit durch Wandel

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© fottoo - stock.adobe.com<br />

Bayrisches Blasorchester<br />

als grünes Bundesland. Dass die CSU<br />

hier 1970 das erste Umweltministerium<br />

der Welt ins Leben rief, ist angesichts<br />

der Hartnäckigkeit, mit der man 15 Jahre<br />

später die Wiederaufbereitungsanlage<br />

(WAA) in Wackersdorf vorantrieb und<br />

dabei auf den unterschätzten Widerstandsgeist<br />

der einheimischen Bevölkerung<br />

stieß, kaum zu glauben. Vier Jahre<br />

lang marschierten die „gutmütigen“<br />

Oberpfälzer, unterstützt von Naturschützern<br />

und Atomkraftgegnern aus der ganzen<br />

Republik, zum Bauzaun, ließen sich<br />

beschimpfen, mit CS-Gas besprühen<br />

und mit Wasserwerfern und Gummiknüppeln<br />

drangsalieren – ohne zu weichen.<br />

Die Hüttendörfer „Freie Oberpfalz“<br />

und „Freie Republik Wackerland“, die<br />

Anti-WAAhnsinns-Musikfestivals und<br />

nicht zuletzt die Widerstandssocken,<br />

die Irmgard Gietl, Hausfrau und Anti-<br />

WAA-Aktivistin, zu Tausenden für die<br />

Demonstranten strickte, zeugen von der<br />

Kreativität eines letztlich erfolgreichen<br />

Widerstands: Am 31. Mai 1989 wurden<br />

die Bauarbeiten an der WAA eingestellt.<br />

Wieder einmal hatte eine Regierung<br />

fälschlicherweise darauf vertraut, dass<br />

in einem über Jahrhunderte agrarisch<br />

geprägten Land die Welt statischer und<br />

die Bevölkerung nur schwer zu mobilisieren<br />

sei. Die Bayern gelten als angepasst,<br />

konservativ und ordnungsliebend,<br />

und so scheint es nur folgerichtig, dass<br />

Law-and-order-Forderungen auf Bundesebene<br />

gerne von Politikern aus dem<br />

Freistaat erhoben werden. Völlig außer<br />

Acht gelassen wird dabei eine urbayerische<br />

Eigenart: Renitenz. Anders als<br />

das weiß-blaue Klischee glauben macht,<br />

sind wir ein Volk von Aufständischen,<br />

Widerständlern und Querköpfen. Eine<br />

Historie voll von Sozialrebellen, Bauernbündlern,<br />

bayerischen Suffragetten und<br />

Kaffeehaus-Revolutionären zeugt von<br />

einem tief verwurzelten Widerspruchsgeist,<br />

in dessen würdiger Nachfolge bis<br />

heute nicht nur Schriftsteller und Kabarettisten,<br />

sondern auch unzählige bayerische<br />

Bürgerinnen und Bürger stehen.<br />

So lehnten sich 1705/06 die bayerischen<br />

Bauern mit dem Schlachtruf<br />

„Lieber bairisch sterben als kaiserlich verderben“<br />

gegen die Habsburger auf und<br />

mussten dies in der Sendlinger Mordweihnacht<br />

und der Bauernschlacht bei<br />

Aidenbach teuer bezahlen. Als Bayern<br />

in den Umbruchsjahren des 18. und 19.<br />

Jahrhunderts zum Verfassungsstaat<br />

wurde, war es Heimat berühmter Räuber<br />

und Wildschützen. Sozialrebellen à<br />

la Robin Hood wie der Bayerische Hiasl<br />

oder Michael Heigl wurden als Staatsfeinde<br />

verfolgt, vom Volk jedoch unterstützt<br />

und verehrt. Ihre Taten waren Ausdruck<br />

eines archaischen vorpolitischen<br />

Protests einer Landbevölkerung, die man<br />

fälschlicherweise für gleichmütig hielt.<br />

Parallel zum ländlichen Widerstand forderte<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts das<br />

emanzipierte Bürgertum in den Städten<br />

seine politischen Rechte ein. Die 14<br />

Bamberger Artikel, in denen 1848 das<br />

allgemeine Wahlrecht, Pressefreiheit,<br />

gleiche Bildungschancen für alle und die<br />

Abschaffung der Adelsprivilegien gefordert<br />

wurden, zeigen, dass es bei der ˘<br />

61<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 2/<strong>2019</strong><br />

Bayern<br />

auf di san‘s<br />

alle so<br />

narrisch“

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