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PT-Magazin 02 2019

Offizielles Magazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung, 4. Dialogtag im Netzwerk der Besten, German Mittelstand Asphalt Klimaschutz gehört in die Dörfer. Im Trabi durch Vietnam. Nachhaltigkeit durch Wandel

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Bayerische Dialektik.<br />

Oder: Irgendwie und Sowieso<br />

Bayern<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 2/<strong>2019</strong><br />

58<br />

„Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische.“<br />

(Karl Valentin)<br />

Bayern, wo der Himmel weiß-blau<br />

und die Regierung schwarz ist,<br />

das Volk gottesfürchtig und die Welt<br />

noch in Ordnung – so verkauft sich das<br />

flächengrößte deutsche Bundesland<br />

gern selbst, tatkräftig unterstützt von<br />

der lange Zeit mit Bayern fast symbiotisch<br />

verbunden wirkenden Christlich-<br />

Sozialen Union, einer der genialsten<br />

Erfindungen der deutschen Parteiengeschichte.<br />

Unabhängig davon, wer in Berlin<br />

regiert, die CSU ist immer irgendwie<br />

in der Opposition, und das macht sie<br />

für Bankdirektoren wie Bankräuber gleichermaßen<br />

wählbar. So kam es für viele<br />

durchaus überraschend, dass die bayerischen<br />

Wählerinnen und Wähler diese<br />

Commedia dell’arte kürzlich mit einem<br />

fulminanten Ergebnis ausgerechnet für<br />

die Grünen beendeten. Doch man sollte<br />

13 Millionen Bayern eben nie unterschätzen.<br />

Bayern ist nämlich weit mehr als<br />

das Land, in dem Europas größte Glückskeksanlage<br />

steht.<br />

Zum einen ist Bayern ein Freistaat,<br />

und auch wenn sich daraus keinerlei<br />

föderale Sonderrechte ergeben, sind wir<br />

ein bisschen stolz auf diesen Umstand,<br />

wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.<br />

Da sind die einen, die glauben, Bayern<br />

sei so freiwillig Teil der Bundesrepublik,<br />

dass es jederzeit austreten könnte.<br />

Immerhin hat der Bayerische Landtag<br />

1949 das Grundgesetz abgelehnt. Die<br />

Bayern sind also die Schotten Deutschlands.<br />

Bisher aber hat es, sehr zum Leidwesen<br />

der Bayernpartei, noch nie ein<br />

Austrittsreferendum gegeben. Dabei<br />

könnten sich 23 Prozent der Bevölkerung<br />

einen eigenen Staat durchaus vorstellen,<br />

und manch einer gar eine bayerische<br />

Monarchie.<br />

Aus gutem Grund stolz auf den Freistaat<br />

kann man jedoch eingedenk der<br />

Tatsache sein, dass er das Produkt einer<br />

Revolution ist: Vor 100 Jahren fegte der<br />

Sozialist Kurt Eisner im Verbund mit<br />

Arbeitern, Soldaten, Frauenrechtlerinnen<br />

und bayerischen Bauern die Monarchie<br />

hinweg und erklärte Bayern als erstes<br />

deutsches Land zur Republik. Nun ist<br />

eine Revolution nicht unbedingt das,<br />

was einem beim Stichwort „Bayern“ in<br />

den Sinn kommt. Klischeehaft gelten<br />

alle, die außerhalb Münchens leben, als<br />

grantelnde, Bier trinkende Hinterwäldler,<br />

die auch einmal Fünfe gerade sein lassen<br />

– was dann als liberalitas bavariae<br />

verkauft wird. Doch ganz so einfach ist<br />

die Sache nicht. Bayern ist das Land der<br />

scheinbar unvereinbaren Gegensätze,<br />

die sich auf geradezu mysteriöse Weise<br />

am Ende in einer für alle passenden Synthese<br />

auflösen.<br />

Mia san Mia und Multikulti<br />

So ist das Land, das sich von einem<br />

Fußballverein das überhebliche und ausgrenzende<br />

Motto „Mia san Mia“ borgt,<br />

der es wiederum von den k. und k. Soldaten<br />

Kaiser Franz Josephs übernommen<br />

hat, ein Vielvölkerstaat, der seit Jahrhunderten<br />

beweist, dass Multikulti funktioniert.<br />

Die Bayern sind eine Verbindung<br />

aus drei Stämmen, die sich ihrerseits in<br />

einzelne Volksgruppen unterteilen: Altbayern<br />

(Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz),<br />

Schwaben und Franken (Oberfranken,<br />

Unterfranken, Mittelfranken).<br />

Seit 1954 bilden die Sudetendeutschen<br />

den vierten Stamm. Alle Volksgruppen<br />

legen größten Wert auf ihr Brauchtum<br />

und ihre Küche. Zudem bedienen sie<br />

sich so unterschiedlicher Dialekte, dass<br />

es innerhalb Bayerns durchaus zu Verständigungsschwierigkeiten<br />

kommen<br />

kann. Deutschkenntnisse sind deshalb

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