glanzvoll Frühjahr 2019
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52 <strong>glanzvoll</strong> TIPPS<br />
<strong>glanzvoll</strong> TIPPS<br />
53<br />
MICHAEL JACKSON IN BONN<br />
Michael Jackson zählt zu den einflussreichsten<br />
Künstlern des 20.<br />
Jahr hunderts, dessen Erbe im neuen<br />
Jahrtausend fortdauert. Seine Bedeutung<br />
in allen Bereichen der Popkultur<br />
ist allseits bekannt, sein beträchtlicher<br />
Einfluss auf die zeitgenössische Kunst<br />
allerdings noch eine ungeschriebene<br />
Geschichte. Doch seit Andy Warhol<br />
1982 sein Bild zum ersten Mal verwendete,<br />
machte die bildende Kunst<br />
Jackson zur meistdargestellten Figur<br />
der Medienwelt. Die Schau „Michael<br />
Jackson: On the Wall“ in der Bundeskunsthalle<br />
Bonn untersucht diesen<br />
Einfluss auf einige der führenden Persönlichkeiten<br />
der zeitgenössischen<br />
bildenden Kunst. Sie umfasst mehrere<br />
Künstlergenerationen sowie alle<br />
Medien. Bis 14. Juli.<br />
<br />
www.bundeskunsthalle.de<br />
The Beatification: I’ll never let you part for you’re always<br />
in my heart, 2009, by David LaChapelle. Courtesy of<br />
the Artist.<br />
© David LaChapelle<br />
ZUM SCHMÖKERN UND HÖREN …<br />
LIVE-JAZZ VON DER MOSEL<br />
Neues vom Komponisten und Pianisten<br />
Thomas Bracht aus Traben-Trarbach:<br />
Nach der allseits hochgelobten CD<br />
„unterwegs“ gibt's jetzt das Live-Album<br />
„Don't Play To Impress“. Aufgenommen<br />
wurde es bei Jazz im Brunnenhof Trier<br />
und im Bettembourger Atelier Paradiso.<br />
Mit dabei sind neben der Band Posaunist<br />
Nils Wogram und Tenorsaxofonist Sven<br />
Decker als bekannte Gäste. Das Album<br />
bietet sechs Kompositionen Brachts,<br />
die den Musikern beim Live-Auftritt<br />
hinreichend Zeit geben, ihr Können zu<br />
präsentieren. Vor allem Wogram und<br />
Decker verstehen diese Chance ausgiebig<br />
zu nutzen. Unüberhörbar ist auf der<br />
CD Brachts Liebe zu Jazz-Rock-Funk-<br />
Fusion-Musik, die ihre Ursprünge in den<br />
1970ern mit Bands wie Weather Report<br />
hatte. In diese Fusion lässt Bracht immer<br />
wieder Elemente der Weltmusik sowie<br />
elektronische Klänge einfließen. Begriffe<br />
wie gewobener Klangteppich, Klanggetöse<br />
sind da durchaus angebracht. Insgesamt<br />
ein sehr ansprechendes Album.<br />
jöl<br />
FRÄULEIN NETTE<br />
Nette ist die Hauptfigur in Karen Duves<br />
Roman „Fräulein Nettes kurzer Sommer“.<br />
Es geht um Annette von Droste-<br />
Hülshoff, eine der ersten Schriftstellerinnen<br />
Deutschlands (1797-1848).<br />
Aber wie wird sie denn hier dargestellt?<br />
Nicht nur „glotzäugig“ soll die 23-Jährige<br />
sein. Nette ist auch äußerst vorlaut und<br />
scharfzüngig, mischt sich in Gespräche<br />
über Politik und Kultur ein. Völlig<br />
unmöglich! Zu allem Überfluss schreibt<br />
das Freifräulein auch noch Gedichte und<br />
geht mit dem (bürgerlichen) Heinrich<br />
Straube ein Verhältnis ein – ein absolutes<br />
Tabu! So bringt Karin Duve dem Leser<br />
ironisch, bissig, mit scharfem Witz das<br />
Leben der von Hülshoff nahe, die ihre feministischen<br />
Ideen auszuleben versucht.<br />
Aber was geschah genau im Sommer<br />
1820, als der „schöne“ Dichter August<br />
von Arnswaldt auftaucht und ebenfalls<br />
Interesse an der eigenwilligen Adligen<br />
zeigt? Ein sehr gelungenes Werk.<br />
Duve versteht es gekonnt, Annette von<br />
Droste-Hülshoffs Leben darzulegen und<br />
den Leser für sie einzunehmen. jöl<br />
DIE HÄSSLICHE WIRKLICHKEIT<br />
Hätte ein Weißer diesen Roman geschrieben,<br />
der Urheber wäre vermutlich<br />
gesteinigt worden. Paul Beatty aber<br />
darf eine solche Geschichte schreiben:<br />
Er ist Afroamerikaner, 1962 in Los Angeles<br />
geboren, Poetryslammer, Universitätsprofessor<br />
und Autor. „Der Verräter“<br />
heißt sein jüngster unter anderem<br />
mit dem „Man Booker Prize“ prämierter<br />
Roman, womit Beatty der erste amerikanische<br />
Preisträger dieser britischen<br />
Ehrung ist. Bei seiner Satire „Der Verräter“<br />
stockt dem Leser mehr als einmal<br />
der Atem. Darf man so was schreiben?<br />
Ein Buch, das sämtliche Klischees über<br />
„die Schwarzen“ aufgreift? Satire, um<br />
mal wieder Tucholskys vielbemühten<br />
Satz zu strapazieren, darf alles, und sie<br />
darf so viele rote Linien überschreiten,<br />
dass man sie mühelos in die Realität<br />
zurückübersetzen kann. Denn den Rassismus<br />
in den USA als überwunden betrachten<br />
– wer würde darauf kommen?<br />
„Der Verräter“ hält dem Publikum einen<br />
Spiegel vor und zeigt ihm die hässliche<br />
Wirklichkeit.<br />
no<br />
PHARAONENGOLD IN VÖLKLINGEN<br />
Dieses Jahr feiert das Weltkulturerbe Völklinger Hütte 25 Jahre Unesco-Weltkulturerbe:<br />
Ein Highlight ist die Schau „PharaonenGold. 3000 Jahre altägyptischer<br />
Kultur aus internationalen Privatsammlungen“. Die 140 Exponate stammen aus<br />
internationalen Privatsammlungen und bilden die größte Sammlung von einzigartigen<br />
und magischen Goldexponaten aus dem Alten Ägypten. Die abgebildete<br />
Göttin Hathor aus der Ptolemäischen Periode (ca. 332 v. Chr.-30 n. Chr.) ist<br />
eine der bekanntesten Gottheiten im Alten Ägypten. Sie wird seit der Prädynastischen<br />
Periode bis in die Spätzeit und weit darüber hinaus verehrt. 11. Mai bis<br />
24. November.<br />
Thomas Bracht Band feat.<br />
Nils Wogram & Sven Decker:<br />
Don’t Play to Impress.<br />
Unit Records<br />
Karen Duve:<br />
Fräulein Nettes kurzer Sommer.<br />
Galiani Verlag Berlin, 584 Seiten,<br />
25 Euro<br />
Paul Beatty:<br />
Der Verräter.<br />
Aus dem Amerikanischen von<br />
Henning Ahrens, Luchterhand,<br />
351 Seiten, 20 Euro<br />
www.voelklinger-huette.org Göttin Hathor Ptolemäische Periode,<br />
332 v. Chr.-30 n. Chr. Massives Gold.<br />
Foto: © Weltkulturerbe Völklinger Hütte