RegioBusiness Nr. 201 - 04.2019
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
April <strong>201</strong>9 I Jahrgang 18 I <strong>Nr</strong>. <strong>201</strong><br />
Firmen & Märkte 21<br />
Spitzenposition untermauert<br />
Die Bausparkasse Schwäbisch Hall kann beim Neugeschäft wieder zulegen und treibt die Digitalisierung weiter voran.<br />
VON HERIBERT LOHR<br />
<strong>201</strong>8 Schwäbisch Hall in Zahlen<br />
Inland (in Mrd Euro)<br />
Neugeschäft<br />
Bausparen 29,7 +6,3%<br />
Baufinanzierung 15,1 +3,6%<br />
Bestand<br />
Bausparsumme 305,7 +2,3%<br />
Ausland (in Mrd. Euro)<br />
Neugeschäft<br />
Bausparen 12,0 +16,0%<br />
Baufinanzierung 2,29 - 0,9%<br />
Bestand<br />
Bausparsumme 62,0 + 4,8%<br />
Ergebnis (in Mio Euro)<br />
Zinsüberschuss 766 - 8,0%<br />
Verwaltungsaufwand 480 + 2,1%<br />
Ergebnis vor Steuern 295 - 11,7%<br />
Mitarbeiter<br />
Innendienst 3.383 - 0,3%<br />
in Schwäbisch Hall 3.297<br />
Außendienst 3.328 - 1,3%<br />
Ausland 6.431 - 9,1%<br />
Den Umständen am Finanzmarkt<br />
entsprechend kann<br />
die Bausparkasse Schwäbisch<br />
Hall auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr<br />
<strong>201</strong>8 zurückblicken.<br />
In ihrem angestammten Markenkern,<br />
dem Bausparen, gab es im<br />
Neugeschäft ein deutliches Plus<br />
und bei den verwalteten Bausparverträgen<br />
wurde die höchste Gesamtsumme<br />
in der Unternehmensgeschichte<br />
erreicht.<br />
Seit geraumer Zeit hat die Bausparkasse<br />
die Baufinanzierung<br />
stärker im Fokus. Auch hier stieg<br />
das vermittelte Volumen an. Trotzdem<br />
lag das Ergebnis insgesamt<br />
unter dem des Vorjahres, aber<br />
laut Reinhard Klein „deutlich<br />
über den eigenen Erwartungen“.<br />
Am Ende waren es dann aber<br />
doch zwölf Prozent weniger. Als<br />
Grund nannte der Vorstandsvorsitzende<br />
vor allem „das niedrige<br />
Zinsumfeld“.<br />
„Sowohl beim Bausparen als auch<br />
in der Baufinanzierung sind wir<br />
dank unserer engen Zusammenarbeit<br />
mit den genossenschaftlichen<br />
Banken gewachsen“, erklärte<br />
Reinhard Klein. Der Spitzenmanager<br />
tritt dabei auch einmal mehr<br />
dem gelegentlich zu hörenden generellen<br />
Abgesang auf das Bausparen<br />
entgegen: „Die Entwicklung<br />
zeigt, dass unsere Kunden die Vorteile<br />
des Bausparens in Zeiten<br />
sehr niedriger Zinsen zu schätzen<br />
wissen. In der Baufinanzierung<br />
wird die Nachfrage nach unseren<br />
Produkten vom lebhaften Immobilienmarkt<br />
befördert.“<br />
Schwäbisch Hall schloss im Geschäftsjahr<br />
<strong>201</strong>8 im Inland insgesamt<br />
Verträge über ein Volumen<br />
von 29,7 Milliarden Euro ab. Damit<br />
können „die Füchse“ über 30<br />
Prozent Marktanteil auf sich vereinen,<br />
sind nach wie vor Marktführer<br />
und liegen als alleinstehende<br />
private Bausparkasse deutlich vor<br />
den Wettbewerbern. Mit rund 306<br />
Milliarden Euro verwalteten die<br />
Haller die höchste Gesamtbausparsumme<br />
seit ihrer Gründung.<br />
Deutlich zulegen konnte die<br />
Gruppe jenseits der Landesgrenzen.<br />
Die Beteiligungsgesellschaften<br />
in Osteuropa und China steigerten<br />
das Bauspar-Neugeschäft<br />
im vergangenen Geschäftsjahr<br />
währungsbereinigt um 16 Prozent<br />
auf jetzt mehr als zwölf Milliarden<br />
Euro. Im zweiten Kerngeschäftsfeld<br />
der Baufinanzierung stieg das<br />
Neugeschäft um 3,6 Prozent auf<br />
jetzt 15,1 Milliarden Euro.<br />
„Grundlage für die erfreuliche Entwicklung<br />
sind unsere Beratungsqualität<br />
und die enge Zusammenarbeit<br />
mit den Genossenschaftsbanken.<br />
Unser bewährtes Zusammenspiel<br />
ist ein echter Wettbewerbsvorteil“,<br />
erklärt Reinhard<br />
Klein. Das Ergebnis vor Steuern<br />
war mit 295 Millionen Euro zwar<br />
rückläufig, lag nach Aussage des<br />
Vorstandsvorsitzenden jedoch<br />
deutlich über den Erwartungen.<br />
„Wir haben weiter stark in die Zukunft<br />
unseres Unternehmens investiert<br />
und ein Ergebnis über unseren<br />
Erwartungen erzielt. Damit<br />
sind wir als zinssensitives Institut<br />
im aktuellen Umfeld zufrieden.“<br />
Im laufenden Geschäftsjahr arbeitet<br />
Schwäbisch Hall im Rahmen<br />
seiner perspektivisch angelegten<br />
Strategie weiter an der Digitalisierung<br />
der gesamten Wertschöpfungskette.<br />
Das gilt für die Überarbeitung<br />
der bestehenden Prozesse<br />
und Kanäle zum Kunden ebenso<br />
wie für neue Geschäftsmodelle.<br />
Im vergangenen Jahr hatte Schwäbisch<br />
Hall bereits den Online-<br />
Marktplatz „Baufinex“ für Vermittler<br />
mitgegründet, um das Finanzierungsgeschäft<br />
zusammen mit den<br />
genossenschaftlichen Banken weiter<br />
auszubauen. Das über „Baufinex“<br />
eingereichte Volumen betrug<br />
wenige Monate nach dem Start<br />
der Plattform bereits 200 Millionen<br />
Euro. Voraussichtlich in der<br />
zweiten Hälfte dieses Jahres wird<br />
Schwäbisch Hall den ersten eigenen<br />
Pfandbrief auflegen. Der Baufinanzierungsspezialist<br />
nutzt damit<br />
die Möglichkeit des novellierten<br />
Bausparkassengesetzes, um<br />
die Refinanzierungsbasis zu vergrößern<br />
und die Ertragslage zu<br />
verbessern. Für das laufende Geschäftsjahr<br />
ist der Vorstand zuversichtlich,<br />
dass die Ergebnisse des<br />
Vorjahres leicht übertroffen werden.<br />
In der Baufinanzierung sieht<br />
sich das Unternehmen unter den<br />
ersten drei der Branche und will<br />
seine Position weiter ausbauen.<br />
Insgesamt erwarten Reinhard<br />
Klein und seine drei Vorstandskollegen,<br />
dass die bereits hohe Nachfrage<br />
nach Wohnraum und damit<br />
auch die Preise in den kommenden<br />
Jahren weiter steigen. Da<br />
viele Immobilien zudem energetisch<br />
saniert und altersgerecht umgebaut<br />
werden müssen, sind die<br />
weiteren Aussichten durchaus<br />
gut. „Als Bausparkasse Schwäbisch<br />
Hall unterstützen wir Menschen<br />
seit jeher dabei, Immobilien<br />
ohne finanzielle Risiken zu erwerben<br />
oder zu modernisieren.<br />
Angesichts der Entwicklung auf<br />
dem Wohnungsmarkt wird diese<br />
Aufgabe immer wichtiger“, ist<br />
Klein überzeugt. „Im Schulterschluss<br />
mit den genossenschaftlichen<br />
Banken sind wir sehr gut aufgestellt,<br />
um diese Wachstumschancen<br />
dann auch zu nutzen.“<br />
Bei Bausparverträgen können<br />
sich Kunden nach einer Ansparphase<br />
einen späteren Kredit zu bestimmten<br />
festgelegten Konditionen<br />
sichern. Nach dem Rekordjahr<br />
<strong>201</strong>5 waren die Verkaufszahlen<br />
zunächst zurückgegangen.<br />
Nun ist dem Branchenprimus offensichtlich<br />
der Umschwung gelungen.<br />
www.schwaebisch-hall.de<br />
Stabiler Anker der heimischen Finanzwelt<br />
Die anhaltende Niedrigzinsphase macht auch den Volks- und Raiffeisenbanken perspektivisch zu schaffen.<br />
VON HERIBERT LOHR<br />
Zufrieden: Die Vorstände der Bezirksvereinigung Eberhard Spies,<br />
Andreas Siebert und Jürgen Fricke (v.li.).<br />
Foto: Heribert Lohr<br />
In der Übersicht<br />
Zur Bezirksvereinigung gehören: VR Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim,<br />
RB Kocher-Jagst, RB Bretzfeld-Neuenstein, VB Vorbach-<br />
Tauber, RB Schrozberg-Rot am See, RB Frankenhardt-Stimpfach,<br />
RB Bühlertal, RB Gammesfeld und RB Tüngental<br />
Bilanzsummen: 4,55 Kredite: 3,08 Einlagen: 3,26<br />
Kundenvolumen: 8,73 (alles Milliarden Euro)<br />
Mitglieder 114 462 Geschäftsstellen: 79 Mitarbeiter: 758<br />
Die Entwicklung der neun verbliebenen<br />
Mitgliedsbanken<br />
der Bezirksvereinigung Hohenlohe-Franken<br />
war im zurückliegenden<br />
Geschäftsjahr <strong>201</strong>8 in<br />
Summe besser als der Durchschnitt<br />
der 875 Banken des Bundesverbandes<br />
der Deutschen<br />
Volks- und Raiffeisenbanken.<br />
Das jüngste Jahresgespräch war<br />
geprägt von froher Kunde: Mehr<br />
Mitarbeiter, mehr betreutes Kundenvolumen,<br />
steigende Bilanzsummen,<br />
mehr ausgegebene Kredite<br />
und höhere Einlagen.<br />
Aus aktuellem Anlass hatten die<br />
Vorstände Eberhard Spies, Andreas<br />
Siebert und Jürgen Fricke<br />
keinen Grund zur Klage, denn<br />
mehr positive Nachweise, dass<br />
das Geschäftsmodell der regionalen<br />
Genobanken auch in Krisenzeiten<br />
funktioniert, lassen sich<br />
kaum noch liefern.<br />
In den drei Landkreisen Schwäbisch<br />
Hall, Main-Tauber und Hohenlohe<br />
sind weitere 600 zusätzliche<br />
Mitglieder (114 462 ) hinzugekommen.<br />
Eine Entwicklung die<br />
Andreas Siebert etwas relativiert:<br />
„Wir sind uns bewusst, dass wir in<br />
einer Region am Markt sind, die<br />
wirtschaftlich gut da steht. Das<br />
macht es für uns etwas leichter.“<br />
Doch ohne das hohe Ansehen, das<br />
sich die genossenschaftlichen Banken<br />
erarbeitet haben, ist ein Zuwachs<br />
bei den Krediten von 9,2<br />
Prozent oder ein betreutes Kundenvolumen<br />
von 8,72 Milliarden<br />
Euro kaum zu erklären. Und da<br />
fast alle Daten – ob Finanzierung,<br />
Anlage, Versicherung oder Bausparen<br />
– nach oben zeigen, besteht<br />
kaum ein Zweifel daran,<br />
dass die Genossen „gut im Markt“<br />
sind.<br />
Die Volks- und Raiffeisenbanken<br />
haben auf die Herausforderungen<br />
reagiert und setzen konsequent<br />
auf hohe Beratungskompetenz.<br />
Mit dieser Strategie konnten sie sogar<br />
dem generellen Stellenabbau<br />
als Folge der Digitalisierung der<br />
alltäglichen Bankgeschäfte etwas<br />
entgegenwirken. Die weiter rückläufige<br />
Zahl der Geschäftsstellen<br />
(79) macht aber deutlich, dass<br />
sich „Personalzuwächse in dieser<br />
Größenordnung (24 Stellen)<br />
wohl nicht fortschreiben lassen“.<br />
Jürgen Fricke ganz offen: „Die anhaltende<br />
Niedrigzinsphase macht<br />
uns nun wirklich zu schaffen.“<br />
Eberhard Spies verdeutlichte das<br />
Dilemma: „Wir müssen heute<br />
lange Zinsbindungen eingehen.<br />
Sollte das Zinsniveau schnell ansteigen,<br />
dürfte das generell einige<br />
Bankhäuser vor Probleme stellen.“<br />
Seine Befürchtung: Ein Betriebsergebnis<br />
von derzeit durchschnittlich<br />
0,83 Prozent der Bilanzsumme<br />
könnte auch für einige<br />
Genossen künftig nicht mehr<br />
reichen, um langfristig rentabel<br />
zu sein. Die eher kleinräumige<br />
Ausrichtung der Genossenschaftsbanken<br />
in der Region, könnte<br />
hier von Nachteil sein.<br />
Doch eines machen Siebert, Fricke<br />
und Spies auch gleich deutlich:<br />
„Derzeit sind keine Zusammenschlüsse<br />
angedacht und sollten<br />
sie irgendwann erfolgen, geschehen<br />
sie aus strukturellen<br />
Überlegungen heraus und nicht<br />
aus wirtschaftlichen Gründen.“<br />
Die Ausnahme ist der bereits angekündigte<br />
Zusammenschluss der<br />
Raiffeisenbank Kocher-Jagst (Ingelfingen)<br />
mit der Volksbank<br />
Bretzfeld-Neuenstein (Bretzfeld)<br />
zur neuen „Raiffeisenbank Hohenloher<br />
Land eG“ der in Bälde formal<br />
vollzogen werden soll. Andreas<br />
Siebert, Vorstandsvorsitzender<br />
der Raiffeisenbank Kocher-<br />
Jagst: „Aber das machen wir, weil<br />
wir mit der starken Entwicklung<br />
unserer prosperierenden Region<br />
und den wachstumsstarken Unternehmen<br />
Schritt halten wollen und<br />
müssen.“<br />
Was aber nichts daran ändert,<br />
dass Banken der Bezirksvereinigung<br />
damit begonnen haben, mögliche<br />
Unwägbarkeiten einzupreisen:<br />
„Wenn jetzt auch noch die<br />
Konjunktur wirklich schwächer<br />
laufen würde, könnte uns das zusätzlich<br />
in Schwierigkeiten bringen“,<br />
erläutert Jürgen Fricke. Die<br />
global schwächer laufende Wirtschaft<br />
hinterlässt auch in Hohenlohe<br />
ihre Spuren.<br />
Deshalb geben sich die Genossen<br />
gerade bei Finanzierungen etwas<br />
vorsichtiger: „Wir prüfen verstärkt,<br />
ob ein Kreditnehmer die<br />
Belastungen auch bei höheren Zinsen<br />
tragen kann, um so das Risiko<br />
von überraschenden Ausfällen zu<br />
minimieren.“