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BLATTWERK AUSGABE No.10 – April bis Juni 2019

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Buch zum Stück<br />

„Messe für Eine“<br />

von Katharina Tiwald ist in der<br />

edition lexliszt 12 erschienen.<br />

Infos: www.lexliszt12.at<br />

FR., 12.4.<br />

20:00 Uhr<br />

MESSE FÜR EINE<br />

THEATERSTÜCK VON KATHARINA TIWALD<br />

Wiederaufnahme in neuer Gewandung <strong>–</strong><br />

12 Jahre danach<br />

Eintritt: AK € 18,<strong>–</strong> / VVK € 16,<strong>–</strong><br />

(ermäßigt AK € 16,<strong>–</strong> / VVK € 14,<strong>–</strong>)<br />

Eine Eigenproduktion des Offenen Hauses Oberwart in<br />

Zusammenarbeit mit der Theaterinitiative Burgenland 2007 / <strong>2019</strong><br />

Stücktext: Katharina Tiwald<br />

Szenische Einrichtung, Bühne und Regie: Peter Wagner<br />

Darstellerin: Katharina Tiwald<br />

Musik: Rainer Paul<br />

Licht: Alfred Masal<br />

Technik: Georg Müllner-Fang<br />

Eine Sprachorgie ist dieses Drama, voll Vitalität gegen die<br />

Todesmystik des Messopfers, wie die Autorin die kirchlich-sakrale<br />

Handlung empfindet. Sie sieht sich als Opfer<br />

eines falschen Christentums, das sich auf das Jenseits beruft,<br />

statt geradeaus auf den Menschen zu schauen.<br />

Diese Sichtweise entspricht zwar nicht der neueren, progressiven<br />

Theologie, wohl aber der Gottesaustreibung eines<br />

institutionellen Christentums. In der Kirche wird das<br />

göttliche Wort zwar zitiert, aber von kirchlichen Gebetsformeln,<br />

die, nach Empfinden der Autorin, den eigenen<br />

Machtanspruch durch die Anrufung eines Allmacht-Gottes<br />

legitimieren sollen, überlagert.<br />

„... Die junge österreichische Autorin Katharina Tiwald<br />

seziert in Form einer Messe-Performance ihre Stellung<br />

als Frau im real existierenden Katholizismus. Durch ihre<br />

blasphemische Aneignung der Liturgie als Instrument der<br />

Abrechnung erzeugt Tiwald eine verstörende Dialektik<br />

zwischen strenger Form und emotionsgeladenem Inhalt ...“<br />

(Fritz Ostermayer, FM4)<br />

WEITERE VORSTELLUNGEN:<br />

Sa., 13.4. * 20:00 Uhr<br />

So., 14.4. * 17:00 Uhr<br />

Genau da setzt die Textarbeit K. Tiwalds an. Sie befreit sich<br />

von der Sprachgewalt der liturgischen Formeln, indem sie<br />

die Sprache in Bewegung bringt, sich selbst und die rituellen<br />

Festschreibungen ihrer inneren Dynamik aussetzt,<br />

die eigenen Erfahrungen offen ausspricht. Eine Beichte<br />

gleichsam, Selbstentblößung <strong>–</strong> sie geht in einer Szene fast<br />

nackt über die Bühne <strong>–</strong>, die aber nie peinlich ist, weil eine<br />

starke poetische Sprache sie hält und trägt.<br />

Das literarische Potential der Autorin erlaubt ihr eine öffentliche<br />

Offenpaarung, nicht nur mit dem Geliebten, der<br />

sich durch sie (ihre Wandlungsworte, Transsubstantionskraft<br />

der göttlichen literarischen Sprache) gewandelt hat.<br />

Sie vereinigt sich, sprachlich-metaphorisch, auch mit den<br />

Zuschauern, auf die sie schaut, die sie mitmeint, wenn sie<br />

von sich spricht.<br />

Es ist eine Erbarmens-Sprache (Erbarme dich unserer Abwesenheit<br />

in der Liebe), die aus der Haut heraus will und es<br />

nicht kann, es aber dann doch Schritt für Schritt schafft.<br />

Dabei wird der Sprachrhythmus vom Regisseur in Gestik,<br />

Mimik und Bewegung der Protagonistin auf den Leib geschrieben<br />

(gelungene Offenpaarung beider).<br />

RAINER PAUL<br />

Komponist & Musiker<br />

Das heilige Evangelium<br />

nach Katharina ist eine<br />

persönliche Aneignung biblischer<br />

Erzählungen, geltend für sie selbst, ohne Anspruch<br />

auf Allgemeingültigkeit.<br />

Hätte die Sprache des Stückes die Liebe nicht, wäre es nichts.<br />

Hat es aber. Es ist ein dramatischer Liebesakt (Ich bin die<br />

Liebe und das Fehlen der Liebe), von Musik begleitet und<br />

konterkariert (von Rainer Paul in Adaption bekannter Melodien<br />

dargeboten). Wer aber in der Liebe ist, ist nach dem<br />

Johannesevangelium in Gott.<br />

Deshalb ist dieses Stück das Gegenteil von Blasphemie. Es<br />

ist, pointiert gesagt, die Umsetzung des göttlichen Willens,<br />

der ja nichts anderes will als den schöpferischen Menschen.<br />

In diesem Stück ist das Fleisch Wort geworden und wohnt<br />

unter uns.<br />

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