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land hinaus bekannten „Burgenländischen Tanztage“ entstanden.<br />
Vor allem aber gab es Veranstaltungen, bei denen wieder mehr<br />
Frauen als Akteurinnen und Künstlerinnen vertreten waren. Das<br />
war mir als Obfrau natürlich ein spezielles Anliegen.<br />
Man kann also sagen, dass sich das OHO am eigenen Schopf<br />
aus dem Schlamassel gezogen hat?<br />
Das kann man sicher sagen. Und es sind neue Blickwinkel und<br />
neue Ideen durch neue Leute ins OHO gekommen. Davon hat das<br />
OHO mit all seinen Beteiligten profitiert: neuer Vorstand, neue<br />
Geschäftsführung, neues Personal. Alles das hat einen Neustart<br />
begünstigt, der sich auch als tatsächlich nachhaltig erweisen sollte.<br />
Die Rückbesinnung auf Eigenproduktionen, die ja schon in den<br />
90ern gut funktioniert hatten, verbunden mit neuen Dispositionen<br />
hat uns letztlich auf einen guten Weg gebracht. Eigenproduktionen<br />
sind zwar aufwendig und kosten Geld, bringen aber Publikum und<br />
wirken nachhaltig in der Region. Das sind auch jene Projekte, die<br />
man in ganz Österreich vom OHO wahrnimmt. Das OHO hat vor<br />
einigen Jahren den Österreichischen Kunstpreis erhalten und kurz<br />
darauf den Bank Austria Kunstpreis <strong>–</strong> zwei sehr renommierte Preise<br />
in Österreich. Das kommt nicht von ungefähr. Was nicht funktioniert<br />
<strong>–</strong> und das hat auch die Zeit vor 2004 gezeigt <strong>–</strong>, ist, fertige<br />
Produktionen ins OHO zu holen, die sich das Publikum anhören<br />
oder anschauen soll. Produktionen, wie sie etwa Tourneetheater<br />
anbieten, erwartet man in einem Kulturzentrum, nicht aber in<br />
einem zeitgenössischen Kunsthaus wie dem OHO. Kabarett bildet<br />
da noch eine Ausnahme, wobei das OHO den Nachteil hat, mit<br />
gut 200 Besuchern ausgelastet zu sein. Kabarettisten haben ihren<br />
Preis (zu Recht), nur bleibt dem OHO nichts dabei übrig.<br />
Nehmen wir das Beispiel Musik her: Rock- oder Popbands aus der<br />
Region waren im OHO immer gut aufgehoben. Ein Toni Stricker<br />
hatte im OHO nicht einmal zehn Besucher und war stinksauer.<br />
Egal ob Theater, Kabarett oder Musik: Am Ende ist es immer eine<br />
Grundsatzentscheidung <strong>–</strong> wie möchte ich das Haus positionieren<br />
und welchen Mix strebe ich an. Auch wenn diverse Fördergeber immer<br />
wieder mit Ratschlägen gekommen sind, macht dies oder das,<br />
weil dann kommt mehr Publikum … das kann man so nicht sagen.<br />
Es wird <strong>bis</strong> zu einem gewissen Grad immer ein Geheimnis bleiben,<br />
warum wann welche Leute in welcher Anzahl kommen. Ich glaube,<br />
mit dieser Thematik müssen prinzipiell alle Veranstaltungshäuser,<br />
auch wenn sie im Kultur- und Kunstbereich breit<br />
aufgestellt sind, leben.<br />
dass es sich bei den Förderungen seitens der öffentlichen Hand<br />
um ihr privates Geld handelt. Das war etwas, was ich <strong>–</strong> als Unternehmerin<br />
<strong>–</strong> nicht gewohnt war und irgendwann auch nicht<br />
mehr wollte. Diese Abhängigkeit von willkürlichen Entscheidungen<br />
und komischen Auflagen <strong>–</strong> so darf man für die Bundesförderung<br />
z. B. nur Künstlergagen abrechnen, aber nicht die Heizung für die<br />
Künstlergarderobe <strong>–</strong> macht alles auf Dauer mühsam. Dass man<br />
irgendwann sagt, also ehrenamtlich möchte ich das nicht mehr,<br />
verwundert dann nicht. Es wird einen Sinn haben, warum man von<br />
Zeit zu Zeit die Vereinsverantwortlichen wechseln muss. Gerade<br />
beim OHO ist es so, dass man als Obfrau viel beim Programm mitarbeiten<br />
muss. Es wird erwartet und ist auch nötig, dass du viel mit<br />
Fördergebern verhandelst, dass man sich Hearings stellt, dass man<br />
bei Veranstaltungen anwesend ist, weil man ja das Gesicht des<br />
Vereins nach außen ist. Und so wie das halt bei uns im Burgenland<br />
ist: Es sind ja nie alle deine Mitstreiter vor Ort. Viele sind in Wien<br />
und nur am Wochenende da. Ich war vor Ort und musste also die<br />
ganze Zeit als Ansprechpartnerin verfügbar sein. Und wenn man<br />
viel Programm macht, dann wird es einem irgendwann einmal zu<br />
viel. Man darf den Zeitpunkt nicht übersehen, wo man übergibt,<br />
sonst verliert man die Freude, und möglicherweise überträgt sich<br />
das dann auf alle anderen.<br />
Würdest du trotzdem mit einem positiven Gefühl auf diese<br />
Zeit zurückblicken?<br />
Unbedingt. Ich habe viel gelernt. Ich konnte persönlich wachsen<br />
und reifer werden. Das wäre ohne die Arbeit im OHO so nicht<br />
passiert. Ich war damals 30 Jahre alt, als ich die Obfrauschaft<br />
übernommen hab. Ich hab auch für meinen Beruf gelernt, zum<br />
Beispiel wie man Veranstaltungen plant und organisiert. Und ich<br />
konnte mich auch als Künstlerin finden und weiterentwickeln. Für<br />
diese Zeit werde ich dem OHO und all den Leuten, mit denen ich<br />
dort zusammenarbeiten durfte, immer dankbar sein.<br />
Ein würdiger Abschluss des zweiten Lebensjahrzehnts des OHO <strong>–</strong> der<br />
„Kultursilvester“: Am 31. Dezember 2008 geht die Uraufführung von<br />
Clemens Bergers „Und jetzt“ mit einem zünftigen Fest über die Bühne.<br />
Eveline Rabold ist als Mitwirkende vertreten. Ihre Obfrauschaft währt<br />
noch <strong>bis</strong> 2010.<br />
Ehrenamtliche Tätigkeit ist anstrengend und<br />
kann auslaugen. War das dann 2010 der Grund,<br />
warum du aufgehört hast? Wie ist es dir als<br />
Obfrau und Unternehmerin mit der Doppelbelastung<br />
gegangen?<br />
Gerade weil ich Unternehmerin bin, ist mir das mit<br />
der Verantwortung nicht schwergefallen. Ich bin<br />
eher der Typ: Wenn Verantwortung zu übernehmen<br />
ist, dann übernehme ich sie. Dabei hat mir<br />
die Erfahrung als Selbstständige sehr geholfen. Ich<br />
habe im OHO aber auch einiges dazugelernt. Die<br />
ehrenamtliche Tätigkeit laugt natürlich aus, weil<br />
man ständig gefordert ist und weil das Haus nie so<br />
finanziert ist, dass man sich zurücklehnen könnte.<br />
Womit ich mich schwer getan habe, waren die<br />
Verhandlungen mit Politikern und Beamten, weil<br />
man sich vor denen ständig rechtfertigen musste.<br />
Sie konnten einem mitunter das Gefühl geben,<br />
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