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BLATTWERK AUSGABE No.10 – April bis Juni 2019

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land hinaus bekannten „Burgenländischen Tanztage“ entstanden.<br />

Vor allem aber gab es Veranstaltungen, bei denen wieder mehr<br />

Frauen als Akteurinnen und Künstlerinnen vertreten waren. Das<br />

war mir als Obfrau natürlich ein spezielles Anliegen.<br />

Man kann also sagen, dass sich das OHO am eigenen Schopf<br />

aus dem Schlamassel gezogen hat?<br />

Das kann man sicher sagen. Und es sind neue Blickwinkel und<br />

neue Ideen durch neue Leute ins OHO gekommen. Davon hat das<br />

OHO mit all seinen Beteiligten profitiert: neuer Vorstand, neue<br />

Geschäftsführung, neues Personal. Alles das hat einen Neustart<br />

begünstigt, der sich auch als tatsächlich nachhaltig erweisen sollte.<br />

Die Rückbesinnung auf Eigenproduktionen, die ja schon in den<br />

90ern gut funktioniert hatten, verbunden mit neuen Dispositionen<br />

hat uns letztlich auf einen guten Weg gebracht. Eigenproduktionen<br />

sind zwar aufwendig und kosten Geld, bringen aber Publikum und<br />

wirken nachhaltig in der Region. Das sind auch jene Projekte, die<br />

man in ganz Österreich vom OHO wahrnimmt. Das OHO hat vor<br />

einigen Jahren den Österreichischen Kunstpreis erhalten und kurz<br />

darauf den Bank Austria Kunstpreis <strong>–</strong> zwei sehr renommierte Preise<br />

in Österreich. Das kommt nicht von ungefähr. Was nicht funktioniert<br />

<strong>–</strong> und das hat auch die Zeit vor 2004 gezeigt <strong>–</strong>, ist, fertige<br />

Produktionen ins OHO zu holen, die sich das Publikum anhören<br />

oder anschauen soll. Produktionen, wie sie etwa Tourneetheater<br />

anbieten, erwartet man in einem Kulturzentrum, nicht aber in<br />

einem zeitgenössischen Kunsthaus wie dem OHO. Kabarett bildet<br />

da noch eine Ausnahme, wobei das OHO den Nachteil hat, mit<br />

gut 200 Besuchern ausgelastet zu sein. Kabarettisten haben ihren<br />

Preis (zu Recht), nur bleibt dem OHO nichts dabei übrig.<br />

Nehmen wir das Beispiel Musik her: Rock- oder Popbands aus der<br />

Region waren im OHO immer gut aufgehoben. Ein Toni Stricker<br />

hatte im OHO nicht einmal zehn Besucher und war stinksauer.<br />

Egal ob Theater, Kabarett oder Musik: Am Ende ist es immer eine<br />

Grundsatzentscheidung <strong>–</strong> wie möchte ich das Haus positionieren<br />

und welchen Mix strebe ich an. Auch wenn diverse Fördergeber immer<br />

wieder mit Ratschlägen gekommen sind, macht dies oder das,<br />

weil dann kommt mehr Publikum … das kann man so nicht sagen.<br />

Es wird <strong>bis</strong> zu einem gewissen Grad immer ein Geheimnis bleiben,<br />

warum wann welche Leute in welcher Anzahl kommen. Ich glaube,<br />

mit dieser Thematik müssen prinzipiell alle Veranstaltungshäuser,<br />

auch wenn sie im Kultur- und Kunstbereich breit<br />

aufgestellt sind, leben.<br />

dass es sich bei den Förderungen seitens der öffentlichen Hand<br />

um ihr privates Geld handelt. Das war etwas, was ich <strong>–</strong> als Unternehmerin<br />

<strong>–</strong> nicht gewohnt war und irgendwann auch nicht<br />

mehr wollte. Diese Abhängigkeit von willkürlichen Entscheidungen<br />

und komischen Auflagen <strong>–</strong> so darf man für die Bundesförderung<br />

z. B. nur Künstlergagen abrechnen, aber nicht die Heizung für die<br />

Künstlergarderobe <strong>–</strong> macht alles auf Dauer mühsam. Dass man<br />

irgendwann sagt, also ehrenamtlich möchte ich das nicht mehr,<br />

verwundert dann nicht. Es wird einen Sinn haben, warum man von<br />

Zeit zu Zeit die Vereinsverantwortlichen wechseln muss. Gerade<br />

beim OHO ist es so, dass man als Obfrau viel beim Programm mitarbeiten<br />

muss. Es wird erwartet und ist auch nötig, dass du viel mit<br />

Fördergebern verhandelst, dass man sich Hearings stellt, dass man<br />

bei Veranstaltungen anwesend ist, weil man ja das Gesicht des<br />

Vereins nach außen ist. Und so wie das halt bei uns im Burgenland<br />

ist: Es sind ja nie alle deine Mitstreiter vor Ort. Viele sind in Wien<br />

und nur am Wochenende da. Ich war vor Ort und musste also die<br />

ganze Zeit als Ansprechpartnerin verfügbar sein. Und wenn man<br />

viel Programm macht, dann wird es einem irgendwann einmal zu<br />

viel. Man darf den Zeitpunkt nicht übersehen, wo man übergibt,<br />

sonst verliert man die Freude, und möglicherweise überträgt sich<br />

das dann auf alle anderen.<br />

Würdest du trotzdem mit einem positiven Gefühl auf diese<br />

Zeit zurückblicken?<br />

Unbedingt. Ich habe viel gelernt. Ich konnte persönlich wachsen<br />

und reifer werden. Das wäre ohne die Arbeit im OHO so nicht<br />

passiert. Ich war damals 30 Jahre alt, als ich die Obfrauschaft<br />

übernommen hab. Ich hab auch für meinen Beruf gelernt, zum<br />

Beispiel wie man Veranstaltungen plant und organisiert. Und ich<br />

konnte mich auch als Künstlerin finden und weiterentwickeln. Für<br />

diese Zeit werde ich dem OHO und all den Leuten, mit denen ich<br />

dort zusammenarbeiten durfte, immer dankbar sein.<br />

Ein würdiger Abschluss des zweiten Lebensjahrzehnts des OHO <strong>–</strong> der<br />

„Kultursilvester“: Am 31. Dezember 2008 geht die Uraufführung von<br />

Clemens Bergers „Und jetzt“ mit einem zünftigen Fest über die Bühne.<br />

Eveline Rabold ist als Mitwirkende vertreten. Ihre Obfrauschaft währt<br />

noch <strong>bis</strong> 2010.<br />

Ehrenamtliche Tätigkeit ist anstrengend und<br />

kann auslaugen. War das dann 2010 der Grund,<br />

warum du aufgehört hast? Wie ist es dir als<br />

Obfrau und Unternehmerin mit der Doppelbelastung<br />

gegangen?<br />

Gerade weil ich Unternehmerin bin, ist mir das mit<br />

der Verantwortung nicht schwergefallen. Ich bin<br />

eher der Typ: Wenn Verantwortung zu übernehmen<br />

ist, dann übernehme ich sie. Dabei hat mir<br />

die Erfahrung als Selbstständige sehr geholfen. Ich<br />

habe im OHO aber auch einiges dazugelernt. Die<br />

ehrenamtliche Tätigkeit laugt natürlich aus, weil<br />

man ständig gefordert ist und weil das Haus nie so<br />

finanziert ist, dass man sich zurücklehnen könnte.<br />

Womit ich mich schwer getan habe, waren die<br />

Verhandlungen mit Politikern und Beamten, weil<br />

man sich vor denen ständig rechtfertigen musste.<br />

Sie konnten einem mitunter das Gefühl geben,<br />

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