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BLATTWERK AUSGABE No.10 – April bis Juni 2019

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ORT DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

Mit diesem Engagement hat das OHO nicht nur in der Öffentlichkeit<br />

Spuren hinterlassen, sondern entscheidende<br />

Akzente im (Schriftsteller-)Leben einiger Autorinnen und<br />

Autoren gesetzt. Clemens Berger: „Das OHO war für mich<br />

ungemein wichtig, als ein Ort, an dem man Menschen traf,<br />

die ähnlich dachten und an Ähnlichem interessiert waren,<br />

der einen Ruf hatte, der mich nicht abschreckte, sondern<br />

anzog, und vor allem wurde mir in diesem Haus die Gelegenheit<br />

geboten, meine ersten Texte vorzustellen und<br />

meine ersten Ideen auszuprobieren.“ Woran er sich am<br />

stärksten erinnert, wenn er ans OHO denkt: „An die langen<br />

Nächte, Diskussionen, das Pläneschmieden in der Bar oder<br />

im Garten. Das gemeinsame Zerren an einem Strang.“ Über<br />

die große Bedeutung des OHO für die eigene Entwicklung<br />

sind sich diese Autoren einig. Auch Katharina Tiwald teilt<br />

Bergers Einschätzung: „Ohne OHO wäre mein Weg völlig<br />

anders verlaufen, vor allem hätte ich niemals so eine<br />

,hands-on‘-Erfahrung machen können. Ab Stück 2 war ich,<br />

da schauspielernd, in die Produktion involviert, bei Stück<br />

3 auch in den gesamten Antragstellungsprozess; es war<br />

wie in eine intensive Lehre zu gehen. Andere studieren in<br />

Leipzig an der Literaturschule oder in Wien an der Angewandten<br />

<strong>–</strong> ich hab im OHO ,studiert‘, learning by doing.“<br />

Tiwald betont die Funktion der Institution als öffentlicher<br />

Ort: „Ich bin zu spät geboren, als dass ich noch wüsste, wie<br />

es war, als es im Burgenland ein öffentliches Leben gab.<br />

Handwerker, die ihre Läden betrieben haben. Leute, die<br />

sich tatsächlich im öffentlichen Raum aufgehalten haben<br />

und einander begegnet sind. Kinos und Fernsehereignisse<br />

im Gasthaus. Zuerst hat das Fernsehen-für-jeden das angeknackst,<br />

das Internet hat diesem Leben überhaupt den<br />

Garaus gemacht. Das OHO hingegen ist so ein Ort. Hier<br />

entstehen Öffentlichkeit, Begegnung, Diskussion.“<br />

STEFAN HORVATH<br />

BEGEGNUNG ZWISCHEN EINEM<br />

ENGEL UND EINEM ZIGEUNER<br />

VON STEFAN HORVATH, 2005<br />

DAS SCHWEIGEN BRECHEN<br />

Stefan Horvath brachte der Schmerz über den Tod seines<br />

Sohnes zum Schreiben. Dieser starb in der Nacht vom 4.<br />

auf den 5. Februar 1995 durch die Rohrbombe von Franz<br />

Fuchs. „Der Standard“ dazu: „In Stefan Horvath aber ist, im<br />

Angesicht der vier sternförmig auseinandergewuchteten,<br />

grässlich verstümmelten Toten, darunter sein Sohn, der<br />

27-jährige Peter Sarközi, etwas gebrochen und damit aufgebrochen,<br />

das nicht allein sein eigenes Leben beherrscht<br />

hatte: das Schweigen. Seither redet er ... Mehr noch: Er<br />

schreibt.“ Horvath erlebte damals das OHO zuerst als eine<br />

Anlaufstelle: „Das OHO hat eine ganz wichtige Rolle in meinem<br />

Leben gespielt. Unter Horst Horvath als Geschäftsführer<br />

hat das OHO im Zuge des Attentats eine große Präsenz<br />

bekommen. Es war die einzige Anlaufstelle im Burgenland<br />

und eigentlich in ganz Österreich, als dieses tragische Ereignis<br />

passierte. Das OHO hat da eine besondere Rolle<br />

gespielt, was ich am Anfang nicht so gesehen habe. Ich<br />

war völlig geschockt, aber später bin ich hingegangen und<br />

UND JETZT<br />

VON CLEMENS BERGER, 2008<br />

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