Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ORT DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
Mit diesem Engagement hat das OHO nicht nur in der Öffentlichkeit<br />
Spuren hinterlassen, sondern entscheidende<br />
Akzente im (Schriftsteller-)Leben einiger Autorinnen und<br />
Autoren gesetzt. Clemens Berger: „Das OHO war für mich<br />
ungemein wichtig, als ein Ort, an dem man Menschen traf,<br />
die ähnlich dachten und an Ähnlichem interessiert waren,<br />
der einen Ruf hatte, der mich nicht abschreckte, sondern<br />
anzog, und vor allem wurde mir in diesem Haus die Gelegenheit<br />
geboten, meine ersten Texte vorzustellen und<br />
meine ersten Ideen auszuprobieren.“ Woran er sich am<br />
stärksten erinnert, wenn er ans OHO denkt: „An die langen<br />
Nächte, Diskussionen, das Pläneschmieden in der Bar oder<br />
im Garten. Das gemeinsame Zerren an einem Strang.“ Über<br />
die große Bedeutung des OHO für die eigene Entwicklung<br />
sind sich diese Autoren einig. Auch Katharina Tiwald teilt<br />
Bergers Einschätzung: „Ohne OHO wäre mein Weg völlig<br />
anders verlaufen, vor allem hätte ich niemals so eine<br />
,hands-on‘-Erfahrung machen können. Ab Stück 2 war ich,<br />
da schauspielernd, in die Produktion involviert, bei Stück<br />
3 auch in den gesamten Antragstellungsprozess; es war<br />
wie in eine intensive Lehre zu gehen. Andere studieren in<br />
Leipzig an der Literaturschule oder in Wien an der Angewandten<br />
<strong>–</strong> ich hab im OHO ,studiert‘, learning by doing.“<br />
Tiwald betont die Funktion der Institution als öffentlicher<br />
Ort: „Ich bin zu spät geboren, als dass ich noch wüsste, wie<br />
es war, als es im Burgenland ein öffentliches Leben gab.<br />
Handwerker, die ihre Läden betrieben haben. Leute, die<br />
sich tatsächlich im öffentlichen Raum aufgehalten haben<br />
und einander begegnet sind. Kinos und Fernsehereignisse<br />
im Gasthaus. Zuerst hat das Fernsehen-für-jeden das angeknackst,<br />
das Internet hat diesem Leben überhaupt den<br />
Garaus gemacht. Das OHO hingegen ist so ein Ort. Hier<br />
entstehen Öffentlichkeit, Begegnung, Diskussion.“<br />
STEFAN HORVATH<br />
BEGEGNUNG ZWISCHEN EINEM<br />
ENGEL UND EINEM ZIGEUNER<br />
VON STEFAN HORVATH, 2005<br />
DAS SCHWEIGEN BRECHEN<br />
Stefan Horvath brachte der Schmerz über den Tod seines<br />
Sohnes zum Schreiben. Dieser starb in der Nacht vom 4.<br />
auf den 5. Februar 1995 durch die Rohrbombe von Franz<br />
Fuchs. „Der Standard“ dazu: „In Stefan Horvath aber ist, im<br />
Angesicht der vier sternförmig auseinandergewuchteten,<br />
grässlich verstümmelten Toten, darunter sein Sohn, der<br />
27-jährige Peter Sarközi, etwas gebrochen und damit aufgebrochen,<br />
das nicht allein sein eigenes Leben beherrscht<br />
hatte: das Schweigen. Seither redet er ... Mehr noch: Er<br />
schreibt.“ Horvath erlebte damals das OHO zuerst als eine<br />
Anlaufstelle: „Das OHO hat eine ganz wichtige Rolle in meinem<br />
Leben gespielt. Unter Horst Horvath als Geschäftsführer<br />
hat das OHO im Zuge des Attentats eine große Präsenz<br />
bekommen. Es war die einzige Anlaufstelle im Burgenland<br />
und eigentlich in ganz Österreich, als dieses tragische Ereignis<br />
passierte. Das OHO hat da eine besondere Rolle<br />
gespielt, was ich am Anfang nicht so gesehen habe. Ich<br />
war völlig geschockt, aber später bin ich hingegangen und<br />
UND JETZT<br />
VON CLEMENS BERGER, 2008<br />
39