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The Red Bulletin Mai 2019

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H E R O E S<br />

Milla Jovovich<br />

ROLE MODEL<br />

Wenn es in Hollywood darum geht, eine weibliche<br />

Action-Rolle zu besetzen, steht ein Name ganz oben<br />

auf der Liste: der von Milla Jovovich. Im Interview<br />

erklärt die vielbegabte 43-Jährige, woraus sie<br />

die Kraft zieht, die sie auf der Leinwand ausstrahlt.<br />

<strong>The</strong> red bulletin: In<br />

deinen Filmen lässt<br />

du’s gerne ordentlich<br />

krachen – zuletzt in der<br />

Comic-Verfilmung „Hellboy“,<br />

in der du eine mächtige Hexe<br />

spielst. Verbindet dich etwas<br />

mit diesen Filmfiguren?<br />

milla jovovich: Die Frage<br />

habe ich mir viele Jahre auch<br />

gestellt. Denn diese Frauen inspirieren<br />

mich so. Ich glaube<br />

sogar, dass diese Rollen und<br />

Filme zu mir gefunden haben,<br />

weil sie etwas ganz Bestimmtes<br />

in mir ansprechen. Also ja,<br />

sie sind Teil meiner Persönlichkeit<br />

– mal abgesehen davon,<br />

dass ich keine übernatürlichen<br />

Kräfte besitze.<br />

„Sport und gesunde<br />

Ernährung: Ich fühlte mich<br />

wie eine Superheldin.“<br />

Was hat diese Persönlichkeit<br />

geformt?<br />

Ich war immer von starken<br />

Frauen umgeben – allen voran<br />

meine Mutter. Ich habe oft<br />

miterlebt, wie zwischen ihr<br />

und meinem Vater die Fetzen<br />

flogen. Aber diese Auseinandersetzungen<br />

schwächten sie<br />

nicht, sie machten sie stärker!<br />

Weil sie immer hundert ­<br />

prozentig zu dem stand, woran<br />

sie glaubte.<br />

Deine Power liegt also in<br />

den Genen?<br />

Ja und nein. Als Teenager<br />

neigte ich zu Depressionen.<br />

Ich war ein Migrantenkind<br />

aus der Sowjetunion, fühlte<br />

mich minderwertig im Vergleich<br />

zu den wohlhabenden<br />

Mittelstandskids in meiner<br />

Schule. Die konnten sich Dinge<br />

leisten, die mir unerreichbar<br />

erschienen. Aus dieser<br />

Situation musste ich einen<br />

Ausweg finden – den fand ich<br />

in meiner Arbeit. Auf der Leinwand,<br />

in der Musik, beim Modeln<br />

konnte ich meine Gefühle<br />

rauslassen. Das gab mir Kraft.<br />

Wie erhältst du diese Kraft<br />

aufrecht?<br />

Im letzten Jahr fing ich an,<br />

fünfmal pro Woche zu trainieren<br />

und mich intensiver mit<br />

dem <strong>The</strong>ma Ernährung zu<br />

beschäftigen. Nach ein paar<br />

Monaten Sport und gutem<br />

Essen fühlte ich mich so<br />

viel glücklicher und energiegeladener.<br />

Tatsächlich kam ich<br />

mir dank dieser Selbstdisziplin<br />

und der ganzen Endor phine<br />

schon fast so vor wie die Charaktere,<br />

die ich spielte. Es ist<br />

aber in erster Linie eine Frage<br />

der Einstellung.<br />

Inwiefern?<br />

Wenn ich meine Gesundheit<br />

wertschätze, dann schätze ich<br />

mich selbst. Ich zeige meinem<br />

Körper und meinem Geist<br />

Respekt, indem ich etwas für<br />

sie tue, anstatt mich mit Junkfood,<br />

Zigaretten oder Alkohol<br />

kaputtzumachen. Das ist eine<br />

wahrhaft magische Erfahrung.<br />

Du hast zwei Töchter, elf<br />

und vier Jahre alt. Teilst du<br />

mit ihnen deine Einsichten?<br />

Klar. Aber es geht auch darum,<br />

sie zu respektieren. In meiner<br />

Generation als osteuropäisches<br />

Kind hatte ich nichts zu<br />

sagen. Ich habe gemacht, was<br />

mir meine Eltern vorschrieben.<br />

Jetzt respektieren wir Kinder<br />

schon von klein an. Das beginnt<br />

mit einfachen Dingen:<br />

„Was möchtest du zum Abendessen?“;<br />

„Was für ein Kleid<br />

willst du heute anziehen?“ Der<br />

Effekt ist riesig. So fühlen sich<br />

die Kinder stärker, weil sie ihr<br />

Leben mitbestimmen können.<br />

Stärke gewinnt man also,<br />

indem man sein Schicksal<br />

selbst in die Hand nimmt?<br />

Definitiv ja. Jeder ist stark,<br />

wenn er es sein muss. Du<br />

malst dir etwas aus und<br />

denkst: „Das würde ich nie<br />

über leben.“ Dann passiert<br />

plötzlich etwas Unerwartetes,<br />

und du stellst dich der Herausforderung.<br />

Weil du musst.<br />

Zum Beispiel?<br />

Bist du schon mal mitten auf<br />

der Straße stehengeblieben,<br />

um einen streunenden Hund<br />

einzufangen? Um drei Uhr<br />

morgens?! Einmal rettete ich<br />

zwei Hunde, die gerade eine<br />

Kontroverse mit einem Stinktier<br />

hatten. Stell dir diesen Geruch<br />

vor! Sich da einmischen,<br />

das nenne ich Stärke.<br />

„Hellboy – Call of Darkness“<br />

läuft ab 12. April im Kino.<br />

AARON RICHTER/CONTOUR BY GETTY IMAGES RÜDIGER STURM<br />

48 THE RED BULLETIN

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