VON DER ANDEREN SEITE GESEHEN Als mich Rainer Mennicken vor einem Jahr fragte, ob ich Lust hätte, für die <strong>Internationale</strong>n <strong>Gluck</strong>-<strong>Festspiele</strong> ein Projekt über Eurydike und Orpheus zu machen, also eigentlich eher über Eurydike als über Orpheus, habe ich spontan „Ja“ gesagt, ohne zu wissen, worauf ich mich einlasse... Der Rahmen stand schnell fest: ein literarisch-musikalischer Abend. Béatrice Kahl, die Pianistin, mit der ich seit ein paar Jahren erfolgreich zusammenarbeite, war auch sofort im Boot, und unsere gemeinsame Reise begann. Annäherung an den Mythos Ich kannte die Oper von <strong>Gluck</strong>, den Film Orfeu Negro von Marcel Camus, die Operette Orpheus in der Unterwelt von Jacques Offenbach, ich erinnerte mich an die betreffende Stelle in den Metamorphosen des Ovid und an ein paar Gedichte, die Eurydike und Orpheus zum Thema haben. Doch schon bevor ich anfing, tiefer in die Thematik einzudringen, spukte mir immer wieder eine Frage im Kopf herum: Warum hat Orpheus sich umgedreht? Obwohl er wusste, was passieren würde, hat er sich nach ihr umgedreht!!! WARUM? Ist es wirklich nur der „Blick voll Liebe und Verlangen“? Angelo Poliziano lässt in seinem 1480 geschriebenen Drama Die Tragödie des Orpheus den Helden sagen: „Wer ist’s, von dem die Liebenden Gesetz empfangen?/Muß nicht Vergebung kommen/für einen Blick voll Liebe und Verlangen?/Nachdem mir meine Freude nun genommen,/in Schmerz sich kehrte, muß ich es denn wagen,/den Tod ein zweites Mal um sie zu fragen.“ EURYDIKE & ORPHEUS Ein literarisch-musikalischer Abend mit Elke Wollmann und Béatrice Kahl Do, 4. Juli, 20 Uhr, Tafelhalle Nürnberg GLUCKWerkstatt, Theatercafé So, 7. Juli, 19.30 Uhr, Wenzelschloss Lauf, Kaisersaal Mi, 10. Juli, 19.30 Uhr, Aula des Willibald-<strong>Gluck</strong> Gymnasiums Neumarkt Orpheus will also bei Poliziano die Götter zum zweiten Mal „fragen“, ob Eurydike nicht ins Leben zurückkehren könne. Warum folgt er ihr nicht einfach? Wenn er wirklich nicht ohne sie leben kann, könnte er sich doch für den Selbstmord entscheiden… Warum ist das für ihn keine Alternative? Diese Fragen stellte ich mir, als ich das Symposion von Platon entdeckte. In seinem Werk in Dialogform lässt Platon die Orpheus-Geschichte durch Phaidros kommentieren: „Den Orpheus aber, den Sohn des Diagros, schickten sie unverrichteter Sache aus der Unterwelt zurück, indem sie nur die Erscheinung der Frau ihm zeigten, um deretwillen er gekommen war, nicht aber sie selbst ihm gaben, weil er ihnen zu weichlich zu sein schien wie ein Spielmann und nicht das Herz zu haben, der Liebe wegen zu sterben wie Alcestis, sondern sich lieber ausgedacht hatte, lebend in die Unterwelt einzugehen.“ Ein 2400 Jahre alter Text gab mir eine einfache Antwort! Aber war Orpheus für eine so folgenschwere Entscheidung tatsäch- 64
Béatrice Kahl und Elke Wollmann 65
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