Pack & Log 04/2019
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Kunststoff Aktuell Design / Druck<br />
Maschinen<br />
SMART Automation<br />
>> und die Verschlusskappe aus Polypropylen.<br />
Auch hier ist die eingearbeitete Barriere<br />
aus EVOH und liegt anteilsmäßig deutlich<br />
unter 5 %. Dadurch besteht die Möglichkeit,<br />
diese Verpackung vollumfänglich als Polypropylen<br />
zu recyclieren und dem Stoffstrom<br />
wieder zuzuführen.<br />
Also, alles bestens: Die Laminattuben können<br />
recycliert werden …<br />
Hofer: … so einfach ist es leider nicht.<br />
Prinzipiell kann man zwar die Laminattube<br />
in der Kunststoffsammlung entsorgen, aber<br />
es existieren innerhalb der Kunststoffsammlung<br />
bis dato keine separaten Stoffströme<br />
für PE und PP. Würde es diese Enstorgungswege<br />
geben, könnte auch die Laminattube<br />
ordnungsgemäß recycliert werden. Wir als<br />
Hersteller haben darauf aber wenig Einfluss.<br />
Das Material ist grundsätzlich dafür geeignet.<br />
Damit haben wir die Anforderungen des neuen<br />
Verpackungsgesetzes erst einmal erfüllt.<br />
Allerdings sind Polyethylen und Polypropylen<br />
Kunststoffe, die einem Downcycling unterliegen.<br />
Daher muss man erst einmal bewerten,<br />
ob es überhaupt Sinn macht, aus einer PE-<br />
Laminattube eine recyclierte PE-Laminattube<br />
zu machen. Es kann auch durchaus sein, dass<br />
in diesem Fall das Recycling, selbst unter<br />
dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit, nicht<br />
sinnvoll ist.<br />
Wie wirkt sich das Downgrading aus?<br />
Schreder: Es verursacht Schlieren und<br />
Stippen im Kunststoff. Er ist optisch nicht<br />
Verfügt die Tube z.B. über eine ABL-Barriere<br />
(Aluminium-Barriere-Laminate)<br />
ist das Material nicht mehr homogen<br />
und das Recycling nicht möglich.<br />
Katharina Schreder,<br />
Produktmanagement Pirlo Tubes GmbH<br />
mehr perfekt. Eine recyclierte Laminattube<br />
sieht einfach nicht so gut aus wie eine aus<br />
Primärkunststoff. Denn im Endeffekt geht es<br />
um den Endverbraucher: Kann er mit diesen<br />
optischen Mängeln leben? Diese Diskussion<br />
muss erst geführt werden. Im Moment ist es<br />
so, dass uns von unseren Folienlieferanten gar<br />
keine recyclierten Folien angeboten werden.<br />
Weiters muss natürlich beachtet werden, in<br />
welchem Bereich die Kunststofftube eingesetzt<br />
wird. In der Lebensmittel- und Pharmaindustrie<br />
ist der Anspruch an die Hygiene<br />
und damit Reinheit des Materials wesentlich<br />
höher als in anderen Branchen. Der Einsatz<br />
von Primärkunststoff und Barrieren ist hier<br />
unumgänglich.<br />
Und die Alternative zum Kunststoffrecycling<br />
…<br />
Hofer: … ist die thermische Verwertung.<br />
Ich weiß, das Verbrennen von Kunststoffverpackungen<br />
ist in der öffentlichen Darstellung<br />
ein großes Problem. Es wird nicht recycelt,<br />
es wird verbrannt – sozusagen die ultimative<br />
Einwegvariante. Aber wie sieht die Realität<br />
aus: Heute gewinnt man aus der Müllverbrennung<br />
Energie. Nur als Beispiel: Die<br />
Müllverbrennungsanlagen von Wien Energie<br />
verwerten jährlich rund 900.000 Tonnen<br />
Abfall, Sondermüll und Klärschlamm. Die<br />
dabei gewonnene Wärmeenergie – rund 1,5<br />
Millionen Megawattstunden pro Jahr – wird<br />
ganzjährig in das Fernwärmenetz eingespeist.<br />
Ohne den hohen Heizwert von Kunststoff im<br />
Restmüll müsste man vermehrt auf endliche<br />
Primärrohstoffe (Öl, Erdgas) zum Anheizen<br />
der Müllverbrennungsanlagen zurückgreifen.<br />
Also auch hier leistet Kunststoff, als Substitut,<br />
einen wertvollen Beitrag!<br />
Ist nun das Recycling von Kunststoff Unsinn?<br />
Hofer: Nein! Wir sind nicht gegen Recycling.<br />
Recycling hilft Rohstoffe einzusparen<br />
– wenn entsprechend gesammelt wird, um<br />
daraus wieder etwas „Neues“ zu erschaffen.<br />
Im Prinzip gilt: Man muss vermeiden, wo<br />
man vermeiden kann. Man muss wiederverwerten,<br />
wo man wiederverwerten kann. Und<br />
wenn man das nicht kann, dann muss man<br />
sich einer der sonstigen Verwertungsmöglichkeiten<br />
zuwenden, z.B. der thermischen.<br />
Aber vor allem muss wert- und vorurteilsfrei<br />
entschieden werden, welche Variante die<br />
nachhaltigste ist. Im Moment wird jedoch<br />
alles dem Dogma des Recyclings untergeordnet.<br />
Und das ist nicht der richtige Weg.<br />
Denn Recycling wird derzeit in erster Linie<br />
als Instrument zum „Greenwashing“ missbraucht.<br />
Es hilft auch nichts, wenn einzelne<br />
Branchen Design-Richtlinien herausgeben,<br />
die eigentlich die Vernunft aus dem Thema<br />
Nachhaltigkeit herausnehmen und damit<br />
Themen wie Rohstoffoptimierung und Müllvermeidung<br />
ad absurdum führen. Und diese<br />
Diskussion wird derzeit unter verschiedenen<br />
Überschriften wie „Circular <strong>Pack</strong>aging Design“,<br />
„Design for Recycling“ o. ä. geführt.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.